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Flammen der Gerechtigkeit

Jagd durch die Galaxie / Gefangene des Imperiums
von

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Mögen die Spiele beginnen

Fanfaren ertönten, Musik erklang und der berühmte Sänger Cezar begann seinen Gesang genau in dem Moment in dem ein bombastischen Feuerwerk gezündet wurde. Kräftige Trommelschläge ließen den Boden der Arena erbeben und tausende Geigen begleiteten die einzigartige Falsettstimme des Tenors.
 

Die Nacht wurde zum Tage, tausende Tänzer erhoben sich wie von Zauberhand aus dem Boden und feuerten die Stimmung der grölenden Menge an. Über 200.000 Lebewesen hatten sich im großen Stadion der Zentralwelt versammelt, dazu kamen nochmal mindestens 100 Milliarden Zuschauer die in der Live Übertragung dem Spektakel beiwohnten oder später beiwohnen würden.
 

Cezar war eine gute Eröffnung, seine Falsettstimme war eine willkommene Abwechslung zu den langweilig gewordenen Popsternchen, dessen war sich der zuständige Veranstaltungsminister sicher. Natürlich blieb immer ein gewisses Restrisiko, aber wenn er ständig darauf Rücksicht nehmen würde, dann änderte sich nie etwas und wurde langweilig.
 

Herzog Devilin beobachtete das Schauspiel von der Ehrenloge aus, in der auch die Senatoren der wichtigsten Mitglieder des Galaktischen Konzils platz genommen hatten. Auf Videobildschirmen konnte er sehen wie Drohnenkameras über die Tänzer hinweg flogen und etwas für jeden Geschmack lieferten. Fast nackte Frauen, genauso wie gut gebaute Männer unterschiedlicher Rassen verrenkten sich im Takt der Musik die Glieder um die Zuschauer zu befriedigen.
 

Cezar selbst gehörte zu den Asshur, ein bedeutungsloseres Volk innerhalb des Galaktischen Konzils. Er trug einen leichten Bart, besaß eine glatt rasierter Brust und trug einem Kleidungsstil der am besten als klassisch vampirisch bezeichnet werden konnte. Er bewegte sich kaum von der Stelle, aber das musste er auch nicht, seine Stimme alleine reichte um das Blut der Zuhörer in Wallung zu bringen.
 

Nach etwa zehn Minuten verklang seine Stimme und das Feuerwerk erlosch, ebenso wie alle anderen Lichter des Stadions. 200.000 Leben saßen schlagartig im Dunkeln und mussten sich wieder beruhigen. Dieser Moment der Ruhe war ungemein wichtig um die Gewichtung des folgenden Momentes zu unterstreichen, abgesehen davon das die Stadionmitte ungesehen vorbereitet werden musste.
 

Devilin lächelte kurz, dann trat er auf die Holoplattform der Ehrenloge, die sogleich dafür sorgte das er als 20m große Erscheinung über der Arena schwebte. Auch die Holotechnologie war neu für diese Veranstaltung, daher inspizierte er schnell sowohl Auflösung als auch Farbgebung. Ärgerlicherweise stellte er fest, das der Kontrast zu schwach eingestellt war. Sein kräftig roter Mantel war nur als dreckiger Klumpen zu erkennen, ebenso war sein Antlitz äußerst unscharf. Er überlegte einen Moment wie er am besten die Technikleute bestrafen sollte, da wurde sein Bild nachjustiert. Sein jugendliches Gesicht zierte das taiidanische Tattoo eines Pfeils der vom Stirnansatz über sein Auge zur Wange führte. Sowohl seine schwarze Lederhose wie auch sein Top setzten sich stark von seinem reichlich verzierten Mantel ab. Na also, ging doch!
 

Grüßend hob der junge taiidanische Herzog seine Arme, worauf sein größeres Ebenbild es ihm gleichtat.
 

„Bürger und Bürgerinnen der Konzilwelten. Es ist mir eine große Ehre euch hier im Stadion und natürlich auch auf eurer jeweiligen Heimatwelt, eurer Kolonie oder eurer Raumstation zu den 143. galaktischen Spielen begrüßen zu dürfen. Wie in jedem Jahr erhalten drei Gruppen von je drei Personen die Chance ihrer Herkunftswelt Ruhm und Ehre sowie für sich selbst die Begnadigung ihrer Straftat zu erkämpfen. Möge die Flamme der Gerechtigkeit ihren Kampfgeist weihen!“
 

Passend zu seinen Worten entzündete sich eine riesige Feuerschale im Zentrum der Arena und tauchte das Stadion mit dem dreifarbigen Feuer in ein mystisches Licht. Ein einfaches Feuer wirkte zu banal, daher sorgte ein genau abgestimmtes chemisches Gemisch dafür, das es in den Außenbereichen in gelb, blau und rot brannte, während das Zentrum weiß leutete.
 

Jubel ertönte von allen Rängen, was der Herzog gerne zuließ. Applaus war immer eine willkommene Unterbrechung einer Ansage. Erst als sich die Begeisterung wieder gelegt hatte heizte der Herzog sie erneut an.
 

„Und hier sind die ausgewählten Champions. Begrüßt bitte aus der Hiigaranischen Republik: Leutnant Marik, aus dem Clan der Sobani!“ Devilins Ebenbild verschwand nun aus dem Stadion und wurde durch ein großes Holobild des blonden Hiigaraners ersetzt. Der Elendige trug die eng anliegende Pilotenuniform der Sobani, wodurch man sich seinen Körper gut vorstellen konnte. Marik war gut gebaut, schlank und athletisch, jedoch kein Kraftprotz. Devilin gab sich einen Moment der Vorstellung hin diesen Mistkerl nackt vor sich auf dem Verhörstuhl zu haben. Wenn er mit ihm fertig wäre, würde er alles gestehen, aber na ja, man konnte nicht alles haben.
 

Pflichtbewusst vervollständigte der Herzog noch die Vorstellung des ersten Teilnehmers, während dieser begleitet von Tänzern und Tänzerinnen ins Zentrum der Arena schritt.
 

„Leutnant Marik ist Jägerpilot der Caal-Sto, einem Trägerschiff der Sobani, welches die Grenzen zum Taiidan Imperium sichert bzw. es perspektivenabhängig unsicher macht. Verurteilt wurde er im Taiidanischen Imperium wegen Piraterie, daher wird die gesamte Hiigaranische Republik ihm sicherlich die Daumen drücken.“ Oh wie sehr er es hasste, hier nicht klar und deutlich die lizenzierte Wahrheit des Zentralkommandos zum besten zu geben, aber die Regeln der Progenitor verboten jegliche Parteilichkeit.
 

„Als nächstes der Technikoffizier Ryou aus dem Clan der Nabaal!“ Das Bild wechselte und zeigte nun einen etwas jüngeren Mann, mit langen weißen Haaren. Im Gegensatz zum Jägerpiloten wirkte er relativ unsicher während er ins Zentrum der Arena begleitet wurde, er wich zunächst sogar vor den Tänzern zurück. Devilin amüsierte sich darüber köstlich.
 

„Technikoffizier Ryou war auf der 'Erzschwinge' dem Leitschiff einer Forschungsflotte der Nabaal stationiert, welches die Große Einöde erforschte. Offensichtlich war ihm dies zu langweilig, daher fälschte er mehrere Urkunden und manipulierte sogar die Zentraldaten der Hiigaranischen Heimatwelt. Er wurde daher wegen Urkunden- und Datenfälschung in einem besonders schweren Fall verurteilt. Vielleicht wäre er mal lieber in seiner Gefängniszelle geblieben.“ Die kleine Spitze konnte er sich nicht verkneifen. Damit es nicht so auffiel fuhr der Herzog ohne Pause fort.
 

„Der dritte Kandidat ist ein ganz seltener Teilnehmer: Captain Amelda vom Kadeshi Protektorat! Er kommandierte die dritte Schwarmjägerschwadron des Nadelschiffes 'Alesias Traum' und wurde für besondere Verdienste mit dem 'Nebelflügel Kadeshs' ausgezeichnet. Seinen Schwarmjäger zieren die Konturen von über 60 Jägern, vier Fregatten und eines halben Trägerschiffes der Kassiten. Ich bin sicher unsere Zuschauer in den freien turanischen Königreichen wünschen ihm einen langsamen und grausamen Tod. Doch nun zum interessanten Teil: Sein Verbrechen besteht in seiner Neigung sexuell an anderen Männern interessiert zu sein. Mal was anderes verehrte Zuschauer.“ Wie auch Marik, trug Amelda eine eng anliegende Uniform, man erkannte deutlich die Verwandtschaft der Kadeshi mit den Hiigaranern. Allerdings hatten die Kadeshi es nicht zugelassen das er eine offizielle Schwadronuniform trug. Der Schnitt war jedoch beinahe identisch, doch statt dem reinen Kadeshiweiß war diese hier dunkelrot. Der Blick des Piloten gefiel Develin übrigens überhaupt nicht, viel zu selbstbewusst.
 

„Nun liebe Zuschauer der Teilnehmer des Taiidan Imperiums, begrüßt bitte mit einem mächtigen Applaus Major Raphael aus der Tarsus Kolonie!“ Devilin konnte sich gerade so eine Beleidigung verkneifen als der ehemalige Major erschien. Er war groß, muskelbepackt und hatte kurze blonde Haare. Er war mit Sicherheit stark genug jeden anderen Teilnehmer am Hals zu packen und mit einer Hand zu erwürgen. Eigentlich eine schöne Aussicht, wenn dieser Riese keine treulose Tomate wäre.
 

„Major Raphael gehörte zur Zivilsicherheit der Tarsus Kolonie, wo er für die gesamte Abteilung kommandierte. Er hätte eine grandiose Karriere haben können, aber leider war sein Verhalten während eines Minderheitenaufstandes nicht angemessen. Daraufhin entließ das Zentralkommando ihn aus dem Dienst der Zivilsicherheit und verhängte eine angemessene Haftstrafe.“ Lebenslänglich um genau zu sein, viel zu milde wenn man Devilin fragte. Raphaels Weigerung den Schussbefehl zu erteilen hatte die ganze Integrität der Kolonie gefährdet. Wozu bitte gab es genaue Verhaltensanweisungen wenn diese niemand befolgte? Bevor der Herzog sich noch zu bösen Kommentaren hinreißen ließ, wechselte er zum nächsten Teilnehmer. Ah, das würde den Zuschauern gefallen...
 

„Nun habe ich die große Freude euch einen besonders interessanten Champion vorzustellen. Begrüßt bitte Gouverneur Seto, aus der T-Mas Konföderation!“ Das Bild des Teilnehmers löste wie erwartet starken Beifall aus, wobei Devilin stark annahm das viele böse Wünsche damit verbunden waren. Der Teilnehmer der T-Mas erschien genauso selbstbewusst wie der Kadeshi, nur mit einer ordentlichen Extraportion Arroganz obendrauf. Ohne auf die Umgebung zu achten, als sei alles unter seiner Würde schritt der ehemalige Gouverneur in die Mitte der Arena, sein imposanter Mantel wehte dabei im nicht vorhandenen Wind.
 

„Seto war einst der Gouverneur des Gehenna Meteoritenclusters, wo er 'strategisch einigermaßen bedeutsame Anlagen' verwaltete.“ Typisch T-Mas, verschwiegen wie immer. „Aus unbekannten Gründen ließ er sich zu 'ungeziemten und höchst bedauerswerten' Verhalten hinreißen, weshalb er zum Tode verurteilt wurde. Dann aber meldete sich der Gouverneur freiwillig bei den galaktischen Spielen und erhält hier die Chance sich zu rehabilitieren.“ Ja sicher und so wie der Kerl aussah würde er im Siegesfall garantiert den einen oder anderen Todesfall verursachen. Immerhin hatte der große Imperator der Progenitor selbst das Wort an die T-Mas richten müssen bevor diese den Teilnehmer herausgerückt hatten.
 

Devilin ließ sogleich die Kameras den nächsten Teilnehmer ins Bild nehmen, was erneut für ein lautes 'Ohhh' sorgte. Im Bild erschien eine junge Frau, gekleidet in einem extrem eng anliegenden, orangen Overall, der absolut nichts der Vorstellungskraft überließ wie die Frau wohl ohne eben diesen aussah.
 

„Es wird immer spannender liebe Zuschauer, denn nicht nur das uns dieses Jahr ein Teilnehmer aus der T-Mas Konföderation beglückt, nein ich darf euch voller Stolz die Technomagierin Mana aus der Bentusi Föderation vorstellen! Laut Aussage ihres Mentors, niemand geringerem als den Wächter des großen Hafenschiffes von Bentus, tritt eine äußerst begabte Forscherin und Wissenschaftlerin vor uns. Was genau ihr Verbrechen ist behalten die Bentusi für sich, hier steht nur ein Wort: Blasphemie! Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht das es solch ein Verbrechen bei den Bentusi gibt, wir können also gespannt sein, mit was uns die junge Dame überraschen wird!“
 

Ryuji Devilin schaute schnell auf die nächste Datei und ein breites Lächeln umspielte sein Anlitz, zum Glück waren die Holokams gerade nicht auf ihn gerichtet. „Nachdem ich euch sowohl einen T-Mas als auch eine Bentusi als Teilnehmer vorstellen durften, ist es mir nun eine besondere Freude einen Verbrecher allererster Güte zu präsentieren. Steckbrieflich gesucht sowohl im Taiidanischen Imperium, der Hiigaranischen Republik sowie in mehreren kleineren Nationen, präsentiere ich euch den Piratenfürsten Bakura!“ Das Bild was sich den Zuschauern nun bot, entsprach genau der Vorstellung des gemeinen Bürgers. Bakura trug einen langen schwarzen Umhang, unter dem er eine dunkelviolette Uniform trug die stolz das Zeichen der Vigoth Piraten zeigte. Genau in dem Moment in dem Devilin ihn vorstellte, schaute der Fürst sogar zu ihm hoch. Ohne das er genau wusste warum, bekam Devilin eine Gänsehaut. Bestimmt war das die Aufregung, dieser Mörder konnte niemandem mehr etwas tun.
 

„Dieser Piratenfürst ist verantwortlich für zahllose Überfälle auf Handelskonvois, Außenposten und zerstörte mit seiner Flotte mindestens eine Strafexpedition die ausgesandt wurde um ihm das Handwerk zu legen. Das Blut von tausenden Toten klebt an den Händen dieses Mannes, der nur noch am Leben ist da man sich nicht einigen konnte wo er hätte hingerichtet werden sollen. Er überraschte uns alle als er seine Teilnahme an den galaktischen Spielen verkündete.“ Der Jubel war fast so groß wie bei dem T-Mas. Devilin ließ sich sogar dazu hinreißen einen Blick auf den Hiigaranischen Senator zu werfen und ihm freundschaftlich zuzunicken. Allen Konflikten zum trotz, dieser Kerl hatte ihren beiden Reichen genügend Schaden zugefügt das ihr Hass sie in diesem Punkt einte.
 

Beim vorletzten Teilnehmer, hörte die kurze Freundschaft zwischen dem Hiigaranischen Senator und Devilin auch schon wieder auf. Das Bild zeigte einen stattlichen, blonden Raufbold in senfgelber Uniform. Diese sah dermaßen schäbig aus, das man meinen könnte sie bestehe aus gehärteter Pisse. Sein ungepflegtes Aussehen schien den Piraten jedoch keineswegs zu stören, stattdessen tat er so als sei er der größte Held der Veranstaltung.
 

„Als achten Teilnehmer begrüße ich Joey von den Kassiten, ebenso wie Bakura stammt er aus den freien Turanischen Königreichen. Die Liste für seine Arbeitgeber ist so lang, das ich noch morgen hier stehen würde um sie vorzulesen, aber ebenso lang wie die Liste, genauso kurz sind die Zeitangaben. Joey wechselte öfter seine Loyalität als andere Turaner ihre Socken. Als sein Vater sämtliche Besitztümer seiner Familie verspielte und er keine Arbeit mehr fand, meldete er sich bei den galaktischen Spielen. Sein Verbrechen ist Zahlungsunfähigkeit.“
 

Ryuji kam nun zum letzten Teilnehmer, dessen Teilnahme tatsächlich etwas überraschte. Nicht nur das er der jüngste Teilnehmer war, seine Teilnahme war obendrein vom Imperator der Progenitor befohlen worden. Schwarze Haare mit blonden und violetten Strähnen bildeten eine Sternenförmige Frisur. Darunter befand sich das wohl bravste Gesicht das der Herzog je erblickt hatte. Große violette Augen schauten unsicher drein, selbst der Nabaal Technikoffizier hatte sich besser unter Kontrolle gehabt bei seiner Präsentation.
 

„Yugi aus der Valhalla Allianz. Das Ergebnis einer genetischen Manipulation von verräterischen Wissenschaftlern, die mit seiner Hilfe terroristische Ziele erfüllen wollten. Sein ganzes Leben ist ein Mysterium, da die Terroristen alle Daten löschen konnten bevor man sie gefangen nahm.“ Und schnell hinrichtete, aber das sagte der Herzog nicht. „Angeklagt wegen Terroristischem Verhalten, wurde sein Schicksal in die Hand der Gerechtigkeit gelegt.“ Mehr stand nicht im File des Teilnehmers, aber das musste es auch gar nicht.
 

Nachdem auch dieser Kandidat bei seinen Kollegen stand, aktivierte sich wieder die Holoplattform und Devilins Ebenbild erschien wieder im Stadion.
 

„Das sind sie, die Teilnehmer der 143. galaktischen Spiele!“ verkündete Devilin, wobei er die Arme theatralisch ausstreckte. Applaus ertönte, den er erneut gerne zuließ. „Champions der Spiele, hebt nun euren Arm der Flamme der Gerechtigkeit entgegen. Sie wird euch zeigen wer eure Teampartner sein werden und mit wem euer weiteres Schicksal verflochten sein wird.“ Passend zu seinen Worten wurde die dreifarbige Flamme größer. Ehrfürchtig hoben die Champions Ihre Hand.
 

Es dauerte nicht lange, da brach das Feuer hervor, packte sich je die ihm entgegen gestreckte Hand und brannte jedem ein Symbol in den Handrücken. Devilin hatte gehofft als Veranstalter hinter dieses Geheimnis zu kommen, aber es schien das die Progenitor ihm nicht alles verrieten.
 

In Großaufnahme wurde jeder Teilnehmer mit seinem farbigen Symbol gezeigt und in eine Liste auf den großen Bildschirmen eingeblendet.
 

Die gelbe Flamme der Wahrheit stand für das Team Topas Sajuuk und hatte den Hiigaraner Marik, den Taiidan Raphael und den Turanier Bakura gewählt.
 

Für das Team Fringe Safir der blauen Flamme der Gnade würden der T-Mas Seto, der Turanier Joey. und der Hiiraganer Ryou für Ruhm, Ehre sowie ihre Straffreiheit kämpfen.
 

Die rote Flamme des Schmerzes schließlich, hatte die Bentusi Mana, den Kadeshi Amelda und den Valhalla Yugi in das Team Rubin Vaygr gerufen.
 

Dann wurde es erneut still, alle Bilder und Lichter verklangen, diesesmal jedoch nicht aus Absicht. War das ein Stromausfall? Herzog Devilins Herz begann zu rasen, das konnte doch nicht sein? Ausgerechnet wo erstmals ein Taiidan als Veranstaltungsminister bestellt worden war passierte so etwas! Devilin griff schnell zu seinem Kommunikator, doch auch der war still. Nichts funktionierte! Wenn das ein blöder Scherz einer der Senatoren war, dann konnte derjenige was erleben! Ohne nachzudenken packte Devilin sich den Hiigaranischen Senator und schüttelte ihn durch.
 

„Wart ihr das? War das einer eurer Agenten um mich zu blamieren? Rede oder ich drehe dir den Hals...“ Dann begann die Erde zu beben. Zuerst leicht, dann aber immer stärker. Es bebte jedoch keineswegs so wie bei einem Erdbeben, eher wie... wenn ein Raumjäger viel zu tief über der Erde flog. Nur war kein Raumjäger zu hören... Ohne weiter auf den Senator zu achten der ihm wüste Beschimpfungen entgegenschickte, schaute der Herzog sich um. Was war hier los?
 

Dann erschien die Lichter. Es war als ob die Sterne selbst vom Himmel herabstiegen. Ryuji schaute nach oben und erbleichte vor Ehrfurcht, wie auch alle Anderen die auf denselben Gedanken kamen. Eine lange, silber- rotgestreifte Silhouette senkte sich über dem Station und richtete ihre Scheinwerfer auf die Arena. Wie eine zu groß geratene Klinge senkte sich das Mutterschiffgroße Gebilde über ihnen herab. Damit tat es etwas unmögliches, kein Mutterschiff besaß die Fähigkeit in einer Atmosphäre einzutauchen, geschweige denn auf irgendeinem Planeten zu landen.
 

Das Beben wurde immer stärker, so stark das Devilin sich schon längst an einem Geländer festhalten musste. Stehen wurde zur Unmöglichkeit. Dennoch vermochte sich sein Blick nicht von dem gewaltigen Mutterschiff abzuwenden. Es war ein gigantisches Schwert dessen Steg nicht fest mit dem Hauptschiff verbunden war, stattdessen umkreisten sie es wie gewaltige Engelsflügel, während die mächtigen Triebwerke des Schiffes dafür sorgten, das es nicht alle Anwesenden im Stadion zerquetschte.
 

Devilin war sofort klar, das es ein Schiff der Progenitor sein musste und Anhand der einzigartigen Bauart wusste er fast augenblicklich den Namen des Schiffes. Es war die 'Sternenschmiede', das Flagschiff des Imperators.
 

Das legendäre Flagschiff der Progenitor senkte seine Klinge so nahe über sie, das Devilin meinte mit einem geworfenen Stein die Panzerplatten erreichen zu können. Dann feuerte das Schiff einen kraftvollen Energiestrahl in die Mitte des Stadions. Zum Glück handelte es sich nicht um eine tödliche Waffe, andernfalls hätte das Schiff sämtliches Leben ausgelöscht. Stattdessen entstand nur eine Art Lichtsäule, an der ein strahlender Lichtpunkt hinab gelassen wurde. Schließlich bebte die Erde noch um ein vielfaches heftiger, als die mächtigen Triebwerke des Schiffes das gewaltige Objekt wieder in den Orbit zogen.
 

Erst als das Beben verebbte, schaltete sich der Strom wieder ein und die Videowände zeigten... den Imperator der Progenitor Hegemonie. Es war schon merkwürdig wie Antik die Kleidung dieses Volkes wirkte, irgendwie rechneten alle stets damit das der große Herrscher der Progenitor in einer Art schwarzen Kutte erschien, oder eine strenge militärische Uniform am Leibe trug. Stattdessen trat der Imperator mit nacktem Oberkörper vor sie, wobei sein muskulöser Körper von zahllosen goldenen und silbernen Schmuckstücken verziert war, die sich ohne sichtbare Halterung einfach an seinem Körper hielten. Seine Sternenförmige Frisur wurde von einem silbernen Diadem gehalten, welches elegant von seiner Stirn zu den Ohren führte und in silbernen Federschwingen endete, die sich zum Hinterkopf streckten.
 

Seine Beine waren ebenfalls nackt, mal abgesehen von den silbernen und goldenen Adern, die sich an ihnen hielten wie angeklebt. Sein Geschlechtsteil wurde von einem viel zu schmalen Schurz bedeckt, wenn man den Herzog fragen würde, der Stoff aber begeisterte ihn. Er wirkte wie ein Stück des Sternenklaren Himmels, als hätte man einen Raumnebel eingefangen und in Stoff gewoben. Hinter ihm glitt ein Umhang aus demselben Material zu Boden, nur das der Umhang nicht an den Schultern, sondern an den Oberarmen zu hängen schien.
 

Aus Sicht der meisten Kulturen mochte diese Kleidung seltsam, vielleicht sogar primitiv erscheinen, aber niemand würde es wagen dies jemanden ins Gesicht zu sagen, der nur eine Handbewegung benötigte um eine ganze Welt auszulöschen.
 

Abschätzende Augen warfen einen Blick auf die Champions, dann hob der Imperator seine Hände wie um die Teilnehmer zu segnen. Devilin vermochte es nicht einen Transmitter auszumachen, aber dennoch verstand er jedes Wort welches gesprochen wurde.
 

„Champions der galaktischen Spiele, euer Schicksal liegt nun in euren Händen. Kämpft hart, ehrenvoll und mit eurem Herzen, dann werden die Flammen der Gerechtigkeit euch den Sieg schenken. Ich wünsche euch, das euch eure Götter gewogen sein mögen.“
 

Mit diesen Worten wurden die Champions in Ihre Loge geführt um den anschließenden Festlichkeiten beizuwohnen. Der Imperator schaute ihnen kurz nach, blinzelte und war verschwunden.
 

„Eine schöne Eröffnung“, ertönte seine Stimme Sekunden Später neben Devilin, der sich überrascht umdrehte. Er versuchte sich nicht allzu sehr über das unmögliche zu wundern, denn genau das schienen die Progenitor ständig zu vollbringen.
 

„Ich danke euch, Imperator Atemu.“

Transferschiff

Manche Teilnehmer der Spiele nahmen an, das ein Progenitorschiff die Champions von einem Austragungsort der galaktischen Spiele zum anderen brachte. Es wäre auch überaus logisch, immerhin waren die Progenitor die Initiatoren der Spiele und zugleich absolut neutral zu allen Parteien. Nicht wenige frühere Teilnehmer, meldeten sich allein aus dem Grund, weil sie ein Progenitorschiff einmal von innen zu sehen wünschten, ganz speziell natürlich ihre Technologie. Die Wirklichkeit war um ein vielfaches profaner wie sich am nächsten Tag herausstellte.
 

Zusammen mit den anderen Champions wurde Amelda am nächsten Tag in eine Fähre gesetzt und sie verließen die Zentralwelt. Wie bei den meisten Fähren besaß ihr Gefährt weder Kabinen noch Einzellzimmer. Stattdessen saßen sie alle still schweigend in einem länglichen Raum, zusammen mit mehreren Progenitor Wächtern. Letztere sahen in ihren Lendenschürzen so aus, als seien sie der Antike entsprungen. Der Einzige Unterschied bestand darin, das ihre Speere unter Strom standen und allen Anwesenden ein hübsches Loch in den Bauch zu schießen vermochten.
 

Ameldas fand den Zeitpunkt geeignet die Konkurrenz und seine Teampartner genauer zu beobachten. Yugi klebte am Fenster um sich die wirklich schöne Zentralwelt anzusehen, Amelda fragte sich immer noch ob der Junge etwas taugte. Wenn nicht konnte das Team Rubin Vaygr wohl sehr schnell einpacken und aufgeben. Dumm nur das es bei den galaktischen Spielen kein Aufgeben gab. Seine Hoffnungen lagen entsprechend auf der Bentusi. Die Bentusi waren mächtig, aus historischen Aufzeichnungen wusste Amelda das die Bentusi als einzige Rasse nicht nur in den Nebel von Kadesh eingedrungen, sondern auch den Verteidigenden Kadeshi entkommen waren.
 

Noch genauer aber sah sich Amelda die feindlichen Champions an. Allen voran diesen Kassites konnte er nicht riechen. Banditen, Räuber, Ketzer, mehr waren sie nicht. Zum Glück war er nicht mit dem in einer Gruppe, wenn doch hätte er ganz sicher dafür gesorgt das ein 'Unfall' geschehen würde! Generell schien der Pirat aber ungefährlich. Er war ein Prolet, erfahrungsgemäß waren es genau solche Leute die am wenigsten Schwierigkeiten machten.
 

Als gefährlichsten Gegner schätzte er diesen Kaiba. Er war ein T-Mas, alleine diese Tatsache zeigte wie gefährlich er war. T-Mas kämpften nicht gegen Gegner, sie siegten nur. Ob diese Einschätzung der Wirklichkeit entsprach war schwer einzuschätzen, der Garten von Kadesh befand sich sehr weit vom T-Mas Territorium entfernt, so war es noch nie zu einem Kräftemessen zwischen Kadeshi und T-Mas gekommen. Er wusste nur über Raumschlachten von Hiigaranischen Flottenverbänden gegen T-Mas Schiffe. Trotz großer zahlenmäßiger Überlegenheit war es den Hiigaranern nicht gelungen die T-Mas Führungsschiffe zu vernichten. Andererseits, sie kämpften bei den Spielen, ja auch nicht in einer Raumschlacht gegeneinander...
 

Apropo Hiigaraner, der Jägerpilot starrte ihn jetzt schon sein geraumer Zeit an und damit meinte Amelda wirklich starren. Nur wenn Amelda seinen Blick auf Marik warf, dann sah der andere Jägerpilot demonstrativ weg. Na ja, vielleicht versuchte er nicht daran zu denken das sein 'Bruder' nun sein Feind war. Oder er war neugierig, trotz der Verwandtschaft zwischen Kadeshi und Hiigaraner wussten Letztere nicht alles über Erstere.
 

„Wow...“ entkam es Yugi, was Amelda dazu veranlasste auch einen Blick in den Weltraum zu werfen. Schnell entdeckte er die Konturen einer Ionen-System-Fregatte. Diese hässlichen, wenn auch schlagkräftigen Schiffe waren nichts weiter als fliegende Waffen, die mit ihren seitlichen Kollektorenflügel Ionen sammelten und in eine zentrale Kanone leiteten die ein Großteil des Schiffes ausmachte. Der Hintere Teil bestand dagegen fast ausschließlich aus einem entsprechenden Antriebssystem.
 

Die Fregatte war zum Glück nicht ihr Transportmittel, aber es war auch kein Transferschiff der Progenitor, denn hinter der Fregatte entdeckte Amelda ihr Anflugziel. Ein turanischer Kreuzer der Strike-Klasse. Wenn man sich das Schiff von vorne betrachtete, war es geformt wie ein dreizackiger Stern, dessen Spitzen man abgeschnitten und durch Geschütztürme ersetzt hatte, er basierte auf dem Design eines Taiidan Zerstörers, war aber deutlich schwerer bewaffnet. Im Zentrum des Sternes befand sich der Ionenbeschleuniger, der im Prinzip genauso funktionierte wie der über die auch die Fregatte verfügte. Es war die Hauptwaffe der meisten Völker im Kampf gegen andere Großschiffe. Nach etwa einem Drittel der Gesamtlänge verjüngte sich das Schiff in der breite und wurde dafür höher so das die obere Seite noch über die Geschütztürmen hinaus ragte. Am Heck wurde das Schiff wieder breiter und sah aus wie ein abgehackter vierzackiger Stern, wobei sich am linken und rechten Ende erneut ein Geschützturm befand.
 

„Das ist mal ein Schiff was? Ein Strike-Kreuzer, 290m lang mit 50.000t Masse! Plasmageschosse mit einer Zerstörungskraft von bis zu 62,5 Ionjoule, dazu eine Ionenkanone mit über 5000 Ionjoule! Abgerundet wird das Schiff mit Gleichphasenschilden, ich weiß alles darüber, habe mal auf so einem Schiff gedient“, wusste der blonde Kassites Joey zu berichten, wobei seine Stimme beinahe bebte vor Stolz. Amelda wollte instinktiv eine spitze Bemerkung erwidern, insbesondere da die Turanischen Kreuzer im Vergleich zu denen anderer Völker eher kompakt wirkten, doch jemand anderes kam ihm zuvor.
 

„Nur ein Versager wie du gibt mit solch veralteter Technik an. Das Design der Strike-Klassen Kreuzer ist fast 50 Jahre alt und die Feuerkraft ist gerade einmal Standard, man kann diese Teile also eher als überdimensionierten Zerstörer betrachten. Wahrscheinlich seid ihr stolz darauf endlich einmal die technologische Untergrenze der anderen Völker erreicht zu haben.“ Seto rümpfte nach diesen Worten die Nase und wandte sich demonstrativ von Ihrem Transferschiff ab. „Das man uns mit solch einer Schrottkiste zur ersten Aufgabe transportiert... ich würde mich schämen so etwas dafür bereitzustellen.“ Amelda wusste genug über die Turanischen Königreiche um Joeys Reaktion vorhersehen zu können. Der Blonde Kassites sprang auf als hätte ihn eine Hiigaranische Stechmücke gestochen.
 

„Was hast du gesagt?! Du arrogantes Arschloch, nur weil dein Volk sich für etwas besseres hält brauchst du nicht gleich den Dicken markieren!“ Trotz das Joey drohend gestikulierte, schien dies den T-Mas nicht sonderlich zu kümmern, er blieb arrogant und erwiderte ganz ruhig und sachlich:
 

„Was heißt hier 'halten'? Wie SIND etwas besseres! Oder denkst du dieses fliegende Stück Blech hätte auch nur den Hauch einer Chance gegen ein Meteoritenschiff? Ha! Es würde wahrscheinlich filetiert noch während es seine Waffen lädt.“ Das schlimmste daran war, das diese Einschätzung zumindest Teilweise der Wahrheit entsprach. Fakt war, das nur wenige Schiffe den sogenannten Meteoritenschiffen schaden zufügen konnten. Das war allerdings der Moment in dem sich diejenige einmischte, deren Schiffe es konnten.
 

„Ach? Du hältst also ein Volk, welches ungefähr so viel von Diplomatie versteht wie eine Orbitalbombe vom Bblumenpflücken, für etwas besseres. Sag, sind die T-Mas eigentlich so introvertiert weil sie sich für etwas besseres halten oder soll das nur verbergen das sie schlicht zu dumm sind um mit anderen Völkern auszukommen?“ Amelda mochte Manas spitze Zunge sofort, die Erwiderung war gekonnt formuliert und für einen kurzen Moment nahm sie die Spannung aus dem schwellenden Konflikt. Dumm nur das T-Mas nicht wussten wann sie den Mund halten sollten.
 

„Wenn du damit andeuten willst das wir ebenfalls ein Piratenpack sind, dann sage ich dazu nur folgendes:“ Hier machte Seto eine kurze Pause und schaute erneut Joey ins Gesicht. „Wenigstens sind wir erfolgreich damit! Was auf das Volk dieses Urinfleckens wohl kaum zutrifft.“
 

Nach diesen Worten spannte sich der gesamte Körper des Kassites dermaßen an, das nur ein kleiner Lufthauch genügen würde, das er sich auf den brünetten T-Mas stürzte. Letzterer grinste ihm währenddessen siegessicher ins Gesicht. Er wusste das seine Worte im weitesten Sinne der Wahrheit entsprachen, aber genau das provozierte den stolzen Kassites am meisten und zu allem Überfluss stichelte der Brünette auch noch weiter: „Na komm doch... wenn du dich traust. Oder seit ihr Turaner nur ein Haufen von Feiglingen?“
 

Amelda warf einen Blick auf die Wachen. Er war nicht überrascht zu sehen wie diese sich bereits darauf vorbereiteten Joey zu betäuben. Den Champions der Spiele war es verboten zwischen den Aufgaben gegeneinander zu kämpfen. Daher würden die Wächter nicht zögern zu Handeln, das wusste auch der Kassites. Prinzipiell hatte Amelda nichts gegen einen niedergeschossenen Kassites einzuwenden, auch wenn es nur eine Betäubung war. Aber auf der anderen Seite gefiel ihm der Gedanke das der T-Mas sich endgültig für überlegen hielt noch viel weniger.
 

Amelda sah sich kurz um. Yugi schaute irritiert hin und her, so als suche er einen Weg aus dem Raum. Mana schüttelte im Angesicht solcher Verbohrtheit den Kopf. Marik und Ryou bemühten sich unbeteiligt zu erscheinen, was Amelda wenig verwunderte. Beide fragten sich bestimmt genauso wie Amelda, wem sie lieber den Sieg dieses verbalen Schlagabtausches gönnten. Raphael zeigte mit seinem Blick und seiner zur Faust geballten Hand offen was er dachte. Kein Wunder, jeder wusste das das Bündnis des Taiidan Imperium mit den Piratenfürsten der Kassites mehr als nur ein Zweckbündnis war. Der einzige der bisher keine Regung gezeigt hatte war Bakura, was sich aber nun änderte.
 

Bisher hatte der Piratenfürst etwas Abseits auf einem Stuhl gesessen, nun erhob er sich und schritt majestätisch aber vollkommen ruhig zum T-Mas. Wie um die Situation zu entschärfen legte er eine Hand auf Schulter von Seto, der darauf kurz zu ihm blickte. Das nächste was Amelda sah, war wie der T-Mas vom Sitz flog und auf dem Rücken landete, seine Wange zierte dabei eine fette Beule und Blut floss aus seinen Mundwinkeln. Auch die Wachen hatten reagiert und richteten ihre Lanzen auf den Aggressor, der sich davon allerdings wenig beeindrucken ließ.
 

„Euer Volk mag fette Schiffe besitzen, aber offensichtlich kann man euch genauso den Kiefer brechen wie allen anderen auch. Und nun hör auf zu Meckern wie eine osyrianische Matriarchenpussy. Tze, und sowas will der Schrecken des Alls sein...“ Als wäre nichts geschehen, begab er sich danach wieder auf seinen Platz. Er mochte ebenso wie Joey ein ketzerischer Bandit sein, aber er wusste einen starken Auftritt hinzulegen, das musste Amelda zugeben. Im Stillen sortierte Amelda den Piratenfürsten als den stärksten Konkurrenten ein.
 

Als ihre Fähre schließlich andockte, geleiteten die Wächter Sie an Bord des Kreuzers, der von innen genauso aussah wie von außen. Die Schiffe der Kadeshi, ebenso wie die der Hiigaraner, besaßen je nach Herkunftsort ein ästhetisches Innendesign. So war jedes Nadelschiff so gebaut, das es den Eindruck erweckte man wandle durch eine gigantische Kathedrale. Der Turanische Kreuzer wirkte dagegen bestenfalls zweckmäßig. Die einzige Verzierung die der graue Stahl der Innenwände aufwies, bestand aus den Trapezförmigen Wandpanelen, die alle zwei Meter einen Kanal bildeten, der vom Boden bis zur niedrigen Decke reichte. Hier und da war noch das Wappen des Königreiches Turan (ein Zweigeteilter Kreis in weiß und rot), sowie die Doppelaxt aufgemalt, welche alle turanische Königreiche als gemeinsames Banner benutzten.
 

Die Progenitor Wachen wurden von turanischen Sicherheitskräften verstärkt, die sie ins Schiffsinnere führten. Einige Gänge später, erreichten sie einen etwas größeren Korridor, wo eine hoch gewachsene blonde Frau mit potentiell stark ablenkender Oberweite auf sie wartete. Die hiesigen Soldaten trugen alle graue Uniformen, die sich lediglich durch rote Streifen am Revers unterschieden. Bei der Frau dagegen war die Uniform irgendwie zu klein geraten. Der Rock bedeckte gerade einmal ihre Kehrseite und das Oberteil war nicht nur ärmellos, sondern sogar trägerlos! Wenn es nicht eindeutige Rangabzeichen auf der Brust zeigen würde, hätte Amelda es glatt für turanische Unterwäsche gehalten.
 

„Willkommen, ich bin Commander Mai, von der königlichen Gardeflotte Turans. Mein Geschwader wird euch in den nächsten Tagen nach Raiders Retreat bringen, wo sich ihre Majestät bereits darauf freut die diesjährigen Champions kennenzulernen. Er wird euch mitteilen was eure erste Aufgabe sein wird. Leider ist die Keral nicht dafür ausgelegt Passagiere zu transportieren, aber wenn ihr einen Wunsch habt lasst es meine Leute wissen. Seine Majestät wünscht das ihr eine so angenehme Reise haben sollt, wie es eben möglich ist. Zunächst geleiten wir euch auf eure Zimmer, dann sehen wir uns alle in etwa zwei Stunden auf der Brücke der Keral zum ersten Sprung wieder. Das Team Topas Sajuuk folgt bitte Leutnant Gernug, das Team Fringe Safir kommt mit mir und Rubin Vaygr folgt Leutnant Sigard.“
 

Hier wurden Sie Buchstäblich voneinander getrennt. Topas Sajuuk wurde links entlang geführt, Fringe Safir folgte Commander Mai weiter den Gang entlang und Leutnant Sigard führte Amelda, Mana und Yugi nach rechts. Jedem Team folgte dabei eine der Progenitorwachen, die ansonsten aber eisern schwiegen. Ameldas Gruppe nahm zunächst die Treppe in einen tieferen Bereich des Schiffes, durchschritt einige Gänge und erreiche schließlich einen ca. 25m² großen Raum, der wohl vorher als Schlafsaal für fünf Personen gedient haben musste. Von den fünf Liegen waren zwei abmontiert worden, die verbliebenen Liegen waren mit Schaumstoff bespannt. Zudem wurde sowohl eine roten Decke sowie ein Kissen bereitgestellt. Anstelle der abmontierten Liegen, hatte man sowohl einen Tisch an den Boden genietet, sowie einige Stühle danebengestellt. Final wurde die Innenausstattung mit einem Zugriffsterminal vervollständigt.
 

Der Commander hatte nicht gelogen, die Keral war wirklich nicht darauf ausgelegt Passagiere zu transportieren. Etwa das, oder man hatte seiner Gruppe schlicht das erbärmlichste Zimmer zugewiesen weil das Team Rubin Vaygr keine Turaner in der Gruppe hatte.
 

++++ ++++
 

Ryou konnte nicht leugnen Neugierig zu sein, während sie durchs Schiff geführt wurden. Zwar befand er sich praktisch in feindlichem Territorium, aber daran konnte er schließlich nichts ändern, also versuchte er sich abzulenken, während sich Joey mit der Kommandantin unterhielt und Seto versuchte nirgendwohin hin zu sehen. Normalerweise zeigte man dadurch Verlegenheit, Seto aber benahm sich eher wie jemand der sich in einer fäkalen Umgebung bewegte und versuchte so wenig Kot wie möglich an sich dran zu lassen. Ein wenig konnte Ryou ihn verstehen, die Keral machte weder von außen noch von innen viel her, aber es war halt ein Kampfschiff.
 

Bei Anflug zum Beispiel hatte Ryou eine breite Ionenablagerung an der Außenhülle bemerkt. Offenbar war ein Ionenstrahl durch das energetische Schild durchbrochen und hatte einen 50m langen Schmelzstreifen an der Außenpanzerung hinterlassen. Sicher, das Schiff sah damit nicht sonderlich schön aus, aber wenn man zwischen der Innenpanzerung und der Außenpanzerung den Hitzeschild erneuerte reichte das vollkommen aus um das Schiff wieder einsetzen zu können. Ein Austausch der Außenhülle dauerte dagegen um ein vielfaches länger und diente hauptsächlich optischen Gründen. Sicherheitshalber hörte Ryou mit einem halben Ohr dem Gespräch zu, um sich evtl. Peinlichkeiten zu ersparen.
 

"Joey, der Name sagt mir was, hast du mal auf der Vadel gedient?"

"Ja, habe ich, ein tolles Schiff. Wir haben eine zentrale Rolle bei der Blockade von Nalthor gespielt."
 

Die Leitungen auf dem Kreuzer waren offen im Gang verlegt, das war interessant, bei Hiigaranischen Schiffen wurden diese stets in Wandpanelen versteckt. Zum einen sah man somit nicht wo sich was befand und die Leitungen waren so deutlich geschützter vor Sabotage. Vermutlich rechneten die Turaner nicht damit selbst geentert oder infiltriert zu werden oder aber sie sparten sich einfach die Kosten die die Panele verursachten.
 

"Ja, davon habe ich gehört. welche Lords waren daran nochmal beteiligt? Lord Hanvah, Lord Taven und..."

"Keine Ahnung, die Videl gehörte zur Flotte von Lord Hanvah."
 

Sie passierten einen Techniker, der an einigen Leitungen herumhantierte. Ryou erkannte eindeutig ionisierte Energieleitungen die neben mehreren Kabeln verlegt waren und das so gut wie nicht isoliert! Das machte ihn etwas stutzig, solche Leitungen strahlten ungemeine Energie ab. Wieso spürten sie das nur nicht? Nicht isolierte Energieleitungen auf Ionenbasis verursachten eigentlich eine sehr bedrückte Atmosphäre in den Gängen, daran bemerkte ein guter Techniker ohne hinzuschauen wo die Isolierung erneuert werden musste.
 

"Ja das stimmt, kenne den Kapitän. Ich glaube er hat mir sogar von dir erzählt. Sagte er hätte da einen fantastischen Schützen gehabt. Warst du derjenige der mit dem Frontgeschützturm zwei Schwärmer erwischt hat?"

"Ja, das war ich! War ganz schön schwierig, die Mistdinger sind schneller als Rhunische Stechfliegen."
 

Lag es vielleicht an den Kabeln die um der Leitung herum angeordnet waren? Mal überlegen, was hatte man davon wenn man ionisierte Energieleitungen nicht isolierte... Zunächst einmal waren die Energieleitungen dadurch nicht sonderlich schnell, die Energie brauchte sicherlich mindestens 20 Sekunden um im entsprechenden Zielsystem zu landen. Obendrein strahle die Energie ab, was bedeutete das man sie verlor.
 

"Respekt, die Geschütztürme der Strike-Klasse sind eigentlich viel zu langsam um Jäger zu erwischen, geschweige denn Schwärmer. Schade das eure Flotte nicht mehr von deinem Kaliber hatte. Vielleicht hättet ihr die Schlacht dann nicht verloren."

"Das war aber auch total unfair. Wir hatten Nalthor fast soweit das sie den Tribut erhöhten, dann sprangen zwei Nadelschiffe samt Fregattengeleitschutz ins System und nahmen uns aufs Korn. Alleine Lord Hanvah verlor vier Fregatten und einen Großteil seiner Jägergeschwader."
 

Natürlich! Die abstrahlende Energie wurde zum Betrieb der Subsysteme eingesetzt! Die Kabel die um die Energieleitung herum angeordnet waren, absorbierten die abstrahlende Energie und leiteten sie an Subsysteme weiter. In gewisser Weise genial, dadurch sparte man sich sehr viel Energieaufwand. Aber wie bekamen sie es nur hin das die Kabel sämtliche abstrahlende Energien aufnahmen?
 

"Der Kapitän hat mir auch erzählt warum er dich entlassen musste. Stimmt es das du Lord Hanvah einen trinkenden Vollidioten genannt hast?"

"Ähh..." Ryous Gedanken unterbrachen sich sogleich, da Seto anfing zu lachen.

"Mach dir nichts draus, er ist ein trinkender Vollidiot! Hat euch viel zu lange Kämpfen lassen. So, wir sind da... macht es euch bequem." Ryou riskierte einen Blick auf den T-Mas, dessen lachen schlagartig aufgehört und durch einen missgünstigen Blick ersetzt wurde.
 

Danach wagte Ryou einen Blick in ihr Quartier und befand das er besseres gewohnt war. Sein Blick fiel dann allerdings auf das Terminal und die mäßige Ausstattung war zunächst vergessen, stattdessen war seine Neugierde erwacht. Die Turaner hatten ihnen sogar ein Computersystem installiert! Ryou machte sich gleich darüber her um zu sehen wie groß ihr Systemzugriff wohl ausfiel. Joey legte sich derweilen elegant auf eine der Liegen und verschränkte die Arme hinterm Kopf.
 

"Cool! Latexschaumpolster! Einfach geil, da spürt man ja kaum noch die Schiffsvibrationen, der pure Luxus!"
 

Aus den Augenwinkeln sah Ryou dagegen wie sich Seto kurz umsah. Er schaute zur Kommandantin und begann einen trockenen Monolog über den Zustand dieses Quartiers. Ryou war sich schon nach einigen Sätzen ziemlich sicher, das sie ihn gleich zur Luftschleuse geleiten und aussteigen ließ.

Der Sprung

Das Team Topas Sajuuk traf als erstes auf der Brücke der Keral ein. Innerhalb des Teams hatten sich die Fronten relativ schnell geklärt. Marik war zwar ein Hiigaranischer Pilot der sicher einige Taiidanleben auf dem Gewissen hatte, aber er war vor allem ein Soldat, genauso wie Raphael, das konnte der große Blonde respektieren. Bakura dagegen... nun es hatte einen Grund das er steckbrieflich gesucht wurde, er war ein Verbrecher ja geradezu eine Plage! Während seiner Dienstzeit hätte Raphael nicht lange gefackelt und den Kerl direkt bei der Verhaftung erschossen. Das hätte allen Beteiligten sehr viel Ärger erspart, inklusive dem Hiigaraner und Raphael selbst.
 

Aus Neugierde hatte sich Raphael auf der Zentralwelt die öffentliche Akte dieses Piratenfürsten durchgelesen. Der Kerl war in dutzenden Nationen zum Tode verurteilt! Neben der hiigaranischen Republik und dem Taiidan Imperium war es vor allem die Osyrianisch Union die Anspruch erhob ihn vor Gericht zu stellen. Raphael war sich ziemlich sicher, das es kein Problem gegeben hätte wenn die verdammten Vigoth an das Imperium oder die Republik ausgeliefert hätten, aber nein. Stattdessen haben sie ihn an die Osyrianische Union ausgeliefert! Das Problem war die über-diplomatische Natur dieser Union, deren Mitgliedsnationen überwiegend vom weiblichen Geschlecht regiert wurde. Statt die Plage an das Taiidan Imperium auszuliefern wurde diskutiert und diskutiert da fehlte es schlicht an männlicher Entscheidungskraft!
 

Und so hatten sich neben der Hiigaranischen Republik und dem Taiidan Imperium die interplanetare Allianz Karaden, die Bundesrepublik Farsayn, das vereinigte Königreich Udiah, die Clans der Elasi, und das Iosh Matriarchat darum gestritten wer nun das Recht hat diesem Mistverbrecher den Prozess zu machen. Letztere waren zwar alle unbedeutende Mächte innerhalb des galaktischen Konzils, aber es war das Matriachat gewesen, welches den Verbrecher in seinem Gefängnis sitzen hatte. Die Ursprungsliste war übrigens bedeutend länger gewesen, so das Raphael sich fragte ob es eine Nation gab die keinen Grund hatte diesen Piraten hinzurichten. Mal abgesehen von den Bentusi und den T-Mas vielleicht, wobei die T-Mas im Prinzip selbst nicht besser waren und die Bentusi sich schlicht aus solchen Dingen heraushielten.
 

Umso mehr bestürzte es Raphael, als er feststellte, das die Besatzung der Keral diesen Verbrecher auch noch respektierte! Raphael hatte das freundliche zunicken erst auf sich bezogen, immerhin gehörte er zu einer alliierten Macht, dann aber hatte er bemerkt das sie vor allem diesen farbigen Albinoverschnitt meinten. Der Grüßte auch mit einem schelmischen Lächeln zurück, ekelhaft war so etwas! Und so etwas kam frei wenn ihr Team siegte... da verging einem doch der Siegeswille. Aber vielleicht konnte er ja mit dem Hiigaraner etwas unter der Hand lizensieren, zum Beispiel eine Art Unfallvereinbarung für die Plage im Falle des Sieges.
 

Die Brücke der Keral bestand aus etwa einem dutzend Terminals, die in drei Halbkreisen angeordnet waren. Zwei davon bildeten die Mitte der Brücke, der Dritte befand sich dagegen direkt bei der Fensterfront, durch die man eine guter Aussicht auf die oberen Geschütztürme hatte. Commander Mai stand im Zentrum des gesamten Konstruktes und grüßte sie gleich.
 

"Ah, das Team Topas Sajuuk. Nochmals herzlich willkommen, entschuldigt das ich eben etwas kurz angebunden war aber ich hatte noch viele Vorbereitungen zu treffen. Major Raphael richtig? Ich habe gehört sie haben eine ganze Mafiavereinigung in ihrer Kolonie hochgenommen. Ich wünsche ihnen wirklich alles Glück für die Spiele." Sie reichte Raphael zuerst die Hand, die er dankend annahm. Interessanterweise hatte er tatsächlich eine Mafiavereinigung hochgenommen, nur stand das in keiner Akte. Im Taiidan Imperium gab es lizensierter Weise keine Verbrecherorganisationen, zumindest nicht lange, da sie sofort bei Ihrer Gründung aufgespürt und aufgelöst wurden. Und wer etwas anderes behauptete der sollte umgehend ins Umerziehungslager! Woher also wusste sie davon?
 

"Und sie müssen Leutnant Marik sein richtig? Eine hübsche Uniform habt ihr Sobani. Darf ich fragen was sie geflogen sind?"

"Danke, das Kompliment gebe ich gleich zurück. Ich bin Abfangjägerpilot, Zionklasse, ein Vielzweckjäger." Diese Aussage entsprach nicht der lizensierten Wahrheit. Natürlich war Marik ein Bomberpilot, Donnerschlag-Klasse. Abfangjäger wurden von Piraten immerhin nicht benutzt. Pflichtbewusst korrigierte Raphael die Aussage für sich selbst in seinem Kopf, als Commander Mai sich dieser lebenden Plage zuwandte.
 

"Und sie müssen Kapitän Bakura sein richtig? Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört."

"Bestimmt nicht viel gutes Commander." schätzte der Pseudoalbino sich selbst lizensiert Korrekt ein. "Wie lange haben sie schon das Kommando über die Keral?"

"Seit etwa zwei Jahren", antwortete Mai, worauf hin sich Raphael fragte wieso sie diesem widerechtlich lebenden Subjekt überhaupt antwortete. Verwundert schaute er den Piratenfürst an, dieser hatte die Augen geschlossen wie um zu meditieren. Was sollte das denn?

"Passen sie gut darauf auf, es ist ein gutes Schiff. Und überprüfen sie den Winkel der Sensorschüssel, ich schätze sie ist 2° zu steil eingestellt."

"Äh... danke... Phil! Check mal die Sensorschüssel!"
 

Das Ergebnis dieser Untersuchung erfuhren sie jedoch nicht, zumindest noch nicht, da die anderen zwei Teams eintrafen. Joey wurde gegrüßt als gehöre er schon zur Besatzung, na ja, er war immerhin ebenfalls Turaner, wunderte also kaum. Den T-Mas ließ der Commander außen vor, stattdessen warfen sich beide böse Blicke zu. Anhand des bisherigen Verhaltens dieses ehemaligen Gouverneurs vermutete Raphael einen Streit zwischen den beiden. Anschließend kam der zweite Hiigaraner an der Reihe.
 

"Ryou Nabaal, ich hab mir eben noch kurz ihr Teilnehmerprofil durchgelesen, stimmt es das sie an Bord eines Hiigaranischen Kreuzers der Avatar-Klasse gewesen sind, welches die Große Einöde erforscht hat?"

"Ja, das stimmt, die Erzschwinge. Ich war dort technischer Unteroffizier, hauptzuständig für die Wartung der Hauptwaffensysteme." Commander Mai lachte.

"Dann kennt ihr die Keral!"

"Hä?"

"Es war im Sektor 2.735, dort trafen drei Geschwader der Randflotte Turans auf eine Hiigaranische Flottille, beide Seiten eröffneten das Feuer. Deinem Schiff hat die Keral den 50m langen Kratzer an der Steuerbordseite zu verdanken, ihr habt uns beinahe aufgeschlitzt."

Schlagartig lief der Hiigaraner so rot an, wie der rote Halbkreis im Wappen vom Königreich Turan.

"Oh ähh... tut... ähm ich meine... das tut mir schrecklich Leid, ich meine die Erzschwinge war eigentlich nur aus Sicherheitsgründen... ich meine..." begann er zu stottern, was wohl auch daran lag das einige Turaner ihre Blick auf ihn gerichtet hatten. Raphael fand das bis zu einem gewissen Grad komisch, was schlicht daran lag das ein überheblicher Hiigaraner sich gerade total blamierte.
 

Dann aber trat ein gelbes etwas, das Raphael einen Moment später als den turanischen Kassites identifizierte neben Ryou und klopfte ihm auf die Schulter. "Entspann dich! Das geschah im Dienst! Sowas passiert eben in einer Schlacht!"

"Abgesehen davon hat unser Flottenverband zuerst das Feuer eröffnet", warf nun auch der weibliche Commander ein. "Der Flottenadmiral hielt euer Flottenverband für eine Invasionsstreitmacht und gab ohne die Ergebnisse der Aufklärer abzuwarten den Angriffsbefehl. Die Schlacht hatte schon begonnen als ich bemerkte das ihr lediglich ein Schaman-Klasse Trägerschiff mit euch führtet, wenn ich mich recht entsinne sind das die kleinsten eurer Trägerschiffe und führen nur 40 Jäger und 20 Corvetten mit sich. Absolut niemand ist so dumm eine Invasionsstreitmacht mit solch lächerlich geringer Zahl an Kleinschiffen zusammenzustellen. Deswegen habe ich auch die anderen beiden Commander überredet so schnell wie möglich den Rückzug anzutreten."
 

Raphael meinte die Asteroidenbrocken zu hören die dem kleinen Hiigaraner vom Herzen fielen. außerdem fragte er sich wem außer ihm auffiel, das Commander Mai damals noch in der Randflotte, nun jedoch in der königlichen Gardeflotte diente. Etwa war sie befördert worden oder sie log. Irgendwie erwartete er das sie das Gespräch fortsetzte, stattdessen wandte sie sich jedoch an den Kadeshi.
 

"Captain Amelda, bei ihnen freue ich mich ganz besonders über ihre Anwesenheit. Mitglieder eures Volkes sieht man nur höchst selten, ein Umstand den man ändern sollte, insbesondere wenn alle Kadeshi so gut aussehen wie sie."

"Vielen Dank, ich bin sicher das einige meiner Flügelmänner auch nichts dagegen hätten wenn alle Turaner so aussehen würden wie sie", erwiderte der Rothaarige, wobei Raphael einen Tonfall herauszuhören meinte, der förmliche Höflichkeit signalisierte.

"Sie lässt das natürlich kalt, ich weiß. Trotzdem können sie mich gerne mal in der Kapitänskajüte besuchen." Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu, was dem Kadeshi einen neidischen Blick von Joey einbrachte.
 

"Mrs Mana, oder ist es Miss Mana? Entschuldigt bitte, aber ich habe keine Rangbezeichnung in ihren Daten gefunden außer Technomagierin und das hört sich so... seltsam an. Ich freue mich jedenfalls mal eine Bentusi aus der Nähe zu sehen. Eure Schiffe könnten sich gerne öfter ins Königreich verirren wenn ihr mich fragt."

"Wir haben keine Ränge im eigentlichen Sinn, aber am ehesten könnten sie mich wohl ebenfalls als Kapitän bezeichnen, zumindest früher. Ansonsten befürchte ich das uns euer Territorium zu feindselig gesinnt ist."

"Ach ihr spielt immer noch auf den Erstkontakt an. Ich weiß da haben wir sofort das Feuer eröffnet. Aber das ist eine Ewigkeit her! In unserem Königreich habt ihr nichts zu befürchten." Wieder so eine unlizensierte Wahrheit über vergangene Ereignisse, Raphael musste wirklich lernen wegzuhören, sonst musste er sich noch selbst ins Umerziehungslager einweisen.
 

"Und ihr müsst Yugi sein. Ein Valhalla nicht wahr? Ich dachte immer euer Volk hat spitzere Ohren und energische Augenbrauen." Yugi nahm die Hand des Commanders nur zögerlich an, wahrscheinlich aus Unsicherheit.

"Oh, das haben wir normalerweise auch. Ihr Schiff ist schön... sehr technisch... ähm, das meine ich positiv." Letzteres fügte er schnell hinzu, da man seine Bemerkung auch anders verstehen konnte, Commander Mai behielt ihr Lächeln bei.

"Hab ich auch so verstanden. Aber nun genug der Begrüßung, Phil! Was sagt die Sonarschüssel?"

"1,8° Differenz, hab es schon korrigiert." Die Kommandantin nickte darauf anerkennend dem Schwerverbrecher zu, was Raphael gar nicht passte. Leider war kein Politoffizier zugegen um eine lizensierte Wahrheit daraus zu machen, also warf Raphael einen Blick ins Weltall um sich abzulenken. Dann warf er ein Blick auf ein paar Anzeigen und frage:
 

"Commander, wie groß ist ihr Geschwader eigentlich? Wie haben nur eine Fregatte und die Keral beim Anflug ausmachen können." Seine Ablenkung funktionierte und seinen Ohren blieben lobende Worte an die wandelnde Plage erspart.
 

"Ah, gute Frage. Wie unschwer zu erkennen ist, ist die Keral das Leitschiff des Geschwaders, entsprechend sind wir ein Hilfsgeschwader, während Hauptgeschwader von Trägerschiffen angeführt werden. Zu meinem Hilfsgeschwader gehören insgesamt sechs Fregatten, drei Ionen-System-Fregatten, eine Begleitfregatte mit acht Jägern und zwei Korvetten, sowie zwei Angriffsfregatten. Wenn Ihr bitte einen Blick auf den oberen Bildschirm werfen wollt..." Mai deutete dabei auf einen relativ kleinen Bildschirm von vielleicht 80cm in der Diagonalen, auf der sich mehrere rote farbige Symbole befanden.
 

„Wir begeben uns gerade in Paradeformation, Begleit- und Angriffsfregatten rechts vor uns, die Ionen-System-Fregatten links hinter uns. Rex, wie lauten die Koordinaten für den ersten Sprung?“

„0.271 Ma'am, wir springen zum Tenhauser Tor, machen danach einen kurzen Abstecher in das Territorium der Manasseh und durchfliegen anschließend die große Einöde.“

„Da hört ihr es. Beim Tenhauser Tor erwartet uns eine wunderschöne Aussicht auf den grünen Nebel des Manasseh Systems. In sechs Sprüngen erreichen wir das Königreich Turan und nach weiteren fünf Sprüngen Raiders Retreat.“
 

„Entschuldigt, Commander! Nur eine kleine Frage, warum braucht die Keral sechs Sprünge um in das Königreich zu gelangen? Sie verfügt doch über einen zweigeschalteten Hyperaumsprungkern mit koaxialem Sprungfensterregulator oder nicht?“ fragte der weißhaarige Hiigaraner, wobei Raphael hauptsächlich verstand das es um technischen Firlefanz ging. Typisch Techniker halt.
 

„Stimmt, aber unsere Begleitschiffe haben lediglich einen wechselgeschalteten Hyperaumsprungkern. Aber selbst wenn sie ebenso ausgestattet wären wie wir, müssten wir aufgrund der starken Gravitationseinflüsse in der Großen Einöde die Hyperaumsprünge staffeln. Soweit ich weiß hat selbst der Dreipunkt Hyperaumsprungkern eures Volkes Probleme in der Einöde, stimmts?“ Die technische Diskussion, der Rapahel nicht folgen konnte, wurde schließlich von einem Mitglied der Brückenbesatzung unterbrochen.
 

„Ma'am, Hyperaumsprungkern voll aufgeladen. Das Sprungfenster kann jederzeit geöffnet werden.“ Diese Information verwandelte den Commander in eine fast hibbelige junge Frau, die sich tierisch über ihren jüngsten Einkauf freute.

„Ah, ich liebe diese Moment. Spring initiieren!“
 

Die Systeme des Schiffes schalteten sich auf Notlicht und zumindest in der Theorie wusste Raphael was nun geschah. Der Hyperaumsprungkern des Schiffes initiierte irgendein Magnetfeld oder sonst etwas in der Art, worauf eine Art Fenster vor dem Schiff entstand. Im hiesigen Fall war es rötlich. Das Besondere bei diesem Fenster war jedoch, das nicht etwa das Schiff hindurch flog, stattdessen kam das Blaue Fenster ihnen entgegen und schluckte sie. Innerhalb von nur wenigen Minuten legten sie eine Strecke zurück für das sie mit konventionellen Triebwerken Jahrhunderte gebraucht hätten.

Teambildene Maßnahmen

Nach dem ersten Sprung hatte sich das Team Rubin Vaygr in sein Zimmer zurückgezogen und irgendwie hatte jeder getan was er wollte. Mana meditierte, was sich darin auswirkte das sie still da saß und kontrolliert durchatmete. Amelda kannte die Methode, obwohl er sie effektiver fand wenn man sich dabei im Einklang mit dem Nebel bewegte. Yugi hatte ein Besatzungsmitglied gebeten ihm etwas zu besorgen und spielte mit einer Art Pad, das man ihm gegeben hatte. Amelda war länger auf der Brücke geblieben und hatte sich den grünlichen Nebel des Manasseh Systems angesehen.
 

Vielleicht mochte es außenstehenden seltsam erscheinen aber der Anblick des Nebels ließ ein ekelhaftes Gefühl in seiner Brust entstehen. Sein Herz verkrampfte sich und ein langes Band in seiner Brust zog an ihm, so das er das Gefühl bekam entzwei gerissen zu werden. Oh was würde er dafür geben wieder im Garten von Kadesh zu sein, die Nebelschleier zu spüren und im roten Licht zu Baden, das von allen Seiten auf einen einströmte. Der Anblick des grünen Nebels erinnerte ihn an sein Ziel und genau deswegen vermochte er es lange nicht sich vom Anblick des Nebels loszureißen. Erst als er sich klar machen konnte das er in zehn Stunden im grünen Nebel sein würde, konnte er sich abwenden.
 

Im Zimmer stellte er schnell fest das sie zwar einen Teamnamen teilten, aber kein Team waren! So ging es nicht weiter, ohne Zusammenhalt würden die anderen Teams sie zerquetschen wie es ein Hyperauminhibitor mit der Quantumwelle eines Hyperraumsprungantriebes machte. Und wenn schon nicht die anderen Teams, dann würden die Eliminatoren mit Ihnen kurzen Prozess machen. Mana und Yugi wirkten auf Amelda wie zwei Rekruten denen gehörig in den Hintern getreten gehörte. Er hatte in seinem jungen Leben bereits genügend Neulinge ausgebildet um auch diese beiden drillen zu können.
 

Aber er war schlau genug zu wissen das diese Methode weder angemessen noch funktionabel war. Er hatte es hier weder mit willigen Rekruten noch mit anderen Kadeshi zu tun. Er wählte also eine Strategie die er als Kadeshi traditionellerweise verabscheute... offene Kommunikation. Er setzte sich ins Zentrum, zwischen Yugi und Mana und begann zu sprechen
 

„Ich schlage vor das wir uns besser kennenlernen. Wenn wir siegen wollen müsst ihr mir euer Leben anvertrauen und ich muss euch mein Leben anvertrauen können.“ beide unterbrachen Ihre Tätigkeit und warfen ihm zweifelnde Blicke zu, zumindest genoss er nun ihre Aufmerksamkeit. Amelda atmete tief durch um sich zu sammeln.
 

„Ihr wisst das ich Captain einer Schwarmjägerschwadron war. Vermutlich wisst ihr auch das wir Kadeshi noch nie eine Raumschlacht verloren haben, aber ich habe dennoch erlebt wie andere Schwadronen bis auf den letzten Jäger ausgelöscht wurden. Meine Schwadron jedoch, ist aus jedem Kampf siegreich hervorgegangen und zwar weil jeder von uns alles vom anderen wusste. Ich kannte jede Meinung, jedes noch so private Gefühl meiner Untergebenen und sie wussten ebenso alles über mich. So würde ich es auch gerne in unserem Team handhaben, denn wenn wir mehr übereinander wissen, dann sind wir miteinander verbunden und diese Verbindung wird uns Kraft geben.“ Yugi sah ihn immer noch mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an, das war kein gutes Zeichen, noch schlimmer aber, war Manas spöttisches lachen.
 

„Wussten Sie auch das du Schwul bist oder hast du ihnen diesen Teil verschwiegen?“ fragte die Bentusi mit spitzer Zunge, sie wusste wirklich wie man jemanden mit Worten verletzte und sie war noch nicht einmal fertig.
 

„Abgesehen davon mag diese Einstellung bei euch Kadeshi untereinander funktionieren, immerhin denkt ihr fast alle gleich, aber wenn ich ganz andere Meinungen vertrete wird uns das wohl kaum verbinden.“ Amelda ließ diese Behauptung eine weile im Raum stehen, da er sich einfach nicht überwinden konnte. Mana nutzte die Stille unterdessen um ihn weiter ihre Abneigung zu zeigen.
 

„Na was ist? Habe ich ins schwarze getroffen? Euer Volk...“
 

„Hat Fehler...“, unterbrach Amelda die junge Bentusi, wobei sich ihm automatisch der Magen verkrampfte, aber er musste nun beweisen das er seine Worte ernst meinte, entsprechend blieb ihm kaum eine andere Wahl.
 

„Wir Kadeshi haben viele Fehler, zum Beispiel sind wir ziemlich stur, insbesondere wenn es um Eindringlinge geht. Aber verwechsle dies nicht mit identischen Denkmustern. Wir sind keine Taiidan, ich glaube sogar du wärst überrascht wie viele unterschiedliche Meinungen wir haben können.“ Ameldas Offenbarung schien Wirkung zu zeigen. Zumindest stutzte Mana einen Moment, wenn auch nicht lange. Ihre Augen waren wie Sensoren die bis in seine Seele schauen konnten. Vielleicht taten sie das auch, bei den Bentusi wusste man nie wozu sie fähig waren.
 

„Ach wirklich? Mir ist ja ganz neu das euer Volk so etwas wie Fehler hat. Gehört das feuern auf friedliche Händler etwa auch dazu?“ Amelda hatte es geahnt, der berühmte Erstkontakt zwischen den Kadeshi und den Bentusi kam auf den Tisch. Aber er hatte es geschafft sie dazu zu bringen mit ihm zu reden, das war auch schon etwas wert.
 

„Ich habe irgendwie das Gefühl das ich etwas verpasst habe, konnte mich bitte jemand aufklären?“ bat der jüngste in ihrer Gruppe. Amelda verkniff es sich innerlich die Augen zu verdrehen, stattdessen antwortete er einfach.
 

„Der Erstkontakt zwischen meinem Volk und dem der Bentusi war alles andere als Glücklich. Als ein Bentusi Handelsschiff in unser Territorium sprang, boten wir ihnen einen Platz in unserem Volk an.“
 

„Und als wir ablehnten habt ihr angefangen auf es zu schießen. Ihr wurdet mehrfach davon in Kenntnis gesetzt das wir in Frieden kommen und nur Handel treiben wollen. Wir Bentusi strecken jedem die Hand zur Freundschaft entgegen, aber ihr habt sie noch brutaler zur Seite geschlagen als jedes andere Volk! Nur mit Mühe und Not ist euch das Handelsschiff entkommen!“ Amelda spürte wie ihm böse Worte in den Sinn kamen und er war sehr geneigt sie auszusprechen. Denn wenn er sich richtig an den Geschichtsunterricht erinnerte, dann war das Handelsschiff nicht nur gekommen um Handel zu treiben, sondern auch um den Garten auszuhorchen und zu plündern! Doch wohin würde eine solche Diskussion führen? Erneut verkrampfte sich alles in ihm als er den einlenkenden Konversationsweg wählte.
 

„Du hast recht, wir haben gefeuert. Das ist jetzt bestimmt mindestens über eintausend Jahre her. Seitdem haben wir nie wieder auch nur einen Schuss auf ein Bentusischiff abgegeben. Ich bin sicher das viele andere Völker das nicht von sich behaupten können und ihr begegnet ihnen dennoch mit mehr Offenheit als uns.“
 

„Ach ja? Und was ist mit den ganzen Sonden die wir in den Nebel geschickt haben? Jede einzelne wurde vernichtet!“
 

„Was hätten wir denn sonst tun sollen? Zulassen das die Sonden den ganzen Nebel kartografieren, samt der Positionierung aller unserer Raumstationen und aller unserer Schiffe?“
 

„Wieso solltet ihr denn etwas dagegen haben? Habt ihr etwa was zu verheimlichen?“ 'Mehr als du glaubst,' dachte Amelda beschloss aber etwas unverfänglicheres zu erwidern und zwar etwas das ebenso stimmte.
 

„Wir hatten Angst!“ Das saß, Mana zuckte zurück als hätte Amelda sie getreten.

„Vor was?“ fragte Yugi in seiner Naivität und erneut spürte Amelda diese riesige Hemmschwelle die ihn daran zu hindern versuchte die Wahrheit zu offenbaren.
 

„Vor allem!“ Amelda atmete tief ein und aus während er sich in seinen unbequemen Stuhl zurück lehnte. „Ich befürchte ich muss euch beiden ein wenig Geschichtsunterricht geben damit ihr das nachvollziehen könnt, aber es geht nicht anders. Vorweg nur eine Bitte. Lady Mana stört bitte sämtliche Überwachungsgeräte die uns gerade aufzeichnen.“ Mana blinzelte kurz verwundert, bevor sie zugab, das sie das schon längst getan hatte.
 

„Woher weißt du eigentlich das ich das kann?“
 

„Wir mögen etwas isoliert leben, das bedeutet jedoch nicht das wir nicht auch einen Geheimdienst haben der solche Dinge herausfindet.“
 

„Ehrlich gesagt überrascht es mich das euer Volk ein Geheimdienst hat.“
 

„Wieso? Hat nicht jedes Volk einen Geheimdienst oder so etwas ähnliches?“ fragte Yugi sogleich, woraufhin sich Mana ihm zu wandte.
 

„Sicher, doch wie sich der Geheimdienst auswirkt ist eine andere Frage. Manche Geheimdienste betreiben ausschließlich Gegenspionage. Wir Bentusi haben immer angenommen die Kadeshi verlassen den Nebel niemals und interessieren sich daher nicht für Geheimnisse anderer Völker.“
 

„Tun wir auch nicht, aber bevor wir zu sehr abschweifen, erzähle ich euch besser die Geschichte meines Volks.“
 

„Aber die ist doch bekannt“, meinte nun Yugi, wobei er einen leicht abwesenden Gesichtsausdruck bekam. „Die Kadeshi sind ein sehr religiöser Kiith, die seinerzeit auch den Pfad der Erleuchtung auf Hiigara angelegt haben, einen Pilgerweg mit 33 Tempeln. Die Wege zwischen den Tempeln werden dabei immer anspruchsvoller je weiter man geht. Selbst heute absolviert fast jeder Hiigaraner einmal im Leben den Pfad der Erleuchtung. Ein Großteil beendet ihn jedoch bei der achten Station, dem Himmelsdom. Mit der Zeit wurde der Kadesh Kiith immer orthodoxer und vertrat die Regeln seiner Religion immer dogmatischer. Es wurde so schlimm, das der Kiith in einen Konflikt mit der Gesetzgebung der Republik geriet. Um einem Verbot zuvorzukommen verließen die Kadeshi Hiigara mithilfe dutzender Schiffe und wurden erst knapp 1500 Jahre später wieder entdeckt.“ Der exakte Text aus dem offiziellen Hiigaranischen Lehrbuch, Amelda seufzte.
 

„Das ist eine Lüge. In Wahrheit hatten unsere Vorfahren es einfach satt. Es stimmt zwar das wir ein religiöser Kiith waren...“
 

„Kurze Frage: Was ist ein Kiith eigentlich?“ fragte Yugi plötzlich, woraufhin Amelda fast aus allen Wolken fiel.
 

„Du hast den Begriff doch eben erst selbst benutzt!“
 

„Ja, aber ich weiß trotzdem nicht was er bedeutet.“ Amelda stöhnte nochmal auf, bevor er sich an einer Erklärung versuchte.
 

„Ganz grob, kann man den Begriff 'Kiith' mit Clan übersetzen. Aber eigentlich ist Clan nicht ausreichend. In einem Kiith zu sein, bedeutet einer riesigen Familie anzugehören. Obwohl die Mitgliedschaft in einem Kiith nur zweitrangig etwas mit Verwandtschaft zu tun hat, es ist eher ein Zusammenschluss von Individuen mit ähnlichen Ansichten, Wünschen, Interessen oder gewissen Begabungen. Je nachdem wie wichtig ein Kiith für die Gesellschaft Hiigaras ist, desto mächtiger ist er auch. Die Paktu zum Beispiel haben immense Macht, schlicht weil Sie einen Großteil der Nahrungsproduktion in der Republik kontrollieren. Wir Kadeshi waren und sind dagegen ein religiöser Kiith deswegen haben wir den Pfad der Erleuchtung angelegt. Abgesehen davon waren wir ebenfalls ein Kriegerkiith wie die Sobani. Und genau da fängt unsere Geschichte an.

Zur damaligen Zeit war die Hiigaranische Republik auf unser Kernsystem beschränkt, Kontakte zu anderen Zivilisationen gab es noch nicht, dafür aber umso mehr Streit untereinander. Wie das neue Königreich der Turaner bekriegten wir uns alle gegenseitig. Die Kämpfe wurden hauptsächlich zwischen den Kriegerkiiths ausgetragen die von den Nichtkrieger Kiiths engagiert wurden für sie zu kämpfen. Mit anderen Worten: Wir Kadeshi und die Sobani haben uns die meiste Zeit über gegenseitig umgebracht. Die Sobani waren reine Krieger und kämpften schlicht für denjenigen der besser bezahlte, während wir Kadeshi meistens diejenigen verteidigten die wir für ehrenvoller hielten. Doch irgendwann stellten wir fest, das es keine Ehre mehr gab. Unsere religiösen Aspekte begannen zu verschwinden und wir wurden grausam, wie Maschienen begannen wir für jene zu kämpfen gegen die die Sobani vorgingen. Als wir diese Schande bemerkten, unterzogen wir uns einer Art ritueller Reinigung. Wir stellten unsere Aktivitäten ein und jeder Kadeshi ging den Pfad der Erleuchtung und betete im Sternenpalast vor dem Himmelsstein. Uns wurde klar, das wir nicht länger auf Hiigara bleiben konnten. Jeder Kiith erwartete von uns das wir kämpften, selbst die Sobani pochten darauf, da sie sonst keine Gegner haben würden. Wir aber hatten es satt und deshalb gingen wir. Wir suchten uns einen Ort an dem wir ungestört unserer Religion folgen konnten, unsere Vorfahren flogen mehrere Generationen durch das All und entdeckten immer wieder einen Ort der an einen unserer Tempel erinnerte. Schließlich erreichten wir den Nebel, unser Ziel.

Für uns war er wie ein Heiligtum, wäre es nach uns gegangen hätten wir uns ewig im Nebel versteckt und niemals hätte jemand wieder etwas von uns gehört, doch so sollte es nicht sein. Wir wurden schließlich entdeckt, zuerst von den Freibeutern die unseren neuen Sternenpalast zu vernichten drohten indem sie ihn ausplünderten. Also taten wir das was wir außer der Religion ebenfalls beherrschten. Wir kämpften und wir vertrieben die Eindringlinge. Doch diese kamen wieder und so begannen wir sie zu vernichten damit sie niemandem von uns erzählen konnten. Ironischerweise taten wir dies aus Angst wieder in Konflikte verwickelt zu werden und während wir damit beschäftigt waren Konflikte zu vermeiden, bemerkten wir nicht, das wir uns selbst einen schufen.“ Amelda beendete hier die Geschichtslektion, da seine Innere Stimme ihn gerade dermaßen laut anschrie er möge endlich seine Klappe halten, das er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Er hatte seiner Natur eindeutig genug widersprochen am heutigen Tag.
 

Mana rieb sich das Kinn, was Amelda als gutes Zeichen wertete. Yugi war nicht das große Problem, aber Mana wollte überzeugt werden sich zu öffnen.
 

„Hmm... ich glaube ich verstehe jetzt. Aber ich vermute stark das noch mehr dahinter steckt als eine Spirale aus vergangenen Ereignissen, kann das sein?“
 

Amelda nickte während er antwortete: „Sicher, aber ich befürchte das kann ich nicht offenbaren, denn wenn ich es tue, würde ich meinen Kiith verraten.“ Mana schien diesen Hinweis zu verstehen, denn sie nickte Stumm.
 

„Und das wäre schlimm?“ fragte Yugi, was Amelda zeigte das er das Prinzip eines Kiiths noch nicht verstanden hatte.
 

„Ja, das wäre es.“ antwortete Mana für ihn. „Der Kiith bedeutet den Hiigaranern mehr als das eigene Leben und jeder der eine Handlung begeht die seinem Kiith schadet begeht meistens Selbstmord, zumindest wenn er den Schaden anschließend nicht mehr beheben kann. Eine Frage habe ich aber noch zu eurem Volk: Wieso steht ihr unter Hiigaranischem Protektorat?“ Hier musste sich Amelda weniger überwinden, denn dies waren jüngere Geschichten die weniger Geheim waren. Zumindest verriet er dadurch nicht länger sein Volk.
 

„Offiziell weil wir Verwand sind. Inoffiziell aber weil wir für Hiigara einen großen Dienst erwiesen haben. Nachdem wir fort waren, lernten die anderen Kiiths ihre Konflikte endlich durch Diplomatie zu lösen. Die genaue Geschichte soll euch besser ein Hiigaraner erzählen, aber die meisten glauben fest daran das wir Kadeshi selbstlos Hiigara verlassen haben um Frieden zwischen den Kiith zu schaffen. Man sieht uns als Heilige. Die Hiigaraner näherten sich uns mit viel Zeit uns Vorsicht, nur deshalb war eine Annäherung möglich. Inzwischen sind wir als wiederbelebter Kiith anerkannt. Man bot uns sogar einen Platz im Diamaid an, so heißt das Parlament auf Hiigara. Aber die feste Versöhnung hatte natürlich auch praktische Aspekte. Wir Kadeshi hatten uns inzwischen viele Feinde gemacht, zu viele als das wir sie ohne Verbündete langfristig überleben würden. Gleichzeitig versuchte Hiigara im Westarm der Galaxis einen Brückenkopf aufzubauen um die Nubia-Systeme zu sichern.“
 

„Ich verstehe, Nubia befindet sich deutlich außerhalb des Hiigaranischen Territoriums. Hiigara hat zwar die Macht Nubia vor Willkür zu schützen, aber sie brauchten einen stark befestigten Stützpunkt, damit sie zeitnahe reagieren können. Ihr habt diese Stützpunkte, euer Nebel ist in der Nähe und eure militärische Stärke gewährleistet das die Freibeuter nicht zurückschlagen.“
 

„So war es damals, ja. Seitdem hat sich mein Volk sehr verändert.“ Die Behauptung ließ zunächst Manas Augenbrauen gen Stirn streben und bedurfte wohl weiterer Erklärung. „Die Entscheidung eine Hiigaranische Flotte in unserem Nebel zu dulden war damals nicht sehr beliebt in meinem Volk. Viele empfanden es als Verrat an unseren Idealen und an unserer Religion. Einzig unsere Disziplin verhinderte einen Aufstand. Doch mit der Zeit änderte sich diese Haltung. Zum Beispiel waren wir sehr angetan davon zu erfahren , das die Somtaaw einen Teil unserer religiösen Rollen übernommen haben. Ab und an besuchen wir die Nubia-Systeme oder sogar Hiigara selbst. Es gibt inzwischen sogar Überlegungen Schiffe von weiteren Völkern den Zugang zum Nebel zu gewähren.“
 

„Und wie stehst du dazu?“ fragte Yugi sogleich, was Amelda im ersten Moment etwas ins stocken brachte. Gleichzeitig erleichterte es ihn, da er nun nicht mehr direkt von den Kadeshi berichten musste. Nun hoffte er natürlich das seine Strategie auch funktionierte.
 

„Wenn der Zugang limitiert bleibt und unter Auflagen geschieht, bin ich dafür. Eine mögliche Lösung wäre Beispielsweise das wir eine Art Raumhafen einrichten, der mit vorher erteilter Genehmigung angeflogen werden kann.“
 

„Ich kann nicht sagen das mir diese Einstellung gefällt“, meinte Mana skeptisch, was Amelda gut verstehen konnte, Bentusi waren Freihändler, Begrenzungen gefielen ihnen da von Natur aus nicht.
 

„Soll ich lieber Lügen damit sie dir besser gefällt? Kann ich gerne machen, aber wie sollst du mir dann vertrauen?“ Mana biss sich auf die Unterlippe, ha! Er hatte sie erwischt! Dafür mischte sich nun Yugi wieder ins Gespräch ein.
 

„Warum bist du denn dagegen? Woanders sind doch auch alle Willkommen und das in der ganzen Galaxis.“
 

„Nicht ganz“, wandte Mana ein. „Die T-Mas zum Beispiel begrüßen jeden Fremden mit einer vollen Breitseite wenn sie jemanden erwischen. Und wenn man in militärisches Sperrgebiet anderer Völker fliegt bekommt man deren Waffen ebenso zu spüren. Und von den Progenitor will ich gar nicht erst anfangen, abgesehen von der Zentralwelt sind alle ihre Planeten gesperrt.“
 

„Das ist etwas anderes, die T-Mas sind böse und die Progenitor sind anders. Amelda aber sieht nicht böse aus und ich würde gerne seine Heimat besuchen. Also, warum öffnet ihr eure Systeme nicht einfach?“ Amelda fand diese Einstellung irgendwie niedlich, aber auch sehr naiv.
 

„Yugi... das ist schwierig zu erklären... Zum einen sind unsere Raumstationen im Nebel, zwar sind sie gut bewacht, aber solange unsere Feinde nicht wissen wo sie sich befinden, können sie uns auch nicht auslöschen. Abgesehen davon kennst du doch den Pfad der Erleuchtung. Der Nebel ist wie der Sternenpalast, das finale Ziel des Pfades. Er ist ein heiliger Ort der mit Respekt betreten werden muss. Ich sehe zwar ein, das wir etwas zu streng sind, aber ich will auch nicht das unser heiliger Ort plötzlich von lauter Ungläubigen betreten wird die ihn durch ihre Gleichgültige Einstellung entweihen.“
 

„Wie steht es eigentlich mit uns Bentusi, würdest du uns den Raumhafen anfliegen lassen?“

Amelda dachte kurz darüber nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein und zwar weil ihr zu neugierig seid. Ihr würdet mit euren Antennen den Nebel erforschen und genau das ist es ja was uns stört.“ Mana sah nicht sehr begeistert aus, aber sie gab nach kurzem Zögern zu das er wohl richtig lag mit seiner Einschätzung.

Der galaktische Himmelsdom

Welches Tourismusbüro auch immer diesen Trip geplant hatte, sollte Mariks Ansicht nach Konkurs anmelden. Den Manasseh-Nebel in der Nachtphase anzufliegen war eine komplette Fehlplanung! Der Nebel sollte wunderschön sein! Nach der Schlafphase hatte Marik versucht einen Ort zu finden von dem aus man etwas sehen konnte, abgesehen von der Brücke. Doch wie auf den meisten Kampfschiffen waren Fenstereinbauten auf der Keral so gut wie nicht vorhanden. Erst eine halbe Stunde vor dem nächsten Sprung entdeckte er das Observationsdeck an der Unterseite der hinteren Sektion.

Gefragt hatte er zwar nicht, aber wo kam man hin wenn Hiigaraner anfingen Turaner nach dem Weg zu fragen? Persönlich konnte Marik nichts gegen die freien Turanischen Königreiche sagen, sein Kiith hatte mit Ihnen kein Problem, was allerdings daran lag das die Sobani nur Systeme an der Taiidanischen Grenze kontrollierten (also weit von den freien turanischen Königreichen entfernt), trotzdem fand Marik es angebracht eine Art Solidarfeindschaftsgefühl zu empfinden, immerhin waren es Feinde der Paktu, der Nabaal und natürlich der Kadeshi.
 

Im Observationsdeck offenbarte sich ihm ein wunderschöner Anblick. Linien und Kurven, mal zart und wie gemalt, dann an den richtigen Stellen prall und abgerundet! Mochte man nun an die Farin Sha oder den Sternenschmied Sajuuk glauben, wenn es einen Schöpfer gab, dann hatte er einen ausgesprochenen Sinn für Ästetik. Diese klaren Kurven die sich von oben nach unten hin verjüngten nur um dort mit anderen, schmalen eleganten Linien zusammenzutreffen um einen knackigen Hintern zu formen... einfach umwerfend. Nebenbei, der grün leuchtende Nebel war auch schön.
 

Amelda war ein wunderschönes Exemplar eines Kadeshi. Seine hübschen Arme ruhten angewinkelt auf seinen Hüfte. Ob dem Rotschopf eigentlich klar war, das seine Haltung besonders seine Kehrseite betonte? Sein Thermophrenanzug war obendrein so gut zugeschnitten das er sich sogar in die Falte zwischen den Backen legte! Das war nicht nur sexy, sondern gewährleistete auch die perfekte Kontrolle über den Jäger. Man mochte es kaum glauben, aber jede noch so winzige Falte in der Pilotenkleidung konnte stören, ablenken und für einen Fehler sorgen den man ganz sicher kein zweites Mal beging.
 

Trotzdem schade, das der dunkelrote Anzug die Konturen vor dem grünen Manasseh-Nebel unschärfer zeigte, als der traditionell weiße, den die Kadeshi sonst trugen, es getan hätte. Als Marik sich schließlich von diesem Anblick losreißen konnte, war er froh nicht weiter beachtet worden zu sein. Jetzt musste er nur noch irgendein Gesprächsthema finden... wenn auch sein Verstand ihm mitteilte, das es eine ziemlich idiotische Idee war, auch nur zu versuchen mit einem Nichtteammitglied anzubandeln. Andererseits wusste er bei diesem Typen das seine Avancen zumindest nicht für Hohn oder Spott sorgen würden.
 

„Der Manasseh-Nebel ist wunderschön nicht wahr? Ich meine... dieses grüne Licht ist so ungewöhnlich, meinst du nicht auch?“ Kaum angesprochen nahm der Rotschopf seine Hand von den Hüften, spannte sein vorher angewinkeltes Bein an und wandte sich durch eine halbe Drehung des Körpers Marik zu. Es war eine Bewegung so anmutig wie sonst nur ein Farin Sha, sie auszuführen vermochte. Und dann dieser Blick... Marik fühlte sich sofort unwürdig. Es war wirklich seltsam was die Anwesenheit eines Kadeshi mit ihm machte. Die Hiigaraner waren ein sehr selbstbewusstes Volk, das mussten sie auch sein, immerhin kontrollierten sie das größte Territorium der gesamten Galaxis. Aber so toll man sich auch als Hiigaraner fühlte, die Kadeshi waren dem Göttlichen irgendwie näher als alle anderen Kiiths.

Der Kadeshi blieb zunächst still und musterte Marik. Was würde der Blonde nur darum geben zu wissen was im Kopf des Rothaarigen vorging. Worauf achtete er? Wollte er abschätzen ob er interessant genug war? Fühlte er sich vielleicht gestört oder angegriffen? War Marik ihm zu fett oder zu dürr? Jede Sekunde der Stille kam Marik wie eine Ewigkeit vor. Er überlegte ernsthaft ob es nicht besser wäre einfach davonzulaufen. Dann aber folgten endlich erlösende Worte aus den Lippen des Rotschopfes.
 

„Bist du den Pfad der Erleuchtung gegangen?“ fragte er, wobei sich Marik wieder wie bei der Pilotenausbildung fühlte, wo der Ausbilder fiese Fragen stellte die man nur falsch beantworten konnte.
 

„Beim Landgang vor zwei Jahren...“ antwortete Marik und fühlte sich direkt wie ein Lügner. „Aber nur bis zum Himmelsdom.“ Nach einigen Sekunden fühlte er sich dann auch noch dazu gedrängt ein entschuldigendes: „Landgang war beendet“, hinten dran zu setzen. Er schämte sich regelrecht nicht weiter gegangen zu sein, dabei beenden unzählige Hiigaraner den Pfad im Himmelsdom. Aber wenn man dies einem Kadeshi ins Gesicht sagte, kam man sich irgendwie erbärmlich vor. Es folgte wieder ein Moment der Stille, die Marik viel zu lang vorkam.
 

„Verstehe...“ Okay, jetzt kam es. Marik machte sich darauf gefasst wie ein taiidanischer Köter hinfort gejagt zu werden, da bevorzugte er es zumindest mit Stil den Rückzug anzutreten.
 

„Ich glaube ich gehe dann...“ begann Marik, als Amelda ihn mit einem einzigen Wort unterbrach und noch mehr verunsicherte.

„Warum?“

„Äh... warum was?“

„Warum willst du gehen? Du willst dir doch sicher den Nebel ansehen. Komm... schau dir den Himmelsdom gut an.“ Amelda bewegte seinen hübschen Kopf leicht zur Seite und wies auf den Nebel. Marik verstand nicht was er meinte, aber anscheinend wurde seine Anwesenheit geduldet, im stillen dankte er Sajuuk, nur um sich direkt zu schämen, da die Kadeshi nichts vom Sternenschmied hielten. Er musste sich dringend die Liste der Farin Sha vornehmen um mit Amelda anständig umgehen zu können!
 

In einem leichten Bogen und mit respektvollen Abstand, näherte er sich dem Kadeshi und trat an die breite Fensterfront. Amelda folgte ihm mit dem Blick, was Marik nur noch nervöser machte, denn er hatte das Gefühl von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Erst als Amelda mit dem Kopf nochmals zum Fenster deutete, wagte es Marik einen Blick nach draußen zu werfen. Das grüne Licht des Nebels umhüllte das Schiff und strömte auf ihn ein. Es war ein belebendes Gefühl, ganz anders als das kalte schwarze All, das er gewohnt war. Wie gut die Manasseh es doch hatten dieses System zu kontrollieren.
 

„Du musst keine Angst vor mir haben, nur weil ich Schwul bin, heißt das nicht das ich gleich über dich herfalle.“ Ameldas Worte trieben Marik augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht.
 

„Oh äh... wie kommt ihr denn da drauf?!“ Marik wusste gar nicht was er sagen sollte so peinlich war es ihm. Am liebsten würde er jetzt fliehen, andererseits wollte er nicht wissen was der Kadeshi dann über ihn dachte!
 

„Du schleichst um mich herum als hättest du Angst in Reichweite meiner nicht vorhandenen Tentakel zu kommen. Abgesehen davon 'ihrst' du mich.“ Oh... Marik wünschte für einen kleinen Augenblick das der Boden sich auftun möge, dann allerdings erinnerte er sich das sich unter ihm nur noch das Nichts des Alls befand.

„Ich wollte nur nicht respektlos erscheinen. Ich meine, ihr seid ein Captain, ich nur ein Leutnant. Außerdem seid ihr ein Kadeshi und ich nur...“

„Ein Sobani?“ beendete Amelda Mariks Erklärung, bevor er den Kopf schüttelte. „Deine Ehrerbietung in allen Ehren, aber ich gehöre nicht dem inneren Orden an, noch bin ich ein Kiith-Sa. Förmlichkeiten sind also nicht nötig. Aber gut zu wissen das du keine Angst vor mir hast.“ Die letzten Worte hörten sich für Marik wie ein zufriedenes Schnurren an, war dies eine subtile Annäherung?
 

Marik warf einen seitlichen Blick auf den schönen Kadeshi und bemühte sich, sich nicht allzu sehr in diesen Anblick zu verlieren. Amelda selbst schaute wieder in den Nebel und wirkte nicht weiter an Marik interessiert, dabei spiegelten seine grauen Augen das grüne Licht des Nebels wieder.

„Schau ihn dir an“, forderte der Rotschopf ihn auf, woraufhin Marik seinen Blick wieder nach draußen richtete.

„Was siehst du?“

„Nun... einen grünen Nebel...“

„Das meine ich nicht, was siehst du?“ wiederholte Amelda mit geduldiger Stimme, wie ein Priester der einem unwissenden Schäfchen etwas zu erklären versuchte die Frage.
 

Unsicher was er sagen sollte beschloss Marik es mit der physikalischen Erklärung: „Okay... ich sehe energetische Partikel auf mikroskopischer Ebene die das Licht brechen und...“ Ameldas Seufzen unterbrach ihn. Marik fühlte sich augenblicklich schlecht, wie bei einem nicht bestandenen Test. Wenn er doch nur wüsste was der Kerl von ihm wollte? Marik verlor sich nur einen Moment in seinen Gedanken als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Etwas warmes war hinter ihm und Mariks Puls geriet in Höhen die er nicht für möglich gehalten hatte. Amelda war ganz dicht hinter ihm! Marik konnte seinen Atem an der Halsbeuge und seinen Ohren spüren.
 

„Du bist zu verkrampft, entspann dich.“ Marik folgte, aber sein Kopfkino begann sofort zu arbeiten. Amelda stand hinter ihm, abgesehen von seinem Thermoprenanzug nichts am Körper. Mariks eigener Anzug war mit Sicherheit ebenso eng anliegend wie der von Amelda, ihre Haut trennte also nur eine dünne, wenn auch so gut wie undurchdringbare Membran. Gerüchten zufolge wurden die Anzüge beim Sex anbehalten wenn man kein andere Verhütungsmittel dabei hatte. Spätestens bei diesem Gedanken zwang Marik seinen Anzug dazu, sich an eine gewisse Volumenvergrößerung anzupassen, die eher selten vorkam. Ob es Amelda wohl auch gerade so ging?
 

„Immer noch viel zu verspannt... warte ich helfe dir. Schließe die Augen, ich kümmere mich um den Rest.“ Ob der Rotschopf wusste das Marik sich gerade eine gewisse Tätigkeit vorstellte die vorsah das Ameldas Lippen sich auf Hüfthöhe vor Mariks Unterkörper befanden? Diese Vorstellung wurde sogar noch befeuert als Ameldas Hände an Mariks Taille herabfuhren und sich diese zarten Finger ab und an in seinen Rücken drückten. Der Sobani erwartete eine Gänsehaut, stattdessen entspannte sich sein Körper jedoch. Seine Muskeln wurden ruhiger, sein Atem leichter. Komischerweise wirkte sich diese Entspannung keineswegs auf seine Erregung aus, nur der Rest wurde klarer, einem Rausch nicht unähnlich. Finger wanderten wieder zu seinem Kopf hinauf und blieben schließlich an seinem Hals liegen.
 

„Küss mich dort“, dachte Marik, wobei er sich direkt vorstellte wie Amelda über seinen Hals leckte. Er würde den Kopf zur Seite legen und seinen Rücken an Ameldas Körper drücken während dessen Lippen sich von seinem Hals zu Mariks Mund vorarbeiten würden. Ihre Lippen würden sich treffen, ihre Zungen miteinander kämpfen, Ameldas Hände würden über seine Brust zu seinem Schritt wandern während Mariks Kehrseite auskundschaften würde wie es um die Erregung des Rotschopfes bestellt war...

„Nun öffne die Augen und sage mir was du siehst.“

Marik tat wie ihm geheißen und ließ das grüne Licht ihn durchströmen. Es war ein Moment der Offenbarung, wie im Rausch spürte er etwas, sei es nun seine Erregung oder etwas anderes, der Anblick war plötzlich mehr als nur ein hübsches Touristenziel.

„Ich sehe... Hoffnung... Hoffnung auf Erlösung.“ insbesondere eines Gefühls das er gerade zwischen seinen Lenden verspürte. „Neid, auch wenn ich jetzt nicht genau weiß auf was... und...“ hier wurde Marik erst recht rot, aber massierende Finger an seinem Hals trieben auch die letzten Worte aus ihm heraus. „... Sex. Ich meine... sexuelle Begierde … ähh...“ Marik wurde noch röter oder zumindest hatte er das Gefühl das seine Wangen noch nie so gut durchblutet waren wie jetzt. Oh Mist, sein Glied war hart wie Stein und aus irgendeinem Grund kurz vor dem besonderen Moment! Was Amelda wohl von ihm dachte? Leider zog sich Amelda von ihm zurück, bzw. er gesellte sich neben ihn, statt hinter ihm zu bleiben. Marik hoffte nur Amelda ihm nicht zwischen die Beine schaute.
 

„Du bist gut. Genau das sahen auch die Kadeshi als Sie vor langer Zeit diesen Nebel passierten. Die Emotionen, die Dinge die du spürtest entsprechen exakt denen die der Himmelsdom symbolisiert.“
 

„Der Himmelsdom steht für Sex?“ brach es fassungslos aus Marik hervor, er hätte nicht gedacht das ein Tempel für solch ein körperliches Bedürfnis stehen konnte. Marik suchte in Ameldas Gesichtszügen Anzeichen für einen Scherz, aber die Gesichtszüge blieben ernst. Zwar voller Gefühl, am ehesten erstaunen, aber keine Spur von Hohn oder Amüsement.
 

„Natürlich, du hast ihn doch erreicht oder?“
 

„Ja schon,“ bestätigte Marik, „aber ich hatte dort keinen... ich meine...“ warum fing Amelda nur an ihn anzulächeln?
 

„Solltest du die Möglichkeit haben, wandere den Pfad erneut. Nimm jemanden mit der dir etwas bedeutet und wenn du den Himmelsdom erreichst, dann trete in eines der kleinen Heiligtümer hinter dem Altar und genieße den Akt. So zumindest lautet die in unseren Aufzeichnungen überlieferte Tradition.“ Wie von alleine verselbstständigte sich Mariks Verstand und er verband diese Empfehlung mit der Information wo sie sich gerade aufhielten. Anschließend wagte sein Sprachzentrum eine Einladung auszusprechen die er sich sonst nicht erlaubt hätte.
 

„Nun, dann... vielleicht sollte ich das gleich erledigen, wenn ich schon in der galaktischen Version des Tempels bin.“ Und Marik hatte auch eine sehr gute Idee mit wem er es tun wollte, nur wusste derjenige noch nichts davon. Vielleicht ahnte Amelda es, doch bevor er spezifischer werden konnte ertönte ein Signal, alle Systeme schalteten auf Notlicht und es erschien ein blaues Licht vor ihnen und schmiss sie quasi aus dem galaktischen Himmelsdom. Hätte Marik doch nur einen Turaner nach dem Weg gefragt.

Hinterhalt in der Einöde

Die große Einöde war ein fast leerer Raum zwischen den Kernwelten und dem westlichen Spiralarm der Galaxis. Normalerweise mochte man meinen das ein leerer Raum kein Problem darstellt, doch das krasse Gegenteil war der Fall.
 

Zum einen war die große Einöde keineswegs so leer wie man annehmen konnte, planetengroße Felsbrocken zogen sich dort durch ihre Gravitation gegenseitig an und stießen sich nach einem gewaltigen Zusammenprall wieder ab. Die umherfliegenden Massen unterlagen dabei keinen berechenbaren Gesetzen, da feste Gravitationsquellen fehlten. Auf der anderen Seite entstanden durch die ständigen Zusammenstöße gewaltige Ansammlungen von Metallen und ähnlichen schweren Partikeln die temporäre Gravitationsquellen bildeten. Genau dies machte die große Einöde zu einem sehr gefährlichen Ort. Das fehlende Hintergrundlicht sorgte obendrein dafür, das man sich auf Scanner und Sensorlote verlassen musste um evtl. Gefahren zu entdecken.
 

Es war eine sehr gefährliche Umgebung, weshalb nichts alleine durch die Einöde fliegen sollte. Nicht nur wegen der Gefahr gänzlich Blind zu werden, sollten die Sensoren versagen, sondern auch weil nur sehr wenige Schiffe genügend Feuerkraft besaßen um zusammengepresste Materie von der Größe eines Schlachtschiffes in Pulver zu verwandeln bevor es auf die Außenhülle prallte.
 

Für einen vollen Sprung brauchte der Hyperaumsprungantrieb der Keral 10 Stunden um sich wieder aufzuladen. Natürlich gab es stets die Möglichkeit einen Alarmsprung einzuleiten, nur war die Reichweite proportional geringer. Ein halb aufgeladener Sprungkern zum Beispiel ermöglichte nur einen Sprung von 1/3 der Strecke die er voll aufgeladen schaffte. Zum Glück besaß das turanische Geschwader sowohl genügend Feuerkraft als auch sehr gute Sensorsysteme. Commander Mai wusste nur zu gut das viele andere Völker die Technologie der Turaner für veraltet hielten. In Bezug auf Waffen mochten sie evtl recht haben, aber in Punkto Sensortechnik und Abhörtechnik machte ihnen niemand etwas vor.
 

Abgesehen von den Bentusi vielleicht. Die Videoübertragung des Zimmers funktionierte, aber alle Audioaufnahmen waren korrumpiert und unbrauchbar und das bei alle Aufnahmen der letzten 30 Stunden!

Die Aufnahmen in den anderen Zimmern dagegen waren uninteressant. Der T-Mas schwieg und betrachtete alles als unter seiner Würde, der Kassites trainierte und der Techniker Ryou war die ganze Zeit am Terminal. Die letzte Gruppe war dagegen fast nur unterwegs, so war dort auch nichts interessantes zum aufnehmen.
 

Ihr Geschwader hatte vier verdammte Sprünge hinter sich und herausgefunden hatte sie rein gar nichts. Höchst ärgerlich, ihr Monitor verdiente dafür eigentlich prügel, dumm nur das dies für Bildstörungen reserviert waren. Also schob sie ihren Stuhl lediglich frustriert von ihrer Station in der Mitte der Brücke und ließ ihrer Enttäuschung freien lauf.

„Argh! Nichts! Einfach nichts! Die einzigen die sich länger unterhalten haben waren die Rubin Vaygr und diese elendige Bentusihexe hat irgendetwas mit den Audioaufnahmen gemacht. Keine Ahnung was, aber ich habe nur rauschen! Wir hätten wenigstens ein paar Privatduschen installieren sollen, dann gäbe es zumindest Wichsmaterial! Hey!“ Mai warf augenblicklich ein Datenpad auf den Navigator, der es wagte über ihre Bemerkung zu lachen. „Kümmer dich um deine Instrumente Rex! Ich kümmere mich um meine!“ Typisch Männer, dachten immer sie seinen die einzigen die sich beim Anblick eines hübschen Körpers amüsieren konnten.
 

Dann fing es irgendwo an zu piepen. Nicht das es nicht ständig auf der Keral irgendwo piepte, aber dieses Geräusch hörte sich definitiv nicht gut an. Mai kannte ihr Schiff in und auswendig, daher wusste sie auch wie sich was anhörte. Und der schrille punktuelle Ton der gerade die Brücke flutete war der Annäherungsalarm. „Haga! Was ist los?“
 

„Wir empfangen Signale aus der Asteroidenballung. Einige verborgene Schiffe dort fahren nun ihre Triebwerke hoch.“

„Aktive Sensorpeilung! Ich will sofort wissen wie viele und was für Schiffe das sind!“
 

„Sensorpeilung aktiviert. Wärmesensoren registrieren elf zweiläufige Triebwerke und ein Dreiläufiges. Signalsensoren identifizieren die Form...“ Die Brückenoffiziere am Observationspult checkten fieberhaft die Daten, dann legten sie das Ergebnis auf die Nebenschirme.

„Schiffe identifiziert. Neun Ionen-System Fregatten der Dolch-Klasse, Vorgängerklasse unserer Assassinen. Zwei Angriffsfregatten der Kudaark-Klasse, Taiidan Model, scheinen etwas älter zu sein. Außerdem ein Taiidan Zerstörer, Skaal Tel-Klasse. Ich tippe auf ein Kassittes Geschwader, oder eine Flottille des neuen Königreiches Burgenda Commander.“ Mai entspannte sich ein wenig aber nicht allzu sehr. Die meisten Flottillen aus Burgenda und alle Geschwader der Kassites unterließen Kampfhandlungen gegen die Streitkräfte Turans, aber wenn es sich um Vigoth handelte, war sie sich nicht so sicher.
 

„Öffnet einen Kanal und sendet ein Identifizierungssignal. Bestimmt haben die uns nur für lohnende Beute gehalten.“ Trotz ihrer eigenen Worte hatte Mai jedoch ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte mit diesen Schiffen nicht, sie fragte sich nur...
 

„Commander! Die Geschütztürme des Zerstörers haben uns angepeilt und eröffnen das Feuer!“ Sie hatte es doch geahnt!

„Energieschild auf Maximum! Gebt sofort Gefechtsalarm und macht Meldung ans Geschwader: Kampfformation einnehmen! Ruft das gegnerische Führungsschiff und sag ihm, dass sie einen kriegerischen Akt gegen das Königreich Turan begehen!“
 

Reges Treiben entstand auf der Brücke, gleichzeitig verkündete eine Sirene den Gefechtsalarm. Der Energieschild war am besten zu bemerken, er verursachte ein spürbares vibrieren der Außenhülle und da die Gleichphasenschilde der Keral auf 120% des Energieoutputs geschaltet waren, war die Vibration auf der Keral besonders gut zu spüren. Gegen die abgeschossenen Projektile half ein Gleichphasenschild zwar nur wenig, aber mit denen kam die Panzerung der Keral sehr gut klar. Die Erschütterung des Aufpralls war kaum zu spüren, viel mehr Sorgen machte Mai, was den Projektilgeschossen folgte.
 

„Identifikation abgeschickt, keine Reaktion darauf. Stattdessen registriere ich Energiespitzen in den Ionenkanonen!“ Einige Sekunden später wurde die Keral von den feindlichen Ionenstrahlen erschüttert so das Mai nicht mehr in der Lage war ihr Gleichgewicht zu halten. Sie landete schmerzhaft auf ihren Knien. Okay, das reichte! Jetzt war sie sauer.
 

„Status?“

„Energieschilde haben den Beschuss abgefangen, Frontschilde auf 80% runter, fünf der Energiestrahlen haben getroffen, die restlichen gingen ins Leere.“ Mai nickte verärgert.
 

„Na gut, Schluss mit Diplomatie, ich stehe ohnehin mehr auf die harte Tour. Nachricht ans ganze Geschwader: Alle Kampfeinheiten starten, Feuer nach eigenem ermessen!“ Es dauerte natürlich einige Sekunden bis die Waffensysteme der Keral bereit waren, dann aber konnte Mai erkennen wie die roten Geschosse der Geschütztürme auf die Gegnerische Flotte zuflogen. Zum Glück besaß die Keral, im Gegensatz zum Zerstörer Repetiergeschütztürme, so das gleich ein ganzer Schwall an Geschossen in Richtung Gegner abgefeuert wurde. Anschließend lud sich die Ionenkanone und Mai genoss es den tödlichen, silbernen Strahl zu verfolgen, der den Bug ihres Schiffes verließ.
 

Mai setzte sich gleich wieder an ihre Station und aktivierte dort den Taktikbildschirm. Auf ihrer Seite waren zunächst sieben bronzene Symbole zu sehen, ein großes Dreieck mit einem Kreis darum, welches die Keral im Zentrum der Anzeige darstellte. Daneben formierten sich drei kleinere Dreiecke für Ihre Assassinen-Fregatten, sowie drei Vierecke, wobei das Viereck mit dem Kreuz einige Punkte ausspuckte. Auf der gegnerischen Seite sah Sie neun kleine rote Dreiecke, für die Ionen-System Fregatten, sowie zwei Vierecke für die Angriffsfregatten und ein etwas größeres Dreieck überlagert mit einem Viereck, welches den Zerstörer symbolisierte. Die erste Salve ließ den Zerstörer kurz flackern, aber der Schaden schien sich in Grenzen zu halten.
 

Mai analysierte die Situation. Ihr Geschwader begab sich gerade in Angriffsposition, oder mit anderen Worten, die Ionen-System Fregatten der Assasinen-Klasse schoben sich in Dreiecksformation vor die Keral, die Begleitfregatte blieb hinter der Keral während die Angriffsfregatten das Hauptschiff flankierten. Die Standardangriffsformation, Ionenkanonen nach vorn,e Leitschiff direkt dahinter gedeckt von Angriffsfregatten.
 

„Obs! Ping noch einmal die Umgebung! Sind die zwölf Feindschiffe die einzigen in Reichweite?“

„Ja Ma'am, keine weiteren Signale.“ Keine Jägerunterstützung also, aneinandergereihte Fregatten sowie der Zerstörer an der Flanke. Mais Laune wurde immer besser.

„Perfekt! Die Dolche sind nicht geschützt, die Bomber sollen die linke Flanke angreifen, die Korvetten das Zentrum attackieren, mit etwas Glück lösen diese Anfänger ihre Formation auf, dann sind sie leichte Beute. Die Angriffsspitze unterstützt die Jäger, wir kümmern uns unterdessen um diesen frechen Zerstörer. Alle Geschütze sollen sich auf folgende Koordinaten ausrichten...“ Mai überprüfte noch einmal den Taktikbildschirm und gab dann eine reihe von Zahlen weiter. Üblicherweise feuerten die Führungsschiffe in einem Gefecht stets aufeinander, Mai aber hielt nichts davon, es war sehr viel effektiver zuerst die Feindfregatten auszuschalten, dann musste man selbst nicht mehr so viel einstecken.
 

Auf dem Bildschirm war gut zu sehen wie ihre Befehle ausgeführt wurden. Die kleinen Punkte der Jäger bewegten sich rasend schnell auf die linke Seite der gegnerischen Linie zu und fingen an die dortigen Dreiecke zu umkreisen. Entgegen ihrer Hoffnung wandte sich kein einziges Dreieck ab, um zu versuchen die schnellen Jäger mit ihrer Ionenkanone zu erwischen, ganz so dumm schien die Feindformation doch nicht zu sein.

Zeitgleich flogen noch kleinere Punkte von der Keral und ihren Begleitschiffen aus auf die rechte Flanke der gegnerischen Formation zu. Viele Geschosse verfehlten Ihr Ziel, das war nichts ungewöhnliches, aber die die trafen brachten das rote Viereck zum flackern.

„Status der Ionenkanone?“

„65% Ma'am.“

„Das muss reichen um diese Fregatte zu zerlegen! Der erste Abschuss geht auf unser Konto!“ Natürlich dauerte es erneut einige Momente bis die Manövriertriebwerke die Keral auf das Ziel ausgerichtet hatten. Das war der Nachteil der Ionenkanonen, sie konnten nur geringfügig ausgerichtet werden, was übrigens ein Grund dafür war, das große Schiffe sich bevorzugt gegenseitig behagten. Die Vibration im Boden zeugte schließlich einen weiteren tödlichen Strahl. Schnell schaltete Mai auf die Außenansicht.

Die Angriffsfregatte war deutlich zu erkennen, das vielleicht 90m lange Schiff besaß einen bulligen, kantigen Körper auf dem die Brücke mittig aufgesetzt war. Der wie ein in die Breite gezogenes Plus wirkende Bug, beherbergte an den seitlichen Stegen je oben und unten einen Geschützturm. Mai war zwar kein Ingenieur, aber selbst sie erkannte den begrenzten Sinn dieses Designs, der bullige Mittelteil verhinderte bei dieser Aufteilung das die Geschütztürme nach hinten schießen konnten, sobald es abdrehte war es also verwundbar. Der Anblick belästigte Sie zum nur kurz bevor der silberne Ionenstrahl der Keral den Hauptkörper der Fregatte durchschnitt. Das Schiff geriet ins trudeln, Feuer schlug aus dem Rumpf hervor und schließlich zerbrach es in zwei Teile.
 

Mais Triumpfgefühl wurde jedoch arg geschmälert, als eine erneute, Ionenstrahlsalve die Keral erschütterte, diesesmal so stark das sie fast vom Stuhl fiel. Einige Instrumente versprühten Funken durch eine Rückkopplung und zwei Ihrer Brückenoffiziere flogen ein wenig durch die Luft.

„Schildstärke runter auf 40%, alle neun Strahlen haben getroffen. Begleitfregatte beginnt mit Energieübertragung um unsere Schilde zu stärken.“

„Gibt es auch gute Nachrichten?! Noch so eine Salve und der Zerstörer schneidet uns anschließend in Stücke!“

„Bomber haben gerade die Triebwerke einer feindlichen Fregatte zerstört, sie ist keine Bedrohung mehr.“

„Was machen unsere Fregatten? Schlafen Sie oder warum sind noch alle Dolch-Fregatten feuerbereit?“ Als die Obs dieser Frage nachging, konnte Mai genau erkennen das sich die Stirn ihres Observationsoffiziers in Falten legte.

„Ma'am, es scheint Ihre Ionenkanonen haben keinen Effekt. Schildstärke der Gegner weiterhin auf Maximum.“ Was? Mai war wie erstarrt, es war so gut wie unmöglich das die Ionenstrahlen ihrer Fregatten keinen Schaden verursachten.

„Und warum konnten wir gerade diese Angriffsfregatte zerschneiden?“

„Das versuche ich gerade herauszufinden...“ Erneut wurde die Keral getroffen, zum Glück nicht so stark, aber es reichte um Mai sehr viele Sorgen zu bereiten. Sie musste sich dringend etwas einfallen lassen, sonst endeten Sie alle als Staubwolke in der Einöde!
 

„Wartet nicht so blöd, alle Geschütze auf Koordinaten 2.8.45 ausrichten und feuern! Wenn die Ionenstrahlen auch nicht durchkommen, die Repetiergeschütze kommen durch!“ erklang eine kräftige Stimme hinter Mai. Der Piratenfürst Bakura marschierte herrschaftlich in ihre Brücke und erteilte Befehle! Unter anderen Umständen hätte Mai ihn der Brücke verwiesen, im Gefecht aber spielte Stolz keine Rolle nur das überleben zählte, während sie nachdachte, konnte die Keral also ebenso gut feuern. Zufrieden stellte sie allerdings fest, das Ihre Crew auf ihre Freigabe wartete.

„Ihr habt es gehört! Ausführen!“
 

„Commander, mit eurer Erlaubnis übernehme ich die Kampforganisation während Ihr eure Taktik überdenkt. Ein taktischer Rückzug sollte ebenso in Betracht gezogen werden.“ Dem stimmte Mai in allen Punkten zu. Bakura war ein erfahrener Kommandant, seine Flotte hatte schon oft gegen überlegene Feinde gesiegt, sie überließ es daher ihm den Kampf zu führen während sie sich auf das Ionenkanonenproblem konzentrieren.
 

++++ ++++
 

Eine erneute Erschütterung ließ das Schiff erbeben und die Laune des T-Mas erreichte einen neuen Tiefpunkt. Nicht nur das er auf dieser... Schlafstätte, hatte ruhen müssen, nein nun geriet dieser fliegende Schrotthaufen auch noch in ein Gefecht. Hätte er geahnt das man die Champions in solchen Blechhaufen transportierte hätte er das Exekutionskommando vorgezogen. Der laufende Pisshaufen war natürlich beim ersten Anzeichen eines Gefechts aufgebrochen um die Crew zu unterstützen, losrennen ohne nachzudenken, das passte zu solch einem Pack. Der langhaarige Hiigaraner dagegen bildete den krassen Gegenpol zum Piraten. Er blieb an seinem Terminal sitzen und arbeitete stur weiter, statt sich mit den wirklich sinnvollen Dingen zu beschäftigen.
 

Seto zum Beispiel hatte dank seiner Implantate bereits den schnellsten Weg zur nächstgelegenen Rettungskapsel ermittelt, damit konnte er sich absetzen und anschließend eine der Fregatten infiltrieren um damit nach Turan zu reisen. Praktischerweise waren dann die anderen Teams nicht mehr am Leben. Sieg durch überleben, der Gedanke gefiel ihm. Andererseits sah es vielleicht etwas seltsam aus wenn er als einziger überlebte. Die Problemlösung dafür allerdings war recht simpel, er nahm einfach den Hiigaraner mit. Dazu musste er sich zwar dazu herablassen mit diesem Wicht zu sprechen, aber wenn er eine Nacht auf dieser Liege überlebt hatte, dann schaffte er auch das.
 

„Gemessen an den Erschütterungen ist dieses... Schiff am verlieren. Die nächste Rettungskapsel ist nur 50m von hier entfernt, es wäre eine gute Idee rechtzeitig auszusteigen. Wir könnten...“

„...eine der feindlichen Fregatten entern? Gute Idee, wird nur nicht funktionieren.“ Na da war Seto aber gespannt wie ein kleiner Ingenieur solch eine Einschätzung überhaupt treffen konnte.

„Und warum?“ Ryous Hände huschten weiter über die Tastatur, kein Anstand, er könnte wenigstens kurz aufhören um mit ihm zu sprechen, aber was erwartete er auch von solchen unzivilisierten Kreaturen?

„Entschuldige, ich habe gerade keine Zeit...“ Das war doch... etwas verärgert trat Seto neben das Terminal um Ryou davon weg zu reißen, doch kurz vor der Ausführung warf er einen zufälligen Blick auf den Monitor. Farblich hervorgehobene Linien innerhalb eines Querschnitts, wenn er es richtig erkannte eine Fregatte. Daneben erkannte er mehrere Texte, die seine Implantate für ihn übersetzen mussten, die Schriftsprache der Turaner war einfach viel zu primitiv um sie im Kopf zu haben.
 

„Was ist das?“

„Sensorergebnisse, wie man klar erkennt werden die feindlichen Fregatten von einem T-Mas Energieschild geschützt. Die Modulation reicht von 2.150,15 bis 2.150,75 Ionherz, genau die Modulation die von turanischen Ionenkanonen üblicherweise benutzt wird. Deswegen sind unsere Kanonen auch wirkungslos.“ So war das also, Seto war sich sehr schnell sicher, das man wegen ihm zu solchen Mitteln griff. Aber gut, das Spielchen konnte man auch zu zweit spielen.

„Kannst du die Modulation unserer Ionenkanone verändern?“

„Das versuche ich gerade, Problem ist nur das dieses Schiff immer noch feuert. Ich muss zunächst die Ionenkanone offline bringen...“ Seto schaute Ryou über die Schulter während er arbeitete, für ein niederes Lebewesen war er gar nicht so schlecht. Seto würde sogar in Betracht ziehen ihn als Hilfsarbeiter auf seinem zukünftigen Flagschiff einzusetzen.

„Wenn du das geschafft hast, setzte Sie auf 3.010,10 Ionwatt, die meisten Energieschilde meines Volkes haben bei dieser Modulation einen fatalen Schwachpunkt und brechen zusammen.“ Das würde diese Verräter lehren sich mit ihm anzulegen, leider führte Ryou seine Anweisung nicht aus. „Wieso stellst du die Modulation auf 1.458,00 Ionwatt? Ich sagte du sollst...“

„Würde ich auch tun,“ unterbrach Ryou ihn. „Aber die Turaner benutzen ein Energierecyclingsystem welches abstrahlende Energie auffängt um Subsysteme zu versorgen. Wenn ich die Modulation auf über 3.000 Ionwatt stellen grille ich sämtliche Sekundärsysteme, dann brauchen wir uns um das Gefecht keine Sorgen mehr zu machen. Also gehe ich auf eine niedere Modulation auf derselben Amplitudenhöhe. Ha! hab dich. Hoffentlich flippen die auf der Brücke nicht gleich aus wenn sie feststellen das ihre Ionenkanone nicht mehr funktioniert.“
 

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„Was soll das heißen unsere Ionenkanone funktioniert nicht mehr? Ich habe noch eben gesehen wie sie ein feindliches Schiff durchstoßen hat!“ schrie Mai als die Ionenkontrolle Ihr mitteilte das ein weiterer Schuss unmöglich war. Die Keral hatte es gerade geschafft mit Ihren Geschütztürmen eine der feindlichen Fregatten so weit zu schwächen das nur noch ein kurzer Schuss vonnöten war um die Gefahr endgültig auszulöschen und nun so etwas!

Das Letzte was sie gebrauchen konnte war ein Saboteur, immerhin waren die Schilde der Keral inzwischen auf 20% der Gesamtstärke gefallen, wenn sie nicht so schnell wie möglich die feindlichen Fregatten auslöschten waren sie erledigt!
 

Kapitän Bakura war sofort hinter dem Brückenoffizier an der Ionenkontrolle, was Mai ein wenig beruhigte. Die Hilfestellung des Piratenfürsten hatte sich inzwischen als sehr nützlich erwiesen. Auch wenn sie immer noch nicht weitergekommen war was die Nutzlosigkeit ihrer Ionen-System Fregatten betraf.

„Sieht so aus als würde jemand unsere Ionenkanone neu kalibrieren“, verkündete er, noch bevor die Ionenkontrolle dazu kam. Sie wusste es doch, ein Verräter!

„Macht das sofort rückgängig!“

„Keine gute Idee Commander, die Ionenkanone hat ohnehin nichts genützt, am besten wir probieren einfach die neue Modulation aus. Ionenkontrolle, richte die Keral auf Koordinaten 4.2.65 aus, Steuerbordmanövriertriebwerke unter Schub setzen, wir rotieren das Schiff, das verschafft uns etwas Zeit.“
 

Mai war beeindruckt, dieser Typ hatte es wirklich drauf. Kein Wunder das er so gefürchtet war. Dennoch blieb die Frage offen wieso Dolch-Klasse Fregatten solch eine Gefahr darstellen konnten. Mai aktivierte erneut ihren Taktikbildschirm und... moment! Im schwarzen Hintergrund des Taktikbildschirms flackerte doch etwas!
 

Mai schaltete auf das Userinterface um. Ihr Verdacht bestätigte sich, irgendjemand hatte sich in ihren Rechner gehackt! Sie versuchte die Handlungen des Hackers zu folgen, aber er war zu schnell um genaues zu erkennen. Eines jedoch erkannt sie, nachdem er mit der Ionenkanone fertig war öffnete er nun das Energieschildsystem.

Ein erneuter Ruck ging durch das Schiff als die rekalibrierte Ionenkanone feuerte, aus Neugierde wechselte sie auf den Ansichtsbildschirm und konnte gerade noch miterleben wie die Keral einen Volltreffer auf eine der Dolch-Fregatten landete.
 

„Obs! Was sagen die Schilde der Fregatte!“

„Runter auf 70% Ma'am und wir sind doppelt so schnell wieder feuerbereit wie sonst.“ Logisch, die niedere Modulation erlaubte eine höhere Schussfrequenz, auch wenn sie auf kosten der Durchschlagskraft ging. Wer immer hier gerade Engel spielte, wusste was er tat.
 

„Kommunikation! Sendet unseren Assassinen eine kohärente Modulation zu unserer Ionenkanone. Sobald sie sich neu kalibriert haben sollen sie das Feuer konzentriert auf einen Gegner eröffnen. Wir nehmen sie Stück für Stück auseinander!“ befahl Mai und freute sich jetzt schon bei dem Gedanken der dummen Gesichter auf diesen Fregatten.
 

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„Okay, ich bin in den Schilden, du weißt nicht zufälligerweise die Konfiguration von T-Mas Ionenstrahlen?“

„Das sind T-Mas Ionenstrahler? Das wüsste ich, wenn es wirklich welche von meinem Volk wären dann...“

„Wären wir bereits erledigt?“ fragte Ryou, nur um gleichzeitig den Kopf zu schütteln. „Vielleicht wenn unsere Gegner ein wenig größer wären. Dies aber sind umgerüstete turanische Schiffe, vermutlich gekaperte. Ihnen sind dieselben Begrenzungen auferlegt wie allen anderen Schiffen ihrer Klasse, selbst wenn man ihr komplettes Energiesystem ersetzt, gibt es keine Möglichkeit die Volle Kraft einer T-Mas Ionenkanone zu nutzen. Ich schätze sie schießen stets mit 25-30% ihrer Kapazität um sich nicht selbst in die Luft zu jagen.“ Seto kam sich beinahe vorgeführt vor, was gewisse Mordgedanken in ihm weckte. „Also, irgendeine Idee bezüglich der Modulation? Wie lautet die Standardmodulation der T-Mas?“ Tse, da hatte der kleine Techniker aber falsche Vorstellungen von seinem Volk.
 

„Wir haben keine Standardmodulation für Waffensysteme. Aber üblicherweise bewegen sich alle Waffenmodulationen im Bereich zwischen 3.020,15 und 3.104,60 Ionwatt.“

„Selbes Problem, ich kann die Schilde nicht über 3.000 Ionherz einstellen, dadurch zerstöre ich zu viele Subsysteme. Hmm... aber es gibt andere Methoden... ich stelle die Schilde auf 0.060,33 Ionherz.“

„Was? Bei dieser Konfiguration halten wir keine zwei Treffer aus!“

„Oh doch! Nämlich indem ich die Schildemitter mit einer Amplitude programmiere, so das die eine Hälfte 0.060,33 und die andere eine höhere Frequenz, sagen wir 1.111,11 Ionherz benutzt. Sobald wir einen Volltreffer kassieren, wird das stärkere Schild zusammenbrechen und auf 0.060,33 Ionherz umschalten, eine sich sehr schnell regenerierende Modulation. Die Schwächere dagegen wird sich auf den höheren Wert schalten und für den Gegner sieht es so aus als sei unser Schild ab 15 oder 20% undurchdringlich geworden.“ Wie ein Sturm huschten Ryous Hände über die Tastaturen um seine Idee umzusetzen. Dieser kleine Techniker war gefährlich, Seto nahm sich vor nicht zuzulassen das er eine Gefahr für sein zukünftiges T-Mas Reich darstellen konnte, natürlich erst nachdem sein Team den Sieg errungen hatte.
 

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Sie machten sich nicht schlecht, vier zerstörte Dolch- und zwei vernichtete Angriffsfregatten später zwang ihr Geschwader den Feind zu einer Taktikanpassung, zumindest müsste man dies annehmen. Stattdessen feuerte der Gegner nur noch stärker auf die Keral, so als versuche er verbissen den Kreuzer zu zerstören. Mai wusste nur nicht wieso! Von allen Schiffen ihres Geschwaders war gerade die Keral die Beute nach der jeder Piratenfürst der Vigoth lechzte. Fregatten besaßen sie in fülle, Dolch-Fregatten fand man zu hunderten in den großen Schiffsfriedhöfen obendrein waren sie relativ preiswert zu reparieren.

Zerstörer dagegen waren kostspielig, nur mächtige Piratenfürsten der Vigoth konnten sich welche leisten und es war kein Geheimnis das sie Kreuzer noch viel lieber hätten, nur verkaufte diese Schiffe niemand. Warum also zerstörten sie nicht die Begleitschiffe und versuchten anschließend die Keral zu entern? Obendrein transportierten sie hier immerhin die Champions der galaktischen Spiele! Wieso wagten sie es die Progenitor dermaßen zu verärgern indem sie diese töteten, statt sie zu fangen und gegen Lösegeld herauszugeben?
 

Der kleine Helfer an Bord der Keral allerdings machte es den Gegnern extrem schwer ihr vorhaben umzusetzen. Mai wusste nicht was er mit den Schilden gemacht hatte, aber sie blieben stabil bei 17% egal wie viele Ionenstrahlen sie trafen. Es befriedigte sie sehr das der gegnerische Zerstörer spürbar ungehaltener reagierte, bisher hatte er sich auffällig zurückgehalten, nun aber feuerte er ohne unterlass, sowohl mit seinen lächerlichen Geschützen, als auch mit seinen Ionenkanonen. Die Geschütze konnten die Panzerung der Keral nicht durchdringen und die Ionenkanonen verursachten genauso wenig Schaden wie die der Fregatten.
 

Mai beobachtete äußerst zufrieden wie sich ihr Geschwader auf dem Taktikbildschirm gerade dem nächsten Opfer zuwandte, als sie bemerkte das sich die gegnerische Formation änderte. Der Zerstörer drehte ab und begann der Keral die Längsseite zu zeigen.

„Obs, was macht der Zerstörer?“

„Zerstörer greift nicht mehr an Ma'am, vermutlich wendet er und... nein, ich registriere Energiespitze, er feuert auf unsere Fregatten!“ Mist! Mai wechselte in die Außenansicht und bekam aus erster Hand mit, wie die beiden Ionenstrahlen des Zerstörers eine ihrer Begleitfregatten trafen. Das Energieschild der Hauptsektion hielt stand, was man jedoch nicht über den ausgebreiteten Backbordkollektorflügel sagen konnte. Der Strahl durchtrennte sauber die Verbindungsstreben wodurch das Massenungleichgewicht dafür sorgte, das die Assassinen-Fregatte ins trudeln geriet.
 

Mai warf erneut einen Blick auf den Taktikbildschirm und musste feststellen, das ihre Assassinen sich zu weit aus der Geschwaderformation gelöst hatten. Sie mussten nun sehr schnell reagieren, sonst isolierte der Gegner ihre Fregatten.
 

„Die beschädigte Fregatte soll sich umgehend auf Fluchtkoordinaten zurückziehen, Jäger und Korvetten geben Feuerschutz! Alle Geschütztürme in Bereitschaft, Begleitschiffe sollen koordiniert eine volle Breitseite abfeuern, wir müssen den Zerstörer daran erinnern wer sein Gegner ist. Die übrigen Assassinen sollen zusehen das sie wieder zu uns aufschließen!“

„Da gibt es nur ein Problem Commander“, erwiderte Bakura, der sich erneut über die Obs beugte. „Schaut auf den Taktikbildschirm, die Dolch Fregatten haben die Kollektorflügel eingefahren und geben vollen Schub.“ Mai folgte dem Rat, Bakura hatte recht. Die feindlichen Dreiecke bewegten sich schneller als normal.

„Was hat das zu bedeuten?“

„Rammmanöver. Sie wollen die Keral unbedingt vernichten, das scheint ihr primäres Ziel zu sein. Ihre Waffen können nichts mehr ausrichten, ihr Geschwader wird dezimiert, sie wissen das sie die Schlacht verlieren werden. Ihnen bleibt also kaum einer andere Wahl als unsere Fregatten im Kampf zu binden während sie ihre eigenen in die Keral krachen lassen. Weder unsere Panzerung noch unsere Schilde können uns dagegen schützen.“
 

„Können wir sie ausschalten?“

„Alle fünf? Keine Chance. Wir sollten wenden und zusehen das wir verschwinden.“

Mai hasste es sich zurückzuziehen wenn sie am siegen war, aber wie würde das Königreich dastehen wenn sie zuließ das man die Champions tötete bevor die Spiele überhaupt begannen?

„Gut, Nachricht ans Geschwader, wir ziehen uns auf Fluchtkoordinaten zurück. Alle Kampfeinheiten aus dem Kampf zurückziehen!“
 

Augenblicklich wurden ihre Befehle weitergeleitet. Die beschädigte Ionen-System Fregatte ihres Geschwaders gab vollen Schub zurück, während die beiden anderen Assassinen sie flankierten und versuchten mit ihren Ionenkanonen den Skaal Tel Zerstörer auf Abstand zu halten.

Die Triebwerke der Keral dagegen bemühten sich inständig Abstand zwischen sich und den anfliegenden Feindfregatten zu bekommen. Sie brauchten vor allem Zeit, denn auch wenn der Notsprung bereits programmiert war, so benötigte der Hyperaumsprungantrieb immer noch eine gewisse Zeit um das Sprungfenster generieren zu können. Ganz zu schweigen davon das man auch Zeit für die Jäger und Korvettenpiloten einräumen musste, bis diese sich wieder an die Begleitfregatte angedockt hatten.
 

Gleichzeitig versuchten sämtliche Geschütze der Keral und der flankierenden Angriffsfregatten die Feindfregatten zu stoppen. Leider waren solche Mühen nur sehr selten von Erfolg gekrönt, so war es auch dieses mal. Am besten ließ es sich mit einem Wettrennen vergleichen, wer war schneller, die Hyperaumsprungtriebwerke der Keral und ihrer Begleitschiffe oder die Dolch-Fregatten des Feindes die versuchten ihrer Klasse alle Ehre zu machen. Mai beobachtete auf dem Taktikbildschirm wie die Jäger zur Begleitfregatte aufschlossen und die Punkte nach und nach verschwanden. Gleichzeitig verglich sie stets den Countdown des Sprungantriebes mit dem Abstand der roten Dreiecke zum Symbol der Keral.
 

Die Minuten verstrichen endlos, die Dolch-Fregatten verringerten den Abstand immer wieder, noch sechs Minuten bis zur Kollision, dann noch fünf Minuten... erst als die Kollision nur noch vier lächerliche Minuten entfernt war, waren sämtliche Hyperaumsprungtriebwerke ihres Geschwaders einsatzbereit.

„Alarmsprung einleiten!“ Wie schon zuvor ertönte das Signal, die Beleuchtung schaltete auf Notlicht und direkt vor der Keral erschien das blaue Hyperaumsprungfenster um sich über sie zu stülpen und...
 

Mai stutzte beim Anblick des blauen Fensters von der Brücke aus. Normalerweise sahen diese Fenster aus wie absolut glatte Flächen, dieses jedoch schlug Wellen. Dann zuckten Blitze über die Blaue Ebene und als hätte jemand einen gigantischen Stein hinein geworfen löste es sich von innen nach außen hin auf. Fuck... der Feind verfügte über einen Hyperauminhibitor!
 

++++ ++++
 

Das Schicksal des Geschwaders schien besiegelt, die Keral und ihre Begleitschiffe konnten nichts mehr tun außer zu versuchen noch so viele der feindlichen Fregatten zu zerstören wie möglich. Das Problem war natürlich, das alle Waffensysteme eines Schiffes für knapp eine Minute offline waren nachdem ein Hyperaumsprungfenster geöffnet worden war. Es fehlte schlicht die Energie. Durch die Zerstörung der Führungsschiffes der feindlichen Fregattenformation gewann die Keral danach zwar noch etwas Zeit, doch schlussendlich liefen die Geschütze durch die Überbelastung heiß. Gleichzeitig war der Feind zu Nahe als das die Ionenkanone noch etwas nützte und so bereitete sich die Besatzung der Keral auf das schlimmste vor.
 

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„Commander! Einkommende Hyperaumsprungsignaturen. Ich habe drei Strike-Kreuzer, zwei Zerstörer, ein Lord-Klasse Trägerschiff und 24 Fregatten auf dem Schirm.“ schrie die Obs als Mai der Verzweiflung nahe kam. „Ma'am, es ist die Rancor! Schwere Korvetten und Jäger verlassen das Trägerschiff und greifen den Feind an!“
 

Zwei Minuten, mehr hatte die Keral nicht bis der erste Dolch sich in ihren Bug bohren würde. Mai hatte bereits angefangen sich mental auf den Untergang vorzubereiten, nun aber schöpfte sie nochmals Kraft. Ein Lord Trägerschiff verfügte über etwa 100 Jäger sowie 30 Korvetten, dazu kamen noch einmal 30 Jäger und 6 Korvetten der Begleitfregatten, mehr als genug um die Triebwerke von vier Ionen-Systemfregatten zu zerstören. Sie musste nur noch Zeit erkaufen!
 

„Alle Triebwerke auf sinkflug! Wenn wir abtauchen erkaufen wir uns nochmal ein oder zwei Minuten bevor die erste Fregatte uns rammt! Und Schwenkt die rückwärtigen Geschütztürme soweit es geht nach oben, wir geben den Jägern soviel Deckung wie uns möglich ist! Und gebt mir die Außenkamera!“ Durch die Fenster der Brücke war die abtauchende Bewegung der Keral relativ gut zu erkennen, auch wenn der Kreuzer durch seine schiere Masse eher behäbig reagierte.

Auf ihrem Bildschirm konnte sie die Dolch-Fregatten beobachten, die sich ebenso behäbig der neuen Flugrichtung anpassten. Kaum hatte die Keral sich so weit gesenkt das die hinteren Geschütztürme sich ausrichten konnten, rasten leuchtende Feuerpunkte durch das Bild gegen die bereits angeschlagenen Fregatten. Viele Schüsse gingen daneben, dafür entstanden schöne Explosionen bei jedem Treffer. Bei mindestens drei der Fregatten hatte sich der lange Ionenbeschleuniger bereits so sehr verzogen, das Mai bezweifelte das ihre Kanonen weiterhin einsatzbereit waren.
 

Nach der Geschützsalve der Keral, folgten die schnellen Jäger der Banditenklasse die wie ein Sturm über den Gegner hinweg fegten. Ihre Waffen verursachten nur relativ geringen Schaden, da der Bandit als Abfangjäger konzipiert war. Optisch hatte der Bandit sich in den letzten 100 Jahren nicht verändert, lediglich die Technik war stets verbessert worden. Wieso sollte man auch ein funktionierendes Design verändern? Insgesamt 90 Abfangjäger beschossen die Fregatten, ihre kleinen Geschütze verursachten massiven Schaden an der Steuerbordseite der Schiffe, waren aber noch nicht dazu in der Lage auch nur eine von ihnen zu vernichten. Die Keral hatte noch zwei Minuten bis zur ersten Kollision.
 

„Ist ein Geschütz einsatzbereit?“

„Nein Ma'am, hintere Geschütze laden erst wieder auf. Einsatzbereit in einer Minute, dann aber sind die Fregatten zu nah dran.“ Fuck! Mai musste also auf die Verstärkung vertrauen.

Diese folgte in Form von 40 Jagdbomber der Räuberklasse. Ihre Dreiecksform sah zwar wesentlich manövrierfähiger aus als sie in Wirklichkeit war, dafür verfügte der Räuber über deutlich schwerere Geschütze, die insbesondere das neue Führungsschiff der Fregatten zu spüren bekam. Die schweren Geschosse landeten einen Volltreffer bei den Triebwerken und sorgten dafür das die Fregatte nach einer kräftigen Explosion an ihrem Heck ins trudeln geriet und nur noch von ihrer Trägheit angetrieben wurde. Mai schätzte den Zeitgewinn auf vielleicht eine halbe Minute ein, es reichte aber noch nicht!
 

„Spiraldrehung einleiten! Vollen Schub voraus!“ befahl Bakura, als hätte er Mais Gedanken gelesen. Sein Manöver verschaffte ihnen vielleicht nochmal eine halbe bis eine Minute, nicht mehr dafür war die Keral einfach zu träge, aber jede Sekunde zählte!

Mai musste nun eine andere Kamera aktivieren um das Geschehen weiter zu verfolgen, sie konnte gerade noch sehen wie eine Gruppe aus 36 Korvetten ihren Beschuss begann. Die schweren Korvetten der Diebesklasse richteten dabei deutlich weniger Schaden an als die Bomber, sie waren zum Entern feindlicher Schiffe gedacht, dafür richteten die mit Torpedowerfern bestückten Korvetten der Brigantenklasse umso mehr Schaden an. Sie vernichteten sowohl die ins Trudeln geratene Fregatte, sowie das neue Führungsschiff, bevor ihre Torpedowerfer nachgeladen werden mussten. Damit waren es nur noch zwei Feindfregatten! Immer noch ausreichend um die Keral zu vernichten, allerdings musste der Feind dafür nun auch die richtige Stelle treffen.
 

„Hintere Geschütze wieder feuerbereit Ma'am!“ verkündete einer ihrer Brückenoffiziere. Das war ihre Chance dieser Gefahr ein Ende zu setzen!

„Worauf warten sie dann? Feuer frei bis unsere Jäger einen weiteren Angriff starten!“ Die leuchtenden Punkte der Geschütze ließen nicht lange auf sich warten. Diesesmal landeten sie einen Volltreffer. Der Ionenbeschleuniger der hinteren Fregatte wurde diagonal getroffen und regelrecht vom Rest des Schiffes abgesägt. Anschließend explodierten weitere Projektile im Energiesystem und sorgten mit einem hübschen Feuerwerk dafür, das nur noch ein einziger Dolch auf die Keral zuhielt. Kaum erstarben die Geschütze der Keral, fegten erneut die Banditjäger über den Gegner hinweg und garantierten die völlige Sicherheit des Transferschiffes. Von Mais Herzen fiel ein ordentlicher Erzbrocken, als diese Gefahr vorbei war.
 

„Commander, die Rancor ruft den gegnerischen Zerstörer... “ Ach du scheiße, den hatte sie ja ganz vergessen! „Sie befielt die sofortige Kapitulation des Schiffes, der Zerstörer soll sich bereit halten geentert zu werden.“

„Status unserer Geleitschiffe?“ fragte sie, worauf die Obs kurz ihre Instrumente prüfte, die Antwort kam leicht geknickt.

„Nur noch zwei Assassinen Ma'am, das dritte hat es nicht geschafft.“ Scheiße! Mai tröstete sich jedoch mit dem Gedanken das der Gegner viel mehr Schiffe verloren hatte und das es deutlich schlimmer hätte ausgehen können. Trotzdem, zerbrach sie sich bereits den Kopf woher sie eine neue Ionen-System Fregatte besorgen sollte. Die Fregattenwerften von Turan waren auf Monate ausgebucht, aber darüber konnte sie sich später Gedanken machen.

„Wie antwortet das Feindschiff?“

„Gar nicht... Ma'am, es läd seinen Hyperaumsprungantrieb, Quantumwelle erreicht bereits das Maximum!“ Was? Das dürfte unmöglich sein! Das laden des Hyperaumsprungs dauerte mindestens fünf Minuten bei einem Skaal Tel Zerstörer, wenn nicht länger! „Sprungfenster hat das Feindschiff geschluckt, es ist weg Ma'am.“
 

Mai ließ sich seufzend zurücklehnen und sammelte sich einen Augenblick. Innerlich zählte sie... fünf, vier, drei, zwei...

„Eingehende Meldung der Rancor! Ich schalte auf Empfang.“ Mais Bildschirm wurde sogleich mit dem Gesicht eines jungen Mannes gefüllt. Seine strubbeligen, braunen Haare standen nach allen Richtungen ab und von seiner Uniform war kaum etwas zu sehen.

„Hi Commander! Und wieder habe ich deine hübsche Kehrseite gerettet! Diesesmal habe ich mir doch sicherlich einen Kuss verdient oder?“ grüßte er spitz, was Mai ein klein wenig auf die Nerven ging, andererseits musste sie zugeben das an der Begründung durchaus etwas dran war.
 

„Denn Kuss bekommst du, ausnahmsweise sogar mit Zunge. Doch sag, wie konnte der Konteradmiral der Randflotte uns so schnell zu Hilfe eilen? Ich erinnere mich nicht einen Hilferuf losgeschickt zu haben.“

„Der war auch nicht nötig. Vor etwa drei Stunden erhielt die Randflotte ein Kommunikee seiner Exzellenz mit der Anordnung hierher zu springen. Mein Flottenverband war am nächsten dran und hier bin ich, keine Minute zu spät wie es scheint.“ Eigentlich sollte Mai sich nicht wundern, gerade was seine Exzellenz betraf, genoss der König des freien Königreiches Turan eine Art Vorhersehung. Dennoch staunte sie nicht schlecht.
 

„Dann sollte ich vielleicht lieber seine Majestät einen Kuss anbieten.“ Konteradmiral Valon zog seinen Mund sofort zu einer Schnute, das war irgendwie süß. „Zusätzlich zu deinem Kuss meine ich.“ Schlagartig lächelte der Brünette wieder.

„Dann ist gut! Wie steht es um die Keral, sind die Beschädigungen sehr schwer?“

„Wir haben noch keinen Checkup gemacht, ist aber schon in Arbeit.“ Schnell nickte sie der Technikstation der Brücke zu damit der sogleich damit begann.

„Perfekt, ruf zurück wenn du fertig bist. Die Rancor gibt dir volle Unterstützung. Mein Verband wird dich außerdem nach Raiders Retreat eskortieren, nur um auf Nummer sicher zu gehen das keine weiteren Überraschungen passieren. Rancor aus.“
 

Beruhigt lehnte sich Mai zurück und atmete tief durch. „Schade nur das der Zerstörer entkommen ist, ich hätte zu gerne den Bastard in Ketten vor seine Exzellenz geschleift um danach die Strafexpedition gegen seine Gruppe anzuführen... Haben wir eine Signatur dieses Schiffes? Vergleicht sie mit den bekannten Vigothgruppen...“

„Das waren keine Vigoth, es waren nicht einmal Turaner“, verkündete Bakura mit ernster Stimme. „Keine Jägerunterstützung, keine Enterversuche, ja nicht einmal ein Trägerschiff in Reichweite.“

„Vielleicht war es eine ärmere Vigothgruppe“, warf jemand ein, woraufhin der Piratenfürst einen bösen Blick in die entsprechende Richtung warf.

„Wenn das Vigoth waren, bin ich seine Heiligkeit Matriarchin Ishizu von den Kadeshi! Kein Vigoth opfert seine Flotte um ein einziges Schiff zu zerstören. Wenn man mich fragt, dann hatte diese Flotte das Ziel irgendjemanden an Bord dieses Schiffes zu töten und er hat sich sehr viel Mühe gegeben den Übergriff den Vigoth in die Schuld zu schieben. Soviel ist sicher.“

Der König von Tartessos

Raiders Retreat war... anders als Mana es erwartete. Mana rief umgehend die planetare Datenbank ihres Systems ab, Raiders Retreat war dort eindeutig als felsiger, übergrößer Planetoid verzeichnet. Also etwa hatten die Turaner den Namen anders vergeben, oder es geschafft einen toten Planetoiden zu Planetengröße aufzupumpen und in eine blaue Welt zu verwandeln. Mana wagte letzteres zu bezweifeln, die Turaner hatten einfach nicht das technologische Level solch eine Tat zu vollbringen. Das einzige Problem dabei war, das im gesamten Gebiet der freien turanischen Königreiche kein blauer Planet existierte.

Der Heimatplanet der Turaner bot noch die besten Lebensbedingungen und war ein verdammter Eisplanet mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von -1°C! Alle anderen Kandidaten mit brauchbarer Atmosphäre waren etwa noch kälter oder Wüstenplaneten an deren Äquator eine solche Hitze herrschte das einem normalen Humanoiden Lebewesen das Blut verdampfte! Wo bei allen Sternen befand sie sich nur? Sie hasste ihre Unwissenheit!
 

Doch das war nicht das einzige was ihr auffiel. Das Landungsshuttle war nicht turanisch! Die Keral war ein klassisch (turanisches) Schiff mit Ionenbasiertem Energiesystem und einer kahlen, auf dreckige weise sterilen Innendekoration. Kleinere Schiffe waren da nicht anders, auch wenn sie klassisch mit Flüssigtreibstoff betrieben wurden. Primitiv, aber weit verbreitet. Das Shuttle aber besaß äußerst kunstvolle Fenster, durchzogen mit goldenen Schnörkeln. Der Boden war mit Teppich ausgelegt, die Decke blau gestrichen und mit einem goldenen, sechszackigen Stern versehen dessen oberer und unterer Strahl besonders ausgeprägt dimensioniert war. Für jeden Passagier wurde zudem ein besonders opulenter und bequemer Sessel bereitgestellt. Es wollte irgendwie nicht in Manas Kopf, das beide Schiffe von derselben Rasse gebaut worden sind und das waren Sie auch nicht! Dieses Schiff benutzte ein zentrales Energiesystem, Mana war nicht dazu in der Lage die Energie genauer zu definieren, aber es ähnelte technisch den vom Kiith Nabaal entwickelten selbstregenerierenden Energiekernen für Korvetten und Jägerklassen.
 

Im Shuttle tauchten außerdem das erste mal wieder die vier Progenitorwachen auf. Die Ganze Reise über hatte Mana sie nicht gesehen, nun aber waren sie plötzlich wieder da! Mana folgte Amelda zu einer Gruppe von Sessel die zumindest den Eindruck erweckten sie gehörten zusammen. Rubin Vaygr hatte sich vor der Landung bereits abgesprochen und beschlossen möglichst zusammenzubleiben.
 

Commander Mai war die letzte die das Shuttle betrat, direkt hinter ihr wurde die Schleuse geschlossen und das Landungsschiff setzte sich ungewöhnlich sanft in Bewegung. Kein Bewegungsmoment innerhalb des Schiffes, allein die Fenster offenbarten das sie sich fortbewegten, ja nicht einmal ein brummen war zu spüren als es auf den blauen Planeten zusauste, den es hier gar nicht geben dürfte.
 

„Mana, kennst du dieses Wappen dort oben?“ fragte ihr furchtloser Anführer, Mana hatte es sich angewöhnt Amelda neckisch so zu nennen, natürlich ohne seine Führungsrolle anzuerkennen.

„Nein, aber es scheint wichtig zu sein. Ebenso die Symbole die es umkreisen...“

„Sieht aus wie ein Siegel oder ein Wappen. Vielleicht das vom König!“ warf Yugi ein, was Mana jedoch sehr bezweifelte. Das Wappen des Königreich Turan war rot! Dazu passte weder Gold noch die blaue Grundfarbe.
 

Durchs Fenster sahen sie wie das Shuttle in die Atmosphäre eintauchte und die Wolkendecke durchbrach. Mit rasender Geschwindigkeit sank das Schiff auf eine Höhe von der aus man das aufpeitschende Meer sehr gut erkennen konnte. Inseln schossen an ihnen vorbei, manche von ihnen waren bewaldet, andere eine einzige Landwirtschaftsfläche. Bei einer größeren Insel erhoben sich steinerne Türme in den Himmel, große Türme! Wer immer sie auch erbaut hatte, er wollte so wenig Grundfläche wie möglich verbrauchen.
 

Der Anblick der Türme war jedoch nichts im Vergleich zu dem was nun folgte. Mana hatte bereits viele Aufnahmen von großartigen Plätzen gesehen, auf die das jeweilige Volk sehr stolz war. Dazu zählte die imperiale Hauptstadt Schadris auf der taiidanischen Heimatwelt, die mit ihren riesigen Kuppelbauten sicherlich jedem Betrachter den Atem raubten, die Pyramiden des Planeten Caeseras im Raum von Nubia oder die lebenden Türme der Valhalla. Sie hatte auch gehört das die Tempel des Pfades der Erleuchtung eine architektonische Offenbarung sein sollen, insbesondere wenn man ihr außergewöhnliches alter betrachtete, doch leider existierten von diesen keinerlei Bilder. Der folgende Ort aber, war der erste den Mana mit eigenen Augen erblickte.
 

Eine Stadt erhob sich aus dem Meer noch um ein vielfaches größer als ein Mutterschiff es sein könnte. Ihr Landungsschiff wurde hier langsamer, wie um ihnen eine bessere Aussicht zu geben. Sie bestand aus drei ringförmigen Inseln die eine weitere im Zentrum umfassten. Mana fand es besonders faszinierend das jeder Ring sich durch eine mächtige Mauer einleitete, auf der sich die eigentlichen Gebäude erhoben. Es wirkte wie eine überdimensionale Treppe, zwischen der gewaltige Wassermassen in künstlichen Fällen herab flossen. Im Zentrum schließlich erhob sich eine Oase aus kunstvollen Bauwerken aus antiken Zeiten und gewaltigen Bäumen, die sich wie ein Kegel in die Höhe schraubten um in einem bläulich leuchtenden Palast zu enden.
 

Das Shuttle umkreiste die Stadt zweimal, bevor es das Zentrum der Stadt anflog. Es war einer der zentralen Türme an dem ihr viel zu hübsches Landungsschiff schließlich andockte. Mai war die erste die sich erhob und in die Runde lächelte.

„Wir sind da. Willkommen auf Raiders Retreat.“ Den wohl seltsamsten Planetoiden den Mana kannte. Sie brauchte dringend eine Möglichkeit ihre Position zu überprüfen! Vielleicht vermochte sie ja den Nachthimmel zu studieren...
 

Der Palast präsentierte sich ihnen als Zusammenspiel von Wasser und Stein. Jeder Weg wurde von einem etwa 30cm breiten Rinnsal flankiert, manche Wände wurden sogar von herabfließendem Wasser bedeckt! Dazu gesellte sich eine stinkende, vermoderte Luft die ein seltsames Gefühl auf Manas Zunge hinterließ, einfach scheußlich! Wie konnte man hier nur leben? Und dann diese Nässe, soviel Wasser war doch gewiss nicht gesund. Yugi schien ganz anderer Meinung zu sein, er atmete tief ein und aus und wirkte danach ungemein erleichtert.
 

„Herrlich nicht wahr? Frische Salzluft, genau wie am Meer von Midgard.“ Mana konnte nicht anders als ihren kleinen Teamkollegen zweifelnd anzublicken. Das Yugi diesen ekelhaften Moder nicht roch war ihr ein Rätsel.

„Frisch? Es stinkt wie eine Abfallpresse!“ widersprach Seto lautstark, wobei er sich seine Nase zuhielt. Mana war sofort froh nicht selbst so etwas ausgesprochen zu haben. Stattdessen analysierte sie lieber die Luft. Das Ergebnis war eindeutig: es war doch kein Modergeruch wie zunächst angenommen.
 

„Das liegt daran das du die sterile, recycelte Luft einer Raumstation gewöhnt bist und nie auch nur einen Fuß auf eine echte Welt gesetzt hast. Das hier, ich wirklich frische Luft“, folgte zudem der Dämpfer des Piratenfürsten. Mana fand das sehr interessant, fragte sich aber wieso die Luft der Zentralwelt dann nicht auch so unangenehm roch.
 

Lange vermochte sie darüber nicht nachzudenken, da sie eine lange Halle erreichten, an deren Ende ein pompöser Springbrunnen stand. Im Zentrum erhob sich erneut das seltsame Wappen diesesmal aus einem dreidimensionalen Goldkonstrukt. Direkt vor dem Zeichen wartete ein hochgewachsener Mann mittleren Alters. Seine Haare besaßen die Farbe eines blauen Zwergsterns, weshalb seine Kleidung wohl vor allem in Purpurtönen gehalten war (in Blau wäre er wahrscheinlich unsichtbar geworden). Als sie näher kamen bemerkte Mana zudem eine goldene Krone die von einem Ohr, über die Stirn bis zum Anderen führte.
 

Man deutete ihnen das sie nun anhalten sollten, Commander Mai trat vor um direkt auf die Knie zu sinken. Amelda packte Mana daraufhin am Arm, genauso wie Yugi und zog sie mit sich nach unten. Was sollte das denn? Wieso äfften sie denn den Commander nach? Verwirrt schaute Mana sich um und bemerkte das auch Andere dem Beispiel folgten. Manche nur zögernd, Marik zum Beispiel sank erst auf die Knie als er zu ihnen herübergeblickt hatte, lediglich Seto und Bakura blieben demonstrativ stehen. Und warum senkten nun alle den Blick?
 

„Majestät, wie von euch befohlen, kehre ich mit den Champions der galaktischen Spiele zu euch zurück. Ich habe zudem den Auftrag euch die Grüße des Imperators der Progenitor zu überbringen.“

„Willkommen zurück Commander. Wir sind froh das du es zurück geschafft hast. Furchtbare Träume haben uns große Sorgen bereitet, und das zurecht wie es scheint. Unser Beileid für den Verlust der Fregatte, vielleicht tröstet es etwas das wir die Überweisung der Prämie bereits veranlasst haben. Zudem wird unsere Familie sich persönlich dafür einsetzen, das die Schiffswerften euch so schnell wie möglich mit Ersatz beliefern können. Nun sind wir aber sehr gespannt auf die Teilnehmer, schon seitdem sie in der Liveübertragung vorgestellt wurden.“ Der klang aber ganz schön jung und warum sprach er von Prämie? Hat man sie etwa entführt ohne das sie es bemerkt haben? Aber wenn, warum blieben dann die Progenitorwachen so ruhig?
 

„Ich danke euch vielmals eure Majestät. Wenn ihr erlaubt stelle ich euch nun vor.“

„Erlaubnis erteilt.“

Mai erhob sich und gesellte sich zu dem Fremden, so das sie wieder im Blickwinkel von ihnen allen war.

„Champions der Spiele, dies ist seine Exzellenz, Dartz aus dem Hause Paradisos, König von Tartessos, Träger des Zepters von Turan, Herrscher des freien Königreiches und Regent aller Zentralturaner.“ Ein Lachen unterbrach die Vorstellung, der Piratenfürst hatte wirklich keinen funken benehmen.
 

„Zentralturaner? Das passt zum Königreich. Selbstbewusst, leicht erhebend über die Anderen und ebenso arrogant.“ Mana erwartete das irgendjemand den Vigoth niederschlug oder sonst etwas tat um die Beleidigung ihres Königs zu sühnen, doch niemand rührte auch nur einen Finger. Stattdessen lächelte der König noch breiter und trat direkt vor den Weißhaarigen.
 

„Ah, der mächtige Bakura. Der wohl meist gefürchtete und meist geachtete Piratenfürst der Äußeren Turaner. Der Ruhm oder die Schande deiner Taten, wie auch immer man sie betrachten möchte, hat auch unseren Hof erreicht. Vielleicht interessiert es ihn zu erfahren, das die 'Rache von Kul Elna' vor etwa zwei Tagen in der großen Einöde gesichtet wurde.“ Während die beiden sich die Hände schüttelten, konnte Mana der Verlockung nicht widerstehen beide zu scannen. Aha, erhöhter Adrenalinausstoß, beschleunigte Herzfrequenz und geöffnete Kapillare in der Haut, der König hatte Angst oder zumindest etwas sehr ähnliches.
 

„Wurde Sie? Darf man fragen woher diese Gewissheit kommt?“ Keinerlei Signale von Bakura, Mana blinzelte verwirrt und versuchte ihre Sensoren zu kalibrieren.

„Oh, sie wurde von einem Scoutschiff der Randflotte gesichtet. Soweit uns bekannt ist gibt es kein zweites Lord-Klasse Trägerschiff mit roter Grundfarbe und weißen Streifen.“

„Das stimmt wohl. Gibt es noch etwas über mein Schiff zu berichten, Majestät?“ Immer noch kein Ergebnis, höchst merkwürdig, Bakura war für ihre Sensoren kaum existent.

„Oh, nichts erwähnenswertes, abgesehen davon das die 'Rache von Kul Elna' zusammen mit seinen Begleitschiffen einen alten Taiidan Zerstörer schwer unter Feuer setzte. Seltsam nicht wahr?“ Da Mana bei Bakura nicht weiter kam wandte sie sich wieder dem König zu. Mal schauen was ihre Sensoren näheres über ihn sagen konnten...

Doch kaum da ihr Scan etwas tiefer reichte, blickte Dartz zu ihr und sie stellte instinktiv alle unsichtbaren Aktivitäten ein. Sie fühlte sich ertappt, hatte aber einen kurzen Blick auf seine DNA-Sequenz erhaschen können und speicherte diese Information sofort ab.

„Und ihr müsst Lady Mana sein. Es ist eine große Ehre für Turan eine Bentusi willkommen zu heißen. Euer Volk besucht unsere Systeme wirklich viel zu selten.“ Mana verkniff sich ein Lachen.

„Genau dasselbe hat auch Commander Mai gesagt.“
 

„Und damit hat sie auch vollkommen recht. Aber jetzt ist nicht die Zeit um allen unsere Hand zu reichen, auch wenn wir das gerne täten. Unsere aktuelle Rolle ist es jedoch, die erste Herausforderung für die gesegneten Champions bereitzustellen und das erfordert noch etwas Vorbereitung. Daher müssen wir den für uns interessanten Part auf heute Abend, auf das Abendmahl verschieben. Während eures Aufenthaltes stehen Gemächer für jeden Champion bereit. Nun müssen wir uns leider entschuldigen, langweilige Regierungsgeschäfte rufen nach unserer Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf heute Abend.“
 

Dartz nickte ihnen allen zu, dann wandte er sich ab und schritt wieder zu seinem Thron, vor dem goldenen Wappen. Aus der Ferne konnte Mana erkennen das neben dem Thron eine Art Miniaturterminal stand. Mana versuchte Zugriff auf das System zu erlangen, doch es gab keinen drahtlosen Zugang, wirklich bedauerlich. Als sie den Thronsaal wieder verließen fühlte sich Mana weiterhin beobachtet, nur das sie weit und breit keine Abhörgeräte ausmachen konnte. Dieser Planet bereitete ihr ernsthafte Kopfschmerzen. Zu viele Fragen und zu wenig Antworten weit und breit, sie hasste dieses Gefühl.
 

++++ ++++
 

König Dartz wartete noch bis die Champions ihre Gemächer erreicht hatten und behielt bis dahin die Technomagierin und den T-mas im Auge. Beide hatten versucht mehr über ihn herauszufinden, da betrachtete er es nur als ausgleichend wenn nun er sie näher studierte. Mana schien seine kleine Spionage zu bemerken, aber sie wusste sehr offensichtlich nicht wer oder was sie beobachtete, das befriedigte ihn ein wenig. Seto war ein anderes Thema, der war stets erhaben und tat als kontrolliere er das Geschehen. In Dartz weckte dies automatisch das Bedürfnis ihn etwas herum zu schubsen. Weitsichtig wie er war unterließ er es, diesem Bedürfnis nachzugehen.
 

„Majestät, alle Champions sind in ihren Gemächern, so wie ihr angeordnet habt.“ Ah, Dartz musste immer noch lernen sich nicht zu sehr in die Fähigkeit seines Auges zu vertiefen, er vergaß sonst alles um sich herum. Es dauerte einige Sekunden bis er wieder Mai vor sich knien sah, zum Glück sah seine Frau nicht wie ausladend die Uniform ihr Dekolletee betonte.

„Sehr gut Commander. Was könnt ihr über die Champions berichten?“
 

„Nicht so viel wie ich gerne würde. Die Aufnahmen im Zimmer des Team Vaygr zeigen zwar das die drei Mitglieder sich intensiv unterhalten haben, jedoch sind alle Audiofiles korrumpiert.“

„Das muss die Bentusi gewesen sein. Sie hat eben versucht mich zu durchleuchten, sie hat bestimmt die Mittel ein Abhörsystem zu bemerken und zu manipulieren. Schade, ich hätte zu gerne mehr über den Kadeshi erfahren.“

„Nun, diesbezüglich kann ich berichten das wir eine sehr gute Aufnahme von einem spirituellen Gespräch zwischen ihm und dem hiigaranischen Sobani haben. Obwohl... wenn seine Exzellenz mich fragt, haben die beiden ziemlich intensiv miteinander geflirtet.“ Immerhin besser als gar nichts.

„Gut, schick mir die Aufnahme des Gespräches, ich werde sehen ob es von wert ist. Hast du etwas über den kleinen Valhalla herausfinden können?“
 

„Abgesehen davon das er unglaublich gerne Spiele spielt, nein. Während der Reise hat er drei Pads mit Spielen bekommen. Strategie-, Geschicklichkeit- und sogar einige Adventurespiele. Er hat sie alle in Bestzeit absolviert, ich kann euch die Pads zukommen lassen wenn ihr dies wünscht. Ich habe dafür gesorgt das sie unangetastet bleiben.“ Dartz nickte, zwar war es auch nicht viel, aber er konnte mit etwas Glück ein wenig Basiswissen gewinnen. Die Frage warum der große Herrscher der Progenitor diesen kleinen Jungen als Champions zu den Spielen schickte stand immerhin immer noch im Raum.

„Und die anderes Teams? Haben wir über die mehr?“
 

„Kommt darauf an. Team Fringe Safir hat kaum miteinander gesprochen. Der Kassites ist ein guter Kanonier und ein klassischer Turaner, kann sich aber nicht beherrschen und weiß nicht wann er besser schweigt. Ich würde ihn sofort einstellen aber...“

„Du weißt auch mit Großmäulen umzugehen, ich weiß. Was ist mit den anderen beiden?“

„Der T-Mas ist ein arrogantes Arschloch. Er hat kaum etwas gesagt was nicht teil einer Beschwerde war. Aber was Ryou betrifft, den Ingenieur der Nabaal, bei ihm habe ich den starken verdacht das er sich in die Systeme der Keral gehackt hat.“

„Wie war das möglich? Das Terminal sollte doch nur Zugriff auf die Datenbank des Schiffes zulassen.“

„Ich weiß es nicht eure Majestät. Andererseits hat er uns den Hintern gerettet. Keine Ahnung wie, aber er hat dafür gesorgt das unsere Schilde bei 17% hielten, egal wie sehr der Gegner auf uns feuerte. Obendrein hat er unsere Ionenkanone neu kalibriert nachdem sie sich vorher nur als nützlich erwies um bereits stark geschwächte Schiffe auszuschalten.“ Na also, dann hatte sich das abhören vielleicht doch gelohnt. Damit ließ sich mit Sicherheit etwas anfangen.

„Versuch all seine Handlungen nachzuvollziehen und gib mir einen vollen Bericht.“

„Das würde ich gerne, aber es gibt keine Spur die zu ihm führt. Wir haben das Terminal bereits dreimal durchgecheckt, soweit es das Terminal betrifft hat er die ganze Zeit nur die Datenbank durchgelesen. Wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte das jemand im Zentralsystem der Keral herumgewerkelt hat, dann müsste ich die Neukalibrierung als göttliches Omen werten, Spuren gibt es nicht.“ Beeindruckend, wirklich höchst beeindruckend.
 

„Wie steht es um das letzte Team? Irgendwelche Informationen?“

„Nichts besonderes, Kapitän Bakura hat uns während des Gefechts sehr geholfen, ich bin sicher das wir ohne sein Handeln schon eher besiegt worden wären... Hmm... im Nachhinein kommt es mir so vor als hätte er gewusst das Verstärkung auf dem Weg war. Ansonsten hat er sich hauptsächlich mit meinem Crewmitgliedern unterhalten, hier und da einen Kommentar zu den Systemen abgegeben und...“ Hier unterbrach Dartz seine Untergeben.

„Erspare mir die Lobpreisung seiner Person. Was ist mit den anderen beiden?“ Mai wirkte für einen Moment etwas verärgert, sie schwärmte für Dartz Geschmack viel zu sehr für diesen Bakura und das alles nur weil er so war wie es sich jeder Pirat wünschte. Manchmal waren die Turaner wirklich ein äußerst dummes und kurzsichtiges Volk!

„Es scheint sie respektieren sich, wenn auch nicht viel mehr. Der Taiidan ist ein respektabler Mann, sehr ehrenhaft auch wenn er oft eine Miene zieht wenn er mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontiert wird. Marik dagegen ist sehr mutig, ich hörte das er beim Kampf nach einem Jäger fragte um zu kämpfen. Natürlich stand uns keiner zur Verfügung, dennoch ein nobles Angebot. Beide sind sich einig das sie Kapitän Bakura nicht ausstehen können. Ach ja, Marik ist derjenige mit dem Amelda von den Kadeshi geflirtet hat.“
 

„Gut, schicke mir alle Gesprächsaufnahmen die gemacht wurden inkl. aller Bildaufnahmen. Anschließend bereite alles für die Ankunft von Herzog Devilin vor. Turan hat vor zwei Stunden seine Ankunft gemeldet, er wird daher voraussichtlich in etwa 5 Stunden hier eintreffen und ich habe keine Lust ihm Tartessos als unbewachten Planeten zu präsentieren. Wenn er vor mich tritt soll er gefälligst den Mund offen stehen haben vor erstaunen. Es wird Zeit das die Taiidan aufhören zu uns herab zu blicken.“

„Majestät, ich glaube nicht das...“

„Zu diesem Zweck habe ich die komplette Gardeflotte herbeordert. Immerhin ist es auch nur eine Frage der Zeit bis die restlichen Delegationen der anderen Völker hier eintreffen. Und nun geh und führe meine Befehle aus.“ Bevor Mai sich jedoch wirklich zurückziehen konnte fiel Dartz noch etwas ein. „Ach ja, ich habe es beinahe vergessen. Die Keral soll sich zu den Werften von Jotenheim begeben um die Schäden reparieren zu lassen die sie erlitten hat. Bis zu ihrer Rückkehr übertrage ich dir das Kommando über die 'Orichalcos'. Nun geh.“ Natürlich ging Mai nicht, Dartz wäre auch enttäuscht gewesen wenn es so gewesen wäre.
 

„Die Orichalcos? Sie ist fertig gestellt?“

„Ist sie, nur noch nicht ausgetestet, aber es wird ausreichen um Eindruck zu schinden. Du kannst nun gehen, ich muss mich auf meinen nächsten Zug vorbereiten.“ Mai lächelte, verneigte sich und entschwand dann wieder aus dem Thronsaal. Nun konnte Dartz in Ruhe überlegen welche Schritte er als nächstes unternahm.
 

++++ ++++
 

Das Gemach was man Amelda zur Verfügung stellte war überraschend großzügig. Gemessen an den Standards des turanischen Kreuzers hatte er ein kleines Zimmer mit Bett, Tisch, vielleicht sogar einem kleinen Terminal und einer Waschecke erwartet. Stattdessen verfügte er nun über ein großzügiges Himmelbett in dem man hätte Orgien feiern können, eine bequeme Sitzecke, ein Regal mit Büchern, ein Entertainmentsystem und neben einer gut bestückten Bar sogar einen Balkon mit Aussicht auf die Stadt. Der Schrank neben dem Bett beinhaltete sogar einige Kleidungsstücke und als sei das nicht genug verfügte sein Zimmer auch noch über ein großzügiges Bad.
 

Um sich die Zeit bis zum Abend zu vertreiben überflog er die Auswahl an Literatur und wurde erneut überrascht. Neben zahlreichen turanischen Werken die meist Abenteuergeschichten von berühmten oder fiktiven Piraten behandelten, befanden sich Kopien der heiligen Schriften der Farin Sha in der Auswahl. Die Geschichte ihrer Herkunft, die Legenden über ihre Interaktionen mit niederen Völkern, die Schriften der Propheten von Kuura Kadesh bis Daan dem Rastlosen, dem Iniitiator der Reise auf dem galaktischen Pfad der Erleuchtung. Moment, eine Erzählung der Reise der Kadeshi auf dem galaktischen Pfad? Woher stammte diese Kopie? Sein Volk hatte lediglich einigen Somtaaw Kapitänen eine Erzählung davon mitgegeben, als Inspiration für die Weiterentwicklung des Farin Sha Glaubens auf Hiigara.
 

Während Amelda sich darüber wunderte, bemerkte er noch andere Bücher. Er fand sowohl die Schriften von Imperator Rashid I auf denen die gesamte Gesetzgebung des Taiidanischen Imperiums beruhte, als auch das Grundgesetz der Hiigaranischen Republik sowie 'den Kodex' dem Leitfaden dem die turanischen Piraten folgten. Die Auswahl beschränkte sich jedoch nicht nur auf grundsätzliche Schriften, es befanden sich auch dutzende Romane aus den verschiedensten Völkern im Regal.
 

Als nächstes überprüfte Amelda die Mediendatenbank, sie bot ebenfalls eine ungewöhnlich große Auswahl an Musik, Filmen und Spielen an.

„Die himmlischen Sphärengesänge von Kadesh.“ Amelda rechnete nicht damit das seinem Wunsch entsprochen wurde, er war sogar beruhigt als keine Übereinstimmung gefunden wurde. Hmm... aber vielleicht... „Zelestris Gebetsgesang der Farin Sha.“ Ein Pling ertönte und Hafenklänge füllten im Raum, in denen bald Glocken und eine Pauke mit einklangen. Ein Männerchor begann einen sanften Gesang den Amelda fast auswendig kannte, nur das er bei seinem Volk von Frauen gesungen wurde. Es war also eine hiigaranische Aufnahme, aber es war genauso inspirierend.
 

Von dieser Hintergrundmusik angetrieben, suchte Amelda nach einem Buch. Es musste eines sein an das er nicht dachte, mit dem er nicht rechnete... er fand es schließlich als er die 'Legende der Klippensinger – Die Erwählten des Orichalcos' aus dem Regal holte. Das Buch war anders als die anderen. Der Einband war dreidimensional und zeigte eine in sich verschlungene Schlange die ihren Kopf auf sich selbst ruhen ließ. Amelda öffnete das Buch und bemerkte eine seltsame Vertrautheit. Dieses Buch war außerdem handschriftlich kopiert worden, ein wahres Zeugnis von Kultur.
 

„Endlosschleife der Musik“, befahl der Kadeshi dem System und setzte sich in seine Sitzecke. Er legte das Buch auf seine Knie und angelte sich vom Tisch ein Übersetzungspad. Amelda schloss für einen Augenblick die Augen und ließ die Melodie und den Gesang nach seiner Seele greifen. Sein Atem wurde wie von alleine regelmäßiger, sein Verstand wurde klar. In diesem Zustand begann er zu lesen...

Des Klippensingers erster Zug

Die Farin Sha hatten Amelda wohl geleitet als sie ihm dieses Buch zugespielt hatten. Es war ein Mythos, eine Legende die berichtete wie der Schlangengott Orichalcos ein Volk, das als Fisch- Humanoidhybrid im Meer dieses Planeten lebte, an die Oberfläche der Inseln führte. Natürlich war es ein Mythos, auf der anderen Seite waren es gerade Mythen auf denen wahrer Glaube beruhte.
 

„Ah, der Gebetsgesang der Farin Sha. Laut den Händlern von denen wir es erstanden haben basiert die musikalische Untermalung auf den Hinterlassenschaften deines Volkes.“ Amelda fuhr vor Schreck auf, als er angesprochen würde, sprang instinktiv von seinem Sitzplatz und erschrak erneut als er sah wer ihn ansprach. Wie es die Regeln von Respekt und Anstand verlangten, verneigte er sich umgehend, wobei er die Bewegung von Commander Mai imitierte.

„Majestät...“ Amelda suchte nach passenden Worten um den König in seinem Gemach willkommen zu heißen, nur kam er sich dabei irgendwie lächerlich vor, immerhin war er hier Gast im Palast des Herrschers.
 

„Du bist ungewöhnlich höflich, um ehrlich zu sein hätte ich nicht damit gerechnet das sich ein Kadeshi vor dem König Turans verbeugt. Bedauerlicherweise verbindet unsere beide Völker lediglich eine Geschichte der gegenseitigen Abscheu.“

„Höflichkeit ist Teil der Kultur meines Volkes“, erwiderte Amelda etwas gefasster. „Abgesehen davon hassen wir Turan nicht, jeder Turaner ist willkommen sich einzugliedern, nur sucht euer Volk unser Heiligtum lediglich auf, um es zu plündern... Verzeiht, ich korrigiere mich: Das Volk über das ihr regiert versucht unser Heiligtum zu plündern. Ihr dagegen gehört zu den Klippensingern nicht wahr?“ Aus den Augenwinkeln erkannte Amelda das der König für einen Augenblick erstarrte, was dem rothaarigen Kadeshi ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte.
 

„Das stimmt. Vermutlich habe ich es ein wenig zu offen in die Welt hinaus getragen, was hat mich verraten?“

„'König von Tartessos, Träger des Zepters von Turan'“, zitierte Amelda die Titel des Königs. „Das Königreich besitzt denselben Namen wie die Heimatwelt der Turaner, wieso also König von Tartessos, wenn dies nichts zu bedeuten hat? Natürlich gab es noch viele andere Hinweise.“ Amelda war gespannt wie der König nun reagierte, nicht das er etwas bestimmtes erwartete, viel mehr war er neugierig.
 

„Du hast einen scharfen Verstand, Atavus des inneren Ordens, heiliger Streiter von Kadesh.“ nun war es an Amelda zu erstarren, woher wusste König Dartz davon? Die Ränge des inneren Ordens waren niemanden bekannt, nicht einmal den Somtaaw hatte sein Kiith davon berichtet, ganz zu schweigen von seinem Titel Atavus. Bei diesem Gedankengang zog sich ihm direkt das Herz zusammen und er korrigierte sich in Gedanken. Es war natürlich sein ehemaliger Titel, er gehörte dem inneren Orden nicht mehr an und hatte auch den Titel Atavus verloren.
 

„Du wunderst dich vermutlich woher ich davon weiß. Doch keine Sorge, ich werde keinem davon berichten das einer der jüngsten geistlichen Führer der Kadeshi als verurteilter Straftäter bei den galaktischen Spielen teilnimmt. Ich frage mich nur wie es zusammenpasst das ein Atavus, als Kapitän einer Schwarmjägerschwadron an vorderster Front mitkämpft. Die Gesegneten des Orichalcos, so heißen die Priester auf Tartessos, knien die meiste Zeit vor den Statuen des großen Schlangengottes, nehmen Opfer entgegen oder beten ihre Mantras ab.“

„Nicht das es euch etwas anginge, denn es ist eine interne Sache von uns Kadeshi, aber wenn ihr etwas genauer darüber nachdenkt ist es überhaupt nicht verwunderlich. Wenn ein Priester nicht dazu bereit ist den heiligen Garten gegen Plünderung zu verteidigen, wieso sollte es dann ein anderer tun?“ Wieso hatte er das gesagt? Wieso offenbarte er einem Fremden die Weisheit seines Volkes? Amelda konnte es sich nicht erklären, insbesondere nicht, das er nicht einmal ein schlechtes Gewissen verspürte.
 

„Eine Weise Einstellung, ich verstehe nur nicht wie es dann wegen so etwas banalem wie Homosexualität...“

„Das geht euch gar nichts an, eure Majestät. Es ist alleine meine Sache und ich gedenke nicht darüber zu sprechen“, unterbrach Amelda den Monarchen. Er ahnte worauf die Andeutung hinauslaufen würde und er war sich nicht sicher ob er Stillschweigen bewahrt hätte. Wo war nur seine Hemmschwelle geblieben? Irgendetwas stimmte nicht, doch zum Glück nickte der König lediglich bevor er an Amelda vorbeischritt und uneingeladen in der Sitzecke Platz nahm. Amelda blieb an Ort und Stelle stehen um sich selbst zu erforschen. Faszinierenderweise bemerkte er das er ein unerklärliches Vertrauen verspürte. Sein Herz war ungewöhnlich leicht, seine Seele frei, fast wie im Nebel. Hatte er das eben auch schon gespürt? Sehr seltsam, wollten ihm die Farin Sha damit etwas mitteilen oder spielten ihm die Geister der Zwietracht, die Farin Nor einen Streich? Besser er brachte den Monarchen dazu ihn allein zu lassen, nur zur Sicherheit.
 

„Kann ich noch etwas für euch tun Majestät?“ Amelda bemühte sich um eine formell klingende Stimme. Dartz antwortete nicht gleich, sondern hob Ameldas aktuelle Lektüre an.

„Ah, daher kennst du den Begriff Klippensinger nicht wahr? Ich hätte eher gedacht das du deine eigenen heiligen Schriften lesen wirst.“ Der König blickte ihn neugierig an als erwarte er eine Antwort, doch Amelda blieb einsilbig.

„Ja.“

„Ja was? Ja du ziehst deine eigenen Schriften vor? Oder wie ist es gemeint?“
 

„Ja, daher kenne ich den Begriff Klippensinger.“ Damit war die Frage beantwortet, hoffentlich vermittelte er damit die richtige Botschaft. Dartz sollte gehen!

Als Amelda erneut nicht weiter sprach seufzte der König langgezogen und lehnte sich zurück, was hatte er vor?

„Ich habe das Gefühl das du zu sehr deinen Feind in mir siehst, ich kann dir versichern das du dich in dieser Einschätzung irrst. Mein Volk hat den Nebel nie betreten, wir haben nie auch nur einen deiner Brüder getötet und wenn du dich genau erinnerst, dann hat das Königreich Turan seit mindestens fünf Jahren auch keine Schiffe mehr in euren Nebel geschickt.“ Aha, die 'Ich-bin-dein-Freund' Methode also, der glaubte doch nicht wirklich das er damit Erfolg hatte oder?
 

„Majestät, wenn ich euch als meinen Feind betrachten würde, dann würde ich diese Gelegenheit nutzen um euch zu töten.“ versicherte Amelda dem Monarchen, was diesen ungerührt ließ.

„Nein, das würdest du nicht.“

„Oh doch das würde ich.“

„Nein, ganz sicher nicht. Du bist, oder warst ein Atavus. Du hast Andere den Weg eurer Götter, den Weg der Farin Sha gelehrt. Lass mich nichts falsches rezitieren... 'Ein jeder Feind der Respekt zeigt, ist nur so lange ein Feind wie er kämpft. Senkt er das Schwert, so senke auch du das Schwert. Teilt der Feind das Feuer mit dir, so teile auch deines mit ihm, denn alle sind Kinder der Farin Sha.'“ Es war ein nahezu perfektes Zitat aus den Lehren des Kuura Kadesh, dem ersten Propheten der Farin Sha und Gründervater des Kiith Kadesh. Amelda hatte nicht mit einem solchen Hintergrundwissen gerechnet, ganz zu schweigen davon das man mit seiner eigenen Religion gegen ihn argumentierte.
 

„'Doch vergesse nie das der Feind, der das Feuer mit dir teilt, immer noch dein Feind bleibt, so hüte dich vor seinem Dolch bis er beweist das er Ehre besitzt.'“ führte Amelda das Zitat fort. „Außerdem heißt es 'denn alles Leben kommt von den Kindern der Farin Sha', da besteht ein Unterschied.“ Amelda wusste sofort das er mit dieser Fortsetzung einen Fehler gemacht hatte, denn Dartz begann übers ganze Gesicht zu strahlen.
 

„Und genau das versuche ich gerade zu beweisen, ich trage keinen Dolch bei mir. Oder sollte ich diese Worte vielleicht interpretieren wie Taelon der Träumer?“ Amelda lief augenblicklich rot an. Taelon der Träumer, ebenfalls ohne Zweifel ein Prophet der Farin Sha, hatte die wohl umstrittenste Deutung der Worte des Gründervaters der Kadeshi aufgestellt.

„Das ist nicht nötig!“ betonte Amelda schnell, worauf der König ihn erneut anstrahlte.
 

„Also vertraust du mir?“ fragte er. Amelda konnte gar nicht schnell genug verneinen.

„Natürlich nicht!“

„Soll ich mich also doch ausziehen? Taelon deutet den Part mit dem teilen des Feuers als...“ Hier unterbrach Amelda den König und musste sich vorerst geschlagen geben.

„Mit dem teilen des Schlaflagers, ich weiß. Das ist eine sehr umstrittene Deutung dieser Passage, aber wohl korrekt.“ Amelda war dazu aber nun wirklich nicht in der Stimmung, er bemühte sich entspannt zu wirken und neigte erneut den Kopf.

„Ich war voreilig und bitte um Verzeihung Majestät.“ Den eigenen Irrtum zugeben war ein weiterer Punkt in denen die Kadeshi nicht sehr gut waren, verwundert bemerkte Amelda das es ihn jedoch nicht im geringsten kümmerte. Ganz im Gegenteil, es fühlte sich an als würde ein schwerer Mantel von ihm fallen.
 

„Danke, ich weiß nämlich nicht ob meine Frau so begeistert davon gewesen wäre. Nicht das du nicht auch attraktiv bist, aber ich persönlich bevorzuge dann doch andere Kurven. Also nun etwas ungezwungener: Wie gefällt dir die Legende der Klippensinger?“ Ungezwungener also, na gut. Gemäß des königlichen Wunsches, gab Amelda seinen Abstand auf und setzte sich wieder in die Sitzecke, wenn auch so weit wie möglich von König Dartz entfernt, nur um sicher zu gehen.
 

„Es ist eine schöne Legende, aber ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Es fällt mir sehr schwer mir vorzustellen das euer Volk einst Fischflossen gehabt haben soll. Die Illustration wirkt etwas seltsam, ab der Hüfte Fisch zu sein...“

„Ich finde es nicht weniger fantastisch, als zu glauben man würde in der Essenz der eigenen Götter leben.“ Okay, der Monarch wusste definitiv mehr als ein paar Passagen der heiligen Schrift.

„Ich verurteile den Glauben keineswegs, ich persönlich finde es nur schwer vorstellbar, ich sagte aber nicht das es unmöglich ist. Unabhängig davon ist der Teil mit der Stadt aus Gold, Atlantica, reichlich dick aufgetragen. Es wirkt wie eine Glorifizierung des Vergangenen, das passt nicht wirklich zur Kernbotschaft der Legende.“ Amelda war bis jetzt zwar nur bis zur Hälfte des Buches vorgedrungen, aber worauf es hinaus lief ahnte er bereits. König Dartz blickte ihn interessiert an.

„Und wie lautet diese Kernbotschaft?“

„Verlasst das Wasser und reist zwischen den Sternen“, antwortete Amelda und nahm das Buch an sich, um seinen Schluss zu erläutern. „Hier auf Seite 48 ist der erste Hinweis: 'Und so antwortete die große Schlange dem Lucretos: Ich bin ein Kind der Sterne, meine Schuppen sind der schwarze Nachthimmel und meine Augen die Abendsterne des Firmaments.' Eine spürbare Andeutung das Orichalcos nicht von diesem Planeten stammt, sondern aus dem All. Und dann hier auf Seite 51: 'Das Meer ist weit, doch das Sternenmeer ist unendlich. Folgt meinen Spuren und ihr werdet in ihm schwimmen wie in den Strömen eurer Meere.' Sehr eindeutig wenn ihr mich fragt. Ehrlich gesagt verwundert es mich sogar, normalerweise drehen sich Geschichten und Legenden dieser Art nicht ums Weltall. Kann es sein das Sie nachbearbeitet wurde um diese Botschaft einzubringen?“ Amelda erwischte sich dabei wie er Dartz Mimik ganz genau beobachtete, als Atavus hatte er gelernt einem Gesprächspartner immer ins Gesicht zu schauen, sonst hatte der andere stets das Gefühl man versuchte etwas zu verbergen. Gleichzeitig zeigte man so seinen festen Standpunkt, an dem der andere nicht mit Gewalt vorbeikam.
 

Dartz Gesichtszüge zeigten nicht das er verärgert, über Ameldas Zweifel an der Authentizität der Legende, war. Etwa war er nicht sehr Gläubig oder er war so sehr überzeugt, das er über diesen Zweifeln stand.

„Faszinierenderweise scheinen diese Passagen wirklich so alt zu sein. Das Buch was du in Händen hältst wird traditionell per Hand vom Original abgeschrieben. Es gibt keine Fehler, jeder Rechtschreibfehler, jeder Tintenfleck wird akkurat abgezeichnet. Natürlich passt die Tradition schon längst nicht mehr, das Original ist schon lange zu Staub zerfallen, aber es gibt sehr alte Kopien. In meinem Besitz befindet sich eine der letzten direkten Abschriften vom Original, sie ist mehrere tausend Jahre alt und so empfindlich das jede Seite einzeln unter Glas steckt. Ich versichere dir, das es inhaltlich identisch mit deiner Kopie ist.“ Amelda verspürte ärgerlicherweise eine aufkommende Zuneigung zum König, da ihm die Einstellung und das Prinzip sehr gefiel. Dieses Volk bemühte sich seine heilige Schrift unverändert zu belassen, genau wie es sein eigenes tat. Natürlich war es gleichermaßen Wichtig die heiligen Worte stets aufs Neue in Frage zu stellen, immerhin waren die Farin Sha nicht perfekt und konnten sich irren. Ihre wahre Göttlichkeit zeigte sich jedoch darin, das sie ihre Fehler korrigierten. Einer der Hauptunterschiede zwischen den Farin Sha und den Farin Nor, bestand darin, das sich Letztere bereits für perfekt hielten und nicht im Geringsten an ihren Taten zweifelten.

Seine Gedanken schweiften zu sehr ab, er durfte nicht vergessen das diese Unterhaltung nur dazu diente seine Wachsamkeit zu schwächen, als sei diese nicht schon schwach genug. Amelda beschloss die Angelegenheit abzukürzen.
 

„Beeindruckend Majestät. Normalerweise wird gesagt das eine Handschrift noch leichter zu manipulieren ist, andererseits ist eine Datei noch leichter zu verändern nicht wahr? Aber ihr seid bestimmt nicht hergekommen um mit mir diese Legende durchzugehen, auch wenn ich daran nichts auszusetzen habe. Was wünscht ihr von mir?“ Dartz blinzelte, es wirkte jedoch keineswegs verwundert, eher wissend, dann beugte er sich vor, legte seine Hände auf den Tisch und seine gelben Augen bohrten sich geradewegs in Ameldas Wesen während er sprach:

„Dann bin ich ehrlich. Ich wünsche mir das die Feindschaft zwischen dem Königreich Turan und dem Kadeshi Protektorat erlischt. Und solltest du siegreich sein, so möchte ich das du deinem Volk vermittelst das der König von Turan ein ehrenhafter und gebildeter Mann ist. Ich will das unsere Völker sich annähern, das wir einen Pakt miteinander eingehen und zusammen in eine neue, bessere Zukunft blicken.“ Phu... Amelda fühlte sich einen Augenblick lang als würde ein Farin Sha um ihn herum streichen, aber das war bestimmt nur eine Einbildung, sicher nur ein Luftzug nichts weiter.

„Warum?“ fragte Amelda ohne zu blinzeln und mit dem Blick eines Priesters der einen Schüler herausfordern wollte. Zugegeben passte es hier nicht wirklich, Dartz war immerhin bestimmt doppelt so alt wie er selbst und er fühlte sich als derjenige der belehrt wurde. Doch das zeigte er nicht.
 

„Weil Zeiten sich ändern, das haben sie schon immer getan. Ich will das unsere Völker sich annähern, also muss ich mehr von deinem Volk erfahren. Laut meinen Informationen entsprichst du genau dem was man allgemein als wahren Kadeshi bezeichnen würde. Abgesehen davon warst du ein Atavus, der jüngste der letzten 100 Jahre, manche sagen sogar du hättest das Zeug dazu der nächste Prophet der Farin Sha zu sein. Du bist geachtet, respektiert...“

„Ich befürchte da kann ich nicht helfen“, unterbrach Amelda Dartz.

„Erstens bin ich nicht sicher ob mein Team siegreich sein wird und zweitens bin ich kein Atavus mehr. Als mein...“ Amelda unterbrach sich als er bemerkte wieder dabei zu sein etwas privates zu verraten. „So oder so, ich werde nichts berichten was ihr in irgendeiner Weise gegen meinen Kiith benutzen könnt, noch werde ich versuchen sie zu überzeugen. Ich werde mitnehmen was ich über das Volk der Klippensinger erfahre, ob dies etwas ändert bleibt dahin gestellt. Ihr mögt kein Pirat sein, auch das Volk der Klippensinger nicht, aber das Volk von Turan ist eines voller Piraten.“
 

„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. 'Denn niemand ist Exakt das was er zu sein vorgibt. Weder ich, noch du, noch jemand anderes auf dieser Welt. Licht und Finsternis sind nur zwei Aspekte derselben Sache, im Kern unterscheidet sie nichts.'“ Amelda zog darauf seine Stirn in Falten.

„Ich erinnere mich nicht an diese Passage. Aus welchen Schriften stammen sie?“ Dartz lächelte und wies auf die Lektüre in Ameldas Hand.

„Daraus. Nicht nur euer Volk hat weise Ansichten. Bei der Gelegenheit möchte ich dir diese Kopie schenken. Ebenso den 'Kodex', ich bin sicher du hast ihn bereits im Regal entdeckt. Wer weiß, vielleicht entdeckst du ja, das die Turaner euch ähnlicher sind als du denkst.“ Der König erhob sich bei diesen Worten von seinem Platz und glättet seine Kleidung. „Ich möchte mich nicht länger als nötig aufdrängen, daher werde ich nun gehen. Ich freue mich auf das Abendessen und vielleicht haben wir ja noch Gelegenheit eure oder unsere heiligen Schriften zu erläutern. Bei Bedarf bin ich jederzeit über das Intercom erreichbar.“ Der Höflichkeit folgend erhob sich auch Amelda und verneigte sich zum Abschied.
 

„Ich danke euch für die Geschenke und das Angebot. Ich behalte es im Hinterkopf eure Majestät.“ Dartz nickte ihm kurz zu, dann schritt er zur Tür des Gemaches. Amelda behielt ihm im Auge. Kurz vor der Tür, hielt er König noch einmal an und wandte sich um.

„Übrigens... ich hätte Taelon's Deutung befolgt wenn du damit einverstanden gewesen wärst. So wie Karan und Galeso.“ Dann verschwand er. Amelda wusste worauf er hinaus wollte, Karan war eine historische Figur der Kadeshi, ein junger Krieger der nach einer Schlacht zusammen mit dem Anführer des Kiiths Gaalsien mehrere Wochen in der Wüste verbringen musste. Diese Geschichte spielte zur Zeit der Ketzerkriege auf Hiigara. Damals hatte es zwei religiöse Kiiths gegeben, die Gaalsien und die Kadeshi. Die Ketzerkriege waren ein weit verbreiteter Konflikt, es ging darin, vor allem um absolut gegensätzliche Ansichten. Die Kadeshi glaubten an die Farin Sha, Gaalsien an den Sternenschmied Sajuuk. Es war nicht überliefert welche Seite angefangen hatte die Andere zu jagen und zu töten, nur das Ende des Krieges war noch bekannt.

Karan und Galeso waren die letzten Überlebenden der Schlacht und keiner der beiden hätte es alleine geschafft zu überleben bis eine Rettungsmannschaft, von welcher Seite auch immer, eintraf. Jedoch misstrauten sie sich bis aufs Blut, bis Karan sich der Legende nach vor Galeso entkleidete und mit ihm das Lager teilte. Gemeinsam überlebten Sie eine Woche bis eine Garnison der Kadeshi eintraf. Die Krieger der Garnison erkannten Galeso und versuchten sofort ihn zu töten. Es war Karan der sich vor den Feind stellte und sie daran hinderte. Der Heldenmut Karans sorgte dafür das es Galeso erlaubt wurde zu seinem Kiith zurückzukehren. Dieser selbstlose Akt läutete das Ende der Ketzerkriege ein. Eine Metapher die auch auf die Turaner und die Kadeshi zutreffen konnte, zumindest im groben. Oder aber es war eine Anspielung auf den homosexuellen Akt.
 

Wie auch immer, Amelda beschloss die Legende weiterzulesen, als ihm ein kleines Pad auffiel, das vorher ganz sicher nicht auf seinem Tisch gelegen hatte.
 

++++ ++++
 

Randor Soban las gerade die Aufklärerberichte über die Lage im Tendall System durch, während er wie jeden Nachmittag seinen Tee um Bereitschaftsraum der Caal Sto durchlas. Während der Spiele verhielt die Taiidan Flotte sich ruhig, wie jedes Jahr, dennoch hielt er es für notwendig die Grenze genau zu beobachten. Sicher war Sicher! Seltsam fand er nur, das von den drei Trägerverbänden die sich sonst in Tendall aufhielten nur noch zwei vorhanden waren. Der Dritte war laut dem Aufklärungsbericht abgezogen, die Frage war nur ob der Verband sich in die Taiidan Kernsysteme zurückgezogen hatte oder zwischen den Systemen lauerte um hinterhältig zuzuschlagen.
 

Eine musikalische Sonate unterbrach seinen Gedankengang, das Intercom. Sofort nahm er den Ruf an, vielleicht klärte sich ja schlagartig wo dieser Verband abgeblieben war, wobei er jedoch hoffte dies sei nicht der Fall. Das Abwehrsystem der neuen Jägerwerft war noch nicht fertiggestellt und er hoffte inständig, nicht zu deren Hilfe eilen zu müssen.

„Admiral Randor, wir erhalten gerade die Anfrage auf eine Hyperaummitteilung aus dem freien Königreich Turan, weitergeleitet vom Flottenhauptquatier auf Hiigara.“

„Wer will mich sprechen?“

„Einer der Champions der Spiele. Sollen wir die Anfrage durchstellen?“ Einer der Champions... Marik!

„Sicher! Stell ihn durch!“ Der Bildschirm zeigte für einen Moment das Wappen der Sobani, bevor das Gesicht eines Rothaarigen erschien, der sich verneigte.
 

„Ich grüße euch Kiith-Sa. Mein Name ist Amelda aus dem Kiith der Kadeshi. Vielleicht wundert ihr euch über meinen Anruf, aber ich habe Informationen erhalten die euch vielleicht interessieren.“ Amelda von Kadesh? Randor brauchte einen Augenblick bis er sich an die Eröffnungsveranstaltung erinnerte.

„Ah... Captain Amelda, ich erinnere mich. Ich bewundere eure Fähigkeiten, aber ich wüsste nicht welche Informationen jemand in eurer Position mir geben könnte.“

„Wie wäre es mit einem Geheimdienstlichen Bericht des turanischen Königreiches über die zweite Herausforderung der Spiele?“ ein Geheimdienstbericht einer Herausforderung interessierte nur jemanden der in Wettbüros ging.
 

„Ich bin kein Glücksspieler, entsprechend...“

„Die zweite Herausforderung wird in Cona im Iyoto System stattfinden.“ begann der Kadeshi ohne abzuwarten. „Es wird eine Jagt durch das Steingartenlabyrinth veranstaltet. Wilde Tiere des Planeten mit sehr scharfen Zähnen und örtliche schwer bewaffnete Jägergruppen werden jagt auf uns machen. Um die Gefahr zu minimieren wird ein Körperschild bereitgestellt, so wie es die Regeln der Progenitor vorschreiben.“

„Das bringt uns auch nicht weiter, ich sagte bereits: Ich bin kein Glücksspieler...“

„Vielleicht hilft es jedoch zu wissen, das die Ausrüstung von Marik Soban ungenügend gewartet sein wird. Alles wurde genau geplant und so wird es einen höchst bedauerlichen Zwischenfall geben den Marik nicht überleben wird.“ Randor erstarrte und zog scharf die Luft ein.

„Das würden sie nicht wagen...“
 

„Es gäbe keine Beweise und wenn, dann wird der Ausführende Techniker bestraft. Ich kann euch natürlich nur sagen was in dem Bericht steht, ihr kennt die Taiidan besser als ich. Aber ich kenne die Turaner und ich kann euch versichern das Sie sehr gut darin sind Geheimnisse herauszufinden.“ Randor studierte einen Moment das Gesicht des jungen Mannes, und sah die Überzeugung in seinen Augen.

„Warum sagt ihr mir das?“ fragte Randor schließlich. „Marik ist in einem anderen Team soweit ich mich erinnere.“ Diese Frage brachte den jungen Mann zum Schweigen, zumindest für eine weile. Randor blieb geduldig.
 

„Kiith-Sa, ich bin ein Kadeshi mit Ehre. Ich könnte nie wieder in den Spiegel sehen wenn ich einfach stillschweigen bewahren würde. Taelon der Träumer sagte einst: 'Wandle mit Ehre, denn Ehre stärkt deinen Geist.' Und ich halte mich für jemanden mit einem sehr starken Geist Kiith-Sa.“

„Weiß Marik es?“

„Nein und ich möchte auch nicht das er es erfährt. Im Rahmen der Spiele bleibt er mein Gegner, entsprechend möchte ich nicht das er sich zurückhält, weil er meint mir etwas schuldig zu sein.“
 

Nervös lehnte sich Randor zurück. Mit dieser Information musste er etwas unternehmen, die Taiidan durften damit nicht durchkommen, aber die meisten Möglichkeiten die er hatte beinhalteten die Gefahr noch mehr Leben zu verlieren.

„Du bringst mich in eine schwierige Lage junger Mann, ich hoffe du weißt das diese Information Krieg bedeuten könnte.“

„Ich bin zuversichtlich das ihr richtig handeln werdet. Ich kann euch zwar den Bericht nicht schicken, aber ich konnte ihn abschreiben. Könnte euch dies weiterhelfen?“ Randor dachte einen Augenblick nach, der Bericht konnte nicht schaden, auch wenn... schlagartig traf es den Admiral.

„Schicke ihn mir. Ich kümmere mich um den Rest.“ Der Kadeshi nickte und man konnte sehen das er eine Handbewegung machte. Ein Text wurde übermittelt, den der Admiral augenblicklich abspeicherte.

„Ich danke dir, Captain Amelda. Du hast den Sobani einen Dienst erwiesen, das wird mein Kiith nicht vergessen.“ Amelda nickte, dann wurde der Bildschirm wieder vom Wappen des Kiith Soban erfüllt.
 

Admiral Randor wartete nicht lange, er bearbeitete den Text und aktivierte das Comsystem.

„Brücke, öffne einen Kanal zum Diamaid! Sag ihnen das ein Kiith-Sa der Sobani sie zu sprechen verlangt!“

Herausforderung Turans

Die Zeit bis zum Abendessen nutzte Mana sehr ausgiebig, denn es gab hier einfach viel zu viel zu sehen und zu erforschen. Von Zeit zu Zeit aber spürte Sie eine gewisse Unruhe, was sie an das Gefühl erinnerte vom König erwischt worden zu sein. Dies war auch der Grund warum sie ihre Möglichkeiten nicht vollkommen ausschöpfte. Aber es reizte sie die ganze Zeit.

In ihrem Gemach gab es zum Beispiel eine Wand an der Wasser herab lief, einzig unterbrochen vom Relief einer gewaltigen Schlange. Nur erschien das Relief nur, wenn sie mit ihrer Handfläche zur Wand wies. Senkte Sie die Hand, verschwand das Relief erneut unter dem herablaufenden Wasser. Zu gerne hätte sie ihre Sinne ausgestreckt um herauszufinden wie dieses System funktionierte oder was es bezweckte. Aber immer wenn sie auch nur daran dachte tauchte wieder das Gefühl auf erwischt zu werden.
 

Doch es gab genügend andere Dinge zu erforschen. Die DNA von König Dartz zum Beispiel. In der Datenbank der Bentusi war fast jede DNA-Sequenz der bekannten Völker abgespeichert. Einzig von den Valhalla und den Progenitor hatten die Bentusi es nie geschafft an Proben zu kommen.

Von den Turanischen Völkern waren 14 Sequenzen abgespeichert, angefangen bei den reinen Zentralturanern die noch immer enge Bindung mit der Heimatwelt der Turaner besaßen, über die äußeren Turaner deren Gene inzwischen auf faszinierende Weisemutiert waren, bis hin zu den Mischgenen der Kassiten, der 'höheren Turaner' in deren Genen sich die Völker Nubias und reichlich Spuren der Taiidan wiederfanden.

Des Königs DNA glich keiner davon, jedenfalls nicht mehr als die der Higaraner oder der Taiidan. Ja sie meinte sogar einzelne Aspekte auszumachen die vollkommen unbekannt waren. Doch eine genauere Analyse hob sie sich für später auf, erwähnte sie schon das es so viel zu entdecken gab?
 

Zum einen war da die Aussicht auf die Stadt. Diese ganzen Signale die hier gesendet und empfangen wurden trieben Mana beinahe in einen berauschten Zustand, denn sie konnte fast alles auffangen! So erfuhr sie auch den Namen des Planeten und der Stadt in der sie sich befanden. Der Planet trug den Namen Tartessos, sie erinnerte sich sofort daran das man Dartz als 'König von Tartessos' vorgestellt hatte. Die Stadt dagegen hieß Lagunia und war der Sitz des Hauses Paradiso aus dem Dartz stammte. Leider konnte sie nicht wirklich ausmachen wie viele Personen die Stadt bewohnten, aber gemessen am regen Verkehr der Shuttles war sie sehr gut bevölkert.
 

Dann war da noch das Material aus dem alles erbaut war. Die meisten Völker waren bei Wunderwerken dieser Größenordnung auf Metallkonstruktionen angewiesen, doch abgesehen von den Terminals und technischen Einrichtungen schien in ihrem Zimmer rein gar nichts aus Metall zu sein. Etwa war es Stein oder Wasser. Sie fragte sich nur wie die Technik funktionierte, denn Stromleitungen gab es ebenfalls nicht!
 

Die Ruhepause war viel zu kurz um alles zu ergründen und so wurde sie schneller zum Abendmahl abgeholt als sie gedacht hätte. Zuvor allerdings kündigte man Ihr das Abendessen an und bat darum sich zurecht zu machen. Erst jetzt stellte Sie fest, das man ihr einige Kleidungsstücke im Schrank zur Verfügung stellte. Alles elegante Kleider mit Seitenausschnitt, die Auswahl war nicht gewaltig, aber es war was hübsches dabei. Mana fand den Ausschnitt des kurzen schwarzen zum Beispiel sehr schön, das wählte sie aus. Als Kleiderform suchte sie sich allerdings aus ihrer Datenbank ein Modell der aktuellen Mode aus dem Iosh Matriarchat. Welche Farbe würde ihr gut stehen? Sie beschloss es bei der Farbe ihres Overalls zu belassen. So, was machte sie nun mit den Haaren? Sie wählte einen turanischen Kamm, dessen goldene Farbe ihr Kleid gut unterstreichen würde. Dazu noch eine Goldkette... perfekt!
 

Mana blickte in den Spiegel als sie das Kleidungsprogramm startete, es dauerte nur einige Sekunden, da war ihr Overall bereits dem ausgewählten Kleid gewichen, bzw. ihr System hatte die Moleküle entsprechend angeordnet um ein neues Kleidungsstück zu bilden.
 

Auf dem Flur stellte sich heraus das in den anderen beiden Zimmern ihres Ganges auch Amelda und Yugi residiert hatten. Eine Progenitorwache zeigte ebenfalls wieder Präsenz, die kamen und gingen auch wie es ihnen passte. Mana stellte dieses Privileg nicht in Frage, es gab wichtigeres um das sie sich kümmern konnte. Zum Beispiel grüßte sie ihren furchtlosen Anführer mit einem Nicken und den jungen Yugi mit einem Lächeln.

Yugi trug eine Miniaturuniform im Valhalla Stil, jedoch aus schwarzem Stoff und verziert mit schwarz poliertem Leder. Das stand ihm überraschend gut zu Leibe. Ameldas Kleidung dagegen war ungewöhnlich leger, das überraschte Mana ein wenig. Eine dunkelrote Lederhose ergänzte ein eng anliegendes graues Oberteil und wurde durch einen schwarzen Mantel abgerundet. Farblich zwar ansprechend, aber kein Vergleich zu einer anständigen Uniform. Amelda schien dies auch zu wissen, er fühlte sich laut Biodaten sehr unwohl, war das etwa das Beste was in seinem Schrank hing? Na ja, besser als seine Pilotenuniform war es allemal.
 

„Und hat jeder Appetit?“ fragte Mana in die Runde, worauf Yugi mit einem entschlossenen Nicken antwortete. Amelda blieb dagegen still, sie wäre dem gerne nachgegangen, doch da stießen bereits die anderen Champions zu ihnen. Ryou wirkte aufgekratzt, seine Gesundheitsdaten zeigte eine ähnliche Aufregung wie sie auch Mana in der Umgebung seltsamer Technologie verspürte.

Auf eine Untersuchung von Seto verzichtete Mana, dafür registrierte sie einen deutlichen Hormonanstieg bei Marik... na ja, vielleicht hätte sie doch etwas bedeckenderes auswählen sollen. Raphaels werte waren langweilig ebenso sein beiger Anzug.
 

Es dauerte nicht lange, da führte man sie auf eine gewaltige Terrasse, in deren Zentrum ein runder Tisch aufgebaut war. König Dartz trug eine imposante blaue Uniform, über die sich eine goldene Schlange entlang wand. Auch seine Krone wirkte formeller und sah aus wie eine geflügelte Schlange, die sich einmal um den Kopf schlängelte, um an der Vorderseite den Gesprächspartner in die Augen zu blicken.

Neben ihm erkannte sie sofort Herzog Devilin wieder, den Veranstalter der Spiele und laut Datenbank ein wahrer Speichellecker des Imperators. Der Herzog versuchte sehr offensichtlich den König an Prunk in Sachen Kleidung zu übertrumpfen, hatte es aber mit dem Make-Up und dem Schmuck reichlich übertrieben.

Die Dritte in der Runde kannte Mana noch nicht und sie wagte es auch nicht einen kleinen Scan durchzuführen. Die Dunkelblonde, junge Frau trug ebenfalls eine Schlangenkrone, jedoch als silbernes Diadem. Außerdem ein kurzes, hellblaues Kleid an deren rechten Seite sich eine silberne Schlange an ihren Körper rieb und über den Saum des Ausschnittes ihren Kopf zwischen den Brüsten ruhen ließ. Mana musste sich nicht anstrengen um sexuelles Interesse von einigen männlichen Champions zu empfangen.
 

Dartz hieß sie erneut willkommen und stellte der jungen Frau alle Champions vor, bevor sich herausstellte, das die Champions gerade die Fürstin von Tartessos (Dartz Tochter) Crisell kennenlernten. Als sie sich setzten, bestand seine Majestät außerdem darauf, die Sitzordnung zu mischen, so das Dartz, seine Tochter und Herzog Ryuji jeweils zwischen zwei Teams saßen.

Zusammen mit Amelda, nahm sie Yugi in ihre Mitte, was dazu führte das Amelda neben König Dartz und Mana neben dem Herzog endete. Oh, war der Kerl angepisst nicht zur rechten des Königs sitzen zu können. Mana versuchte nur kurz eine Konversation zu starten, brach aber ab als sie erkannte das der Kerl wirklich so ein eitler Pfau war wie die Akten ihn beschrieben. Da hörte sie lieber anderen Gesprächen zu.
 

++++ ++++
 

Der Abend verlief sehr erfolgreich und nahezu wie geplant. Amelda hatte an seinem Köder angebissen und ähnlich gehandelt wie Dartz es vorausgesehen hatte. Marik dagegen wusste noch gar nichts von seinem Glück, immerhin war sein Leben evtl. vor einigen Stunden gerettet worden.

Da Dartz neben Amelda saß waren sie schnell in ein theologisch-philosophischen Gespräch vertieft, das er jedoch nicht allzu tiefgründig werden ließ, damit jeder einsteigen konnte. Geschickt band er auch Joey in das Gespräch mit ein, der eigentlich damit beschäftigt war Crisell anzumachen. Als momentaner Mittelloser roch er vielleicht das schnelle Geld das eine solche Liason mit sich bringen würde, aber er war nicht der Typ an dem seine Tochter interessiert war.
 

Dummerweise stellte sich heraus das dieser T-Mas eher ihrem Beuteschema entsprach. Dartz wusste in diesem Moment nicht was er sein sollte. Verärgert weil der Kerl seine Tochter als Unwürdig ansah um mit ihr zu flirten, oder erleichtert das er sie abblitzen ließ. Gegen dieses Vatersyndrom war selbst er nicht gefeit.

Das einzig unangenehme am Abend war der Versuch des Herzogs ausschließlich mit Crisell oder ihm selbst zu sprechen und natürlich der Blick von Piratenfürst Bakura. Dartz konnte sich nicht helfen, aber der Kerl trieb ihm den Angstschweiß in den Nacken! Dartz versuchte dies so gut wie möglich zu überspielen und so schien nur seine Tochter etwas zu merken. Auf das spätere Gespräch freute er sich überhaupt nicht.
 

Und so verstrich die Zeit wie im Fluge, der zweite Mond von Tartessos erhob sich in den Himmel und tauchte die Welt in ein angenehm grünliches Licht, während sie die Küche von Tartessos rauf und runter genossen. Dartz hatte an nichts gespart: Tiefgrassuppe, Jagdwalfilet, gegrillte Lagunenfische und zum krönenden Abschluss wurde ihnen Anemonenpudding serviert. Die Speisen kamen nicht bei jedem gut an, insbesondere bei Mana und Seto sorgten sie für gerümpfte Nasen, aber es gab auch einige Feinschmecker. Bakura, Joey und die beiden Hiigaraner zum Beispiel schien es sehr zu schmecken. Raphael und Amelda hingegen hielten sich bedeckt, Dartz schloss daraus das sie es zwar nicht umwerfend fanden, wohl aber schmackhaft genug. Bei Amelda überraschte es Dartz nicht im geringsten, es sei denn die Kadeshi züchteten Fische in ihrem Nebel.
 

Ein wenig später stellte er fest das dies der Fall sein musste, denn er stimmte Yugi zu als dieser meinte das gegrillter Trill saftiger Schmeckte als der Lagunenfisch. Dartz kannte Trill, es war ein Zuchtfisch und er schmeckte entsprechend. Da sprach die reine Gewohnheit aus dem Kadeshi und dem kleinen Valhalla.
 

Schließlich hob Dartz am späteren Abend eine Hand, was die Gespräche an der runden Tafel langsam zum erliegen brachte.

„Verehrte Gäste, nun, nachdem alle wohl gespeist haben wie Freunde und Gleichrangige, kommen wir zum Finale des Abends. Ehrlich gesagt würden wir ihn gerne etwas hinauszögern, aber es ist wie es ist. Das Königreich Turan wurde das erste Mal seit über 50 Jahren wieder auserwählt eine der drei Herausforderungen an die Champions der galaktischen Spiele zu stellen. Eine große Ehre und eine noch größere Bürde. Es wurde lange überlegt was das Königreich euch abfordern kann und was nicht, ein besonders gutes Beispiel für letzteres ist die letzte Herausforderung vor 50 Jahren, die in einer Katastrophe endete. Schließlich jedoch, fanden wir die perfekte Herausforderung für den Auftakt.“
 

Dartz blinzelte, worauf eine holografische Sternenkarte erschien, die sogleich in ein Nebensystem zwischen Turan und Tartessos zoomte.

„Dies ist das Gaut-System, es besitzt zwar eine Sonne, statt Planeten besteht es jedoch fast vollständig aus einzelnen Asteroidenfeldern und Gasnebeln die die Sonne umkreisen. Der Austragungsort ist der sechste Ring, ein dichtes Feld aus Eiskristallen.“

„Eure Aufgabe wird es sein ein Pfand das dort für euch hinterlegt wurde zu bergen und zur Basis zurück zu bringen“, führte seine Tochter die Erklärung fort. „Zu diesem Zweck stellt das Königreich jedem Team einen Jäger zur Verfügung. Dieser muss vom jeweiligen Team vorbereitet, geflogen und geleitet werden.“

Mit anderen Worten: Einer aus dem Team übernimmt die Rolle der Leitzentrale, während die anderen im Team den Jäger fliegen werden. Das Team welches das Pfand zuerst zum Mutterschiff zurückbringt erhält den Siegerpokal.“

„Die anderen beiden müssen dagegen das sekundäre und das tertiäre Pfand anfliegen und es sicher zur Heimatbasis bringen“, vollendete Dartz die Herausforderung.
 

„Vorausgesetzt ihr kommt an uns vorbei“, mischte sich eine weitere Stimme ein. Acht Jägerpiloten in schwarzen Uniformen betraten den Balkon, Dartz beglückwünschte sich einen Augenblick selbst für das gute Timing.

„Ah, da sind auch schon die Eliminatoren. Um absolute Neutralität zu gewährleisten haben wir Söldner angeheuert, so das jede Parteilichkeit ausgeschlossen werden kann. Darf ich euch vorstellen: Commander Bester und sein Geschwader, die Onyx-Freibeuter.“
 

„Es ist mir eine Freude Majestät, ich fühle mich geehrt vor euch treten zu dürfen.“ Bester verbeugte sich breit lächelnd, auf den ersten Blick wirkte er schlicht höflich. Als guter Menschenkenner wusste Dartz jedoch sofort das man ihm besser nicht den Rücken zuwandte.
 

Bester war ein überraschend kleingewachsener Mann, was man auch hörte. Gerade einmal 1,70m groß wirkte er wie eine eigentlich 1,90m große Person, die auf seine jetzige Größe zusammengestaucht worden war. Dadurch besaß sein Mund eine größere Breite, was ihm eigentlich ein freundliches Erscheinungsbild gab. Es waren auch eher seine kalten Augen die einem Angst einflößten. Dartz bemerkte schnell, das die Piloten an der Tafel die fehlende Vertrauenswürdigkeit des Lächelns genauso spürten und unruhig wurden. Das war zwar gut, aber er wollte auch nicht das es überhand nahm.
 

„Die Onyx-Freibeuter stellen vier Abfangjäger, die euch daran zu hindern versuchen werden euren Preis zu erhalten. Ihre Jäger sind genauso wie eure mit Elektromagnetischen Geschossen bestückt, die ab einer gewissen Trefferquote euer Schiff außer Gefecht setzen werden. Keine Sorge, eure Jäger werden über dieselbe Möglichkeit verfügen. Um Manipulation zu vermeiden sei gesagt das die Onyx Freibeuter für ihre Dienste die Summe von 100.000 turanischen Dublonen erhalten. Für jeden 'Abschuss' kassieren sie weitere 30.000 Dublonen, ihnen wird jedoch für jeden Todesfall eines Champions nicht nur die Prämie gestrichen, sondern müssen eine Strafzahlung von 50.000 Dublonen leisten. Um eine zusätzliche Motivation zu leisten reduziert sich ihre Prämie um je 10.000 Dublonen wenn einer der Eliminatoren ausgeschaltet wird.“ Wohl gemerkt ausgeschaltet, im Todesfall gab es ebenfalls eine Ersatzzahlung, aber das hielt Dartz nicht für erwähnenswert.
 

„Exakt so ist es, entsprechend habe ich vor 190.000 Dublonen zu kassieren. Abgesehen davon freue ich mich darauf meine Flugkenntnisse mit denen der Champions zu messen.“ Besters Lächeln erschien erneut und sorgte evtl. für die ein oder andere unruhige Nacht.
 

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Ryou war gelinde gesagt überrascht als er den Jäger sah, der ihnen zur Verfügung gestellt wurde. Er hatte mit einem 'Banditen' oder 'Räuber' gerechnet, stattdessen aber stand im Hangar ein MK-7 Manasseh Abfangjäger. Ryou erkannte den Typ umgehend an seinen Dezentralen Waffensystemen an den äußeren Flügelenden. Genau genommen bestand der Jäger aus einem einzigen Flügel, der in der Form eines Bumerangs auf einem Podest ruhte, so das er nicht auf den seitlichen Flügelspitzen stehen musste.
 

„Was ist das denn für ein Schrotthaufen?“ rief Seto, den Ryou jedoch ignorierte. Der junge Ingenieur kletterte ohne zu zögern auf das Podest, suchte an der Unterseite die Schutzklappe für die Wartungssysteme und öffnete sie mit einem einfachen Code. Sofort lächelten Ryou Staub, einige Rohrleitungen, sowie ein kleines Display mit Tastatur entgegen. Mal sehen, das Zeichen der Manasseh für Wartung war... ah ja, der nach unten geneigte Halbmond.

Nichts geschah, das Display reagierte nicht. Ryou sah sich etwas um und entdeckte am Rand der Abdeckung das Baujahr des Jägers. Kein wunder, das Teil war fast 30 Jahre alt! Ryou benutzte daher Trick 17, er schlug gegen das Display und siehe da, die Anzeige funktionierte.
 

„Was machst du da? Dafür ist das Bodenpersonal da! Und was machst du Köter bitte an der Kanzel?“ verlangte der gefühlte Anführer des Teams Fringe Safir zu erfahren.

„Ist es nicht,“ antwortete Ryou automatisch, während er die Autodiagnose des Jägers einschaltete. „König Dartz hat gestern noch gesagt das wir ab sofort komplett für den Jäger zuständig sind. Entsprechend sollten wir einen Systemcheck durchführen. Joey! Steig mal ein und aktiviere die Schaltsysteme des Jägers! Oh und Seto, da unten beim Werkzeug liegt ein Funkpad mit Kabel, das bräuchte ich einmal.“

Gerade bei so alten Jägern sollte man niemals nur einem System vertrauen. Zum Glück hatten sie den ganzen Tag zeit sich mit dem Jäger vertraut zu machen, bevor sie am dritten Tag zum Austragungsort der ersten Herausforderung gebracht wurden.
 

Ryou hörte den T-Mas etwas missgünstiges murmeln, was aber schnell vom Zischen der mechanischen Cockpitsicherung übertönt wurde, als sich die Kanzel anhob.

„Wow, man hat die Schalttafeln ausgetauscht. Alles beschriftet in Interlanguage“, verkündete Joey, was Ryou ein wenig erleichterte. Einen Augenblick hatte er schon befürchtet der Pilot müsste Manasseh lernen. Apropo, was bedeutete nochmal ein Kreuz mit acht Sonnenstrahlen?
 

„Hier.“ Wie aus dem Nichts tauchte Seto neben ihm auf und reichte ihm das Pad, komisch, er hatte gar keine Klettergeräusche gehört. Ryou zögerte dennoch nicht das Pad entgegen zu nehmen und es mit einem Kabel an das Display anzuschließen. Zum Glück passten die Stecker aufeinander.

„So, dann schauen wir mal was der MK-7 für Wehwechen hat in seinem alter...“
 

„Das ist Perfekt! Stöpsel den aus und gebe Seto das Pad zurück ja. Los bewegt euch! Baut die Kamera auf! Das wird ein perfektes Bild! Hiigaraner und T-Mas bereiten gemeinsam den Jäger auf seinen Einsatz vor, der ihr Schicksal besiegeln kann!“ Irritiert warf Ryou einen Blick nach unten und entdeckte eine ganze Horde von Kameraleuten die ausscherte um sie zu umzingeln. Im Zentrum von all dem stand Herzog Devilin, der einen Gehilfen mit einem dicken Stapel Papieren vor sich her scheuchte. Ehe sie sich versahen, schwebte um sie herum eine trigonometrische Kamera, samt Zusatzscheinwerfer.
 

„Tut einfach so als seien wir nicht da und jetzt macht die Szene die ich euch vorgegeben habe ja? Und nicht in die Kamera gucken! Soll doch natürlich aussehen.“ Ryou war nun vollkommen verwirrt, wie sollte er denn so tun als wenn niemand da wäre wenn er dann doch für die Kamera etwas machen sollte?

Es war Joey, der zuerst die Stimme wieder fand.

„Absolut cool! Die haben den echt geil umgebaut. Sagt mal, wieso gibt es hier eigentlich ein Horizontmessungsgerät?“ Okay, er hatte die Kamera gar nicht bemerkt und Ryous Verstand verselbstständigte sich um die Frage zu beantworten.
 

„Simpel, die Jäger der Manasseh sind zusammen mit der Raketenabwehr ihre primäre Verteidigungslinie. Sie verfügen jedoch nicht über die Technologie eine ausreichend große Raumstation im Orbit ihres Planeten zu errichten um genügend Jäger im Orbit zu stationieren. Also befinden die Maschinen sich alle auf dem Planeten und starten von dort.“

„Wir haben wichtigeres zu klären als solche Dinge ihr zwei und nun... hey! Flieg mir aus der Sicht du Störfaktor!“ Eine der Kameras schwebte genau vor Setos Antlitz und machte eine Nahaufnahme, zumindest kurz bevor die Sicherung durchbrannte und das Teleobjektiv explodierte.
 

Funkzugriff! Und da hieß es immer die T-Mas und die Bentusi seien nicht miteinander verwandt, interessant nur das Seto gerade eben dieselbe Fähigkeit wie ein Bentusi Technomagier eingesetzt hatte um ein fremdes technisches Gerät loszuwerden. Diesen Umstand bemerkte leider nicht jeder, der Herzog zum Beispiel schimpfte sogleich über die Minderwertige Ware die man mitgebracht hatte. Der Schuldige war schnell gefunden, hiigaranische Spione taten einfach alles um ihm das Leben schwer zu machen.
 

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Kiith-Sa Salgir Manaan war einer der ersten die den Anblick des unbekannten Planeten genossen. Zusammen mit dem Senator der Hiigaranischen Republik, Huur S'jet, sprang sein Schiff, im Orbit um Raiders Retreat aus dem Hyperraum. Hach welch ein Gefühl es war, durch das Königreich Turan zu reisen und eben nicht befürchten zu müssen entdeckt und von einer der Flotten verfolgt und zerstört zu werden, nicht das die Gefahr für Letzteres bestand.
 

Die 'Nomadensegen' war einer der ersten Zerstörer der neuen Magician-Klasse. Die Zerstörer der vorangegangen Revelation Klasse waren stets dafür gebaut worden um in großen Raumschlachten feindliche Großkampfschiffe auseinander zu nehmen. Sie waren genauso wie der schwere Kreuzer der Avatar-Klasse und den neuen Bustersword-Schlachtschiffen schwergängig und ließen sich nur behäbig manövrieren.
 

Der Magician war ganz anders konzipiert, statt vollkommen auf Hecktriebwerke zu setzen, war der er mit Manövriertriebwerken am Bug ausgestattet, so das sein Heckantrieb kleiner dimensioniert werden konnte. Auch hatte man auf die Energiefressenden Ionenkanonen verzichtet und dafür Torpedowerfer und zwei zusätzliche Geschütztürme eingebaut. Dadurch war der Magician zwar an Feuerkraft einem modernen Skaal-Tel oder Revelation Zerstörer unterlegen, konnte dafür jedoch um sie herumtanzen und sie wahlweise in Stücke schießen oder ausmanövrieren und davonfliegen. Er war die Antwort auf die Notwendigkeit wichtige Personen von einem Ort zum nächsten zu bringen ohne dafür gleich eine ganze Flottille bereitzustellen. In Begleitung von einigen Flak-Fregatten musste er sich vor nichts fürchten. Zunächst in der Theorie, dies war der erste Praxistest, weshalb der Puls von Salgir auch stets eine angenehm hohe Frequenzrate behielt.
 

Dazu kam, das bisher kein Kiith-Sa sich ohne eine mächtige Flotte ins Reich der Turaner gewagt hatte, er war gar der erste und einzige Kiith-Sa der in den Orbit des wohl bestgesicherten Planetoiden der Galaxis eintrat. Doch das erste was er sah, war keineswegs der Planet, sondern mehrere Kreuzer, Fregatten und Trägerschiffe die in Paradeformation die 'Nomadensegen' begrüßten. Erst dahinter erschien die große blaue Kugel des... moment.
 

„Sind wir hier richtig?“ fragte der Senator nervös, als ob er sich nicht sicher war ob die Theorie des 'im Notfall davonfliegens' auch funktionierte. Salgir lächelte ob dieser negativen Einstellung, leitete die Frage aber dennoch weiter.
 

„Moment... ja Kiith-Sa, wir sind korrekt gesprungen. Flugkontrolle grüßt uns und weist uns gerade in eine orbitale Flugbahn ein.“ Na also! Sie testeten also nicht nur einen neuen Schiffstyp, sondern entdeckten auch noch Neuland und das relativ früh. Von der Brücke aus war es nicht schwer die schweren Taiidan Kreuzer und das dazugehörige Trägerschiff auszumachen, aber immerhin war der Veranstalter ein Taiidan. Ansonsten schien der Himmel noch recht leer zu sein.

„Wer ist denn schon da?“ Salgir war schon immer Neugierig und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

„Unsere Sensoren registrieren vor allem Turanische Energiesignaturen, dann noch einige Taiidanschiffe, sowie einige Asshur Fregatten, das war es.“ Diese Information war nochmal eine Sahnehaube auf das Privileg dieses Schiffes, vermutlich war er, abgesehen von den Champions, der erste Hiigaraner im System!
 

„Kiith-Sa, wir werden erneut vom Planeten gerufen, man erbittet Direktkontakt mit dem Gesandten.“ Das war eigentlich der Senator, aber Salgir sah das nicht so genau.

„Komm Huur, mal hören was man uns zu sagen hat. Stellt den Ruf durch!“ Es dauerte nur ein paar Sekunden, da erschien auf dem Bildschirm das Gesicht einer jungen Dame, die ein silberes Schlangendiadem im Haar trug.
 

„Ich grüße euch, ich bin Fürstin Crisell, aus dem Hause Paradiso und es ist mir eine Freude euch im Orbit um Tartessos begrüßen zu dürfen. Mein Vater bedauert das er dazu nicht selbst in der Lage ist, freut sich jedoch bereits die Vertreter der großen Hiigaranischen Republik kennenzulernen.“ Sie neigte leicht den Kopf und machte einen traditionell hiigaranischen Gruß. Gut vorbereitetes Kind hatte der König Turans da.
 

„Wir freuen uns hier zu sein. Dies ist Senator Huur S'jet, der offizielle Vertreter der Republik.“ Salgir wies auf den Senator der den hiigaranischen Gruß erwiderte, doch die junge Frau reagierte irritiert.

„S'jet? Wie Karan S'jet?“ Salgir konnte nun live miterleben wie Huur seine Nervosität verlor. Zurecht war er stolz auf die wohl bekannteste Vertreterin seines Kiiths.

„Ja, ich stamme aus demselben Kiith. Doch momentan bin ich Gast von Kiith-Sa Salgir, von den Manaan, er war so freundlich mich an Bord seines Schiffes herzubringen und gedenkt auch sich die große Herausforderung Turans selbst anzusehen. Ich hoffe dies erzeugt keine Probleme?“

„Keineswegs, es ist uns eine Ehre Kiith-Sa Salgir. Ich übertrage nun den Terminplan für die Herausforderung und wünsche einen angenehmen Aufenthalt.“

Letzte Vorbereitungen

Es schien ein neuer Stern aus dem Nichts zu entstehen, so wie die Lichtstrahlen mit musikalischer Untermalung ins Zentrum des schwarzen Hintergrundes gezogen wurden. Der zunächst weiße Punkt wurde schnell größer, wobei er ständig die Farbe wechselte. Zuerst war er rot, dann blau und schließlich eine gelbe Sonne, aus der ein Sonnensturm hervorbrach.

„Intergalactic Network News präsentieren ihnen: Die galaktischen Spiele, die letzten Vorbereitungen. Live aus unserer Sendezentrale der Zentralwelt mit Cyntia Tellan.“
 

Eine blonde Frau erschien vor der eruptierenden Sonne und zeigte dem Zuschauer ihr strahlend weißes Lächeln.

„Herzlich willkommen. Wir unterbrechen unser reguläres Programm für eine Zwischenmeldung von den galaktischen Spielen, deren erste Herausforderung innerhalb der nächsten 12 galaktischen Standardstunden beginnen wird. Das erste Mal seit 50 Jahren stellt das freie Königreich Turan wieder eine der Herausforderungen der galaktischen Spiele.

„Eine kontroverse Entscheidung, bedenkt man die Geschehnisse bei der letzten Herausforderung. Fehlerhafte Sicherheitsvorkehrungen und berechtigter Zweifel an der Neutralität sorgten damals für ein vorzeitiges Ende.“

Neben der Frau erschien während sie sprach eine Bildaufnahme eines Eliminators in schwarzer Uniform, der einen Hiigaraner auf eine Lanze aufspießte, blendete aber rechtzeitig aus, bevor man allzu viel Blut ausmachen konnte.
 

„Doch dies ist Vergangenheit. Hochrangige Vertreter des Königreichs haben unserem Korrespondenten versichert, das dieses Jahr an alle Sicherheitsvorkehrungen gedacht wurde. Dazu begrüße ich in einer Liveschaltung von Raiders Retreat Flottenadmiral Hermos, den stellvertretenden Oberbefehlshaber der turanischen Verteidigungsstreitkräfte. Danke für ihre Zeit Admiral.“ Cyntia Tallan blickte bei ihren Worten nach links, wo sogleich ein Fenster erschien und eine Bildaufnahme des Angesprochenen zeigte.

Admiral Hermos trug eine rötliche Rüstung, die nicht ganz in die heutige Zeit passte, zeichnete sich jedoch durch einen festen Blick und eine aufrechte Haltung aus.

„Danke Cyntia.“
 

„Admiral, die letzte Herausforderung des Königreiches wurde vor 50 Jahren gestellt. Damals kamen fast alle Teilnehmer der galaktischen Spiele ums leben, teilweise auf sehr brutale Art und weise. Was sagen Sie zu den Vorwürfen das das Königreich Turan nicht dazu in der Lage ist faire Herausforderungen zu stellen?“ begann die Moderatorin ihre erste Spitze. Hermos ließ sich einen Augenblick Zeit um darauf zu reagieren, aber er spannte sich ein klein wenig an. Die Frage war wohl nicht abgesprochen.

„Ich kann nicht leugnen das die damalige Herausforderung einen Tiefpunkt für das Königreich darstellte. Alleine das Verhalten der Eliminatoren war ein Skandal. Ich befürchte die damaligen Verantwortlichen haben sich in der Tat dafür bezahlen lassen eine bestimmte Person gewinnen zu lassen. Ich kann Ihnen jedoch versichern das wir daraus gelernt haben. Von den Verantwortlichen besitzt niemand mehr einen nennbaren Einfluss. Insbesondere in den letzten 10 Jahren gab es massive Umstrukturierungen um Korruption wie sie damals zutage getreten ist auszumerzen.“
 

„Und wie wollen Sie garantieren das das Königreich in diesem Jahr nicht wieder parteiische Eliminatoren auf eher verfeindete Champions hetzt?“ bohrte Cyntia weiter nach, doch der Admiral ließ sich nicht in die Ecke treiben.

„Das ist sehr leicht Cyntia. Das Königreich hat externe Eliminatoren engagiert die über jeden Zweifel erhaben sind. Die Onyx-Freibeuter besitzen diesbezüglich einen tadellosen Ruf und garantieren absolute Neutral.“ Auf diese Behauptung reagierte die Moderatorin mit einem spitzbübischen Lächeln, wodurch sie wie eine Katze wirkte, die soeben den Kanarienvogel gefressen hatte.

„Tadelloser Ruf ist wohl eher ein Scherz. Die Onyx-Freibeuter werden in vielen Nationen per Strafbefehl gesucht.“

„Cyntia, die Onyx-Freibeuter sind Dienstleister. Die tun exakt das, wofür man sie bezahlt und daran gibt es keinen Zweifel. Daher sind sie die perfekte Wahl, sie bevorzugen keine Partei und müssen sogar hohe Strafzahlungen leisten, sollten sie einen der Champions töten. Zudem werden erst gar keine tödlichen Waffen eingesetzt, die Gefahr für die Champions ist also minimal.“ Cyntia wirkte kurz verärgert über die Abfuhr, überspielte dies aber schnell mit ihrem Lächeln.
 

„Minimal ist ein gutes Stichwort, uns alle interessiert nun natürlich brennend was sich das Königreich ausgedacht hat. Doch bevor wir die Katze aus dem Sack lassen, eine kurze Werbeeinblendung von unserem Sponsor.“ Cyntia lächelte nochmal kurz in die Kamera, dann wurde das Bild wieder Schwarz.
 

Wie gemalt erschien ein silberner Bogen, der zwei sich überschneidende Halbmonde abfuhr und dabei einen kupfernen Schweif hinterließ.

„Diese Sendung wird ihnen präsentiert von den Vector Mining and Research, ihrem Spezialisten für Ressourcenabbau und Schrottwiederverwertung.“ Erneut wurde der Bildschirm schwarz.
 

Ein dichter Sternenhimmel erschien nun, dazu eine melodische Frauenstimme. „Wollten Sie schon immer die Sterne bereisen?“

Der grüne Manasseh Nebel wurde eingeblendet. „das erste Mal einen Nebel erforschen?“

Als nächstes erschien eine bergige Landschaft von eng aneinander liegenden Felsen, deren Schluchten gleichzeitig tief in die Erde ragten. Dazwischen waren filigrane Gebäude errichtet die sich nur durch erstaunlich dünne Stützpfeiler hielten. „Oder exotische Orte besuchen?“

Darüber wurde nun das eine Sternenschnuppe eingeblendet. „Erleben Sie die Wunder der Galaxis mit Konya Spacelines, mit uns reisen Sie sicher durch die Galaxis.“
 

Eine Blende tauschte das Firmenlogo von Konya mit dem Abbild einer orbitalen Werft, in der ein längliches Schiff zusammengebaut wurde, das aus drei voneinander versetzten Würfeln zu bestehen schien.

„Erfahrung im Großen wie im Kleinen. Sei es der Cargo 2000 für den sicheren Transport von bis zu 50.000 Tonnen welches Handelsgutes auch immer oder der Private-Orbital-Speeder als zwei oder Viersitzer für die Familie. Kontaktieren sie uns! Die Korah Schiffswerften haben auch die Lösung ihres Problems im Programm. Wählen Sie aus unserem breit gefächerten Angebot und vertrauen Sie auf eine schnelle Lieferung innerhalb eines Monats.“ Suggestiv wurden einige 'glücklich' lächelnde Schauspieler eingeblendet, die als Firmenchefs oder Familien ausstaffiert waren.

„Korah Schiffswerften, unsere Erfahrung spricht für sich.“ Kurz vor Ende des Clips wurde noch kurz ein winziger Schriftzug eingeblendet: „Keine Lieferung in die Hiigaranische Republik und ins Kadeshi Protektorat.“
 

Und schon lächelte wieder Cyntia Tellan in die Kamera.

„Und da sind wir wieder, mit unserer Liveschaltung nach Raiders Retreat und der brennenden Frage: Welche Herausforderung stellt das freie Königreich Turan an die Champions der galaktischen Spiele! Admiral Hermos, wollen sie uns nicht endlich einweihen?“

„Noch nicht Cyntia, aber man hat mir gerade mitgeteilt das ein kleiner Hinweis in Form von exklusivem Videomaterial bereitgestellt werden kann. Es zeigt die Champions bei ihren Vorbereitungen.“

„Das lassen wir uns natürlich nicht entgegen Admiral. Liebe Zuschauer, sie hören es selbst, wir kommen nun exklusiv in den Genuss von Aufnahmen der Champions bei ihren Vorbereitungen. Wir sind gespannt.“
 

Der Videoclip begann mit einer Hangaraufnahme eines länglichen Kampfjägers dessen Flügel mit einem roten Muster verziert war. Die Szene wechselte und als nächstes sah man eine dunkelrote Fliegermontur unterhalb des Hauptparts. Neben ihm stand eine Frau in blauem Overall die dem Kadeshi ein Pad reichte.

Ein Schnitt wechselte zum Vollbild des T-Mas und ging in den Wechsel eines Werkzeugs an Ryou aus dem Kiith der Nabaal über. Es folgte eine Absprache zwischen Ryou unter dem Jäger und Joey der auf dessen Flügelkonstrukt stand.

Final folgte eine Kamerafahrt an einen dritten, schnittigen Jäger, dessen Triebwerke den größten Teil seiner Masse ausmachte. Ein Wortwechsel zwischen Marik und Raphael, offensichtlich erklärte der Taiidan seinem eigentlichen Feind freundschaftlich eine Sachlage anhand eines Pads.

Die Szenen wurden dabei von einem ruhigen Musikstück begleitet der den Puls zur Ruhe kommen ließ, es suggerierte etwas versöhnliches. Insgesamt folgten noch einige Szenen der verschiedenen Fluggeräte, immer gepaart mit den Champions, bis das Musikstück endete und das Bild wieder Cyntia Tellan zeigte.
 

„Faszinierende Bilder Admiral, können Sie uns ein wenig kommentieren was wir dort gerade gesehen haben?“
 

„Aber sicher Cyntia. Die Abwehrjäger wurden von den Champions überprüft und gewartet. Erneut haben wir versucht die Neutralität sicherzustellen indem wir die Hilfsmittel die den Champions zur Verfügung stehen nicht selbst stellen. Stattdessen wurden 3 umgerüstete Jäger der Manasseh erstanden und gemäß der Teamfarben umgespritzt. Zumindest ein Ziel unserer Herausforderung wurde erreicht, die einzelnen Teams sind sichtlich zusammengewachsen und arbeiten zusammen. Das wird auch bitter nötig sein.“ Doch wofür verriet der Flottenadmiral noch nicht.
 

„Beim Anblick dieser Bilder ist es ja sehr wahrscheinlich das die Herausforderung sich im Luftraum von Raiders Retreat abspielen wird. Ehrlich gesagt kann ich mir bis auf einen Luftkampf, der keinesfalls ungefährlich ausgetragen werden kann, nichts vorstellen was das Königreich von den Champions verlangen könnte.“ Hermos grinste breit, seine Mundwinkel bewegten sich auffällig nach oben und er musste sogar kurz zu Boden blicken.
 

„Nein Cyntia, die Herausforderung wird sich nicht in der Atmosphäre von Raiders Retreat abspielen. Wir... einen Moment...“ jemand erschien am Rande des Bildes und flüsterte dem Admiral etwas zu.

„Ah, ich höre gerade das die Champions in genau diesem Augenblick starten. Wir versuchen gerade live umzu...“
 

Hermos verschwand, dafür zeigte sich ein gewaltiges Gebäude, bestehend aus Steinfelsen und reichlich verzierten Säulen, an denen optisch ansprechend einige Wasserfälle herunterfielen. Von drei Stellen, löste sich jeweils ein leuchtender Punkt, die sich nach einem Zoom als die soeben gezeigten Kampfjäger herausstellten. Sie beschleunigten, die Kamera verfolgte sie und zeigte wie sie über das Meer schossen.

Die Kamera wechselte, zeigte die Stadt aus der Ferne und sich nähernde Flugmaschinen. Ohne eine Formation einzuhalten, kamen sie immer näher, dann hob sich einzeln der Bug jedes Jägers und die Kamera verfolgte die Maschinen wie sie sich dazu anschickten die Atmosphäre des unbekannten Planeten zu verlassen.
 

„Sie sehen hier wie sechs der neun Champions Raiders Retreat für einen Testflug verlassen. Dieser ist Zeitlich mit etwa einer halben Stunde eingeplant. Die restlichen drei Champions befinden sich bereits an Bord des Flagschiffes des Königreiches und übernehmen die Rolle der Flugkontrolle. Sollten sämtliche Systeme einsatzbereit sein, können die Champions den Austragungsort anfliegen.“
 

„Wieder drücken Sie sich nur sehr Vage aus Admiral. Außerdem sind wir erstaunt, allgemein wurde angenommen das sich die Champions auf Raiders Retreat aufhalten. Doch wenn diese Aufnahmen live gemacht wurden, ist dies unmöglich.“

„Keineswegs Cyntia. Die Bilder werden live von Tartessos übertragen, das Kronjuwel des Königreichs wenn sie so wollen und der wahre Name von Raiders Retreat. Nach sehr langen Überlegungen kam unser Herrscher zu der Entscheidung das dieses Kronjuwel lange genug verborgen gehalten worden ist.“
 

„Ich bemerke schon das Königreich bemüht sich dieses Jahr sehr zu beeindrucken. Gibt es sonst noch Überraschungen die Sie uns mitteilen wollen?“ Hermos blickte gen Himmel, aber nur kurz, so das er kaum wirklich darüber nachgedacht haben konnte.
 

„Ja, sogar einige. Aber noch nicht. Wir wollen die Spannung so lange wie möglich aufrechterhalten.“
 

„Höchst bedauerlich Admiral, aber vielleicht erfahren wir ja mehr in etwas weniger als 12 Stunden, wenn die erste Herausforderung beginnt.“ Cyntia blicke ein letztes Mal in die Kamera, und wurde dann von derselben Animation ersetzte die die Sendung eingeleitet hatte.
 

„Diese Sendung wurde ihnen präsentiert von den Vector Mining and Research, ihrem Spezialisten für Ressourcenabbau und Schrottwiederverwertung.“
 

„Aus!“ erklang die Stimme des Imperators, worauf der gesamte Bildschirm schlicht verschwand und einen Thron in tiefster Finsternis zurückließ. Atemu verzahnte seine Finger ineinander als er sich zurücklehnte.

„Sind alle Vorbereitungen getroffen?“ fragte er in die Finsternis und sie antwortete:

„Ja Majestät. Es wird alles so geschehen wie ihr es befohlen habt.“ Ein lächeln umspielte die Lippen des Imperators, es faszinierte ihn immer wieder wie Naiv sein eigenes Volk sein konnte. Er war sich nämlich sehr sicher das nichts genau so geschehen würde.
 

++++ ++++
 

Eine kleine blaue Partikelwolke zeugte vom Volltreffer der EMP-Pulswaffe, während die gelbe Viper Mark 2 an der bereitgestellten Zielscheibe vorbei schoss. Marik zündete den Nachbrenner und zog die Spitze des Jägers nach oben, im Versuch unter vollem Schub eine schnelle Wende hinzubekommen. Es wurde eher eine langgezogene Kurve, worauf er frustriert versuchte zumindest durch eine Rolle ein weniger gutes Ziel abzugeben.
 

„Hat keinen Sinn, versuch nicht die Viper wie einen Twin-Blade zu fliegen. Die Viper ist ein Vielzweckkampfjäger, kein Raumüberlegenheitsjäger.“ Marik hasste Bakura in diesem Moment und wünschte sich Raphael als Copilot, doch der wusste gerademal wie man ein Zivilschiff flog. Nichtsdestotrotz würde er Bakura nun zu gerne an den Kopf knallen, er möge endlich seine vorlaute Klappe halten. Doch im Gegensatz zu Marik beherrschte Bakura seine Rolle im Cockpit bereits perfekt, was seine Besserwisserei allerdings kein bisschen erträglicher machte.
 

„Es würde deutlich besser funktionieren wenn dieser verdammte Steuerknüppel nicht so widerspenstig reagieren würde!“ Oder dieses Schiff anständige Manövriertriebwerke besäße, aber nein, der Konstrukteur war offensichtlich davon ausgegangen, das drei völlig überdimensionierte, schräg nach hinten gerichtete Voram Triebwerke vollkommen ausreichten um komplizierte Manöver zu fliegen. Wenn Marik den je erwischte rammte er dem Kerl ein Miniaturmodell dieser verfluchten Viper in seinen...
 

„Du musst anders denken, die Viper ist ein Piratenschiff“, erklärte Bakura, was Mariks Puls erst recht zum rasen brachte. Seit über zwei Stunden versuchte er dieses Scheißteil als trainierter und erfahrener Pilot unter Kontrolle zu bekommen und hinter ihm saß ein verfluchter Piratenfürst, der alles besser wusste. Das schlimmste war daran, das Bakura es ihm nicht einmal genervt oder angespannt sagte, nein, stattdessen teilte er ihm sein Wissen mit heiterem, minimal spöttischen Unterton mit.

„Ein Piratenschiff? Sicher, seitdem du darin sitzt.“ Hoffentlich gab Bakura nun Ruhe. Marik wendete derweilen um einen weiteren Angriff auf die Zieldrohne zu fliegen. Mariks Hoffnung auf Ruhe war natürlich vergebens.
 

„Nein, ganz ehrlich. Gehen wir doch einmal analytisch vor. Wie schnell fliegt ein Twin-Blade? 250, 300 m/s?“

„325 m/s,“ korrigierte Marik sogleich, wobei er einmal außen vor ließ, das die Geschwindigkeit mit den Manövrierfähigkeiten nichts zu tun hatte.

„Die Viper fliegt laut Instrumente bis zu 500 m/s und wenn du den Nachbrenner startest, dann verdoppelt sich seine Geschwindigkeit. Deine Manöver können da gar nicht funktionieren. Dieser Jäger ist nicht dazu gemacht um in einen Nahkampf zu gehen. Du musst damit zuschlagen und dann wieder verschwinden.“ Okay, das reichte! Wo war der verdammte Schleudersitzknopf? Er konnte...
 

Zum Glück besaß Marik gute Reflexe, denn er wich gerade so dem Beschuss eines anderen Jägers aus und brach seinen Angriffsflug durch eine erneut weit gezogene Schleife ab. So konnte er noch gut erkennen, wie ein breiter, bläulicher Jäger angeberisch einen engen Looping flog um wieder abzudrehen. Diese Mistkerle!
 

„Das ist der Jäger von Fringe Safir, scheint die haben einen Abfangjäger bekommen und uns gleich mal gezeigt das sie damit umzugehen wissen. Übrigens, gute Reaktion.“Bakuras erstes Kompliment erfreute Marik nur sehr geringfügig.

„Dreckskerle!“ schimpfte er, sowohl aus Neid, als auch weil er vollkommen entnervt von der Viper war. Irgendwas an seiner Stimmte musste anders sein, denn schlagartig änderte sich auch Bakuras Tonfall.

„Willst du dich rächen?“

„Sicher!“ antwortete Marik ohne nachzudenken, worauf er das Gefühl verspürte, das Bakura hinter ihm breit zu grinsen begann.

„Hast du mal einen Aufklärer geflogen?“ Machte Bakura Witze?

„Fast ein ganzes Jahr. Ich habe während meines ersten Dienstjahres mehr Zeit in taiidanischen Grenzgebieten verbracht als im hiigaranischem Raum.“

„Je einen Angriff in dieser Zeit geflogen?“ Worauf wollte der Typ nur hinaus?

„Selten“, war daher Mariks vorsichtige Antwort. Als Aufklärer flog man üblicherweise keine Angriffe, deswegen hießen die Jäger ja auch Aufklärer.

„Gut, dann greif an!“

„Was?!“ Marik traute seinen Ohren nicht, abgesehen davon war dieser blaue MK 7 bereits elendig weit entfernt.
 

„Du hast mich schon verstanden, geh auf Kurs 24.5.73 und gebe vollen Schub, vorausgesetzt du meinst es ernst mit der Rache.“ 24.5.73? Marik überprüfte die Koordinaten und tatsächlich passten sie zum Flugvektor des anderen Teams. Einen Moment überlegte Marik, vielleicht war es keine sonderlich gute Idee einen Raumkampf zu starten. Andererseits, die anderen hatten angefangen.

Kurzentschlossen zog er den Steuerknüppel zu sich, wendete seine Viper und zündete den Nachbrenner um auf Geschwindigkeit zu kommen.
 

„Gute Entscheidung“, lobte Bakura ihn, wobei er irgendetwas in seine Instrumente eingab. „Wenn wir uns dem MK 7 auf ca. 40.000m angenähert haben senk die Schnauze und flieg einen seichten Bogen. Wir werden diesen Scherzkeksen eine kleine Lektion erteilen...“
 

++++ ++++
 

Dartz war sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der galaktischen Spiele. Zwar war nach der offiziellen Eröffnung nichts weiter geschehen, doch das war ohnehin der politisch und wirtschaftlich nebensächliche Part. Als Gastgeber zog Dartz aus der Herausforderung vor allem Prestige. Der eigentliche Vorteil bestand jedoch darin, dutzende bis hunderte Volksvertreter und Würdenträger innerhalb des eigenen Vorgartens zu wissen. Man konnte recht simpel politische Themen anzusprechen, sich anzunähern, sich absetzen und alte Differenzen beseitigen.
 

Gleichzeitig war es eine Wirtschaftsfrage, neben den zahlreichen Nationen besuchten Vertreter unzähliger Konzerne und anderer Wirtschaftsunternehmen die Spiele. Unterhändler von Dartz hatten bereits zahlreiche Gespräche geführt. Einige Vertreter hatte sogar Dartz selbst empfangen, darunter ein Vorstandsmitglied von Heinelein, Ziggurat und demnächst traf sich Dartz mit Vector Mining and Research. Letzteres war ein besonderes Erfolgserlebnis. Heinelein war DER Ansprechpartner für Biotechnologie in der Asyrianischen Union und Ziggurat eines der führenden Handelsunternehmen im Freern Aggregat.
 

Doch das Sahnestück war Vector. Heinelein und Ziggurat waren bedeutende Faktoren in der galaktischen Wirtschaft, doch Vector war ein Gigant. Das allein war jedoch nicht der Grund warum Dartz sich so auf dieses Treffen freute, es gab andere Unternehmen die wirtschaftlich ähnliches leisten konnten. Doch Vector hatte einen weiteren, sehr faszinierenden Aspekt. Es gehörte mehrheitlich den Somtaaw, einem der fünf mächtigsten Kiiths der hiigaranischen Republik. Die Somtaaw verfügten über erheblichen Einfluss im Diamaid und besaßen die besten Beziehungen von allen Kiiths zum Kadeshi Protektorat. Das war es Dartz wert höchstpersönlich seinen Palast zu verlassen und den Vertreter von Vector bei seinem Schiff abzuholen.
 

Die 'Dämmerung' war gekennzeichnet als Kreuzer der Taanach, einem der kleineren Mitglieder des Konzils und eigentlich nicht wirklich von Bedeutung, wenn nicht die Somtaaw ihre Nachbarn wären. Ausnahmsweise fühlte sich Dartz richtig nervös, wenn er korrekt informiert war, erwartete ihn niemand geringeres als der Generaldirektor von Vector.

Die Dämmerung selbst war nicht sehr beeindruckend, um ehrlich zu sein wirkte sie wie ein umgebautes Ressourcen Kontrollschiff und um der Wahrheit genüge zu tun, sie das auch. Ein hiigaranisches Ressourcen Kontrollschiff mit verstärkter Panzerung, hinzugefügten Waffeninstallationen und zusätzlichen Energieschilden. Dartz persönliches Shuttle dockte an der unteren Seite an, wo in früheren Zeiten der Ressourcen Kollektor seine Ladung löschte.
 

Die Tür öffnete sich und ein formell gekleideter Hiigaraner betrat das Shuttle. Die Schwingen der Somtaaw, sowie der gelbe Stern im Zentrum zierte seinen Brustbereich. Nun kam ein kritischer Punkt. Dartz wünschte weder den Generaldirektor zu verärgern, noch wollte er als König Turans kriecherisch wirken.
 

„Ihr müsst König Dartz sein, ich bin Taigor Somtaaw, Generaldirektor von Vector Mining and Research.“ Und einer der Kiith-Sa der Somtaaw, doch das sagte er nicht, er versuchte herauszufinden was Dartz wusste.
 

„Es ist mir eine Ehre sie kennenzulernen Generaldirektor. Dies ist ein großer Tag für das Königreich Turan.“

„Wir werden sehen Majestät, wir werden sehen.“ Taigor passierte Dartz ohne ihm formell die Hand zu reichen, aber er war an Bord gegangen, allein das betrachtete Dartz als Sieg. Sogleich schloss sich das Schott und sein Shuttle setzte sich vom Taanach Kreuzer ab. Taigor betrachtete den Abflug vom Fenster aus, phu, Dartz fühlte sich als sänge er am Rand einer Klippe und das während eines Sturmes. Wie gut das sein Volk sich Klippensinger nannte.
 

„Ich danke euch für euer kommen Generaldirektor, wie war euer Flug?“ Erst einmal herantasten, dank der vorherigen Königsfamilie waren die meisten Hiigaraner nicht sehr gut auf das Königreich Turan zu sprechen, entsprechend galt es behutsam vorzugehen.

„Angenehm, zumindest lauerten uns keinerlei Piraten auf. Ich würde es jedoch vorziehen das politische Vorgeplänkel zu überspringen. Ich bin vor allem wegen meiner Neugier gekommen und weil mein Gespür mir sagt das hier ein Geschäft auf Vector wartet.“ Das war ungewöhnlich offen.
 

„Das überrascht mich ein wenig Generaldirektor, immerhin seid ihr gleichzeitig ein Kiith-Sa im Diamaid, da dachte ich das ein wenig politisches Feingefühl angebracht ist.“ Taigor lachte daraufhin, aber nicht spöttisch, es klang eher amüsiert.

„Mein Kiith zieht es vor wenn ich mich im Diamaid nicht sehen lasse. Ich bin zu offen, sagte man mir. Doch wie ihr wollt, fassen wir es kurz. Ich bin nun erstaunt das ihr wisst das ich ein Kiith-Sa bin, ihr tut darauf etwas mysteriös und ich bewundere die Fähigkeit eures Geheimdienstes. Anschließend gebe ich euch mein Kompliment über die Gardeflotte die so schön in Formation bereit steht, wir sprechen ein wenig über den Schiffsbau, vielleicht bewundert ihr den Aufbau unserer Ressourcenkollektorflotten, dann kommen wir zum Planeten den wir hier statt des Planetoiden vorfinden. Dieses Thema würde mich sogar interessieren, aber ich glaube nicht Antworten auf meine Fragen zu dem Thema zu erhalten, was wiederum Einfluss auf das Geschäft nehmen könnte. Also frage ich schlichtweg nicht. Habe ich alles abgedeckt?“ Dartz war geradezu erschlagen von dieser Art, er verstand sofort warum sein Kiith nicht wünschte das er sich in der Politik engagierte. Analytischer Verstand konnte einem in der Politik zwar unglaublich behilflich sein, gepaart mit einem dermaßen zielbewusstem Wesen führte es jedoch direkt ins politische Abseits. Aber gut, das machte es für Dartz eigentlich nur einfacher.

„Vielleicht können wir eure Fragen ja auf einen Zeitpunkt nach den Geschäftsverhandlungen verschieben, eventuell überrasche ich euch auch.“
 

„Das tut ihr schon,“ bemerkte Taigor mit sachlicher Stimme. „Euer Shuttle fliegt nicht den Planeten an.“ Dartz erlaubte sich ein Lächeln.

„Ich würde euch gerne in meinen Palast einladen, doch bedauerlicherweise erfordert die Herausforderung Turans einen Ortswechsel. Ich gehe jedoch davon aus das unser Zielort ebenso interessant sein wird.“
 

„Gut, dann sprecht, welches Geschäft schlagt ihr Vector vor?“ Dartz war immer noch verwirrt von dieser Direktheit so das ihm der Gedanke kam das dies in Wirklichkeit eine Art Verhandlungstaktik sein konnte. Doch wenn sie es war, wusste er noch nicht wie er daraus einen Vorteil ziehen konnte. Kurz atmete er durch, holte in seinem Verstand die passenden Worte hervor und begann:

„Das Königreich Turan bietet Vector die Minenrechte in der großen Einöde an.“

„Uninteressant, die Einöde gehört nicht zum Hoheitsbereich des Königreichs Turan, entsprechend gibt es auch keine Minenrechte zu erwerben. Abgesehen davon ist eine Minenoperation in der Einöde viel zu gefährlich. Vor nicht einmal einem Jahr wurde eine Erkundungsflottille der Nabaal in eine Raumschlacht mit mehreren Kreuzern verwickelt, die Kosten die eine dafür vorbereitete Flotte verursachen würde wären exorbitant, so das sich der Spaß kaum lohnen würde. Mal ganz davon abgesehen das wir noch Verluste für Kollisionsunfälle einplanen müssen.“ Genau mit dieser Reaktion hatte Dartz gerechnet und war genau auf diesen Einwand vorbereitet.
 

„Die Kreuzer hielten die Flottille für eine Invasionsstreitmacht, immerhin führte diese einen schweren Avatar-Kreuzer mit sich. Im Falle einer Ressourcenkollektorflotte die obendrein angemeldet wäre, sähe es schon wieder anders aus. Hoheitsbereich oder nicht, die Randflotte des Königreiches kontrolliert einen Großteil der Einöde und könnte die Sicherheit der Ressourcenkollektorflotte garantieren.“ Dartz hatte damit einen wichtigen Punkt angesprochen, der beim Generaldirektor Interesse fand, wenn auch noch nicht genug.
 

„Selbst wenn, wären die Verluste durch Kollisionsunfällen zu gewaltig. Die Einöde ist bereits gefährlich genug wenn man sie durchquert, eine Abbauaktion erfordert jedoch einen längeren Aufenthalt. Nein, es gibt zu viele Unsicherheitsfaktoren. Und wenn ich es recht bedenke, wäre ein Ressourcenkontrollschiff von Vector bei weitem nicht ausreichend um eine dauerhafte Präsenz zu stellen. Ihr wisst vermutlich ganz genau, das die Somtaaw Vector hier mit einem ihrer Bergbaukommandoschiffe aushelfen müssten. Das Risiko eines dieser Schiffe beim Zusammenprall von zwei riesigen Planetoiden zu verlieren ist uns zu groß, nein.“
 

„Selbst dann nicht wenn wir dem Schiff Zugang zu unseren Leuchtfeuern gewähren?“ Taigor schaute so schnell zu ihm, das Dartz sofort wusste das er ihn hatte.

„Leuchtfeuer?“

„Wie sonst kann eine ganze Flotte des Königreiches in der Einöde agieren? Natürlich gäbe es lediglich einen Gebietsbeschränkten Zugriff, um Missbrauch vorzubeugen, doch es würde den Schiffen der Somtaaw erlauben in einem größeren Gebiet nahezu Gefahrlos zu navigieren.“ Der Generaldirektor rieb sich das Kinn, dann nickte er sich selbst zu.

„Unter diesen Umständen muss ich neu kalkulieren. Wir halten zunächst einmal fest das Vector an dem Angebot interessiert ist. Ob wir darauf eingehen hängt von den Details ab. Noch etwas?“ Und ob! Dartz hatte sich genau für diese Gelegenheit noch ein kleines Filet aufgehoben. Doch bevor er diese aufs Tablett bringen konnte, kam ihr Bestimmungsort in Sicht. Das königliche Shuttle hatte den Schlangenmond umrundet, so das die 'Orichalcos', die kleine Überraschung des Königreiches, in den Sichtbereich eintrat.
 

Taigor sah das gewaltige Schiff zuerst, was Dartz an seinen geweiteten Augen bemerkte. Er hielt es für angebracht wieder ein wenig anzugeben.

„Mit einem Schiff dieser Größe habt ihr nicht gerechnet nicht wahr? Das ist die 'Orichalcos', das erste turanische Schlachtschiff. Allein die Entwicklungszeit hat über 5 Jahre beansprucht und selbst während der Fertigung musste das Design mehrfach verändert und angepasst werden. Ein Musterbeispiel an turanischer Ingenieurskunst.“ Das in dem Schiff auch sehr viel Ingenieurskunst seines Volkes steckte ließ er einmal außen vor. Leider wurde der Moment nun geradezu ruiniert, da dicht neben dem Shuttle ein rot gestrichener Jäger vorbei schoss, dicht gefolgt von blauen Lichtblitzen und einem blauen Abfangjäger. Was zum... Dartz kam nicht einmal dazu in Gedanken zu fluchen, da schoss bereits die gelbe Viper heran und tauchte unter dem Königlichen Shuttle weg. Dartz brauchte nicht lange um festzustellen, das die drei Jäger sich in einem hübschen kleinen Feuergefecht miteinander befanden!
 

Hatten die Typen noch alle Noten um Lied? Den Champions war es verboten außerhalb der Herausforderung gegeneinander zu kämpfen! Und wieso waren die alle auf einem Haufen? Als Testgebiet war doch jedoch ein anderer Abschnitt zugewiesen worden!

Dartz musste sofort handeln und gab mit einem Signal seines Auges die Anordnung diesen Kampf zu beenden, woraufhin sich die sechs Geleitjäger aus der Formation lösten und den drei Streitparteien hinterher sausten.

Möge die erste Herausforderung beginnen

Das Gefecht der drei Kampfjäger war schnell beendet, sobald die Geleitjäger einige Warnschüsse abgaben. Sie steuerten sehr kooperativ die Hangarsektion der Orichalcos an. Dartz konnte sein Gespräch mit Taigor dennoch nicht beenden, aber zumindest war dieser bereit die Unterhaltung zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. Commander Mai kümmerte sich darum Taigor unverfänglich herum zu führen, er sollte sich wohl fühlen, aber nicht die kleinen Geheimnisse der Orichalcos heraus finden.
 

Dartz für seine Person gedachte die Champions zurechtzuweisen und geriet im Hangar prompt in eine kleine Auseinandersetzung. Zwar standen drei Progenitorwachen dabei, so das es bei einem verbalen Konflikt blieb, dennoch war die Atmosphäre extrem angespannt.

„Was heißt hier: Yugi habe geschossen, selbst wenn ist das sein gutes Recht, immerhin habt ihr zuerst geschossen!“ brüllte Amelda, worauf Marik anklagend auf Seto und Joey wies.

„Wir haben nicht auf euch gezielt, sondern auf diese beiden!“

„Macht es das etwa besser?“ schnappte Seto zurück.

„Sicher, vor allem da ihr angefangen habt!“ kam es von Bakura.

„Meine Instrumente zeigen trotzdem das ihr auf unseren Jäger gefeuert habt!“ mischte sich Mana in den Konflikt ein, worauf Ryou ihr seine Meinung entgegenhielt.

„Und meine Instrumente haben klar gezeigt das euer Team zuerst meines angegriffen hat!“

„Das ist eine glatte Lüge!“

Und so ging es weiter. Jeder beschuldigte jeden. Topas Sajuuk beschuldigte Fringe Safir das Feuergefecht begonnen zu haben, Fringe Safir widerum beschuldigte Red Vaygr genau dasselbe getan zu haben und Red Vaygr beschuldigte beide anderen Teams sie attackiert zu haben. Unterstützt wurden sie von widersprüchlichen Meldungen von Ryou und Mana.
 

„RUHE!!! Auseinander!“ mischte sich Dartz ein als es ihm schlicht reichte. Ohne Rücksicht auf sich selbst zu nehmen, drängte er sich ins Zentrum. Die Champions wichen zwar zurück, doch ihre Blicke sagten deutlich, das sie noch nicht fertig mit ihrer Diskussion warenn. Gut, dann musste Dartz eben noch eindringlicher werden.

„Mir ist es absolut egal wer angefangen hat! Keiner von euch hätte den Kampf beginnen sollen! Und sollte ich nochmal hören das ihr vor der Herausforderung aufeinander losgeht, dann werde ich persönlich dafür sorgen das die Onyx-Freibeuter mit scharfen Waffensystemen jagt auf euch machen. Ist das klar?!“ Natürlich bluffte Dartz, die ohnehin angeschlagene Reputation des Königreiches stand auf dem Spiel, aber er wünschte auch nicht das der große Progenitor den Eindruck bekam er könne die Regeln der Spiele nicht durchsetzen. Dartz suchte Blickkontakt mit jedem einzelnen und außer Bakura erwiderte niemand seinen Blick, nicht einmal Seto.
 

„Gut, nun geht zu euren Schiffen und checkt nochmal alles durch, anschließend könnt ihr euch ausruhen. In 8:30 Standardstunden geht es für euch los, dann könnt ihr meinetwegen euren Frust gegeneinander auslassen, im Rahmen der Spiele. Bis dahin will ich nichts von irgendwelchen Zwischenfällen hören!“
 

++++ ++++
 

Salgir von den Manaan lehnte sich nach einem ausgedehnten Gespräch mit Botschafterin Elza vom vereinten Königreich Udiah mit dem Wissen zurück, das die Manaan in ihrem Königreich willkommen waren und das Königin Lukretia sich freuen würde ihn zu ihrem vierten Gemahl zu machen.

Dies war sein viertes Gespräch und er fühlte sich sehr euphorisch so viele für ihn fremde Völker kennenzulernen. Wie fast jeder Manaan verspürte Salgir das Feuer des Neuen in seinem Herzen, entsprechend waren die Begegnungen mit fremden Völkern eine Art Erfüllung für ihn. Und als Kiith-Sa sorgte er dafür das seine Kiith-Brüder und Schwestern in denselben Genuss kamen. Mit etwas Glück fand sich ein weiteres Volk in dessen Gebiet sie einen geheiligten Zirkel des Tanzes einrichten konnten.
 

All diese Völker, Salgir wünschte sich die Möglichkeit von Schiff zu Schiff zu teleportieren. Sicher, er kannte schon viele der Völker. Die Asshur waren schon lange Alliierte der Manaan, was wohl auch an der heiteren Grundeinstellung dieses Volkes lag, die der der Manaan nicht unähnlich war.

Dann gab es noch die Frerrn, die sich leider viel zu ernst nahmen, aber immer noch kein Vergleich zu den Spießigen Edom darstellten. Beide Völker wollten nur schwer verstehen das Lachen und Fröhlichkeit ein Geschenk der Farin Sha darstellte und man alleine deswegen nicht zu viel Ernst in die eigene Existenz lassen sollte. Die Hanoch und die Havilah waren diesbezüglich vernünftiger, in ihren Raumhäfen hielten die Manaan gerne an um zu unterhalten und zu feiern.
 

Dennoch, der Norden der Galaxis wirkte inzwischen so klein, es brauchte neue Orte an die es die Manaan verschlagen konnte. Den T-Mas würde ein Besuch seines Kiiths bestimmt am besten bekommen, bei Ihnen wäre es wie mit den Freern. Sie würden knurren, aber im Nachhinein um eine erneute 'Heimsuchung' bitten. Leider waren die T-Mas viel zu aggressiv, das konnte man niemanden zumuten. Tja und die Bentusi... Zwar befand sich ihr Sternenhaufen auch im Norden, aber ob sie irgendeinen Planeten bewohnten wusste niemand.
 

„Kiith-Sa, wir empfangen ein Signal vom zweiten Mond des Planeten.“

„Was ist es?“

„Unsere Scanner überprüfen das gerade... das Objekt ist ca. 900m lang und abzüglich der Aufbauten 300m hoch. 12 schwere Geschütztürme, Energieminenwerfer, Offensivverteidigungsschild und eine unbekannte Hochenergiewaffe. Die Sensoren klassifizieren es sowohl als Trägerschiff als auch als Schlachtschiff. Kiith-Sa, dieses Teil...“

„Ist bewaffnet bis an die Zähne. Sogar noch mehr als unser Bustersword-Schlachtschiff.“

„Bestimmt ein Taiidanschiff. Seit dem Stapellauf unseres ersten Schlachtschiffes versuchen sie alles um gleichzuziehen.“ zischte Salgirs Kiith-Bruder, doch der Kiith-Sa war anderer Meinung. Die Taiidan hielten solch ein Schiff nicht geheim, außerdem waren Sie viel zu stolz auf ihre Qwaar-Jet Kreuzer, auch wenn sie vor allem großes Ziele für wendigere Kampfschiffe darstellten.
 

„Signal vom unbekannten Schiff an alle versammelten Schiffe. Sie identifizieren sich als 'Orichalcos', dem Flagschiff des Königreiches und übermitteln Hyperaumkoordinaten für die Herausforderung. Außerdem laden Sie alle Würdenträger dazu ein, die Spiele vom Observationsdeck des Schiffes aus zu verfolgen.“ Die Stimme des Kommunikationsoffiziers bebte geradezu als er diese Mitteilung wiedergab, er nahm das Auftauchen dieses Schiffes einfach zu ernst, bestimmt lag es an seiner Frau, einer geborenen Kaleel. Größe war nicht alles.
 

„Meldung zurück: Der Senator Huur S'jet und Kiith-Sa Salgir Manaan freuen sich an Bord kommen zu dürfen und nehmen die Einladung gerne an. Wir bitten darum abgeholt zu werden sobald der Austragungsort erreicht wurde.“ Einen kurzen Moment schien es sehr still auf der Brücke zu werden, wieso wunderten sich seine Leute nur? Sie mussten doch wissen, das ihr Kiith-Sa jede Gelegenheit nutzen würde um etwas Neues zu sehen, immerhin war er ein Manaan.
 

++++ ++++
 

Die Flotte der Onyx-Freibeuter bestand aus insgesamt vier Fregatten, wovon keine ein neues Modell darstellte. Die zwei turanische Begleitfregatten boten je acht Andockplätze für Raumjäger. Valon fand die alten Modelle ebenfalls besser, zwar waren sie weniger effektiv in ihrer Fähigkeit Jäger und Korvetten aufzunehmen, boten dafür aber schlicht mehr Platz für die Piloten. Auch an der Ionen-System Fregatte der Dolch Klasse konnte er nichts ungewöhnliches finden. Doch die vierte Fregatte vermochte er nicht einzuordnen. Auf den ersten Blick wirkte die Fregatte als ob man ihr beide Kollektorflügel ausgerissen und dafür mit vier Geschütztürmen ausgestattet hatte, wobei der oberste wie ein Raketenwerfer aussah. Farblich waren die vier Fregatten deutlich von seiner kleinen Flotte zu unterscheiden, an ihnen erkannte man warum man diese Freibeuter 'Onyx' nannte.
 

Eigentlich waren sie dem Konteradmiral egal, aber ihre Art passte ihm nicht. Allen voran dieser Bester, soweit er anhand des Trainings erkennen konnte war er ein ziemlich guter Pilot, aber diese Arroganz. Vollkommen unangebracht! Diese Treulosen benutzten ja noch nicht einmal Turanische Jägermodelle! hiigaranische Scouts, Taiidan Abfangjäger und Bomber der Cylon Schiffswerften. Valon widerte so etwas an.
 

Dabei waren die Freibeuter nichts worum er sich zu kümmern hatte. Seine Aufgabe bestand darin hunderte von Mikroschiffen im Eisring des Systems zu positionieren. Nicht das dies in irgendeiner Weise besser war, denn dafür setzte das Königreich doch glatt die uralten Puppenspieler-Fregatten der Hiigaraner ein. Valon hatte mal ein Blick in die Herkunftsliste eines dieser Fregatten geworfen. Die 'Stringplayer' war vor ca. 80 Jahren vom Kiith Kaleel in Dienst gestellt worden. Vor 70 Jahren wurde Sie ausgemustert, nachdem sich die Puppenspieler-Fregatten als sehr ineffektiv erwiesen hatten. Doch statt sie zu verschrotten, hatte der Kiith sie an die Tanaach verkauft. Valon hatte keine Ahnung was das für ein Volk war, aber lange hatten diese die 'Stringplayer' auch nicht behalten. Nur zwei Jahre später ging das Schiff an einen Schrotthändler, der es direkt einem damaligen Vigoth Piratenfürsten verkaufte. Vor 50 Jahren schließlich war das Schiff bei einem Gefecht im leeren Raum zwischen der Osyrischen Union und dem Vigoth Territorium beschädigt und verlassen worden.

Vor 20 Jahren schließlich hatte ein anderer Schrotthändler das Schiff wiederentdeckt, festgestellt das der Antrieb noch funktionierte und schließlich war das Teil im Fundus des Königreiches von Turan gelandet, zusammen mit fünf anderen Puppenspieler-Fregatten, die genauso vom neuen Anstrich und gutem Willen zusammengehalten wurden. Zugegeben, die Schiffe waren eine günstige Lösung wenn es darum ging die Herausforderung mit Kameras festzuhalten, aber Stil hatte es nicht.
 

Hoffentlich konnte er bald seine zweite Aufgabe antreten, nämlich durch Präsenz für Sicherheit sorgen... L-A-N-G-W-E-I-L-I-G! Aber er sollte sich besser nicht beschweren, als er um Urlaub gebeten hatte um den Spielen beizuwohnen (und sich ein wenig an Commander Mai ranzumachen), war er stattdessen für diese Aufgabe abgestellt worden, Urlaub war nicht drin.

Hach was war nur aus den alten Zeiten geworden? Sein Vater hatte noch ein Schiff nach dem anderen für das Königreich gekapert, ausgeraubt und das ein oder andere in die Luft gejagt. Das war das Leben eines wahren Piraten! Doch solch ein Leben lebten nur noch die Vigoth, das Königreich war diesbezüglich einfach nicht mehr dasselbe.
 

„Wir empfangen mehrere Quantenwellen Admiral!“ 'Admiral', das war ein weiteres Ergebnis der neuen Zeiten. Früher hieß es 'Kapitän' oder 'Kommandeur', heute hatten sie die ganze Hierarchie von Crewmen bis zum Oberbefehlshaber! Doch erneut sollte er sich nicht beschweren, denn als 'Konteradmiral' bekam man mehr Frauen ins Bett als ein einfacher Kapitän.

„Lass sehen!“

Auf dem Bildschirm der Rancor erschienen dutzende, ja hunderte Hyperraumsignaturen. So unzählig viele potentielle Opfer, eine Schande das er nicht mehr so denken durfte. Das schönste Schiff von allen war ohnehin die 'Orichalcos', die auch als erstes auftauchte. Es war ein wunderschönes Schiff, wenn ihr auch ein paar Kanten besser bekommen wären als all diese Abrundungen.
 

Einige der anderen Schiffe weckten ebenso sein Interesse. Natürlich waren die Qwaar-Jet Kreuzer der Taiidan beeindruckend, ihre Größe und ihre Stärke ließ Valon manchmal träumen von all dieser Macht und Feuerkraft. Ihn wunderte es nur das die Hiigaraner so mutig waren lediglich vier Schiffe zu entsenden. An sich auch nichts besonderes, wenn eines davon wenigstens einer dieser neuen Schlachtschiffe gewesen wäre, doch das Führungsschiff war nicht einmal ein schwerer Avatar-Kreuzer. Auf der anderen Seite... das Design sah zumindest sehr neu aus.
 

Doch viel mehr interessierte er sich für die Diplomatenschiffe der Bentusi und der T-Mas. Beides Schiffe die man nicht oft zu Gesicht bekam. Das T-Mas Kristallschiff war kaum als Raumschiff zu erkennen, es sah eher aus wie ein kristalliner Asteroid. Ein Eindruck der verstärkt wurde durch die Tatsache das er keinen sichtbaren Antriebsausstoß besaß, trotzdem bewegte es sich durch den Raum.

Dasselbe galt für die Bentusibarke. Die wirkte sogar ziemlich unspektakulär, im besten Falle bezeichnete man sie als etwas hübscheren Quader, Valon hatte ja eher gehofft ein Handelsschiff der Bentusi anzutreffen, aber man konnte wohl nicht alles haben. Deren Auftauchen hätte ohnehin nur den dominierenden Aspekt der Orichalcos gestört.
 

„Fregatten der Onyx Freibeuter fliegen in das Eisfeld Admiral. Außerdem ruft uns die Orichalcos, die Pakete sind unterwegs.“ Ah ja, es gab ja noch eine Nebentätigkeit neben dem 'wichtig aussehen'.

„Gut, die Freibeuter gehen in Position. Überprüft ob alle Drohnen bereit sind und weist den Paketen je eine Begleitfregatte zu. Sobald die Champions angedockt haben sollen Sie an die Basispunkte springen. Ladys, jetzt wird es spannend! Wenn auch nicht für uns.“
 

++++ ++++
 

„Kiith-Sa Salgir!“ begrüßte der turanische König den betagten Hiigaraner begeistert. Er hob die Arme, als wollte er den Hiigaraner umarmen und sich mit republikanischen Viren infizieren. Zum Glück kam es nicht so weit, kurz bevor er den Kiith-Sa erreichte, blieb er stehen, machte eine ausladende Bewegung mit den Händen und verneigte sich als wolle er eine Maid zum Tanz auffordern. Der Hiigaraner tat es ihm gleich, dann lachte er laut auf. Was für ein lächerlicher Auftritt!

Deutlich würdevoller als der König Turans trat Devilin auf den Hiigaraner zu, der ihn jedoch nicht beachtete.

„Ein Tanzgruß! Ich bin begeistert das er euch bekannt ist Majestät! Leider fehlt mir das richtige Accessoire um mit Turanischer Tradition gleichzuziehen.“

„Das nächste Mal vielleicht, allein eure Anwesenheit ehrt mich sehr Kiith-Sa. Senator Huur S'jet, seid willkommen!“

Der Senator trat weniger begeistert hinzu, was Ryuji auch angemessener fand. Dieses republikanische Pack bewegte sich hier immerhin in Feindterritorium! Wieso König Dartz sich so anbiedernd verhielt war ihm ohnehin ein Rätsel. Das Taiidan Imperium war der Alliierte des Königreichs, nicht diese kulturlosen Verbrecher.
 

„Ich grüße euch Majestät und danke im Namen der hiigaranischen Republik für die Einladung.“ Der Senator begegnete kurz Herzog Devilins Blick, fast augenblicklich schoben sich seine Hamsterbacken nach oben, um ein Lächeln zu formen. „Meinen Glückwunsch zu eurem neuen Flagschiff, Majestät. Ich muss zugeben das der Diamaid niemals damit gerechnet hätte das es das Königreich Turan sein wird, welches mit unserer Bustersword-Schiffsklasse gleichzieht.“

Devilin musste ein Knurren unterdrücken, denn das war eindeutig eine Stichelei in seine Richtung! Die Bustersword Schlachtschiffe der Hiigaraner waren die größte Demütigung des Taiidan Imperiums seit der Schlacht von Tarsus! Zuvor galt der Qwaar-Jet Kreuzer als unangefochtener Herrscher des Schlachtfeldes (auch wenn das die Hiigaraner nicht wahr haben wollten) und nun gab es diese verdammten Schlachtschiffe!

Und als sei das noch nicht genug der Demütigung, schüttete König Dartz mit diesem Schiff kräftig Salz in die Wunde. Bis zum Stapellauf des ersten Taiidan Schlachtschiffes der neuen Großimperator-Klasse vergingen noch mindestens zwei Jahre und da wagte es das Königreich Turan ein eigenes Schlachtschiff herauszubringen!
 

„Ich denke eure nächsten Gäste kommen bald an Majestät. Ihr solltet die geschätzten Vertreter der Hiigaraner zum Observationsdeck bringen lassen“, mischte sich nun Devilin ein um das Gespräch zu unterbinden, sonst passierte noch ein Unglück. Die Hiigaraner waren für Turan ohnehin unwichtig, entsprechend vergeudete Dartz seine Zeit mit diesem drittklassigen Kiith-Sa. Auch noch ein Manaan, von allen ohnehin wertlosen Clans der Hiigaraner waren sie die absolut Nutzlosesten. Diebe, Gaukler und Faulpelze, genau das waren sie! Sie kontrollierten nicht ein einziges System der Republik sondern reisten ohne Unterlass wie Nomaden umher. Und dann dieser S'jet, ein wertloser Abkömling eines Clans der als viel zu wichtig eingestuft wurde. Und das alles nur weil diese Wissenschaftlerin Karan S'jet es geschafft hatte sich mit der 'Stolz von Hiigara' zu verbinden und zu einer Pseudogöttin aufzusteigen. Dabei wusste jedes einigermaßen intelligente Lebewesen das es nur einen lebenden Gott gab, nämlich seine Glorienhaftigkeit, seine höchste Excellenz, den Herrscher des Taiidan Imperiums!
 

Zum Glück hörte man auf ihn, so das die Begrüßung der anderen Gäste weiter gehen konnte. Hier erschienen teilweise wahrhaft bedeutende Würdenträger! Allen voran natürlich Devilins Freunde aus dem Taiidan Imperium, aber auch Botschafter Karim von den Bentusi und Botschafter Siegfried von den T-Mas verdienten Beachtung. Allein das ein T-Mas sich hier zeigte war eine Ehre, die der Monarch des größten der freien Königreiche jedoch irgendwie nicht zu würdigen wusste. Zumindest nicht mehr als das Auftauchen der Hiigaraner.
 

Als nur noch bedeutungslosere Gäste erschienen, setzte sich Ryuji dezent vom König ab und schüttelte seufzend den Kopf. Was sollte er nur mit diesem Sturkopf machen? Seine Vorgänger waren da viel einfacher, zumindest stand es so in allen Berichten. Hatte das Imperium einen Wunsch, dann folgte das Königreich ohne zu zögern. Diese Konstellation funktionierte so schon seit Jahrhunderten, doch seitdem das Haus Paradiso den Zweikampf mit dem Haus Ordos für sich entscheiden konnte war nichts mehr wie es einst war.

Es konnte doch nicht sein, das das aktuelle Herrscherhaus es dem Imperium immer noch übel nahm, das es ihre Gegner unterstützt hatte, oder doch? Herzog Devilin war die Aufzeichnungen durchgegangen, seitdem das Haus Paradiso herrschte, waren die Kaperflüge des Königreiches ins hiigaranische Territorium auf einen Tiefststand gesunken. Da war es kein Wunder das diese verfluchte Republik aufrüsten konnte. Turan diente dem Imperium als kantiger Schleifstein, sein Sinn bestand darin die Hiigaraner zu zermürben und diese Aufgabe sollte es gefälligst auch ausführen. Doch wie konnte man das Königreich zur Vernunft bringen?
 

In seinen Gedanken vertieft durchquerte Devilin die mit türkisblauem Marmor ausgestatteten Korridore des Schiffes, vorbei an den goldenen, Symbolen an den Wänden. Überall fand sich der sechs zackige Stern wieder, umgeben von Zierrunen ohne jede Bedeutung. Devilin hatte es mit einem Übersetungspad getestet, die Runen ergaben überhaupt keinen Sinn.

Er erreichte den Aufzug, der in einer gläsernen Röhre gefüllt mit Wasser durch das Raumschiff sauste. Alles unnötiges Gewicht! Mal ganz davon abgesehen das es auf der 'Orichalcos' sowieso viel zu viel Wasser und anderes unnützes Zeug gab.

Es fing mit den Portalen zwischen den Abschnitten des Schiffes an. Sie glitten nicht einfach nur zur Seite, nein, sie klappten wie ein Fächer zu beiden Seiten weg, bis sie hinter den Kunstsäulen verschwanden, die seitlich angebracht waren. Dann waren da die Gänge selbst, es gab Wasserkanäle, wasserbedeckte Wände und hier und da Statuen von schwarzen Schlangen.
 

Als der Fahrstuhl im Observationsdeck angelangt war, betrat der junge Herzog eine Art riesigen Garten. Wo sich dieser Teil des Schiffes verbarg vermochte er nicht zu sagen, doch über ihnen wölbte sich eine eindrucksvolle Deckenkonstruktion aus schuppenförmigen Glasplatten, die einen direkten Blick ins All bot.

Unter diesem Sternenhimmel erstreckte sich eine angenehme Gartenlandschaft, mit kleinen Bächen, üppiger Vegetation und einigen Sitzgruppen, die nur allzu gerne von den Botschaftern und Diplomaten genutzt wurden. Devilin fand noch einen Platz bei seinen adeligen Freunden, die nicht gerade begeistert wirkten.
 

„Ah, Ryuji, hat dich seine Majestät auch abgefertigt?“ begrüßte ihn Lord Kiro, seines Zeichens der Wahrheitsbeauftragte in der Versammlung der Adelshäuser. Seine schneidende Stimme tat weh, denn eigentlich war er einer von Herzog Devilins besten Freunden.

„Nein, aber die restlichen Gäste sind alle viel zu unwichtig. Vermutlich dauert es auch nicht mehr lange bis seine Majestät ebenfalls hierher kommt.“

„Vielleicht lässt er sich dann ja dazu herab mit uns zu reden“, spottete Lord Kiro, mit tiefster Verachtung in der Stimme. „Seit drei Tagen sind wir schon hier und nicht einmal hat er uns an seine Tafel geladen! Eine Unverschämtheit!“ Ryuji stimmte dem vollkommen zu, Herzog Bhelen der Verwalter der Koloniewelt Iyoto, suchte unterdessen nach einem Grund für das seltsame Verhalten.
 

„Nun, vielleicht hat er erfahren das wir das neue Königreich Burgenda unterstützen und hat das in den falschen Hals bekommen. Mal abgesehen davon, das er unsere Einmischung in seinen Konflikt mit den Ordos auch nicht sehr prickelnd fand.“

„Ach, das war Politik. Das Haus Ordos hat dem Imperium Jahrhunderte treu gedient, da ist es selbstverständlich das wir ihm beistehen.“

„Dumm nur für uns, das trotzdem die andere Partei gewonnen hat. Ich wäre auch verschnupft wenn sich jemand in meinen Konflikt einmischen würde. Wahrscheinlich wartet er darauf das wir ihm entgegenkommen um unsere Fehleinschätzung auszubügeln“, warf Baron Jano ein. Kiro aber ließ sich davon nicht beirren.

„Und wie sollen wir ihm entgegenkommen wenn er nicht mit uns spricht?“

„Na ja, am Mittagstisch hat er mit uns gesprochen...“

„Der Mittagstisch ist jedoch nicht das richtige Ambiente, geschweige denn der richtige Zeitpunkt um über Politik zu sprechen. Jeder Taiidan weiß, das über Geschäfte und Politik erst beim Abendmahl gesprochen wird.“
 

Kollektiv seufzten alle vier Taiidan auf und ließen bei so viel Barbarei den Kopf für einen Augenblick hängen. Devilin lehnte sich anschließend stöhnend zurück und blickte in den Himmel, der mit unzähligen Raumschiffen gefüllt war. Nicht weit von der 'Orichalcos' entfernt befand sich auch die 'Tiano' Ryujis höchstpersönliches Trägerschiff. Wie schön sie doch war, wenn doch nur Dartz vernünftiger werden könnte. Aber noch gab er nicht auf.

„Warten wir einfach ab“, schlug Devilin vor. „Vielleicht regelt sich noch... Sagt mal ist das ein Sprungfenster?“

Nicht weit von der Orichalcos tauchte es auf, ein beiges Feld, welches sich über eine strahlend weiße Halbkugel stülpte, die sich wie ein Pilz verjüngte und in einem langen Zylinder endete.
 

„Was ist das?“ fragte einer von Devilins Freunden, womit er auch die Gedanken des jungen Fürsten aussprach. Es war ein Piratenfürst der Kassites der Sie erleuchtete. Devilin erinnerte sich nicht an den Namen, er war nur zweite oder dritte Garnitur, nichts besonderes also.

„Das ist ein Kadeshi Nadelschiff. Hätte nicht gedacht das die sich hierher trauen. Hässliche Teile nicht wahr?“

Herzog Bhelen wollte dem irgendetwas entgegnen, doch eine Durchsage unterbrach seine Worte.

„Verehrte Gäste, die Herausforderung Turans wird in genau 5 Minuten beginnen. Bitte wenden Sie ihre Aufmerksamkeit zur Decke um die letzten Vorbereitungen direkt vor dem Start mitzuerleben.“

Tatsächlich erschienen je drei große Felder an der Decke, die je eines der Teams an ihren Jägern zeigte. Devilin hatte es sich doch gedacht, die Glasdecke bestand in Wirklichkeit aus Monitoren!
 

++++ ++++
 

Als das Startsignal kam, fuhr Amelda die beiden Haupttriebwerke des roten 'Starfighter' hoch und aktivierte das Katapult der Startrampe. Der Starfighter war das älteste und größte Jägermodell in dieser Herausforderung. Mit seinen 20m Länge und über 15m Breite konnte man ihn fast zu den Korvette zählen. Nur zum Vergleich, der Kadeshi Schwärmer war schnuckelige 11m lang und 3,5m breit. Dies bedeutete allerdings nicht das er der schlechteste Jäger war, nur der schwierigste. Das begann bereits mit dem Start. Genau wie die Viper wurde der Starfighter von einem Katapult von 0 m/s auf 50 m/s beschleunigt und da innerhalb des Hangars noch so etwas wie Gravitation herrschte, presste der Schub Amelda und Yugi gemeinsam in ihre Sitze und zog an ihren Innereien bis ihnen fast übel wurde.
 

Kaum jedoch hatte der Starfighter den Hangar verlassen, ließ das ekelhafte Gefühl nach, Amelda ließ die Vaygr, so hatte sein Team den Jäger getauft, zunächst durch die Katapultwirkung treiben, es brachte seiner Ansicht nach nichts wie ein verrückter zu beschleunigen und in das Eisfeld zu fliegen. Abgesehen davon mussten Sie ohnehin erst aus dieser zusammengewürfelten Flotte heraus kommen.

„Rubin an Vaygr, sind alle Systeme einsatzbereit?“ fragte Mana via Funk. Mana befand sich an Bord einer Begleitfregatte, die zugleich die Flugkontrolle wie auch das Ziel darstellte. Alle Jäger starteten von der Orichalcos, doch nachdem sie das Pfand entdeckt und aufgenommen hatten, mussten sie eben jenes zunächst zu ihrer Basis bringen. Bis dahin waren sie sowohl für die anderen beiden Teams wie auch für die Eliminatoren Freiwild.
 

„Vaygr hier, alle Systeme einsatzbereit. Warte auf erste Koordinaten. Yugi, sind die Waffensysteme klar?“ Hinter Amelda wurde wild auf Tasten getippt, dann verkündete Yugi das die Waffen einsatzbereit waren. Nicht das Amelda beabsichtigte sie zu gebrauchen, zwar war Yugi beim Testflug ganz passabel damit umgegangen, aber man musste ja nicht unbedingt ein Risiko eingehen. Ganz nebenbei schob Amelda bereits die Triebwerkhebel nach vorne.
 

„Ich sende Koordinaten des ersten Echos. Ich empfehle jedoch nicht den direkten Kurs, die Eisbrocken sind zu dicht. Flieg zunächst die Koordinaten 24.1.40 an und Wechsel nach etwa 500km auf die Zielkoordinaten.“

„Verstanden Rubin. Wünsch uns Glück.“ Ein Hebel wurde umgelegt und die aufgebaute Schubkraft auf einen Schlag freigelassen. Kaum auf Geschwindigkeit gebracht legte Amelda die Schubhebel wieder zurück, er wollte schließlich keinen Treibstoff verschwenden.
 

Beim Verlassen des Flottenverbandes wurde Amelda jedoch vom Anblick einen unerwarteten Schiffes überrascht. Ein Nadelschiff!
 

++++ ++++
 

Marik flog einige hundert Meter von Ameldas Jäger entfernt und behielt sowohl den roten Jäger, wie auch den Blauen im Auge. Noch rasten sie alle auf das Eisfeld zu, doch sobald sie es betreten hatten musste er auf alles gefasst sein. Es konnte direkt ein Kampf entbrennen, worauf Marik überhaupt nicht aus war. Inzwischen hatte er die Viper zwar gut im Griff, der Luftkampf war zumindest dafür gut gewesen, aber die Viper war für einen Nahkampf eben nicht gebaut. So ärgerlich es war, er folgte Bakuras Plan.

Raphael sollte die Koordinaten des Ziels durchzugeben, Bakura übernahm mit dem Kurzstreckensensoren anschließend die restliche Koordination. Sobald das Ziel feststand war der Rest einfach: So schnell wie möglich hinfliegen, Pfand aufnehmen und eventuellen Gefechten einfach davonfliegen.
 

Neidisch blickte Marik zum Jäger des Fringe Teams. Wieso hatten die einen MK 7 Abfangjäger bekommen? Einfaches Handling und verdammt gute Manövrierfähigkeiten sorgten für einen Erheblichen Vorteil des blauen Teams. Einzig die breite Form des Jägers konnte man als Nachteil anführen, aber sonst. Doch wenn Marik sich den Jäger von Team Vaygr genau ansah, dann verging es ihm beinahe sich zu beschweren. Das Modell war Marik nahezu unbekannt, doch es war selbst im Vergleich zum ausladenden MK 7 ganz gewaltig. Seine Linienführung geradezu Antik, vielleicht...

Moment, war das ein Nadelschiff am Rande der Flotte? Marik hatte diese Schiffe noch nie gesehen, aber er kannte die Beschreibung. Ein Nadelschiff war eines der gefürchtetsten Ausführungen der Mutterschiffklasse. Das einprägsamste Merkmal war dabei die sehr lange Heckpartie, in der ein langer Zylinder nach hinten geführt wurde. Wozu dieser Teil des Schiffes nutzte war Unbekannt. Die Hangarpartie befand sich jedenfalls im Pilzförmigen Bug und der Antrieb seitlich am unteren Ende des Pilzkopfes. Durch den Blickwinkel konnte Marik jedoch nur die hintere Spitze der Nadel erkennen, ansonsten dominierte der gewaltige Schirm des Schiffes, hinter dem segleich mehrere weiße Punkte ausschwärmten und einen weißen Schweif hinterließen.
 

„Was...“ begann Marik, als Bakura ihn bereits unterbrach.

„Das sind Kadeshi Schwärmer. Klein, extrem wendig und ausgestattet mit mehr Feuerkraft als so mancher Bomber.“

Marik war fasziniert, als Sobani hatte er bereits oft in Formationsflügen mitgewirkt, doch dabei flogen Raumjäger stets geradeaus. Diese Schwärmer jedoch schienen in Zyklen zu fliegen. Sie umkreisten einen imaginären Punkt und bewegten sich als Einheit vorwärts. Sie schlossen zu Ameldas roten Jäger auf und nahmen ihn in die Mitte. Es war ein hübsches Bild, dessen Bedeutung Marik jedoch noch nicht zu erfassen vermochte. Zwanzig dieser Schwärmer schwirrten aufgeteilt in 4 Gruppen um das antige Stück. Zwei umkreisten ihn im Uhrzeigersinn, die anderen Beiden bewegten sich genau entgegengesetzt davon, so das es einem schieren Wunder glich das sie nicht miteinander kollidierten. Marik konnte erkennen, das Amelda kurz vor erreichen des Eisfeldes mit den Tragflächen seines Jägers wackelte, bevor er eine finale Schraubbewegung flog und alle Schwärmer sich in einer fließenden Bewegung absetzten.
 

„Bakura weißt du ob...“ Eine Erschütterung traf die Viper und Marik bereute sofort seine fehlende Konzentration. Er drückte augenblicklich den Steuerknüppel nach unten und aktivierte kurz den Nachbrenner um im dichten Gewirr aus Eisbrocken zu verschwinden. Scheiße!

Hinterhalt im Eisfeld

Zufrieden scheuchte Seto die gelbe Viper vor sich ins Eisfeld. Selbstverständlich hatte Seto seine Taktik bereits im voraus festgelegt. Direkt nach dem kleinen Luftgefecht hatte er die Eckdaten der anderen Jäger in sein Taktikprogramm eingegeben und den Verlauf des Kampfes vorherberechnet. Die Viper wurde als die größte Gefahr eingestuft, da sie sowohl dem MK 7 als auch dem Starfighter davonfliegen konnte. Das Programm empfahl entsprechend eine sofortige Eliminierung dieser Konkurrenz. Ebenso behielt es recht mit der Vorhersage, das die Viper unter Kampfbedingungen im dichten Eisfeld keinen Nennenswerten Vorteil durch den stärkeren Antrieb besaß.
 

Zugegeben, dieser minderwertige Hiigaraner wehrte sich nach besten Kräften, aber der Einzige Grund weshalb er noch nicht bewegungslos im Eis schwebte, bestand in der Unfähigkeit von Setos Copiloten zu treffen. Es war schon eine Bürde so perfekt zu sein wie er und dann dazu gezwungen sein mit einem minderwertigen Lebewesen zusammenzuarbeiten. Doch bedauerlicherweise benötigte man zwei Personen für diesen Schrotthaufen. Einen zum Fliegen und einen zum Schießen. Seto hätte natürlich gerne beide Rollen eingenommen, sich dann aber für die Pilotenrolle entschieden. Er wollte schließlich nicht von diesem temperamentvollen Vollidioten in einen der Eisbrocken geflogen werden.
 

Blaue Blitze zuckten von den äußeren Flügeln des MK 7, prallten jedoch nahezu wirkungslos auf kleinere Eispartikel, zwischen denen die Viper verzweifelt versuchte sie loszuwerden. Prinzipiell machte der andere Pilot alles richtig, er wusste das er nicht davonfliegen konnte, also probierte er seinen Verfolger abzuschütteln ohne ein gutes Ziel abzugeben. Wie ein Pendel schwang er hin und her, während er gleichzeitig so nah wie möglich an die großen und kleinen Eisbrocken heran flog. Aber so wurde er Seto nicht los!
 

Seto war zwar kein Pilot, aber wer brauchte schon eine Pilotenausbildung wenn man ein entsprechendes Implantat besaß? Erneut musste er seine eigene Genialität loben, alle Eventualitäten bei der Auswahl seiner Implantate berücksichtigt zu haben. Seine Augenimplantate berechneten die Abstände zu den Eisbrocken, Instinktverstärker koordinierten seine Bewegungen und sein Taktikprogramm sorgte für die Entscheidung welches Manöver er einzusetzen hatte. Für Seto war es daher der reinste Spazierflug.
 

Team Sajuuk sauste durch kollidierende Eisbrocken, tauchte anschließend in einen Nebel um abzudrehen, und es nutzte doch nichts. Seto blieb eisern hinter der Viper. Obwohl der MK 7 ein ziemlicher Schrotthaufen war, steuerte er sich recht intuitiv, natürlich auf sehr primitive Art und weise.
 

Erneut schossen die Geschütze des MK 7, ausnahmsweise hatte Joey sogar mal gezielt. Dummerweise war dieser hiigaranische Pilot so wahnwitzig ausgerechnet jetzt scharf hochzuziehen. Seto folgte ihm sofort. Die Viper aktivierte ihren Nachbrenner und sauste dadurch direkt auf einen gewaltigen Eisbrocken zu. Ein Ausbruch in irgendeine andere Richtung war kaum möglich, da das Feld hier eine Dichte aufwies die jeden Versuch mit einem hübschen Aufprall bestrafte. Setos Taktikprogramm war sofort überfordert, kein Wunder, mit suizidalen Manövern konnte es auch gar nicht rechnen. Doch die Chance war Perfekt das Team Sajuuk fast vollständig auszulöschen, denn die Viper flog in eine Sackgasse. Seto beschleunigte ebenfalls, so viel dieses Teil eben hergab.

„Los schieß! Besser wird die Chance nicht mehr!“ rief er seinem Nichtsnutzigen Copiloten zu, der dann sogar einen versuch wagte selbst zu denken.

„Aber wenn ich Sie treffe knallen Sie gegen die Eisfläche!“ Als ob das irgendwie interessierte!

„Ihr Pech! Und nun schieß du Feigling!“ Einen Moment zögerte der Hund noch, dann schossen endlich die blauen Lichtblitze auf die Viper zu. Der Pilot machte nicht einmal den Versuch auszuweichen. Es war ein Volltreffer! Das helle Licht der Antriebe verschwand augenblicklich. Das ging wirklich schnell, die EMP Pulswaffen mussten ganz schön hochwertig sein wenn gleich alle Systeme so ausfielen. Die Trägheitswirkung ließ die Viper jedoch nicht anhalten, ungebremst stürzte sie ihrem Ende entgegen. Seto nahm etwas Schub weg, er wollte ja nicht dasselbe Ende ereilen.
 

Die Viper trudelte ein wenig, drehte sich nach links und... eine strahlend weiße Flamme wurde aus den Triebwerken ausgestoßen. Ehe Seto auch nur irgendetwas tun konnte sauste der gelbe Jäger in das seitliche Eisfeld und verschwand durch eine geradezu winzige Öffnung auf nimmer wiedersehen.
 

++++ ++++
 

Kaum im Eisfeld setzte Amelda seine Triebwerke unter vollen Schub. Präventiv sah er zu aus dem Aktionsradius der anderen beiden Jäger zu kommen und tauchte zunächst in den dichteren Bereich der Eisfelder. Dabei hatte er es durch die Größe des Starfighters ungleich schwerer als die anderen Teams. Zum Glück waren nur Brocken die größer waren als ein halber Meter wirklich gefährlich, alles andere prallte schlicht von der mehrfach gefalteten Karbonstahllegierung ab.
 

„Was war das?“ fragte Yugi nach einer Weile. Amelda war nicht im geringsten überrascht von der Frage, Yugi war stets neugierig wenn etwas Unbekanntes geschah. Einen Moment musste Amelda dennoch überlegen ob er es verraten sollte, der übliche Verschwiegenheitswahn seines Kiiths eben. Dann erinnerte er sich an sein Versprechen ehrlich zu sein, na ja es war ohnehin nichts verwerfliches oder dergleichen.

„Das war ein Kadeshi Fliegergruß. Übersetzt haben sie mir gesagt: 'Wir fliegen mit dir.' Natürlich können sie das nicht machen, aber symbolisch bedeutet es, das sie in Gedanken bei mir sind und mir den Rücken frei halten.“ Amelda warf einen Blick auf den Streckenmesser, sie waren nun 120 km im Eisfeld.
 

„Und wieso haben sie das nicht via Funk mitgeteilt?“ fragte Yugi, was Amelda ein wohlwollendes Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Ich könnte dir jetzt sagen das es einfach nicht die Art von Piloten ist so etwas zu funken, aber um ganz Ehrlich zu sein ist diese Methode einfach cooler. Besonders wir Kampfjägerpiloten geben gerne an.“ Abgesehen davon wäre der direkte Kontakt mit schlimmen Konsequenzen verbunden gewesen. Von Disziplinarmaßnahmen bis hin zur Exkommunizierung wäre alles möglich gewesen. Diesen Teil behielt er allerdings für sich, Yugi musste nicht alles wissen. Erst recht nicht Dinge die er ohnehin nicht verstand. Der Rand des Eisfelds war inzwischen 260 km von ihnen entfernt.
 

„Das war deine Schwadron nicht wahr? Und das Nadelschiff war auch deines richtig?“ Amelda nickte.

„Ja, das war die 'Alesias Traum'. War nicht sehr schwer zu erraten oder?“ Amelda musste nicht hinter sich schauen um zu sehen das Yugi ihn anlächelte, seine Stimme zeigte dies zu deutlich.

„Nein, aber das muss toll sein solche Freunde zu haben.“ Erneut nickte Amelda, übrigens machte er die Nickbewegung seitlich, damit Yugi es auch als solche erkennen konnte. Für einen kleinen Augenblick aber verspürte Amelda eine tiefe Sehnsucht danach wieder mit seiner Schwadron zu fliegen, mit ihnen zu sprechen und... aber für solche Gedanken war nun keine Zeit.
 

„Sie dürfen nicht mit dir sprechen stimmt's?“ Amelda war so geschockt von dieser Feststellung Yugis, das er beinahe in einen zehn Meter großen Eisbrocken flog. Zum Glück schaffte er es rechtzeitig die Tragflächen des Starfighters in die Vertikale zu bringen und abzudrehen.

„T'schuldige! Ich dachte nicht das dich das so trifft!“ schob Yugi schnell mit reuiger Stimmlage hinterher, weshalb Amelda ihm eigentlich auch gar nicht böse sein konnte. Doch für einen Moment war er wirklich dazu gestimmt Yugi anzufahren. Sein Verstand hatte sich sogar einen Text dafür ausgedacht. Amelda atmete mehrmals tief ein und aus bevor er seiner Selbstbeherrschung wieder vertraute. Yugi musste sein Schweigen wohl falsch deuten, denn seine Stimme zitterte als er fragte:

„Bist du jetzt sehr wütend?“ Dabei war Amelda nicht Wütend, zumindest nicht auf Yugi.

„Nein, ich war nur... verwundert. Wie kamst du darauf?“ Noch knapp 110 km bis zum Zwischenziel.
 

„Es war einfach so ein Gefühl. Ich... Pass auf!“ Amelda hatte es bereits gesehen. Hinter einem Eisbrocken tauchte ein schwarzer Arrow- Aufklärer auf und eröffnete sofort das Feuer. Ein engmaschiges Gewirr aus kleinen, gelben Lichtpunkten schoss auf sie zu. Amelda drückte sofort den Stererhebel bis zum Anschlag nach Unten, leider sorgte das Trägheitsmoment dafür, das die ersten Geschosse trotzdem direkt neben der Kanzel einschlugen. Moment, sie schlugen ein?
 

„Äh... sag mal hinterlassen EMP Pulswaffen eigentlich Beulen?“ Amelda warf sofort einen Blick über die Schulter, wo Yugi mit einer ausgestreckten Hand auf die Seitenpartie der Kanzel wies.

„Nein das tun sie nicht. Die schießen mit scharfer Munition!“ Fuck! Das war mal wieder sein Glück! Er erwischte natürlich den einzigen Eliminator, bei dem man vergessen hatte seine Waffen auszutauschen! Und die Sensoren zeigten dann auch noch das sich dieses kleine Mistding sich hinter ihn setzte.

Augenblicklich strömte Adrenalin durch Ameldas Adern und sein Verstand wurde klar wie ein Kristall. Er wusste das es kein Entkommen gab, der Arrow war viel zu wendig und zu schnell als das der Starfighter ihn entkommen konnte. Abgesehen davon war der Starfighter viel zu groß um ihn effektiv im Eisfeld verstecken zu können, der Kampf war also unvermeidbar wenn sie nicht als löchriges Milchprodukt eben wollten.
 

„Yugi, es wird ernst! Sobald du die Chance dazu hast schieß, sonst sind wir geliefert. Der Kerl hat nicht bemerkt das er scharf schießt.“ Ganz klar daran zu erkennen das gelbe Lichtpunkte an ihnen vorbeiflogen und sich in die umherfliegenden Eisbrocken bohrten.

Taktisch würde Amelda normalerweise in schwenkenden Bahnen fliegen, um ein schwereres Ziel darzustellen. Dummerweise besaß der Starfighter viel zu viel Masse, verfluchtes Trägheitsmoment. Zum Glück gab es nicht nur eine Methode um ein schwer zu treffendes Ziel darzustellen. Während Amelda die Schubhebel nach vorne drückte, bemühte er sich, den Verfolger weniger hinter sich, als viel mehr neben sich zu haben, wodurch dessen Geschosse ihn schwerer erwischen konnten. Instinktiv schoss man als Verfolger stets auf die leuchteten Triebwerke, doch sobald die Geschosse dort eintrafen war der Jäger eben nicht mehr da.
 

Im Nachhinein betrachtet war dies bei diesem Arrow sogar die bessere Taktik, da der Arrow den Starfighter unter Dauerbeschuss setzte. Amelda musste deswegen aufpassen nicht zurück in den Geschossschwall zu fliegen und so doch erwischt zu werden. Dieser Tanz auf des Messers Schneide nützte entsprechend erst einmal gar nichts, aber es verschaffte Amelda Zeit um auf Geschwindigkeit zu kommen. Eigentlich war beim Starfighter mit 250 m/s Schluss, wodurch er nur minimal schneller war als eine Korvette. In weiser Voraussicht aber, hatte er zusammen mit Mana die Sicherheitsschaltung der Triebwerke entfernt. Die sorgte eigentlich dafür, das die Triebwerke durch zu starke Beanspruchung nicht überhitzten. Doch wenn sie sich von diesem Aufklärer abschießen ließen, war das Letzte worum sie sich sorgen mussten ein geschmolzener Rückstrahlenaustritt.

Während der Starfighter auf bis zu 300 m/s beschleunigte, viel mehr wollte Amelda dann doch nicht riskieren, sah sich der Kadeshi nach einem geeigneten Ort für ein Wendemanöver um. Ein paar Kilometer entfernt entdeckte er etwa ein Dutzend gewaltige Eiskristalle, deren kristalline Struktur die Eiskristalle wie Miniatursterne aussehen ließ. Ihre Größe glich dem eines winzigen Planetoiden und ihre Struktur sorgte dafür das ihre Rotationsbewegungen nur schwer Vorhersehbar waren. Genau der Ort also an dem ein Verfolger in Überlegener Position nicht folgen würde.
 

Sobald Amelda die Geschwindigkeit erreicht hatte, schaltete er die Haupttriebwerke wieder herunter und leitete etwas mehr Energie auf die Manövriertriebwerke um, so schaffte er es den Aufklärer stets rechtzeitig auszuweichen bevor ein erneuter Geschossnebel den Starfighter treffen konnte. Nur noch ein paar Haken und...

Einige Erschütterungen am linken Flügel zeigten Amelda das der Gegner seine Taktik angepasst hatte und nun nicht mehr auf die Triebwerkslichter zielte. Der Schaden war zum Glück nicht groß, ein Hoch auf die Karbonpanzerung des Starfighters!

Amelda vollführte eine Schraube, die ihn in einem hübschen Bogen in Wurfreichweite an einen der riesigen Kristallauswüchse des nächsten Eisbrocken brachte.

„Ahhh!!!“ schrie Yugi, womit er auch Ameldas Emotionen ausdruck verlieh. Würde er die Kanzel wegsprengen, könnte er mit den Fingerspitzen das Eis berühren wenn er sich streckte. Wie zu erwarten wagte der Arrow es nicht ihm zu folgen, wieso auch? Für ihn war es jetzt gerade wie bei einer Schießbude, er musste nur Zielen. Was er nicht bedachte, war die Kristalline Struktur. Amelda gab einmal kurz Schub mit dem rechten Haupttriebwerk und sein Starfighter bewegte sich langsam in einer Spirale um einen der Kristallarme herum, dessen Spitze übrigens in absehbarer Zeit auf einen zweiten großen Brocken zuflog.
 

Neben ihnen bohrte sich das Feuer des Arrow gleich dutzendfach ins Eis und einige unschöne Geräusche vom Boden des Jägers zeigten Amelda einige Treffer, aber es waren nicht genug, ihr Gegner hatte seine Waffen auf maximale Streuung geschaltet um sich nicht so viel Mühe geben zu müssen beim Zielen. Welch ein Faulpelz!

Als der Starfighter dem Arrow seine Seite zeigte, drückte Amelda den rechten Schubhebel voll durch, dicht gefolgt vom linken, der die Flugbahn wieder stabilisierte. Mit 300 m/s umrundete der Starfighter den Kristallarm und trat dank dem früheren Schub des rechten Triebwerks aus einem Looping um den Arm wieder hervor.
 

Yugi reagierte sehr schnell, als er sah das der Arrow sich innerhalb des Feuerbereiches des Starfighters befand. Die EMP Pulswaffen des Starfighter leuchteten auf und deckten den überraschten Aufklärer mit einem Gewitter aus brauen Blitzen ein, die für einen Komplettausfall aller Systeme sorgten. Amelda steuerte den Starfighter dicht am Arrow vorbei, so das beide Cockpitkanzeln nebeneinander vorbei flogen. Befriedigt stellte er bei einem Blick nach oben fest, das der andere Pilot fluchend auf seine Instrumente trommelte. Amelda erlaubte es sich ihn spöttisch zu grüßen und verschwand so schnell wie möglich wieder im Eisfeld. Die Sensoren meldeten das der Aufklärer bewegungslos im Raum liegen blieb.
 

++++ ++++
 

Der Bildschirm zeigte wie das Siegreiche Team Vaygr im Eisfeld verschwand und verhaltener Applaus ertönte aus vielen Ecken des Observationsdecks. Salgir war besonders erfreut über den spannenden wie positiven Ausgang des Luftkampfes für das Team Vaygr. Allerdings schien sein Kollege Taigor vom Kiith Somtaaw nicht so positiv zu denken. Seine Mimik zeigte wieder einmal die Unfähigkeit vieler anderer Kiiths das Leben im Positiven zu sehen.
 

„Ihr zieht ein Gesicht wie eine Iosh Matriarchin der gerade ihr Lieblingsehemann davongelaufen ist. Dabei dachte ich die Somtaaw würden dem Kadeshi die Daumen drücken.“ Und wo es Salgir gerade auffiel, auch König Dartz, der ihnen Gesellschaft leistete, wirkte etwas angespannt.
 

„Das ist es nicht Salgir, die Geschosse dieses Aufklärers waren scharf.“

„Hieß es nicht die Eliminatoren seien ebenfalls mit EMP-Pulswaffen ausgestattet?“ mischte sich Huur ein, bereit hier und jetzt den Monarchen zusammenzustauchen. „Sollte Marik von den Soban von scharfer Munition getötet werden verlange...“ Salgir legte beschwichtigend eine Hand auf den Arm des Senators, damit er sich beruhigte.

„Huur, ihr seht doch das seine Majestät genauso besorgt darüber ist wie mein Lieber Somtaaw Kollege Taigor. Ich bin sicher dies war nur ein kleines Missverständnis nicht wahr?“
 

Dartz blickte einen Augenblick vollkommen verwirrt in Salgirs Augen, dann strafften sich seine Züge und er nickte ihm zustimmend zu. „In der Tat. Die Onyx-Freibeuter müssen im letzten Moment einen Jäger ausgetauscht haben. Anders kann ich es mir nicht erklären...“ Dartz winkte nebenbei einen Bediensteten an seine Seite um ihn etwas ins Ohr zu flüstern, anschließen setzten sie ihren kleinen Plausch fort, der vom Luftkampf unterbrochen worden war.
 

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Marik war froh diese Klette losgeworden zu sein. Seine kurze Unaufmerksamkeit hatte sein Team beinahe aus der ersten Herausforderung geschmissen. Nicht nur höchst ärgerlich, sondern auch peinlich, immerhin war er einer der beiden ausgebildeten Piloten. Aber wer auch immer vom Team Fringe diesen MK 7 geflogen hatte, war gut. Verdammt gut sogar! Marik tippte auf den Kassites, der zum Glück nicht über so viel Flugerfahrung verfügte wie Marik. Es machte sich bezahlt Aufklärermissionen in den Grenzgebieten zum Taiidan Imperium geflogen zu sein, insbesondere seine Flüge durch die Asteroidengürtel.
 

„Okay, wohin müssen wir jetzt fliegen?“

„Koordinaten 24.12.8.“ antwortete Bakura. Nach einer kurzen Überprüfung der aktuellen Koordinaten stellte sich natürlich heraus, das Marik genau in die falsche Richtung geflüchtet war. Noch besser: Er musste erst einmal einen Weg aus dem dichten Eisfeld finden bevor er die richtigen Koordinaten anfliegen konnte. Gar nicht so leicht, denn das Feld war an dieser Stelle so dicht, das der MK 7 der Viper durch seine breite kaum zu folgen vermochte. Nur war es der Viper aus ähnlichen Gründen nicht möglich zu wenden. Ärgerlicherweise musste Marik fast 1000 km in die falsche Richtung weiterfliegen bevor er wieder freikam. Die anderen beiden Teams hatten nun einen riesigen Vorsprung!
 

„Pfeil an Basis, Raphael, wir sind auf den Koordinaten... 74.14.50, auf welchen Vektor fliegen wir m besten das Ziel an?“ Vielleicht erkannte Raphael ja etwas von seinen Sensoren aus, Mariks Hoffnung bewahrheitete sich jedoch nicht. Raphael gab korrekt die schon bekannten Zielkoordinaten durch, doch das Marik mit der Viper den direkten Weg gar nicht fliegen konnte, das entging dem Riesen leider, weshalb Marik fast in einen engen Gürtel aus Eisbrocken krachte. Es war Bakura der ihm einen besseren Kurs durchgab, woher der diesen wusste war Marik zwar auch nicht ganz klar, aber er nahm es einfach hin.
 

Der Sobani zündete wieder einmal den Nachbrenner wenn auch nur für eine ausreichende Zeit um auf bis zu 600 m/s zu kommen, schneller wagte er jedoch nicht zu fliegen, immerhin musste er bereits bei 600 m/s stark darauf achten nicht in einen Eisbrocken zu fliegen. Am Ziel angekommen war das Pfand noch da, wenn auch bereits stark umkämpft.
 

Die anderen beiden Teams versuchten beide das schwebende Pfand für sich zu beanspruchen, hinderten sich jedoch Gegenseitig daran es aufzunehmen. Das Pfand bestand aus einem goldenen Zylinder, der in einer Art Käfig schwebte. Die Gitter sollten es vermutlich den Greifern erleichtert ihn zu packen. Um das Pfand herum, schien außerdem ein ganzes Areal von den Eisbrocken befreit worden zu sein. Marik beschloss daher, sich zunächst zurückzuhalten. Er flog die Viper neben einen der größeren Eisbrocken und mied die deckungsfreie Sphäre.
 

Der MK 7 von Team Fringe war der wendigere Jäger, daher schaffte er es auch stets einen halben Schritt voraus zu sein. Zumindest erschien es so auf den ersten Blick. Denn wann immer der blaue MK 7 Ameldas Jäger vertrieben zu haben schien, wendete dieser und setzte den MK 7 unter blaues Feuer. Hier merkte man, das der Pilot des Fringe Teams zwar fliegen konnte, aber scheinbar nicht nachdachte. Wie ein Schüler benutzte er stets dasselbe Manöver, da es funktionierte und setzte sich hinter seinen Gegner. Marik wusste aber das Amelda besser war, als das er sich auf solch ein Katz- und Maus Spiel einließ. Es steckte mehr dahinter...
 

„Der Kadeshi benutzt das Dancing-Ground-Manöver, richtig?“ fragte Bakura nach einer weile, was Marik einigermaßen überraschte.
 

„Du kennst es?“ Leider konnte Marik nicht sehen ob Bakura mit den Schultern zuckte, aber aus irgendeinem Grund war ihm so als wenn Bakura genau das tat.
 

„Sicher, es ist ein Manöver in das man nicht als Opfer verwickelt werden will. Erfunden wurde es von den Manaan und es hat den Zweck den Gegner an eine bestimmte Position zu locken oder ihn von dort wegzulocken. Ohne Verstärkung ist es nur sehr schwer aus diesem Manöver wieder raus zu kommen wenn man in ihm feststeckt, ich frage mich nur wohin der Kadeshi den anderen Locken will.“
 

Bakura war wirklich gut und seine Einschätzung entsprach auch Mariks Meinung. Ohne eine dritte Partei, die dem blauen Jäger zu Hilfe eilte, konnte dieser lediglich versuchen einen temporären strategischen Ruckzug anzutreten oder den Tanz so lange fortzusetzen bis der Gegenpart einen Fehler machte. Marik wusste nicht ob der Fringe Pilot so lange durchhalten konnte, aber durch dieses hin und her bekam er die Chance beide auszustechen.
 

„Bakura? Wie schnell bist du mit dem Greifer?“

„Schnell genug.“ Hmm... Bakuras selbstsichere Stimme gefiel ihm. Marik musste nur warten. Es funktionierte hervorragend, der MK 7 flog eine enge Kurve wie es nur ein Abfangjäger vermochte. Der Schütze war gut, das wusste auch Amelda wie es schien, denn er erlaubte es durch seinen fließenden Flugstil in keinster Weise das man sein schweres Fluggerät erfasst bekam. Während die beiden Streithähne sich nun miteinander beschäftigten, aktivierte Marik für einen kleinen Moment die Haupttriebwerke um Schwung zu bekommen, anschließend beschränkte er sich jedoch auf Manövriertriebwerke. Die geringere Hitzeentwicklung würde es schwieriger machen ihn zu bemerken, allerdings ließ er einen Finger am Nachbrenner, nur zur Sicherheit.
 

Gemächlich, ließ er sich so zum Pfand gleiten. Amelda und das elendige Fringe Team befand sich noch immer in ihrem kleinen Gefecht, sehr gut. Die Viper schwebte schließlich Nahezu Bewegungslos über dem Ziel und Bakura begann hinter ihm zu hantieren. Leider hatte Marik keinen Einfluss auf den Greifer, er sorgte jedoch mit den Triebwerken dafür das Bakura den kleinen Behälter so leicht wie möglich zu packen bekam.
 

„Hab es!“ verkündete Bakura schließlich, dann sah Marik ein blaues Licht und seine Viper schleuderte im nächsten Moment unkontrolliert durch den Raum.

„Bei den Abgründen der Sternenverschlinger...“ fluchte Marik, wobei er sich verzweifelt bemühte den Raumjäger wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er schaffte es zum Glück das Taumeln zu beenden, indem er zwei noch funktionierende Manövriertriebwerke aktivieren konnte, aber die Haupttriebwerke waren offline, wie so ziemlich alle anderen Systeme der Viper. Na super, er hatte sich schon immer gewünscht leichte Beute zu sein! Natürlich hatten die anderen beiden Jäger ihn auch noch bemerkt. Scheiße!
 

Frustriert schlug der Sobani auf seine Instrumententafel, nicht das dies etwas half.

„Marik!“

Er schaute gerade noch auf, da sah er wie sich direkt vor seiner Nase sich ein Hyperaumfenster öffnete und eine komplett schwarze turanische Begleitfregatte erschien. Übrigens auch noch eine mit kleinen Variogeschütztürmen, die sich natürlich besonders gut dafür eigneten wendige Raumschiffe aufs Korn zu nehmen. Nicht das er gerade sonderlich wendig war. Und als sei das nicht genug registrierte der Teil seiner Sensoren die nicht funktionierte das acht Raumjäger sich von der Fregatte abkoppelten. Was sollte das denn für eine Herausforderung sein?

Erwachen im Eisfeld

Beschleunigter Herzschlag, geöffnete Schweißporen, ein Bedürfnis der Beine Augenblicklich die Flucht zu ergreifen... Ja, man konnte definitiv davon sprechen, das Dartz eine dezente Panik erfasste. Die EMP Explosion hätte er ja noch irgendwie als Spannungsaufbau erklären können, aber die Begleitfregatte wurde schon sehr schwer. Doch der Gipfel der Geschehnisse, an dem sämtliche Alarmhörner in seinem Kopf erklangen, war der Moment da nicht nur die Fregatte seine acht Jäger startete, sondern auch selbst das Feuer eröffnete.
 

Nahezu geschockt schauten sämtliche Gäste zu, wie sich acht gemischte, schwarz lackierte Raumjäger auf die Champions stürzten und mit gelben und grünlichen Geschossen auf Sie feuerten. Problem war nur: EMP-Pulswaffen leuchteten allesamt blau! Mit anderen Worten, Dartz sorgsam aufgebaute PR-Kampagne brach gerade krachend in sich zusammen!

Er konnte geradezu spüren wie sich nach und nach die Köpfe der Würdenträger zu ihm umdrehten, zum Glück sorgte der Schock dafür, das man ihn nicht sofort in Diskussionen vertiefte, daher blieb genügend Zeit die Strategische Flucht nach vorne anzutreten! Mit dem Blick gen Himmel, trat Dartz ins freie und bemühte sich seine wütende Stimme zu unterstreichen.
 

„Kanal öffnen zur Rancor! Prioritätskanal zu Konteradmiral Valon.“ Auf einem großen Bildschirm erschien kurz darauf der junge Konteradmiral, was glücklicherweise die drei Videoübertragungen die den Kampf der Champions zeigte überlagerte, so gab es weniger worüber man sich aufregen konnte.

„Majästät...“ begann Valon einen förmlichen Gruß, Dartz aber fiel ihm sofort ins Wort.

„Konteradmiral Valon, die Onyx Freibeuter gelten ab sofort als Feinde des freien Königreichs Turan! Ich verlange das sämtliche zur Verfügung stehende Mittel eingesetzt werden um die Champions so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich gebracht werden!“ Einen Augenblick wirkte der Konteradmiral verwirrt, vielleicht wollte er auch etwas einwerfen, doch dann straffte er sich und vollführte einen turanischen Salut.

„Wie ihr befehlt eure Majestät!“ Die Verbindung wurde beendet und Dartz wandte sich an die Würdenträger.

„Ich versichere Ihnen allen das weder das Königreich, noch irgendeiner meiner Männer für diese Sabotage verantwortlich ist. Ich bitte Sie daher alle ruhig zu bleiben. Konteradmiral Valon genießt mein vollstes Vertrauen und wird unverzüglich für Sicherheit sorgen.“ Trotz seiner Worte waren seine Gäste alles andere als begeistert... Moment. Dartz Blick blieb nur zufällig am Botschafter der T-Mas hängen, der lächelnd in den Himmel blickte, wo die Champions um ihre Leben kämpften.
 

++++ ++++
 

Kaum verschwand das Bild des Königs von Valons Monitor, sprang er begeistert von seinem Platz auf.

„Okay, ihr habt es gehört. Alle Piloten zu den Kampfjägern und Korvetten, ich will alles was fliegen kann so schnell wie möglich im All sehen! Navigation, peilt die Koordinaten des Hohlraums an, wenn möglich sollen so viele Angriffsfregatten wie möglich dorthin springen und Soforthilfe leisten!

„Interkom: Benachrichtige sofort die Basispunkte der Champions, sie sollen eine Sicherheitszone einrichten und schick den Champions die Basiskoordinaten. Außerdem beordere ich pro Basispunkt zwei Assasinen dorthin. Alle übrigen Kampfschiffe machen sich Kampfbereit! Nur für alle Fälle!“ Endlich gab es etwas Action!
 

Doch viel zu schnell folgten die ersten ernüchterten Nachrichten.

„Admiral, Zielkoordinaten können nicht angesprungen werden. Die Onyx Fregatte hat eine Art Nullfeld errichtet, so das die Angriffsfregatten mitten ins Eisfeld umgeleitet werden, dort nützen Sie nicht viel.“

„Admiral, schauen Sie sich das an. Unsere Videoübertragung zeigt das sich mehrere Waffenplattformen von die zuvor als Felsen getarnt waren enttarnen. Die Zielkoordinaten sind damit strategisch abgeriegelt.“

„Basisstationen haben sämtliche Jäger und Korvetten gestartet und Sichern ihren Aktionsradius. Unsere Banditen und Räuber sind Startbereit!“ Wenigstens eine gute Nachricht.
 

„Sofort starten! Alle Schiffe sollen zusammenbleiben und als Kampfverband die Zielkoordinaten ansteuern. Es nützt nichts wenn jeder für sich fliegt und dann von diesen Plattformen abgeballert wird bevor er helfen kann.“

Natürlich brauchte es erneut ein wenig Zeit, speziell da alle Lord-Trägerschiffe ihren Startbereich am Heck besaßen, aber dann konnte er aus den Brückenfenstern deutlich sämtliche Jäger seines Schiffes sehen. Insgesamt steuerten fast 100 Jäger das Eisfeld an um den Champions der Spiele zu Hilfe zu eilen.
 

Sie hatten das Eisfeld noch lange nicht erreicht, da erschienen zwei Hyperaumsprungfenster. Die zwei Diebes-Fregatten der Onyx-Freibeuter bauten sich zwischen den Jägern und dem Feld auf. Diese Onyx-Freibeuter waren wahrhaftig Suizidal veranlagt wenn sie dachten das zwei Fregatten sämtliche Jäger eines Lord- Trägerschiffes aufhalten konnten.
 

„Wir werden gerufen Admiral.“

„Durchstellen.“ Mal hören was diese Verräter zu sagen hatten. Allerdings erschien kein Bild, lediglich das Wappen der Onyx-Freibeuter (Ein weiß gesprenkelter Onyx unter dem sich zwei Äxte kreuzten) war zu erkennen.

„Wir haben keinen Streit mit dem Königreich Turan, daher eine freundliche Warnung. Haltet euch raus. Die Sache ist zu groß für euch. Wir werden jeden Einmischungsversuch mit tödlichen Mitteln begegnen.“ Valon konnte es kaum fassen, diese arroganten Arschlöcher!
 

„Dumm nur das unser König euch gerade eben für Freiwild erklärt hat. An alle Jäger: Wenn die Fregatten nicht Platz machen räumt sie aus dem Weg! Navigation: Wie lange brauchen die Jäger für den...“ Valons Frage wurde durch eine weitere unschöne Botschaft unterbrochen.
 

„Weitere Waffenplattformen enttarnen sich Admiral. Außerdem starten kleine Objekte aus den Seitenflügeln der seltsamen Diebes-Fregatte!“

„Wir haben euch gewarnt.“ verkündeten die Onyx-Freibeuter, dann beendeten sie die Verbindung. Auf dem Sensor näherten sich einige Jäger gerade den ersten kleinen Objekten, dann erschien ein Lichtblitz und mehrere Jäger waren verschwunden, zusammen mit dem kleinen Objekt.
 

„Fusionsminen Admiral! Die erste Explosion hat 4 unserer Jäger zerstört.“ Scheiße!

„Jäger sofort zurückziehen und in Warteschleife gehen! Wir brauchen Sie um die Champions zu sichern. Rancor an alle Schiffe: Bereitmachen zum Angriff! Bahnt den Jägern einen Weg! Geschütztürme zielen auf die Minen. Ionen-Kanonen auf die Fregatten und die Plattformen. Feuer frei nach eigenem ermessen!“

Es war stets ein beeindruckendes Erlebnis zu sehen wenn sich Valons kleine Flotte koordiniert gegen einen Feind schob, doch diesesmal fürchtete Valon ernsthaft um den Sieg. Die kommende Schlacht war zwar gewonnen noch bevor sie begonnen hatte, allein die zahlenmäßige Überlegenheit würde dafür sorgen. Aber in diesem Gefecht ging es nicht um den Sieg der Schlacht, sondern um die Frage ob er es rechtzeitig zu den Champions schaffte, bevor diese dabei drauf gingen.
 

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Es war ein Bild wie aus einer Historiensimulation. Zwei Fregatten, nahmen es mit einer ganzen Flotte auf. In der Tat, es war eine ähnliche Grundkonstellation wie der Kampf des glorreichen Kiith Tambur. Ein Hiigaranischer Clan, der heldenmutig vor etwa 150 Jahren mit einer Hand voll Fregatten und schnell errichteten Waffenplattformen seine Kolonie gegen eine gewaltigen Taiidan Armada verteidigt hatte.

Ein vergeblicher Kampf, ein Sieg war selbst unter den Besten Bedingungen unmöglich gewesen, doch sie hatten die Taiidan ihren Sieg so bitter bezahlen lassen wie es nur möglich war. Von Suizidalen Kampfjägern, die mit Bomben bewaffnet in die Gegnerischen Fregatten hineinflogen, über verminte Raumkorridore, bis hin zum schlichten Feuergefecht, hatten sie alles getan um die Taiidanischen Invasoren die Lust am Kämpfen zu nehmen.

Zum Schluss allerdings hatten die Taiidan den Kiith gänzlich ausgelöscht. Wer nicht vom orbitalen Bombardement gestorben war, den hatten die Bodentruppen der Taiidan bestialisch hingerichtet. Interessanterweise waren die Tambur zuvor niemals in der Republik bemitleidet oder geachtet worden. Im Gegenteil, verbal hatten andere Kiiths die Tambur schon oft 'ausgelöscht'. Doch ihre Tapferkeit hatte sie zu Heiligen gemacht.
 

Um Ihr heroisches Opfer zu ehren und natürlich um die 'taiidanischen Dämonen' zu bestrafen, nahm die Hiigaranische Republik den Fedehandschuh des Imperiums auf. Der Beginn des bisher ersten und einzigen großen galaktischen Krieges. Ein Krieg, so schrecklich das jeder Schlichtungsversuch des damaligen Konzils von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war.

Der Hass hatte ohnehin schon seit Jahrzehnten unter der Oberfläche gekocht, da war weder die eine noch die andere Seite für Argumente zugänglich. Und Drohungen... Alcogaran, ein heute vergessener Staat, hatte zusammen mit den anderen Konzilmitgliedern eine Allianz geschlossen um die Streitenden auseinander zu bringen. Die Hiigaraner hatten die Alcogaranische Flotte schneller vernichtet als diese es je für möglich gehalten hatten. Doch Atemu schweifte weit von den jetzigen Geschehnissen ab. Es war schwer für ein Wesen seines Formats, sich auf ein einfaches Ereignis zu konzentrieren.
 

Er hatte sich lediglich an die Tambur erinnern wollen, doch auch dieser Vergleich war nicht korrekt. Denn abgesehen von den ähnlichen Kräfteverhältnissen kämpften die Onyx-Freibeuter aus profanen Motiven. Die Tambur waren heldenhaft in den Kampf gezogen um ihren Clan zu verteidigen, die Onyx dagegen kämpften für sehr viel Geld. Um genau zu sein 100.000.000 galaktische Standardcredits, genug um einen kleinen Planeten zu kaufen, davon 25% als Vorschuss.
 

Turaner waren wirklich clever, Atemu konnte direkt sehen wie der Vorschuss investiert worden war. In Waffenplattformen und Minen, wenn es auch weit mehr hätten sein können für dieses Geld. Vielleicht rechneten die Onyx damit das sie nicht den Restbetrag erhielten und hatten daher etwas zurückgelegt. Andererseits, wenn sie das Risiko eingingen sich das Königreich Turan zum Feind zu machen, dann mussten sie sich eigentlich sehr sicher sein. Vielleicht war genau dies die Schwäche des turanischen Volkes, ihre Profitgier. So clever sie auch waren, sobald sie mit genügend Geld gefüttert worden waren blendeten sie alle Risiken aus.
 

Atemu war nicht gerade Stolz sein Vorgehen, alleine wenn es herauskam (was niemals geschehen würde) wäre er dem höflichsten Spott der Galaxis ausgesetzt. Er, der große Imperator der Progenitor, Erschaffer und Zerstörer von ganzen Welten kaufte sich Söldner um eine kleine Marionette ziemlich unelegant aus der Welt zu schaffen. Wer auch immer hinter Yugis Erschaffung stand, musste sich mit ziemlich sicherer Wahrscheinlichkeit gerade köstlich amüsieren.
 

Mit einem wink seiner Hand wechselte das Bild, er wollte sehen wie sich die Champions der Spiele gegen diese kleine Überraschung behaupteten. Die Piloten waren gut, dennoch war Atemu sofort enttäuscht. Er hätte gedacht das sein kleiner Klon zumindest im Angesicht der Gefahr aktiver eingreifen würde. Eventuell überschätzte er die Macht die dem Kleinen gegeben wurde. Erwähnte er es bereits das er es verabscheute falsch zu liegen?

Andererseits, wenn Atemus unbekannter Widersacher auch nur ein wenig mit Verstand gegen ihn intrigiert hatte, dann konnte Yugi weit mehr als den passablen Schützen spielen. Atemu hoffte doch sehr, das die 25.000.000 Credits Vorschuss zumindest für eine gute Show sorgen würden.
 

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Im letzten Moment flog Amelda eine seitliche Rolle und brachte seinen Starfighter aus dem Schussfeld der Gegner. Die grünlichen Geschosse flogen weit an ihm vorbei, wenn auch näher als beim letzten Mal. Diese Herausforderung hatte sich inzwischen als wahrer Albtraum herausgestellt. Das Dancing-Ground-Manöver mit Team Fringe war ja noch einigermaßen amüsant gewesen, aber acht Kampfjäger die mit Plasmawerfern und anderen scharfen Energiewaffen auf Sie ballerten und dabei von einer Begleitfregatte mit Variokanonengeschützen unterstützt wurden, gehörte in einen Albtraum und nicht in die Realität.

Zumindest nicht wenn man einen verfluchten Bomber flog der obendrein nur mit EMP-Pulswaffen bewaffnet war! An einen Raumkampf war kaum zu denken, zu Deckung gab es nicht, es blieb also nur die Flucht, dafür hatte man Ihnen augenblicklich die Koordinaten der drei Basispunkte mitgeteilt. Tja... zumindest in der Theorie! Dummerweise hinderten dutzende Waffenplattformen an die Ränder des Eisgürtels sie an jedem Fluchtversuch. Beziehungsweise, eine Flucht würde darin enden, das man wahlweise von Hochenergielaserstrahlen zerlegt, Flakfeuer der Variokanonen zerschossen oder von des Pulswaffen gegrillt wurde!
 

„Rubin an Vaygr, wie haltet ihr euch?“ Ah, Mana, Amelda musste sie einen Moment warten lassen, da er beide Hände dafür brauchte während eines Spins der Tragflächen, abzutauchen, um dem Kreuzfeuer zweier schwarz gestrichener Triikor Abfangjägern zu entgehen.

„Hier Vaygr, es ist ziemlich einseitig! Können wir Zeitnah mit Verstärkung rechnen oder gehört das doch noch zur Herausforderung?“ Wenn ja, dann schwor Amelda bei der Existenz der Farin Sha, das er König Dartz höchstpersönlich mit der 'Legende der Klippensinger' bis in die tiefsten Abgründen des Höllennebels von Gehenna prügeln würde!
 

„Nein, soeben sind zwei Fregatten an unsere Position gesprungen und es wurde eine Sicherheitszone eingerichtet. Soweit ich das feststellen konnte versucht die turanische Flotte gerade einen Sperrgürtel der Onyx- Freibeuter zu durchbrechen, damit ihre Jäger euch zu Hilfe eilen können.“ Amelda war wieder einmal beschäftigt, daher war es Yugi der auf die Information antwortete.

„Uns geht es ähnlich! Automatische Waffenplattformen hindern uns an der Flucht. Wie lange dauert es bis...“

„Zu lange! Der gesamte Zugang zum Eisfeld ist vermint. Das ist jedoch nicht das Problem. Fünf Jäger nähern sich eurer Position. Ihr müsst zusehen das ihr verschwindet! Steuert eine Basisposition an, dort kann man euch...“ Rauschen brach den Funkspruch ab. Na super, als wenn sie nicht schon genug Probleme hatten, gab es auch noch Störsignale, wenn auch nur für Langstrecke. Verdammt, die hingen ihm aber auch im Nacken! Wenn das noch mehr wurden sah Amelda schwarz.
 

„Okay Yugi, zwei Möglichkeiten: Wir lassen uns gleich aus dem All pusten oder wir warten auf die Verstärkung des Gegners damit die das erledigt. Was darf es sein?“ In Ameldas Augen gab es kaum Alternativen. Er schaffte es gerade so beim aktuellen Gegneraufkommen den Starfighter nicht pulverisieren zu lassen. Sobald die Gegnerische Verstärkung ankam gab es keinen Spielraum mehr für clevere Flugmanöver.

Eine Weile blieb es hinten bei Yugi verdächtig still, Amelda wollte seine Frage gerade erneut wiederholen, da bekam er seine Antwort.
 

„Dritte Möglichkeit: Wir drehen um und dezimieren den Gegner, so das ihm seine Verstärkung nichts bringt!“ Es mussten seltsamerweise G-Kräfte auf seine Ohren wirken, obwohl das durch die künstliche Schwerkraft des Jägers unmöglich war. Yugi hatte sicher nicht vorgeschlagen zum Angriff überzugehen, oder?

„Bist du verrückt? Wenn ich Angriffsmanöver fliege kann ich schlechter ausweichen. Die Typen schießen mit Plasma! Ein oder zwei Treffer und unsere Karbonstahlpanzerung schmilzt unter unseren Ärschen weg!“

„Wenn ich das richtig sehe schmilzt sie uns ohnehin weg oder?“ entgegnete ihm Yugis düstere Stimme. Er war verrückt, da war sich Amelda ziemlich sicher. Andererseits hatte Yugi vollkommen recht, so oder so würde man sie früher oder später erwischen. Außerdem war da etwas, Amelda konnte es nicht genau erfassen, aber er verspürte wie seine Finger kribbelten, sein Verstand klarer wurde. Er bekam so viele gute Ideen, das es ihm beinahe gruselte.
 

„Wie du willst. Abfangjäger nähern sich von der Fregatte aus. Ich gehe auf Angriffsvector.“ Amelda musste dafür zwar die Geschwindigkeit ein wenig runter nehmen, aber er hatte einen Plan. Er setzte direkten Kurs auf die frontalen Angreifer, anschließend konnte er nur beten und hoffen das seine Idee wirklich so gut war wie erhofft.

Die Champions schlagen zurück

„Intergalactic Network News präsentieren ihnen: Eine Sondermeldung zu den galaktischen Spiele. Live aus unserer Sendezentrale der Zentralwelt mit Gary Maxwell.“
 

Ein brünetter Mann mit sehr konservativer Frisur lächelte in die Kamera, seine Zähne waren dabei so weiß, das sie fast seinen leichten Lipgloss überstrahlten.

„Wir unterbrechen unser reguläres Nachrichtenprogramm für eine Sondermeldung zur Ersten Herausforderung des freien Königreiches Turan.“

Neben ihm erschien das Bild einer Außenkamera. Es zeigte wie eine EMP Explosion die gelbe Viper fast vollständig lahmlegte uns die Begleitfregatte der Onyx-Freibeuter erschien. Ein anderer Videoclip, zeigte wie sämtliche Jäger starteten, schließlich wurde man Zeugen des Raumgefechts, dem die Champions zahlenmäßig weit unterlegen waren.

„Wir übertragen hier aktuelle Videoaufnahmen der Galaktischen Spiele. Wir klar zu erkennen ist, nutzen die Onyx-Freibeuter scharfe Waffen und haben mithilfe von versteckten Waffenplattformen die Champions inmitten der Herausforderung gefangen genommen. Noch ist nicht bekannt ob dies der erneute Beweis der Vertrauensunwürdigkeit des turanischen...“ Ein kurzes Schriftstück wird seitlich eingereicht, worauf der Nachrichtensprecher seinen Text unterbricht.
 

„Ich korrigiere, wir haben nun Livebilder der aktuellen Geschehnisse vom Rand des Austragungsortes, an dem die Schiffe der Würdenträger des Konzils der Herausforderung beiwohnen.“
 

Man erkannte in Großaufnahme eine Phalanx von turanischen Ionen-System Fregatten, die gemeinsam auf einen Gegner außerhalb des Kamerawinkels feuerten. Aus der Richtung des Gegners kamen dafür rote Lichtpunkte, die bei Kontakt mit einer der Fregatten für Explosionen sorgten die den Schiffen Sichtbaren Schaden zufügten. Die Kamera wechselte und schwere Kreuzer der Turaner erschienen die das Feuer verbissen erwiderten.

Ein weiterer Schnitt ließ erstmals den Feind in der Ferne erahnen. Schwarze Schatten vor dem Hindergrund des Eisfeldes. Es wurde etwas näher heran gezoomt, worauf der Abschuss von mehreren Raketen sichtbar wurde.

„Die hier übertragenen Bilder zeigen die Schiffe des Konteradmirals Valon, dessen Flottenverband die Sicherung des Austragungsortes obliegt. Laut unserem Korrespondenten reagierte der turanische König Dartz Paradisos umgehend auf den Vertragsbruch der Onyx Freibeuter. Kampfjäger wurden gestartet um die Champions in Sicherheit zu bringen. Wir sehen hier gerade live wie die turanische Flotte versucht einen Blockadering der Onyx-Freibeuter zu durchbrechen. Laut einer Stellungnahme des freien Königreiches werden alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt um das Leben der Champions zu retten. König Dartz Paradisos sagte Wörtlich: 'Die Onyx Freibeuter werden ab sofort als Feinde des Königreiches Turan eingestuft und seien umgehend unschädlich zu machen.' Wir schalten nun live an Bord der Orichalcos, dem Flagschiff des turanischen Königreiches.“
 

Eine zweite Videoleinwand erschien, es zeigte ein Bild von dutzenden Diplomaten die inmitten eines Gartens standen und gen Himmel blickten. Im Zentrum des Kamerafokus erkannte man jedoch eine türkieshaarige, hochgewachsene Gestalt, die in ihrer Gewandung zumindest als königlicher Würdenträger zu erkennen war. Um ihn herum befanden sich andere Würdenträger, die wild durcheinander auf ihn einredeten. Am linken Bildrand dagegen, konnte man die Schokoladenseite des Korspondenten erkennen, der mit Mikro bewaffnet auf die Diskutierenden zulief.

„Willkommen, wir befinden uns gerade auf dem Observationsdeck des Flagschiffes. Der Mann dort in der Menschentraube ist König Dartz Paradisos höchstpersönlich. Entschuldigung, dürfte ich einmal durch.“ Ohne auf die Diplomaten zu achten schob sich der Reporter samt Kamera nach vorne und hielt dem König sogleich ein Mikrofon unter die Nase.
 

„König Dartz, mein Name ist Bernard Talkman von Intergalactic Network News. Können Sie uns erklären wie solch eine Wendung geschehen konnte?“

Dartz wirkte einen Moment vollkommen überrumpelt und blinzelte zunächst sehr unbeholfen in die Kamera.

„Nun...“

„Was gedenken Sie gegen diese Missetat zu unternehmen Majestät? Sind bereits Verstärkungen angefordert worden? Haben Sie bereits die anderen Anwesenden Raumschiffe um Hilfestellung gebeten?“ König Dartz kam gar nicht zum Antworten, so schnell wurden ihm die Fragen um die Ohren geschmissen. Doch genau wie Hermos fing er sich schnell.
 

„Ich verstehe ihre Neugierde Mr. Talkmen, allerdings muss ich mich nun um wichtigeres kümmern als um ein Interview mit Ihnen. Mein Hauptinteresse besteht momentan allein darin, das Leben der Champions zu retten. Alles andere ist gerade extrem zweitrangig.“ Er lächelte noch einmal in die Kamera, dann erschienen zwei überaus freundlich lächelnde Wachleute von hünenhafter Größe und breite und schoben bestimmend Kameramann und Reporter von seiner Majestät fort.
 

++++ ++++
 

Eine grünliche Explosion erhellte den Himmel und ließ Marik vom Kabelgewirr unter seinem Steuerpult aufblicken. Eine Plasmaexplosion hatte soeben einen Jäger auseinandergerissen. Sofort versuchte er herauszufinden welches Team es erwischt hatte. Amelda und Yugi, oder Seto und Joey? Aus der groben Richtung schloss er auf Amelda, was trotz ihres jüngsten Streites doch für einen ganz schönen Stich in seiner Brust sorgte. Marik wandte sogleich den Blick ab, blieb aber überraschend ruhig, dafür das sich sein ganzer Brustkorb zuschnürte. Das musste am Adrenalin liegen, welches seinen Körper gerade durchflutete. Es war schon ironisch, er saß hier in seiner manövrierunfähigen Viper fest und der beste Pilot unter den Champions wurde vom Anlitz des Alls getilgt. Das war einfach nicht...
 

Eine weitere grüne Explosion ließ ihn wieder aufblicken. Die Position der zweiten Explosion war nicht sehr weit von der ersten entfernt, aber das Team Fringe flog in einem ganz anderen Sektor. Mit runzelnder Stirn kniff er die Augen zusammen, da war er, Ameldas roter Jäger stieß aus der Explosion hervor, dicht gefolgt von einem weiteren schwarzen Kampfjäger. Also etwa hatte es gerade zwei ziemlich unglückliche Querschläger für diese Freibeuter gegeben oder...

Mitten in Mariks Gedankengang leuchteten die Triebwerke des roten Jägers auf und etwas eigentlich unglaubliches geschah. Amelda schaffte es seinen Kampfjäger um 180° in der eigenen Achse zu wenden, blaue Blitze schossen unter den Tragflächen auf seinen Verfolger zu und sorgten für eine dritte Explosion. Doch, das war unmöglich!
 

„Hast... hast du das gesehen?“ fragte Marik seinen Copiloten. Wie hatte es Amelda geschafft mit EMP-Pulswaffen tödliche Schüsse abzufeuern?

Noch während Marik auf eine Antwort wartete, fuhren plötzlich die Systeme der Viper wieder hoch.

„Triebwerke und Waffensysteme sind wieder einsatzbereit. Ich schlage vor das wir uns ebenfalls in den Kampf stürzen. Team Vaygr wird wohl kaum alle Gegner alleine aus dem All räumen können.“

„Und... wie?“

„Ich ziele auf die Plasmawerfer, genauso wie es der Schütze von Team Vaygr getan hat. Anscheinend reicht der Energieschub der EMP-Waffen dafür, das sich das Plasma entzündet und dann macht es BOOM. Es sei denn natürlich wir wollen weiterhin wie auf dem Silbertablett liegen bleiben und warten das man sich an uns erinnert.“
 

Marik handelte ohne weiter nachzudenken, schnell verschloss er die kleine Klappe unter seinem Instrumentenpult wieder und gewann mithilfe des Nachbrenners ebenso schnell wieder eine annehmbare Geschwindigkeit. Laut seiner Sensoren auch keine Sekunde zu spät, da die Fregatte sich genau diesen Moment ausgesucht hatte um das Feuer auf ihn zu eröffnen. Tja, zu spät, vor ein paar Sekunden wäre er noch leichte Beute gewesen. Marik überlegte gerade wie er am besten den ersten Angriff flog, da kam ihm ein anderer Gedanke.
 

„Viper an Team Vaygr. Viper an Team Vaygr, wir sind wieder kampfbereit. Brauchst du einen Flügelmann Amelda?“ Zu Zweit kämpfte es sich definitiv effektiver als alleine.
 

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Wie es aussah wurde Atemu doch nicht enttäuscht. Die eigentliche Vorstellung begann, als der rote Starfighter des Teams Vaygr den Angriff einleitete. Sein Flugstil verbesserte sich eigentlich nur gering, aber es reichte aus um in einem einzigen Manöver gleich drei feindliche Abfangjäger zu zerstören. Und das mit einem als Bomber klassifizierten Schiff. Doch das allein war nicht das worauf Atemu gewartet hatte. Es war das Punktgenaue zielen mit den EMP-Pulskanonen, deren Treffer die gegnerischen Plasmawerfer explodieren ließ. Yugi war zu jung und unerfahren um auf solch eine Idee zu kommen. Es sei denn...
 

Atemu lehnte sich zurück und schloss die Augen. Als Progenitor brauchte er nur Sekunden um seinen Geist von seiner kKörperlichen Hülle zu lösen und dem Sensorstrahl seines Schiffes zum Geschehen zu folgen. Sterne und Planeten schoben sich an ihm vorbei, bis er das Eisfeld der Herausforderung erreichte und Erfahrungen aus erster Hand erhalten konnte. Als er seine Augen wieder öffnete, saß er im leeren Raum, inmitten des Schlachtfeldes. Niemand konnte ihn sehen, genaugenommen war er auch gar nicht da, zumindest nicht im physikalischem Sinne.
 

Ja, er konnte es spüren, die Macht eines Progenitor leuchtete aus dem hinteren Cockpitteil des Starfighters wie ein Leuchtfeuer für jene die es spüren konnten. Atemu bemühte sich ein wenig Mitleid für die Sterblichen aufzubringen, denn er war sich nun ziemlich sicher, das er die restlichen 75.000.000 Credits anderweitig einplanen konnte.
 

Nach seinem Manöver flog der Starfighter einen weiten Bogen um der Kanone der Fregatte keine zu große Angriffsfläche zu bieten, gleichzeitig blieb er dabei jedoch außerhalb der Schussreichweite der Waffenplattformen. Clever, allerdings eine sehr offensichtliche Einladung die ein weiterer Abfangjäger gerne annahm. Der Onyx-Freibeuter setzte sich hinter den Starfighter während dieser aus dem Bogen heraus kam. Hmm... hatte Atemu die Situation etwa falsch eingeschätzt?

Seine Zweifel verflogen, als von unten eine gelbe Viper auftauchte um den Abfangjäger aufs Korn zu nehmen. Mit bemerkenswerten Erfolg, genau wie auch Yugi, erwischte sein Schütze die Plasmawerfer was in einer weiteren Plasmaexplosion endete. Die Viper flog einen engen Bogen mit großer Geschwindigkeit, und setzte sich neben den Starfighter.
 

Im folgenden Gefecht bewies Marik die Stärke der Sobani. Atemu war beeindruckt wie der junge Hiigaraner alle Konflikte zwischen den Teams hinter sich ließ und sich als Flügelmann unterordnete. Den beiden Championmaschinen stellten sich einer Dreierformation der Freibeuter entgegen. Zwei Aufklärer, sowie eine leichte Korvette stellten sich dem Kampf, indem sie den Champions entgegenflogen. Der Vierte Onyx-Freibeuter beschäftigte unterdessen den blauen MK7 des Fringe Teams.
 

Taktisch clever feuerten Aufklärer und leichte Korvette aus allen Rohren, wobei speziell die Aufklärer ihre Geschütze auf maximale Streuung eingestellt hatten, welchem die beiden Championjäger nur schwer ausweichen konnten.

Im Gegenzug versteckte sich die Viper hinter dem Starfighter, dessen Panzerung das leichte Aufklärerfeuer an sich abprallen ließ. Beide behielten ihren frontalen Angriffskurs, lediglich ein leicht wellenförmiger Flug, dem die Viper folgte, sorgte dafür das die Energiegeschütze der Korvette nicht einschlugen.
 

Doch auch die Onyx-Freibeuter behielten die Nerven, vermutlich wussten sie ganz genau, das wenn sie vom frontalen Kurs abwichen, die beiden Champions sich hinter sie setzen konnten. Kurz bevor die beiden Formationen aneinander (oder ineinander) flogen, begann der Starfighter aus allen Geschützen zu feuern. Nicht das irgendetwas getroffen wurde, aber die Ablenkung nutzte die Viper um sich nach unten abzusetzen.

Der Starfighter manövrierte dicht an der Korvette vorbei und besaß die Kühnheit in einer Seitendrehung mit einem Flügel einen Aufklärer zu Rammen. Dieser geriet daraufhin ins Trudeln , so das die Korvette gezwungen war auszuweichen, wenn sie keine Kollision mit ihrem Flügelmann erleben wollte. Dann geschah alles ganz schnell.

Wie zuvor vollführte der Starfighter eine Drehung um die eigene Achse. Seine EMP Geschütze erwischten den Antrieb der leichten Korvette, der vollständig ausfiel. Gleichzeitig tauchte nun auch die Viper wieder auf, sein Feuer setzte nicht nur einen Aufklärer ganz außer Gefecht, nein er schoss anschließend so dicht neben dem noch immer leicht taumelnden Aufklärer vorbei, so das dessen Pilot voller Panik erneut in Richtung Korvette auszuweichen versuchte, was eine weitere Explosion zur Folge hatte.

Atemu beobachtete noch wie der außer Gefecht gesetzte zweite Aufklärer durch seine Trägheit in einen der Eisbrocken geschleudert wurde nur um anschließend eine weitere Plasmaexplosion aus der Ferne zu bezeugen, die die Zerstörung des letzten Onyx-Jägers verkündete.
 

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Amelda war baff, er hätte niemals vermutet das dieser verrückte Plan funktionierte! Alle drei Gegner waren ausgeschaltet und das auch noch ohne die Entzündbarkeit der Plasmawerfer als Vorteil zu haben!
 

„Danke für die Vorlage Vaygr. Ziele ausgeschaltet. Schade nur das wir keine Gegner mehr haben die wir in die Fregatte fliegen lassen können“, teilte ihm Marik mit zufriedenem Unterton mit, was bei Amelda für ein herzliches Lachen sorgte. Leider nicht für lange, denn seine Instrumente zeigten weitere Flugobjekte die sich schnell der aktuellen Position näherten.

„Keine Sorge, die kommen gerade an. Ich empfange fünf weitere Spielkameraden auf Abfangkurs. Ankunft in weniger als drei Minuten.“

„Dann sollten wir zusehen das wir den Minengürtel durchbrechen“, ertönte Setos Stimme aus dem Komsystem. „Auf 24.6.84 befindet sich eine einzelne Waffenplattform außerhalb der Schussreichweite der anderen. Wenn wir gemeinsam angreifen kommen wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 62% durch.“ Amelda überprüfte diese Angaben vorsichtshalber, aber Seto schien die Wahrheit zu sagen. In Anbetracht des nur sehr geringen Zeitfensters bevor Ihnen die restlichen Kampfjäger der Onyx an den Versen klebten, gab es nur eine schnelle Entscheidung oder gar keine.
 

„Okay Fringe, wir versuchen es. Marik, du hast die Koordinaten gehört. Wir versuchen durchzubrechen und sehen zu das wir uns in Sicherheit bringen.“ Amelda erlaubte es sich dieses mal einen weniger Schweißnahtbrechenden Bogen zu fliegen und gab verhältnismäßig sachte Schub auf die Triebwerke.

Marik und Seto positionierten sich an den Flanken des Starfighters. Hinter ihnen schossen ihnen zwar die Energiegeschütze der Variokanone hinterher, aber sie waren in keiner Reichweite in der man diese Geschosse ernst nehmen konnte. Ihr einziges Problem befand sich in Form einer Waffenplattform genau vor Ihnen. Amelda kannte diese Plattformen, sie bestanden aus zwei frei drehbaren Geschütztürmen und besaßen Hitzesuchende Feindsensoren. Mit anderen Worten, sie waren für jeden Raumjäger eine Todesfalle. Man konnte sie nur selbst zu Klump schießen, was sich aktuell nicht anbot, oder so schnell wie möglich an ihnen vorbei fliegen während man betete nicht selbst getroffen zu werden.
 

Theoretisch war die Viper und der MK7 natürlich schneller als sein Starfighter, doch wenn sie Vollschub gaben, bildete jeder von Ihnen ein einzelnes Ziel, wogegen sie zu dritt die Automatik der Geschütze evtl. irritieren konnten.

