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Conclusion

Devil Survivor 2 - OVA
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier findet ihr den Song "BE" von den Song Riders, den Ending-Song des Animes, der meine FF eröffnet. Komplett anzeigen

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1st Day - Melancholy Sunday

I have not thought about living, until yesterday

It just a seemed like one scene of a film

I need lore
 

Ein heftiges Erdbeben erschüttert die U-Bahn-Station, in der Hibiki mit Daichi zusammen einfach nur nach Hause wollte. Die Erschütterungen bringen die Lampen zum Wackeln, lassen Steine aus den Wänden bröckeln, der Strom fällt aus. Panisch will Hibiki nach einem Fluchtweg suchen, aber dann fällt der gewaltige Zug in sein Blickfeld, dessen Anblick ihn in seiner Panik lähmt. Starr muss Hibiki miterleben, wie er unter dem Zug begraben wird.
 

Oh, everything has utterly changed

naki sou ni naru kurai

me wo fusai demo kawara nai

omoi ga hanpirei

I take it
 

Daichi schwebt in großer Gefahr. In einem Akt hat er mit seinem frisch erworbenen Führerschein die Kontrolle über einen Truck an sich gerissen, von dem Willen beseelt, Hibiki und Io zu beschützen. Nicaea zeigt Hibiki den Tod von Daichi, begraben unter Trümmerteilen, weil er sie retten wollte. Hibiki will ihn aufhalten, aber es ist zu spät, in einer weiteren Explosion des Septentrion wird der Truck zerstört. Erst später wird Hibiki erfahren, dass Daichi durch Io gerettet werden konnte.

Ihre Zusammenarbeit hat ihn beschützt.
 

Close your eyes

Imagine how to live

You must do it

I close my eyes

And determined

I’m pressed for choice
 

Der Dämon, der Professor Kanno lenkte, zeigt sein abscheuliches Gesicht, das stets zu grinsen scheint, erneut aber reagiert Hibiki zu spät. Das Letzte, das er wahrnimmt, ehe er zu Beiden stürzt, ist die Hand Keitas, die ihn kräftig stößt. Danach wird das Gebiet in ein unerträgliches grelles weißes Licht getaucht und ein schrecklicher Schrei, von Keita, ertönt.

Hibiki ahnt, dass es das Letzte ist, was er von dem Jungen hört.

Keita war kein schlechter Mensch und gerade erst hat Hibiki es geschafft, mit ihm Freundschaft zu schließen.

Schon hat er seinen ersten Freund in den Gefechten verloren.
 

Just about a leave, faraway

ikiru tame It's only one

We gotta choose it

So do we?
 

Der dritte Septentrion war direkt in Ronaldos Versteck bei ihnen aufgetaucht, auch die vereinten Kräfte aller Anwesenden können ihn nicht stoppen. Sofort vernichtet er ihre stärksten Dämonen und scheint sich durch nichts aufhalten zu lassen.

Durch nichts, außer Yamato Hotsuin.

Er und Cerberus können Hibiki vor einem tödlichen Angriff bewahren und endlich erfährt Hibiki, was Yamatos wahre Ziele und Beweggründe sind, die ihn zu seinem Tun veranlassen, wie Ronaldo es ihm erklärt.

Yamato leugnet die unschmeichelhaften Vorwürfe nicht. Ronaldo liegt mit jeder seiner furchtbaren Behauptungen richtig. Aber Hibiki weiß, dass er ohne Yamatos Einschreiten nicht mehr wäre und Alcor macht ihm deutlich, wieso Yamato jetzt hier ist: Er hat einen Dead Face Clip von Hibiki erhalten, den Clip, der den Tod der eigenen Freunde zeigt.
 

Just about a leave, faraway

ikiru tame It's only one

Can you drive your destiny?

Be it

Now
 

Ronaldo, Joe und Otome werden den nächsten Angriff nicht überleben, aber sie wissen genau, was von ihnen abhängt, daher ziehen sie sich nicht zurück. Hibiki will sie retten, aber auch das Wissen, das ihm der Dead Face Clip über ihre Todesumstände vermittelt, kann ihm und ihnen nicht helfen. Im Kampf gegen den vierten Septentrion lassen sie alle drei ihr Leben und stehen stolz und aufrecht bis zum Schluss, ehe sie von Raketen zerrissen werden, wie Hibiki es vorher zu sehen bekommen hat. Er kann ihr bereitwilliges Opfer nicht fassen. Es ist ihm einfach nur unbegreiflich.
 

Everybody go

zankoku na sekai wo tabi suru

ikiru shika Chance wa nai

dore dake me wo fusai datte

chikutaku semarikuru shuuen wo

sentakushi wa nai
 

Die Menschheit steht wortwörtlich vor dem Nichts. Sieben Tage gab Polaris den Menschen sieben Tage, um zu überleben. Alles würde, wie Alcor sagt, dann einfach verschlungen werden und aufhören, zu existieren. Es ist ein Test für die Menschheit.

Und es ist Yamatos Bestreben, als letzter Überlebender dieses Tests die Erde völlig neu zu erschaffen.
 

kotae wo sagashite agaite mogaite mo mienai

arasoi ubatte kowashiatte kurikaeshite mo yamenai

mou doko ni itatte onaji datte

dakara boku wa tomaranai

mata hi ga shizun de iku it’ll never end
 

Io ist gerettet. Ihr Geist schien verloren, aber Hibiki hat nicht aufgegeben und es somit möglich gemacht, sie wieder ins Leben zurückzuholen, ihren besessenen Körper wieder zurückzubekommen. Überglücklich ist Io an seiner Seite, die unter Todesangst bereit gewesen ist, sich für die Welt zu opfern.

Ihr Opfer hatte Erfolg und dank Hibiki darf sie dennoch weiterleben. Sie hat überlebt.

Aber Hibiki setzt der enorme Energieverbrauch zu, der Kampf hat ihn körpelrich schwer zugesetzt. Noch ehe die anderen zu ihm stoßen können, verlässt ihn das Bewusstsein.
 

Hold your hand

You don't to meet someones end no more

So do I

For not to leave

Don't wanna get a wrong choice

Just about a leave, faraway

ikiru tame It's only one

We gotta choose it

So do we?
 

