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Ein langer Weg von Freundschaft

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Prinz-Sein ist nicht einfach


 

Ein langer Weg von Freundschaft

Drittes Kapitel – Prinz-Sein ist nicht einfach


 

Müde sah ich auf meine eigenen Stiefel während ich haltlos an der Wand lehnte und verbissen auf die Türe blickte. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig war, ein Prinz zu sein?

Das Vegeta Verantwortung besaß war mir bewusst. Doch dass sein junges Leben so gedrillt mit Regeln war, perfide nach einem harten Plan bestückt, den es galt abzulaufen, jeden Tag aufs Neue..... Nein. Damit hatte ich nicht gerechnet und unweigerlich gab ich zu, dass mich dieser Gedanke erschütterte.

Tief, bis ins Mark hinein.

Immerhin, er.... er war doch noch ein Kind.

Doch konnte ich nichts dagegen tun.
 

Wieder fielen meine dunkelbraunen Opale auf die Uhr und zählte die Zeit, die verstreichen sollte, bis sich eiserne Türen endlich öffnen würden.

Wir waren an diesem späten Nachmittag, wieder in den Lehrräumen angekommen und der junge Ouji selbst musste sich irgend welche Vorlesungen über die alten Geschichten unseres Planeten anhören, die er wahrscheinlich schon in und auswendig kannte. Sie selbst im Schlaf rückwärts zitieren konnte und seufzend sah ich aus dem Fenster. Hinaus in die kühle Abendsonne.

Vegetas Tag hatte einfach begonnen, doch war nun an diesem späten Abend von dieser Leichtigkeit nichts mehr zu spüren. Es tat mir in der Seele weh, ihm in Nachhinein aus dem wohlbehüteten Bett gezerrt zu haben, sah ich nun mit an, wie der kleine Körper einen unsinnigen Marathon hinter sich hatte.

Lehrräume mit Literaturen über die Kriegsführung am frühen Morgen. Für ein Kind zu banal wenn man mich fragte, aber das tat ja niemand hier. Dann ging es weiter in den untersten Stock und hier wurde fast 2 volle Skeijl in Sprachen und Literaturen gelegt. Alles in Saiyanisch wohlgemerkt. Wieso dem jungen Prinz die irdische Sprache nicht beigebracht wurde, war mir ein Rätsel, doch mischte ich mich in die Erziehungsmaßnahmen unseres Königs nicht ein. Er würde schon wissen was er tat, hatte seine Gründe und dieses Gebiet war eindeutig eine Nummer zu groß für mich.

Wie sagte man so schön: Hunde die bellten beißen nicht und in diesem Fall wollte ich diesen Rat bevorzugen und meine Nase aus Sachen heraushalten, die mich nichts angingen.

Doch galt das auch für Vegeta selbst?

Durfte ich über Dinge hinwegsehen, die alleinig meinem jungen Prinzen vorenthalten waren und die ihm eventuell schaden konnten?!? Ich hatte nun nicht mehr mein eigenes Leben auf das ich achten musste. Sondern auch das, eines Anderes. Ein weit aus viel Bedeutsameres und mühsam schluckte ich den trockenen Kloß in meinem Hals hinunter.

Was....bedeutete dieses Kind für mich wirklich?!?
 

Doch wurde mir erneut keine Zeit geschenkt, meine Gedanken zu beenden denn schwungvoll wurde die Tür geöffnet und kein anderer als der kleine Ouji selbst trat aus dem verdunkelten Zimmer. Er sah müde aus, das sah ich mit nur einem Blick und zögernd trat ich auf ihn zu. Nicht wissend was ich sagen sollte.

„Bist du fertig?“

Das war dämlich und klang bei weitem forscher als es sollte, doch Vegeta schien dies gekonnt zu überhören.

Abermals ergriff er meine Hand und zog mich einfach mit sich. Hinunter den weiten Flur entlang und verzweifelt versuchte ich zu erahnen wo er hinwollte.

„Hey, jetzt.. jetzt warte doch mal.“

Erneut kam mein wilder Protest über meine Lippen und haltlos bleib ich stehen und sah auf den kleinen Jungen, welcher mehr denn je trotzig wirkte. Irgendwie war er anders als heute morgen. Nicht mehr ganz so offen und von der kindlichen Art, die für sein Alter bei weitem völlig in Ordnung war, schien nichts mehr übrig. Kurz wusch Mitleid über mich hinweg, als ich ihn so sah. So verloren und einer ihm bekannten Welt so völlig fremd. 

Durfte Vegeta je ein Kind sein?!?

Diese Frage erfüllte mich mit Schrecken und verbissen schüttelte ich den Kopf. Das hier war immerhin mein Ouji. Mein zukünftiger Herrscher. Solche Sachen gingen mich nichts an und waren weit aus Weniger von Belang. Ich hatte mich wahrlich mit anderen Dingen zu beschäftigen und sollte so wenig wie möglich Gefühle mit in diese Sache bringen. Alleine schon für dieses perfide Spiel am Morgen hatte der Kleinere eine Lektion verdient.

Doch wieder fiel mein Blick auf den in schwarz gekleideten Jungen und seufzte resignierend. Wie gesagt. Ich hatte von nun an nicht nur mein eigenes Leben zu versorgen.

Behutsam kniete ich mich hinunter und abermals lagen trotzige Augenpaare auf mir. Ich kannte diesen Blick. Kannte ihn nur zu gut, denn so sah nur ein Saiyajin aus, der Hunger hatte und lachend legte ich dem Kleinen eine Hand auf die Schulter, als ich seinen Magen lauthals knurren hören konnte.

„Du hast Hunger, oder?“

Ich wusste, dass die Art, wie ich mit ihm sprach, bei weitem verboten war und eines zukünftigen Herrschers nicht schicklich, aber ich konnte nicht anders, als sich die kindlichen Augen mit einem Mal erhellten und fast schon so etwas kleines wie ein leichtes Lächeln auf Vegetas Lippen zauberte. Na also.

Geht doch.

Prinz oder nicht.

Momentan hatte er niemanden außer mich und irgendwann würde ich schon noch mit ihm warm werden.

„Na dann...“

Lachend stand ich auf und hielt dem Jungen auffordernd eine Hand entgegen. 

„Auf geht’s.“

Zeit nochmal von vorne anzufangen.
 

~*~
 

Ein Prinz zu sein hatte natürlich auch etwas Gutes, nahm man die ganzen Pflichten und Regeln mal außer acht. Zu einem hatte man die sofortige Aufmerksamkeit, sobald man einen befüllten Raum betrat. Ob das nun gut oder schlecht war konnte ich nicht sagen, aber wenn dieses Etwas mit Essen zu tun hatte, sah es schon ganz anders aus.

Vorfreudig lief mir schon das Wasser im Mund zusammen, als wir den Speisesaal betraten, Vegeta natürlich als Erster wohlgemerkt und staunend sah ich mich in dem gut gefüllten Raum um.

Wahrlich, es war nicht fair das manche Leute so viel besaßen und Andere wiederum so wenig. Schicksal nannte man wohl diese ungerechte Verteilung, welcher wir uns alle nicht einziehen konnten und ließ diejenigen, die sich auf der Sonnenseite des Lebens befanden, in wohligem Glücke suhlen. Doch Vegeta tat nichts von all dem, aber vielleicht durfte ich mir so ein hohes Urteil noch nicht herausnehmen, kannte ich unseren zukünftigen Herrscher noch nicht gut genug. Außerdem, war er noch ein Kid, auch wenn er sich nicht so verhalten durfte - leider.

Doch wieder konnte ich meine Gedanken nicht zu Ende denken, als sich der kleinere Saiyajin in Bewegung setzte und einen kleinen Tisch in der Mitte des geräumigen Saales aussuchte. Ich folgte ihm, was hätte ich auch anderes tun sollen und ließ meinen Blick abermals durch die Halle wandern. Denn nichts weiter war der Raum, in dem wir uns befanden. Ich war schon ein Mal hier gewesen, früh am Morgen als ich mit dem kleinen Jungen und seinem ´Morgenmantel` die vergoldeten Türen aufgetreten hatte und irgendetwas Essbares vom Tisch ergatterte,was sich später als wahrer Zuckerschock entpuppte. In völliger Hast und blinder Eile. Somit konnte ich dem hell durchflutetem Raum kein Augenmerk schenken, doch nun, da mein Herrscher eine kleine Pause einlegte, konnte ich Verpasstes nachholen. Und tat dies auch sofort.
 

