Zum Inhalt der Seite

Verlöschendes Licht

Cesare X Chiaro
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verlöschendes Licht

In der Herberge waren sie hoffentlich bis zum nächsten Morgen sicher. Cesare und Chiaro waren auf der Flucht. Doch wer für die unsichtbaren Jäger verantwortlich war, das war ihnen verborgen. Feinde hatte Cesare viele, aber es gab keine klaren Indizien, wer genau ihren Tod wollte. Als ständiger Begleiter Cesares war es nur logisch, dass Chiaro ebenfalls auf der Abschussliste stand. Bis Rom mussten sie es lebend schaffen, dann konnten sie zumindest geringfügig aufatmen. Allerdings würde sich der Auftraggeber lediglich auf eine andere Strategie verlegen. Die Gefahr, die nach ihnen griff wie Nebelschleier, blieb bestehen.

Der Kardinal teilte sich ein Zimmer mit Chiaro. Die Herberge stand in einem unbedeutenden Dorf, deswegen mangelte es deutlich an Komfort. Damit mussten sie leben. Cesare war nicht daran gewöhnt, immerhin war er ein Borgia, aber sie mussten unnötiges Aufsehen vermeiden. Zwei schmale Betten standen an der Wand, nur getrennt von einem kleinen Nachttisch. Ein Stuhl verharrte in der Ecke neben dem kleinen Fenster. Das musste reichen. Selbst ihren eigentlichen Status sah man ihnen nicht an, da Cesare nicht in seiner Kardinalstracht reiste. In der roten Robe wäre er eine leichte Zielscheibe. Stattdessen trug er ähnlich wie Chiaro schlichte Reisekleidung in gedeckten Farben, die es ihm ermöglichten, leichter mit der Umgebung zu verschmelzen.

Müde vom anstrengenden Tag streiften sie ihre Kleidung vom Leib. Nur die Hose behielten beide an, falls sie wider Erwarten doch in der Nacht überrascht werden sollten. Chiaro ließ sich auf seinem Bett nieder und löschte die Kerze, die bis dahin den Raum mit ihrem warmen Licht erhellt hatte. Nur noch das matte Mondlicht drang durch die schmutzigen Fensterscheiben, sodass Umrisse zu erkennen waren.

Wie selbstverständlich nahm Cesare die Decke von dem zweiten Bett, welches ihm zugedacht war, und trat zu Chiaros Bett. Der Blonde erkannte Cesares Absicht und rutschte ein Stück, damit dieser sich neben ihn legen konnte. Es wurde eng in dem schmalen Bett, aber das störte die Männer nicht. Sie kannten sich seit Jahren und vertrauten einander. Cesare schlüpfte mit unter Chiaros Decke. Sein warmer Körper schmiegte sich an den des Blonden. Leise seufzte selbiger und lehnte seine Stirn gegen Cesares. Der Arm des Kardinals kroch über seinen Oberkörper und legte sich locker um ihn herum. Angenehm strichen Cesares Fingerspitzen leicht über Chiaros Seite. Erklärende Worte waren nicht notwendig. Hin und wieder war diese Nähe zwischen ihnen normal und auch willkommen. Es entspannte unheimlich. Chiaro war wie ein Licht für Cesare, welches die Dämonen in die Knie zwang und ihm half, für eine Weile nicht auf sie achten zu müssen, damit sie seinen Körper nicht übernahmen. Und Chiaro konnte sich in Cesares unmittelbarer Nähe auch ruhen. Dieser kannte seine wahre Identität. Er zweifelte nicht daran, Cesares Dämonen besänftigen zu können, sollten diese irgendwann seine Seele übernehmen wollen.
 

Mitten in der Nacht wurden sie von gedämpftem Lärm geweckt. Alarmiert erhob sich Cesare aus dem Bett und trat an das Fenster. Chiaro folgte ihm. Häuser brannten, offensichtlich das Werk von Brandpfeilen. Wäre es nur ein Zufall, würde nur eines der Häuser brennen. Denn bis auf die verzweifelten Dorfbewohner, die versuchten die Feuer zu löschen, konnten sie niemanden erkennen, der sich verdächtig verhielt.

