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Zwischen Alltagschaos und Liebesleben

Tausend Ideen in einer FanFiction
von

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Mein kleines Kätzchen

Schonwieder tänzelte das Kind um sie herum. Schrecklich lästig, dieses Kind, welches ihr wie ein Spiegel ihrer selbst vorkam. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr fiel ihr die Ähnlichkeit auf, die das Kind mit ihr selbst hatte. Wie ein Schatten ihres vergangenen Selbst huschte die Kleiner hinter ihrer Vorfahrin her. Dabei schien das Kind ganz schön Angst vor Narcy zu haben. Doch das war etwas, das sie wieder gemeinsam hatten. Die Faszination und Neugierde siegten über die Angst.

Es war ein durchaus kluges Kind. Begeistert ließ es sich von Shiya alles beibringen, was er wusste und ging ihm trotz seines zarten Alters zur Hand. Das war dem Kind wichtiger, als Narcy zu verfolgen und es waren diese Zeiten, in denen die Unsterbliche sich endlich in aller Ruhe auf die Suche nach ihrem Ziel machen konnte.

Die Nachrichten, die sie erreichten, waren beunruhigend. Trotz der bisherigen Regelmäßigkeit der Morde war in der Ausgangsstadt bisher kein weiterer Vorfall geschehen. Stattdessen erkannte sie die Handschrift des Mörders in einer Randnotiz über einen Mord in einem Dorf. Einem Dorf, dass nur wenige Kilometer von dem Shire Ace Werk entfernt lag. Er war hier.

Natürlich juckte es Narcy in den Fingern, Shiyas Behauptung über Natsus plötzliches Auftauchen zu überprüfen. Das ganze klang so sehr an den Haaren herbeigezogen, wie die Hirngespinste eines verwirrten alten Mannes. Aber Shiya war nur alt und keinesfalls verwirrt. Doch sollte es sich bei dessen Entdeckung tatsächlich um Natsu handeln, war dieser für den Augenblick sicher. Und so musste es bleiben.

Den Torwächtern der Anlage gab sie eine Beschreibung der Zielperson mit der Anweisung, ihn auf gar keinen Fall auf das Gelände zu lassen. Die Männer gehorchten ihr nur widerwillig, auch wenn sie Anweisung von ganz oben – also Shiya – hatten, dass Narcys Wort als Gesetz galt.

Nun blieb Narcy nur übrig, selbst die Umgebung nach Anzeichen des Mörders zu durchkämmen und die Nachrichten im Blick zu behalten. Der Tag des Mordens würde bald kommen. Wenn sie doch nur einen Anhaltspunkt zum Aufenthaltsort des Täters hätte!

„Duhu, warum machst du dein Brot so klein?“, fragte das Kind und riss Narcy aus ihren Gedanken. Das Stück Brot, von dem sie eigentlich hatte abbeißen wollen, schwamm in unzähligen kleinen Stückchen auf ihrer inzwischen kalten Suppe. Ein nervöser Tick, nichts weiter.

„Cattleya, komm zurück!“, zischte eine rothaarige Frau. „Rede nicht mit ihr!“

„Aber Mama, sie sieht so einsam aus hier am Ende des Tisches“, widersprach das Kind. „Warum sitzt sie nicht bei uns?“

„Ein selbstsüchtiges Miststück ist sie, mehr nicht“, sagte eine sehr alte Frau mit eindrucksvollem Umfang. Adria, du hast dich auf deine alten Tage gehen lassen, stellte Narcy die Veränderung in ihrer letzten noch lebenden Enkelin der ersten Generation fest.

„Solche Reden verbitte ich mir!“, donnerte Shiya.

„Aber es ist doch wahr, Großväterchen“, verteidigte ein blonder Mann mittleren Alters Adria. Phillip war der einzige Enkel, den Shiya von seinem einzigen Sohn bekommen hatte. Narcy war sich sehr sicher, dass diese Zecke kein echter Nachkomme von ihnen war, aber Shiya war taub für ihre Warnung und blind für die Ähnlichkeit des Mannes mit dem alten Stallmeister. „Sie kennt das Geheimnis ewigen Lebens und ewiger Jungend und verrät es uns nicht! Uns, ihrer Familie!“

Narcy seufzte und aß ihre Suppe. Der übliche Streit perlte inzwischen an ihr ab. Der ständige Neid war einer der Gründe, weshalb sie so selten zu Besuch kam. Wie konnten Shiyas Nachkommen nur so missraten? Das Kind war ein angenehm frischer Wind in dieser Meute aus Hyänen.

