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Because I Love You

von

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Hit Me Like a Bullet

„Das war also deine geheimnisvolle Freundin, die du immer vor mir verstecken wolltest.“

Valentin fing den Tritt ab und brachte Lucian aus dem Gleichgewicht. Sie hatten bereits den gesamten Nachmittag mit Nahkampfübungen verbracht und nicht eine Pause eingelegt. Valentin blockte den Fausthieb und warf sich seinen Parabatai problemlos über die Schulter. Lucian wirbelte eine ganze Menge Staub auf und hustete, als ihm der Aufprall die Luft aus den Lungen presste. Mühsam stand er wieder auf und rang nach Luft. Valentin reichte ihm die Wasserflasche, die er nicht einmal mehr richtig festhalten konnte, weil seine Hände unaufhörlich zitterten.

„Ich denke das reicht dann wohl für heute.“

Lucian keuchte und nickte zustimmend. Er sank auf die Knie und lehnte die Stirn auf den Flaschendeckel. Er hörte, wie Valentin sich neben ihn stellte und zu ihm kniete. Natürlich hatte sich der Kerl kein bisschen anstrengen müssen. Das Leben war so unfair.

Er trank einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. „Ich habe sie im Übrigen nicht vor dir versteckt.“

Valentin kniete über seiner Stofftasche und drehte ihm eine Kippe. „Du hast uns aber auch nie zusammenkommen lassen.“

„Glaub mir, das war nur zu deinem Besten“ Er nahm die Zigarette entgegen und tastete nach seinen Streichhölzern.

Valentin hob eine Augenbraue und sah seinen Freund unbeeindruckt an. „Zu meinem Besten also.“

„Du beißt bei ihr auf Granit, Valentin. Vergiss sie wieder.“

„Ich stehe auf Herausforderungen, das weißt du doch“ Er klemmte sich seine Zigarette zwischen die Lippen und fing die Streichholzschachtel auf, die ihm Lucian zuwarf. „Außer natürlich, sie gehört dir.“

„Sie gehört mir nicht.“

„Was ist dann dein Problem?“

„Sie verdient es nicht, dass du sie so behandelst wie die anderen“ Lucian stieß den Rauch aus und verschluckte sich beinahe daran. „Außerdem ist sie eine Fairchild.“

Immer noch nicht sonderlich beeindruckt, zuckte Valentin mit den Schultern und schüttelte leicht den Kopf. Was war denn so besonders daran, dass sie eine Fairchild war? Er hatte nie etwas unglaublich Beeindruckendes von dieser Familie gehört. Außer, dass ihr Vater – also das Familienoberhaupt – einen strengen Umgang mit seiner Tochter pflegte. Deswegen wurde sie auch später als Lucian auf die Akademie geschickt und das scheinbar, nachdem sich Jocelyn tierisch gegen ihn aufgelehnt hatte. Und soweit er es von Lucian mitbekommen hatte, war es auch seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass Jocelyn nicht an…. Oh….

„Du bist so ein guter Junge, Lucian“, schmunzelte Valentin und tätschelte seinem Parabatai den Kopf. „Du sollst darauf aufpassen, dass die kleine Jungfrau nicht an böse Jungs gerät.“

„Verarsch mich nicht, Valentin.“

Er schüttelte den Kopf und fuhr sich durch das blonde Haar. „Hey, sorry. Ich habe das nicht so gemeint. Und ich verspreche, ich halte mich von Jocelyn fern, okay?“

„Wirklich?“

Valentin lächelte schief und nickte. „Keine Sorge, ich werde dich nicht in Schwierigkeiten bringen.“

Sie schwiegen. Es war eine seltsame Spannung in der Luft, aber Lucian wagte es nicht, ihn anzusehen. Er hatte auch nicht mehr wirklich die Kraft dazu. Alles was er wollte, war sich einfach nur nach Hause zu schleifen, seine Eltern auszublenden und sich schlafen zu legen. Das war wirklich zu viel für ihn. Selbst bei der letzten Mission, hatte er nicht dieses Bedürfnis sich in die Embryonalstellung zu legen und bitterlich zu weinen. Ihm tat jeder verfluchte Muskel im Körper höllisch weh und fühlte sich an, als hätte er sich vom Knochen gelöst. Lucian war sich schon fast sicher, dass sich das nicht so anfühlen sollte.

„Soll ich dich nach Hause tragen, Lucian?“, lachte Valentin und hob seine Stofftasche vom Boden. „Oder schaffst du das noch alleine?“

„Ich schwöre, ich werde mich dafür rächen.“

„Das sagst du immer“, zwinkerte er ihm zu und machte sich auf den Weg zurück. „Viel Glück morgen, beim Test.“

Valentin konnte nicht mehr genau verstehen, was ihm Lucian zurief, aber er glaubte es war etwas wie „Leck mich“ – und er konnte es ihm noch nicht einmal verübeln. Er war wirklich froh, nicht mehr durch all diese Tests durchgehen zu müssen, die nun auf Lucian zukamen. Und für Lucian war es natürlich großartig, dass Valentin die Tests durchlief, die im nächsten Jahr auf ihn zukamen. Somit wusste er bereits worauf er sich einstellen musste und Valentin konnte ihm helfen. Teamwork eben. Verglichen mit den Mundies, hatte ihr System dieselben akademischen Schwächen aufzuweisen. Es mussten sich nur Freunde finden, die gewillt waren einem zu helfen. Und dieses Glück hatte Lucian eben. Nicht nur, dass ihm Valentin bei seinem sportlichen Defizit aushalf, scheinbar war auch Jocelyn dabei ihm mit den Runen zu helfen, die scheinbar noch nicht so wirklich in seinen Kopf wollten. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Jocelyn Fairchild. Wohlbehütet aufgewachsen und wie es schien, völlig aus seiner Reichweite. Schade eigentlich.