„Wir sollten nicht länger bleiben“, kommentierte Chiaro. Der Brünette nickte zustimmend. Geschwind kleideten sich die Männer an und nahmen ihre wenigen Sachen. Sie öffneten die Tür zu ihrem gemieteten Zimmer und schritten eilig, aber nicht überstürzt, Treppe hinab. Schon konnte man Schreie bis in den Schankraum hinein hören. Der Angriff hatte begonnen. „Hintertür“, wies Cesare an und sie huschten am Tresen vorbei durch die Tür zur Küche. Einen Augenblick hielten beide inne, um sich zu orientieren. Dort war eine weitere Tür. Sie hielten darauf zu. Cesare riss die Tür auf und der Geruch nach brennendem Holz vermischt mit schmerzlichen Schreien schlug ihnen entgegen. Sie schlichen an der Hauswand entlang, um zu den Stallungen der Herberge zu gelangen. Sie brauchten ihre Pferde. Auf dem Hinterhof der Herberge war noch alles ruhig, sodass sie unbehelligt im Pferdestall ankamen. Die Tiere waren unruhig. Sie hörten den Lärm draußen und erste Rauchschwaden suchten sich ihren Weg durch Ritzen in das Gebäude. Cesare und Chiaro griffen nach dem Zaumzeug, legten es ihren Pferden an, öffneten die Boxentüren und führten die Tiere zum Eingang. Für den Sattel fehlte ihnen die Zeit. Chiaro öffnete das Stalltor, während Cesare sich auf den Rücken seines Pferdes schwang. Chiaro folgte seinem Beispiel. Die Männer drückten ihre Fersen in die Flanken der Tiere, welche nur zu gern reagierten und sich mit einem Ruck in Bewegung setzten, um vor der Gefahr zu fliehen. Erschrockene Dorfbewohner sprangen den trabenden Pferden aus dem Weg, während diese den schnellsten Weg suchten, um dem Feuer zu entgehen. Chiaro und Cesare dirigierten die Tiere nur geringfügig. Sie stimmten mit ihnen überein, dass sie aus diesem Dorf raus mussten.

Plötzlich sirrten ihnen Pfeile um die Ohren. Das war die letzte Bestätigung, dass der Angriff ihnen galt. Sie erreichten gerade das letzte Haus des Dorfes, als ein Pfeil Chiaro erwischte. Ein schmerzerfüllter Laut entkam ihm. Die Pfeilspitze bohrte sich durch das Leder seines Stiefels in den Fußrücken hinein und blieb stecken. Die Angreifer mussten an den Ausgängen des Dorfes Bogenschützen postiert haben, um eine Flucht zu vereiteln. Doch das nützte ihnen nichts. Die Männer gaben den Pferden die Zügel frei und diese gingen in den Galopp über und fegten die dunkle Straße entlang hinein in den Wald. Sie hörten, dass einige der Verfolger sie zu Pferd verfolgten, jedoch holten sie nicht mehr weit genug auf, um ihnen gefährlich werden zu können. Um sie noch weiter in die Irre zu führen, bogen die beiden Männer bald vom Weg ab und ritten Querfeldein. Sie mussten etwas Abstand zwischen sich und das Dorf bringen. Erst dann konnten sie sich eine kurze Pause erlauben und Chiaros Fuß notdürftig verarzten.

Auf einer kleinen Lichtung zügelten sie ihre Pferde und stiegen ab. Chiaro entlastete sofort den Fuß. Haltsuchend griff seine Hand in die Mähne seines Pferdes. Cesare trat zu ihm heran und legte sich den freien Arm um die Schulter. Langsam führte er ihn zu einem umgestürzten Baum, auf dem Chiaro sich niederlassen konnte. Schweigend kniete der Brünette sich vor ihn, griff nach seinem Dolch und schnitt den Lederstiefel auf, um den Pfeil aus der Wunde ziehen zu können. „Ich zieh den Pfeil jetzt raus“, warnte er Chiaro. Eine Hand legte sich um den Fuß, die andere griff nach dem Pfeil und zog ihn mit einem Ruck heraus. Chiaro biss reflexartig in seinen Unterarm, um einen Schrei zu unterdrücken, damit er nicht doch noch die Verfolger zu ihnen lockte. Abgehackt atmete er aus. Schmerzen fluteten seinen Fuß und zogen sich hoch bis ins Knie. Cesare warf den Pfeil beiseite und schnitt ohne Umschweife einen Stoffstreifen von seinem Ärmel ab, um die nun blutende Wunde notdürftig zu verbinden. Erst, als er fertig war, sah er Chiaro ins Gesicht. „Es ist vorbei“, sagte er leise und setzte sich neben ihn. Der Blonde sollte kurz verschnaufen. Aber sie mussten bald weiter. Länger konnten sie nicht hier bleiben. Das Blut von Chiaro wischte er nachlässig am Gras ab.
 

Nur wenig später ritten sie bereits weiter. Chiaro war geschwächt von der Verletzung, jedoch nahm er sich zusammen. Sie konnten nicht hierbleiben. Zügig folgten sie einem Pfad durch den Wald, den sie zufällig fanden. Er war schmal und schlängelte sich zwischen den Hügeln entlang durch die Dunkelheit. Nächtliche Geräusche begleiteten sie. Ab und zu knackte ein Ast im Wald oder ein Kauz schrie. Für den Augenblick schienen sie sicher vor ihren Verfolgern.

