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Sudden Confusion

von

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1. Kapitel

Jun

Gerade als das rosarote Pferd mit wutverzerrtem Gesicht auf mich zusprang und mein Herz für einen Schlag aussetzte, ertönte der schrille Schrei aus dem Nichts. Er zerriss mir und dem blauen Pferd – war es eben nicht noch rosarot? – beinahe das Trommelfell und jagte uns beiden einen so großen Schrecken ein, dass wir beide vergaßen, dass ich ihm die Möhre geklaut hatte.

Wieder erklang der Schrei, ich wälzte mich herum und als ich in die Richtung blickte, aus der der Ton erklang, stellte ich fest, dass er von den Krähen kam, die in meiner Wohnung saßen und kurzerhand meinen Angreifer vertrieben. Ihre Stimmen dröhnten in meinen Ohren, sodass ich die Hände auf eben diese presste und mich erneut herumwälzte.

Warum lag ich?

Unter meinen Fingerspitzen fühlte ich etwas Weiches, eine dünne Matratze, auf der ich lag. Ich sah nun keine Krähen mehr und auch kein Pferd, und anstelle einer Mohrrübe umklammerte ich mein eigenes Handgelenk. Das einzige, was von meinen Eindrücken geblieben war, war das unbarmherzige Vogelgezwitscher, das noch immer auf mich niederprasselte. Doch nicht nur das – dazu gesellte sich ein stetiges Brummen auf dem Boden, genau neben meinem schmerzenden Kopf.

Ich runzelte die Stirn, und stellte fest, dass mir eben dies unglaubliche Kopfschmerzen bereitete, genauso wie das zaghafte Öffnen meiner Augen und die krampfhafte Überlegung, was ein brummendes Handy mit Vogelstimmen zu tun hatte. Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass das nur ein äußerst hässlicher Weck-Ton sein konnte.

Ich ließ mein Handgelenk los und griff nach dem Gerät, brachte es mit einem routinierten Tastendruck zum Verstummen. Als ich mich kurz darauf an diese Bewegung zu erinnern versuchte, stellte ich fest, dass sie mir entfallen war.

So routiniert ist man also schon, dass man das völlig unterbewusst macht, dachte ich noch schmunzelnd. Jetzt, da es im Raum still geworden ist, hörte ich auch die echten Vögel, die draußen herum flogen. Irgendwie war es beruhigend, dass sie sich nicht in meiner Wohnung, sondern davor befanden. Plötzlich erfror das Lächeln auf meinen Lippen.

War das denn meine Wohnung?

Ich sah ein kitschiges Zimmer mit buntverzierten Wänden und bunte Bettwäsche, die teilweise unter und teilweise neben mir lag und als ich an mir herabsah, sah ich ebenso bunte Kleidung, die herzlich wenig an einen Schlafanzug erinnerte. Ein T-Shirt, eine kurze grüne Hose, Leggings,… Direkt neben mir lagen grüne lieblos hingeworfene Boots. Es erschien mir befremdlich, Boots im Schlafzimmer zu haben, aber genauso befremdlich wirkte dieser ganze Raum auf mich.

Wer um alles in der Welt hatte so einen fürchterlichen Einrichtungsstil!? Würde ich hier wohnen, würde ich es… anders gestalten. So, wie es bei mir zu Hause sicherlich aussah. Irgendwie… Ich kramte in meiner Erinnerung nach einem Bild von meiner Wohnung, doch die gähnende Leere zu durchstöbern bereitete mir einen weitere Welle des Kopfschmerzes und ein nervöses Gefühl im Magen.

Zögerlich richtete ich mich auf, versuchte dabei das Hämmern in meinem Schädel zu ignorieren und das klappte auch beinahe, als das Gefühl, dass sich mir der Magen umdrehte, die Überhand gewann. Ich presste meine Hand auf den Mund und war schneller als ich es für möglich gehalten hatte auf den Beinen, um fluchtartig aus dem Raum ins Badezimmer zu stürmen.

Kurze Zeit später stand ich am Waschbecken. Kaltes Wasser lief über meine Handgelenke, während ich den Fremden im Spiegel betrachtete. Er hatte pinkes Haar, das wild von seinem Kopf abstand und tiefe Augenringe, die ihm eine völlig ausgezerrte Erscheinung verliehen. Es überraschte mich, als er und ich gleichzeitig die Hand hoben, um eine Strähne der Frisur zu ordnen.

Nein, das sollte mich nicht überraschen, wurde mir schlagartig bewusst. Mein eigenes Aussehen sollte mir nicht fremd sein.

Kurz darauf umklammerte ich den Rand der Keramik, vor der ich schon wieder hockte. Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund, während heiße Tränen aus meinen Augen rannen und ich wusste nicht einmal, ob ich tatsächlich weinte oder ob die Tränen und das Zittern daher kamen, dass ich wieder und wieder meinen Mageninhalt hochwürgte.

Noch immer zittrig und verunsichert, aber immerhin ohne Würgereiz, saß ich später wieder in dem Zimmer in dem ich erwacht bin. Inzwischen erschien es mir einigermaßen vertraut und dadurch, dass sich hier niemand anders außer mir aufzuhalten schien, dämmerte mir allmählich, dass es trotz der merkwürdigen Einrichtung zu mir gehören musste. Da mir mein eigenes Gesicht fremd erschien, wunderte es mich schon fast gar nicht mehr, dass diese Wohnung genauso fremd war und dieses Telefon….

Ich griff danach, fand auf dem Hintergrund ein Bild von vier Männern, von denen einer dieselbe Haarfarbe wie ich hatte. Vielleicht ähnelten sich sogar unsere Gesichter, ich hatte es schon wieder vergessen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Das konnte doch nur ein schlechter Traum sein!

Über dem Bild leuchtete ein Symbol von einem roten Telefonhörer mit einem Pfeil auf. Ich tippte ohne bestimmten Grund darauf und las den Namen „Jui“. Offensichtlich ein Anrufer, der mich nicht erreicht hatte.

Jui, wiederholte ich den Namen in Gedanken und schließlich noch einmal laut. Ich wusste nicht, ob ich wirklich mit irgendwem sprechen wollte, aber ich hegte die leise Hoffnung, dass ein Gespräch mit jemandem, der mich kannte und den ich kannte, vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel brachte. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Jui der einzige Mensch war, mit dem ich sprechen wollte, dem ich mich in dieser verwirrenden Situation öffnen konnte und der sicherlich eine Lösung parat hatte. Zumindest hoffte ich das.

Ich wählte seine Nummer und lauschte voller Anspannung dem Freizeichenton.
 

Jui

Verwirrt ließ ich das Handy sinken. Schlief er etwa noch? Heute waren Jun und ich verabredet, die Probe unserer ersten gemeinsamen, neuen Band würde am Nachmittag stattfinden und wir beide wollten uns einige Stunden früher treffen, um an einem Song zu arbeiten.

Wir standen noch ganz am Anfang, hatten noch nicht viele Lieder, aber erstaunlicherweise wurden es immer mehr. Jun war oft überdreht und unruhig, sodass mich zu Beginn dieses Experimentes meine eigene Unsicherheit plagte. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass jemand wie Jun wirklich ernsthaft arbeiten konnte. Doch es funktionierte. Über seine Gitarre gebeugt konnte er völlig in Gedanken versinken und nur noch spielen. Ich liebte es, ihn so zu beobachten. Auch sein immerwährendes Strahlen, sein Lächeln, liebte ich. Wenn ich es sah, wusste ich, dass unsere Entscheidung für die Band richtig gewesen ist.

Doch in letzter Zeit wurde Jun unzuverlässiger. Immer öfter verschlief er Termine, manchmal rief ich ihn nur an, um zu fragen, ob er überhaupt das Bett verlassen hatte. Außerdem ging er abends oft weg.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich einen Rückruf von ihm erhielt. War er also endlich wach.

"Jun, warum gehst du nicht an dein Handy? Hast du schon wieder verschlafen?", fragte ich besorgt.
 

Jun

Als sich die Stimme am anderen Ende der Leitung meldete, wusste ich, dass meine Anspannung nicht freudiger, sondern nervöser Art war. Am liebsten hätte ich sofort wieder aufgelegt. Aber bevor ich voreilig handeln konnte, besann ich mich eines Besseren und erhielt die Verbindung aufrecht.

Außerdem klang seine Stimme schön, ich mochte den besorgten Unterton, wie mir auffiel und sie gab mir nebenbei Informationen, ohne dass ich danach fragen musste. Jun nannte er mich. Das klang in meinen Ohren in Ordnung.

"...Ich weiß nicht", antwortete ich, nachdem mehrere schweigsame Minuten - oder waren es Sekunden? - verstrichen waren. Ich erinnerte mich an das Vogelgezwitscher und daran, dass das wohl mein Weckruf war. Es war ein erstaunlich angenehmes Gefühl, ÜBERHAUPT eine Erinnerung zu haben.

"Hm, nein, ich hab nicht verschlafen. Mein Wecker hat geklingelt und ich bin gleich aufgestanden", erklärte ich schließlich und versuchte nebenbei, mich an den Klang meiner eigenen Stimme zu gewöhnen. Vielleicht war das der Grund, warum ich so viel redete, ohne zu wissen, mit wem ich sprach.

"Aber ich habe gespuckt. Ganz schön viel... und lange, glaube ich..."

ich sah mich im Raum um, konnte aber keine Uhr finden, also stand ich auf und ging ins Wohnzimmer. Es war mir auf dem Weg ins Badezimmer nicht aufgefallen, aber dieser Raum wirkte beinahe noch chaotischer als der vorherige. Und überall Bilder von bunthaarigen Männern, einige davon waren sogar ziemlich düster.

Es dauerte, bis ich eine Uhr fand - genau genommen war das eine Katze aus pinker Plastik, in deren Bauch sich Uhrzeiger und ein Ziffernblatt befanden.

„Kurz nach 9...“, stellte ich fest.

"Hätte ich früher an mein Handy gehen müssen? War das wichtig?", fragte ich schließlich, während sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
 

Jui

Sofort hörte ich, dass etwas nicht stimmte. Juns Stimme war unsicher und nervös. So klang er nie. Seine Worte trugen nur noch mehr dazu bei, dass ich mich sorgte. Sie waren konfus und schienen ohne Zusammenhang.

Eine Weile ließ ich ihn weiterreden, hörte, wie er durch die Wohnung schritt, nur um mir die aktuelle Uhrzeit zu nennen. Ich seufzte.

"Jun, wir sind verabredet. In einer halben Stunde wollten wir uns im Proberaum treffen, aber da du nicht an dein Handy gegangen bist, dachte ich, du schläfst noch."

Einen Moment hielt ich inne. Sein Verhalten machte mir wirklich Sorgen und ich konnte spüren, wie ich nervös wurde. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. In mir wuchs der Drang ihn zu sehen, bei ihm zu sein, wenn er so verwirrt war.

"Soll ich dich abholen?", fragte ich leise. Er war so merkwürdig im Moment und seine zustimmende Antwort klang so hilflos, dass ich mich sofort in meine Auto setzte und losfuhr, auch wenn ich geplant hatte, die Bahn zu nehmen.
 

Jun

Im Proberaum treffen....

Juis Stimme hallte wieder und wieder durch meinen Kopf, während ich durch die Räume spazierte, die anscheinend mir gehörten. Ich war noch immer voller Anspannung, doch die Hoffnung, dass Jui meinem Gedächtnis auf die Sprünge half, machte die Situation einigermaßen erträglich. Vielleicht fiel mir auch alles schlagartig ein, wenn er erst einmal vor mir stand.

Proberaum....

Ich betrachtete die Bilder im Wohnzimmer, eins nach dem anderen. Das erste, das auf einer Kommode stand, zeigte einen blonden Mann mit unzähligen Piercings und daneben einen pinkhaarigen Mann. Sie sagten mir beide nichts und ich war unsicher, ob ich selbst der Pinkhaarige war oder nur jemand, der eben diesem nacheifern wollte.

Der Blonde hingegen sah ganz interessant aus, aber auch unheimlich. Und der, der möglicherweise ich war, grinste breit in die Kamera. Das Bild daneben zeigte eine Gruppe mit fünf Männern, alle dunkel gekleidet und wieder war jemand mit meiner Frisur darauf.

Ich griff seufzend nach dem Foto und stellte mich damit vor den Spiegel im Badezimmer, um die Gesichter zu vergleichen.

Doch, das war ich - die Nase, die Lippen, selbst die Zähne, wenn ich so grinste. Ich gehörte also einer Cosplaygruppe an.

War ich dafür nicht zu alt?

Ich schüttelte den Kopf und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dieses Mal stach mir ein Bild von den vier Männern, die bereits von meinem Handydisplay kannte, ins Auge.

Es waren andere als die Schwarzgekleideten, soviel stand fest. Nur ich war in beiden Gruppen zu sehen... Gerade als ich mich fragte, ob Jui einer von denen sei, die hier in meinem Wohnzimmer herum standen, ließ mich das Läuten der Klingel erschrocken zusammenfahren. Fast hätte ich das Bild fallen lassen.

Ich stellte es mit zittrigen Fingern zurück auf seinen Platz und ging dann zum Flur, um die Tür langsam und zaghaft zu öffnen. Falls Jui auch so eine düstere Gestalt war, wollte ich nicht gleich einen Herzinfarkt bei seinem Anblick bekommen.

Doch als ich in den Hausflur blickte, war dort niemand. Stattdessen dröhnte die Wechselsprechanlage direkt neben mir erneut mit schrillem Ton, dass ich abermals erschrak und den weißen Kasten perplex musterte.

Ich brauchte einen Moment, ehe ich nach dem Hörer griff. Ein Telefon an der Wohnungstür, dachte ich irritiert.

"Hallo?", fragte ich leise, unsicher, ob ich daraus eine Antwort bekommen würde.
 

Jui

Eilig stellte ich mein Auto auf dem Besucherparkplatz ab und begab mich zur Hauseingangstür und klingelte. Doch der Summer, um die Tür zu öffnen, ertönte nicht. Allerdings bezweifelte ich, dass er nun in den Proberaum gefahren war, immerhin hatte ich ihm deutlich gesagt, dass ich ihn abholen würde. Einen Moment wartete ich noch, dann klingelte ich erneut. Dieses Mal ertönte der Summer, ich rief ihm ebenfalls eine knappe Begrüßung zu und konnte den Hausflur betreten.

Der Fahrstuhl brachte mich in den 11. Stock, in dem Jun wohnte. Er wartete schon in der Tür auf mich, was mich sehr verwirrte. Er trug dieselbe Kleidung wie gestern, nur dass er seine Schuhe und die Socken verloren hatte.

Seine verwirrten Augen sahen mich an, als würde er mich gar nicht wieder erkennen, weshalb ich meine neue Sonnenbrille abnahm. Es konnte doch aber nicht so verwirrend für ihn sein, dass ich diese trug. Das tat ich oft.

Für den Moment entschied ich, es zu ignorieren und betrat die Wohnung, um meine Schuhe abzustreifen.

"Jun? Geht es dir nicht gut?", fragte ich, sein stilles Verhalten warf mich ziemlich aus der Bahn. Normalerweise hätte er jetzt bestimmt schon 5 Sätze gesprochen.

Ich trat näher auf ihn zu und musterte ihn nun meinerseits. Bildete ich es mir ein, oder hatte sich selbst seine Haltung verändert?
 

Jun

Das war also Jui, dachte ich und versuchte, mir sein Gesicht einzuprägen. Er kam mir bekannt vor. Diese Gesichtszüge waren ziemlich charakteristisch, fand ich, und vor allem waren sie freundlich und hübsch. Und dass er nicht in Schwarz gehüllt war, beruhigte mich auch, denn es bedeutete, dass dieser Jui kein Freak war.

"Ich habe Kopfschmerzen", hörte ich mich sagen, während ich den anderen immer noch anstarrte und mich fragte, woher ich ihn kannte.

Schließlich schaffte ich es, mich von seinem Anblick zu lösen und wandte mich wortlos ab, um mein Wohnzimmer zu betreten. Wieder fiel mein Blick auf die Fotos und mir wurde schlagartig klar, woher ich ihn kannte.

Ich riss das Bild in die Höhe und hielt es neben Juis Gesicht, um auch hier den Vergleich anzustellen. Er war der Mann neben mir auf dem Bild, eindeutig. Nur dass er auf dem Foto viel mehr wie ein Star aussah als in echt. Aber er war kein Star - würde ich mit Stars zu tun haben, wüsste ich das sicherlich, nahm ich an.

Aber ich hatte auch angenommen, dass mir sein Anblick meine Erinnerungen zurück bringen würde. Trotzdem befand sich in meinem Kopf nichts als gähnende Leere. Genau wie vorher, nur, dass ich nicht mehr allein war, sondern mit einem hübschen Mann hier stand.

"Und, was wollten wir nochmal im Proberaum?", fragte ich schließlich, während ich das Bild zurück stellte. "Ich fürchte ich bin etwas... vergesslich..."

Ich kicherte nervös, als ich mir der Untertreibung bewusst wurde.
 

Jui

Es war ungewöhnlich. Selbst wenn er sich in der letzten Nacht wieder lange und alkoholintensiv vergnügt hatte, am nächsten Tag war er eigentlich immer wieder fit, vielleicht ein bisschen müde, aber über Kopfschmerzen klagte er nie.

"Hast du schon eine Tablette genommen? Hast du schon etwas gegessen?", fragte ich besorgt nach und wollte mich in der Küche um Frühstück und eine Tablette kümmern.

Da hielt er mir ein Foto neben das Gesicht, als wolle er etwas vergleichen. Ich verstand nicht, doch das Foto war schon ein paar Jahre alt.

„Mensch, suchst du jetzt nach neuen Falten?“, fragte ich unsicher, lachte aber und versuchte, nicht weiter über den Vorfall nachzudenken. Stattdessen widmete ich mich meiner eigentlichen Idee.

Nach all den Jahren kannte ich seine Küche, wusste, wo ich fand, was ich suchte. Schnell hatte ich Kopfschmerztabletten aus dem Schrank genommen, ein Glas mit Wasser gefüllt und festgestellt, dass er noch Reis mit schwarzen Bohnen im Reiskocher hatte. Gerade nahm ich eine Schale aus dem Schrank, als ich seine Frage hörte.

"Wie bitte?", fragte ich, obwohl ich verstand, was er sagte.

"Wir wollten doch heute an dem neuen Song arbeiten. Du hast mir gestern erzählt, dass du einen komponiert hast und ich ihn mir anhören soll, um gegebenenfalls noch Änderungen vornehmen zu können. So machen wir das doch immer..."

Wie konnte er so etwas vergessen? Das war doch nicht normal.

"Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?"

Ich entschied, die Schale in meiner Hand erst einmal abzustellen, ehe ich mich vor ihn stellte und eine Hand auf seine Stirn legte.

"Also Fieber hast du nicht...", stellte ich fest. Die Stirn war eher ganz kalt und ich fragte mich, ob mich dies beunruhigen sollte.
 

Jun

Ich hatte einen Song komponiert? Ich!?

Ich spürte, wie mir meine Gesichtszüge entgleisten und ich ihn von neuem anstarrte, während mein Herz im wilden Takt zu schlagen begann und das Zittern bis in meine Knie vordrang und sie in Gummi verwandelten. Ich stolperte rückwärts, stieß dabei gegen die Couch und ließ mich auf dieser sinken. Wieder glitt mein Blick zu all den Fotos, die mein Wohnzimmer zierten, dann zu Jui, wieder zu den Bildern und zurück. Mein erster Eindruck hatte mich also nicht getäuscht - dieser Mann vor mir WAR ein Star und sah nicht nur wie einer aus.

Und ich, war ich dann automatisch auch einer, wenn ich einen Song komponiert hatte und offensichtlich schon andere davor? Verdiente ich meinen Lebensunterhalt damit? Und wenn dem so war, wie konnte ich dann weiterleben, wo ich doch im Moment nicht den leisesten Hauch einer Ahnung von Musik hatte?

Ich fühlte mich, als hätte mir jemand eine Schlinge um den Hals gelegt, die mit jeder Information, die mir Jui gab, enger gezogen wurde. Noch ein bisschen mehr und ich würde ersticken, dessen war ich mir sicher.

"Tut mir Leid, ich... hab's vergessen!"

Angst machte sich in mir breit, als mir allmählich dämmerte, WIE schlimm meine Situation eigentlich war. Zuvor hatte ich noch keinen einzigen Gedanken an Arbeit oder meinen Lebensunterhalt verschwendet, doch das hatte sich nun entschieden geändert.

"Ich kann das nicht mehr, Jui..."

Als sich die ersten Tränen in meinen Augen sammelten, verbarg ich mein Gesicht in den Handflächen, presste dabei die Fingerspitzen gegen die Stirn, als würde das irgendetwas nützen, um die Erinnerungen zurück zu bringen. Plötzlich kam mir eine Idee - vielleicht war die Musik ja auch nur ein Hobby! Dann wäre es nicht ganz so dramatisch...

ich atmete tief durch und hob dann den Blick. "Ist das denn sehr schlimm? Sind wir bekannt, meine ich?"
 

Jui

Jun wurde blass und begann zu zittern. Eine Antwort erhielt ich nicht, stattdessen musste ich zusehen wir Jun sich auf die Couch sinken ließ und später in Tränen ausbrach.

Einen Moment noch zierte ich mich, obwohl ich sah, dass es ihm nicht gut ging. So sah ich ihn nur äußerst selten, sodass ich nie ganz darauf vorbereitet war, wenn er deprimiert war.

"Was kannst du nicht mehr? Wir haben doch gerade erst angefangen...", auch meine Knie begannen zu zittern und ich ging vor ihm in die Knie, setzte mich auf den Boden vor ihm. Wollte er das alles abbrechen? Das konnte er nicht tun! Nach meiner misslungenen Solo-Karriere brauchte ich ihn mehr, als er sich oder ich mir eingestehen wollte. Ohne ihn wäre meine Karriere vorbei.

'Ist es denn sehr schlimm?'

Dieser Satz hallte in meinen Ohren wieder. Mir wurde schlecht. Seine Tränen zeigten mir, wie ernst er das alles meinte. Meine Stimme war brüchig, als ich antwortete.

"Was? Warum sagst du das? Ich weiß, dass du mit Phantasmogoria viel berühmter warst als jetzt, aber wir haben doch beide entschieden, es zu versuchen und du weißt, dass ich dich brauche und du wolltest mich unterstützen! Ohne dich wäre meine Karriere doch schon beendet!", mir schossen selbst die Tränen in die Augen. Es war egoistisch, doch ich konnte meine Gefühle nicht mehr zurückhalten.

Die gescheiterte Solo-Karriere und die nachfolgenden Monate der Arbeitslosigkeit hatten all meine Reserven aufgebraucht. Mein Traum stand vor dem Aus, wenn er jetzt das Handtuch warf.

"Bitte gib uns noch etwas Zeit, wenn das Mini-Album erst einmal fertig ist, können wir wieder auftreten und mehr Geld verdienen. Du hast doch auch schon so viel Zeit investiert. Bitte gib jetzt nicht auf.", bat ich ihn.
 

Jun

Langsam glitten meine Hände mein Gesicht hinab, soweit, bis meine Augen freilagen und ich den Mann vor mir mit irritierter Miene mustern konnte.

Es fiel mir schwer, seinen Worten zu folgen und in ihnen den Grund für sein Flehen zu erkennen.

Obwohl ich eigentlich viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt war, löste der Klang seiner Stimme und dieser hilflose Gesichtsausdruck eine Welle von Mitleid in mir aus. Zu gern hätte ich ihn mit tröstenden Worten beruhigt, doch in Anbetracht dieser Situation fielen mir keine ein. Und so blieb mir nur übrig, meine zitternden Hände auf seine bebenden Schultern zu legen, während ich schweigend über die passenden Worte nachdachte.

Jui brauchte mich? Wofür um alles in der Welt sollte dieser Mann ausgerechnet mich brauchen? Was konnte oder hatte ich, was er von keinem anderen bekommen konnte? War ich etwa ein musikalisches Genie? Oder hatte ich gute Kontakte, auf die er angewiesen war? Oder standen wir uns besonders nah? Doch WIE nah, war die Frage, die sich mir daraufhin unweigerlich stellte.

"Jui..." Je öfter ich seinen Namen aussprach, desto besser gefiel er mir, wie ich beiläufig feststellte.

"Ich..." Ich unterbrach mich selbst, als ich hörte, wie weinerlich meine Stimme klang, schluckte den Kloß herunter und setzte dann neu an. "Es tut mir Leid, ich kann nicht mehr komponieren! In meinem Kopf, da ist alles... leer! Verstehst du? Alles!"
 

Jui

Ungläubig sah ich ihn an. Es ging ihm nicht gut, das sah ich sehr deutlich, doch bei solchen Worten konnte ich nicht ruhig bleiben, dafür war ich nicht willensstark genug. Vielleicht war es auch mein Egoismus, der sich nicht in Grenzen halten konnte.

Neue Hoffnung keimte in mir auf, als er sich erneut erklärte.

"Aber das macht doch nichts! Wir brauchen nur noch 2 Songs, sonst haben wir alles durch, ich kann auch alleine etwas schreiben und mit der Hilfe von Shingo und Toya gleichen wir die schon an den Stil der restlichen Songs an, mach dir keine Sorgen."

Ich griff nach seiner Hand.

