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Remember me

Misaki x Usui
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen^^
Eigentlich hatte ich vor, eine ganz andere und viel längere Maid-sama-FF zu schreiben, aber da ich grad noch einige andere Projekte etc. am Laufen habe, und ich mich trotzdem nicht ganz zurückhalten konnte, habe ich mich erstmal mit diesem One Shot zufrieden gegeben. :D Zu dieser Idee wollte ich eh keine lange Geschichte schreiben, also passt das ganz gut. :)

Ich hoffe, es gefällt euch. Über ehrliche Meinungen und konstruktive Kritik würde ich mich freuen.

Liebe Grüße :)

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Die Wege des Schicksals

Misaki
 

So lange habe ich auf ihn gewartet, aber er hat sich nie wieder bei mir gemeldet.

Er eröffnete mir, dass er für einige Zeit nach England gehen müsse, um dort familiäre Angelegenheiten zu klären. Es hatte etwas mit einem Erbe zu tun, aber Genaueres wusste ich auch nicht. Er schien nicht drüber reden zu wollen, also ließ ich ihn.

An unserem letzten gemeinsamen Abend waren wir essen. Er hat mich in ein ziemlich teures Restaurant eingeladen. Ich wollte es eigentlich nicht, aber er hat darauf bestanden. Nach dem Essen hat er mich noch nach Hause gebracht. Lange standen wir dort, wollten uns nicht recht voneinander verabschieden, obwohl es schon spät war und er früh am nächsten Morgen am Flughafen sein musste.

Er hat meine Hände in seine genommen und mich angesehen. Ich spürte sofort, dass mir die Röte ins Gesicht schoss, wie immer, wenn er mir nahe kam.

„Ayuzawa.“, sagte er und lächelte mich an. Aufmerksam sah ich in sein schönes Gesicht, versuchte mir jede Einzelheit einzuprägen: Seine sanft geschwungenen Lippen, seine gerade Nase, seine leuchtend grünen Augen,… All die Jahre erinnerte ich mich daran, als hätte ich ihn gerade erst gesehen.

„Ich komme so schnell es geht zurück, versprochen.“ Seine Worte drangen nur langsam an mein Ohr und ich merkte, dass ich ihn anstarrte. Verlegen blickte ich zu Boden. Meine Wangen glühten geradezu. Wieso nur stiegen Tränen in mir auf?

Usui bemerkte es und sah mich erschrocken an. Er zwang mich dazu, ihn anzusehen, indem er mein Kinn mit seiner Hand leicht anhob.

„Warum weinst du denn?“, fragte er und klang ehrlich besorgt.

Verlegen sah ich zur Seite. Ich wusste es doch selbst nicht. Warum musste ich nur in diesem Moment anfangen zu heulen? Und dann auch noch vor Usui!

„Ayuzawa!“ Seine Stimme holte mich zurück in die Realität.

„I-ich… weiß nicht.“, sagte ich und wischte mir die Tränen grob mit einem Ärmel weg. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein sanftes Lächeln.

„Mach dir keine Sorgen, Misaki-chan.“, sagte er und ich schaute erstaunt auf. Bei meinem Vornamen nannte er mich nie.

„Ich komm bald wieder.“, versprach er und erneut sammelten sich einige Tränen in meinen Augenwinkeln. Er zog mich an sich und ich vergrub meine Finger in seinem Hemd.

„Und wenn ich wieder da bin, kannst du mir ja erzählen, wie sehr du mich in der Zeit vermisst hast.“ Er grinste mich an. Ich wurde natürlich wieder rot und sah in böse an.

„Usui, du Idiot!“, schimpfte ich. Doch er lachte nur und bevor ich wirklich wütend werden konnte, legte er seine Hände an meine Wangen und kam mir gefährlich nahe. Unfähig mich zu bewegen wartete ich seinen nächsten Schritt ab.

„Ich liebe dich, Ayuzawa.“, flüsterte er und nur einen Moment später spürte ich seine Lippen auf meinen. Mein Herz machte einen Hüpfer und schlug viel zu schnell gegen meine Brust. Automatisch schloss ich meine Augen. Ich liebte es, wenn er mich küsste, auch wenn ich das niemals zugeben würde.

Offiziell waren wir kein Paar. Ich weiß auch nicht, was für eine Art von Beziehung das zwischen uns war, aber es war das schönste, was ich bis zu dem Zeitpunkt erlebt habe.

Dieser Kuss war anders als die anderen davor. Leicht öffnete er seine Lippen und automatisch tat ich es ihm gleich. Ich spürte, wie seine Zunge sich in meinen Mund vortastete und ohne darüber nachzudenken, fing auch ich an, meine Zunge zu bewegen. Ein Schwall von Gefühlen drohte mich zu übermannen. Ich bekam wackelige Knie und mir wurde auch ein wenig schwindelig. Ihn so zu küssen war einfach berauschend!

Nachdem er den Kuss wieder gelöst hatte, zog er mich fest an sich und hielt mich einfach in seinen Armen. Ich weiß nicht, wie lange wir so dort standen, aber es mussten wenigstens einige Minuten vergangen sein. Noch immer schlug mein Herz schnell. Ich dachte an seine Worte. „Ich liebe dich, Ayuzawa.“ hatte er gesagt. Ich biss auf meine Unterlippe. Eigentlich wollte ich ihm sagen, dass ich ihn auch… Aber… So etwas konnte ich einfach nicht! Ich hoffte, dass er das verstand.

Irgendwann drückte er mich sanft von sich und sah mich an. Er lächelte und dennoch wirkte er irgendwie traurig.

„Ich muss leider los.“, sagte er und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Ich nickte, immer noch unfähig etwas zu sagen. Er seufzte.

„Vergiss mich nicht, Ayuzawa, ok?!“ Er sagte es liebevoll und mit einem schiefen Lächeln. Wie könnte ich ihn vergessen? Wieder nickte ich.

„Gute Nacht.“, sagte er, beugte sich erneut zu mir runter und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Danach löste er sich von mir und entfernte sich.

Schon nach diesen wenigen Sekunden fühlte ich mich einsam, alleingelassen. Mir wurde kalt. Ich wollte ihn so nicht gehen lassen! Warum hatte ich nichts mehr zu ihm gesagt?

„Usui!“, rief ich ihm hinterher. Er drehte sich sofort um und sah mich fragend an. Schnell überwand ich die wenigen Meter, die er schon gegangen war, bis ich direkt vor ihm stand. Mein Gesicht glühte und ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte.

„V… vergiss du mich auch nicht… ja?“ Oh Gott! Ich sah beschämt auf den Boden. Auf meinem Gesicht hätte man ein Spiegelei braten können. Doch er lächelte.

„Ich würde dich niemals vergessen, Ayuzawa.“, sagte er und hob erneut mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen musste. „War das alles, was du mir sagen wolltest?“ Er grinste. Typisch! Ich atmete einmal tief durch. Du kannst das, machte ich mir selbst Mut.

„Ich… ich…“, stotterte ich und fühlte mich immer bescheuerter. „Ich meine… ich… hasse dich nicht... unbedingt…“, sagte ich schließlich und klatschte mir innerlich gegen die Stirn. So etwas Blödes konnte auch nur mir einfallen. Usui schien amüsiert und schmunzelte. Mein Gesicht war mittlerweile so heiß, dass mir der Dampf schon beinahe aus den Ohren kommen musste!

„War das etwa eine Liebeserklärung?“, fragte er belustigt. War ja klar, dass er sich wieder über mich lustig machen musste! Wütend funkelte ich ihn an.

„Natürlich nicht, du perverses Alien!“, schrie ich und nahm eine abwehrende Haltung an. Obwohl er damit eigentlich gar nicht so falsch lag… Ja, mir ist es selbst erst vor kurzem klar geworden, aber ich habe mich in ihn verliebt. Nur würde ich das niemals zugeben! Usui lachte.

„Du bist so süß.“, sagte er und sah mich mit seinen funkelnden Augen an.

„Idiot.“, sagte ich leise und sah mal wieder zur Seite, um ihm nicht in diese alles verschlingenden Augen sehen zu müssen. Doch er zog mich einfach in seine Arme und gab mir einen weiteren Kuss. Das war schon der dritte an diesem Abend. War das normal?

„Gute Nacht, Ayuzawa.“, sagte er erneut.

„Gute Nacht… Usui…“, zwang ich mich dieses Mal zu sagen, jedoch ohne ihn anzusehen. Ich konnte es einfach nicht!

Ein letztes Mal drückte er mich an sich, bevor er sich umdrehte und nun wirklich verschwand.

Ich spürte den starken Drang ihm hinterherzulaufen, ihn nicht gehen zu lassen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich für immer verlassen würde, als er ging. Ich schalt mich selbst zur Vernunft. Er würde nur für ein paar Tage weg sein, sagte ich mir, vielleicht auch ein oder zwei Wochen.

Doch so war es nicht. Es war das letzte Mal, dass ich Usui sah. Ich habe gewartet. Tag um Tag, Woche um Woche, doch auch nach Monaten kam immer noch kein Lebenszeichen von ihm. Ich habe versucht, ihn anzurufen, doch sein Handy war immer ausgeschaltet. Ich war immer bei seiner Wohnung, doch nie war jemand zu Hause. Ich habe ihm Mails geschrieben, doch nie kam eine Antwort. Auch meine Versuche, seine Familie in England zu kontaktieren, blieben erfolglos. Man dürfe mir keine Auskunft geben, hieß es. Hätte ich das Geld gehabt, wäre ich sofort nach England geflogen, aber wir haben es kaum geschafft, unser Essen zu bezahlen…

Und so blieb mir nichts anderes übrig als weiterzuleben. Ohne ihn. Vergessen konnte ich ihn nie, wollte es auch nicht. Obwohl mir seine Abwesenheit oft schmerzlich bewusst war, lernte ich, damit zu leben. Bis heute habe ich für keinen anderen Mann je Gefühle entwickelt. Ich wusste, wem mein Herz gehörte, auch nach all dieser Zeit…

Fünf Jahre war es her, dass er gegangen ist.
 


 

Takumi
 

Diese Stadt war einfach unglaublich! Ich bin noch nie in Japan gewesen. Zumindest soweit ich mich erinnere. Das mit der Erinnerung ist so eine Sache. Eines Tages bin ich in einem großen luxuriösen Bett aufgewacht und konnte mich an nichts erinnern. Ich hatte überall Verletzungen und Bandagen. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war.

Nach und nach lernte ich, dass ich im Haus meiner Familie war. Eine sehr wohlhabende Familie namens Walker. Ich konnte mich nicht an sie erinnern, aber schon allein die Ähnlichkeit zu meinem Bruder Gerard bewies, dass ich Teil dieser Familie war. Sie erzählten mir, dass ich einen Unfall hatte und dabei mein Gedächtnis verloren hätte. Anders konnte ich mir meinen Zustand auch nicht erklären.

Es war komisch. Ich fühlte mich wirklich fremd in diesem Haus, aber das war nach so einem Gedächtnisverlust vermutlich klar. Die besten Ärzte kümmerten sich um mich, doch mein Gedächtnis habe ich auch nach fünf Jahren immer noch nicht wieder erlangt.

Nur langsam habe ich mich an mein Dasein in dieser Familie gewöhnt und nicht immer fühlte ich mich wohl. Aber sie waren die einzigen Menschen, die ich hatte. Ich wurde in den Familienbetrieb eingearbeitet und gestern bin ich geschäftlich nach Japan gereist. Komischerweise spreche ich fließend Japanisch. Ich nehme an, dass es daran liegt, dass meine Großmutter Japanerin ist. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Bevor ich den familiären Geschäften nachgehen musste, hatte ich noch etwas Zeit diese Stadt zu begutachten. Tokio. 9 Millionen Einwohner. 622 Quadratkilometer. Es war ganz anders als in London. Ich war froh, dass ich die Sprache beherrschte, sonst wäre ich verloren gewesen. Die Menschenmassen erdrückten mich beinahe und ich war froh, dass ich nicht auf die U-Bahn angewiesen war.

Langsam schlenderte ich durch die Stadt und sah mich um, überwältigt von den ganzen Eindrücken. Aus irgendeinem Grund kam mir das alles bekannt vor. Vielleicht bin ich doch schon mal hier gewesen. Ich kann mich nicht erinnern. Die Menschen, die hohen Gebäude, die Leuchtreklamen, die ich bei meiner Anreise schon hab leuchten sehen. Das alles fühlte sich irgendwie vertraut an…

Ich kam in eine etwas ruhigere Gegend, in der weniger Menschen unterwegs waren. Meine Füße trugen mich wie von allein hierher. Ich sah mir die Geschäfte an, doch obwohl mir alles auf merkwürdige Weise bekannt vorkam, konnte ich mit keinem der Namen etwas anfangen.

Eine junge Frau trat aus einer Seitengasse hervor und mein Blick wanderte automatisch zu ihr. Sie hatte längeres schwarzes Haar und ein wirklich hübsches Gesicht. Ich ging weiter und richtete meinen Blick wieder auf die umliegenden Geschäfte.

„U… Usui?“ Die Stimme der jungen Frau drang an meine Ohren. Sie klang atemlos. Sprach sie mit mir? Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Ich drehte mich zur ihr um und sah, dass sie mich mit großen Augen anstarrte. Ihre Hand legte sich über ihren Mund. Sie schien ihren Blick nicht mehr von mir abwenden zu können. Unsicher sah ich sie an.

„Entschuldigung.“, sagte ich. „Kennen ich Sie?“

Erschrocken sah ich, dass sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten. Warum weinte sie? Plötzlich fing sie an, am ganzen Körper zu zittern. Etwas hilflos ging ich zur ihr.

„Ist alles in Ordnung?“ Ich war wirklich besorgt, auch wenn sie eine Fremde für mich war.

„D… Du bist es… Du musst es sein.“, sagte sie. Ich verstand nicht, wovon sie redete.

„Wie bitte?“, hakte ich nach.

„Usui.“, antwortete sie und schluchzte auf. Warum kam mir dieser Name nur so bekannt vor?

„Entschuldigung.“, sagte ich. „Mein Name ist Walker.“

Die Frau riss ihre Augen auf. Sagte ihr der Name etwa etwas? Kannte sie mich wohlmöglich wirklich?

„T… Ta-kumi…“, schluchzte sie und Tränen flossen über ihre leicht geröteten Wangen. Erstaunt sah ich sie an. Woher kannte sie meinen Namen? Ich versuchte wirklich, mich zu erinnern, doch es war nicht möglich. Ich bekam Kopfschmerzen.

„Woher… kennst du meinen Namen?“, fragte ich, während ich mir mit einer Hand die Schläfe hielt. Ich bin von allein dazu übergegangen sie zu duzen. Ich wusste hinterher selbst nicht, wieso.

Die Frau hielt sich mit beiden Händen den Kopf und ging auf die Knie, während sie hemmungslos schluchzte. Ich fühlte mich vollkommen hilflos. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Vorsichtig hockte ich mich vor sie. Etwas zögerlich legte ich meine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken sah sie auf. Sie schien nicht fähig, etwas zu sagen.

„… Kennst du mich vielleicht?“, fragte ich zögerlich. Ich konnte mir ihre Reaktion nicht anders erklären.

„I…ich… Wir…“, stotterte sie. Ich spürte den Drang sie in meinen Arm zu nehmen, sie zu trösten. Es war wie ein Reflex, ich konnte nichts dagegen tun. Für einen Moment verkrampfte sie sich, doch dann krallte sie ihre Finger in mein Hemd und schluchzte hemmungslos gegen meine Brust. Ich hielt sie fest in meinen Armen, bis sie sich langsam beruhigte. Sanft schob ich sie ein Stückchen von mir, sodass ich sie ansehen konnte.

„Wie heißt du?“, fragte ich. Noch immer schien mein Anblick sie zu verstören, doch sie riss sich zusammen.

„Ayuzawa Miaski.“, sagte sie erwartungsvoll. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Kopf und ich zuckte kurz zusammen. Was war das nur? Und dieser Name…

„Alles ok?“, fragte sie besorgt. Ich nickte, war doch eigentlich sie diejenige, um die man sich gerade Sorgen machen sollte.

„Es tut mir leid.“, entschuldigte ich mich erneut. „Du… scheinst mich zu kennen.“ Ein trauriger Ausdruck legte sich in ihre Augen und ich fühlte mich schlecht, da es meinetwegen zu sein schien.

„Du hast mich vergessen.“, stellte sie nüchtern fest. Ich schluckte. Das war das erste Mal, dass ich jemanden traf, der mich zu kennen schien. Und das ausgerechnet in Japan? Warum?

„Ich…“, versuchte ich zu erklären. Ihre schmerzerfüllten Augen brachten mich aus dem Konzept.

„Du hast versprochen, mich nicht zu vergessen.“, flüsterte sie. Ich konnte sie nur erstaunt ansehen. Die Situation überforderte mich völlig. Noch nie hatte mich etwas so überfordert.

„Misaki.“, sagte ich schließlich fest. Ich musste es ihr erklären. Ich wollte nicht, dass sie leiden muss.

„I…ich… Ich habe nicht nur dich vergessen.“, begann ich. Wieder dieser Schmerz in ihren Augen. Doch ich fuhr unbeirrt fort.

„Ich habe alles vergessen. Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich… leide seit einem Unfall vor fünf Jahren unter retrograder Amnesie.“

Diese Erklärung schien die Frau namens Misaki zu schockieren. Natürlich, das hatte sie mich auch. Und wenn sie mich wirklich kannte, dann war es auch kein Wunder. Sie sah mich mit großen Augen an. Eigentlich war das nicht meine Art, doch konnte ich ihrem Blick nicht mehr standhalten, und so senkte ich meinen.

„Usui…“ Warum nannte sie mich so?

„Ist das wahr?“ Ich konnte ihren Blick nicht deuten. Schock, Ratlosigkeit… und so etwas wie Hoffnung? Ich brauchte einige Sekunden, bevor ich antwortete.

„Ja.“, sagte ich schließlich, um meine vorherige Aussage zu bestätigen.

Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Es tat mir weh, sie so zu sehen, obwohl ich mich nicht mal an sie erinnern konnte. Langsam erhob sie sich und auch ich stand wieder auf. Sie hatte eine Hand an ihre Brust gelegt und sah auf den Boden.

„Es… ist schön, dich wiederzusehen.“, sagte sie. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich schmunzelte, auch wenn ich mich eher schlecht fühlte.

„Du siehst nicht so aus, als würdest du dich freuen.“, antwortete ich und erntete dafür ein trockenes Auflachen der jungen Frau.

„Was soll ich dazu sagen?“, fragte sie, doch ich wusste keine Antwort. Sie fuhr fort.

„Ich habe fünf Jahre lang auf dich gewartet. Ich habe versucht, dich anzurufen, dir zu schreiben, war bei dir zu Hause. Ich habe sogar deine Familie in England kontaktiert.“

Bei ihrem letzten Satz weiteten sich meine Augen vor Erstaunen. Meine Familie in England? Sie hat meine Familie kontaktiert? Warum haben sie ihr nichts gesagt?

„Aber mir wurde nur gesagt, dass sie keine Auskunft geben dürften.“ Bitterkeit lag in ihrer Stimme. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und spürte die Wut in mir hochkochen.

„Ich…“, versuchte ich mich zu entschuldigen, doch sie schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht deine Schuld.“, sagte sie. „Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich all die Jahre nicht vergessen habe.“ Sie sah mir in die Augen. Ich konnte tiefe Trauer darin erkennen.

„Misaki…“ Es fühlte sich gut an, ihren Namen zu sagen, auch wenn ich nicht wusste, was ich eigentlich sagen sollte.

„Bitte…“, setzte ich schließlich an. „Ich… möchte dich kennenlernen. Und ich möchte mich selbst kennenlernen.“

Erstaunt sah sie mich an, bevor sich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. Ich spürte, dass ich rot wurde.

„Du bist die erste, die ich treffe, die mich kennt. Meine Familie hat mir nie wirklich viel von meiner Vergangenheit erzählt. Ich bin mir selbst total fremd. Ich weiß einfach nicht, wer ich bin!“ Ich spürte die Verzweiflung in mir hochsteigen, und die Angst, dass sie mich abweisen würde.

„Bitte hilf mir!“ Es war nicht meine Art, mich so zu verhalten, doch ich wusste mit dieser Situation einfach nicht umzugehen.

Sie legte eine Hand an meine Wange und lächelte mich an. Ein warmer Schauer lief mir den Rücken herunter.

„Baka Usui.“, sagte sie. „Natürlich helfe ich dir.“

Erleichterung breitete sich in mir aus. Ich erwiderte ihr Lächeln.