Hell fiel das späte Abendlicht der purpurnen Sonne durch die gläserne Front und warf verträumte Schatten an kalkweiße Wände, bestückt mit dem hellsten Marmorstein, den ich je gesehen hatte. Wilde Muster tanzten vor meinen eigenen Augen und weiter glitt mein Blick über die Gold verzierte Vertäfelung an den Wänden. Den Goldenen Stucken an der Decke und roten Rubinen überall. Wahrlich, es war nicht fair, das ein einzelnes Wesen so viel Reichtum besaß, doch sollte sich meine Meinung über den Prinzen im späteren Verlauf meines Lebens noch ändern. Und in mit wahren Augen sehen.

Doch momentan sah ich nur ein hungriges Kind, welches stumpf und eigensinnig auf den leeren Teller starrte und nicht ein Mal einen Wink des Lautes vernehmen ließ, als auch schon der erste Kellner durch die Türen preschte. Mit irgendetwas in den Händen, das nach Fleisch aussah, doch war der Geruch bei weitem...anders. Vielleicht irgend eine Sorte die ich nicht kannte, war ich ja auch nur den widerlichen Fraß im Waisenhaus gewohnt und rümpfte augenblicklich die Nase. Mein Gott, das roch gut. 

Wieder ein Vorzug, welchen das Prinz-Sein in die oberste Liga puschte.

Man bekam alles was man wollte. 

Ohne auch nur eine Gegenleistung dafür zu geben, ja, man dachte nicht ein Mal daran. Jeder und ein Alles schien nach deiner Pfeife zu tanzen und alleinig deinen Befehlen zu gehorchen. Stumm, wie ein ewiges Mantra und nicht zulassend, dass man eigene Gedanken formen konnte. War das solch ein glorreiches Leben?!? Und was unterschied mich von dem der Anderen?!?

Die Erkenntnis traf mich mit einem mal und prompt ließ ich mich dem Prinzen gegenüber auf den Stuhl fallen.

Groß lagen blaue Augen auf mir und musterten mich tükisch.

Hättest nicht erwartet, dass ich das tue, oder?

Beiläufig schnappte ich mir einen Teller und sah über das weite Buffet, welches alleinig dem jungen Prinzen aufgetragen wurde. 

Das würde er sowieso alles niemals alleine verschlingen können und haltlos schnappte ich mir eine Keule des saftigen Bratens und biss genüsslich hinein. Immer noch musterten mich helle blaue Augen und schienen aus meiner vorlauten Aktion nicht so ganz schlüssig zu werden. Vielleicht hatten sich die anderen Leibwächter ihm gegenüber anders verhalten. Aber ich war nicht irgendwer, der so einfach in die Fußabdrücke eines Anderen hineintrat. Ich war Nappa. Ich traf meine eigenen Entscheidungen, auch wenn mich mein bisheriges Leben etwas anderes lehren ließ und wenn ich mich dazu entschied diesem Frechdacks vor mir etwas Manieren bei zu bringen, dann sollte es auch so sein. 

Man aß nicht einfach so, ohne seinem mitgebrachten Gast oder Gegenüber etwas anzubieten. Das hatten selbst wir in der untersten Schicht gelernt und eigentlich erwartete ich von dem Königshaus das perfide Paradebeispiel. Aber vielleicht war es auch einfach nur mein eigener Hunger, der mich antrieb und zu solch einer unbedachten Handlung trieb.

Flüchtig ging das erste Gemurmel durch die Reihen und nur vage hörte ich so Sätze wie: Ja aber er ist doch ein Leibwächter, und Wieso lässt der junge Prinz das zu?, und Behélos hat das nie getan. Warum, wieso, weshalb.

Bei allen Göttern unserer Ahnen.

Sollte ich leichtfertig daneben stehen und begutachten wie dieses Kind bei weitem nicht mehr, als als ein ausgewachsener Phútk und das ganze gute Essen dann in den Tiefen der Mülltonen versank?!? Das Mahl reichte bei weitem für zwei, wieso also nicht zugreifen so lange ich noch konnte? Ich mochte mein neu gewähltes Leben, es war bei weitem besser, als mein Altes, aber die Ansichten der Anderen trieb mich noch in den Wahnsinn.
 

Das weitere Essen verlief schweigend und kein weiteres Wort fiel. Was auch nicht von Nöten war, denn wenn ein hungriger Saiyajin erstmals ein Essen vor sich hatte, bedurfte es nicht vieler Worte. Zuerst galt es den Hunger zu stillen und dann konnte immer noch palavert werden, wenn man denn wollte.

