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Fremde Welten: Unmöglich ist nichts (#3)

Prinz Soach und das Prinzip des Chaos
von

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Süßer Rausch des Zorns

Die unsichtbaren Schriftzeichen überall an den Wänden leuchteten auf, erglühten in einem kalten Silberlicht.

„Ihr solltet besser sofort verschwinden,“ knurrte Soach leise, aber ganz deutlich. „Verlasst das Schlossgelände und bleibt nicht in der Gegend. Jetzt!

Seit der Ausbrennung hatten seelischer Schmerz, Angst und Trauer sein Denken beherrscht, und durchaus auch ein bisschen Selbstmitleid. Das alles war wie weggeblasen.

„Wie bitte, wir haben nicht einmal gepackt!“ empörte Petunia sich.

„Genug!“ brüllte Soach. Er packte den Tisch und wuchtete ihn aus dem Weg, beseitigte das Hindernis, das ihn von Lilys Eltern trennte. „Raus! Oder ich vergesse mich!“

Die beiden sprangen von ihren Stühlen auf und wichen mehrere Schritte vor ihm zurück. Lavender stellte sich vor seine Frau. „So lassen wir uns nicht behandeln!“

„Ihr könnt noch von Glück reden, dass ich euch nicht direkt in die nächste Existenzebene befördern kann!“ schrie Soach ihn an. „Ihr wagt es, in meiner Gegenwart einen Anschlag auf mein Baby auszuführen, und erwartet auch noch zuvorkommende Behandlung? Lullt mich ein mit eurem Gelaber, dass ihr Frieden schließen wollt? Gorz hat Recht, Feen lügen, dass sich die Balken biegen!“ Er vollführte eine Bewegung in Richtung der großen Bogenfenster, deren bunte Scheiben daraufhin allesamt zersplitterten und klirrend zu Boden krachten. „Fliegt, bevor ich euch in die Finger kriege! Sonst habt ihr die längste Zeit Flügel besessen!“

Er schleuderte einen Stuhl in ihre Richtung. Endlich schienen sie den Ernst der Lage zu begreifen und rannten zu den Fenstern.

„Aber wir wussten nicht, dass der Honig so wirkt...!“ unternahm Petunia einen letzten Versuch.

„Lügnerin!“ Soach bekam einen weiteren Stuhl zu fassen. Er ließ sich ganz von seinem glühenden Zorn leiten. Es tat so gut... und machte bei allem Ernst auch noch Spaß. Er konnte auch ohne Magie Leute verängstigen! Zugegeben... Cathy half ein bisschen mit den Effekten.

Soach ging die Flucht der unseligen Feen nicht schnell genug, also setzte er ihnen nach und griff nach den Flügeln. Er bekam eine Handvoll Federn zu fassen, aber beide schrien nun, insofern erfuhr er nicht, von wem sie stammten. Endlich schwirrten sie durch eins der Fenster ab.

„Kommt nie wieder, ich warne euch!“ rief er ihnen nach, halb aus dem Fenster hängend. „Lasst euch nie, nie wieder blicken! Und wenn dem Baby was passiert ist, werdet ihr von mir hören, das schwöre ich! Wohin ihr auch geht, ich werde euch finden!“

Das Hochgefühl ließ ihn noch ein paar Sekunden triumphieren, doch dann machte sich die Sorge um Lily wieder bemerkbar. Dsasheera kümmerte sich vermutlich schon um sie, aber sie wusste gar nicht, mit was sie es zu tun hatten. Außer durch ihre Gabe vielleicht. Soach hätte Cathy schicken können, aber er ging lieber selber hin. Das heißt, er begab sich im Laufschritt dorthin.
 

Vindictus hatte mit Fire, Mava und Thaumator vor der Tür gewartet. Sie standen stocksteif und still an die Wand gepresst da, als Soach vorbei stürmte. Lieber jetzt nicht seine Aufmerksamkeit erregen.

„Ihr zwei,“ richtete Vindictus das Wort an Fire und Thaumator. „Folgt mir in mein privates Zimmer. Wir werden die Behandlung dort fortsetzen.“

„Habt Ihr etwa Angst vor Soach?“ fragte Mava.

„Nicht mehr als du, und du hast schließlich mit bei uns hier draußen gestanden,“ entgegnete der Alte spitzfindig.

„Wir sollten ihm lieber folgen,“ widersprach Fire. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, ihn zu fragen, ob ich Thaumator als Lehrer haben darf!“

Die anderen drei Männer starrten ihn entgeistert an. „Was?!“

„Vielleicht sollte ich erstmal zustimmen,“ merkte Thaumator an.

„Schon, andererseits hat es keinen Sinn, dass ich Euch weiter belagere, wenn mein Vater nicht erlaubt, dass Ihr im Schloss wohnt. Deshalb werde ich erst seine Erlaubnis einholen, und dann seid Ihr fällig!“ Fire hob kämpferisch die Faust. „Er muss kapiern, dass es total Sinn macht, einen krassen Feuermagier im Schloss zu haben, und bald darauf sind wir ja dann schon zwei! Außerdem isses für die Familie!“

Er fing langsam wieder an, in seinen alten Sprachstil zurückzufallen, aber vielleicht nur vorübergehend. Der Junge schritt voll motiviert zur Krankenstation, die anderen folgten dichtauf.

„Mava, kommst du auch mit?“ wandte sich Vindictus an den Lichtmagier.

„Ich will schon wissen, wie das alles ausgeht,“ sagte Mava. „Was ist denn überhaupt los? Ist Heldenglöckchen giftig? Und was ist das überhaupt?“

„Oh, es ist eine wunderschöne Pflanze,“ brachte Thaumator sich ein. „Blüht blau, lila oder rot, duftet stark und ist in jeder Form giftig. Allerdings taugen die meisten Giftpflanzen auch als Heilpflanze und umgekehrt. Heldenglöckchen wird beispielsweise für das Elixier der Verdammten gebraucht und findet Verwendung in vielen Stimmungsaufhellern.“

„Aber dann ist es schädlich für Schwangere?“ hakte Mava nach.

