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How to save a life

von

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Der rothaarige Mann nippte von seinem Getränk und lehnte sich in das Sofa zurück. Er legte beide Beine auf den Couchtisch und zappte im Sekundentakt von einem Sender zum anderen. Dies war sein erster freier Samstagabend seit Wochen. Glücklicherweise hatte Jordan die Kinder mitgenommen, um ihre Schwester zu besuchen. Freiwillig wäre er ganz sicher nicht mitgefahren. Eine Frau von diesem Kaliber reichte ihm durchaus. Und zudem hatte er sich heute schon mehr als genug mit Frauen rumgeschlagen, immerhin hatte er es geschafft das Telefonat mit Dorian abzuwürgen.
 

Step one you say we need to talk

He walks you say sit down it's just a talk
 

Außerdem hatte er im Moment auch ganz andere Sorgen. Ein Patient von ihm war dringend auf eine Spenderniere angewiesen. Er stand schon seit über einem halben Jahr auf der Warteliste. Sobald eine geeignete Niere im Sacred Heart ankommen würde, würde er angepiept werden. Genauso wie Ghandi. Dies war auch der Grund, warum er es sich im bereitschaftsraum gemütlich gemacht hatte. Und auch –er hätte darauf wetten können – in spätestens zwei Minuten einer der Medizinstudenten kommen und ihm irgendeine hirnrissige Frage stellen würde. Der Arzt holte kurz seinen Pager hervor und warf einen Blick darauf. Nichts. Dr. Cox ließ das Gerät kurz darauf wieder in seine Kitteltasche gleiten.

Er nahm noch einen weiteren, größeren Schluck von seinem Getränk und stellte das Glas schließlich ab. Er verstand nicht, warum die Menschen nicht zu Organspendern werden wollten. Wenigstens ein einziges Mal könnten sie doch etwas Sinnvolles in ihrem Leben tun. Das einzige was sie dazu machen mussten, war, sich diesen Wisch aus dem Internet auszudrucken, auszufüllen und ihn sich in das Portemonnaie zu stecken. Aber anscheinend war sogar das zu viel Arbeit für manche. Was sollte ihre Leiche denn noch großartig mit den Organen anfangen?
 

He smiles politely back at you

You stare politely right on through
 

Perry zappte schließlich noch ein paar Kanäle weiter und blieb bei einem Nachrichtensender hängen. „Es läuft echt nur Scheiße im Fernsehen.“, kommentierte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Nachrichten waren immerhin besser als diese ganzen Casting-Shows. Ernsthaft… wie konnte sich nur halb Amerika diesen Schwachsinn reinziehen?

„Und erneut ereignete sich vor wenigen Minuten ein schwerer Unfall in der Bridge-Avenue. Aufgrund technischer Fehler kam es zu einigen Ausfällen bei der Ampelschaltung. Bei einem der beiden Fahrer konnte man sofort einen Hirntod feststellen. Der andere trug nur leichte Verletzungen davon.“

Perry schüttelte frustriert den Kopf. Wofür wurden die Leute eigentlich bezahlt, wenn sie nicht einmal dafür sorgen konnten, dass der Verkehr reibungslos funktionierte? Die Unfälle durch betrunkene Fahrer reichten schon, da brauchte man nicht noch so etwas.
 

Some sort of window to your right

As he goes left and you stay right


 

Im nächsten Moment war ein lautes Piepen zu hören und der Pager in Perrys Tasche fing augenblicklich an zu vibrieren. Hastig nahm der Arzt ihn hervor und warf einen Blick auf die Nachricht. „Cox, wir haben einen passenden Organspender für Mr. Miller. Bitte melden Sie sich in der Intensiv-Station.- Cole.“

Cole? Gott… warum wurde er nur so bestraft? Warum hatte ausgerechnet der Schnösel Bereitschaft und nicht Nummer 1?, dachte er, sprang von dem Sofa auf und eilte Richtung Intensiv-Station. Er wusste, dass jetzt alles schnell gehen musste.
 

Between the lines of fear and blame

And you begin to wonder why you came


 

Ein Stockwerk tiefer angekommen, sah er den Schnösel bereits vor einem Krankenzimmer warten. „Sie sind ja schnell da. Kaum zwei Minuten von ihrer Wohnung bis hierher! Benutzen sie das Cox-Mobil? Sie wissen schon Batmobil und Cox… Coxmobil… So wie Coletrain und –…“

„Ich war im Bereitschaftsraum, du Nullnummer!“, unterbrach Cox den Studenten und sah sich um. „Wo ist Ghandi?“

„Dr. Turk?... Oh… Den habe ich vergessen anzupiepen… warten Sie kurz…“, meinte Cole und zog seinen Pager hervor, woraufhin der Arzt nur frustriert den Kopf schüttelte. „Dann hol auch gleich Dr. Reid hinzu.“, raunzte er ihm zu, bevor er die Tür zum Krankenzimmer öffnete. Cole nickte und tippte weiter auf seinem Pager. Als er schließlich fertig war blickte er zu dem Arzt vor ihm auf.

