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Conclusion

Devil Survivor 2 - OVA
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier könnt ihr den Song finden, der am Anfang des Kapitels im Radio gespielt wird, "Take Your Way" von livetune adding fukase, dem Opening des Animes. Komplett anzeigen

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6th Day - Friday of Farewells

„Guten Morgen, Hibiki!“

„Was zum- wah! A-Alcor, du kannst doch nicht einfach-“

Neben Hibiki an der Bettkante war der Septentrion dieses Mal aufgetaucht, das Fenster hatte er wohl geöffnet, um frische Luft hereinzulassen und dem Kaffeegeruch zufolge, der sich langsam in Hibikis Zimmer ausbreitete, hatte Alcor auch schon das Frühstück vorbereitet. Er musste eine ganze Weile auf Hibiki gewartet haben.

„Es tut mir Leid, aber ich habe hier gewartet, bis du mich erblicken konntest, dann, dachte ich, könnte ich auch das Wort an dich richten.“

„Alcor, bitte komme nie wieder zu einer Zeit, die ich noch schlafe, in mein Schlafzimmer!“

„Dabei siehst du sehr niedlich aus, wenn du schläfst. Fast wie ein Kaninchen.“

Wieso kam jetzt auch noch Alcor auf die Idee, ihn mit dem pelzigen Nagetier zu vergleichen?

„Alcor, fang' du nicht auch noch damit an... kann denn nicht ein Mensch dabei bleiben, mich Hibiki zu nennen?“

„Ich bin kein Mensch.“

„Das war-“, Hibiki seufzte kurz durch. „Ist schon in Ordnung, Alcor, sollen wir frühstücken gehen?“
 

„Ich habe noch einmal reiflich überlegt, was die Unterstützung gegen Takahara anbelangt“, kündigte Alcor an, während Hibiki an seinem Toast kaute – zum Einkaufen war er schließlich noch immer kein zweites Mal gekommen. „Ich bleibe dabei, dass ich keine Dämonen beschwören kann und werde, aber ich kann mich zwischen den Suchtrupps bewegen und Kampfhinweise geben, wenn es um die Konfrontation mit einem Dämonen gehen sollte.“

„Hoffen wir mal, dass es nicht soweit kommt“, murmelte Hibiki.

„Auch an der Suche selbst kann ich mich beteiligen, aber ich brauche schon gewisse Anhaltspunkte, um ein Handy aufspüren zu können, Koordinaten in etwa wären bereits sehr hilfreich.“

Alcor trank einen Schluck des zuvor von ihm gezuckerten Kaffees, dann hielt er zufrieden inne.

„Auch ohne besondere kämpferische Fähigkeiten oder einen starken Willen kann ich die Erde weiterhin unterstützen, dir eine Art Wegbereiter sein, Hibiki.“

„Ich bin dankbar, dass du das tust.“

Hibiki schaltete das Radio ein, um sich ein wenig von der großen Aufgabe abzulenken, die ihm bevorstehen würde, um sich besser entspannen zu können. Immerhin hatte er noch einige Stunden Zeit, bis Yamato ihn abholen würde – vor seinem Wohnzimmerfenster wurde gerade erst friedlich der Morgen optisch eingeläutet.

Der Song, den das Gerät spielte, hatte offenbar schon angefangen und war mittendrin.
 

„Wazuka de mo umareta kizuna ga nozomu nara

Fukanzen na yume de mo

Miushinawanaide sakebe“
 

„Oh, das Lied habe ich schon mal gehört“, erklärte Hibiki, „Das dürfte letztes Jahr gewesen sein, am ersten Tag nach der Prüfung.“

„Ist es für dich nur noch eine ferne Erinnerung?“, fragte Alcor. „Erinnerst du dich daran, als wäre es real gewesen, das war es für dich ja, denkst du oft daran zurück?“
 

„Namida ni nureta kono koe de

Nakiharashita kimi no kata idaku

Mayoi kurushinde mo eranda kono sekai wa“
 

„Ich erinnere mich genau an alles, an jedes Opfer, an jeden Erfolg, an jeden Freund, den ich zurücklassen musste, jeden Gefährten. Ich weiß noch, wie ich damals von Yamato gedacht habe, nach dieser Sache in Osaka. Aber ob ich noch daran denke? Ich denke daran, was sich seitdem geändert hat, was ich bewirkt habe, obwohl ich doch augenscheinlich nichts verändert hatte.“
 

„Kimi dake ga tsukamu mono da to

Kimi dake ga negaeru mono da to

Yobu koe wa mou tayasanain da

Zutto mirai o

Hikari ga oou made“
 

„Du hast viel verändert. Du nimmst das vielleicht anders wahr, aber ein wichtiger Bestandteil davon ist deine Zukunft und wie du andere beeinflusst. Du kannst dir kaum vorstellen, mit wie vielen anderen Leben dein Schicksal verknüpft ist, die du zum Besseren verändert hast. Ähnliches gilt für Yamato, allein schon die Beeinflussung seines Lebens hat für die Welt entscheidende und tiefergehende Auswirkungen gehabt, als du dir vorstellen kannst.“, erklärte Alcor, „Du hast eine ganz besondere Ausstrahlung und Wirkung auf andere Menschen, dadurch bewirkst du auch Veränderung in ihnen.“
 

„Itsu datte fui ni

Mae o fusagu sentaku wa

Kotae matazu bokura o

Nozomanai ashita e to tsureteku“
 

„Manchmal frage ich mich, ob ich das Richtige getan habe, Alcor.“, gab Hibiki nun zu. „Ich habe über viele Menschen nachgedacht und über Probleme, die sie hatten. Probleme, die ich hätte aus der Welt schaffen können, wenn ich in dem Moment meines Wunsches daran gedacht hätte. Aber mein Wille, Yamato zu bezwingen... der musste wohl stärker gewesen sein. Ironisch, dass ich lieber jemanden besiegen wollte, gegen den ich auch schon nicht zum Kampf antreten wollte und dann nicht an das Naheliegende denke? Wie egoistisch...“
 

„Wazuka de mo kanashimi o keshite ikeru nara

Kono karada o kizamu kizu

Kaeriminaide sakebu“
 

„Zweifel deine Entscheidungen nicht an, ich kann nur immer wieder betonen, dass du das Richtige getan hast. Du gibst den Dingen eine gute Änderung, einen positiveren Verlauf, du bist auf eine gewisse Art die Hoffnung selbst. Hoffnung gibt Menschen die Kraft, von der sie für ihre Taten schöpfen können, aber nur auf die Hoffnung zu vertrauen, wird einem Menschen nicht helfen. Es ist nicht hilfreich, die Augen zu schließen und fest auf etwas zu hoffen oder an etwas zu glauben, vollbringen muss man es selbst.“
 