Valentin stolperte über eine Wurzel und fing sich sofort wieder. Wow. Er stand wirklich bereits auf dem Weg zum Anwesen. Verwirrt sah er sich um. Wie schnell war er denn gelaufen? Erst in diesem Augenblick wurde ihm richtig bewusst, dass er schnell atmete – womöglich vor Anstrengung. Er schüttelte den Kopf und ging ruhig auf die Haustür zu. Noch bevor er den Schlüssel ins Schloss schieben konnte, öffnete Seraphina die Tür und sah ihn streng an. Valentin war bei ihrem Gesichtsausdruck überhaupt nicht scharf darauf zu erfahren, was sie denn verärgert hatte. Wirklich nicht. Er wollte einfach nur auf sein Zimmer und Däumchen drehen. Oder noch besser: ein Buch lesen. Für andere Aktivitäten hatte er zu viel Respekt vor seinem Elternhaus.

„Setz dich, wir müssen reden.“

„Ich freue mich auch dich zu sehen, Mutter.“

Valentin riss die Augen auf, als ihm bewusst wurde, das eben laut ausgesprochen zu haben. Oh, Mann. Wieso hatte er das getan? Wo war er denn nur mit seinem Kopf?

„Wie war das, bitte?“ Sie sah aus, als wollte sie ihn gleich mit dem Teppichklopfer züchtigen.

„Entschuldige, Mutter. Ich…“ Er biss sich kurz auf die Unterlippe. „Das kommt nicht mehr vor“

„Das will ich hoffen. Jetzt setz dich.“

Valentin legte die Tasche zur Seite und setzte sich an den runden Küchentisch. Er verschränkte die Finger auf der Tischplatte und sah zu seiner Mutter. Mann, sie war wirklich nicht glücklich. Und das Gefühl in seiner Magengegend, diese Nachricht nicht erhalten zu wollen, wurde immer stärker. Er konnte gar nicht verstehen, wieso sie immer so lange wartete, ehe sie ihm endlich sagte, was er verbrochen hatte oder was zu tun war.

„Morgen fällt die Akademie aus. Du wurdest für eine Mission in New York ausgesucht“

Valentin blinzelte ein paar Mal. New York? Mission? Keine Akademie? Wieso machte sie denn dann so ein Gesicht? Er fing an zufrieden zu lächeln, als sie plötzlich herrisch die Hand hob und ihn darauf vorbereitete, dass noch etwas zu dieser Nachricht folgte.

„Du bist in einem Team von sechs Leuten“, fuhr sie fort. „Einsatzleiter wird sein: Hodge Starkweather. Du hast ihn bereits kennengelernt, er war ein guter Freund deines Vaters. Dann sind da noch Robert Lightwood, Maryse Trueblood, Lucian Graymark und Jocelyn Fairchild.“

Sein Herz setzte einen Schlag aus. „Wie… wie war das?“

„Hodge Starkweather ist der Einsatzleiter. Robert Lightwood und Maryse Trueblood, kennst du ebenfalls, die haben sich vor drei Monaten verlobt und ihre Familien haben einen riesigen Ball dafür gegeben. Lucian ist mit großer Wahrscheinlichkeit noch immer dein Parabatai und Jocelyn Fairchild ist –“

„Sie ist erst sechzehn, wie kann man sie da auf eine Mission schicken?“

Seraphina sah ihren Sohn besorgt an und fasste ihm an die Stirn. „Valentin, geht es dir gut? Mein Kind, hast du dir heute vielleicht den Kopf gestoßen?“

„Behandle mich nicht immer wie ein kleines Kind, Mutter! Mir geht es sehr gut!“

„Gut. Dann wirst du dich wahrscheinlich daran erinnern, dass du mit vierzehn Jahren auf deine erste Mission außerhalb Idris geschickt wurdest“ Sie sah ihn eindringlich an. „Und dein Parabatai ist ebenfalls sechzehn und meines Erachtens auch nicht talentierter als andere Teenager.“

„Ich… Tut mir leid, Mutter.“

„Ruh dich aus, Valentin. Ich werde dir etwas zu essen auf dein Zimmer bringen.“

Er nickte dankend und stand auf. War das zu glauben? Eine Mission in New York. Was war denn los mit ihm? Er packte seine Tasche und eilte auf sein Zimmer. Mit einem tiefen Seufzen lehnte er sich gegen die geschlossene Tür und rieb sich über die Augen. Was auch immer gerade mit ihm durchging, er musste sich wieder einkriegen. Er und Lucian würden zusammen mit Hodge Starkweather arbeiten. Zugegeben, er hatte den Ruf ein etwas exzentrischer Schattenjäger zu sein, aber er war mitunter auf jeden Fall einer der Besten unter ihnen. Valentin konnte sich noch daran erinnern, wie viel Lob sein Vater für diesen Mann aussprach. Und das wollte wohl etwas bedeuten. Aber so sehr er sich das auch wünschte, es waren nicht die anderen im Team, die ihm die Konzentration raubten. Sondern sie. Vor seinem geistigen Auge erschien sie wieder. Mit ihren roten Locken, die sie in aller Eile zusammengebunden hatte, den leuchtenden grünen Augen, als sie sich Lucian in die Arme warf. Widerwillig musste er anfangen zu schmunzeln, als sie ihn plötzlich umrundete und er nicht einmal merkte, wie dümmlich er sie anstarren musste. Er fasste sich unters Kinn und spürte förmlich ihre weichen Fingerspitzen auf seiner Haut. Mit einem weiteren Seufzen verschwand Valentin im Bad. Mann, er musste sich von ihr fern halten.



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