Kaum in Reichweite, drehten sich die Geschütze der Plattform zu ihnen und eine halbe Sekunde später schossen dutzende Lichtpunkte auf sie zu.

„Formation auflösen, aber haltet euch von der Reichweite der anderen Plattformen fern!“ Amelda sah noch das Marik nach oben steuerte, dann begab er sich selbst auf Tiefflug um unter der Mine her zu tauchen. Ohne Rücksicht auf die Konstruktion des Jägers zu nehmen, schob er den Beschleunigungshebel ganz durch. Die Lichtpunkte wurden nun immer mehr und der Abstand mit dem Sie am Starfighter vorbeischossen wurde auch immer geringer. Dabei brauchte er nur noch ein kleines bisschen um an der Mine vorbei zu kommen. In dem Moment nämlich an dem sein Jäger an der Mine vorbei war, musste der Geschützturm drehen, was ihm genau die Sekunden einbrachte die er benötigte um sich in eine relativen Sicherheitsabstand zu begeben.

Er achtete auf die Anzeigen. 3200m, 2800m, 2400m... Die ersten Lichtpunkte trafen auf die großen Tragflächen des Starfighters und störten die Flugbahn. 2000m bis zum Zenitpunkt, dann noch 1700m. Amelda musste die Tragflächen durch einen kleinen Spinn anders ausrichten, um ein schwereres Ziel darzustellen, die Geschosse kamen ihm einfach viel zu nahe. Noch 1400m, dann 1000m... Eine kräftige Erschütterung brachte den Starfighter ins Trudeln. Sein Kurs wich zur Seite ab und Lichtpunkte von einer zweiten Seite schossen an ihm vorbei.Verflixt! Er befand sich im Kreuzfeuer! Weitere Erschütterungen sorgten für einen sehr ungesunden Flug.

Amelda versuchte den Starfighter wieder aus der Reichweite einer der Plattformen herauszuholen, doch stattdessen verlor er nur an Geschwindigkeit und geriet sogar in die Schussreichweite einer dritten Plattform. Verdammt! Sein Triebwerk musste beschädigt sein, so das der Schub nicht mehr Gleichmäßig verteilt wurde.
 

„Mist! Triebwerke sind getroffen, verliere an Schub. Wir drehen ab!“ Übrigens kein leichtes Unterfangen wenn man sich im Kreuzfeuer befand und das Schiff sich sogar noch behäbiger flogals sonst. Bei dieser Gelegenheit bemerkte Amelda nämlich, das die Manövriertriebwerke seiner rechten Seite zur Hälfte ausgefallen waren. Amelda blieb nichts anderes übrig als wieder in einem möglichst engen Bogen und in einem Zickzackkurs in Richtung Feindfregatte zu fliegen und somit außer Reichweite der Waffenplattformen. Er hatte Glück, aber seine Instrumente sagten nichts gutes über den Zustand des Starfighters.

Rechte Manövriertriebwerke zur Hälfte Funktionslos, linkes Haupttriebwerk besaß nur noch 70% Schubleistung und die Panzerung seiner linken Tragfläche sah aus wie ein Nubianischer Käse.

„Vaygr an andere Teams, konntet ihr durchbrechen?“

„Habe es gerade so geschafft Vaygr, wie steht es mit dir?“, antwortete ihm Marik. Amelda überlegte es sich kurz bevor er Antwortete.

„Und Team Fringe?“

„Die hatten am geringsten Probleme... Amelda, meine Sensoren sagen das du dich noch innerhalb der Blockade aufhältst!“ Tja, das war aber auch echt Pech. Offensichtlich gehörte er zu den übrigen 38% die es nicht schafften. Doch wenn er dies nun Marik sagte, wendete dieser Idiot und flog garantiert zurück. Die Farin Sha kurz um Verzeihung bittend aktivierte Amelda wieder den Funk.
 

„Keine Sorge, musste den Anflug nur kurz unterbrechen, ich komme gleich nach, kein Problem. Sieh zu das du verschwindest.“ „Und viel Spaß im Himmelsdom“, fügte Amelda in Gedanken hinzu. Ameldas einzige Hoffnung auf Rettung, bestand durch die Verstärkung der turanischen Streitkräfte.
 

„Bester an Starfighter, schön das noch einer zum Spielen da ist.“ Amelda warf einen kurzen Blick auf die Instrumente, fünf Kampfjäger näherten sich ihm auf Angriffsvector. Scheinbar war einer davon Bester. Wenn der auch nur halb so gut flog wie sein Verhalten es vermittelte, dann war Amelda erledigt.
 

„Vaygr an Bester, schön das du kommen konntest. Ich konnte doch nicht gehen ohne dir für deine amüsante Überraschung zu danken.“ Amelda betete genau 30 Sekunden zu den Farin Sha, dann befanden sich die Onyx- Kampfjäger in Feuerreichweite.

„Okay Yugi, bete das dieser Luftkampf für uns Siegreich endet und er weniger als 5 Minuten dauert.“

„Wieso weniger als 5 Minuten?“ fragte Yugi mit Tiefer Stimme, die Amelda faszinierenderweise erneut mit Kraft erfüllte.

„Weil die Schweißnähte des Starfighters meine waghalsigen Flugmanöver nicht länger aushalten.“

Das Wunder von Gaut

Valon betrachtete mit zunehmender Ungeduld den Taktikbildschirm. Er konnte es kaum fassen von zwei lächerlichen Fregatten so lange aufgehalten zu werden! Die Onyx-Freibeuter hatten sich wirklich gut vorbereitet.

Sein ursprünglicher Plan durch gebündelte Ionenstrahlen die zwei Fregatten zu entfernen war gescheitert, die Feindfregatten rückten nicht vor wie erwartet, sondern hatten sich hinter die Geschützplattformen zurückgezogen. Wenn Valons Flotte nun nachzog, erlitt er Verluste die er nicht bereit war zu akzeptieren.
 

Das Ergebnis war eine klassische wie langwierige Schlacht. Auf der Seite des Gegners schwebten unzählige Geschützplattformen, eine bis an die Zähne bewaffnete Fregatte und ein Minengürtel der bei Zerstörung stets wieder aufgefrischt wurde. Auf Valons Seite schoben sich die Rancor, drei Kreuzer, zwei Zerstörer sowie 15 Fregatten langsam gegen den Feind. Die Geschütze seiner Schiffe feuerten mit maximaler Streuung um die Blockade an allen Ecken und Enden gleichermaßen zu schwächen, leider tat der Gegner es ihm gleich. Insbesondere die Raketen des gegnerischen Angriffsschiffes machten seiner Flotte zu schaffen. Die Kollektorflügel mehrerer Fregatten waren bereits zerschossen. Dennoch funktionierte sein Plan eine Waffenplattform nach der anderen wurde zerstört.
 

Nur geschah das nicht schnell genug! Abgesehen davon wurde jede zerstörte Waffenplattformen durch kleine Selbstschussminen ersetzt. Bei der Menge an Minen, wäre Valon keineswegs überrascht wenn sich die Minenlegerfregatte zum Schluss auflöste und in einen Schwarm von Minen verwandelte!
 

„Admiral! Zwei der Championjäger konnten der Falle entgehen!“ Valon warf sogleich einen Blick auf die Videoübertragung und staunte nicht schlecht. Die Bildaufnahmen zeigten Team Fringe und Sajuuk aber auch ein unter schwerem Feuer stehendes Team Vaygr. Valon sah wie seine Tragflächen durchlöchert wurden, ein furchtbarer Anblick. Allein die Schande und der Spott der über Valon kommen würde wenn er zuließ das zwei der Champions starben, dazu noch ein Kadeshi! Bestimmt musste er anschließend seine Prämie zurückzahlen! Und wie sollte er dann die Schäden an seinen Schiffen beseitigen?
 

Valon aktivierte umgehend das Kom-System und kontaktierte eine Puppenspieler Fregatte. „Rammt mit der Kameradrohne die Plattform! Sofort!“

„Aber Sir, die Drohne wird niemals...“ versuchte man zu widersprechen, aber dafür hatte er keine Zeit! Einer der wenigen Vorteile der aktuellen Zeit, das er als Admiral auch anderen Kapitänen befehle erteilen konnte.

„Tu was ich sage oder ich lasse dich aus der nächstbesten Luftschleuse befördern!“ die Drohung funktionierte, das Bild der Kamera bewegte sich auf eine der Plattformen zu. Valon wechselte die Ansicht um sich zu vergewissern das Vaygr es auch schaffte. Zum Glück konnte der Kadeshi sich in Sicherheit bringen, zumindest fürs erste. Und damit sich das nicht änderte, hatte er direkt eine Eingebung.
 

„Wie viele Drohnen befinden sich im Bereich der gegnerischen Blockade?“

„17 sind in Reichweite, aber...“

„Gut, Steuert die nächstgelegenen Drohnen in den Schleusenbereich der Minenlegerfregatte! Alle Geschütze sollen derweilen auf die zweite Fregatte zielen, lasst ihnen keine Zeit nachzuschauen was nicht stimmt.“ Ab und zu war er regelrecht beeindruckt von seiner eigenen Genialität, wenn man den Gegner nicht in die Luft jagen konnte, dann musste man ihn eben dazu bringen das selbst zu erledigen.
 

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„Keine Sorge, musste den Anflug nur kurz unterbrechen, ich komme gleich nach, kein Problem. Sieh zu das du verschwindest.“ ertönte Ameldas Stimme aus dem Komsystem. Marik wusste nicht genau woran es lag, aber instinktiv wusste er was Amelda wirklich meinte. Der Kadeshi sah keine Chance mehr selbst zu entkommen, deswegen schickte er seinen Flügelmann in Sicherheit. Marik hatte es kurz vor seiner Gefangennahme nicht anders gemacht.

Ameldas Kampfjäger musste es schwer erwischt, vielleicht konnte niemand mehr etwas für ihn tun. Aber was war, wenn der Jäger noch flugtauglich war? Amelda war zweifellos gut, doch alleine war man stets ein einfaches Ziel, da der Gegner sich nur auf ein einziges Ziel konzentrieren musste. Zu Zweit dagegen...

Nun, die 'richtige' Entscheidung wäre es dennoch, den Basispunkt anzufliegen. Dort wartete Sicherheit auf ihn. Dumm nur das Marik als Sobani gelernt hatte den Kampf einer trügerischen Sicherheit vorzuziehen und sein Herz das Wort 'Richtig' etwas anders definierte als ein rationaler Verstand.
 

„Sajuuk an Basis, egal welche. Wie steht es um die Verstärkung, wann kann Amelda damit zu rechnen?“ Marik wunderte sich nicht als er eine andere Stimme hörte als die von Raphael, selbst wenn der Taiidan seine Frage verstand, so zweifelte Marik das er die Frage beantworten könnte. Stattdessen erklang Ryous Stimme in seinem Ohr.

„Die Minenlegerfregatte wurde soeben durch ihre eigenen Minen ausgeschaltet, ebenso hat sich ein bedeutender Teil des Minengürtels selbst in die Luft gejagt. Kampfjäger sind auf dem Vormarsch, 10 Minuten bis sie den Rand der Gefechtszone erreichen.“ Das war eine sehr lange Zeit wenn man es alleine mit mehreren Gegnern aufnehmen musste. Mal ganz davon abgesehen das die Kampfjäger obendrein an den Waffenplattformen vorbeikommen mussten bevor sie Amelda zu Hilfe eilen zu können.
 

„Fringe, Vaygr braucht unsere Hilfe.“ Marik wartete nur kurz und war nur bedingt überrascht keine Antwort zu hören. Typisch Turaner, kein Sinn für Teamgeist.

Marik überlegte nicht lange, er wendete und flog mit vollem Schub zurück ins Gefecht. Vermutlich bekam er gleich Schelte, aber noch war er der Pilot und er entschied was...

„Deine Einstellung gefällt mir Kleiner. Ich hasse es auch eine Party zu verlassen bevor der Gastgeber mit einem Dolch ermordet wurde. Lass uns ein paar Onyx grillen!“ ertönte Bakuras Stimme hinter ihm und er konnte sich bildlich vorstellen, wie sich der Piratenfürst gierig und mordlüstern über die Lippen leckte.
 

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Ein Kadeshi der alleine gegen eine Überzahl an Feinden kämpfte, galt zurecht als der gefährlichste Gegner der bekannten Galaxis und Amelda versuchte diesem Ruf mehr als Gerecht zu werden. Ausgestattet mit einem irrsinnigen Inspirationsschub holte er einfach alles aus dem angeschlagenen Starfighter heraus. Er tanzte mit dem schwerfälligen Bomber stets an der Schwelle der Zerstörung und nutzte jede Gelegenheit um zurückzuschlagen, ärgerlicherweise waren letzte besonders rar gesät. Er gab es nicht gerne zu, aber hinter Besters großer Klappe steckte tatsächlich ein sehr talentierter Pilot, der auch nicht auf die 180° Drehung rein fiel. Als Amelda so versuchte Bester zu erwischen, tauchte dieser umgehend ab.

Ebenso ging der Versuch seine Flügelmänner im Vorbeiflug mit dem noch stabilen Seitenflügel zu schlagen daneben. Wie Fliegen schwärmten Sie aus, nur um sich erneut hinter Amelda zu setzen. Im freien Raumkampf hatte Amelda einfach keine Chance, also verlegte er den Kampf kurzerhand.
 

Ohne wirklich darüber nachzudenken nahm er Kurs auf die Fregatte.

„Willst du dich gleich ergeben Starfighter? Du kannst gerne andocken, wir feiern zur Begrüßung eine Grillparty!“ spottete Bester, sollte er nur, mal sehen wer zuletzt lachte.

„Grillparty klingt toll, wie wäre es mit gebratener Fregatte?“ funkte Amelda spitz zurück. Eigentlich müsste er nun auch Anweisungen an Yugi verteilen, interessanterweise war das gar nicht nötig. Yugi schien automatisch zu wissen was er zu tun hatte und so schickte der Starfighter ein blaues Blitzgewitter über der Oberfläche der Fregatte.

Amelda hielt einen geradezu lächerlichen Abstand zum Großschiff. Sein Jäger tanzte über die seitlichen Andockbuchten und ehe sich jemand hinter ihn setzen konnte, war er bereits dahinter abgetaucht, an den Triebwerken vorbei und befand sich auf der anderen Seite. Yugi setzte derweilen alle Systeme unter EMP Feuer die er zu fassen bekam. Zunächst die Radarschüssel, dann eine Andockbucht, eines der Triebwerke... Der Schaden war nicht wirklich groß, aber er bewirkte genau das was Amelda beabsichtigte. Seine Gegner wurden sauer, was vielleicht auch daran lag das Amelda jeden noch so geringen Schaden an der Fregatte kommentierte.
 

„Oh, ich glaube das war eure Sensorschüssel?“

„Sitzt ihr eigentlich fest wenn ich alle Andockbuchten lahm lege?“

„Ich glaube eure Jungs auf der Brücke sitzen nun im Dunkeln, zündet ihnen doch mal ein Feuer an.“
 

Irgendwann hielten es drei der fünf Onyxjäger nicht mehr auch und hielten es wie Amelda, sie schalteten auf Dauerfeuer. Dummerweise für die Freibeuter, konnte keiner von ihnen ahnen wie oder wo Amelda als nächstes entlang fliegen würde und so hinterließen sie eine Schneise der Zerstörung auf ihrer eigenen Fregatte. Amelda konnte nicht leugnen eine gewisse Genugtuung zu verspüren, insbesondere, als es den ersten Feindjäger erwischte, der vom Dauerfeuer seines Kameraden erwischt wurde.
 

„Idioten! Hört sofort auf! Er provoziert euch doch nur!“

Amelda hätte sich über die folgende Diskussion in die Besinnungslosigkeit gelacht, wenn dafür Platz in seinem Verstand gewesen wäre. Bester brauchte ein paar Augenblicke um wieder Ordnung in seine Leute zu bringen, inzwischen waren zwei Androckbuchten, drei der sechs Triebwerke und ein paar Sensorantrennen der Fregatte von den Plasmageschützen in geschmolzene Nutzlosigkeiten verwandelt worden.

Dummerweise wendete sich danach die Gunst der Götter zu seinem Nachteil. Bester setzte sich an sein Heck und schaffte es tatsächlich, sich nicht abhängen zu lassen. Seine Schüsse waren geschickt gesetzt, wann immer er und Amelda sich in einer Linie mit dem freien All befanden, noch schlimmer, eines seiner Geschosse traf auf die ohnehin schon angeschlagene linke Tragfläche. Amelda hatte keine Wahl und musste von der Fregatte abrücken, wenn er nicht hinein fliegen wollte.
 

„Grüßt eure Götter von mir...“ ertönte es aus dem Kom, wahrscheinlich hatte Amelda Bester gerade in die Hände gespielt, doch statt an ihm vorbeifliegenden Plasmageschossen oder einen letzten großen Lichtblitz der ihn ins finstere Dunkel des Todes schleuderte, erblickte der Kadeshi etwas ganz anderes. Direkt vor ihm erschien ein blaues Leuchten, gefolgt von einem gelblichen Lichtpunkt der schnell näher kam.
 

Bläuliche Lichter strahlten von diesem Punkt ab, schossen am Starfighter vorbei wobei sie dicht von einem gelben, Pfeilschnellen Kampfjäger abgelöst wurden. Konnte das wirklich? Amelda registrierte starke Magnetfelder hinter sich was einen Volltreffer durch EMP-Pulswaffen andeutete.
 

„Teste deine eigene Medizin Bester! Grüß dich Amelda, du dachtest doch nicht das ich dir den ganzen Spaß alleine überlasse oder?“ Als Amelda die Stimme Mariks aus dem Kom hörte wusste er nicht ob er den Farin Sha dafür danken, oder ihnen einen tritt in den Hintern androhen sollte.
 

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Ein wahrhaft heroischer Kampf, würdig einer Erwähnung in den historischen Archiven bot sich dem großen Imperator der Progenitor. Zweifellos reizte Atemus Klon seine Fähigkeiten gerade bis zum äußersten aus. Selbst hier, inmitten seines Thronsaals, schier unendliche Kilometer vom Eisfeld entfernt vermochte er es die Aura eines Progenitors zu spüren.

Atemu war sich sicher, das der Kampf nur noch durch die technologische Limitierung des Starfighters aufgehalten wurde, andersfalls wäre von den Onyx-Freibeutern inzwischen wohl nichts nennenswertes übrig geblieben. Doch die Zeit lief dem Team Vaygr davon, daran änderte das überraschende Auftreten von Team Sajuuk auch nichts.
 

Zwei Minuten war der Starfighter vom Auseinanderbrechen entfernt, als zwei Torpedokorvetten sich zu den verbliebenen drei Kampfjägern dazugesellten und beiden Teams einheizten.

Von Aufgeben waren die Teams dennoch weit entfernt, während der Starfighter weiterhin am Rande des Todes balancierte, nutzte die Viper ihre Geschwindigkeit, flog großzügige Schleifen und setzte so eine Korvette nach der anderen außer Gefecht. Den Suchtorpedos dagegen flog die Viper buchstäblich davon.
 

Die Darbietung erhielt sogar einen erneuten Höhepunkt, als sich die übrigen drei Kampfjäger den beiden Teams entgegenstellten. Ein spannender Endkampf mit offenem Ausgang. Doch just im entscheidenden Moment, begann sich der linke Flügel des Starfighters nach vorne zu schieben, so das sein Triebwerk nicht mehr in Längsrichtung nach hinten wies. Atemu wusste nicht wieso, aber er griff mit seinen Sinnen hinaus, packte den Flügel und zog ihn mit der ganzen Gewalt seines Geistes zurück an seinen Platz.

Schmerzen durchzogen seinen Körper, Schweiß brach aus und seine Kraft verschwand wie im Fluge, so viel Energie kostete es ihn die Distanz zu überwinden und ein Wunder göttlichen Ausmaßes zu vollbringen. Und sollte jemand der Meinung sein dieses Wunder wäre nicht göttlich, der solle gefälligst selbst versuchen von einer Seite eines Sonnensystems auf die andere hinaus zwei Bestandteile die sich auseinander bewegten durch pure Willenskraft wieder zusammenzusetzen!
 

Der Starfighter stabilisierte sich, Blauen Blitze zuckten hervor und mit geeinter Feuerkraft schaffte es Viper und Starfighter zwei der drei Feindjäger auszuschalten. Nur für den Anführer reichte es nicht. Schweißgebadet musste kurz darauf auch Atemu seine Hilfe einstellen, sein Schiff befand sich einfach zu weit entfernt als das er mehr für diese mutigen Kämpfer hätte tun können.

Ohnehin verblüffte ihn sein eigenes Handeln, war er es doch der diesen wenig Eleganten Tod seines Klones inszeniert hatte, andererseits, bestimmt bescherte sein eingreifen seinem unbekannten Gegenspieler gerade ordentliche Kopfschmerzen.
 

++++ ++++
 

Ebenso wie Amelda, tanzte aus Dartz auf einer sehr scharfen Klinge. Neben den drei Vertretern der Hiigaranischen Republik gab es dutzende von Würdenträgern die sich über die aktuellen Ereignisse beschwerten und lautstark das Königreich beschimpften nichts dagegen zu tun. Natürlich während sie auf den Videobildschirmen an der Decke der Schlacht von Valons Flotte zuschauten. Oh wie gerne würde er ihnen an den Kopf schleudern, das sie ja auch ihre Schiffe in den Kampf schicken könnten.

Doch am schlimmsten, war der furchtbarste Feind jeder absoluten Monachie... der (freien) Presse! Nicht nur das sich die Schmeißfliegen der Intergalactic Network News bis an ihn heran gewagt hatten, (Dartz hätte sie am liebsten allesamt ertränken lassen) nein, sämtliche Langstreckenkommunikation wurde von Anfragen dutzender Nachrichtenagenturen blockiert! Was dachten die sich bitte dabei? Seine Leute versuchten verzweifelt Verstärkung zu organisieren und mussten stattdessen diese Ausgeburten der höllischen Tiefsee abkanzeln! Genau deshalb gab es im Königreich auch keine freie Presse!
 

Seine Tochter schaffte es schließlich für Ruhe zu sorgen, allerdings indem sie die aktuelle Videoübertragung in die ganze Galaxis weiterleiten ließ. Dartz war nicht wohl bei dem Gedanken, andererseits konnte es kaum noch schlimmer werden.

Ein Würdenträger nach dem Anderen wurde von ihm versichert, das eben NICHT das Königreich hinter dieser hinterhältigen Handlung steckte, er hörte sich bereits an wie ein Tonband!. Verflucht sollte das Haus Ordos dafür sein, das sie das Königreich Turan mit so vielen zerbrochenen Scherben hinterlassen hatten! Dartz hätte diese Versager früher beseitigen müssen, leider konnte er niemanden mehr nachträglich dafür zu Tode foltern lassen, im Nachhinein war ihre Enthauptung in jedem Fall viel zu gnädig!
 

Sein herumlaufen zwischen den Würdenträgern wurde allerdings jäh unterbrochen, als die Champions begannen ihre Angreifer auszuschalten. Ab da an wurde es erneut zum Event, wenn auch eines mit abgrundähnlichen Tiefen. Die Flucht der Champions, der verzweifelte, wenn auch geschickte Kampf von Team Vaygr, bis hin zur dramatischen Rettung durch Team Sajuuk.
 

Die einzige Sache die das Gezeigte von einem fiktiven Film unterschied, war seine absolute Echtheit. Hätte man Dartz nun Schnittchen gereicht, er hätte sie vermutlich verspeist als würde er einen sehr guten Film betrachten., was vermutlich auch für alle anderen Anwesenden galt.
 

„Besser als ein Spielfilm nicht wahr?“ Dartz wäre beinahe aufgesprungen als Salgir ihn ansprach. Der Kiith-Sa der Manaan hatte sich zusammen mit Taigur neben ihn gesellt und blickte zu den Geschehnissen im Eisfeld.
 

„Dabei vergisst man beinahe, das auf dem zweiten Bildschirm eine Schlacht stattgefunden hat. Aber vielleicht macht genau das diese Sache so spannend. Zu gerne würde ich... schaut!“ Taigor wies plötzlich nach oben, wo klar und deutlich zu sehen war, wie einer der Tragflächen des Starfighters sich vom Rest den Körpers löste. König Dartz hielt die Luft an, eine übliche Handlung wenn dem 'Helden' etwas schreckliches geschah..

Dann geschah das Unglaubliche. Eine Art dunkellilane Aura erschien zwischen den beiden Teilen des Jägers. Wie ein Nebel wurde der Jäger davon umhüllt und der Tragflügel bewegte sich zurück an seinen Platz. Beim großen Schlangengott... irgendein überirdischen Wesen stand zweifellos an der Seite der Champions und wachte über sie.
 

So großartig dieses Wunder aber auch war, es ließ die Zuschauer nur noch mehr in emotionale Tiefen fallen, als der letzte Angriff nicht ausreichte um sämtliche Onyx-Kampfjäger auszuschalten. Im Gegenteil, es wurde noch schlimmer. Eine zweite Fregatte sprang dazu um die Chancen der verbliebenen Champions gänzlich gegen Null zu senken. Team Sajuuk konnte vielleicht noch entkommen, Team Vaygr jedoch war verloren. Dabei näherten sich bereits Valons Truppen!
 

„Narr... schaut! Die Viper setzt sich zwischen die Fregatten und den Starfighter. Typisch Sobani, sie wissen nie wann es besser ist zu fliehen!“ kommentierte Taigor, wobei er übersah was eigentlich geschah. Erst einige Herzschläge später fiel ihm wieder ein, das Taigor nichts vom... nun ja, gegenseitigen Interesse der beiden Piloten zueinander wissen konnte.
 

„Also ich finde es mutig. Vielleicht kann der Sobani die verbliebenen Feinde so lange ablenken bis Hilfe eintrifft.“ Kaum endeten Salgirs Worte, da juckte es in Dartz Auge. Konnte das wirklich sein? Er spürte große Energien, denen innerhalb der großen Maschinen auf Tartessos.

„Das wird wohl nicht mehr nötig sein...“ ahnte er voraus, worauf man sich ihm wohl zuwandte, doch er würde nie erfahren was man ihm erwidern wollte.
 

Eine Art Wirbel, einem Hyperaumsprungtor nicht unähnlich erschien auf dem Bildschirm. Es war ein Vortex aus schwarzem Wasser mit strahlend hellem Schaum, ja, so konnte man es am besten beschreiben. Dartz alleine spürte um was es sich wirklich handelte, doch konnte es sein? All die Legenden der Heithabyr konnten unmöglich war sein, und doch...

Etwas durchstieß den Vortex, ein Bug der Dartz bekannt vorkam. Nach wenigen Sekunden wusste er auch weshalb, da ein gewaltiges, Lord-Trägerschiff inmitten des Eisfeldes erschien. Die Rancor konnte es nicht sein, zum einen befand sie sich noch am Rande des Eisfeldes und zum anderen erstrahlte sie nicht in strahlendem Rot. Dartz kannte nur ein einziges rotesn Lord-Trägerschiff.
 

Kaum erschienen, eröffneten die beiden Ionenkanonen der 'Rache von Kul Elna' bereits das Feuer. Die Fregattengeschützte feuerten zurück, prallten jedoch wirkungslos an der Panzerung des Trägers ab. Der Kampf, der keiner war, dauerte nur kurz. Eine Fregatte wurde regelrecht in Stücke geschnitten und sowohl Triebwerke als auch sämtliche Waffensysteme der zweiten zerstört, so das nur eine brennende Hülle zurückblieb.

Anschließend verschwand das mächtige Kampfschiff in einem zweiten Vortex, ohne irgendeine Erklärung abzugeben.
 

Dartz hätte mit vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht, das er jemals den 'Roten Schatten' einen Dank schulden würde. Er hatte recht mit seiner Vermutung, mit diesem Piratenfürsten stimmte etwas nicht. Auch wunderte er sich, das Fürst Bakuras Schiff ihn nicht einfach mitnahm. Andererseits kümmerte dies nicht, die Champions waren gerettet, das war alles was zählte.

Heldenbegrüßung

Seine Exzellenz, König Dartz aus dem Hause Paradisos nippte abseits der Würdenträger an einem Drink, einem sehr starken Drink! Persönlich bevorzugte er Nahrungsmittel die von Tartessos stammten, dennoch hielt er einen 'Frostbrand' in der Hand. Es war ein grobes Getränk, brannte auf der Zunge, verätzte die Kehle und wog im Magen etwa eine Tonne, genau das richtige um aufgeriebene Nerven zu beruhigen, wahrscheinlich indem das Zeug sie abtötete. Am liebsten würde Dartz einfach in einen Stillen Raum gehen und gepflegt zusammenbrechen. Anschließend würde er irgendjemanden, bevorzugt den Verantwortlichen für dieses Desaster, den schlimmsten und bestialischsten Executionsmethoden überlassen, die von den teilweise sehr unmoralischen Turanern jemals entwickelt wurden.
 

Bedauerlicherweise hatte er unzählige Gäste an Bord und demnächst ein paar ankommende Champions um die er sich zu kümmern hatte. Er musste das Gesicht wahren, politischen sowie wirtschaftlichen Schaden abwenden und die verfluchte Presse dazu einsetzen die Schuldzusprechung nicht auf das Königreich fallen zu lassen. Wo war eigentlich dieser nichtsnützige Taiidan Herzog? War es nicht seine Aufgabe in solchen Fällen einzuspringen und alles zu klären? Nicht das Dartz ihm soweit traute, dafür war er viel zu sehr mit sich selbst verliebt.
 

Und dann war noch das Rätsel mit der 'Rache von Kul Elna'. Wie hatte es dieses Schiff geschafft unbeobachtet inmitten seines Königreiches aufzutauchen und ebenso schnell wieder zu verschwinden? Noch schlimmer, abgesehen von den brennenden Schiffen der Onyx-Freibeuter gab es keinerlei Spur das dieses Schiff wirklich hier gewesen wäre. Keine Subraumverdrängung, keine Energierückstände... nichts! Allerdings war Letzteres das geringste seiner Sorgen, im Gegenteil, er war sogar sehr dankbar, denn durch das Überleben der Champions besaß er wenigstens eine bessere Grundlage um Schaden vom Königreich abzuwenden.
 

„Grämt euch nicht, ihr seid für den Verlauf der Dinge nicht verantwortlich.“ Dartz erkannte die Stimme von Salgir Manaan sofort, der Kiith-Sa war einer der wenigen die während der letzten Wendungen überraschend ruhig geblieben waren. Doch stimmten seine Worte? Hätte Dartz es nicht mit seinem Auge spüren müssen?

„Ich bin mir da nicht sicher, ich hätte vielleicht doch lieber eigene Eliminatoren einsetzen sollen, statt Söldner dafür zu engagieren. Ich nehme an, der nicht sehr zufriedenstellende Verlauf wird Konsequenzen nach sich ziehen?“ Bestimmt sprach Huur Sjet gerade mit dem Daiamid von Hiigara um in Kürze irgendeine Form von Vergeltung zu verkünden.
 

„Vermutlich wird die hiigaranische Republik eine sehr scharf formulierte Protestnote an euch schicken. Ich habe bereits mit dem Vertreter der Manaan im Daiamid gesprochen und ihn überzeugt das mein Kiith sich zu euren Gunsten aussprechen wird. Vermutlich wisst Ihr selbst, das unser Wort im Daiamid nicht so viel Gewicht hat.“ Dessen war Dartz sich klar, die Manaan waren zwar sehr umtriebig, waren gern gesehene Händler und entsprechend geachtet. Zugleich sorgten ihre fehlenden Eigenressourcen jedoch dafür, das andere Kiiths weit einflussreicher waren. Allerdings... vielleicht brachte die Fürsprache der Manaan vielleicht die Paktu dazu derselben Meinung zu sein. Laut turanischem Geheimdienst waren die Manaan die Augen und Ohren des Kiith Paktu. Letzteres waren wiederum die größten Nahrungsmittelproduzenten in der gesamten hiigaranischen Republik.

„Ich danke euch trotzdem dafür. Es ist gut wenigstens von einem zu wissen, der auf der Seite des Königreiches stehen wird. Kann ich vielleicht etwas für euch tun bevor ich die Begrüßung der Champions organisiere?“
 

„Nein danke Majestät. Aber vielleicht interessiert es euch, das Herzog Devilin gerade mit der Presse spricht.“
 

++++ ++++
 

Wie gemalt erschien ein silberner Bogen, der zwei sich überschneidende Halbmonde abfuhr und dabei einen kupfernen Schweif hinterließ. Das Bild verblasste um den Blick auf einen langgezogenen Frachter freizugeben. Das Raumschiff bestand praktisch aus einer länglichen Röhre, an der in Flugrichtung Sechseckige Multifunktionscontainer angebracht waren. Lediglich im Zentrum schien ein dicker Klotz zu sein, der zweifellos das Sprungtriebwerk beinhaltete. Am hinteren Ende des länglichen Frachtschiffes befand sich die kreuzförmige Antriebssektion. Die Kamera machte einen kleinen Schwenk, wodurch der Blick auf einen ganzen Konvoi dieser Schiffe freigegeben wurde. Einige waren dabei länger, andere kürzer.

„Der Transport von von Frachtgut stellt jedes Unternehmen vor viele Probleme. Variierende Frachtmengen, Zeitaufwendiges be- und entladen, sowie energieintensive Lagerung sind einige der wichtigsten Probleme. Nachdem die Cargoliner Sirius 1 durch sein patentiertes Frachtcontainer Andockprinzip sich bereits des zeitaufwendigen be- und entladens gekümmert hat, beseitigt der neue Sirius 2 auch das Problem der variierenden Frachtmengen.“

Ein 3D Model erschien, und zeigte wie der Cargoliner sich sowohl im vorderen wie auch im hinteren Ladebereich verlängern konnte. „Durch eine mechanische Verlängerung der beiden Ladebereiche kann der neue Cargoliner von Vector bei minimaler Eigengewichtszulage bis zur doppelten Menge der Fracht transportieren.“

Wir präsentiert Ihnen die Intergalactic Network News Sondersendung zur großen Herausforderung Turans, live mit Bernard Talkman an Bord der Orichalcos. Vector Mining and Research, ihr Spezialist für Ressourcenabbau und Schrottwiederverwertung. Wir forschen für Ihre Zukunft.“
 

Bernard Talkman strahlte sogleich in die Kamera. Wobei er stark einer hiigaranischen Katze ähnelte, sie soeben den Hausvogel verspeist hatte.

„Willkommen zurück, wie wir vor der Werbepause live übertragen konnten, wurde die Gefahr für die Champions eliminiert. Das unerklärliche Erscheinen eines turanischen Lord-Klasse Trägerschiffs konnte bis jetzt noch nicht geklärt werden, ebenso wenig war ein Vertreter des Königreiches dazu bereit die jüngsten Ereignisse zu kommentieren. Wir haben es jedoch geschafft den offiziellen Veranstalter zu einem Kommentar zu überreden. Herzog Ryuji Devilin danke das Sie sich Zeit nehmen konnten.“
 

Devilin lächelte selbstbewusst aber sympathisch in die Kamera. „Ich bitte Sie Mr. Talkman, das ist mein Job. Als Veranstalter stehe ich der Presse gerne zur Verfügung.“

„Nochmals vielen Dank. Das Königreich Turan hat zuvor groß damit geworben unabhängige Eliminatoren engagiert zu haben. Nun haben eben jene versucht die Champions umzubringen. Was ist schief gegangen?“ Eine allgemein formulierte Frage mit leichter Anschuldigung ohne diese jedoch deutlich zu sagen. Ein passender Anfang.
 

„Eine schwierige Frage. Um diese zu beantworten müssen wir die Befragung von evtl. getätigten Gefangenen abwarten. Ich vermute allerdings das eine dritte Partei den Onyx Freibeutern mehr geboten hat als das Königreich gezahlt hat. Diesbezüglich kann man dem Königreich nur vorwerfen vielleicht etwas sparsam gewesen zu sein.“
 

„Also war es ein Fehler des Königreiches die Eliminatoren von Außerhalb zu beziehen?“ fragte Bernard Talkman direkt, wobei er ziemlich unverholen versuchte die Schuld dem Königreich in die Schuhe zu schieben. Es überraschte jedoch, das Herzog Devilin darauf nicht ansprang.
 

„Das ist eine sehr komplexe Fragenstellung Mr. Talkmen. Im Nachhinein kann man leicht sagen das es ein Fehler war. Man könnte aber auch sagen das lediglich die Wahl des Geschäftspartners fehlerhaft gewesen ist. Ich persönlich glaube das es eine sinnvolle Entscheidung war keine eigene Eliminatoren zu stellen. Sei es nun weil man die Korruption innerhalb der eigenen Reihen fürchtete oder um Bedenken der eigenen Unparteilichkeit aus dem Weg zu räumen.“
 

Offensichtlich war auch der Reporter irritiert, denn er bohrte sogleich nach um doch noch die schwarze Karte an die Turaner weiterzugeben. „Herzog Devilin, das Leben von mindestens sechs der neun Champions befand sich in akuter Lebensgefahr. Irgendjemand muss doch dafür verantwortlich sein.“
 

„Zuallererst sind die Onyx-Freibeuter dafür verantwortlich...“ began Devilin, wurde aber direkt vom sensationslustigen Reporter unterbrochen.

„Die vom Königreich Turan engagiert worden sind.“

„Anhand der Reaktion des Königs wage ich zu bezweifeln das er vom Hinterhalt etwas wusste.“

„Finden sie nicht das das turanische Oberkommando auffällig zögerlich reagiert hat?“ Aha, er hatte erkannt das Herzog Devilin seine Theorien nicht einfach untermauern würde und ging in die Offensive. Der Propagandaminister der Taiidan allerdings reagierte souverän, wahrscheinlich weil er an solche Spiele bereits gewöhnt war. Er seufzte und schüttelte den Kopf.

„Mr. Talkmen, ich bin ein Medienmensch, daher kann ich ihnen keine qualifizierten Aussagen über gefechtsstrategische Entscheidungen geben. Aber ich habe eine ganze Flotte von turanischen Kampfschiffen gesehen die versucht haben die Champions zu retten.“

„Versucht, wohl gemerkt. Gerettet wurden die Champions jedoch von einem...“

„Ebenfalls turanischen Kampfschiff Mr. Talkmen“, unterbrach nun der Herzog den Reporter. „Zwar haben Sie recht, die Rettung erfolgte nicht durch die Schutzflotte, aber daraus den Schluss zu ziehen das die Flotte nicht die Absicht verfolgte die Champions zu retten finde ich höchst fragwürdig. Es zeigt höchstens wie gut sich die Onyx-Freibeuter auf diesen Verrat vorbereitet haben.“ Einen Moment herrschte Stille, wahrscheinlich suchte Mr. Talkmen einen weiteren Ansatzpunkt für eine Sensationstheorie.
 

„Was könnten Sie als Veranstalter am Aufbau der Herausforderung kritisieren Herzog?“ Aha, jemand hatte geschaltet, plötzlich wurde unterhalb von Devilin eingeblendet, das es sich bei ihm um den Propagandaminister des Taiidan Imperiums handelte.
 

„Eine Sache ja, die gesamte Herausforderung hätte mit den Zentralen Organisatoren abgesprochen werden sollen. Hätte ich früher von der genauen Konstellation gewusst, wäre es evtl. möglich gewesen die wahren Motive der Onyx-Freibeuter früher zu erkennen. Abgesehen davon jedoch hat das Königreich Turan alle Sicherheitsvoraussetzungen erfüllt, wie gesagt, wenn sich die Freibeuter an die Vereinbarung gehalten hätten.“
 

„Gibt es bereits Informationen über das auftauchen des turanischen Kampfschiffes in letzter Minute? Anhand der Außenhülle würde ich sagen, das es sich hierbei um kein Schiff des turanischen Königreiches handelt.“
 

„Ich bedaure, diese Information steht mir noch nicht zur Verfügung. Ich weiß auch nur das es ein Schiff turanischen Ursprungs ist. Falls es nicht zu den Streitkräften des Königreiches gehört, handelt es sich evtl. um ein verbündetes Schiff welches die Notfallmeldung des Oberkommandos beantwortet hat.“ Wieder keine Sensationsmeldung, der Reporter konnte einem ja fast Leid tun.
 

„Vielen Dank Herzog Devilin, können Sie unseren Zuschauern abschließend vielleicht noch etwas mitteilen?“

„In der Tat. Ich möchte versichern, das ich zusammen mit König Dartz alles unternehmen werde um den Drahtzieher hinter diesem Anschlag auf die galaktischen Spiele zu finden.“ Devilins Augen wurden zu Schlitzen als er weitersprach, er wirkte beinahe Gefährlich, selbst wenn man musste das er lediglich ein feiger Adeliger war, der lieber andere kämpfen ließ als dies selbst zu tun.

„Und wenn wir ihn gefunden haben, was wir ganz sicher tun werden, dann wird er die volle Macht des Gesetzes zu spüren bekommen. Und wir werden ihn finden und wenn wir die halbe Galaxis auf den Kopf stellen müssen!“ Na das war doch eine gute Schlusseinstellung für den Reporter. Dieser lächelte auch zufrieden, als er die nächste Werbepause verkündete.
 

Atemu lehnte sich erneut zurück. Er musste sich sicher nicht vor Konsequenzen fürchten, dafür war er zu mächtig. Aber wenn irgendwie doch heraus kam das er dahinter steckte...
 

++++ ++++
 

Als Marik auf der 'Orichalcos' landete begann er sich zu wundern. Er hatte damit gerechnet direkt zu einem Gastquatier oder einen Befragungsraum gebracht zu werden, entweder um ihn sich ausruhen zu lassen oder ihn zu befragen. Stattdessen aber wurde er gebeten im Hangar zu warten. Zuerst stießen Joey und Seto zu ihm und Bakura. Die Mistkerle sagten kein Wort, fragten weder wieso er zurückgeflogen war noch wie es ihm ging. Im Gegenzug war es auch Marik zu blöd das Wort an die beiden zu richten, die sich tatsächlich die Zeit genommen hatten das zweite Pfand zu bergen während Bakura und er sich erneut ins Gefecht gestürzt hatten. Bastarde!
 

Bakura knurrte aggressiv als er das zufriedene Lächeln vom T-Mas erblickte, aber Marik hatte keine Lust auf einen Kampf, daher hielt er Bakura zurück. Es war faszinierend, er musste Bakura nur in die Augen blicken und den Kopf leicht bewegen, das reichte als Botschaft. Noch interessanter aber war, das der Weißhaarige ohne Einwände auf ihn hörte. Faszinierend, vor allem wenn man beachtete das der Piratenfürst gar nicht auf ihn hören musste.
 

Kurz darauf stießen die Piloten des letzten Teams zu ihnen, zwar wusste Marik das es Amelda gut ging, aber ihn vor sich stehen zu sehen war ein ganz anderes Gefühl und wie so oft wenn der Kadeshi vor ihm stand begann sein Kopfkino an seine Filmchen zu drehen.

Amelda umarmte ihn, erst nur zum Gruße, doch seine Hände würden sich schnell verselbstständigen. Ameldas Rücken erkunden, seine Taille entlangstreichen, herausfinden ob Ameldas androgyner Körper so durchtrainiert war wie seine Pilotenuniform ihn aussehen ließ. Eventuelle Protestlaute würde Marik mit seinen Lippen abfangen, mit Ameldas Zunge kämpfen, bevor er sich um diesen hübschen Hals kümmete. Ein paar Liebesbissen ständen dem Kadeshi bestimmt gut und während er ihn damit bedachte, könnten seine Hände hinab zu Ameldas Kehrseite streichen und fest...
 

Mariks Vorstellungskraft versiegte, als Amelda direkt vor ihm stand! Ameldas Nase berührte fast seine Eigene und die grauen Augen schienen direkt in die Finsternis seiner sündigen Seele zu blicken. Bei Sajuuk, roch Amelda gerade wirklich nach Udiahnischen Spießchen? Wenn ja, dann könnte er nie wieder normal sein Lieblingsgericht essen, denn wenn er noch keine Erektion hatte, bekam er spätestens jetzt eine! Ob Amelda gerade seine Gedanken lesen konnte? Ob er sich selbst sehen konnte wie Marik ihn gerade in Gedanken entkleidete um endlich den Körper unter dem Stoff zu erforschen?

Oh... und wenn er seine Gedanken lesen konnte... wusste er das Marik gerade an Sajuuk gedacht hatte? Verflucht, er hatte doch extra die Schriften der Farin Sha auf Tartessos gelesen! Na ja, zumindest einige davon. Leider war der Farin Sha Glaube sehr verworren, während die einen Texte das eine predigten, vermittelten Andere eine fast gegensätzliche Botschaft. Der Gedanke währte jedoch nur kurz, da er sich viel zu schnell wieder im Grau von Ameldas Augen verlor. War es Hypnose oder war Marik nur gefangen von seiner eigenen schmutzigen Vorstellungskraft?
 

Marik spürte wie eine Hand sich auf seine Schulter legte doch er konnte seinen Blick nicht von Ameldas Anlitz nehmen. Der schöne Kopf neigte sich leicht zur Seite, eine Hand griff nach Mariks Hinterkopf... Bei Sajuuk, wenn Amelda ihn jetzt küsste dann... Nein, der Rotschopf glitt an seinem vorbei und spürte kurz darauf Ameldas Atem an seinem Ohr.

„Wir unterhalten uns später“, wurde ihm ins Ohr gehaucht, dann drückte Amelda einen Nerv an Mariks Rücken. Es schmerzte kurz, aber zum Glück schwoll etwas anderes ab was im Nachhinein betrachtet, für peinliche Fragen gesorgt hätte.
 

„Champions, ihr werdet erwartet“, verkündete ein Turaner Ihnen, dann öffneten sich die Tore des Hangars, die in einen Wartebereich führten und schleuderte Sie in eine vollkommen unerwartete Umgebung.

Fanfaren ertönten, Chorstimmen erklangen und Blütenblätter schwebten auf Sie hinab, kaum da sie den majestätisch blauen Teppich betraten, der ihnen einen Weg durch insgesamt sechs Reihen der Ehrengarde Turans bahnte. Zumindest nahm Marik an das die weiß-blauen gekleideten Uniformierten nicht zum üblichen Militär gehörten.
 

Marik schaute sich ein wenig um, worauf er feststellte, das hinter den Soldatenreihen Würdenträger oder andere hohe Tiere standen und die Wände mit Bannern der Konzilwelten geschmückt waren. Links und Rechts des Teppichs befanden sich sechs weitere Ständer die je eine Standarte trug. Marik erkannte sofort das stilisierte, graue T des Kiiths Soban, unter dem sich ein zum Sprung bereiter, hiigaranischer Tiger befand, das Wappenbild der Grenzflotte, der auch Marik angehörte.

Mit einigen anderen Wappen konnte er nicht so viel anfangen, es war ein T-Mas Wappen mit einem runenähnlichen Schriftzeichen im Zentrum. Das zweite war ein Kreis der sich aus einer weißen und einer gelben Hälfte zusammensetzte, darunter kreuzten sich zwei Schwerter. Marik glaubte, dies den Kassiten zuordnen zu können.

Den Stern der Valhalla war das dritte Wappen, gefolgt von Wappen der Kadeshi, der weißen Sonne auf rotem Grund mit eigenmächtiger Strahlenverteilung. Darunter allerdings befand sich ein weiteres Wappenbild, Marik war sich nur nicht sicher was er davon halten sollte. Das Tier besaß weitestgehend einen menschlichen Körper, jedoch die Beine und das Geweih eines kräftig gebauten Rehs und schien auf einer Flöte zu spielen.

Schließlich war zusammen mit dem Wappenbild der Grenzflotte Sobans erneut der turanische Kreis abgebildet, dieses mal in weiß und dunkelbraun. Darunter aber, befand sich ein roter Vogel ohne Federn, der seine Schwingen bis zu den Seiten des darüber liegenden Kreises streckte.

Waren Sie in eine Ordensverleihung hineingeraten?
 

„Vorwärts, nicht langsamer werden Kleiner“, sagte Bakura, während seine Hand Marik etwas anschob. Marik musste schlucken, denn am anderen Ende des Teppichs erhoben sich große Banner die allesamt den sechseckigen Stern den er schon oft auf Tartessos gesehen hatte, sowie die Doppelaxt Turans zeigten. Direkt davor erwartete Sie König Dartz, zusammen mit seiner Tochter und anderen Würdenträgern die Marik nicht kannte. Dartz hob die Arme worauf die Fanfaren sowie der Chor verstummte, es war dieser Augenblick, in dem Marik auffiel das einige Schwebekameras um sie herum flogen.
 

„Glorie und Ehre den Helden Turans. Diese mutigen Champions überlebten die wohl hinterhältigste Falle die es in der Geschichte der galaktischen Spiele jemals gab. Das Königreich Turan und all seine Bürger salutieren euch, Seto von Gehenna, aus der T-Mas Konföderation. Joey von Nineveh aus dem Reich unserer Brüder, den Kassiten. Yugi aus der Valhalla Allianz. Amelda von Alesias-Traum aus dem Kadeshi Protektorat. Marik von den Tigern, der Grenzflotte Sobans aus der hiigaranischen Republik. Sowie Kapitän Bakura, Anführer der roten Schatten aus den freien Gebieten der Vigoth.“

Dartz ließ eine theatralische Pause in der Marik sich umdrehte um Zeuge zu werden wie die versammelte Ehrengarde ihnen tatsächlich salutierte. Zudem wurde verhalten applaudiert. Diplomaten halt, die hatten es nicht so mit Begeisterungsstürmen.
 

„Ganz besonderen Dank jedoch verdienen die beiden Piloten des Teams Sajuuk, die sich Tapfer erneut in Gefahr begeben haben um ein weiteres Team vor dem sicheren Tod zu bewahren. Eine solch selbstlose Tat verdient es eine besondere Belobigung zu erhalten. Ich freue mich daher ausgesprochen dem Team Sajuuk den Sieg über die Herausforderung zu verkünden, sondern verleihe den beiden Piloten außerdem den Leviathanordnen von Tartessos.“ Dartz wies zur Seite, wo seine Tochter, sowie Commander Mai vortraten und eine Metallschatulle öffneten.

Der Leviathanordnen bestand aus einer schwarzen Schlange, die einen grün leuchtenden Kristall umfasste. Anhand der aufwändigen Details mit denen der Orden verziert war, allen voran dem goldene Hintergrund, der wieder den Stern samt dem Runenring zeigte, bis hin zu den Schuppen der Schlange, ließ Marik darauf schließen das er keinen unbedeutenden Orden erhielt. Er war sich nur nicht sicher ob er das Teil jemals mit Stolz würde tragen können...
 

„Ehrenhaft und Mutig, in der Tat“, schallte von den Wänden nieder, worauf sich Mariks Nackenhaare direkt aufrichteten. Diese Stimme... er hatte sie bisher nur einmal gehört und auch da war ihm ganz anders geworden.
 

++++ ++++
 

Dartz war ebenso verwundert wie alle anderen Anwesenden, als mitten auf dem Ehrenpfad der große Progenitor selbst erschien. Wie der Imperator das machte war Dartz ein Rätsel, zumindest zu Beginn, doch dank seinem Auge vermochte er es sehr schnell eine Energiespur auszumachen. Der Imperator der Progenitor war nicht wirklich hier, allerdings war seine Erscheinung immer noch viel zu Energiereich als das es sich um ein bloßes Hologram handeln konnte. Einen Moment lang versuchte Dartz mit den Kräften seines Auges dem Energiestrom zu verfolgen aber der Ursprungsort befand sich viel zu weit entfernt.
 

„König Dartz!“ Der Monarch erschrak zunächst, hatte man seinen Versuch entdeckt die Projektion zu verfolgen? Wollte man ihn rügen? Doch die Mimik des Imperators wurde schnell zarter und verständnisvoll. „Wisse, das ich eure Bemühungen die Champions zu retten bewundere. Ich selbst an eurer Stelle hätte nicht anders gehandelt. Und wisse auch, das ich nicht im geringsten an der Aufrichtigkeit eurer Bemühungen zweifle. Mir ist klar das es einige Todesopfer auf der Seite der Schutzflotte gegeben haben muss. Ihr Opfer soll nicht bei der Suche des Schuldigen vergessen werden.“ Der große Progenitor neigte leicht den Kopf, wofür man sich bereits glücklich schätzen konnte. Die Macht der Progenitor war schier unglaublich und genau so verhielten sich die Progenitor auch. Allein wenn der große Progenitor seine Aufmerksamkeit auf eine einzige Person richtete war dies gleichbedeutend mit einer großen Ehrung. Dennoch, irgendetwas gefiel ihm nicht und er sollte auch bald herausfinden was.
 

„Kommen wir zur Gerechtigkeit der Genüge getan werden muss. König Dartz, soweit mir bekannt ist befinden sich insgesamt elf Onyx-Freibeuter in eurem Gewahrsam?“

Dartz nickte zustimmend. „So ist es Imperator. Sie werden in Kürze in Schlepptau genommen und an Bord geholt wo...“

„Das wird nicht mehr nötig sein. Für solch Niederträchtiges Verhalten kann es nur eine einzige Strafe geben und diese wird umgehend vollstreckt.“ Es folgte ein Moment der Stille, Dartz zwinkerte und versuchte mit dem Auge nach den Gefangenen zu sehen... doch er vermochte sie nicht zu finden. Was zum...
 

„Majestät, soeben sind kristalline Schiffe aus dem Hyperaum aufgetaucht. Sie haben...“

„Die Gefangenen getötet“, beendete Dartz die Botschaft und warf erneut einen Blick auf den Imperator. Wieso? Wieso tötete der große Progenitor alle Zeugen die es gab um herauszufinden wer hinter dem Anschlag steckte? Und wenn er das einfach machen konnte, wieso hatte er die Champions nicht selbst gerettet. Moment... Der Blick des Imperators glitt zu den Würdenträgern, er nickte kurz, mit ernster Miene, doch in welche Richtung?
 

Dartz verfolgte den Blick und... der T-Mas! Siegfried von den T-Mas! Konnte das sein? Steckten die beiden unter einer Decke? Nein... der Blick des großen Progenitor war nicht freundlich gesinnt. Plötzlich war Dartz klar wieso Atemu dies tat. Wenn heraus kam das die T-Mas dahinter steckten, konnte daraus ein Kreuzzug erwachsen. Die T-Mas hatten schon vielen auf die Füße getreten ohne je einen Schaden davonzutragen. Die Frage war nur ob dies auch so blieb wenn die halbe Galaxis einen Kreuzzug gegen sie startete...
 

Auf jeden Fall wusste Dartz nun wieso der große Progenitor allen Spuren auslöschte. Die Progenitor hassten jede Form von Krieg und Dartz war sich sicher, das ohne ihre Präsenz das Taiidan Imperium und die hiigaranische Republik bereits übereinander hergefallen wären, wobei sich alle anderen Konzilwelten wohl ebenfalls für die eine oder andere Seite würden entscheiden müssten.
 

„Wo dies geklärt ist, König Dartz, ich nehme an ihr habt ein Gästequatier für mich?“ Was? Aber Atemu war doch nur... Erstaunt weiteten sich Dartz Augen. Atemu befand sich plötzlich tatsächlich an Bord der Orichalcos! Kein Projektionsstrahl mehr, stattdessen Biowerte... keine die sich verarbeiten ließen aber immerhin, eben hatte er nichts dergleichen empfangen.

„Natürlich, wenn auch nichts das eurer würdig...“

„Ein reguläres Diplomatenquatier wird ausreichen.“ unterbrach der Imperator sie. „Ich bin lediglich einer von euren zahlreichen Gästen, nicht mehr und nicht weniger.“ Atemu lächelte freundlich und machte sich auf dem Weg zu den anderen Gästen. Da hierzu die Ehrengarde platz machen musste, zweifelte Dartz irgendwie an den Worten des großen Progenitors.

Worte im kleinen Kreis

Als Amelda zusammen mit Mana und Yugi ihren Gemeinschaftsraum betraten, bat er Mana mit einem Blick alle möglichen Abhörinstallationen abzuschalten, worauf er von Ihr die verwunderte Antwort bekam, das sie keine finden konnte. Dies verwunderte ihn zwar ein wenig, aber so konnte er wenigstens direkt zum Punkt kommen.
 

„Gut... Yugi...“ Amelda atmete einmal tief durch, dann richtete er einen scharfen Blick auf den Kleinsten in der Runde. „Was hast du mir mir gemacht da draußen?“

Yugi legte sogleich den Kopf schief, was ziemlich süß wirkte, aber darauf fiel Amelda nicht herein.

„Was meinst du denn?“ ergänzte Mana das fragende Gesicht Yugis, Amelda blieb sicherheitshalber auf Yugi fixiert um sich nicht ablenken zu lassen.
 

„Ich meine die Flugkünste die ich gezeigt habe Mana.“

„Du warst hervorragend! Soweit ich das analysieren konnte hast du alles aus dem Jäger rausgeholt was drin war,“ kommentierte Sie begeistert. „Das ist doch kein Grund Yugi...“

„Das ist es nicht Mana. Ich bin zwar gut, sehr gut sogar, aber garantiert nicht SO gut! Wir Kadeshi besitzen keine bulligen Raumjäger und doch habe ich den Starfighter geflogen als hätte ich nie etwas anderes getan!“ Sonst hätte Amelda sich das ja noch erklären können, aber so. Mana allerdings war davon nicht überzeugt.

„Ach bitte, das war der Stress, die Gefahr. Statistiken Belegen...“
 

„Mir ist egal was Statistiken belegen Mana!“ unterbrach Amelda sofort, er wollte nichts von Statistik hören, nicht wenn sein Gefühl ihm etwas anderes sagte. „Irgendetwas hat mich beeinflusst und ich glaube auch das die Quelle hier direkt vor mir steht. Yugi, ich hatte da draußen keine Zeit darüber nachzudenken, aber deine Stimme... sie war viel tiefer als normal. Dunkler, tiefgreifender... Ich frage daher erneut... was hast du mit mir gemacht?“

„Nichts...“ gab der Kleine ängstlich von sich und hätte Amelda nicht einen sensiblen Sinn für alles was mit übersinnlichen Dingen zu tun hatte, dann hätte er Yugi geglaubt. Doch im Cockpit hatte er hinter sich eine Präsenz gespürt, etwas sehr starkes, nicht alt aber etwas... Amelda wusste es nicht, eine Art inspirativer Geist. Was immer es auch war, Yugi war der Ursprung dieser Ausstrahlung gewesen. Doch was auch immer es auch war, es verbarg sich hinter der Unschuld eines Kindes, aber es war da und jetzt wo es einmal hervorgebrochen ist konnte es sich auch nicht mehr so gut verbergen. Selbst jetzt spürte Amelda dieses Wesen in Yugi.
 

„Yugi... ich bin nicht böse auf dich, auch wenn es gerade anders wirkt. Aber wir haben eine Vereinbarung nicht wahr? Team Vaygr hat keine Geheimnisse voreinander...“ Yugi zwinkerte zweimal und dazwischen war Amelda sich sehr sicher ein anderes Gesicht vor sich zu haben. Yugis niedliche violette Augen hielten seinem Blick jedoch stand. Amelda war seinerseits jedoch ebenfalls nicht bereit sich zu beugen, nicht solange er nicht sicher war mit wem oder was er es hier zu tun hatte!
 

„Furchtloser Anführer, ist das eine Art deine Untergebenen niederzustarren?“ mischte sich Mana wieder ein und drehte Amelda zu sich um. Aus den Augenwinkeln konnte Amelda noch erkennen wie Yugi daraufhin lächelte, wieder mit den ernsten Augen. Manas Blick war aggressiv, das war nicht gut, im Team sollte kein Streit herrschen. Amelda tat ihr daher den Gefallen und senkte den Blick.
 

„Du hast recht.“ Autsch, das tat weh. Fehler zugeben war immer noch schwer, insbesondere vor Ungläubigen. „Entschuldige Yugi... aber wenn ich mich doch nicht täusche, dann habe keine Angst dies zu sagen. Wenn doch... dann verzeih bitte meinen Ton. Ich bin ein wenig... sensibel gegenüber solchen Dingen.“
 

„Ach schon vergessen!“ strahlte Yugi wieder mit kindlichem Enthusiasmus, während Mana den Kopf schüttelte.

„Normalerweise sollte ich dich noch dazu bringen mehr zu tun, aber du warst mehr als nur in Lebensgefahr, daher erspare ich dir das...“ Was dann kam, war gänzlich überraschend. Manas Körper zitterte, ihr Blick war ihrerseits gesenkt, ihre Stimme bebte und waren das Tränen?

„Ich bin nur so glücklich das euch nichts passiert ist ihr zwei!“ Kurz darauf fand sich Amelda in einer festen Umarmung wieder in der Manas gut gebauter Körper sich an seinen presste. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet!
 

++++ ++++
 

Nach einer gefühlten Unendlichkeit schaffte es Dartz sich in sein provisorisches Regierungsbüro an Bord der Orichalcos zurückzuziehen. Leider war ausgerechnet jenes eines der wenigen Räume die nicht rechtzeitig fertig geworden waren. Daher musste er mit einem Standardkapitänstisch in einem großen, jedoch Schmucklosen Raum. Na wenigstens der Teppich war bereits verlegt.

Nicht das er etwas vom Schmuck gehabt hätte, ganz im Gegenteil. Die wichtigste Korrespondenz der letzten Stunden musste bearbeitet werden. Hier würde sich zeigen welchen Schaden der Verlauf der Spiele angerichtet hatte. Zuerst widmete er sich der Mitteilung die ihm direkt vom Diamaid Hiigaras zugesendet wurde. Nur selten verspürte König Dartz das Gefühl, das sein Herz sich in seiner Lendengegend befand, doch diese Mitteilung gehörte eindeutig dazu. Zumindest bis zum Ende der Nachricht.
 

Zwar machte Hiigara ihn für die entstandenen Probleme verantwortlich und stellte seine Kompetenz in Frage, aber die Formulierungen waren allgemein gehalten. Zudem fand sich in keinem einzigen Abschnitt eine Androhung von Konsequenzen. Am Ende verspürte der Diamaid sogar das Bedürfnis, sein tiefstes bedauern über den Tod der vielen rechtschaffenden Sicherheitskräfte mitzuteilen, die bei der Rettung der Champions ihr leben lassen mussten.

Umso mehr ärgerte ihn der Bericht des Nachrichtendienstes, das viele Nachrichtensender versuchten dem Königreich Turan zumindest eine Teilschuld zuzuschieben. Zum Glück hatte das Interview dieses Talkmen mit dem Herzog dafür gesorgt das sich dies für die Nachrichtensender einigermaßen schwierig gestaltete. Der Kerl war also doch nicht ganz nutzlos.
 

Dartz war gerade dabei die Kompetenzen für die pressetechnischen Gegenmaßnahmen zu prüfen, als sein Kommunikator piepte.

„Majestät, ich weiß ihr wünscht nicht gestört zu werden, aber der Generaldirekter von Vector wünscht eine Audienz. Er sagt es ist wichtig.“ Dartz brauchte nicht lange überlegen, Taigor war einer der Gründe warum er sich überhaupt um die erste Herausforderung bemüht hatte.

„Er kann eintreten.“
 

Nur wenige Sekunden später glitt die Tür seines Büros auf und Generaldirektor Taigor betrat das Zimmer. Wie schon bei den vorherigen Treffen wirkte Taigor unnahbar. Sein Blick war fest auf einen immaginären Punkt gerichtet und er hielt sich keineswegs damit auf, freundliche Floskeln auszutauschen, wie zum Beispiel sich für die Störung zu entschuldigen. Das ärgerte Dartz ein wenig, aber im Endeffekt war Dartz es viel lieber mit einem unfreundlichen, aber kooperativen Vertreter Vectors zu sprechen, statt mit einem überaus freundlichen, aber abweisenden Geschäftsmann. Also tat er so als hätte Taigor sich freundlich verhalten und bot dem Generaldirektor einen Platz vor seinem Schreibtisch an.
 

„Generaldirektor, was kann ich für euch tun was so wichtig ist?“ Hoffentlich sahen die Somtaaw es nicht anders als ihr Regierungsorgan. Taigors lockere Art allerdings

„Zwei Dinge. Zunächst bin ich hier um euch mitzuteilen, das Vector die Minenrechte in der großen Einöde für die nächsten 25 Jahre zu lizensieren wünscht. Meine Experten haben die zu erwartenden Erträge zusammengerechnet und haben eine Summe festgelegt die Vector bereit ist dafür zu zahlen. Da diese Zahlendreher jedoch viel zu viele Faktoren schätzen, schlage ich eine Ertragsabhängige Bezahlung in Höhe von 12,5% vor.“

Dartz fühlte sich von Taigor ganz schön überrollt mit diesem Vorschlag, um ehrlich zu sein hatte er keineswegs mit einem konkreten Angebot Vectors gerechnet, daher brauchte er ein wenig um in Gedanken aufs Geschäft umzuschalten. Taigor war eben durch und durch ein Geschäftsmann.
 

„Nun... ihr seid wie immer sehr direkt. 12,5% sind allerdings viel zu wenig. Ich hatte da eher an 40% gedacht. Doch bevor wir das aushandeln, was ist die zweite Angelegenheit die ihr mit mir besprechen wolltet?“ Taigors Augen zuckten einen Augenblick als Dartz die 40% erwähnte, jedoch war es selbst mit dem Auge unmöglich festzustellen ob dies ein Zeichen für verlorenes Interesse oder Zahlungsbereitschaft war.

„Nun gut, als zweites wollte ich wissen was für ein zweites Angebot ihr Vector machen wolltet. Wir kamen bisher nicht dazu dies zu besprechen.“

Erneut war Dartz ein wenig erstaunt, wenn auch nicht weniger erfreut.
 

„Gerne, das Königreich Turan hat vor, in Kooperation mit den Zoner eine Freihandelsstation im Sirgard-System, am Rande der Königsgrenze zwischen dem Königreich und den Gebieten der Kassiten zu errichten. Das Sirgardsystem wird zu diesem Zweck zu einem autonomen Gebiet innerhalb des Königreiches erklärt.“ Taigor hob hier eine zweifelnde Augenbraue.

„Und wovon will diese Freihandelsstation leben? Durch das Sirgard-System führen keinerlei Handelsrouten und wenn ich mich recht entsinne ist das ganze System nur eine überdimensionale Müllhalde.“ Hatte der Kerl eine ganze Karte des Königreiches im Kopf oder woher wusste er das so genau?

„Genau da kommt Vector ins Spiel.“ Dartz aktivierte nun einen Holobildschirm in seinem Schreibtisch und rief eine Animation des Systems auf. Dann zoomte er auf einen Asteroiden der mit einigen Gebäuden, Waffen und Andockstationen versehen war „Bislang wird das System von Fort Cardiz kontrolliert, im Prinzip ein ausgehöhlter Asteroid den man in eine reguläre Umlaufbahn geschleppt hat. Cardiz verfügt über eine Hand voll Fregatten sowie einige Jägerstaffeln um sich zu verteidigen. Jedoch ist Cardiz als Freihafen ungeeignet. Die Andockmöglichkeiten sind sehr beschränkt, Lagerräume oder Produktionsstätten nur wenig bis gar nicht vorhanden und auch nicht nachträglich erweiterbar. Daher soll der Freihafen von Vector an Cardiz angebaut werden, den nötigen Anschluss wird das Königreich herstellen. Damit die Zoner sich selbst versorgen können, werden mindestens zwei Biosphären benötigt, sowie eine Raffinerie, inkl. Ressourcenkollektoren und natürlich eine erweiterbare Wohneinheit für eine Besatzung von mindestens 2000 Personen.“ Dartz ließ die entsprechenden Daten auf dem Holobildschirm einblenden.

„Kommt noch etwas?“ fragte Taigor, was Dartz erneut in die Hände spielte.

„Stimmt, ich bitte um Verzeihung. Natürlich wird noch eine modulare Werft mit Arbeitschiffen benötigt.“ Womit der zukünftige Freihafen fast der Geheimbasis der Somtaaw im Tanis Sektor entsprach, abgesehen von den schweren Waffenplattformen und der Horchstation die sich noch in Tanis befanden.
 

„Eine Werft? Wozu... moment. Ich glaube ich verstehe wozu dies alles benötigt wird. Die Zoner sollen für Turan den Schrott recyceln. Ich befürchte da muss ich ablehnen, denn das ist eigentlich das Geschäft von Vector. Wir haben kein Interesse uns unsere eigene Konkurrenz aufzubauen.“
 

„Wer sagt etwas vom Konkurrenzaufbau? Es wäre ein Joint-Venture zwischen Vector, den Zonern und dem Königreich Turan. Es ist die perfekte Kooperation. Das Königreich Turan hat ein ganzes System voller Ressourcen die es jedoch nicht nutzen kann. Vector hat die Technologie, jedoch ist das System in einer Region der Galaxis, in die Vector keine Ressourcenkollectorschiffe hinschicken möchte, zumal diese für jeden Flug die große Einöde durchqueren müssten. Gefundene Fressen für Vigoth, Burgenda oder Kassitische Piraten, turanischer Schutz hin oder her. Dem Königreich wiederum vertraut Vector nicht genug um Sie mit der nötigen Technologie auszustatten. Die Zoner hingegen betreiben bereits zwei Freihafen in Kooperation mit Vector, soweit ich weiß sehr profitabel für alle Parteien. Es ist die perfekte Mischung.“ Erneut war es Taigor anzusehen wie er über den Vorschlag nachdachte. Er kam wohl zu dem Schluss das die Konstellation annehmbar war, wenn er fragte kurz darauf:
 

„Und was genau verdient Vector daran?“
 

„Bedauerlicherweise kann das Königreich Turan die Kosten für die Raumstation nicht vollständig übernehmen und auch die Zoner verfügen über nicht annähernd genug flüssige Mittel. Ich biete daher folgenden Vorschlag an. Ich lasse mich, sagen wir mit 25% der Ausbeute der Operation in der großen Einöde abspeisen und Vector erhält 10% der abgebauten Ressourcen aus dem Sirgard-System.“ Ein fairer Deal, die 10% waren ein üblicher Anteil an einen Sponsor und zusammen mit den Ressourcen aus der Einöde würde Vector einen angemessenen Gewinn einspielen, dessen waren Dartz Experten sich sicher.
 

„Bei diesem Deal würde Vector aber ganz schön in Vorleistung gehen, mal abgesehen davon das 25% immer noch zu viel sind, immerhin trägt Vector das Risiko bei der Abbauoperation in der Einöde alleine. Vector benötigt mehr als eine Aussicht auf zukünftigen Profit. Also etwa reduzieren wir den Umfang des Sponsorings bei der Raumstation, oder die Zoner und das Königreich Turan zahlen einen Vorschuss von...“ Hier unterbrach Taigor seine Überlegungen und rechnete auf einem kleinen Handrechner nach. „15 Millionen republikanische Dukaten oder 18,6 Millionen intergalaktische Credits.“ Dartz überschlug die Rechnung kurz und kam auf etwas weniger als 21 Millionen Dublonen. Zum Vergleich, so viel kostete ein Lord- Trägerschiff mit vollen Hangardecks, zwei Zerstörern sowie eine vollständige Garnitur von Fregatten!

Mit anderen Worten ein komplettes Trägergeschwader! Wenn er noch 4 Millionen draufschlug dann konnte er gar eine weitere Orichalcos (ohne Luxusinnenausbau) bauen lassen. Ärgerlicherweise war es eine Summe die Dartz nicht zur Verfügung stand. Das Budget des Königreiches befand sich bereits am Rande des Vertretbaren. Nur was konnte er stattdessen anbieten?

Know-How? Nicht ohne einige sehr gute Karten zu verspielen die er in Händen hielt.

Informationen? Er wüsste nicht was für die Somtaaw oder Vector interessant genug wäre.

Handelsobjekte? Vielleicht wenn er es geschafft hatte die Produkte die das Königreich herstellte beliebter zu machen. Aber ihm kam da ein weiterer Gedanke...

„Zu teuer, das Königreich Turan kann höchstens 1 Millionen Dublonen für dieses Vorhaben als Vorschuss ausgeben. Allerdings könnte Turan etwas anderes anbieten um die restliche Summe auszugleichen.“ Glücklicherweise wirkte Taigor weiterhin interessiert.

„Und was wäre das?“ Dartz lächelte und entfernte eine Halskette mit einem grünlich schimmernden Stein von seinem Hals um ihn Taigor hinzulegen.

„Dies hier...“ und um seine Worte zu verdeutlichen, nutzte er sein Auge um die Energie in dem Stein des großen Schlangengottes aufleuchten zu lassen, dessen grünes Licht sich in Taigors Augen widerspiegelte.

Anmaßende Forderungen

Zum Glück hatte man die Kleidung die das Königreich bereitgestellt hatte in seine Unterkunft an Bord der Orichalcos gebracht, sonst wäre er wohl dazu gezwungen gewesen in Pilotenuniform herumzulaufen. An sich war dagegen nichts zu sagen, aber wenn er einer privaten Einladung folgte, dann bevorzugte er doch etwas legeres. Marik war dennoch ein wenig nervös ob seine Kleidungswahl auch ankam.

Ganz der Sobani, trug er bevorzugt Leder. Im Dienst hatten zwar schon vor Generationen die regulären Uniformen der hiigaranischen Republik einzug gehalten, Uniformen aus einer besonderen Kunstfaser, aber im Privatbereich herrschten noch immer die traditionellen Stile der Kiiths. Alle Sobani trugen Leder, denn es schützte den Körper, eine gute Wahl also für jedes Mitglied eines Kriegerkiiths.
 

Ein letztes Mal prüfte Marik sein Äußeres im Spiegel, das Königreich hatte sich offensichtlich bemüht seinen Geschmack zu treffen und graues Leder besorgt um eine Hose in seiner Größe, sowie ein Ärmelfreies Oberteil zu nähen. Gemäß dem Sobanistil gab es passend dazu ebenfalls graue Armschützer. Glücklicherweise mit sichtbarem Muster, sonst wäre es Marik viel zu grau ausgefallen. Das war zwar die Farbe der Sobani, aber man musste es ja nicht übertreiben. Es herrschte immerhin kein Farbendekret! Er durfte sich nur nicht strecken, dann hob sich nämlich sein Oberteil so weit mit an, das man seinen Bauchnabel sehen konnte.
 

Marik verließ sein Quatier und machte sich auf den Weg zu Amelda, der ihn via Schiffskom dazu eingeladen hatte etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Marik war etwas überrascht das man dies erlaubte, andererseits gab es keinen Grund es zu verbieten, mal abgesehen davon befand sich Ameldas Quartier auch nur einen Gang weiter. Allerdings war der Weg wohl nicht lang genug um zu verhindern das Marik in einen 'Gast' hinein lief.
 

„Ah, sind Sie der Champion aus dem Clan der Sobani? Marik? Mein Name ist Matt Stoner von Power Bull Corporate, vielleicht kennen sie uns?“ Ein brünetter junger Mann im Anzug hielt ihm sofort die Hand hin, die Marik instinktiv annahm.

„Sicher, sie stellen verschiedene Energy-Drinks her. Fire-Bull ist sehr beliebt bei den Sobanipiloten.“ Kaum ausgesprochen hatte, bedauerte Marik seine Aussage umgehend, während Matt Stoner strahlte wie ein Stern.

„Wirklich? Das freut mich sehr! Ich sorge dafür das man den Sobani zukünftig Rabatt gewährt wenn sie wünschen. Aber ich wollte eigentlich über etwas anderes mit Ihnen sprechen...“ Stoner folgte Marik, obwohl dieser nicht angehalten hatte. Marik hielt sich nicht gerne auf, aber er wollte den Typen auch nicht direkt vor Ameldas Quartier führen.

„Worum geht es?“

„Ich bin von der Werbeabteilung von Power Bull Corporate und ich möchte Ihnen einen Werbevertrag anbieten. Es geht um einen dreijährigen Werbevertrag, nichts großes nur ein paar Bilder und den ein oder anderen Dreh, wir würden vertraglich garantieren das Ihre Zukunftspläne nur minimal beeinflusst werden.“ Ehe sich Marik versah reichte man ihm einen Mustervertrag von drei Seiten. „Die Vergütung beträgt 1500 republikanische Dublonen im galaktischen Standardmonat für die Verwendung der Bildrechte, inklusive einer Zulage für jede Filmaufnahme. Das erste Shooting können wir noch heute arrangieren, ehrlich gesagt würde meine Firma das sogar bevorzugen. So könnte der Werbespot in kürzester Zeit auf Sendung gehen.“ Was? Sofort?
 

„Wieso das wenn ich fragen darf?“ Die Bezahlung war angemessen, umgerechnet in Dukaten entsprach es einem üblichen Gehalt auf Hiigara. Ein netter Zuverdienst also, Marik fragte sich nur wieso er solch ein Angebot bekam.

„Sie belieben zu Scherzen, sie sind der Held des Tages! Und diese Verträge sind die Belohnung für Helden! Nun? Was sagen Sie zu unserem Angebot?“ Marik blinzelte kurz bevor er wieder zu Verstand kam.

„Ich schlage vor das ich mir Ihren Vertrag mitnehme und genau überdenke...“

„Wenn die Bezahlung nicht stimmt können wir...“ Marik hätte beinahe 'kein Kommentar' geantwortet, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Seltsam, die Pilotenausbildung beinhaltete Umgang mit der Presse, nicht jedoch mit PR-Managern. Bevor ihm jedoch etwas herausrutschen konnte, tippte genau in diesem Moment jemand auf die Schulter von Mr. Stoner und kaum da dieser sich umdrehte hing er bereits einige Zentimeter über dem Boden.
 

Bakura stand einfach nur da, hielt den Werbemenschen am Hals in der Luft und warf Marik einen fragenden Blick zu.

„Belästigt dich der Typ?“ Ein leichtes Röcheln von Matt Stoner ließ Marik aus seiner Trance erwachen. Fuck, dieser Pirat war einfach cool! Na ja... wenn man mehreren Nationen auf der Nase herumtanzte, dann war man wohl etwa verdammt cool oder ein Vollidiot. Ärgerlicherweise tanzte Bakura aber auch Mariks Nation auf der Nase herum und war obendrein cool, furchtbare Kombination.

„Äh... Nein, er hat mir nur ein Angebot gemacht.“

„Höhe?“

„1500 republikanische Dublonen im Monat für die Bildrechte“, antwortete Marik, was Bakura seltsamerweise die Zornesröte ins Gesicht trieb.

„1500?!“ Sein Mörderblick richtete sich auf Mr Stoner, den Bakura zu sich heranzog. „Hat dir niemand beigebracht das man keine Helden hereinlegt? Verschwinde und mach mindestens das dreifache klar, sonst trete ich dir eine ganze Palette von deinen verdammten Bulldosen in die Öffnung in die keine Sonne scheint, klar?“ Bakura schubste Mr. Stoner von sich und vertrieb ihn anschließend mit einem bitterbösen Blick. Marik war nur froh nicht selbst Opfer dieses Blickes zu sein, er wäre mit Sicherheit auch davongelaufen.

„Lass dich nicht reinlegen von solchen Typen, die wollen jemanden wie dich ummer über den Tisch ziehen. Handel Sie also ruhig nach oben, das ist es wert. Und nun geh zu deiner Verabredung.“ mit diesen Worten schritt Bakura an Marik vorbei und verschwand um der nächsten Ecke. Marik fragte sich nur woher Bakura wissen konnte das Marik verabredet war.
 

Eine Frage die schlagartig keine Rolle mehr spielte, als Marik Ameldas Tür erreichte. Erwähnenswert wäre nur noch, das er auf dem Weg eine Progenitorwachen passierte, die sich an seiner Anwesenheit nicht zu stören schien. Manchmal fragte Marik sich wozu diese Wachen überhaupt gut waren, nur nicht jetzt. Vor Ameldas Zimmer atmete er noch einmal kräftig durch und nutzte den Melder. Die letzten Sekunden bevor der Rotschopf ihm öffnete bedauerte er jedoch einerseits das fehlen von Blumen als Mitbringsel und versuchte sein Herzklopfen auf ein normales Niveau runterzuschrauben.
 

++++ ++++
 

Man hatte Atemu ein Gästequartier zugewiesen das man mit Sicherheit als luxuriös bezeichnete. Natürlich war Luxus ein dehnbarer Begriff. Ein normaler Turaner betrachtete es wahrscheinlich als unglaublichen Luxus wenn der Boden des Quartiers mit Teppich ausgestattet war. Bei einem Taiidan hingegen fing der Luxus erst bei einem beigefügten Badezimmer mit Whirlpoolwanne und dazugehörigem Badesklaven/in an.
 

Aber des Luxus wegen hatte sich Atemu ohnehin nicht hierher begeben. Er wollte die Ausstrahlung seiner Kopie aus der Nähe beobachten. Ein anspruchsvolles Vorhaben wie sich herausstellte, denn der kleine Progenitor verbarg sich wieder hinter der Maske eines Kindes. Atemu musst sich sehr anstrengen um ihn wahrzunehmen. Zu sehr wollte er jedoch auch nicht an der mentalen Barriere anklopfen, nicht weil er Angst vor diesem jungen Ding hatte, er wusste nur nicht wie er selbst darauf reagieren würde einer ihm ähnlichen Präsenz gegenüberzutreten.
 

Ein Piepen unterbrach seine aktuelle Meditation und Atemu öffnete die Augen. Eine Konsole leuchtete auf und zeigte den Schriftzug 'eingehende Nachricht'. Ohne zu zögern machte Atemu eine Handbewegung um die Nachricht anzunehmen, nur um sich daran zu erinnern das er bei diesem Kommunikationssystem auf die Technologie der Klippensinger angewiesen war.

Augenverdrehend erhob er sich also aus seinem Sessel und bediente die Kommunikationseinheit per Hand. Dabei spürte er in seinen Fingerspitzen ein seltsames Druckgefühl, hoffentlich rieben sich ihm bei dieser Tätigkeit nicht die Fingerabdrücke ab, dieses Detail mochte er an seinem Körper nämlich besonders gerne.
 

Im Bildschirm erschien ein älterer Higaraner, mit ernster Miene und blonden Haaren, die er sich zu einem Kriegerzopf gebunden hatte.

„Ich grüße euch Imperator Atemu von den Progenitor. Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Admiral Randor, vom Kiith der Sobani und Oberbefehlshaber der Grenzstreitkräfte zum Taiidan Imperium.“ Atemu bemühte ein wenig seine Allwissenheit um sich die Position dieses Mannes besser vor Augen zu führen. Randor war ein angesehener Kiith-Sa, eine Art Oberhaupt seines Clans. Interessant war jedoch seine militärische Stärke. Sein Flagschiff war die Caal-Sto, ein hiigaranisches Trägerschiff der Imperator-Klasse. Seine Flotte bestand insgesamt aus vier Trägerschiffen, acht schweren Kreuzern der Avatar-Klasse, einem Bustersword-Schlachtschiff, siebzehl Zerstörer der Revelation-Klasse sowie einhundertzweiunddreißig Firelance-Ionenkanonenfregatten und einhundertzwei Vengeance-Angriffsfregatten. Obendrein unterstanden auch die territorialen Verteidigungsstreitkräfte der Grenzregion seinem Befehl, was nochmal 120 Fregatten eine Hand voll Zerstörer sowie einige tausend systemgebundene Kampfjäger. Eine durchaus beeindruckende Stärke.

Admiral Randor war eine angesehene und Einflussreiche Person innerhalb der hiigaranischen Republik, unnachgiebig wenn es darum ging die Interessen derselben durchzusetzen und vor allem war er ein Hiigaraner der nicht dafür bekannt war eine Drohung Drohung sein zu lassen. Sein strategisches Geschick war beachtlich, wenn auch seine Taktiken leicht veraltet wirkten. Er hatte eine Frau auf der Sobani Hauptwelt, mit der er drei Kinder hatte. Dazu kam eine Staffelführerin an Bord der Caal-Sto als seine (angeblich unfruchtbare) Geliebte. In Wirklichkeit benutzte sie ein Anti-Baby Implantat. Trotz regelmäßigen Trainings litt er unter leichtem Muskelschwund und ein damit einhergehendes Übergewicht, wogegen er amtierend mit einer Diät... okay, das reichte vermutlich an Information.
 

„Ich erinnere mich. Soweit ich weiß habt ihr Einspruch gegen die Verurteilung des Champions Marik erhoben. Ich hoffe doch sehr das ihr euch nicht erdreisten wollt von mir seine umgehende Freilassung zu verlangen?“

„Nein eure Hoheit, das nicht. Allerdings werde ich etwas von euch verlangen.“ So? Atemu musste zugeben das er neugierig wurde. Nicht einmal seine eigenen Leute wagten es Forderungen zu stellen.

„Bitte, ich bin gespannt.“

„Ich sende euch in diesem Augenblick ein Bericht der Sektion 7 des HIBS. Darin wurde festgestellt, das die zweite Herausforderung im Steingartenlabyrinth Conas, im Iyoto System stattfindet. Laut Bericht wird die Herausforderung als Jagd inszeniert. Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen, jedoch geht aus dem Bericht auch hervor, das Vorbereitungen getroffen werden um den Champion der aus meinem Kiith stammt dort umkommen zu lassen. Insbesondere im Hinblick auf die Ereignisse der ersten Herausforderung verlange ich daher, das dem Taiidan Imperium die Austragung der zweiten Herausforderung entzogen wird.“ Eine mutige Forderung und eine die für ganz schön Wirbel sorgen würde, wenn Atemu dem folgte, was er jedoch zunächst nicht beabsichtigte.

„Dies würde den strengen Regeln der galaktischen Spiele widersprechen Admiral. Ich neige daher dazu eure Forderung abzulehnen.“

„Damit habe ich gerechnet eure Eminenz, weshalb ich den Diamaid davon überzeugen konnte den Durchflug durch unser Territorium zur zweiten Herausforderung zu verweigern.“ Wie bitte? Atemu hörte wohl nicht recht. Das war doch wohl kaum mehr als... moment... ah, die Hiigaraner besaßen ein ausgeklügeltes Hyperraumbeobachtungssystem, mit dem sie jede Quantenwelle registrieren konnten die sich innerhalb eines Ihrer Systeme öffnete.
 

„Das wäre ein ärgerliches Hindernis, aber man kann eurer Territorium problemlos umfliegen. Ich verstehe allerdings die Position der hiigaranischen Republik. Meine Leute werden sich darum kümmern das keinerlei Manipulation vorgenommen wird.“

„Ich danke euch vielmals Imperator. Ich bedaure meinerseits sehr euch dennoch mitteilen zu müssen, das der vorzeitige Tod Mariks von den Sobani als klare Verletzung der intergalaktischen Regelungen aufgefasst werden würde und eine umgehende militärische Strafexpedition zur Folge hätte. Diesbezüglich habe ich die Volle Unterstützung des Diamaids.“ Atemu übersetzte das der Einfachheit halber mit: 'etwa wird die Herausforderung entzogen oder es gibt Krieg'.

Allein aus der Notwendigkeit heraus unerpressbar zu bleiben neigte Atemu zwar immer noch dazu nicht nachzugeben, aber um sicher zu gehen bemühte er erneut seine Allwissenheit. Er konnte sich nicht vorstellen, das die Regierung der hiigaranischen Republik wegen des Lebens einer einzigen Person einen Krieg... oh, er musste sich korrigieren, sie würden.
 

Atemu ging dem, mithilfe seiner latenten Allwissenheit nach um herauszufinden warum der Diamaid so plötzlich auf Konfrontationskurs einschwenkte. So stellte er schnell fest, das Randor den Diamaid bereits im Vorfeld über diesen Bericht informiert hatte. Nebenbei erfuhr er auch, das die Sektion 7 des Hiigara-Informations-Beschaffungs-Service den Sobani unterstanden und noch mehr hinter dem Bericht steckte, was er jedoch schnell ausblendete. Allwissenheit schön und gut, aber zu viel davon machte einen Wahnsinnig.

Offensichtlich war der Diamaid jedoch zunächst davon ausgegangen, dass die Taiidan lediglich ein Gedankenspiel durchgegangen waren, es schlussendlich aber nicht wagen würden diese Manipulation vorzunehmen. Nachdem allerdings die Onyx-Freibeuter ihren Attentatsversuch gestartet hatten, war die Meinung gekippt. Die Situation wurde neu bewertet und der höchste Regierungsrat der Hiigaraner hatte beschlossen sich die 'hinterhältige Unterminierung' ihrer Rechte als Konzilmitglied nicht gefallen zu lassen. Mit anderen Worten, die Falken hatten durch Atemus beauftragtes Attentat das erste Mal seit über 100 Jahren wieder Oberwasser bei den Hiigaranern. Einen Moment erlaubte sich Atemu eine sehr primitive Denkweise: FUCK!
 

Atemu seufzte. „Ich werde mir das gesendete Material ansehen und noch im Laufe des Tages meine Entscheidung verkünden.“ Randors Miene zeigte keine Regung als er sich verneigte.

„Danke Imperator. Seid versichert, das die hiigaranische Republik keineswegs eine offene Konfrontations wünscht, daher hoffe ich das ihr zu einem für alle Parteien zufriedenstellenden Ergebnis kommt. Ich danke euch nochmals für eure kostbare Zeit Imperator.“
 

Das Bild verschwand, so das nur das Siegel von Tartessos übrig blieb. Atemu seinerseits durfte nun seine Zeit damit verbringen eine Gesichtswahrende Lösung dieser drohenden Konfrontation zu finden. Er hatte nämlich keineswegs Lust sich durch die Panik der einen Großmacht und die Dummheit einer zweiten Großmacht in einen galaktischen Krieg verwickeln zu lassen!

Missverständnisse

Der Raum war recht dunkel da die Hauptlichter ausgeschaltet waren, stattdessen erleuchteten Lichtfackeln den Raum. Marik kannte diese Fackeln, sie simulierten die Lichtverhältnisse einer Flamme, jedoch ohne die Luft dabei zu verpesten. Abgesehen vom Licht sah der Raum fast so aus wie Mariks eigener, aber nicht ganz, wie er neugierig bemerkte. Ameldas Tisch zum Beispiel war lediglich einen halben Meter hoch und war nicht mit Stühlen umgeben, stattdessen waren breite Kissen davor ausgebreitet.