„Namida ni nureta kono koe de

Tachitsukushita kimi no kata idaku

Tatoe ibitsu de mo eranda kono mirai wa
 

Kimi dake ga tsukamu mono da to

Kimi dake ga negaeru mono da to

Yobu koe wa mou tayasanain da

Zutto sekai ni

Hikari egaku made“
 

„Alcor... danke, ich weiß es wirklich zu schätzen, wie viele Gedanken du dir meinetwegen machst. Aber ich bin nicht anders als viele andere Menschen hier, ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und jetzt... bringen wir es zu Ende. Das wird die vorerst letzte Bedrohung durch Dämonen sein, die Shinjuku erleiden muss. Mir macht nur Yamato ein wenig Sorgen dabei.“

„Wieso denn das?“
 

„Itami o sakeyou to shinaide

Kotae o mune ni shimawanaide

Ushinau koto o osorenaide

Itsu datte hitori ja nain da

Kasuka ni kikoeteru darou

Bokura de tsukutta merodii ga

Zutto sou zutto

Kimi no te o nigitteru“
 

„Er war neulich so verändert, die eine Nacht und den Morgen, die er bei mir war. Ich würde ja gern glauben, dass er einfach nur ein Morgenmuffel ist, aber ich befürchte, dass da mehr dahinter steckt. Ich meine... in einer Vorlesung hatten wir mal etwas mit Psychologie zu tun, dabei haben wir uns auch mit Traumata beschäftigt. Wir haben von Kindern geredet, die Schlimmes erlebt haben und das mit aus dem Krieg heimkehrenden Soldaten verglichen, dabei ist es sehr aufgefallen. Ich befürchte, dass Yamato eine Posttraumatische Belastungsstörung erlitten hat. Ich weiß, dass sich das merkwürdig anhört und dass Yamato wohl auch nicht wie der Typ wirkt, dem so etwas passieren würde, aber die ganzen Zeichen...“.

Hibiki konnte seinen Satz unmöglich zuende bringen.
 

„Karashita koe de furuwaseta

Bokura o asu e hakobu uta ga

Hibikiwatatte dareka no yume ni tsuzuku“
 

„Da kann sich Yamato glücklich schätzen, dass er dich hat“, gab Alcor an. „Mit dir an seiner Seite gibt es jemanden, der auf ihn aufpasst.“

„Außerdem... ich befürchte, dass Yamato den Kontakt mit mir wieder abbricht wenn wir Shinjuku erst einmal beschützt haben. Ich glaube, er führt dieses Problem ganz auf sich selbst zurück und will es auch ohne Hilfe von Außen lösen.“

„Hilfe von dir wird er akzeptieren“, widersprach Alcor wissend, „Er hat akzeptiert, dass du stärker bist als er und wird dementsprechend Hilfe von dir annehmen.“
 

„Namida ni nureta kono koe de

Nakiharashita kimi no kata idaku

Mayoi kurushinde mo eranda kono sekai wa

Kimi dake ga tsukamu mono da to

Kimi dake ga negaeru mono da to

Yobu koe wa mou tayasanain da“
 

„Oh, Alcor“, meinte Hibiki, lächelte ihn zufrieden an und schnappte sich seine Tasche. „Du weißt wirklich immer, wie du mir Mut machen kannst, es ist fast schon unheimlich.“

„Ich bin an deinem Wohlergehen interessiert, das ist alles“, entgegnete Alcor.

„Also dann...“, Hibiki schulterte seine Tasche nun, „Gehen wir. Ich werde Daichi und Io abholen und dann von Makoto zu JPs bringen lassen. Alcor, wir werden Shinjuku und Yamato beschützen, egal, was kommt.“

Mit diesen Worten verließen die beiden die Wohnung und ließen die Tür ins Schloss fallen, während das Radio noch immer lief.
 

„Zutto mirai o

Hikari ga oou made“
 

Bei Daichi angekommen wurde Hibiki gleich freudig begrüßte: „Hibiki, hey, schön, dass du mich auch mal wieder besuchen kommst! Iorin ist auch da, wir wollten gerade- oh? Hibiki, ist das dein Freund von der Aufführung?“

„Mein Name ist Alcor“, stellte Alcor sich selbst vor, „Ich werde euch im Kampf gegen die Dämonen beistehen.“

„Kampf gegen- Hibiki, wovon redet Alcor?“ Daichi überlegte. „Alcor... der Name kommt mir bekannt vor, du hast schon mal von ihm erzählt, Hibiki, oder? Ich meine, die Prüfung, hm?“

„Lasst mich reinkommen und ich erkläre es, ich brauche euch beide dafür“, erklärte Hibiki und spürte, wie sich in seinem Hals ein Kloß bildete. Er würde sich auf Daichi und Io verlassen können, nicht wahr..?
 

„Sag das doch gleich!“, meinte Daichi und grinste Hibiki zufrieden an. „Ich als Held, einer von 13 Auserwählten? Klar bin ich dabei!“

„Und du bist sicher, dass du das Risiko eingehen willst?“, fragte Hibiki, der sich zwar freute, dass Daichi sich so bereitwillig zu seiner potenziellen Rolle bekennen wollte, aber doch nicht sicher war, ob er wirklich alles gesagt hatte, was gesagt werden musste, um Daichi bestmöglich auf die Aktion vorzubereiten.

„Denk dran, wie gefährlich das werden kann, Hibiki hat doch erzählt, was letztes Mal passiert ist“, seufzte Io, sie war augenscheinlich bei Weitem nicht so überzeugt von der ganzen Sache.

„Ich will euch nicht zwingen“, ergänzte Hibiki seine Erklärung abschließend, „Aber ihr gehört zu den wenigen Menschen, die die Aufgabe sicher übernehmen könnten. Wir haben nicht viel Zeit übrig, um die Handys zu zerstören und wie gesagt, es kann ja auch zum Kampf kommen und...“ Hibiki hob den Blick, um Daichi und Io anzusehen, sehr betretene Blicke schlugen ihm entgegen. Schnell realisierte er, wie das Ganze wohl geklungen haben musste und schob schnell nach. „Oh, aber auf gar keinen Fall will ich euch dazu zwingen, zu helfen! Es ist nur... ähm, nein, ich habe nichts gesagt, entscheiden müsst ihr!“

„Ich würde dich doch niemals im Stich lassen Hibiki!“, verkündete Daichi, „Und wenn ich dafür gegen Dämonen kämpfen muss, ich helfe dir so gut ich kann!“

„Daichi, das-“

„Ich auch!“, warf Io ein, „Ich gebe auch mein Bestes. Für ein sicheres Shinjuku!“

„Und ihr seid beide absolut sicher?“

„Absolut!“, kam es wie aus einem Munde. Genau in dem Moment klingelte es erneut an der Tür, die Daichis Mutter daraufhin rasch öffnete.

„Oh, Wakui-kun, komm doch rein. Daichi ist oben in seinem Zimmer.“

Daichi, Io und Hibiki konnten Schritte auf der Treppe hören, die Tür wurde langsam geöffnet und Keita lugte hinein.

„Daichi, ich hab hier deine CD, die- wieso seid ihr denn hier!?“

„Gut, dass du da bist, Keita, ich muss dich was fragen!“, freute sich Hibiki.

