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Unforgetable

von

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Ich saß an meinem Lieblingsplatz, ignorierte die angewiderten Blicke der Passanten, die sich nach und nach im Zentrum sammelten. Ich verstand sie alle nicht. Sie waren alle so gleich. Geprägt von den Medien, ohne jeglichen eigenen Willen oder Geschmack. Nahmen nichts an, das anders war als sie. Ich fühlte mich nicht schlecht wegen ihnen, eher stark, stark genug um allem Stand zu halten. Selbst damals in der Schule ließ ich mich nie von meinem Weg abbringen. Egal wie oft man mich noch als ‚Freak* oder als ‚nutzlos‘ bezeichnete. Es interessierte mich nicht. Genug Menschen auf dieser Welt waren meiner Meinung. Sie waren wie ich. Sie waren besonders.
 

Ich nannte mich seit meinem achten Geburtstag nur noch Yumi. Mein Vater gab mir diesen Namen. Ich habe ihn geliebt, aber er verließ mich und meine Mutter als ich sechs Jahre alt war. Für mich stand seit dem fest: Nach meinem Studium würde ich zu ihm ziehen. Er wohnte in Japan, um genau zu sein Tokyo. Es war schon immer mein Traum in das Land zu ziehen, in dem ich geboren wurde und genau das würde ich mir nicht nehmen lassen. Dort würde man mich und meine Ansichten verstehen und vielleicht sogar vertreten! Meine Mutter verstand mich und stand in allen meinen Vorhaben hinter mir auch wenn sie ihre einzige Tochter nur ungern gehen ließ.

Es war nie so, dass mein Vater und meine Mutter keinen Kontakt mehr hatten. Er hatte einen neuen Job bekommen und meine Mutter wollte Deutschland nicht verlassen. Zu viele Erinnerungen gab es, sowohl an ihre Zeit hier, als auch an ihre Freunde und ihre Familie. Ich verstand das natürlich alles nicht, aber heute war das anders…

Mein Studium würde in zwei Wochen enden. Ich hatte Angst vor meiner letzten Prüfung, aber ich war mir sicher, dass ich es schon irgendwie schaffen würde, schließlich war da genug freie Zeit, die ich dazu verwenden könnte zu lernen.

Viele Freunde, die mich davon abhalten könnten, gab es so oder nicht, also war die Möglichkeit, die Prüfung zu verhauen, gar nicht mal zu groß.
 

An meinem letzten freien Tag in meinem letzten Semester, entschied ich mich dazu, einfach die Seele baumeln zu lassen und mich in den Park zu setzen. Auch wenn ich schon seit einer Weile nicht mehr zu meinem Geigenunterricht ging, etwas wie das kann man nicht wieder verlernen. Außerdem spielte ich schon seit sieben Jahren.

Ich versuchte mich in letzter Zeit oft an den Stücken meiner Lieblingsband: A[ACE]. Ihre Musik berührte mich auf eine Weise, wie es keine Andere jemals schaffen konnte. Sie war besonders. Diese Leute hatten wirkliches Talent und nicht nur Geld und gute Produzenten! Und sie waren auch live auf der Bühne wirklich atemberaubend… besonders ihr Sänger Nimo. Er sah sich als Kapitän der Gruppe und er war so gut wie immer derjenige, der alle zusammenhielt. Selbst die Anderen meinten das sehr oft. Er faszinierte mich schon immer. Seine Stimme, sein Auftreten, einfach Alles.
 

Am Vorabend war ich auf ihrem Konzert. Ich sah es als die einzige Chance sie jemals zu sehen und auch wenn ich allein in der Gruppe stand, niemand mit mir Sprach und mich alle anstarrten wie ein wildes Tier, blieb ich. Ohne mit der Wimper zu zucken oder einen kurzen Moment an mir zu zweifeln. So armselig wollte ich nie sein. Ich wollte nicht aufgeben…niemals. Auch wenn mich die Blicke der Musiker oft trafen, schon fast traurig wirkten, ich wollte nicht gehen. Ihre Musik war alles, das mich die letzten Jahre am Leben gehalten hat. Alles, was mir Halt gab.