Ein Traum zwingt ihn, sich an seine schmerzliche Vergangenheit zu erinnern. Sein jüngeres Ich, wie es immer allein gespielt hat und geärgert wurde, bis ihm Daichi zur Seite stand. An seinen Vater erinnert er sich, der Hibiki ermahnt, dass er sich seine Freunde gut aussuchen muss. Hibiki ist sich sicher, dass er Daichi hasst, nur weil er eine sehr lockere und frohe Lebenseinstellung hat. Allerdings ist es ihm mittlerweile egal, was seine Eltern von ihm verlangen. Daichi war da, als niemand sonst für ihn da gewesen ist.

Er ist sein Freund.
 

Just about a leave, faraway

ikiru tame It's only one

Can you drive your destiny?

Be it

Why? How?

They disappeared.

Still I don't get it, for real

Combine forces you and me.

We trust to get back the peace
 

Die Ereignisse überschlagen sich. Airi, Jungo, Hinako, Fumi... Menschen, die Hibiki sehr geschätzt hat, sind nicht mehr. Im Kampf gegen den letzten der Septentrion haben alle ihre Leben gelassen, nur Hibiki, Daichi, Io, Alcor, Makoto und Yamato sind noch übrig.

Alcor und Yamato kämpfen gegeneinander, Hibiki kann es kaum mitansehen.

Makoto stirbt vor den Augen der anderen, um Yamato zu beschützen. Alcor sammelt alle seine Reserven zu einem finalen Angriff gegen Yamato, der beide das Leben kosten soll.

Erfolg hat er damit aber nur auf sich selbst.

Alcor stirbt, wie auch seine Umgebung wird er zerfressen, verschwindet einfach.

Yamato bricht zu Polaris auf, um die Welt nach seinen Vorstellungen umzugestalten, Daichi und Io stärken Hibiki den Rücken, damit er ihn aufhalten kann. Nur Hibiki hat die nötigen Fähigkeiten und so sehr er es auch hasst, er weiß, dass nur er Yamato entgegentreten kann. Er wird sein Bestes geben. Alles Leben auf der Erde steht auf dem Spiel.
 

Close your eyes

Imagine how to live

You must do it

I close my eyes

And determined

I'm pressed for choice
 

Yamato ist gefallen.

Im Kampf gegen ihn war es Hibiki, der Strahlende, der den Ausgang für sich entscheiden konnte. Er hält Yamato in seinen Armen, seine letzten Sekunden verbringt dieser mit Hibiki.

Seinem Freund.
 

Just about a leave, faraway

ikiru tame It's only one

We gotta choose it

So do we?

Just about a leave, faraway

ikiru tame It's only one

Can you drive your destiny?

Be it
 

Ein grelles Licht erstrahlt und Hibiki weiß, dass es nun an ihm liegt. Die Welt wird verändert werden, nach seinen Wünschen. Bloß, dass Veränderung nicht das ist, was sich Hibiki herbeisehnt.

Er will seinen Wunsch aussprechen. Er weiß genau, was er sich von Polaris wünschen will. Er blickt auf, in das helle Licht, hinter dem er Polaris' Existenz vermutet, es blendet ihn.

Es ist unmöglich zu erkennen, was sich dahinter befindet, erst als er sehen kann, was es ist...
 

..fiel das leuchtende Ziffernblatt seines Weckers in sein Blickfeld.

Einen Moment lang blinzelte Hibiki verwundert, aber dann fiel ihm wieder ein, wo er sich befand und was geschehen war: Er war in seiner Wohnung in Shinjuku, es war – wie der Wecker verriet – 6:24 Uhr am Morgen und er befand sich mitten in den Semesterferien. Das Radio lief und spielte gerade den Song, den Hibiki an dem Tag zum ersten Mal gehört hatte, an dem er zum ersten Mal Byakko beschworen hatte und gegen den ersten der sieben, eigentlich acht Septentrion kämpfen musste.
 

„Why? How?

They disappeared.

Still I don't get it, for real

Combine forces you and me.

We trust to get back the peace“
 

Er hatte zum ersten Mal seit Langem von den Ereignissen dieser verhängnisvollen Woche geträumt. Es war jetzt etwa ein Jahr her, dass er in diesen Kampf gezogen war, gemeinsam mit seinen Freunden und Verbündeten. Das heißt, eigentlich waren diese ganzen Dinge niemals geschehen. Niemand konnte sich daran erinnern. All die Menschen, die an seiner Seite gefallen waren, lebten – größtenteils glücklich – ihre Leben weiter, zumindest nach allem, was er mitbekommen hatte.

Daichi Shijima und Io Nitta etwa, die ersten, die an seiner Seite kämpften, waren in dieser neuen Welt ein Paar geworden – oder zumindest enge Freunde, je nachdem. Daichi lebte noch bei seinen Eltern und nahm Gelegenheitsjobs an, um sein Leben genießen zu können, zum Studieren würde er ja schließlich nach eigener Aussage auch später noch Zeit haben. Io hingegen studierte Soziologie im ersten Jahr. Sie lernte viel, und aufgrund ihrer hohen Lernfähigkeit fand sie neben dem Studium auch immer noch genug Zeit, Daichi und Hibiki weiter treffen zu können.

So, wie es heute auch geplant war.

Hinako Kujou war nach Indien gegangen, um sich dort neue Tanztechniken anzueignen und ihrem eigenen Stil hinzuzufügen, da sie immer weiter an sich arbeiten und sich verbessern wollte. Keita Wakui hingegen trainierte weiter seine Kampffertigkeiten, er hatte auch kürzlich mit Erfolg an der nationalen Meisterschaft teilgenommen. Das einzige, womit er nun Probleme zu haben schien, waren sein wachsender Ruhm und seine Popularität, besonders unter jungen Mädchen. Allerdings flüchtete er sich nicht in Alkohol oder Drogen, sondern tat das eher wörtlich, indem er rannte.

Diesen Beiden war Hibiki nicht noch einmal begegnet.
 

Er stand auf – nicht, weil er fürchtete, nicht mehr einschlafen zu können, sondern, weil er jetzt eh hellwach war – zog sich um und entschied, ein bisschen spazieren zu gehen, wie er es besonders in den geruhsamen Morgenstunden gern tat. Er liebte es, die Ruhe einer noch verschlafenen Welt zu spüren, auch wenn Shinjuku zu den Stadtteilen Tokyos gehörte, das praktisch niemals ruhte, und dachte dann immer gern über Dinge nach, die ihn gerade beschäftigten.

