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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 63/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Dieses Mal erfährt Crawford, warum er so lange warten musste. Und gibt Schneider Recht ^^#
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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"Nein, stattdessen verlassen Sie sich auf die altbewährte Gehirnwäsche"

"Nun, wenn ich Parks' Talent einordnen soll, würde ich sagen, er ist eher ein Hypno als alles andere. Wir hatten bisher kein Talent auf Rosenkreuz, das allein auf diese Fähigkeit beschränkt ist." Eine kurze Pause, der ein schmales Lächeln folgte. "Wir Telepathen können das, mal besser, mal schlechter. Doch die extreme Spezialisierung von Parks' Fähigkeiten hat anscheinend dazu geführt, dass er besser darin ist, andere dauerhaft zu beeinflussen, als ich es bis dahin gesehen habe."

Sein Blick schweifte unwillkürlich an Schneider vorbei, dorthin, wo durch die Scheibe hindurch Parks zu sehen war. Unverändert regungslos, mit leblosem Blick. Im Augenblick war es kaum noch vorstellbar, aber… "Er hat die ganzen Leute einfach hypnotisiert?"

"Sozusagen", neigte der Deutsche den Kopf. "Das Besondere ist, dass er ihnen nicht genau vorgeben musste, was sie zu tun hatten. Er hat einfach dafür gesorgt, dass sie alles für ihn tun wollten, was in ihrer Macht stand. Oder eben doch nicht so einfach, zumindest normalerweise nicht. Jedenfalls hatte er auf diese Weise nicht nur unselbständige Drohnen, sondern echte Helfer gewonnen. Und das, ohne dass er den Einfluss übermäßig häufig erneuern musste."

Er ging automatisch die Gelegenheiten durch, bei denen er Schneiders Wirken hatte beobachten können, doch so etwas war ihm tatsächlich unbekannt. "Das heißt, Sie könnten so etwas nicht tun?", fragte er frei heraus.

Schneider lachte auf. "Nein, nicht so unspezifisch. Wenn wir jemandem so relativ einfach Loyalität einimpfen könnten, kannst du dir sicher sein, dass wir es auf der Schule längst eingesetzt hätten."

Er hob eine Augenbraue. "Nein, stattdessen verlassen Sie sich auf die altbewährte Gehirnwäsche."

Seine trockene Erwiderung rief Amüsement in die eisblauen Augen, bevor Schneider ernster wurde. "Ich würde es eher als Erziehung bezeichnen."

Was natürlich nicht ganz falsch war, aber in diesem Fall eine sehr spezielle Ausprägung von Erziehung. Seine Mundwinkel zuckten um ein paar Millimeter nach oben, bevor er sie wieder unter Kontrolle bringen konnte. Dann schüttelte er innerlich den Kopf. Beinahe hätte er sich wieder ablenken lassen. Er war nicht an den Methoden von Rosenkreuz interessiert, jedenfalls nicht im Moment, sondern an Parks.

Der Deutsche lächelte ebenfalls, bevor dieser fortfuhr. "Herrn Walter Interesse für uns hat ihn auf unsere Spur gebracht. Ich denke, andere hätten das nicht ernst genommen, selbst nicht mit Frau Kato, die uns beobachten sollte. Aber da er aufgrund seiner eigenen Fähigkeiten wusste, dass es Menschen geben muss, die etwas mehr können als die Durchschnittsbevölkerung, war er ausgesprochen interessiert. Parks war nicht dumm genug, seinem Arbeitgeber zu verraten, dass er ebenfalls ein Talent hat. Lieber hat er es heimlich genutzt, um weiter aufzusteigen, bis er die Leitung hier in Japan hatte. Aber das reichte ihm nicht. Er war neidisch auf Herrn Walters Erfolg und dachte, dass ihm der viel eher zustehen sollte. Also plante er, sich eine eigene Gruppe von Talenten aufzubauen."

Wenn er nicht schon gewusst hätte, dass Parks größenwahnsinnig war, hätte es jetzt kaum noch einen Zweifel daran gegeben. "Um sich dann selbständig zu machen?", hakte er nach, als Schneider für einen Moment innehielt.