Das Gekeife wurde immer lauter. Genervt legte Narcy den Löffel beiseite und verließ das Esszimmer. Ihr war der Appetit vergangen.

Von hinten näherten sich schnelle Schritte von kleinen Füßen. „Ist das wahr? Bist du wirklich unsterblich?“, fragte das Kind.

Narcy sah es nicht an. „Du hast es doch gehört.“

„Heißt das, du wirst uns alle sterben sehen?“, bohrte das Kind weiter.

Ein Kloß bildete sich in Narcys Brust, denn sie kam nicht umhin an Shiyas vermutlich bald bevorstehendes Ende zu denken. „Das gehört dazu.“

„Das ist aber traurig“, sagte das Kind und überraschte Narcy damit. „Mein Papa ist letztes Jahr gestorben. Es war so schrecklich! Ich will nicht, dass noch jemand stirbt!“ Auch wenn Narcy sich weigerte, dass Kind anzusehen, hörte sie doch deutlich die Tränen aus ihrer Stimme.

Narcy spürte, wie ihr Entschluss, sich nicht mit dem Kind abzugeben zerbarst. Sie kniete sich neben es und streichelte ihm beruhigend über den Kopf, wie sie es schon immer bei ihren Kindern getan hatte.

„Der Tod ist nichts schlechtes“, sagte sie sanft. „Jeder Weg hat irgendwann ein Ende, egal wie viele Verzweigungen er hat. Für manche endet er zu früh, für andere ist er zu lang. Manchmal wird der Weg zerstört und der Mensch kann nicht mehr weitergehen. Ich kann meinen Weg verlängern und vor der Zerstörung schützen, aber es gab eine Zeit, da wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass er endet.“

„Wirklich wahr?“ Das Kind sah sie mit großen Augen an.

„Ja“, nickte Narcy. „Doch dein Opi und seine Schwester haben mich an die Hand genommen und weitergezogen, bis ich wieder selbst laufen konnte.“ Sie schluckte. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Weg deines Opis endet. Es war ein sehr langer Weg mit vielen aufregenden unteregs. Bestimmt hat er Angst, die letzten Schritte zu gehen. Kann ich mich darauf verlassen, dass du bei ihm bist und ihn bei der Hand nimmst, wenn es soweit ist?“

„Ja, das mache ich!“, versprach das Kind. Mit einem Lächeln schickte Narcy es zurück zu den anderen. Sie musste sich auf naheliegendere Dinge vorbereiten.
 

Mondaufgang. Die Jagdzeit des Mörders begann. Narcy hatte dieses Mal höher Position bezogen. Bei ihrer letzten Begegnung hatte sie festgestellt, dass ihr Ziel zwar auf den Boden, aber nicht auf die Äste über ihm achtete. Dies konnte sie jetzt zu ihrem Vorteil nutzen. Iffra, die Königsfledermaus, befehligte ihre Untertanen in diesem Wald um auch nur die kleinste Spur eines Menschen zu erhaschen. Es war ein Risiko, sie zu benutzen, das Narcy eingehen musste. Nervös zog sie den Umhang um ihre Schultern tiefer. Im Gegensatz zu Tsarrs Mal nahe ihrer Schulter, lag Iffras eher in Richtung Ellenbogen und leuchtete verdächtig. Es wäre zu praktisch gewesen, wenn sie sich die Position der Beschwörermale hätte aussuchen können, doch leider funktionierten Verträge so nicht und die Dinger tauchten einfach irgendwo an ihrem Körper, meistens an den Armen, auf. Meistens. Iffras Mal leuchtete also verdächtig in die Nacht hinein, denn ein Ärmel hätte die Magie unterdrückt.

„Menschliche Bewegung gefunden“, meldete Iffra. „Zwei Personen, eine klein, eine groß.“ Verdammt! Da war noch wer nachts im Wald unterwegs! Wer war denn so schrecklich leichtsinnig, um die Uhrzeit in einen dichten Wald zu gehen?

„Zu welcher Person?“, verlangte Iffra zu wissen.

