Chapter Two
Die Augen, die Aoi so vertraut waren. Die vollen Lippen, an welchen sich der Rauch der angebrochenen Zigarette fing und das Lachen, welches Aoi so vertraut war, dass er es selbst jetzt noch meinte hören zu könne, obwohl die laute Musik es unmöglich machte – und es nun auch einem Anderen galt, als Uruha seine Aufmerksamkeit wieder der farblosen Gestalt ihm gegenüber widmete.
Uruha spürte Aois Blick in seinem Nacken und seine Härchen stellten sich auf, als ein Schauer über seinen Rücken rann. So vertraut und doch so fehl am Platz.
Die Tage an denen Aoi ihn mit wenigen Berührungen in Ekstase versetzen konnte waren längst vorbei und übrig blieb bloß die Erinnerung die wie ein Geist der Vergangenheit vor Uruhas innerem Auge aufblitzte.
Aoi, wie er ihm an einem ähnlichem Ort gegenüber saß. Das Selbstgefällige Lächeln auf den Lippen und das Funkeln in den Augen, das nichts Gutes hieß.
Das Prickeln auf seiner Haut, das jede noch so beiläufige Berührung verursachen konnte…
Uruha seufzte und schüttelte unmerklich seinen Kopf, um sich wieder in die Gegenwart zu bringen.
Zurück zu seinem Gegenüber, welcher nun gestikulierend ihm etwas erzählte und dessen Parfum, das Uruha unangenehm stark in die Nase stach.
Eine plumpe Mischung die mehr nach Moschus roch, als nach allem Anderen und nicht zu vergleichen war mit dem Duft des teuren Parfums, an das Uruhas Nase sich so lange gewöhnt hatte.
Ein höfliches Lächeln verzog Uruhas Lippen, während seine Gedanken abermals abdrifteten, in Bahnen die ihm nicht ganz geheuer waren und doch um so einiges Lieber, als das Gespräch, an das er gebunden war….
Zurück zu jenem Abend, als Aoi und er sich kennengelernt hatten…
Es war ein Abend wie dieser…..Der Herbst war bereits hereingebrochen und der Wind blies empfindlich kühl an jenem Tag.
Trotzdem hatte Uruha bloß ein Hemd und seine liebste Lederjacke angezogen. Die Augen dunkel geschminkt, so dass sie im Kontrast zu seiner blassen Haut und den honigblonden Haaren standen, welcher er mit viel Mühe zu einer Frisur gebändigt hatte.
Die Schultern gegen den Wind hochgezogen, war er zur Party getrottet.
Unwissend, dass sich sein Leben an jenem Abend auf den Kopf stellen würde…
Die Musik war laut und die Luft erfüllt mit dem Rauch billiger Zigaretten und noch billigerem Fusel, welcher bereits in Unmengen zu fließen schien. Die Musik dröhnte halblaut aus den Lautsprechern und die ersten Gäste waren bereits nicht mehr ganz Herr ihrer selbst.
Ein leises Seufzen entfloh Uruhas Lippen, doch stürzte er sich nichts desto trotz in das Getümmel. Half Reita beim Mixen der Drinks – und leerte einen guten Teil davon selbst, bis sich seine Laune schließlich weit genug gehoben hatte, dass er sich lachend auf das Sofa fallen ließ. Die dunkelhaarige Gestalt neben sich erst gar nicht bemerkend, bis ein tiefes Lachen seine Aufmerksamkeit erregte und der Honigblonde sich träge herumdrehte um den Quell des Lautes zu sehen.
Aoi saß die Beine galant über einander geschlagen neben dem Honigblonden auf dem Sofa und betrachtete diesen sichtlich amüsiert.
Die weißen Zähne blitzen im Licht, als sich die schlanke Hand des Dunkelhaarigen zu Uruha streckte und die langen Finger mit dem schwarzen Nagellack ihm eine Strähne aus dem Gesicht wischten.
„Meinst du nicht, du hast langsam genug getrunken…?“ , wieder dieser neckende Unterton, als Aoi Uruha auch schon den Drink aus der Hand nahm, bevor dieser ihn verschütten konnte und selber einen Schluck davon nahm.
Die Augenbrauen des Dunkelhaarigen zogen sich zusammen, was Uruha seinerseits grinsen ließ.
„Nur weil du nichts verträgst..“, den Schalk in den Augen setzte Uruha sich auf, so dass sie sich zum ersten Mal an diesem Abend ansahen…..
Das Lachen seines Gegenübers brachte Uruha wieder zurück in die Gegenwart und fort aus seiner Erinnerung, die schon so viele Jahre zurück lag…
Kurz funkelte es in Uruhas Augen verärgert auf, doch verschwand es wieder so schnell, wie es gekommen war und der Honigblonde fragte sich bloß abermals, was er hier tat…wieso er nicht einfach ging.
Doch irgendwas schien ihn zurück zu halten ….und so ungern er es auch zugab – es war Aois Nähe….