Der Ältere neigte den Kopf leicht zur Seite, überlegend. "Dessen schien er sich selbst nicht ganz schlüssig zu sein. Er schwankte zwischen dieser Möglichkeit, der Idee, Herrn Walters Geschäfte zu übernehmen oder… unsere."

Das Schnauben konnte er beim besten Willen nicht zurückhalten.

Schneider lachte auf wieder auf. "Du musst ihm zugutehalten, dass er kein Telepath ist, deswegen hatte er keine Chance, die wahren Ausmaße unseres Einflusses zu erkennen. Und Herr Walter, der etwas mehr wusste, hatte diese Informationen nie geteilt. Ganz davon abgesehen hat er eine psychische Störung. Es ist nicht nur dieses gewisse Selbstbewusstsein, das die Schüler auf Rosenkreuz lernen." Der Deutsche schenkte ihm einen wissenden Blick, genau wissend, wie er darüber dachte. "Er glaubt wirklich, er wäre allen überlegen. Ihm ist nie der Gedanke gekommen, dass er letztendlich keinen Erfolg haben könnte. Und es hat überhaupt nicht geholfen, dass ihm einer unserer Leute in die Hände gefallen war." Bei den letzten Worten war jeder Humor verschwunden.

Es wurde sehr still und erst nach ein paar Sekunden merkte er, dass er vergessen hatte, Luft zu holen. "Das ist nicht Ihr Ernst…", flüsterte, nachdem er einen tiefen Atemzug genommen hatte.

Der Deutsche sagte nichts darauf, dessen Blick war auch so beredt genug.

"Aber das sollte unmöglich sein. Wir hätten doch gemerkt, wenn jemand fehlt. Und einen Ex auf ihn angesetzt."

Dieses Lächeln kam ohne jedes Amüsement aus. "Wir haben es natürlich gemerkt, auch wenn es etwas gedauert hatte. Parks hatte sich jemanden ausgesucht, der gerade Urlaub hatte. Und danach… der Mann hatte eine sehr niedrige Priorität, ein schwacher Empath. Da versuchen es erst mal die Leute vom örtlichen Büro, bevor wir einen Ex losschicken."

Das war… verständlich. Er nickte automatisch, runzelte dann die Stirn. "Können wir ihn zurückholen?"

Schneider schüttelte knapp den Kopf. "Parks hat an ihm geübt, bis er zu ihm durchkam. Und am Ende… war unser Mann zu nichts mehr zu gebrauchen. Natürlich konnte Parks ihn auch nicht laufen lassen." Ein grimmiges Lächeln schloss sich dem an und mehr musste dazu nicht gesagt werden.

Wenn er vorher ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, was Parks Schicksal anging, hätte sich das in diesem Moment erledigt. So aber gönnte er Herrn Franklin dessen Rache einfach noch ein bisschen mehr. Er schob den Gedanken beiseite, konzentrierte sich lieber auf das, was ihm Schneiders Worte verrieten. "Daher wusste er also, wie er am besten durch unsere Schilde kommt." Das zumindest war eine gewisse Beruhigung. Immer noch besser als die Vorstellung, dass ein untrainiertes Talent es schaffte, ihre Leute einfach so zu beeinflussen.

"Genau das. Auch wenn es ihm nicht bei allen unserer Leute half, wie du bewiesen hast. Es war genug, um uns viel zu lange zu entwischen."

"Was ist inzwischen zum Glück vorbei ist." Befriedigung schwang in seiner Stimme mit, als sein Blick wieder auf Parks ruhte.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und sein Körper neigte sich unwillkürlich in Richtung des Älteren. Eine Reaktion, die er auch dann nicht unterband, nachdem sie ihm bewusst geworden war. "Wie du siehst, hat sich dein Einsatz hier ausgezahlt. Immerhin hatte er gerade bei dir kein leichtes Spiel. Da du viel älter warst als es die Schüler normalerweise sind, als du nach Rosenkreuz kamst. Und daher sehr individuelle – und auch gute – Schilde besitzt."

Belustigung stieg in ihm auf. "Ich muss zugeben, dass in diesem Fall tatsächlich der Zufall in Ihre Hände spielte. Aber ganz davon abgesehen verlangt von Ihnen sowieso niemand Rechtfertigungen, nicht wahr?"