Erste Sonnenstrahlen durchdrangen bereits das Blätterdach, als sie eine Burg erreichten, wo sie Zuflucht fanden. Sie erklärten, dass sie im Wald überfallen worden seien. Natürlich nannten sie nicht ihre wahren Namen. Je weniger diese Einwohner der Burg wussten, desto besser war es – oder auch nicht. Ihre Verfolger hatten schließlich nicht gezögert, ein ganzes Dorf anzugreifen, nur um sie aus ihrem Versteck zu treiben. Aber eine Burg war nicht leicht einzunehmen. Die Verfolger bräuchten eine kleine Armee für einen anständigen Angriff.

Der Arzt des Burgherrn versorgte Chiaros Verletzung fachgerecht und riet ihm, sich die nächsten Tage auszuruhen. Doch die Zeit hatten sie nicht. Cesare und Chiaro beschlossen, einen Tag zu ruhen und am nächsten Morgen weiter zu reiten. Sie waren nicht mehr weit entfernt vom Vatikan. Dort angekommen, konnten sie sich immer noch ausruhen.
 

Bis Sonnenuntergang schliefen die beiden Männer, holten den Schlaf nach, der durch die Verfolger unterbrochen worden war. Mit einem Mahl kräftigten sie sich anschließend und besprachen kurz ihre Lage.

Wie am Abend zuvor kam Cesare zu dem Blonden, um das Bett mit ihm zu teilen. Jedoch war Cesare nicht nur auf ein wenig Entspannung aus, machte er Chiaro mit seinen Berührungen klar, dass er mehr von ihm wollte. Zärtliche Küsse benetzten seine Lippen, aus denen er Cesares Begierde herausschmecken konnte. Seine Arme umschlangen den Oberkörper des Brünetten und er drängte dessen warmen Körper näher. Ihre Finger glitten unter den störenden Stoff und strichen über bloße Haut. Bald fanden die Kleidungsstücke ihren Weg neben das Bett. Nackte Haut rieb über nackte Haut. Angetanes Seufzen drang durch den Raum. Ihre Berührungen wurden fordernder, leises Keuchen unterstrich den Hunger der jungen Männer. In angenehmer Zweisamkeit gaben sie sich den geschickten Fingern des jeweils anderen hin und halfen sich, die Strapazen der letzten Tage für eine Weile zu vergessen.
 

Am nächsten Morgen zog der Kardinal mit seinem Assassin weiter. Bis auf etwas Proviant nahmen sie nichts weiter mit. Es würde sie nur aufhalten. Cesare und Chiaro folgten einem weiteren schmalen Pfad, der sich durch den Wald wand wie ein kleiner Bach. Aufmerksam achteten sie auf jedes Geräusch. Es schien friedlich zu sein. Zu friedlich. Cesares Dämonen wurden unruhig. Plötzlich sprangen Männer hinter dem Felsvorsprung hervor, der die Sicht auf den Hügel verwehrt hatte. Ihre Pferde scheuten. Bevor sie ungünstig vom Rücken der Tiere fielen, sprangen sie ab. Chiaro kniete ein, da sein verletzter Fuß die Last seines Körper nicht trug. Cesare musste sich mit seinem Schwert sogleich gegen ein paar Angreifer zur Wehr setzen, sodass er Chiaro keine Hilfe war. Erst, nachdem er die Männer zurückgedrängt hatte, wandte er sich um und erstarrte. Chiaros Augen waren schreckgeweitet und die Spitze eines langen Dolches ragte aus seiner Brust. Hinter ihm stand einer der Verfolger, der ihm die Waffe in den Rücken und durch die Lunge gerammt hatte.

Cesares Dämonen in ihm schrien triumphierend auf, sobald Cesares mentale Stärke brüchig wurde und zerfiel. Sein einziges Licht, Chiaro, erlosch.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Araja
2013-09-09T19:38:06+00:00 09.09.2013 21:38
Eine tolle FF!
Ich bin ein großer Cantarella Fan und bin immer wieder froh eine FF zu diesem Manga zu lesen.
Vor allem Liebe ich Cesare X Chiaro. <3
Es ist wirklich schön geschrieben und auch wenn das Ende tragisch war, hat es doch spaß gemacht die FF zu lesen.^^
Antwort von:  Bambusbesen
09.09.2013 23:13
Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat :D gerade, wo es ja "nur" ein etwas ausgeschmückter Traum warXD
Und es ist toll zu lesen, dass es noch ein paar mehr Cantarella-Fans gibt :3


Zurück