"Bitte gib uns nicht auf. Solange du mit auf der Bühne stehst und Gitarre spielst, solange haben wir eine Chance. Dein Charisma hast du doch noch..."

Ich hatte schnell geredet und musterte erst jetzt wieder mein Gegenüber intensiver.

Jun hatte eine wundervolle Ausstrahlung. Oft hatte ich das Gefühl, dass man ihn nur lange genug ansehen müsste, um all seine Probleme zu vergessen. Vielleicht hatte er deswegen so viele Fans.

Doch gerade jetzt sah ich selbst das nicht mehr.
 

Jun

'Bitte gib uns nicht auf.'

Komischerweise waren es ausgerechnet diese Worte, die zwischen all den anderen hervorstachen. Jui redete schnell und viel und es kostete mich ungemein viel Mühe, ihm zu folgen. Fast nichts von dem, was er sagte, schien einen Sinn zu ergeben - außer eben dieser Satz: 'Bitte gib uns nicht auf.'

Ich blickte auf seine Hand, die meine umfasste und fragte mich, ob der Rest seiner Worte sich tatsächlich auf die Musik, auf das Komponieren bezog, oder vielleicht doch auf etwas anderes...

Ihn jedoch danach zu fragen, erschien mir unangemessen - Gedächtnisschwund hin oder her, ich konnte ihn unmöglich fragen, ob zwischen uns mehr war als nur die Musik! Selbst in diesem Zustand wäre es mir peinlich, wenn er dies verneinte. Zumindest stellte ich es mir peinlich vor.

"Ich bin Gitarrist?", fragte ich schließlich leise, um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen - die allerdings keineswegs beruhigender waren. Mein Blick fiel auf die rote Gitarre, die in der anderen Ecke des Raumes stand. Lange Saitenenden ragten aus den Mechaniken hervor und zwischen den Saiten klemmte ein rotes Plektrum. Direkt daneben befanden sich ein Laptop und ein kleines Keyboard, auf dessen Tasten ich ein Paar Kopfhörer abgelegt hatte. Als ich versuchte, mir vorzustellen, wie man diese Instrumente bediente, empfing mich nichts außer der Wand, gegen die ich immer wieder stieß, sobald ich versuchte, tiefer in meine Erinnerungen vorzudringen.

"Vielleicht sollte ich besser singen. Ich glaube, das ist einfacher!" Wieder lachte ich nervös auf, während meine Finger sich automatisch fester um Juis Hand schlossen, als sei sie der letzte verbleibende Strohhalm, der mich vor dem Ertrinken bewahrte.

"Ich weiß wirklich gar nichts mehr", gestand ich leise und bereute es augenblicklich. Es so direkt auszusprechen, erschien mir so, als würde es jetzt kein Zurück mehr geben, als seien meine Erinnerungen an mich, ihn, meinen Job und alles drum herum nun endgültig verloren. "Es tut mir Leid, ich kann dir nicht zeigen, was ich komponiert habe oder irgendetwas spielen. Ich kann dich nicht unterstützen, auch wenn ich es dir versprochen haben sollte... Aber Toya und Shingo helfen dir bestimmt! Wer auch immer das ist..."

Den letzten Satz sprach ich leise, mehr zu mir als zu Jui. Ich erhaschte noch einen Blick auf das Foto mit den vier Männern, die sich auch auf meinem Handy befanden. Ich vermutete, dass es sich um dabei um die verbliebenen beiden handelte.
 

Jui

Empört wollte ich wiedersprechen, als er meinte doch singen zu müssen. Diese Diskussion hatten wir schon einmal. Nächtelang. Zwar konnte ich auch Gitarre spielen, doch das nicht halb so gut wie er.

Doch so langsam formte sich ein anderer Gedanke in meinem Kopf...

'Ich bin Gitarrist?'

'Ich weiß wirklich gar nichts mehr.'

'Ich kann dich nicht unterstützen, auch wenn ich es dir versprochen haben sollte...'

'...wer auch immer das ist...'

Es ergab einen ganz anderen Sinn. Während ich nachdachte, musterte er erneut neugierig seine Gitarre, als hätte er so etwas noch nie gesehen.

"Du weißt nicht mehr, wie man spielt?", meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen, doch er senkte den Kopf und nickte. Ich drückte seine Hand fester.

"Du weißt nichts mehr...", sagte ich mehr zu mir als zu ihm, doch er hob seinen Kopf wieder und sah mich an. Bestätigte meine Aussage.

"Weißt du noch meinen Namen?", stellte ich ihm eine prüfende Frage. Es musste ein leichtes sein, sie zu beantworten. Denn ich konnte mir noch immer nicht ganz vorstellen, dass er von einen Tag auf den anderen nicht mehr Gitarre spielen konnte.

"Jui.", war seine einfache, fast unschuldige Antwort. "Das stand doch so in meinem Handy."

Ich konnte spüren, wie mir die Kraft aus den Gliedern wich und mir einen Moment schwindelig wurde. Er hatte also wirklich vergessen. Alles war verschwunden.

"Wie ist das passiert?", fragte ich unsinnigerweise.
 

Jun

Ich konnte nichts anderes tun, als hilflos mit den Schultern zu zucken. Ich wüsste selbst zu gern, wie es dazu gekommen ist, und ob es einen Weg gab, die Erinnerungen zurück zu erlangen.

"Ich bin einfach aufgewacht und wusste nichts mehr", antwortete ich schließlich, nachdem ich mir die Zeit genommen hatte, Jui noch eindringlicher zu mustern. Erneut hatte er meine Hand gedrückt - so lange, bis es fast schon wehtat. Trotzdem wollte ich diesen Kontakt nicht unterbrechen. Es war schließlich der erste Körperkontakt, an den ich mich erinnerte.

"Aber das heißt ja nicht, dass ich uns aufgeben will...", fügte ich schließlich kleinlaut und verunsichert hinzu, während ich meine freie Hand auf seine Schulter legte, um ihn leicht an mich heranzuziehen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich nicht ganz so allein und hilflos war, wenn ich Jui so nah wie möglich bei mir hatte.

Doch plötzlich kam mir ein anderer Gedanke - was, wenn Jui nur an mir interessiert war, wenn ich auch Musik mit ihm machte?
 

Jui

Auch wenn Jun noch immer anders war als sonst, ich konnte ihn ansehen, und ich konnte Kraft in diesen Augen finden, denen nie ein Problem zu groß schien, um es nicht bewältigen zu können.

"nichts mehr ... nichts mehr...", wiederholte ich einige Male nur für mich selbst.

Erneut musterte ich ihn prüfend. Das ging doch nicht so einfach. Wie konnte ein gesunder Mann von einem Tag auf den anderen all seine Erinnerungen verlieren? Und würden sie wieder kommen? Er wollte uns nicht aufgeben, an diesen Satz würde ich in der nächsten Zeit oft denken, das wusste ich schon jetzt.

"Geht es dir gut? Hast du Schmerzen? Im Kopf? Fehlt dir etwas?" fragte ich, während ich mich aufrichtete und durch seine Haare strich.

"Wir müssen dich durchchecken lassen, wir sollten gleich ins Krankenhaus gehen!"

Ich versuchte meine Angst zu unterdrücken, hoffentlich war es nichts Ernstes.
 

Jun

Kurz schloss ich die Augen, als ich seine Berührung in meinem Haar spürte. Ich wusste gar nicht, was besser tat: das kurze Streicheln, seine Fürsorge oder diese Bestätigung, dass er mich scheinbar trotz Gedächtnisschwund noch mochte.

"Hm, ich habe Kopfschmerzen und mir ist etwas schwindlig...", erklärte ich, ohne seine Hand loszulassen. “Und ich glaube, meinem Magen geht es nicht gut..."

Sicherlich war eine Untersuchung im Krankenhaus in diesem Fall keine schlechte Idee.

Und so suchte ich mit Juis Hilfe mein Portemonnaie und kontrollierte es auf Vollständigkeit, ehe wir kurze Zeit später in seinem Wagen saßen.

Schnell zog die fremde Stadt an mir vorbei, während ich tief in den weichen Ledersitz gesunken war und aus dem halb heruntergelassenen Fenster blickte. Der Fahrtwind zerzauste mein ohnehin ungekämmtes Haar und brachte das Duftbäumchen, das am Spiegel vor der Windschutzscheibe baumelte und seinen Duft im ganzen Auto verströmte, zum Tanzen.

Als wir an einer Ampel hielten, hörte ich auf, die Häuser zu beobachten, sondern konzentrierte mich auf die umstehenden Autos. Meiner Meinung nach sah keines davon so sportlich wie Juis aus.

Er musste WIRKLICH ein Star sein! Und ich vermutlich auch...

"Dein Auto ist toll. Fahren wir öfter zusammen irgendwo hin?", fragte ich unschuldig und hoffte, damit eine klare Antwort darauf zu bekommen, wie viel nun tatsächlich zwischen uns war.

Er hatte mich zwar berührt, aber das war mir noch immer nicht Beweis genug!
 

Jui

Er war fast wie ein Kind. Ich suchte seine Umhängetasche und sein Portemonnaie, ließ es ihn aber selbst kontrollieren.

Dann half ich ihm, die Wohnung abzuschließen, er konnte die Schlüssel an seinem Bund nicht unterscheiden. Anschließend führte ich ihn zu meinem Auto und öffnete ihm die Tür. Ich wollte für ihn da sein, wollte mich um ihn kümmern.

Während ich fuhr, betrachtete er die Umgebung, als hätte er sie noch nie gesehen. Wahrscheinlich empfand er es im Moment so und ich fragte mich automatisch, ob ihm das hier nicht auch etwas Angst machte. Doch man konnte ihm keine Furcht ansehen.

Seine Frage ließ mich kurz nachdenken. Es tat weh, dass er keine Erinnerungen mehr hatte, doch ich versuchte es zu ignorieren und versuchte zu lächeln.

"Nein, wenn wir zusammen unterwegs sind, nötigst du mich immer die Bahn zu nehmen, weil du es hasst wie lange ich immer einen Parkplatz suche, dabei brauche ich ehrlich gesagt nicht lange. Allerdings kam dir das immer so vor." Zum Ende hin musste ich wirklich lachen. Vielleicht konnten wir jetzt ja öfter mit dem Auto fahren.
 

Jun

"Aber wir sind öfter zusammen unterwegs!", schlussfolgerte ich und brachte sogar zum ersten Mal seit ich erwacht war, ein Lächeln zustande. Nur ein kleines, und auch nur kurz, aber immerhin war ich einen Moment lang nicht ganz so nervös. Vielleicht begriff ich auch noch immer nicht so ganz, was mit mir geschah. Vielleicht hatte mich aber auch einfach nur Juis Lachen angesteckt.

"Komisch, passt es nicht besser zu einem Star, mit dem Auto zu fahren? Das ist doch irgendwie... luxuriöser!"

Ich griff in die Tasche, die auf meinem Schoß ruhte und holte das Portemonnaie hervor, um erneut darin herumzuwühlen. Jui hatte mir vorhin bestätigt, dass darin alles war, was ich für das Krankenhaus brauchte, trotzdem zog ich jede einzelne Karte daraus hervor und betrachtete sie nacheinander. Geldkarten, Rabattkarten, Visitenkarten,... und meinen Pass. Diesen musterte ich besonders genau und las mir immer wieder die Angaben auf diesem durch. Jun Okamoto. Geboren am 17.11.1983 in Kobe, Präfektur Hyogo.

"Und ist Kobe weit weg? Ist es schön da?"
 

Jui

"Natürlich!", antwortete ich sofort, ehe mir einfiel, dass er es nicht wissen konnte. Er wusste nichts mehr von unserer Freundschaft. Alle Erinnerungen gehörten im Moment nur mir.

"Hmm... ich war noch nicht oft da, es ist eine mittelgroße Stadt in der ich mich irgendwie noch nie verlaufen habe. Es ist schon ein Stück weg. Du fährst immer fast 4 Stunden mit dem Zug, wenn du deine Eltern mal besuchen möchtest. Meistens sind wir hier in Tokyo. Ich glaube deine Eltern haben dich auch einmal hier besucht, sie sind rückwärts wieder aus der Wohnung gestolpert, dabei haben wir einen ganzen Tag lang geputzt und aufgeräumt! Ich musste mir extra freinehmen!"

Wenn ich daran dachte, musste ich Lächeln.

Inzwischen erreichten wir das Krankenhaus und ich parkte den Wagen zielsicher in einer engen Lücke.

"Jun?" Ich wartete darauf, dass er mich erneut ansah.

"Wenn da drinnen rauskommt, dass du dein Gedächtnis wieder erlangen kannst, dann versprich mir, alles dafür zu tun, ja? Ich will mit unseren ganzen Erinnerungen nicht alleine sein..."
 

Jun

Als mir Jui von dem Besuch meiner Eltern erzählte, musste ich ebenfalls auflachen, obwohl sie in meiner Vorstellung kein Gesicht hatten. Wenn ich an die Unordnung in meiner Wohnung zurück dachte, hatte ich keinen Zweifel daran, dass Jui die Wahrheit sagte.

Ich gab ihm das Versprechen, um das er mich bat, ehe wir aus dem Wagen stiegen - vorsichtig, um nicht die Autotür gegen den Wagen neben uns zu schleudern.

"Ich weiß gar nicht, was ich hab... du parkst doch einwandfrei", kommentierte ich schulterzuckend und schloss die Autotür geräuschvoll, während ich über meine eigene Wortwahl schmunzeln musste. Dann ging ich um das Auto herum und trat dicht an seine Seite. Nur mit Mühe konnte ich den Impuls unterdrücken, erneut nach seiner Hand zu greifen. Jui war für mich sozusagen der Fels in der Brandung, das einzige Vertraute inmitten dieser Fremde, die mich überall umgab und, wenn ich seine Worte richtig deutete, war er tatsächlich genau das, was ich von Anfang an vermutet hatte.

Ich musste wirklich ein toller Hecht sein, wenn ich so einen wie Jui bekommen hatte. Soweit ich das bis jetzt mitbekommen hatte, war Jui liebevoll, hilfsbereit, berühmt und sah obendrein umwerfend aus! Es gab tausend Dinge oder mehr, die ich ihn am liebsten gefragt hätte, am liebsten alle auf einmal, aber ich vermutete schon jetzt, dass ich damit warten musste, bis wir wieder zu Hause waren.

"Wenn ich meine Erinnerungen nicht zurück bekomme... fahren wir dann nach Kobe? Mit deinem Auto? Du findest da bestimmt auch einen Parkplatz..."

Wir durchstritten das weitläufige Foyer und unsere Schritte vermischten sich laut mit den Geräuschen all der anderen Leute, die hier herumliefen, humpelten, rollten oder miteinander sprachen. Am Ende dieses Ganges erblickte ich einen Empfang, an dem mehrere Damen in weißer Kleidung saßen. Ich sah, wie sich jemand, der vor uns hier angekommen war, dorthin wandte und fühlte mich plötzlich wie aus heiterem Himmel völlig überfordert.

Noch bevor meine letzten Worte verklungen waren, blieb ich plötzlich so abrupt stehen, als wäre ich gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen und noch ehe ich mich bremsen konnte, hatte meine Hand schon die meines Freundes gefunden und umklammert.

"Jui, machst du das für mich? Zu der Frau da gehen und sagen, was wir hier wollen?"
 

Jui

'Wenn ich meine Erinnerungen nicht zurück bekomme...'

Dieser Satz verursachte mir erneut ein mulmiges Gefühl. Was wäre, wenn sein Gedächtnis wirklich für immer verloren war? Klar, ich konnte ihm alles erzählen, all die lustigen Abende, die wir miteinander verbracht hatten, doch es wäre nicht dasselbe.

Und was mit unserer Band passieren würde, war auch ungewiss. Er konnte nicht mehr Gitarre spielen und ich wusste, dass es lange dauern würde, bis er wieder so gut wäre, wie zuvor.

Ich nickte nur, ohne etwas dazu zu sagen.

Als er nach meiner Hand griff, wurde ich automatisch rot. Einige wartende Patienten befanden sich im Foyer, zwei ältere Damen starrten uns sofort an. Doch ich ließ seine Hand nicht los. Offensichtlich schien es ihm zu helfen, sodass ich ihn anmeldete, wobei er nicht von meiner Seite wich und sich sogar ein Stück an mich drückte.

Auch die Schwester erkannte es sofort und trug mich als Kontaktperson für Jun ein.

Wir würden erst einmal warten müssen. Jun behielt die Nähe zu mir bei, als wir in den Wartebereich liefen und auch als wir uns setzen.

"Wie geht es dir jetzt? Hast du Schmerzen bekommen? Oder hast du Angst?", fragte ich, während mir einfiel, dass ich unsere Bandprobe noch absagen musste. Ohne seine Hand loszulassen, kramte ich nebenbei nach meinem Handy.
 

Jun

Unsicher musterte ich den Wartebereich und die anderen Patienten, die um uns herumsaßen.

Zwei ältere Damen saßen uns gegenüber und warfen immer wieder verstohlene Blicke zu uns, was mich wiederum daran erinnerte, wie bekannt wir sein mussten.

Ich hoffte nur, dass uns niemand nach einem Autogramm fragte - denn vielleicht war mein Name auf dem Ausweis geheim und meinen Künstlernamen, wenn ich denn einen hatte, kannte ich nicht.

Ich schüttelte auf Juis Frage hin den Kopf. Ich hatte nicht mehr Angst oder Schmerzen als vorher - von der Überforderung, mit fremden Menschen über mein Problem zu sprechen, einmal abgesehen.

Kurz schloss ich die Augen, doch ich öffnete sie sofort wieder, als das Schwindelgefühl meinen Körper zum Schwanken brachte als befände ich mich auf dem Meer mit schwerem Wellengang. Mein Magen rumorte lautstark und ein stechender Schmerz folgte, sodass ich Jui augenblicklich losließ und meine Arme gegen den Bauch presste.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seit dem Aufwachen weder gegessen noch getrunken hatte.

"Mir ist schlecht...", gestand ich schließlich und hoffte, dass ich mich nicht erneut übergeben musste, wenngleich mir die Chancen relativ gering erschienen, als sich plötzlich Speichel in meinem Mund sammelte.

Intuitiv wusste ich, dass es die Tür mit dem Strichmännchen war, zu der ich musste. Rückwirkend wusste ich auch nicht mehr, wie ich dorthin gelangt war, aber etwas später hatte ich die enge Kabine zitternd und schwankend verlassen und gerade damit angefangen, meinen Mund mit Wasser auszuspülen, als mein Magen erneut schmerzte. So sehr, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich auf den Fliesen ausrutschte.
 

Jui

Eigentlich plante ich, den anderen zu schreiben, nur dann bemerkte ich, wie Juns Hand in meiner kurz zitterte. Als ich ihn ansah, hatte er seine Augen geschlossen und sein Oberkörper schwankte. Dann ließ er plötzlich meine Hand los, presste sie gegen seinen Magen und noch ehe ich wirklich registrieren konnte, was gerade passierte, stürmte er zu den Toiletten.

Schnell schnappte ich mir unsere Taschen und folgte ihm. Da entdeckte ich ihn auch schon, über eine der Toilettenbecken gebeugt, sich übergebend.

Gerade noch rechtzeitig griff ich nach seinem Oberkörper, als sein Körper kraftlos zusammensackte.

"Jun! ... Jun! Wach auf!", rief ich einige Male voller Panik. Was sollte ich nur tun? War er nur ohnmächtig? War es etwa schlimmes?

Ich versuchte ihn anzuheben, doch ich war zu schwach und die Kabine zu eng, sodass ich ihn erst einmal in den Flur zog und dort auf den Boden legte.

"Jun! Bitte wach auf!", versuchte ich es noch einmal, während ich bemerkte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Er durfte einfach nicht schwer krank sein!

Doch dann schlug er seine Augen auf.

"Jun? Ist alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan? Wie geht es deinem Kopf? ist dir schwindelig?"

Ich fragte alles auf einmal, während ich mich hinter ihn kniete und seinen Kopf etwas anhob, sodass sein Oberkörper von mir gestützt wurde. Er sollte in seinem Zustand nicht auf dem Boden liegen.

"Ich hab nur noch nichts gegessen ... und getrunken ...", antwortete er schwach und versetzte mich erneut in Aufruhr.

"Oh mein Gott, ich hätte dich frühstücken lassen sollen, das habe ich vollkommen vergessen. Es tut mir leid. Du bleibst kurz liegen, ich hol dir Wasser!"

Vorsichtig legte ich ihn wieder auf den Boden, allerdings erst nachdem ich meine Jacke ausgezogen und ihm unter den Kopf gelegt hatte.

Auf dem Gang fand ich schnell einen Wasserspender, von dem ich gleich 2 Becher füllte. Keine Minute später war ich wieder bei Jun.
 

Jun

Wie abhängig ich inzwischen wirklich von Jui war, bemerkte ich besonders in dem Moment, da er den Raum verließ und mich auf dem Boden zurück ließ. Natürlich wusste ich, dass er nicht ewig wegbleiben würde, trotzdem begann ich tatsächlich, seine Anwesenheit zu vermissen und war froh, als niemand anders als er es war, der als nächstes durch die Tür hereinkam. Ich schmunzelte erleichtert, als er die Tür umständlich mit den Schultern aufschob, um das Wasser aus den Bechern nicht zu verschütten.

"Hier sind doch Waschbecken...", sagte ich leise. Ich war seiner Aufforderung nur teilweise nachgekommen und hatte mich mittlerweile auf meine Ellbogen gestützt, statt gänzlich herumzuliegen.

Dankbar nahm ich ihm schließlich den ersten Becher ab und trank ihn in wenigen gierigen Schlucken leer. Ich glaubte sogar zu spüren, wie das Pochen in meinem Schädel wenigstens ein kleines bisschen nachließ. Vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein.

"Was meinst du, ob es etwas Schlimmes ist? Alzheimer oder so?"

Ich nahm ihm den zweiten Becher ab und leerte auch diesen, wenn auch wesentlich langsamer als den ersten.
 

Jui

Ich kannte Juns Humor recht gut, dennoch konnte ich an dieser Stelle nicht über seine deplatzierten Scherze lachen.

"Sag so etwas nicht!", ermahnte ich ihn nur kurz. Da er inzwischen am Boden saß, stand ich auf, um den leeren Becher am Waschbecken zu füllen.

Erst als auch dieser Becher geleert war, half ich ihm beim Aufstehen.

"So, und jetzt kauf ich dir was zu essen", erklärte ich und stützte ihn beim Gehen, unsere Taschen hatte ich mir umgehängt.

An einem Automaten kaufte ich Reisbällchen, die Jun recht still aß.

"Geht‘s dir jetzt wieder etwas besser?", fragte ich besorgt, nachdem er beide Bällchen gegessen hatte.

Kurze Zeit später wurden wir aufgerufen. Jun griff erneut nach meiner Hand.
 

Jun

Schmollend hatte ich mich über die Reisbällchen hergemacht. Jui war toll, dessen war ich mir noch immer sicher. Dass er aber nicht über meine Scherze lachte und mich stattdessen nur ermahnte, fand ich nicht so toll.

Es war ja nicht so, dass ich diese Situation wirklich witzig gefunden hätte - ganz im Gegenteil, ich fand es selbst beunruhigend genug, meine Eltern nicht zu kennen und keine Ahnung von meinem Job zu haben.

Trotzdem klammerte ich mich schon wieder an Jui, kaum, dass wir unseren Platz verließen und den Gang hinabschlenderten.

"Sind wir eigentlich schon lange zusammen?", fragte ich, während ich mich der Tür zum Untersuchungszimmer mit pochendem Herzen näherte. Ich hatte mittlerweile festgestellt, dass es mir leichter fiel, wenn ich abgelenkt wurde und meinen Kopf nebenbei mit Informationen füttern konnte.
 

Jui

Wieder bekam ich keine Antwort, doch da Jun generell recht ruhig war, nahm ich es hin.

Auf dem Weg in das vorgegebene Zimmer hielt mich Jun erneut mit Fragen zurück. Es wunderte mich, dass er jetzt an unsere Band dachte, wobei ich den anderen beiden noch immer nicht Bescheid gegeben hatte.

"Hmm ... noch nicht lange, ein halbes Jahr vielleicht. Du hast es sogar vorgeschlagen.", erklärte ich ihm.

"Aber jetzt erst einmal der Arzt, okay? Ich erkläre ihm alles."

Mit diesen Worten öffnete ich die Tür und wir traten ein.

Wie versprochen erläuterte ich dem Arzt, was passiert war und dass wir es uns nicht erklären konnten. Er fragte nach Vorerkrankungen, was ich selbstsicher verneinte.

Dann ordnete er einige Tests an. Eine Blutprobe wurde als erstes genommen.

Wieder einmal bemerkte ich Juns verängstigten Blick, weshalb ich erneut seine Hand nahm.

"Sieh einfach nicht hin.", riet ich ihm und drehte seinen Kopf zu mir. Einen Moment lang freute es mich. Er schien sich daran zu erinnern, dass er kein Blut sehen konnte.
 

Jun

Ein halbes Jahr also... das reichte aus, um ihn alles über meinen Gesundheitszustand wissen zu lassen. Um die Kanüle nicht ansehen zu müssen, folgte ich seinem Rat und blickte Jui ins hübsche Gesicht.