Ich verließ die Halle schon vor allen anderen, die sich noch Autogramme oder Bilder krallen wollten. Sie sollten mich nicht sehen, sollten nicht wissen, dass ich genauso wild darauf war wie sie…Ich lief allein nach Hause, ohne jemanden, der mich beschützen würde…ohne jemanden, der mich verstand…
 

Als ich am nächsten Tag im Park saß, bereute ich genau das wieder. Was, wenn ich sie nie wieder sah? Dann wäre alles umsonst gewesen. Verdammter Stolz!

Ich griff nach meinem Mp3-Player und suchte Musik, um mich abzulenken, um in meine eigene Welt zu gehen. Zu Träumen.

Welche Musik das sein sollte, stand fest. Ich brauchte nur noch meine Geige zu nehmen und schon konnte ich vergessen. So lief das immer, seitdem die Leute anfingen mich zu meiden. Ich floh in die Musik, denn sie war das einzige, das mir für immer bleiben würde. Sie war immer da und konnte in jeder Situation helfen. Ja, ich war naiv, aber zufrieden.
 

Die ersten Töne des Liedes erklangen und ich begann zu spielen. Es gab mir eine unglaubliche Freiheit einfach in einer anderen, besseren Welt zu verschwinden. Auch wenn ich nicht perfekt spielen konnte, reichte es mit völlig, dass ich überhaupt irgendetwas Besonders beherrschte. Heutzutage gab es wenige Leute, die sich noch mit solchen Instrumenten befassen wollten, also warum nicht ich? Ich sah darin die Chance etwas mit meinem Leben anzufangen und nicht ständig auf einem Punkt zu stehen und mich nicht weiterzuentwickeln. Dazu hat schließlich jeder Mensch ein Recht.
 

Ich bewegte mich vorsichtig mit der Musik, stellte vorher sicher, dass mich auch wirklich niemand beobachtete. Ich fühlte mich gut und selbst wenn die Leute sich über mich lustig machten, waren sie doch nur neidisch. Sie waren feige! Zu Feige um sich selbst einzugestehen, dass sie genau das, was sie sein wollen nicht sind! Dass sie ihre Träume vernachlässigen und sich anpassen!

Genauso wollte ich nicht sein und ich kämpfte für mich und meine Ehre.

Die letzten Töne des Liedes verklangen. Ich sah auf und sah drei junge Herren, die mich verwundert, aber gleichzeitig auch bewundert ansahen. Sie kamen auf mich zu ohne in ihren Schritten jegliche Eile zu wahren. Ich legte meine Geige zur Seite und stand auf. Sie blieben stehen und lächelten mich freundlich an. Ich musste es unwillkürlich erwidern. Zu lange hatte man mich nicht mehr freundlich angesehen.
 

„Guten Tag.“, waren die ersten Worte die ich vernahm. Er sprach Englisch mit einem asiatischen Akzent. Ich ging davon aus, er wäre Japaner, also versuchte ich das Gespräch auch in dieser Sprache weiterzuführen. Schließlich beherrschten wir diese alle.

„Hallo. Kann ich euch irgendwie helfen?“ Freundlich lächelnd blickte ich sie an. Von irgendwoher kamen sie mir erstaunlich bekannt vor… Ich blätterte jegliche Leute durch, die ich kannte, nur konnte ich sie nicht zuordnen. Waren sie Freunde meines Vaters? Nein, unmöglich.

Sie schienen überrascht von meinen Sprachkenntnissen zu sein und der Herr, der ganz rechts von mir stand, atmete nach meiner Reaktion stark aus.

„Nein. Also eigentlich schon…-“ „Wir haben dich spielen hören.“, unterbrach der silberhaarige seinen Freund. Die Situation war mir unangenehm. Ich wollte nicht, dass mich jemand beachtete…

„Und was wollt ihr jetzt? Wollt ihr mich verspotten, wie alle anderen es tun?“ Es machte mich traurig in ihre entsetzten Gesichter zu blicken. Ich hatte nicht vorgehabt, sie zu beleidigen oder sogar zu verletzen. Ich kam mir so dumm vor!
 

„Das wollten wir nicht. Wir waren nur verwundert darüber, dass jemand hier in dieser kleinen Stadt unsere Lieder spielt.“ Ihre Lieder. Mir wurde augenblicklich klar, wer da vor mir stand und warum sie mir so bekannt vorkamen…aber was wollten sie hier?

