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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 14/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Schuldig und Farfarello kehren zurück ^^
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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"Und sah dieser Ausdruck nicht seltsam auf deinem Gesicht aus…"

"Ich glaube, ich habe ihn noch nie so erschöpft gesehen…"

Er folgte Nagis Blick zu Ran, dessen Gesicht beinahe schon Kontakt zum Teller gefunden hatte. Der wenigstens fast leer war. Weswegen es keine schwere Entscheidung war, den Rothaarigen sanft am Oberarm zu umfassen und wieder in eine aufrechte Position zu bringen. "Hoch mit dir. Es ist Zeit für dich, ins Bett zu kommen."

Ran brauchte eindeutig zu lange, um seine Worte zu verarbeiten. Und selbst danach blinzelten ihn die violetten Augen ohne viel Ausdruck an, auch wenn ein Anflug von Stursinn nicht zu verleugnen war.

Es war ausgesprochen leicht, ihn zu interpretieren, so selten er ihn auch bei Ran sah. "Ich komme gleich nach", versprach er dem Rothaarigen, unwillkürlich amüsiert.

Wieder vergingen ein paar lange Sekunden, dann aber kam Ran langsam auf die Beine, schaffte es irgendwie seine Arme und Beine zu koordinieren und machte sich dann auf den langsamen Weg nach oben.

Ihre Blicke waren beide der verschwindenden Gestalt gefolgt, aber sobald Ran aus der Tür hinaus war, richteten sich dunkelblaue Augen beinahe vorwurfsvoll auf ihn.

"Du solltest mehr Rücksicht bei eurem Training nehmen. Du weißt, dass Talentlose weniger widerstandsfähig sind."

Diesmal war es an ihm zu zwinkern. Denn natürlich _wusste_ er das, aber Rans Ausdauer hatte es ihn heute tatsächlich vergessen lassen.

Die Erkenntnis wurde ihm geradewegs vom Gesicht abgelesen und während Schuldig an diesem Punkt wahrscheinlich gelacht hätte, schüttelte Nagi mit einem leichten Stirnrunzeln den Kopf. "Deine Gedanken waren woanders, was?" Der Blick wurde schärfer. "Oder auch so erfolgreich verdrängt, dass du andere Sachen auch gleich vergessen hast."

Er hatte nicht vor zuzugeben, wie nah Nagi mit dieser Vermutung an der Wahrheit war. "Auf diese Weise wird er heute Nacht wenigstens richtig schlafen können", hielt er deswegen entgegen. Ein Argument, dem sich der Telekinet nicht entziehen konnte, wie ihm dessen Gesichtsausdruck verriet. Mit einem leichten Lächeln leerte er daher seinen Teller, bevor er sich ebenfalls erhob. "Du wirst das Wohnzimmer dann wohl für dich allein haben", meinte er zum Abschied.

Dieser Blick von Nagi fiel ungewohnt aus, beinahe schief. So etwas hätte er von Schuldig erwartet, aber sicher nicht von dem Jungen.

Nagi ließ sich von seiner Erwartungshaltung wenig beeindrucken, als dieser ihm antwortete. "Ich könnte jetzt sagen, dass ich wohl froh darüber sein sollte. Aber zum Glück ist Ran viel zu müde, als dass ich eure Aktivitäten von meinem Talent fernhalten müsste."

Seine Mundwinkel kurvten in ein weiteres Lächeln, als er eine Hand ausstreckte und durch die braunen Haare wuschelte. Wenn sich ihr Telekinet plötzlich als aufmüpfiger Teenager gebärdete, konnte er selbst ihn auch wie das Kind behandeln, das Nagi genauso wenig wirklich gewesen war.

Überraschenderweise – oder vielleicht doch nicht so überraschend – kam kein Wort des Protests über Nagis Lippen. Sie alle würden wohl erst wieder ganz zu sich selbst zurückfinden, sobald Schwarz wieder vereint war.

Ein lautloses Seufzen entkam ihm, während seine Schritte den Weg zu seinem Zimmer auffraßen. Er konnte den morgigen Tag kaum erwarten, in der Hoffnung, dass Schuldig und Farfarello tatsächlich auftauchen würden. Aber bis dahin… er lächelte wieder, als er eintrat und Ran erspähte, der es sich bereits mitten auf dem Bett bequem gemacht hatte… bis dahin gab es etwas anderes, auf das er sich konzentrieren konnte.