Thaumator holte schon Luft, aber eine andere Stimme mischte sich ein: „Die Verwendung von Tränken, die Heldenglöckchen enthalten, kann bei Frauen zu Zyklusblutungen führen.“

„Oh, Crimson!“ rief Vindictus. „Bist du hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen?“

Der Schlossherr nickte. „Hätte ich vorher gewusst, dass es um Heldenglöckchen geht, wäre mir sofort klar gewesen, was diese Leute planen. Aber ehrlich gesagt hätte ich den Geruch des Honigs wohl nicht erkannt. Damit hatte ich noch nie zu tun.“

Thaumator reichte ihm den Rest. „Bedient Euch.“

„Woher kennt Ihr das?“ fragte Crimson.

Darüber hatte Vindictus noch gar nicht nachgedacht. „Genau... Ihr habt den Honig sehr sicher identifiziert. Woher kennt Ihr den Geruch? Oder war es eher der Geschmack?“

Falls der Feuermagier sich in irgendeiner Form ertappt fühlte, zeigte er es nicht. „Auch ich muss von etwas leben, nicht wahr? Meine Familie baut giftige Heilpflanzen und Pilzsorten an, die wir an einen Apotheker verkaufen, der Alchemisten beliefert. Außerdem züchte ich als Hobby Vulkanische Ratten.“

An dieser Stelle hielt sich Vindictus schnell die Hand vor den Mund und verkniff sich das Lachen. Ein prustendes Geräusch kam dennoch heraus, doch niemand beachtete ihn.

Sie hatten die Krankenstation erreicht, aber noch trat niemand ein. „Wozu züchtet man Ratten?“ wollte Fire wissen.

„Vulkanische Ratten,“ präzisierte Thaumator. „An ihren Körpern wachsen Steine. Ich experimentiere damit, wie sich verschiedene Futtersorten auf diese Steine auswirken.“

Crimson hing geradezu an seinen Lippen, während Mava und Fire diesen Informationen scheinbar nichts abgewinnen konnten. Vielleicht musste man Alchemist sein, um sich für Steine auf Rattenleibern zu begeistern. Vindictus für seinen Teil fand vor allem interessant, dass Thaumator mit seinen Ratten geschickt von den giftigen Sachen abgelenkt hatte, mit denen sich vermutlich vor allem seine Frau auskannte.
 

Soach machte sich gar nicht so große Sorgen um Lily, wie unter den gegebenen Umständen angemessen gewesen wäre. Auch er hatte von dem Honig gegessen. Daran musste es wohl liegen, dass er im Moment alles etwas zu positiv sah, und das mit steigender Tendenz, je länger das Zeug in seinem Kreislauf kursierte. Heldenglöckchen konnte einem Krieger die Angst vor einer bevorstehenden Schlacht nehmen, ihn wagemutiger machen... allerdings trübte das Zeug anscheinend auch den Blick für die Realität, zumindest in Honigform.

Lily lag auf einem der Betten und Dsasheera untersuchte sie mit ernster Mine. Soach nahm Befehle von der Amazone entgegen: Er suchte Medizin heraus, kochte Tee und verhielt sich unauffällig. Shiro wartete an der Seite, aber die alte Shamanin schien bereits vergessen zuhaben, dass er existierte. Als Soach alle Aufträge ausgeführt hatte, setzte er sich dazu.

„Also, was ist denn nun eigentlich los?“ fragte der Lichtmagier ihn.

„Lilys Eltern haben etwas dagegen, dass sie dieses Kind bekommt... sie haben versucht, es zu vergiften,“ erklärte Soach. „Heldenglöckchen ist eine giftige Pflanze, die aber auch in verschiedenen alchemistischen Zusammensetzungen vorkommt.“

„Ja, das gibt es oft,“ nickte Shiro.

„Bei Erwachsenen verursacht Heldenglöckchen ein leichtes Rauschgefühl,“ fuhr Soach fort. „Man kann die Beeren pur essen, die getrockneten Blätter verräuchern, Tee daraus kochen... die Möglichkeiten sind vielfältig. Im Honig ist der Wirkstoff jedoch noch konzentrierter. Ich komme wir vor, als würde ich träumen. Es ging mir seit einer Woche nicht so gut wie jetzt gerade. Vielleicht kriege ich später Kopfschmerzen.“

Soach merkte sich das jedoch – mit jeder Minute wirke der Honig mehr, denn anders als Lily hatte er ihn bei sich behalten, und er hatte eine ganze Scheibe Brot damit gegessen. Er neigte dazu, Brotaufstrich immer sehr dick aufzutragen, auch auf die Gefahr hin, dass er dann runterlief. Inzwischen konnte er nichts Schlimmes mehr daran finden, ausgebrannt zu sein. Seiner Überzeugung nach war das ja eh nur temporär.

„Du hast auch ganz rote Bäckchen,“ stellte Shiro fest. „Trink das.“

Der Magier drückte ihm einen Becher in die Hand. Soach hatte gar nicht mitbekommen, wo der herkam. Vielleicht hergezaubert? Sollte er deswegen nicht sentimentale Trauer empfinden? Aber ihm wollte nicht einfallen, wieso. Egal. Er trank den Becher aus. Wasser. Aber vermutlich half das, die Wirkstoffe im Körper zu verdünnen.

„Hallo, Vadder,“ sprach Fire ihn plötzlich an. Der Junge betrat gerade den Raum und kam auf ihn zu, begleitet von ein paar weiteren Personen.