Doch eben jenes wollte der junge Prinz nicht und ließ achtlos den Blick aus dem Fenster schweifen, der nahen Dunkelheit entgegen. Wie ich vermutet hatte, aß Vegeta nicht viel und nach seinem zweiten gefüllten Teller schob er diesen angewidert beiseite. Nicht mehr wirklich Hunger verspürend und beobachtete mich aus stummen Augen.

Ich spürte seinen überlegenden Blick, so gar nicht zu einem Kinde passend, doch ließ ich mich nicht beirren und fuhr fort, die weiteren Köstlichkeiten in meinen Mund zu führen. Es war ewig her, dass ich solch ein gutes Mahl vor mir hatte. Ewig her, dass ich mir den Bauch vollgeschlagen hatte und dies tat ich jetzt. Genau in jenem Moment und haltlos griff ich wieder über den Tisch, nur um eines der belegten Brote zu schnappen und auf meinen Teller zu hieven.

Wieder hob ich meinen Blick und traf auf den des kleinen Jungen. Fragend zog Vegeta eine Augenbraue in die Höhe, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich weiterhin einfach nur an. Fast schon bittend war sein Blick, in dem nur eine einzige Frage brannte und lächelnd schluckte ich mein Mahl hinunter, dem jungen Prinzen eine Antwort schuldig.

„Weißt du, im Waisenhaus gab es nicht viel zu essen. Wir hatten fast nichts auf das wir hoffen konnten.“ 

Müde glitt mein Blick in die Vergangenheit und stumm sah ich auf meine eigenen Hände, welche immer noch das Laib Brot fest umschlossen hielten.

„Wir hatten Nichts, das wir unser Eigen nennen konnten und versuchten einfach nur zu überleben.“

Erneut lagen blaue Opale fragend auf mir und belustigt schüttelte ich den Kopf, als ich sah, wie mein Gegenüber verwirrt die Stirn in falten zog. Wieso erzählte ich einem Kind so etwas?!?

„Aber von solchen Dingen verstehst du ja nichts.“, beendete ich meine Erzählungen und fügte in Gedanken noch hinzu:Und willst du wahrlich auch gar nicht verstehen, und sah dann aus dem Fenster.

Mein Hunger war vergangen. Mein Appetit Geschichte und gerade wollte ich etwas erwidern, als ich einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf bekam.

„Was bei Athéna machst du denn da?“

Erschrocken drehte ich mich um, ignorierte das leichte Schmunzeln des Prinzen gekonnt und sah in ein funkelndes dunkles Augenpaar. Oh bitte nicht schon wieder.

Genervt rollte ich mit den Augen, stand dann aber schließlich auf, als Leilja drohend die Arme vor der Brust verschränkte und mich erbost ansah.

„Herrscher und Bediensteter dürfen nicht am selben Tisch sitzen.“, fauchte sie wütend ihren ganzen Zorn hinaus und schüttelte stöhnend den Kopf.

„Wie oft soll ich das noch sagen?“

„Bis jetzt hast du das nur ein mal.“, kam es frech aus meinem Munde und kurzerhand verfluchte ich mich selbst für mein loses Mundwerk. Augenblicklich ging ein verstecktes Lachen über kindliche Lippen und seufzend schüttelte die schwarzhaarige Frau den Kopf.

„Dein Glück, das er...“ mit einem Kopfnicken deutete sie auf den jungen Ouji und sah mich dann aber wieder an. „...mit im Raum ist sonst hätte dich dieser Ungehorsam 10 Peitschenhiebe gekostet.“ 

Fragend zog ich die Augenbrauen in die Höhe und bedachte die Saiyajinin vor mir aus großen Augen. Es gab Bestrafungen? Das hatte mir niemand erzählt. Schnippisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah zur Seite.

„Und wo hätte ich dann deiner Meinung nach residieren sollen?“

Bewusst wählte ich eine hochgestochener Wortwahl, was die Onná vor mir erneut zur Weißglut brachte.

„Trieb es nicht zu bunt. Nur weil er dich auserwählt hat, heißt das nicht, dass du dir alles erlauben kannst.“

Wütend funkelten mich dunkle Opale an, doch hielt ich eisern ihrem festen Blicke stand.