„Ich danke dir.“
 

„Master Takumi.“ Oh nein! Er hat mich gefunden. Mit einem schiefen Lächeln drehte ich mich zu Cedric um. Er sollte mich auf dieser Reise begleiten, Gerard hatte darauf bestanden. In einem unachtsamen Moment seinerseits bin ich entkommen. Ich wollte mir die Stadt gerne alleine ansehen.

„Was ist los, Ced?“, fragte ich möglichst gelassen auf Englisch. Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Regung. Ich bemerkte, dass sich Misakis Augen wieder weiteten. Erkannte sie auch Ced? Ihr Blick versteinerte sich und sie sah in eine andere Richtung.

„Master hat schon wieder versucht, zu verschwinden.”, sagte Ced tadelnd.

“Ich wollte nur einen Spaziergang machen. Wie ein normaler Tourist.”, antwortete ich ruhig. Eigentlich hatte ich nichts gegen Cedric, aber ich hasste es, die ganze Zeit beobachtet und begleitet zu werden.

Erst jetzt schien Ced die junge Frau bei mir zu entdecken. Auch auf seinem Gesicht zeichnete sich Wiedererkennen ab. Ich fragte mich wirklich, was damals passiert war. Ich dachte kurz nach und befand es für das Beste, Cedric nichts von meinen Plänen mit Misaki wissen zu lassen.

Unauffällig zog ich meine Visitenkarte aus der Tasche und reichte ihr die Hand. Etwas perplex griff sie danach und nahm so die Karte an sich.

„Ich hoffe, Ihnen geht es jetzt besser.“, improvisierte ich. Misaki schien zu verstehen und stieg drauf ein.

„Ja, ich danke Ihnen.“ Ich schenkte ihr ein Lächeln und drehte mich dann um, um zusammen mit Cedric, der Misaki misstrauisch betrachtete, zurück zum Hotel zu gehen.
 

Misaki
 

Mein Herz wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Er war es. Er war es wirklich. Fünf Jahre hatte ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen und auf einmal stand er einfach vor mir. Ich kam gerade von der Arbeit und bin über den Hinterausgang zurück auf die Hauptstraße gegangen, als er plötzlich da war, mich angesehen hat, und dann einfach weitergegangen ist.

Ich glaube, ich hatte eine Art Schock. Ich war so verletzt, als er mir sagte, dass er mich nicht kenne. Und gleichzeitig war ich unendlich glücklich, dass er da war, dass er lebte, er wohlauf war. Seine Erklärung war, dass er vor fünf Jahren einen Unfall hatte und seitdem unter retrograder Amnesie litt. Ich wusste nicht, ob ich ihm das glauben sollte. Er war immer schon ein guter Schauspieler, aber… Er wirkte so ernst dabei. Und ich wollte daran glauben, das wollte ich wirklich.

Es war viel einfacher und weniger schmerzvoll daran zu glauben, als zu glauben, dass er mich vergessen hatte. Oder noch schlimmer sich über mich lustig gemacht hatte.

Bedächtig schaute ich auf seine Visitenkarte. „Takumi Walker“ stand darauf. Ich wusste, dass der Name seiner englischen Familie Walker war. Vermutlich ist er nach seinem Unfall von seiner Familie aufgenommen worden. Ich rümpfte die Nase. Da steckte vermutlich noch mehr dahinter, da war ich mir sicher.

Eine Handynummer stand auch auf der Karte. Sollte ich ihn gleich anrufen? Ich fühlte mich vollkommen erschöpft. Der Schock, ihn auf einmal auf offener Straße wiederzusehen, war einfach zu groß und saß mir tief in den Knochen. Und gleichzeitig machte die Gewissheit, dass er da war und er mit mir reden wollte, mich kennenlernen wollte, mich unglaublich nervös.

Als ich zu Hause war, griff ich sofort nach meinem Handy. Hilflos starrte ich darauf. Sollte ich ihn anrufen? Jetzt sofort? Sollte ich warten? Ich wusste es nicht. Aber er hatte meine Nummer nicht, also war ich diejenige, die sich melden musste. Und er wollte das doch auch oder? Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum.

Ich entschloss mich schließlich dazu eine SMS zu schreiben. Immerhin war dieser Cedric vermutlich bei ihm und er konnte eh nicht offen reden. Nur was sollte ich schreiben?

„Hi Usui.“, fing ich an, doch löschte ich es sofort wieder. Er wusste ja gar nichts mehr von diesem Namen, so wie es schien.

„Hallo Takumi.“, tippte ich deshalb. „Wenn du mit mir reden willst, ruf mich an. Jetzt hast du ja meine Nummer.“

Ich zögerte kurz, bevor ich noch etwas hinzufügte.

„Bitte… melde dich. Misaki.“ Etwas nervös drückte ich auf ‚Absenden‘. Ich atmete einmal tief durch und legte mein Handy beiseite. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und kramte eines meiner Bücher hervor. Ich musste für nächste Woche noch eine Abhandlung schreiben. Aber konzentrieren konnte ich mich nicht. Immer wieder wanderte mein Blick zum Handy. Wie lange war es her, dass ich ihm geschrieben habe? Ich schaute nach. Elf Minuten. Naja, das war noch nicht lange her.

Plötzlich leuchtete das Display auf und mein Handy ließ seinen SMS-Klingelton ertönen. Fast schon panisch griff ich nach meinem Handy und öffnete nervös die neue Nachricht.

„Danke, Misaki. Ich rufe dich heute Abend an. Versprochen. Takumi.“

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Er war wirklich wieder da. Ich wusste nicht, warum, aber plötzlich sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. Ich fing hemmungslos an zu weinen. Was war nur mit mir los? Machte sein plötzliches Auftauchen mich wirklich so fertig? Die Antwort war: ja. Das tat es.

Ich hatte fünf Jahre unter seiner Abwesenheit gelitten. Ich wusste nicht, was los war, warum er sich nicht meldete und nicht zurückkam. Und das nachdem ich endlich bereit war, mich ihm gegenüber zu öffnen. Der erste und einzige Mann, der dies fertiggebracht hat, nachdem mein Vater uns verlassen hatte. Und dann war er auf einmal weg, hatte mein Herz gebrochen.

Plötzlich ertönte mein Handy erneut. Neugierig sah ich auf das Display.

„Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe, Misaki.“, las ich und schluchzte erneut auf. Usui, dieser Idiot. Das schlimmste war, dass er gar nicht wusste, wie sehr er mir wehgetan hatte. Ich konnte nicht mal wütend auf ihn sein.

„Bitte, lass uns einfach darüber reden.“, antwortete ich, da ich nicht wusste, was ich sonst dazu sagen sollte. Ich konnte nur hoffen, dass sich alles zum Guten wenden würde.
 

Takumi
 

Endlich hatte ich es geschafft, Cedric abzuwimmeln. Ich sagte, dass ich Kopfschmerzen hätte und mich hinlegen würde. Ich hatte seit meinem Unfall oft Kopfschmerzen, vielleicht auch schon vorher, das wusste ich nicht. Es war auch egal. Zumindest wirkte meine Ausrede nicht unglaubwürdig. Ich habe lange gewartet, bis Ced sich ebenfalls zurückgezogen hatte.

Ich habe es geschafft, mich herauszuschleichen und befand mich jetzt auf dem Weg in die Stadt, Hauptsache weg vom Hotel. Ich kramte nach meinem Handy und wählte Misakis Nummer. Es klingelte. Nach einigen Sekunden nahm sie ab. Mein Herz schlug höher, als ich ihre Stimme hörte.

„Ayuzawa.“, meldete sie sich etwas atemlos.

„Misaki?“, fragte ich. „Hier ist Takumi Walker.“

„Hallo Usu… ähm… Takumi.“, sagte sie.

„Können wir uns treffen?“, fragte ich direkt.

„Kannst du dir ein Taxi nehmen?“

„Ja.“, stimmte ich ihr zu. Sie nannte mir eine Adresse, die ich mir schnell notierte.

„Bis gleich.“, verabschiedete ich mich.

„Bis gleich.“, erwiderte sie.
 

Fünfzehn Minuten später hielt das Taxi vor einem nobel anmutenden Hochhaus. Sie stand direkt vor dem großen Eingangsbereich und wartete. Nervös schlug mein Herz gegen meine Brust. Sie war wirklich eine wunderschöne junge Frau.

„Hallo Misaki.“, begrüßte ich sie und folgte meinem Drang sie in meine Arme zu ziehen.

„H-hallo…“ Sie schien durch meine Geste etwas verunsichert zu sein, aber sie erwiderte die Umarmung dann. Als wir uns voneinander lösten, sah ich schon wieder diesen traurigen Ausdruck in ihren Augen.

Ich sah das hohe Gebäude an. Bin ich schon mal hier gewesen? Mein Kopf schmerzte.

„Wo sind wir hier?“, fragte ich.

„Hier hast du früher gewohnt.“, antwortete sie. Hier soll ich früher gewohnt haben? Also habe ich nicht mein ganzes Leben in England verbracht?

„Mein Bruder sagte, ich hätte mein ganzes Leben lang bei meiner Familie in England gewohnt.“, antwortete ich. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie mir die Wahrheit sagte.

„Das hat er gesagt?“, fragte Misaki nach. „Das ist nicht wahr.“

Ich nickte als Zeichen, dass ich ihr glaubte.

„Vielleicht können wir reingehen.“, schlug Misaki vor.

„Meinst du? Immerhin war ich seit fünf Jahre nicht mehr hier.“ Ich war skeptisch, doch Misaki zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht, aber einen Versuch ist es wert.“ Sie biss sich kurz auf die Unterlippe. „Ehrlich gesagt… war ich öfter hier… dein Name steht noch am Klingelschild.“

Wir schritten auf den Eingang und ich suchte meinen Namen, fand ihn jedoch nicht.

„Hier.“ Misaki zeigte auf ein Klingelschild und ich las den Namen „Usui“.

„Ist das mein Name?“ Wieso sagte meine Familie ich hieße Walker?

„Ja. Das ist der Name deiner japanischen Großmutter.“, erklärte Misaki. „Du bist hier aufgewachsen bei deiner japanischen Familie. Und du hast ihren Namen angenommen.“

Ich nickte erneut. Das klang eigentlich gar nicht so unglaubwürdig. Gemeinsam gingen wir in das Gebäude. Am Empfang saß ein älterer Herr und sah gelangweilt zu uns herüber, als wir durch die Tür kamen. Doch plötzlich änderte er seine Mimik. Erkannte er mich etwa auch wieder?

