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Broken Heart

von

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The phantom of the opera

Christine erwachte und konnte es kaum fassen. Endlich wusste sie wo sie hingehörte und er erwiderte ihre Liebe. Sie war so glücklich. Erik und sie hatten eine Nacht zusammen verbracht. Eine besondere Nacht, wo sich nicht nur ihre Seele berührten. Auch ihre Körper stellten ihre Liebe unter Beweis. Als sie daran dachte suchte ein Arm nach Erik, der neben ihr lag... liegen sollte... Unglücklicherweise musste sie feststellen, dass er nicht da war. Nur ein Brief lag an seiner statt. Sie setzte sich auf, öffnete ihn und las:
 

Mein geliebter Engel,
 

Ich vermag das Glück das du mir gebracht hast nicht in Worte zu fassen, denn dafür gibt es keine Worte, die es auch nur annähernd beschreiben könnten.

Zu meinem Leidwesen muss ich noch ein paar dringenden Angelegenheiten nachgehen und erbitte daher Mademoiselle Daaé, meinem Engel der Muse, vielmals um Verzeihung, dass ich die Nachricht nur auf diese Weise überbringen kann und es anders nicht möglich war.

Für KLeidung und Frühstück ist gesorgt .

Nadir wird dich wieder nach oben geleiten.

Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit meinem Engel.
 

Ich verbleibe, meine Liebe,

als dein über alles liebender Engel der Musik

Erik
 

Nach mehrmaligem Lesen blickte sie wieder auf. Erik? Wo bist du?

"Mademoiselle?", erklang eine männliche Stimme. Die Angesprochene erschrak und zog die Decke fester an sich: "Monsieur?"

"Ich wurde beauftragt Sie wieder nach oben zu geleiten. Mein Name ist Nadir Khan." Nadir Khan? Er war Erik wohl nah, wenn er hier bei ihm gefahrlos ein und aus gehen konnte. Er war es, der sie nach oben führen sollte.
 

Als Christine sich schliesslich, nachdem sie geduscht hatte, angekleidet war kam die Gestalt zu Vorschein. Ein Perser. "Er bat mich ihnen mitzuteilen, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, Mademoiselle." Sie nickte zögerlich als Zeichen, dass sie ihn gehört und verstanden hatte. Wo war Erik bloss? Was hatte er denn dringendes zu erledigen?
 

"Sind Sie ein Vertrauter von ihm?", fragte sie neugierig. Ihr kam es vor als hätte sie ihn schon mal gesehen. Flüchtig. "So etwas in der Art, Mademoiselle. Ich kümmere mich um sein Wohl und stehe in seinen Diensten daher sind mir auch alle Wege mitsamt Fallen hier bekannt", erwiderte er ihr ohne auch nur seine Haltung zu verlieren. Nachdem er sich ihr vorgestellt hatte, schoss Christine augenblicklich die Röte zu Kopf. Konnte es möglich sein, dass er...?

Nadir bemerkte wie sichtlich unwohl sich die junge Frau fühlte und erahnte bereits was ihr durch den Kopf gehen musste. Er liess es sich nicht anmerken, aber er konnte es nachvollziehen. Das hatte er nicht beabsichtigt, am liebsten hätte er zu dem Zeitpunkt die Szenerie kurz darauf verlassen, gäbe es da nicht eine Person, die er mühselig zurückhalten musste. Aber glücklicherweise hatten die beiden nichts genaueres vernommen. "Mademoiselle Daaé? Das war doch Ihr Name, oder täusche ich mich?" "Nein, das tun Sie nicht, Monsieur", brachte sie schüchtern über die Lippen. Sie wollte ihn danach fragen, aber sie wollte ihm auch nicht zu nahe treten bzw falsche Anschuldigungen anhängen.
 

Als wenn er ihre Gedanken gelesen hätte, stand er ihr zur Antwort: " Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. ER hat mich heute in der Frühe ebenfalls darauf angesprochen und mich ... ermahnt." Wenn Christine ihn genau betrachtete fand sie Würgemale an seinem Hals. Erik...? "Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich kenne seine Launen. Deshalb erbitte ich um Verzeihung von Mademoiselle Daaé. Es ist unverzeihlich meinerseits, aber es lag nie in meiner Absicht Sie zu stören."