Ich konnte gut nachvollziehen, warum ich es vorgeschlagen hatte, dachte ich lächelnd und versuchte mich wieder mal an mein eigenes Gesicht zu erinnern. Die Vitrine hinter Jui erlaubte mir einen Blick auf mein dunkles Spiegelbild, sodass ich fast nur die Konturen erkannte. Ob Jui mein Gesicht auch so hübsch fand wie ich seins? Meine Witze waren es ja anscheinend nicht, die ihm imponierten.

Endlich zog der Arzt die Spritze zurück und füllte mein Blut in kleine Reagenzgläser um, die er schließlich einer der Krankenschwestern in die Hand drückte, damit diese es zum Labor weitergab.

Danach folgte ein Frage-Antwort-Spiel, das mich ziemlich nervte, da ich mich nur zu den Fragen bzgl. meines Namens und dem, was ich heute Morgen erlebt hatte, äußern konnte. Und zu dem, was Jui mir erzählt hatte.

Vielleicht waren es noch nicht mal die Fragen, die mich nervten, sondern der Umstand, dass ich mich mit meiner Situation auseinander setzen musste und nun immer deutlicher wurde, wie groß meine Misere war. Gedanken, die ich bisher recht erfolgreich zu verdrängen versucht hatte. Nur mit Mühe konnte ich einen weiteren Schwall Tränen unterdrücken, als ich ihm zum hundertsten Mal mit "Ich weiß es nicht" antworten musste.

Es schien, als reichen meine Antworten aus, um mich zum hoffnungslosen Fall zu erklären und die Befragung abzubrechen, denn kurz darauf saßen wir im nächsten Wartebereich, um auf das Ergebnis der Blutprobe zu warten.

Da ich mich an Juis Schulter lehnte, hatte ich einen freien Blick auf sein Handy, mit dem er Nachrichten an diesen Toya und Shingo schickte und die Bandprobe absagte. Beide hatte er mit einem Kontaktbild versehen, sodass es mir nun möglich war, diesen Namen auch jeweils ein Gesicht zuzuordnen.

Aber war das überhaupt wichtig? Wenn ich meine Erinnerungen zurückbekam, wusste ich das sowieso und wenn nicht... dann gab es auch keine Bandmitglieder, an die ich mich erinnern musste, da ich dann eh in keiner Band mehr wäre.

Es sei denn...

"Meinst du, es ist schwer Gitarre zu lernen? Braucht man dafür lange? Hab ich lange gebraucht?"
 

Jui

Ich konnte es kaum ertragen, Jun durch dieses Verhör zu begleiten. Es ging ihm sehr nah, sodass ich häufig versuchte, für ihn zu antworten.

Wir mussten im Gang warten. Es hatte den Vorteil, dass wir hier relativ ungestört waren.

Er schmiegte sich erneut an mich und ich ließ es zu. Wenn wir zusammen tranken, tat er das auch manchmal. Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt, sodass ich einen Arm um ihn legte, als ich meine Nachrichten getippt hatte.

Auf seine Frage hin seufzte ich.

"Du warst sehr gut, zumindest empfinde ich das so. Ich lerne auch schon seit Jahren Gitarre, aber ich war nie auch nur halb so gut wie du. Ich hoffe es wird alles gut."

beantwortete ich seine Frage.

"Wenn das hier beendet ist, dann bring ich dich nach Hause, da legst du dich erst mal hin und ich koche uns etwas Schönes, okay?"

Ich bemerkte, dass er gestresst war und wollte es sobald wie möglich von ihm nehmen. Er war noch immer so blass.
 

Jun

Jui versuchte es seit JAHREN... ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie lange es dann dauern mochte, bis ich mein altes Level zurück erlangt hatte, wenn ich wirklich so gut war, wie er sagte.

Ich versuchte, diese Gedanken erneut von mir abzuschirmen und mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren... auf Jui zum Beispiel, der mich so schön umarmte und mir obendrein diese Voraussichten bescherte, die es mir leichter machten, hier zu sitzen und auf die Nachrichten zu warten, die möglicherweise unser beider Leben veränderten.

"Okonomiyaki", sagte ich entschieden und ohne darüber nachzudenken. Ich konnte mich überhaupt nicht an den Geschmack davon erinnern, aber es war mein erster Gedanke gewesen, daher nahm ich an, dass ich es gerne mochte.

"Ach, du bist so lieb, Jui", seufzte ich schließlich und fragte mich, wie viele Männer außer mir eigentlich das Glück hatten, sich gleich zweimal in denselben Liebhaber zu verlieben.
 

Jui

"An dein Lieblingsessen erinnerst du dich also noch?", fragte ich lachend und sah ihn an. Er lächelte ebenfalls.

"So gefällst du mir schon viel besser. Hoffentlich brennt mir nichts an."

Da wir momentan wirklich alleine waren, legte ich meinen Kopf auf seinen und zog ihn an mich. Es sollte ihm immer gut gehen, er sollte immer lächeln können. Mehr wollte ich gar nicht.

Die Zeit verging und der Arzt rief uns wieder zu sich. Wir beide nahmen vor seinem Schreibtisch Platz.

"Also, Ihre Blutprobe wurde analysiert. Wir haben Spuren von Chrystal gefunden. Da Sie angegeben haben, sich heute schon mehrmals übergeben zu haben, würde es nicht mehr nutzen, den Magen auszupumpen."

Drogen? Ich fiel aus allen Wolken. Jun nimmt keine Drogen!
 

Jun

Ich sah die ernste Miene des Arztes und Juis schockiertes Gesicht, doch mir selbst blieb die Botschaft hinter seinen Worten verborgen.

Ich wusste, dass Chrystal das Englische Wort für Kristall war, was aber Kristall in meinem Blut zu suchen hatte und wie es dort hinkam, wusste ich nicht.

Und so wippte ich auf meinem Stuhl hin und her, bis mir wieder schwindlig wurde. Erst dann setzte ich mich wieder ruhig hin und sah den Arzt fragend an.

"Und?"

Der Arzt erklärte mir mit vielen Worten, was sich hinter dem Begriff verbarg und ich merkte sie mir kaum, da ich in Gedanken immer wieder zu dem Moment im Wartebereich abdriftete, als Jui sich an mich gekuschelt hatte. Wieder hatte mein Herz gerast und irgendwie ahnte ich, dass es nicht an dem Kristall oder was auch immer lag.

"Drogen", schloss der Arzt seufzend seine Ausführungen, nachdem ihm wohl aufgefallen war, dass ich ihm nicht zugehört hatte.

Wieder blickte ich zu Jui, dem diese Information überhaupt nicht zu gefallen schien. Augenblicklich fühlte ich mich schuldig und unwohl in meiner Haut. Aber wenn ich wirklich Drogen nehmen würde, wüsste Jui das doch, oder? Allerdings schien er nicht bei mir gewesen zu sein, als ich das Zeug zu mir genommen hatte, sonst wäre ich heute Morgen sicherlich neben ihm aufgewacht. Hm... danach musste ich ihn später nochmal fragen.

"Das kommt in letzter Zeit öfter in dieser Region vor. Scheinbar gibt es jemanden oder eine ganze Gruppe, die Crystal in falscher Dosierung herstellen und unter die Leute bringen."

Der Arzt griff erneut nach dem Protokoll, schien diesem aber nichts Neues entnehmen zu können.

"Nach Dauerkonsum sieht es mir nicht aus... Ich verschreib Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen... ansonsten gönnen Sie sich am besten Ruhe. Die Amnesie sollte nur vorübergehender Natur sein, wenn sie aber nach einer Woche nicht verschwunden ist, kommen Sie bitte noch einmal vorbei. Schauen Sie sich Fotos an oder treffen Sie Menschen, die Ihnen wichtig sind, das hilft sicher."

Als er den letzten Satz sprach, betrachtete er dabei Jui und ich fühlte mich unglaublich stolz, da ich annahm, dass der Arzt erkannt hatte, dass wir beide zusammen gehörten.

"Ansonsten behalten Sie zukünftig Ihre Getränke am besten in der Hand, wenn Sie Feiern gehen. Und rauchen nur Ihre eigenen Zigaretten."

"Wo waren wir eigentlich feiern?", fragte ich, nachdem wir uns von dem Arzt verabschiedet hatten und das Krankenhaus mit großer Erleichterung verließen.

2. Kapitel

Jui

Noch immer war ich völlig sprachlos. Drogen.

Doch der Arzt beruhigte mich dahingehend, dass Jun diese wohl nicht wissentlich konsumiert hatte.

Im Moment konnte ich jedoch nichts mehr sagen, fragte den Arzt nicht einmal mehr nach Nebenwirkungen und etwaigen Entzugserscheinungen, sondern bedankte mich förmlich und verließ mit Jun das Zimmer.

Am Empfang holten wir uns noch das Rezept ab und begaben uns zurück zum Auto.

"Das kann ich dir nicht sagen, du warst mit anderen Freunden weg, die ich nicht so gut kenne. Du hast mich gestern sogar gefragt, ob ich mitkommen möchte, aber ich wollte nicht. Ich gehe nicht mehr so oft weg, musst du wissen", erklärte ich ihm mal wieder, was er bis gestern noch wusste.

"Aber eine Woche klingt doch gut, oder? Das schaffen wir schon, und nächste Woche geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Fast wie Urlaub, oder?", fragte ich ihn, während ich das Auto aufschloss und wir uns hinein setzten.

"Hast du im Moment Kopfschmerzen? Ich würde dich gerne erst einmal zuhause absetzen und das Medikament dann alleine holen, dann musst du dich nicht weiter belasten", schlug ich vor.
 

Jun

Als Jui mich fragte, ob er mich zu Hause absetzen und alleine lassen sollte, brauchte ich über meine Antwort gar nicht erst nachzudenken.

"Ach, lass uns das doch zusammen abholen!", sagte ich sofort, da ich mir nicht vorstellen wollte, wieder allein in dieser fremden Wohnung zu sein und Jui aus den Augen zu lassen.

Jui fuhr aus der Parklücke heraus und steuerte die Straße an.

"Bist du zu alt zum Weggehen?", fragte ich grinsend und holte dann mein Handy hervor, als mir spontan die Idee kam, dass ich darin Bilder von uns, und vielleicht auch meinen anderen Freunden, die Jui nicht kannte, finden konnte. Eine Woche klang für Jui nicht viel, aber ich fand die Vorstellung einer ganzen Woche ohne Erinnerung schrecklich und hoffte, meinem Gedächtnis somit schneller auf die Sprünge helfen zu können. Als ich mich durch das Archiv klickte, fand ich tatsächlich einige Fotos von Jui. Manchmal mit mir zusammen, manchmal auch mit ein paar anderen, die vermutlich Toya und Shingo waren.

Und bei den etwas älteren Bildern tauchten auch immer wieder andere auf, allen voran dieser Blonde mit den vielen Piercings, der mir schon im Wohnzimmer aufgefallen war. Auf einem Bild hatten wir beide ein Cocktailglas in der Hand und hielten diese feierlich in die Höhe, während ich ihm verspielt einen Kuss auf die Wange gab. Es stammte offensichtlich aus irgendeinem Club.

"Und wer ist das!?", fragte ich dann und hielt Jui an der nächsten Ampel das Handy vor die Nase.
 

Jui

"Natürlich bin ich zu alt dafür!", erklärte ich ihm scherzhaft, während ich fieberhaft überlegte, wo hier in der Nähe die nächste Apotheke war.

Eine Weile war Jun im Moment mit seinem Handy beschäftigt.

In dieser Zeit fiel mir auch endlich ein, wo wir hinfahren konnten. An einer Ampel hielt er mir das Handy wieder vor die Nase. Er und Riku.

"Riku. Er war in der alten Band, in der du warst, der Sänger. Allerdings seht ihr euch jetzt nur noch selten, soweit ich weiß. Er ist jetzt glaube ich in einer neuen Band", erklärte ich ihm kurz.

"Da müsst ihr aber wieder ganz schön betrunken gewesen sein. Wenn du trinkst, bist du immer extrem anhänglich, da kann man kaum mehr alleine auf die Toilette gehen!", erklärte ich grinsend, während ich begann, mich nach einem Parkplatz umzusehen. Der, den ich fand, war leider etwas weiter entfernt, sodass wir laufen mussten, doch ich hatte das Gefühl, dass es ihm ganz gut tat. Er entdeckte quasi seine Nachbarschaft neu.

Die Tabletten waren schnell besorgt und wir auf dem Heimweg.

Wieder in Juns Wohnung angekommen, versuchte ich ihn gleich, ins Bett zu verfrachten. Beim Kochen wollte ich ihn eigentlich nicht dabei haben, immerhin war ich in der Zubereitung seines Wunschgerichtes nicht gerade sicher.
 

Jun

Obwohl Jui mir gut zuredete, dass ich ins Bett gehen und mich ausruhen sollte, sah ich selbst keinen Sinn darin. Ich war munter, neugierig und hatte obendrein meine erste Schmerztablette genommen, sodass ich auch die Kopfschmerzen bald in den Griff bekommen sollte.

Die Zeit, die ich nach unserer Ankunft tatsächlich im Schlafzimmer verbrachte, nutzte ich allein dafür, mich ausgiebig im Spiegel zu betrachten, um mich an meine eigene Erscheinung zu gewöhnen. Ich fand, dass es mich schlimmer hätte treffen können, wirklich. Nur meine Kleidung wirkte ziemlich zerknittert und meine Haare ungekämmt. Ganz im Gegensatz zu Jui, der so gepflegt aussah...

Also beschloss ich, mich mit dem Inhalt meines Kleiderschranks vertraut zu machen. Doch auch nach längerem Wühlen konnte ich keine Entscheidung treffen, sodass ich nach dem dunklen Yukata griff, der wohl das Geeignetste war, wenn ich das Haus nicht mehr verlassen musste. Nachdem ich das Kleidungsstück an mich genommen hatte, ging ich ins Badezimmer, um mir dort eine ausgiebige Dusche zu genehmigen.

Während ich mich säuberte, musste ich die ganze Zeit an Jui denken, der sich gerade in meiner Küche aufhielt und ich fragte mich automatisch, ob er auch schon mal mit mir unter der Dusche stand. Ein Gedanke, der mir ein verlegenes Grinsen entlockte.

Eine halbe Stunde später trat ich dann mit frischem Körper und Haaren, geputzten Zähnen und bemerkenswert wenig Kopfschmerzen zu ihm in die Küche. Ich hörte bereits das Brutzeln der Pfanne und erkannte, dass der ersten Pfannkuchen fertig garniert auf einem Teller bereit stand, während ein weiterer gerade briet.

"Das riecht lecker!", rief ich fröhlich und sah die Flasche mit der Okonomiyakisauce direkt neben dem Teller mit dem Fertigen stehen.

"Soll ich das da rauf machen?"
 

Jui

Gewissenhaft mischte ich die Zutaten, während Jun duschen ging. Einen kleinen Moment ließ ich die fertige Masse ziehen, während ich Toya und Shingo kurz schrieb, das Jun eine ganze Woche krank sein würde. Hoffentlich war danach wieder alles in Ordnung.

Fast schon todesmutig goss ich die Masse in die vorgewärmte Pfanne. Akribisch beobachtete ich den Pfannkuchen und nahm ihn frühzeitig wieder aus der Hitze.

Kaum briet der zweite, betrat auch Jun den Raum und besah sich gleich die bereitgestellte Sauce.

"Na klar, du liebst diese Sauce. Du hast sogar mal betrunken ein Schnapsglas davon getrunken!", erklärte ich grinsend.

"Wenn ich dich so reden höre könnte ich denken ich wäre ein Säufer!", ging er auf meine Worte ein. Ich musste lachen.

"Naja, betrunken machst du echt die tollsten Sachen!", rechtfertigte ich mich.

Jun erwiderte nichts darauf, sondern trat hinter mich und legte seine Arme um meinen Körper, drückte mich an sich.

Ich kannte das ja von ihm. Doch er war nüchtern. Ich hatte keine Erklärung dafür, ließ es aber stumm geschehen. Es fühlte sich gut an, wenn man vom besten Freund umarmt wurde.
 

Jun

Dass ich mich vor einem halben Jahr richtig entschieden hatte, merkte ich vor allem daran, dass mein Herz im wilden Takt schlug, als ich Jui an mich drückte. Ich konnte meine Gefühle kaum in Worte fassen, aber das war auch gar nicht nötig.

Ich sog seinen Geruch in mir auf, als ich mein Gesicht in seinem Nacken bettete. Jui roch süßlich und trotzdem frisch, ich musste unwillkürlich an Blumen in einem See denken.

Meine Hände hatte ich vor seiner Hüfte ineinander verschränkt.

"Du bist ein toller Kerl, Jui", sagte ich leise. "Ich weiß zwar sonst nichts mehr, aber das weiß ich!"

Ich löste eine Hand und drehte mit dieser sein Gesicht in meine Richtung, um einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen zu platzieren. Für andere Dinge hatten wir später immer noch Zeit - nach dem Essen.

Und so löste ich mich von ihm und griff nach der Flasche mit der Okonomiyakisauce, um den Inhalt auf das erste, dann auf das zweite, das inzwischen auch fertig war, zu gießen.

"Komm, Essen!"
 

Jui

Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, seine Hände an meinem Bauch, die mich fest umfingen.

Mein Körper erstarrte und für einen Moment vergaß ich vollkommen, was ich tat. Auch mein Herz schien stehen zu bleiben, während sein Körper förmlich vibrierte.

Seine Worte konnte ich kaum realisieren. Doch ich fragte mich, warum ich auf einmal so heftig auf ihn reagierte. War es die Situation, seine Hilflosigkeit? Das war doch nicht normal.

Während er mich kurz küsste, vergaß ich das Atmen. Erst als er sich löste, drehte ich mich wieder zum Herd.

"I-Ich muss noch einen braten...", erklärte ich mit gesenktem Kopf und versuchte mit zitternden Händen, den Pfannkuchen auf den Teller zu platzieren.

Jun hatte den zweiten Teller auch sofort mit Sauce verziert und beide auf den Tisch gestellt.

Noch einmal atmete ich tief durch. Alles war gut, beziehungsweise, alles würde gut werden.
 

Jun

"Guten Appetit!", rief ich euphorisch, nachdem ich nach den Stäbchen gegriffen hatte. "Und vielen Dank für das Essen!"

Es sah wirklich köstlich aus, und es roch fantastisch und das Beste daran war, das ich nicht allein, sondern mit meinem Freund zusammen essen konnte. Ich hatte zwar meine Erinnerung verloren, aber seine Anwesenheit machte mich glücklicher als jedes Medikament mich je hätte machen können. Selbst der Schwindel schien respektvoll zu weichen, als all diese anderen Gefühle dazu kamen.

"Erzählst du mir ein bisschen von uns?"
 

Jui

Nur langsam aß ich ein paar Bissen, hatte nicht wirklich Hunger, nicht nachdem, was heute alles passiert ist.

"Hmm ... ich sollte dir erzählen, wie wir uns kennengelernt haben… muss jetzt selber kurz überlegen, wie lange es her ist. Wir waren definitiv sehr viel jünger. Wir waren damals im selben Label, aber bei unterschiedlichen Bands. Wir haben uns auf einer Firmenfeier kennengelernt. Du bist den Abend nicht mehr von meiner Seite gewichen, dabei stand ich nur ganz schüchtern in der Ecke. Wir tauschten Telefonnummern, und am nächsten Tag wolltest du, dass ich dich auf ein Konzert begleite. Die Band war so unbekannt, die Bühne so klein, der Gitarrist hat sein Instrument fast senkrecht gehalten! Und so war es dann auch einige Zeit. Du hast mich auch zu Kunstausstellungen und Modeschauen mitgenommen. So wurden wir Freunde.", erklärte ich ihm und nahm noch einen Bissen.

Es hatte keinen Zweck. Ich stand auf und stellte meinen Teller weg.

"Tut mir leid, ich hab keinen Hunger. Das war ein bisschen viel heute", reagierte ich auf sein fragendes Gesicht.
 

Jun

Über seine Erklärung lächelte ich. Es war angenehm, sich das vorzustellen und den Kopf mit einer Art von Erinnerungen zu füllen, auch wenn sie nicht ganz so real waren wie Juis eigene Eindrücke, die er aus der Zeit hatte.

"Dann war das wohl Liebe auf den ersten Blick!", scherzte ich, obwohl ich es eigentlich ernst meinte.

Ich verfolgte besorgt, wie Jui seinen Teller wegstellte, ließ mich aber nicht davon abhalten, meinen eigenen Pfannkuchen weiter zu essen. Dafür schmeckte es einfach zu gut! Und auch wenn mein Hunger ebenfalls nicht besonders groß war, aß ich allein schon deshalb weiter, weil Jui mir das Essen gemacht hatte.

"Mach dir nicht so viele Gedanken, Jui. Ich kann mich in spätestens einer Woche wieder an alles erinnern, hat der Arzt gesagt. Und wenn du mir mehr von früher erzählst oder zeigst, vielleicht schon eher!", sagte ich aufmunternd, ehe mein Handy vibrierte. Ich hatte es in eine Tasche meines Yukata gesteckt und holte es nun hervor, um zu sehen, was die Ursache für das Brummen war.

Ich entsicherte den Bildschirm und erkannte eine Textnachricht, die von einem Absender namens Riku gesendet wurde.

//Na, Großer. Schon wach? Warst ja gestern ganz schön fertig.//

"Oh, Riku schreibt!", kommentierte ich. "Er sagt, ich war gestern ganz schön fertig..."
 

Jui

Mit dem Rücken zu ihm begann ich die Küche aufzuräumen. Dabei entdeckte ich auch die Kopfschmerztabletten, die ich ihm heute Morgen hatte geben wollen.

"Das sagt sich so leicht. Ich glaube ich bekomme vor lauter Sorge auch noch Kopfschmerzen...", erklärte ich, während ich überlegte, eine der Tabletten zu nehmen.

Doch das Vibrieren seines Handys unterbrach mich. Riku schrieb ihm. Also waren die beiden gestern unterwegs gewesen. Ich wusste es eigentlich nicht so genau, wen er gestern traf, denn ich hatte nicht nachgefragt.

"Vielleicht solltest du ihm antworten. Du kannst ja schreiben, du hättest einen Black-out vom Alkohol, es kann ja sein, dass ihm etwas aufgefallen ist. Außerdem sollten wir eine Anzeige bei der Polizei aufgeben, dir was unterzumischen ist immerhin eine Straftat!"

Den Platz an der Spüle verlassend, ging ich auf Jun zu und beugte mich über ihn, um einen kurzen Blick auf die SMS zu werfen, doch sie sagte nicht mehr aus als dass, was mir Jun bereits mitgeteilt hatte.

Ein Grummeln verließ meine Lippen. "Er hätte besser auf dich aufpassen sollen, immerhin weiß er, wie du betrunken bist", gab ich unterdrückt wütend von mir.
 

Jun

Kurz dachte ich über Juis Worte nach und entschied mich, ihnen entsprechend Folge zu leisten.

//Ich weiß nichts mehr! (;_;) Weißt du noch alles?//, schrieb ich anstelle von Erklärungen zurück, während der Geruch von Juis Haut in meine Nase drang, als er sich über mich beugte.

"Müssen wir dafür zur Polizei latschen? Und wen zeigen wir denn an? Riku?", fragte ich verwundert und legte den Kopf soweit in den Nacken, bis ich Jui ins Gesicht blicken konnte. Wenn ich ihn mir so ansah, konnte ich mir tausend angenehmere Dinge vorstellen, als zur Polizei zu gehen und dort Zeit zu verschwenden, die ich auch mit ihm allein verbringen konnte.

"Ich würde ehrlich gesagt lieber hier bleiben wollen..."

Es brummte erneut, als Rikus Antwort eintraf.

//Ich weiß, dass ich wegen dir Idiot gestern nicht zum Stich gekommen bin! Erst hast du mich die ganze Zeit belästigt und als die Weiber weg waren, war mit dir auch nichts mehr anzufangen. -.- Ich wünschte, ich hätte es auch vergessen!//

Empört sah ich zu Jui auf, unsicher, was ich darauf antworten sollte.
 

Jui

"Es geht nicht darum wen wir anzeigen, sondern dass wir es tun. Der Arzt hat auch gesagt, dass da eine organisierte Gruppe dahinter steckt. Wenn die Polizei die erwischt, können sie auch deine Anzeige diesen Verbrechern zuordnen und dann werden sie bestraft", erklärte ich ruhig. Dann vibrierte sein Handy erneut.

Eine Spur von Neugier konnte ich mir nicht verkneifen. Ein paar Mal musste ich den Text lesen, ehe ich ihn verstand. Sie hatten sich also gemeinsam an ein paar Weiber heran gemacht und Jun hatte in seiner Betrunkenheit alles ruiniert. Oder auch nicht. Vielleicht haben die Frauen etwas in seinen Drink gemixt.

"Hmm... frag ihn am besten, wie die Frauen aussahen. Und wenn es so aussieht als würde er sie noch erkennen können, dann muss er vielleicht mitkommen. Allerdings wird er dann erfahren, was los ist, ist das in Ordnung?"

Ich hatte wenig Interesse daran, Riku zu treffen, wir verstanden uns noch nie sonderlich gut. Doch wenn es Jun helfen würde, würde ich es zulassen.
 

Jun

Immer wieder huschten meine Augen über diese vorwurfsvollen Zeilen, die so wütend klangen, dass ich mich plötzlich fragte, wie schlecht ich mich verhalten haben musste. Ich sollte Riku belästigt haben? Na ja, zumindest passte es zu dem, was mir Jui über mein übliches Verhalten während der Trunkenheit erzählt hatte.