„Achso…“ Ich ließ meinen Kopf hängen und wagte es nicht mehr, sie auch nur anzusehen. Es tat mir leid. Ich konnte mir nie vorstellen, dass sie plötzlich einfach so vor mir stehen würde,,,

„Ja. Sag mal, bist du nicht die Kleine von gestern? Die ganz allein in der Menge stand.“ Er wählte seine Worte vorsichtig. Vielleicht um mich nicht zu verletzen, vielleicht aber auch, um nicht herablassend zu wirken.

Ich hob meinen Blick und sah ihn direkt an. Er war wunderschön, noch viel schöner als auf der Bühne. Einfach faszinierend wie immer. Sein Lächeln galt in diesem Moment allein mir und niemandem sonst. Es machte mich so stolz!

„Das bin ich.“ Meine Augen schnitten seinen Blick und strahlten so viel Interesse aus, dass ich glaubte er würde mich im nächsten über alles ausfragen. Stattdessen schwieg er und starrte mich weiter an. Seine Begleiter, ein silberhaariger, schmächtiger Herr und ein weiterer, eher muskulöser Mann, kamen auf mich zu. Sie blieben kurz vor mir stehen und verbeugten sich vorsichtig. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. So viel Aufmerksamkeit war mir gänzlich unbekannt und ich wollte sie auch gar nicht. Leute wie ich verdienten es meiner Meinung nach auch gar nicht beachtet zu werden.
 

„Warum bist du nicht länger geblieben?“ Fragend lag der Blick des Silberhaarigen auf mir. In seinen Augen konnte man Traurigkeit lesen. Der Größere legte seinen Arm um ihn und streichelte ihm tröstend über den Rücken. Er beruhigte sich augenblicklich und ich konnte ihm endlich meine Antwort geben.

„Ich… konnte nicht. Mein Bus und alles…“ „Lüg nicht Mädchen.“ Nimo unterbrach mich tadelnd. Er klang wie ein Lehrer, der einem Schüler sagte, er hätte etwas falsch gemacht. Ich fand das Ganze nicht fair, aber mit ihnen anlegen würde nichts bringen.

„Ich wollte nicht allein da stehen…“ Ich murmelte nur, hoffte auf Verständnis zu treffen. Er schüttelte nur seinen Kopf, nickte mir zu und lächelte wieder. „Wenn du meinst. Aber wir sind ja jetzt hier…also warum zeigst du uns nicht ein bisschen die Stadt? Wir haben den ganzen Tag Zeit.“ Ich konnte im ersten Moment nicht glauben, was er mir angeboten hatte. Seine Begleiter schienen begeistert zu sein und schnappen mich augenblicklich um endlich loszukönnen. Ich hielt inne, meine Geige lag noch auf der Bank. Sie liegenzulassen… das könnte ich nicht, nicht nachdem ich so viel mit ihr durchgemacht habe.

Der Silberhaarige sah mir verwirrt nach und lachte kurz auf als ich mit meinem Instrument auf dem Rücken zurückkam. „Ohne sie, gehe ich nirgendwo hin!“ Entschlossen lief ich auf zu und blieb in ihrer Mitte stehen.

„Also, dann machen wir mal so, oder?“ Fragend blickte sich der Größte um. Ein stummes Nicken erfolgte von Allen und ich führte sie ins Zentrum, dort wo alle Menschen sich sammelten. Ich fragte mich, wie sie wohl auf uns reagieren würden. Würden sie ihnen genauso wenig Respekt entgegenbringen wie mir?

Sie schienen die Blicke der Passanten völlig zu ignorieren, jedes Wort, jeder Becher, der zu ihren Füßen landete. Niemand von Ihnen interessierte sich dafür.
 

„Sind die immer so?“, murrte der Silberhaarige. Es hatte sie nicht kaltgelassen. So viel stand fest…aber auf sie reagiert hatten sie trotz allem nicht. Ich blieb kurz stehen um ihn anzusehen. Ich lief ganz außen neben dem Sänger, der Pianist lief zu meiner Linken. „Ja. Sie sehen es nicht gerne, wenn Leute anders sind als sie.“ Ich verzog angewidert mein Gesicht und trat einen der Becher, die uns trafen zur Seite. Er landete schallend am Kopf eines jungen Mannes, der uns bis dahin noch angeekelt betrachtet hatte.