Christine gab ihm zu verstehen, dass sie ihm verzieh. Trotz allem war es ihr unangenehm gewesen. Es hätte sonst wer sein können. Obwohl, wenn sie genau dachte , gäbe es keine große Auswahl an Leuten, die den Weg sicher hierrunter fanden. Soviel sie wusste konnte es nur Nadir oder Madame Giry es wissen. Bei Meg war sich Christine nicht sicher. Das Schlimmst wäre, wenn Raoul sie erwischt hätte... Das konnte sich die junge Frau einfach nicht vorstellen. Er wäre sicherlich lauthals reingeplatzt. Er hätte sie unbemerkt verfolgt haben müssen. Diesen Gedanken musste sie abschütteln, nicht einmal daran denken. Sie könnte ihm nie wieder unter die Augen treten.
 

Nach dem Frühstück brachte Nadir wie es von ihm verlangt wurde Chrsitine zurück in die Oberwelt und sogar direkt zu Madame Giry und deren Tochter nach Hause, welche sich bereits Sorgen gemacht hatten. Zum Glück schien es Christine gut zu gehen. Nadir verabschiedete sich und ging.

"Christine wo hast du denn die ganze Nacht gesteckt?", fragte Meg neugierig. Ihre Mutter konnte es erahnen. Ein Grinsen lag auf Christines Gesicht: "Dürfte ich mich vielleicht setzen?" "Oh, aber natürlich, Christine, meine Liebe." Meg brachte Christine in das Gästezimmer, welches Christine die nächste Zeit bewohnen würde. Sie setzten sich auf das Bett. Meg legte ihren Arm um Christine. "Nun?", fragte die junge Giry aufgeregt und neugierig. Ihre Mutter wollte sie schon fast zurechtweisen, dass sie sich gefälligst benehmen sollte wie es sich für eine junge Dame gehörte, da begann aber auch schon Christine zu erzählen: "Um ehrlich zu sein ich war bei IHM." "Die ganze Nacht lang?" Verlegen nickte Christine und blickte kurz zu Madame Giry, die einfach nickte. Das hatte sie sich ja bereits gedacht.

"Christine, du wirkst so glücklich? Sag schon, was ist der Grund?" Die Balletmeisterin blickte daraufhin streng zu ihrer Tochter, die nun versuchte etwas weniger enthusiastisch zu klingen. Die Dunkelhaarige wurde leicht rot, wenn sie an die Nacht dachte. Wie sollte sie es ihnen erzählen? Konnte sie es überhaupt? Christine empfand das Erlebnis gestern selber noch zu schön um wahr zu sein. Wo sollte sie nur anfangen? Die Bilder sah sie noch immer klar vor ihren Augen.
 

"Bevor ich es sage, möchte ich wissen, wie es bei euch war?" Diesmal antwortete Madame Giry: "Nun. Du hast einen verstörten Bräutigam zurückgelassen. Wir waren nicht minder überrascht, obwohl wir darauf gefasst waren. Man versuchte den Vicômte de Chagny zu beruhigen, doch kurz nachdem du weggelaufen warst, eilte er hinterher. Meg glaubte schon er hätte dich eingeholt, doch wie es scheint stimmte es nicht." Christine grinste. Sie atmete noch einmal tief durch ehe sie den beiden auf ihre Frage antworten konnte.

Die beiden Girys sahen sich mehr als überrascht an. Selbst Megs Mutter hätte kaum mit so etwas gerechnet und das gestand sie sich ein. Die junge Giry lief auch leicht rot an. Das hätte sie weder ihr noch ihm zugetraut.
 

Es klopfte an der Tür. Chrsitine erschrak. Wer konnte es sein? Hoffentlich nicht der, an den sie gerade dachte. Madame Giry ging zur Tür und öffnete diese. Überrascht war sie nicht über diesen Besucher. "Ist Christine bei Ihnen? Ich muss unbedingt mit ihr sprechen", erklang Raouls Stimme. Geschockt stand Christine an der Zimmertür. Ihre Hautfarbe verlor immer mehr an Farbe. Genau das was sie jetzt am wenigsten brauchen konnte. Wie sollte sie ihm nun gegenüberstehen? Aber irgendwann hätten sie sich bestimmt wieder gesehen. Nur das der Zeitpunkt so schnell kommen würde hätte Christine nicht mit gerechnet. Wie sollte sie sich nun ihm gegenüber verhalten, nachdem sie ihm dies angetan hatte? Und vor allem nach dieser Nacht? Ein schlechtes Gefühl überkam sie.
 

"Raoul?", brachte sie leise über ihre Lippen. Dann erblickte er sie. Scheinbar mit Erleichterung kam er zu ihr und fasste sie zärtlich an ihren Schultern: "Christine, Schatz. Wo warst du denn gestern Abend? Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ging es dir nicht gut?" Die Angesprochene zögerte. Sie konnte ihm nicht ganz in die Augen sehen. Wie konnte er nur so mit ihr sprechen, nachdem sie ihm in aller Öffentlichkeit verlassen hatte? War er etwa nicht böse? Als ob er ihre Gedanken erraten hätte versuchte er sie zu beruhigen: "Liebling. Ich bin dir doch nicht böse. Vielleicht war es doch zu übereilt so schnell zu heiraten. Ich weiß doch, wie sehr du noch darunter leidest. Mir geht es doch nicht anders. Komm lass uns gehen..." Er hauchte einen leichten Kuss auf ihre Lippen. Christine selbst schauerte es. Seine Lippen waren zwar zärtlich und weich, aber sie fühlte sich dabei schrecklich. Dort hatte Erik sie so zärtlich berührt, so sanft geküsst. Was sollte sie denn noch tun? Er sollte es nicht merken wie es in ihr vorging, aber immerhin schien er nichts über die gestrige Nacht zu wissen. Selbst wenn, dann konnte er es im Moment gut überspielen. Nun trat auch Madame Giry ein: "Lassen Sie sie. Sie kam erst vor wenigen Stunden erschöpft zu uns und braucht nun Ruhe. Wenn Sie verstehen Monsieur?" Er nickte verständnisvoll: "Also gut, dann werde ich zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen."

Kurz nachdem Madame Giry die Tür wieder verschlossen hatte bedankte sich Christine kaum hörbar bei ihr. "Kein Problem, mein Kind. Aber in deinem Zustand brauchst du nun wirklich Ruhe."
 


 

Raoul konnte es nicht fassen wie er seine Christine vorfand. Den ganzen Vormittag hatte er nach ihr gesucht und sie in einem solchen Zustand gefunden. Sie war blass, genau wie am Tag zuvor. Hatte ER etwas damit zu tun? Daran wollte Raoul gar nicht erst denken...

Der Operngeist, das Phantom war also nicht tot? Er lebte und dem Anschein nach ging es ihm nicht so schlecht. Der Kutscher kam ihm zwar schon von vornherein verdächtig vor, aber er hatte sich dabei keine weiteren Gedanken darüber gemacht.

Er wollte nur seine Christine schützen. Er liebte sie schliesslich von ganzem Herzen. Schon seitdem sie Kinder waren, wollte er niemand anderes als sie zu seiner Frau machen. Konnte er sie wirklich vor allem beschützen? Nein, von diesem Gedanken musste er sich befreien. Er durfte nicht an sich zweifeln. So ein Wesen wie sie es war musste er beschützen. Er konnte nicht anders.Ohne Sie wüsste er nicht mehr viel mit sich anzufangen. Ob es eine gute Idee war, sie bei den Girys zu lassen?

Er sollte ihnen trauen. Sollte...
 


 

Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Christine verbrachte die Tage weiterhin bei den Girys ohne das Raoul wieder aufgetaucht war. Aber auch von Erik war nichts mehr zu hören. Was war denn so dringendes, dass er sie so lange alleine liess. Würde sie ihn noch überhaupt nochmals wiedersehen? Christine schüttelte nur den Kopf. Nur nicht so schlecht über ihn denken. Er wollte bestimmt auch so schnell wie es ihm möglich war wieder bei ihr sein.