„Was ist hier los, ist das eine Falle oder was?“ Skeptisch blickte Keita Alcor an, der ihn anlächelte, was auf Keita sehr unbehaglich zu wirken schien.

„Willst du ein paar Kekse, Keita?“, fragte Daichi mümmelnd, „Selbst gebacken. Nur zu, man muss zwar fester zubeißen, aber sie schmecken.“

Etwas widerwillig setzte sich Keita auf den Teppichboden zu den anderen und nahm sich einen Keks vom Teller und seinem rot anlaufenden Gesicht konnte man entnehmen, dass er Daichis Kochkünste für besonders schmackhat hielt.

Entweder das, oder Daichi hatte Zimt mit Chilipulver verwechselt.
 

Hibiki erklärte nun auch Keita ausführlich, was es mit den Dämonen auf sich hatte. Keita wirkte erst skeptisch, aber Daichi wusste, wie er ihn überzeugen konnte: „Jemanden mit deinen Fähigkeiten im Kampf können wir gut gebrauchen, Keita, und bestimmt wird es die Dämonen sofort verscheuchen, wenn du ihnen nur ordentlich eine auf den Deckel gibst!“

„A-Ach was...“, brummte Keita, „Meine Fähigkeiten könnten... mh...“

„Ich weiß, dass du das könntest, Keita, kämpfe als Krieger für die Gerechtigkeit!“, jubelte Daichi euphorisch und schien ihn damit tatsächlich überzeugen zu können.

„Gerechtigkeit, hm... Ich- ich mach mit. Aber nicht wegen euch, ich will nur die Gelegenheit haben, gegen Dämonen zu kämpfen. Ich brauche mich bei denen nicht zurückzuhalten und kann meine voll Kraft einsetzen, das ist eine gute Gelegenheit.“

„Juchu, Keita!“

„Daichi, lass mich los!“, schimpfte Keita. Irgendwie hatte Hibiki das Gefühl, etwas Wesentliches verpasst zu haben, so wie auch Io, die verlegen die Poster von Yoshino Harusawa anblickte.

„Also“, durchbrach Hibiki die angespannte Stille zögerlich, „Wir sollten langsam vor die Tür gehen, eine Mitarbeiterin von JPs wird uns abholen. Das ist eure letzte Möglichkeit, ihr seid ganz sicher, dass ihr jetzt mitmachen wollt?“

„Jap!“, antwortete Daichi begeistert, Io nickte schüchtern und Keita versuchte immer noch, sich aus Daichis Griff zu befreien, nuschelte aber ebenfalls ein zögerliches „Yo“.
 

„Meine Mutter denkt, dass wir auf einen Wochenendtrip zum Campen gehen“, erklärte Daichi, nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte und zu den anderen vor das Wohnhaus getreten war. „Sie wird sich keine Sorgen machen und Ios Eltern Bescheid geben. Morgen wird die Welt wieder sicher sein!“

„Ja, bestimmt!“, bekräftige Hibiki und lächelte glücklich. Genau in diesem Moment fuhr auch die Limousine von Makoto vor, die alle vier mitnahm – Hibiki bekam einen Platz auf der Beifahrerseite, während sich Io, Daichi und Keita auf der Rückbank versammelten.

„Denkt dran, dass ihr niemandem etwas hiervon erzählt dürft“, unterstrich Makoto noch einmal, „Alles, was ihr am heutigen Tage tun werdet, muss geheim bleiben – JPs kooperiert mit der Regierung, aus polizeilicher Sicht brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, aber sollte auch nur ein Wort zur einfachen Bevölkerung durchdringen, wird das JPs in große Schwierigkeiten bringen, seid euch dessen bewusst.“
 

Bei JPs angekommen konnte Hibiki zu seiner Erleichterung gleich ein paar vertraute Gesichter ausmachen: Airi und Jungo standen da, in ein Gespräch vertieft, Airi hielt dabei Jungo auf dem Arm, direkt daneben hörte Joe offenbar über seinen MP3-Player Musik und Hinako lächelte freudig, als sie Hibiki und Keita erblickte. Makoto und Fumi standen jetzt an der Seite von Yamato, offenbar zufrieden, dass sie die meisten versammeln konnten.

„Otome hat die Kooperation abgelehnt und Kuriki konnte ich nicht aufspüren, scheinbar arbeitet er gerade im Ausland“, erklärte Fumi, „Aber ansonsten habe ich alle hierher holen können. Auch die Handys mit dem Programm sind alle soweit.“ Sie lächelte stolz, da sie mit der vielen Arbeit rechtzeitig fertig geworden war und zückte nun ihr eigenes Handy. „Jeder von euch sollte seine Dämonen einmal zur Probe beschwören. Mit ihnen umzugehen ist nicht besonders schwer.“

„Ich möchte anfangen!“, rief Daichi aufgeregt, „Darf ich zuerst beschwören?“

„Du musst dein Handy so halten.“, erklärte Hibiki und nahm Daichis Arm, um ihn richtig auszurichten, „Dann aktivierst du das Programm, indem du diesen Knopf drückst. Hier kannst du sehen, welche Dämonen du beschwören kannst, wähle dir einen Dämonen aus, berühre ihn auf dem Display und rufe seinen Namen, das reicht schon.“

„Oh, gleich drei Dämonen hab ich! Hm, Poltergeist, Obariyon und Agathion... Welchen soll ich nehmen, Hibiki?“

„Such dir einfach irgendeinen aus!“

„Okay, dann mal los! Poltergeist!“

Auch Daichis Arm wurde in die blaue Lichtsäule gehüllt und schon befand sich der kleine Geister-Dämon, die grüne Silhouette mit den großen schwarzen Augen im Raum, blickte sich kurz um, bis sein Blick an Daichi hängen blieb.

„Schwach...“, bemerkte Poltergeist, grinste dann aber urplötzlich und sprang auf Daichis Kopf.

„Ih, nein, aus, runter! Aua!“

„Tihi!“ Poltergeist hatte offenbar einen Heidenspaß dabei, an Daichis Haaren zu zerren.

„Du musst bloß das Porträt von Poltergeist nochmal berühren“, erklärte Hibiki schnell und erledigte das dann für Daichi, „Dann verschwindet er wieder, bist du ihn das nächste Mal rufst. Wenn er aber im Kampf verwundet wird, dann musst du erst eine gewisse Erholungszeit abwarten, ehe du ihn wieder rufen kannst.“

Poltergeist verschwand wieder, während Daichi seine Arme immer noch schützend über den Kopf gelegt hatte, so als ob er darauf warten würde, dass es vorbei ging.

„Io und Keita, probiert es als Nächste“, bestimmte Hibiki jetzt, um die Aufmerksamkeit von Daichi abzulenken, damit er sich langsam wieder beruhigen konnte.

„Okay... so...“, Io machte alles, was Hibiki ihr gesagt hatte, „Kikuri-Hime!“

„Berserker!“, beschwor Keita.