Verdient hatte er das so was von! Er war es nicht wert, von mir gut behandelt oder bemitleidet zu werden. „Deshalb bist du gegangen…“ Nachdenklich senkte der Sänger seine Stimme. Es stimmte und es machte mir nichts aus. Ich hielt es für völlig in Ordnung, dass er etwas wie das von mir wusste. Auch wenn ich ihn erst für ein paar Minuten persönlich kannte.
 

„Möglich… Vielleicht ist es aber auch die Angst immer und immer wieder verletzt zu werden? Es gibt zu viele Gründe.“, entgegnete ich ihm. Es überraschte mich, dass die Herren keineswegs von meiner Aussage verwundert waren. Ein stummes Nicken folgte und wir liefen weiter…
 

Ich führte sie an alle Plätze, die man in dieser Stadt gesehen haben muss und landete schließlich an meinem Lieblingslokal. Es war ein kleines Restaurant, aber die Leute waren nett, und das zu jedem. Ich lud sie ein…sie zögerten zwar kurz, meinten dann aber sie könnten einer so hübschen jungen Dame keinen Wunsch abschlagen. Der Kellner führte mich nach einer kurzen Begrüßung sofort an meinen Stammplatz. Ein kleiner Tisch, eigentlich gerade groß genug für vielleicht zwei Personen. Heute würde er für uns alle reichen, auch wenn es etwas eng werden würde. Um genau zu sein endete der Silberhaarige mit dem Bassisten auf der einen Seite und ich selbst mit dem Sänger auf der anderen. Wir bestellten nur ein paar Getränke und unterhielten uns ein wenig. Es war ein wirklich schöner, ruhiger Abend und außerdem fand ich es toll, endlich mit Menschen zusammen zu sein, die mich auch als Mensch schätzten. Die zwei Männer mir gegenüber schienen etwas mehr als nur gute Freunde und Kollegen zu sein und ein fragender Blick meinerseits zu dem Sänger, bestätigte meinen Verdacht sofort.

„Sag mal Yumi… warum verlässt du diese Stadt nicht einfach, wenn du unglücklich bist? Du bist sicher alt genug um allein loszuziehen…“ „Ich studiere zurzeit, da kann man nicht einfach wegziehen, aber nach meinem Studium gehe ich zu meinem Vater.“ Ein Nicken folgte. Mir gefiel seine Art zu denken. Ich hatte das Gefühl auf Verständnis zu treffen.

„Und wo lebt dein Vater?“ Neugierig wandten sich nun auch die anderen zwei Herren wieder mir zu. Ich dachte nicht lang darüber nach, antwortete ihnen ruhig, aber bestimmt: „Tokyo.“ Die Augen des Sängers weiteten sich vor Erstaunen als meine Worte ihn erreichten. Ein Lächeln folgte und sein Arm legte sich vorsichtig um meine Taille. „Warum lebst du hier und er so weit weg?“, fragte der Silberhaarige. Ich wollte ihnen nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählen also beschränkte ich mich darauf ihnen einfach zu sagen, dass meine Eltern sich getrennt hatten und er daraufhin zurück in mein und sein Geburtsland zog. Es wäre zu viel gewesen, wenn ich wirklich alles beschrieben hätte.

„…Wieso bist du nicht mit ihm gegangen?“, hakte er weiter nach. „Ich war erst sechs Jahre alt. Das Alles wäre viel zu viel für mich gewesen und außerdem wollte meine Mutter mich bei sich behalten. Ich bin aber schon mit vierzehn von zu Hause weg und schlage mich seitdem sozusagen allein durch.“

„…Ganz allein?“, verwirrt legte der Bassist den Kopf schief. Seine Kollegen taten es ihm gleich.
 

„Ja. Natürlich habe ich nie aufgehört zur Schule zu gehen. Auf der Straße lebte ich natürlich auch nicht… Andre hat mich damals hier in dem Restaurant leben lassen. Er ist der Kellner… Sie haben eine kleine Wohnung oberhalb von diesem Raum. Meine Mutter hat mich trotz allem immer unterstützt, wusste aber, dass es irgendwann zu spät sein würde oder vielleicht auch schon längst war.“ Es blieb still um mich herum. Entsetzen spiegelte sich in den Blicken der drei Herren und die Umarmung des Sängers festigte sich ein wenig. Ich wollte kein Mitleid von ihnen. Ich war stolz auf alles, was ich getan hatte, denn genau das, hat mich zu dem gemacht, dass ich heute bin!

