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loving your weak point

Wie würdest du dich entscheiden?
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Ein heißer Anfang

Sonntagmorgen. Englands Hauptstadt lag noch verschlafen im weichen, warmen Bett, während der Frühnebel über den Grünflächen waberte, in den Vororten, wo es Rasen gab.

Je weiter man in die Innenstadt vordrang, umso mehr grauer Beton umgab einen. Im weltweit bedeutendsten Finanzviertel ragten zudem silberblau schimmernde Glasbauten in den Himmel und spiegelten den pastellenen Sonnenaufgang wieder.
 

Das war ein Morgen, wie John ihn liebte. Er saß jetzt bestimmt schon geschlagene 15 Minuten am Esstisch, hielt die  'Daily Mail' in beiden Händen, war jedoch nicht ins Lesen vertieft, sondern starrte aus den leicht beschlagenen Fensterscheiben nach draußen. Es war ungewöhnlich kühl für einen Aprilmorgen, in der Nacht hatte es leicht gefroren und für den späteren Vormittag war laut dem Wetterbericht, der gerade in den leise gestellten Morning News lief, Regen und bis zu 10°C Höchsttemperaturen angekündigt.
 

'Observierung und Gespräch mit Ms Dunham. Könnte Mittag werden. SH'
 

Johns Blick fiel immer wieder auf sein Handy, dessen Display schwarz war, so als ob er eine Nachricht von Sherlock erwarten würde, nachdem er ihm solch eine informative SMS um 5 Uhr früh geschickt hatte, die den ehemaligen Militärarzt erst aus dem Schlaf gerissen hatte, dann in Alarmbereitschaft versetzt hatte und schließlich beschloss John, den Consulting Detective einfach machen zu lassen. War anscheinend nur ein Gespräch, am frühesten Sonntag.

Doch John war unruhig.

Der Vorfall mit James Moriarty im Schwimmbad war erst wenige Tage her. Und John wurde das Gefühl nicht los, dass dieser neue Fall rein zufällig so mysteriös klingen sollte, wie er es von Moriartys bisheriger Vorgehensweise langsam aber sicher gewöhnt war.
 