Wieder erglühte der Raum in Blau, im nächsten Moment standen die in ein kraftvolles rosarot gehüllte Prinzessin mit dem dunklen Teint und der kraftvoll geformte Krieger mit dem Tierkopf im Raum, sie erkannten sofort, wer sie offensichtlich gerufen haben musste und standen nun, Befehle abwartend, vor ihnen.

„Wie schön“, staunte Io und betrachtete Kikuri-Hime staunend, „ich hätte gar nicht gedacht, dass ein Dämon so wunderschön sein kann.“ Sie trat auf Kikuri-Hime zu und wurde von ihr angelächelt, auch Kikuri-Hime schien mit ihrer Meisterin offenbar sehr zufrieden zu sein.

„Ich hätte nichts anderes erwartet!“, kommentierte Keita Berserker zufrieden.

Beide ließen ihre Dämonen wieder verschwinden, sodass sich nun Airi und Jungo berufen fühlten.

„Cait Sith!“, rief Airi, woraufhin sich Jungo erschrocken in ihre Handtasche verkroch.

„Neko Shogun“, meinte Jungo.

Eine große Katze mit aufrechtem Gang, die einen Federhut und Stiefel trug, bildete sich vor Airi und wurde daraufhin gleich interessiert von Jungo gemustert, während Jungo eine große Katze in voller Rüstung beschwor, die ihren Beschwörer nur schweigend anstarrte.

„Wie süß, du siehst ja wie ein großer Jungo aus“, freute sich Airi über ihren Dämonen, während Jungo seinem auf die Ohren starrte: „Katzenohren...“

Nachdem dann auch Hinako und Joe ihre Hibiki vertrauten Dämonen, Lilim und Orcus beschwören konnten, entschied Yamato, dass es nun an der Zeit war, den Plan, den er hatte, vorzustellen.

„Wir haben uns dafür entschieden, erst einmal nur Shinjuku zu durchsuchen, da er die Handys offenbar nur dort versteckt hat“, erklärte Yamato, „Mit Hilfe des Signales eines seiner Handys konnten wir die ungefähre Position bestimmen, keines der Handy befindet sich demnach außerhalb. Was sich dieser inkompetente Abschaum davon verspricht, kann ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, aber für uns ist das ein klarer Vorteil. Mithilfe seiner Dummheit können wir vielleicht sogar alle Handys aufspüren und vernichten, ehe die Dämonen ausbrechen. Macht euch aber auf einen Kampf gefasst.“

Yamato nahm ein Blatt Papier von Makoto entgegen. „Wir haben je nach individueller Stärke Teams gebildet, die möglichst effektiv am Aufspüren arbeiten können, bewegt euch nur innerhalb dieser Teams, lasst keinen Außenstehenden euch begleiten. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Zu den Gruppen: Wakui und Shijima, ihr werdet miteinander gehen, da euer starker Dämon sich gut mit den schwachen ergänzt. Nitta, Kujou, Akie, Ban und Torii, ihr werdet allein zurecht kommen, das Gleiche gilt für Makoto und Professor Kanno. Hibiki, du kommst mit mir.“

„Ich werde mich zwischen den Teams umherteleportieren und für den mühelosen Informationsaustausch sorgen“, erklärte Alcor nun auch seine Funktion, er war wie üblich zwischen den Eingeweihten aufgetaucht, was aber nur Io zu erschrecken schien.

„Wir verlassen uns auf eure Mitarbeit. Beschwört eure Dämonen nur, wenn es absolut nötig werden sollte. Für die Erreichung höher gelegener Orte wird euch Alcor zur Verfügung stehen. Fumi wird euch genau sagen, wo ihr euch hin begeben müsst. Komm, Hibiki.“

Einen kurzen Moment lang zögerte Hibiki, da er ja so schließlich seine Freunde zurücklassen würde, aber die schienen alle genau zu wissen, was sie zu tun hatten, also folgte er Yamato.

„Yamato, wäre es nicht vielleicht effektiver, wenn wir uns aufteilen?“

„Das wäre es wohl“, gestand Yamato ein, „Aber ich verlange von dir, dass du mir folgst.“
 

In der Nähe der Takoyaki-Bude, unweit Hibikis Wohnung, wurden sie zuerst fündig: Auf dem Dach derselbigen war in der Regenrinne ein Handy gewesen. Yamato zerbrach es mit der bloßen Hand. „Takahara muss uns beobachtet haben, woher hätte er sonst wissen sollen, dass wir hier an diesem Ort gewesen sind. Dieser erbärmliche Bastard...“

„Aber hätte er dann nicht wissen müssen, dass wir an diesem Ort zuerst nachsehen würden? Das ist doch ineffektiv.“

„Es geht ihm nicht um Effizienz... er will mir demonstrieren, was er über mich weiß, um mir damit schaden zu können“, erklärte Yamato, „Er versucht selbst zu dieser Stunde noch, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wie tief kann so etwas denn noch sinken...“
 

„Oh, das muss es ein!“, stellte Io fest, als sie gerade an einem Kinderspielplatz angekommen war. Auf der Spitze des Klettegerüsts konnte sie das Handy ausmachen, das welches das von Fumi beschriebene rote Leuchten zeigte.

„Ist das dein Handy?“, hörte Io eine Kinderstimme. Ein kleines Mädchen in gelber Latzhose war zu ihr gekommen und blickte sie aus großen braunen Augen an.

„Möchtest du, dass ich es für dich hole?“, fragte sie euphorisch.

„Oh, ähm, eigentlich kann ich selbst da hinaufklettern und-“

„Bitte!“, bat das kleine Mädchen, das den Hundeblick perfektioniert hatte. „Lass mich ihn holen, ich kann das auch!“

„Nun gut, aber tu dir nicht weh, okay?“

„Kommst du zurecht, Nitta-san?“ Eine bekannte Gestalt mit einem rot-schwarzen Streifenpullover hatte sich ihr genähert, während das kleine Mädchen ihnen abgewandt damit beschäftigt war, das Klettergerüst zu bezwingen.

„Oh, ähm, Alcor nicht wahr? Du kannst ruhig Io zu mir sagen.“

Alcor stand jetzt neben ihr und sah dem kleinen Kind beim Klettern zu.

„Alcor“, erklärte Io dann, „Bist du als Kind auch gerne auf Klettergerüsten gewesen? Ich selber hatte lange Höhenangst, bis mir dann mein Vater geholfen hat, hinaufzukommen. Da wollte ich gar nicht mehr wieder runter.“ Sie lächelte verlegen.