„W-wieso hast du das alles getan?“ „Wieso? Ich will den Leuten zeigen, dass es mir egal ist, was sie denken! Nur weil ich anders bin habe ich genauso das Recht, etwas aus mir zu machen und genau das tue ich. Noch drei Jahre und ich komme endlich hier weg… Und dann fang ich von vorne an.“ Mir liefen Tränen über mein Gesicht. Die Herren musterten mich traurig. Der Sänger wischte meine Träne fort und blickte mich durchdringend an.

„Was wirst du machen, wenn du in Japan bist?“, brachte der Bassist hervor. Er hatte sich heute noch nicht oft zu Wort gemeldet, aber wenn, dann war er immer äußerst ernst vorgegangen. Ich ging deshalb davon aus, er würde der Älteste unter ihnen sein. Er sprach einen wichtigen Punkt an, um den mein Vater sich im Moment noch kümmerte. Ich erzählte ihnen daraufhin von meinem Wunsch Chemie an einer Universität zu unterrichten. Ich habe mein Leben lang dafür gearbeitet und finanzierte mir mein Studium als Tellerwäscher. Ich jobbte fast überall, wurde aber nur selten wirklich gut bezahlt.
 

Sie zeigten großes Verständnis für mich und der Silberhaarige erzählte mir, dass er, wenn er jetzt nicht berühmt wäre, selbst Lehrer geworden wäre…oder Pianist. Wir sprachen daraufhin viel über Wünsche und Träume… Sie schienen mir total vertraut.
 

Kurz darauf verließen der Bassist und sein Freund das Lokal. Sie meinten sie würden das Hotel schon allein finden und das der Sänger und ich selbst auch gut ohne sie klarkommen würde. Unrecht hatten sie damit nicht, aber wohl war mir dabei trotzdem nicht. Ich war zwar froh etwas Zeit mit meinem Idol verbringen zu können, nur hatte ich mir das bis dahin immer völlig anders vorgestellt. Etwas offizieller um genau zu sein. Wir setzten uns an die Bar und der Sänger fragte den Kellner, Andre, über alles aus, was es über mich zu wissen gab. So viel Neugier hatte ein Mensch noch nie für mich gezeigt und ich wollte es auch überhaupt nicht…selbst, wenn es mich stolz machte.

„…Verdammt!“ „Was? Ist alles in Ordnung?“ Die Herren drehten sich zu mir um und mein, sozusagen, Begleiter stand auf und eilte zu mir, als sei mir etwas Schreckliches zugestoßen.

„Ich…hab meinen Block im Park liegengelassen. Da sind alle meine komponierten Lieder drin. Im Prinzip mein ganzes Leben.“, erklärte ich ihm. Er schnappte mich sofort bei meinem Arm und zog mich zur Tür. „Dann gehen wir jetzt dahin und holen ihn zurück.“ Er nickte entschlossen und lief mit mir im Schlepptau quer durch die Stadt. Zum Glück war es schon ziemlich spät und somit auch dunkel, sonst hätte jeder sehen können, dass ein leichter Rotschimmer meine Wangen zierte als er nach meiner Hand griff. Es war einfach so ungewohnt und doch auch eine seltsame Weise vertraut.
 

Außer Atem hielten wir am Park. Er war deutlich sportlicher als ich…jedenfalls schien er nicht so fertig wie ich. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich noch ein Musikinstrument mit mir herumtrug.

Ich begann wieder zu laufen, als ich meinen Atem wiedergefunden hatte und er folgte mir, weiterhin meine Hand umklammernd. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, verschwand aber wieder, als etwas Hartes gegen meinen Rücken stieß. Ich schrie leise auf und mein Begleiter sah sich aufmerksam um. Er bückte sich und warf eine kleine Glasflasche in die Dunkelheit. Sagen tat er nichts, waren doch jede Worte überflüssig gewesen.
 

Wir erreichten die Bank, ich schnappte mit augenblicklich meinen Block und lief langsam zu ihm zurück. Er war so schön…im sachten Licht des Mondes schimmerten seine Augen. Sie schienen zu scheinen. Ein warmes Lächeln traf mich als sein Blick meinen ertappte. Seine Hand erreichte meine Eigene und entzog der anderen den Block. Er betrachtete ich lange, weitete seine Augen vor Faszination und blickte stumm in die Nacht.

