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Das Rauschen des Nils

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spass beim Lesen!

Danke für die Kommentare!


Die "..." sind ein Zeichen für Zurückhaltung, Verwirrung, vielleicht Furcht oder Zweifel.
„Du hast es mir versprochen.“ - Klingt, als würde man jemanden erinnern, vielleicht auch etwas eingeschnappt oder sauer.
„Du... hast es mir versprochen...“ - klingt enttäuscht und traurig – etwas Wichtiges wurde von jemandem vergessen.
Ich weiß nicht, ob ihr das ähnlich seht, aber als "Platzhalter" oder "Leerzeichenverlängerung" liebe ich einfach meine Punkte! :)
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Erste Begegnung

Kapitel 4: Erste Begegnung
 

Der Morgen kam zu früh, aber was soll's.

Grummelnd setzte Atemu sich auf und ging gedanklich durch, was er heute alles erledigen musste.

Wie jeden Morgen stand er dann auf und ging auf den Balkon, um seinen Blick über die Stadt schweifen zu lassen.

//Ein schöner Morgen...//, dachte er sich und war noch am Grübeln, ob er wohl etws vergessen hätte, als es ihn wie der Schlag traf:“Das Mädchen!!!“

Schnell zog er sich an, seine Diener standen leicht verwirrt noch vor der Tür, als er an ihnen vorbei den Flur hinunter rannte.

Vor dem Gemach angekommen, in dem sie lag, blieb er stehen und ordnete seine zerzausten Haare.

//Sie war wach!//

Atemu wollte gerade nach der Türklinke greifen, als die Tür geöffnet wurde und er in Sharahs Gesicht sehen konnte.

„Guten Morgen...“, sagte er und musterte sie.

Ihre Kleidung war zerknittert und ihre Haare ein wenig unordentlich.

„Guten Morgen, kleiner Atemu.“, antwortete sie mit einem Lächeln und schloss die Tür, nachdem sie zu ihm auf den Flur getreten war:“Lass sie ruhen. Sie ist erschöpft und erholt sich nur langsam. Hab Geduld!“

Enttäuscht, dass er schon wieder fortgeschickt werden sollte, verschränkte er die Arme vor der Brust:“Ich will doch nur kurz 'Hallo' sagen. Ich geh danach gleich wieder...“

Er verstand nicht, wieso ihm das verwehrt werden sollte und starrte Sharah an.

Diese legte ihre Hand an seine Wange und sah zu ihm auf – er war ein wenig größer als sie:“Atemu... Sie hat Dinge erlebt... Gib ihr Zeit... Sie war alleine, fast 10 Jahre lang im Dunkeln. Warte, bis es Zeit ist...“

Sie ging an ihm vorbei und den Flur hinunter in Richtung Küche.

Kurz überlegte Atemu, ob er einfach mal reingehen sollte, entschied sich dann aber dagegen – wenn das heraus kam, bekam er richtig Ärger und mit Sharah legte man sich nicht an – nicht einmal dann, wenn man der Pharao war.
 

So verliefen die nächsten paar Wochen nach demselben Schema ab: Atemu stand auf, ging zu Shayennes Zimmer - Sharah hatte ihm ihren Namen genannt - wurde abgewiesen, erledigte seine Aufgaben, ging am Abend dann erneut hin und wurde wieder abgewiesen.

Nach weiteren vier Wochen – die ebenfalls so abliefen – ging Atemu erneut zu Shayenne und klopfte.

Sharah öffnete die Tür und sah ihn lächelnd an:“Komm herein, kleiner Atemu.“

Wie angewurzelt blieb der Pharao Ägyptens jedoch stehen und starrte in den abgedunkelten Raum – sollte er sie endlich sehen dürfen?

Es war nicht stockfinster dort, aber die Sonne wurde von dicken Vorhängen regelrecht ausgesperrt, sodass das Zimmer nur schwach erhellt wurde.

Er besann sich eines Besseren und wusste, nochmal würde Sharah ihn nicht herein bitten, ehe sie ihm die Tür vor der Nase wieder verschloss.

So ging er langsam in das Schlafzimmer und blieb dann auf halber Strecke zum Bett stehen.

Shayenne saß aufrecht im Bett, das Laken über ihre dünnen Beine gezogen und beobachtete ihn.

„Hallo...“, grüßte Atemu sie erst einmal und war sich nicht sicher, ob er näher treten sollte oder lieber dort stehen blieb.

„Hallo.“, kam eine weibliche Stimme vom Bett zurück und dann lächelte Shayenne:“Du... du kannst ruhig näher kommen...“

Als wäre das ein Befehl gewesen ging er zum Bett und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Sharah wohl zuvor noch gesessen hatte.

Einige Sekunden lang herrschte Schweigen zwischen den beiden.