Er schloss die Wohnungstür hinter sich, ging so ruhig wie möglich das Treppenhaus hinunter – er konnte sich nicht daran erinnern, auch nur ein einziges Mal den Aufzug benutzt zu haben – und verließ das Apartment. Draußen war es, wie für den Sommer üblich, trotz des noch jungen Tages bereits recht warm, sodass Hibiki einen Moment lang überlegte, ob er nicht doch seine Jacke zurücklassen sollte, aber er ließ es bleiben und stülpte sich seine Kapuze über den Kopf.

Wie so oft in diesen Stunden zog es ihn zum Shinjuku Gyoen. Der lag am nächsten bei seiner Wohnung, auch wenn Hibiki fast eine halbe Stunde bis dahin laufen musste. Er war sehr gern an diesem Ort, dort fand er die Gelegenheit, über das zu reflektieren, was vor einem Jahr passiert war und was sich im Vergleich zu dieser Woche alles anders ereignet hatte.
 

Auf einer Bank fand er Platz, dann lehnte er sich zurück und betrachtete den Himmel, an dem sich wundervolle Wolkengebilde zeigten. Diese weißen, fluffig wirkenden Wolken boten immer wieder einen starken Kontrast zu den schwarzen Wolken vor rotem Himmel, die er in dieser Woche der Apokalypse zu Gesicht bekommen hatte. Ein normaler Mensch konnte kaum nachvollziehen, wie glücklich man sich schätzen konnte, in dieser friedlichen Welt, dieser friedlichen Zeit zu leben. Hibiki war sich nicht einmal sicher, ob er selbst es wohl zu schätzen wissen würde, hätte er nicht den Untergang dieser Welt miterlebt, schließlich lag es auf der Hand, dass diese Welt auch zahlreiche Fehler hatte. Ob es nicht vielleicht doch eine gute Idee gewesen wäre, wenigstens irgendetwas zu verändern? Nein, dachte Hibiki, er hatte gleich entschieden, dass er alles wieder haben wollte, wie es war, Veränderung konnte man nicht herbeiwünschen. Es müsste sich etwas in den Köpfen der Menschen verändern.

„Oh, ich hätte gar nicht erwartet, schon so früh am Morgen jemanden im Park zu treffen!“, erschreckte eine belustigte Frauenstimme Hibiki, der gar nicht damit gerechnet hatte, hier jemanden um diese Uhrzeit zu treffen, „Hast du was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?“

Er blickte auf und schnell erkannte er, wen er vor sich hatte und nahm seine Kapuze ab. Das lange, rote Haar, die eckige, blaue Brille und die leichte Bekleidung – um die aber, wohl der Tageszeit wegen, immerhin eine Jacke geschlungen war – es war kein Zweifel möglich.

„Oh, guten Morgen, Hinako-san. Natürlich kannst du dich setz-“

„Woher kennst du meinen Namen?“, fragte Hinako verwundert, und Hibiki hielt kurz inne, aber gleich war es, als würde ihr eine Erkenntnis kommen und sie lächelte zufrieden. „Du bist wohl ein Fan von mir, wie?“

„Ich habe viele deiner Auftritte gesehen und finde es immer wieder beeindruckend, wie du stets etwas Neues erschaffst“, redete er sich raus. Das war noch nicht mal eine Lüge, in der Tat hatte Daichi ihm immer mal wieder Videoclips von Hinako geschickt. Auch der Gefallen, den Hibiki daran fand, war ehrlich. In jener Woche waren Hinako und er Freunde geworden und er hatte sie gleich zwei Mal verlieren müssen. Da war es natürlich umso schöner, jetzt zu sehen, wie gut es ihr ging.

„So? Das freut mich natürlich zu hören“, antwortete Hinako zufrieden und lehnte sich zurück. „Möchtest du vielleicht ein Autogramm? Vielleicht auf deinen süßen Kapuzenpulli?“

„Oh? Vielleicht nicht gerade auf den Pullover“, entgegnete Hibiki mit einem schüchternen Lächeln, „Aber ein Autogramm fände ich schön.“

„Dann sollst du es auch bekommen!“, verkündete Hinako glücklich, packte den Stift aus, den sie für solche Fälle wohl immer bei sich hatte und fragte: „Sag, wie heißt du?“

„Kuze Hibiki.“

„Hibiki...“, nachdenklich legte Hinako ihre Stirn in Falten, „Kann es sein, dass wir uns schon einmal begegnet sind? Warst du vielleicht bei einer Aufführung von mir dabei?“

„Wir sind uns noch nicht begegnet.“, meinte Hibiki fest und fügte in Gedanken ein 'zumindest nicht in dieser Welt' hinzu. „Seit du nach Indien gegangen bist, hab ich Japan nicht mehr verlassen. Ich studiere und jobbe nebenbei, da habe ich weder viel Zeit noch viel Geld für Reisen.“

„Wirklich? Na wenn das so ist...“ Hinako stand auf, „Dann freut es dich sicher, zu hören, dass ich mich entschieden habe, meine Erfahrungsreise kurz zu unterbrechen und eine Aufführung hier in Tokyo zu geben, schon Freitag. Weißt du, eigentlich wollte ich nur meine Eltern besuchen, aber...“, sie lächelte Hibiki glücklich an und kicherte, „Wenn ich dich so sehe, dann bekomme ich richtig Lust, zu tanzen!“

Glücklich wuschelte sie Hibiki durch das Haar. „Ich kann doch damit rechnen, dass du auch kommst, oder?“

„Hey!“, versuchte Hibiki lachend, Hinakos Hand abzuwehren, aber vergeblich. „Natürlich komme ich.“ Dass sie sich ihm gegenüber so verhielt, obwohl sie ihn nicht kennen sollte, ließ sich Hibiki eine Frage stellen: War sie einfach so, oder konnte sie sich irgendwo, in der hintersten Ecke ihres Herzens, vielleicht doch noch dunkel an ihn erinnern?

„Wenn du dich am Eingang vorstellst“, unterbrach Hinako seine Gedanken, „dann lassen sie dich umsonst rein, dafür sorge ich. Also dann, wir sehen uns, Hibiki-chan!“

Hinako winkte Hibiki noch einmal lächelnd zu, dann stand sie wieder auf, ging davon und ließ ihn wieder allein zurück.