Soach erhob sich von seinem Stuhl und war nicht ganz sicher, ob er dabei schwankte. Er versuchte, sich zu konzentrieren. „Oh... da bist du ja wieder. Was gibt es denn?“

„Ich will Thaumator als Lehrer. Er hat Vindictus drauf gebracht, dass es am Honig liegen könnte, also schuldest du ihm was.“

„Ich schulde ihm was, und deshalb... soll ich dir deinen Willen lassen?“ Soach glaubte, in dieser Logik eine Lücke zu erkennen, andererseits... „Ja, stimmt. Es ist ein Privileg, meinen Sohn zu unterrichten. Hm, so hab ich das noch gar nicht gesehen. Aber ich mag ihn nicht.“

„Mögen tu ich ihn auch nicht, aber ich seh das ganz von der nützlichen Seite,“ beteuerte Fire. „Er kennt viele fiese Tricks, die ich von ihm lernen will. Für meine Familie.“

„Die Familie... ja. Familie ist wichtig.“ Soach blickte zu Lily hinüber. Irgendwie war ihm klar, dass Fire seinen Zustand ausnutzte, aber das wiederum erfüllte ihn mit einem gewissen Stolz. Helden mochten es ehrlos nennen, aber zu dieser Kategorie zählte er sich nicht.

Als er sich wieder zu Fire umdrehte, konnte er dessen Begleiter besser erkennen. Aha. Da hatte sein Sohn den gewünschten Lehrer ja schon mitgebracht. Der Anblick des Mannes ernüchterte ihn etwas. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass dieser Magier Feuerzauber benutzte, denn er kannte ihn nur mit einem silbrigen, kalten, blitzähnlichen Angriff. Ah, jetzt fiel es ihm wieder ein. Und noch etwas kam ihm in den Sinn, was ihn zu einer für ihn selbst unerwarteten Entscheidung brachte.

„Ich bin unter einer Bedingung einverstanden,“ beschloss er, hob das Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Thaumator dich jetzt gleich als seinen Schüler annimmt.“

Mit Befriedigung sah er die erstaunten Gesichter der Anwesenden, auch wenn sein Hirn nicht mehr recht registrierte, wer es noch alles war. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf Fire... und den älteren Magier, der jetzt neben ihn trat.

„Ihr steht unter Drogen, Soach, seid Ihr sicher, dass Ihr das später nicht zurücknehmen wollt?“

Oh, das konnte sein. Aber irgendwie machte es jetzt gerade Spaß.

„Ich übernehme immer die Verantwortung für meine Taten, wie Ihr wisst. Seid Ihr denn sicher, dass Ihr Euch diese Verantwortung aufbürden wollt?“ forderte er den Älteren heraus.

Thaumator bot ihm die Stirn. „Ich warne Euch nur. Es gibt später kein Zurück.“

Unter normalen Umständen hätte Soach diese Nähe zu ihm vermieden, aber Heldenglöckchen schaltete einige Urinstinkte aus. „Beeilt Euch, wenn Ihr heute noch einen Schüler gewinnen wollt.“

Der Feuermagier lächelte berechnend. „Wie Ihr meint.“ Er wandte sich Fire zu und legte ihm eine Hand auf die Schultern. „Vor diesen Zeugen nehme ich dich, Nyrador, als meinen Schüler an. Proteste werden für fünf Sekunden entgegengenommen ab jetzt. Fünf, vier, drei, zwei, eins, Schluss.“

Es gab eine magische Reaktion, die jeder halbwegs sensible Magier vermutlich mitbekam. Dieser Pakt war nun gültig.

Soach lächele schief. „So, Ihr kennt sogar Fires richtigen Namen. Nun denn. Achtet gut auf meinen Jungen.“

Trotz der Wirkung des Heldenglöckchenhonigs fühlte sich sein Hals plötzlich ganz eng an, so als lieferte er den Sohn seinem Feind aus. Aber Fire hatte Recht... es war gut, wenn er lernte, sich seiner Haut zu erwehren, und zwar von einem, der sein Handwerk beherrschte. Soach konnte im Moment nicht so für seine Familie da sein, wie er es sich wünschte, also stellte er seine eigenen Gefühle bezüglich Thaumator zurück. Insofern kam es ihm gelegen, dass er unter Drogen stand. Bei vollem Verstand wäre es ihm wesentlich schwerer gefallen.

Fire schien seine Gefühle zu erahnen, denn er fiel ihm plötzlich um den Hals und drückte ihn ganz fest. „Ich werde dich stolz machen,“ flüsterte er ihm mit rauer Stimme zu.

Soach ließ es überrascht geschehen. „Ich bin sicher, das wirst du. Ich... werde dich von nun an Thaumator überlassen. Sei brav.“

„Ähem.“ Vindictus zog an Soachs Ärmel. „Wenn ihr dann alles geklärt habt, solltest du viel Wasser trinken und vielleicht einen Heiltee. Und du, Fire, gehst frühstücken und legst dich hin, wie wir es vorhin besprochen haben. Thaumator, wir waren noch nicht fertig. Hinter den Vorhang mit Euch.“

Niemand widersetzte sich gerne den Befehlen des alten Zausels. Soach beobachtete, wie die beiden Feuermagier sich weisungsgemäß in Richtung des Ausgangs beziehungsweise der Behandlungsliege begaben. Anscheinend war irgendetwas vorgefallen, von dem er nichts wusste, aber auch nichts wissen musste. Das passte auch zu dem Salbengeruch, den sein Sohn an sich hatte. Soach sorgte sich, ob Fire vielleicht etwas gefährlich lebte als Schüler von Thaumator, doch er ermahnte sich, nicht nachzufragen.

„Hier, Soach.“ Shiro drückte ihm erneut einen Wasserbecher in die Hand, den er geistesabwesend leerte.

„Wie schön, dass du dich beruhigt hast,“ stellte Mava fest und wirkte dabei, als hätte er Angst vor einem weiteren Wutausbruch, dabei war er doch der Letzte, der sich sorgen musste.