„Gut. Ist der Spender ein Familienmitglied von Mr. Miller?“, wollte Perry wissen und verschränkte die Arme vor der Brust, als er auf Coles Antwort wartete.

„Nein… Das ist der Typ aus den Nachrichten. Sie wissen schon… Hirntod und so.“, meinte der Braunhaarige und strich sich durch die Haare. „Und er hatte so einen Organspender-Ausweis bei sich.“

Dann war der Unfall wenigstens nicht ganz umsonst gewesen, dachte der Rothaarige. Wenigstens einer denkt mit und druckt sich so ein Teil aus. „Gut. Also… In welchem Raum ist der Spender?“, fragte Cox.

Cole nickte zu dem Raum neben sich. Als Cox einen Schritt darauf zu machte, fügte er jedoch hinzu: „Ich glaube Ihnen wird nicht gefallen, wen Sie da sehen.“

„Mir ist scheißegal, wer der Spender ist. Hauptsache ich kriege die Organe.“, erklärte der Andere und warf noch einen kurzen Blick zu dem Studenten, ehe er die Tür zum Krankenzimmer öffnete und hielt abrupt inne, als er erkannte wer der Spender war.

Auf dem Bett lag ein schwarzhaariger Mann, etwa Mitte dreißig. Seine Augen waren geschlossen und an seinem Kopf befand sich eine kleine Platzwunde, bei der bereits das Blut zu trocknen anfing.
 

Where did I go wrong, I lost a friend

Somewhere along in the bitterness


 

„Nein… Das kann nicht…“, stieß der Arzt ungläubig hervor.

„Ich hab doch gesagt, dass es Ihnen nicht gefallen wird…“, meinte Cole, als er das Zimmer hinter Cox betrat. „Armer Doktor D… Direkt von einem Van getroffen. Das müssen Sie sich Mal…“, doch Cole verstummte, als der Arzt sich zu ihm umdrehte.

„Wenn du nicht augenblicklich deine Klappe hältst und aus diesem Raum hier verschwindest, dann stopfe ich sie dir persönlich!“, zischte Cox bedrohlich und beobachtete wie Cole aus dem Zimmer rannte, ehe er sich wieder dem Schwarzhaarigen zu wandte.

„Flachzange?“ Vielleicht hatte er nicht genau hingesehen und dieser Mann sah seinem ehemaligen Schüler nur sehr ähnlich? Doch als er näher an das Bett trat, wusste er, dass dem nicht so war.

„Wenn das wieder so eine abgekartete Nummer von dir ist, Betsy, damit du mich sagen hörst, dass du mir tatsächlich etwas bedeutest, dann rate ich dir diese schnell zu beenden.“, meinte der Arzt und starrte fast hoffnungsvoll auf den leblosen Körper vor sich. Doch der Schwarzhaarige regte sich keinen Millimeter.

„Es reicht Judy. Der Spaß ist vorbei.“, redete Cox weiter, bekam aber erneut keine Reaktion von dem Anderen.
 

And I would have stayed up with you all night

Had I known how to save a life


 

Mit einem Mal war die ganze Euphorie und Freude auf die neuen Spenderorgane verschwunden. Stattdessen machten diese Gefühle Entsetzen und Schuld Platz. Entsetzen darüber, dass ausgerechnet er in diesen Verkehrsunfall geraten war, und Schuld, weil er wusste, dass es hätte anders laufen können. Anders. Wenn er nicht genervt auf JDs Anruf reagiert hätte und nur zwei oder drei Minuten länger mit ihm geredet hätte. Zwei oder drei Minuten. So viel Zeit hätte er doch aufwenden können, um mit dem Jungen zu reden. Mit dem Jungen, der als einziger immer an ihn geglaubt und zu ihm gehalten hatte, ganz gleich wie er ihn im Gegenzug dafür behandelt hatte.
 

Let him know that you know best

Cause after all you do know best


 

„Das ist kein Scherz, nicht wahr JD?“, meinte er bitter und umklammerte mit einer Hand die Stuhllehne von dem Sitz, der neben dem Bett stand. Es fiel ihm schwer zu realisieren, dass der Andere ihn nicht hören konnte- besonders weil er sich wünschte, dass die Flachzange im nächsten Moment vom Bett aufspringen und einen Überraschungsknuddler ,oder Ähnliches, einheimsen wollte. Sogar das sollte ihm recht sein, wenn der Junge nur irgendein Zeichen von sich geben würde. Irgendeins das beweisen würde, dass er nicht hirntot war.
 