„Ich muss nicht klettern“, erklärte Alcor, „Ich kann zu jedem Zeitpunkt an jedem Ort sein, den ich möchte, da benötige ich diese Art Fähigkeiten nicht. Ich bin auch zu keiner Zeit ein Kind gewesen, solange ich mich zurückerinnern kann.“

„Wirklich nicht? Alcor... was bist du?“

„Sagt dir die Prometheus-Sage etwas?“

„Ich-“

„Heey, ich habe das Handy!“, quietschte das Mädchen freudig und überreichte es Io mit einem breiten Grinsen. „Ich habe es extra für dich geholt, weil du so inkombient aussiehst!“

Io blickte das Mädchen verwundert an, sah aber über ihre Beleidigung hinweg, da das Mädchen offenbar selbst nicht verstand, was sie da gerade gesagt hatte.

„Oh, danke schön, Kleines. Möchtest du was Süßes haben? Ich glaube, ich habe hier irgendwo noch eine Tüte Gummibächen für dich.“

„Jaa!“, freute sich das Mädchen glücklich, „Danke schön!“

Io überreichte ihr das süße Dankeschön, dann wandte sie sich, nachdem sich Rina wieder der Wippe widmete, Alcor erneut zu, aber da war er schon verschwunden.

„Prometheus?“, fragte sie sich, verließ dann aber den Spielplatz wieder und suchte woanders weiter.
 

„Komm schon Keita“, schmollte Daichi, „Lass uns doch eine kurze Pause machen, ich hab Hunger!“

„Daichi, wir haben nicht ein Handy gefunden, wir können uns jetzt nicht ausruhen! Wir dürfen nicht hinter den anderen zurückstehen, die haben bestimmt schon Erfolg gehabt!“

„Aber Keita, ohne Energie kann ich doch nicht kämpfen!“

„Das kannst du doch auch so nicht!“

Daichi blickte Keita überrascht an, der die Worte wohl am liebsten wieder zurücknehmen wollte, was aber unmöglich war, so frei wie sie jetzt im Raum schwebten, also machte er weiter: „Ich meine, sie haben uns zusammen in eine Gruppe gepackt, weil wir uns ergänzen! Was glaubst du, was das heißt, hm?“

„Dass wir uns eben gut ergänzen, du weißt schon, charakterlich.“ Daichi lächelte. „Du bist eine echte Kämpfernatur, du gibst nicht auf, das ist bei mir anders. Ich lehne mich lieber zurück, wenn ich ein Problem finde und versuche es halt später nochmal. Du hilfst mir, durchzuhalten.“

„Daichi, das kannst du doch auch alleine. Du kannst dafür ganz gut mit Menschen umgehen. Das würde ich auch gern können.“

„Oh wirklich?“, fragte Daichi erfreut, „Soll ich dir zeigen, wie man das macht?“

„Treib' es nicht auf die Spitze...“

„Ach was, ich mache doch nur Spaß, Keita!“

„D-Das wusste ich!“

„Klar!“ Daichi lachte zufrieden auf, „Natürlich- oh, was ist denn das?“

„Wenn du versuchst, abzulenken, dann-“

„Nein, Keita, guck doch mal, da oben, über dem Vordach vom Hotel. Siehst du das?“

„Hm. Was soll damit sein?“

„Guck' genauer hin, ist das nicht ein Handy da oben?“

Keita folgte dem Fingerzeig von Daichi und konnte jetzt auch das rote Leuchten erkennen, das von dem präparierten Handy ausging.

„Sieht ganz so aus... wie sollen wir da hoch kommen? Wo ist diese Alcor-Gestalt, wenn man sie mal braucht?“ Keita blickte wieder zu Daichi und sah, wie er sich urplötzlich aus seiner Position gelöst hatte und nun versucht, an der Seite des Vordaches hochzuklettern.

„Daichi, bist du bescheuert, komm da wieder runter!“ Keita sprintete sofort unter Keita, damit er einen möglichen Sturz würde abfangen können und beobachtete von dort nun argwöhnisch jeden Schritt Daichis.

„Ich hab's doch fast! Ngh... komm schon, komm schon... wah!“ Eine dünne Metallstange, über die Daichi hatte klettern wollen, gab unter seinen Füßen in einer Höhe von gut drei Metern plötzlich nach, sodass er abrutschte und sich gerade noch so an die Oberfläche des Vordachs klammern konnte.

„Daichi!“, schrie Keita auf, „Wenn du jetzt runterfällst, dann- dann schlag ich dich!“

„Ich hab es! Ich hab es!“

„Das Handy? Daichi, pass' gefälligst auf!“

„Ich- wuah!“

„Daichi!“ Hilflos blickte Keita auf den immer unsicherer schaukelnden Daichi, da hörte er eine Stimme neben sich.

„Kann ich helfen?“, fragte Alcor sanft.

„Da fragst du noch, du Trottel? Hilf ihm gefälligst, er schmiert ja gleich ab!“

Jetzt rutschte Daichi endgültig ab und fiel, hilflos mit den Armen rudernd, auf Alcor und Keita zu. Keita sprang ihm entgegen und versuchte wohl, ihn aufzufangen, was aber scheitert, Daichi landet auf Keita und beide stürzen schmerzvoll zu Boden.

„Auau...“ Daichi rieb sich seinen schmerzenden Kopf und bewegte seine Glieder vorsichtig, aber nicht schien gebrochen zu sein. „Ist bei dir alles okay, Keita?“

„Au... ja, alles bestens.“ Auch Keita hatte den Sturz ohne eine weitere Verletzung überstanden. „Was machst du denn für Sache, Daichi, du hättest nur kurz warten müssen, dann wäre Alcor da gewesen und hätte das Handy holen können, dann – au! - dann hätten wir das hier jetzt nicht mitmachen müssen!“

„Aber ihr habt es doch auch ohne mich geschafft, auch wenn die Ausführugn etwas schmerzhafter als nötig zu sein schien.“, meinte Alcor.

„Was?“ Keita blickte auf. „Ist es nicht deine Aufgaben uns bei sowas deine Hilfe anzubieten?“

„Aber ihr habt sie faktisch nicht gebraucht, ihr seid auch ohne mich wieder unbeschadet aus der Situation entkommen. Ich werde hier jetzt nicht mehr benötigt, bis später.“

„Warte mal, du- er ist schon weg? Ach, verdammt!“

„Du Keita?“

„Was!“

„Jetzt haben wir doch schon eines gefunden, können wir jetzt vielleicht...“

„Also gut, dann gehen wir eben in dein dämliches Café!“ Keita war gerade so erleichtert darüber, dass Daichi nichts passiert war, dass er mit ihm vermutlich sogar in die Oper gegangen wäre.

Im Außenbereich des Cafés angekommen bestellte sich Keita einen Milchkaffee, Daichi hingegen wollte lieber einen Eisbecher. Nach kurzer Zeit saßen sich die Beiden zurückgelehnt gegenüber, innerlich gab Keita zu, dass auch ihm die kurze Pause gerade gut tat. Jetzt erst fiel ihm auf, wie rastlos er eigentlich immer gewesen war, er nahm es eher als permanent beschäftigt wahr.

„Keita, ich geh mal kurz rein, okay? Bis gleich!“, verabschiedete sich Daichi und betrat dann das Café.