„Warum hast du es dir plötzlich anders überlegt?“ fragte Crimson. „Du wolltest doch nicht, dass Thaumator hier wohnt.“

„Das will ich auch jetzt nicht, aber eigentlich... eigentlich ist es albern.“ gab Soach zu. „Wie auch immer... Als sein Meister ist er für Fires Leben verantwortlich, als wäre er sein eigener Sohn. Er muss die Bedürfnisse seines Schülers über die eigenen stellen und ihn mit allen Mitteln beschützen, bis er ihm genug beigebracht hat, dass der Schüler es selber kann. Damit habe ich gewissermaßen eine Sorge weniger...“

Mava schaute etwas verwirrt zur Seite, wo hinter dem Vorhang undeutliche Gesprächsfetzen zu hören waren. „Aber... mir schien vorhin auf dem Weg hierher, als wäre Thaumator nicht ganz einverstanden mit Fires Plänen. Dafür hat er es sich ziemlich schnell anders überlegt.“

„Da er ihn nicht generell abgelehnt hat, wusste er wohl, dass Fire nicht von hier fort kann, somit brauchte er mein Einverständnis, um hier zu wohnen. Ich hatte aber verlangt, dass er verschwindet, sobald der Zirkel abreist. Möglicherweise lag es nur daran.“

„Hm... die Art, wie du ihn herausgefordert hast, ließ ihm ja nicht viel Auswahl,“ grinste Crimson.

Auch Soach amüsierte sich. „Nein, denn ein Magier von seinem Format lässt sowas nicht auf sich sitzen. Er musste einfach zustimmen, denn zu kneifen hätte nicht zu ihm gepasst.“

„Da scheint er aber sehr berechenbar zu sein,“ fand Mava.

Soach zuckte mit den Schultern. „Egal... es ist so, wie ich es wollte, und wahrscheinlich werde ich mich noch heute darüber ärgern, nämlich wenn die Wirkung von dem Honig nachlässt.“ Er schaute zwischen Shiro, Mava und Crimson hin und her. „Ähm... euch macht es nichts aus, ihn hier zu haben, oder?“

Mava zuckte mit den Schultern. „Er ist ein bisschen distanziert, aber derzeit kehrt er ja auch noch den Zirkelmagier raus. Diese Sorte ist privat manchmal richtig umgänglich.“

„Zumal wir ja dann gewissermaßen unter Zirkelmagiern sind, daran muss ich mich erst noch gewöhnen,“ meinte Crimson.

Shiro hob den Zeigefinger. „Werd nur nicht größenwahnsinnig. Insofern tut dir Thaumator im Schloss vielleicht ganz gut, dein Opa deutete an, dass auch er eine bewegte Vergangenheit hat. Er wollte allerdings keine Einzelheiten preisgeben, nur dass euer neuer Feuermagier wohl auch mal vor dem Zirkelgericht stand, ehe er selber Mitglied wurde.“

„Ach, wirklich?“ staunte Crimson mit hochgezogenen Augenbrauen. Dann allerdings wandte er sich mit ernster Mine Soach zu. „Du hast entschieden, dass Thaumator bleibt, also wird er bleiben. Cathy wird das auch hinnehmen. Ihr scheint heute ja ohnehin sehr im Einklang zu sein.“

„Äh...“ Soach kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Die Scheiben kriegt er wieder hin, oder?“

Crimson winkte ab. „Ich gehe gleich und kümmere mich darum. Bin nur froh, dass die Feen weg sind. Also, die beiden nervigen, meine ich.“

Soach spürte eine neue Welle des Zorns in sich, die aber kurz darauf von der Honigdroge verschluckt wurde und einer gewissen Heiterkeit wich. „Sie haben bis zur letzten Sekunde herumgezickt, das hättest du sehen sollen!“

„Oh, das habe ich,“ grinste Crimson.

„Sagt mal, waren das nicht Blutfeen?“ fragte Mava.

„Wer weiß, manch einer beschwert sich ja am meisten über etwas, das er selbst ist, um davon abzulenken,“ sinnierte Soach. „Schade eigentlich, dass Lavender und Petunia von dem neuen Gerücht noch nichts mitbekommen hatten, aber sicherlich erreicht es sie irgendwann noch.“

„Schätzungsweise verbreitet es sich schon im Kristallschloss, weil Cathy es Turmalinda erzählt hat,“ warf Shiro ein. „Und damit kannst du davon ausgehen, dass es in Kürze auch die Feenfestung erreicht. Und viele andere Gegenden, zu denen unsere Bewohner reisen.“

Diese Information versetzte Soach in Hochstimmung. So langsam hielt er es für gefährlich, sich unter Leuten aufzuhalten, am Ende brabbelte er noch vor sich hin wie ein Betrunkener! Aber noch schien keiner etwas an seinem Verhalten auszusetzen zu haben.

Diesen Moment nutzte Dsasheera, um sich energisch in Erinnerung zu rufen.

„Hey, ihr da! Was denkt ihr, wo ihr hier seid? Raus mit euch, wenn ihr keinen medizinischen Notfall habt! Du!“ Sie zeigte auf Soach. „Deine Frau verlangt nach dir. Euer Kind ist außer Gefahr. Ich will doch hoffen, dass du mit dem nötigen Ernst zu ihr gehen kannst, sonst verschwinde lieber!“

„Höflich wie immer,“ murmelte Soach. „Ich glaube, ihr müsst dann alle gehen.“ Er sah noch kurz zu, wie sich die Gruppe dem Ausgang zu wandte, dann ging er zu Lilys Bett. Die Amazone zog sich gerade so weit zurück, dass sie ihn noch im Auge behalten konnte. Und Soach versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, was nicht einfach war mit der Heldenglöckchen-Umwölkung.

Lily sah recht gut aus, dafür dass ihre eigenen Eltern versucht hatten, sie zu vergiften – oder besser gesagt, ihr ungeborenes Kind. Auf sie selbst hätte es möglicherweise auch nur eine stimmungsaufhellende Wirkung gehabt.