Hibiki blickte ihr noch nach, bis sie außer Sichtweite geraten war, dann entschied auch er, dass er langsam zu seiner Wohnung zurückkehren könnte. Bis er zurück war, würde es in etwa acht Uhr sein, dann könnte er frühstücken und sich für das Treffen mit Daichi und Io noch zurecht machen.

Dabei lächelte er zufrieden vor sich hin – es war immer wieder schön, zu sehen, wie gut es seinen Freunden ging. Denn auch, wenn sie sich selbst nicht mehr an ihre Freundschaft erinnern konnten, für Hibiki waren sie Freunde geblieben, auch wenn er manche von ihnen seitdem nicht mehr gesehen hatte. Seine Kapuze baumelte gegen seinen Rücken, während er zufrieden über die Straßen Shinjukus wieder zurück nach Hause ging.
 

Als er die Tür zu seiner kleinen Wohnung aufschloss, fiel ihm gleich ein ungewöhnlicher Geruch auf – es roch salzig und nach gebratenem Fisch. Die Herdplatte war nicht angeschaltet gewesen, als Hibiki die Wohnung verlassen hatte, wieso roch es jetzt so gut? Verwundert zog Hibiki seine Hausschuhe an, dann ging er auf die Küche zu. Er vermutete keinen Einbrecher, dafür hätte er Einbruchsspuren an der Tür haben müssen, aber er erinnerte sich, dass er mal für ein längeres Wochenende nach Osaka fahren musste, zusammen mit einigen Mitstudenten und dafür Daichi einen Zweitschlüssel gegeben hatte, damit seine Zimmerpflanzen in der Zeit gegossen werden würden. Er wüsste zwar auch nicht, warum Daichi um diese Tageszeit in seiner Küche kochen sollte, aber das war die einzige logische Erklärung, die ihm gerade einfiel.

Als er aber seine Küche betrat, sah er jemanden, mit dem er wirklich nicht gerechnet hätte.

„Ah, Hibiki, endlich bist du zurück“, stellte eine männliche Stimme zufrieden fest.

„Du bist- Alcor!?“ Hibiki betrachtete den unerwarteten Gast fassungslos. Nicht, weil er sich nicht freuen würde, sondern eben, weil es so absolut unerwartet kam.

„Freust du dich denn nicht, Hibiki, nach so langer Zeit? Ich weiß nicht zu viel über Gefühle, aber ich für meinen Teil freue mich sehr, dich wiederzusehen.“

„Ja... natürlich freue ich mich sehr, aber ich dachte... damals, nach deinem Kampf gegen Yamato. Ich meine, nach dem Trial kamen die Septentrion nicht auf die Erde, das dauert ja jetzt wieder eine Weile, bis es nochmal so kommt und da du auch ein Septentrion bist... dachte ich, du hättest den Planeten auch verlassen.“

„Ich hatte den Planeten verlassen“, erklärte Alcor, „Aber ich kam zurück, weil ich den Wunsch verspürte, dich zu sehen. Das nennt man Sehnsucht, nicht wahr? Und als ich feststellen musste, dass du nicht hier gewesen bist, dachte ich, ich könnte dir auch Frühstück zubereiten, so wie damals. Ich dachte mir, das würde dich glücklich machen.“

Scheinbar war er gerade fertig mit Kochen geworden, sodass sich auf dem kleinen Tisch nun eine Schüssel mit Miso-Suppe, gebratener Fisch und eine Schüssel mit Reis und Ei befand, dazu eine Kanne Kaffee.

„Alcor... das wäre doch nicht nötig gewesen!“ Hibiki war den Tränen nahe. „Allein schon, dich... so zu sehen... das macht mich doch auch schon glücklich!“

„Ist das so?“ Alcor lächelte sanft. „Gut zu wissen, dass-“

Weiter kam er nicht, denn Hibiki stand schon vor ihm – es handelte sich ja schließlich um eine kleine Küche – und hatte seine Arme sanft um ihn gelegt.

„Alcor... schön, dass du wieder zurück bist!“
 

Im Wohnzimmer hatten Hibiki und Alcor auf gegenüberliegenden Sesseln, zwischen denen sich ein niedriger Couchtisch befand, Platz genommen. Das Frühstück hatten sie sich – auf Hibikis Wunsch hin – in der Küche geteilt, nur eine Tasse Kaffee mit Zucker hatte Alcor nun vor sich auf dem Tisch stehen.

„Seit dieser Woche hat sich vieles geändert. Es geschieht langsam, aber es passiert, solange es die Menschen aus eigenem Willen tun“, stellte Alcor fest und schlürfte einen Schluck seines Kaffees. „Das ist natürlicher und somit vermutlich auch langfristiger als der von Hotsuin Yamato angestrebte Ausgang des Trials, nicht wahr?“

„Yamato... von allen ehemaligen Demon Tamern ist Yamato derjenige, von dem ich das Wenigste weiß. Ich meine, auch Otome, Kanno-san oder Makoto bin ich nicht noch einmal begegnet... aber um sie mache ich mir auch, ehrlich gesagt, nicht so viele Sorgen. Sie haben mir gezeigt, wie stark sie sein können. Aber Yamato... ich habe versucht, Kontakt zu ihm herzustellen, aber gelungen ist mir das nicht. Es ist, als wäre er genauso unerreichbar, wie er vorher gewesen ist. Weißt du, Alcor, als wir miteinander gekämpft hatten, als wir vor Polaris standen, da war ich so sicher, dass er sich verändert hatte. Aber jetzt, da das Trial vorbei ist – da ist er doch wieder genauso, wie er davor gewesen ist, nicht wahr? Ich meine, es war unsere Begegnung, die ihn verändert hat, und jetzt ist es wieder so, als hätten wir uns nie getroffen.“

„Bist du sicher, Hibiki?“

„Wie meinst du das? Natürlich kann er sich nicht erinnern, was diese Woche gewesen ist, sie hat ja, so gesehen, nie stattgefunden.“

„Das mag auf die meisten Menschen wohl zutreffen... Wie etwa deine Freunde, Nitta-san und Shijima-kun, aber du vergisst, dass es zum Schluss Yamato und du waren, die nicht zusammen mit der Erde verschwunden sind.“

„Moment mal, willst du sagen, dass-“

„Ich habe nicht noch einmal mit Yamato gesprochen, aber ja, ich vermute, dass er diese Woche ebenso wenig vergessen hat, wie du und ich.“