Seine Ankunft wurde sofort bemerkt, wie ihm das Violett verriet, das hinter halbgeschlossenen Lidern aufblitzte. Und dann wurde sein Lächeln erwidert, bevor sich der Jüngere streckte, ohne zu wissen, wie einladend diese so unschuldigen Bewegungen wirkten.

Nur wenige Schritte und er saß auf der Bettkante, zeichnete nur mit der Fingerspitze Rans Arm nach, bis er den kurzen Ärmel des Shirts traf, das der Jüngere trug. "Möchtest du gleich schlafen?", erkundigte er sich, als Ran ihn müde anblinzelte.

Der zunächst zustimmen wollte, bevor seine Frage richtig interpretiert wurde. Und so erhielt er als nächstes ein Kopfschütteln.

"Gut", gab er zufrieden zurück. "Ich bin gleich wieder da." Für ihn war es zwar noch etwas zu früh, aber da er sowieso nur wenig Schlaf bekommen würde, falls Schuldig tatsächlich mitten in der Nacht auftauchte, war es ganz gut früh ins Bett zu kommen. Also verschwand er schnell im Bad und kehrte wenig später mit dem Massageöl und einem Handtuch zurück.

Während Ran sich mit trägen Bewegungen auf dem Handtuch lang legte, wechselte er in seinen Schlafanzug und war sogar schneller als der Rothaarige, der nicht mehr viel Koordination aufbrachte.

Amüsiert zog er das Handtuch noch zurecht, bevor er wieder auf dem Bett Platz nahm.

Ran seufzte leise, als er das kühle Öl auf dessen Rücken tropfen ließ, erschauerte sanft.

Hm… es war viel schwerer sich zurückhalten als damals, denn inzwischen wusste er, was er versäumte. Aber Ran, der unter seinen sicheren Berührungen beinahe dahinschmolz, war viel zu müde. Also konzentrierte er sich ganz darauf, die dieses Mal viel zu sehr beanspruchten Muskeln zu lockern, kümmerte sich besonders um die Beine.

Ran gab immer wieder leise Laute von sich, doch sie wurden schwächer und verrieten ihm, dass der Jüngere immer weiter in Richtung Schlaf abdriftete. Weswegen er aufhorchte, als da plötzlich mehr Nachdruck in Rans Stimme lag, registrierte erst nachträglich, dass sein Name ausgesprochen worden war.

Ran konnte kaum die Augen offen halten, doch der Blick des Rothaarigen sprach trotzdem Bände.

Er nickte, während seine Mundwinkel nach oben kurvten. Leise räumte er auf, um sich dann ebenfalls hinzulegen. Ran erwartete ihn bereits, rückte zufrieden und ohne zu zögern an ihn heran, schloss endgültig die Augen. Und bekam wahrscheinlich gar nichts mehr von dem Kuss mit, den er ihm noch auf die Lippen drückte.

Belustigung erfüllte ihn, da Ran seine Nähe nicht häufig mit dieser Selbstverständlichkeit einforderte. Doch es war ein gutes Zeichen, dass der Jüngere es tat, wenn er zu müde war, um sich mit irgendwelchen Unsicherheiten aufzuhalten.
 

Ihn weckte eine Berührung, die sich als nicht-körperlich herausstellte, als er wach genug war, um sich in seinem Zimmer umzusehen. Außer ihm befand sich nur Ran hier und der schlief friedlich und ungestört, konnte es also nicht gewesen sein. Natürlich hielt er sich nicht lange mit Rätselraten auf, wenn die Lösung so einfach war. Und genauso leicht fiel es ihm auf den Grund für diese nächtliche Störung zu schließen.

Ein Blick auf den Wecker verriet ihm, dass es später – oder auch früher – als erwartet war und er beschloss, sich gleich anzuziehen. Noch einmal schlafen zu gehen würde sich kaum lohnen.

Unten erwartete ihn Nagi, leicht übernächtigt aber trotz mühelos noch auf den Beinen.

"Sie sind gerade angekommen", wurde ihm mitgeteilt.

Wenn das so war, hieß das, Nagi musste sie schon ein Stück draußen geortet haben. "Du hast nach ihnen Ausschau gehalten?"

"Vielmehr nach möglichen Verfolgern. Aber außer ihnen konnte ich nichts spüren. Wenn da jemand ist, ist er für mein Talent entweder so tot wie das Mädchen von Schreiend oder er hat sich in der Nachbarschaft eingeschlichen, so dass ich ihn nicht von den Nachbarn unterscheiden kann."

"Nun, wir gehen der Einfachheit erstmal davon aus, dass wirklich niemand da ist." Mit einem Anflug von Amüsement.

Dem sich der Junge nicht so ganz anschließen mochte. Wahrscheinlich frustrierte ihn, dass er bisher viel zu wenig wusste, um die Bedrohung wirklich einschätzen zu können. Nagi war schon immer der Informationssammler in ihrem Team gewesen…

Er wandte sich der Haustür zu, die in diesem Moment aufgeschlossen wurde und gleich darauf fand er sich in dem Blick grüner Augen gefangen, die so viel mehr zu sehen versuchten als nur sein Äußeres. Er schenkte dem Telepathen ein leichtes Lächeln, begleitet von einem Nicken, als Antwort auf die stumme Frage.

Womit sich Schuldigs Aufmerksamkeit jetzt auf sein anderes Teammitglied richtete.

Nagi hatte zwar gewartet, bis die beiden eintreten waren, blieb aber nicht, sobald er sich von ihrer Unversehrtheit überzeugt hatte. Und auch Schuldig konnte den scannenden Blick nicht verbergen, mit dem Nagis Gestalt von oben bis unten gemustert wurde, bevor der Junge in die Küche verschwand. Die beiden gaben selten zu, dass sie aufeinander aufpassten.

Der Einzige, der noch nicht zufrieden war, war Farfarello, der aber sofort von Schuldig beruhigt wurde. "Hier ist rein gar nichts passiert. Ran schläft oben tief und fest."

Das war genug, um Farfarello davon zu überzeugen, mit in die Küche zu kommen, wo das Essen dank Nagi bereits auf dem Tisch stand. Und wie erwartet ließ Schuldig sich sofort auf einen Stuhl fallen. Dennoch griff er nicht gleich nach der Gabel, wartete darauf, dass er sein Versprechen einlöste.

Also nahm er neben dem Telepathen Platz, erlaubte ihm, seine Hand zu berühren. Und für einen Moment schien alle Energie aus Schuldig zu weichen, als dieser in sich zusammensackte.

"Überzeugt, dass ich ich bin?", fragte er leise, nachdem eine Minute still verstrichen war.

Grüne Augen wurden aufgeschlagen und ein vertrauter Hunger stand in ihnen, der schnell wieder verdrängt wurde.

"Ja, bin ich", wurde ihm dann geantwortet, bevor Schuldig sich daran machte, eine ganz andere Art von Hunger zu stillen.

"Nagi hat sich davon überzeugt, dass ihr nicht verfolgt worden seid", berichtete er, während Schuldig den Auflauf scheinbar inhalierte. "Auch ansonsten sind uns hier keine verdächtigen Personen aufgefallen."

Schuldig nickte, fand Zeit für eine Antwort. "Mein Talent hat nach dieser seltsamen Begegnung auch nichts mehr aufgefangen. Aber da dieser Typ und sein Begleiter mir ganz sicher nicht zufällig über den Weg gelaufen sind, ist das kein besonders großer Trost."

"Du glaubst, sie haben sich von Anfang an an euch gehängt." Es war keine Frage und brachte ihm dementsprechend nur ein knappes Nicken ein.

"Warum kein Zufall?", hakte er nach, denn ganz ausschließen konnte er das nicht.

Das Essen wurde weiter dezimiert. "Vielleicht, wenn er dir nur ähnlich gesehen hätte. Aber nein, vom Haarschnitt über die Brille bis zum Anzug war er ganz du. Ganz zu schweigen vom Gesicht. Es war frappierend."

"Er war falsch", mischte sich Farfarello an dieser Stelle zum ersten Mal ein, das bernsteinfarbene Augen verengt. "Er sah aus wie du und gleichzeitig nicht. Es hat mir nicht gefallen. Und er wollte Schuldig zu sich locken."

Vielleicht war es einer der seltenen Momente, da Farfarellos Talent angesprungen war, vielleicht auch purer Instinkt. Auf keinen Fall kam er gegen die Überzeugung an, die in der Stimme des Jüngeren lag.