Alice Dunham war eine Private Detective und hatte am gestrigen Samstagmorgen eine Morddrohung erhalten - doch weder per Anruf noch per Brief: die übliche Tageszeitung, die sie abonniert hatte, war um einige Tage vordatiert worden und die Schlagzeile auf dem Cover zeigte ihr Porträt, blutverschmiert. Weder Titel noch Fließtext gaben Anhaltspunkte - alles nur Blindtext, der keinerlei Bedeutung hatte, was den Fall so bizarr nach Moriartys Handschrift aussehen ließ, wie Sherlock nach nur wenigen Sekunden deduziert hatte, nachdem Lestrade ihn darüber informiert hatte.
 

~~~
 

"Wieso beauftragt eine Private Detective die Polizei bei sowas? Ich dachte, die arbeiten nicht zusammen."

"John", hatte Sherlock daraufhin leise geseufzt, "Personenschutz. Den bekommt sie natürlich am einfachsten durch die Polizei. Was die im Endeffekt ausrichten können, wenn tatsächlich Moriarty dahinterstecken sollte - ich bange um das Leben dieser Frau. Vielleicht ein Grund mehr, weshalb Lestrade mich dafür zu ihr zitiert hat. Detectives unter sich, meinte er. Unerheblich, wir arbeiten nicht einmal im gleichen Berufsfeld", endete er mit einem Augenverdrehen und nahm einen Schluck von seinem Tee, während er seine Füße auf dem weichen Leder der Couch ausstreckte und John mit zusammengekniffenen Augen anstarrte, durch ihn hindurch sah.

John hörte ihm aufmerksam zu, konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen und schüttelte schließlich leicht den Kopf.

"Was?", kam es unverständlich von dem Jüngeren.

"Der einzige Consulting Detective. Einzigartig auf seinem Gebiet. Unvergleichlich", lächelte John schwach und sah von seinem Notebook auf, zu Sherlock hinüber, der die Beine mittlerweile angezogen hatte, während seine Finger unruhig auf seinen Knien tippten.

"Sehr gut, John."

War das ein Lob von Sherlock Holmes? Oder Ironie?
 

Der Braunhaarige schwang sich von der Couch und ging Richtung Küche.

"Sollte mein Handy klingeln, bringen Sie es mir bitte", wies er an und verschwand in den dunklen Flur hinter der Küche.

"Wieso nehmen Sie es nicht mit? Wohin gehen Sie?", rief John ihm verwirrt hinterher, bekam aber keine Antwort mehr.

"Sherlock...?"

Irgendwo im Flur fiel eine Tür ins Schloss. Der Blonde seufzte laut, schüttelte wieder den Kopf und richtete seinen Blick auf den hellen Notebookbildschirm, wo der Cursor schwarz auf weiß unaufhörlich blinkte.
 

Dieser Fall mit der Private Detective könnte interessant werden und er wollte die ersten Details unbedingt schon einmal festhalten, doch außer ein paar Fakten gab es noch nichts Interessantes zu berichten. Am morgigen Sonntag wollten sie Kontakt mit der Zielperson aufnehmen und sie befragen. Sicher würde Sherlock in ihrem Appartement sämtliche Hinweise finden können, weshalb gerade sie das Opfer sein würde und was den vermeintlichen Täter zu dieser Tat anstiften würde - und ob tatsächlich Moriarty dahinterstecken sollte.

Kannte Sherlock die Frau vielleicht sogar? Er wolte zu ihr und sie befragen - natürlich war das die normale Vorgehensweise, aber... sonst überließ er doch einen Fall gerne mal solange der Polizei, bis es richtig brenzlig wurde, sogar, bis es erst ein Opfer geben würde, das obduziert werden könnte.

Nur hier schien der Jüngere gleich angesprungen zu sein.

John behagte der Gedanke nicht recht, dass da jemand aus Sherlocks Vergangenheit sein könnte, der dessen ganze Aufmerksamkeit für sich einnahm.
 

'Was denkst du da bloß? Bist du etwa eifersüchtig, John Hamish Watson? Mach dich nicht lächerlicher, als du eh schon bist.'
 

Stimmte wohl oder übel. Er hatte seine Vergangenheit, genauso wie Sherlock seine haben musste. Der einzige Unterschied war, dass der Consulting Detective jedes Detail aus Johns Privatleben und seiner Vergangenheit mit nur einem Blick zu erfassen schien, dafür aber im Gegenzug dem Älteren stets persönliche Dinge über sich selbst verschwieg. Angeblich gab es da nichts, was Interessant genug wäre. Langweilig, klingelte es in Johns Ohren nach.

Doch der großgewachsene, schlanke, zugegeben gut aussehende Mann mit dem durchgedrehten Hirn war alles andere als langweilig für Dr. Watson gewesen. Sein Scharfsinn und seine fast schon hellseherischen Fähigkeiten, die jeden und alles durchschauten - so jemandem begegnete man vielleicht nur einmal im Leben und dann würde man umgehauen werden von solch einer paradoxen Persönlichkeit.

Er konnte nicht einordnen, ob Sherlock und er Freunde waren; er wusste nie recht, wo er bei dem Jüngeren dran war. Einmal konnten sie zusammen lachen, dann ließ Sherlock ihn einfach unwissend darstehen, und dann der jüngste Vorfall im Schwimmbad, wo Sherlock außer sich schien vor Erleichterung, als Moriarty die Halle verlassen hatte und John mit dem Sprengsatz am Körper dagestanden hatte, bis Sherlock ihm atemlos die verkabelte Jacke heruntergerissen und weggeschleudert hatte.