„Die große“, bestimmte Narcy. Das war wahrscheinlich ihr Ziel! Die Königsfledermaus trug sie auf leisen Schwingen durch die Baumkronen. Zwischendurch berichtete sie, dass die große Person ihre Route geändert hatte und sich nun auf die kleine zubewegte. Verdammt, er hatte ein potenzielles Opfer gefunden! Sie beschwor schonmal Tsarr herauf und hielt die langsame Fliegerin in der Hand, während sie sich so schnell es ging ihrem Ziel näherten. Es kam auf jede Sekunde an!

Es war schwer, ihn in der Dunkelheit im Unterholz auszumachen. Ein Jäger, ein Meister der Tarnung, der auf den Geschmack der Menschenjagd gekommen war. Tsarr witterte ihn dennoch. Zielstrebig summte die Wespenkaiserin drauf los. Doch es kam alles anders, alles schrecklicher als geplant. Tsarr stach zu, doch der Mann hatte seine Flinte im Anschlag und es löste sich ein Schuss, der das Herz eines kleinen Mädchens durchbohrte.
 

„Cattleya!“, schrie Narcy und fuhr aus dem Schlaf hoch. Sie atmete schwer und war über und über mit Schweiß bedeckt. Verwirrt blickte sie sich um. Das Licht drang schummrig durch dreckige Fensterscheiben und man sah den Staub in der Luft tanzen. Der Raum war karg und leer, doch gleichzeitig vertraut. Zu ihrer Seite stand ein Spiegel, in dem sie ihre eigene, seit Jahrhunderten unveränderte Gestalt sah, auch wenn ihr jemand etwas fremdes angezogen hatte. Erleichtert ließ sie sich wieder auf ihr Kopfkissen sinken. Das war ihr Zimmer. Sie war zu Hause.

Laute Schritte auf dem Flur zauberten ihr ein Lächeln auf die Lippen. Leise zählte sie „3… 2… 1…“ bevor die Zimmertür aufgerissen wurde.

„Ist alles okay?“

„Ist sie wach?“

„Warum hast du geschrien?“

„Narcy!“

All diese Dinge rief ein vielstimmiger Chor aus ihren Liebsten, die gerade versuchten, sich alle gleichzeitig durch die schmale Tür zu quetschen. Die verrückte Bande! Es war ein sonderbarer Anblick, wie sie gemeinsam zu Boden stürzten und eine Pyramide bildeten.

Narcy richtete sich wieder auf und stellte die Füße auf den Fußboden. „Was macht ihr denn wieder für ein Theater am frühen Morgen?“

„Aber du hast doch geschrien!“, rief Natsu.

„Genau! Meinen Namen!“, unterstützte ihn Cattleya, die gesund und munter auf der Spitze des Menschenstapels kniete.

„Nur ein alter Albtraum von einem neugierigen Kätzchen in einem dunklen Wald“, meinte Narcy.

„Oh“, machte Cattleya leise, erhob sich und kam zu Narcy rüber. „Das tut mir immer noch leid.“

„Darum haben Katzen neun Leben!“, grinste Narya. „Es wird Zeit, dass diese hier ihre kriegt!“

„Narya!“, wies Narcy ihre Tochter zurecht.

„Oh ja, bitte!“, bettelte Cattleya. „Ich werde auch nur Gutes damit tun, wie du! Versprochen!“

„Du willst noch immer unsterblich werden, obwohl du DAS gesehen hast?“, fragte Lucy skeptisch.

„DAS war echt eklig“, stimmte Natsu seiner Frau zu.

„Ja, und? Man spürt es doch nicht, oder?“ Fragend sah Cattleya Narcy an.

Diese schüttelte den Kopf. „Aber es ist auch längst nicht das schlimmste, was passieren kann…“

„Ich weiß, ich weiß!“, unterbrach Cattleya sie und fing sich einen tadelnden Blick dafür ein. Man unterbrach andere nicht!

„Mutter, du hast Catty die Horrorgeschichten schon Tausendmal erzählt und auch Tausendundein Mal wird se nicht davon abbringen können. Ist stur wie ein Dragneel, das Kind.“

„Ganz genau!“, bekräftigte Cattleya. „Ich will den Weg mit dir und Narya gemeinsam gehen. So ist keiner von uns jemals alleine, wenn das Ende kommen sollte.“

Narcy konnte ein sanftes Lächeln nicht unterdrücken. „Na gut, mein Kätzchen“, sagte sie. „Dann setz dich zu mir und hör gut zu…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2022-08-26T09:20:31+00:00 26.08.2022 11:20
Cattleya hat schon Als kleines Kind Narcy Herz erweicht.

Cattleya wird jetzt auch unsterblich


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