„Usui-sama.“, begrüßte er mich. „Ich habe Sie lange nicht mehr gesehen. Es muss Jahre her sein!“

„Hallo…“, begrüßte ich ihn unsicher. Was sollte ich tun? Ich hatte keinen Schlüssel zur Wohnung, also musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich räusperte mich.

„Ähm, ich war die letzten fünf Jahren aus familiären Gründen in England. Es war eigentlich gar nicht geplant, jetzt hierher zu kommen. Ich habe keinen Schlüssel dabei. Können Sie mir vielleicht helfen?“ Ich schenkte ihm mein charmantestes Lächeln.

„Natürlich.“ Hastig griff der Mann nach einem großen Schlüsselbund und kam hinter dem Tresen hervor. Misaki und ich folgten ihm in den Fahrstuhl. Kurze Zeit später standen wir vor einer verschlossenen Tür, die er uns öffnete.

„So, bitte sehr.“ Er machte eine galante Bewegung und wir traten ein.

„Vielen Dank für Ihre Mühen.“, bedankte ich mich und steckte ihm etwas Geld zu. Nachdem er sich verabschiedet hatte, besah ich mir die Wohnung. Sie war groß und hatte ein riesiges Panorama-Fenster, durch welches man die Lichter der Stadt sehen konnte. Ansonsten war die Wohnung allerdings eher karg. Es gab kaum Einrichtungsgegenstände.

„Hier soll ich gewohnt haben?“, fragte ich skeptisch. Misaki nickte bestätigend.

„Glaub mir, als ich das erste Mal hier war, war ich genauso überrascht.“

Ich klopfte das Sofa ab. Staub wirbelte auf. Es machte mir nichts aus und setzte mich hin. Misaki zögerte kurz, bevor sie sich neben mich setzte. Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen uns aus, bevor ich das ansprach, weswegen wir hier waren.

„Also… Misaki.“, begann ich. „Kannst du mir etwas über mich erzählen?“

„Naja.“ Sie zögerte. „Ich weiß nicht, ob das so gut ist.“ Erstaunt sah ich sie an. Woher kamen plötzlich diese Zweifel?

„Ich… ich habe gehört, dass man Menschen, die unter Amnesie leiden, ihre alten Erinnerungen nicht aufdrängen sollte, sondern sie sich selbst daran erinnern sollten.“ Ein leicht fragender Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Ich sah sie ernst an.

„Ich bitte dich aber darum, mir alles zu erzählen. Seit fünf Jahren weiß ich nicht, wer ich bin. Ich dachte, dass meine Familie mir alles erzählen würde, aber es gab immer Ungereimtheiten. Und diese Begegnung mit dir… Sie hat alles verändert. Ich MUSS einfach wissen, was vor meinem Unfall gewesen ist.“

Nachdenklich sah Misaki mich an und langsam nickte sie.

„Also gut.“, beschloss sie und fing an zu erzählen. Sie erzählte mir, dass wir zur gleichen Oberschule gegangen waren, jedoch bis zum 2. Jahr eigentlich nichts miteinander zu tun hatten. Sie erzählte mir von ihrem Nebenjob, ihrem Geheimnis, dass ich es entdeckt, aber für mich behalten habe. Sie erzählte mir, wie wir uns näher kennenlernten und was wir zusammen erlebt hatten. Nur eines hatte sie mir an diesem Abend nicht erzählt, doch das sollte ich erst später erfahren.

„Und dann bist du nach England gegangen, um etwas bezüglich eines Erbes zu klären.“, schloss sie ihre Erzählungen. „… und bist nie wieder zurückgekommen.“ Ich merkte, dass ihr das immer noch wehtat.

„Es tut mir sehr leid, Misaki-chan.“, sagte ich ehrlich und hoffte, dass sie mir ansah, dass ich es ernst meinte. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, auch wenn sie noch immer traurig aussah.

„Es… ist nicht deine Schuld, nehme ich an.“, sagte sie. „Ich kann dir nicht böse sein. Du hast dir das sicher nicht ausgesucht. Ich möchte nur, dass du weißt, dass…“ Sie atmete tief durch. „… du mir wichtig warst… nein, bist. Es war nicht leicht für mich, als du so plötzlich aus meinem Leben verschwunden bist.“ Erneut sammelten sich Tränen in ihren Augen. Ich kannte sie erst seit ein paar Stunden und dennoch hatte ich sie schon viel zu oft weinen sehen.

Vorsichtig legte ich meinen Arm um sie und zog sie an mich. Die Nähe dieser Frau tat mir gut. Noch immer war sie mir fremd und doch fühlte es sich so richtig und vertraut an, sie im Arm zu halten. Wieder verkrampfte sie sich kurz, bevor sie sich entspannte und ihren Kopf an meiner Halsbeuge vergrub.

„Ich hab dich vermisst, Usui.“, schluchzte sie und ich zog sie noch etwas fester an mich.

„Es tut mir leid.“
 

Lange saßen wir schweigend da und ich hielt sie in meinem Arm. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Wer war diese Frau nur? Ich wünschte wirklich, ich könnte mich an sie erinnern. Sie schien etwas Besonderes zu sein und ich war mir sicher, dass sie mir damals auch sehr wichtig gewesen ist. Und obwohl ich sie gerade erst wieder kennenlernte, begann ich schon, sie in mein Herz zu schließen.

Irgendwann seufzte sie auf und löste sich vorsichtig aus meiner Umarmung.

„Wie spät ist es eigentlich?“, fragte sie und klang etwas müde. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und schluckte.

„2:30 in der Nacht.“, antwortete ich und erschrocken sah Misaki mich an.

„So spät ist es?? Ich muss morgen früh raus!“ Schnell sprang sie auf. Auch ich erhob mich und schenkte ihr ein Lächeln.

„Ich auch. Wir sollten wohl wirklich gehen…“ Wir gingen zur Wohnungstür, als ich eine plötzliche Eingebung hatte. Meinem Instinkt folgend ging ich in die Küche und öffnete eine Schublade. Tatsächlich. Darin befand sich ein Schlüssel, vermutlich der Zweitschlüssel für diese Wohnung. Ich hatte mir ein Apartment in London gemietet und dort ebenfalls in der Küchenschublade meinen Zweitschlüssel deponiert.

Grinsend hielt ich den Schlüssel hoch und Misaki lächelte. Sie war wunderschön.
 

Draußen rief ich uns ein Taxi. Ich wollte nicht, dass sie um diese Zeit alleine nach Hause ging. Vor ihrer Haustür bat ich den Fahrer kurz zu warten und begleitete sie noch zur Tür.

„Ja, also…“, zögerte sie. „Hier wohne ich.“ Das Haus war in keinem guten Zustand und sie sah so aus, als wäre es ihr peinlich. Ich fand nicht, dass sie sich für irgendetwas schämen musste.

„Danke für alles, Misaki.“, sagte ich. Wieder dieses traurige Lächeln.

„Gern geschehen.“ Sie wusste wohl nicht recht, was sie sagen sollte.

„Ich würde dich gern wiedersehen.“, gestand ich und freute mich über ihre Reaktion. Nachdem sie kurz Überraschung zeigte, breitete sich ein Lächeln auf, das dieses Mal auch ihre Augen erreichte. Ihre Wangen zeigten einen leichten Rotschimmer.

„Ich würde dich auch gern wiedersehen.“, erwiderte sie und auch ich musste lächeln.

„Ich melde mich morgen bei dir.“, schlug ich vor. „Ich muss schauen, dass ich meinem Wachhund entkommen kann. Aber ich denke, spätestens morgen Abend können wir uns wiedersehen.“

„Das wäre schön.“, stimmte sie zu und lächelte. Aus irgendeinem Grund machte ihr Lächeln mich glücklich.

„Also dann…“ Sie räusperte sich. „Gute Nacht.“

Ich zögerte nicht lange und zog sie wieder in meine Arme. Ich konnte nicht anders. Ich hatte einfach das Bedürfnis sie so nahe wie möglich bei mir zu haben. Und das obwohl ich normalerweise alle Frauen auf Abstand hielt.

„Gute Nacht.“, flüsterte ich, bevor ich sie wieder aus meinen Armen entließ und zurück zum Taxi ging. Ich winkte ihr noch kurz zu und fuhr dann wieder zum Hotel, wobei meine Gedanken noch immer bei den Erzählungen Misakis hingen. Ich hatte also Recht gehabt. Mir wurden die letzten Jahre über Lügen erzählt. Ich bin nicht in England aufgewachsen, sondern habe mein Leben bis vor fünf Jahren in Japan verbracht. Ich hatte jetzt schon beschlossen, dass dies Konsequenzen haben würde.
 

Misaki
 

Total aufgewühlt ging ich an diesem Abend ins Bett. Usui, dieser Idiot… Fünf Jahre lang hatte ich unter seiner Abwesenheit gelitten und mich gefragt, was ihm wohl passiert sein könnte oder ob er mich einfach vergessen hatte. Und dann war er plötzlich wieder da. Er war so anders, weil er sich an nichts erinnern konnte und vermutlich auch, weil er sich in den fünf Jahren bei einer reichen englischen Familie ein anderes Benehmen angeeignet hatte. Und gleichzeitig war er immer noch der Alte. Wie er mich in seine Arme zog… Es war das gleiche unbeschreibliche Gefühl wie damals.

Ich war mir schon immer darüber im Klaren gewesen, dass meine Gefühle für Usui nicht einfach nach seinem Verschwinden weg waren. Doch nach den wenigen Stunden, die ich mit ihm an diesem Tag verbracht hatte, war ich mir bewusst, dass ich ihn noch immer genauso sehr liebte wie damals. Er war immer der Einzige gewesen. Immer. Viele hatten es nach seinem Verschwinden bei mir versucht, doch ich habe sie immer alle zurückgewiesen. Denn mein Herz gehörte immer nur ihm.

Müde wälzte ich mich in dieser Nacht im Bett hin und her und fand dennoch keinen Schlaf. Mein Handy piepte. Nach 3 Uhr nachts. Wer sollte mir jetzt noch schreiben? Verwundert sah ich auf das Display und bekam Herzklopfen, als ich sah, wer mir geschrieben hatte: Usui.

„Gute Nacht, Misaki. Träum schön. Takumi“

Ich lächelte. Wer weiß, vielleicht würde ja zwischen uns doch noch wieder alles gut werden. Selbst wenn er nie wieder der Alte werden würde. Er war trotzdem noch Usui. Mein Usui.