„Es gibt außerhalb des Speisesaales einen kleinen Raum, der nur für Bedienstete zugänglich ist. Dort solltest du das nächste Mal sein, sollte der junge Prinz selbst eine Pause einlegen.“

„Und wie soll ich dann auf ihn aufpassen, wenn ich nicht unmittelbar in seiner Nähe bin?“

Ehrlich waren meine Worte, die ich der Frau entgegen brachte und unsicher sah sie mich an. Denn ich hatte einen wunden Punkt getroffen und haltlos eine Angst geweckt, die bei weitem begründet war.

„Das.... das hat dich nicht zu interessieren. So handelt unser Codex. So lautet unser Credo und an nichts anderes halten wir uns.“, kam es stotternd über ihre Lippen, doch ich sah ihr ganz genau an, das meine Fragen inneren Zweifel geweckt hatten.

„Mit Verlaub, der Codex ist ein Witz, wenn er solche Sachen beinhaltet.“

Zögernd sah ich zu dem jungen Ouji, der von dieser ganzen Unterhaltung nichts mehr mitbekommen hatte und verträumt aus dem Fenster starrte. Fast schon so etwas wie Sehnsucht lag in einem suchendem Blick und wieder ertappte ich mich dabei, wie ich für dieses Kind mehr Mitleid entwickelte als ich sollte.

Nappa, es ist gut. Lass es sein.

Das ist dein Prinz. Dein zukünftiger Herrscher. Deine Arbeit. Nichts weiter. Er ist nur ein Kind auf das du achten musst. Ein einfaches Kind mit dem du nichts zu tun hast.

Lass es ruhen.

Lass es sein.

Doch konnte ich nicht und haltlos zwängte ich mich an der schwarzhaarigen Frau vorbei.

„Sein Plan ist für heute abgegolten. Muss ich noch etwas beachten oder kann ich ihn einfach nur in sein Bett bringen?!?“

Müde lag mein schwacher Blick auf der Saiyajinin und zögernd erwiderte sie meinen Blick. Ich hatte sie zum Nachdenken gebracht, das war das einzige was ich soweit sagen konnte und wenn es selbst nur eine Kleinigkeit war, so hatte ich dennoch viel erreicht.

Diese Leute lebten in einer Seifenblase, so viel stand schon ein Mal fest. Sie kannten nichts von dem harten Leben, außerhalb ihrer geschützten Mauern. Kannten nicht die eisige Qual auf der brennenden Straße, wenn man jeden Tag aufs Neue um sein Überleben kämpfen musste.

So wollte ich nicht sein.

Wie keiner von ihnen und sachte nahm ich den jungen Prinzen an der Hand, als sich dieser ein schwaches Gähnen verdrückte und müde aus dem Fenster blickte, an welches er näher herangetreten war. Neugierig die Nasenspitze an kühles Glas gedrückt hatte und fast weckte es den Anschein in mir, dass der junge Ouji selbst noch nie die Schönheit der Natur gesehen und sein Zimmer kein einziges Mal verlassen hatte. Geschweige denn den Palast.

Das... das war doch absurd.

Das...das konnte nicht sein.

Ich musste mich irren.

„Komm, lass mich dich ins Bett bringen.“

Erneut nahm ich den kleinen Saiyajin bei der Hand und völlig selbstverständlich ließ der kleine Junge es zu. Ließ zu, dass ihm ein Fremder so nahe war, denn eigentlich kannte mich Vegeta selbst nur aus den Vorentscheidungsrunden der Mentorenkämpfe. Er hatte sich ein Urteil bilden müssen. Hatte eisig auf eben jenes beharrt und seiner inneren Stimme vertraut. Nicht wissend ob sie in völliger Schwärze lag und einfach hoffend, dass er die Richtige Wahl getroffen hatte.

War ich eben Jene, die der junge Prinz so sehr gesucht hatte?

Stumm sah ich auf die Hand, welche sanft in meiner ruhte und blaue Opale dem leichten Spiel des Windes folgten, welcher sachte durch das dichte Laub der Jogárth-Bäume wehte und die wallende Sonne hinter einem Meer aus Dunkelheit versank.

Dumpf ebbte das Grollen des nahen Gewitters in der Ferne und tauchte alles in eine stille Endlosigkeit. Tauchte alles in ein Spiel des Vergessens und während meine dunkelbraunen Opale abermals auf dem Herrscher unseres Volkes ruhten, wusste ich, tief in mir drinnen, das dies erst der Anfang war. Und unsere Geschichte erst noch beginnen sollte.
 