„Du meinst- nein, Alcor, das kann nicht sein. Ich habe ihn doch damals gesehen, nachdem die Welt wiederhergestellt wurde.... er hat mich nicht erkannt. Er sagte, er habe keine Freunde, das passt nicht. Die Welt konnte nur wieder regeneriert werden, weil wir Freunde waren.“

„Hibiki... was glaubst du, wie sich Yamato dir gegenüber verhalten würde, um seine freundschaftlichen Gefühle auszudrücken? Aus seiner Sicht hat er vielleicht genau das getan, auf eine Art und Weise, von der er glaubt, dass sie für dich nachvollziehbar genug sein würde. Er ist sehr stolz und würde sich nicht dazu herablassen, etwas zu vereinfachen, wenn das aus seiner Sicht unnötig ist.“

„Er sagte, er habe keine Freunde“, überlegte Hibiki halblaut, „Aber er hat mich angelächelt, als er das sagte. Du meinst... er hat vielleicht etwas wie... 'außer dir' damit gemeint?“

„Das halte ich für möglich. Allerdings solltest du dich bei der Interpretation menschlichen Verhaltens nicht unbedingt auf jemanden berufen, der kein Mensch ist.“, entgegnete Alcor und lächelte sanft.

„Aber wenn das stimmt, Alcor... wieso hat er dann jegliche Kontaktaufnahme mit mir verweigert? Ich bin auf ihn zugegangen, ich wollte den Kontakt mit ihm... er hat sich verweigert.“

„Sag, Hibiki, möchtest du Yamato wiedersehen? Möchtest du mit ihm reden?“

Hibiki zögerte kurz, aber dann antwortete er entschlossen: „Ja, das möchte ich. Ich bin der Einzige, der weiß, wie einsam Yamato ist. Ich möchte wissen, wie es ihm geht und ob er sich geändert hat.“

„Dann glaube an ihn und versuch es weiterhin“, riet Alcor. „Ich kann nicht garantieren, dass es im Endeffekt funktionieren wird, aber solang du die Hoffnung nicht aufgibst, existiert sie weiter, nicht wahr, Strahlender?“

Hibiki wusste ganz genau, wie Alcor das meinte – ihn hatten in dieser Woche mehrmals heftige Zweifel geplagt, aber er hatte sich noch immer gegen sie durchgesetzt und somit im Endeffekt siegen können, das hier war nichts anderes. Es war kompliziert, aber nicht unmöglich.

„Alcor... danke.“, bedankte sich Hibiki zögerlich.

„Nichts zu danken, Hibiki. Du hast in dieser Woche viel für mich getan.“

„Ach, hör doch auf“, wehrte Hibiki ab, der es immer noch als sehr ungewohnt empfand, über diese Woche zu reden. Er hatte es Daichi und Io zwar erzählt, weil er ihnen vertraute und wusste, dass sie ihn nicht hängen lassen würden – Daichi war immer sehr begeistert, dass er angeblich an der Rettung der Welt maßgeblich beteiligt war – allerdings vermied er es, mit irgendjemand anderem darüber zu reden. Außerdem hatte er mit den Erlebnissen abgeschlossen.

Einen Moment lang herrschte Stille zwischen den Beiden, aber dann merkte Alcor an: „Wolltest du nicht noch deine Freunde treffen?“

„Oh, richtig, danke Alcor! Sag... willst du nicht vielleicht mitkommen?“

„Ich?“ Alcor lächelte sichtlich amüsiert. „Nein, ich fürchte, ich passe nicht so recht zu dir und deinen Freunden, bleibt unter euch.“

„Alcor...“

„Nein, das ist schon in Ordnung. Allerdings...“ Zögerlich blickte Alcor auf die hölzerne Wanduhr, die über dem Sessel Hibikis hing, „Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich öfter besuchen würde? Unangekündigt, versteht sich.“

„Natürlich nicht, du bist hier jederzeit willkommen!“, meinte Hibiki schnell und lächelte dann auch Alcor an.

„Sehr gut! Also dann, wir sehen uns, Strahlender!“, verabschiedete sich Alcor von ihm und mit dem nächsten Augenaufschlag Hibikis war der Septentrion verschwunden.
 

„Hey, Hibiki, hier!“, rief Daichi gleich, als er seinen Freund erblickte und winkte ihm zu. Io, die neben ihm auf einem erhöhten Hocker am Fenster saß, lächelte nur schüchtern.

„Guten Morgen, Daichi, Io!“, antwortete Hibiki und setzte sich zu den beiden, neben Daichi.

Daichi Shijima, der beste Freund Hibikis, erweckte stets den Eindruck eines sorglosen Mittelschülers zur Ferienzeit, der sein ganzes Geld zu eigenen Vergnügen ausgab und am liebsten pausenlos mit seinen Freunden zusammen sein würde. Die immer noch verlegen an ihre Kaffee nippende Io hingegen nahm diese gemeinsame Zeit offenbar als etwas ganz Besonderes und Kostbares wahr, das man voll ausschöpfen möchte. Sie hatte sich ihre Haare wachsen lassen, sodass sie ihr jetzt schon bis über die Schultern reichten, weil sie wusste, dass Daichi Langhaarfrisuren besonders gefielen. Genau wie Hibiki hatte auch sie Semesterferien, allerdings wirkte sie, gerade im Kontrast zu Daichi, immer ein wenig schuldbewusst, so als ob sie jetzt eigentlich an ihrem Schreibtisch sitzen und lernen müsste.

„Mensch Iorin, jetzt guck doch nicht die ganze Zeit so deprimiert!“, lachte Daichi und drückte sie an sich. „Wir haben alle Ferien, machen wir das Beste daraus!“

Er nannte sie Iorin... das hieß, dass die beiden momentan „nur“ gute Freunde waren, schloss Hibiki.

Er wurde manchmal gefragt, ob er nie auf die Idee gekommen sei, auch mal mit Io auszugehen, wenn sie gerade nicht mit Daichi zusammen war, und obwohl Hibiki wusste, dass Daichi das nichts ausmachen würde, er würde so etwas niemals tun können. Für ihn war Io zu jeder Zeit Daichis Freundin.