Keita lehnte sich noch immer zurück, bezahlte die Rechnung für Daichi mit, als ihn eine vorbeilaufende Kellnerin darum bat und nahm sich dann das Handy, das Daichi eingesteckt hatte, aus seiner Tasche. Noch immer glühte der Bildschirm bedrohlich rot und Keita überlegte, was der beste Weg wäre, das Handy zu vernichten, dann aber stieß Daichi wieder zu ihm und hatte seinerseits ein glühendes Handy dabei.

„Daichi, wo hast du das her?“, fragte Keita ungläubig.

„Es lag in der Herrentoilette auf dem Waschbeckenrand, fast so, als ob das jemand vergessen hätte... wie machen wir die Dinger am besten kaputt? Hm... Kannst du sie nicht.... du weißt schon, mit einem kräftigen Schlag zertrümmern?“

„Ich will doch keine Plastiksplitter abbekommen! Sehe ich für dich aus wie einer, der Karate macht?“

„Dann brich es doch einfach in der Mitte durch. Hat Yamato nicht gesagt, dass das eine der besten Methoden wäre?“

Keita nahm die beiden Handys zur Hand und zerbrach sie ohne größere Mühen.

„Die Überreste sollten wir dem Big Boss mitbringen, stimmts?“

„Ah“, atmete Daichi zufrieden durch, „Jetzt können wir aber eine Pause machen! Ich meine, wir haben jetzt sogar zwei Handys gefunden und-“

„Das ist doch nicht dein Ernst! Los, hoch jetzt mit dir!“

„Menno!“
 

Gerade hatte sich Hinako auf eine Parkmauer in Shinjuku Gyoen gesetzt. Sie war noch nicht fündig geworden, aber sie durchsuchte ihre Umgebung nach gutem Gewissen, also bereute sie das nicht. Während sie da so saß, beobachtete sie einige in ihrer näheren Umgebung spielende Kinder, die gar nicht ahnen konnten, in welcher Gefahr sie sich möglicherweise befinden könnten. Mal angenommen, dieser Programmierer wollte vielen Menschen schaden, so ein Park, in dem Kinder mit ihren Familien und Freunden spielten, wäre dafür doch aus seiner Perspektive gut geeignet, oder? Seufzend stand Hinako auf und schlenderte zur Bühne, auf der sie erst vorgestern ihren Auftritt gehabt hatte. Heute Abend würden doch bekannte regionale Künstler hier auftreten, hatte sie mitbekommen, viele Menschen würden hier sein... an der Bühne wäre also mit einer guten Wahrscheinlichkeit auch ein Handy versteckt.

Hinako kletterte auf den Bühnenrand, suchte dort nach einer Möglichkeit, ein Handy zu verstecken. Dort befanden sich Scheinwerfer, eine Bühnenkonstruktion, mit er man beispielsweise Auftretende von oben herunterlassen konnte. Vorsichtig kletterte Hinako dort hinauf, aber außer einer Spinnenkolonie und drei Yen-Münzen konnte sie nichts finden.

„Sind Sie nich' Hinako-san?“, fragte eine helle Stimme unter Hinako.

Sie kletterte die Leiter wieder herab und wandte sich der Person zu, die sich als ein Kind im späten Grundschulalter entpuppte. Ein kleiner Junge mit strubbeligen braunen Haaren und einer Zahnlücke sah sie aus großen Augen an.

„Wenn es Ihnen nicht ausmacht, öhm... würden Sie wohl mal für uns tanzen? Ich meine... mein Freund hat mir von Ihrem Auftritt vorgestern erzählt, da konnte ich nich' weil ich am Tag danach mit mein Vater früh rausmusste... Ich bitte Sie!“

„Oh, wie süß! Natürlich kann ich für dich und eine Freunde kurz auftreten.“, meinte Hinako, der nicht entgangen war, wie sich am Bühnenrand ein paar Kinder verdeckt hielten und sie nur hin und wieder mal mit verstohlenen Blicken begutachteten.

„Ähm... mein Freund hat erzählt, dass Sie aus der Bühne rausgekommen sind, können Sie das noch mal machen?“

„Das tut mir Leid, Kleiner, da brauche ich meine Techniker dafür.“

„Raito bin ich“, meinte der Junge schüchtern.

„Das heißt, versuchen könnte ich es mal...“, überlegte Hinako laut, „Wie war das, hier ist die Verankerung, das Seil hier wurde hochgelassen und.... was ist denn das?“

Zwischen den Seilen, die Hinako für den Auftritt hätte lösen müssen, glimmte etwas rot auf. Hinako rückte ihre Brille zurecht und beugte sich näher heran, dann konnte sie es schließlich als Handy identifizieren, dessen Display rot aufleuchtete.

Sie konnte mit ihren Fingern nicht daran reichen, also rief sie kurz: „Raito, kannst du bitte mal herkommen?“

„Oh, ähm, okay“, nuschelte Raito schüchtern und näherte sich Hinako mit kurzen Schritten.

„Siehst du das Handy da? Das gehört mir, kannst du es mir rausholen? Ich komme da nicht dran.“

„A-Aber gerne doch!“, meinte Raito plötzlich sehr enthusiastisch und erreichte das Handy ohne Mühe. „Hier bitte, Hinako-san!“ Er gab es ihr und wurde knallrot, als sich ihre Hände dabei berührten.

„Danke, sehr nett von dir!“, freute sich Hinako, „Also dann, Kinder, hier kommt ein kleiner Exklusivauftritt von Hinako Kujou, nur für euch!“

„Ein Tanz... wie viel so ein paar gelenkige Bewegungen nicht alles ausdrücken können“, staunte Alcor.
 

„Jungo! Jetzt bleib verdammt nochmal stehen!“, schimpfte Airi, die mit dem kleinen Tier nur mühsam Schritt halten konnte. „Wir haben zu tun, du kannst doch nicht immer wegrennen! Bleib stehen! Wir haben erst ein Handy gefunden, das reicht doch nie!“

Gelenkig bog Jungo um eine Ecke, was Airi etwas schwerer fiel, sodass sie auch hinter der Ecke nicht rechtzeitig bremsen konnte. „Was zum- wah!“, schrie sie auf, ehe sie mit Alcor zusammenstieß.

„Du darfst nicht so schnell rennen, Ban-san“, meinte Alcor beschwichtigend und wollte ihr aufhelfen.

„Nimm' deine Pfoten weg!“, fauchte Airi, „Hättest du nicht Jungo schnappen können, wenn du mir schon im Weg stehen musst? Lass mich vorbei!“

Airi sprang wieder auf und spurtete Jungo weiter hinterher, sodass Alcor ihr nur nachblicken konnte.

„Jungo, jetzt bleib schon stehen!“

„Ich laufe nicht“, antwortete Jungo ihr. Er hatte Jungo gefangen und hielt sie nun auf dem Arm, während er sich Airi zuwandte.

„Gut, dass du ihn gefangen hast! Er macht oft nichts als Ärger, immer rennt er weg und hält mich von der Arbeit ab!“

„Er will nur spielen“, versuchte Jungo, das Verhalten von Jungo zu erklären.