Schneider gab ein zustimmendes Brummen von sich, ebenfalls amüsiert.

Für einen Moment beließ er es dabei, doch noch konnte er sich nicht zufrieden geben. "Was ist mit Parks Leuten drüben in den USA, könnte uns von dort noch jemand gefährlich werden – und sei es auch nur, weil sie zu viel wissen?"

Seine Schulter wurde gedrückt, bevor die Hand nach unten rutschte. "Nein, Parks hat den Alleinherrscher gespielt. Wir werden Herrn Walter natürlich gerne beim Hausputz helfen, doch alles in allem haben wir mit Parks einen Glücksgriff getan. Seine Hybris hat dafür gesorgt, dass wir nur ihn in die Hand bekommen mussten, um diese Aufgabe abzuschließen."

"Wir hatten also mehr Glück als Verstand, ja?", fasste er leise zusammen. "Denn er hat uns auch einen Gefallen dadurch getan, dass er sich so viel Zeit gelassen hat. Er war wohl nicht übermütig genug, uns offensichtlicher anzugreifen. Was sicher sehr viel früher zu seiner Entdeckung geführt hätte. Und vor allem nicht in einer Art und Weise, die fast nur auf Zufall beruht." Dieser Gedanke war wahrscheinlich der am schwersten zu ertragende. Anscheinend war auch er selbst nicht ganz immun gewesen, hatte automatisch angenommen, dass niemand ihrer Organisation so nahekommen konnte. Ganz einfach, weil sie viel zu gut dafür waren.

Die Hand war zurück, tastete warm seine Seite entlang, wölbte sich schließlich über seine Wange. Und mühelos wurde sein Gesicht geführt, bis er dem Blick eisblauer Augen begegnete. In ihm mischte sich Amüsement mit etwas, das er bisher nur selten bei Schneider gesehen hatte, dieser Funken, der früher gegen die Ältesten gerichtet war. Doch den hatte wohl jeder zu fürchten, der die Pläne des Deutschen zu durchkreuzen versuchte. Das Amüsement gewann schließlich und Schneiders Mundwinkel kurvten nach oben.

"Dass wir Frau Kato entdeckt hatten, war ihm eine Warnung. Aber nur insoweit, dass er den Versuch, jemanden von unseren Leuten in die Hände zu bekommen, sehr langsam anging."

"War dafür ursprünglich die Waffe gedacht, die sie eingeschmuggelt hat? Sollte sie… jemanden mit vorgehaltener Waffe aus dem Büro entführen?" Allein die Überlegung war lächerlich.

Schneiders zuckende Mundwinkel verrieten, dass dieser genauso dachte. "Nein, ganz so blauäugig ist Parks an die Sache auch wieder nicht herangegangen, selbst vor Frau Katos Entdeckung. Die Waffe sollte ihr eine Chance geben, im Notfall zu entkommen. Er wollte sie nicht einfach nur opfern. Erst als klar war, dass sie sonst gefangen genommen werden würde, sollte sie sich vergiften. Und genau das hat sie auch getan." Leiser werdend zum Ende hin. Und nach einem prüfenden Blick auf ihn wurde noch etwas hinzugefügt, mit dem Anflug eines neuen Lächelns. "Tröste dich damit, dass es immerhin ein Talent war, das es überhaupt so weit geschafft hat. Und sei versichert, dass wir in Zukunft gleich tiefer graben werden, wenn uns jemand wie Frau Kato über den Weg läuft."

Er atmete langsam aus, nickte zustimmend. Mehr konnte er schließlich nicht verlangen. Und Schneider hatte Recht, ein gewisser Trost war es. Damit schaffte er es, das Lächeln zu erwidern, bevor ihm ein Gedanke kam, der ein Stirnrunzeln hervorrief.

"Und warum genau konnten Sie mir das alles nicht schon gestern verraten? Schließlich sind es alles in allem nur gute Nachrichten. Es hätte zweifellos zu meiner Beruhigung beigetragen und so etwas kann sich doch nur positiv auf eine schnelle Genesung auswirken." Letzteres fügte er nicht hinzu, weil es ihm selbst wichtig war, sondern da sowohl der Arzt als auch Schneider so sehr darauf bedacht gewesen waren.