„Und, Hibiki?“, wandte sich Daichi nun an Hibiki, „Was würdest du sagen: Kino oder Freibad? Iorin und ich ich überlegen schon die ganze Zeit, was am besten wäre. Ich hätte ja eher Lust auf Kino, schließlich ist die Tage der neue John Blond-Film rausgekommen, Waterfall...“ In aller Ausführlichkeit beschrieb Daichi die guten Internetkritiken, die er zu dem Film gelesen hatte, aber Hibiki konnte sich nicht dazu bewegen, richtig zuzuhören, da er etwas – oder besser jemanden – entdeckt hatte.

Ein Junge, oder eher ein junger Mann, saß dort, der an einem Milchkaffee trank und eine schwarze Jacke mit Kapuze trug, die sein Gesicht verdeckte. Nur wenn man ganz genau hinblickte, konnte man erkennen, dass die Haare dieses Jungen weiß waren.

„Hibiki, was ist denn los mit dir?“, fragte Daichi, der ganz offensichtlich beleidigt war, dass ihm nicht mehr zugehört wurde, da auch Io nun ihre Aufmerksamkeit auf Hibiki richtete. Langsam bewegte dieser sich auf den Jungen zu und nahm neben ihm Platz. Konnte das vielleicht...

„Verdammt nochmal, das ganze Café ist leer und natürlich kommt wieder jemand zu mir!“, fluchte der Junge leise, „Kann ich denn nicht einmal in Ruhe meinen Kaffee trinken?“

„Keita-kun?“, fragte Hibiki verwundert, der aus irgendeinem Grund jemand anderen erwartet hatte.

„Keita Wakui!“, bemerkte Daichi, der sich nun zusammen mit Io zu den beiden gesellt hatte, „Ich hab dich bei den nationalen Meisterschaften gesehen, das war echt beeindruckend!“

„A-als ob ich auf Anerkennung von Fremden angewiesen wäre“, murmelte Keita, aber Hibiki wusste, dass er sich darüber freute und lächelte sanft.

„Du bist stark und am Boden geblieben, ich denke schon, dass das Bewunderung verdient!“

„A-ach was....“, brummte Keita, konnte aber nicht vermeiden, dass sich ein Rotschimmer auf seine Wangen schlich. Daichi und Io unterhielten sich angeregt mit Keita schließlich war – wie dieser korrekt angemerkt hatte – das Café leer, abgesehen von der Sudokus lösenden, merkwürdig glasig guckenden und sichtlich gelangweilten Bedienung. Er schien keine Angst mehr zu haben, dass man ihn ungewollt erkennen konnte, daher war er in der Unterhaltung sichtlich lockerer und beantwortete alle Fragen, die Daichi und Io hatten. In Bezug auf die bevorstehenden Wettkämpfe schien er zuversichtlich und blühte richtig auf, jetzt, wo ihm aufrichtiges Interesse an seiner Person entgegengebracht wurde.

Hibiki allerdings musste die ganze Zeit an Yamato denken, den er jetzt gern gesehen hätte. Wie viele jugendliche Personen mit von Natur aus weißen Haaren konnte es in Shinjuku denn groß geben? Langsam wanderte sein Blick zum Eingang des Cafés, er wusste nicht, was er sich davon versprach – es war so, als ob er erwarten würde, dass Yamato Hotsuin in den nächsten fünf Minuten das Café betreten würde. Überrascht blickte er auf, als er nicht Yamato, dafür aber ein anderes vertrautes Gesicht erblickte: Kurze schwarze Haare und eine Uniform, die er immer wiederkennen würde – bei der Person handelte es sich um eine Mitarbeiterin von JPs, um Yamatos persönliche Chauffeurin und hochgeschätzte Programmiererin mit einem gewissen Interesse an ihrem Chef – Sako Makoto.

„Makoto-san“, stellte er auch akustisch überrascht fest, woraufhin ihn Makoto erstaunt anblickte – ganz offenbar erwartete sie nicht, dass eine Person aus der Öffentlichkeit ihren Namen kannte. Ihr Blick verriet, dass sie wohl gerade versuchte, sich daran zu erinnern, wo sie diesen Jungen schon einmal gesehen haben könnte – Hibiki witterte seine Chance.

„Makoto-san, bitte richten Sie Yamato aus, dass ich morgen in diesem Café auf ihn warte! Sagen Sie ihm, Kuze Hibiki wird hier warten!“

Makoto brauchte einen kurzen Moment, um die Fassung wiederzuerlangen, war es ja schließlich eine eher doch ungewöhnliche Situation, mit der sie gerade konfrontiert wurde, dann aber griff ihr ruhiges Sekretärinnen-Naturell durch und sie merkte an: „Hotsuin-sama wird morgen wie jeden Tag sehr beschäftigt sein, ich kann nicht versprechen, dass er Zeit haben wird, ich kann auch nicht sagen, wann das sein könnte.“

„Das ist egal!“, meinte Hibiki sofort, „Ich werde den ganzen Tag hier auf ihn warten, wenn nötig. Ich muss mit ihm reden.“

Daichi, Io und Keita blickten verwundert zu Hibiki und Makoto, aber Hibiki kümmerte in dem Moment nicht weiter, wie komisch sein Verhalten auf sie sehr wahrscheinlich wirkte.

Stille beherrschte den Raum, bis sie von der Bedienung durchbrochen wurde, die leise fluchte, weil ihr kochend heißer Kaffee über den Handrücken gelaufen war, woraufhin sie in der Küche verschwand.

„Ich werde es ausrichten“, verkündete Makoto, „Aber mach dir keine zu großen Hoffnungen, Kuze-kun.“

Mit diesen Worten verließ Makoto das Café wieder mit einer gefassten Miene – Hibiki musste sie so sehr irritiert haben, dass sie wohl vergessen hatte, weswegen sie überhaupt hergekommen war – und Daichi und Io traten zu Hibiki heran. Keita tat es ihnen nach kurzem Zögern gleich.

„Und was war das?“, fragte Daichi verwundert. Io war da schon ein wenig fixer: „Hatte das was mit dieser Woche letztes Jahr zu tun?“

Hibiki nickte nur.

Keita, den es sehr offensichtlich zu ärgern schien, dass er keine Ahnung hatte, wovon die drei redeten – es war glatt, als würden sie sich über eine Fernsehserie unterhalten, die er nicht gesehen hatte – steckte seine Hände in die Hosentaschen und wandte sich dann zum Gehen. „So, ich hab noch was zu tun“, verkündete er, „also... bis dann.“ Er lief los – er war es wohl gar nicht mehr gewohnt, sich in Schritttempo fortzubewegen – wobei ihm ein kleiner, zusammengefalteter Zettel aus der Hosentasche fiel.

„Hey, Keita!“, rief Daichi, „Du hast was verloren, hey, warte!“ Sein Versuch, Keita zu verfolgen, verlief aber im Sand, da Daichi einfach nicht lange mithalten konnte und es auch Hibiki und Io albern vorkam, Keita jetzt noch zu verfolgen.

Hibiki besah sich den Zettel näher – ein paar Nummern waren recht hastig und unordentlich draufgekritzelt worden, aber immerhin so, dass man noch eindeutig erkennen konnte, welche es waren. Daneben stand in Katakana geschrieben: „Keita“.

„Ist ja Wahnsinn!“, staunte Daichi, „Die Nummer von einem echten aufstrebenden Star!“

Auch Hibiki musste zugeben, dass es genau danach aussah. Vielleicht wusste Keita einfach nicht, wie man anderen Leuten sagen konnte, dass man sie gern einmal wiedersehen würde?

„Oh, da fällt mir ein...“ setzte Hibiki an, „Irgendwann die Woche gibt Hinako-san in der Stadt eine Aufführung.“

„Du meinst... Hinako Kujou?“, fragte Daichi begeistert, „Die unglaubliche Tänzerin?“

„Genau die. Jedenfalls... ich hab sie heute früh im Park getroffen und sie hat mir quasi einen Freiplatz verschaf-“

„Unglaublich!“, freute sich Daichi, „Hinako-san in Japan! Wir sollten unbedingt hingehen, oder was meinst du, Iorin?“

„Ja... vielleicht.“, antwortete Io zögerlich. „Wir könnten ja Wakui-kun fragen, ob er mitkommen möchte.“

„Unbedingt!“, meinte Daichi, „Wann genau soll die Aufführung sein, Hibiki?“

„Weiß ich noch nicht“, gab Hibiki zu, „aber es kann höchstens ein paar Tage dauern.“

„Na, dann ist es beschlossene Sache!“, freute sich Daichi, „Wir bleiben in Kontakt, ja, Hibiki? Bis dann!“

„Wo willst du denn hin, wolltest du nicht eben noch ins Kino?“, wunderte sich Io.

„Na ja... wenn ich die Tage wirklich Hinako-san begegne, dann muss ich doch ein paar anständige Klamotten tragen, oder etwas nicht?“

„Dann komme ich aber mit.“, beschloss Io. „Ich meine, bei dir weiß man ja nicht-“

„Dann aber los!“, jubelte Daichi und schnappte sie an der Hand, „Kommst du, Hibiki?“

„Nein, entschuldigung, mir ist gerade eingefallen, dass ich noch was zu tun habe... wir sehen uns dann auf Hinakos Aufführung, okay?“

„Was immer du willst, wir sehen uns!“

Mit diesen Worten brausten Daichi und Io davon, Hibiki allein zurücklassend, der sich wieder zu seiner Wohnung zurück begab. Er wusste auch nicht, was plötzlich los war, aber irgendwie hatte er gerade keine Lust darauf, mit Io und Daichi einkaufen zu gehen. Außerdem hatte er den Eindruck, dass sie gerade gern allein mit Daichi unterwegs wäre, den Gefallen tat er seiner Freundin doch gern.
 

Im Treppenhaus angekommen stieg Hibiki intuitiv in den Aufzug, drückte den Knopf zum dritten Stockwerk, in dem er seine Wohnung hatte, verließ den Aufzug wieder und betrat seine Wohnung. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er dieses Mal gar nicht die Treppen genommen hatte – merkwürdig.

Zurück in seiner Wohnung beschloss Hibiki, dass er sich den restlichen Nachmittag doch lieber dem Lernen für sein Studium widmen sollte. Pädagogik war kein einfaches Fach – genau genommen war kein Fach in der Uni ein Einfaches, dem konnte wohl jeder Studierende zustimmen – aber für Hibiki war seines natürlich das schwerste, weil er immer alles gab, um gute Noten zu erhalten. Es lag ihm viel daran, das Studium gut abzuschießen, um danach ein guter Lehrer werden zu können. Das war seine Art, die Welt zu verändern – ein Lehrer werden zu wollen, der den Schülern alles Richtige und Wichtige mitgeben konnte. Also nahm er an seinem Holzschreibtisch auf seinem Drehstuhl Platz und las im Schein des Schreibtischlampenlichtkegels in aller Ruhe seine Fachbücher.
 

Erst als Hibiki die Schreibtischlampe abschaltete, bemerkte er, wie dunkel es draußen schon geworden war. Ein Blick auf seinen Wecker verriet, dass er um 23:46 Uhr lieber langsam ins Bett gehen sollte, zumindest wenn man, so wie er, auch in den Ferien einen geregelten Tagesablauf beibehalten wollte. Er hatte zwar ein bisschen Hunger, aber so spät abends sollte man nichts mehr kochen und entgegen seiner Hoffnung war auch Alcor nicht nochmal aufgetaucht – also ging Hibiki rasch in sein kleines Bad und machte sich bettfertig. Unter der warmen Decke seines Bettes schlief Hibiki schnell ein, das Letzte, was er hörte, waren ein paar gesungenen Zeilen aus seinem Radio:

Me no mae ni utsuru

Toi ni itsumo aimai de

Sono kotoba de nanika ga

Kawaru nante omoi mo shinakute...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-03-23T21:34:54+00:00 23.03.2014 22:34
~ Kommentarfieber ~

Guten Abend.
Es hat ein wenig gedauert, aber nun wage ich mich an diese Geschichte heran. Ich lese zwar immer vieles auf einmal - auch Bücher -, aber ich wollte die ein oder andere Fanfiction erst ausgelesen haben, bevor ich etwas neues beginne. Es ist oft ein wenig schade, wenn man das erste Kapitel liest und dann, wegen seiner langen Liste, lange Zeit nicht das zweite Kapitel liest.
Genug des Vorgeplänkels. ;)
Endzeit ist total mein Ding. Von dem Fandom habe ich allerdings absolut gar keine Kenntnisse. Das hat mir aber bei den wenigsten Kommentaren irgendeinen Nachteil verschafft, also tue ich so, als wäre es Eigene Serie.
Deine Kurzbeschreibung finde ich wunderbar. Sie verrät einiges, das ich als Leser gerne vorher weiß. Dämonen sind schonmal gut. Jedenfalls ist die Schilderung gut und neugierig machend. Also alles so, wie ich es gern habe. :)
Leider funtkioniert der Link in deinem Kapitelvorwort nicht.