Noch mehr faszinierte Marik aber Ameldas Gewand, irgendwie hatte er damit gerechnet den Kadeshi wieder im fastbauchfreien Top und der Lederhose zu sehen, stattdessen aber trug er heute eine weiße Jacke, dessen linke Seite bis zur rechten Taille reichte um dort in einem silbernen Streifen abzuschließen. Die Jacke selbst reichte bis zur Hüfte und war sehr figurbetont geschnitten, wäre Amelda eine Frau gewesen, man hätte die Jacke bestimmt für ein Kleid gehalten. Darunter befand sich eine weiße Hose, eng anliegend wie ein Pilotenanzug, jedoch mit silbernen Muster bestickt.
 

„Danke das du gekommen bist, bitte setze dich, ich habe arrangiert das wir unser Abendessen hier zu uns nehmen können.“ Amelda setzte sich zuerst, wobei er sich zunächst auf die Knie begab und seine Kehrseite auf den Fußballen absetzte, Marik ahmte ihn nach und fragte sich sofort wie man solch eine Sitzhaltung nur lange aushalten konnte. Nebenbei: Ameldas Rücken war in der heutige Gewandung genauso sexy war wie im roten Pilotenanzug. Hoffentlich wurde ihm die Lederhose nicht zu eng, insbesondere bei der schummrigen Lichtgestaltung.

Schweigend servierte Amelda Marik Tee, der ihn bereits nach dem ersten Schluck mit einem Adrenalinschub versorgte der sich gewaschen hatte, boah war der scharf! Bemüht ihn herunterzuschlucken ohne seine Kehle von innen verätzen zu lassen, konnte er sich jedoch mit folgendem trösten: Amelda fand das offensichtlich sehr witzig.
 

„Ein wenig Stark, ich weiß. Ich habe den Fehler gemacht um einen rituellen Tee zu bitten. Leider wusste ich nicht das alle rituellen Teesorten der Klippensinger die Kehle verbrennen.“

„Macht... nichts... geht schon.“ Marik versuchte die Schärfe allein durch seine Geisteskraft auszuschalten, aber er hatte das Gefühl sein Gesicht glühte wie glühende Kohle.
 

„Du musst vor mir nicht den Starken miemen Marik.“ Amelda schob sich einige Haare aus dem Gesicht, eine Geste die ihn seltsam unsicher erscheinen ließ. Es passte nicht so recht zu Mariks sonstigem Eindruck von Amelda. Marik setzte den Tee erstmal wieder ab und ließ die Tasse wo sie war. Hoffentlich hatte Amelda auch etwas normales zu trinken.

„Danke, aber darf ich fragen warum du einen rituellen Tee wolltest? Und wer sind die Klippensinger?“

„Eines nach dem anderen. Zum einen ist König Dartz ein Klippensinger, so nennen sich die Bewohner von Tartessos. Sie sind keine Turaner, wie mir König Dartz versicherte, momentan herrschen sie nur über die Turaner. Frag mich aber bitte nicht wie es dazu kam, oder ob es früher anders herum war, das kann ich nicht sagen. Aber um deine erste Frage zu beantworten... Du hast mir das Leben gerettet und dafür möchte ich mich bei dir bedanken.“

„Und deswegen ein ritueller Tee?“ was bei Amelda für ein Stirnrunzeln sorgte.

„Er ist wirklich scheußlich, dennoch finde ich ihn wichtig. Bin ich dadurch seltsam?“

„Nun, ich kenne nicht viele die sich freiwillig die Kehle verätzen.“ Kaum ausgesprochen bereute Marik seine Worte. Amelda sackte seinerseits leicht zusammen und wirkte dadurch seltsam traurig.
 

„Ich verstehe... Verzeih, vielleicht war es doch keine gute Idee. Ich wollte nur nichts falsch machen und habe darüber ganz vergessen das du als Sobani es nicht verstehen kannst.“ Autsch, das tat weh, auch wenn Ameldas Stimme mitfühlend wirkte. Da Marik nicht als dummer Sobani dastehen wollte probierte er den Tee erneut, er war immer noch scheußlich!

„Vielleicht... verstehe ich es besser wenn du es mir erklärst.“
 

Diesesmal schmunzelte Amelda und beugte sich über den Tisch. Marik war sich sicher das Amelda ihm wieder etwas ins Ohr flüstern würde, doch er irrte sich. Die Lippen des Kadeshi legten sich auf die seinen und seine Zunge drang in seine Mundhöhle ein. Sie blieb nicht lange, nur so lange um einmal über Mariks Gegenstück zu lecken, dann zog sich der Kadeshi bereits zurück und lächelte ihn an. Es war nichts besonderes, dennoch schlug Mariks Herz bis zum Hals und seine Fantasie spielte verrückt.

„Zu scharf, so wird das Küssen nur zur Qual. Aber nett das du ihn trotzdem getrunken hast. Hier, das ist Mermu-Milch, sie lindert die Schärfe.“ Ein Glas mit entsprechender Milch erschien vor ihm auf den Tisch, Marik war nicht sicher wie, sein Geist schwebte irgendwo in den himmlischen Sphären. Amelda hatte ihn wirklich geküsst! Und das auch noch mit Zunge!
 

„Marik?“ Marik kam wieder zu sich als er Ameldas besorgten Gesichtsausdruck bemerkte. „Stimmt was nicht?“

„Nein, es ist alles bestens... küsst du mich wieder wenn ich noch einen Tee trinke?“ Shit, Marik hatte sich doch eigentlich vorgenommen nicht so direkt zu sein. Aber allein der Gedanke machte seine Hose eng.

„Ich habe eigentlich vor dich auch ohne Tee erneut zu küssen. Oder denkst du ich hätte die Begierde in deinem Blick nicht bemerkt? Wann immer wir uns gegenüberstehen entkleidest du mich mit den Augen, vorrausgesetzt du lässt dir überhaupt so viel Zeit.“ Wow, das war auch sehr direkt, insbesondere für einen religiösen Kadeshi. Apropo...
 

„Darfst du mich überhaupt küssen? Ich meine... eure Religion verbietet doch homosexuelle Beziehungen oder nicht?“ Amelda zuckte zurück als Marik dieses Thema ansprach, aber es wirkte nicht wie eine schmerzhafte Erinnerung, viel mehr zeugte Ameldas Mimik von erstaunen.

„Wie kommst du darauf? Einige der größten Propheten der Farin Sha teilten das Lager bevorzugt mit Männern. Taelon der Träumer, Kimera der Erleuchtete oder Deleen die Erwachte. Wie kommst du darauf das unsere Religion diese Art von Beziehung verbietet?“ Ameldas erstaunen verwirrte Marik zutiefst.

„Na ja, es ist doch dein Verbrechen oder?“ Amelda legte den Kopf schief, zog die Stirn in falten und fing kurz darauf an laut zu lachen.
 

„Ich glaube da hast du etwas falsch verstanden. Es stimmt zwar das ich wegen Homosexualität verurteilt wurde, aber das hat weder damit zu tun das ich sexuell mit meinem Geschlecht verkehre, noch mit der Religion der Farin Sha.“ Okay, jetzt verstand Marik gar nichts mehr! Homosexuallität war doch der sexuelle Kontakt zwischen zwei Homosexuellen! Oder nicht?

„Äh... könntest du mir das genauer erklären? Wofür wurdest du denn dann verurteilt wenn eure Religion nichts dagegen hat?“ Bei dieser Frage biss sich Amelda auf die Unterlippe, Marik fühlte sich gleich ein wenig schlecht da er gewiss eine sehr private Sache ansprach, aber seine Neugierde obsiegte und wurde belohnt.

„Nun... da du mir das Leben gerettet hast kann ich es dir sagen. Aber schwöre das diese Information diesen Raum nicht verlässt. Ich möchte kein Gerede hinter meinem Rücken.“

„Versprochen, bei der Ehre der Sobani.“
 

„Gut, ich vermute mal das die extreme Kurzfassung nicht nachvollziehbar ist, daher schweife ich kurz aus damit du es verstehst. Zunächst musst du wissen das ich Atavus war. Das ist...“

„Ein Priester. Die Bezeichnung benutzen auch die Somtaaw.“

„Ja, so kann man es ausdrücken, auch wenn da noch ein paar Unterschiede bestehen. Als zweites musst du wissen das bei uns die Heirat oder die Ehe nicht aus Liebe geschlossen wird, sondern meistens politische oder soziale Gründe den Ausschlag geben. Die geistige,seelische Zuneigung hingegen vollziehen wir mit dem oder der Geliebten.“

„Ihr habt wilde Ehen? Das hätte ich euch ehrlich gesagt nicht zugetraut, cool. Also dient die Heirat zum Beispiel dazu zwei miteinander konkurrierende Kapitäne zu verbünden, oder was ihr eben habt, richtig?“ Amelda nickte bestätigend. Marik war fassungslos, die legendären, religiösen Kadeshi besaßen tatsächlich eine interne Politik.

„Korrekt. Allerdings verhindert die Doktrin der Farin Sha das man seinen Nachkommen den Ehepartner vorschreibt. Daher wird in der Regel die Wahl des Partners der Tochter einer Familie überlassen. Allerdings wird diese umfangreich darauf vorbereitet, damit sie weise wählen kann.“ So langsam ahnte Marik worauf es hinaus lief.
 

„Lass mich raten, eine dieser Töchter hat sich für dich entschieden.“ Amelda nickte.

„Die Tochter eines Magistrates. Sie kommt aus einem sehr geachteten Haus, dem lediglich die Verbindung zur höheren Geistlichkeit fehlt.“ Der Kadeshi blickte hier betreten auf seine Hände die er auf dem Tisch abgelegt hatte. Marik kannte diese Geste von einer Pilotin seines Geschwaders.

„Du wurdest gezwungen?“ Man konnte doch keinen Priester zur Ehe zwingen oder? Die Tatsache das Amelda jedoch eine ganze weile brauchte bis er antwortete sprach Bände.

„Nein, man kann niemanden zur Ehe zwingen, aber ich wurde von Ihrer Heiligkeit darum gebeten.“ Was für einen Priester wahrscheinlich gleichbedeutend mit einem Befehl war. Scheißkerle!

„Im Nachhinein betrachtet hätte ich ablehnen sollen, leider bemerkte ich viel zu spät das die Frau sich nicht in mich als Person verliebt hatte, sondern in eine Person die sie sich im Geiste zurechtgesponnen hat. Es würde zu weit gehen es ausführlich zu erklären, abgesehen davon ist das zu privat, aber sie wünschte sich eher Prestige und weniger meine Person. Tja und als umfangreich verzogenes Gör verlangte sie den Beischlaf von mir.“
 

„Moment...“ verstand Marik diese Andeutung jetzt richtig? „Du hast keinen hoch bekommen?“ Das könnte sich Marik jedenfalls gut vorstellen, über ein ausreichendes Maß an Antipathie täuschte auch kein noch so schöner Körper weg, erst recht nicht wenn man andere Aspekte eines Körpers anziehend fand.

„Korrekt. Dafür Schäme ich mich nicht, bei Ihrem Verhalten schafft es höchstens ein Masochist seine Männlichkeit davon zu überzeugen etwas mit Ihr anzufangen. Da nach einigen Wochen klar war das ich keine Nachkommen mit Ihr zeugen kann, wäre das diskrete Vorgehen gewesen unsere Ehe zu anulieren.“

„Aber das wollte sie nicht oder?“

„Nein, sie war zutiefst beleidigt und enttäuscht. Also ließ sie mich wegen Homosexualität anklagen und verurteilen.“

„Wie das? Konnte sie dir etwa nachweisen das du statt mit ihr mit ihrem Bruder geschlafen hast?“

„Hmm... vielleicht sollte ich kurz Homosexuallität definieren. Bei uns bedeutet Homosexuallität die Unfähigkeit der Fortpflanzung aus nichtbiologischen Gründen.“ Oh...

„Und das reichte um dich verurteilen zu lassen?“

„Mit einem einflussreichen Vater der den Willen seiner Tochter durchdrückt, ja.“ Scheißgesellschaft, aber das wagte Marik nicht laut zu sagen. Aber an Ameldas Stelle wäre Marik fuchsteufelswild geworden wenn man das mit ihm gemacht hatte. Komisch das der Rotschopf dabei so ruhig bleiben konnte.
 

„Das ist hart.“

„Vielleicht, zum Glück sind solche Vorfälle die Ausnahme. Doch um es schlussendlich auf den Punkt zu bringen. Dieses Verbot hat nichts mit unserer Religion zu tun. Es stammt viel eher aus der Notwendigkeit einen breit gefächerten Genpool zu produzieren während man sich selbst pausenlos in Gefahr befindet.“ Das beruhigte Marik irgendwie, denn so musste er nicht befürchten Amelda 'zu beflecken'.
 

„Du siehst also das kein Schaden entsteht, wenn ich mich mit dir einlasse. Man könnte es höchstens missbilligen weil du ein Sobani bist, doch jene beachten nicht die Lehren der Farin Sha, sondern hören nur auf die Erinnerung vergangener Zeit, als unsere Kiiths sich noch auf dem Schlachtfeld gegenüber standen. Doch diese Zeiten sind lange Vergangenheit, eine Vergangenheit die wir hinter uns gelassen haben.“
 

„Bist du dir sicher das dir das nichts ausmachen wird?“
 

„In meinem Herzen bin ich immer noch Atavus Marik. Doch genug von den Kadeshi.“ Amelda unterbrach sich hier einen Moment, bevor er mit vorsichtigerer Stimme fortfuhr. „Sag, kannst du mir ein wenig von Hiigara berichten? Wie es dort ist, welche Kiiths sich unser altes Territorium angeeignet haben... alles was dir gerade so einfällt und was nicht gerade in jedem Informationsterminal steht.“ Marik wunderte sich zwar ein wenig über die Frage, aber als umtriebiger Sobani (er nutze seinen Landurlaub stets ausgiebig) erfüllte er gerne den Wunsch von Amelda. Erst recht nachdem, er wahrscheinlich mehr über die internen Angelegenheiten über die Kadeshi erfahren hatte wie jeder andere Hiigaraner.
 

„Mal sehen wo fange ich am besten an? Am besten mit der neuen Hauptstadt. Nach der Bildung der Republik entstand ein Streit über den Standort und um einen erneuten Zwist zu vermeiden, beschloss man einfach eine neue Stadt zu erbauen.“
 

„Tiir, richtig? Sie befindet sich am Rande der Dalmaska Wüste, wenn ich mich recht entsinne war es stets neutrales Gebiet.“
 

„Richtig, die einzigen die sich dort herumtrieben waren die Manaan, aber zurück zu Tiir. Es ist das wahre Juwel Hiiragas, vom schimmernden Pfad einmal abgesehen. Mit nur etwas mehr als 200.000 Einwohnern ist Tiir nicht wirklich groß, ich weiß nicht wie es um eure Städte steht, aber zum Vergleich: die Graue Stadt der Sobani hat 3,1 Millionen Bürger. Ich habe selbst eine Wohnung in der Grauen Stadt und eigentlich ist sie auch wunderschön, aber in Tiir herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Ich weiß gar nicht wie ich das erklären soll...“ Marik unterbrach sich kurz um nachzudenken, seine Zunge eilte ihm irgendwie voraus, da wollte er sich nicht verhaspeln.

„In der Grauen Stadt lebt man ein wenig nebeneinander. Man kennt sich, man grüßt sich, aber man bleibt im Kreise seiner Nachbarn oder Bekannten. In Tiir hingegen ist jeder dein Nachbar. Jeden Tag ist Markttag, die Leute treffen sich, man unterhält sich. Wenn ich in der grauen Stadt einkaufen gehe, bin ich in einer Stunde fertig und brauche die ganze Woche nicht mehr vor die Tür zu gehen. In Tiir brauche ich ungleich länger, aber das ist toll! Jeden Tag gibt es andere Marktstände, andere Waren. Die Leute schauen immer was angeboten wird, reden miteinander obwohl sie sich vielleicht kaum kennen. Ich würde dich zu gerne einmal herumführen, auch wenn ich selbst nur ein paar Mal dort war. Leider sind Wohnungen dort nur schwer zu bekommen. Das letzte Mal als ich nachgesehen habe, war ich auf Platz 1203 auf der Warteliste für eine Wohnung. Man hat jedoch kaum eine Chance ohne Vitamin B.“
 

„Tiir hört sich für mich nicht anders an wie die Gemeinschaft von uns Kadeshi. Obwohl wir natürlich keinen Markt oder dergleichen besitzen.“

„Nein, es ist etwas anderes. In Tiir ist jeder Fremde sofort ein Teil des Ganzen, bis er wieder geht. Jeder Gast ist willkommen“, erklärte Marik, was bei Amelda für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Verständlich, immerhin waren die Kadeshi nicht gerade Gastfreundlich.
 

„Und das funktioniert?“ fragte Amelda erstaunt, wobei seine 'weise' Fassade schlicht verschwand und seine silbergrauen Augen voller Neugierde strahlten.
 

„Ja, es funktioniert und genau das ist ja das erstaunliche...“ leider konnte Marik seinen Satz nicht beenden, da jemand an die Tür klopfte. Amelda schien davon genauso irritiert zu sein wie Marik, es stand doch kein Termin an oder doch?

Noch bevor einer der beiden reagieren konnte, öffnete sich die Tür und Bakura schob sich ins Zimmer.

„Ich störe euch nur ungerne, aber es gibt Neuigkeiten, die ihr mitkriegen solltet.“

Ungeplanter Transfer

Mana konnte es kaum fassen! Das erste Mal in der Geschichte der galaktischen Spiele wurde der Austragungsort noch während der laufenden Spiele gewechselt. Eigentlich ein Sakrileg, die Regeln der Spiele waren diesbezüglich eindeutig von den Progenitor festgelegt worden. Warum man eben jene Regeln ignorierte hatte man ihnen nicht gesagt, nur so viel: Statt der Herausforderung des Taiidan Imperiums, wurde das eigentlich geplante Finale der Nubia Systeme vorgezogen.
 

Mana benötigte keine Sensoren um Herzog Devilins Verärgerung darüber zu bemerken, weshalb Mana davon ausging das es in diesen Spielen keine Reise ins Taiidan Imperium geben würde. So gesehen musste es für ihn noch schlimmer sein, das Nubia offiziell zum Territorium der hiigaranischen Republik gehörte. Zwar wusste jeder das Nubia nur formell Teil der Republik war, aber das änderte wohl nichts am verletzten Ego des Herzogs. Das Sagen hatten die Nubiakonzerne, Heinelein Industries, Connor Trading und Daumann Hoch-Tiefbau um die drei Größten zu nennen. Sponsor der Herausforderung war Daumann, deren Transferschiff sich nebenbei bereits auf dem Weg ins Taiidan Imperium befand.
 

Problem war nun der Transfer. Diejenigen die einen angemessenen Schutz während des Transports bereitstellen konnten, waren nicht gewillt einzuspringen (z.B. die Taiidan) und jene die es waren hatten nicht die Möglichkeiten, wozu übrigens auch die hiigaranischen Vertreter gehörten. Botschafter Huur entschuldigte sich dafür sogar persönlich bei jedem einzelnen Champion.
 

Nach einem weiteren, unplanmäßigen Erholungstag an Bord der Orichalcos hatte sich doch noch jemand gefunden der sie nach Sidon, am nördlichsten Ende der Nubia Systeme bringen würde. Und genau dieser Freiwillige war es, der Manas Begeisterung verursachte. Sie hatte keine Ahnung wie oder warum, aber an Bord eines der bequemen, turanischen Shuttles näherten sie sich gerade der Alesias Traum. Damit war Mana die erste Bentusi die einen Fuß auf ein Kadeshi Raumschiff setzte! Oh sie war so neugierig das sie beinahe platzte, nicht das sie erwartete willkommen geheißen zu werden, aber das störte ihre geplanten Abtastungen nur wenig.
 

Die Schiffsarchitektur der Kadeshi war jedenfalls extrem faszinierend. Mana kannte unzählige Baupläne und Querschnitte von Mutter- und Trägerschiffen. Sie alle waren durchgehend in Etagenbauweise errichtet und besaßen entsprechende Hangars. Bei den Nadelschiffen dagegen befanden sich die Hangars entlang der gesamten Vertikalachsen. Mana musste sich regelrecht anstrengen um nicht wie Joey oder Yugi an den Sichtfenstern zu kleben. Vor dem Einflug in den Hangar, nahm das Shuttle eine neue Achsialposition ein, so das sich das Nadelschiff über Ihren Köpfen befand.
 

Interessanterweise wurde das Shuttle nicht in die größere Hangarsektion geleitet, die sich unter dem Frontschirm des Nadelschiffes verbarg. Stattdessen wurde eine zweite Hangarregion angeflogen, die das Shuttle zunächst schräg ins Innere leitete, bevor sich die Flugachse wieder parallel zur Außenhülle anpasste. Schließlich landete das Shuttle auf einer freien Landeplattform, die jedoch von anderen Schiffen umringt war. Mana klassifizierte diese Schiffe zwischen Korvette und Fregatte ein, für ersteres waren sie viel zu groß, für letzteres eigentlich zu klein.
 

Sie sahen ein wenig aus wie zu groß geratene Hummeln, deren Nase man einen Schlag mit der Fliegenklatsche verpasst hatte. Manas Schiffsdatenbank identifizierte die Schiffe als mittelschwer bewaffnete Tankschiffe. Laut Taktikbericht, sollte jede Bentusiflotte in Kampfsituation mit den Kadeshi diese Schiffe zuerst ausschalten, um längere Kampfpausen zu erzwingen. Tat man es nicht, geriet man unter Dauerbeschuss der Schwarmjäger.
 

Mana gehörte zu den ersten die das Shuttle verließen um sich umzusehen, zu ihrer aller Überraschung erwartete sie zunächst niemand außerhalb des Schiffes. Ließen die Kadeshi sie etwa auch alleine? Es war doch schon verrückt genug das die Progenitorwachen sie nicht begleiteten, jetzt begrüßte man sie noch nicht einmal!
 

„Soll das eine Art verarsche sein? Ganz schön unhöflich uns einfach hier...“ ein klingeln unterbrach Setos übertriebener, aber berechtigter Einwand. Die Quelle allerdings war nicht auszumachen, dafür hallte der Klang zu sehr von den Wänden wider. Mana versuchte es mit ihren Sensoren, ohne Erfolg.

Erneut erklangen die kleinen Glocken, diesesmal ganz nah. Mana hatte die Gruppe nicht kommen sehen doch da waren sie. Fünf Kadeshi, alle gekleidet in wallenden, weißen Gewändern. In ihren Händen hielt jeder von ihnen eine korpusgroße Triangel, an der kleine Glocken befestigt waren. Die Fünf verneigten sich und wandten sich schweigend wieder ab, wobei sie erneut ihre Glöckchen erklingen ließen.

„Unhöflich...“ grummelte der große T-Mas unter den Champions, folgte der Gruppe dennoch als erster. Mana ihrerseits wunderte sich ein wenig, das ihr eigener furchtloser Anführer sie nicht führte. Stattdessen hielt sich Amelda im Hintergrund und ließ allen anderen den Vortritt, weshalb Mana zusammen mit Yugi ebenfalls zurückblieb. Irgendwas hatte ihr Anführer und Mana fragte sich was es war.
 

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Die Champions mussten ihren fünf Führern nicht lange folgen, bis sie eine Allee aus Spalier stehenden Uniformierten erreichten. Die weißen Uniformen erinnerten im Schnitt sehr stark an die Pilotenmontur von Amelda, jedoch mit dem Unterschied das diese Uniformierten gut sichtbar zwei Schwerter auf dem Rücken trugen. Joey fühlte sich ungedeckt zwischen den Kadeshi äußerst unwohl, wusste er doch besser wie jeder andere, wie tödlich die Kadeshi agierten. Ein ganzer Familienzweig war bei einer Plünderfahrt ausgelöscht worden, wenn man Ihren geheiligten Nebel betrat kannten die Kadeshi keinen Spaß.

Bei aller Torheit seines Vaters, so war er doch so schlau gewesen niemals an einem Beutezug in den großen Nebula Nebel teilzunehmen. Scheiß Progenitor, wieso hatte er nur bestimmt, das die nächste Herausforderung nicht von den Taiidan gestellt wurde? Joey würde sich an Bord eines Taiidanschiffes wesentlich wohler fühlen als hier in der Höhle des taiidanischen Löwen.
 

Am Ende der Spalier stehenden Kadeshi Soldaten, stellte Joey erleichtert fest das diese eben nicht ihre Schwerter zückten um sie alle niederzumetzeln. Stattdessen betraten sie einen dunklen, kreisrunden Raum, dessen Zentrum hell erleuchtet wurde. Ein würdevoller, hellblau gekleideter Mann erwartete Sie dort und neigte den Kopf, während die fünf Führer sich hinter ihm postierten.
 

„Willkommen, Erwählte der Flammen. Ich bin Hokan Ashir.“ Ein Hokan?! Ach du scheiße... Joey wusste von diesen Titel nur durch abgehörten Funksprüchen während der Schlacht, aber wenn er sich nicht täuschte, war ein Hokan bei den Kadeshi so etwas ähnliches wie ein Piratenfürst, also nichts geringeres als ein Kriegsherr!

„Wie ihr vielleicht wisst, haben wir Kadeshi nur selten Gäste von Außerhalb unseres Reiches. Abgesehen von jenen die sich bei uns eingliedern. Ich betrachte euch daher alle als Teil meiner Crew, zumindest bis wir euch nach Sidon gebracht haben. Leider verfügt mein Schiff über keine Gruppenräume, weshalb ich euch Erwählten alle Einzelquartiere zuweisen muss.

„Solange ihr euch benehmt, könnt ihr euch an Bord der Alesias Traum frei bewegen. Lediglich die Technikräume und die Kommandozentrale dürfen nur in Begleitung eines Kadeshi-Kriegers oder eines anderen Mitgliedes des Kommandostabes betreten werden. Dasselbe gilt für die vordere Hangarsektion. Bei Nichteinhaltung dieser Regeln, gelten für euch dieselben Strafen wie für alle anderen Crewmitglieder. Ich hoffe ich habe mich klar ausgedrückt!“

Hokan Ashirs Augen glitten streng über die Champions, Joey hätte sich am liebsten hinter diesem T-Mas Ekel versteckt, wollte sich dann aber doch nicht diese blöße geben. Nicht das er feige war, würde der Mistkerl sie gängeln wäre er der erste der ihm eine Faust ins Gesicht rammt, aber was nicht sein musste... Da Niemand widersprach, selbst Kapitän Bakura nicht (was Joey fast enttäuschte) wurden Hokan Ashirs Blicke weicher.
 

„Ihr werdet feststellen das der Großteil der Crew sehr liberal euch gegenüber eingestellt sein wird. Jedoch gibt es auch die ein oder anderen Konservativen, die euch sicher offen ihre Abneigung zeigen werden. Sollte einer von jenen Handgreiflich werden, scheut euch nicht mich unverzüglich darüber zu informieren. Ich vertraue jedoch darauf, das verantwortungsbewusstere Crewmitglieder unverzüglich einschreiten werden, sollte es je soweit kommen.“ Erneut legte er eine Pause ein und ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen, Joey gefiel das nicht. Sicher wäre er der Erste der in irgendeiner Ecke, einer Gruppe von tollwütigen Soldaten gegenüberstand und um sein Leben bangen musste, vorausgesetzt man spießte ihn nicht gleich hinterrücks auf.
 

„Abschließend möchte ich euch bitten, die Sitten und Gebräuche meines Volkes zu respektieren und gegebenenfalls zu befolgen. Entsprechend möchte ich euch bitten den Asi, das sind die Führer die euch zu mir gebracht haben, ins benachbarte Bad zu folgen. Es ist bei uns Tradition, das neue Crewmitglieder sich stets von ihren Belastungen rein waschen. Anschließend wird man euch neue Kleidung geben und euch in eure Quartiere geleiten. Gibt es noch irgendwelche Fragen?“
 

Joey sah wie Seto den Mund aufmachte und dankte kurz darauf mit einem Stoßgebet an die goldenen Dämonen, dass Mana dem T-Mas zuvor kam. Wer wusste schon wie ein Hokan reagierte wenn man sich ihm gegenüber unverschämt benahm?

„Durchaus, ich würde gerne wissen wieso die Progenitorwachen uns nicht begleiten. Wurde ihnen der Transfer verwehrt?“

Hokan Ashir schüttelte den Kopf während er antwortete.

„Keineswegs, sie waren ebenso willkommen wir ihr. Warum sie uns nicht mit ihrer Anwesenheit beehren ist mir allerdings nicht bekannt, ich habe sie auch nicht gefragt.“
 

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Amelda war nicht verwundert das ihm nach dem Bad sein altes Quartier zugewiesen wurde. Traditionell würde es bis zu einem Jahr leer stehen wenn der Platz nicht dringend gebraucht wurde. Worüber er sich allerdings wunderte, war derjenige der bereits hockend vor seinem Tisch saß und auf ihn wartete. Der Tee stand auf dem Tisch neben den gefüllten Reistaschen. Es war eine nur allzu vertraute Szene, irritierte ihn jedoch extrem.

„Schau nicht so verwundert, es ist nicht das erste Mal das ich in deinem Quartier sitze, um Rat und Beistand zu suchen. Setzte dich und teile deine Weisheit mit mir.“ Hokan Ashir wies einladend auf den ihm gegenüberliegenden Platz.

„Das mag sein Hokan Ashir, aber ist es nicht am neuen Atavus euch zur Seite zu stehen? Und was ist mit dem Kontaktverbot? Soweit mir bekannt, bin ich immer noch eine Persona non Grata und von der Kurie...“ wagte Amelda einzuwerfen, wurde jedoch von einem beinahe ungehaltenen Hokan unterbrochen.

„Die Kurie kann mich inzwischen gerne an Stellen verwöhnen die ich nicht laut aussprechen mag. Und was deine Person betrifft: Ich habe mit eigenen Augen gesehen wie die Farin Sha dir im Kampf beistanden. Wunder sind deutlichere Botschaften als die heiligsten Regeln der Kurie.“

Amelda blieb bei diesen Worten der Atem weg. Einer der ruhmreichsten Hokans des letzten Jahrhunderts zweifelte an der Weisheit der geistlichen Anführer der Kadeshi. Sicher, die Kurie hatte Ameldas Verurteilung gar nicht schnell genug abnicken können, aber Sie deswegen so sehr zu verachten... Nein, da musste mehr hinter stecken. Allerdings war Amelda nicht mehr der richtige Ansprechpartner für diese Angelegenheit.
 

„Umso dringender wäre es wenn ihr mit dem neuen Atavus sprecht. Er wird euch sicher beistehen können in eurer Krise.“ Eine der anspruchvollsten und wichtigsten Pflichten des Atavus war es immerhin jedem Kadeshi beizustehen und Glaubenskrisen gab es immer wieder, speziell auf einem Kriegsschiff, das sich ständig in Kampfbereitschaft befand.

„Der neue Atavus ist ein Idiot! Einer der Gründe warum die Kurie mich kreuzweise an besagten Stellen verwöhnen mag.“ Amelda runzelte die Stirn, wieso sollte ein Atavus einen Hokan so sehr stören?

„Wer ist es denn?“

„Shadee, Atavus des inneren Zirkels und wie du ein Streiter Kadeshs. Keine Ahnung aus welchem Kloster sie den hervorgezogen haben.“ Shadee... Amelda strengte sich an um dem Namen ein Gesicht zu geben. Es dauerte allerdings bis er etwas fand. Er erinnerte sich an viele andere Streiter, aber Shadee war für ihn nur ein Namen von dem er einst von anderen Kollegen gehört hatte.

„Soweit ich weiß ist Shadee ein guter Mann. Er verfügt über einen unerschütterlichen Glauben in die Farin Sha. Wo liegt das Problem?“

„Wenn du mich nochmal Ihrst wo ich deinen Beistand wünsche vergesse ich mich. Shadee macht das auch immer, bevorzugt kurz bevor er mein Blut zur Siedetemperatur treibt. Er mag ja einen unerschütterlichen Glauben haben, aber er definiert 'Glauben' streng nach seinen Ansichten was richtig und was falsch ist. Du hättest ihn bei seiner ersten Messe hören sollen. Er tat beinahe so als hättest du uns vom wahren Glauben abgeführt und er müsse jetzt den Unrat den du hinterlassen hast aufräumen. Stell dir vor, er hat deine Deutung von Deleens Verhaltensregeln gegenüber von 'Suchenden' komplett für falsch erklärt.“ Ashirs Stimme wurde mit jeder gesprochenen Zeile emotionaler und lauter. Amelda war geradezu schockiert, so hatte er den Hokan zuletzt gesehen als die Gläubige Selene, das Schwesterschiff der Alesias Traum zerstört worden war. Vor allem aber schmerzte es sein Herz Ashir zudem ohne Führung und Beistand zu wissen. Gleichzeitig glaubte er jedoch keineswegs das Shadee Ashir so allein lassen würde. Amelda erinnerte sich das Ashir sehr wütend auf Ameldas Verurteilung reagiert hatte. Vermutlich wollte er Shadee einfach nicht haben.
 

„Meine Deutung war ohnehin sehr umstritten, auch wenn sie in der Kurie nicht als Falsch bewertet wurde. Das ist kein Grund...“ Ashir unterbrach ihn erneut, diesesmal indem er lautstark mit der Faust auf den Tisch schlug.

„Du verstehst nicht, er hält Deleens Schriften generell nicht für verfolgenswert!“ Okay, Amelda verstand langsam warum Ashir sich so aufregte. Deleen war jene Prophetin der Kadeshi, die die Eingliederung von Grenzbrechern eingeführt hatte. Und auf der Alesias Traum dienten viele, deren Vorfahren einst gekommen waren um den Nebel zu plündern und die sich dazu entschieden hatten sich einzugliedern, statt einen Kampf zu provozieren.
 

Amelda seufzte, warum machte er sich darüber eigentlich Gedanken? Er durfte sich doch gar nicht einmischen! Zumindest nicht bis er die Spiele gewonnen hatte und ob er das anstrebte war noch nicht ganz klar, erst wenn er wusste welche Konsequenzen Mana und Yugi im Fall einer Niederlage drohten.

„Ashir, was soll ich diesbezüglich schon machen? Ich bin immer noch eine Persona non Grata, auch wenn ihr das anders seht. Ich kann schlecht zu Shadee gehen und ihm ins Gesicht sagen das er falsch liegt.“

„Oh, das musst du auch nicht. Miruko hat das schon längst erledigt. Nach der ersten Abendmesse hat er die Worte und die Weisheit des Atavus in Frage gestellt. Er hielt ihm weitestgehend deine Deutung entgegen.“ Das konnte sich Amelda gut vorstellen, das hörte sich ganz nach seinem Bruder an. Apropo, vielleicht konnte er diese Gelegenheit nutzen ihn zu besuchen, wer konnte schon wissen wann er ihn sonst wiedersehen würde.

„Eine ganz normale Diskussion also, wie ging sie aus?“

„Shadee hat Miruko aus dem Tempel verbannt. Seitdem boykottieren die Krieger die Messe, schon seit Wochen halten sie eine eigene im Schwarmhangar ab. Amelda, wenn das so weitergeht dann macht mir dieser Atavus meine Familie kaputt! Und das kann und werde ich nicht zulassen und wenn ich dieses Relikt eines Atavus höchst persönlich in Scheiben schneiden muss!“ Okay, das war der Moment in dem Amelda aufgab. Er setzte sich an den Tisch und griff nach seinem Tee.

„Dann stehe ich dir natürlich mit meinem Wissen und meiner beschränkten Weisheit bei Ashir. Aber ich kann nicht versprechen das ich euch helfen kann.“
 

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Auf dem Observationsdeck der Orichalcos war es heute wesentlich ruhiger als bei der Austragung der Herausforderung. Taigor war das nur recht, er konnte diese politikbesessenen Heuchler sowieso nur schwer ertragen. Zu viele Worte, zu wenig Ehrlichkeit. Da war ihm die Geschäftswelt wesentlich lieber. Sicher, da gab es mindestens genauso viele Haie, aber mit denen wusste er einfach besser umzugehen.
 

Mit Blick zum künstlichen Himmel beobachtete er gerade die Alesias Traum. Es war schon bedauerlich, obwohl er als Somtaaw den Kadeshi näher stand als Mitglieder der anderen Kiiths, hatte er nie ein Nadelschiff von nahem gesehen. Er fand es faszinierend, das die Kadeshi durch ihren frühen Aufbruch in die weiten des Alls ein vollkommen anderes Schiffsdesign entwickelt hatten als die übrigen Kiiths. Die pilzförmige Spitze des Nadelschiffes war gewaltig, wirkte durch die schiere Länge des Schiffes aber immer noch filigran und elegant. Selbst die Orichalcos mit ihren beeindruckenden Ausmaßen konnte es nicht mit der Größe eines Nadelschiffes aufnehmen. Obwohl Taigor leider zugeben musste, das die Orichalcos wohl beeindruckender aussah, ebenso die technischen Werte. Nach ein paar Gesprächen mit Botschafter Huur und Salgir fragte er sich durchaus ob man zulassen sollte das König Dartz weitere Schiffe dieser Ausmaße erbauen konnte.
 

„Und? Wie ist eure Antwort?“ Ah, da dachte man an einen Farin Nor und schon war er da. Taigor drehte sich halb zu ihm, behielt das weiße Nadelschiff jedoch im Auge, er wollte doch dessen Hyperaumsprung nicht verpassen. Die Antwort auf Dartz Frage aber war eindeutig, Taigor hatte Dartz Angebot mit den anderen Kiith-Sas der Somtaaw abgesprochen und den Wert dieser Energiesteine geklärt.

„Ich denke meine Antwort wird euch gefallen. Die Somtaaw haben beschlossen die Vorschusszahlung an Vector für einen Kurs von 10.000 republikanische Dukaten pro Stein zu übernehmen.“

„Macht daraus 15.000 pro Stein und wir sind im Geschäft.“ Dartz war wirklich kein schlechter Geschäftsmann, Taigor stimmte dem zu und war froh nicht an die Verhandlungsobergrenze von 18.000 pro Stein gekommen zu sein.10.000 Edelsteine, die eine ständige, sich selbst regenerierende Energie von 1.21 Ionjoule bereitstellten, das reichte aus um eine Korvette vollständig mit Energie zu versorgen. Dazu kam eine vorraussichtliche Lebenszeit von mindestens 25 Jahren. Oh, die Nabaal würden außer sich sein, wenn die Somtaaw nicht mehr auf ihre Energiekerne angewiesen waren. Mit einer Hand voll dieser Orichalcossteine konnten sie ganze Fregatten mit Energie versorgen! Taigor freute sich schon jetzt auf die Erstentwürfe von Vectors Schiffsingenieuren.
 

„Selbstredend ist es nicht möglich alle Steine auf einmal abzuliefern. Das Königreich kann jedoch jeden Monat etwa 1.000 Stück für die Somtaaw produzieren.“

„Das ist vollkommen ausreichend. Die Bauarbeiten an der Station können ohnehin erst in einigen Monaten beginnen. Einzig die Art der Lieferung muss noch geklärt werden. Die Somtaaw Systeme befinden sich immerhin am nördlichen Rand des hiigaranischen Raumes, weit vom Königreich entfernt.“

„Da finden sich schon Möglichkeiten, seinen es Konvois des Königreiches, die Zoner als Boten oder man trifft sich in einem neutralen System. Ich bin da zuversichtlich.“

Taigor nickte bestätigend, doch dieses Detail sollten die Unterhändler und Logistikexperten ausmachen. Wichtig war Taigor, das er einen Stein bereits als 'Entscheidungshilfe' bekommen hatte. Für die Techniker bekam er einen zweiten, den ersten mochte er am liebsten auch gar nicht mehr hergeben. Seitdem er ihn auf der nackten Haut trug fühlte er sich schließlich kräftiger und gesünder als je zuvor. Dartz hatte ihm erklärt das die Energie der Steine sich auch auf biologische Energiesysteme übertragen ließen. Mit anderen Worten, sein Körper wurde mit zusätzlicher Energie versorgt.
 

„Es ist wahrlich eine Freude mit euch Geschäfte zu machen König Dartz.“

„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite Generaldirektor.“ Das konnte sich Taigor gut vorstellen. Zumindest wenn die Analysten der Somtaaw recht behielten und Dartz plante weitere Schiffe der Orichalcosklasse zu bauen. Auf jeden Fall würde Taigor den hiigaranischen Geheimdienst darauf ansetzen, allein schon damit diese Schiffe die Kadeshi nicht bedrohen konnte. Denen würde die Vorstellung von einem halben Dutzend dieser Schlachtschiffe gewiss nicht gefallen und das letzte was er gebrauchen konnte, waren nervöse Kadeshi. Er selbst hatte zwar nicht so viel mit Ihnen zu tun, aber sein Kiithbruder Seiino hatte bei der letzten Konferenz berichtet das die Kadeshi in letzter Zeit nervös wurden.
 

Ah, ein beiges Licht erschien, worauf Taigor sich wieder ganz der Alesias Traum zuwandte. Es war immer wieder erstaunlich Schiffe in den Eintritt des Hyperraums zu beobachten, vor allem wenn es so elegant geschah wie bei dem Nadelschiff.

„Dann wollen wir hoffen das unsere Geschäftsbeziehungen fortbestehen König Dartz.“
 

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Ryou war fasziniert und zugleich eingeschüchtert von den Kadeshi. Da war zum einen das Bad, Ryou war die Schallduschen in den Quartieren so sehr gewöhnt, das er es kaum fassen konnte das die Kadeshi offenbar öffentliche Bäder in ihren Schiffen benutzten. Neben dem großen Wasserbecken in dem man sich wohlfühlen konnte, waren darum herum unzählige Waschtische aufgestellt, an denen man sich mithilfe von Schallduschen säubern konnte. Dieses Prinzip erinnerte stark an die historischen Bäder auf Hiigara, insbesondere im Design. Säulen hielten die Kuppelkonstruktion, Mosaikbilder zierten die Wände und verspiegelte Wände ließen das Bad schier endlos wirken.

Am irritierensten aber, war die Tatsache das das Bad bereits benutzt wurde. Einige Kadeshi waren bereits vor Ort, einige duschten sich ab, andere ruhten im Wasser und zwar sowohl Frauen wie Männer! Gemischte Bäder, das hätte Ryou am allerwenigsten erwartet! Zum Glück hatte er sich mit der Überlegung ablenken können, woher die Kadeshi wohl die Materialien für dieses Bad herbekommen haben, sonst hätte er sich vermutlich vor Scham ertränkt.
 

Abgesehen davon kam er sich angestarrt vor, schon beim Baden hatten ihm alle zugeschaut und auch nach dem Bad hatte sich daran nichts geändert. Ihnen war ein silber-weißer Anzug bestehend aus Hose, Jacke sowie einem Überwurf gereicht worden. Letzteres erinnerte dabei an einem zu kurz geratenen Reisemantel, wie man ihn in historischen Museen fand. Die Asi brachten sie anschließend in Ihre Quartiere, aber auch in den Gängen hielten die Kadeshi die sie passierten inne und schauten ihnen nach.
 

Ryou versuchte sich abzulenken indem er nach Eingabeterminals Ausschau hielt, womit er jedoch wenig Erfolg hatte. Auch Energieleitungen waren nicht auszumachen, alles war mit kunstvollen Panelen verdeckt. Um ehrlich zu sein, hatte Ryou nicht den Eindruck sich auf einem Raumschiff zu befinden. Die Gänge erinnerten mehr an Tempelgänge, die Decke war gewölbt und Säulen schienen die Decke zu halten, aber vermutlich handelte es sich lediglich um schmückendes Beiwerk.

Nach einigen Gängen erreichten sie eine Art Verbindungsschacht, der jedoch mehr wie eine gewaltige Zitadelle wirkte, deren Seiten mit durchgehenden Balkonen ausgestattet waren. Im Zentrum befand sich ein künstlicher See, der von niedrigen Tischen umringt war. Dutzende Kadeshi hielten sich hier auf und unterhielten sich aufgeregt miteinander. Leider unterbrach jedes Gespräch sobald er näher ran kam, aber von dem was er mitbekam glaubte er nichts zu hören was mit den Systemen des Schiffes zu tun hatte. Es klang eher nach Philosophie, ein seltsames Thema wenn man Ryou fragte.
 

„Sag mal, man darf doch Fragen stellen oder? Was war das für ein komischer Raum eben?“ fragte Joey, nachdem sie eine Treppe hinauf und in einen neuen Gang eingebogen waren.

„Dies war einer der vier Begegnungsschächte“, erklärte der Asi sofort. „Er wird gerne als Treffpunkt genutzt um sich mit Freunden zu treffen.“

„Und... wieso werden wir so angestarrt?“ setzte Joey mit vorsichtiger Stimme nach, hatte er etwa Angst?

„Reine Neugierde, nennt es Exotenbonus. Hmm... Andererseits schauen euch auch einige hinterher weil ihr Gegner von Team Vaygr seid. Zur Sicherheit solltet ihr vielleicht nicht in Regionen gehen in der ausschließlich Krieger in eurer Nähe sind.“

„Und wieso das?“ fragte nun Seto, wobei er es wie immer schaffte herablassend zu klingen, als würde er nicht wirklich auf eine Antwort wert legen. Bei dieser Frage allerdings drehte der Asi sich schlagartig um und schaute ihnen mit festem Blick in die Augen.
 

„Amelda war der Anführer unserer besten Schwadron und wurde von nicht wenigen Kriegern wie ein Messias verehrt. Ich will euch nicht mit zu viel Wissen belasten, aber ich bin mir sicher das die meisten Crewmitglieder, zumindest aber ALLE Krieger an Bord, einen Sieg von Team Vaygr wünschen. Deswegen nehmt meinen Rat an und umgebt euch niemals ausschließlich mit Kriegern.“
 

„Würden sie uns sonst etwas tun?“ mischte sich nun auch Ryou ein, da sein mentales Bild von den ehrenhaften und selbstlosen Kadeshi ins Wanken geriet. Gut, zugegeben, er hatte schon immer angenommen das dieses Bild schlicht 'zu gut' war um der Wirklichkeit zu entsprechen, dennoch wollte er nicht glauben das die glorreichen Kadeshi so parteiisch sein konnten. Ihr Führer brauchte einen Moment bis er antwortete, was Ryou nur schwer einzuschätzen vermochte.
 

„Normalerweise würde ich sagen: nein. Ihre Ehre würde es verbieten, selbst wenn sie etwas persönlich gegen euch haben. In letzter Zeit sind sie allerdings sehr angespannt. Also führt sie besser nicht in Versuchung.“

Die Alesias Traum

Der Aufenthalt auf der Alesias Traum verlief ähnlich dem auf der Keral. Sogar mit dem Vorteil eines sehr bequem eingerichteten Quartiers. Etwas ungewöhnlich fand Marik dagegen, das sich im Computersystem keine Informationen über den Aufbau des Schiffes, oder zumindest eine Art Wegfindung wiederfand. Marik war es gewöhnt sich stets informieren zu können wo sich was befand, immerhin existierten auf allen hiigaranischen Schiffen technische Hilfen und sogar interaktive Wegweister. Auf moderneren Schiffen wurden sogar einzelne Sektionen und die Technik erklärt. Bei den Kadeshi schien dies jedoch nicht nötig zu sein. Marik tat also das was er als Erfolgsversprechensten hielt, er suchte sich einen Kadeshi der ihm weiterhalf.
 

Da Hokan Ashir sich nicht weiter um sie kümmerte bat er am Folgetag einen Krieger, ihm den Weg zu Ameldas Quartier zu zeigen. Zu seiner Überraschung war der Krieger trotz der Warnung des Führers äußerst hilfsbereit.

„Damit hat er auch recht“, hatte der Krieger der sich als Seou vorgestellt hatte auf diesen Hinweis geantwortet. „Wir vermissen Atavus Amelda, daher gibt es ein paar Probleme. Wir Krieger reagieren auf solche Angelegenheiten nicht sehr gut. Aber das bedeutet nicht das wir unsere Prinzipien vergessen.“

Generell war Seou sehr kommunikativ und vermittelte Marik allerlei Nützliches Wissen, teilweise auch ohne vorangegangene Frage von Mariks Seite aus. Zum Beispiel erklärte er ihm, das alle Piloten gleichermaßen als Krieger angesehen wurden, eine Differenzierung zwischen Bodenkampftruppen und Kampfpiloten wie bei den hiigaranischen Streitkräften üblich war gab es nicht. Entsprechend stellten die Krieger mit etwa einem Drittel auch den größten Teil der Besatzung des Trägerschiffes. Wie bei der Caal-Sto gab es aber auch andere Gruppierungen wie die Techniker, das Schiffspflegepersonal, die sogenannten Versorger und die Kommandantur um nur einige zu nennen.

Generell blieben solche Gruppen hauptsächlich unter sich. Die Piloten hingen meistens mit anderen Piloten ab, Techniker mit anderen Technikern usw. Auf der Alesias Traum war das jedoch anders. Während sie durch die Gänge Schritten sah Marik oft wild durcheinander gewürfelte Gruppen. Krieger die mit Technikern oder Wartungspersonal sprachen.

„Ihr habt echt einen fantastischen Zusammenhalt. Eure Grüppchenbildung ist klasse, man sieht bei euch nur gemischte Gruppen, auf unseren Schiffen ist das ganz anders.“

„Wirklich? Schade für euch, aber lass dich nicht täuschen. Auch wir haben unsere Streitereien.“ Marik war erstaunt, Amelda hatte ihm das etwas anders berichtet.

„Echt? Kann man fragen was es bei euch ist worüber ihr streitet?“

„Ich glaube es ist besser wenn du dich damit nicht belastest. Ich rate dir nur: Wenn du siehst wenn sich einige von uns streiten, dann misch dich nicht ein.“ Das war leider aber auch alles was Marik aus ihm raus bekam. Kurz darauf standen sie allerdings auch schon vor einer der vielen gleich aussehenden Türen und Seou klopfte daneben an die Wand.
 

„Hier ist es, klopf einfach an und sieh was passiert. Wenn du später Lust hast suche den Trainingsraum auf, ich bring dir ein paar praktische Nahkampfstechniken bei.“ Marik verabschiedete sich und wurde ohne Aufsicht allein gelassen. Erneut war Marik etwas nervös, andererseits hatte Amelda ihm ja deutlich klar gemacht das er an einer Art Beziehung durchaus interessiert war. Was daraus werden sollte stand zwar nicht fest, aber gerade deswegen wollte Marik es genießen solange er konnte.

Auf sein Klopfen wurde er direkt herein gerufen. Ameldas Stimme klang etwas anders als sonst, was Marik aber nicht weiter wunderte, jede Tür war immerhin anders beschaffen und verfälschte die Stimme, insbesondere in den hallenartigen Fluren des Nadelschiffes. Amelda saß mit dem Rücken zu Marik, was es dem Sobani erlaubte sich offen umzuschauen. Im Prinzip glich Ameldas Quartier seinem eigenen, wirkte gleichzeitig jedoch belebter. So gab es einige Regale in denen echte Bücher standen, passend dazu zierten einige Statuen das Zimmer. Marik erkannte einige mythische Figuren von Hiigara, darunter Salia, ein weiblicher Naturgeist mit wohl proportioniertem Körper sowie einem gewaltigen Geweih. Außerdem gab es eine weitere Frau, die Marik nicht kannte und zwei sehr freizügige männliche Gestalten. Marik kam davon nur eine vertraut vor. Sie wirkte ungewöhnlich dämonisch, rötliche Haut, gekleidet in angedeuteten Flammen und gesegnet mit Haaren die kunstvoll bis zum Boden reichten.
 

„Das ist Vaygr, der Herr der Schmerzen und Schöpfer der Galaxis. Er steht für das Wachstum durch Schmerz und Leid, man könnte es auch schmerzhafte Evolution nennen.“ Erneut wirkte Ameldas Stimme anders... und wenn Marik genau hinschaute, sah er auch anders aus. 'Ameldas' Augen waren grau, seine Haare rot und auch die Gesichtszüge sahen dem Original sehr ähnlich. Doch bereits bei der etwas zerzausteren Frisur und der noch stubsigeren Nase endete die Ähnlichkeit. Wer auch immer das hier war, Amelda war es nicht.

„Ähh... ich glaube ich bin falsch. Wenn...“

„Du bist richtig, dies ist das Quartier meines Bruders, ich würde mir niemals solch ein heidnisches Kunstwerk in den Raum stellen.“ Der Rotschopf trat etwas näher und blickte die Figur eine weile mit verengten Augen an, bevor sich dieselben Augen wieder Marik zuwandten. „Ebenso würde ich niemals etwas mit einem Fremdling anfangen.“ Wie bitte? Woher...

„Schau nicht so, Bruderherz hat mir bereits mitgeteilt das es dir frei steht mit ihm Horizontalsport zu machen.“ Noch während der Kadeshi ihn abschätzend von oben bis unten musterte, fühlte sich Marik wie mit einem Übungsstab auf den Kopf gestoßen. Er war sich nur nicht sicher woran es lag, der Tatsache das Amelda einen Bruder besaß von dem er ihm bisher nichts mitgeteilt hatte, oder einfach daran das eben jener kaum einen Hehl daraus machte das nichts von ihm hielt.
 

„Na ja, wenigstens bist du nicht so ein Pummelchen wie der letzte mit dem er was hatte. Ich weiß zwar trotzdem nicht was er in dir sieht, aber es steht mir auch nicht zu seine Wahl in Frage zu stellen. Immerhin hast du auch Mut und Ehre gezeigt, das ist mehr als seine vorherigen Partner vorweisen konnten!“ Ameldas Bruder seufzte laut und schüttelte den Kopf. Marik seinerseits fragte sich ob der Kerl jeden dermaßen offen und hart beurteilte oder ob es daran lag das er Marik abschrecken wollte. Zum Glück fand Marik alsbald seine Stimme wieder und folgte dem Bedürfnis seinen Mann zu stehen. Der Typ beleidigte immerhin gerade Ameldas Ex, ganz davon zu schweigen das er Marik wie ein Haustierchen das sein Bruder nach Hause mitgenommen hatte behandelte.
 

„Dafür das es dir nicht zusteht mich zu beurteilen bist du aber ganz schön unverschämt. Oder zählt das bei euch als direkt?“ Der Vorwurf interessierte den Rotschopf keineswegs, im Gegenteil er begann erstmals zu lächeln. Für einen Moment konnte Marik die Verwandschaft nun noch deutlicher erkennen, Ameldas Bruder war mit dem Lächeln auf den Lippen fast genauso scharf wie Amelda selbst.

„Ich bevorzuge den Begriff 'ehrlich'. Da fällt mir ein das ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich bin Miruko, Krieger und Atavus-Nirai bis mein Bruder zu uns zurück kehrt. Und nun setz dich, Bruderherz wird sich freuen das du ihn besuchst. Wenn du brav bist verrate ich dir vielleicht seine Vorlieben im Bett.“ Marik zählte es eher als Direkt, Ehrlichkeit konnte man immerhin auch freundlicher rüber bringen. Er beschloss darüber hinweg zu gehen und bemühlte lieber seine Sprachkenntnisse um sich an den Begriff Nirai zu erinnern. Es bedeutete so viel wie 'Vertretung' wenn er sich recht erinnerte.

„Angenehm, mich scheinst du ja schon zu kennen. Daher frage ich direkt: Dürfte ich wissen wo sich Amelda gerade befindet?“ Erneut lächelte ihn Miruko, dieses mal sogar noch strahlender als zuvor.

„Sicher, er ist beim Atavus.“ Okay, spätestens jetzt war Marik wirklich verwirrt!
 

++++ ++++
 

Man konnte nicht sagen das sich Seto sonderlich wohl fühlte an Bord der Alesias Traum. Nicht das er sich seit Beginn der Spiele in irgendeiner Form wohl fühlte. Lediglich im Palast von König Dartz und im Quartier der Orichalcos war die Behandlung seiner Person erträglich gewesen. Auf dem Kadeshi Schiff war es jedoch nicht das Quartier oder das Interior welches ihn erzürnte.

Stattdessen spielten sämtliche Implantate und Programme seines Körpers verrückt. Erst waren die elektromagnetischen Sender ausgefallen und zwar ziemlich genau beim Betreten des Schiffes. Dann waren die Autoreaktionsimpulsgeber, die bionischen Muskelverstärker und natürlich seine Partikelmanipulatoren gefolgt. Alternativ konnte man auch sagen das man ihm schlicht sämtlicher Vorteile beraubt hatte die sein fortschrittlicher Körper ihm bot. Und als sei das nicht genug, schalteten sich sogar seine Gedächtnisprogramme ab.
 

Nach geringem Panikanfall hatte Seto seine verbliebenden Möglichkeiten genutzt und buchstäblich mit letzter Kraft ein Schiffsweites Störsignal ausmachen können, worauf sich dann auch seine Sensoren verabschiedeten. Blind, Taub und ohne Sinne hatte er dann in seinem Quatier gesessen, zumindest bis er seine Backup Sichtsysteme bestehend aus älteren, optischen Systemkomponenten online gebracht hatte.
 

Die Kadeshi hatten das geschafft was eine ganze Reihe anderer Leute nicht vollbracht hatten. Die hatten ihn verkrüppelt, gedemütigt und in einen wehrlosen Zustand versetzt. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er sich den erstbesten Kadeshi geschnappt und ihm den Hals gebrochen. Allerdings erinnerte er sich sehr wohl an die Worte dieses Hokans vor dem Joey so einen schiss hatte. Und auch wenn er nicht an den 'Großer Heerführer der Kadeshi und Schrecken aller Kassiten' glaubte, so wusste er dennoch das ein Mord sicher nicht ungesühnt blieb. Davon abgesehen war Joeys Wimmern lächerlich. Pha! Schrecken aller Kassiten, kein Wunder, die flogen ja auch in ausgemusterten Schrotthaufen umher. Dieser Hokan war nichts anderes als ein alter, besser betitelter Kapitän eines Kampfschiffes.

Da er seiner üblichen Möglichkeiten beraubt und sein Quartier langweilig war, beschloss Seto diese überdimensionierte Haarnadel zu erkunden. Alternativ hätte er auch mit seinen Teamkameraden abhängen können, aber Joeys Schiss vor den Kadeshi konnte er einfach nicht ertragen.
 

Zwar konnte er den Gängen des Schiffes einen gewissen Stil nicht absprechen, aber für seinen Geschmack war es viel zu verschnörkelt und verworren. Vieles am Design war nutzlos, dazu kamen die Verbindungsschächte die viel zu opulent angelegt waren. Und dann noch der See mit dem Wassergetier, das grenzte ja schon ans Lächerliche. Demnächst wurde wohl noch ein Springbrunnen eingebaut was?

Nach einigen Erkundungsgängen fand er jedoch noch einen ungewöhnlicheren Ort als die Verbindungsgänge mit dem See. Ein besonders aufwändig verschnörkeltes und mit einem überdimensionalen Insekt verziertes Tor fiel selbst bei den ganzen Schnörkeln der Wände aus dem Rahmen. Zwar besaß er keinen Zugang mehr zu seiner Datenbank doch selbst wenn, so wagte er zu bezweifeln dass ein passendes Insekt eingetragen war. Insekten waren nutzlose Tiere, weshalb die T-Mas sie in Ihren Systemen bereits vor Jahrhunderten ausgelöscht hatten. Dennoch besaß das abgebildete Tier eine gewisse Ästhetik. Sechs dünne Beine, ein gestreifter, massiver jedoch länglicher Körper mit gut sichtbarer Taille und filigranen Flügeln die viel zu klein proportioniert waren um den Körper zu tragen. Vermutlich handelte es sich lediglich eine Verzierung die die 'Heiligkeit' der dahinterliegenden Räume symbolisieren sollte. Seto brannte darauf zu sehen was sich dahinter befand.
 

Das Tor war nicht verschlossen, und gab ohne widerstand eine Art Treppenhaus frei. Links und rechts führte je eine Treppe nach oben während ein Gang weiter geradeaus führte. Stimmen hallten aus dem Gang wider, weshalb sich Seto dazu entschloss eine der Treppen zu folgen. Diese führte auf eine Empore die sich ihrerseits wie eine Sichel über einem elliptischen Saal erhob. Die Decke des Saals war flach gewölbt, so das sie trotz einer akzeptablen Höhe drückend wirken würde. Aufgrund unzähliger Spiegel an der Decke trat eben dieser Effekt jedoch nicht ein, stattdessen spiegelte die Decke ein darunterliegendes Tragwerk, was dem Saal bestimmt ein optisches Stockwerk höher erscheinen ließ. Der Rand der Empore war von weiteren Insekten verziert, manche wirkten wie das große Insekt vom Eingangsportal, andere aber besaßen große, weite Flügel was eine Flugfähigkeit deutlich realistischer machte.

Von der Empore aus konnte Seto gut erkennen das die Empore von Säulen gehalten wurde. Vor diesen erhoben sich mehrere humanoide Statuen, die sich teilweise stark unterschieden. Hier eine Frau in weiten, wallenden Gewändern mit freundlichem Lächeln, dort ein mächtiger Schwertkämpfer mit mörderischen Augen. Bestimmt handelte es sich hier um irgendwelche lächerliche Götter, als ob es diese gab. Aber wenigstens glaubten diese Narren nicht an Sajuuk.
 

„Ich führe lediglich die Familie der Alesias Traum wieder auf den rechten Weg. Einen Weg den Sie wegen eurer Missdeutung der Schriften blind verlassen haben!“ Ah, die Stimmen von eben, doch diesesmal konnte Seto sie deutlich hören. Der Saal hatte wirklich eine gute Akustik. Die erste Stimme stammte von einem Kahlköpfigen, älteren Mann. Oberflächlich hörte er sich freundlich an, aber unterschwellig war eine deutliche Aggressivität herauszuhören. Seto erkannte das sofort, diese Art zu sprechen war immerhin seine Spezialität.

„Meine Deutungen wurden alle von seiner Heiligkeit verifiziert. Abgesehen davon ist an Deleens Schriften wenig falsch zu deuten. Selbst nach all den Jahren ist die Kernaussage immer noch eindeutig: 'Heiße jeden der dem Glauben der Farin-Sha folgen will willkommen.' und: 'selbst wenn sie noch nicht Glauben, so erleuchtet Sie und werdet stärker'. Wo sollte ich da bitte etwas falsch deuten?!“ Das war Ameldas Stimme, er klang weit weniger freundlich aber genauso aggressiv. Sein ganzer Körper wirkte angespannt und seine Gestik war besonders ausschweifend.

„Mag sein, zumindest wenn Deleen eine Prophetin der Farin-Sha wäre, was ich doch sehr zu bezweifeln wage. Abgesehen von dieser närrischen Regel hat sie sich hauptsächlich damit beschäftigt die Weisheit vorangegangener Propheten zu untergraben.“ Deleen? Farin-Sha? Letzteres waren auch irgendwelche Götter, aber wer war Deleen?
 

„Weisheit vorangegangener Propheten? Wohl kaum! Anmaßende Regeln trifft es besser! 'Hinterfrage nie den Willen der Farin Sha, denn sie sind Göttlich und Allwissend'. Was für ein Unsinn! Unsere ältesten Schriften sagen deutlich das die Farin Sha eben NICHT Allwissend sind! Taelon der Träumer hat zuvor verkündet das die Farin-Sha genauso nach der perfekten Gemeinschaft streben wie jede andere Gesellschaft auch.“ Da sollten Sie einfach mal abwarten bis Seto die Macht bei den T-Mas an sich gerissen hatte, dann durften sie gerne abschreiben.

„Taelon der Träumer war ein Narr, seine Schriften sind wirr und eher unter dem Einfluss von zu viel Weihrauch entstanden. Hesekiel der Weise auf der anderen Seite...“

„War ein Bastard und Tyrann! Den Beinamen 'der Weise' hat er sich selbst gegeben. Gemeinhin nennt man ihn 'den Starken' oder wenn man böswillig ist 'den Schlächter'. Zu seiner Zeit war er genau das was unser Volk brauchte. Bedrängt von dutzenden Eindringlingen und mehrfach ausgeraubt von Weltraumpiraten hat Hesekiel uns die Stärke gegeben dem etwas entgegenzusetzen. Entsprechend ist es sein gutes Recht das wir ihn weiter verehren. Seine Weisheit in heutiger Zeit anzuwenden ist dagegen der reinste Wahnsinn! Mal ganz davon abgesehen das wir schon längst zu wenige wären um den Garten zu verteidigen wenn es Deleens Aufnahmeregeln nicht gäbe!“

„Diese Zeiten sind ebenfalls vorbei. Es wird wieder Zeit uns alten Regeln zuzuwenden. Sieh doch was aus uns geworden ist! Wir haben unsere Bestimmung vergessen den Garten zu beschützen, stattdessen nehmen wir diplomatische Beziehungen mit Piraten, Invasoren und anderem Abschaum auf. Wir erniedrigen uns sogar so weit vor denen die uns aus Hiigara vertrieben haben im Staub zu kriechen!“ Der ältere Sprecher bekam hierbei eine strengere Stimme, ohne jedoch seine Höflichkeit fallen zu lassen. Inzwischen war Seto auch klar das es sich um eine Art klerische Diskussion handelte. Die Frage war natürlich nur wie Seto das evtl. für sich nutzen konnte.
 

„Ihr lebt in der Vergangenheit! Alter Hass führt nirgendwo hin, außer in den Untergang. Genau deswegen haben wir dich Hiigara verlassen! Dort haben wir so lange gekämpft das es uns unmöglich wurde den Hass zu vergessen. Denselben Fehler im heiligen Garten der Farin-Sha zu machen wäre nicht nur ein Fehler, sondern Blasphemie!“ Seto konnte das scharfe einatmen des Unbekannten bis oben hören. Offensichtlich brachte ihm die Anschuldigung der Blasphemie extrem aus der Fassung. Mit etwas Glück gab es nun zu Handgreiflichkeiten. Ameldas Gruppe lag zwar zurück, aber jede fehlende Konkurrenz war willkommen.
 

„Offensichtlich ist euer Wissen um die Farin Sha sehr beschränkt. Ein Glück das ihr aus der Curie und dem inneren Orden entfernt wurdet. So könnt ihr keinen Schaden mehr anrichten. Ich empfehle euch daher den Tempel zu verlassen und die Verbreitung des Glaubens jenen zu überlassen die sich damit besser auskennen.“ Schade, Ameldas Gruppe blieb wohl doch intakt. Obwohl ausgerechnet der Rotschopf Setos Hoffnung auf einen Ausfall neu aufleben lässt.
 

„Ach? Meint ihr Leuten wie euch, die es schaffen eine vereinte Familie innerhalb von Tagen zu zerstören? Ihr habt den Großteil der Krieger gegen euch aufgebracht! Ihr müsst doch sehen das eure Methoden hier nicht funktionieren!“
 

„Das liegt einzig und alleine an dem Rest euer Sippschaft und an dem sektenartigen Glauben den ihr hier verbreitet habt! Ihr habt die Herzen der Krieger verdunkelt, so das sie das Licht nicht mehr als solches erkennen. Geht also! Und kommt nicht wieder in den Tempel der Farin Sha!“ Ah, ein Rausschmiss. Seto war gespannt auf ameldas Reaktion, doch diese kam gar nicht von ihm. Ein junger Mann, noch etwas jünger als Amelda stürmte in den Tempel und zwar mit gezogenen Schwertern.

„Du wagst es einen treuen Diener der Farin Sha aus dem Tempel zu schmeißen? In Satai! Ich werde dich hier an Ort und Stelle töten für diese...“ Noch bevor der Neuankömmling den Priester erreichte, stellte sich Amelda dazwischen.

„Miroku! Beherrsch dich! Einen Todesschwur spricht man nicht einmal im Zorn aus! Auf solch eine Ebene wird sich gar nicht erst eingelassen!“ Der junge Mann verharrte, ohne jedoch seine Angriffshaltung aufzugeben.

„Aber er hat dich gerade aus dem Tempel geschmissen! Genauso wie er es mit mir gemacht hat dieser...“

„Senk deine Schwerter! Auch er ist ein Diener der Farin Sha, wenn auch ein fehlgeleiteter.“
 

„Wow, bei euch geht es ja ab. Hast du mir nicht gesagt das der Glaube der Farin Sha sehr Diskussionsfreudig ist? Auf mich wirkt das eher sehr Doktringetrieben.“ Marik betrat die Szene. Das wurde ja immer besser. Nur was hatte er mit der Sache zu tun? Hatte er sich gar mit dem jüngeren Kadeshi angefreundet oder... Moment. Der junge Kadeshi besaß genauso rote Haare wie Amelda. Verwandtschaft? Ein sehr seltsamer Zufall...
 

„Ein Sajuuk Ketzer im heiligen Tempel der Farin Sha!“ empörte sich der ältere Älteste Glatzkopf, kaum da er Marik erblickte. Wie er wohl reagieren würde wenn er auf Seto aufmerksam wurde? Marik erstarrte in der Bewegung, ob vor Schock oder vor Kränkung konnte Seto nicht sagen. Viel spannender war jedoch die Tatsache das Amelda sich nun umdrehte und dem Priester eine Backpfeife verpasste. Endlich! Jetzt musste der Glatzkopf nur noch reagieren.
 

„Jetzt reicht es mir aber auch mit euch Atavus Shadaa! Marik von den Sobani ist mein Talias und zumindest für den Moment ein Crewmitglied wie übrigens auch meine Person. Ihn als Ketzer zu bezeichnen ist ohne handfesten Beweis nicht nur eine Beleidigung, sondern auch eine Entehrung. Ich hoffe daher sehr, das mein Talias Marik, mein Bruder Miruko und ich selbst mich gerade verhört haben. Ansonsten seid gewiss das Hokan Ashir von eurer Anklage erfahren wird!“ Sollte das eine Drohung sein? Offensichtlich war es das, denn Shadee reagierte zurückhaltend. Er trat sogar einen Schritt zurück. „Ihr habt Recht, ich habe etwas anderes sagen wollen. Doch nun bitte ich euch den Tempel zu verlassen, damit ich die nächste Messe vorbereiten kann.“
 

Amelda und sein Bruder traten beide ebenfalls einen Schritt zurück und verneigten sich leicht, anschließend verließen Sie ohne ein weiteres Wort den Raum. Marik wurde dabei ihm vorbeigehen mitgezogen. Seto war dieser Teil relativ egal, er überlegte sich stattdessen wo er wohl die Definition des Begriff 'Talias' nachschlagen konnte. Er musste doch möglich sein aus dieser Information etwas herauszuholen um es gegen den Rotschopf oder (noch besser) es gegen Marik einsetzen zu können!

Die Alesias Traum 2

Hokan Ashir hatte nicht übertrieben, Amelda hatte nicht glauben wollen das es noch solche Atavi im inneren Orden gab. Sicher, konservative Positionen gab es immer und das war gut so, denn diese Ansichten sorgten dafür das die Kadeshi stets mit der gebotenen Vorsicht handelten und die hoffnungslos Liberalen im Zaum hielten. Gleichzeitig waren aber auch die Liberalen wichtig, denn sie sorgten dafür, das die Kadeshi sich nicht in einem tödlichen Stillstand begaben. Solange beide Seiten sich gegenseitig respektierten war alles in Ordnung. Amelda hatte bei der einzigen Versammlung des inneren Ordens niemals jemanden wie Atavus Shadee getroffen. Dieser gehörte zur Kategorie 'unbelehrbarer Sturkopf', er akzeptierte kein Argument, sah niemals einen Fehler in seiner eigenen Position und trieb damit jeden, der anderer Meinung war, in eine extreme Abwehrhaltung. Dies wiederum erzeugte eine Spaltung in jeder Gemeinde der solch ein Atavus vorstand. Das so etwas noch existierte hätte der Rotschopf niemals gedacht. Noch weniger aber verstand er warum seine Heiligkeit solch einen Sturkopf zur Alesias Traum entsenden sollte!
 

„Ähm... Amelda, gibt es einen Grund mich durch die Gänge zu schleifen?“ Oh, Amelda war bis jetzt gar nicht klar gewesen das er dermaßen durch die Gänge hetzte. Etwas verschämt blieb er stehen und wandte sich zu Marik um. Fliederfarbene Augen blickten ihn besorgt an. Der Sobani war wirklich süß, insbesondere wenn er den Kopf leicht schief legte. Und sowas bezeichnete Shadee als Ketzer! Amelda könnte aus der Haut fahren alleine wenn er... argh! Verflucht sollte er sein dieser elendige Sturkopf sein das Amelda selbst jetzt noch an ihn denken musste. Verärgert versuchte er den Gedanken abzuschütteln und sich auf seinen Talias zu konzentrieren.
 

„Ich wollte nur so schnell wie möglich aus dem Dunstbereich von Atavus Shadee verschwinden. Das ist aber auch alles.“ Wo waren Sie eigentlich jetzt? Ah ja, am ende des Ganges musste sich Verbindungsschacht drei befinden, dort konnten sie sich für eine Zwischenmahlzeit an den See setzen. Es war zwar noch etwas früh dafür, aber wenigstens war deswegen auch weniger los.

„Ähm, Amelda?“ Marik strich mit seiner Hand über Ameldas Arm, was ihm die volle Aufmerksamkeit des Rotschopfes einbrachte. Nanu? Warum trat Marik denn plötzlich von einem Bein auf das andere? „Ich hoffe ich gehe nicht zu weit indem ich das frage aber... wieso hast du so extrem reagiert als er mich einen Ketzer nannte? Ich meine nur...“
 

„Angemesser wäre es gewesen Bruderherz hätte ihm den Hals gebrochen!“ verkündete Miruko und hob ärgerlicherweise deutlich seine Stimme so das die anderen Kadeshi die sich in der Nähe befanden sie gut verstehen konnten. „Man stelle dich das vor: Ohne Beweis nennt er dich, den Talias meines Bruders einen Ketzer! Ohne Beweise! Ja sogar ohne Grund, immerhin hast du rein gar nichts gemacht. Im Gegenteil, du bist sogar ein ausgezeichneter Held!“ Na toll, die ersten drehten sich schon zu ihnen um und spitzten die Ohren.
 

„Miruko, findest du nicht das wir das im privaten Umfeld besprechen sollten. Marik weiß...“ Doch es war zu spät. Ameldas Bruder war sich sehr bewusst das man ihm zuhörte, was Amelda nur zu deutlich an dem blitzen in seinen Augen sehen konnte.

„Ich weiß, Marik von den Sobani, Held der ersten galaktischen Herausforderung kann ja gar nicht wissen das soeben sein gesamter Clan beleidigt wurde! Ein sobanischer Ketzer... so hat sich Shadee doch ausgedrückt oder?“ Kaum hatte Miruko es ausgesprochen atmeten sämtliche zuhörenden Kadeshi hörbar ein und hielten die Luft an. Genau das war es jedoch was Amelda verhindern wollte. Miruko hetzte gerade gegen Shadee auf, was sich dessen Anhänger, die es sicherlich gab, nicht gefallen lassen würden. Ein Teufelskreis, den Amelda jedoch nicht gedachte fortzuführen. Entsprechend erhob nun auch Amelda die Stimme.

„Miruko! Es gehört sich nicht solch eine Privatangelegenheit in der Öffentlichkeit zu besprechen! Ich bin auch wütend, aber ich habe Atavus Shadee bereits klar gemacht das er zu weit gegangen ist. Und soweit ich mich erinnere hat Shadee dies auch eingesehen! Also sei ruhig! Den Rest besprechen wir 'unter sechs Augen' beim Mittagsmahl am See.“ Kurz wirkte Miruko so als wolle er widersprechen, zumindest hob er trotzig sein Kinn, so wie er es sonst immer getan hatte, doch dann ließ er kurz den Blick schweifen, trat einen halben Schritt zurück und senkte den Kopf wieder.

„Natürlich Bruderherz. Bitte verzeih mein aufbrausen, mein Herz hat gesprochen ohne das mein Geist eingreifen konnte.“

„Dir sei vergeben. Und nun komm, auch du Marik, lass uns essen gehen.“ Amelda hoffte durch sein einschreiten das schlimmste verhindert zu haben, aber als er bemerkte wie ehrfürchtig man ihnen den Weg frei machte war er sich nicht mehr ganz so sicher, zumal Miruko auch noch sehr zufrieden aussah. Ärmster Marik, er war wohl der einzige der die Aufregung nicht verstand.
 

Etwas später hatten sie sich an den See gesetzt, zwar konnte Amelda beobachten das man sie im Auge behielt, aber wenigstens gab es keine Traubenbildung.

„Das war Klasse Bruderherz! Hast du ihre Blicke gesehen? Du hast sie gerade daran erinnert warum du ein viel besserer Atavus bist als Shadee und wie du betont hast das er vor dir eingeknickt ist... das gab es noch nie!“ Amelda fühlte sich genötigt diese Begeisterung möglichst schnell zu beenden, Miruko sollte ihn eigentlich besser kennen.

„Ich habe nicht beabsichtigt mich zu profilieren Miruko. Ich wollte eine Hassspirale verhindern und das ohne dich abzufertigen und als Dummkopf dastehen zu lassen.“

„Ähm... könnte mir bitte jemand erklären was überhaupt los ist?“ begehrte Marik erneut zu erfahren. Erneut wollte Miruko loslegen, was Amelda dieses mal allerdings unterband.

„Du wurdest als Ketzer bezeichnet Marik. Ich habe dir ja schon erzählt das wir Kadeshi gewisse Dinge anders betrachten. Genauso wie wir unsere Definition des Begriffes 'Homosexualität' haben, gilt das auch für 'Ketzerei'.“

„Und was bedeutet es?“

„Ketzerei bedeutet so viel das du entgegen dem Sinne der Farin Sha handelst.“

„Das ist doch die normale Bedeutung von Ketzerei oder nicht?“ Oberflächlich betrachtet vielleicht. Amelda seufzte, es war wirklich schwierig einem Außenstehenden die Wege der Kadeshi zu erklären.

„Nein. Lass mich erklären. Du kannst als Person gegen den Willen der Farin Sha handeln. Das ist nicht weiter schlimm, denn das bedeutet nur das du ihre Regeln herausforderst, im schlimmsten Falle ist es vielleicht Blasphemie. Kein schönes vergehen, aber man wird auch nicht nennenswert dafür bestraft. Üblicherweise schickt man solche Leute zum Atavus eines Stammes und die Sache ist vergessen.

„Ketzerei bedeutet dagegen, das du entgegen dem 'Sinne' der Farin Sha handelst. Doch die Farin Sha sind das Leben selbst. Entsprechend verneinst du das Leben als komplette Einheit. Jemanden als Ketzer zu bezeichnen ist daher im besten Fall die schlimmste Beleidigung unserer Gesellschaft.“

„Solche Anschuldigungen können sogar zu Bruderkriegen zwischen zwei Stämmen führen.“ ergänzte Miruko voller Eifer, wobei Amelda sich fragte ob er seine typische Kadeshi Verschwiegenheit vergaß oder Marik einfach bereits als Ameldas Partner akzeptiert hatte. „Nicht das dich das etwas angeht, aber im Prinzip könnten die Sobani durch Shadees Worte vollkommen zurecht unserem Stamm den Krieg erklären und seine Heiligkeit dürfte nicht einschreiten um den Konflikt zu verhindern. Du siehst, Atavus Shadee hat absolut fahrlässig gehandelt!“

„So schlimm ist es auch wieder nicht Miruko, Marik muss uns ja für absolute Barbaren halten.“ Marik sah jedenfalls gerade aus, als habe ihn gerade ein extremer Kulturschock erwischt. „Das war Miruko sagt ist reine Theorie. Es hat in der gesamten Geschichte der Kadeshi noch nie einen Brüderkrieg zwischen den Stämmen gegeben.“ Natürlich auch weil sie nie in diese Situation gekommen sind, doch Amelda verschwieg diesen Aspekt und sorgte mit einem Seitenblick zu seinem Bruder dafür das er dieser es nicht erwähnte.
 

„Phu, da bin ich aber froh. Zumindest wenn ich das richtig verstehe. Doch nur um sicher zu gehen, was genau ist ein Stamm? Ihr seid doch alle Kadeshi oder? Ein Kiith, ein Stamm, oder nicht?“ Mariks Augen wandelten zwischen Amelda und Miruko hin und her, so als sei er sich nicht sicher ob er das richtige sagte. Irgendwie süß.

„Lange Rede kurzer Sinn: Ja wir sind ein Kiith, aber wir bestehen aus mehreren Stämmen. Einige Stämme, wie der meiner Exfrau, betreiben Raumstationen. Andere Stämme, wie der dem Miruko angehört und dessen Teil wir gerade sind, verteidigt ein gewisses Territorium gegen Invasoren. Mit 'unserem Stamm' meint mein Bruder konkret den Stamm von Alesia. Oder dachtest du der Name des Schiffes sei zufällig gewählt?“

„Also besteht euer Stamm aus der Besatzung der Alesias Traum?“

„Und dem der beiden Schwesterschiffe: Alesias Schweif und Alesias Schwert.“ Amelda fragte sich bei diesem Gedanken direkt, wie es diesen Schiffen ging. Ihre Atavi waren eher konservativ, jedoch anders als Shadee konstruktiv konservativ. Hoffentlich ließen sie sich nicht anstecken von Shadees Sturheit.

„Nicht zu vergessen die Alesias Vision,“ ergänzte Miruko. „Sie befindet sich bereits in der Bemannungsphase.“ Also war sie bereits fertig gestellt, hoffentlich wurde ihr ein anständiger Atavus zugeteilt.

„Wow, vier Nadelschiffe?“

„Schwarmträger“, korrigierte Ameldas Bruder direkt. Ach ja, er gehörte zu jenen die 'Nadelschiff' nicht gerne hörten, wie alle Konservativen. Amelda konnte nicht widerstehen seinen kleinen Bruder ein wenig zu necken.

„Nadelschiff ist auch in Ordnung Marik.“ Und schon richteten sich Mirukos Nackenhaare auf.

„Nein ist es nicht! Bruderherz! Ermuntere deinen Talias nicht auch noch falsche Begriffe zu benutzen!“ Ganz wie Amelda es erwartet hatte war Miruko aufgesprungen und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Amelda musste sich anstrengen nicht direkt loszulachen.

„Na na, du bist selbst schuld wenn du dich so leicht aufregst. So macht es zu viel Spaß dich aufzuregen.“ Kaum bemerkte Miruko das er auf Amelda reingefallen war stöhnte er frustriert auf.

„Boah! Du bist so gemein Bruderherz!“
 

++++ ++++
 

Der Aufenthalt auf der Alesias Traum war für Mana enttäuschender als vermutet. Sie hatte sich so sehr gefreut sich in die Systeme zu hacken und etwas über die Kadeshi herauszufinden. Nichts bestimmtes, einfach irgendwas, sei es nun der technologische Stand, gesellschaftliche Informationen oder Daten über den Nebel in dem sie lebten, irgendetwas von Belang halt. Das einzige was sie jedoch erfuhr, war die Tatsache das die Kadeshi über sehr effektive Störsender verfügten. Ihr elektronischer Zugang zu den Systemen war darauf beschränkt die Konsolen manuell zu bedienen, dadurch vermochte sie zwar ein wenig über die Kadeshi herauszufinden, aber es war nichts... besonderes halt.
 

Es gab zwar öffentlich zugängliche Schiffsverzeichnisse, die man jedoch weder sortieren noch allgemein einsehen konnte. Es war lediglich möglich nach einem bestimmten Schiff oder einer Person zu suchen, half also auch nicht wirklich weiter. Was sie ein wenig tröstete, war eine Liste mit Titeln und Rängen innerhalb der Kadeshi. Zum Beispiel unterschieden die Kadeshi zwischen Kapitän, also dem Befehlshaber eines Schiffes und einem Captain wie Amelda es war. Mana hatte vermutet das der Captain dem Staffelführer entsprach. Das stimmte so jedoch nicht ganz. Jedes Nadelschiff besaß sechzehn Schwärme von Raumjäger. Bei einer Schwarmstärke von 24 ergab das eine Gesamtzahl von 384 Schwarmjägern! Jedem Schwarm stand ein Commander vor, die wiederum einen Captain als ihren Vertreter vor dem Hokan wählten.
 

Der Hokan war der nächste Rang den sie recherchierte und heraus kam die Definition eines Heerführers der mehrere 'Schwarmträger' befehligte. Der Begriff Nadelschiff wurde von den Kadeshi intern gar nicht eingesetzt, sie benutzten allerdings auch nicht die Standardeinteilung. Stattdessen gaben sie ihren Schiffstypen eigene Namen. Ein Nadelschiff, Mana würde es etwa zu den Trägerschiffen oder in die Mutterschiffklasse einordnen, wurde von den Kadeshi als 'Schwarmträger' bezeichnet. Die Kampfjäger galten als 'Schwärmer', die Tankschiffe als 'Hummelnester' und die gefürchteten Multistrahlfregatten hießen kurzweg 'Wespenstachel'. Warum die Kadeshi sich mit Insekten gleichsetzten war ihr nicht ganz klar, aber diese Information brauchte sie auch nicht zu wissen.
 

Dumm war nur das sie keine technischen Informationen fand. Wie groß war die Flotte eines Hokans? Von wem bekam ein Hokan seine Befehle? Wie groß war die Besatzung eines Schwarmträgers? Wo war der Heimathafen? Wie lange dauerte eine Patrouille bis ein Schwarmträger seinen Heimathafen ansteuerte? Nichts, nichts, nichts!!!! Es war zum aus der Haut fahren!
 

„Auch kein Glück was?“ Mana ging regelrecht an die Decke als sie angesprochen wurde. Wie bei den Schmerzensschlingen des Vaygr kam Ryou in ihr Zimmer?!

„W... wie... bist du reingekommen?“ Mal ganz davon zu schweigen das sie nicht wusste wie Ryou sie gefunden hatte.

„Man muss die Tür verriegeln, sonst sind sie für jeden geöffnet. Und bevor du fragst, ich habe einfach jemanden gefragt. Wegfindungshilfen gibt es ja nicht. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Du hattest auch kein Glück oder?“ Musste man das? Mana wurde fast rot, wieso hatte ihr das denn niemand gesagt? Was die Frage betraf blieb Mana jedoch skeptisch, Ryou gehörte immerhin zu einem feindlichen Team.

„Wobei genau?“
 

Der Hiigaraner verdrehte auf ihre Ahnungslosigkeit, auch wenn sie nur gespielt war, sehr offen die Augen und stöhnte sogar etwas auf.

„Bei der Recherche natürlich! Stellt euch vor, andere sind auch neugierig oder denkt ihr wir Hiigaraner wissen mehr über die Kadeshi? Wir Nabaal versuchen bereits seit Ewigkeiten etwas über die technischen Möglichkeiten unserer Brüder heraus zu bekommen.“ Das verwunderte Mana ein wenig, die Kadeshi waren doch auch Hiigaraner oder nicht?

„Ich dachte immer die Kadeshi teilen ihr wissen mit euch.“ Einen Moment sah sie die Fassungslosigkeit in

„Nein, selbst die Somtaaw wissen nichts, oder sie teilen Ihr Wissen mit den Nabaal nicht.“

„Und was hast du bisher herausgefunden?“ Immerhin stand in Ryous Akte das er bemerkenswerte Fähigkeiten darin hatte, sich ungefragt Informationen zu besorgen.

„Nichts, sonst wäre ich wohl kaum hier.“

„Du enttäuscht mich, ich dachte du bist so ein guter Hacker.“

„Ich sage nicht das ich nicht reinkomme, ich sage nur das ich nichts gefunden habe.“ Nichts gefunden? Mana wunderte sich immer mehr, allem voran aber fragte sie sich langsam was Ryou dann von ihr wollte.

„Und du gehst davon aus das ich etwas herausgefunden habe?“

„Das wage ich zu bezweifeln. Aber ich kann unmöglich alleine durch die Gänge wandern und versuchen irgendwelche Verkleidungen abzunehmen in der Hoffnung dahinter etwas zu entdecken. Ihr hingegen könnt mit euren Sensoren elektrische Signale wahrnehmen. Mit etwas Glück finden wir ein geschütztes System an das ich sonst nicht heran komme. Ich finde heraus was auch immer die Konsole hergibt, ihr passt auf und deckt mich mit eurer Technomagie. Anschließend teile ich mein gesammeltes Wissen mit euch. Was sagt ihr dazu?“ Interessant, offensichtlich wusste Ryou nicht, das ihre Technomagie nicht mehr funktionierte, was wiederum eine Falle unwahrscheinlich machte. Unter diesen Gesichtspunkten gab es nur eine mögliche Antwort.
 

„Ich werde dir helfen, aber wir machen es auf meine Weise.“ Zwar besaß sie aktuell keine Technomagie, aber sie besaß immer noch andere Qualitäten um Ryou zu decken.
 

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Der Große Progenitor hatte sich auf das Observationsdeck begeben, eigentlich vergeblich, denn die Orichalcos befand sich wieder im Orbit um Tartessos. Für Atemu spielte dies keine Rolle, er konnte vor seinem inneren Auge auch so den Nebel von Kadesh erblicken, doch nicht weiter. Die starken Energien die vom Nebel ausgingen blockierten seinen Blick, ganz so wie man es ihm gelehrt hatte. Der Geburtsort der Altvorderen war und blieb wohl geschützt. Selbst heute, nach all dem was sein Volk inzwischen erreicht hatte, der Nebel blieb ihrem Blick verschlossen.
 

Eine weitere Schmach, nachdem er bereits zugestimmt hatte die Austragung der Taiidan Herausforderung auszusetzen. Aber wenigstens gab es noch einen anderen Grund hier zu sein. Und wenn sein Blick ihn nicht weiter trübte, dann war König Dartz gerade alleine in seinem Büro. Endlich, Atemu hatte schon gedacht ihn gar nicht mehr alleine zu erwischen. Es brauchte nichts weiter als einen Gedanken um seine fleischliche Hülle in Energie umzuwandeln. Als Energie war es ihm ein leichtes die Distanz zu überwinden und sich ungesehen vor dem Schreibtisch des Königs zu materialisieren.
 

„Willkommen Imperator, wie kann ich euch weiterhelfen?“ Dartz schaute unbeeindruckt auf, vermutlich lag dies an dem Okularimplantat, dem sehenden Auge, das er vor einigen Jahren erhalten hatte und das es ihm ermöglichte mehr zu sehen. Das störte Atemu jedoch nicht, ihm ging es um ein ganz anderes Thema.