„Aber trotzdem... ich habe doch zu tun!“ Empört verschränkte Airi ihre Arme und blickte nun angestrengt auf das Tier, dass sich in Jungos Armen so räkelte, als hätte sie gerade genüsslich geschlagen.

„Wieso hast du ihn nicht Zuhause gelassen?“

„Ich kann Jungo doch nicht alleine lassen, da langweilt er sich doch!“

Jungo lächelte zufrieden. „Du bist ein guter Mensch, Airi.“

„Ja ich- wie kommst du denn jetzt darauf? Argh, ist ja auch egal, wir müssen die Handys finden!“

„Ich hab eins“, bemerkte Jungo und zeigte Airi die zertrümmerten Überreste eines von ihm gefundenen Handys, das er in seiner Jackentasche aufbewahrt hatte.

„Du hast auch schon eins? Puh, dann muss ich mich ja richtig reinhängen, ich will ja nicht hinter dir zurückstehen...“ gerade, als Airi sich kurz entspannen wollte, schien es mit Jungo schon wieder durchzugehen, sie sprang aus Jungos Armen und stürmte den Weg entlang.

„Du kannst mich nicht einmal fünf Minuten sitzen sehen, he?“, schrie Airi ihr hinterher, aber sie wusste, dass es nutzlos war, sich mit der Katze auf eine Diskussion einzulassen. Sie spurtete erneut los, diesmal aber von Jungo gefolgt. Er fühlte sich wohl auch irgendwie für das Wohlergehen der kleinen Katze verantwortlich, schließlich war er es, der sie Airi geschenkt hatte.

An einem kleinen im Bordstein verankerten Gulli schien Jungo etwas Interessantes entdeckt zu haben, sie steckte ihre kleinen Pfötchen durch die Gitter und versucht, etwas zu schnappen.

„Siehst du da Mäuse?“, fragte Airi ein wenig außer Puste, „Die kannst du bei uns im Schuppen auch finden, würdest du jetzt- Moment mal, Jungo, siehst du das auch?“

„Ein rot glühendes Licht, ja.“

„Könnte das eines der Handys sein? Wieso schmeißt der Depp das denn in die Kanalisation? Bah, egal, hilf mir mal schnell!“

Wenige Sekunden später hatten Airi und Jungo das Handy schon rausgeangelt und betrachteten es argwöhnisch.

„Wer hätte gedacht, dass du sowas finden würdest, Jungo“, staunte Airi, woraufhin Jungo nur nickte.

„Dich hab ich doch nicht gemeint.“

„Ich dich auch nicht.“

Einen Moment lang schweigen sich beide an, dann war es wie üblich Airi, die als Erste die Sprache wiederlerlangte.

„Danke... für deine Hilfe.“

„Gern geschehen, Zusammen... geht alles leichter, Airi.“
 

„Und wieder eines“, stellte Fumi zufrieden fest und zog ein weiteres Handy zwischen zwei Friedhofssträuchern hervor. „Das läuft doch gut.“

„Hoffentlich sind es bald alle“, meinte Alcor, der über einem der Grabsteine schwebte und Fumi beobachtete.

„Ich gehe davon aus, dass es nicht zu viele sein dürften“, erklärte Fumi ihre Gedanken, „In der kurzen Zeit wäre Takahara nicht in der Lage gewesen, so viele Handys mit dem Programm zu bespielen. Jedes Handy, das wir entschärfen können, führt uns unserem Ziel näher. Aber wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte ich die exakte Position der Handys bestimmen können, dann wäre es ein Leichtes gewesen, sie auszuschalten. Takahara war auf seinem Gebiet ein Genie und er wird nicht müde, uns das zu demonstrieren.“

Fumi streckte sich kurz und gähnte, dann fiel ihr Blick auf die untergehende Abendsonne.

„Ich halte Takahara nicht für fähiger als mich“, erklärte Fumi, „Das hier ist ein Teil davon, mir zu beweisen, dass es so ist.“

„Das hört sich so an, als würdest du dir öfter Dinge beweisen müssen.“

„Och, eigentlich nur, weil ich Spaß daran habe, mir meine Fähigkeiten zu demonstrieren. Mehr steckt dahinter nicht.“ Fumi lächelte zufrieden. „Mal sehen, wie viele ich noch aufspüren kann, Takahara...“
 

An der Spitze des Kaufhauses gegenüber vom Café, in dem Hibikis und Yamatos Wiedersehen erst am Dienstag stattgefunden hatte, stand Joe und warf zufrieden einen Blick über das nun abendliche Shinjuku. Ein paar Mal ließ er sich dabei von vorbeigehenden hübschen Mädchen ablenken, aber er hatte seine Freundin und seine Mission, das würde er nicht vergessen.

„Du bist verantwortungsbewusster, als du wirkst“, bemerkte Alcor, der nun ebenfalls über die Stadt blickte.

„Wieso? Hast du erwartet, dass ich einfach dem erstbesten Mädchen nachlaufe, das auftaucht, Stripes? Ich habe eine Freundin und ein Kind und um die zu beschützen, bin ich hier.“

„Ich habe gesehen, dass Hibiki mit dir einen zuverlässigen Gefährten ausgewählt hat, ich habe dich schließlich eine ganze Weile so beobachtet.“

„Bist du etwa ein kleiner Stalker, hm?“

„Nichts dergleichen. Ich beobachte gern das Verhalten von Menschen und ihre Interaktionen untereinander. Das ist jedes Mal interessant.“

„Wenn du willst, kannst du uns ja mal Zuhause besuchen kommen. Mein Schatz hätte bestimmt nichts dagegen.“

„Das weißt du, ohne sie gefragt zu haben?“

„Wenn man jemanden sehr liebt, dann versteht man ihn auch ohne Worte. Man, wer bist du, dass du mich dazu bringst so einen Kitsch zu reden?“, fragte Joe und lächelte Alcor amüsiert an.

„Deine Freundin muss deine Präsenz sehr schätzen.“, bestimmte Alcor.

„Ja, so kann man es auch sagen. Ich würde ja eher meinen, sie hält mich aus, aber das muss wohl jeder selber beurteilen. Hey, Stripes, siehst du, was ich sehe?“

„Du meinst die Handtasche dieser blonden Frau?“

„Äh, ja, genau die. Da glüht es so.“

„Du hast die Vermutung, es könnte eines der Handys sein? Wie ist das in die Hand dieser Frau gelangt?“

„Das weiß ich nicht.“ Joe stand auf und wandte sich zum Treppenhaus. „Aber ich werde es überprüfen. Kommst du, Stripes?“

„Ich glaube nicht, dass du meine Hilfe benötigst, um an die Handtasche einer Frau zu gelangen.“

„Es klingt negativ, wenn du das so sagst.“
 

Leise seufzte Makoto auf. Sie hasste Menschenmassen, noch mehr hasste sie lediglich mit Menschenmassen gefüllte U-Bahnen, in denen die Leute einander am besten noch übertönten, nur, um auch von anderen Leuten gehört zu werden, die ihr Geschrei nicht interessierte. Makoto stöpselte sich ihre Kopfhörer ein, nicht, um Musik zu hören, sondern um den alles überschallenden Lärm ausblenden zu können.