John hatte den Braunhaarigen nie so außer sich gesehen, so... ängstlich. Die Augen waren weit aufgerissen, der Puls bescheunigt, seine Hände hatten gezittert.

Das war ein echter Freundschaftsbeweis, oder? Sherlock machte sich etwas aus John, auch wenn sie sonst nie große Worte darüber hatten fallen lassen, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Assistent war vielleicht ein Ausdruck, doch der passendste...? Nein, da war mehr. Irgendwas war da, aber es war nicht in Worte zu fassen. Es schwebte über ihnen, wie Nebel, der nicht zu fassen war, der -
 

Das plötzliche Klingeln eines Handys riss John aus seinen Gedanken und er blinzelte in die schummrige Dunkelheit, die den Wohnraum mittlerweile erfasst hatte. Sherlocks Handy lag mit erleuchtetem Display sichtbar auf der Couch. Eine SMS? Sicher von Lestrade.

John erhob sich, hatte mit zwei Schritten den Raum durchquert und las auf dem verriegelten Display den Namen Lestrade und darunter im Feld den Anfang der SMS.
 

'Ms Dunham hat sich gemeldet, ist auf dem Weg zu SY.'
 

Sicher würde Lestrade wollen, dass Sherlock ebenfalls dazu stieße, doch John entriegelte das Display nicht, sondern wandte sich um und ging mit dem Handy in der Hand durch die Küche, horchte, wo Sherlock abgeblieben sein konnte und klopfte schließlich an dessen Schlafzimmertür.
 

"Sherlock, Lestrade hat sich gemeldet."

Keine Antwort.

Hatte er sich schlafen gelegt? Das wäre untypisch gewesen, wo er doch scheinbar so fieberhafte Gedankengänge angestellt hatte.

Noch ein Klopfen. Wieder keine Antwort.

"Sherlock?"

Was trieb er da drin? Doch nicht etwa... Drogen?

John öffnete langsam die Tür, stellte jedoch fest, dass niemand im Zimmer war, hörte aber im gleichen Moment hinter sich, wie das Rauschen von Wasser im Badezimmer angestellt wurde.

OK, dann stand er gerade unter der Dusche. Lestrade musste erstmal warten.
 

Die Lippen schürzend schlurfte John wieder zurück in die Küche, doch nicht ganz angekommen, hörte er ein Rufen über das Wasserrauschen hinweg.

"John?"

Der Ältere stoppte, wandt sich um, den Blick auf die Badtür gerichtet.

"John, Handy!"

Verständnislos rümpfte der Angesprochene die Nase.

Ernsthaft?

"Das Handy ist nicht wasserfest, Sherlock", sagte John laut mit Vorwurf in der Stimme durch die morsche Holztür. Wasserdampf drang durch den Türspalt empor und John konnte den Duft von Moschus und Sandelholz riechen, die in dem Duschgel enthalten sein mussten, das der Jüngere gerade benutzte. Typischer Sherlock-Geruch.
 

"John", wiederholte Sherlock sich ungeduldig. "Ich hatte Sie darum gebeten. Handy, bitte."

Der Ältere schüttelte zum x-fach-wiederholten Male heute den Kopf, holte tief Luft und öffnete die Tür ungehalten. Unglaublich, dass Sherlock wohl niemals sowas wie Anstand oder Benehmen, was intime Situationen angeht, beigebracht bekommen hat. Beizeiten musste er wirklich mal mit Mycroft darüber reden.

"Verdammt, wie heiß duschen Sie?" John lief in eine Wand aus heißem Wasserdampf und wich instinktiv wieder zurück in den kühlen Flur, holte ein paar Mal tief Luft. Er hasste diese feucht-warme Luft. Wie in den Tropen. Die Dusche war glücklicherweise rechts hinter der Tür, obwohl John eh nicht viel davon gesehen hätte bei diesem Nebel.

"Herrgott, John, kommen Sie rein. Tür zu, es wird kalt!", hörte er den Jüngeren murren, dann wurde das Wasser abgestellt und ein leises Platschen von Füßen auf Fliesen war zu hören, die hinter der Tür näher kamen.
 

'Nein, John, du gehorchst ihm nicht! Dann war es das mit deiner Heterosexualität - dieser Mann ist zu allem fähig! Besonders, wenn diese warm-feuchten Duftschwaden dein Hirn umnebeln werden! Mach die Tür zu und lauf!'
 

Doch zwei ungewollte, unüberlegte Schritte weiter und einen Augenblick später schloss sich die Tür hinter John und er war gefangen; den ansehnlichen, dunkelhaarigen Mann, an dessen Körper das Wasser unablässig abperlte und dessen Haare vom Wasser wie zurückgegelt aussahen, genau vor sich stehend.
 

~~~~~~~
 

To be continued...
 

Hallo!

Vielen Dank, dass ihr bis hierher gelesen habt. Dies ist mein erster Versuch, meinem Fandom zu Johnlock ein wenig Ausdruck zu verleihen und ich würde mich über ein paar Reviews sehr freuen, wenn euch der Anfang gefallen haben sollte ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2013-07-06T21:10:28+00:00 06.07.2013 23:10
Wie John sich da wohl wieder rauswindet aus der Situation ;)
Frau ist gespannt, wie es weiter geht!
Von:  knoedelchen
2013-07-06T21:07:48+00:00 06.07.2013 23:07
Hallo :)
Kurz und bündig: Mir gefällt deine Fanfiction :D
Ich mag es, wie du Johns Sichtweise darstellt. Deine Schreibweise ist angenehm zu lesen (und keine Rechtschreibfehler ♥).
Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Grüße
knoedelchen
Von:  Micawber
2013-07-04T21:18:37+00:00 04.07.2013 23:18
There goes out Heterosexuality!
Herrlich xD Mehr bitte!


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