Auch dieser Tag neigte sich ereignislos dem Ende zu. Nach ihrem Besuch auf dem Friedhof spazierte sie noch eine Weile lang die Strassen entlang; ihre Gedanken noch immer bei Erik. Er würde sicherlich Gründe für seine Abwesenheit haben. Selbstverständlich war sie an dem Morgen enttäuscht gewesen alleine aufzuwachen und nur einen Brief neben sich zu finden. Allerdings verstand sie auch, dass man wichtige Angelegenheiten nicht aufschieben sollte.

Erst gegen Abend wo die Luft kühler und angenehmer wurde machte sich die junge Frau auf den Heimweg zu den Girys. Dort sollte sie eine bösen Überraschung erleben.
 

Raoul erwartete sie bereits und empfing sie mit offenen Armen, als sie über die Türschwelle trat. "Christine. Ich habe dich vermisst." Christine blickte über die Schultern ihres Kindheitsfreundes zu Madame Giry, die ihr zu verstehen gab, dass sie ihn diesmal nicht abschütteln konnte. "Christine. Ich weiß es ist zwar unhöflich von mir, aber da du abwesend warst, dachte ich mir ich packe deine Sachen und du kommst zu mir... Christine?" Er löste sich von ihr und blickte ihr in die Augen welche starr vor Verwunderung in die seine schauten. Er wollte sie mit zu sich nehmen. Es machte sich ein Gefühl in breit, dass es keine gute Idee war mit ihm zu gehen. Aber andererseits liess er von ihr nicht los. Sie mochte ihn, ja. Aber auch nicht viel mehr als das. Sie hegte nur freundschaftliche Gefühle für ihn.

Und doch überkam sie die Angst, dass er etwas von der Nacht weiß auch wenn es kaum möglich sein konnte, so war dies aber auch nicht ganz ausgeschlossen. Sie antwortete ihm nicht, sondern nickte nur leicht.Widerwillig kam sie mit. Sie verabschiedete sich von Meg und deren Mutter herzlich, die ihr alles Gute wünschten.
 

Und somit machten sich die beiden auf den Weg zum Anwesen der de Chagnys. Sichtlich unwohl fühlte sich Christine, wenn sie nur an seine Familie dachte. Sie passte irgendwie nicht dazu. Raoul hatte ihre Unsicherheit bemerkt und flüsterte ihr zu: "Mach dir keine Sorgen, mein Bruder ist nicht im Haus und was meine Mutter betrifft, kommt sie erst in zwei Tagen. Wir sind sozusagen alleine im Haus." Alleine? Mit ihm?

Ach, wie schlecht dachte sie über Raoul. Zumindest so wie sie ihn kannte würde er ihr nichts antun wollen. Das hoffte sie innig. Aber ewig so unsicher an seiner Seite zu stehen konnte sie auch nicht, aber es fiel ihr schwer bei ihm zu sein ohne an Erik zu denken. Wo steckte dieser bloss?
 

Sie befanden sich in Raouls Arbeitszimmer. Nachdem auch der Tee und Gebäck serviert worden war, setzte sich Raoul ihr gegennüber. "Christine. Ich glaube das mit der Hochzeit schien doch etwas übereilt. Es geht dir doch noch immer nicht gut. Wir müssen die Ereignisse noch verarbeiten... Aber sag mir zuerst wie geht es dir im Moment?" Sie zögerte eine Weile, antwortete aber schliesslich: "Sicher. Du hast Recht. In der Tat, ich fühle mich nicht so wohl. Raoul,..." Er blickte sie fragend an. Sie musste es ihm sagen, dass sie ihn nicht so lieben konnte wie er sie. Aber das wäre wahrscheinlich auch zu hart für ihn im Moment. "Kurz vor der Hochzeit in der Nacht hatte ich schlecht geschlafen." So Unrecht hatte sie nun auch wieder nicht. Sie war spät eingeschlafen. Aber das war verständlich. "Hattest du einen Albtraum?", hakte er nach. Er war um sie besorgt. Das sah sie ihm an und das war irgendwie auch süß an ihm. Sie blickte in seinen blauen Augen. An was dachte er wohl? Nur um ihr Wohl oder war da noch etwas anderes, was ihn beschäftigte? Die junge Frau nickte kaum merkbar: "So etwas in der Art..." Raoul strich ihr über ihren Oberarm.
 

"Keine Sorge, Christine. Bei mir bist du nun sicher. Du musst dir nun um nichts mehr in der Welt Sorgen machen. Das verspreche ich." Er wollte sie beruhigen, doch sie war vielmehr beunruhigt. Dann plötzlich rutschte es ihm aus: " Sogar ein gewisser Jemand kann dir nun nicht mehr zu nahe treten." Geschockt sah sie ihn an. Was wusste er genau? Kann es sein in jener Nacht...? Die Angst in ihr übermannte sie. Bei ihrem Blick wurde Raoul klar, dass er die falschen Worte gewählt hatte. Sie wusste Bescheid. "Was soll das heißen Raoul?", rief sie entsetzt, "Das ist doch..." Tränen der Angst und Wut standen in ihren Augen. Nur schwer konnte sie diese zurückhalten. Sie war bereits aufgestanden. "Beruhige dich, Christine, ich wollte dir nicht so nah..." "Nicht so nahe treten? Wie stellst du dir das vor, Raoul? Weißt du wie ich mich fühle...?" "Ich mache mir nur Sorgen, Christine, bitte verstehe mich. Hat dir dieser... Mann etwas angetan? Sei ehrlich zu mir!", flehte Raoul sie an. Er wusste also Bescheid.
 

Raoul hatte sie also beobachtet.
 


 

Als Christine ihn vor dem Altar stehen gelassen hatte, war Verwirrung im ganzen Raum zu sehen. Er selbst wusste nicht wie ihm geschah. Es hatte also etwas mit dem Kutscher auf sich. Da war er sich sicher gewesen. Irgendetwas in ihm sagte, dass von ihm Gefahr ausgehe und so eilte er nach draussen und wollte Christine aufhalten. Doch das Einzige was er noch sah war, dass sie in die Droschke gestiegen war und mit ihm weggefahren war. Sollte er ihnen heimlich folgen? Ohne lange nachzudenken tat er dies auch. Es ging immerhin um Christine. Lieber einmal zuviel aufgepasst als dass wenn ihr was passieren würde. Er wollte sie nicht verlieren. Möglich war, dass ihr das mit der Hochzeit doch noch zu schnell ging, was nicht verwunderlich war. Er selber hätte auch noch eine Weile warten können. Sie zu bedrängen wollte er nicht. Hauptsache sie war glücklich.
 

Nach einer kurzen Weile bemerkte er wie Christine nach hinten schaute um zu sehen, dass niemand sie verfolgete. Raoul blieb ausserhalb ihrer Sichtweite eng an einem Gebäude gelehnt stehen. Sie hatte ihn glücklicherweise nicht bemerkt. Als er wieder um die Ecke blickte, konnte er die Kutsche nicht mehr sehen, er hatte also gemerkt, dass sie verfolgt werden. Aber wenn Raouls Vermutung stimmte wusste er ohnehin wohin er Christine bringen würde. Mit diesen Gedanken hatte er sich in Richtung der Opera Populaire gemacht.

Sie war also wieder bei IHM. Raoul konnte es kaum glauben und fassen. Er wollte sie gar nicht verlieren, vor allem nicht an IHN. Was konnte er ihr schon bieten? ER hatte sie doch verängstigt und wegen ihm hatte sie nur gelitten. Was fand sie nur an ihm um wieder zu ihm zu gehen? Es machte Raoul verrückt und brachte ihn in Rage, wenn er auch nur daran dachte. Sie konnte ihm wohl kaum freiwillig folgen, oder? Hegte sie etwa tiefere Gefühle für dieses Scheusal? Daran wollte er nicht denken, schliesslich gestand sie ihm ihre Liebe. Warum sollte es denn nun so plötzlich anders sein? Bei solchen Gedanken hatte er noch Hoffnung gesehen, sie wieder für sich zurückzugewinnen.
 

