Prolog
“Why do beautiful songs make you sad?' 'Because they aren't true.'
'Never?' 'Nothing is beautiful and true.”
- Extremely Loud and Incredibly Close
Prolog
Mit ihrer gesamten Kraft presste sie ihre Hand auf seine Brust. Ihre Muskeln zitterten bereits, wurden schwächer
und wollten aufgeben, doch dies war nicht der Moment für Schwäche. „Hier!“, schrie sie noch einmal und hob
die noch freie Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. Dann nahm sie sie wieder herab, um den Druck auf
der Wunde zu erhöhen. Tiefrotes, warmes Blut quoll aus den Seiten hervor, tränkte die Reste des Kampfanzuges
und lief weiter, bis es auf den Boden tropfte, auf dem sich die Flüssigkeit in den Fugen sammelte.
Ihr Blick suchte den Raum ab. Die Luft war erfüllt vom Stöhnen der Verwundeten, einige wenige, die noch
genug Kraft besaßen, schrien. Überall lagen Körper auf dem Boden, manche wenige lehnten an den Wänden, nur
etwa eine Hand voll war mit weißen Umhängen bekleidet und Schritt die Verwundeten ab. Manchmal sahen sie
einen Körper nur an, bei anderen blieben sie länger stehen. Niemand wurde abtransportiert. Die Krankenlager
schienen also schon überfüllt zu sein. Wieder hob sie die Hand. „Hier! Bitte!“, schrie sie und ihr Blick wurde
panischer, doch keiner der Ärzte schien sie wahrzunehmen. Wie sollten sie auch in diesem Chaos?
Unter ihrer Hand konnte sie spüren, wie sein Herz schneller schlug. Er verlor immer mehr Blut und der Körper
musste immer mehr arbeiten, um sich selbst zu versorgen. Er hustete und eine Mischung aus Speichel und Blut
verteilte sich auf dem Boden neben seinem Gesicht. Chloe sah von weitem zu ihr, wo sie sich um einen anderen
verletzten Soldaten kümmerte. Ihre Hand war wild am winken und es dauerte bis Bulma verstand, dass sie auf
etwas deutete. Langsam wandte sie ihren Blick um, bis sie ein weiteres Raumschiff sah, das landete. „Ich kann
nicht!“, schrie sie, doch ihr Herz hatte sich längst für den anderen Weg entschieden. Stand sie auf, würde es den
Tod für den Soldaten unter ihr bedeuten, doch war seine Situation ohnehin mehr als aussichtslos. Chloe winkte
immer noch, ihre Hand war in eine violette Flüssigkeit getaucht. Noch einmal sah Bulma zu dem Raumschiff,
das gerade seine Luke öffnete. Vorsichtig beugte sie sich zu dem Soldaten herab und bemerkte, dass sie nicht
einmal seinen Namen kannte. „Es tut mir Leid“, flüsterte sie leise, nahm ihr Hände von seiner Wunde und
überließ ihn seinem Schicksal.
So schnell sie konnte, rannte sie zwischen den Körpern der Verwundeten hindurch. Einige riefen nach ihr, von
denen manche versuchten sie zu greifen, doch sie war schneller. Ihr Herz schlug so rücksichtsslos, dass ihre
Brust schmerzte und sie nach Sauerstoff rang. „Vegeta…“, sagte sie leise und suchte im Lauf sein Gesicht unter
den Soldaten am Boden. Irgendwo musste er sein. Schließlich war dies seine Vergangenheit, was hieß, dass er
dies alles überlebt haben musste. Doch wo war er? Und was, wenn sie durch ihre Anwesenheit den Lauf der
Geschichte geändert hatte?
„Vegeta!“, schrie sie mit aller Kraft. „Vegeta!“ Völlig außer Atem erreichte sie das Raumschiff, das gerade
gelandet war. Während die ersten drei noch voll gewesen waren, fand sie hier nur einige wenige Soldaten, doch
alle waren schwer verwundet. Manche riefen nach Hilfe und während sie an ihnen vorbei schritt, versuchte
Bulma sie mit aufmunternden Worten zu beruhigen. Noch einmal schrie sie seinen Namen, kämpfte sich dabei
durch mit Rauch gefüllte Räume. Das Raumschiff schien beschädigt zu sein. „Vegeta!“ Sie stolperte, konnte sich
gerade noch fangen, drehte sich aber nicht um. Es war besser, nicht zu wissen, was hier alles noch auf dem
Boden lag.
Dann hörte sie etwas. Ein leises Husten, dann etwas, das wie eine Stimme klang. Immer weiter kämpfte sich die
junge Frau ins Innere des Raumschiffs vor. Die Luft wurde immer stickiger, doch das hielt sie nicht ab.
„Vegeta!“ rief sie noch ein weiteres Mal und ihr Herz machte einen Sprung, als sie ein leises: „Hier!“, wahrnahm.
Sie schlich weiter, hielt sich dabei eine Hand vor den Mund und begann wild zu blinzeln, um die Staubkörner
aus den Augen zu kriegen. „Hier!“, hörte sie und nun sah sie auch eine Hand, die sich hob. Sie wurde schneller,
bis sie ihn erreichte.
Zögernd kniete sie sich nieder. Es waren zwei Körper, die vor ihr lagen. Der eine hielt den anderen. Aages
blonden Haare waren das Erste, das sie erkannte, doch waren sie nun mit Blut verklebt. Darüber streckte sich
eine Hand nach ihr aus. Sie verfolgte den Arm nach oben und erkannte unter einem glücklichen Aufschrei
Vegetas mit Staub bedecktes Gesicht. Er hustete und ein purpurnes Rinnsal bahnte sich einen Weg sein Kinn
hinab.
Nun wurde sie schneller. Sie krabbelte die letzten Meter zu ihnen hin und half, den ohnmächtigen Aage
aufzurichten. Sein Bein schien gebrochen zu sein und über seine Stirn zog sich eine lange Schnittwunde. Keine
tödlichen Verletzungen. Dann sah sie auf zu Vegeta. Er war mit einer dicken Schicht aus Staub bedeckt,
wodurch man nur wenig erkennen konnte. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf seine Knöchel und begann, seinen
Körper abzutasten. Als sie sein linkes Knie berührte, zuckte er zusammen.
„Ich bin ok, bring ihn zuerst raus“, zischte er sie an und sie sah überrascht auf. Sie kannte diesen Unterton in
seiner Stimme. Er log. „Wie schlimm bist du verletzt?“, fragte sie und sah ihm ernst in die Augen. Er wollte
antworten, doch stattdessen weiteten sich seine Pupillen, er hustete und eine große Lache aus Blut verteilte sich
über den Resten seines Brustpanzers. Erst jetzt erkannte Bulma die Wunde an seiner linken Seite. „Du musst als
erster hier raus“, erklärte sie und nahm seine Hand, die er ihr jedoch entzog. Seine fiebrigen Augen lugten durch
den Staub, während er mit dem Handrücken über seinen Mund wischte. Dann lachte er und zuckte zugleich
schmerzverzerrt zusammen. „Tut mir Leid, Kleine“, sagte er röchelnd und zugleich grinsend: „Aber ich werd’s
nicht packen…“