Nun war er endlich da und konnte mit ihr sprechen... und ihm viel nichts ein, was er sagen könnte.

„Ja...“, fing er an und versuchte das noch immer dürre Mädchen vor sich nicht zu mustern.

Stattdessen sah er sich in dem Zimmer um:“Es scheint dir ja wieder besser zu gehen...?“

//Sehr intelligent... Natürlich geht es ihr besser... Sie lebt und ist wach..//, schalt er sich dann in Gedanken.

„Es war deine Stimme...“, begann Shayenne leise zu erzählen und schaute Atemu in die Augen – er erwiderte ihren Blick, konnte aber nicht erkennen, welche Farbe sie hatten:“Du warst da... Fast immer und du hast mir Dinge erzählt...“

Atemu nickte und war mit einem Mal froh über die Dunkelheit in dem Raum welche eine gewisse Isolation mit sich brachte, denn die Geschichten die er ihr teilweise erzählt hatte, die gingen eigentlich niemanden etwas an, er hatte ja nicht gewusst, dass sie ihn hören konnte.

Shayenne seufzte leise und senkte dann den Kopf ein wenig:“Ich danke dir... Es war deine Stimme, die mich aus der Einsamkeit gerissen hat...“

Leicht schüttelte Atemu den Kopf:“Nein, dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.“

Er beugte sich vor und wollte seine Hand auf ihren Arm legen – eine tröstliche Geste – bemerkte aber ihr Zusammenzucken, als er sich bereits vorgebeugt hatte und ließ es bleiben, stattdessen stützte er seine Ellenbogen auf die Knie und verschränkte seine Hände im Schoss.

Es versetzte ihm einen Stich, dass sie wohl Angst vor seiner Nähe hatte, ließ es sich aber nicht anmerken.

„Ich hoffe, du kannst schon bald aufstehen und dir all die Dinge anschauen von denen ich dir erzählt habe...“, sagte er und stand auf:“Ich muss gehen, es gibt für mich noch viel zu tun...“

Ohne auf ein Wort ihrerseits zu warten, verließ er das Zimmer und machte sich auf den Weg zum Audienzsaal.

Auf dem Weg dorthin redete er sich ein, dass ihr Zurück zucken nur verständlich war.

Sie war viele Jahre allein im Dunkeln und Berührungen nicht gewohnt, vielleicht wurde sie damals auch geschlagen oder kannte menschliche Nähe einfach nicht.

Seine Ideen diesbezüglich waren mehr als nur fadenscheinig, denn er hatte ja bereits gesehen, dass sie Sharah gegenüber keine solche Zurückhaltung an den Tag legte.

Auch weiterhin darüber nachgrübelnd verrichtete er seine Arbeit.
 

„Er wird es verkraften, mein Schatz!“, sprach Sharah liebevoll und setzte sich an ihre Seite auf das Bett.

Shayenne ließ die Schultern hängen:“Ich wollte das nicht... Aber... Als er näher kam, da ist es einfach passiert! Jetzt wird er denken, ich habe Angst vor ihm...“

Sharah nahm sie in den Arm und strich ihr über den Kopf:“Nein, nein... Er wird sich Gedanken darüber machen, wieso du zurückgewichen bist und es verstehen. Atemu ist ein kluger junger Mann! Er wird es verstehen und dich auch weiterhin besuchen kommen.“

Das Mädchen nickte und sah zum Fenster.

Sharah hatte bereits mehrere Mal die Vorhänge beiseite gezogen, aber jedes Mal hatte Shayenne furchtbare Angst bekommen, weil sie die Sonne blendete und in ihren Augen schmerzte.

Daraufhin hatte Sharah ihren Mann gerufen, der sich des Problems annahm und immer, wenn Shayenne schlief hatte er den Raum etwas weniger abgedunkelt.

Er meinte, sie solle sich nach und nach an das Licht gewöhnen und erst, wenn das Licht ihre Augen nicht mehr blenden würde, könnte sie auch hinaus.

Während all der Zeit, die sie nun schon wach war, wollte Shayenne hinaus und sich das Rauschen des Nils anhören, von dem Atemu immer gesprochen hatte.

Sie wollte auch eines dieser Boote sehen.

Inständig hoffe das junge Mädchen, dass niemand sie jemals nach ihrer Zeit dort unten fragen würde, denn sie könnte es niemals jemandem erzählen...

Es sind Dinge geschehen, furchtbare Dinge und Shayenne wusste genau, dass sie Schuld daran war und dass alle Gefangenen, die mit ihr dort eingesperrt waren, gestorben sind, einfach weil sie dort war und ER etwas wollte, dass sie ihm nicht geben konnte.

Zitternd sah Shayenne auf und schaute in das Gesicht der Frau, die sie so liebevoll umsorgte.