Es dauerte nicht lange und schon stand er vor dem Gebäude, welches er am liebsten nicht so schnell hätte wiedersehen müssen. Die Strasse war für diese Tageszeit noch recht belebt. Er schaute sich nocheinmal sicherheitshalber um. Dabei erblickte er auch die Droschke, die die beiden hertransportiert hatte. Sie waren also tatsächlich hier, Christine und ihr Phantom. So wie es allem Anschein aussah, lebte er noch immer im Unterbau. Er musste sich ein Weg ins Innere verschafft haben. Schaffte er es diesmal wieder hinabzusteigen? Die Folterkammern waren ihm noch immer schmerzlich in seinen Gedanken. Aber er war nicht alleine gewesen.

Es gäbe da jemanden, der ihm den Weg weisen könnte. Nadir Khan. Nur musste er ihn finden. Vermutlich hielt er sich in der Oper auf. Raoul hatte seinen Standpunkt verlassen und schritt auf das Theaterhaus zu. Zu seiner Enttäuschung waren die Eingangstüren verschlossen. Damit hatte er gerechnet. Wie sollte er denn hineinkommen? Er lief um das Gebäude herum. Aber fand keinen offenen Eingang, auch die Fenster waren verschlossen und mit Brettern zugenagelt. Seit jenen Vorfällen an der Oper wagte sich kaum einer noch einen Fuss hineinzutreten. "Verdammt!!!" Aber ER war doch mit ihr hier irgendwie hineingelangt. Also musste es einen Weg geben, irgendwie in das Innere zu gelangen. Madame Giry war noch in der Kirche bzw auf den Weg nach Hause. Und ob sie ihm helfen würde war fraglich. Und obendrein hatte er keine Zeit zu verlieren. Woher sollte er wissen wie es seiner Chritine da unten ging, es liess ihm keine Ruhe. Nadir müsste sich doch auskennen und immer einen Weg finden nach unten zu gelangen. Bloss musste er ihn erstmal finden.
 

"Monsieur?" Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er ihn doch gefunden bzw er wurde von ihm gefunden. "Monsieur Khan? Ich habe nach Ihnen gesucht", freute sich der Vicômte. Der Perser verzog keine Miene: "Was verschafft mir diese Ehre Monsieur le Vicômte?"

"Nun ich habe da einen Verdacht. Aber können Sie mich in den Unterbau führen?" Nadir schien etwas überrascht: "Nun. Ich gebe zu, ich war seit jenem Vorfall nicht mehr hier und daher sollte ich besser nochmals alles überprüfen. Darf ich fragen aus welchen genauerem Grund ich Ihnen diesen Gefallen machen sollte?" Raoul packte die Ungeduld, aber kam nun einmal nicht drumherum ihm es zu erzählen. Der Vicômte beherrschte sich und erklärte seinem Gegenüber was er dachte. Die Zeit verstrich und Raoul kam es wie Stunden vor um ihn zu überzeugen, immerhin war er dem Operngeist einer der nahestehendsten Person soviel er wusste. Hoffentlich hatte er sein Ziel erreicht, denn der Perser liess auf seinem Gesicht nichts anmerken. Noch eine Weile des Schweigens verging. Raoul wollte schon etwas sagen, aber da hat auch schon der Perser wieder das Wort erhoben: "Also gut, Monsieur. Aber versprechen kann ich Ihnen nichts. Folgen Sie mir." Erleichterung fiel zum ersten Mal am Tag von seinem Herzen.
 

Nicht weit von ihnen öffnete Nadir einen geheimen Gang. Nadir besorgte noch eine Lampe und zündete diese an. Bald schon stiegen sie hinab in die tiefe Dunkelheit.

Wie konnte man nur an solch einem Ort leben, fragte sich Raoul innerlich. Die Antwort gab er sich ebenfalls selbst. Er wollte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als bei seiner Christine sein. Das kalte Gemäuer schauderte ihn. So kalt und trostlos. Er würde nie solange hierbleiben und es aushalten können. Es fehlte das Sonnenlicht und die frische Luft und die Wärme. Alles was man hier nicht finden konnte. Es war so kalt und bedrückend. In diesem Punkt musste er seinem Rivalen Respekt zollen. Aber mehr auch nicht. Christine, dieses liebliche und zarte Geschöpf hatte er entführt und zu solch einem Ort gebracht wo sie einfach nicht hingehörte. Sie benötigte das Licht, die Sonne und Wärme. Alles, die ihr sein Reich nicht bieten könnte. Sie passte einfach nicht hierher.
 