„Träum du auch schön. Gute Nacht! Misaki“
 

Takumi
 

Gähnend stieg ich aus dem großen Auto, das mich zum Hauptsitz des Igarashi-Konzerns brachte. Die Nacht war viel zu kurz gewesen, aber die Unterhaltung mit Misaki war es definitiv wert. Lächelnd dachte ich an diese Frau, die innerhalb weniger Stunden mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.

Cedric warf mir misstrauische Blicke zu, also riss ich mich zusammen und versuchte mich auf die kommenden Gespräche zu konzentrieren. Eigentlich langweilten mich solche Zusammentreffen, aber es war meine Pflicht als Mitglied der Walker-Familie daran teilzunehmen. Zumindest erzählte Gerard mir das immer wieder.

„Guten Tag, Mr. Walker.“ Ein Herr fortgeschrittenen Alters begrüßte mich. Ich erwiderte den Gruß mit einem Nicken und er geleitete mich zum Arbeitszimmer seines Herren. Ich betrat das weitläufige Büro und traf auf einige Männer, die offensichtlich hohe Tiere im Igarashi-Konzern waren. Mein Blick traf auf einen jungen Mann meines Alters, der kurz die Augen weitete. Erkannte er mich auch? Seine Mimik war jedoch nach diesem kurzen Moment wieder wie versteinert. Keinerlei Regungen zeigten sich auf seinem Gesicht.

„Mr. Walker.“, empfing mich nun auch der Chef des Konzerns.

„Igarashi-sama.“, erwiderte ich den Gruß. Jetzt würden einige Stunden sehr langweiliger Verhandlungen auf mich zukommen, dessen war ich mir bewusst. Ich versuchte, mich auf die Gespräche zu konzentrieren, wobei meine Gedanken jedoch immer wieder zu einer gewissen Person abdrifteten.
 

Misaki
 

„Misa-chan. Alles in Ordnung?“ Besorgt sah Satsuki-san mich an. Verdammt, war mir die Müdigkeit so deutlich anzusehen?

„Ja… alles in Ordnung.“, antwortete ich schnell, doch wirklich überzeugt sah sie nicht aus. Eigentlich war das auch kein Wunder. Immerhin war wirklich nicht alles in Ordnung. Oder doch? Ich meine, immerhin war Usui doch wieder da und das war doch toll oder? Ich freute mich doch darüber…

Ich seufzte und erntete noch ein paar mehr besorgte Blicke. Natürlich freute mich darüber, dass er wieder da war. Wenn doch nur nicht alles so kompliziert wäre.

„Misa-chan? Ich glaube, dein Handy klingelt.“, rief Erika mir zu. Schnell hastete ich zu meiner Tasche und zog mein Handy heraus. Ein kurzer Blick auf das Display verriet mir, dass es Usui war, der mich anrief. Mit klopfendem Herzen nahm ich ab.

„Ayuzawa.“, meldete ich mich.

„Hallo Misaki.“, hörte ich ihn sagen und ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus.

„Hallo Usui.“, antwortete ich und nannte ihn aus Gewohnheit bei seinem früheren Familiennamen.

„Wie geht’s dir?“, fragte er mich. Ich wunderte mich. Hatte er grad wirklich Zeit für eine kleine Plauderei? Ich dachte, dass er ständig von diesem Cedric beobachtet wurde.

„Gut.“, beantwortete ich seine Frage reflexartig.

„Wirklich?“ Er schien zu merken, dass es mir nicht wirklich so gut ging. Er hatte schon immer ein Gespür dafür. So ein Alien!

„Naja…“, räumte ich ein. „Ich bin etwas müde und… mh… nachdenklich.“

„Ich hoffe, du hast dich von dem Schock erholt.“, sagte er und klang ehrlich besorgt.

„Es geht so.“ Ich musste lächeln. „Wirst du grad nicht beobachtet?“ Ich wollte es wirklich wissen.

„Ich habe mich kurz entschuldigt, um die Toilette aufzusuchen.“, sagte er und ich konnte sein Grinsen praktisch hören. Die Röte schoss mir ins Gesicht. Die Toilette???

„Du rufst mich von der Toilette an???“, brüllte ich ihn an, doch er lachte nur.

„Eigentlich befinde ich mich grad in einer Abstellkammer des Igarashi-Hauptquartiers.“

Erschrocken zog ich die Luft ein.

„Igarashi?“, hakte ich nach.

„Ja… wieso?“ Er klang etwas verwirrt.

„Äh… ich hab dir doch von dem Präsidenten der Miyabigaoka-Oberschule erzählt?“

„Ja?“ Bei dieser Erwähnung klang er recht unerfreut. Auch als ich es ihm am vorherigen Abend erzählt hatte, schien er innerlich wütend zu sein.

„Der Sohn des Igarashi-Präsidenten, Igarashi Tora, ist der ehemalige Schülerpräsident der Miyabigaoka.“

„Jetzt wird mir klar, wieso er mich so angesehen hat.“

„Sag mal… Wieso hast du eigentlich angerufen?“ Ich hatte eigentlich gedacht, dass er vielleicht über ein weiteres Treffen reden wollte, aber bisher fiel kein Wort darüber.

„Ich wollte deine Stimme hören.“, antwortete er. Ich spürte, wie mir schon wieder die Hitze in den Kopf stieg. Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Warum sagte er so etwas? Es war genau wie damals. So ein Stalker!

„Misaki? Bist du noch dran?“ Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

„Äh ja… ich… Es tut mir leid, ich muss weiter arbeiten.“

„Können wir uns nachher sehen?“, fragte er.

„Ja. Ich habe um 20 Uhr Feierabend, danach können wir uns treffen.“

„Gut.“ Er klang zufrieden. „Ich rufe dich nachher an.“

„Okay.“ Wie einfallsreich.

„Bis dann, Misaki-chan.“ Wie zärtlich es klang, wenn er meinen Namen so aussprach.

„Bis dann.“
 

„Soso.“ Erschrocken drehte ich mich um und sah in Aois blaue Augen, die einen triumphierenden Ausdruck angenommen hatten.

„Was ist?“, fragte ich und hoffte, dass er nicht allzu viel von dem Gespräch mitbekommen hatte.

„Wer ist denn dein geheimnisvoller Verehrer?“, fragte er zu meinem Unglück. Ich merkte, wie ich schon wieder rot wurde. Aber ich wollte über diese Sache im Moment einfach noch nicht reden, also sah ich ihm fest in seine Augen. Noch immer sah er grinsend auf mich herab.

„Das ist ganz allein meine Sache.“, antwortete ich ihm.

„Ich wette, er sieht umwerfend gut aus.“, spekulierte er. Vermutlich malte er sich schon sein nächstes männliches Model für seine Designs aus. Ich grinste.

„Ja, das tut er.“, sagte ich und ging zurück an die Arbeit.
 

Takumi
 

Ich seufzte. Jetzt saß ich schon wieder in dem großen Konferenzsaal fest und schweifte mit meinen Gedanken immer wieder ab. Misaki ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Noch nie habe ich eine Frau wie sie getroffen. Zumindest soweit ich mich erinnern konnte. Ich hatte das Gefühl, dass uns wirklich viel miteinander verband, auch aus unserer Vergangenheit. Noch nie hatte ich mir mein Gedächtnis so zurückgewünscht, wie jetzt.

Ich warf einen Blick auf den jungen Mann, der neben dem Chef des Konzerns saß. Das war Igarashi Tora, so viel hatte ich mittlerweile herausgefunden. Er bemerkte meinen Blick und runzelte kurz die Stirn, bevor er wieder schnell weg sah. Ihm war meine Anwesenheit offensichtlich unangenehm. Innerlich grinste ich. Anscheinend haben wir uns damals öfter in die Haare bekommen. Und das alles wegen Misaki. Auch jetzt kann ich den Gedanken nicht ertragen, dass er sie anmachen wollte. Wahrscheinlich war es damals ähnlich.
 

Nach endlosen Stunden saß ich endlich im Auto auf dem Weg zum Hotel. Diese ganzen gesellschaftlichen Gepflogenheiten waren grauenhaft. Ich hasste es. Schon immer. Also seit fünf Jahren. Ich kramte mein Handy hervor. Es war wirklich spät geworden, schon 21 Uhr. Wer weiß, wann ich es schaffte, Cedric loszuwerden. Ich beschloss, Misaki schon mal eine SMS zu schreiben.

„Der Wachhund ist noch scharf. Ich melde mich später.“

Sie verstand sicher, was ich damit meinte. Schon kurze Zeit später vibrierte mein Handy und eine Antwort von Misaki erschien auf dem Display.

„Ich warte.“

Ich musste lächeln. Was machte diese Frau nur mit mir? Nach einem skeptischen Blick von Ced erstarb mein Lächeln und ich setzte wieder eine undurchdringliche Miene auf. So wie ich es immer tat.
 

Endlich war die Luft rein! Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich Misaki um diese Zeit noch störte, aber ich MUSSTE sie einfach sehen. Ich hatte sie angerufen und wir hatten uns wieder bei meinem alten Apartment verabredet. Als ich aus dem Taxi stieg, stand sie schon vor dem Gebäude und wartete. Ich musste automatisch lächeln.

„Guten Abend, Misaki-chan.“, begrüßte ich sie. Sie lächelte mich an und ich schmolz fast dahin. Wie süß sie aussah, wenn sie lächelte.

„Guten Abend.“

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich ein wenig mehr zusammenzureißen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen und so zog ich sie wieder in meine Arme. Ich atmete ihren lieblichen Duft ein und fühlte mich wie berauscht. Als wir uns wieder voneinander lösten, sah ich, dass sie rot geworden war. Ich grinste.

„Du bist ja rot geworden.“, zog ich sie auf.

„Gar nicht!“, konterte sie und sah zur Seite.

„Wie süß.“, sagte ich vergnügt und bemerkte, dass der Rotton nur noch ein wenig tiefer wurde.

Wir gingen nach oben und betraten meine alte Wohnung. Ich ließ mich auf der einzigen Sitzgelegenheit nieder und etwas schüchtern setzte sie sich neben mich.

„Erzähl mir von dir, Misaki.“, bat ich sie. Erstaunt sah sie mich an.

„Von mir?“

„Wir haben gestern die ganze Zeit darüber geredet, wer ich bin. Jetzt möchte ich gerne wissen, wer DU bist. Ich möchte alles über dich wissen.“ Schon wieder diese niedliche Röte auf ihren Wangen.

„W…was möchtest du denn wissen?“

„Alles. Über deine Familie, deine Hobbies, deine Arbeit. Einfach alles.“

Verlegen spielte sie an ihrem Rock herum.