„Du wirkst so gut gelaunt,“ stellte sie fest.

„Ich hab diesen Honig gegessen,“ lächelte er. „Dadurch ist mein Sinn für die Realität etwas getrübt. Wie geht es dir? Hatte dieser Anschlag irgendwelche Folgen?“

Lily seufzte. „Ja, allerdings... ich werde von nun an keinen Kontakt mehr mit meinen Eltern haben. Höchstens noch mit Daisy, Madam perfekte Tochter. Aber schließlich ist sie meine Schwester...“

„Das meinte ich jetzt eigentlich nicht.“ Anscheinend ging es dem Baby gut, wenn sie noch ihren Humor hatte.

Lily schloss die Augen und ließ sich tief in das Kissen sinken. „Ich möchte nicht daran denken... dass meine Eltern so weit gegangen sind, nur um keine Blutfee zu bekommen... Aber sie hatten keinen Erfolg. Vindictus hat rechtzeitig eingegriffen, bevor diese Droge wirken konnte. Dsasheera konnte das, was schon in mein Blut übergegangen war, neutralisieren. Und letztendlich sterben Blutfeen wohl nicht so leicht.“

Soach hoffte, dass dieses Erlebnis ihre Meinung änderte und sie ihm erlaubte, das Kind seiner Natur gemäß aufwachsen zu lassen. Aber bisher gab es dafür keine Anzeichen. Lily schwieg und blickte traurig in die Luft. Wahrscheinlich musste sie das alles erst einmal verarbeiten, schließlich war es eine Sache, wenn die Eltern über ihr Leben bestimmen wollten, aber eine ganz andere, wenn sie tatsächlich einen Anschlag auf ein ungeborenes Baby verübten, nur weil es ungeliebte Eigenschaften vorwies. Er musste ihr Zeit geben. Und vielleicht konnten sie dann in ein paar Wochen noch einmal über das Thema reden. Für den Moment blieb er erst einmal bei ihr sitzen und hielt ihre Hand.
 

„Ihr habt Euch ja recht spontan umentschieden,“ bemerkte Vindictus, während er eine Brandblase untersuchte, deren Haut inzwischen aufgerissen war, um den darunter befindlichen Eiter in Thaumators Ärmel zu entlassen. Der Schaden hielt sich wohl in Grenzen, denn der Feuermagier hatte sich auf dem Weg in den Speisesaal zwar eine frische Jacke herbeigezaubert, darunter aber das ohnehin beschädigte Hemd anbehalten.

„Soach hat mich ja praktisch dazu genötigt,“ entgegnete der Patient.

Vindictus tupfte übrig gebliebenen Eiter und abgestorbene Hautfetzen weg, und darunter kam dank seiner heilenden Fähigkeiten frische, unversehrte Haut hervor. Dieser Vorgang war eigentlich ganz normal, nur blieben meistens Narben zurück, wenn es von allein heilen musste. „Naja... wenn Ihr gewollt hättet, wäre Euch schon eine Methode eingefallen, um galant abzulehnen. Aber Ihr denkt, dass Ihr es ihm schuldig seid, oder?“

Thaumator antwortete nicht gleich darauf. „Der Junge wollte es doch so gerne,“ sagte er schließlich. „Das eben war vielleicht die einzige Chance. Soach ist ein stolzer Mann, der gewiss nicht gerne Leute in seiner Nähe duldet, die ihn an seine schwachen Momente erinnern.“

„Wenn Ihr eine Weile hier seid, wird er Euch als den Lehrer seines Sohnes sehen und nicht mehr als den Magier, der ihn ausgebrannt hat,“ prophezeite Vindictus. „Außerdem seid Ihr der Mann, der das Gift identifiziert hat, als es darauf ankam.“

Thaumator seufzte. „Keine große Sache. Aber ich habe zwei Löffel davon gegessen, vielleicht hat mich das dazu bewogen, Fires Lehrer zu werden.“

„Ausreden.“ Vindictus bemerkte, dass der andere schon die ganze Zeit mit angespannter Mine die Unterkante des Sichtschutzvorhanges anstarrte. Andere Patienten sahen aus Neugier genau zu, wie die Wunden heilten. Aber das lag nicht jedem. „Zwei haben wir noch vor uns,“ murmelte er und beobachtete heimlich die Reaktion. „Ich lasse darunter gesunde Haut entstehen, entferne dann die abgestorbene Hautschicht und...“

„Ich weiß, dass müsst Ihr mir nicht schildern,“ entgegnete Thaumator etwas eilig. „Es juckt immer noch wie verrückt...“

„Wenn Euch schlecht wird bei dem, was ich mache, sagt Bescheid,“ grinste der Alte. „Manche Patienten sind etwas sensibel. Oftmals gerade die harten Kerle.“

„Oh, dann haltet Ihr mich für einen harten Kerl?“ staunte Thaumator. „Ich spiele nur meine Rolle, nämlich einen hartgesottenen Feuermagier vom Zirkel, dem es nichts ausmacht, mal eben einen anderen Magier zu vernichten.“

„So ähnlich trifft es auf die meisten harten Kerle zu. Ich habe in meiner Laufbahn viele kennen gelernt, glaubt mir. Sie machen hier drin oft ein ganz anderes Gesicht als draußen vor der Tür.“

„Nun gut, mir ist ein bisschen unwohl,“ gab Thaumator nach. „Meine bisherigen Erfahrungen mit Heilern waren nicht gerade erfreulich.“

„Warum vertraut Ihr mir dann so sehr, dass ihr mir bei unserem ersten Treffen Eure Lebensgeschichte erzählt habt?“

„Manche Begegnungen sind so. Vielleicht sehe ich in Euch eine Art Vaterfigur. Ich hatte nie einen... liebevollen... Vater...“ Thaumator brach ab, als wäre es ihm peinlich, was er gesagt hatte.