Vielleicht hatte ich auch an Riku geklebt und ihn nicht einmal mehr allein auf die Toilette gelassen. Wie peinlich! Und das, obwohl ich doch einen Freund hatte!

Ich warf einen unsicheren Seitenblick zu Jui, konnte an seiner Miene aber nicht erkennen, ob er deshalb sauer auf mich war.

//Tut mir Leid... ._. Weißt du noch, wie die aussahen?//

"Aber wenn die schon wissen, dass das eine ganze Gruppe ist, brauchen die doch nicht noch meine Anzeige...", wandte ich ein. Neben der trauten Zweisamkeit mit Jui kam nun auch hinzu, dass ich nicht unbedingt heiß darauf war, dass mehr Leute als nötig von meiner Amnesie wussten. Andererseits half mir Rikus Anblick vielleicht. Das hatte ich zwar bei Jui auch vergeblich gehofft, aber wer weiß...

//Heiß. Mit Brüsten und langen Beinen. Die eine hatte mehr Holz vor der Hütte als die andere.//

Ich seufzte resignierend und wollte gerade mein Handy zur Seite legen, um mich erneut meiner Mahlzeit zu widmen, als plötzlich eine weitere Nachricht kam. Dieses Mal mit einem Foto von diesem Blonden, der von zwei Frauen umgeben war, die ihre tiefen Dekolletés in die Kamera streckten.

//Die hätte ich haben können!!//, schrieb er hinterher und als ich die Mädchen so betrachtete, fiel mir auf, dass sie auf mich keinerlei Reiz ausübten.
 

Jui

Beruhigend legte ich eine Hand auf seine Schulter. Offensichtlich wollte er keine Anzeige aufgeben.

"Lass uns morgen noch einmal darüber reden, okay? Heute gehen wir nirgendwo mehr hin", entschärfte ich die Situation.

Kurze Zeit später erhielt er schon die nächste Nachricht, dieses Mal ein Bild. Riku und zwei Frauen. Eine blonde Ausländerin mit blasser Haut und eine schmale Asiatin, ebenfalls mit blond gefärbten Haaren und einigen Schönheitsoperationen hinter ihr. In ihrem Dekolleté konnte ich eine kleine Narbe erkennen. Die beiden hatten doch ein relativ auffälliges Aussehen und sie hatten sich auch noch mit Riku fotografieren lassen. Waren Sie es doch nicht? Andererseits wirkten sie sehr verdächtig auf mich.

Kurz wuschelte ich durch seine Haare, ehe ich mich wieder auf meinen Platz setzte.

"Darüber denken wir morgen noch einmal nach.... Lass uns nach dem Essen einen Film sehen, das entspannt sicherlich", schlug ich vor.
 

Jun

//Sorry, die sagen mir überhaupt nichts... Und hässlich sind sie außerdem//, schrieb ich trotzig zurück und widmete mich dann wieder meinem Essen. Genau genommen waren sie nicht hässlich, aber aus irgendeinem Grund fand ich sie völlig abstoßend und ihr Anblick und diese komische Unterhaltung mit Riku hatten meine Laune erheblich verschlechtert.

//Du bist doch nur neidisch. -.-//

Das war das letzte, was ich von ihm hörte. Nach dieser Nachricht verstaute ich das Telefon wieder in meinen Yukata und aß ein paar weitere Bissen von dem Okonomiyaki. War ich vorhin auch schon so satt gewesen? Ich musste mich beinahe schon quälen, zu kauen, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.

"Gute Idee", sagte ich schließlich und stellte mir bereits vor, mit Jui auf der Couch zu kuscheln.

"Sag mal... wissen unsere Eltern eigentlich, dass wir auf Männer stehen? Oder ist das geheim?"
 

Jui

Als Jun die Stäbchen beiseite legte, räumte ich den Tisch ab. Es war schön, dass ihm meine Idee gefiel.

Seine Frage ließ mich inne halten.

"Woher weißt du, dass wir schwul sind?", fragte ich interessiert nach. Wahrscheinlich würde er sich in einer Woche wirklich wieder an alles erinnern.

"Deine Eltern wussten relativ früh Bescheid, du hast sie schon als Teenager vor vollendete Tatsachen gestellt und bist auch eine Weile ausgezogen. Aber inzwischen haben sie es akzeptiert, weil du sonst weg gewesen wärst. Ich habe es erst sehr viel später festgestellt, meine Eltern wissen es nicht. Allerdings denken sie, dass in meinen bisherigen Plattenverträgen festgelegt wurde, dass ich nicht heiraten darf. Und da eine Freundin zu haben, wäre ihr gegenüber sehr unfair“, erklärte ich und bedeutete ihm, sich ins Wohnzimmer zu setzen.

Kurz schaute ich mich in seinem DVD-Regal um und suchte einen speziellen Film.

"So, das hier ist dein Lieblingsfilm", kündigte ich ihm an.
 

Jun

Seine Frage, woher ich wusste, dass wir schwul waren, wunderte mich im ersten Moment, dann aber begriff ich, dass das ein komischer Scherz war und grinste ihn an. Dann folgte ich ihm ins Wohnzimmer und machte es mir auf der Couch gemütlich, während er sich um die Technik kümmerte. Nebenbei ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich wusste nicht, wie oft ich das noch tun musste, um zu begreifen, dass ich es selbst so eingerichtet hatte und vermutlich schon lange drin wohnte. Letzteres leitete ich zumindest von der Staubschicht ab, die sich auf dem TV-Tisch abgelegt hatte.

"Deine Eltern wissen es nicht", murmelte ich und beantwortete mir somit die Frage, ob sie von uns wussten, selbst. Zugegeben, ein wenig enttäuscht war ich schon, aber ich sagte nichts dazu. Stattdessen wartete ich, bis Jui den Film zum Laufen gebracht hatte und sich zu mir setzte. Ich ließ keine Sekunde verstreichen und lehnte sich sofort gegen ihn.
 

Jui

Fast schon routiniert legte ich einen Arm um Jun, als er sich erneut an mich schmiegte.

"Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast noch Restalkohol im Körper!", scherzte ich und drückte ihn entschuldigend an mich.

Eigentlich passte es nicht, dass wir uns so verhielten. Wir waren beide nüchtern und wir sahen uns eine Komödie an.

Doch es gefiel ihm, und nur das zählte.

Während der Film voranging, schmiegte er sich sogar noch näher an mich, bis er fast schon auf meinem Schoß saß. Er war im Moment absolut niedlich und ich konnte mich dem nicht entziehen, doch ich fragte mich auch, ob das überhaupt noch normal war für eine Freundschaft.
 

Jun

Ich vermutete, dass der Film gut war.

Hin und wieder verstand ich die Witze sogar und lachte darüber, manchmal sogar richtig laut, aber die meiste Zeit über war ich in Gedanken bei dem Mann, der neben mir saß und mich im Arm hielt. Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass der Nachmittag auch allmählich verging und der Abend kam, dabei war heute im Laufe des Tages so wenig und doch so viel passiert.

Noch immer war ich glücklich darüber, dass ich Jui und nicht etwa diesen Riku angerufen hatte. Wer weiß, wie der Tag dann verlaufen wäre. Dann hätte ich bestimmt nicht so einen schönen Abend gehabt!

"Es ist schön, dass du da bist", sagte ich in einem Anflug von Sentimentalität, während sich meine Finger mit seinen verwoben.

"Bleibst du auch heute Nacht hier? Dann bin ich nicht ganz so verwirrt, wenn ich morgen aufwache und wieder nichts weiß..."
 

Jui

Langsam dämmerte es draußen und ich musste mich zwischendurch kurz lösen, um den Film zu wechseln. Es tat Jun offensichtlich gut, hier so mit mir zu sitzen.

Als ich mich wieder auf die Couch setzte, empfing er mich bereits in seinen Armen, begann sogar, nachdem es wieder ein Stück dunkler geworden war, meine Finger mit seinen zu verschränken.

Es überforderte mich in gewisser Hinsicht, doch statt zu flüchten, ließ ich dieses wundervolle Gefühl zu und legte mein Kinn auf seinem Kopf ab, der nun halb auf meiner Brust lag.

Freunde taten so etwas nicht, dem war ich mir inzwischen bewusst. Und Jun wusste doch eigentlich nicht einmal, was er hier tat, doch kein Wort verließ meine Lippen. Kein Protest, keine Nachfrage, ich blieb völlig stumm.

„Natürlich bleibe ich über Nacht, ich muss dich doch pflegen.“, antwortete ich auf seine Frage.
 

Jun

Eine Weile hielt ich diese Position aus, doch schon bald wurde es mir zu ungemütlich, sodass ich mich so lange gegen Jui presste, bis dieser gar keine andere Wahl mehr hatte, als sich in eine liegende Position zu begeben. Lächelnd legte ich mich auf ihn, meinen Kopf auf seine Brust und ließ meine Finger bis zu seinem Haar wandern, in dem sie sich verfingen und mit einzelnen Strähnen spielten, während der Fernseher vor sich hin flackerte und um meine Aufmerksamkeit buhlte. Aber ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren, so sehr ich das auch wollte!

Am liebsten wäre ich sofort mit Jui ins Schlafzimmer verschwunden, um noch mehr Trost als ohnehin schon bei seinem Körper zu finden. Trotzdem hielt ich mich zurück. Bisher war die Initiative meistens von mir ausgegangen und ich wollte ihm nicht irgendetwas aufzwingen, worauf er vielleicht keine Lust hatte. Wobei sich letzteres sicherlich ändern ließ, wenn er wirklich noch keine Lust auf mich haben sollte.

Plötzlich fragte ich mich, ob sein Herz genauso schnell gegen seine Brust hämmerte wie meins oder ob es daran lag, dass ich mich gerade vor wenigen Stunden frisch in ihn verliebt hatte.
 

Jui

Jun drängte mich auf den Rücken und legte sich dann halb auf mich. Nur locker platzierte ich die Hände auf seinem Rücken, wollte mir einfach nicht anmerken lassen, dass er mich gerade vollkommen überforderte.

Sanft strich ich über seinen Rücken.

Den ganzen Tag über war es schon merkwürdig. Es war falsch und ich musste ihn aufklären, musste mich von ihm lösen und diese offensichtliche Missverständnisse klären. Das gehörte nun wirklich nicht zu unserer Freundschaft.

Stattdessen blieb ich liegen, mein Herz raste inzwischen, während sein Gesicht meinem immer näher kam und wir beide fast zeitgleich die Augen schlossen.

Er küsste mich! Seine Lippen bewegten sich sanft gegen meine, seine Hände lagen flach auf meiner Brust, hielten mich fest.

Ich reagierte, doch mein Kopf hatte damit wenig zu tun. Denn ich erwiderte seinen Kuss, erlaubte ihm sogar, diesen zu vertiefen.

Es fühlte sich gut an. Es sollte sich nicht so gut anfühlen, seinen besten Freund zu küssen.
 

Jun

Endlich! Schon seit dem flüchtigen Kuss in der Küche, vielleicht sogar schon eher, hatte ich auf diesen Moment gewartet, in dem ich in aller Ruhe von seinen Lippen kosten konnte und es fühlte sich sogar noch besser als erwartet an. Unglaublich, wie hatte ich das nur vergessen können!?

Sanft, aber bestimmt, drang meine Zunge in seine Mundhöhle ein, bis ich gegen Juis Zunge stieß. Eine Hand verfing sich in seinem Haar, streichelte über seine Wange und seinen Hals, bis sie erneut die Brust erreichte. Meine Finger strichen über die Brustwarze, die sich unter dem Stoff seines Shirts abzeichnete, verharrten dort einen kurzen Moment, und glitten dann zurück zu seinem Haarschopf.
 

Jui

Überaus empfindlich reagierte ich auf seine Berührungen. Mein gesamter Körper schien sich ausschließlich auf diesen Kuss zu konzentrieren und die Stimme in meinem Kopf, die sagte, dass das hier falsch war, wurde immer leiser. Ich war schon ein toller Freund, dass ich das hier so ausnutzte. Wer wusste schon, ob ich ihm später noch in die Augen würde sehen können.

Als er meine Brustwarze streifte, zuckte ich leicht zusammen und keuchte auf.

Gleichzeit begann ich aber, mich etwas fester an seinen Körper zu krallen. Es tat so gut, dass er mich berührte. Ich war in diesem Moment machtlos.
 

Jun

Vorsichtig löste ich meine Lippen von seinen, ehe ich dazu überging, kleine Küsse auf seinem Hals zu verteilen. Angefangen unterhalb seines Ohrs, bis ich schließlich seine Halsbeuge erreichte, die ich mit kleinen Bissen und dem Einsatz meiner Zunge liebkoste. Noch einmal wollte ich sein Keuchen hören, den Beweis dafür, dass ihm gefiel, was ich tat. Denn jetzt musste ich ihn völlig neu kennen lernen und auch, wenn ich vorher bestimmt gewusst hatte, was er besonders mochte, musste ich es nun von neuem herausfinden.

Und so strich ich erneut über seine Brustwarze, dieses Mal die, die sich ein Stückchen unterhalb meines Mundes befand, während die freie Hand bis zum Saum seines Shirts glitt und diesen leicht in die Höhe schob, bis ich die glatte Haut seines Bauchs sehen konnte. Wie konnte ein Bauch nur so sexy sein, dachte ich ungläubig.
 

Jui

Mein Körper reagierte auf die Reizung, ich keuchte immer wieder und ließ ohne Gegenwehr zu, dass er meine nackte Haut berührte, mir diese eindeutigen Empfindungen schenkte. Bis ich spürte, dass auch meine Erregung für ihn spürbar zunahm.

"Nein!", rief ich panisch und stieß ihn förmlich von mir.

Fast schon wieder ängstlich verzog ich mich in eine Ecke des Raumes.

"Wir dürfen das nicht tun! Nicht heute, nicht solange du dein Gedächtnis nicht wieder hast!", erklärte ich mit Tränen in den Augen.

Ob er überhaupt noch mit mir befreundet sein wollte, wenn er seine Erinnerungen wieder hatte, wenn er wusste, wie schamlos ich seine Situation ausgenutzt hatte?
 

Jun

Irritiert, und auch eine Spur verletzt, betrachtete ich ihn, wie er nun so weit von mir entfernt stand, obwohl wir uns eben noch so nah waren.

ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte und warum er sich plötzlich zierte, und warum wir es heute nicht tun konnten, obwohl wir es doch garantiert schon etliche Male davor getan hatten. Ich fand nicht, dass meine Erinnerung dabei eine Rolle spielte, es sei denn...

Ich blickte ihm ins Gesicht, sah die Tränen, die sich in seinen Augen sammelten. Ich wusste nichts über Jui, das war mir jetzt klar.

Ich hatte ihn die ganze Zeit nur nach mir ausgefragt, aber ich hatte keine Ahnung, wer er war, wie er fühlte, was er erlebt hatte. Und ob es irgendwelche Dinge gab, auf die ich achten musste, um in kein Fettnäpfchen zu treten oder, wie es aussah, ihn an unschöne Dinge zu erinnern.

Vielleicht hatte ich irgendetwas getan, was ihn an einen Ex erinnerte, der schlecht mit ihm umgegangen war und er wollte deshalb, dass ich mich erst erinnerte, damit er mir das nicht noch mal erzählen musste.

Ich wandte beschämt den Blick ab und richtete ihn auf den Fernseher.

"Tut mir Leid...", sagte ich schließlich. Kurz überlegte ich, ob ich zu ihm gehen sollte, doch so wie er vor mir zurück wich, war das vermutlich nicht sinnvoll.

"Ich wollte es nicht falsch machen..."

Plötzlich hatte ich ein Bild vor Augen, einen kleinen Fetzen, den ich nicht zuordnen konnte und der vielleicht einem Traum oder meiner Fantasie entsprang.

'Verpiss dich', brüllte jemand und stieß mich grob von sich weg, woraufhin sich die Kante eines der umstehenden Tisch schmerzhaft in meinen Rücken bohrte.

Als ich den Kopf schüttelte, war das Bild weg und ich saß auf meiner Couch und Jui stand da hinten. Mit der Hand tastete ich meinen Rücken ab und bemerkte etwas, das sich wie ein Bluterguss anfühlte.
 

Jui

Erleichtert stellte ich fest, dass Jun von mir abließ und sich sogar entschuldigte.

Dadurch konnte ich mich wieder etwas beruhigen.

"Es tut mir auch Leid", sagte ich schnell und verbeugte mich, ehe ich den Mut fasste, mich wieder neben ihn zu setzen. Es war wirklich erbärmlich von mir, dass ich ihn dazu brachte, sich zu entschuldigen.

Er tastete schon einige Zeit lang seinen Rücken ab und ich fragte ihn verwundert, ob da etwas war, doch er verneinte.

Doch ich war zu fertig, zu müde, um mir weiter Sorgen zu machen. Für heute wollte ich nur noch schlafen.

"Lass uns ins Bett gehen. Der Tag war anstrengend", gab ich leise von mir.
 

Jun

Plötzlich wusste ich nicht mehr, ob ich Jui wirklich bei mir behalten wollte. Bis eben war noch alles so schön gewesen, doch jetzt war die Stimmung unangenehm und beklemmend. Noch immer wusste ich nur, dass ich etwas falsch gemacht hatte, aber nicht, WAS es war. ich hatte keine Ahnung, was in dem Mann vorging, der mich eben noch so umsorgt hatte und mir jetzt entfliehen wollte.

Ich traute mich auch nicht, ihn nach dem Grund für sein Verhalten zu fragen. Und noch weniger traute ich mich, ihn zu bitten, zu gehen.

Also stand ich wortlos und ohne ihn anzusehen auf und ging ins Badezimmer. Zum ersten Mal seit er bei mir war, fühlte ich mich wieder leer und verwirrt und erst jetzt merkte ich, dass die Kopfschmerzen wieder da waren.

Nach dem Zähneputzen zog ich den Yukata von den Schultern, bis ich einen Blick auf den Bluterguss auf Höhe meines Kreuzes werfen konnte. Größe und Breite entsprachen tatsächlich der einer Tischkante, doch als ich versuchte, nach den Erinnerungsfetzen zu greifen, entglitten sie immer wieder ins Nichts.

Ich zog mich seufzend wieder an und verließ das Badezimmer. Ich wollte Jui schließlich nicht mit meinem halbnackten Körper verschrecken.

"Ich such dir eine Decke für die Couch...", murmelte ich im Vorbeigehen.
 

Jui

Während Jun ins Badezimmer ging, richtete ich die Couch zum Schlafen her. Jun wusste sicherlich nicht mehr, wo sich nun was befand.

Im Flur begegnete ich ihm noch einmal.

"Ich habe schon alles, was ich brauche. Leg dich ins Bett. Schlaf gut. Bis Morgen", verabschiedete ich mich für den Abend.

Nachdem ich mich ebenfalls im Bad fertig gemacht hatte, legte ich mich auf die Couch und wickelte die Decke um meinen Körper.

Schlafen konnte ich kaum. Erst nachdem ich mich meinen hilflosen Tränen ergab, wurde es besser. Jetzt zu weinen war sinnlos, ich hatte den Fehler schon längst begangen und konnte nur noch versuchen, es nicht noch schlimmer zu machen.

Am nächsten Morgen war ich sehr früh wach, sodass ich ein ausgiebiges Frühstück für uns beide zubereiten konnte.

3. Kapitel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

4. Kapitel

Jun

Und wie ich einschlafen konnte. Ich hielt Jui nur wenige Minuten im Arm, bis mich die bleierne Müdigkeit in ihre Fänge nahm und mit sich zog.

Später riss mich der schrille Ton meiner Klingel aus tiefem Schlaf. Mit geschlossenen Augen tastete ich neben mich, dorthin wo ich Jui erwartete, doch seine Hälfte des Bettes war leer und das Laken zwar noch zerknittert, aber kalt.

Ich brauchte einen Moment, ehe ich mich erinnerte, dass er mir beim Frühstück von seinem Plan, Wechselkleidung zu holen, erzählt hatte.

Wieder klingelte es, und wieder.

Schwerfällig stützte ich mich auf meine Ellbogen und stemmte mich dann in eine sitzende Position, während mein Kopf noch mit Watte gefüllt zu sein schien. Erst als ich an meinem nackten Körper herunter sah, wusste ich wieder, wer und wo ich war. Ohne dass ich es verhindern konnte, schlich sich ein breites Grinsen in mein Gesicht und ich fragte mich, wann es wohl eine Wiederholung geben würde...

Mein Handy klingelte im Wohnzimmer und nun verschaffte ich es endlich, aufzustehen und zu diesem zu eilen. Fast schon erwartete ich, Juis Anruferbild auf dem Display zu sehen, aber stattdessen war es dieser andere, dieser Riku.

"Ja?", nahm ich das Gespräch verschlafen entgegen und schlich zurück ins Schlafzimmer, wo ich mich erneut in die Kissen sinken ließ.

"Jun! Wo steckst du!?"

"Hm? Zu Hause", antwortete ich knapp mit geschlossenen Augen.

"Dann mach mal auf! Ich klingel‘ hier schon die ganze Zeit..."

Ich tat wie mir geheißen, aber erst, nachdem ich in Unterwäsche und Yukata geschlüpft war. Gespannt auf das, was mich erwartete, verfolgte ich die Zahlen, die über dem Lift nacheinander aufleuchteten, bis sich die Türen öffneten und ein Mann, viel kleiner und gefährlicher wirkend als angenommen, mir entgegen schritt.

Ich war unsicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte und wünschte mir augenblicklich, Jui wäre hier, um mich von meiner Überforderung befreien.

"Hey...", sagte ich vorsichtig mit unsicherem Lächeln und einer Verbeugung, ehe ich ihn eintreten ließ. Auch er verbeugte sich, aber viel kürzer und nicht annähernd so tief wie ich.

"Na, Großer, alles klar?", fragte er salopp, während er wie selbstverständlich aus den derben Boots schlüpfte, ins Wohnzimmer ging und sich dort auf die Couch sinken ließ.

Ich nahm an, dass wir einen recht vertrauten Umgang miteinander hatten, daher äußerte ich mich nicht zu der Unverschämtheit. "Ja, alles klar", antwortete ich stattdessen und setzte mich zu ihm, während er in seiner Umhängetasche wühlte und zwei Dosen Bier hervorzog.

"Mann, du warst aber auch fertig an dem Abend! Du sahst aus wie ein Gespenst! Weißt du überhaupt noch was davon?"

Mit einem Zischen und einem Klacken öffnete er die erste Bierdose, hielt sie mir hin und wiederholte den Vorgang bei der zweiten. Während ich ihn so betrachtete, fiel mir auf, wie viele Piercings er hatte: vier in der Unterlippe, eins in der Augenbraue und mehr in den Ohren als ich auf den ersten Blick zählen konnte. Ich wusste zwar, dass das Körperschmuck war, aber viel schöner machte ihn das trotzdem nicht.

"Nein, gar nichts."

Riku nickte und nahm einen tiefen Schluck. "Ist vielleicht auch besser so... du warst richtig, richtig nervig. Gerade, als die beiden Weiber kamen."

Ich drehte die Dose zwischen meinen Händen und nahm erst einen Schluck, als er mich dazu aufforderte.

"Und die eine, die wollte es auch. Hundertpro! Hab erst echt überlegt, ob ich dich liegen lasse, aber na ja... das hab ich dann doch nicht übers Herz gebracht." Er lächelte eigentümlich und ich wusste nicht, ob ich ihm dankbar sein sollte, dass er mich nach Hause gebracht hatte oder ob ich ihn dafür verfluchen sollte, dass er auch nur daran gedacht hatte, mich mit Drogen vollgepumpt irgendwo liegen zu lassen.

"Danke", sagte ich dennoch, wenn auch etwas zerknirscht.

"Und als ich dich endlich abgeliefert hatte, war die Chance natürlich vorüber. Und du..."

Riku stellte seine Dose ab und nahm mir meine aus der Hand, was ich irritiert geschehen ließ. Seine Anwesenheit beunruhigte mich, ganz anders als Juis. In Juis Gegenwart fühlte ich mich wohl und geborgen, aber dieser hier machte mir irgendwie Angst. Kurz darauf wusste ich auch, warum.

Er rückte näher an mich heran, viel zu nah, um genau zu sein.

"...mit dir war GAR NICHTS mehr los. Da unten hat sich überhaupt nichts mehr getan, aber wenigstens hast du nicht mehr rumgeheult, sondern warst ganz gut drauf."

Ich konnte kaum sagen, was mich mehr überforderte - das, was er sagte, oder das, was er tat. Denn ich verstand seine Worte nicht und schon gar nicht, warum er plötzlich den Yukata von meinen Schultern streifte und mich gegen die Couchlehne presste.

"Wollen wir doch mal schauen, ob der kleine Jun heute wieder geht!", raunte er, ehe er seine Lippen auf meinen Mund legte und ungeniert meine nackte Haut berührte. Obwohl es sich nicht einmal annähernd so gut wie bei Jui anfühlte, war ich im ersten Moment zu perplex, um mich zu wehren.
 

Jui

Kaum das Jun eingeschlafen war, erhob ich mich, zog mir die Kleidung von gestern an und verschwand aus der Wohnung. Schon während der Heimfahrt in meine Wohnung kamen mir die Tränen.