Die Gänge schienen unendlich lang und Raoul mochte nicht daran denken, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Aber er glaubte Geräusche wahrnehmen zu können. Ihr Ziel schien nicht mehr weit weg. Raoul horchte genauer. Er glaubte Stimmen zu vernehmen, zwei sogar. Eine männliche und eine weibliche. Das musste Christine sein. Der Klang dieser Stimmen klangen beinahe schon melodisch. Zwei musikalisch Begabte. Keine Zweifel es musste seine Christine sein und ER.

Immer näher betraten sie sein Reich und umso deutlicher nahm er ihre Stimmen wahr. Sein Herz raste. Machten sie das an was er gerade dachte? Zumindest hörte es sich ganz danach an. Nadir blieb an der Mauer stehen und verwies ihm es gleich zu tun. Vorsichtig versuchte Nadir hinter die Mauer zu schauen. Er schien erschrocken und überrascht zugleich. Er wies den Vicômte zurecht, dass er sich beherrschen sollte. Raoul wollte unbedingt zu ihr hin. Sie bei diesem Monster zu lassen, der ihr gerade unaussprechliches antat, wollte er keinesfalls. Er musste einschreiten und sie aus seinen Händen befreien...
 

Doch was er da gesehen hatte raubte ihm den letzten Atemzug. In der Tat hatte er beide erwischt. Sie waren intim geworden. Doch er erblickte seinen brünetten Engel... nein seine Christine, wie sie ihn ins Kissen warf und sichtlich Spass an diesem Akt hatte. Zu ihm runter blickend berührte sie ihn. Dem Anschein nach genoss dieses...Ding ihre Berührungen.

Raoul schoss vieles durch den Kopf. Machte sie das freiwillig? Liebte sie etwa dieses Ding? Hatte sie ihr Herz an ihm verloren? Nein, das konnte nicht sein.
 

Keine Frau der Welt sollte so etwas machen, das konnte doch kein Mann von ihr verlangen? Und soviel er wusste war es ihr erstes Mal. Er konnte ein wenig Blut erkennen...

Er war kurz davor wütend reinzuplatzten und ihn zu Rede zu stellen. Bevor er seine Tat umsetzten konnte oder ein Wort über seine Lippen bringen konnte, packte ihn Nadir und hielt ihm mit aller Kraft an die Mauer gedrückt und hielt eine Hand vor seinem Mund. Raoul zappelte. Mit allergrößter Mühe beruhigte er sich. "Tun Sie jetzt bitte nichts unüberlegtes. Sie befinden sich in seinem Reich! Kommen Sie, lassen Sie uns gehen. Sie haben uns wahrscheinlich bereits bemerkt...", flüsterte ihm Nadir zu. Tatsache. In dem Zimmer war es still geworden. Es dauerte noch einen Moment bevor Raoul wieder Herr über sich wurde und Nadir seinen Griff lockerte und ihn schliesslich gehen liess.

Bald waren beide wieder in den Schatten verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hidan_1975
2015-08-31T21:31:24+00:00 31.08.2015 23:31
Arme Christin und Erik.
Nicht mal die intimsten Momente sei ihnen vergönnt.Die Liebe wohl auch nicht oder?
Warum gönnt Raoul Christine diesem Erik nicht.Raoul ist nur aufs Äußere aus,während Christine eher die inneren Werte schätzt.Ihr ist es egal wie Erik ausschaut,hauptsache das Herz zählt.Raoul ist in der Hinsicht nen Egomane.
Antwort von:  sadAngel666
22.09.2015 15:57
Haha, oh ja. Traute Zweisamkeit ist Seltenheit xDD Die armen Turteltäubchen.
Tjaja Raoul muss das Einsehen lernen. Obwohl... das entschuldigt nicht das Spannen und nachschleichen .--
;)


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