Mit dieser Auskunft schien Farfarellos Geduld erschöpft und ohne selbst etwas gegessen zu haben verschwand der Ire. Schuldig sah ihm mit einem langen Blick nach, zuckte schließlich mit den Schultern.

"Er hat sich die ganze Zeit Sorgen gemacht, dass jemand bei euch anklopft. Sozusagen. Und natürlich ist Ran-chan der Einzige, der nicht auf sich selbst aufpassen kann." Grüne Augen verfolgten Farfarellos Weg, ungehindert von Wänden und Decke. Dann grinste Schuldig für einen Moment, wenn auch ohne viel Amüsement. "Ran wird sich ohne dich nicht einsam fühlen, großer Meister", wurde ihm dann mitgeteilt.

Hm, in dem Fall würde Ran morgen früh eindeutig froh sein, dass er ihm so einfach eingeschlafen war. Denn so gut sich der Rothaarige mit Farfarello verstand, wollte dieser sicher nicht nackt mit ihm im Bett aufwachen.

Schuldig grinste, etwas trocken vielleicht, aber die Emotion dahinter war diesmal echt genug. Offenbar war dem Jüngeren nur zu bewusst, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Der Moment der Ablenkung war aber schnell wieder vorbei und Schuldig wurde ernst, als er weitersprach. "Ich habe ihn berührt, nur auf der mentalen Ebene", wurde ihm gleich versichert. "Und er war zweifellos ein Talent. Mit guten Schilden. Aber hinter diesen Schilden gleißte Hitze."

Hitze, keine Kälte. Schneller hätte sich dieser Fremde nicht verraten können… Sie tauschten ein schmales Lächeln aus.

"Was hat er getan, als er merkte, dass ihr ihn durchschaut habt?"

"Nun, er war enttäuscht." Schuldig stockte an dieser Stelle und musterte ihn scharf. "Und sah dieser Ausdruck nicht seltsam auf deinem Gesicht aus…" Ein kurzes, genauso scharfes Grinsen, gefolgt von einem Schulterzucken. "Aber er hat nichts weiter getan, genausowenig wie der andere Typ, nur etwas gesagt: 'Vielleicht nächstes Mal.' Und dann ist er gegangen."

"Hast du versucht, sie aufzuhalten?" Diese Frage kam von Nagi, der bis zu diesem Moment nur stumm zugehört hatte.

Und er konnte es vor seinem inneren Auge sehen, wie der Telekinet diese Männer mit dessen Talent eingeboxt hätte und sie anschließend dazu gebracht, ihm alles zu erzählen. Ihr Jüngster mochte keine Mysterien, vor allem nicht, wenn er seine Familie bedroht sah. Auch wenn Nagi es niemals so sagen würde.

Schuldig schien auch zu verstehen und er zog Nagi nicht auf, schüttelte lediglich den Kopf. "Mein Talent ist nicht zu ihnen durchgedrungen. Nicht auf die Schnelle. Der zweite war sogar noch viel schwerer zu greifen." Der Telepath verzog kurz das Gesicht, ohne sich dessen anscheinend bewusst zu sein. "Und ein Angriff in aller Öffentlichkeit wäre nicht ratsam gewesen, nicht wahr? Vor allem, da ich davon ausgehe, dass sie nicht allein waren."

Nagi zeigte eine ungewohnt frustrierte Miene. "Und was sollte das Ganze dann? Wenn sie euch zahlenmäßig überlegen waren, hätten sie auch Gewalt anwenden können. Und zwar, wenn es keine hinderlichen Zuschauer gegeben hätte."

Schuldig schob den jetzt leeren Teller von sich und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. "Vielleicht wollten sie ja auch nur guten Tag sagen. Und nur mehr, wenn wir dumm genug gewesen wären, auf den Trick hereinzufallen."

Dunkelblaue Augen verengten sich. "Wenn das so ist, wenn sie sich uns offenbaren wollten, dann müssen sie sich ihrer selbst sehr sicher sein", sprach Nagi aus, was Schuldig nur angedeutet hatte.

Und das war kein schöner Gedanke.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es wird noch etwas dauern, bis sie erfahren, was hinter dieser Begegnung steckt ^^
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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