Offensichtlich war ich dabei, mich in meinen besten Freund zu verlieben. Ihm ging es genauso, aber nur weil ich ihm nicht erklärt hatte, das wir noch keine Beziehung führten. Ich hatte ihn belogen.

Schnell packte ich genug Klamotten für die ganze Woche ein, dazu noch eine Festplatte mit diversen Bildern, wenn er sie denn noch sehen wollte.

Dann wischte ich mir die Tränen von den Wangen und begab ich mich eilig auf den Rückweg.

Da ich annahm, dass er auch jetzt noch schlafen würde, hatte ich mir einen seiner Wohnungsschlüssel geliehen, sodass ich die Räume betreten konnte, ohne ihn zwangsweise zu wecken.

Doch als ich in den Flur trat, hörte ich Stimmen.

Ich stellte meine Tasche ab und folgte den Geräuschen bis ins Wohnzimmer. Dort sah ich Riku, wie er Jun entkleidete und küsste.

Erschrocken nahm ich die Hand vor den Mund und rief kläglich: "Jun, Riku, was tut ihr da?"

Meine Beine zitterten.
 

Jun

"Das frag ich mich allerdings auch...", sagte ich kleinlaut. Riku schien das Schloss gar nicht erst gehört zu haben, darum hielt er erst inne, als Jui plötzlich im Raum stand und uns ansprach. Und wie er inne hielt - er zuckte regelrecht zusammen und war sogar noch schneller von mir runter als er auf mir gelegen hatte.

Obwohl ich nichts zu dem Verhalten des Sängers beigetragen hatte, fühlte ich mich schäbig und wie ein Betrüger, wenn ich mir Jui ansah, der offensichtlich dasselbe von mir dachte.

"Was tust DU hier!?", fragte Riku mit Blick auf meinen Freund, während ich mich aufsetzte und wieder anzog.

"ER ist mein Freund!", antwortete ich an Juis Stelle, blickte den Blonden neben mir strafend an und stand dann auf, bevor er auf die Idee kam, mich noch einmal anzufassen. "Und darum darf ER mich auch anfassen und DU nicht!"

Riku machte ein Gesicht, als hätte ich den Verstand verloren und blickte abwechselnd von mir zu Jui und zurück. Dann schnaubte er. "Seit gestern oder was?" Riku griff nach seinem Bier, nahm einen Schluck und drohte, daran zu ersticken, als ich ihm erklärte, dass wir bereits seit einem halben Jahr ein Paar waren. Er hustete einige Male, ehe er seine Sprache wiederfand.

"Dann solltest du ihm vielleicht was beichten! Mann, und ich dachte, ihr steht nicht auf Pussys!?", entfuhr es ihm so plötzlich und so unhöflich, dass es mir die Sprache verschlug und ich hilflos und voller Scham zu Jui blickte.
 

Jui

Meine Stimme hatte ich immer noch nicht ganz wieder gefunden, sodass Jun für mich antwortete.

Es schmerzte mich, dass Jun so voller Überzeugung erklärte, dass wir bereits ein halbes Jahr zusammen waren. Ich senkte den Kopf. Es war meine Lüge.

Doch Rikus Unhöflichkeit sicherte ihm wieder einmal alle Aufmerksamkeit.

"Wen nennst du Pussy? Immerhin haben wir es im Leben zu etwas gebracht und was machst du? Vögelst dich durch die Gegend und schaust, wen du auf dein kleines Futon zerren kannst!", giftete ich ihn an, so wie wir es eigentlich immer taten, wenn wir uns mal länger unterhalten mussten.

"Jun, wenn er nichts zu deinem Black-out zu sagen hat, dann sollte er gehen", sagte ich und verließ den Raum, um mich in der Küche zu verschanzen.
 

Jun

Ich blieb wie versteinert an Ort und Stelle stehen als das Wortgefecht losbrach.

"Im Leben was erreicht!? Was hast DU denn erreicht, was du nicht irgendwem anders zu verdanken hättest!?", rief Riku meinem Freund noch hinterher, als er den Raum verließ und mich somit mit diesem Fremden allein ließ. Gerne hätte ich Jui verteidigt, aber was wusste ich schon davon, was Jui bisher getan oder erreicht hatte, geschweige denn, wie?

Aber nicht nur das bereitete mir Sorgen - ich hatte keine Ahnung, wie ich mit Riku umgehen sollte oder mit seinem Spott und obendrein wusste ich nicht, wie ich Juis Reaktion deuten sollte. Hatte er gesehen, dass ich völlig überrumpelt war oder dachte er, ich hätte absichtlich etwas mit Riku?

Gerade wollte ich Jui in die Küche folgen, als mich der Kleinere am Arm packte und zurückzog.

"Jetzt mal ohne Scheiß, Jun", sagte er und blickte forschend in mein Gesicht. "Mit dir stimmt doch was nicht!"

Ich starrte wortlos zurück, unsicher darüber, ob ich etwas dazu sagen wollte oder nicht. Doch egal, wie ich es auch drehte und wendete - letzten Endes musste ich einsehen, dass Jui mir zwar Trost spenden konnte, aber selbst nicht wusste, was an dem Abend passiert ist, an dem ich mein Gedächtnis eingebüßt hatte. Riku hingegen schon. Wenn mir einer weiterhelfen konnte, dann wohl er. Ich wünschte nur, Jui wäre noch hier, um sich das mit anzuhören.

Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als Riku mich zur Couch zog und auf diese hinabdrückte.

"Bist du auf dem Trip hängen geblieben, oder was ist los? Du bist seit Jahren Single! Denkst du, ich hab das vergessen oder spielst du der Flasche was vor?"

Er sprach leise, während er dicht neben mir saß und mir eine Hand aufs Knie legte.

WAS!?

"Ich weiß nicht, wovon du redest... Er ist mein Freund und ich spiele ihm ganz bestimmt nichts vor!" Unsanft schob ich seine Hand von meinem Knie. "Und ich will nicht, dass er was Falsches von mir denkt!"

Plötzlich ergriff er meine Schultern, umfasste die kräftig und eisern, als er mich schüttelte.

"Jun, was laberst du da!? Weißt du noch, wie oft wir's im letzten halben Jahr getrieben haben, während du angeblich mit ihm zusammen warst!?"

"Du lügst!", beharrte ich und kämpfte gegen seinen Griff an, doch das war gar nicht nötig. Er ließ mich urplötzlich los und wandte sich ab, steuerte dabei zielstrebig die Küche an.

"Jui!?", rief er in drohendem Tonfall. Seine Stimme schien in der gesamten Wohnung widerzuhallen, aber vielleicht bildete ich mir das auch ein. "Was IST mit ihm?", fragte er dann an den Sänger gewandt, als er meine Küche erreichte.
 

Jui

Da es mich im Grunde genommen nichts anging, was die beiden trieben oder nicht trieben, zog ich es vor, das Geschirr zu spülen. Es hatte sich inzwischen eine Menge davon angesammelt.

Plötzlich schrie Riku nach mir und stürmte in die Küche. Ich drehte mich zu ihm um und verschränkte die Arme.

"Eigentlich solltest du darüber mehr wissen als ich. Er hat falsch zusammen gemixtes Chrystal konsumiert. Ich weiß nicht, wer es ihm untergemischt hat, aber der Arzt meinte, das geht gerade herum. Er hat temporär das Gedächtnis verloren. Und wenn du keine handfeste Vermutung hast, wer ihm das untergemischt hat, komm nächste Woche wieder, dann ist alles so wie früher", versuchte ich ihn schnell wieder loszuwerden, ehe er zu viele Fragen dazu stellte, warum Jun und ich auf einmal zusammen waren.
 

Riku

Wieder einmal fiel mir auf, dass ich Jui nicht mochte. Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob es daran lag, dass wir beide einst Sänger beim gleichen Label und somit direkte Kontrahenten waren oder ob es doch an seinem Charakter lag.

Trotzdem, hier ging es um Jun, der immer noch ein guter Freund und ein aufregender Gelegenheitsliebhaber war. Zumindest, solange er Herr seiner Sinne war und nicht zu aufdringlich wurde. Ihm zuliebe wollte ich mich ausnahmsweise zusammenreißen und versuchen, ein vernünftiges Gespräch mit diesem Sänger zu führen.

"Gedächtnis verloren", wiederholte ich wenig intelligent und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen einen Küchenschrank. "Das ist übel..."

Ich knabberte gedankenverloren an meinen Lippenpiercings, während ich den besagten Abend Revue passieren ließ.

"Zeitweise, sagst du? Na ja... das ist halt immer so das Risiko."
 

Jui

Einen winzigen Moment glaubte ich Mitgefühl und Sorge bei Riku zu sehen, etwas, was ich bisher noch nicht kannte. Eine Seite, die er mir als flüchtige, unangenehme Bekanntschaft wohl nie hatte zeigen wollen.

Doch dann hörte ich Worte, die man recht negativ interpretieren könnte. Das wäre immer ein Risiko?

"Riku? Habt ihr das zusammen eingekauft? Von diesen Frauen? Wo hattet ihr es her? Da ist eine Gruppe, die mischt die Drogen absichtlich falsch zusammen! Ihr müsst aufpassen...", versuchte ich, noch weitere Informationen von ihm zu bekommen. Ihm Vorwürfe zu machen würde mich hier nicht weiter bringen, auch wenn ich ihn am liebsten geschlagen hätte.
 

Riku

"Von den Frauen!"

Ich schnaubte. Allein schon die Vorstellung war lächerlich. Ich brauchte nicht einmal nachzufragen, wie er darauf kam. Wenn er sich hier schon länger aufhielt - und danach sah es aus, schließlich machte er gerade Juns Abwasch - hatte Jun ihm wohl das Bild gezeigt, dass ich ihm geschickt hatte.

"Klar, die sind von der ganz üblen Sorte!", fügte ich sarkastisch hinzu. "Die haben nur so große Dinger, weil die mit Chrystal ausgestopft sind!"

Ich schüttelte den Kopf und holte dann eine zerknüllte Packung Zigaretten aus meiner Hosentasche und entzündete eine.

"Von so einer Gruppe weiß ich nichts. Aber bei solchen Mischungen kann immer was schief gehen. Selbst wenn es richtig gemischt ist, kann es schief gehen, oder glaubst du, richtiges Chrystal ist gesund?"

Wieder schüttelte ich den Kopf, dann wandte ich meinen Kopf zur Tür und sah wie Jun mit gesenktem Blick wie ein geprügelter Hund über den Flur schlurfte und wortlos an der Küchentür stehen blieb.

"Aber glaub mal, er hatte einen schönen Abend. Oder, Jun?"

Als ich ihn ansah, tat er mir schon wieder Leid. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen, blieb aber stumm.
 

Jui

Jetzt reichte es wirklich, ich wusste alles, was ich wissen musste. Riku und Jun hatten diese Drogen zusammen genommen, und zumindest bei Riku war ich mir sicher, dass es nicht das erste Mal war.

Um den Rest zu erfahren, wartete ich lieber, bis Juns Gedächtnis wieder da war. Ich wollte lieber von ihm als von Riku hören, warum er Drogen nahm.

"Du solltest jetzt besser gehen. Jun hat die ganze Zeit schon starke Kopfschmerzen und er wird sich gleich wieder hinlegen. Nächste Woche könnt ihr sicherlich wieder wie gewohnt feiern gehen", sagte ich weiterhin möglichst diplomatisch, da Riku offensichtlich doch irgendwie darauf reagierte und im Endeffekt tat, was man von ihm wollte. Dass er manipulierbar war, hätte ich nicht gedacht.
 

Riku

"Dann kümmer‘ dich mal schön um seine Depris. Die nerven nämlich."

Ich wandte mich ab, klopfte Jun im Vorbeigehen auf die Schulter und holte dann mein Bier aus der Wohnstube, ehe ich mir im Flur die Stiefel anzog. Ich ließ meine eigenen Worte Revue geschehen und entschied, dass Jun eigentlich nichts dafür konnte, dass ich Jui nicht mochte. Sofort beschlich mich ein schlechtes Gewissen, sodass ich Jun noch kurz bevor ich ging, zu mir heran rief.

Er zögerte, aber schließlich kam er doch zu mir. Ich wartete, bis er nah genug war und wagte erst dann, meine Arme um ihn zu legen.

"Sorry, Großer. Werd schnell wieder gesund, ja? Und ruf mich an, wenn du was wissen willst.... Oder wenn ER mal nicht da ist, damit wir ein bisschen quatschen können, ja?"

Ich strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und er nickte langsam, offenbar verwirrt von meinem vermeintlichen Sinneswandel, der eigentlich keiner war. Aber wer konnte es ihm verdenken, dass er das nicht verstand.

"Ich wollte das auch nicht, ey... Oh, und wenn du dich wieder an alles erinnerst, ruf auch an, ja?"

Wieder nickte er, wie ich es von ihm gewohnt war und ich gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe ich mich von ihm löste.

"Dann bis nächste Woche!", rief ich lauter und schlug die Tür hinter mir zu. Was für ein erfolgloser Abend… eigentlich hatte ich mir davon mehr erhofft, als nur ein paar Küsse. Doch sicher würde der nächste Club eine Möglichkeit für mich bereithalten, meine überschüssige Energie loszuwerden.

Während ich das Gebäude verließ, überfiel mich für einen Moment sogar so etwas wie Erleichterung darüber, dass Jun sein Gedächtnis verloren hatte und Jui bei ihm war. Vielleicht brachte das eine bedeutende Wendung mit sich, von der Jun eigentlich nur profitieren konnte. Wenngleich mein Penis garantiert größer war als Juis. Wenn er ihn denn dafür benutzte. Vorstellen konnte ich es mir nicht.
 

Jui

Jun stand die ganze Zeit wie ein getretener Hund in der Tür, sagte aber nichts. Als Riku ihn noch einmal zu sich rief, widmete ich mich wieder dem Abwasch.

Nachdem er dann wirklich die Wohnung verlassen hatte, ging ich in den Flur und umarmte Jun vorsichtig von hinten.

Für mich war es kaum zu begreifen, dass er wirklich freiwillig Drogen genommen hatte, wie musste es dann erst für ihn sein?

Ich war froh, dass er mich nicht wegschubste, sondern sich in meinen Armen drehte und den Kopf in der Halsbeuge versteckte.

"Ich mache dir keinen Vorwurf", sagte ich leise.
 

Jun

Wieder wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Genau genommen, wusste ich gar nichts mehr. Denn selbst die Dinge, die ich zu wissen geglaubt hatte, waren seit Rikus Auftauchen über einen Haufen geworfen worden.

Jui sagte, er war mein Freund. Riku sagte, Jui war nicht mein Freund. Und Riku küsste mich wie selbstverständlich, sagte aber nicht, dass er mein Freund wäre, dafür aber, dass ich im letzten halben Jahr oft mit ihm geschlafen hatte.

Das einzige, dessen ich mir wirklich sicher war, waren meine Gefühle, die ich für den Mann hegte, der jetzt bei mir stand und mich genauso in den Arm nahm, wie Riku vor wenigen Minuten, nur mit dem Unterschied, dass ich mich bei Jui viel wohler fühlte.

Also glaubte ich nicht den Worten eines Fremden, sondern meinem Herzen. Ich umfasste Jui fester, klammerte mich förmlich an ihn, als wäre es das letzte, was mir Halt geben konnte. Im Grunde war es ja auch so.

"Das solltest du aber", antwortete ich nach einer Weile. Als Riku von unserer Affäre sprach, die wir offensichtlich hatten, wusste er noch nicht von meinem Gedächtnisschwund. Demnach hatte er auch keinen Grund, mir etwas zu erzählen, was nicht stimmte. Schon gar nicht, wenn Jui daneben stand.

"Ich hab dich betrogen, Jui!"

Ich hatte es nicht in lebhafter Erinnerung, aber was änderte das schon an dem Fakt? Es tat mir trotzdem so unendlich Leid und ich fragte mich, wie ich so dumm sein konnte, jemanden wie ihn, der so gutherzig und hübsch war, zu betrügen. Und dann auch noch so oft, wenn ich das richtig verstanden hatte.

Schon wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, als mir bewusst wurde, was das bedeutete. Wenn Jui alle Sinne beisammen hatte, verließ er mich auf der Stelle - was sollte einer wie er mit einem wie mir, der untreu war und sich mit Drogen den Verstand wegballerte?

"Es tut mir so leid, Jui! Aber vielleicht ist es gut so", sagte ich mit stockender Stimme. "Sonst hättest du es vielleicht nie erfahren und ich hätte so weiter gemacht..."
 

Jui

Fest hielt ich Jun in meinen Armen.

"Nein, du hast mich nicht betrogen. Es ist in Ordnung. Bitte mach dir keine Gedanken. Ich werde es dir erklären. Du hast keinen Grund, dich schlecht zu fühlen. Und über die Drogen reden wir, wenn du dich wieder an alles erinnerst", versuchte ich ihn zu beruhigen und hob seinen Kopf an, um ihn ansehen zu können. Sein Gesicht war blass und die Augen zusammen gekniffen. Er musste wieder Schmerzen haben. In der Hoffnung ihn zu beruhigen, setzte ich einen federleichten Kuss auf seine Lippen.

"Du siehst nicht gut aus, ich bringe dich ins Bett", erklärte ich und schlang meine Arme fester um seine Hüften, ehe ich ihn anhob und ins Schlafzimmer trug.

"Bitte ruh dich aus. Ich muss dir noch mehr aus deiner Vergangenheit erzählen, aber ich glaube nicht, dass du gerade noch mehr verkraften kannst“, versuchte ich seinen Protesten entgegen zu wirken und holte die Tabletten zusammen mit einem Glas Wasser aus der Küche.

Lange würde ich nicht mehr haben, heute, in wenigen Minuten oder Stunden musste ich es ihm erklären.

"Nimm die Tablette", befahl ich mit fester Stimme.
 

Jun

Zögerlich kam ich seiner Aufforderung nach, nahm die Tablette zwischen meine Lippen und spülte sie mit dem Wasser herunter.

Gleichzeitig fragte ich mich, ob es nicht klüger wäre, wenn ich aufhörte, nachzudenken. Wann immer ich versuchte, die Informationen, die man mir gab, in ein sinnvolles Gefüge zu bringen, musste ich erkennen, dass ich es falsch kombinierte. Darum beschloss ich, ab sofort nur noch Jui nachdenken und mir einfach seine Geschichten erzählen zu lassen. Anscheinend war ich zu dumm, diese Dinge zu verstehen. Aber was soll's, immerhin wusste ich nun, dass ich Jui nicht betrogen hatte und das beruhigte mich ungemein.

"Also waren wir zu der Zeit gar nicht zusammen... oder ist es eine offene Beziehung?", überlegte ich dann entgegen meines Vorhabens doch laut.

"Wenn das so ist, dann will ich das nicht mehr. Nur noch wir beide, okay?"

Ich stellte das Glas ab und umarmte ihn erneut, zog ihn näher zu mir heran.

"Ich muss auch gar nicht alles auf einmal wissen...", sagte ich während ich seinen Duft in mir aufsog.

"Aber... wusstest du denn von mir und ihm?"
 

Jui

Nachdem er die Tablette genommen hatte, legte ich mich neben ihn und ließ mich wieder umarmen.

Er hatte mir eine Vorlage geliefert. Hatte es selbst angesprochen. Und auch, wenn er meinte nicht alles auf einmal wissen zu wollen.

"Nein, ich wusste nichts vom ihm, aber das lag sicherlich daran, dass ich mich nicht sehr gut mit ihm verstehe. Du erzählst sehr selten von ihm", erklärte ich ihm erst einmal, ehe ich versuchte neuen Mut zu fassen.

"Würde es dich sehr schockieren, wenn wir nicht zusammen gewesen sind?", hauchte ich tonlos. Hielt ihn dabei noch fester, ich wollte nicht, dass er mich von sich stieß, auch wenn ich es verdient hatte.
 

Jun

Würde es mich schockieren? Ich überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf.

"Nein, ich bin dann sogar erleichtert, wenn ich dich nicht betrogen habe... "

Ich streichelte ihm sanft durchs Haar, dann über die Wange, lächelte ihn glücklich an.

"Ist doch egal, wenn wir zwischendurch mal nicht zusammen waren. Ich will auch gar nicht wissen, warum!"

Was auch immer der Grund für unsere vorübergehende Trennung gewesen sein mag... oder warum Riku und Jui nichts voneinander wussten - damit konnte sich der Jun mit den Erinnerungen auseinander setzen. Ich hatte darauf keine Lust. Mir reichte es, wenn ich hier neben meinem Freund liegen und seine Nähe genießen konnte.

"Bleiben wir jetzt den ganzen Tag im Bett?", fragte ich selig.
 

Jui

Meine Erleichterung verpuffte innerhalb von Sekunden. Einfach so. Eins Satz, und mein Körper erzitterte erneut.

Er ging nach wie vor davon aus, dass wir eine Beziehung führten.

Verzweifelt verbarg ich das Gesicht in seinem schönen weichen Haar, das immer so gut roch.

"Was immer du möchtest. Mein krankes Baby soll doch schnell wieder gesund werden", nuschelte ich gegen seine Haare und schloss meine Arme noch fester um ihn, als wolle ich ihn wirklich nie wieder loslassen.

So war es auch.

Heute Morgen noch wollte ich nicht, dass er mich berührte, dass er mir nahe war, wahrscheinlich aus Angst vor meinen aufkeimenden Gefühlen.

Doch jetzt hielt ich ihn, so fest ich konnte, aus Angst, er könne mich von sich stoßen.

5. Kapitel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

6. Kapitel

Jun

Selbst als ich aufwachte, fühlte ich mich immer noch erschöpft. Ich wusste selbst nicht, wie ich es geschafft hatte, aber irgendwie hatten wir uns unter der Dusche noch ein drittes Mal unserer Lust hingegeben und waren dann völlig ermüdet, aber dafür sauber und zufrieden nebeneinander eingeschlafen.

Heute Morgen hielt ich ihn noch immer im Arm, auch wenn er sich im Laufe der Nacht weggedreht hatte.

Das Blinken meines Handys auf dem Nachtschrank zog meine Aufmerksamkeit auf sich und unterbrach meine Gedanken an gestern. Noch immer verschlafen griff ich danach und öffnete eine SMS von einem Schwarzhaarigen namens Toya. Mein Rhythmus-Gitarrist. Innerlich gratulierte ich mir dazu, irgendwann einmal alle Kontakte mit Bildern versehen zu haben. Das machte es mir einfacher, mir meine Bekannten zu merken und ich hoffte, sie auch ein bisschen kennen zu lernen, in dem ich Nachrichten mit ihnen austauschte. Eine Nachricht von Toya kam mir also gelegen. Das dachte ich zumindest, bis ich den Inhalt las.

//Hallo Jun. Alles gut? Das Fotoshooting von der Cure morgen steht doch trotzdem noch, oder!? Was hast du überhaupt?//

Fotoshooting? Morgen!?

Unsicher darüber, was ich davon halten oder wie ich darauf antworten sollte, tippte ich Jui an. Vielleicht war er ja sogar schon ein bisschen wach...

"Jui, Toya hat mir geschrieben..."
 

Jui

Mein Geist war wach. Zumindest wach genug um zu spüren, wie ausgelaugt mein Körper war. Vier Mal an einem Tag schlauchte, wenn man eine Durststrecke hinter sich hatte.

Unwillig, meine Augen schon zu öffnen, knurrte ich nur, als Jun mich ansprach.

Ohne nachzufragen, hielt er mir sein Handy vor die Nase. Das helle Licht des Displays brannte sich tief in meine Augen ein, sodass ich die Schmerzen noch bis in die Stirn spürte. Warum hatte er die Helligkeit auch so extrem eingestellt? Nur langsam gewöhnten sich meine Augen daran und ich konnte die Nachricht lesen.

Fotoshooting ... Cure ...

"Oh mein Gott, Jun, das ist wichtig! Wir müssen dahin!"

Aufgeregt sprang ich in eine hockende Position, war sofort hellwach. An Schlaf war nicht mehr zu denken und mein Schmerz vergessen.
 

Jun

"Müssen wir das?" Ich verzog unwillig das Gesicht.

Ich konnte mir selbst kaum erklären, warum und ob es vielleicht ein normaler Teil meines Wesens war, aber mich nervte alles, was damit zu tun hatte, sich mehr als nötig zu bewegen, sich anzuziehen, oder gar das Haus zu verlassen.

Es reichte mir, hier zu bleiben, solange ich nur Jui bei mir hatte. Und letztendlich war daran doch nichts Verwerfliches - Jui liebte mich offensichtlich so wie ich war.

"Ich bin doch die ganze Woche krank. Das ist wie Urlaub, hast du gesagt", erinnerte ich ihn an seine eigenen Worte, und drückte ihm dann mein Telefon in die Hand.

"Antwortest du ihm so, wie ich antworten würde? Oh, und wegen der Frage, was ich habe, was sagen wir da? Grippe oder so?"

Und was zum Teufel ist eine Cure!? Bevor ich die Frage stellte, fiel mir auf, dass es mich eigentlich nicht interessierte. Wenn ich genauer darüber nachdachte, fiel mir auf, dass mich außer Jui und Sex mit Jui nichts besonders interessierte. Doch selbst dazu wäre ich jetzt zu müde.
 