„Nichts weiter, ich wollte nur zum Vertragsschluss zwischen eurem Königreich und Vector gratulieren. Oder sind die Somtaaw die Vertragspartner, diese Grenze verschwimmt immer wieder...“ Ah, Dartz Blick änderte sich, kein Wunder der Vertrag war auch keine allzu öffentliche Angelegenheit. So viele Fragen, woher Atemu davon wusste, was der große Progenitor nun unternehmen wollte... oh, sogar die Frage ob seine geliebte Tochter sich auf dem Thron würde behaupten können. Also wirklich, wofür hielt er Atemu, für einen Königsmörder?

„Keine Sorge, ich will nur besprechen was das Königreich Turan anstrebt. Nicht nur offenbart Turan eine neue Schlachtschiffklasse, die einzige neben dem den Bustersword-Schiffen der Hiigaraner, sondern schließt auch noch einen Vertrag der dem Königreich die Mittel gibt seine Flotte beträchtlich auszubauen. Als Wächter des Gleichgewichts in der Galaxie bin ich Neugierig. Was wird das Königreich wohl mit einem weiteren Dutzend dieser Schlachtschiffe anstellen? Wird es zusammen mit dem Taiidan Imperium die Hiigaranische Republik in die Zange nehmen? Oder wird es das Kadeshi Protektorat auslöschen?“ Atemu tippte sich nachdenklich an die Lippen und ließ den Blick etwas schweifen. Dartz Anspannung im Körper konnte er auch so spüren.
 

„Ihr irrt euch. Das Königreich Turan hat kein Interesse mehr sich in den Streit zwischen der Hiigaranischen Republik und dem Taiidan Imperium einzumischen. Auch beansprucht das Königreich nicht einmal den südlichsten Ausläufer des Nebels. Dies sind alles Territorien des Kadeshi Protektorats.“

„Sicher? Die turanischen Kassiten sehen das aber nicht so.“

„Mit Verlaub, die Kassiten sind nicht das Königreich von Turan, Imperator, ebenso wenig das Königreich Burgenda.“ Das wirklich Interessante waren jedoch die Gedanken des Königs, es war nur ein kleiner Zusatz, aber der verändere alles. 'Noch nicht', war der Gedanke. Nun wurde Atemu auch klar was Dartz bezweckte. Er freundete sich mit den Hiigaranern an, hielt die Taiidan auf Abstand und das alles nur damit beide sich heraushielten.
 

„Verstehe, ich hoffe euch ist klar welch delikates Spiel ihr treibt. Ihr versucht nichts weniger als eine Verschiebung der Mächte.“ Ein Interessanter Gedanke übrigens, mit einer dritten bedeutenden Macht wäre es um ein vielfaches einfacher den Streit zwischen den Taiidan und den Hiigaranern unter Kontrolle zu behalten. Das Risiko bestand lediglich darin das es viele Vorbehalte gegen ein Großkönigreich Turan geben würde...

„Dürfte ich fragen wovon ihr sprecht?“ Oh, ach ja, der Gedanke war ja gar nicht ausgesprochen worden.

„Unwichtig. Seht nur zu das die Krieger von Kadesh euch nicht auslöschen bevor ihr euren Zug macht. Vergesst niemals, das manche Raubtiere bereits bei einer möglichen Bedrohung zubeißen...“ Oder zustechen...

Der Tanz im Nebel I

Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit auf der Alesias Traum hörte Joey endlich auf in jedem umherlaufenden Crewmitglied einen potentiellen Attentäter zu sehen. Das bedeutete jedoch keineswegs das er in seiner Wachsamkeit nachließ, erst recht nicht nachdem er an einer der Messen teilgenommen hatte.
 

Zunächst einmal war es beachtlich, das die Hallen des Tempels sich rasch füllten. Platz war für mehrere hundert Crewmitglieder, die Messen die Joey vertraut waren dagegen wurden lediglich im Kreis von ein paar religiösen Spinnern abgehalten. Besorgniserregend war für ihn dabei wie viele Religiöse Spinner es auf diesem Schiff gab. 'Folget dem Weg und folgt ihm mit Gewissheit. Ge-bet niemals nach, denn das Wort der Farin Sha ist unser Gesetz'. Bei solchen Texten lief es Joey eiskalt den Rücken runter. Noch schlimmer aber war der Ausdruck in den Gesichtern der Zuhörer. Joey kannte solche Blicke, sie gehörte normalerweise genau zu den Spinnern die Crewmitglieder für Suizidalmissionen suchten. Mit anderen Worten: Fanatikern!
 

Dennoch durchstreifte Joey auch am Tag nach der 'Messe' die Gänge des Schiffes. Dies hatte zwei Gründe: Zum einen gab er mobil ein deutlich schlechteres Ziel ab und zum zweiten war das Einzelzimmer nicht mit Zimmerservice ausgestattet und er hatte Hunger. Normalerweise würde er ja mit seinen Teamkollegen gemeinsam Essen gehen, aus Sicherheitsgründen versteht sich, aber Ryou war nicht aufzufinden und Seto... Nun, der war heute noch unausstehlicher als noch am Vortag. Er hatte nur ein Thema: Die Beziehung zwischen dem Hiigaraner und dem Kadeshi und natürlich wie man diesen Umstand gegen die beiden anderen Teams ausspielen konnte. Das war überhaupt nicht Joeys Ding.
 

Er versuchte möglichst wenig belebte Gänge zu nutzen, was sich teilweise als schwierig erwies. Denn was war genau ein viel benutzter Gang und was nicht? Abgesehen davon gab es auch nicht gerade einen Schiffsplan. Dabei war er sich sicher das sich die nächste Essensausgabe vom Quartier aus in Richtung Zentralschacht beim dritten Gang rechts und nach dem fünften Abzweig links befand. Nur dumm das er dort irgendwie in einem weiteren Gang landete der so überhaupt nicht nach Kantine aussah. Genaugenommen wies ein Schild sogar darauf hin das man sich hier einer Technikebene näherte.
 

War es vielleicht doch der vierte Abzweig? Oder musste man erst beim vierten Gang rechts? Fuck! Er hatte sich verlaufen. Es blieb ihm wohl nichts übrig bis auf seinen bisherigen Weg zurückzuverfolgen, doch dann fiel seine Auge auf die Bentusi. Er hätte sie beinahe übersehen, denn sie unterhielt sich sehr ausschweifend mit einer Gruppe Kadeshi. Die Frage war nur ob die Kadeshi sich auch mit ihr unterhielten, oder ob sie lediglich ihre körperlichen Eigenschaften betrachteten. Beim Abendessen mit König Dartz Paradiso hatte sie ja schon ansatzweise gezeigt was sie zu bieten hatte aber heute hatte sie sich in Punkto Blickfängerei selbst übertroffen.
 

Ihr Overall bedeckte zwar einen Großteil des Körpers, ließ aber ausgerechnet jene Stellen die MANN sexuell interessant fand, nahezu unbedeckt. Nicht das man Fantasie benötigte, der Overall wirkte mehr wie eine beige, zweite Haut aus zwei unterschiedlichen Materialien. Der Stoff glänzte Seiden, bis auf den Teil, der den Korpus bedeckte, dort schimmerten kleine Schuppen und sorgten dafür das es unmöglich war, Mana zu übersehen.
 

Der Bereich genau über ihren Titten war großzügig ausgeschnitten, ein Wunder das nicht die Nippel sichtbar waren. Dann war da natürlich noch der Intimbereich, hier war der gesamte Schoß ausgespart, Joey fragte sich nur ob das was das Intimste bedeckte, Teil des Overalls war, oder ob es sich um Bentusi Unterwäsche handelte. Als Sie sich leicht wendete konnte er obendrein erkennen, das die Rückseite fast gar nichts verbarg. Sie zeigte tatsächlich offen ihren Arsch! Ein geiler Arsch nebenbei, aber ein solches Kleidungsstück hatte er zuletzt in einem Strippclub auf seiner Heimatwelt gesehen!
 

Anständig wäre es sicher gewesen sich nun diskret zurückzuziehen, allerdings verlangte es die berühmte Kassitische Galanterie aufzupassen das Stripperin... ähh leicht bekleidete Damen nicht auf unangemessene Weise missbraucht wurden. Gerade bei religiösen Spinnern konnte man ja nie wissen! Abgesehen davon war Joey neugierig wegen dem String, Unterwäsche oder Teil des Overalls, das war hier die Frage.
 

Praktischerweise wurde dieser Gang beidseitig von mächtigen Tafeln getrennt, vermutlich handelte es sich um irgendwelche Schalttafeln, oder um sinnlose Verzierung. Joey hielt sich halb hinter diesen und schlich sich näher heran, bis er die ersten Gesprächsfetzen aufschnappen konnte.
 

„So?“ lachte Manas Stimme. „also das kann ich guten Gewissens abschmettern. Unsere Schiffe sind zwar mit vielen automatisierten Systemen ausgestattet, aber ich kann euch versichern das unser Volk nicht aus Androiden besteht. Wie man vielleicht gut an mir erkennen kann.“

„Hmm... nun, ihr seht wirklich nicht gerade mechanisch aus.“

„Das hoffe ich doch! Ich für meinen Teil arbeite hart um meinen Körper fit zu halten.“ Das glaubte Joey sofort, er hatte gerade ein Seitentafel erreicht, von dem aus er klar erkennen konnte, das der String nicht zum Rest das Kleidungsstückes gehörte.

„Wirklich? Wir dachten immer ihr seid reine Technikfreaks.“

„Und Teile der Bentusi glauben fest daran, das alle Kadeshi fanatische Energiewesen sind. Statt Energiewesen umgeben mich hier jedoch drei sehr hübsche junge Männer. Sind eigentlich alle Kadeshi so attraktiv, oder gilt das nur für euch?“
 

Joey traute seinen Ohren kaum, Mana flirtete ungeniert, abgesehen davon litt sie wohl unter einem fehlerhaften Auge. Sicher, die Kadeshi wirkten alle recht fit, aber diese vier gehörten nun wirklich nicht zu den hübschesten Vertreter der Rasse. Obwohl... wenn er einmal genau darüber nachdachte hatte er bisher nicht einen einzigen molligeren Vertreter der Kadeshi gesehen. In Joeys Kopf sponn sich sogleich ein Opferritual zurecht, bei dem jedes Kind das nicht dem Bodymaß oder sonst irgendetwas entsprach, in eine Feuergrube geworfen wurde.
 

Mana lachte plötzlich auf, worauf Joey merkte das er eine weile nicht zugehört hatte.

„Nein, nicht alle Bentusi sind weiblich und wir sind auch nicht alle so gut gebaut wie ich. Diese Bentusi hier fühlt sich geschmeichelt...“ sie pausierte hier eine Sekunde, so als würde sie nachdenken müssen, dann fuhr sie fort: „Was haltet ihr davon wenn wir uns beim Mittagessen weiter unterhalten? Habt Ihr Zeit oder müsst Ihr anderen Pflichten nachgehen?“
 

Zwei hatten Zeit, lediglich der dritte murmelte von einer Wartung die er durchführen musste. Von seinem Versteck aus sah er jedoch das Mana ihn mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete, was ihm eifersüchtige Blicke von der Seite einbrachte. Der Verabschiedete setzte seinen Weg in den Technikbereich fort, die anderen beiden drehten sich um und... schnell verschwand Joey wieder hinter seiner Tafel und presste sich fest dagegen. Mana und ihre zwei Begleiter gingen natürlich in seine Richtung! Bisher war ihm nicht aufgefallen wie laut Schritte in den Gängen des Schiffes widerhallten.
 

Die Schritte ertönten nun genau neben ihm, aus dem Augenwinkel konnte er sehen wie die Drei an ihm vorbei gingen. Wenn auch nur einer einen Blick zurück warf, benötigte dieser nicht viel Fantasie um zu wissen das Joey gelauscht hatte. An sich ja nichts wirklich schlimmes, aber wer wusste schon wie ein Kadeshi darauf reagierte? Zu seinem großen Glück waren beide Techniker vollauf auf Mana konzentriert, so das Joey sich im Nachhinein ein wenig darüber ärgerte, das er keinen genaueren Blick auf Manas Kehrseite geworfen hatte.
 

Da er nicht auffallen wollte, wartete er noch eine Weile, zählte bis zehn und... hörte ein seltsames Klicken, es folgte ein Moment der Ruhe, bevor schnelle Schritte ertönten. Der Unbekannte lief an Joeys Versteck vorbei. Diesesmal aufmerksamer, er wollte schließlich nicht noch einen hübschen Hintern verpassen, staunte er nicht schlecht als er lange weiße Haare erkannte. Was machte Ryou denn hier?
 

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Marik konnte es kaum fassen. Seine Hand strich über die glatte Oberfläche und er schaute direkt in Ameldas Antlitz, als sei dieser ein gesandter von Saj... der Farin Sha selbst.

„Und, das meinst du wirklich ernst?“ fragte er, wie um sicherzugehen das er den Stab der ihn von seinem Glück trennte auch wirklich anfassen durfte

„Sicher, ich wüsste nicht was dagegen spräche.“ Amelda klang amüsiert, aber es war einfach zu... gut um es zu glauben.

„Und was sagt dein Bruder dazu?“

„Nicht einmal er sieht darin ein Problem. Also komm, mach schon!“ forderte Amelda Marik final auf, worauf dieser es endlich wagte den Öffnungshebel herunter zu drücken. Die Decke des Schwärmers öffnete sich augenblicklich, indem die äußere Panzerung von der Hydraulik zur Seite geschoben wurde, anschließend öffnete sich die innere Panzerung ähnlich wie eine Bodenluke.
 

Das Cockpit befand sich direkt darunter, allerdings gab es scheinbar keine Leiter oder dergleichen. Entsprechend stützte sich Marik mit beiden Armen an der Seite der Luke ab um sich anschließend mit den Beinen sanft auf den Pilotensessel gleiten zu lassen. Kaum belastete er den Sitz, spürte er wie dieser nach unten fuhr. Die Luke über ihm schloss sich wieder, Sicherungsbolzen klappten ineinander und er war sich ziemlich sicher auch einen kleinen Ruck nach vorn zu verspüren. Schließlich erwachten die Bildschirme um ihn herum zum Leben.
 

Das Licht des Hangars erreichte das Innere des ansonsten absolut abgeschlossenen Cockpits. Fasziniert sah er sich um, er sah wirklich alles! Sei es die Magnethalterung an dem der Schwärmer an der Oberseite festgehalten wurde, der Steg von dem man aus den Schwärmer erreichte, oder der Wartungsbogen der sich links und rechts vom Schwärmer befand. Seitlich hinter sich, konnte er sogar Amelda sehen, der mit dem Zeigefinger auf sein Ohr deutete...
 

Marik holte rasch einen kleinen Knopf hervor, an dem ein filigraner, flexibler Stab befestigt war. Den Knopf drückte er sich ins Ohr und legte sich den flexiblen Stab seitlich an die Wange.

„Sorry, ich hab es fast vergessen“, entschuldigte sich Marik schnell, doch Amelda winkte ab.

„Kein Problem. Ich habe mir gedacht das so etwas passiert. Zunächst etwas Allgemeinwissen bevor du startest. Du sitzt in einem Vespidae Schwärmer der zweiten Generation. Der Schwärmer ist die Erste Waffe jeder Kadeshiflotte und kann je nach Bedarf ausgerüstet werden. Fühle an der Seitenlehne des Pilotensitzes ob du einen kleinen Knopf findest, er befindet sich neben deinen Hüften an der rechten Seite.“ Marik tastete etwas danach, kaum hatte er ihn gefunden und gedrückt, öffnete sich ihm eine neue Welt.
 

Es war einfach fantastisch! Vor ihm erschien ein holografisches Modell des Schwärmers, zusammen mit möglichen Modifikationen. Wie sich herausstellte war der Schwärmer Vespidae ein Modulbasierter Kampfjäger. Die Grundausstattung bestand aus zwei Plasmakanonen an der Unterseite. Die Panzerung des Schwärmers hätte Marik als Mittelmäßig bezeichnet, sie entsprach in etwa dem eines stabileren Aufklärers, dafür jedoch war der Schwärmer in seiner Standardausrüstung bis zu 1500 m/s schnell und besaß trotz dieser massiven Geschwindigkeit eine Manövrierbarkeit die seinesgleichen suchte.
 

Er konnte jedoch auch einen ganz anderen Jäger daraus machen. Er konnte zum Beispiel die Seitenpanzerung austauschen, dabei wurde ein Komplettes Modul des Schwärmers einfach entfernt und durch ein anderes ersetzt. Durch eine zusätzliche Panzerung hielt der Schwärmer deutlich mehr aus, verlor allerdings einen Teil seiner Manövrierbarkeit. Auch die Waffen konnten ausgetauscht werden, das Fußmodul mit den Plasmakanonen konnte nach belieben durch eine Viererbarterie bestehend aus Laserwaffen, oder durch eine Miniaturversion einer Ionenkanone ersetzt werden.
 

Nachdem die Ausrüstung bestätigt worden war, erschien die Kontrollkonsole des Schiffes. Diese bestand aus einem Halbholografischen Orb auf dessen runder Form die Schiffssysteme angezeigt wurden. Maik überprüfte wie jeder gute Pilot die Energieanzeige, sowie die interne Fehlerkontrolle, alle Systeme schienen in Ordnung zu sein.
 

„Nun kommen wir zum besten Teil“, säuselte Ameldas Stimme in seinem Ohr. „Siehst du das blaue Feld an der unteren rechten Seite der Konsole? Drück es!“ Marik tat wie ihm geheißen und erlebte sein ganz persönliches Wunder. Kaum hatte er das blaue Feld berührt ging ein spürbarer Ruck durch den Schwärmer, als die Manövriertriebwerke hochfuhren und sich die Magnethalterung entriegelte. Ganz alleine schwebte der Schwärme vorwärts, kippte auf der Stelle nach hinten und beschleunigte. Er vollführte eine Rolle Rückwärts und schoss mit Maximalgeschwindigkeit aus dem Hangar des Schwarmträgers heraus.
 

Plötzlich fing der Schwärmer an zu trudeln, wodurch sich die sichtbaren Energiestreifen des Nebels drehten. Kein wunder, vor Schreck hatte Marik beide Steuerknüppel schräg gehalten. Doch alleine durch das drücken der Hebel in die Ausgangsposition beruhigte dich der Schwärmer nicht, also steuerte er einfach dagegen. Zu seiner Überraschung funktionierte das sehr gut. Zunächst nahm er mit dem Orb Schub vom Triebwerk, dann benutzte er die Hebel um sich in einen stabilen Schwebezustand zu versetzen. Dann stockte ihm der Atem.
 

Licht überflutete ihn in allen möglichen Rot-, und Violetttönen, er hätte es nie geglaubt wenn er es nicht selbst gesehen hättre, doch der Himmel leuchtete im Nebel! Normalerweise war ein Nebel eine Gasmasse die von einem Stern oder dergleichen im Inneren erleuchtet wurde. Doch der Garten von Kadesh war anders. Marik wusste gar nicht wo er zuerst hinsehen wollte. Der Rote Himmel schien ihm endlos, doch anders als andere Nebel bot er mehr als eine Farbe. Violette Schlieren durchzogen das All, hin und wieder schien eine Art leuchtenden Streifen hinter den Gasmassen hervorzublicken. Marik wusste aus verschiedenen Quellen das der Nebel der Kadeshi sehr Energiereich sein sollte, aber das sich dies so sichtbar auswirkte...
 

Am Sichthorizont erblickte er die Alesias Traum, wie sie majestätisch wie ein gewaltiges Tier durch den Raum glitt. Um ehrlich zu sein sahen die Nadelschiffe nie sehr elegant aus, aber hier im Nebel verstand Marik es. Das Design mochte vor dunklem Hintergrund seltsam wirken, aber vor rotem Untergrund präsentierten sie sich majestätisch. Wie eine hiigaranische Sandqualle, die sich harmonisch durch den Sand bewegt. Noch während Marik auf die Alesias Traum blickte, löste sich ein kleiner Punkt vom Schiff und näherte sich schnell.
 

Der Orb blinkte auf und ein Textfeld erschien. 'Geschwadersignal empfangen...'

„Bitte bestätige deine Zugehörigkeit“, teilte Ameldas Stimme ihm mit. Tatsächlich war ein zweiter Schwärmer herbeigeflogen und schwebte nun genau vor ihm. Ohne groß nachzudenken bestätigte Marik das Signal, worauf sich die Bilder im Cockpit neu aufbauten, er blinzelte irritiert.

„Amelda? Bist du das?“ Amelda schien nun im All zu schweben, wenn auch mit Sitz und Orb vor sich. Doch sein Schwärmer... Moment, schwarze Linien zeichneten sich ab. Als ob er seine Gedanken lesen konnte ließ Amelda seinen Schwärmer einmal um die eigene Vertikalachse drehen, es gab keinen Zweifel, die Ecklinien blieben sichtbar, nur die Flächen wurden durchsichtig dargestellt.

„Ja bin ich. Ich kann dich übrigens auch sehen Talias.“ Trotz des Abstandes der beiden Schwärmer zueinander konnte Marik Ameldas Lächeln sehen. „Lust auf einen Tanz?“
 

Das hatte er. Und Sie tanzten einen Tanz wie es nur Piloten konnten. Amelda legte vor, indem er seinen Schwärmer rollte und um Marik herum flog. Marik setzte nach und schloss zu Amelda auf, doch statt nebeneinander herzufliegen kippten sie beide die Flugachse, so das die Jäger sich Spiralförmig umkreisten während sie mit immer noch fast 1000 m/s durchs All schossen.
 

Zusammen näherten sie sich einem Nebelstreifen und tauchten in das Meer aus roten Gasen ein. Zu Mariks Überraschung verlor er keineswegs die Sicht, stattdessen blickte er in das Licht eines der Streifen, bei denen er angenommen hatte sie befänden sich weit entfernt und wären riesig groß. In Wirklichkeit war dieser jedoch nur etwa einen Meter dick, als sie ihn in ihren Tanz einfädelten, indem sie ihn als Mittelpunkt ihres Helixartigen Fluges festlegten.
 

Wie im Takt einer Musik folgten sie den Kurven des Lichts, hielten es stets zwischen sich und zogen einen Schweif im roten Nebel hinter sich her. Hin und wieder, wenn die Biegung des Lichts passte wechselten Sie die Richtung in der sie umeinander wirbelten, mal wurden Sie langsamer, mal schneller. Amelda gab den Takt vor ohne etwas zu sagen, das Gefühl was als nächstes folgte war einfach da.
 

Marik erinnerte sich an den Moment im Himmelsdom, den grünen Manasseh-Nebel. Einem Gefühl folgend schloss er die Augen, er erinnerte sich an Ameldas Hände an seinem Körper. Die Erinnerung war so intensiv das er sofort hätte schwören können sie auf sich zu fühlen. Sein Geist wanderte, die Welt wurde klar und er verstand. Sie folgten tatsächlich einer Musik, es war ein Takt den er nun im ganzen Körper fühlte, er kam weder von Amelda noch von Ihm selbst. Er achtete gar nicht mehr auf Ameldas Schwärmer und folgte doch wie von alleine dem vorgegebenen Weg. Konnte es so etwas geben? Die Frage wurde sogleich davon gespült. Natürlich konnte es das! Er erlebte es doch gerade.
 

Plötzlich scherte Amelda aus, so das er nicht mehr dem Licht folgte, Marik dachte nicht lange nach sondern flog ihm nach. Kurz ließ er seine Triebwerke höher schalten um wieder auf der selben Höhe zu sein. Der Rotschopf schenkte ihm ein neckisches Lächeln, leckte sich über die Lippen und scherte mit seinem Schiff nach unten aus. Marik folgte ihm ohne Probleme, sie hielten nun direkt auf die Alesias Traum zu, die sich nicht weit von ihnen entfernt befand. Gemeinsam verlangsamten sie den Flug, umkreisten sich jedoch weiterhin, während sie sich Frontal dem Bug des Trägers näherten. Knapp vor dem Bug wichen Sie in die jeweils andere Richtung aus, flogen an der Rundung entlang zur unteren Partie und behielten die Alesias Traum zwischen sich. Marik hatte den Eindruck er müsse sich dabei nur strecken um die Außenhülle des Trägers zu berühren. Sein Weg führte ihn direkt durch den Energieausstoß eines Schubtriebwerkes, erst am Heck des Schiffes, welches dem Schwarmträger den Spitznamen 'Nadelschiff' eingebracht hatte, sah er wieder Amelda, der kaum dass Sie den Sicherheitsbereich des Trägers verlassen hatten, wieder die Triebwerke des Schwärmers hochjagte. Marik ließ sich nicht abhängen, er holte auf und erreichte Amelda, der ihm wieder ein Lächeln schenkte.
 

Eine rote Anzeige erschien auf dem Holoorb, was ihn von Amelda ablenkte. Es war eine Rückruforder, Marik bestätigte. Ohne das er etwas dazu tat, stoppte der Schwärmer, wendete auf der Stelle und schoss wieder auf die Alesias Traum zu.

„Keine Panik“, ertönte Ameldas Stimme in seinem Ohr, sein Schwärmer befand sich direkt neben ihm. „Der Rückflug erfolgt automatisch wenn man die Meldung bestätigt.“ Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis der Schwärmer wieder im Hangar seinen Platz ansteuerte. Marik wusste nur leider nicht wie er nun wieder heraus kam, doch noch bevor er fragen konnte, verkündete Amelda ihm das er gleich bei ihm war.
 

Erneut dauerte es nicht lange bis die Monitore schwarz wurden, sich sein Stuhl zurückschob und sich über ihm die Luke öffnete.

„Gib mir...“ deine Hand, wollte Marik sagen, doch da sah er bereits Ameldas Beine vor sich. „Ich hoffe du hast nichts gegen einen zweiten Tanz...“ säuselte Amelda über ihm, als sich die Luke wieder schloss und sich der Pilotensitz wieder in Position schob.

Der Tanz im Nebel II

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Daumann Dynastie

Offiziell galten die Nubia Systeme als Teil der hiigaranischen Republik, rein faktisch aber wurden die einzelnen Planeten und Raumstationen von den Großkonzernen der Nubia-Systeme regiert. Sidon bildete diesbezüglich keine Ausnahme. Etwa sieben Konzerne teilten sich die südliche Halbkugel des Planeten, fast die gesamte Nordhälfte aber gehörte Daumann. Genauer gesagt Mokkuba Daumann, einem etwa sechszehnjährigen, arroganten und selbstgefälligem Zwerg, zumindest wenn man mit der Stimme eines Kritikers sprach.
 

Arrogant, seinetwegen. Zwerg, mit gerade einmal 1,50 m konnte er das nicht ganz verneinen. Selbstgefällig, etwas negativ ausgedrückt aber ebenfalls zutreffend. Aber sechzehn... Mokkuba schüttelte seinen langen Haarschopf während er das ausfallend gewordene Aufsichtsratsmitglied von unten herablassend anblickte.
 

„Sechzehn?“ hakte er mit zuckersüßer Stimme nach. „Ich bitte dich George, ich werde nächsten Monat Achtzehn, was sagt dir das?“ George, oder wie er auch immer hieß, Mokkuba merkte sich schon lange nicht mehr die Namen von Aufsichtsratmitgliedern, bemerkte wohl das er sich im Ton vergriffen hatte. Mokkuba gefiel es ungemein wie Fred eingeschüchtert zurückwich. Irgendjemand flüsterte „Niemals das Alter ansprechen!“ Aber der Hinweis kam für Sven hier viel zu spät.
 

„Ich... ich habe nur gesagt das...“ „man sich nicht für einen sechzehnjärigen, arrogante, selbstgefälligen Zwerg interessieren wird, wenn ich Beschwerde gegen die Vorziehung meiner Herausforderung einlege. Denke nicht das ich nicht zuhöre Hans“, unterbrach Mokkuba sein Opfer. „Das... war nur...“ „Setzen! Und Mund halten! Ich will nichts mehr hören klar?“ John setzte sich wie ein Hund dem man 'Platz' sagte, was ihm wohl auch seinen Posten rettete.
 

Zufrieden nickte Mokkuba und lehnte sich wieder in seinen Sessel zurück. „Also, ich will eine genaue Prüfung und Analyse unserer Klagemöglichkeiten, samt Erfolgseinschätzung von unserer Rechtsabteilung. Und wenn ich auch nur einen Satz darin lese, der die Faktenlage nicht fachmännisch analysiert, so ist der entsprechende Anwalt fristlos gefeuert!“ Dieses mal folgten keine Einwände, stattdessen wurde überall am langen Tisch genickt.
 

„Gut, nun zu den Schadensbegrenzungsmaßnahmen. Zunächst senden wir eine Nachricht an Herzog Develin. Teilt ihm mit das die Herausforderung aufgrund einer technischen Aufrüstung die kurzfristig beschlossen wurde noch nicht bereit ist. Zudem sind die Unterbringungen für die Champions noch nicht bezugsfertig. Falls er nachfragt, sagt das man nicht mit einer Vorziehung gerechnet hat. Die Zimmer sind belegt, noch nicht angemessen abgesichert, was weiß ich! Ich will das wir alles versuchen um möglichst nahe an den Ursprungstermin heran kommen, so nehmen wir wenigstens noch die Frühbucher mit.

In Ergänzung dazu muss die Lunar Herald zurückgerufen werden. Sie soll so viele Gäste wie möglich aufnehmen, alle die es nicht rechtzeitig schaffen, werden mit aufgerüsteten Axiom-Klasse Kreuzern nachgeholt. Dazu reaktivieren wir die Premia, die Donna und die Askaria, streicht den Landurlaub der Crews und holt Sie zurück auf Ihre Schiffe. Jeder der nicht innerhalb eines Tages zurück auf seinem Schiff ist wird gefeuert.“ Mokkuba war sich darüber im klaren das dies seinen Angestellten nicht gefallen würde, aber es galt nun Millionen und Abermillionen von Credits zu retten. Sicher, er könnte die zahlenden Kunden einfach auflaufen lassen und sich auf höhere Gewalt berufen, aber dann wäre Kuren und Kreuzfahrten seinen guten Ruf als Kundenfreundliches Unternehmen garantiert los.
 

„Herr Daumann, die Lunar Herald befindet sich gerade erst auf dem Weg nach Jigoku, sie sollte immerhin gerade einmal einen Tag vor der Herausforderung eintreffen. Wie...“ jammerte ein anderer 'Jim'. Kam es ihm nur so vor oder hörte er tatsächlich diesen jammernden Unterton? Also wirklich, und so etwas bezeichnete Ihn als Kind!
 

„Mich interessiert das 'wie' nicht!“ schnappte Mokkuba. „Überlegt euch halt etwas, dafür werdet ihr immerhin bezahlt. Die Lunar Herald darf sich maximal einen Tag auf Jigoku aufhalten und anschließend reist Sie mit so wenigen Sprüngen wie möglich zurück nach Sidon! Wenn es sein muss ruft ihr halt jeden Passagier persönlich an und bettelt darum, das er rechtzeitig an Bord gehen soll. Dann wären die monatlichen 50.000 Dublonen die eure Hyperraumkommunikation kostet wenigstens gerechtfertigt!“
 

Ha, damit hatte diese Schwachmatenansammlung von Georges, Mikes und Jims wohl nicht gerechnet, aber Mokkuba wusste sehr wohl wie viel diese 'kleinen' Anrufe von Konya bis zum gefühlt anderen Ende der Galaxis. Um weiteren Weinereien vorzubeugen suchte er Blickkontakt mit den Aufsichtsratsmitgliedern, fand aber nur zu Boden blickende Augen voller Panik vor. Wäre er Weissager, so könnte er sich selbst weissagen, das er in naher Zukunft einen haufen neuer Aufsichtsratsmitglieder brauchte, einen Haufen der auch mal etwas leistete und nicht nur das Geld kassierte, sündhaft teure Telefonate führte und ab und zu mal den niederen Angestellten die Budgets kürzte.
 

„Die Sitzung ist beendet, ich erwarte eine Rückmeldung noch heute Abend was ihr alles erledigt habt. Verschwindet!“ Mokkuba winkte die Anwesenden hinfort, die sich beeilten aus seinem Dunstkreis zu verschwinden. Er seufzte, manchmal bereute er es seinen eigenen Vater entmachtet und seinem Schicksal überlassen zu haben. So verschlagen der Alte auch gewesen sein mochte, er war zumindest ein 'Macher' wie er selbst und keiner dieser Schwätzer vom Aufsichtsrat.
 

Verflucht sollte der große Progenitor sein! Was dachte sich dieser Typ eigentlich dabei einfach mal so ein galaxieweites Spektakel zu ändern? Mokkuba hatte hunderttausende Dublonen darin investiert, das Finale der diesjährigen Spiele abhalten zu dürfen. Hotels waren umgerüstet, Attraktionen umgebaut und sogar neu errichtet worden, ganz speziell für dieses Event. Es hätte die größte Gelddruckmaschinerie der Galaxis sein sollen, nun musste er zusehen das er ohne Verluste aus dem Scheiß wieder herauskam.
 

Zurück in seinem Büro, nur ein paar Räume weiter, nutzte er den Ausblick aus dem Fenster um verärgert auf sein Werk herab zu blicken. Nur ein paar Kilometer entfernt von seiner Firmenzentrale erhob sich Galaxus World, der größte und profitabelste Freizeitpark der Galaxie. Dies ging zum einen auf das Franchise von Galaxus zurück, die Marke schlechthin. Dank Mokkubas Kontakten mit dem Intergalactic Entertainment Network hatte er es geschafft sich die Marke zu sichern und für sich auszuschlachten. Natürlich war der Freizeitpark für ihn mehr als nur eine Geldquelle, aber momentan gelang es ihm kaum an etwas anderes zu denken.
 

Die Quelle seines Zornes befand sich fast am Rande seines Blickfeldes. Extra für dieses Event hatte er eine Arena aus Basalt errichten lassen. Die Form der Arena glich dem eines Sichelmondes, wie man sie bei den alten nativen Bauwerken auf Konya vorfand. Er hatte sogar daran gedacht, an dessen offener Seite eine Ehrentribüne zu positionieren, damit es den Ansprüchen der Abgeschlossenheit entsprach. Optisch war alles aus massivem Stein geschlagen, sogar die Tribünen, was natürlich nicht ganz stimmte. Im Bauwerk, zwischen den Wegen zur Tribüne befand sich eine Themenachterbahn sowie ein Gespensterlabyrinth. Das Bauwerk hatte ziemlich viel gekostet, war jedoch dafür gedacht den Endkampf der Champions festzuhalten und diese Tatsache später zu vermarkten.

Nun denn, sei es wie es sei. Er war Geschäftsmann, er würde schon einen Weg finden um mit diesem Umstand Geld zu verdienen...
 

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„Ich habe deine Informationen geprüft und halte deine Befürchtung für berechtigt. Ich betrachte deine geplante Reaktion als angemessen und werde deinem Vorschlag folgen. Ich danke dir nochmals und möchte dir persönlich die ewige Freundschaft des Stammes von Selene versichern. Einen persönlicheren Dank teile ich dir in einer Woche mit, wenn unsere Schiffe gemeinsam beim Stamm Karien Vorräte aufnehmen.“ Hokan Yria nickte Ashir zu. Ashir verabschiedete sich ebenfalls mit einem Nicken, dann beendete er die Kommunikation.
 

Die Worte waren durch die Blume gesprochen, man wusste ja nie wer mithörte, doch das Gespräch besaß für Ashir eine viel tiefere Wichtigkeit,. Mit Yria hatte er sich die Unterstützung von fünf der anderen sechs Hokan versichert. Die Stämme Selene, Shar, Helios, Ulather, Zahaar und natürlich Alesia standen zusammen. Von den Kriegerstämmen der Kadeshi blieb lediglich noch Hokan Uram vom Stamm Fiara übrig. Ashir zögerte noch ihn zu involvieren, denn er war sich nicht ganz sicher wie der oberste Wächter der Kathedrale von Kadesh auf seine Offerte reagieren würde. Uram stand seiner Heiligkeit zu nahe und Ashir wusste nicht auf welcher Seite Ishizu stehen würde.
 

Ashir warf noch einen Blick auf seine handschriftliche Liste. Die Zahl seiner Verbündeten war beachtlich, aber das galt auch für die Liste seiner Gegner. Sechs Kriegerstämme, ein Klosterstamm, sowie vier normale Stämme wusste er inzwischen fest auf seiner Seite. Dem Gegenüber standen acht ebenfalls normale Stämme, die jedoch alle zu den größeren Zählten, sowie zwei Klosterstämme. Ungewiss war die Haltung der restlichen dreizehn Stämme. Doch egal wie sich nun welcher Stamm positionierte, seine Verbündeten und er mussten zunächst in ihren eigenen Reihen die Machtverhältnisse klären.
 

Ein eingehendes Kommunikationssignal lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Bildschirm. Sofort versteifte er sich, nahm Haltung an und bestätigte den Empfang. Ohne Umschweife verneigte er sich tief.

„Ich grüße euch, eure Heiligkeit. Wie kann ich euch zu Diensten sein?“
 

Ishizus Ehrfurcht gebietende Stimme ertönte sogleich aus dem Lautsprecher.

„Grüße Hokan Ashir, mögen die Farin Sha über euch wachen. Ihr seid überaus freundlich zu mir, nach dem was mir zugetragen wurde hätte ich dies nicht erwartet.“ Kurz blinzelte Ashir, zum Glück hatte er sich noch immer nach vorne gebeugt, so das seine Heiligkeit Ishizu es nicht gesehen haben konnte. Wusste sie etwa schon etwas? Schnell versuchte er sich zu erinnern.
 

„Ich bin mir nicht sicher wovon Ihr sprecht eure Heiligkeit.“

„Nun, mir wurde zugetragen das Ihr massive Probleme mit euren Atavus habt. Ich habe sogar gehört das es einen illegalen Atavus-Nirai an Bord der Alesias Traum geben soll. Und als sei dies nicht genug habe ich erfahren, das Ihr Fremde durch den Nebel nach Nubia bringt.“ Ah, darum ging es also. Ashir entspannte sich etwas, dieses Thema war vergleichsweise ungefährlich.
 

„Dürfte ich Fragen von wem ihr dies alles erfahren habt? Abgesehen vom ersten Teil natürlich, ich erinnere mich euch eine entsprechende Botschaft geschickt zu haben.“ Ashir lächelte höflich, jedoch ohne wirkliche Freude.

Ishizu hielt wir zur Antwort im Bildschirm ein entsprechendes Dokument hoch.

„Allerdings, euch ist klar das man solch einen Brief als anmaßend bezeichnen kann?“ Ashir hob eine Augenbraue.
 

„Ist das so? Vielleicht sollte ich das nächste Mal sämtliche Höflichkeitsfloskeln weg lassen?“ Ashirs deutiche Herausforderung wurde von Ishizu jedoch nicht angenommen, stattdessen wurden ihre Gesichtszüge weicher.

„Nein, das ist es nicht. Ich sage auch nicht das ich es als anmaßend ansehe, sondern das meine Berater dies tun. Um eure Frage zu beantworten, ich habe eine direkte Meldung von Atavus Shadee erhalten.“ War ja klar, diese miese Ratte einer Weltalllaus!
 

„Verstehe. Er ist also zu euch gekrochen, weil er mir seine Meinung nicht ins Gehirn prügeln kann.“ Zu seiner erneuten Überraschung wirkte Ishizu fast amüsiert über seine Offenheit.

„So kann man es auch sagen, ja. Meine Berater haben mir dazu geraten auf dich einzuwirken. Jedoch widerspricht es der Politik der Konklave einer unabhängigen Entscheidung eines Stammesführers zu widersprechen und sie zu revidieren. Um Ehrlich zu sein halte ich deine Hilfsbereitschaft für Beispiellos und anerkennenswert.“ Diese Worte erstaunten Ashir, von Ihren bisherigen Handlungen her hätte er nicht damit gerechnet das Ishizu sich in dieser Sache auf seine Seite stellen könnte.
 

„Ich, danke euch für das Kompliment. Dann wüsste ich jedoch nicht was ich...“

„Ich bedaure sehr das ich euch bitten muss einen Botendienst für mich zu erledigen. Gebt dies bitte weiter.“ Sie drückte einige Knöpfe außerhalb des Bildschirmes, woraufhin er eine verschlüsselte Mitteilung bekam, die mit dem persönlichen Dekodierschlüssel des Stammes Alesias gesichert war.

„Desweiteren“, fuhr Ishizu fort, „ersuche ich dich das Kadeshi Protektorat in allen folgenden Herausforderungen der galaktischen Spiele zu vertreten. Ich erteile dir volle Befugnisse beim Spiel der Politik mitzumischen, zu taktieren, wie auch immer das heißt. Im Zweifelsfall halte dich an Taigor Somtaaw, er befindet sich als Vertreter von Vector dort. Leider muss ich hier nun Schluss machen, meine Berater wünschen erneut eine Besprechung. Bis Bald, Ashir.“ Ishizu nickte ihm höflich zu, dann erlosch ihr Bild.
 

Ashir war verwirrt durch den Verlauf des Gespräches. Kurz darauf erreichte ihn jedoch noch eine Nachricht, diesesmal unverschlüsselt. Es war die Vollmacht als Vertreter des Protektorates den Herausforderungen beizuwohnen. Seltsam, wollte man ihn loswerden? Hatte sie doch von seinen kleinen 'Höflichkeitsanrufen' erfahren? Vielleicht gab ja die persönliche Mitteilung Antwort. Ashir las sie zweimal, um sicher zu gehen. Dann machte er sich umgehen auf die Nachricht zu überbringen.
 

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„Mies, schlecht, schlecht, schlecht, beschissen, MISERABEL!“ schrie Mokuba, wobei er sich beherrschte dem Entwurfsteam nicht die ihm vorliegenden Vorentwürfe um die Ohren zu schlagen.

Bewusst theatralisch strich er sich die Haare zurück, sein Ausraster war nur halb so schlimm wie er tat, aber es setzte seine Leute mehr unter druck wenn er die dünnhäutige Diva spielte. „Euer Entwurf hat nichts, schaut auf meine Lippen, NICHTS mit der Heimarchitektur von Tartessos zu tun!“ Anklagend wies er auf den Plan einer großen Glaskuppel, die sich im Meer erhob. Sie war gespickt mit Aussichtsplatformen und Hotelzimmern an der Außenseite, während sich im Inneren der Kuppel der Entertaimentbereich befand. An und für sich kein schlechter Entwurf, nur entsprach er in keinster weise Mokkubas Vorgaben.
 

„Ich sagte zwar das ich einen Hotelkomplex haben will, aber soll ich das da vielleicht König Dartz vorlegen?! Ich habe euch doch die Szenen gezeigt oder? Große, mächtige, Steingebilde mit Wasserfällen, Türmen und imposanten Steinstatuen. Das ist der Baustil auf diesem Planeten. Was glaubt ihr was König Paradiso zu mir sagt wenn ich ihm SO etwas neben seinen Palast setzen will?“

Mokkuba könnte es ihnen sagen. Wenn Paradiso auch nur einen funken Heimatpatriotismus hätte, dann würde er ihm nicht einmal antworten, sondern lachend davon schreiten und den Entwurf nicht einmal eines zweiten Blickes würdigen.
 

„Also nochmal von vorne“, begann Präsident Daumann. „Ihr entwerft hier einen Hotelkomplex für eine Location die von einer totalitären Monarchie regiert wird. So einen Entwurf“, Mokuba schwengte vielsagend mit den Papieren vor dem Entwurfsteam herum, „könnt ihr einer pseudokorrupten Demokratie vorlegen. Ich gebe euch bis morgen, macht ein Brain Storming, Yoga, oder Tai Chi, mir ganz egal! Aber morgen Abend habe ich zumindest einen Konzeptentwurf den ich vorlegen kann!“ Praktisch augenblicklich flüchteten die erfahrenen Architekten vor Mokkubas Blicken.

Mokkuba seufzte, diese alten Säcke hatten doch einen Gasnebel im Kopf, als nächstes bekam er wahrscheinlich eine Stahl-Glaskonstruktion als Entwurf für die geplante Festungsanlage auf Tarsus, der wichtigsten Sobani Grenzwelt. Manche Architekten sollten ihr Diplom zurückgeben, ihre Antwort auf alle Fragen war eine Stahl- Glaskonstruktion! Egal was eigentlich gefordert war.
 

Dieser Rückschlag war gleich doppelt ärgerlich, denn Mokkuba war voller Ideen um aus dem Schlamassel der Millionenverluste wieder herauszukommen. Es war stets erstaunlich was eine kleine anonyme Partie Cyber Monster Chess doch bewirken konnte.

Projekt Nummer 1: Ein neuer Hotelkomplex sollte inmitten eines Gebietes in dem es Quasi noch keinen Tourismus gab entstehen. Wenn die Bilder auch nur halbwegs stimmten war Tartessos ein Paradies, das und die noch unberührte Lage würde allein für zweistellige Millionengewinne sorgen.

Projekt Nummer 2: Die Herausforderung musste umgestaltet werden. Der große Progenitor hatte ihn um das Finale und die Siegesfeier gebracht, also musste er alles anders aufziehen. Die Siegesfeier konnte er vergessen, aber er plante der Galaxis die beeindruckendste zweite Herausforderung zu geben die sie je gesehen hatte. Wenn die Zuschauer sich an diese Spiele erinnerten, sollten Sie sich an Sidon erinnern!

Projekt Nummer 3: Inzwischen wusste er das er den Termin nicht ganz nach hinten verschieben konnte. Ein äußerst angespannter Herzog Devilin hatte vor wenigen Stunden ein kleines Hologespräch mit ihm geführt. In Konsequenz dazu startete noch zu dieser Stunde ein massiver Ausverkauf mit Sensationsrabatten. Auch wenn es nur Kostendeckend war, er brauchte einen vollen Park für die Atmosphäre!

Projekt Nummer 4: Er hatte bereits Pläne für Kreuzfahrten ins Gaut System. Der Ort wo ein Wunder die Champions der Spiele gerettet hatte war mit ziemlicher Sicherheit ein Erlebnis. Er musste nur noch diesem König die Anflugsrechte abschwatzen.

Projekt Nummer 5 war noch in der Entwicklungsphase, aber Mokkuba spürte das sein Gehirnschmalz bereits daran arbeitete. Aber er wusste schon das er dafür sehr viele Komparsen brauchen, und die Völker der Champions recherchieren lassen musste.
 

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Für Amelda war es recht unangenehm nach dem 'Tanz' seinen Schwärmer wieder zu verlassen, was vor allem daran lag das seine Uniform.... Flecken hatte. Keine offensichtlichen Flecken, aber sie waren da und der Weg ins Quartier führte durch einige belebte Bereiche des Schiffes. Er hätte sich nicht so hinreißen lassen oder zumindest den Overall mit den Beinen noch etwas zur Seite schieben sollen. Marik ging es natürlich nicht besser, Amelda hatte dessen Brust zwar so gut es ging mit der Hand gereinigt aber das fehlen von Handtüchern jeder Art in einem Schwärmer machte sich auch bei ihm bemerkbar. Ganz davon abgesehen brauchte man nur an Ihnen riechen um festzustellen welchem Sport sie vor kurzem gefrönt hatten.
 

Direkt beim Schwärmer hatten Sie Glück, es war kein anderer Kadeshi zu sehen, nicht einmal Ameldas Bruder schaute vorbei. Auf dem Weg zu Ameldas Zimmer, es lag etwas näher beim Hangar als das von Marik, begegneten Sie nur wenigen Leuten. Zu diesen wenigen Leuten gehörte jedoch eine Gruppe Krieger die einmal zu Ameldas Kampfgruppe gehört hatten. Es schien erst das Sie ein Gespräch beginnen wollten, doch noch als Sie sich näherten, musterte Isindri, ein erfahrener Krieger bei dem Amelda selbst seine Flugkünste erlernt hatte, Marik und Ihn, worauf er den anderen Kriegern bedeutete lieber einen anderen Weg einzuschlagen. Amelda konnte hinter der nächsten Ecke gerade noch eine zweideutige Bemerkung vernehmen, gefolgt von einem Kichern der ganzen Gruppe.
 

Interessanterweise machte es Marik fast nichts aus, etwa hatte er nichts gehört, oder er besaß starke Nerven. Amelda musterte Marik von der Seite, der Sobani schritt beschwingt neben ihm her. Seine Brust stand etwas hervor, seine Haltung war aufrecht und sein Kinn bildete fast eine Parallele zum Boden. War dies Stolz? Wenn ja, auf was war Marik stolz? Kurz öffnete Amelda den Mund um das Thema anzusprechen, schloss diesen dann aber wieder. Ihm gefiel der Gedanke der Grund dieses Wandels zu sein und er wollte sich diese persönliche Illusion bewahren.
 

Stattdessen griff er nach Mariks Hand, was Marik ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Der Blonde war nicht Ameldas erster Liebhaber, wohl aber der erste der so schnell für ein angenehmes kribbeln in der Magengegend sorgte. Sie erreichten Ameldas Räumlichkeiten ohne das sie jemand auf ihre Zweisamkeit ansprach.

„Ich könnte mich echt an ein Leben auf solch einem Schiff gewöhnen“, sagte Marik, noch während er damit beschäftigt war sich zu entkleiden. Amelda bemerkte das er unbewusst den Kopf schief gelegt hatte und Mariks Rücken mit sündigen Gedanken bewunderte. Zeitgleich machte ihn Mariks Kommentar der Endlichkeit ihrer Beziehung bewusst.
 

„Es würde mir jedenfalls sehr gefallen dich in den Stamm von Alesia aufzunehmen. Ich bin sicher das Hokan Ashir keine Einwände hätte.“

„Gäbe es keine Probleme?“ fragte Marik, er war gerade dabei seinen Anzug über seine hübsche Kehrseite zu ziehen.

„Keine die mich kümmern würden“, erwiderte Amelda mit der Schulter zuckend. „Doch... das wird nicht passieren.“ Marik verharrte während er gerade mit einem gehobenen Bein den Anzug über den Fuß schob.
 

„Wie meinst du das?“ Amelda seufzte und setzte sich auf seinen ungedeckten Teetisch.

„Du hast neulich von Tiir berichtet, der Hauptstadt Hiigaras. Du sagtest du hast dort eine Wohnung.“ Marik runzelte die Stirn als er versuchte diese Aussage in einen Zusammenhang mit Ameldas vorangegangenen Worten zu setzen. Amelda sah ihm seine Gedanken regelrecht ins Gesicht geschrieben.

„Glaubst du in deiner Wohnung wäre noch etwas Platz für... eine weitere Person?“ Nun schien der Credit zu fallen. Marik starrte ihn zumindest mit einer Mischung aus Entrüstung und Begeisterung an.

„Meinst du das gerade wie ich denke das du es meinst?“ fragte er, Amelda nickte. „Aber, dein Team...“
 

„Ist nicht in Gefahr. Yugi ist sich noch nicht einmal sicher wessen er angeklagt wird, zudem hat er Freunde bei den Valhalla. Mana hingegen...“ Amelda zuckte erneut mit den Schultern. „Sie macht das ganze nur für Ihr Volk. Sie will den anderen Bentusi zeigen, das sich nicht alles um Sajuuk dreht. Sie will sie dazu bringen endlich auch andere Ideen in die eigene Weltsicht aufzunehmen. Wenn sie verliert, dann wird sie lediglich degradiert und muss sich wieder hocharbeiten. Dein Team hingegen besteht praktisch nur aus Todeskandidaten.“

„Und was ist mit dir?“ fragte Marik, was erneut ein wohliges Gefühl in Ameldas Magengegend auslöste.

„Ich werde lediglich verbannt, früher wäre dies mein Tod gewesen, aber da es inzwischen einen Freihafen für die Somtaaw gibt... ich bin sicher ich kann von dort nach Hiigara gebracht werden. Was meinst du würden mich die Sobani aufnehmen?“ Amelda biss sich bei den letzten Worten auf die Unterlippe, denn er war sich nicht sicher ob diese Möglichkeit wirklich bestand. Die Sobani und die Kadeshi verband historisch vor allem eine Jahrhunderte lange Feindschaft.
 

„Machst du Witze?“ Oh, Amelda konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. „Kiith-Sa Randor würde dich mit Kusshand aufnehmen! Das letzte Mal als ein Kadeshi sich vor etwa 50 Jahren einem hiigaranischen Kiith anschließen wollte haben die großen Kiiths praktisch wie bei einer Auktion auf ihn geboten!“ Marik befreite seinen zweiten Fuß von seinem Anzug und stürzte sich geradezu auf Amelda. Noch ehe sich der Kadeshi versah, lag er mit dem nun nackten Sobani auf dem Tisch, seinen Körper fest in den Armen des anderen Kriegers.
 

„Und natürlich nehme ich dich auf! Nicht das du es brauchen wirst!“ So wie Amelda Marik im schwärmer überrascht hatte, so sehr überfiel Marik nun den Rotschopf. Sie küssten sich äußerst lange, Mariks Hand ging derweilen auf Wanderschaft um zuerst Ameldas Körper ergänzend zu erkunden, dann um den Reisverschluss zu lösen. Marik hatte Ameldas Oberkörper gerade vom Pilotensuit befreit, als es an der Tür klopfte.
 

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Marik sprang instinktiv von Amelda zurück, trotz der massiven Glücksgefühle die er gerade verspürte. Er reagierte diesbezüglich genauso wie er sich in der Dusche auf der Caal-Sto, seinem Heimatträgerschiff verhalten würde. Im Normalfall hätte Marik sich nun schnell versteckt, die Frage war nur wo, Ameldas Zimmer war zwar relativ geräumig, besaß jedoch bis auf die grundlegenste Sanitäranlage keinen Ort an dem man sich verbergen könnte.
 

Amelda hingegen reagierte anders.

„Das ist sicher Miroku, warte einen Augenblick!“ Selbstbewusst und mit beschwingtem Schritt, trat Amelda zur Tür, er machte sich nicht einmal die Mühe sich den Pilotensuit wieder über den Oberkörper zu ziehen, dabei war es offensichtlich bei was er gerade gestört worden war.

Praktisch ohne Umschweife öffnete er die Tür. „Was auch immer es ist, es kann sicher...“ Marik hatte sich aus dem direkten Blickfeld von der Tür verzogen, daher sah er nicht wer dort stand, aber wer auch immer es war, es konnte wohl nicht warten.
 

„Es ist... unpassend!“ vollendete Amelda seinen Satz, klang nun aber nicht mehr ganz so selbstsicher. Trotz seines Einwandes betrat der Gast das Zimmer, es war Hokan Ashir. Noch während der Hokan sich umsah wurde sich Marik der Tatsache bewusst, das er eben seinen Suit von sich geworfen hatte. Er wurde sich langsam auch sicher, das er nichts darunter getragen hatte.
 

Ashirs Blick blieb bei Marik hängen, was dem Sobani die Schamesröte ins Gesicht trieb. Der Hokan hob eine Augenbraue. „Ist das dein Ernst?“ fragte er.

Amelda reagierte Soverän, er trat ein paar schritte zurück und baute sich im Anschluss direkt zwischen Ashir und Marik auf, so das der Blickkontakt unterbrochen wurde.

„Ich habe bereits Shadee mit physischen Konsequenzen gedroht als er meinen Talias beleidigt hat“, sagte Amelda, wobei er seine Hände in die Hüften stemmte. „Muss ich auch meinen Hokan verbal an die kurze Leine nehmen oder weiß er es besser?“ Wow, das war mutig! Marik hätte niemals gewagt so mit Admiral Randor zu sprechen. Zu Mariks Überraschung wich der Hokan zurück.
 

„Ich war nur... verwundert. Verzeih das ich euch störe, aber ich habe eine Nachricht auf einem gesicherten Kanal für dich erhalten Amelda. Du solltest Sie lesen...“ er reichte ihm ein Datapad. Welche Nachricht könnte dies sein? Amelda runzelte die Stirn, Marik näherte sich dem Rotschopf von hinten und umarmte ihn. So fühlte er sich nicht ganz so nackt.

Amelda benötigte lange um die Nachricht zu lesen, Marik konnte seinerseits die Zeichen nicht deuten, es waren noch die alten Buchstaben, die auf Hiigara mit Ausnahme von einigen Historikern niemand mehr verwendete, aber er bemerkte das sie nur kurz sein musste.
 

Schließlich schaute Amelda wieder auf, sein Körper war angespannt, so als hätte er gerade die Todesnachricht von vielen Freunden gelesen.

„Ich bin ein Kanditat?“ Ashir nickte, Marik war verwirrt. Amelda senkte nochmals den Blick auf die Nachricht, Marik bemerkte das der Körper seinen Geliebten zitterte.

„Was ist los? Schlechte Nachrichten?“ fragte Marik besorgt. Amelda schaute ihn an, dann wieder auf das Datapad.

„Nicht wirklich...“ flüsterte er anschließend. „Seine Heiligkeit teilt mir mit, das ich ab sofort als möglicher Prophet der Farin Sha gelte.“

Die Bürde des Wissens

Ryou Nabaal sicherte die erbeuteten Daten des Kadeshi Datenknotens, kaum da er die Sicherheit seines Zimmers erreichte. Er plante zudem die Daten zu sichten, bevor er irgendetwas an seine Komplizin weitergab. Wie jeder Hacker besaß Ryou sehr eigene Ansichten was die Privatsphäre von Daten jeglicher Art betraf, dies hinderte Ihn jedoch nicht daran ein gewisses Ehrgefühle bezüglich seiner Taten zu empfinden. Zum Beispiel achtete er penibel darauf niemals einen Schaden in den Datenstrukturen zu hinterlassen, ganz im Gegenteil, oft musste er sich eher zurückhalten diese nicht zu verbessern.
 

Wahrscheinlich würden die Techniker an Bord der 'Keral', dem ersten Transferschiff, noch Wochen brauchen um den Grund der besser ausbalancierten Ionensysteme herauszufinden. Ryou wusste selbst nicht woran es lag, aber sobald er ein fremdes System einmal untersucht hatte, vermochte er mit einem Blick zu erkennen wie es besser funktionierte. Eigentlich war es ganz simpel, zumindest mit der richtigen Sicht auf die Dinge. Ryou sah keine 'Ionenkanone', dies war nur ein Name. Er sah eine Maschine die aus dem Generator Ionenpartikel herausfilterte, über Röhrensysteme Koachxial gegeneinanderschleuderte und über verschiedene Magnetfeldern diesen Ionenpartikeln eine Vektorlinie zuwies, die je nach eingesetzter Energie und abgestimmten Magnetfeldern eine unterschiedliche Reichweite und Mächtigkeit besaß.
 

Der Weißhaarige seufzte, eigentlich hätte er die 'Keral' nicht verbessern dürfen, sollte das Schiff ein weiteres Mal auf die 'Erzschwinge' treffen, so waren die Chancen größer das sie obsiegte. Natürlich gab es immer noch einen spürbaren technologischen Unterschied, viele Systeme der Turaner waren viel einfacher gestrickt als die ausgefeilten Konstruktionen der Hiigaraner, aber sie funktionierten und dank Ryou sogar ein wenig besser wie zuvor. Wie um sich selbst zu beruhigen verglich er ein weiteres mal die technischen Spezifikationen beider Schiffe, er musste sich keine Sorgen machen, sowohl in der Feuerkraft wie auch in den Schildsystemen blieb die 'Erzschwinge' überlegen.
 

Wo er jedoch bei technologischen Differenzen war, er wunderte sich über den internen Unterschied innerhalb des Königreiches. Sicher, bei den Hiigaranern gab es auch Differenzen, jeder große Kiith besaß seine eigene Expertise, aber im großen und ganzen glichen sich alle stärken und schwächen aus, zudem war die Grundsätzliche Technologie relativ ähnlich. Wenn er jedoch die 'Orichalcos' mit der 'Keral' verglich, so würde er unter normalen Umständen schwören, das beide Technologien nichts miteinander zu tun hatten.

Die 'Keral' war ein einfach konstruiertes Schiff, jedoch sehr darauf bedacht keine Energie zu verschwenden. Die Orichalcos jedoch war er verschwenderisches Biest von Schiff, das auffälligste jedoch war, das die Energiesysteme beider Schiffe rein gar nichts miteinander zu tun hatten. Sicher auch bei den Hiigaranern gab es Unterschiede, die Sobani verwendeten zum Beispiel einen Flüssigenergiegenerator, während die Nabaal Energiekerne einsetzten, doch der Energietrasfer blieb derselbe. Nicht so bei der 'Keral' und der 'Orichalcos'. Für Ryou war dies mehr als nur faszinierend, bedeutete es doch das ein teil der turanischen Gesellschaft sich vollkommen Unabhängig von einer anderen entwickelt hatte. Dieser Umstand steigerte besonders sein Interesse an den Kadeshi.
 

Im Prinzip waren es auch Hiigaraner, aber im Gegensatz zu allen anderen Kiiths hatten sich die Kadeshi hunderte von Jahren früher von den anderen abgespalten. Ganz faszinierend war dabei der Umstand das sie sich vor der Gründung der Republik und damit weit vor den wichtigsten technologischen Errungenschaften von ihrer Heimat getrennt hatten.

Zum Beispiel benutzten die Kadeshi eine über 500 Jahre alte Schriftsprache um zu programmieren. Die Hiigaraner dagegen benutzten die Basic-Sprache, die das Programmieren um ein vielfaches vereinfachte. Basic war so beliebt, das die S'jet inzwischen an Wegen arbeiteten feindliche Schiffe mithilfe von Cyberwarfare auszuschalten statt auf die klassische 'wir haben die besseren Kanonen'- Methode zuzugreifen. Bei den Kadeshi Systemen würde sich eine Cyberattacke jedoch als Luftkanone im All herausstellen.
 

Zugegeben, das Prinzip des Cyberwarfares gab es bereits seit langer Zeit. Auf dem Hauptrechner von Hiigara gab es unzählige Hinweise dafür, das die Bentusi diese Mittel bereits einsetzten, noch bevor die Hiigaraner mit Ihnen extrahiigaranischen Kontakt aufgenommen hatten. Doch die Programmiersprache war nicht das einzige Hindernis, zwar war ihm noch nicht klar wie dies funktionieren konnte, aber in der gesamten Datenstruktur der Kadeshi schienen miteinander kommunizierende Computer nur dort zu existieren wo sie unbedingt benötigt wurde, namentlich in der Kommunikation und die war von den anderen Systemen getrennt. Verbindungen zu Personalkonsolen wurden nur von der Kommunikationszentrale aus geöffnet, ein Datenaustausch über den Nachrichtentransfer hinaus gab es nicht. Gleichzeitig verwendeten die Kadeshi jedoch Datenknoten in denen gewaltige Datenmengen abgespeichert waren, es musste eine ausgesprochene Schinderei sein die Datenknoten zu aktualisieren.

Manch einer würde daraus schließen das die Kadeshi zu primitiv wären um das System von miteinander kommunizierenden Computern zu verstehen, die Systemstruktur teilte Ryou jedoch eine ganz andere Botschaft mit. Aus seiner Sicht konnten die Kadeshi durchaus solch ein System errichten, hatten jedoch bewusst darauf verzichtet, nun galt es herauszufinden warum.
 

Ryou öffnete neugierig die erbeuteten Daten und begann damit sie durchzuarbeiten und zu sortieren. Ein wenig fühlte er sich wie ein Betrüger, aber trotz allem war Ryou ein Patriot, was sich auch auf die Kadeshi auswirkte, ob sie sich selbst noch als Hiigaraner betrachteten oder nicht.

Die Kadeshi wollten nicht das die Bentusi in ihrem Raum herumschnüffelten, also würden die Bentusi auch nichts erfahren was den Kadeshi evtl. wichtig war. Mana würde die technischen Rahmendaten des Hyperauminhibitors der Kadeshi genauso wenig zu Gesicht bekommen, wie den kompletten Leitungsplan eines Schwarmträgers. Er überlegte ob er das Schiffsverzeichnis ebenfalls entfernen sollte, beschloss aber dass Mana ruhig einen veralteten Stand erhalten konnte. Allerdings sortierte er fast alle neueren Schiffe aus und veränderte das Dateidatum. Selbst die Sternenkarte des Nebels wurde angepasst, er ließ lediglich die Handelsstation der Somtaaw übrig und fügte noch einige unwichtige Spähposten am Rande des Nebels hinzu.
 

Auch bei den Kulturellen Informationen setzte er die Schere an, insbesondere bzgl. der Kathedrale von Kadesh löschte er sämtliche Daten. Aber moment, Ryou hatte immer angenommen es handle sich bei der Kathedrale um einen verborgenen Planeten, stattdessen schien es eine Raumstation zu sein. Nur die Population konnte nicht stimmen. Selbst die größte Raumstation besaß keine Population im Fünfstelligen Bereich. Egal, er beschäftigte sich damit später. Die 'Ende der Zeit' hingegen konnte nicht schaden, er wusste zwar nicht worum es dabei ging, die Informationen waren viel zu ungenau, aber es ging doch nichts über ein wenig Weltuntergangsgebrabbel. Hmm, wieso hieß es eigentlich 'die' Ende der Zeit?
 

Noch bevor er dem Gedanken nachgehen konnte, klopfte es an der Tür. Das war sicherlich Mana um sich die Daten abzuholen. Ryou warf noch einen letzten Blick auf das sorgsam präparierte Pad, versteckte die Gesamtzusammenstellung hinter einem selbstgeschriebenen Kartenspielprogramm und öffnete im Anschluss die Tür.

„Ich habe schon mit dir...“ wollte er Mana begrüßen, doch stattdessen trat ein Blondschopf in seinen Raum. „Joey? Was machst du denn hier?“

Joey schloss die Tür hinter sich und schaute er sich aufmerksam im Raum um. Was sollte das denn? Joey kontrollierte das Bett, die Schränke und den privatesten Ort des Zimmers, dann kam er mit schnellen Schritten auf Ryou zu. Irritiert fand sich der junge Ingenieur kurze Zeit später mit dem Rücken an der Wand wieder. Braune Augen funkelten ihn an, Ryou hätte sich gerne weggeduckt, das war stets seine erste Schutzhandlung wenn er bedroht wurde, doch eine sehr kräftige Hand an seinem Kragen hinderte seine Füße daran den Boden zu berühren.
 

„Sag mal spinnst du?“ Joey deutete auf das Datenpad, was er für Mana bereit gelegt hatte. „Wenn die Kadeshi herausfinden das du sie zusammen mit dieser Bentusi ausspionierst landest du in der nächsten Luftschleuse! Und wage es nicht deine Tat mir gegenüber zu leugnen, sonst argumentiert meine Faust mit deinem Gesicht hast du kapiert?“ Ryou schloss sofort wieder den Mund und schluckte die Lüge die ihm auf der Zunge lag hinunter. Joey wusste es, es brachte also nichts zu lügen. Joey nickte zufieden, so als könne er seine Gedanken lesen, lockerte seinen Griff und erlaubten Ryous Füßen wieder den Bodenkontakt.
 

„Nun, hast du mir etwas zu sagen?“

„Woher weißt du...“ begann Ryou seine Frage, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen.

„Ich habe dich beobachtet wie du davongelaufen bist nachdem diese Bentusi mit einigen Kadeshi essen gegangen ist. Und nun sag mir ob du auch nur einen Gedanken daran verschwendet hast was aus deinem Team wird!“ Wie um seine Worte zu unterstreichen packte Joey Ryous Schultern während er weitersprach: „Diese Kadeshi sind irre! Wenn du denen in die Suppe spuckst, dann kippen sie die Suppe nicht nur spöttisch über deinen Kopf. Sie nehmen die Suppenschüssel, schlagen sie an der Tischkante auf und schlitzen dir anschließend mit den Scherben die Kehle durch, so das du anschließend in einer Lache aus deinem eigenen Blut verreckst!“
 

Ryou schluckte, bedauerlicherweise konnte er sich die von Joey beschriebene Szene sehr gut ausmalen. Jedoch glaubte Ryou nicht das die Kadeshi dies auch tun würden. Ryou war seiner Meinung nach ein ganz guter Menschenkenner, deshalb sah er, dass Joey wirklich glaubte was er sich ausmalte. Er schwitzte, sein Körper zitterte, sogar seine Stimme fibrierte leicht während er sprach.

„Was lässt dich das denken?“ fragte Ryou ruhig. „Nur weil du bei dieser Messe warst? Denk doch mal nach: selbst wenn es verrückte Kadeshi gibt, so werden wir zum einen durch die Konstitution der galaktischen Spiele des Konzils, so wie von den hegemonischen Anordnungen des § 81 des Progenitor Hegemonie Grundrechts als erwählte Helden der Flammen der Gerechtigkeit geschützt. Das schlimmste was uns passieren kann ist, das die Kadeshi einen bösen Brief an den Veranstalter schicken.“
 

„Und du meinst das rettet dich wenn man dich zu einer Luftschleuse schleift?“

Ryou schüttelte den Kopf.

„Nein, aber ich glaube nicht das es überhaupt soweit kommt. Erstens habe ich keine Spuren hinterlassen und zweitens glaube ich nicht das die Kadeshi wirklich so sind wie du sagst. Dies ist der Stamm von Amelda! Du erinnerst dich, derjenige der dir und Seto in dieser elendigen Falle den Arsch gerettet und den Ihr im Anschluss im Stich gelassen habt!“ Diese Worte schienen zu sitzen, Joey wich von ihm zurück als habe Ryou ihm gerade den Nasenknocken in das Großhirn gejagt.

„Das... war nicht meine Schuld!“ verteidigte sich Joey.

„Es war das einzig vernünftige!“ verkündete plötzlich eine Stimme die Ryou in den letzten Tagen sehr zu verachten gelernt hatte. In Unison wandten sich Joeys und Ryous Blick zur geöffneten Tür, in der niemand anderes als ihr Möchtegernanführer im Türrahmen lehnte. Mit aus Ryous Sicht vollkommen unangemessen arroganten Blick, trat ihr 'Boss' ohne eine Einladung abzuwarten ein und ließ seinen Blick über seine 'Untergebenen' schweifen. Ryou kannte solche Vorgesetzten, dem letzten hatte er in einem Anflug von Zorn eine Schmuggeltransaktion untergeschoben, nur damit der Typ endlich aufhörte gute Leute zu demotivierten und zu verbraten. Leider besaß er diese Möglichkeit bei Seto nicht. Vielleicht konnte er ihm aber alternativ Empathie einprogrammieren?
 

„Ich weiß ja nicht womit ihr beide so eure Zeit verbringt, ich vermute mit, zumindest für eure beschränkten Gehirne, sehr wichtigen Tätigkeiten. Aber vielleicht...“ Seto machte eine theatralische Pause in der er sich an die Schläfe tippte, Ryou hasste diese herablassende Geste sofort. „...denkt ihr einmal nach und kommt zu dem Schluss das wir besser damit beraten wären die anderen beiden Teams gegeneinander auszuspielen. Insbesondere weil wir aktuell die Rangletzten sind!“

Was sagte man dazu? Mr. 'Ich lasse meine Kampfgefährten im Stich und hoffentlich gehen alle anderen drauf' wagte es sich glatt darüber zu beschweren das die anderen Teams für ihre Kampfloyalität belohnt wurden! Was dachte der Typ? Sie konnten froh sein nicht wegen Feigheit direkt ausgeschlossen worden zu sein! Ryou drehte das Datapad in seiner Hand, machte einen Satz nach vorne und knallte das massive Metallgehäuse gegen Setos Hals... Ja, das sollte er wirklich tun, leider war Seto jedoch... Ryou gruselte es bei dem Gedanken, ein Teammitglied.
 

„Und wessen Schuld ist es das wir hinten liegen oh überintelligenter Tmas?“ zischte Joey, wobei er Ryou damit aus dem Herzen sprach. „Mal überlegen...“ Ryou musste ein Kichern unterdrücken, da Joey in übertriebener Geste den Tmas nachäffte. „Vielleicht liegt es am vollkommen asozialem verhalten einer gewissen Brünetten Person im Raum. Doch wer könnte das sein, was meinst du Ryou?“

„Ich weiß nicht...“ spielte er mit. „mir fällt der Name gerade nicht ein. Hilf mir auf die Sprünge.“

„Also, er ist hochintelligent, besitzt keinerlei Gewissen und ist ein Arschloch wie er im Lexikon definiert wird“, zählte Joey auf.

„Der da.“ Ryou wies auf Seto, dessen Gesicht nun röter anlief als wenn Ryou ihm das Pad ins Gesicht gerammt hätte.
 

„Haltet ihr das hier für ein Spiel? Nur zu eurer Information: Unser Leben steht hier auf dem Spiel! Das bedeutet die anderen Teams sind unsere Feinde! Wenn die in der Falle draufgegangen wären dann hätten wir nun automatisch gewonnen!“

„Sind sie aber nicht“, hielt Joey dagegen und drückte seinen Finger anklagend an Setos Nase. „Und dafür wurden sie belohnt. Was bedeutet Mister 'Ich weiß alles besser', dass wenn wir auf mich gehört und ebenfalls zur Rettung von Team Vaygr geeilt wären, würden wir nicht die Tabelle von hinten anführen! Also halt deine verdammte Fresse!“
 

Seto handelte mit dieser Wahrheit konfrontiert wie ein wahrer Aristokrat. Er berechnete die Wahrscheinlichkeit, dass sein Intellekt von einem niederen Turaner angezweifelt werden konnte und kam zum Schluss das diese 0,05% betrug. Entsprechend verbannte er Joeys Worte scheinbar aus dem Gefüge von Zeit und Raum. Ryou fand diesen Umstand äußert faszinierend und fragte sich ernsthaft ob dieser Unvernunft tatsächlich eine technologische Rechenleistung zugrunde lag. Anschließend überlegte er sich ob er sich bei Seto einhacken und die entsprechenden Rechenparameter reparieren konnte, so das sie wieder zivilisierte Vernunft ergaben.
 

„Wie auch immer, ich habe neue Erkenntnisse die uns zum Vorteil gereichen können.“ Ryou verdrehte bereits innerlich die Augen, Seto unterdessen schritt in die Mitte des Zimmers um sich in den Mittelpunkt zu stellen.

„Na da bin ich ja gespannt.“ murmelte Joey, wobei Ryou zu glauben wusste, dass Seto den Sarkasmus in dessen Stimme nicht vermochte wahrzunehmen. Vielleicht lag es ja an der Hörfrequenz der Tmas...

„Ich habe die anderen beiden Teams genau ausgekundschaftet. Amelda und Marik haben eine Beziehung miteinander angefangen. Ich gehe sogar soweit zu glauben das es sich hierbei um etwas ernstes handeln könnte. Wenn wir nun die jeweils anderen Teammitglieder mit dieser Information versorgen könnten und vielleicht einige Indizien inszenieren können um sie glauben zu machen die Beiden würden den Ausgang der Spiele miteinander absprechen...“
 

„Stop! Auszeit!“ hörte Ryou sich selbst sagen. „Ich bin zwar ein Verurteilter Straftäter, aber ich mache bei solch einer Sauerei nicht mit. Wenn die beiden was haben: Meinetwegen! Wenn sie tatsächlich den Ausgang beeinflussen wollen: gehen wir dagegen vor. Aber bis dahin mischen wir uns nicht ein!“

„Ich habe einen Gegenvorschlag“, ergänzte Joey: „Wie wäre es wenn wir uns einfach ein Beispiel an den anderen Teams nehmen und nicht wie die Arschlochtruppe auftreten, sondern als ehrenhafte Konkurrenten. Die anderen Teams sind nicht unsere Feinde, nur unsere Gegner!“
 

Ryou sah erneut Setos Gehirn die Wahrscheinlichkeit kalkulieren, dass seine Idee von beiden Teamkameraden abgelehnt wurde. Diesmal dauerte seine Kalkulation deutlich länger, woraufhin Ryou gespannt war ob die Wahrscheinlichkeitsberechnung erneut gegen die Tatsachen der Ralität gewinnen würde oder nicht.

„Habt ihr den Verstand verloren? Es kann nur ein Team gewinnen! Wir müssen alles zu unserem Vorteil nutzen was wir in die Hand bekommen!“ Ah, die Realität hatte gesiegt, faszinierend.

„Nein“, teilte Joey dem Tmas mit. „Das müssen wir nicht, denn Ryou und ich spielen da nicht mit. Und wenn du es versuchst Tmas, dann werden wir dich auffliegen lassen.“

Die Messe des Propheten

Marik traf pünktlich beim Haupthangar ein, er befand sich zwar erst seit ein paar Tagen auf der 'Alesias Traum', dennoch erinnerte er sich an das erste mal als man sie von hier abgeholte, als sei alles Wochen her. Ameldas Einladung befand sich in seiner Tasche, die Messe der Krieger begann im Haupthangar der 'Alesias Traum' um exact 16.00 der Standardschiffszeit, von dort aus würden alle Teilnehmer genau 8 Minuten später in den oberen Hangar pilgern wo der erste Akt um genau 16.43 beginnen würde.
 

Marik traf auf dem Weg dorthin erneut auf Seou, dem Krieger der ihn damals den Weg zu Ameldas Zimmer gewiesen hatte. Er erklärte Marik bereitwillig die seltsamen Zeitabschnitte. Die Acht Minuten nach dem Treffen im Haupthangar symbolisierten die acht Tugenden der Farin Sha: Liebe, Mitgefühl, Glaube, Selbstzweifel, Tapferkeit, Flexibilität, Weisheit und Humor.

„Liebe erklärt sich von allein“, erklärte Seou lachend die Tugenden. Marik hatte sich nicht getraut zu fragen, deshalb war er dankbar das Seou einfach plauderte: „Mitgefühl haben wir für all jene die es wagen den Nebel zu entweihen, natürlich vernichten wir sie trotzdem, aber immerhin lassen wir Ihnen vorher die Wahl.“ Er spielte hier auf die Doctrine der Integration an, die von der Prophentin Deleen stammte. Jeder Eindringling wurde gegrüßt und erhielt die Möglichkeit sich einzufügen. Soweit Marik es mitbekommen hatte war genau diese Doctrine einer der Hauptstreitpunkte in der Konklave der Farin Sha.

„Glaube ist der Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Wir waren schon immer Anhänger der Farin Sha, das sollte also nicht verwundern. Selbstzweifel soll uns daran erinnern, dass wir kein Gesetz für absolut gültig erachten sollen! Shadee sollte sich allein deswegen schämen sobald er den Mund aufmacht. Tapferkeit sollen wir zeigen wenn wir jene verteidigen die unseren Schutz bedürfen, selbst im Angesicht einer überwältigen Übermacht werden wir Kadeshi niemals zurückweichen!“ Auf diesen Teil schien Seou besonders stolz zu sein, denn er streckte seinen Arm während sie den Gang entlang schritten heroisch in die Höhe. Dann jedoch wurde er kurz still und hielt sich seinen Zeigefinger an die Lippen.

„Flexibilität habe ich selbst nie verstanden, da musst du deinen liebsten fragen. Aber Weisheit ist ziemlich einfach. Sie besteht aus der Gabe weiter zu sehen als der Horizont es erlaubt. Etwas das wir momentan bei Atavus Shadee sehr vermissen. Bei Amelda... aber das wirst du ja heute erleben. Der Humor schließlich macht das Leben lebenswert, denn wie traurig wäre das Universum ohne das herzliche lachen allen Lebens!“ Marik vermutete das Seou noch nie einen T-mas kennengelernt hatte. Seto zumindest wirkte wie jemand der eher starb, bevor auch nur ein humorvolles Lachen seine Kehle verließ.
 

Die 43 Minuten nach der Zusammenkunft waren eher unüblich, doch Miruko, hatte laut Seou darauf bestanden. Normalerweise begann der erste Akt einer Messe genau 42 Minuten nach der Zusammenkunft, da genau 34 Propheten in der Geschichte der Kadeshi anerkannt wurden. Nicht ohne Stolz erklärte Seou, dass der Stamm von Alesia deswegen eine Minute länger wartete, diese Minute sollte Amelda geweiht werden. Marik fand die minute nicht weiter schlimm, aber offensichtlich war es ein großes Ding für die Kadeshi. Shadees Anhänger zumindest sollen sich heftig aufgeregt haben. Für Marik war es jedoch wichtiger das sich diese seltsame Mauer zwischen Amelda und ihm heute auflöste.
 

Nach dem Auftauchen des Hokans Ashir hatte sich Amelda verändert. Es war nicht direkt so dass er Marik von sich stieß, dennoch verbrachten sie anschließend kaum Zeit miteinander. Irgendwas stimmte nicht, einmal hatte er sogar Miruko und Amelda richtig streiten sehen. Und damit meinte er wirklich richtig streiten, hätte er beiden Schwertern zugeworfen hätten sie sich gegenseitig zerfleischt. Doch kaum da seine Gegenwart bemerkt wurde, warf Amelda seinen Bruder einen solch finsteren Blick zu, dass sich sogar Mariks Nackenhaare aufstellten.
 

Die persönliche Einladung irritierte Marik insbesondere weil dazu normalerweise nicht eingeladen wurde. Miruko, hatte die Einladung zudammen mit einem Brief von Amelda persönlich überbracht. Er war sogar so weit gegangen ihn anzuknurren, das er nicht einmal daran denken solle nicht zu erscheinen.

Amelda bat in seinem Brief um Geduld und teilte ihm einige sehr genaue Anweisungen mit. So sollte er im Piloten Overall der Sobani erscheinen, alle Rangabzeichen und Orden tragen die er dabei hatte und er sollte 'den Richtigen Moment abzuwarten und dann handeln'. Er würde schon wissen wann es soweit wäre. Marik tat wie ihm geheißen, er vertraute Amelda und aus irgendeinem Grund spürte er, das Amelda ihn als Gegenpart brauchte, so wie beim Tanz im Nebel.
 

Worauf die Einladung ihn jedoch nicht vorbereitet hatte, war die Tatsache das sich die gesamte Schiffsbesatzung zur Messe einzufinden schien. Vom Zerwürfnis zwischen den zwei Fraktionen bemerkte er auf im Haupthangar wenig. Selbst Shadee fand sich in der Menge wieder.

Die Krieger empfingen die Pilger mit angemessener Atmosphäre, das Licht im großen Hangar war abgedunkelt, dafür erleuchteten tausende kleiner Leuchten die Halle. Die schiere Größe des Raumes ließ dadurch den Eindruck entstehen man würde in einen Sternenhimmel schreiten. Wenn auch einen ziemlich vollen Sternenhimmel, Marik hatte sich sonst gefragt wohin man plante all die Fregatten des Nadelschiffes hinzubewegen. Die Antwort war simpel, man ließ sie einfach stehen.
 

Ein Gong ertönte pünktlich zum Beginn der Zusammenkunft, Marik sah nicht wo er stand, aber es schien ihm das jede Minute ein anderer Gong erklang. Marik versuchte das Gefühl zu genießen, kam sich umgeben von all dem weiß jedoch regelrecht aussätzig vor. Wieso hatte Amelda ihn nur gebeten als Sobani zu erscheinen? Zudem schien ihn jeder zweite komisch anzusehen. „Ist er das?“, „welch Kleidung ist dies?“ „Blasphemisch!“ „Wieso trägt er kein weiß?“ „Aber der Prophet...“ „Schau, er leuchtet wie Atavus Amelda“... Leuchtet?

Marik sah an sich herab, in der Tat, der Orden den Ihm der König von Tartessos für seine Tapferkeit verliehen hatte, leuchtete grünlich.

„Wie der Prophet...“ murmelte jemand in der Nähe. Marik versuchte mit dieser Erkenntnis nach einem anderen grünen Licht Ausschau zu halten, doch es wollte sich keines zeigen. Wo war Amelda nur? Marik hatte sehr gehofft mit ihm gemeinsam der Messe beizuwohnen. Hmm... wahrscheinlich hielt er heute eine rede und war deswegen nicht hier.
 

„Na? Bereit für die große Vorstellung?“ Marik schreckte auf, Bakura? Inzwischen hatte er sich ja bereits an seltsame und überraschende Auftritte gewöhnt, auch daran, das der Piratenfürst immer mehr zu wissen schien als er wissen dürfte, aber wie hatte der Kerl es geschafft sich in voller Montur an ihn heranzuschleichen, insbesondere wo er sich doch eben erst umgesehen hatte?

Marik kam sich in seiner Sobanikleidung bereits wie ein Aussätziger vor, Bakura war jedoch noch um ein vielfaches Schlimmer.
 

Bakuras Uniform saß zwar ebenfalls relativ eng an seinem Körper, bestand jedoch aus starrem Leder und bestand aus mehreren Kleidungsstücken. Der vordere Teil des Oberteils lappte dabei übereinander und wurde von schimmernden Knöpfen zusammengehalten. Die Ärmel bedeckten lediglich zwei drittel des Armes und waren dann umgeschlagen, ebenso der Kragen, der wenn man ihn hochschlug das gesamte seitliche Blickfeld behindern würde. Die Hose wirkte noch am normalsten, für einen Piloten wie Marik wirkte der Anblick einer gerade geschnittenen Hose die sich so irgendwie gar nicht an die Körperkontur anpasste dennoch seltsam. Wäre da nicht der rabenschwarze Umgang, hätte Marik seinen Teamkollegen für eine lebendig gewordene Militärstatue aus der Prekonzilszeit gehalten.
 

An Bakuras Brust hingen viele Orden oder Rangabzeichen die Marik nicht zu deuten wusste. Das ganze wirkte viel mehr wie eine Kollektion von Andenken. Ein silberner Schädel der aussah als stamme er von einem zu groß geratenen Insekt, ein großer Fangzahn an dessen spitze noch Blut zu kleben schien und eine rubinrote Schlange waren nur einige Beispiele für die sehr speziellen Orden. Zwischen all dem Durcheinander leuchtete aber auch der Orden von König Dartz.
 

„Was... äh... hat man dich auch eingeladen Bakura?“ Bakura blickte zu ihm mit einem amüsierten Lächeln.

„Ich? Ganz sicher nicht! Aber wenn plötzlich ganze Horden von Kadeshi sich aufdonnern und in dieselbe Richtung pilgern dachte ich, das könnte lustig werden. Ist es nicht faszinierend wie Ameldas Name alleine selbst die Anhänger von Shadees Linie hier her treibt?“ Das war wieder typisch Bakura. Er begründete sein Wissen so simpel, das man es fast glauben konnte, nur um im nächsten Satz wieder zu offenbaren das er noch weitere Informationsquellen besaß. Leider wusste Marik jedoch, das selbst nachhaken nichts half, ein Umstand der auch Raphael unglaublich auf die Nerven ging. Marik seufzte leicht.

„Ich weiß nicht ob es wirklich Ameldas Name ist. Aber ja, ich dachte auch das weniger Leute hier sein würden.“ Was sollte bitte dieses Lächeln von Bakura bedeuten? Es war fast so als amüsierte ihn Mariks Naivität.

„Meinst du? Der jüngste Atavus seit Generationen, respektiert von seinem Hokan und seit kurzem ein möglicher Prophet der Farin Sha. Glaub mir, wenn er sagt: 'spring', fragt mehr als die Hälfte der hier Anwesenden wie hoch oder wohin. Vielleicht fragt der ein oder andere sogar in welcher Farbe! Ah, der achte Gong. Was dagegen wenn ich bei dir bleibe?“
 

Marik versuchte nicht einmal Bakura wegzuschicken, das hätte keinen Sinn. Bakura würde so oder so einfach bei ihm bleiben und so tun als habe er es ihm erlaubt. Wie Marik es auch drehte und wendete, Bakura blieb so undurchsichtig wie ein Staubnebel bei eintausend Stundenkilometern.

Sie ließen sich beide von der Masse mitreißen, aber Marik kam nicht umhin die Kadeshi um sich herum zu belauschen, insbesondere bei den Treppen konnte er die sie besonders gut flüstern hören.

„Ein Turaner hier?“ „Und auch noch ein Komandant.“ „Ich habe gehört er ist ein Piratenfürst.“ „Der traut sich aber was.“ „Schau dir den Blick an, diese Arroganz...“ „Als ob ihm keiner was könnte.“ „Es sind Gäste des Hokans! Denk nicht einmal dran...“ „Mein Opa war auch Turaner!“
 

Die Treppe hinter sich lassend eröffnete sich Ihnen der obere Hangar, von dem aus die Kampfjäger starteten. Stellplätze der Schwärmer standen jedoch weiter außen, im Zentrum befand sich eine große freie Fläche. Marik fragte sich umgehend wozu sie sonst genutzt wurde, oder gab es schon immer eine Gegenveranstaltung zur normalen Messe? Die sichtbaren Wände waren dekoriert mit Fahnen und anderen Bannern, deren Sinn Marik erneut ganz klar war. Alle Banner waren weiß und zeigten verschiedene farbige Wappen. Bei manchen hatte Marik den Eindruck es wäre ein Schädel, bei anderen ein Kopf eines Reptils.
 

Zentral im Raum erhob sich eine Bühne, um die sich langsam alle versammelten. Marik bedauerte nicht näher am Aufgang gewesen zu sein, die inneren Reihen waren schon geschlossen. Er wollte sich gerade eingliedern als eine Hand ihm in den Nacken packte und wie ein Sandschieber durch die Menge schob.

„Hey Bakura was soll... Entschuldigung... bitte um Verzeihung... Bakura! Oh das war keine Absicht, entschul... hey!“

„Aus dem Weg! Talias und Piratenfürst auf der Durchreise! Platz für die Helden von Gaut!“ rief Barura laut. Wäre da nicht Bakuras eiserner Griff, würde sich Marik umgehend wünschen durch die Decke in den Haupthangar zu sinken um sich in der dunkelsten Ecke zu verstecken. Das war einfach zu peinlich! 'Helden von Gaut' Den Titel hatte Ihnen König Dartz gegeben! Umso verwunderlicher dass man sie gewähren ließ. Fast schon bereitwillig gab man den Weg frei, so als wäre Marik tatsächlich von einer Art Schild umgeben.
 

Bakura schaffte es erfolgreich bis in die erste reihe und klopfte ihm anschließend auf den Rücken. „Die Vorteile von Vitamin B! Oder sollte ich es Vitamin A-melda nennen?“ Bakura lachte dreckig, so als habe er gerade einen schmutzigen Witz gemacht, was Marik dabei am meisten ärgerte war, das er sich tatsächlich ertappt vor kam obwohl so viel zwischen Ihnen ja noch nicht gelaufen ist.