„Also… ich lebe mit meiner Mutter und meiner Schwester Suzuna zusammen. Mein Vater hat uns vor vielen Jahren verlassen. Naja, seitdem sind wir zu dritt. Deshalb habe ich auch schon während meiner Schulzeit angefangen zu arbeiten, um meine Familie zu unterstützen. Hm… nach der Schule habe ich angefangen zu studieren. Ich mache bald meinen Abschluss in Politikwissenschaften.“

Ich fand das sehr beeindruckend. Doch sie wirkte beinahe so, als würde sie sich dafür schämen.

„Über meinen Nebenjob weißt du ja schon Bescheid.“, sagte sie und sah beschämt zur Seite.

„Ich würde dich gerne in deinem Maid-Outfit sehen.“, gab ich zu. Sie sah bestimmt fantastisch aus. Sie stand auf. Verwundert sah ich ihr hinterher. Sie ging zu einer Tasche, die in der Ecke lag, vermutlich meine alte Schultasche. Sie öffnete sie und zog aus einem der vorderen Fächer ein Foto. Sie zeigte es mir. Meine Augen weiteten sich. Auf diesem Bild waren sie und ich zu sehen. Sie trug ein Maid-Outfit und schaute etwas unzufrieden, während ich in die Kamera lächelte. Ich musste schmunzeln.

„Du siehst aber nicht sehr glücklich aus.“

„Ich mag es einfach nicht, so fotografiert zu werden. Außerdem hast du mich in einem Kartenspiel besiegt, um dieses Foto machen zu dürfen. Und du warst immer der einzige, der mich schlagen konnte.“

„Ich verstehe.“ Ich steckte das Foto ein. Ich wollte es definitiv behalten.

„Erzähl mir mehr von dir.“, forderte ich sie dann auf.

„Was möchtest du denn noch wissen?“, fragte sie unsicher. Ich überlegte kurz.

„Hast du einen Freund?“ Ich war immer relativ direkt, aber in diesem Moment spürte ich, dass ich wirklich nervös war, wie die Antwort wohl lautete. Misaki wurde rot und senkte ihren Blick.

„Nein.“, antwortete sie und ich war aus mir unerklärlichen Gründen irgendwie erleichtert.

„Das überrascht mich.“, entgegnete ich mit hochgezogener Augenbraue.

„Wieso?“ Sie sah mich fragend an.

„Weil du eine ausgesprochen attraktive Frau bist.“ Wieder wurde sie rot. Ein trauriger Ausdruck trat auf ihr Gesicht und ich bereute, was ich gesagt hatte, auch wenn ich nicht wusste, warum sie traurig war.

„Dummer Usui…“, sagte sie nur.

„Habe ich was Falsches gesagt?“, hakte ich besorgt nach, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Was möchtest du noch wissen?“

„Entschuldige meine Neugier… Hattest du schon einmal einen Freund?“ Ich wollte es wirklich wissen. Ihre Augen wurden glasig.

„Ich…“

„Du musst nicht antworten.“ Anscheinend hatte ich dort einen wunden Punkt getroffen.

„Doch.“ Sie sah mich jetzt an. „Ich war, was Männer betrifft, immer etwas… ähm… geschädigt. Als mein Vater uns damals verließ, habe ich einen regelrechen Männerhass entwickelt. Bis ein Junge in mein Leben getreten ist und mir gezeigt hat, dass nicht alle Männer so sind wie mein Vater.“

Ich sah sie aufmerksam an und wartete darauf, dass sie weiterredete.

„Ich habe mich…“ Sie schluckte, bevor sie schnell fortfuhr. „… in ihn verliebt.“ Ihr süßes Gesicht glich einer Tomate und sie atmete einmal tief durch.

„Wir waren fast so etwas wie ein Paar. Er… war immer für mich da, hat mich aus unzähligen Situationen gerettet. Mit ihm hatte ich meinen ersten Kuss.“ Erneut schluckte sie. „Und meinen letzten. Er… sagte, er würde mich lieben.“ Eine Träne lief über ihre Wange. „Und dann ist er auf einmal verschwunden. Für fünf Jahre.“

Meine Augen weiteten sich automatisch, als ich verstand, dass sie von mir sprach. Wir waren damals ein Paar? Oder so etwas ähnliches, wie sie sagte? Ich spürte, dass auch mir eine leichte Röte in die Wangen stieg. Misaki traute sich anscheinend nicht, mich anzusehen, und hatte ihren Blick starr auf ihren Schoß gerichtet.

Ein unüberwindbares Bedürfnis überkam mich. Ich legte meine Hand an ihr Kinn und zwang sie so aufzusehen. Ich konnte nicht anders. Ich beugte mich zu ihr rüber und küsste sie. Sie schreckte kurz zurück, bevor sie meinen Kuss jedoch erwiderte. Noch nie habe ich so etwas Schönes gefühlt. Ihre Lippen waren warm und weich. Ich legte meine Arme um sie und zog sie fest an mich, wobei ich den Druck auf ihre Lippen noch intensivierte.

Sie seufzte leicht in den Kuss hinein und ich hatte das Gefühl, dass sie sich in diesem Augenblick vollkommen fallenließ. In diesem Moment wurde mir eines klar. Ich kannte sie erst seit einem Tag und doch war es so. Denn es fühlte sich an, wie es in Wirklichkeit war. Es fühlte sich an, als würde ich sie schon eine Ewigkeit kennen. Und ich hatte mich in sie verliebt. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich mich verliebt. Oder vielleicht doch eher zum zweiten Mal?

Atemlos lösten wir diesen Kuss und ich lehnte meine Stirn an ihre. Meine Sinne waren wie benebelt und in diesem Moment zählte nur die Nähe zu dieser Frau.

Mein Handy klingelte und zerstörte die Atmosphäre. Ich seufzte, als Misaki sich von mir zurückzog, damit ich ans Handy gehen konnte. Ich sah aufs Display und stöhnte auf.

„Hallo Sarah.“, meldete ich mich auf Englisch, wobei meine Stimme sich kälter als gewollt anhörte.

„Hallo Takumi.“, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung. „Wie geht’s dir?“

„Gut.“, antwortete ich.

„Was machst du gerade?“ Es tat mir irgendwie leid, aber sie nervte mich. Immer.

„Hier ist es 00:24 Uhr. Was denkst du, was ich mache?“

„Tut mir leid, dass ich so spät anrufe. Ich wollte deine Stimme hören.“

Ich seufzte. Ich konnte doch nichts dafür, dass ich für diese Frau einfach nichts empfand.

„Sarah, entschuldige mich bitte. Ich habe morgen früh eine wichtige Besprechung. Ich werde jetzt auflegen.“

„In Ordnung.“ sie klang traurig. „Gute Nacht, Takumi.“

„Gute Nacht.“ Ich legte auf und lehnte mich seufzend zurück. Misaki sah mich fragend an. Ich strich mir durchs Haar und überlegte, wie ich ihr das erklären sollte.

„Ähm… das war… meine Verlobte.“
 

Misaki
 

Diese Aussage traf mich wie ein Schlag. Seine Verlobte? Usui war verlobt? Ich spürte, wie die Tränen in mir aufstiegen und ich mich reflexartig ein Stück von ihm entfernte, während ich ihn schockiert anstarrte. Warum hatte er mich geküsst, wenn er eine Verlobte hatte? Es tat mehr als nur weh.

„Bitte.“ Er klang verzweifelt. „Lass mich das erklären.“

Ich wollte es nicht hören. In diesem Moment wollte ich einfach nur noch weg. Er war für mich immer der einzige Mann gewesen. Doch wie sollte ich damit umgehen? Ich wollte definitiv keine Geliebte sein. Nicht die Frau, mit der er eine andere betrog. Ich sprang auf.

„Warte bitte!“ Er sprang auch auf und hielt mich am Handgelenk fest.

„Lass… mich los.“, zischte ich und versuchte mich loszureißen. Erfolglos. Er hielt mein Handgelenk fest. Zu fest.

„Du tust mir weh.“, sagte ich leise, ohne ihn anzusehen. Er lockerte sofort seinen Griff und ich riss mich los. Schnell lief ich zur Tür, doch er war schneller. Er stellte sich davor und versperrte mir den Weg.

„Geh mir aus dem Weg.“, sagte ich ernst.

„Nein.“ Auch er klang ernst. „Ich möchte, dass du mir zuhörst.“

„Was soll das daran ändern, dass du verlobt bist?“ Er seufzte.

„Das… ich… Bitte. Ich möchte einfach, dass du es verstehst.“ Ich resignierte. Vielleicht hoffte ich, dass er eine gute Erklärung für das Ganze hatte, wer weiß?

„Fein.“, sagte ich kalt und verschränkte meine Arme vor der Brust. Er holte tief Luft.

„Als ich vor fünf Jahren plötzlich in diesem Haus aufwachte,…“ Was kam jetzt, fragte ich mich genervt? …war sie die einzige, die für mich da war?

„…hatte ich keine Ahnung wer ich bin“, fuhr er fort. „Mir wurde gesagt, dass ich schon seit längerem mit Sarah verlobt sei. Ich nahm an, dass es wahr ist. Was blieb mir anderes übrig? Ich dachte, wenn ich sie kennenlerne, werde ich schon wieder Gefühle für sie entwickeln. Aber das ist nie passiert. Ich mag sie nicht mal. Und jetzt, wo du mir all das über meine Vergangenheit erzählt hast, bin ich mir sicher, dass das alles nur eine Lüge war.“

Ich konnte nicht anders. Er tat mir leid. Und dennoch war ich wütend. Ich schnaubte.

„Und obwohl du nichts für sie empfindest, bist du seit fünf Jahren mit ihr zusammen?“, hakte ich nach.

„Ich glaube, du hast da eine falsche Vorstellung. In den englischen Adelsfamilien ist das alles etwas… steif. Wir sind uns nie näher gekommen. Das einzige, was uns verbindet, ist die Verlobung.“

Irgendwie erleichterten seine Erklärungen mich tatsächlich. So einfach konnte ich das aber nicht zugeben.

„Und wann hattest du vor mir davon erzählen? Nachdem du mich verführt hast?“ Mit dieser Frage schien ich ihn tatsächlich etwas zu schockieren.

„Ich hatte nie vor dich zu verführen.“, sagte er. „Ich meine… Ich habe dich nicht deshalb geküsst.“

„Ach nein?“, hinterfragte ich skeptisch.