Jui

Mit weit geöffneten Augen starrte ich Jun an. Das Gesagte musste ich erst einmal verdauen, atmete ein paar Mal tief ein und aus.

"Jun... ich weiß es ist gerade schwer für dich. Aber dieses Shooting ist sehr sehr wichtig. Die Cure ist ein so berühmtes Musikmagazin, wir können froh sein, dass die uns überhaupt ablichten wollen", erklärte ich und nahm seine Hand in meine.

"Ich verspreche dir, ich werde alles tun, um es dir zu erleichtern, wenn du willst können wir auch eine Krankheit vorspielen, wobei ich dann eher zu einem verstauchten Handgelenk oder so tendieren würde ... Bitte, das ist vielleicht unsere einzige Chance!" Gut, der letzte Satz war übertrieben, aber generell war es unhöflich, so spät abzusagen und ich glaubte nicht, dass wir dadurch Pluspunkte sammelten.
 

Jun

Ich fragte mich, wie der Jun mit Erinnerungen darüber dachte. Ob ihm diese Sache genauso wichtig wäre wie Jui oder Toya, oder ob es ihm so wenig bedeuten würde wie mir im Moment.

Natürlich hatte ich das Video von unserer Band gesehen. Hatte gesehen, wie es mich mit Freude erfüllte, auf einer Bühne und einem großen, jubelnden Publikum zu stehen... aber wenn man es genau betrachtete, war das in meinen Augen nur ein Fremder, dem ich noch nie begegnet war. Es war fast so, als hätte ich mir ein Konzert von IRGENDEINER Band angesehen. Die Musik hatte mir gefallen, aber sie bedeutete mir nichts. Nur Jui, der mich schon beinahe anflehte, bei der Sache mitzumachen, war der Grund, warum ich schließlich widerwillig nickte.

Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie das ablaufen sollte, aber irgendwie würde es wohl werden....

"Wenn du meinst, dass ich das hinkriege..." Ich zuckte mit den Schultern.
 

Jui

Er hatte zugestimmt. Erleichtert seufzte ich auf.

"Ja, du schaffst das, ich zeig dir deine typischen Posen und helfe dir beim Anziehen! Geschminkt werden wir, da haben wir keinen Einfluss drauf. Du möchtest nicht, dass die anderen es rausfinden, habe ich Recht?", fragte ich ihn und er nickte nur stumm.

"Auch dabei werde ich dir helfen. Ich bringe dir alles bei, was du wissen musst. Vertrau mir!", sagte ich schnell und rückte wieder näher zu ihm auf, sodass er seinen Kopf an meine Schulter legen konnte, was er auch tat.

Sanft legte ich meine Arme um ihn.

"Komisch, sonst bin ich immer der Stubenhocker von uns beiden...", erklärte ich schmunzelnd, als mir auffiel, dass ich ihn sowohl von der Notwendigkeit des Einkaufens, als auch des Fotoshootings überzeugen musste.
 

Jun

"Stubenhocken ist ja auch viel schöner als arbeiten, oder nicht?", fragte ich, nicht ganz ernst gemeint, während ich seine Nähe genoss.

"Vielleicht wäre ich ja auch motivierter, wenn du nicht nackt neben mir sitzen würdest. Wie soll man denn da noch Lust haben, rauszugehen?"

Wie um meine Worte zu unterstreichen, platzierte ich einen flüchtigen Kuss auf seiner Stirn.

Na ja, vielleicht machte es ja sogar ein bisschen Spaß, sich diese Sachen von Jui beibringen zu lassen, überlegte ich schließlich. Und selbst wenn nicht - solange ich in diesem Zustand war, schadete ein bisschen Nachhilfe vielleicht gar nicht mal.

Ich nahm mein Handy schließlich wieder zur Hand, um meine Nachricht zu beantworten.

//Was muss, das muss! Mir geht's gut, und dir?//
 

Jui

Im Anbetracht dieser Begründung musste ich wirklich lachen.

"Jetzt wo du es sagst ... da könntest du Recht haben..."

Ein letztes Mal drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, strich verführerisch über seine Brust und erhob mich. Wenn er sich so nackt an mich kuschelte, war er schon recht verführerisch, sodass ich mir schnell wieder Shorts überzog.

"Du solltest dir auch etwas anziehen!", wies ich ihn an, als er noch immer so verführend nackt auf dem Bett saß und eine SMS schrieb.

"Stehst du gleich mit auf, oder soll ich schnell in die Drogerie flitzen?", fragte ich, während ich mich anzog und versuchte, dem Drang zu widerstehen, Juns nackte Haut zu berühren.
 

Jun

Die Gelegenheit, einfach liegen zu bleiben, war günstig und doch dachte ich an gestern und befand es besser, Jui dann doch zu begleiten.

Denn kaum hatte ich meinen Freund gestern aus den Augen gelassen, war da plötzlich dieser Fremde aufgetaucht, der mich erst flachlegen wollte, dann gehässig zu Jui war und am Ende doch wieder kuschelig wurde.

Meine eigenen Stimmungen waren schon verwirrend genug - da musste ich mich nicht noch mit denen anderer beschäftigen. Ich entschied, dass allein sein schlimmer war als raus zu gehen.

"Lass mich nicht allein", bat ich daher und raffte mich dann auf, obwohl es mich Überwindung kostete.

"Noch so einen komischen Besuch halte ich nicht aus. Außerdem will ich nicht, dass dich einer wegfängt, wenn du allein draußen herumschleichst!"

Ich trottete zu meinem Schrank und suchte mir Kleidung heraus.

Ich entschied mich für eine halblange Jeans, witzige Socken und einem übergroßen weißen T-Shirt mit buntem Aufdruck.

"Nimmst du mich so mit?"
 

Jui

Als ich meine restliche Kleidung zusammen suchte, erhob auch Jun sich.

Mit einem Mal wollte er mich unbedingt begleiten. Es war mir recht, frische Luft war sicherlich gut für ihn.

"Klar kannst du mitkommen, wenn du dich anziehst. Nackt nehme ich dich nicht mit, das lenkt zu sehr ab!“, versuchte ich ihn auf witzige Weise zu beruhigen. Er war auf einmal so verängstigt und klein. Das kannte ich noch gar nicht so wirklich von ihm.

"Keine Sorge, mich hat 30 Jahre keiner weggeschleppt, da fangen sie jetzt auch nicht mehr damit an."

Ich beobachtete seine Kleidungswahl, die schon wieder etwas typsicher für ihn war, was mich beruhigte.

"Natürlich nehm ich dich mit, komm." Dazu hielt ich ihm meine Hand hin und wir gingen in den Flur, um unsere Taschen zu nehmen und die Schuhe anzuziehen.

"Wie geht‘s eigentlich deinem Kopf?", fiel mir plötzlich ein. Ging es ihm überhaupt gut?
 

Jun

Ich schlüpfte in die grünen Boots, ließ dabei aber die Schnürsenkel offen, weil es meiner Meinung nach einfach cooler aussah.

"Schon besser", antwortete ich auf seine Frage bezüglich meiner Kopfschmerzen. Tatsächlich hatte sich mein allgemeiner Zustand inzwischen merklich verbessert. Ich konnte mir auch gut vorstellen, wer der Grund dafür war.

Ich warf einen prüfenden Blick auf den Rand seines T-Shirts, dorthin, wo sich dunkle Flecken deutlich von seiner weißen Haut abhoben. Man sah sie nicht alle, da einige Stellen von seinem T Shirt bedeckt waren, doch das, was man sah, reichte mir aus, um einmal mehr das Gefühl zu haben, dass er mir gehörte.

Ob er allerdings schon bemerkt hatte, was er mit sich herumtrug, wusste ich nicht.

"Einmal ist immer das erste Mal. Aber keine Sorge, ich pass auf, dass dir keiner zu nahe kommt!" Ich grinste und hängte mir meine Tasche um, um dann mit ihm das Haus zu verlassen. Aber so richtig Lust hatte ich immer noch nicht.
 

Jui

Kurz bevor wir die Wohnung verließen, musterte er mich einen langen Moment. Ich wusste nicht warum, und ignorierte es.

Noch immer hatte ich das Gefühl, mich beeilen zu müssen, damit Jun bald wieder nach Haus kam, deswegen gingen wir schnellen Schrittes in den gewünschten Laden und standen nur wenige Minuten später vor dem Kondomregal.

Zielsicher suchte ich die Sorte und Marke heraus, die sich in seinem Nachtschrank befunden hatte.

"Die hier, nehme ich an?", versuchte ich ihn zumindest ein bisschen in die Entscheidung einzubeziehen. Er wurde etwas rot und nickte zustimmend.

Ich grinste und zog ihn zur Kasse, um zu bezahlen.

"Siehst du, und jetzt geht es schon wieder nach Hause", munterte ich ihn auf.
 

Jun

"Du bist echt cool", stellte ich anerkennend fest, als wir das Geschäft verließen und wieder die belebte Hauptstraße betraten. Ich wusste nicht genau, ob es nur mir so vorkam... aber ich fand, dass die Leute schon auffällige Blicke zu uns geworfen hatten, als wir beide am Regal mit den Kondomen standen. Bevor wir den Laden betreten hatten, hatte ich sogar darüber nachgedacht, mich direkt vor dem Regal an ihn zu schmiegen, aber irgendwie war mein Schamgefühl dann doch zu groß gewesen. Und diejenigen, die uns da zusammen gesehen hatten, hatten sich vermutlich auch so ihren Teil gedacht.

"Hast du den Blick von der Kassiererin gesehen? Die wusste gleich, dass wir die zusammen benutzen!"

Nun, das lag vielleicht auch daran, dass Jui mich zur Kasse gezogen hatte.

"Aber jetzt, wo wir schon einmal unterwegs sind, hab ich doch Lust auf Fisch..."
 

Jui

"Warum denn das?", fragte ich verwundert, als wir uns auf dem Rückweg befanden.

"Ach, so kommt einen das immer vor wenn man Kondome kauft. Wir haben uns schon einmal einen Spaß gemacht. Du hast Kondome in Übergröße gekauft und der Verkäuferin sind fast die Augen rausgefallen!", erklärte ich lachend und stupste ihn mit meiner Schulter an.

Verwundert musste ich feststellen, dass er mit einem Mal doch Appetit auf etwas hatte.

"Gut, dann gehen wir jetzt noch in den Supermarkt, du suchst dir was aus und ich koche nachher etwas Gutes", schlug ich vor.

Wie ich feststellte, musste er mir wohl wirklich verziehen haben, nichts an ihm deutete darauf hin, dass er mir noch böse sei.

"Du bist so niedlich", sagte ich ihm. Einfach nur so, ohne Grund.

7. Kapitel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

8. Kapitel

Jui

Nach dem Einkaufen begann unser Training. Ich zeigte Jun die üblichen Posen, die er dann vor dem Spiegel üben musste, bis er selbst zufrieden war. Als er alleine übte, bereitete ich den gekochten Fisch für das Mittagessen zu.

Hin und wieder zeigte Jun seine Unlust, doch ich blieb streng und erlaubte nur kleine Pausen.

Er murrte darüber zwar etwas, doch ich versprach, ihn nach dem Shooting den ganzen restlichen Tag zu verwöhnen. Das half dann etwas und er hörte sich kommentarlos die Informationen an, die ich ihm über unsere Bandkollegen gab.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker sehr früh.

Jun ignorierte das Ganze gekonnt, weshalb ich mich zuerst anzog und fertig machte, wobei wir nicht viel tun mussten, außer die Zähne zu putzen, alles andere würde am Set geschehen. Dann weckte ich Jun mit einem sanften Kuss, half seinem noch halb im Schlaf befindlichen Geist beim Anziehen und spornte ihn im Bad an, indem ich mich von hinten an ihn kuschelte.

Kaum in meinem Wagen angekommen, schlief er auch schon wieder. Grinsend fuhr ich zum Ort des Shootings.

Erst als mein Wagen schon wieder stand, weckte ich ihn erneut sanft, da ich nicht wollte, dass er schlechte Laune bekam.
 

Jun

Wieder einmal war mir das alles viel zu aufregend und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder zu Hause mit Jui im Bett zu liegen, Küsse auszutauschen und zwischendurch seine Mahlzeiten zu verzehren.

Das war mir wenigstens vertraut, ganz im Gegensatz zu dem großen Verlagsgebäude und den vielen Menschen, die hier herum liefen.

Ich atmete ein und tief aus, ehe ich wagte, das Auto zu verlassen.

Ich versteckte meine zitternden Hände in den Hosentaschen und ging einige vorsichtige Schritte, ehe uns ein großer Schwarzhaariger mit rundem, freundlichem Gesicht und ein kleiner blonder grinsend entgegen kamen. Toya und Shingo nahm ich an.

"Hallo, Jun!! Hallo, Jui!", rief der Schwarzhaarige überschwänglich und ich grinste zurück, obwohl ich mir dabei irgendwie debil vorkam.

"Hallo, Toya und Shingo!", antwortete ich und blickte dann sofort zu Jui, um mich zu vergewissern, ob er stolz auf mich war.
 

Jui

Eigentlich hatte ich gehofft, dass Shingo und Toya oben warten würden, doch nun standen sie bereits an meinem Auto und begrüßten den sonst so morgenmuffligen Jun fröhlich. Der zeigte ebenfalls keine Müdigkeit, worüber ich lächeln musste.

Auch ich begrüßte sie.

"Wart ihr schon oben? Welche Outfits werden wir tragen? Doch hoffentlich nicht wieder das, wo mein ganzer Rücken frei ist...", zog ich mal wieder jede Aufmerksamkeit auf mich.

Shingo und Toya stiegen schnell darauf ein und lachten über meine Einwände, während ich kurz die Chance hatte nach Jun zu sehen und seine Hand zu drücken. Ich war mir nicht sicher, ob das zu viel für ihn war.

"Was ist überhaupt passiert?", fragte Shingo. " Jun sieht doch ziemlich fit aus..."

Ich antwortete für ihn.

"Tja, weißt du noch wie Jun feiern gehen wollte? Offensichtlich war es so gut, dass Jun gleich nichtsahnend gegen die nächste Laterne laufen musste!"

Wie erwartet lachten die anderen und vergessen war, dass ich eigentlich nicht so gut lügen konnte.
 

Jun

Alle lachten und ich sogar am lautesten, trotzdem schaffte ich es nicht, die Nervosität loszuwerden. Selbst, nachdem man Jui die Ausrede anstandslos abgekauft hatte. Nachdem wir uns alle eine Zigarette angesteckt hatten, begann ich, meine beiden Kollegen voller Neugier zu mustern und hoffte, dass eben dies nicht besonders auffiel.

Sie waren beide jünger als wir, das erkannte ich. Und jetzt, wo ich es so betrachtete, schien Jui der Älteste zu sein, obwohl ich nicht einmal wusste, wie alt er war. Was wusste ich überhaupt über meinen Freund?

Sie tauschten Witze aus, die ich nicht verstand. Wahrscheinlich solche, die man untereinander austauschte, wenn man vieles gemeinsam erlebt hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu schweigen und zu grinsen, gelegentlich zu nicken und zu hoffen, dass mich niemand direkt ansprach. Und der Plan schien sogar aufzugehen.

"Schreibst du trotzdem noch an den Songs weiter, die du angefangen hast?", fragte Toya und bevor ich antwortete, blickte ich zu Jui, obwohl ich wusste, dass es mehr als merkwürdig wirkte, wenn er wieder an meiner Stelle antwortete.

"Ja, ich versuche es...", erwiderte ich unsicher und umklammerte plötzlich schon wieder die Finger von Jui, die ich zu fassen bekam.

"Hätte mich auch gewundert, wenn du Akaneko auch nur einen Tag..."

Toya unterbrach sich selbst und runzelte die Stirn, während er auf unsere Finger sah. "... in Ruhe gelassen hättest...", ergänzte er dann und räusperte sich.

"Wen?", hakte ich irritiert nach und blickte wieder zu Jui.

War er Akaneko? Er sah manchmal wie ein Kätzchen aus... aber er war ganz sicher nicht rot! Doch das Gesicht des schwarzhaarigen Gitarristen verriet mir, dass ich diese Frage lieber nicht hätte stellen sollen...
 

Jui

Einen ganzen langen Moment dachte ich nach, ehe ich eine gute Ausrede fand.

"Jun? Alles in Ordnung? Ist dir wieder schwindelig?", fragte ich laut und legte einen Arm um seine Schultern um ihn festzuhalten, hoffte dabei, dass er mitspielen würde.

Er nickte nur kurz, überließ die Situation aber hauptsächlich mir.

"Er hat sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen, wenn er sich überanstrengt wird ihm schnell schwindelig... Aber dass du deine Gitarre vergisst, oder hast du nicht richtig zugehört?", versuchte ich das zweite Malheur auszubügeln.

Mit mäßigem Erfolg. Als ich ihn, für die anderen nicht sichtbar, in die Seite kniff, nickte er erneut.

"Wir sollten nach oben gehen, Jun sollte sich schonen.", erklärte ich und ging mit Jun am Arm voraus.
 

Jun

Ich hoffte wirklich, dass dies die letzte heikle Situation war, in die ich geriet, aber mein Gefühl sagte mir, dass dem nicht so war. Vermutlich würde ich von einem Fettnäpfchen zum nächsten stolpern, bis ich gar nicht mehr umhin kam, die Wahrheit zu sagen. Oder zumindest die halbe Wahrheit. Die genauen Umstände sollten in jedem Falle unser Geheimnis bleiben.

Ich klammerte mich an Jui und hielt den Kopf gesenkt, um einen Schwindelanfall vorzutäuschen, während wir durch das Foyer traten. Die anderen kannten sich hier offensichtlich bereits aus. Jui hatte mir erklärt, dass wir alle früher in anderen Bands gespielt hatten und Fotoshootings inzwischen zur Routineangelegenheit geworden waren und somit auch das Aufsuchen dieses Verlagsgebäudes.

Dass es tatsächlich eine Routine war, erkannte ich insbesondere in dem Moment, da die anderen sich ihre Kostüme überzogen. Jui hatte sich nicht getäuscht, ihm wurde ein Shirt ausgehändigt, das seinen kompletten Rücken entblößte, während mir unter anderem ein merkwürdiges Teil aus schwarzem und weißem Fell ausgehändigt wurde, das irgendwie keine Löcher für die Arme zu haben schien.

Ich wollte Jui nicht schon wieder um Hilfe bitten und drehte das Teil daher noch etwas länger herum, bevor ich es letztendlich zurück auf den Stuhl legte, ehe es mir noch komplett die Laune verdarb. Vielleicht gehörte es ja auch gar nicht zum Outfit.
 

Jui

Zuerst wurde uns unsere Kleidung ausgehändigt und jeder musste sie anziehen. Dadurch waren zumindest Toya und Shingo eine Weile abgelenkt, doch ich warf immer wieder unsichere Blicke zu Jun.

Die Hose hatte er bereits angezogen, doch mit dem Oberteil tat er sich schwer, legte es im Endeffekt sogar auf den Stuhl. Schnell zog auch ich mein Oberteil an, und eilte zu ihm, auch wenn mein Oberteil noch nicht richtig saß.

Erneut blickte ich mich zu den anderen um, konnte jedoch nicht feststellen, dass sie uns bemerkt hatten, weshalb ich ihm hastig in das Oberteil zwängte und ihn zurecht zuppelte.

"Hilfst du mir?", fragte ich und drehte ihm den Rücken zu, sodass er mein Oberteil richten konnte, gerade im richtigen Moment, denn Toya musterte uns erneut.

Glücklicherweise kam er nicht weit, denn die beiden Stylistinnen betraten den Raum und baten die beiden mit sich zu kommen, sie würden als erstes geschminkt werden.

Besorgt sah ich Jun an.

"Tut mir leid, dass du das wegen mir durchmachen musst", erwiderter ich kleinlaut. Irgendwie hatte ich mir das alles einfacher vorgestellt.
 

Jun

Erst war mir bei Juis Oberteil genauso unklar, was ich tun sollte, wie zuvor bei dieser Fellweste, in die mir mein Freund glücklicherweise geholfen hatte.

Im Endeffekt fühlte ich mich nun wie ein Idiot, dass ich zu nervös gewesen bin, die Ärmel zu finden. Allein schon deshalb, weil Jui sie auf Anhieb hatte...

Und nun zog ich an seinem Shirt herum bis er vernünftig angezogen war, obwohl er mir ausgezogen grundsätzlich besser gefiel.

"Ich hätte bestimmt auch drauf bestanden, oder?"

Wenn ich so an die Erzählungen über unsere Band dachte, bekam ich zumindest den Eindruck, dass ich normalerweise sehr ehrgeizig war.

"Also passt das schon... ansonsten würde ich nächste Woche bestimmt meckern!"

Ich lächelte zaghaft und hoffte, dass Jui auf diese Weise kein schlechtes Gewissen bekam.
 

Jui

Etwas ließ ich Jun noch zuppeln, dann erledigte ich es selbst und half ihm mit seinem Outfit.

"Ja bestimmt", stimmte ich ihm zu. Durchaus überzeugt, er hätte wahrscheinlich noch weniger Gnade mit mir gehabt - so motivierte er mich sonst auch immer.

Rasch hauchte ich einen Kuss auf seine Stirn.

"Und wie findest du dein Outfit? Noch viel wichtiger, wie findest du meins?", passend zu meiner Frage drehte ich ihm meinen Rücken zu und wie erwartet, musste Jun erneut über meine nackte Haut streichen. Ich kicherte leise. So war er früher schon.

Und in der Ablenkung wollte ich ihm auch ein bisschen seine Nervosität nehmen.
 

Jun

Ich fand, dass ich einen echt angenehmen Job hatte.

Genau wie zu Hause, hatte ich auch hier die Möglichkeit, mit Jui allein zu sein und ein paar Zärtlichkeiten auszutauschen.

Das war nicht nur schön, es half mir auch, mit meiner Situation zurecht zu kommen.

Ich besah mich kurz im Spiegel, drehte mich ein wenig, um mein Outfit besser betrachten zu können.

"Nicht schlecht!", antwortete ich dann, nachdem ich mir eine Meinung darüber gebildet hatte. "Wie ein Rockstar!"

Ich grinste mein Spiegelbild an und erkannte dann, dass ich ja auch einer war. Und Jui auch. Ich löste mich von meinem Anblick, sah wieder zu dem Sänger und war froh, dass wir allein waren. Denn gleich darauf stürzte ich mich überschwänglich auf ihn, umarmte ihn von hinten und begann, seinen entblößten Nacken zu küssen.

"Schaffen wir noch eine Runde!?", fragte ich eher im Scherz.
 

Jui

Natürlich genoss ich es, wie Jun sich meinem Nacken widmete, und doch wusste ich, dass wir auch bald dran waren und wir uns noch einmal kurz mit dem Fotografen besprechen würden. Wichtig für das Magazin waren besonders die Einzelaufnahmen von uns beiden.

Seine Frage ließ mich schmunzeln.

"Ich befürchte nicht... da musst du dich leider bis heute Abend gedulden."

Noch einen Moment ließ ich ihn gewähren und genoss, wie sein Atem noch immer meine Haut streifte. Dann erst löste ich mich.

"Deine Posen hast du noch drauf?" Zufrieden nahm ich sein überzeugtes Nicken zur Kenntnis.

"So, wir gehen jetzt zum Fotografen. Ich werde ihn ein paar Dinge fragen, zum Licht, zu den bevorzugten Posen und überhaupt zum Ablauf. Du musste einfach nur zuhören, oder zumindest so tun. Wenn du möchtest, dass etwas erklärt wird, fragst du mich hinterher. Nur das Nicken nicht vergessen, dass machst du oft", erklärte ich den weiteren Ablauf.

Ich würde so stolz auf ihn sein, wenn heute Abend alles ohne Katastrophen über die Bühne gegangen ist.
 

Jun

Nicken, immer nur nicken. Das sollte doch zu machen sein, oder? Zumindest hoffte ich, dass ich es schaffte, ohne ungewollte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Also folgte ich Jui zu dem Fotografen und nahm mir vor, seinen Fragen und den entsprechenden Antworten zuzuhören. Es klappte auch fast. Aber dann fiel mein Blick auf die beiden Bandmitglieder, die gerade geschminkt wurden, und mein gesamtes Interesse widmete sich den beiden und den Stylistinnen, die gerade dabei waren, die Frisuren in Form zu bringen. Unweigerlich fragte ich mich, wie ich nachher wohl aussehen würde...

Erst, als ich meinen Namen hörte, horchte ich wieder auf und blickte stumm zum Fotografen, der mit Jui sprach und erinnerte mich daran, dass ich nicken sollte.

"Ihr seid ja sozusagen die Stars der Band. Daher solltet ihr zusammen posieren. Und den Fans dann auch ein bisschen was bieten. Rückt ruhig ein bisschen näher zusammen, dann sind die Mädels ganz aus dem Häuschen."

Der Fotograf grinste, und ich nickte.

"Meinen Sie so richtig? Mit anfassen und so was?"

Erst nachdem ich die Frage ausgesprochen hatte, erinnerte ich mich, dass ich Fragen ja nur an Jui richten sollte.Huch...
 

Jui

Es war keine schlimme Frage, so viel stand fest und doch brachte sie mich in Erklärungsnot. Denn der Fotograf war sofort begeistert und erklärte Jun wortreich, welche Posen er gerne sehen würde. Doch ich musste das unterbrechen.

"Es tut mir leid, aber Sie wissen, dass solche Posen mit unserem Management abgesprochen werden müssen. Sicherlich können wir etwas enger beisammen stehen, mehr können wir aber nicht eigenmächtig entscheiden", nahm ich dem Fotografen den Wind aus den Segeln. Er nickte verstehend und wechselte schnell das Thema, indem er mir erklärte, welches Layout für unsere Seiten angedacht war und wie er dafür den Hintergrund im Nachhinein verändern würde.

Dann wurden wir auch schon in der Maske erwartet, wo wir geschminkt und gestylt wurden, während schon Einzelaufnahmen von Toya und Shingo gemacht wurden. Sie waren noch nicht fertig, als wir schon bereit waren, sodass wir noch einen Moment für uns hatten. "Ist dir noch etwas unklar?", fragte ich fürsorglich.
 

Jun

Ich lehnte im Türrahmen und beobachtete neugierig meine Kollegen, die in ständig wechselnden Posen vor der Kamera standen, mal frech, mal witzig, mal kokett, aber immer höchst professionell, das konnte selbst ich erkennen, obwohl ich von Photoshootings aktuell gar keine Ahnung hatte.

Zwar hatte ich das gestern mit Jui geübt, doch ob es ausreichen würde, um eine annähernd gute Arbeit zu leisten, war eine völlig andere Frage.

Darum zuckte ich auf Juis Frage hin mit den Schultern und begann, wieder an meinem Outfit herum zu ziehen, meinen Hut abermals zu richten und zum gefühlt hundertsten Mal einen Blick in den Spiegel zu werfen. Schon wieder hatte ich das Gefühl, mich selbst nicht wiederzuerkennen und ich wusste nicht, ob mein Gesicht auf Fotos genauso aussehen würde wie es sich anfühlte. Das war mir schon gestern aufgefallen, als wir probehalber ein paar Bilder mit dem Handy gemacht hatten.

"Keine Ahnung, Jui..."

Ich beobachtete wieder meine Kollegen, hoffte, im letzten Moment noch etwas von ihnen lernen zu können und suchte dann, ohne hinzusehen, erneut nach Juis Hand, die mir bisher immer Halt gegeben hatte, wenn ich ihn brauchte.

"Ich hab so ein Gefühl, als wenn ich gleich alles in den Sand setze... Aber ich gebe mein Bestes!", verkündete ich mit mehr Zuversicht als ich tatsächlich empfand und lächelte ihm zu. Wieder stellte ich fest, wie hübsch er aussah. Jetzt sogar noch mehr als sonst schon.

Und da sollte ich mich konzentrieren und nur dicht bei ihm stehen, ohne ihn anzufassen? Nicht, dass ich in diesem Moment in der Lage gewesen wäre, schmutzige Gedanken zu fassen, aber Körperkontakt tat mir einfach ausgesprochen gut, wenn ich nervös war.

Toya und Shingo wurden in den höchsten Tönen vom Fotografen gelobt, verbeugten sich und kamen dann mit zufriedenem Grinsen auf uns zu. Allerdings erlosch Toyas Lächeln in genau dem Moment, da er zu unseren Händen blickte und danach fragend zu Jui sah. Die Geste, die er machte, sollte vermutlich bedeuten, dass wir unsere Hände schnell voneinander lösen sollten.

"Viel Erfolg euch beiden!"
 

Jui

Mit schlagendem Herzen trat ich näher an den Set. Juns Hand musste ich loslassen, als Toya uns wieder einmal genau musterte. Juns Worte hallten in meinen Ohren. Er glaubte, alles in den Sand zu setzen...

Zu gerne hätte ich zumindest Toya und Shingo in Juns momentanen Gesundheitszustand eingeweiht, doch es war mir nicht erlaubt.

Noch wurden die Blitze umgestellt, ehe man uns bat, unsere Positionen einzunehmen. Einige Testfotos wurden gemacht, die Blitze noch einmal geringfügig umgestellt. Dann konnte es losgehen. Mit jedem Klicken der Kamera änderten wir unsere Positionen, manchmal selbstständig, manchmal mit Anweisung. Dann waren Shingo und Toya fertig und konnten sich auf Stühle setzen, die an der Wand standen. Toya beobachtete uns noch immer prüfend.

Jun rutschte gleich ein Stück näher an mich heran und probierte eine extravagante Pose, die wir gestern geübt hatten. Ich stellte mich leicht hinter ihn und versuchte, etwas seriöser zu wirken. Begeistert lichtete uns der Fotograf gleich aus verschiedenen Winkeln ab. Ich freute mich, dass bis jetzt noch nichts schief ging.
 

Toya

Ich überschlug die Beine, während ich beunruhigt zu unseren Kollegen schaute und mir eine Zigarette anzündete.

Juns Verhalten war definitiv alles andere als normal - selbst eine Gehirnerschütterung konnte doch den Charakter nicht dermaßen verändern, oder? So, wie Jun manchmal grinste, sah er aus, als würde er das alles zum ersten Mal machen.

Ich erinnerte mich an meine eigene Gehirnerschütterung, die ich von einem Sturz von der Treppe davon getragen hatte. Zu der Zeit hatte ich auch Freunde getroffen, aber ich hatte nicht im Geringsten das Bedürfnis gehabt, sie an die Hand zu nehmen oder anders anzufassen. Und dass Jui das mitmachte, hielt ich auch für kein allzu gutes Zeichen. Sollte das eine neue Marketingstrategie sein, in die nicht mal Shingo und ich eingeweiht wurden? Ich konnte es mir allenfalls so erklären, denn sie beide waren doch viel zu professionell, um so einen Unsinn aus einer Laune heraus zu machen.

"Hab ich was nicht mitgekriegt oder hat man uns wirklich nicht gesagt, warum die sich ständig befummeln?", fragte ich an Shingo gewandt, gerade in dem Moment, da Jun seinen Kopf in den Nacken legte und mit seinen Händen plötzlich nach Juis Gesicht griff und dessen Stirn küsste.

"Was zum-!?", rief ich entsetzt und sprang von meinem Stuhl auf, während dieser Moment von der Kamera festgehalten wurde.
 

Shingo

Interessiert beobachtete ich ebenfalls die beiden. Klar, sie waren beste Freunde, und gingen untereinander sehr viel vertrauter miteinander um, als mit uns beiden, doch Händchen halten gehörte nie dazu.

„Soweit ich weiß gibt es keine neue Marketingstrategie...", meinte ich nur tonlos, während ich sah, wie Jun sich immer enger an Jui schmiegte und der dies offenbar zuließ.

Dann folgte sogar ein Kuss! Toya war aufgesprungen, während ich nur wie versteinert dasaß, einen Moment brauchte, um es zu verstehen. Waren Sie etwa ein Paar? Dies war mein erster Gedanke, sodass ich Toya wieder neben mich zog.

"Wenn du jetzt dazwischen gehst, fällt das noch mehr auf. Wir müssen warten.", reagierte ich schnell und besah, wie Jui versuchte, dass Shooting zu beenden.

"Sie haben doch nun wirklich genügend Fotos!", sagte er laut und klang recht überzeugt von sich. Ließ also keine Wiederrede zu.
 

Jun

"Schade...", bedauerte ich leise, nachdem der Fotograf widerwillig zugestimmt und das Shooting für beendet erklärt hatte.

Auch wenn es anfangs noch merkwürdig war - unter der Anleitung des Fotografen hatte ich mich doch recht schnell in meine Rolle eingefunden und am Ende sogar Spaß daran gehabt, zusammen mit Jui zu posieren. Dass Jui das Shooting aber nach diesem harmlosen Kuss gleich abbrechen würde, hatte ich nicht erwartet.

"Danke für das tolle Shooting!", rief ich dem Fotografen überschwänglich zu und erhielt seinen Dank zur Antwort, ehe ich zufrieden grinsend zu den anderen beiden Bandmitgliedern schritt. Ihre Gesichter wirkten aber irgendwie nicht so glücklich wie meins, wenn ich mich nicht irrte.

"Das hat Spaß gemacht, oder?"

"Hauptsache, die nehmen nicht das letzte Bild fürs Heft", entgegnete der Schwarzhaarige und bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. "Ich will nicht, dass wir ein schwules Image kriegen... Ach, Jui? Hast du kurz Zeit? Ist was Privates...", sagte er dann und schob sich an mir vorbei, um zu unserem Sänger zu gelangen.
 

Jui

Im Nachhinein konnte ich mich nicht mehr so recht entscheiden, bei welchen Erlebnis mir das Herz länger stehen blieb. War es Juns Kuss auf meine Stirn oder Toya, der mich gerade beiseite zog.

Meine Knie zitterten etwas, was wahrscheinlich an dem öffentlichen Kuss lag.

Wieder führte uns unser Weg in die Geradrobe.

Um etwas Zeit zu schinden und mich wieder zu beruhigen, ignorierte ich Toya kurz und ging zu meiner Tasche, warf einen unnötigen Blick auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten.

Ich musste mich beruhigen und vor allem eine gute Ausrede finden.

"Also?", fragte ich mit fester Stimme.
 

Toya

Auf dem Weg vom Set zur Garderobe waren mir hunderte Dinge durch den Kopf gegangen. Hundert Dinge, die ich Jui sagen oder fragen wollte. Ich war wütend und verwirrt zugleich, wollte unseren Sänger zur Rede stellen und dann... dann stand ich plötzlich vor ihm, allein mit ihm und er fragte einfach nur "Also?". So, als ob er gar nicht wüsste, weshalb ich ihn hier hergebeten hatte. Als wäre da am Set einfach nichts Außergewöhnliches passiert.

Ich schluckte, beobachtete meine Fußspitze dabei, wie sie über das Linoleum scharrte und war plötzlich fürchterlich nervös. Jui war immer noch fünf Jahre älter als ich und berühmter und überhaupt wusste ich plötzlich nicht mehr, ob meine Spontanität so gut war. Aber jetzt musste ich da durch.

"Jui, das da eben am Set... was hat es damit auf sich? Und mit eurem Händchenhalten? Ich meine..."

Ich schluckte erneut, zwang mich dann, zu ihm aufzusehen und meine Hände in den Taschen meiner Hose zu vergraben, nur um sie dann wieder herauszuholen und die Arme vor der Brust zu verschränken.

"Ich meine, das passt gar nicht zu euch. Und dann auch noch vor diesen Leuten - soll das witzig sein oder wollt ihr Fans damit anlocken!? Hat euch Asagi das aufgetragen!?"

Das musste es sein, ein Witz oder ein Befehl. Anders konnte ich es mir nicht erklären - trotzdem wollte ich wissen, was los war, wenn meine Bandmitglieder plötzlich mitten beim Fotoshooting solche Dinge taten.
 

Jui

Mein kühles Verhalten schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Meine Abweisung war Schauspiel, eines, was ich mir mit der Zeit angewöhnt hatte. Nicht besonders sozial, doch so musste ich zumindest nicht zugeben, dass ich in die Ecke gedrängt wurde.

"Ich habe euch doch erklärt, dass Jun noch krank ist. Er ist selten krank, daher verunsichert es ihn noch etwas, dass ihm so oft schwindelig wird. Der Fotograf hat Jun vorhin angestachelt so etwas zu tun, er hätte nicht darauf eingehen dürfen. Ich werde dafür sorgen, dass das letzte Foto nicht gedruckt wird. Ich denke damit sollten alle Fragen geklärt sein", erklärte ich kühl und legte mein Handy zurück in die Umhängetasche.

So wollte ich ihm zeigen, dass ich das Gespräch als beendet betrachtete und gehen würde.

"Ich bin nach Jun mit meinem Einzelshooting dran, danach noch das Gruppenfoto", erklärte ich unnötigerweise.
 

Toya

Ach, so war das?

Ich blickte betreten zu Boden, wieder zu meinen Schuhen und fühlte mich dabei wie ein Idiot. Wenn der Fotograf ihn wirklich dazu angestachelt hatte, ergab es einen Sinn... ich kannte Jun nun lange genug, um zu wissen, dass er solche Faxen gerne mal mitmachte. Nur hatte ich das wohl in diesem Moment vergessen, weil Jun so etwas im Normalfall nicht vor der Kamera eines Zeitungsverlags tat.

"Entschuldige...", nuschelte ich betreten. “Ich war nur... irritiert. Weil er dich so oft anfasst."

Kurz nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, merkte ich, wie sinnlos das klang.

Ich WUSSTE doch, dass Jun solche Dinge nicht so eng sah. Und schließlich hatte er das ja nur getan, als keine Kameras in der Nähe waren.

"Wenn das letzte Bild nicht gedruckt wird, ist das okay. Sonst wäre das ja wie Golden Bomber", versuchte ich mich an einem Witz.

Ich lächelte zaghaft und nickte ihm dann zu, um zu signalisieren, dass das Thema für mich geklärt war. Kurz verbeugte ich mich. "Entschuldige noch mal die Störung..."
 

Jui

Innerlich klopfte ich mir wahrscheinlich gerade heftig auf die Schulter. Dass das nochmal gut gegangen ist.

Toya würdigte ich keinen Wortes mehr und verbeugte mich nur kurz, sodass kein Gespräch mehr zustande kommen konnte.

Gleich darauf suchte ich den Fotografen auf und verfuhr ähnlich mit ihm. Erst wollte er nicht einlenken, so ein Foto war auch für seine Karriere förderlich, doch ich drohte ihm mit dem Management, mit dem Chef der Plattenfirma, der ein guter Freund von mir war und schlussendlich löschte er das Bild vom Computer. Damit waren auch Juns Einzelaufnahmen überstanden, die er, soweit ich es sehen konnte, gut gemeistert hatte und meine Bilder standen an.

Wahrscheinlich war der Fotograf etwas wütend auf mich, schon nach 5 Posen beendete er meinen Teil und rief die anderen zum Gruppenshooting.
 

Jun

Noch immer verstand ich die Aufregung um dieses eine Foto nicht. Ich fand, dass es niedlich aussah, doch kaum waren Jui und Toya aus der Garderobe zurückgekommen, war Jui zu dem Fotografen gestürmt und hatte darauf bestanden, dass das Bild gelöscht wurde. Dabei hätte ich es zu gerne mit nach Hause genommen - das wäre sicherlich ein willkommener Anblick in meinem Wohnzimmer als dieses Foto von Riku und mir...

Doch als ich genau das sagen wollte, hatte Toya mich plötzlich auf meine Gesundheit angesprochen und mich davon abgehalten. Und jetzt war das Bild weg...

Enttäuscht darüber hatte ich mich neben meine Kollegen gesetzt und Juis Shooting beobachtet, bis wir alle noch einmal vor die Kamera treten mussten.

"Wow, Jui ist so schnell fertig! Beeindruckend, oder?", fragte ich meine Kollegen, ohne eine Antwort zu erwarten. Trotzdem bekam ich ein halbherziges Nicken von dem Gitarristen und nahm dann meine Position neben Jui ein. Dann flüsterte ich ihm zu: "Warum hast du das gemacht!? Ich wollte es haben!" Schließlich musste ja nicht jeder mitbekommen, dass ich ein wenig enttäuscht von seiner Entscheidung war.
 

Jui

Eigentlich wollte ich das Shooting nur noch schnell hinter mich bringen und so war es mir ganz recht, dass der Fotograf jetzt wenig Muße hatte, unnötig viele Aufnahmen zu erstellen.

Die anderen gesellten sich zügig zu mir, die Blitze wurden noch einmal umgestellt. Nur schwer konnte ich mir ein wütendes Knurren verkneifen, als ich Juns Frage hörte. Er hätte das Foto gerne gehabt? Das war doch lächerlich.

"Darüber reden wir zuhause! Konzentrier dich", zischte ich ihm zu, immer noch in diesem Ton, den er nicht verdient hatte. Doch ich konnte nicht anders.

Da wir alle recht eng beieinander standen, konnte ich von hinten unbemerkt eine Hand auf seine Hüfte legen, strich dort kurz sanft entlang. Mehr ging im Moment nicht. Ich war wirklich wütend und wahrscheinlich auch genervt.
 

Jun

Ich ignorierte die Hand an meiner Hüfte und drehte mich zusätzlich ein Stück von Jui weg, um ihm zu zeigen, was ich davon hielt. Anstelle einer passenden Bemerkung, stieß ich zischend Luft aus und blickte in die Kamera, doch so richtig konnte ich mich nicht konzentrieren.

Ich hatte Jui keinen Grund geliefert, mir so zu antworten und fand es unfair, mich so behandeln zu lassen. Irgendwie verletzte mich seine Antwort sogar ein bisschen.

"Jun, schau ein bisschen fröhlicher. Ja, so ist's gut", wies mich der Fotograf an, bis ich genug strahlte.

"Toya, du auch... Ja... Jun!"

Ohne dass es mir selbst aufgefallen wäre, hatte ich den Blick beleidigt auf den Boden gerichtet, doch jetzt hob ich den Kopf wieder, damit wir das Fotoshooting hinter uns bringen konnten. Als die Aufnahmen endlich abgeschlossen waren, trat ich auf den Fotografen zu, bevor er das Set abbaute.

"Entschuldigung? Würden Sie auch noch ein Foto für mich für zu Hause machen?"
 

Jui

Natürlich entging mir nicht, dass Jun abweisend reagierte, doch ich hoffte, dass er sich jetzt wenigstens benehmen würde. Sonst würden wir auffliegen und das wollte vor allem er nicht. Ich hätte es sogar begrüßt, wenn wir zumindest unsere Bandkollegen in seinen Gedächtnisverlust eingeweiht hätten, aber der werte Herr hatte sich geweigert und ich durfte es wieder herrichten.

Das restliche Shooting lief, auch wenn der Gesichtsausdruck von Toya und Jun manchmal nicht ganz passte. Da lobte ich mir Shingo, der blieb die ganze Zeit still und wurde nicht einmal korrigiert.

Doch kurz nach dem Ende unserer Arbeit passierte noch etwas Unglaubliches. Jun fragte nach Privatfotos. Sofort war ich an seine Seite und zog ihn weg.

"Jun, der Fotograf wird nicht für unsere Privatfotos bezahlt!", sagte ich laut und entschuldigte mich beim Fotografen für die Störung. Der verbeugte sich ebenfalls und sah uns doch recht verwundert nach.

"Wenn du Privatfotos möchtest, arrangiere ich gerne ein Privatshooting, da kannst du den ganzen Tag Fotos von dir machen lassen so viele du willst..." Während ich sprach, zog ich ihn weg.

"Du bist so kurz davor aufzufliegen! Sei jetzt still, wir ziehen uns um und verschwinden hier", flüsterte ich ihm so zu, dass keiner außer uns es hören konnte.
 

Jun

So, wie Jui klang, konnte man denken, ich wäre selbstverliebt und konnte gar nicht genug von mir kriegen! Ich ballte die Hände zu Fäusten und riss mich von ihm los, um einfach ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen. Wütend funkelte ich ihn an und zeigte auf den Fotografen.

"Ich will aber keine tausend Bilder von mir haben!", sagte ich laut. "Ich will einfach nur EIN einziges Foto von - Ach, vergiss es! Jetzt will ich auch keins mehr machen!"

Ruckartig wandte ich mich von ihm ab und trat an ihm vorbei in die Garderobe. Natürlich gab es mir zu denken, wenn Jui sagte, dass ich kurz davor war, aufzufliegen, aber Jui hatte mir nicht verraten, dass ich nicht mal um ein Foto bitten durfte! Dass er jetzt so streng zu mir war, nervte mich deshalb umso mehr.
 

Jui

Seufzend sah ich ihm hinterher. Ich wusste nicht, was schon wieder falsch war an meinen Worten. Wenn er private Fotos wollte, würde ich einen Fotografen anstellen, der ihm so viele Bilder machte wie er wollte, einer, dem die Weitergabe der Bilder vertraglich untersagt wurde.

Ich wollte nicht, dass wir stritten, doch was auch immer passieren würde, es würde nicht mehr in dieser Geradrobe geschehen.

Ein kurzer Blick zu Jun bestätigte mir, dass auch er sich rasch umzog. Wir wurden recht gleichzeitig fertig, sodass ich mich von den anderen verabschieden konnte.

"Komm Jun, ich bring dich nach Hause", sagte ich neutral und stellte erleichtert fest, dass er mir folgte.
 

Jun

"Tschüss, Shingo und Toya!", rief ich unseren Kollegen fröhlich zu und erkannte, dass Shingo noch auf unseren Gitarristen wartete. Am liebsten hätte ich mich dazu gestellt, einfach nur, weil ich mich immer noch über Juis Verhalten ärgerte.

Darum verschränkte ich die Arme vor der Brust, als ich mit ihm den Flur hinab schritt und hielt einen extra großen Abstand zu ihm, damit er merkte, dass ich noch in keiner versöhnlichen Stimmung war.

"Wollen wir nicht lieber was mit den beiden machen, damit ich sie besser kennen lernen kann? Wer weiß, wie lange das noch so bleibt mit meinem Kopf."

Bislang war mein Gedächtnis noch nicht mal ansatzweise zurückgekehrt, von dem kleinen Erinnerungsfetzen von vor zwei Tagen einmal abgesehen.
 

Jui

Es war gut, dass Jun sprach, während ich ihm den Rücken zugedreht hatte, so sah er nicht, wie ich meine Augen verdrehte.

"Ich denke, du solltest für heute nach Hause. Toya fand dein Benehmen komisch, er war verwirrt. Ich weiß nicht, wie ich dich weiter decken soll. Wenn du dich noch einmal mit Ihnen treffen willst, musst du ihnen sagen, was los ist. Schlaf da besser noch eine Nacht drüber und entscheide morgen." Mein Ton war wieder nicht der beste. Dieser Tag hatte mich bestimmt zwei neue graue Haare gekostet. Ich war genervt und erschöpft, wäre gerne einen Moment alleine gewesen, doch nur, wenn ich wusste, dass es Jun gut ging. Und das war momentan offensichtlich nicht der Fall.

"Komm wir fahren jetzt einfach. Du kannst den beiden doch auch schreiben, dann kann ich dir auch besser helfen", schlug ich vor. Dass sein Gedächtnis wieder kommen würde, dessen war ich mir sicher.
 

Jun

Fast schon sehnsüchtig sah ich zu den beiden, nachdem Jui meinen Vorschlag schon wieder schlecht geredet hatte.

"DU bist komisch!", erwiderte ich trotzig, noch immer mit verschränkten Armen und blickte nun wieder geradeaus, während wir unseren Weg aus dem Verlagsgebäude trotz allem fortsetzten.

"Was war denn jetzt so schlimm an diesem bescheuerten Bild!? Das war doch niedlich!"

Wir waren zwar noch nicht zu Hause, aber immerhin waren meine Bandmitglieder auch nicht in der Nähe, daher nahm ich an, dass es in Ordnung war, jetzt über diese Sache zu sprechen.

Außerdem musste ich dann nicht zugeben, dass Jui zumindest in dem Punkt Recht hatte, dass ich den beiden von meinem Missgeschick erzählen musste, wenn ich etwas mit ihnen unternehmen wollte.
 

Jui

"Dann bin ich halt komisch. Könntest du jetzt bitte einsteigen, oder willst du Toya und Shingo doch noch was erzählen?", fragte ich wieder gereizt und stellte zufrieden fest, dass er wütend schnaubend einstieg.

Die Fahrt verlief ruhig, was mir eigentlich ganz gut tat. Ich blendete ihn sogar aus, summte leise zu der Musik im Radio, wie ich es eigentlich immer tat, wenn ich fuhr. Der Jun mit Erinnerungen wusste das auch. Diesem hier war es nur gerade egal.

Ich parkte das Auto und wir gingen in die Wohnung. Noch immer sah er mich nicht an, doch ich hatte mich inzwischen etwas beruhigen können. Was auch immer kommen würde, es brachte nichts deswegen wütend zu reagieren, oder?

"Möchtest du etwas essen?", fragte ich, da ich nicht unbedingt sofort über den heutigen Tag sprechen wollte.
 

Jun

"Ja!", schnaubte ich, schüttelte meine ohnehin halb offenen Boots von den Füßen und ließ sie so zerstreut wie sie waren im Flur liegen. Meine Tasche stellte ich irgendwo mitten auf dem Flur ab und verschwand dann ins Wohnzimmer, ließ mich dort auf die Couch sinken.

Es nervte mich, dass er mir immer noch nicht gesagt hatte, was sein Problem war und ich hatte auch keine Lust mehr, ihn noch einmal danach zu fragen.

Ich hörte das Geschirr in der Küche klappern und wusste, dass ich ihm zumindest meine Hilfe anbieten sollte, aber... Ich konnte das jetzt einfach nicht! Nicht, bevor er sich nicht bei mir entschuldigt hatte!

Ich sprang wieder von der Couch auf, lief unruhig durchs Zimmer, starrte wieder auf diese ganzen Fotos, bis mein Blick an dem umgekippten Bilderrahmen hängen blieb und ich zögerlich näher trat, es in die Hand nahm und das Foto von Riku und mir betrachtete. Das Glas fühlte sich kalt unter meinem Finger an, als ich über sein Gesicht strich und plötzlich fragte ich mich, ob Jui und ich eigentlich oft stritten. Und ob diese Streits der Grund dafür waren, dass wir vor meinem Gedächtnisverlust kein Paar waren oder ob es an Riku

9. Kapitel

Jui

Nicht auf seinen trotzigen Ton achtend, begab ich mich in die Küche und richtete eine Mahlzeit her. Zuerst befüllte ich den Reiskocher.