~*~
 

Dunkel und viel zu schnell war die Nacht über uns hinein gebrochen und hastig entzündete ich das wärmende Licht der Kóhráth-Laternen, als ich die Gemächer des Prinzen erreicht hatte. Schnell war ein wärmendes Bad eingelassen worden und stumm hatte ich mir den Nachfahren unseres Thrones geschnappt und abermals in die Wanne gesteckt. 

Nun war ich dabei die Strapazen eines langen Tages von einem eingesunkenen Körper zu waschen, doch kein eisiger Protest war von Seiten des aufmüpfigen Kindes zu vernehmen. Was war los mit ihm?

Zögernd sah ich in ein müdes Profil und schüttelte dann belustigt den Kopf.

Prinz-Sein war bei weitem anstrengender als ich dachte und je mehr ich in ein mattes Blau verquollener Augen starrte, desto mehr beschlich mich der innigste Wunsch, niemals mit Vegeta tauschen zu müssen. Hart lagen die Pflichten des Königshauses auf einem viel zu schwachen Körper und wieder wusch die Welle des Mitleides über meinen Geist, als der Junge erneut ein zaghaftes Gähnen unterdrückte und nur noch vage die Augen offen halten konnte.

Prinz-Sein war kein Leichtes. Weder noch etwas Einfaches und ich beneidete den jungen Prinzen keineswegs für das schwere Los, das er gezogen hatte.
 

Man fragte uns nicht wer wir werden wollten sondern wurden haltlos in die Schatten hinein geboren. Geboren in ein Leben, das uns auferlegt wurde, so völlig frei und dennoch so erbarmungslos. Aufertragen ohne unser Zustimmen und ohne uns überhaupt zu fragen.

Wieder riss mich ein schwaches Gähnen meines Gegenüber aus den Gedanken und hastig fuhr ich mit meiner stummen Arbeit fort. Hell und unerbittlich prasselte der fallende Regen gegen das kühle Glas der Fensterscheibe und zauberte eine verträumte Melodie in den Raum. Ließ erneut alle Strapazen dieses Tages weichen und der nahenden Erholung ihren Platz einräumen.
 

Es vergingen keine weiteren Minuten und der kleinere Saiyajin war bettfertig angezogen. Dieses mal steckte ich ihn nicht in besagtes `Kleid`, das ich für ihn mehr als entwürdigend empfand, sondern hatte nach langer Suche eine bequeme weite dunkelblaue Hose und ein schwarzes, ärmelloses Oberteil gefunden. Es war warm im Palast, eigentlich viel zu warm. Somit dürfte Vegeta nicht frieren und unsicher, was ich als nächstes tun sollte, blieb ich am Rande seines Bettes stehen.

„Kann ich sonst noch was für dich tun?“

Eisiges Schwiegen herrschte und nichts weiter als das Rauschen des Regens war zu hören, gepaart mit dem Fallen des kalten Regens. Verträumt trommelte das kalte Nass gegen die Fensterscheibe und nur ein paar Blitze erhellten hin und wieder verdunkelte Räume.

Stumm sahen mich blaue Opale an, blinzelten müde in eine Welt, die einem so unbedacht aufertragen wurde und eigentlich wollte ich mich schon zurück ziehen. Wollte schon gehen, da ich annahm, dass Vegeta zu müde war um meine Frage verstanden zu haben, als ich seine zaghafte Stimme hören konnte. Und das was er sagte ließ mich augenblicklich stoppen, eine eisige Gänsehaut verspürend.

„Jhá nhál.“

Unsicher drehte ich mich um, hatte dem jungen Prinzen den Rücken gekehrt und sah ihn an. Müde blickten mir ausgezehrte Augen entgegen und es war nicht sicher, ob Vegeta diese Worte eher im Schlaf gesagt hatte, als in wachem Zustand. Näher trat ich an das Bett heran, als ich abermals seine Stimme hören konnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass dies eigentlich das erste war, was Vegeta zu mir sagte und gebannt lauschte ich seinen saiyanischen Worten, die sich einfach nur, von ihm gesprochen, wunderschön anhörten.

Auch wenn der Inhalt ein Grausamer war.

„Jhá nhál , théme...“

Und dann war er weg. Müde Lider endlich geschlossen und nur noch der schwache Atem des Kindes war zu hören, welches ruhig, gar unschuldig in seinem Bette lag. Doch Vegetas Worte brachten mich zum zittern. Brachten meine Welt erneut ins Wanken und stolpernd lief ich einige Schritte zurück, den Blick nicht von dem kleinen Jungen nehmen könnend und dachte an seine Worte.

