Zum Inhalt der Seite

Wie Blätter aus einem Tagbuch...

(OS/Drabbel-Sammlung für OC)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Salute,
nach einigen Hin und her habe ich mich doch entschlossen diese OS-Reihe nicht als eigene Reihe anzulegen sondern in diese Sammlung einzugliedern, da es bis zum Ende des WWI eher locker vom geschichtlichen Kontext einhergeht.
Mehr oder weniger ist es das Ergebnis einer Geschichtstagung die mich doch noch bewogen hat, entgegen meiner Absicht einen Oc für Südtirol zu entwerfen.
Lg, Sternenschwester Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Flieg kleiner roter Adler - I - Die Findung

1864 – In der Nähe von Bozen
 

Müde suchte Agnes ihre Kammer auf. Der Tag war ihr mehr an die Substanz gegangen als sie es wahr haben wollte. Unter dem Schein einer Kerze zog sie ihr Dirndel aus, legte es säuberlich auf den Stuhl und schlupfte in ihr Nachthemd. Mit geschickten Fingern rollte sie ihre beiden dicken Zöpfe zu Schnecken auf und steckte sie sich am Kopf fest. Gedanklich machte sie sich eine Randnotiz, dass sie morgen unbedingt die Haare neu flechten musste, während sie die Ereignisse des Tages und besonders die Nachrichten aus den südlichen Teilen ihres Landes in Revue durchging. Es begann im Süden zu gären, das war ihr wohl bewusst und ärgerlich fragte sie sich, wie lange Roderich schweigen würde, bis er sie wegen Versäumnis, ihn genauestens über die Lage am Laufen zu halten, auf seine spezielle Art rügen wurde. Dabei hasste sie es, wenn er ihr mit spitzfindigen Worten und ohne das Kind beim Namen zu nennen ein schlechtes Gewissen einredete. Doch noch beherrschte eine angenehme Stille das Haus und abermals war Tirol froh, im Gegensatz zu anderen Repräsentanten einen doch recht kleinen Haushalt zu führen. Sie bevorzugte seit geraumer Zeit lieber dieses beschauliche Haus, eingebettet in der näheren Umgebung von Bozen, auch wenn sie die Sehnsucht nach Innsbruck öfters überfiel.

Vielleicht sollte sie sich die nächsten Tage frei nehmen und nach Kärnten fahren. Es würde ihr sicher gut tun, einfach ein wenig bei Katharina Entspannung zu suchen. Sich mit ihr auszutauschen, oder besser gesagt ihren ganzen Frust von der Seele zu reden, während die Kärntnerin ihr schweigend einfach nur lauschte und - wenn es ein guter Tag war - ihr dabei die Haare kämmen würde, so wie in alten Zeiten.

Manchmal ertappte Agnes sich selber dabei, wie sehr der Wunsch, diese alten Zeiten, als sie noch ein eigenständiges Land war und selber Herrin über ihre Gebiete, ohne dass ein Wasserkopf aus Wien oder sonst jemand vorstand, ihr Denken einnahm. Doch vor allem sehnte sie sich in diesen schwachen Momenten die Leidenschaft zurück, die Katharina und sie zu dieser Zeit geteilt hatten. Sicher, sie hatte sich auch später noch oft verliebt und geliebt, aber die erste Liebe blieb noch immer etwas Besonderes.

Noch einmal reckte sich die Schwarzhaarige in alle Richtungen und nahm das Knacken ihrer Gelenke spürbar wahr. Sie blies die kleine Flamme aus und kroch flott unter die dicken Bettdecken. Selig, endlich zum angenehmen Teil des Abends zu kommen, um sich mit einer ordentlichen Portion Schlaf gegen den nächsten Tag mit seinen Tücken zu wappnen, wollte sie sich endlich ausstrecken, bis sie zu dem süßen Moment kam, wo sie der Schlaf übermannen würde, da stieß sie mit ihren kalten Füßen gegen etwas Warmes. Etwas, auch wenn sie noch nicht genau wusste, was es war, das nicht da sein sollte. Erstmals blieb sie wie erstarrt sitzen und wagte es nicht, sich zu rühren. Doch dann tastete sie abermals mit ihrem Fuß das Etwas ab. Es war eindeutig warm und zog sich nun offenbar leicht zurück. Es fühlte sich an wie Haut oder besser gesagt wie ein Bein…

Augenblicklich war jegliche Müdigkeit aus ihren Gliedern gefahren und mit einer unguten Vorahnung, um was es sich handeln konnte, drehte sie sich zu der Kerze um, welche in ihrer Halterung am Nachtkasten stand. Geschwind zog sie aus der oberen Schublade eine kleine Packung Streichhölzer hervor und wenige Augenblicke später züngelte fröhlich eine neue Flamme am Ende der Kerze. Noch einmal atmete sie tief durch, bevor sie dann die Decke anhob. Scharf zog sie die Luft ein, als sie den kleinen zusammengerollten Jungen erblickte, der sie nun mit verschlafenen, goldenen Äugelein gegen den hellen Schein anblinzelte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von KahoriFutunaka Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück