Adjektivtango - Kummervoll - China, Mongolei
Kummervoll -
1418 – Im Norden Chinas
Mit ausdrucksloser Minne schritt Yao auf die Mongolin zu. Dunkle Augen, den seinen nicht unähnlich, blitzten spöttisch auf, als sie sich des gezückten Messers bewusst wurde. Bevor auch nur ein Wort fiel zertrennte Yao mit einem geschickten Schnitt die Fesseln, und trat augenblicklich zurück, so als würde er eine unbedachte Handlung seiner nördlichen Nachbarin befürchten.
„100 Jahre haben gereicht, Khulan. Deine Herrscher haben den Anspruch an mich verloren.“
Sie hob abschätzig den Kopf und bedachte ihn lange mit einem lauernden Blick. Yao war sich bewusst, dass sie innerlich akzeptiert hatte, dass nun die weiten Steppen der Mongolei wieder ihr alleiniges Herrschaftsgebiet wurden, aber irgendetwas an ihrer Haltung ließ ihn vorsichtig werden. Um sich seiner Gefangenen so schnell wie möglich zu entledigen, ließ Yao durch ein Schnippen der Finger ein Pferd bringen. Doch Khulan stieg nicht gleich auf.
„Ist diese Siegenstrunkenheit der Grund, warum dein Prinz dieses Monstrum an Punk errichten lässt? Oder traut er seinem eigenen Staat nicht und fürchtet sich vor dem Geist seines Vorgängers, dass er sich so weit in die Provinz zurückzieht?“
In ihrer sonst so melodischen Stimme bekam die gefährliche Häme, welche sich hinter ihren Worten verbarg, eine unangenehme Bedeutung. Dass sie nur die Hälfte der Wahrheit ansprach, wurde dem Schwarzhaarigen erst jetzt bewusst. Doch schnell wischte Yao die Gedanken an die neue Stadt, welche sich sein aktueller Herrscher, nachdem er ihn von Khulans Einfluss endgültig befreit hatte, errichten ließ, zu Seite. Ebenso empfand er einen Unmut sich jetzt mit den Methoden seines neuen Herren auseinander zu setzten, wie den Thron des Himmels an sich gerissen hatte. Für solche Fragen blieb noch genügend Zeit und hatte Khulan nicht zu interessieren.
„Geh und ziehe zu den deinigen. Reite dorthin wo du hingehörst.“
Mit Spott im Blick, schwang sich die Mongolin auf das Tier, wobei ihre langen schwarzen Zöpfe kokett durch die Luft peitschten. Sie griff nach den Zügeln und wandte sich noch ein letztes Mal ihrem ehemaligen Besitzt zu.
„Du magst für den Augenblick gewonnen haben, aber ebenso hast du die Saat für deinen Untergang gestreut. Denn was mit Verrat begann ist nicht für die Ewigkeit geschaffen. Denk an meine Worte“
Mit einem energischen Ruck ließ sie das Pferd auf den Absatz kehrt machen und sprengte rasant Richtung Norden davon. Für den Moment berührten Yao diese Worte nicht, aber später, als der Himmel sein Gericht über seine Herrscher sprechen ließ, erinnerte er sich noch oft an sie.
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