Befreie mich.

Befreie mich, bitte.

Hatte.... hatte er das ernst gemeint?

Fragwürdig lagen dunkel Opale auf dem Herrscher meines Volkes, unsicher ob ich seinen zuvor gesprochenen Worten Glauben schenken sollte, ja gar Gewicht.

Er hatte doch alles was er wollte. Hatte Reichtum. Hatte Gold und Silber, das es galt auszugeben. Er hatte ein wärmendes Dach über dem Kopf und tausende Bedienstete, die alles für ihn tun würden und dennoch sah er all dies, als... Last?!? Fühlte sich eisern in einem Gefängnis gefangen, aus dem er nicht entfliehen konnte?!? 

Das ergab doch keinen Sinn.

Er...er musste sich geirrt haben und der lange Tag ihn weit aus mehr erschöpft, als alles andere. Das...

Das konnte und wollte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das... das konnte ich nicht glauben.

Weder noch wollte ich es.
 

~*~
 

Die Tage schienen sich endlos dahin zu ziehen und jeder verlief genauso wie der jeweils Andere. Vegetas stummerArbeitsplan war hart, schien sich von Tag zu Tag zu wiederholen und bald schon wurde Neues zur Routine. Wurde etwas, was sich zu Anfang als so schwierig erwies, spielend zu einer Leichtigkeit und bald entwickelte alles eine stumpfsinnige, eintönige Handlung. Gefolgt von Worten. Befolgt von Taten, die ich beinahe nur noch monoton ausführte. Keinen Sinn und Verstand dahinter sehend, was ich anrichtete. Aufstehen – lernen – essen – lernen - wieder essen – wieder lernen (am fernen Nachmittag immer sehr sehr lange) – ein letztes Mal essen, dann wieder lernen bevor Vegeta dann endlich in die sich wohlverdienten Federn fallen durfte. Zu müde und zu erschöpft um besagtes Gespräch, welches eigentlich gar keines gewesen war und dumpf, gar drohend, in meiner Seele lag, fortführen zu können. Es erschien mir fast als wollte man ihn für die Worte, die er damals, in jener Nacht zu mir sagte, bestrafen. Auch wenn diese eigentlich niemand gehört haben konnte. Das... das war nicht richtig.

Das war falsch.

Und nun war ich hier. Wieder an seiner Seite in dieser kahlen kalten Nacht und strich dem schlafendem Jungen behutsam eine Strähne hinter das Ohr. Doch nützte es bei seinen störrischen Haaren nicht viel und sofort fiel sie wieder an ihren alten Platz zurück. Kurz huschte ein Lächeln über meine Lippen, als ich schwach geraunte Worte, alle auf saiyanisch natürlich, über kindliche Lippen hören konnte. Wie sehr ich ihn doch kennen gelernt hatte in dieser einen Woche, die ich irgendwie überstanden hatte und nun die Früchte meiner Arbeit so langsam aber sicher ernten konnte – und dennoch war es nicht genug. Auch wenn mir Vegeta selbst immer noch unschlüssig war, ja gar ein Rätsel, so konnte ich ihn besser verstehen. Konnte schneller hinter den Zeilen lesen und behutsam nahm ich die wärmende Decke in meine Hände um sie höher um einen kindlichen Körper zu legen.

Gerade wollte ich mich erheben, wollte wieder in meine eigenen Gemächer zurückkehren, als mich etwas zaghaft am Stoff meiner Hose packte und nicht losließ.

Verblüfft sah ich auf die kleine Hand, welche sich in mein Hosenbein krallte und ich sofort in meiner Bewegung innehielt. Dunkle Augen eher fragwürdig auf schwach geöffnete Lider gerichtet. Ein strahlendes Blau, nun im Schutze der Nacht, nichts als ein mattes Grau und fast schon bittend sah mir Vegeta in die Augen.

Kein Wort verließ blässliche Lippen und zaghaft sah ich auf das Kind, dessen Bitte gar so flehentlich wie wahrhaft im Raum stand. Denn ich kannte diesen Blick. Kannte diesen traurigen Ausdruck in seinen Augen nur zu gut und nach weiterem Zögern setzte ich mich wieder auf das Bett zurück. Dicht an die Seite des Jungen und legte ihm behutsam seine Hand zurück.