So hatte ich 20 Minuten Zeit, sodass ich schnell die Schuhe im Flur wegräumte und das Bett im Schlafzimmer ordentlich herrichtete. Fast schon wie eine Hausfrau. Allerdings war Jun gerade krank, und ich wollte ihn schließlich umsorgen.

Wieder in der Küche briet ich etwas Tofu in Sojasoße, danach noch etwas Gemüse.

Als alles fertig war, richtete ich den Tisch an.

Dann erst traute ich mich ins Wohnzimmer.

"Jun? Das Essen ist fertig, kommst du?", fragte ich zaghaft und er folgte mir, noch immer wirkte er sauer, aber es hatte sich gelegt.

Als wir beide am Tisch saßen, entschied ich, dass der Zeitpunkt günstig war.

"Jun? Es tut mir leid, dass ich meine schlechte Laune an dir ausgelassen habe..."

Dass er nicht unschuldig an meiner Laune war, blendete ich vollkommen aus.
 

Jun

"Danke fürs Essen", murmelte ich, während ich die Mahlzeit überblickte. Jui hatte sich wieder einmal viel Mühe gegeben, das ließ sich kaum bestreiten. Und trotzdem, obwohl ich schon gar nicht mehr so sauer war, fiel es mir schwer, mich normal mit ihm zu unterhalten. Da war einfach etwas, das zwischen uns war, auch, wenn es nur um ein Foto ging.

Ich hatte mir Gedanken gemacht und die hatten für Zweifel gesorgt, die ich vor dem Fotoshooting nicht erwartet hatte.

Unsicher blickte ich zu ihm auf, konzentrierte mich dann aber wieder auf den Reis, den ich vorsichtig auf meinen Teller schaufelte.

"Hm, machst du das denn öfter? Also, deine Laune an mir auslassen?"

'Liebt der Jun, der dich besser kennt, dich deshalb nicht?' war die Frage, die sich hinter meinen Worten verbarg, aber so konnte ich es unmöglich ausdrücken.
 

Jui

Zwar war meine Entschuldigung jetzt ausgesprochen, doch besser wurde es nicht. Stumm nahm ich mir ein paar Reiskörner auf meine Stäbchen und aß sie.

"Naja, so schlechte Laune bekomme ich selten. Aber ich weiß dann auch nicht mehr, wohin damit und lasse sie überall raus. Du kennst das. Meistens sagst du mir dann, dass ich eine Pause machen soll, schickst mich in einen anderen Raum, wo ich alleine sein kann. Da komme ich dann runter und alles ist wieder gut...", erklärte ich ihm.

Er hörte mir zu, ohne etwas zu sagen, ohne zu essen, ja ohne sich zu bewegen.

"Es war einfach ein bisschen viel heute und ich war angespannt, weil ich nicht wollte, dass dein Gedächtnisverlust ans Licht kommt", erklärte ich mich weiter. Inzwischen sollte er verstanden haben, warum ich so reagierte.
 

Jun

Nachdem er geendet hatte, ließ ich mir seine Worte noch eine Weile durch den Kopf gehen, aber schließlich nickte ich.

"Ich verstehe!"

Wie um meine Aussage zu unterstreichen, nickte ich dazu überzeugt und griff dann nach dem Gemüse, um es mir ebenfalls auf den Teller zu füllen.

"Willst du nach dem Essen noch ein bisschen allein sein? Dann schau ich mir ein bisschen die Gegend an..."

Merkwürdig. Noch vor einigen Stunden hatte es mich endlos viel Überwindung gekostet, mich überhaupt aufzuraffen oder auch nur einen Moment ohne Jui zu sein. Jetzt hingegen empfand ich den Gedanken, ein wenig Ruhe zu haben gar nicht so schlecht. Allerdings war mir unklar, ob ich nun auf dem Weg der Besserung war oder ob es an der Stimmung zwischen uns lag.
 

Jui

Erleichtert registrierte ich, dass er mich verstanden hatte, seine Augen glitzerten kurz. Ob er sich daran erinnerte?

"Wenn du das vorschlägst, habe ich wohl immer noch schlechte Laune? Tut mir leid, ich dachte es ginge von allein wieder", sagte ich reuevoll und begann erneut, in meinem Reis rumzustochern. Es war nicht böse gemeint. Ich merkte es wahrscheinlich wirklich nicht mehr. Und da brodelte sie wieder, die Wut auf mich selbst, dass ich nicht stärker war als meine Gefühle, dass ich den anderen solche Umstände machte. Es war alles andere als professionell.

"Du musst nicht unbedingt die Wohnung verlassen, ich könnte mich ins Schlafzimmer hocken, das reicht vollkommen. Ich hab ehrlich gesagt ein bisschen Angst, dass du dich verläufst... das ist dir in der Vergangenheit schon oft passiert, also in fremden Gegenden...", kommentierte ich seinen Vorschlag.
 

Jun

"Ich weiß nicht, ob du schlechte Laune hast, deshalb hab ich ja gefragt, ob du allein sein willst...", erwiderte ich leise und nahm mir vor, erst einmal in Ruhe darüber nachzudenken, ob ich rausgehen wollte oder nicht, bevor ich ihm darauf antwortete.

Zugegeben, ein bisschen Angst hatte ich schon davor, mich zu verlaufen und nicht mehr ohne fremde Hilfe zurück zu finden. Gerade dann, wenn mir das anscheinend in der Vergangenheit schon öfter passiert war.

"Es würde dir ja nur das Herz brechen, wenn ich mich verlaufe", meinte ich schließlich versöhnlich und beendete dann meine Mahlzeit, nachdem der Reis und das Gemüse vollständig geleert waren.

"Also verzieh dich ins Schlafzimmer. Ich kümmere mich um... das hier...", meinte ich schließlich mit wenig begeistertem Gesicht.
 

Jui

"Ich denke es wäre sicherer...", meinte ich leise und beendete ebenfalls meine Mahlzeit.

"Ja, das ist immer ganz schön nervenaufreibend. Aber inzwischen haben wir eine Technik entwickelt. Wir haben ein App auf dem Handy installiert, wenn du dich verläufst schickst du mir den GPS-Standort auf mein Handy und ich lese dich dann wieder auf. So geht es ganz gut. In deinen alten Bands hatte das auch immer einer deiner Kollegen", erklärte ich ihm ausführlich, da er es ja nicht wusste.

Als ich aufstand, griff Jun nach den Reisschalen, doch ich hielt ihn auf.

"Lass es stehen, du bist krankgeschrieben und ich bin da, um dich zu pflegen. Ich räume nachher auf. Vielleicht möchtest du ja auch einen Film sehen. Ich geh ins Schlafzimmer..." Mit diesen Worten schob ich ihn ins Wohnzimmer und verschwand im Schlafzimmer, hockte mich dort neben das Bett, schloss die Augen und konzentrierte mich nur noch auf meine Atmung.
 

Jun

Ich hatte keine Lust, mir einen Film anzusehen. Das merkte ich sofort, als ich das Regal mit den DVDs musterte, außerdem war es an der Zeit, Jui ein bisschen was von dem zurück zu geben, was ich von ihm bekam, fand ich. Darum wartete ich, bis Jui im anderen Zimmer verschwunden war, legte irgendeinen Film in den Player und startete ihn, bevor ich das Wohnzimmer verließ und mich um die Küche kümmerte. Sorgfältig stapelte ich die Kisten übereinander und wusch sie ab, wobei mir das Klappern des Geschirrs viel zu laut erschien, doch ich hoffte, dass der Film laut genug wäre, um Jui glauben zu lassen, dass ich seiner Empfehlung nachkam.

Es dauerte fast eine halbe Stunde, aber am Ende sah die Küche wieder sauber aus. Hoffentlich freute er sich darüber...

Ich jedenfalls fühlte mich überraschend besser und schließlich kam mir eine weitere Idee.

Jui war noch immer im Schlafzimmer, sodass ich unbemerkt in meine Stiefel schlüpfen und mein Portemonnaie und Schlüssel greifen konnte, ehe ich die Wohnung verließ. Ich war mir sicher, dass ganz in der Nähe ein Geschäft sein musste, das ich besuchen konnte, ohne mich gleich zu verlaufen.
 

Jui

Trotz meines fast schon meditativen Zustandes hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel. Jun war also wirklich gegangen.

Ich erhob mich um mein Handy aus dem Flur zu holen, überprüfte Akkustand und Lautstärke, ehe ich mich wieder in meine Ecke im Schlafzimmer verzog, das Handy neben mir.

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass dies unser erster Streit war und es war meine Schuld. Ich spürte Schmerzen in meiner Brust und die Tränen in meinen Augen. Diese schlechte Seite an mir, sie musste verschwinden, sie war nicht einmal annähernd so liebenswert wie Juns Übermütigkeit, egal wie oft man ihn aus irgendwelchen Patschen helfen musste.

Erneut besah ich mein Handy, hoffentlich passiert ihm nichts.

Langsam versiegten meine Tränen, meine Wut, meine ungewöhnliche Laune verschwand. Weinen war da immer die allerbeste Lösung. Es befreite und ich wusste inzwischen, dass ich das nächste Mal mehr auf mich achten würde, mich besser unter Kontrolle haben müsste.
 

Jun

Ich ging denselben Weg, den ich mit Jui gestern gegangen war und erkannte vieles wieder. Das Gute daran, wenn man wenige Erinnerungen hatte, war, dass man nicht allzu viel miteinander verwechselte und einem das Wenige, das man kannte, äußerst vertraut erschien.

Ich ging in den Konbini, der sich in der unmittelbaren Umgebung meiner Wohnung befand und grüßte die Kassiererin, bei der wir die Kondome bezahlt hatten, grinsend. So, wie mich ansah, erkannte sie mich wohl auch wieder.

Eigentlich wusste ich selbst nicht so genau, wonach ich suchte, sodass ich ziellos durch die Gänge schlich und über die vergangenen Tage und heute nachdachte. Ich wusste, dass ich seine Hilfe nur allzu selbstverständlich hingenommen hatte und trotzdem beschäftigte mich dieser sinnlose Streit noch immer und es wurde Zeit für eine Wiedergutmachung.

Bald darauf - ich hatte eingekauft und war noch eine kurze Runde gelaufen, bis ich einen Park erreichte - setzte ich mich auf eine Bank, die sich in einem kleinen Stadtpark befand. Von hier aus konnte man sogar ein paar Sterne sehen und das Plätschern des kleinen Springbrunnens im Teich hören.

Ich holte tief Luft, dann schickte ich meine GPS Koordinatoren an Jui und lehnte mich grinsend zurück. Ich war gespannt, wie lange er brauchte.
 

Jui

Kaum hatte ich mich einigermaßen beruhigt, klingelte mein Handy und Jun schickte mir seine Position. Mit meinem Handy noch in der Hand stürmte ich in den Flur, schnappte mir meine Tasche, den Ersatzschlüssel und meine Schuhe. Er war im Park, das war nicht weit, wahrscheinlich hatte er sich auf einem der Wege innerhalb des Parks verlaufen, das Handy zeigte den genauen Standpunkt, relativ weit in der Mitte.

Ich würde nicht lange brauchen, und doch rannte ich einen Großteil des Weges, denn ich wollte ein besserer Freund werden, auch einer, der den anderen nicht warten ließ.

Zielstrebig rannte ich in die Mitte des Parks, wo es einen kleinen Teich gab und entdeckte seine pinken Haare.

Schnaufend kam ich vor ihm zum Stehen.

"Hier bin ich!", brachte ich hervor.
 

Jun

"Zwei Minuten dreißig", sagte ich lächelnd, als Jui mich schwer atmend erreichte. Ihn so erschöpft zu sehen, sorgte dafür, dass es mir fast schon wieder Leid tat, ihn gehetzt zu haben. Vielleicht hätte ich ihm doch noch eine SMS hinterher schicken sollen, dass er sich Zeit lassen konnte.

"Wollen wir auf den Steg da drüben? Ich hab mich nicht allein getraut und dachte, es ist besser, wenn du dabei bist."

Das war natürlich eine Lüge, denn der Steg war mir eben gerade erst aufgefallen, aber ich fand es nun, da ich ihn gesehen hatte, romantischer, dort zu sitzen, als auf einer Bank.

Vorsorglich nahm ich schon mal meine Einkaufstüte in die Hand und hoffte, dass er mir nicht erzählte, dass man da aus Sicherheitsgründen nicht rauf gehen sollte...
 

Jui

Verwirrt blickte ich ihn an. Hatte er sich nicht verlaufen?

"Äh okay...", stimmte ich zu, hielt ihm aber die Hand hin, wir waren sowieso recht alleine im Park.

"Nicht, dass du ins Wasser fällst... pass bitte gut auf", sagte ich sanft und war froh darüber, als er meine Hand nahm.

Der Steg war schmal, doch wir erreichten das Ende, ohne nass zu werden.

Leider trug ich keine Jacke, nichts, was ich hätte unter uns legen können, bis mir etwas einfiel.

Ich nahm ihm die Tüte ab, stellte die gekauften Dinge beiseite und legte die Plastiktüte auf das Holz.

"Setz dich darauf, mit deiner hellen Hose solltest du aufpassen", bot ich ihm den Platz an. Meine Hose war schwarz, also war es nicht schlimm.

Ich mochte diesen Frieden zwischen uns.
 

Jun

Ich tat wie mir geheißen, obwohl es mir auch nichts ausgemacht hätte, mich ohne die Tüte auf den Steg zu setzen. Aber so war Jui eben... überfürsorglich. anscheinend sogar so fürsorglich, dass er meinen Einkäufen noch nicht einmal Beachtung geschenkt hatte.

Seufzend griff ich zu der Flasche Rotwein und zu den Weingläsern aus Plastik, die ich im Konbini erstanden hatte.

"Ich hoffe, du magst Wein."

Es war mir wie die richtige Wahl erschienen und gleich würde sich zeigen, ob meine Intuition richtig gewesen ist.

Ich öffnete die Flasche und befüllte unsere Gläser, drückte eines davon in seine Hand, ehe ich die kleine Packung Pralinen hervorzog und vor seine Nase hielt.

"Ein kleines Dankeschön... weil du dich so gut um mich kümmerst...", sagte ich lächelnd.
 

Jui

Interessiert musterte ich den Wein.

"Hast du dich erinnert? Ich liebe Wein, vor allem Rotwein!", bestätigte ich seine Frage und rutschte ein Stück näher an ihn heran.

"Dafür musst du mir nicht danken, das ist selbstverständlich. Immerhin hast du dich mir anvertraut, obwohl du mich gar nicht kanntest...", sagte ich leise und musterte ihn. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, so sehr ich es auch versuchte, doch er war wirklich wunderschön. Sein Gesicht war so jung, so lebendig, obwohl wir fast im gleichen Alter waren.

Ich nahm die Pralinenpackung an mich, öffnete sie und stellte Sie vor uns auf, während Jun die Gläser füllte.

"Iss ruhig von den Pralinen, du magst Süßes. Ich kann abends keine Schokolade mehr essen, das vertrage ich nicht so gut. Aber du kannst mir etwas für Morgen aufheben", schlug ich vor, als ich das Gefühl bekam, dass er sich Vorwürfe machte, es nicht zu wissen.
 

Jun

"Oh, ach so..."

Ich versuchte mir die Enttäuschung darüber, dass meine Überraschung nicht besonders geglückt war, nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Wenigstens hatte ich mit dem Wein richtig gelegen. Mit einem Räuspern versuchte ich, von dem Thema abzulenken, stellte mein Glas noch einmal ab, um mich meiner Stiefel zu entledigen und meine Füße ins kühle Nass zu tauchen.

"Trotzdem... es ist nicht selbstverständlich, glaube ich. Mochtest du mich denn schon vorher?"

Ich nahm mein Glas wieder in die Hand und stieß es leicht gegen seins. Ich erwartete ein Klirren, aber es blieb aufgrund der Plastik aus.

Neugierig nahm ich einen ersten Schluss, während ich Jui nicht aus den Augen ließ.
 

Jui

Wieder einmal verwirrt beobachtete ich, wie Jun seine Schuhe auszog und sich etwas drehte, um die Füße ins Wasser zu halten. Da die Stiefel wieder einmal gefährlich nah am Ende des Steges standen, nahm ich sie und stellte sie hinter meinen Rücken.

"Mach dir keine Sorgen deswegen...", sagte ich nur noch, eine Diskussion würde wohl nichts bringen.

Statt auf seine Frage zu antworten, kostete ich vom Wein. Er war etwas herber, doch ich ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. Schon lange konnte ich keinen Wein mehr trinken, es ergab sich einfach nicht, doch heute konnte ich dies mit Jun tun. Gespannt beobachtete ich, ob sich sein Gesicht verzog, er mochte sonst eher süßere Getränke.

"Ich kann dir noch keine richtige Antwort geben, bis vor ein paar Tagen war ich noch so verwirrt... Ich werde dir sagen, wenn ich es weiß", sagte ich mit gesenktem Kopf. Es war bestimmt nicht die Antwort, die er hören wollte, doch anlügen konnte ich ihn auch nicht.

Vorsichtig legte ich einen Arm um ihn, hoffte, nicht wieder alles zu zerstören.
 

Jun

Ich seufzte leise auf, nach dem ich das Glas wieder gesenkt hatte. Der Geschmack war bitter und trocken und ich verzog das Gesicht. Verdammt, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Jui vertrug keine Schokolade, der Wein war ekelhaft und der Ausgang des Themas nicht annähernd so romantisch wie ich es gehofft hatte...

"Das Zeug ist ja widerlich. Du musst es nicht austrinken!", sagte ich dann, ehe ich mich leicht und angespannt an ihn lehnte, derweil meine Füße leicht im Wasser plantschten.

Verdammt, ich hätte es so gerne richtig gemacht, aber irgendwie schien der Schuss nach hinten loszugehen.

"Ist ja auch egal. Ich weiß schließlich auch nicht, ob ich dich vorher mochte..."
 

Jui

Ich leerte bereits das erste Glas, während Jun nun doch zugab, dass ihm der Wein nicht schmeckte.

"Hey, mir schmeckt der Wein sehr gut!", rechtfertigte ich mich und zeigte ihm mein leeres Glas. "Mehr Wein für mich!", sagte ich, fast schon etwas fröhlich.

"Lass uns später darüber reden, das verwirrt uns doch beide nur", versuchte ich das Thema vorerst zu beenden.

Freudig besah ich, wie er mein Glas erneut befüllte. Da ich ihm schon sehr nah war, legte ich meinen Kopf an seine Schulter, stieß mit der Nase seine Wange an.

"Jetzt musst du mir aber noch eines erklären: hast du dich wirklich verlaufen?"
 

Jun

Ich schloss die Augen, legte meinen Arm um seine Hüfte und wollte gerade die Nähe genießen, als er mir plötzlich diese Frage stellte.

Sofort schlug ich meine Augen wieder auf, während meine Hand sich verkrampfte.

Konnte eine Überraschung eigentlich noch schlechter gelingen? Und lag es an mir oder an ihm? Stellte ich mich zu dumm an oder war er zu begriffsstutzig?

Ich wusste kaum, wie ich auf diese Frage antworten sollte, sodass sich eine endlose Stille zwischen uns ausbreitete, die nur von dem plätschernden Wasser unterbrochen wurde. Spätestens nachdem ich den Wein eingeschenkt hatte, hätte er doch merken müssen, dass ich die nicht mal eben zufällig dabei hatte und für zu Hause bestimmt keine Plastikbecher kaufte.

"Ja, hab ich... Und davor habe ich mir sicherheitshalber Wegzehrung gekauft, falls du länger brauchst oder mir zufällig jemand über den Weg läuft, der mit mir spontan Wein trinken will..."

Im nächsten Moment fragte ich mich, ob Sarkasmus so angemessen war, aber wer Romantik nicht mal erkannte, wenn sie direkt vor ihm stand, hatte es wohl verdient.

Jetzt fehlte nur noch, dass mir ein Piranha in den Fuß biss.
 

Jui

Verwirrt musterte ich ihn. Jetzt war er aber wirklich launisch und es war wahrscheinlich wieder meine schuld.

"Es tut mir leid... es ist schon eine Weile her, dass jemand so romantisch zu mir war...", versuchte ich es versöhnlich, stellte mein Glas ab und legte beide Arme um ihn und konnte nur hoffen, dass er mich nicht wegstoßen würde.

Ich hielt ihn fest umschlossen, wollte ihn nicht loslassen.

Es sollte nicht schon wieder schiefgehen, nicht nach einer solch langen Freundschaft. Auch deswegen hielt ich ihn fest, verbarg mein Gesicht nun ganz an seiner Schulter. Er sollte mir nicht mehr böse sein, und wenn es für mich bedeuten würde, gar nichts mehr sagen zu dürfen.
 

Jun

"Schon gut...", erwiderte ich leise, tätschelte dabei die Hüfte, an der meine Hand noch immer lag. „Ich wusste nur nicht, dass du so ein unromantischer Trampel bist", fügte ich dann mit einem schiefen Lächeln hinzu, bevor ich ihm mit der freien Hand die Haare aus der Stirn strich, um einen Kuss auf dieser zu platzieren.

"Ich wollte dich spontan entführen... Ich dachte, das ist vielleicht schöner, als wenn wir auf der Couch sitzen."

Sanft strich ich ihm durchs Haar, meinem kleinen Pragmatiker, und war erstaunt, wie unterschiedlich wir waren. In der kurzen Zeit, die ich ihn nun kannte, hatte ich vor allem gelernt, dass er äußerst reinlich und ordentlich und vernünftig war.

Ich fragte mich, wie Jui wohl reagieren würde, wenn ich ihn in den Teich schubste... vielleicht fand ich es ja heute Abend noch heraus. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er nicht der Typ für solche Verrücktheiten war.
 

Jui

Empört blies ich Luft aus, als er mich einen Trampel nannte. Doch eine Antwort verkniff ich mir, dass würde nur zu Streit führen.

"Ja, das war eine schöne Idee...", stimmte ich ihm zu und drückte ihn, noch etwas fester an mich.

Ich sah mich um. Es war dunkel, also stahl ich mir einen Kuss von ihm, ehe ich eine Hand löste und mein Handy aus der Hosentasche nahm, die Tastensperre löste und es auf das Holz des Steges legte. So hatten wir eine kleine Lichtquelle, denn ich sah ihn inzwischen kaum noch.

"Ich hoffe du verzeihst mir, aber ein App für Kerzenlicht habe ich nicht...", flüsterte ich leise in sein Ohr, ehe ich die Haut dahinter küsste. Hauptsache wir stritten nicht.
 

Jun

Es war schön, Jui endlich wieder so nah zu sein, ihn im Arm zu halten, ihn zu fühlen und zu riechen. Nach dem stressigen Tag heute war es eine willkommene Abwechslung, dass sich die Wogen zwischen uns allmählich glätteten.

"Stimmt, an Kerzen hatte ich auch denken können!", erkannte ich, aber eigentlich machte es mir nichts aus, im Dunkeln mit ihm zu sein. Das Mondlicht spendete uns Licht und selbst wenn nicht - seine Lippen würde ich auch so finden.

Lächelnd berührte ich seine Wange, strich sanft darüber und gab ihm dann einen weiteren Kuss.

"So könnte es immer sein, oder?"
 

Jui

"Musst du nicht, nachher fackelt uns noch der Steg ab. Es ist schön so, wie es ist..." Dass mich der schmale Steg etwas verängstigte, verschwieg ich.

Gegen meine Furcht leerte ich das zweite Glas Wein, bei dem ich merkte, dass ich wohl nicht viel mehr trinken konnte, immerhin musste ich uns noch nach Hause führen.

"Ja...", sagte ich leise und griff nach einer Praline mit weißer Schokolade.

Die mochte er am liebsten. Ich hielt sie ihm vor die Nase und sah glücklich, wie er sie naschte.

Ich wartete, bis er fertig war, dann küsste ich ihn erneut, schmeckte die Süße in seinem Mund.

"Siehst du, jetzt hatte ich auch was davon", meinte ich neckend.

10. Kapitel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

11. Kapitel

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Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Phoenix_Michie
2013-10-05T21:14:03+00:00 05.10.2013 23:14
Endlich geht es weiter *.*
Und endlich hat Riku seinen Auftritt - so richtig physisch, von Angesicht zu Angesicht xD Ich war ja ziemlich überrascht. Der hat so einiges enthüllt, der Gute. Ich hab nicht schlecht geschaut, als er die Bude von Jun und Jui mal etwas aufgemischt hat :'D
War ein spannendes Kapitel und ich bin auf weitere Auftritte von Riku gespannt ^^ Und auf den Moment, wo Jun sein Gedächtnis endlich wieder hat.
Von:  Phoenix_Michie
2013-09-21T12:04:33+00:00 21.09.2013 14:04
Eine super interessante Geschichte! Ich bin ja gespannt, was es mit Riku auf sich auf hat...so gaaaanz sympathisch kommt er mir bisher nicht vor xD' Aber kann ja noch werden~
Tja Jun und Jui... Da ging es ja jetzt ordentlich her! Aber war klar, dass was passieren musste, ging ja so schnell >< Gruslig finde ich die Sache mit dem Bluterguss :o Wer hat ihm das denn angetan (abgesehen von der Tischkante ^^")
Ach so viele Fragen! Ich hoffe, zwischen Jun und Jui klärt sich alles noch :<


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