„Vielleicht hast du aber auch einfach beide, obwohl ich dich nicht so sexy finde. Ich meine, du bist okay für einen Typen, aber ich persönlich bevorzuge große breite Tit...“ Vor lauter Verlegenheit stieß Marik ihm in die Rippen, worauf Bakura jedoch mit einem weiteren dreckigen lachen reagierte.

„Du bist peinlich! Das ist eine Messe, dreckige Witze gehören nicht hierher.“ Zwar war Marik kein typischer Messenbesucher, dennoch wusste er zumindest im Ansatz das man bei diesen Gelegenheiten eine gewisse Bescheidenheit und Anstand an den Tag zu legen hatte.
 

„Meinst du? Hast du dich mal mit der Geschichte der Kadeshi und den Leeren der Farin Sha beschäftigt? Da wimmelt es von Sex! Angefangen bei Taelon dem Träumer, der mit einem Feind das Bett teilte um ihn von seiner friedlichen Intentionen zu überzeugen, bis hin zu den Regelungen des Taliasim, die vorschreibt das niemandem, auch keinen Verheiratetem die Freuden der Liebe vorenthalten werden sollten. In den Regelungen stehen sogar exakte Ritualabläufe die fast alle auf Kopulation hinaus laufen! Es gibt sogar Gebete die nur während des Beischlafes gesprochen werden können. Aber was rede ich, du kennst ja nur die prüden Sajuuka Messen.“ Marik starrte Bakura nur mit offenem Mund an.
 

„Woher weißt du das alles? Hast du dir einen Crashkurs geben lassen?“ Und wenn ja von wem? Marik hatte zwar durch Amelda einiges erfahren, aber von Gebeten und Sexualritualen war nie... Moment, doch Amelda hatte ihm von einem berichtet. Im Himmelsdom war Sex ein Teil des Ritus. Gab es noch mehr und er hatte nicht darauf geachtet?
 

„Nein, aber du kannst gerne jemanden fragen... Moment. Hey! Krieger! Jetzt schau nicht weg, es geht um eure Religion! Ich hab gelesen es gibt viele Rituale bei denen Kopuliert wird, ist das korrekt?“ Der Blick des Kriegers den Bakura angesprochen hatte schrieb Bände, Marik sah sofort wie sich seine Muskeln anspannten, Dann jedoch warf er einen Seitenblick zu Marik und entspannte sich. Was hatte es nur damit auf sich?

„Das ist korrekt, Der Sexualakt wird von uns als selbstverständlich angesehen. Das bedeutet natürlich nicht das wir mit jedem gleich ins Bett springen...“

„Vielen Dank! Sieht du Marik? Was habe ich gesagt?“

„Weißt du das es richtig gruselig ist wenn du dauernd alles weißt Bakura?“ Bakura antwortete darauf natürlich nicht, das kannte Marik bereits, stattdessen wechselte er das Thema.

„Schau mal da, wir bekommen Musikuntermalung.“ Bakura wies auf eine Gruppe Kadeshi nahe der Bühne, die antike Hiigaranische Instrumente stimmten. Marik erkannte einige Flöten, Glocken, Trommeln und Zupfinstrumente.
 

„Schhh! Es geht los!“ Bakura passte genau den richtigen Moment ab. Die Flutlichter des Hangars wurden gedimmt und jedes Gemurmel im Hangar verklang. Mehrere Krieger aus der ersten Reihe traten mit kerzenähnlichen Leuchten auf die improvisierte Bühne. Musik erklang von der Gruppe die Bakura ihm eben gezeigt hatte. Zuerst ertönten sanft dumpfe Trommeln, die den Boden erbeben ließen.

Doch Ihr Ton war keineswegs laut, so das kurz darauf Flötentöne und der Klang von Glocken hinzu kam. Die Lichtträger, wie Marik sie im Kopf nannte, platzierten ihre seltsamen Kerzen um die Bühne herum, drehten am Stiel und das Licht breitete sich aus, so dass die gesamte Bühne nun hell erleuchtet war. Doch das Licht blendete nicht, es wirkte eher so, als hätte sich der Lichtkegel der Kerzen ausgedehnt, wie ein roter Riesenstern, der zwar schwächer leuchtete, dafür jedoch einen sehr großen Umfang besaß.

Die Messe hatte begonnen

Die Geschichte von Shakiri

Eine Kriegerin betrat von der anderen Seite die Bühne, ihre Schwerter trug sie auf dem Rücken, die typische traditionelle Bewaffnung eines Kadeshi. Marik wunderte sich etwas über das Geschlecht, bisher war er kaum weiblichen Piloten bei den Kadeshi begegnet. Die Kleidung der Frau wirkte zudem fast Antik. Die Toga wallte am Körper, so als hätte der Schneider noch nie etwas von Kurvaturanpassendem Gewebe gehört und bestand aus mehreren Stoffschichten. Die Erste bildete eine Art Hemd, welches bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Die zweite Schicht glitt über ihre Schulter zur Taille, von wo sie sich um ihre Hüfte schlang. Die Letzte schließlich, bestand aus einer Scherpe, die quer zur zweiten Schicht verlief und am Kopf in einer Kaputze endete. Dazu trug die Kriegerin kniehohe Stiefel aus weißem Leder. Marik brauchte eine ganze weile bis er diesen Kleidungsstil zuordnen konnte. Es war das antike Gewand eines Kadeshikriegers, noch vor der Zeit des ewigen Krieges auf Hiigara.
 

„Heute erzählen wir vom dritten Propheten der Farin Sha, Shakiri, die Klinge des Windes.“ ertönte Ameldas Stimme. Mariks Instinkte reagierten bei diesem Namen instinktiv, ihm gefror fast augenblicklich jedes Blutkörperchen im Leib. Shakiri? Der Name war so alt wie gefürchtet. Noch heute wusste jeder Sobani was mit den Worten 'Und seht zu das ihr nicht Shakiri bekämpft' gemeint war. Kein Sobani der jemals die Klinge mit ihm gekreuzt hatte konnte anschließend davon berichten. Moment, die Darstellerin war eindeutig weiblich, dies bedeutete also das der gefürchtete Shakiri...

Andere Krieger betraten die Bühne, sie waren ähnlich gekleidet, trugen jedoch andere Farben als Schärpe, vermutlich sollten sie Mitglieder von anderen hiigaranischen Clans symbolisieren, obwohl diese nach Mariks Historienwissen einem ganz anderen Kleidungsstil gefolgt waren. Die Schärpenfarben waren blau, schwarz und grau. Die Farben der Somtaaw, der Sobani und der Gaalsien, ein Kiith der inzwischen schon lange ausgestorben war. Zur Zeit von Shakiri jedoch waren Sie mächtig und gefürchtet. Und Verbündete seines eigenen Kiiths, wenn Marik sich korrekt erinnerte.
 

„Shakiri, die unbesiegte Kriegerin der Kadeshi. Die Legende sagt sie hätte alleine mit ihrer Klinge über hundert Feinde in nur einer Schlacht besiegt. Ihre stärke war so außergewöhnlich dass die Ältesten sie zur Prophetin ausriefen, die erste weibliche Prophetin überhaupt. Sie schützte die Städte der Somtaaw vor Kiith Gaalsien, deren Gier selbst vor alten Freunden nicht halt machte.“ Marik erinnerte sich an seinen Geschichtsunterricht. Die Gaalsien und Somtaaw waren einst Verbündete gewesen, doch etwa zwei Generationen vor Shakiri stiegen die Gaalsien zur Großmacht auf. Es war eine Mustergeschichte, dass der Aufstieg eines Kiiths niemals zur Selbstgefälligkeit führen sollte. Nur, warum erzählte Amelda diese Geschichte? Wolle er ihm damit etwas sagen?
 

„Nach anfänglichen Siegen der Gaalsien gegen die Verteidigungslinien der Somtaaw, trafen die Gaalsien auf die Streitkräfte der Kadeshi. Das Kriegsglück wendete sich und zusammen mit den Somtaaw drängte Shakiri die Invasoren zurück in Ihr eigenes Land. Etwa zu dieser Zeit traten die Sobani, die damals größten Krieger Hiigaras, dem Bündnis der Gaalsien bei. Shakiri stieß mit ihrer Streitmacht tief in das Kernland der Gaalsien vor, als die Kämpfer der Sobani eintrafen stand die Hauptstadt der Gaalsien bereits seit einer Woche unter Belagerung. Unsere Geschichte beginnt mit der Schlacht von Saju-ka, der Schlacht in der Shakiris Armee erstmals eine Niederlage erlitt.“

Die Krieger gingen aufeinander los. Es waren nur die Klingen die sich kreuzten, doch selbst aus der ferne erkannte Marik das es sich nicht um Showwaffen handelte. Diese Schwerter waren scharf und tödlich. Shakiri, kämpfte gegen zwei der anderen und erhielt nur ab und an Unterstützung vom Krieger in Blau, der die Somtaaw darstellte. Doch obwohl Shakiri alleine kämpfte, besaß sie die Kontrolle im Kampf. Die drängte ihre Gegner zurück, schaffte sich freiräume und lockte sie anschließend wieder zu sich. Schließlich verletzte sie den Gaalsienrepräsentanten mit der schwarzen Schärpe so sehr, das er sich zurück ziehen musste. Marik war sich nicht sicher ob nicht tatsächlich eine sehr reale Verletzung der Grund dafür war, so hart wurde auf der Bühne gekämpft.

Nicht ohne einen gewissen stolz auf seinen eigenen Kiith sah er jedoch auch, wie der Krieger der die Sobani repräsentierte, den Kampf darauf umso härter führte. Beide parierten gekonnt Ihre Schläge, es war ein wenig so, als hätte die Abwesenheit des Gaalsien ihn von einer Last befreit und in einem kurzen Augenblick der Unachtsamkeit traf der 'Sobani' Shakiri mit seinem Schwert. Marik konnte schwören das der Treffer real war, doch nicht ein tropfen Blut war auf der weißen Kleidung zu sehen. Die Klinge des Sobani legte sich an die Kehle Shakiris und geschlagen legte die Kriegerin ihre beiden Schwerter auf den Boden.
 

„Shakiri unterlag, sie ließ Ihre Armee abziehen und hielt den Feind solange es ihr möglich war auf. Alleine kämpfte sie gegen hunderte, doch schließlich traf sie auf Kasaar, den größten Krieger der Sobani. Mit Geschick und Kraft überwand er Shakiris legendäre Windklinge und zwang die Prophetin zur Aufgabe. Shakiri, deren Armee dem Gemetzel entfliehen konnte, ergab sich.“

Der Krieger mit der schwarzen Schärpe trat wieder vor, zog seine Klinge und holte zum Schlag auf Shakiri aus.

„Gaalsien forderte Shakiris Tod, doch Kasaar weigerte sich jemanden zu töten der sich ergeben hatte. Der Kiith-Sa von Gaalsien war nicht gewohnt das man ihm widersprach, daher griff er höchstpersönlich zur Klinge um Shakiri niederzustrecken. Doch...“ In einer fließenden Bewegung parierte 'Kasaar' den Schlag und streckte mit einem zweiten den Gaalsien Krieger nieder. Marik versuchte sein Geschichtswissen zu animieren, versagte jedoch. Diese Geschichte hatte er noch nie gehört. Weder das die Sobani den Kiith Sa der Gaalsien getötet hatten, noch von einem Krieger namens Kasaar wusste er. Aber wenn dieser Krieger wirklich Shakiri besiegt haben sollte, dann musste er in die Geschichte eingegangen sein! Shakiri galt noch heute bei den Sobani weniger als Gegner, als mehr als eine Naturgewalt. Gleichzeitig aber nagte in Mariks Kopf etwas, der Name Kasaar, er kam ihm durchaus vertraut vor, nur woher?
 

„Kasaar streckte den Kiith-Sa nieder, der feige eine Gefangene ermorden wollte. Beschämt vom Verhalten des Kiith-Sa, ließ er Shakiri zu ihrem Kiith zurückkehren.“ Die Geschichte kannte Marik wiederum. Doch in der Version die er gelernt hatte war Shakiri aus eigener Kraft entkommen.

Der Krieger der Kasaar verkörperte half Shakiri auf und wies mit der Hand von sich, die Hiigara Handgeste die anzeigte das man frei war. Shakiri nahm ihre beiden Schwerter wieder auf, hob Sie gen Himmel und kniete kurz darauf vor Kasaar nieder.
 

„Ihr Bezwinger schenkte ihr die Freiheit und das Leben, dieser Großmut beschämte sie zutiefst, wusste sie doch dass der Krieg noch nicht vorbei war. Sicher würde sie erneut die Klingen mit ihrem Retter kreuzen müssen. Doch niemals, so schwor sie, wollte sie Kasaar schaden. Sie überlegte wie Sie sowohl ihrem Kiith, als auch dem Mann gerecht werden konnte der Ihr das Leben schenkte?“

Shakiri hob den Kopf, sah Kasaar in die Augen und hob ihr linkes Schwert. Das rechte legte sie neben sich, ließ die Klinge des erhobenen Schwertes auf ihrer rechten Hand ruhen und bot es Kasaar mit gesenktem Kopf an. Der 'Sobani' legte sein eigenen Waffen beiseite, nahm Shakiris dargebotene Klinge an und verstaute sie hinter seinem Rücken. Shakiri erhob sich, nahm ihr rechtes Schwert und floh von der Bühne.
 

„Viele Jahre vergingen, der Krieg tobte weiter. Doch nie vergaß Shakiri ihren Retter. Schließlich traf sie bei der Schlacht von Khontala wieder auf Kasaar.“

Mehrere Krieger betraten die Bühne, von rechts Shakiri, gefolgt von normal gekleideten Kriegern, von links Kasaar, mit Kriegern die ebenfalls mit einer grauen Schärpe markiert waren. Erneut begann eine gut choreografierte Schlacht.

„Nach langem Kampf waren die Sobani bis zur Hauptstadt der Somtaaw vorgedrungen. Die Finale Schlacht in der sich das Schicksal der Somtaaw entscheiden würde, war gleichermaßen die Schlacht in der die zwei Schwerter Shakiris wieder aufeinandertreffen würden.“

Tatsächlich mieden sich die Hauptdarsteller zu beginn, doch als sie sich trafen verharrten sie. Mehr Krieger betraten die Bühne, sie trugen schwarze Schärpen. Anschließend begann ein Tanz der Klingen. Während sich auch (wenn auch weniger) Krieger mit blauer Schärpe in den Kampf stürzten, kreuzte Shakiri immer wieder die Klingen mit Kasaar, trennte sich wieder von ihm, streckte einen Gegner nieder und verscheuchte anschließend einen Verbündeten der sich Kasaar zugewandt hatte. Mehrfach bot sich ihr die Gelegenheit Kasaar von hinten niederzustrecken, doch statt diese zu nutzen, schützte Sie ihren Feind, parierte Schläge von Verbündeten und drängte diese in den Kampf gegen andere Gegner.
 

„Shakiri kämpfte sowohl gegen den Feind, wie auch gegen ihre eigenen Leute. Sie verließ niemals Kasaars Seite, verhinderte gleichermaßen das dieser anderen Kadeshi schadete und das er selbst verletzt wurde.“ Nach und nach gingen die Schwarzen und Grauen Schärpen zu Boden, bis nur noch Kasaar aufrecht stand, umzingelt von Kadeshi und Somtaaw. Kasaar schaute sich um und legte seine Schwerter auf den Boden.

Shakiri trat auf ihn zu, griff Kasaars Arme und zog ihn auf die Beine. Anschließend hob sie eine von Kasaars Schwertern auf und reichte es ihm. Es war das Schwert, das sie ihm selbst geschenkt hatte. Kaum ergriff Kasaar die Klinge, kniete Shakiri vor ihm wie eine ergebene Dienerin.

„Kasaar ergab sich nach der Schlacht“, erklärte Ameldas Stimme. „Er legte seine Waffen nieder und senkte sein Haupt, sein Schicksal lag in Shakiris Hand. Er erwartete als Gefangener weiterleben zu können und hoffte vielleicht sogar auf Shakiris Gnade. Doch Shakiri weigerte sich ihn gefangen zu nehmen. Sie sagte ihm, er sei ein freier Mann und könne gehen wohin er auch wollte. Als Kasaar verlangte den Grund dafür zu erfahren erklärte Shakiri: Vor vielen Jahren, habe ich dir mein Herz geschenkt, das Schwert meiner linken Hand. Es gehört dir und solange ich lebe, wird kein Kadeshi Hand an dich legen, denn du bist meine zweite Hälfte. So wie ich der Wind bin, so bist du der Felsen, wir sind zwei Seiten einer Münze, und solltest du jemals die Sobani verlassen wollen, so heißen dich die Kadeshi gerne in Ihren Reihen willkommen.“
 

Die Bühne leerte sich, bis nur noch Kasaar auf der Bühne stand.

„Kasaar, überwältigt von diesem Angebot, dachte lange Zeit darüber nach. Sollte er als Kadeshi weiterleben oder zu seinem eigenen Kiith zurückkehren? Er war gerührt von Shakiris Worten, doch seine Loyalität galt den Sobani, so beschloss er zu seinem eigenen Kiith zurückzukehren.“

Shakiri kam erneut auf die Bühne, beide umarmten sich, dann verließ Kasaar das Blickfeld des Zuschauers.

„Dies war das letzte Mal das beide sich in die Augen sehen konnten. Der Krieg endete nach dieser letzten Schlacht. Der letzte Kriegstreibende Kiith-Sa der Gaalsien wurde nur kurze Zeit später durch einen unbekannten Mörder getötet und der Kiith verlor seinen Expansionswillen. Doch Shakiri blickte jede Nacht in Richtung des Landes der Sobani, denn sie wollte die erste sein, die Kasaar willkommen hieß, falls dieser jemals ins Land der Kadeshi zurückkehrte.“
 

Die Musik die die ganze Zeit die Geschichte begleitet hatte verklang und zusammen mit 'Kasaar' trat Amelda auf die Bühne. Wie alle anderen trug Amelda die Pilotenuniform der Kadeshi, allerdings zierte sein Revers sowohl ein kleiner Stein, der wie der Orden des turanischen Königs schimmerte, als auch ein Abzeichen welches aus zwei miteinander verwobenen Federflügeln bestand. Ergänzt wurde das ganze mit einen Schal aus silbernen Samt, der lose von seiner linken Schulter herabhing. Der Stein irritierte Marik ein wenig, hatte der König auch Amelda einen Orden gegeben? Nein, er erinnerte sich genau, der Leviathanorden von Tartessos hatten nur er selbst und Bakura erhalten. Hmm, vielleicht hatte Dartz Amelda bei einer anderen Gelegenheit einen solchen Stein gegeben.
 

„Dies ist die Geschichte Shakiris, so wie sie in den Schriften der Farin Sha niedergeschrieben wurde. Sie war der erste Prophet, aus den Reihen der Krieger von Kadesh. Doch was können wir von dieser Geschichte lernen?“ fragte Amelda in die Halle, wobei er seine Arme beschwörend zur Decke streckte und sich im Kreis drehte. Zu Mariks Verwunderung gingen dutzende Arme in die Höhe. Amelda deutete in mehrere Richtungen und jedes Mal schien der Auserwählte sofort zu wissen das er gemeint war. Nicht ein einziges Mal wurde durcheinander gesprochen.
 

„Gnade.“

„Das wieder ein Krieger Prophet wird!“

„Das mehr Frauen Krieger werden sollten.“

„Dankbarkeit.“

„Das wir wieder an der Seite der Somtaaw stehen!“

„Das man jeden Feind niederringen kann!“

„Das eure erste Kriegerprophetin eine Närrin war!“ Marik zurckte zusammen als Bakura den Fluß unterbrach. Sofort meinte Marik Worte wie „Was will der denn?“ und „Blasphemisch“ zu hören, doch Amelda hob lediglich den Arm und sofort wurde es wieder still. Anschließend blickte er zu Bakura, doch in seinen Augen konnte Marik nicht einen funken Ärger erkennen.
 

„Eine Interessante These. Behalten wir diesen Gedanken einmal im Gedächtnis. Nehmen wir zuerst die Stichworte Dankbarkeit und Gnade. Dies sind die offensichtlichen Worte die einem durch den Kopf gehen. Kasaar ließ Gnade walten und Shakiri zeigte sich Jahre später Dankbar. Doch lasst uns der Geschichte noch einige Fakten aus den Chroniken hinzufügen:

„Zum einen berichtet diese Geschichte keineswegs wie Shakiri zur Prophetin wurde, auch wenn man dies annehmen könnte. Shakiri wurde zur Prophetin durch ihre bloße Kampfkraft. Schon als Schülerin besiegte sie jeden ihrer Lehrmeister. Unser Kiith glaubte darin eine Gunst der Farin Sha zu erkennen, daher wurde sie zur dritten Prophetin der Farin Sha.“
 

„Also wollten die Farin Sha ihr mit dieser Geschichte eine Lektion erteilen?“ fragte ein Krieger als Amelda kurz pausierte.

„Oder willst du uns sagen das Shakiri eigentlich keine Prophetin war?“ zischte es aus einer anderen Ecke. Marik konnte die Stimme sofort dem aktuellen Atavus zuordnen. Shadee war umgeben von einigen Anhängern und stand mit verschränkten Armen in der vordersten Reihe zu Mariks rechter Seite.
 

„Beides interessante Gedanken“, antwortete Amelda mit ernster Stimme. „Kann es sein das eine anerkannte Prophetin eigentlich keine ist? Behalten wir den Gedanken im Hinterkopf und kehren zum Streitbarsten Einwand zurückkehren. Kapitän Bakura, du sprachst eben davon dass sie eine Närrin war. Kannst du uns diesen Gedanken erläutern?“

Marik erkannte aus den Augenwinkeln das Bakura für einen Sekundenbruchteil inne hielt. Er hatte wohl nicht damit gerechnet das seine Aussage tatsächlich aufgegriffen wurde. Marik betete derweilen das sich sein Teamkamerad nicht allzu unbeliebt machen möge. Sicher mochten die Krieger es keineswegs wenn man eine solch legendäre Gestalt durch den Schmutz zog.
 

„Ganz einfach“, begann Bakura. „Als sie sich in der Gewalt der Sobani befand, hat man ihr die Freiheit geschenkt nicht war?“ Amelda nickte zur Antwort.

„Ja, die Chronik bestätigt das Kasaar sie nach in die Freiheit entließ.“

„Spielt das eine Rolle?“ verlangte ein anderer Krieger zu erfahren. „Sie kehrte wie eine anständige Heeresführerin zu ihrer Armee zurück um an der Seite ihrer Krieger zu kämpfen!“ zustimmender Jubel erklang, doch Bakura lächelte herablassend bevor er darauf einging.
 

„Anständig, mein lieber Kadeshifreund, wäre es gewesen eine Audienz beim Kiith-Sa der Sobani zu ersuchen und zu versuchen den Konflikt direkt aus der Welt zu schaffen.“

„Manche Kriege lassen sich nicht wegdiskutieren!“ rief ein Krieger erbost, doch Bakura war nicht gewillt nachzugeben.

„Vielleicht, aber dann hätte sie es zumindest versucht! Aber nein, stattdessen kehrt sie zurück und kämpft. Die Geschichte berichtet von mehreren Jahren! Wie viele sind bei den Kämpfen gestorben? Hunderte? Tausende? Alles nur weil eine dumme Kriegerin zu beschränkt war einmal eine Minuten nachzudenken!“ Marik stieß Bakura mit den Ellenbogen in die Seite, konnte der Typ mal bitte aufhören eine Heilige zu beleidigen? Kannte der denn gar keinen Anstand? Oh und neben so einem musste Marik auch noch stehen!
 

Marik sah sich um, er brauchte dringend einen guten Fluchtweg falls es zu einer Sclägerei kam. Doch auch wenn viele der Gesichter nicht erfreut wirkten, so sah er doch viele die nachdenklich dreinschauten. Mal abgesehen von Shadee, dessen Gesicht so rot anlief, das Marik fast dazu geneigt war einen Sanitäter zu rufen... fast...
 

„Niemand kann sagen ob es einen Unterschied gemacht hätte Kapitän Bakura“, ertönte Ameldas Stimme nach einer kurzen Pause.

„Aber nur weil sie es erst gar nicht versucht hat!“ hielt der Pirat dagegen. Erneut herrschte einen Moment stille, so als wüsste niemand darauf etwas zu erwidern. Marik dagegen war sich sicher, das Shadee gleich sowas sagen würde wie: 'Halte dich daraus Ungläubiger', oder 'Ergreift den Ketzer!', doch der Atavus schien sich hier besser im Griff zu haben, es war Amelda der antwortete.
 

„Das ist korrekt. Es ist eine unbequeme Wahrheit, aber das macht sie nicht weniger wahr. Vielleicht ist das ja auch etwas das man aus der Geschichte lernen kann. Vielleicht offenbart sich uns der tiefere Sinn der Geschichte nach einigen weiteren Fakten aus der Chronik.

„Der Krieg dauerte noch fast drei Jahre und es heißt die Berge des Somtaaw-Gebietes färbten sich rot vom Blut der Gefallenen. Die einzige Zeit in der kein Blut vergossen wurde, abgesehen vom Winter, waren die Monate die sich Shakiri in Gefangenschaft befand. Diese Fakten stützen die Theorie unseres turanischen Gastes. Doch was wäre die Lehre die wir daraus ziehen? Einfach zu sagen: Jemand war dumm, lehrt uns erst einmal nichts, abgesehen davon natürlich was er oder sie hätte besser machen können. Doch was meint ihr? Gibt es eine weitere Lektion die wir daraus ziehen können?“

Erneut fragte Amelda in die Runde, diesesmal hoben sich weniger Arme. Amelda suchte sich frei welche aus.

„Lehrt es uns das Krieger sterben wenn ein Prophet falsch entscheidet?“

„Vielleicht aber auch das man selbst als Feind einander respektieren und sich Ehre erweisen kann.“

„Ich bin immer noch überzeugt das es uns Gnade lehren soll. Wenn jemand aufgibt, dann tötet man ihn nicht. Man gibt ihm eine Wahl.“ Der letzte Sprecher hob bei seinen Worten auffällig das Kinn in Shadees Richtung, war dies eine Provokation?
 

„Wieder die Gnade, so unwahrscheinlich ist das nicht“, bemerkte Amelda wie ein Lehrer dem ein Stichwort zugeworfen wurde. „Doch hören wir einmal was die andere Seite dazu sagt. Marik, was berichten die Sobani über Shakiri? Oder ist dieser Name bereits in Vergessenheit geraten?“

Was? Alle Gesichter wandten sich Marik zu oder zumindest fühlte es sich so an.

„...“ Marik war nicht gut in solchen dingen, andererseits, es war eine einfache Frage oder nicht? Aber vor so vielen... er musste sich einfach zusammenreißen!

„'Und seht zu das ihr nicht Shakiri bekämpft.' Dies ist ein Sprichwort das noch heute genutzt wird. Es bedeutet nicht den Tod in der Schlacht zu suchen. 'Shakiri bekämpfen' ist ein allgemeines Synonym für das Sterben.“ Marik war Glücklich keine peinliche Pause eingebaut zu haben und wurde prompt durch ein Lächeln Ameldas belohnt, umgehend fing sein Bauch vor Aufregung an zu kribbeln.
 

„Bei den Sobani steht der Name Shakiri also für den Tod. So soll es auch sein! Die ungläubigen sollen stets die Macht des wahren Glaubens fürchten.“ Shadee hatte seine Stimme wieder gefunden, Marik hasste ihn sofort für jedes Wort. Doch Amelda tat so als hätte er ihn erst jetzt gesehen. Marik bewunderte die schauspierlische Gabe Ameldas, hatte er doch aus erster Hand mitbekommen wie wenig Amelda von Shadee hielt.

„Atavus Shadee, danke für euren Hinweis. In gewisser weise habt ihr recht. Die Chronik und das Synonym für ihren Namen bestätigen das Ihr Name gefürchtet wurde. Doch das bedeutet nicht, das die Lektion die wir daraus lernen sollen lautet: 'habt keine Gnade sondern sorgt dafür das ihr von allen gefürchtet werdet'. Denn Shakiri war bereits eine gefürchtete Gegnerin. Noch vor der Schlacht um Saju-ka hat sie hunderte Feinde getötet. Und doch...

„Kasaar nahm sie gefangen und tötete sogar den Kiith-Sa der Gaalsien um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Denken wir noch einmal nach, ist das Stichwort der Gnade vielleicht gar nicht so falsch?“ Marik dachte darüber nach. Konnte es das sein? Gnade als Lehrstück?
 

Nun mischte sich wieder Bakura in die Diskussion ein.

„Wie war es nach ihrer Freilassung? Hat sie immer noch jeden Feind niedergestreckt, selbst wenn er sich ergab?“

Amelda nickte, es wirkte fast als sei er beschämt. „Ja, die Chronik sagt sogar deutlich, das außer Kasaar niemand einen Kampf mit ihr überlebte.“

„Dann ist es eine dumme Geschichte um Gnade zu lernen.“
 

„Ist es das?“ fragte Amelda. „Zeigt es uns nicht eher was passiert wenn man die Lektion nicht versteht?“ Gemurmel ertönte im Raum, aber nur kurz.

„Was meinst du damit?“ fragte eine Stimme, sie kam von Shakiri selbst, zumindest kannte Marik sie unter keinem anderen Namen.
 

„Wir haben vergessen wie lange Shakiri Kasaars Gefangene war. Die Legende erzählt, das Kasaar Shakiri die Freiheit schenkte, nachdem er den Kiith-Sa der Gaalsien niedersteckte. Die Chronik sagt zudem das sie über einen Monat bei Kasaar lebte.“ Vielleicht war es etwas in der Formulierung Ameldas, aber Marik glaubte zu wissen worauf sein Talias hinaus wollte.

„Sagt die Chronik wann der Kiith-Sa der Gaalsien durch Kasaar starb?“ fragte er laut.

„Am dritten Tag nach der Schlacht“, antwortete Amelda.

Stille breitete sich aus, eine Stille so laut wie es nur der Schock der Offenbarung vermochte.
 

„Also hat sie versucht zu verhandeln?“ fragte einer, in seiner Stimme schwang etwas Hoffnungsvolles mit. Doch Amelda zerstörte diese mit einem Kopfschütteln.

„Nein, der Kiith-Sa der Sobani und Shakiri trafen erst bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandes dreieinhalb Jahre später aufeinander.“
 

„Dies spielt überhaupt keine Rolle!“ ertönte Shadees Stimme, diesesmal trat der offizielle Atavus so deutlich nach vorne, das er von allen gesehen werden konnte. „Warum sollte es uns interessieren wie lange Shakiri dort war? Vielleicht hat sie ja auf eine Gelegenheit gewartet den Gegner zu töten! Wer weiß schon wie es damals...“

„Wenn es keine Rolle spielen würde“, unterbrach eine ebenso deutliche Stimme den Atavus. „Warum wird der Umstand dann in unseren Archiven erwähnt?“

Vielleicht war es nur Mariks Einbildungskraft, aber er dachte deutlich ein knurren aus Shadees Richtung zu hören, während Hokan Ashir ebenfalls vortrat.

„Nun, wie lautet die Lektion Amelda?“
 

„Ich gebe keine Lektionen Ashir. Ich interpretiere die Fakten. Ob man mir glauben schenkt überlasse ich jenen die mir zuhören. Doch um meine Theorie zu erläutern fasse ich zusammen:

„Shakiri, die mächtigste Kriegerin der Kadeshi, unterliegt in einer Schlacht dem Krieger Kasaar. Er präsentiert Shakiri als seine Gefangene und weigert sich drei Tage nach der Schlacht die Angeordnete Hinrichtung auszuführen. Welchen Rang Kasaar genau innehatte wird nicht überliefert, jedoch ist er hochrangig genug, das er dem Kiith-Sa der Gaalsien nicht nur die Stirn bieten, sondern ihn auch noch niederstrecken kann als dieser versucht selbst sein Urteil zu vollstrecken.

„Shakiri wird die Freiheit geschenkt, doch aus einem den Archiven und in der Geschichte nicht genannten Grund bleibt sie einen Monat bei dem Mann der sie bezwungen hat. Lasst uns nachdenken, warum könnte sie so lange geblieben sein.“
 

„Vielleicht war das Wetter schlecht?“ rief jemand, bevor ein zweiter ergänzte: „Gab es vielleicht eine Gasttradition die eingehalten werden musste?“

Amelda schüttelte verneinend den Kopf.

„Nein, das Wetter war hervorragend, dies wird im Rückzugsbericht von Shakiris Armee sehr genau wiedergegeben.“ Amelda holte ein kleines Pad hervor und tippte kurz darauf herum, wahrscheinlich las er etwas nach. „Ich zitiere: 'Die Farin Sha haben den Rückmarsch unserer Streitmacht wahrlich gesegnet, ohne auch nur einen Regentropfen erreichten wir die sicheren Grenzen des Somtaaw Territoriums.' Dazu müssen wir wissen das die Grenzregion zwischen dem Kiith Gaalsien und den Somtaaw durch Regenfälle sehr gefährlich werden konnte. Das Wetter kann also nicht der Grund gewesen sein. Auch die Gastfreundlichkeit ist kein Grund, zur damaligen Zeit betrug die Gastfreundschaft die man selbst dem schlimmsten Feind schuldig war genau 4 Tage. Brüder und Schwestern, lasst uns, uns einmal in ihre Lage versetzen. Schließt eure Augen!“
 

Marik schloss die seinen und höre Ameldas Stimme weiter zu. Im Prinzip widerholte er noch einmal die Geschichte, nur diesesmal aus Shakiris Perspektive. Ohne das Marik viel dazu tun musste stellte er sich vor er wäre Shakiri. Der eigene Kiith betrachtete ihn als Helden (Marik konnte sich nicht vorstellen eine Frau zu sein, aber das schadetet ihm als Homosexuellen hier nicht), kein Krieger konnte es mit ihm aufnehmen, seine Klinge streckte jeden Gegner nieder der es wagte ihn herauszufordern.

Marik war stolz auf sich selbst, allein seine Kraft hatte selbst die schlimmsten Feinde dazu gezwungen ihn als ihren Propheten, ihren göttlichen Herrscher anzuerkennen. Er war so mächtig, das er in der Schlacht nur das Schwert ziehen musste um die feindlichen Reihen in Angst und Schrecken zu versetzen. Es fühlte sich berauschend an.

Dann kam der Krieg gegen die Gaalsien, arrogante Bastarde, Wortbrecher und Gierhälse. Marik lächelte beim Gedanken den eigenen Rum durch einen weiteren erfolgreichen Feldzug zu mehren. Mehrere Schlachten spielten sich in seinem Kopf ab und ein jedes mal blieb er siegreich. Dann kam die Entscheidungsschlacht in der alles anders ablief.
 

Der Gegner versteckte sich nicht hinter seinen Mauern, er stellte sich dem Kampf. Es waren viel mehr als vermutet und viele von Ihnen zeigen keine Furcht. Marik kämpfte trotzdem, streckte einen Gegner nach dem anderen nieder, doch seine eigenen Linien konnten dem Ansturm des Gegners einfach nicht standhalten. Er befahl den Rückzug, doch ohne Deckung konnte der Gegner nur noch stärker zuschlagen. Mit selbstmörderischem Gedanken grinste Marik in sich hinein. Er brauchte nur einen Mann der den Rückzug sicherte.

Ein weiteres Mal stürzte Marik sich in die Schlacht. Ließ seine Klingen tanzen und schickte links und rechts Feinde zu Boden. Die Leichen türmten sich bereits zu einem Wall, vielleicht erwischte es ihn irgendwann, aber er hielt durch. Jeder Gegner den er hier tötete, konnte seiner Steitmacht später keinen Schaden mehr zufügen. Dann jedoch wurde sein Schlag pariert, ein Krieger hatte es gewagt die Klinge des Windes herauszufordern.

Weitere Schläge folgten, doch anders als sonst konnte dieser Gegner alles blocken was Marik in der Lage war auszuteilen. Doch noch gab er nicht auf, er schlug links, rechts, täuschte oben an nur um flach zu stoßen... es half nichts. Mit stoischer Ruhe parierte Amelda einfach alles, Plötzlich war sein Schwert an einer Stelle mit der Marik nicht gerechnet hatte und seine Klingen flogen durch den Himmel. Marik wusste das es nun vorbei war, er sank auf die Knie. Er hatte seinen Meister gefunden, den Bezwinger der Windklinge. Doch Marik würde nicht um sein Leben betteln, er blickte fest in Ameldas Augen.
 

Statt jedoch hasserfüllt auf ihn herabzublicken und seine Klinge auf niedersausen zu lassen, ließ ließ seine Waffe sinken. Zuerst fühlte Marik eine starke Unsicherheit, die Szene wechselte, er befand sich nun in Saju-ka, die Stadt die noch vor kurzem von ihm belagert worden war. Amelda stritt sich mit Mariks Feind der seinen Tod forderte. Er hörte wie immer wieder sein Leben als beendet bezeichnet wurde, doch Amelda verschränkte die Arme und verkündete: „Ich werde nicht den Tod eines Gefangenen akzeptieren der sich mir unterworfen hat. Dies ist mein Letztes Wort.“

Warum tat er dies? Marik hätte nicht gezögert seinen jetzigen Verteidiger zu enthaupten. Warum also kämpfte er für das Leben seines Feindes? Der Kiith-Sa wurde rot vor Zorn, stürmte an Mariks Bezwinger vorbei, zog seine Klinge und... wurde von hinten von Ameldas Schwert durchbohrt. Und während der Gesichtslose Kiith-Sa zu Boden ging, hörte Marik noch einmal Ameldas Worte. „Ich habe euch gewarnt Kiith-Sa, ich werde nicht zulassen das ihr ihn tötet.“ Ein besorgter Blick senkte sich auf Marik und er wusste, niemals mehr im Leben, wollte er von diesem Mann getrennt sein.
 

Marik schlug die Augen auf, Schmetterlinge flatterten in seinem Bauch und laut verkündete er: „Sie hat sich in Kasaar verliebt! Sie hat ihn geliebt!“

Niemand widersprach, dafür breitete sich erneut die Stille der Offenbarung aus. Amelda sah ihn mit seinen wunderschönen grauen Augen an und Marik spürte das unausgesprochene Lob und Ameldas Stolz. Marik beließ es jedoch nicht dabei, er redete weiter:

„Deswegen blieb sie bei ihm. Doch dann wurde sie gebraucht, sie musste ihn verlassen, doch gleichzeitig wollte sie bei ihm bleiben. Sie machte sich sorgen das ihm doch noch etwas geschehen würde und deswegen...“
 

„Gab sie ihm ihr Herz“, beendete Bakura Mariks Satz. Bakura lächelte hintergründig als er fragte: „Doch warum gab sie ihm ihr Schwert? Was hat es damit auf sich?“ Amelda wies zur Antwort auf die Schauspielerin die Shakiri spielte, diese hatte inzwischen das zweite Schwert zurückbekommen und hob beide über den Kopf während Amelda erläuterte:
 

„Zwei Schwerter, eine Seele, ein Verteidiger der Farin Sha. Dies ist die Definition eines Kriegers. Die Schwerter stehen für die beiden Motive aus denen ein Krieger kämpft. Das rechte Schwert symbolisiert die Stärke des Kriegers, mit ihr kämpft er für den Kiith und beschützt ihn vor allen Feinden. Das linke Schwert jedoch, steht für sein Herz, damit verteidigt er jene die er liebt oder die ihm nahe stehen.“
 

Die Art wie Bakura lächelte teilte Marik mit das er dies bereits wusste. „Verstehe... Doch woher kommt nun die... ahhh...“ wie als sei er gerade erst erleuchtet wurde breitete er die Arme aus und lächelte noch mehr.

„Dies war der Moment wo sie sich hätte ändern müssen nicht wahr? Im nächsten Kampf hätte sie ihren Gegnern Gnade zeigen müssen. Dann wäre Kasaar am Ende der Geschichte bei ihr geblieben, darauf läuft es doch hinaus oder?“
 

Marik erwartete das Amelda dies bestätigte, doch stattdessen breitete er seine Arme aus, als wolle er alle anwesenden einbeziehen.

„Das ist nicht an mir zu entscheiden. Was glaubt ihr? Hat unser Gast mit seiner Vermutung recht? Ist dies die Lektion?“ Zustimmung von den Versammelten, wenn auch eher zögerlich, was aber wohl daran lag einem turanischen Piraten Recht geben zu müssen. Natürlich gab es einige Abweichler, doch dies schien normal zu sein.
 

„Dann lasst uns für heute diese Lektion einmal so sein lassen. Vielleicht wird dieselbe Geschichte beim nächsten mal etwas anderes lehren...“ Amelda verneigte sich vor der Schauspielerin und mit einem lauten „Faram“ und leichtem Applaus endete dieser Teil der Messe.

Zum Glück hatte Seou ihm mitgeteilt was 'Faram' bedeutete. Es war ein althiigaranisches Wortspiel 'Fara' bedeutete Danke, während 'Ram' sich mit 'Ende' übersetzen ließ. Eigentlich müsste es also Fararam heißen, aber das ging wohl nicht sonderlich gut über die Lippen.

Marik war gespannt, was im nächsten Akt der Messe geschehen würde. Hoffentlich war es etwas leichtere Kost. Andererseits war er beeindruckt das wirklich jede Meinung ernsthaft diskutiert werden konnte. Es war tatsächlich kein Vergleich zu Shadees absoluten predigten.

Zwei Schwerter, zwei Seelen, ein Verteidiger der Farin Sha

Erneut erklang Musik, diesesmal eine sanfte Flötenmelodie, die mit starkem Bass in der Halle ertönte. Miroku trat zu Amelda auf die Bühne und gab ihm ein gebundenes Buch in die Hand. Sie nickten sich kurz zu, bevor Amelda wieder als einzelner auf der Bühne blieb.

„Als nächstes würde ich mit euch gerne ein Zitat besprechen. Bitte hört genau hin, denn ich möchte mich nicht wiederholen müssen.“ Amelda schlug das Buch zielsicher in der Mitte auf und hielt das Buch offen mit einer Hand vor sich, so das er darin lesen konnte.
 

„Und so hört die Worte eures Gottes...“ begann er, worauf die Versammlung scharf den Atem einzog. „So denn ein Gläubiger von Tieren bedrängt wird, so handelt und helft ihm, denn die Tiere wurden geschickt von den Dämonen. Sollte ein Ungläubiger angegriffen werden, so handelt nicht, denn das Tier wurde geschickt von mir und richtet ihn in meinem Namen. Ist euch unbekannt ob ein Gläubiger in Not geraten ist oder ein Ungläubiger, so rettet ihn und tötet ihn ohne zu zögern sollte er ungläubig sein. Zögert nicht eure Klinge zu waschen in seinem Blute, denn so ist mein Wille...“

„Fast genau den Wortlaut hat Shadee bei seiner letzten Messe zittiert“, flüsterte Bakura, wobei sich Marik fragte woher der Turaner das eigentlich wissen konnte. Als Amelda jedoch sein Zitat beendete, hörte Marik wie im ganzen Raum noch viel schärfer die Luft eingezogen wurde.

„...denn ich bin Sajuuk, euer Gott, Herr der Wahrheit und des Guten.“ Schlagartig ging der Geräuschpegel in die Höhe, Rufe ertönten, seltsame Gesten wurden vollführt, die wirkten als sollen Sie von etwas Bösem schützen.

„Das kann doch nicht...“

„Wie kann er Sajuuk zitieren...“

„Aber Shadee hat es fast genauso“

„Des Ketzergottes Worte im Tempel der Farin Sha!“

„Wie kann sowas...“

„Ich glaube das nicht!“

„Lüge! Alles Lüge!“

„Woher will er das wissen!“
 

Amelda brauchte eine weile bis es wieder ruhiger wurde, bat jedoch inner wieder stoisch um ruhe, hob die Arme und hielt die Handflächen beruhigend über alle Zuhörer.

„Beruhigt euch, ich weiß ich habe euch gerade sehr hart angestoßen aber ich denke mir nichts aus. Ich habe von meinem Bruder gehört das mein werter Kollege diese Worte ähnlich selbst benutzt, nur das er sie als Worte der Farin Sha wiedergibt. Lasst mich erklären.“ Er hob das Buch nun so in die Höhe, das man auf dem Einband deutlich das Feuerauge Sajuuks erkennen konnte. Marik erkannte es sofort, er selbst besaß als Pilot auch eine Kopie, wenn auch keine so hübsche.

„Dies ist das heilige Buch des Sajuuks. Das Buch der Wahrheit. Jeder Krieger der Sobani besitzt eines und mein Talias war so freundlich mir seine Ausgabe zu leihen.“ Amelda nickte anerkennend in Mariks Richtung und der Blonde versuchte sich Ameldas Lüge nicht anmerken zu lassen. Sicher, er besaß eine Ausgabe, aber diese befand sich noch immer in seinem winzigen Bücherregal an Bord der 'Caal Sto' seinem Trägerschiff.

„Das Buch soll eine Art Anleitung sein, ein Wegweiser für die Krieger der Sobani, nach der sie handeln sollen. Es gibt ihnen so etwas wie Seelenheil. Natürlich ist es eher symbolträchtiger Natur, aber dennoch... das Buch der Wahrheit hat Marik geboten ungläubige Sterben zu lassen. Genauso wie es Shadee immer predigt, Tod den Ungläubigen!“

Alle Blicke schienen sich nun Marik zuzuwenden und das ganz ohne das er angesprochen worden ist. Fast sofort bildete sich ein Kloß in seinem Hals, was wollte Amelda nur von ihm? Mit ein wenig Panik in den Augen suchte er bei Ameldas Blick Hilfe, doch der nickte ihm nur zu. Das war also der Moment vor dem ihm der Brief gewarnt hatte.
 

„Was ist ein Ungläubiger?“ fragte Marik laut in den Raum. „Früher bedeutete es: 'Jeder der nicht Sajuuk anbetet.' Doch wenn dem so wäre, dürften die Sobani für niemanden kämpfen der nicht Sajuuk verehrt. Die Somtaaw und viele andere Kiiths verehren die Farin Sha, manche glauben sogar an Vaygr, dem Herrn der Schmerzen. Doch das ist nicht gemeint. Ein 'Ungläubiger' ist niemand der nur an etwas anderes glaubt. Es ist jemand, der das Leben verneint. So zumindest lautet die aktuelle Interpretation dieses Abschnittes.“ Marik hatte keine Ahnung ob dies den Tatsachen entsprach, tatsächlich wurde der Glaube an Sajuuk nur noch traditionell zelebriert. Vor dem Kampf betete man kurz um Schutz und um Erfolg, damit hatte es sich. Zwar gab es ein offizielles Komitee, welches sich mit der Deutung der Schrift beschäftigte, das hatte ihn jedoch nie interessiert. Marik hatte das verdammte Buch zeit seines Lebens immerhin nur in Auszügen gelesen!
 

„Aber könnte das nicht dann jeder sein? Auch ein Taiidan?“ fragte Amelda kritisch. Marik kam sich vor als sei dies ein Test. Nur: Warum machte Amelda dies mit ihm. Er wusste doch das Marik kein strenger Gläubiger des Sajuuk war. Was hatte der Rotschopf vor? Bis Marik es erfuhr konnte er nur mitspielen.

„Vielleicht, aber wenn ein Ziviltransporter der Taiidan angegriffen wird, warum sollte ich meinen Kampfjäger nicht zu seinem Schutz einsetzen wenn ich es kann? Macht es mich nicht zum stillen Mörder nichts zu tun?“

„Und wenn dein eigenes Leben in Gefahr wäre wenn du hilfst? Es sind doch nur deine Feinde!“ Marik verstand worauf Amelda hinaus wollte. Er versuchte daher noch etwas lauter zu sprechen.

„Nein, wir sind nur zwei unterschiedliche Parteien. Wenn ein Gegner der eben noch versucht hat mich zu töten dieses Problem hat... nun, ich weiß nicht was ich dann tun würde. Aber wenn es nur ein potentieller Feind ist, der mir persönlich oder meinem Kiith nichts getan hat, Warum sollte ich dann nicht helfen? Ich bin ein Sobani, wir lassen keine Opfer einfach sterben und wir lassen auch keine Verbündeten zurück!“ Ameldas Gesichtszüge schienen sich zu entspannen und genau in diesem Moment wusste Marik, das er genau das richtige gesagt hatte.
 

„Genau wie wir Kadeshi... Wie lautet der Kodex des Kriegers, Krieger vom Stamme Alesias?!“ Überall hoben sich Arme, so als würden sie zwei Schwerter über Kreuz halten.
 

„Zwei Schwerter, eine Seele, ein Verteidiger der Farin Sha.

„Wo wir wachen kann kein Feind passieren.

„Wir lassen keinen Verbündeten zurück!

„Ehre den Farin Sha und ihren Kriegern!“
 

Amelda hatte die Worte zusammen mit allen anderen ausgesprochen und senkte seine Arme wieder, dann schaute er wieder direkt in Mariks Richtung. Er widerholte noch einmal den dritten Abschnitt, jedoch leicht abgewandelt: „Wir lassen keinen Geliebten zurück. Meine Schwerter!“
 

Nanu? Miroku trat auf die Bühne, dieses mal zwei Schwerter auf einem Kissen tragend. Amelda griff nach ihnen und hielt sie in die Höhe und drehte sich langsam um die eigene Achte, so als wollte er sie allen zeigen.

„Zwei Schwerter, eine Seele, ein Verteidiger der Farin Sha. Ich bin ein Krieger von Kadesh, Kind des stolzen Stammes von Alesia.“ Seine linke Klinge senkte sich und es wirkte als zeigte Amelda damit in seine Richtung.

„Marik aus dem Kiith Soban des Grauen! Stolzer Krieger der Sobani, Held von Gaut und mein erwählter Talias. Trete vor!“ Okay, was auch immer Amelda plante, nun führte er es aus. Marik wusste nicht was nun zu tun war, doch hatte er mit Amelda im Nebel getanzt, er vermutete daher dass er einfach auf seine Instinkte hören sollte. Nein, die sagten ihm er solle verschwinden, aber sein Herz sagte, das er Amelda trauen sollte.

Mit einem Seitenblick auf Bakura, dessen Gesicht ausnahmsweise ein Fragezeichen zeigte, trat Marik vor und kletterte auf die Bühne. Etwas sagte Marik, dass er bis zur Klingenspitze gehen konnte, er trat sogar noch einen Schritt weiter, wobei die Klinge genau neben seinem Ohr auf Augenhöhe schwebte. Das Licht funkelte in der Schmucklosen stählernen Klinge. Marik brauchte keinen Waffenexperten der ihm sagte das diese Waffe scharf war, das wusste er auch so. Aber er musste Amelda vertrauen...
 

„Marik Sobani, du stammst vom Kiith Soban und gehörst dem Team Sajuuk an. Du bist mein Feind und doch standest du in meiner schlimmsten Stunde an meiner Seite. Du hast dem Tod ins Auge gesehen und botest ihm die Stirn. Du erobertest meine Liebe und ich verdanke dir mein Leben. Ich schulde dir mehr als ich zurückzahlen kann.“ Amelda hob seine linke Klinge wieder und drehte sich erneut, wie um sich zu versichern das alle ihn verstanden. Dann stellte er sich wieder vor Marik und ging auf die Knie. Sein rechtes Schwert legte er dabei quer vor sich, die Klinge sich selbst zugewandt. Die Klinge seines linken Schwertes jedoch legte er in die Hand seiner rechten Hand und bot Marik mit der linken Hand den Griff des Schwertes dar.

„Ich biete dir mein Schwert, auf das es dich beschütze auch wenn ich es nicht kann.“
 

Marik war sprachlos, er bekam ein Schwert? Was sollte er mit einem... Moment, es war doch eben erst erklärt worden. Das teilen der Schwerter... Marik griff langsam nach dem Schwert, doch bevor er es berührte erklang Shadas Stimme.

„Das lasse ich nicht zu! Ich verbiete es!“ rief er inbrünstig. Es gab ein Gerangel soviel konnte Marik im Augenwinkel erkennen, dann erschien Shadee auf der Bühne, sein Gesicht rot vor Zorn. Marik blickte fragend zu Amelda, konnte Shadee es verbieten? Doch der Rotschopf hatte sich nicht gerührt, er bot noch immer sein Schwert dar.

„Du kannst es nicht verbieten“, ertönte eine weitere Stimme die gerade die Bühne betrat. Marik erkannte den Mann sofort, es war Hokan Ashir, den Anführer des Stammes von Alesia. „Das teilen der Schwerter ist eine Kriegertradition. Ein Mönch kann einem Krieger dieses Recht nicht nehmen.“

„Er ist ein Verbannter! Er dürfte also keine Schwerter haben die er teilen könnte!“ schnappte Shadee wütend, Amelda rührte sich noch immer nicht. Hokan Ashir lachte dagegen laut.

„Du glaubst als möglicher Prophet der Farin Sha kann er noch als Verbannt betrachtet werden? Ganz sicher nicht. Entsprechend habe ich ihm seine Schwerter zurück gegeben.“
 

„Er darf es dennoch nicht! Marik ist kein Kadeshi!“

„Genau das ist eine der Bedingungen für das Ritual. Der Schwertempfänger darf selbst kein Kadeshi sein. Marik ist ein Sobani. Zudem muss er einer feindlichen Fraktion zugehörig sein. Auch dieses Kriterium wird erfüllt. Und schließlich muss der Kadeshi Krieger dem anderen sein Leben verdanken. Alle Kriterien werden erfüllt. Du kannst diese Tradition nicht verhindern, oder willst du dich gegen eine Tradition stellen, die die dritte Prophetin der Farin Sha, Shakiri die Klinge des Windes, höchstpersönlich eingeführt hat?“ Ashirs Stimme donnerte wie Feuer durch den Saal. Marik konnte nicht anders als wieder zu Shadee zu schauen, der sich jedoch noch nicht geschlagen gab.
 

„Es gibt immer einen Weg! Diese Teilung darf nicht vollzogen werden!“

„Nur ein Krieger könnte Amelda dieses Recht absprechen. Und Shadee du bist...“

„Dann bin ich ein Krieger! Der Stamm von Alesia ist ein Kriegerstamm oder nicht?“ Hokan Ashir verzog angewidert das Gesicht, es wirkte so als habe Shadee gerade des ganzen Stamm beleidigt.

„Hast du jemals das Leben eines Feindes genommen? Oder hast du jemals einem Feind gegenübergestanden der dich töten will?“
 

„Ja das habe ich!“

„Wo und wann?“

„Im dritten Tempel, vor etwa fünf Jahren.“

Ashir kräuselte erneut die Nase und wandte sich Amelda zu, der noch immer niederkniete. Vielleicht hätte Marik einfach die Klinge annehmen sollen, aber etwas in ihm hielt ihn davon ab.

„Was sagst du Amelda? Der Anspruch ist schwach, müsste ich entscheiden würde ich ihn ablehnen, aber wenn du ihn nicht anerkennst könnten Zweifel bestehen bleiben. Es ist deine Entscheidung.“
 

Nun handelte Amelda, er blickte Marik genau in die Augen, der Blonde sah es darin Leuchten. Ohne ein weiteres Wort erhob sich Amelda, sein rechtes Schwert blieb auf dem Boden liegen, während er sein Linkes wie einen Einhänder ergriff.

„Nur damit das klar ist Shadee, dein Anspruch ist zu schwach um zu gelten. Welchen Feind du auch immer im dritten Tempel bekämpft haben willst, das macht dich noch nicht zu Krieger. Aber ich will keinen Zweifel am Status meines Talias. Ich akzeptiere deinen Anspruch und fordere die Entscheidung Shakiris! Mein Herz gegen deine Schwerter Shadee! Und wenn du verlierst, wirst du dich meinen Lehren unterwerfen und mit ganzem Herzen meinen Interpretationen der Schriften folgen!“
 

Shadee wirkte als hätte Amelda ihn vor den Kopf gestoßen, Marik meinte sogar einen kurzen Anflug von Panik in seinen Augen zu erkennen. „Was... welch Anmaßung! Du kannst...“
 

„Er kann!“ unterbrach Ashir den Atavus. „Amelda hat das Recht um seinen Anspruch zu kämpfen. Gemäß den Traditionen wird er nur sein linkes Schwert einsetzen, dir bleibt die Benutzung beider Schwerter erlaubt.“

„Und seine Forderung ich solle seinen Ketzerschriften folgen? Dies ist unerhört!“

„Unerhört wäre es nur wenn jeder dahergelaufene Krieger einem anderen die Teilung der Schwerter untersagen könnte, ohne das er selbst etwas bieten muss. Die Regeln sollen nicht den Krieger benachteiligen der die Teilung der Schwerter in Anspruch nimmt. Er hat das Recht dem anderen seinen Willen aufzuzwingen, er könnte sogar verlangen das du bei einer Niederlage Selbstmord begehst, Schadee. Amelda wählt deine Gefolgschaft, ziehe deinen Einwand zurück oder ergreife deine Schwerter. Entscheide jetzt!“
 

Erneut wirkte Shadee irritiert. „Wie? Hier und jetzt?“

„Wann denn sonst? Denkst du dein Einwand würde in mehreren Tagen entschieden? Nein! Du verwehrst ihm sein Recht als Krieger. Amelda hat ein Anrecht den Disput sofort zu klären.“ Marik war wie erstarrt. Die Krieger der Kadeshi fackelten wirklich nicht lange. Andererseits war es nur logisch, ein Krieger traf seine Entscheidungen sofort, griff er an oder nicht? In einer Schlacht blieb keine Zeit sich zurückzuziehen und nachzudenken, ansonsten wurde man überrannt bevor man wusste wie einem geschah.
 

Ein Krieger war inzwischen an Shadee herangetreten und bot ihm zwei Schwerter an. Marik war gespannt, ging Shadee darauf ein oder ließ er es? Shadees Gesicht zeigte zumindest deutlich was er nicht wollte: Weder kämpfen, noch nachgeben. Sicher hatte er vermutet er könne das ganze aussitzen, immerhin war dies lediglich ein Transitflug. Amelda tat sein übriges indem er testweise seine Klinge schwang.

„Ich bin nicht gewillt zu warten Shadee. Kämpfe oder lass es. Entscheide ob du die Nerven hast dich einem Gegner zu stellen oder ob du ein elendiger Rechthaber bist der sich nur hinter den eigenen Anhängern verstecken kann!“
 

„Ich möchte mit meinen Gefolgsleuten...“ begann Shadee, wurde jedoch barsch von Amelda unterbrochen. Diesesmal hörte Marik regelrecht den Zorn seines Geliebten.

„Nein! Du zweifelst mein Recht an, nicht dein Gefolge. Du willst ein Krieger sein, also handle wie einer. Nicht irgendwann in einer dunklen Ecke wo du zusammen mit irgendwelchen Leuten einzelnen Gegnern auflauerst, sondern handle jetzt und hier! Ich warte keine Minute mehr. Zieh deinen Einwand zurück oder kämpfe!“ Ameldas Feuer steckte Marik regelrecht an. Er hätte sich nicht gewundert wenn Amelda sein Schwert in den Boden gerammt hätte, doch wahrscheinlich wäre dadurch die Klinge ruiniert. Shadee briet weiter in seiner Agonie, er wollte sicher nicht kämpfen, er war genau der Typ der lieber später eine Entscheidung erwirkte, nämlich dann wenn er wusste das er obsiegte. Darin glich er einigen Politikern über die Mariks Vorgesetzte immer hergezogen waren. Langsam schwebte Shadees Hand über der Klinge es wirkte so, als befürchtete er einen Stromschlag sobald er nach den Waffen griff. Der gesamte Saal beobachtete das Geschehen und Hokan Ashirs Blick war mitunter der schlimmste, der Hokan wusste genauso wie Admiral Randor, Mariks Vorgesetzter auf der Caal Sto, wie man jemanden in Grund und Boden starrte.
 

„Shadee verweigert den Kampf!“ verkündete Ashir schließlich mit bebender Stimme. „Hiermit ist sein Einwand...“ Doch in diesem Moment griff Shadee nach den Schwertern und hielt diese gut sichtbar in die Höhe. Ashir schaute noch einmal abwartend zu Amelda und dann wieder zu Shadee, dann korrigierte er: „Shadee stellt sich dem Kampf!“ Vielleicht kam es Marik nur so vor, aber Amelda lächelte... was hatte sein Geliebter vor?

Bevor er wusste wie ihm geschah, kniete Amelda wieder vor ihm, griff nach Mariks Hand und führte sie zu seinem Mund. Mariks Handrücken spürte den Hauch von Ameldas Atem kurz bevor seine feuchten Lippen seine Haut berührten. Marik konnte nur zu Amelda hinab starren, hatte Amelda gerade wirklich... Marik kam sich wie die berühmte Jungfrau in Nöten vor, deren Ritter sich ihren Segen abholte. Doch kaum fing Ameldas Augen die seinen ein verging dieser Gedanken wieder. Amelda blickte sehnsüchtig zu ihm. Dann formten Seine Lippen Worte die er nicht aussprach, Marik verstand sie trotzdem.

„Es wird nicht lange dauern Geliebter.“

Anschließend erhob sich Amelda wieder, sein linkes Schwert in der Hand. Ashir nahm das andere an sich und drängte Marik von der Bühne. Zum Glück verstand Marik sehr viel vom Nahkampf, dieser gehörte zur Sobani Grundausbildung.

Shadee wirkte etwas unbeholfen, sein Stand wirkte nicht sehr stabil, eher so wie jemand der ein Rednerpult brauchte um sich festzuhalten. Seine Schwerter hielt er locker vor sich, zwar bereit damit zuzuschlagen, jedoch unsicher wie er das bewerkstelligen sollte.

Amelda dagegen stand mit gespreizten Beinen da, seine rechte Hand streckte er Shadee entgegen so als würde sie zum Zielen benutzen. Das Schwert hielt er mit dem Klingenrücken an seinem Arm, den er schräg gen Boden richtete.
 

„Amelda, Krieger vom Stamme Alesias und stolzer Verteidiger der Farin Sha begehrt seine Schwerter mit Marik vom Kiith Soban zu teilen!“ verkündete Ashir, Ameldas zweites Schwert in die Luft haltend. „Der Krieger Shadee, Streiter der Farin Sha zweifelt sein Recht an. Er bietet seine Gefolgschaft als Preis. Der Kampf endet sobald ein Teilnehmer aufgibt oder stirbt. Ohnmacht wird als stille Aufgabe gewertet. Kämpft mit Ehre. Mögen die Farin Sha eure Klingen leiten, auf das ihr Wille geschehe!“

Als Ashir endete ließ er das Schwert nach unten sausen, dies musste wie ein Startsignal gewirkt haben. Amelda ging kurz in die Knie, dann stürmte er vor. Mit wenigen Schritten überwand er die Distanz zwischen sich und seinem Gegner, Shadee kreuzte seine Klingen zur Abwehr eines Schlages, doch kurz bevor Amelda ihn erreichte drehte Mariks Geliebter sein Schwert in der Hand, wirbelte um die eigene Achse und schlug seitlich gegen Shadees gekreuzte Klingen. Shadee taumelte einige Schritte zurück, schaffte es jedoch zu verhindern wie ein Idiot auf dem Hintern zu landen. Marik schüttelte den Kopf, einen festen Stand einzunehmen war eine der ersten Lektionen der Grundausbildung.

Amelda ließ Shadee keine Pause, wie ein Tänzer drehte er sich um die eigene Achse und ließ seine Klinge erneut auf die Schwerter von Shadee prallen. Der ältere Atavus versuchte zu parieren, wusste nur scheinbar gar nicht wie das ging, erst als Amelda ihn zum Rand der Bühne getrieben hatte, stellte er die Beine breiter auseinander und schwang seine Schwerter. Er brauchte beide Klingen um Ameldas Schwert daran zu hindern ihn in zwei Hälften zu teilen.

Amelda reagierte schnell, er sprang einen Schritt zurück und drehte das Schwert in seiner linken Hand. Innerhalb eines Herzschlages beugte Amelda seinen Arm hinter seinen eigenen Kopf und stieß mit aller Kraft seine Schwertklinge nach vorn.

Mariks Herz blieb kurz stehen, Ameldas Klinge glitt ungehindert ans Shadees gekreuzter Abwehr vorbei und stieß in dessen Schulter. Shadees Schrei schallte durch den Hangar. Amelda zog sein Schwert wie eine Nadel zurück, trat zwei Schritte zurück und begab sich wieder in seine Anfangshaltung. Shadee hatte seine Schwerter fallen lassen und hielt sich seine verletzte Schulter, Blut färbe sein Gewand in roter Farbe.

„Ist das schon alles?“ ertönte Ameldas Stimme. „Es ist schon etwas anderes wenn der Schmerz von jemand anderem verursacht wurde nicht wahr? Hast du Angst?“

Shadees Augen brannten vor Wut, Adrenalin musste seinen Schmerz betäuben, denn er schaffte es, sich beide Schwerter zu greifen und auf Amelda einzuschlagen. Amelda parierte die Angriffe mit seinem Ellenbogen, auf dem seine eigene Klinge ruhte. Diesesmal war es Shadee der Amelda zurückdrängte, doch Marik war sich sicher, das dies eher Amelda, denn Shadees Leistung entsprach.

Shadee schlug, Amelda parierte und wich einen Schritt zurück. Wollte er etwa Shadee in Sicherheit wiegen? Shadees Angriffe zumindest wurden immer rabiater, dabei konnten sie nicht allzu kraftvoll sein, die Schläge perlten von Ameldas Klinge wie Regen von einem Regenmantel.
 

Shadee hatte Amelda wieder bis zur Bühnenmitte getrieben, als der Rotschopf plötzlich zwei Schritte zurückwich, so das Shadees Schlag ins Leere ging. Amelda drehte die Klinge in der Hand, führte seinen Arm neben seinen Kopf, so das der Schwertrücken seinen eigenen Rücken berührte und ließ die Klinge im hohen Bogen auf seinen Gegner niedersausen. Shadee konnte nur noch beide Schwerter gekreuzt vor seinem Körper hochreißen, die Klingen trafen sich, doch statt Ameldas Schlag abzuwehren indem er beide Klingen auseinanderzog, stemmte sich Shadee nur dagegen. Amelda nutze den Gegenhalt wie eine Wippe, er hob einfach den Schwertgriff und trieb so seine Klinge erneut in Shadees Schulter.

Erneut ertönte Shadees Schrei im Hangar, er ließ beide Schwerter fallen, was es Amelda erlaubte sein Schwert zurückzuziehen. Amelda brachte etwas Abstand zwischen sich und Shadee und endete erneut in seiner Anfangsposition. Shadee ging auf die Knie, er hielt sich erneut die Schulter, selbst von weitem erkannte Marik wie Tränen aus seinen Augen hervortraten.
 

„Und du willst ein Krieger sein Shadee? Du lässt nun schon zum zweiten Mal deine Waffen fallen. Wäre ich ein richtiger Feind, dann wärst du spätestens jetzt tot“, rief Amelda, so das ihn jeder hören konnte. Wie ein Ankläger richtete er die Klinge auf Shadee. „Es ist schon etwas anderes alleine einem Gegner gegenüberzustehen. Keine Schläger die ihn festhalten. Aus deiner Sicht muss das wahrlich unfair sein. Sag schon, wie hast du den Feind im dritten Tempel getötet? Oder war es nur jemand der ähnliche Meinungen wie ich vertrat und der sich eines Abends umzingelt in einer Gasse wiederfand?“

Allein der Umstand das Shadee keine Antwort gab, sagte Marik alles was er wissen musste.
 

„Wie erbärmlich er dir vorgekommen sein muss. Doch das wahrlich erbärmliche warst du! Ich sollte dich töten, wie es ein Verräter wie du nicht anders verdienst!“ Ameldas Stimme klang nun wie Eis. Marik kam nicht ganz mit, Verräter?

„In dem Moment in dem du sagtest du hättest einen Feind im dritten Tempel getötet wusste ich mit was ich es hier zu tun habe. Der dritte Tempel wurde noch nie von einem Fremden entdeckt! Eingegliederte werden im zweiten, vierten oder fünften Tempel ausgebildet, das bedeutet du hast einen anderen Kadeshi getötet!“ Ameldas Worte hallten wie ein Donnerschlag in der Halle wieder. Er schritt auf Shadee zu und hob sein Schwert zum finalen Schlag.
 

„Schau mich an Shadee! Du wolltest ein Krieger sein, also zeige wenigstens etwas Mut! Sehe dem Feind ins Gesicht, wisse das er dich töten wird. Überwinde deine Angst und Sterbe in dem Wissen das du alles gegeben hast wozu du in der Lage warst!“

Shadee zitterte am ganzen Leib, sein Kopf hob sich ein wenig, doch nicht weit genug. Amelda wartete nur einige wenige Sekunden, dann schlug er zu, etwa einen Zentimeter neben Shadees Kopf vorbei. Sofort verbreitete sich der Geruch von Ammoniak. Ameldas Lippen bewegten sich und Marik glaubte zu wissen was sein Geliebter gerade zu sich selbst sagte.

Amelda schien anschließend Shadee aus seiner Welt zu verbannen, denn er wandte sich an alle Anwesenden im Hangar. „Vergesst das nie! Ein jeder Krieger sieht bei jedem Kampf dem Tod ins Gesicht! Denkt daran, wenn ihr von alten Zeiten voller Schlachten und Raumkämpfe träumt! Denn dahin führt euch der Isolationismus den Shadee predigt!“ Dann wandte er sich wieder Shadee zu.

„Was ist nun Shadee? Muss ich meine Klinge in deinem Blut tränken?“

„Ich gebe auf.“ antwortete Shadee mit zittriger Stimme. Marik war sich sicher das Shadee nur noch von hier weg wollte. Amelda machte jedoch noch keine Anstalten die Klinge zu entfernen, stattdessen hielt er die Spitze unter Shadees Kinn. Die Spitze zwang den älteren aufzublicken, Amelda sagte nichts und doch spürte Marik was er nun von Shadee erwartete.

„Ich... schwöre dir die Gefolgschaft Amel...“ Shadee unterbrach sich, als der Rothaarige das Schwert kaum sichtbar bewegte. „...Atavus Amelda, zukünftiger Prophet der Farin Sha!“ Das Schwert verschwand von Shadees Gesicht.

„Soweit musst du nicht gehen Shadee. Noch bin ich weder Atavus, noch Prophet Shadee. Doch denke an diesen Moment wenn du wieder anfängst im Namen der Farin Sha zu sprechen.“
 

Amelda wandte sich von Shadee ab und Schritt zurück in die Mitte der Bühne. Es gab weder die Verkündung eines Siegers, noch eine andere Schlussbemerkung des Hokan. Marik wurde von den umliegenden Kriegern sanft wieder auf die Bühne gedrängt. Mariks Herzschlag schlug bis zum Hals, diese Öffentlichkeit war er nicht gewohnt.

„Geliebter...“ Ameldas Stimme war wie ein Anker für Mariks Nerven, sein Puls verringerte sich und er wurde ruhiger. Plötzlich fragte er sich wieso ihm dies peinlich sein sollte, sollten doch alle sehen das der schönste und beste Partner des ganzen Stammes ihm gehörte. Amelda hatte sogar für dieses Recht gekämpft!

Als Marik wieder vor Amelda stand, ging Letzterer erneut in die Knie und bot Marik erneut sein Schwert an. Diesmal nahm Marik es ohne zu zögern. Der Griff war warm, bemerkte Marik sofort, ein Instinkt oder ein Gefühl ließ Marik das Schwert in die Höhe halten, wie um allen zu verkünden das es nun ihm gehörte.
 

„Zwei Schwerter, zwei Seelen, ein Verteidiger der Farin Sha!“ verkündete Hokan Ashir, woraufhin die Versammlung begann es immer und immer wieder zu wiederholen. Marik nahm die Abweichung in der Gleichung nur nebenbei zur Kenntnis, Ameldas warmer Körper lenkte ihn viel zu sehr ab. Der Rotschopf drängte sich an ihn, seine Arme schlangen sich um Mariks Hüfte und sein Atem blies gegen Mariks Ohr.

„Pack deine Sachen, du ziehst zu mir!“ flüsterte Amelda, bildete Marik es sich nur ein oder war da Sehnsucht in seiner Stimme?
 

++++++++
 

Bakura hatte sich an den Rand des Geschehens zurückgezogen und schüttelte lächelnd den Kopf. Es beeindruckte ihn, dass Amelda bereit war so viel aufs Spiel zu setzen nur um ein einziges Leben zu retten. Jeder Kadeshi würde es leugnen, aber sie hatten mehr mit den Turanern gemein, als sie wussten. Turaner kämpften traditionell zwar ausschließlich um sich zu bereichern, aber auch um einen Geliebten zu retten und zwar koste es was es wolle. Bakura war selbst Zeuge geworden als Piratenfürsten ihre gesamten Streitkräfte aufrieben, nur um jemanden zu retten oder zu rächen der Ihnen viel bedeutete.
 

„Eine interessante Sitte, nicht wahr?“ fragte jemand von der Treppe, die Stimme klang Yugis ähnlich, aber Bakura ließ sich nicht täuschen.

„Nur nicht sehr romantisch“, antwortete er ruhig. „Ich bevorzuge die turanische Tradition in der ein Partner den anderen während der Hochzeitsfeier entführt. Inklusive Kampf und Verfolgungsjagd! Aber ich muss zugeben, der Kampf hier war besser als der bei turanischen Hochzeiten.“ Es war immer wieder schön jemanden zu beobachten der sich einpisste wenn er mit dem Tod konfrontiert wurde. Insbesondere arrogante Arschlöcher, die dachten ihnen könne niemand etwas anhaben.

„Was glaubst du? Warum hat Amelda dies getan? Ich hätte vermutet er gibt auf und sorgt dafür das deine Gruppe gewinnt.“

„Und euch dabei verraten?“ Bakura musste kurz darüber nachdenken, die Wahrscheinlichkeit stand nicht schlecht, immerhin hatten Mana und Yugi nicht wirklich etwas zu befürchten. Es war tatsächlich nah dran an der Wahrheit, aber Bakura bemerkte hier deutlich, dass eine Kopie zu ihm sprach und nicht der Große Progenitor.

„Vielleicht hätte er das, wenn man ihn nicht zum möglichen Propheten ernannt hätte. Als Kadeshi denkt er stets an das Wohl des großen Ganzen. Als Prophet könnte er den aktuellen Streit innerhalb der Kadeshistämme umgehend beheben, das Risiko eines Kiithkrieges wäre behoben. Das ist zu viel Anreiz, selbst für einen so frisch Verliebten wie Amelda.“

„Liebe ist doch etwas schönes. Obendrein versucht er trotzdem seinen Geliebten zu beschützen.“
 

Bakura seufzte. „Er hätte besser mich um Hilfe bitten sollen, statt dieses Theater aufzuführen. So wie es jetzt steht hoffe ich das der Taiidan Imperator sehr flexibel ist. Imperator Pegasus ist zum Glück nicht so verbissen wie sein Vorgänger, aber bislang setzt er seine Autorität mit derselben Härte durch.“

„Hmm... ich verstehe. Da Amelda und Marik die Schwerter geteilt haben, gelten sie als eine einzelne Person für die Kadeshi. Das bedeutet wenn Amelda zum Propheten ausgerufen wird...“

„...gilt es zeitgleich für Marik.“ endete Bakura den Gedanken. „Wenn mein Team verliert und die Taiidan Marik hinrichten werden die Kadeshi über die Taiidan herfallen. Krieg zwischen Hiigara und Taiidan wäre unausweichlich, da das Kadeshi Protektorat als Teil der hiigaranischen Republik gilt...“

„Aber so närrisch werden die Kadeshi doch nicht sein.Wo bleibt das große Ganze?“ Das endete an der Grenze der eigenen Zuständigkeit, doch das sagte Bakura nicht, er hatte etwas besseres.

„Teile mir einmal mit was dein Progenitorwissen zu folgenden Koordinaten sagt: α = 12h 49min und δ = +27,40°“ Die Kopie brauchte nicht lange für eine Antwort.

„Das primitive Welt, keine höher entwickelte Wesen, sehr wohl jedoch Stadtruinen...“

„Da hast du deine Antwort, Yami Yugi.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt hat man doch nicht die erste Herausforderung erfahren, das Kapitel wurde irgendwie zu lange und der Abschnitt mit der 1. Aufgabe ist noch nicht fertig. Ich reiche es aber nach sobald er fertig ist! Versprochen!
*verbeug* Komplett anzeigen

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Von:  jyorie
2017-08-28T06:15:08+00:00 28.08.2017 08:15
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹

wow, das war so mega beindruckend wie Amelda argumentiert hat und wie er mit der Vorführung von Shakiri sein eigenes Vorhaben eingeleitet hat gleichzeitig auch seinen Wiedersacher niedergebeugt hat. Einfach nur soooooo sooooo toll durchdacht und eingefädelt. Hat mir gut gefallen, wie du das gelenkt hast.

und das Ende war auch noch mal genial, das Amelda mit seinem Schachzug auch noch Marik und sich „gerettet“ hat, weil es dann eine Pat-Situation gibt, je nachdem welches Team verlieren könnte. Finde ich gut, wie du dir die Wendungen zurecht legst und vorbaust :)

Viele Grüße, Jyorie

Von:  Moonprincess
2017-08-22T08:21:05+00:00 22.08.2017 10:21
Hach, das war doch ein schönes Kapitel! Amelda und Marik sind jetzt offiziell zusammen, Shadee kann niemandem mehr gefährlich werden und dann unterhalten sich auch noch Bakura und Yami Yugi, die beiden speziellsten der ganzen Champions. 
 
Du beschreibst wunderbar Mariks Gefühle und ebenso den Kampf zwischen Amelda und Shadee. Bei letzterem tun sich ja wirklich Abgründe auf, wenn er einfach mal eigene Leute abmurkst. Hm, falls Ishizu rausfinden wollte, ob was mit Shadee nicht stimmt, dann hat sie ihre Züge weise geplant. Und Amelda auch, besonders wenn Bakuras Vermutung stimmt.
 
Ich mag Bakuras Schilderungen über turanische Hochzeiten und das Gespräch zwischen ihm und Yami Yugi war recht aufschlußreich. Bakura weiß also, was mit Yugi los ist, jedenfalls weiß er mehr als der Rest der Champions. Und Yami Yugi ist überhaupt nicht überrascht, daß Bakura so gut Bescheid weiß. Ach, immer diesen allwissenden Charaktere. ;)
Und dann sind da noch die mysteriösen Koordinaten... Es bleibt spannend!
Von:  jyorie
2017-03-07T07:52:57+00:00 07.03.2017 08:52
ⓗⓐⓛⓛⓞ ☻

die Erzählung mit Shakiri fand ich spannend und das sie so eine legendäre Kriegerin ist, das sogar noch bei dem Kiith von Marik die Sprichwörter beeinflussen kann, obwohl das schon ziemlich lange her sein muss.

Bei den Einwürfen und Meldungen die Amelda moderiert hat, konnte man deutlich die Spannungen spüren und die Machtkämpfe. Du hast ihn das echt toll und souverän meistern lassen. (Ob er innerlich wirklich so ruhig und gelassen war, wie es ausgesehen hat?) Bei Bakuras einwürfen bin ich mir nicht ganz sicher, ob er Amelda schaden oder helfen wollte, aber am Ende sah es eher ein bisschen aus, als wenn er ihm vielleicht doch absichtlich in die Hände gespeilt hat mit seinen Aussagen.

Ein spannende Messe.

ⓒⓘⓐⓞ, ⓙⓨⓞⓡⓘⓔ

Von:  jyorie
2017-03-07T07:48:22+00:00 07.03.2017 08:48
Hallo y(^ヮ^)y

der Auftrag den Marik bekommen hat, das er volldekoriert kommen soll zu der Messe und im richtigen Moment einschreiten klingt spannend. Ich bin wirklich gespannt, was Amelda plant.

Bakura ist lustig und unmöglich wie er bei der Messe auftaucht und unglaublich was er alles weiß und kennt. Ich glaub er hat sich da einen schönen Spaß daraus gemacht, wie er Marik mit den Sexual-Praktiken verunsichert hat.

✈ Ciao ✉, Jyorie

Von:  Moonprincess
2017-03-04T13:56:15+00:00 04.03.2017 14:56
Tja, was will die Geschichte von Shakiri uns sagen? Daß Amelda und Marik ihre Romanze teuer zu stehen kommen kann, wenn sie dafür ihre Teams opfern? Mit ziemlicher Sicherheit. Daß einander zu opfern unausweichlich ist? Hoffentlich nicht. Daß Gnade ein besserer Weg als Haß und Gewalt ist? Ohne jeden Zweifel. Daß Propheten auch Fehler machen? Definitiv.
 
Shakiri selbst zu beurteilen ist schwierig für mich, da ich ja die Historie nicht kenne, aber dank Bakura und Marik bleiben auch ihre unangenehmen Seiten nicht versteckt.
Daß Shadi teilnimmt ist ungewöhnlich, aber vielleicht will er auch nur aus erster Hand sehen, wie schlecht Amelda ist, damit er sich dann bei Isis beschweren kann. Wundern würde es mich nicht.
Und Bakura... Der weiß wirklich alles! Immer diese Geheimnisse!
 
Ein sehr interessantes und gut beschriebenes Kapitel. Auch wie gut Marik sich in Shakiri hineinversetzen kann. Da hats jemanden ordentlich erwischt. ;)
 
Was ich mir persönlich wünsche, ist mal ein Kapitel, das sich mehr mit Yugi befaßt. Oder würde das zuviel verraten? Er und Bakura haben wohl die größten Geheimnisse.
Antwort von:  Sargeras
05.03.2017 19:27
Die Geschichte von Shakiri hat zwei Fassetten, wobei die erste vor allem eine Edukative sein sollte. Ich habe mich zumindest bemüht dem Lehrstück möglichst keine eindeutige Botschaft aufzudrücken, weil das zur Diskussionsermunternden Messeethik von der Amelda immer gesprochen hat sonst nicht gepasst hätte. Was die zweite Fassette betrifft... Nun die kommt im nächsten Kapitel ;)

Shadee ist nicht ganz freiwillig da, so viel kann ich verraten. Aber wenn es heißt ein möglicher Prophet hält eine Messe, kann er schlecht durch Abwesenheit glänzen. Und sei es auch nur um falsche Botschaften zu verhindern. Ironischerweise machen seine Auftritte beim schreiben viel spaß, dabei ist der einfach unmöglich in seiner Verbohrtheit.

Das Problem mit Kapiteln die sich auf Yugi und Bakura fokussieren, dass diese (noch) zu viel verraten würden. Wie du ja schon bemerkt hast, Bakura weiß verdammt viel!
Von:  Moonprincess
2017-02-26T18:20:40+00:00 26.02.2017 19:20
Das Kapitel hat mir sehr gut gefallen, alles sehr schön beschrieben, sehr atmosphärisch.
 
Bakura ist überall, weiß alles, rennt in geiler Kleidung rum... Der kann einfach kein normaler Mensch sein! Und ich bin ja gespannt, obs zu seinen Abzeichen noch eine Erklärung gibt.
 
Ameldas Stimmungsumschwung kommt doch etwas plötzlich, auch wenn ich verstehen kann, daß so eine Nachricht einen erst mal aus dem Gleichgewicht bringt. Frag mich ja, wegen was Amelda und Miruko sich fast an die Gurgel gegangen sind...
Daß Marik als Ameldas Talias noch eine Rolle spielen wird, das habe ich mir schon am Anfang gedacht, aber als Bakura davon erzählte, daß Sex und Religion noch enger verknüpft sind, als es bisher gezeigt wurde, frage ich mich, ob Marik nicht noch ein Kulturschock erwartet und selbst noch bei einem Sex-Ritus mitmachen muß. *grins*
 
Ich finds aber etwas verwirrend, daß es 34 Propheten bisher waren, es aber normalerweise 42 Minuten Wartezeit sind. Sollte nicht jeder eine Minute kriegen? Oder ist die Antwort 42? ;)
 
Ich bin gespannt! Bitte bald mehr!
Antwort von:  Sargeras
26.02.2017 22:27
Natürlich ist Bakura kein Mensch, er ist ein Piratenfürst der Vigoth Turaner! XD

Was natürlich Amelda und Marik betrifft, natürlich konnte es nach dieser Nachricht nicht normal weitergehen, immerhin hatte Amelda schon den Kampf aufgegeben, was er nun jedoch nicht mehr kann.
Tja und mit dem Kulturschock muss Marik klar kommen XD. Ist zwar nicht so das diese Religion nur aus Sex besteht, aber im Farin Sha-Glaube wird Sex halt als ausdruck der Liebe gesehen, was ja sogar eine der Tugenden des Glaubens entspricht.

Die Zahl irritiert dich? Interessant. Die Zusammenkunft ist genau um 16.00 Uhr, danach folgen acht Minuten für die Tugenden, dann ist es 16.08 Uhr. Anschließend folgen 34 Minuten für die bisherigen Propheten der Farin Sha, die Uhr Endet bei 16.42 Uhr ^^ Ich gebe aber zu, das man die Acht Minuten für die Tugenden schnell vergessen kann.
Von:  jyorie
2017-01-23T10:40:10+00:00 23.01.2017 11:40
⊂( ◜◒◝ )⊃ Hallo,

das Kapitel war Ryou in Reinform – sooooo süß <3

Ich fand es ziemlich knuffig, wenn er als Hacker sich zurückhalten muss die Systeme nicht zu sehr zu verbessern, wo er einbricht, aber das er den Leuten die er Ausspioniert als kleine Entschädigung doch etwas hilft. Außerdem klingt es ziemlich edel, wenn er nichts zerstört. Seine Ableitungen der Systeme über die Geschichte der Völker war auch sehr interessant.

Bei Ryous Gedanken über Seto, ob er ihn umprogrammieren soll haben mich zum schmunzeln gebracht – ehrlich gesagt würde ich ihm sogar zutrauen, das er das packt ^^°

Außerdem hat es mir gefallen, das Joey und Ryou nicht als Arschlochteam da stehen wollen, aber wenn sie im Team so gespalten haben sie wohl auch nicht viele Chancen. Über eine Sache habe ich noch gegrübelt, Seto sieht das klar, das die anderen Teams Feinde sind, weil es geht ja um ihr Leben. Warum sind Joey und Ryou da eher locker – es sind Gegner, keine Feinde.

Gut gefallen hat mir auch, dass es wohl schon aufgefallen ist, das sich da ein Liebespärchen gebildet hat und wie du da die beginnst die Intrigen zu spinnen, bzw. wie so die ersten Anfänge sind. Ist spannend :)

Ciao, Jyorie

Von:  Moonprincess
2017-01-09T01:53:07+00:00 09.01.2017 02:53
Oh, ein neues Kapitel! Das freut mich. :D
 
Ryou ist ein toller Hacker und ich verstehe, daß er Mana nicht alles zukommen lassen will. Ich bin aber auch gespannt, was er mit den Infos anfangen kann und wird, außer Seto das Pad an den Kopf zu werfen.
Das hätte der auch verdient, der olle Intrigant... Zum Glück sind Joey und Ryou gegen seinen Plan, aber ob das Seto aufhalten wird? Und selbst wenn, dürfte die Sache über kurz oder lang rauskommen, es ist ja nicht so, daß Marik und Amelda sonderlich verschwiegen waren in der Hinsicht.
 
Ah, ich bin gespannt, was als nächstes passiert! Auch wie sie feststellen wollen, ob Amelda wirklich ein Prophet ist... Da gibt es noch viel zu erleben. ^^
Antwort von:  Sargeras
11.01.2017 14:28
Ich hatte mir gleich an dir ein Beispiel gegeben. ;)
Aber es freut mich das es dir gefällt.
Von:  jyorie
2016-02-29T05:45:35+00:00 29.02.2016 06:45
Hallo (•‿•)

Geld regiert die W.. äh, das Universum ... bei den ersten Absätzen hab ich mich gewundert, ob ich richtig bin im Kapitel, weil hier plötzlich Mokuba und die anderen Namen aufgetaucht waren, das er schon mal erwähnt wurde, daran konnte ich mich nicht erinnern ... Gefällt mir aber, wie du ihn untergebracht hast. Auch wenn es schon recht dreist ist, wie er da versucht seinen Profit aus der ganzen Sache zu schlagen und ihm einfach mal alles egal ist, wie es seinen Mitarbeiten geht – ein bisschen wie moderne Sklaverei. Aber wenn alle vor ihm zittern, wird er wohl noch so weiter machen können. ;) (Seto wäre bestimmt stolz auf ihn, wie er die Zügel in der Hand hat)

Das mit Malik und Amelda hört sich schön an, das es kein einmaliges Buschfeuer zwischen den beiden ist, sondern das sie auch zukünftig verbunden sein wollen. – Bin gespannt, was das mit dem Prophet bedeutet für Amelda, heißt das ihre Pläne sind schon zu Nichte gemacht, das sie dann nicht zusammen bleiben können? Die Szene bei der sich Amelda aufbaut und keinen Zweifel an sich oder dem hat, was er tut, fand ich auch klasse, nur wer kuscht ist angreifbar.

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  jyorie
29.02.2016 06:45
war letzte Woche unterwegs ... ^^°
Von:  Moonprincess
2016-01-20T22:05:48+00:00 20.01.2016 23:05
Und hier hast du mich auch reingelegt, denn ich war mir nicht sicher, wie weit der zweite Tanz gehen würde. Aber das ging doch sehr weit. ;) Und ich hab dabei auch noch was über die Prostata gelernt, was ich vorher nicht wußte. Tja, so gehts! (Und den Rückgriff bzgl. der Anzüge fand ich auch gut.)
 
Geschrieben war die Szene sehr schön, mit einem gewissen Biß, aber nicht zu übertrieben dafür, daß es die erste größere sexuelle Erfahrung zwischen den beiden ist. Mariks Liebesgeständnis danach ist absolut glaubhaft und Ameldas "Wir entstammen demselben Lied" ist wunderschön und eine wunderbare Fortsetzung des vorherigen Kapitels.
 
Ich finde es auch schön, zur Abwechslung mal eine Religion dargestellt zu sehen, die Sex gerne sieht (ohne dabei ins andere Extrem abzugleiten mit Orgien u.ä.). Vor allem was die Bezeichnungen "Sternenpalast" und "Tempel" angeht. Das sind wirklich wunderbare Metaphern, um zu umschreiben, daß Sex zumindest für die Kadeshi eine gewisse Heiligkeit besitzt.
 
Schööön!


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