In den ersten Absätzen dachte ich so: Das ist eine Aufzählung von Ereignissen. Aber durch die Textzeilen voneinander getrennt. Und dann dachte ich, dass du das sehr gut gelöst hast. Man liest ja häufiger von Träumen, aber die Fülle an Informationen auszuformulieren hätte wahrscheinlich nicht funktioniert.
Wobei ich nur mit der Zeit ein wenig Probleme hatte. Da ist Gegenwart- und Vergangenheitsform in einem Satz untergebracht, was, zumindest für mich, schwer verständlich wirkt. Da ich sowieso kein Ass bin, was Zeitformen angeht. ;)

Ich mag es, wie es gleich darauf erzählerisch weitergeht.
Ein normaler Mensch konnte kaum nachvollziehen, wie glücklich man sich schätzen konnte, in dieser friedlichen Welt, dieser friedlichen Zeit zu leben.
Hier finde ich zum Beispiel auch die Wiederholungen schön als Stilmittel verwendet.

Die Szene mit Alcor gefällt mir sehr gut. Dort wird mir als Leser einiges klarer und du prophezeist förmlich, dass es eine zweite Chance für Hibiki geben wird. Gefällt mir sehr.
Auch wenn ich natürlich nicht alles über Septentrione weiß, aber welches Buch ist einem schon auf der ersten Seite klar? Würde man, wenn man alles schon weiß, mit derselben Begeisterung Harry Potter aufschlagen? Wohl eher nicht. Also ist Fandomwissen nicht immer zweingend notwendig, finde ich. ;)

Ich kann mir die Gesichter im Café gut vorstellen. Frei nach dem Motto: Hibiki ist verrückt. Aber ich finde es gut beschrieben. Und an einem Tag soviele Leute aus "dieser Woche" wiederzusehen, ist auch ein bisschen verrückt, nicht wahr?

Das Kapitel hat mir Spaß gemacht. Technisch und stilistisch habe ich hier nichts zu meckern. Und ich fand es flüssig zu lesen. Alle wichtigen Beschreibungen der Charaktere, ihrer Gedanken und Gefühle habe uch anscheinend bekommen. Jetzt bin ich noch ein wenig neugieriger geworden und möchte natürlich auch wissen, ob Yamato ins Café kommt oder ihn noch ein wenig zappeln lässt.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Von:  Erenya
2013-11-04T10:59:29+00:00 04.11.2013 11:59
So nun bist du dran XDD:

"..fiel das leuchtende Ziffernblatt seines Weckers in sein Blickfeld."

Hier fehlt ein Punkt und einmal das drücken der Leertaste

"den Hibiki an dem Tag zum ersten Mal gehört hatte, an dem er zum ersten Mal"

eliminieren wir noch die Wortwiederholungen "an dem er erstmalig"

"aber solang du die Hoffnung nicht aufgibst,"

Statt solang sollte wohl "solange" stehen. Solang klingt für mich eher umgangssprachlich.

"„Unbedingt!“, meinte Daichi, „Wann genau soll die Aufführung sein, Hibiki?“
„Weiß ich noch nicht“, gab Hibiki zu, „aber es kann höchstens ein paar Tage dauern.“"

Logikfehler. Sie hat ihm sogar gesagt, dass es an einem Freitag ist. Weiter oben.

So nach dem gemeckere, komm nun die Manöverkritik XDD

Also wo fange ich an? Ach ja bei dem Songfic anmutenden Teil der Story. Du weißt ja wie ich live entnervt war, aber ich denke für Nichtkenner der Serie ist das eine schöne zusammenfassung der Ereignisse, damit diese der Story eventuell besser folgen können um zu verstehen, was in Hibiki vorgeht. Die Songtextstellen bilden hierzu eine schöne Abgrenzung. ich überlege ob es eine weise Wahl war "Be" zu nehmen, aber ehrlich ich zweifel nicht, denn das doch fröhlichere Opening hätte einfach nicht gepasst.

Danach kommen wir natürlich zum richtigen Teil deiner Story. Ich finde es sehr schön, das Hibiki so IC wirkt, wie er auf Hinako reagiert, die ja eigentlich in Indien sein sollte. (im übrigen ein sehr schöner Fanhint auf Shiva XD)

Meine absolute Lieblingsstelle ist ja das Gespräch mit Alcor, und der eigenen doch sehr schlüssigen Interpretation von Yamatos Lächeln in Verbindung mit seinen Worten. Schön auch, dass du innerhalb der Geschichte dieses "außer dir" interpretierst. Ich denke kein Fan dürfte da nun sagen, dass du falsch liegst oder nicht, einfach weil deine Erklärung recht schön kommt.

Dann haben wir das Treffen mit Keita, wo ich kurz echt dachte "OMG es ist Yamato" You tricked me. XDD aber das war gut. ich denke ich werde nicht die einzige sein, die sich da hereinlegen lässt.
Dass Hibiki dann durch Makoto doch noch seine Chance bekommt mit Yamato zu reden ist gut. Auch wenn Makoto eher in das Café kommt und ohne was getan zu haben wieder geht. Zumindest mutet es so an, aber in den gesprächen mit dir, weiß ich ja, dass es nicht so ist.

Was mir auch beim zweiten Mal nicht aufgefallen wäre, ist die Andeutung auf die Fahrstuhl-Szene in der Serie. Ehrlich. Wahrscheinlich aber, weil sie mir nicht so penetrant und überwichtig war, wie vielleicht manchen Fangirl. *zu Yama-chan schiel* Also sie hatte schon eine Prägnanz, aber in einer andren Gewichtung als dieses Shounen Ai Bild. Dennoch denke ich, dass du vielen Fans damit einen Grin-Moment verschaffst.

So und nun zum letzten Teil. Die letzten Songzeilen die ja aus dem Opening stammen. Sehr schön gewählt, denn hier bekommt man als Leser das Gefühl, dass es beginnt, weil das Opening ja sowieso die Assoziation des Anfangs bei Fans erwecken sollte.

Bis dato hast du also gute Arbeit geleistet.
Weiter so.


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