„Nein, so bin ich nicht. Wirklich.“

Ich seufzte. Er war immer noch Usui. Er war wirklich nicht so, da war ich mir sicher. Ich war einfach nur so wütend.

„Warum hast du mich geküsst?“, fragte ich ihn und meine Stimme zitterte leicht.

„Weil ich dich mag.“, sagte er. Er war immer so direkt. Ich musste schmunzeln, auch wenn ich das in diesem Moment lieber unterdrücken wollte.

„Küsst du jeden, den du magst?“ Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er packte mich und drehte mich so, dass er mich gegen die Tür drückte.

„Nein.“, antwortete er. „Nur dich.“ Mit diesen Worten drückte er erneut seine Lippen auf die meinen.
 

Wir verbrachten noch einige Stunden in seiner alten Wohnung, unterhielten uns, küssten uns, genossen die Nähe des Anderen. Es tat so gut, ihn wiederzuhaben. Auch wenn die Angst, dass er mich bald verließ, sehr groß war.

Als ich ins Bett ging, kam wieder mal eine SMS von ihm.

„Gute Nacht, meine Misaki. <3“

Ich lächelte. Ich beschloss, das Glück, welches ich im Moment spürte, vollends auszukosten.

„Gut Nacht, Usui. <3“, antwortete ich und fühlte mich fast wie ein Schulmädchen. Müde seufzend lehnte ich mich zurück und schlief schnell ein.
 

Am nächsten Morgen hatte ich zum Glück erst spät Uni, sodass ich nicht ganz so müde war, als ich aufstand. Ich sah auf mein Handy und las direkt wieder eine SMS von ihm.

„Ich muss dich unbedingt sehen. Ich hol dich von der Uni ab, wenn du möchtest. Wann hast du Schluss?“ Ich runzelte die Stirn. Konnte er mich einfach so am helllichten Tag vor allen Menschen von der Uni abholen? Ohne dass es Probleme mit diesem Cedric gab?

„16 Uhr am Politik-Turm.“, antwortete ich knapp. Es dauerte nur einige Sekunden, bis die Antwort kam.

„Ich freu mich auf dich.“ In diesen Tag konnte ich definitiv mit einem Lächeln starten.
 

Ich hatte nicht geahnt, dass mir das Lächeln so schnell vergehen würde. Wie konnte ich das nur vergessen? Ich hatte heute einige Vorlesungen zusammen mit Igarashi Tora, der an der gleichen Uni studierte, wenn auch Wirtschaftswissenschaften. Einige Kurse überschnitten sich. Seit dem 1. Semester war es immer eine Tortur, wenn ich mit ihm zusammen einen Kurs besuchen musste.

„Ayuzawa-san.“, sprach er mich an, nachdem das letzte Seminar vorbei war. Ich sah ihn abwartend an, ohne etwas zu erwidern.

„Ich würde dich gerne für einen Augenblick sprechen.“, sagte er und beobachtete, wie alle Studenten den Saal verließen, bis nur noch er und ich übrig blieben.

„Was willst du?“, fragte ich ihn.

„Du weißt es. Oder?“ Skeptisch sah ich ihn an. Was wusste er?

„Wovon redest du?“

„Usui Takumi.“ Meine Augen weiteten sich unwillkürlich. „Oder sollte ich besser Takumi Walker sagen?“

„Was willst du?“, fragte ich.

„Es ist für meine und auch seine Familie das Beste, wenn er nichts von seiner Vergangenheit erfährt. Letztendlich ist es auch für ihn das Beste, denn so kann er in einer gehobenen Gesellschaft leben. Er wird reich sein, eine schöne Frau haben.“

Innerlich kochte ich, aber nach außen hin versuchte ich, möglichst regungslos zu bleiben.

„Meine Familie steckt mitten in Verhandlungen mit den Walkers. Ich kann nicht zulassen, dass du unsere Geschäfte auf irgendeine Art versaust.“

Es reichte mir.

„Ihr habt nicht das Recht, so über sein Leben zu bestimmten.“, zischte ich wütend.

„Also hatte ich Recht. Du weißt über alles Bescheid, hm?“

„Das geht dich nichts an.“

„Das geht mich sehr wohl etwas an.“, sagte er mit einem ekelhaften Lächeln im Gesicht. „Du weißt, dass ich dich immer schon interessant fand, Ayuzawa Misaki.“

Wütend funkelte ich ihn an.

„Wenn Takumi wieder zu seiner Erinnerung zurückfindet, wird er sich definitiv nie wieder von dir fernhalten, so viel ist klar. Und das kann ich ebenfalls nicht zulassen.“

Er schritt auf mich zu und ich wich zurück, bis ich einen Tisch im Rücken spürte. Ich hatte Angst vor ihm. Er war mir schon immer unheimlich. Und das zu Recht, wie sich schon des Öfteren herausgestellt hatte.

„Du sollst an meiner Seite stehen, nicht an seiner.“, sagte er und ein irres Funkeln trat in seine Augen. Er packte meine Handgelenke und drückte mich auf den Tisch hinter mir. Ich versuchte mich zu wehren, aber er war stark. Ich hatte noch nie eine Chance gegen ihn.

„Lass mich in Ruhe.“, zischte ich und versuchte weiterhin, ihn von mir zu schieben.

„Das kann ich nicht.“, antwortete er und kam mir immer näher. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, doch seine Lippen kamen den meinen näher. Viel zu nah. Kurz bevor er sie berühren konnte, unterbrach ihn ein lautes Krachen.

Usui!

„Lass sie los.“ Er klang in diesem Moment sehr gefährlich, sodass selbst mir ein Schauer über den Rücken lief. Tora ließ ein wenig lockerer, festigte seinen Griff jedoch sofort wieder, als ich versuchte mich zu befreien. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch Usui.

„Nein.“, sagte er schlicht. Das war ein Fehler. Ich spürte wie er von mir runtergerissen wurde und sah im nächsten Moment, wie eine Faust auf sein Gesicht traf. Ich kniff die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete, lag Tora am Boden, während Usui über ihm stand und sich die Faust rieb. Wütend sah er auf Tora hinab.

„Vergiss Ayuzawa. Du bist verlobt!“, zischte dieser.

Daraufhin drehte Usui sich um und zog mich zu ihm hoch. Er hatte den Arm um mich gelegt und funkelte Tora weiterhin an.

„Merk dir eins. Ayuzawa gehört mir!“ Perplex stand ich dort in seinem Arm und hörte seine Worte in meinem Kopf nachhallen. Das war einfach genauso wie früher.

„Komm.“, sagte er, griff meine Hand und zog mich mit sich. Ich folgte ihm gehorsam. Erleichtert atmete ich auf, als wir das Gebäude verließen. Ein Taxi wartete schon auf uns und schnell stiegen wir ein. Er nannte die Adresse seiner alten Wohnung.
 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er und sah mich besorgt an. Ich nickte.

„Ja. Alles in Ordnung. Dank dir.“ Mein Blick fiel auf seine Hand.

„Das sieht nicht gut aus.“ Auch ich war besorgt. Sein Blick fiel auf seine Hand.

„Er hat einen ganz schön harten Schädel.“, antwortete er schmunzelnd. Ich fand das gar nicht witzig. Ich löste mein Halstuch und griff nach seiner Hand. Er sah mich verwundert an, während ich das Tuch vorsichtig um seine Hand wickelte. Er lächelte.

„Danke sehr.“, sagte er und hob meine Hand zu seinem Mund. Er gab mir einen Handkuss. Schlagartig wurde ich rot.

„Bitte.“
 

Takumi
 

In meiner alten Wohnung angekommen, zog ich Misaki sofort mit aufs Sofa und drückte sie fest an mich. Ich war so erleichtert, dass sie wohlauf war. Als ich diesen Kerl über ihr gesehen habe, bin ich komplett ausgerastet. Ich konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen. Niemand, wirklich niemand durfte meine Misaki so anfassen. Ich war so froh, dass ich sie jetzt hier in meinen Armen halten konnte und sie einfach nur bei mir war.

Ich konnte nicht anders, ich musste sie küssen. Ich konnte gar nicht mehr von ihr ablassen. Immer intensiver wurden unsere Küsse und je länger wir uns küssten, desto weniger konnte ich aufhören. Ich fing an sie zu streicheln. Ich hatte das Bedürfnis sie zu berühren. Überall. Ich schob meine Hand unter ihre Bluse. Doch plötzlich wurde ich zurückgestoßen.

„Was denkst du dir eigentlich, du perverses Alien?“, schrie sie. Perplex sah ich sie an. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider. Mein Kopf tat plötzlich furchtbar weh und noch immer hörte ich sie diese Worte sagen. Ich hielt mir den Kopf und schlagartig wusste ich wieder alles. Alle Erinnerungen kamen zurück. So oft hatte sie mich ein perverses Alien oder einen Stalker genannt. Alles war wieder da. Alles.

Ich starrte sie an und bemerkte irgendwann ihren besorgten Ausdruck.

„Ähm. Alles in Ordnung? Ich wollte nicht… Ich meine… Das war ein Reflex.“ Sie versuchte, sich zu entschuldigen.

„Ich liebe dich.“, sagte ich. Das war das Wichtigste in diesem Moment. Die wichtigste Erinnerung, die ich hatte. Meine Gefühle für sie. Sie sah mich beinahe schon geschockt an.

„Wie bitte?“, fragte sie und schaute verwirrt.

„Ich liebe dich.“, wiederholte ich. „Ayuzawa.“ Ihre Augen weiteten sich.

„Usui?“, fragte sie und ihre Hand, die sie zu ihrem Mund führte, fing an zu zittern. Ich lächelte. Ich war glücklich. Ich hatte mehr als nur meine Erinnerungen zurückbekommen. Ich hatte meine Ayuzawa wiedergefunden.

„B-bist du… hast du…“ Sie war kaum in der Lage zu sprechen. Ich drückte ihr meine Lippen auf. Sie verstand es. Sie umfasste meinen Kopf mit ihren Händen und zog mich zu sich herunter.

„Endlich habe ich dich wieder.“, sagte sie und schluchzte leise, bevor sich unsere Lippen erneut trafen.

„Ich werde dich nie wieder alleine lassen.“, versprach ich ihr zwischen den Küssen.

Ruckartig setzte sie sich auf, sodass wir uns jetzt wieder auf gleicher Höhe befanden. Fragend sah ich sie an, während sie sich auf ihre Unterlippe biss.

„Ich muss dir etwas sagen.“, begann sie und ich sah sie aufmerksam an. „Ich…“ Sie atmete einmal tief durch. „Ich liebe dich, Usui.“ Ihr Gesicht war knallrot.