Als Vindictus ihm ins Gesicht sah, erkannte er eine leichte Röte auf den Wangen. „Ich schieb Eure Redseligkeit mal auf den Honig, auch wenn Ihr ja nicht so viel hattet.“

Sein Patient schwieg daraufhin und kommentierte auch den Heilungsfortschritt nicht mehr, bis Vindictus fertig war.

„Kommt morgen wieder, damit ich nochmal einen prüfenden Blick darauf werfen kann.“

Thaumator nickte und betastete die Stellen, an denen frische Haut sich durch einen etwas helleren Farbton vom Rest abhob. Einige alte Narben wurden nun unterbrochen. „Sieht so aus, als gingen die Narben weg, wenn sie verbrannt werden.“

„Bringt mich nicht auf Ideen,“ drohte Vindictus ihm an. „Habt Ihr schon Eure Frau kontaktiert?“

„Ja, mit einem Kontaktformular des Zirkels. Aber sie sieht es vielleicht nicht sofort. Es materialisiert sich auf einem Regal im Büro.“

„Nun ja, Ihr bleibt ja jetzt hier, also haben wir keinen Zeitdruck. Sagt mal... wie wird sie das denn aufnehmen?“

„Vermutlich, indem sie ebenfalls hier einzieht. Bleibt zu hoffen, dass meine beiden jüngeren Kinder mit der Arbeit klarkommen. Toyara, meine älteste, ist selten zu Hause – sie ist Feldheilerin.“

Vindictus hob die Augenbrauen. „Feldheilerin? Also zieht sie mit Helden herum und verarztet sie auf dem Schlachtfeld?“

„Ja, so in etwa.“ Thaumator erschuf in der Luft ein Bild von einer jungen Frau in Lederrüstung, die neben einem Schwert vor allem eine Menge Gepäck mit sich herumtrug. Zur blauen Haut hatte sie rotes Haar, eine interessante Kombination. „Sie wollte von klein auf Heilerin werden, um mich zu heilen, so wie Ihr es jetzt plant. Aber ihre Noten waren zu schlecht und ihre heilmagischen Fähigkeiten reichten nicht aus. Nun ja.“

„Feldheiler machen wichtige Arbeit, aber meistens bleiben Narben,“ sinnierte Vindictus. „Es geht in ihrem Beruf auch eher darum, Leben zu retten, nicht die Eitelkeit der Patienten zu befriedigen.“

Thaumator ließ das Bild wieder verschwinden. „Genau. Dieser Beruf erfordert gute Nerven.“

„Ihr scheint sehr stolz auf Eure Tochter zu sein.“

„Ja, das bin ich. Auf alle meine Kinder.“

Er ging leider nicht darauf ein, was ihn an den anderen beiden stolz machte, und Vindictus fragte an dieser Stelle auch nicht weiter nach.
 

Als Crimson mit den anderen Magiern auf den Flur trat, traf er dort Paladia an, die offensichtlich auf ihn gewartet hatte. Shiro und Mava verzogen sich leise.

„Hey,“ sagte sie lächelnd, „Ich wollte dich noch sehen, bevor wir abreisen. Gestern hat es sich irgendwie nicht ergeben...“

Crimson stellte überrascht fest, dass ihm einige böse Bemerkungen auf der Zunge lagen, die Betten und Männer beinhalteten. Mit Mühe schluckte er sie hinunter und rief sich in Erinnerung, dass er es mit einer Amazone zu tun hatte.

„Das freut mich,“ entgegnete er statt dessen. „Ich hätte auch nicht gewollt, dass du gehst, ohne dass wir miteinander geredet haben. Was macht Scarlet?“

„Oh... sie gedeiht prächtig. Aber sie scheint Magie zu entwickeln. Die Shamanin hat ein Auge auf sie. Vielleicht wird Scarlet ja ihre Nachfolgerin.“

Ein verlegenes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Crimson überlegte, wie er sich ausdrücken sollte, und formulierte die Frage, die ihn interessierte, dann einfach ganz direkt: „Sag mal, Paladia... zählen wir noch als Paar, ich meine... was soll ich sagen, wenn eine andere Amazone fragt, ob ich vergeben bin?“

Sie sah in einige Sekunden lang verblüfft an und lachte dann leise. „Du bist ja lieb, hast du dir Sorgen gemacht, dass ich sauer sein könnte?“

„Naja, auch,“ druckste er herum. „Aber ich würde eine andere Amazone eigentlich gerne höflich ablehnen. Geht das?“

„Nun... du kannst anmerken, dass du bereits deinen Beitrag für die Amazonen geleistet hast und das ausreichend findest,“ schlug sie mit ernster Mine vor.

Crimson nicke nachdenklich. „Und, ähm... würde es dir gar nichts ausmachen, wenn ich eine andere Frau hätte?“

„Würde es dich denn stören, wenn ich einen anderen Mann erwählen würde?“ fragte sie zurück.

„Möglicherweise,“ räumte er ein.

Paladia grinste breit, deutlich erfreut über seine Antwort. „Tja, darauf kann ich aber keine Rücksicht nehmen. Und du sieh dich ruhig nach einer anderen um. Wir beide sind nicht für eine dauerhafte Beziehung miteinander gedacht. Aber wir können uns trotzdem lieben... wie es gute Freunde tun, die vielleicht manchmal das Bett teilen.“

Das erinnerte ihn irgendwie sehr an Silentia, aber das behielt er tunlichst für sich. Was konnte es schaden, die ein oder andere Frau zu kennen, mit der es sich hin und wieder etwas turteln ließ? Eigentlich war Paladia bisher seine längste Beziehung gewesen, wenn man das denn so nennen wollte. Es war vor allem eine Zweckbeziehung gewesen, wie es schien. Er versuchte, sich nicht gekränkt zu fühlen.

„Sag mal... ich hörte, dass Sorc die Eltern von Lily rausgeschmissen hat. Sind das wirklich Blutfeen?“ fragte sie unvermittelt.