In der U-Bahn selbst bekam sie noch einen Sitzplatz. Sie lugte in ihre Handtasche, um sicherzustellen, dass die Überreste der beiden Handys, die sie schon gefunden hatte noch darin waren und natürlich waren sie das auch.

Sie war jetzt ihrerseits auf dem Weg zum Shinjuku Gyoen, wo sie sich mit Yamato und Hibiki treffen und das abliefern wollte, was sie hatte finden können.

„Makoto?“ Alcor erschreckte sie, aber Makoto war geübt genug, sich das nicht anmerken zu lassen, sodass sie sich ihm nur zuwandte und dann demonstrativ eine extra für diese U-Bahn-Fahrt gekaufte Computerfachzeitschrift auspackte.

„Unter so vielen Menschen zu sein ist bestimmt nicht einfach. So viele Eindrücke, die auf dich herniederprassen und erdrücken, sodass es schwer wird, den Überblick zu behalten.“

Makoto nickte nur, da ihr das nicht wirklich als etwas Neues erschien. Außerdem war es ihr für den Moment auch deshalb so ungewohnt, weil sie eine sehr lange Zeit nur bei JPS oder gelegentlich mit Fumi unterwegs gewesen war. Ob man wohl irgendwann verlernte, so große Menschenmassen zu ertragen? Eigentlich war es für einen Menschen im heutigen Japan doch eine überlebenswichtige Fähigkeit...

„Du kannst Yamato ausrichten, dass ich auf dem Weg bin“, erklärte Makoto Alcor, „Ich würde gern in Ruhe meinen Weg fortsetzen.“

„Wenn du es so willst“, meinte Alcor und verschwand dann sofort wieder. Niemandem schien das aufzufallen, wohl auch, weil die Menschen in dieser Masse einfach nicht mehr in der Lage waren, ihre Aufmerksamkeit richtig zu steuern.
 

Einige Stunden später meldete sich Alcor bei den beiden und beschrieb bis ins letzte Detail, wie bisher 13 Handys in der Umgebung gefunden worden waren und alle Demon Tamer wenigstens ein Mal Erfolg gehabt hatten, so ließ Yamato über Alcor allen ausrichten, dass sie eine kurze Pause einlegen dürften.

„Was meinst du, wie viele Handy wir noch finden müssen?“, fragte Hibiki Yamato, um eine Konversation anzufangen, denn natürlich wusste er genau, wie die Antwort lauten würde.

„Das kann ich nicht sagen“, lautete die vorausgeahnte Antwort. „Die Tatsache, dass noch kein Dämon aufgetaucht ist, könnte bedeuten, dass wir alles gefunden haben, aber irgendetwas stört mich an der Sache...“

Hibiki lehnte sich auf der Bank zurück, auf der er mit Yamato Platz genommen hatte und klappte sein Handy auf. „Byakko...“

„Es ist gut möglich, dass du ihn nicht brauchen wirst, Hibiki. Es wäre eigentlich sogar für alle Beteiligten das Beste.“

„Eigentlich wäre es alle einfacher, wenn wir die Gelegenheit bekommen würden, einmal mit Takahara zu reden.“

„Und wie stellst du dir das vor? In meiner Gegenwart würde er sich bestimmt nicht zum Reden bewegen lassen, er würde eher versuchen, mich zum Schweigen zu bringen.“

„Yamato...“

„Ich bin nur realistisch, Hibiki. Man kommt in dieser Welt besser zurecht, wenn man so ist.“

Einen Moment lang betrachteten beide nur den Sternenhimmel. Es musste bereits spät geworden sein, denn der Mond stand schon einige Zeit hoch am Himmel. In der Dunkelheit müssten sich glühenden Handys zumindest in der Theorie eigentlich leichter finden lassen, aber das galt natürlich nicht nur für die Demon Tamer,sondern eben auch für andere Passanten. Wo genau könnte man denn noch suchen? Wie viele wichtige Erlebnisse hatte Yamato die letzten Tage?

„Hibiusa! Yama-chan!“, ertönte die nur zu vertraute Stimme eines kleinen Mädchens, das sich ihnen stürmisch näherte. „Endlich habe ich euch gefunden!“

„Rina!?“ Hibiki war fassungslos „Was machst du denn hier, das ist viel zu gefährlich! Du solltest Zuhause sein, in Sicherheit!“

„Guck mal, was ich hier habe!“ Rina lächelte von einem Ohr bis zum anderen: In ihren Händen hielt sie ein Handy mit einem rot leuchtenden Display.

„Wirf das weg, sofort!“, schrie Yamato sie an. „Verschwinde gefälligst von hier!“

„Waah, Yama-chan hat mich angeschrien, Hibiusa!“

„Er hat aber Recht! Wie bist du hierher gekommen, passt deine Mutter nicht auf?“

„Sie ist ausgegangen und hat mich allein Zuhause gelassen. Da wollte ich nur gucken, ob ich euch vielleicht wieder im Park finde. Ich will auch mitspielen! Ich hab auch Angel mitgebracht!“

„Das ist kein Spiel! Geht das in deinen verdammten Schädel nicht rein?“ Yamato war beinahe außer sich. „Verschwinde endlich, mach, dass du weg kommst!“

Weinend rannte Rina, nicht mehr in der Lage, ein verständliches Wort herauszubringen, zu Hibiki und drückte sich an ihn.

„Rina... Yamato meint das nicht böse, er... er will nur nicht, dass dir was passiert.“, flüsterte Hibiki sanft. „Bitte, geh wieder nach hause. Ich bitte dich. Rina?“

Aber für Rina war die Aufregung wohl zu viel gewesen, innerhalb von Sekunden war sie in Hibikis Armen eingeschlafen.

„Wie spät ist es jetzt?“, fragte Hibiki, während er sanft versuchte, Rina zu wecken.

„Es ist 23:49 Uhr, heute haben wir wohl keinen Angriff mehr zu befürchten“, schloss Yamato, „Aber wir sollten auf der Hut bleiben. Wenn wir jetzt unvorsichtig werden, dann war der ganze heutige Tag völlig verschwendet. Das ist vielleicht genau das, worauf Takahara wartet. Den ganzen Tag haben wir alle Kapazitäten voll ausgeschöpft, um auf unserer Suche möglichst erfolgreich zu sein... das wäre doch ein denkbar guter Zeitpunkt, die nicht aufgespürten Dämonen zu entlassen.“

Hibiki und Yamato blickten einander an – und schlagartig wurde es ihnen klar. Sie sprangen beinahe gleichzeitig auf und konnten gerade noch beobachten, wie eine unübersehbare Anzahl Lichtsäulen gen Himmel emporsteigen.



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