Noch ehe sie etwas sagen konnte lächelte Sharah traurig:“Erinnerungen mein Schatz? Ruh dich aus, es ist nichts Schlimmes, nur Erinnerungen. Sie verblassen mit der Zeit...“

Gerade als Shayenne antworten wollte, klopfte es an der Tür und der Mann von Sharah steckte den Kopf durch den Spalt:“Wie geht es meiner Patientin?“

Unauffällig schaute Shayenne zu Sharah auf und sah, wie der Blick der Frau zu ihrem Mann wanderte:“Mein Stern...“, sprach sie und ging auf ihren Mann zu:“Es geht ihr besser. Sie wird stärker.“

Immer, wenn die beiden in einem Raum waren, zusammen arbeiteten, sah Shayenne diese unauffälligen Blicke und das zufällige Berühren.

Sie konnte anfangs nicht verstehen, wieso Sharah immer so seltsam war, wenn Kamosh den Raum betrat und so hatte sie das einmal angesprochen und Sharah gefragt.

Diese hatte nur gelächelt und gemeint, dass auch sie das eines Tages verstehen würde, aber wenn es soweit sein sollte, dann müsse sie UNBEDINGT vorher zu Sharah kommen und es ihr sagen.

Shayenne hatte es dabei belassen und nur genickt – WAS würde sie verstehen...?
 

Die Wochen vergingen und am heutigen Tage hatte Kamosh die Vorhänge komplett abgenommen, sodass die Sonne in das Schlafzimmer scheinen konnte – völlig ungehindert.

Shayenne saß aufrecht im Bett und starrte durchs Fenster hinaus, fasziniert von diesen weissen Dingern, die ganz langsam vorbeizogen und immer wieder huschte ihr Blick zu den kleinen schwarzen Schatten, die vor diesen weissen Dingern herumflogen und immer nur kurz in ihrem Blickfeld waren.

Als Sharah und Kamosh ins Zimmer kamen, wusste Shayenne, dass sie nun nicht länger aus dem Fenster sehen konnte, denn seit ein paar Wochen sollte sie auch aufstehen und laufen.

Anfangs schmerzte jede Bewegung so sehr, dass ihr fortlaufend die Tränen über die Wangen rannen, aber Kamosh zeigte keine Gnade, erst wenn auch Sharah anfing zu schluchzen, trug er Shayenne zurück ins Bett und verließ den Raum, nur um am nächsten Tag wieder zu kommen.

Sharah nahm das Mädchen dann immer in den Arm und entschuldigte sich für all den Schmerz.

Das wäre nicht nötig gewesen, denn Shayenne selbst wollte auch wieder laufen können – sie musste doch den Nils sehen!

Schon nach einer Woche konnte Shayenne stehen, ohne gestützt zu werden und ohne Große Schmerzen zu haben.

Jedesmal, wenn sie alleine stand und Kamosh versuchte, ihr das Gefühl für das Laufen in die Beine zu bringen, starrte sie aus dem Fenster und stellte sich vor, dass sie vielleicht schon Morgen den Nil sehen könnte.

Die Tage gingen vorbei, einer nach dem anderen, aber wirklich Fortschritte machte sie nicht beim Laufen.

Inzwischen konnte sie jedoch selbstständig aufstehen und immer, wenn niemand bei ihr war, übte sie weiter und stand auf, schaffte es aber einfach nicht, ihre Beine zu bewegen.

So stand sie dann jedesmal vor ihrem Bett und starrte hinab, unfähig auch nur einen Schritt zu tun.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  HathorCat
2013-10-07T13:42:54+00:00 07.10.2013 15:42
ich finde gut, dass du mal deine sicht erklärt hast :)
ich werde es auch aktzeotieren, solange es drei punkte bleiben und nicht mehr werden.. schließlich sind satzzeichen keine rudeltiere^^

ich finde die punkte an manchen stellen auch angebacht, sie bringen die situation besser rüber, an manchen stellen denk ich aber auch: na das hätte nicht sein müssen^^'
ist aber dein stil und ich werde dir nicht reinreden^^

die geschichte bleibt weiterhin toll, wobei ich nachvollziehen kann,w ie schwer es ist, wieder zu laufen, hab selber seit einem sportunfall probleme mit dem knie gehabt.. und wie schwer es ist wieder zu laufen.. oje und sie hatte die ganzen jahre keine kraft und muss ALLES neu lernen..

der wunsch der freihheit lässt sie so stark sein :)

und ihre vergangenheit.. hm, wurde sie vergewaltigt? das könnte ein grund für die berührungsangst sein.. wobei es ja hieß, dei anderen starben, weil sie etwas nicht geben konnte.. also von daher dürfte sie nicht misshandelt worden sein. man kann es sich ja trotzdem nehmen

mal sehen was duim nächsten kapitel für uns hast, vllt sieht sie dann schon endlich den nil :)


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