„Wenn das dein Wunsch ist, dann soll es so sein.“

Zufrieden war das Lächeln, welches sich auf Vegetas Lippen legte und er dann wieder müde die Augen schloss. Gar erschöpft von einer langen Woche, die kein Leichtes gewesen war und mich erneut mit dem Gedanken zurück ließ, ob dieser kleine Junge neben mir, welcher sich nun schützend an meine Seite rollte, je ein Kind sein durfte?!?

Wohl eher nicht, als ich in sein müdes Gesicht blickte und abermals zaghaft wilde Strähnen beiseite wischte. Wohl eher...niemals.
 

Dumpf zog die eisige Nacht über Bejita-sai und hüllte alles in kaltes Schweigen. Füllte die sonst so belebten Straßen und Gassen mit grausamer Ruhe und nur die Sterne wallten leuchtend am Horizont. Nur der Wind, welcher einsam seine Bahnen zog, war der einzige Besucher dieser Nacht und würde es auf immer bleiben.

Doch ich konnte nicht schlafen.

Langsam wandte ich den Blick zur Uhr und seufze gequält. Schon so früh am nächsten Morgen und an erholsamen Schlaf war immer noch nicht zu denken. Meine Gedanken, haltlos in meinem Geiste wandernd, waren zu kräftig, zu bestärkend um zur Ruhe finden zu können. Und um mich die Erholung herbeisehnen zu lassen, die ich so sehr brauchte.

Doch ein plötzliches Keuchen riss mich aus meiner Lethargie und verwundert wandte ich den Kopf – diesmal auf die andere Seite und sah auf den schlafenden Jungen neben mir. Sah auf meinen zukünftigen Herrscher, der nun, in diesem Moment, nichts weiter als ein hilfloses Kind war. Ein Kind, geplagt von irgendwelchen Träumen und inneren Dämonen, die ich noch nicht fassen, ja gar begreifen konnte und wieder klammerten sich bleiche Hände in wirre Laken. Ein sonst so ruhendes Gesicht zu einer ängstlichen Maske verzogen und hilflos sah ich Vegetas unruhigem Schlaf zu. Hatte... hatte er das jede Nacht?

Jeder Nacht diese haltlosen Alpträume, die kein Weichen zu ließen und er deswegen auch immer mit Licht schlief? Selbst wenn es nur ein mattes war, so leuchtete der rötliche Schimmer der Laterne gar tröstend vor sich hin, doch versprach es keine Linderung. Gar einer Heilung und noch ehe ich mich versah, da das beben neben mir an Stärke zugewann, legte ich dem Prinzen beruhigend eine Hand auf die Seine. Vielleicht...würde er so meine Wärme spüren und langsam schien sich der kleinere Ouji zu beruhigen. Ich lächelte, als ich in sein ruhendes Gesicht blickte. Noch so klein und unschuldig und schon so eine Last auf den Schultern tragend. Mein Blick wurde ein Trauriger und sanft fuhr ich leicht über gebräunte Haut.So klein und... schon so eine Verantwortung spürend. Ein junges Leben, dazu verdammt gefangen zu sein und zum Scheitern verurteilt...

Genauso wie - mein Eigenes.

Bloß auf anderem Wege.

Die Erkenntnis die mich traf, mit einem Mal und so völlig unerwartet, war hart. Hart und bitter und ich konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Hatten Vegetas Eltern ihn eigentlich jemals besucht, in dieser einen Woche, seitdem ich bei ihm war? Nein. Kein Stück.

Geschockt schluckte ich den trockenen Kloß in meinem Hals hinunter und sah abermals auf die kleine Hand, welche sanft in der Meinen ruhte.

Er hatte ...keine Familie, obwohl man dennoch eine hatte.

Kein Zu Hause, obwohl all dies um ihn herum dennoch sein Besitze war. Aber es blieb immer etwas...Fremdes. Auch wenn er hinter diesen Mauern aufgewachsen war, so gab es nichts, was ihn an Geborgenheit und Sicherheit erinnern konnte. Nichts was Zuversicht auf ein weiteres Leben versprach und geschockt wanderten meine Augen abermals zu dem zukünftigen Herrscher unseres Volkes, als ich die grausame Wahrheit erkannte, die sich haltlos hinter seinem Schicksal verbarg.

Denn ich würde niemals mit Vegeta tauschen wollen.
 

Das stand fest. 



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