Try to slip past his defence

Without granting innocence


 

So oft hatte der Andere ihm geholfen. Damals, als Kelso ihn fast aus dem Krankenhaus geschmissen hätte. Damals, als JD immer und immer wieder versucht hatte ihm Gesellschaft zu leisten und es letzten Endes sogar geschafft hatte ihn da zuzubringen Kelso zu untersuchen und auch bei Bens Beerdigung war er da gewesen, obwohl er ihm die Schuld an seinem Tod gegeben hatte. Ohne ihn wäre er jetzt wahrscheinlich kein Arzt mehr, sondern würde immer noch Scotch trinkend auf seinem Sofa liegen, höchstwahrscheinlich schon das zweite Mal von seiner Frau verlassen. Wäre JD, nach dem Verlust von drei Patienten, nicht gekommen, um ihm zu sagen, dass er so sein möchte wie Dr. Cox, und dass er ihn bewundere, dann hätte er sich nicht dazu aufraffen können wieder hierher zu kommen.
 

Lay down a list of what is wrong

The things you've told him all along


 

Und selbst jetzt hatte er es nicht über sich bringen können nur zwei Minuten länger mit ihm zu telefonieren? Auch jetzt wo der Mann vor ihm lag - auch jetzt – konnte er dem Jungen, den er auf eine Art und Weise fast wie einen zweiten Sohn sah, nicht helfen.

Hass stieg in dem Arzt auf. Hass auf sich selber. Hass auf seine soziale Unfähigkeit. Für einen kurzen Augenblick musste Cox an Laverne denken. Sie hatte einmal gemeint, dass Gott nichts ohne Grund geschehen lasse. „Nichts passiert ohne Grund… ?“ Er umklammerte die Lehne fester und warf den Stuhl schließlich gegen die nächstbeste Wand. „Was soll hier der Grund sein?!“
 

And pray to god he hears you

And pray to god he hears you


 

Im nächsten Moment sah er, dass die Tür erneut aufging. Doch diesmal war es nicht Cole, sondern Barbie.

Elliot musterte den kaputten Stuhl auf dem Boden. „Was ist hier passiert? Haben Sie schon wieder einen ihrer verrückten Wutanfälle bekommen?“, sie schüttelte den ungläubig den Kopf und musterte dann den Arzt. Als sie die geröteten Augen des Älteren sah trat ein besorgter Ausdruck auf ihr Gesicht. „Dr. Cox? Ist alles in …“ Sie hielt inne, als sie den Mann auf dem Bett erkannte und schloss augenblicklich die letzten paar Meter zwischen ihr und dem Bett. „JD?“, fargte sie ungläubig und sofort war Panik in ihrem Tonfall zu hören. Sie legte eine Hand auf die Wange des Schwarzhaarigen, mit der anderen rüttelte sie ihn sanft an der Schulter. „JD?! JD wach auf!“

Als er nicht reagierte wurden ihre Augen glasig und sie drehte sich zu dem anderen Arzt um. „Bitte sagen Sie, dass er nicht…“, brachte sie hervor, doch als Dr. Cox nur betroffen den Kopf schüttelte, konnte sie Tränen nicht mehr zurückhalten.
 

Where did I go wrong, I lost a friend

Somewhere along in the bitterness

And I would have stayed up with you all night

Had I known how to save a life


 

„Nein… Das kann nicht… ich habe doch erst vor ein paar Minuten mit ihm telefoniert…“, redete sie unter Schluchzern weiter und rüttelte nur noch heftiger an dem leblosen Körper. „Nein, nein das kann nicht sein… JD was wird denn mit dem Baby?“ Ihre Stimme wurde immer unverständlicher. „Dr. Cox… bitte machen Sie etwas…“, sagte sie, wandte den Blick aber nicht von ihrem Verlobten ab. „Bitte… Sie müssen…Das ist nicht fair!“ Doch mehr brachte sie nicht mehr hervor, stattdessen sank sie ein Stück weit in sich zusammen und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
 

How to save a life


 

Dr. Cox beobachtete die Szene einen Moment lang und nahm die blonde Ärztin schließlich in die Arme. „Wir kriegen das schon hin, Elliot.“ Er wusste nicht, was er anderes hätte sagen sollen um sie zu beruhigen, satt dessen blieb er so mit ihr stehen, den Blick immer noch auf das Bett vor ihm gerichtet. „Versprochen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KiraNear
2014-02-04T20:13:05+00:00 04.02.2014 21:13
Wow, ich muss echt sagen, ich hab echt nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er in dem Verkehrsunfall gestorben ist ...
Auch wenn sie sehr traurig ist, finde ich deine FF echt sehr gut. Du bringst die Charaktere gut rüber und hast einen angenehmen Erzählstil^^


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