Crimson hob eine Augenbraue. „Äh... ja, das kann sein, Beweise hatten wir allerdings nicht,“ fütterte er das Gerücht noch ein bisschen weiter. „Aber Sorc heißt jetzt Soach. Oder hieß eigentlich schon immer so.“

„Ja... deine Freundschaft zu diesem Kerl macht mir wirklich Sorgen,“ murmelte die Amazone. „Lass dich nicht von ihm einwickeln. Wir sind bloß froh, dass sie ihn jetzt doch noch ausgebrannt haben, so ist er zumindest weitestgehend unschädlich gemacht.“

An dieser Stelle bekam seine Zuneigung zu ihr einen Dämpfer. „Du würdest das nicht sagen, wenn du dabei gewesen wärst. Hast du mal gesehen, wie ein Magier ausgebrannt wird?“

Paladia seufzte. „Ich sehe schon, im Bezug auf ihn werden wir uns nicht einig. Dabei hättest du vor zwei Jahren noch ganz anders darüber gedacht. Du weißt schon, als die Schnitte auf deinem Rücken noch frisch waren.“

„Was hat das denn...“ begann er, doch eigentlich verstand er ja, was sie meinte. Und vielleicht hatte sie sogar Recht. Er wusste noch immer nicht, wer seine Anmeldung zum Rehabilitationsprogramm gefälscht hatte, aber im Nachhinein dankte er dieser Person für den guten Freund, den es ihm eingebracht hatte. „Lass uns nicht wegen Soach streiten,“ lenkte er ein. „Ich habe ihn besser kennen gelernt und... nun ja. Ich kann ihm verzeihen.“

„Dann will ich ihn dir zuliebe als eine andere Person betrachten... als deinen Freund Soach, während der Hexer, der uns gefangengehalten hat, Sorc war.“

„Das würde ich sehr begrüßen. Und... er hat wirklich bezahlt, glaub mir. Er...“ Crimson unterbrach sich, denn er hatte ausführen wollen, wie sehr Soach immer unter dem Verlust der Magie leiden würde, doch wahrscheinlich wollte Paladia das gar nicht hören. Vielleicht sollte er diese Information auch lieber nicht an Personen weitergeben, die nicht zu Soachs Fans gehörten.

„Du musst ihn nicht weiter in Schutz nehmen,“ versicherte Paladia ihm. „Wir haben uns ja jetzt auf eine Lösung geeinigt. Ich kann aber nur für mich sprechen.“

„Dann sollten wir das Thema auch mit meiner Mutter und dem Rest deiner Gruppe klären,“ schlug Crimson vor. „Ich möchte mich ohnehin noch von ihnen verabschieden.“

„Gut, sie warten am Haupttor.“ Paladia ging vor, wartete dann aber, dass er zu ihr aufschloss, und nahm seine Hand. Seine Überraschung musste sich wohl auf seinem Gesicht gespiegelt haben, denn sie lächelte amüsiert.

Als sie zu den restlichen Amazonen stießen, bemerkte Crimson, dass Ellaira ziemlich niedergeschlagen wirkte. Er löste sich von Paladia und packte seine Schwester an den Schultern. „Ist alles in Ordnung? Hat dir... jemand... wehgetan?“

„Neee.“ Sie zierte sich ein bisschen. „Es war wirklich, äh... aufschlussreich mit Fawus oder wie er hieß. Ich wollte schon bleiben, um es noch ein paarmal mit ihm zu versuchen, aber diese Schamanin von der Krankenstation riet mir davon ab. Sie meinte, Magier brächten nur Unglück.“

„Ach... ja.“ Crimson grinste ironisch. „Sieht man ja an mir...“

Auch Paladia kicherte. „Ich beschwere mich jedenfalls nicht.“

„Sie meinte, dass der Kerl ein erfahrener Alchemist ist und genau weiß, wie er verhindern kann, dass er mich schwängert,“ teilte Ellaira ihm mit. „Er hat mich also nur ausgenutzt, der Drecksack!“

„Oh.“ Das hätte Crimson zu gerne überprüft, denn Fawarius konnte ja nicht gewusst haben... oder doch? Schließlich war ihm ja seit ein paar Stunden bekannt gewesen, dass die Amazonen sich im Schloss aufhielten, bevor Ellaira sich ihm an den Hals geworfen hatte. Allerdings verwarf er seinen Plan sogleich, denn im Grunde fand er es ganz gut, dass sich seine Schwester nicht an einen Mann hängte, der altersmäßig ihr Vater hätte sein können und überdies im Schloss arbeitete. Das wäre wirklich seltsam gewesen. Es gab wichtigere Probleme.

Bevor sich alle von ihm verabschieden konnten, brachte Crimson das Thema Sorc/Soach ins Gespräch und erklärte ihnen, wie er und Paladia verblieben waren. Ellaira und die übrigen Amazonen der Gruppe, die Soach nicht kannten, zuckten nur mit den Schultern, aber Amazia reagierte unerwartet wütend.

„Ich bin nicht bereit, diese Sache einfach zu vergessen, immerhin habe ich dich gesehen, wie es dir ging, als du aus seinem Kerker kamst!“

„Aber... Paladia war mit mir dort und sie hat kein Problem damit...“ versuchte Crimson zu argumentieren.

„Moment,“ brachte Paladia sich daraufhin ein. „Ich tue das nur für dich. Schließlich kenne ich dich gut genug, nachdem ich eine Weile bei dir gewohnt habe. Deshalb vertraue ich deinem Urteilsvermögen und respektiere deinen Wunsch.“

Dagegen konnte er nicht einmal etwas sagen. Er wusste sehr zu schätzen, dass sie Soach von Sorc trennen wollte, daher widersprach er gewiss nicht, nachher überlegte sie es sich noch anders.

„Kannst du das dann nicht auch für mich tun?“ wandte er sich an seine Mutter.

