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the bravest among us

von

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Verlust

Er dachte, es wäre endlich ihre Chance auf Flucht gewesen, kaum das Rhodey sich zwischen sie und Sasha, die sie verfolgte, stellte. Diese Hetzjagd würde vorbei sein, dass wusste er bereits, als er das elektrische Surren ihrer Rüstungen vernahm, dass sich wie ein aufbrausender Bienenschwarm immer weiter steigerte und sich schließlich in einem atemraubenden Knall entlud.
 

Und dann verlor er ihre Hand.
 

Tony strauchelte und fiel, gerade noch so konnte er sich mit den Händen abfangen. Er dachte schon, jetzt wäre es aus mit ihm. Panisch versuchte er seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen und sein rasendes Herz zu beruhigen. Er konnte nicht ein mal einen klaren Gedanken fassen. Das Einzige, was ihm durch den Kopf ging war: Hoffentlich ist es vorbei.
 

Er löste seine Finger aus dem Dreck, die er unwissentlich in den Boden gekrallt hatte und warf hektisch einen Blick über seine Schulter. Das erste, das er sah, war Rhodey, der noch immer aufrecht stand, den Rücken zu ihnen gewandt und nur wenige Meter weiter lag Sasha reglos im Gras.
 

In Gedanken zählte er bis Drei, doch ihr Gegner bewegte sich noch immer nicht. Erst dann konnte Tony wieder richtig aufatmen und sein Blick fiel auf Pepper.

Augenblicklich wurde er kreideweiß und sein Herzschlag setzte für einen schmerzhaften Moment aus. Auf allen Vieren überwand er den geringen Abstand zu seiner Freundin. Er hatte ihr sagen wollen, dass nun alles gut war, dass sie keine Angst mehr haben brauchte.

Doch der Anblick schnürte ihm die Kehle zu.
 

Da lag sie im Gras, zitternd am ganzen Körper.

„Nein! Pep... Pepper“, es schien ihm, als wäre es der erste Moment, in dem er nicht wusste, was genau er machen sollte. Zitternd versuchte er die Hände auf die Wunde zu legen, die ihr Oberteil in Blut tränkte, doch jedes Mal brachte sie nur einen schmerzverzerrten Laut von sich, jenen Laut, der ihm genauso weh tat, wie ihr.
 

„Hey, atme ganz ruhig. Tief durch atmen, dass wird schon wieder. Wir kriegen dich wieder hin“, Tony versuchte es immer und immer wieder, Druck auf die Wunde auszuüben, sie irgendwie dicht zu halten, doch es schien ihm, als könne er tun, was er wollte, es hörte einfach nicht auf.
 

„Tony?“, Rhodey war an ihre Seite getreten, doch binnen eines Augenblicks verschlug es auch ihm die Sprache. Er ging auf die Knie und schlug Tonys Hände beiseite, schob das durchtränkte Shirt nach oben, um die Wunde zu begutachten. Pepper war auch eine gute Freundin von ihm, doch er schien noch zurechnungsfähiger, als Tony zu sein. Und er erkannte es mit einem Blick.
 

Tony Stark war ein Genie. Daran gab es nun wohl keinen Zweifel mehr.

Das Serum, das er entwickelt hatte, schien Wunder zu wirken - im weitesten Sinne, denn die Wunde regenerierte sich nicht, doch ebenso wenig verglühte Pepper.

Der Rest des Virus veranlasste ihren Körper dazu unkontrolliert zu zucken, in dem Versuch, die Wunde zu heilen.
 

Fahrig streckte die Rothaarige ihre Hand aus und schaffte es gerade noch mit verbliebener Kraft Tonys Shirt zu greifen, ihre Augen blickten zu ihm auf, doch schienen sie durch ihn hindurch zu sehen. Als sie ihre Lippen öffnete, die bereits ebenso blass waren, wie ihre Haut, versuchte sie seinen Namen hervor zu bringen: „T- To-“, sie würgte und dickflüssiges Blut quoll aus ihrem Mund.
 

In seinen Augen brannten Tränen, seine Gedanken rasten, bissen sich an den Sprüchen fest, die er immer auf den Lippen hatte, ehe sie binnen einer Sekunde wieder davongeblasen wurden, er nur noch stammeln konnte, dass alles wieder gut werden würde.

Tony konnte es einfach nicht realisieren.

Verzweifelt umklammerte er ihre Hand, strich mit der anderen beruhigend über ihren Kopf.
 

Bis zu jenem Moment, in dem sie ihren letzten Atemzug tat.
 

Totenstille senkte sich über sie. Er spürte die heißen Tränen auf seinen Wangen, die schwere Hand Rhodeys auf seiner Schulter, ihren noch warmen Körper in seinen Armen.

Und die Zeit zog sich endlos dahin.
 


 

Entgegen ihren Erwartungen war doch noch Hilfe angerückt. Natürlich zu spät. Sie hatten das Gebiet gesichert, Sashas Leichnam geschützt und ihre Rüstung einkassiert, ein Sonderteam suchte nach dem Helikopter. Rhodey sprach mit ihnen, wollte Tony auf sicherstem Wege von hier weg bringen, ohne das irgendjemand von der Presse Wind von dieser ganzen Sache hier bekam, auch wenn die Chance praktisch bei Null lag, wenn dieses ganze Spektakel aufgezeichnet worden war.
 