Der ältere Mann ließ das Lächeln verblassen, bis es nur noch eine ferne Erinnerung war. "Parks selbst war nicht der Grund. Es gibt da noch jemanden, den wir bisher nicht gefasst haben. Den Hacker, auf den ich Nagi angesetzt habe."

Aber das war doch nur einer von Parks Helfern, auch wenn er ausgesprochen gut war in dem, was er tat. Der Gedanke daran, dass dieser Mann noch in Freiheit war, hätte ihm kaum den Schlaf geraubt. Vor allem, da er ausreichend Vertrauen in Nagis Fähigkeiten hatte. Ihr Jüngster würde diesen Hacker früher oder später erwischen.

Schneider bemerkte sein Unverständnis, ohne dass er etwas sagen musste. Und die Antwort kam ebenso ohne Worte aus. Es war ein Bild, das der Telepath aus Parks' Verstand gezogen hatte, von dem Gesuchten.

"Ah…", hörte er sich murmeln. Das hätte tatsächlich zu einigem Kopfzerbrechen geführt. Und zu keiner erholsamen Nachtruhe.

"Ja, genau das dachte ich mir auch", lautete Schneiders leise Reaktion. Wenn der Ältere ihm nicht so nahe gestanden hätte, hätte er die Worte kaum verstehen können.

Beinahe abwesend strich ein Daumen über seine Unterlippe, ließ seine Aufmerksamkeit abrupt von dem Bild, das es nur in ihrer beider Köpfe gab, zu Schneider umschwenken.

"Dabei ist es völlig unnötig. Nagi wird Erfolg haben und damit kann auch dieses Kapitel abgeschlossen werden."

Sind Sie sich da sicher?, wollte er fragen, aber natürlich war der Deutsche das. Sonst hätte er nicht ausgerechnet Nagi weiter nach dem Mann suchen lassen.

"Es steht ihm zu", wurde ihm trotz allem geantwortet und es gelang ihm beim besten Willen nicht, dieser Einschätzung zu widersprechen.

Eines jedoch sprach er aus. "Ich werde trotzdem froh sein, wenn es erst mal hinter ihm liegt. Und alles gutgegangen ist." Und in einer willentlichen Entscheidung entspannte er sich, beschloss, nicht an diesem Ausgang zu zweifeln.

Schneider beobachtete seine Reaktion mit Zufriedenheit, ließ wieder etwas mehr Abstand zwischen ihnen zu, während dessen Blick zurück zu Parks fand. "Ja… und ich zweifle ebenfalls nicht an diesem Ausgang. Alles in allem ist es nur etwas schade um ihn. Mit so einem Talent in unseren Händen wären einige unserer Aufgaben beträchtlich erleichtert worden."

Natürlich dachte der Deutsche so. Doch es war inzwischen mehr als müßig. Denn so wie Parks aussah, würde dieser kaum wieder einen klaren Gedanken fassen können.

"Hm", erhielt er ein zustimmendes Brummen, bevor sich Eisblau auf ihn richtete. "Was sagt dein Talent? Hat es noch irgendwelche Warnungen aufgefangen? Etwas, das uns aufgrund von Parks' Machenschaften in Zukunft auf die Füße fallen könnte?"

Er zwinkerte zunächst, ganz einfach, weil er den ursprünglichen Grund für seine Anwesenheit zwischenzeitlich völlig vergessen hatte. Dann schüttelte er stumm den Kopf, denn sein Talent hatte sich tatsächlich nicht gemeldet. Eine innerliche Pause, als ihm aufging, dass damit alles hier erledigt war, begleitet von einer Emotion, die beinahe Euphorie war. Er schwankte etwas, etwas überrascht von seiner Reaktion, wurde gleich darauf gestützt.

Von Schneider, der seinem Gedanken gefolgt war und nun lächelte. Sie beide verharrten für ein paar lange Sekunden wie sie waren, spürten beide dem Stimmungswandel nach, der plötzlich zwischen ihnen schwang. Und ihm wurde warm.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und, erraten, was genau Schneider Crawford gezeigt hat? ^^#
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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