Amazia verschränkte die Arme und verzog das Gesicht, als hätte sie etwas Bitteres im Mund. „Naja... gut, wenn du das unbedingt willst...“

„Du musst Soach ja nicht mögen, aber behandle ihn nicht länger wie einen Verbrecher!“ bat Crimson sie mit einem ganz lieben Blick.

„Nun ja... von ihm geht ja wohl kaum noch Gefahr aus, also von mir aus,“ ließ Amazia sich erweichen.

Crimson gab sich damit zufrieden. „Danke, Mutter.“

Sie umarmte ihn zum Abschied. Ellaira und Paladia taten dasselbe. Dann verließen die Amazonen zusammen das Schloss und gingen zu ihren Vögeln. Crimson begleitete sie noch und sah ihnen nach, bis sie kaum noch zu erkennen waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2016-08-30T06:34:06+00:00 30.08.2016 08:34
⊂(◕‿◕)つ Heyyy,

ich hoffe das man nach diesem Heldenglöckchen nicht süchtig werden kann. Aber Soach hat mir richtig gut gefallen, das er wieder mal in Hochstimmung war und es seinem Gemüt besser geht. Seine Wutshow, bei der ihn Chaty unterstützt hat, war auch gut inszeniert mit der Stimmung im Schloß und der bedrohlichen Aura. Und ich glaube das die vertriebenen Feen an dem Gerücht noch ganzschön knabbern werden. Das ist wie Federn im Wind verteilt, die kann man auch nie wieder alle finden und aufsammeln, das hängt den beiden jetzt an.

Bei Soach und dem Lehrmeister für Fire bin ich mir gar nicht so sicher, dass er da komplett umnebelt war, weil so viel Taktik und Überlegung wie da noch dabei war. Ich glaub eher das es Soach ganz recht war, das er es auf das Kraut schieben konnte.

*schmunzelt* ich fand es lustig, wie bei Chrimson das Gerücht mit Vindictus und Thaumator noch im Kopf geistert, das er da Männer und Betten assoziiert.

Das Ende als sich Chrimson mit Paladia ausgesprochen hat fand ich schön. Auch die „Ausrede-Idee“ das er seinen Beitrag geleistet hat ist nicht schlecht (man muss eben immer wissen, wie man etwas zu formulieren hat).

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
30.08.2016 23:27
Hallo!
Ich freue mich, mal wieder einen Kommi von dir zu bekommen, wobei ich mich mal mit dem Schreiben ranhalten sollte, dann würde das ja auch öfter vorkommen. XD

Ich wollte es eigentlich noch beschreiben, wie die Eltern das Gerückt zu Ohren kriegen, aber das hat sich anders ergeben. Hoffentlich vergesse ich es jetzt nicht.

Selbstverständlich hat Soach die Gelegenheit genutzt, dass er sein Nachgeben auf die Drogen schieben kann. Er ist ein störrischer Kerl, der sowas nur schlecht mit seinem Ego vereinbaren kann, jedenfalls bei Leuten, die er nicht mag. Aber im Prinzip wusste er schon, dass er irgendwann seinem Sohn zuliebe seine Meinung ändern würde, es hat halt gerade gepasst. :D

Ich musste gucken, wie du das meinst mit Crimson und Männern und Betten... dann hab ich es aber im letzten Abschnitt gefunden. Es bezieht sich nicht auf Vindictus und Thau, sondern er denkt daran, dass Paladia sich wahrscheinlich in der Nacht in irgendeinem Bett mit einem Mann rumgetrieben hat, obwohl er sich immer Gedanken macht, ob er ihr treu sein muss. Da kann er gerade noch verhindern, dass er dazu eine spitze Bemerkung macht. Tief im Herzen passt ihm das nämlich nicht.

Die Amazonenszene ist ganz anders gelaufen als geplant... Moment. Geplant? War sie eigentlich nicht, aber ich dachte nicht, dass sie so läuft, könnte man sagen.

Demnächst soll wieder etwas mehr Action kommen und ich muss weiterhin aufpassen, dass Thau nicht der nächste Hauptcharakter wird. Siehst du, ich nenne ihn schon bei einem Namenskürzel. :P

Geht hoffentlich bald weiter. Bis dann!

Anja

Antwort von:  jyorie
31.08.2016 10:42
*schmunzelt* so sehr wie du dich gegen Thaumator wehrst, hast du im Kopf doch schon fast seine Geschichte fertig?

ja, das wäre cool, wenn es noch eine kurze Episode gibt wie Lilis Eltern von dem Gerücht erfahren^^°

Ah, ich hatte noch ne kurze Frage wegen Thaumator - er meinte er erforscht die Steine auf dem Rücken der Lavaratten, war das einfach nur ein insider oder kleiner Seitenhieb? Oder macht er das wirklich?

Liebe Grüße
Jyorie
Antwort von:  Purple_Moon
31.08.2016 13:38
*seufz* Eigentlich müsste ich für den eine eigene Geschichte machen, die nicht unter Fanfiction läuft, weil das ja dann kaum noch was damit zu tun hätte. Außerdem will ich vielleicht eh mal FW zu einem Original umändern, das geht nur schlecht mit Teil 1. Aber das ist hier nicht das Thema.

Ich werde wahrscheinlich auch mal Lilys Schwester einbauen, die kann ja dann berichten. ^^

Thaumator kennt sich wirklich mit den Ratten aus. Deshalb kann er sich ja auch so gut in eine verwandeln. XD
Was genau er so alles macht, wenn er zu Hause ist, werde ich noch zeigen, wenn er mal mir Fire dorthin fliegt, um das Buch von Incanta (ups Spoiler *g*) zu holen. In dem Zusammenhang in diesem Kapitel erwähnt er die Ratten aber auch, um von der Tatsache abzulenken, dass er Gift anbaut, denn das kommt manchmal nicht so gut an.

LG
Anja


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