Es war kein Akt, Tony von Peppers leblosen Körper loszueisen; er wirkte selbst vollkommen leblos. Während ein Team sich um den zweiten Leichnam kümmerte, warf man eine schwere, dunkle Decke über Tonys Schultern und geleitete ihn von dem Gelände. Rhodey war stets an seiner Seite, keiner von ihnen sagte ein Wort und die Geräusche ihrer Umgebung schienen wie durch Watte gefiltert.
 

Sie wurden zu einem Helikopter gebracht, welcher sie auf schnellstem Wege zurück in sicheres Gebiet brachte.

„Tony? Soll ich-“, abrupt verstummte Rhodey. Was sollte er? Die Nacht bei ihm bleiben, wie bei einem kleinen Jungen? Womöglich wäre es besser, doch Tony schien sich nicht mal an seinem angebrochenen Satz zu stören, denn mit abwesendem Blick stierte er aus dem Fenster.
 

Man brachte sie den ganzen Weg zurück nach New York und landete den Hubschrauber auf der Landeplattform des Stark Towers. Man öffnete ihnen die Türen und verabschiedete sich mit den Worten, dass man in den nächsten Tagen eine Aussage von ihnen aufnehmen würde.

Noch immer schweigend gingen sie auf das Gebäude zu, die Schritte der Rüstung donnerten fast schon auf dem Boden, doch kaum hatten sie die Tür ins Innere passiert, verließ Rhodey sie endlich.
 

Rhodey leitete seinen Freund zu der Couch und zog ihm die Decke, die er immer noch über den Kopf trug, auf die Schultern.

Willkommen zurück, Sir, Colonel Rhodes“, meldete sich die KI, doch keiner von ihnen reagierte. Es brauchte nicht lange, da hielt auch die Stille in dem Penthouse Einzug. Die Zeit schlich dahin und nur ein Mal erhob sich Rhodey, um ihnen etwas zu Trinken zu holen.

Scotch. Ohne Eis.
 

Er drückte den kleinen Tumbler in Tonys Hand, doch dieser machte nach mehreren Minuten noch immer keine Anstalten auch nur einen Schluck daraus zu trinken. Tony starrte einfach nur weiter in die Luft.

Es war verblüffend, wie die Lautesten so leise werden konnten.
 

Erst als die Minuten ins Land zogen und sie sich weiterhin in Schweigen hüllten, da begann Tony zu trinken. Als wenn ein Schalter in seinem Kopf umgelegt worden war, erst ein Glas, dann ein Zweites. Erst als er beim Fünften angelangt war, schob Rhodey dem einen Riegel vor.

Schließlich war es im ersten Moment nur als kleine Stärkung für sie beide gedacht.
 

„Es tut mir aufrichtig leid“

Tony antwortete nicht. Er krallte sich an die Decke, war vollkommen bleich und schien so, als würde er selbst in wenigen Sekunden seinen letzten Atemzug tun.

Rhodey wartete, auf eine Antwort oder irgendeine Reaktion, doch als diese ausblieb, wollte er sich gerade erheben, als eine Hand hervor schnellte und ihn schmerzhaft am Arm packte.
 

Sein Freund blickte nicht ein mal auf, ließ den Kopf hängen und saß dort völlig zusammengesunken auf der Couch.

Nein, Rhodey würde ihn nicht verlassen, auf gar keinen Fall konnte er es sich jetzt noch leisten seinen Freund im Stich zu lassen. Und das würde er auch auf keinen Fall.
 

Das war er ihm schuldig.
 


 


 

So gesehen hatte Tony Stark weder als er selbst, noch als Iron Man je wirklich Glück gehabt. Er hatte Geld, Ansehen und Wissen, aber letzten Endes hatte es ihn mehr gekostet, als er wahrhaben wollte.

Auch wenn man ihm dies ein Leben lang immer wieder vorgeworfen hatte.

Das wurde ihm bei der Beerdigung bewusst.
 

Rhodey war der Einzige, der anwesend war, nicht, weil die Anderen nicht ihr Beileid bekunden wollten, sondern weil Tony nur ihn dabei haben wollte, denn Rhodey war es auch gewesen, der ihn bis zu diesem Tage nicht verlassen hatte.

Er verstand, was vorgefallen war.
 

Willkommen zurück, Sir, Colonel Rhodes“, grüßte die KI, ihre Stimme belegt und so menschlich, dass es ihm beinahe einen Schauer über den Rücken jagte. Doch das brachte J.A.R.V.I.S. nicht davon ab, seid einigen Tagen wieder zu erläutern, was Stark denn verpasst hatte, was für Termine auf ihn warteten und vor allem, was für Anrufe ihm entgangen waren.
 

Sie haben bereits hinterlassene Nachrichten, die sich in den dreistelligen Bereich steigern. Die meisten davon sind von ihrem Team, gefolgt von einigen Bekannten und Geschäftskontakten. Und eine davon ist von Miss Potts
 

Dies war der Moment, in dem es ihm eiskalt den Rücken hinunter lief, just in dem Moment, als sein Herz stehen blieb.



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