Ein breites Lächeln trat auf mein Gesicht. Es hatte sie wirklich viel Überwindung gekostet. Und ich wusste, dass es das erste Mal war, dass sie ihre Gefühle offen aussprach.

„Ich liebe dich auch, meine Ayuzawa.“, antwortete ich und sie lächelte.
 

Diese Nacht wurde zur schönsten meines Lebens. Wir sind den ganzen Abend ungestört geblieben und haben unsere Zeit zusammen verbracht, etwas zu essen bestellt, uns unterhalten und schließlich unsere erste gemeinsame Nacht zusammen verbracht. Es war unglaublich. Und ich wusste, dass diese Frau mich für den Rest meines Lebens glücklich machen würde.

Nach diesem Tag löste ich mich vollkommen von meiner Familie in England. Auch die Verlobung mit Sarah löste ich und ich zog wieder nach Japan. Ayuzawa zog zu mir und ich half ihr, ihre Familie zu unterstützen. Natürlich lief das alles nicht so einfach ab, aber letztendlich habe ich es geschafft, mein eigenes Leben wieder auf die Beine zu stellen, mit Ayuzawa an meiner Seite. Meiner persönlichen Maid. Der Frau, die ich liebte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ihr habt es geschafft! ;) Vielen Dank, dass ihr bis hieher gelesen habt! Wenn es euch gefallen hat oder auch nicht, lasst doch ein kleines Review da, in dem ihr mir eure Meinung sagt! :D
Wer gerne wissen möchte, wie es weitergeht, kann gerne einmal in die Fortsetzung 'Back to who I really am' hineinschnuppern --> http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/688947/318951/

Liebe Grüße!

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Desiree92
2018-04-29T12:30:21+00:00 29.04.2018 14:30
Sehr schöner OS. Lässt sich sehr gut lesen 🤗👍🏻
Von:  Stevy
2017-07-23T09:13:42+00:00 23.07.2017 11:13
Sehr gut gemacht. Ich bin hoch erfreut von diesem Manga hier eine ff zu finden. Den hab ich gestern nämlich zufällig entdeckt. Leider gibt es den irgendwie nicht komplett zum angucken außer auf DVD oder ich bin zu doof zum suchen 😅
Mach bitte noch ein paar ff's von maid Sama 😁
Von:  lieselotte90
2015-01-14T14:42:07+00:00 14.01.2015 15:42
Soooooo eine schöne Geschichte *_* bist auch mit der Fortsetzung auf meiner Favo Liste ;)
Antwort von:  Fhin
06.04.2015 01:37
Wie gesagt: Viel zu lange keine Kommis beantwortet... :D
Aber auch hier: Vielen lieben Dank! :)
Von:  Leoley
2014-10-27T02:52:24+00:00 27.10.2014 03:52
Hey, ich weiß nicht wie lange es jetzt her ist das du die ff geschrieben hast aber sie ist wunderschön *-* wirklich *-* ich liege in meinem Bett und dachte mir ich lese jetzt noch ne ff um müde zu werden, also habe ich mir eine von maid Sama rausgesucht und das war deine. Ich habe sie einfach in einem Stück verschlungen und einmal hat sich eine kleine Träne ihren mühsam en weg über meine Wange gezogen. Müde bin ich jetzt zwar nicht obwohl das mit 13 Jahren um 10 nach halb 4 in der Nacht eigentlich angebracht währe, aber dafür total glücklich (♡˙³˙) danke für diese tolle story ich fand es richtig schokierend als usui alles vergessen hat vor allem weil ich gerade eine story am lesen bin (die leider nicht irgendwie nicht weiter geht) wo er sich auch nicht an sie erinnern kann, hier war es natürlich noch extremer aber ich finde so mitreißende Handlungen schön da man dann immer das verlangen hat weiter zu lesen. Sorry falls ich viele Rechtschreibfehler oder Grammatik Fehler drinne haben sollte
Gruß: Leoley (❁*3*❁) ♡
Antwort von:  Fhin
04.11.2014 20:55
Hey! :) Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Es ist mittlerweile tatsächlich schon etwas her, dass ich diesen OS hier geschrieben habe, aber ich freue mich natürlich trotzdem immer wieder, wenn jemand das liest und es demjenigen dann auch noch gefällt! :)
Haha, ich bin 24 und da wäre es auch um 10 nach halb 4 in der Nacht angebracht, müde zu sein... Ist aber leider nicht immer so. :D Kann dich da also sehr gut verstehen! :) Und wenn du dann wenigstens glücklich warst, dann ist das ja auch die Hauptsache. Lieber wach und glücklich als müde und traurig. Auch um 3:40 Uhr. :D
Ich glaube, ich habe die Geschichte, in der er sie auch vergessen hat, vielleicht auch gelesen. Und ärgere mich auch, dass es irgendwie nicht so richtig weitergeht. Aber da ich selbst auch oft ewig für ein neues Kapitel brauche, will ich mal lieber nichts sagen. :x
Ach, und dein Kommentar hat sich sehr gut gelesen im Gegensatz zu vielen anderen, also keine Sorge wegen zu vieler Rechtschreib- oder Grammatikfehler.^^

Ganz liebe Grüße! :)
Fhin
Von:  Jayle
2014-10-16T20:15:31+00:00 16.10.2014 22:15
Was für eine schöne Geschichte q-q
Also als Ende vom Anime, welchen ich nur gesehen habe, passts perfekt x3
Antwort von:  Fhin
04.11.2014 20:49
Vielen Dank! :)
Ich hab auch den Manga gelesen und ein bisschen stammt auch daraus (Figuren etc.), aber ich wollte den Manga auch nicht für die FF voraussetzen. :)

Liebe Grüße!
Fhin
Von:  Jesse-Akira
2014-10-11T17:57:18+00:00 11.10.2014 19:57
das ist ja so süß -^.^- ich bin hin und weg von deiner story.
Antwort von:  Fhin
04.11.2014 20:48
Hihi, danke dir vielmals!! :) Schön, dass sie dir gefallen hat. :)

Liebe Grüße,
Fhin
Von:  -Louise
2014-08-16T22:57:06+00:00 17.08.2014 00:57
Einmal ein dickes Fettes Lob!!
Kaum einer schreibt zu Maidsama (kaichou wa Maidsama) eine ff und dann noch so eine Gute !!!!.. Das Mit der Walker Familie haste vom Manga stimmts xD ?

Trotzdem ist nichts geklaut...

Richtig super!!!


Lg-Louise
Antwort von:  Fhin
18.08.2014 15:15
Huhu Louise! :)
Danke dir vielmals! Ich freu mich total, dass dir meine FF gefällt! :)
Stimmt, das kommt aus dem Manga! :D Es ist quasi ein alternativer Storyverlauf ab irgendwo in der Mitte des Mangas. :D

Liebe Grüße!
Fhin
Von: abgemeldet
2013-12-28T01:54:17+00:00 28.12.2013 02:54
so ich habe deine ff eben fertiggelesen.. ich bin fertig. also richtig fertig. du hast mich gekillt mit deinen Worten! :(
ich war so traurig zu beginn der ff, als ich gelesen habe was dort vorgefallen ist.. und habe mitgefühlt auf diesen paar Seiten wie in dem anime!
du hast mich verzaubert! misaki und usui sind dir toll gelungen, du konntest die Charaktere perfekt darstellen und ihr bekanntes verhalten auf diese komplexe situation perfekt übertragen, besser kann man es nicht machen.
ich liebe diese geschichte und dieses pairing.. du bringst mich ja fast dazu selber eine ff zu beginnen :D oder ein zweier rpg im ff Stil... o_o

danke für diese wundervolle Kurzgeschichte <3
Antwort von:  Fhin
15.08.2014 15:01
Huhu dieda!^^
Woah, erstmal SORRY! Ich hatte deinen Kommentar hier irgendwie komplett übersehen und erst jetzt, nach über einem halben Jahr (!) entdeckt, nachdem ich die ENS von dir bekommen hatte und hier mal wieder reingeschaut habe! D:
Ich fühl mich, wie ich, glaube ich, schon sagte, total geehrt, dass du den OS so gut findest! Und das drückst du hier in deinem Kommentar ja auch wirklich super aus. Tausend Dank für dein Lob, deine Gedanken und Gefühle in diesem Kommentar! <3

Nun bin ich wirklich gespannt, was aus deinem Projekt wird und ich freu mich schon darauf! :)

Ganz ganz liebe Grüße!
Fhin
Von:  HannaHanoka
2013-09-25T15:25:35+00:00 25.09.2013 17:25
Yay *in die Hände klatsch und breit grins*
Ich mag die FF, sehr! xD
Du hast Misaki rübergebracht wie sie leibt und lebt (kenne ebenfalls Anime & Manga), das ist dir echt gut gelungen!
Die Idee finde ich sehr interessant und du hast sie verdammt gut umgesetzt.

Das er ausgerechnet durch die Aussage "du perverses Alien" seine Erinnerungen wieder erlangte passt irgendwie zu ihm. XD Ich finde die FF ist dir sehr gut gelungen! :3

Auch wenn ich es schade finde, dass das Ende dann so abrupt kam, ich hätte mich über mehr noch köstlich amüsieren können (ich liebe auch dieses "Igarashi vs. Usui" xD).

Na ja, jedenfalls wirklich schön gemacht ^-^!
Antwort von:  Fhin
27.09.2013 23:17
Heyhey, VIELEN DANK für deinen lieben Kommentar <3 :)
Ich freu mich riesig, dass es dir gefallen hat! Das war meine erste, aber bestimmt noch nicht letzte FF zu Maid-sama und bin froh, dass ich es wohl hinbekommen habe, Misaki richtig rüberzubringen, zumal ich den Anime auf Japanisch mit englischen Untertiteln gesehen und den Manga auf Englisch gelesen habe. :D

Hihi, ich MUSSTE ihn einfach bei genau der Aussage sich erinnern lassen. xD

Du hast Recht, das Ende ist wirklich etwas abrupt, ABER (!) ich überlege schon, ob ich nicht, bevor ich mich dann wirklich irgendwann mal an eine große FF wage, noch eine direkte Fortsetzung hierzu schreibe. Immerhin ist da ja mit Sicherheit auch noch einiges los, wenn der lange verschollene Usui auf einmal wieder da ist.^^

Naja, vielen vielen Dank jedenfalls für dein Feedback! :)

Ganz ganz liebe Grüße! :)

Fhin


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