„Du solltest Musikerin werden… Diese Lieder, I-ich kann es nicht beschreiben, aber sie berühren.“, brachte er flüsternd hervor. Ich empfand es als Ehre ein solches Lob von ihm zu bekommen und doch schien es mir so unwirklich, dass es fast schon traurig war.
 

Auf dem Weg zum Hotel sprachen wir nicht mehr viel. Trauer mischte sich unter meine Gefühle. Ich wollte ihn nicht gehen lassen und doch wusste ich, dass es für mich so oder so keine Chance gab, ihn jemals haben zu können. Ich blieb gegenüber dem Hotel stehen und starrte auf die Vorfahrt des großen Gebäudes. Der Griff um meine Hand festigte sich als er vor mich trat. Sein Blick suchte meinen und fand ihn unter Tränen verschleiert. Ich griff mit meiner freien Hand nach seiner Wange, wollte keine Tränen sehen. Nicht für jemanden wie mich. Ich war es nicht wert.

„Yumi, auch wenn das hier vielleicht der größte Fehler meines Lebens sein wird…Bitte sag mir sofort Bescheid, wenn du nach Tokyo kommst, auch wenn ich ewig warten muss, das ist es mir wert.“

Seine Lippen trafen auf meine…tausende Gefühle durchzogen mich, aber am meisten ereilte mich die Gewissheit, dass er derjenige sein könnte, auf den ich mein ganzes Leben gewartet hatte. Für den ich das alles erlebt und getan hatte…

Unsere Lippen trennten sich voneinander, ein leises ‚Auf Wiedersehen‘ folgte, er ging und hinterließ eine riesige Leere in mir.

„Ich werde da sein.“
 

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Das Ganze ist jetzt drei Jahre her. Mein Studium habe ich abgeschlossen und vor kurzem bin ich in meine eigene kleine Wohnung gezogen. Mein Vater hatte sie schon für mich organisiert, sodass ich gleich an meinem ersten Tag einen Ort zum Leben hatte. Ich liebe ihn dafür.

Ich hatte einen Brief an Ihn geschrieben…habe ihn doch im Laufe der Jahre nie vergessen können. Zu viele Erinnerungen holten mich ein, wenn ich an ihn dachte.
 

*Brief*
 

Lieber Nimo,

Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst,

aber wenn, dann komm einfach zu mir…
 

Yumi
 

*Brief Ende*
 

Ich hatte einen kleinen Zettel mit meiner Adresse in den Umschlag gesteckt, auch wenn ich nicht daran glaubte, ihn je wieder zu sehen. Eine Woche ist seitdem vergangen. Die Arbeit an der Uni gefällt mir. Meine Schüler sind nett und lernen schnell. Sie haben Respekt vor mir, nicht nur als ihr Lehrer, sondern auch als Freundin, da viele von ihnen nicht mal ein Jahr jünger waren als ich selbst.

Ich war dabei ihre Arbeiten zu kontrollieren als es an meiner Tür klopfte. Ich ging davon aus, es würde mein Vater sein, schließlich hatte er mir versprochen, er würde mir die neuen Farben für meine Wände vorbeibringen. Ich wunderte mich, dass er nicht einfach die Tür aufschloss. Einen Schlüssel besaß er jedenfalls.
 

Ich entschied dazu, einfach selbst zur Tür zu gehen. Vielleicht konnte er sie wegen den Farbeimern auch einfach nicht öffnen.

Auf dem Weg schlüpfte ich in meine Schuhe. Der Fliesenoden war noch etwas ungewohnt für mich… Ich ergriff den Türknopf und zog die Tür vorsichtig auf. Ich blieb starr stehen als ich sah, wer mir seine Aufwartung machen wollte.

Der Sänger lächelte vorsichtig, nickte mir zu, überbrückte die letzte Distanz zwischen uns und nahm ich in seine Arme. Er hatte mich nie vergessen. Ich musste unwillkürlich lächeln und Tränen füllten meine Augen. Er sah mich an…Ein überglückliches Lächeln zierte seine wunderschönen Lippen. Wir trafen uns in einem Kuss. Vorsichtig, aber trotzdem leidenschaftlich.

Seine Lippen verließen meine und formten die Worte:

„Ich liebe dich Yumi-chan…“



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