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Steves Geschichte
von

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Wind

Auch wenn es dank der Wolken sich nur langsam bemerkbar machte, begann es zu dämmern, als Mike endlich das Holz zum Brennen brachte, das für eine der Feuerstellen sogar zu Verfügung gestellt worden waren.

Steve und J hatten in der Zwischenzeit ihr Zelt an einer der hervorgesehenen Stellen aufgebaut und brachten nun Fleisch, Brot und Dosen mit Bohnen und Gemüse mit sich.

Zumindest heute konnten sie Fleisch grillen, da sich dieses bei der Hitze schlecht frisch halten ließ, selbst wenn sie eine Kühlbox mitgenommen hätten. So wollten sie zumindest diesen Abend grillen - zumal ein Barbeque zu jedem Campingausflug irgendwie mit dazugehörte.

Die Feuerstelle war etwas abseits des Campingplatzes gelegen, der für die Jahreszeit überraschend leer war, was wahrscheinlich an der Sturmwarnung für die kommenden Tage lag. Es standen gesamt sechs Wohnwagen dort, obwohl es gesamt Platz für zwanzig gab, und ihr Zelt war das einzige - auch wenn bereits bei dem noch recht leichten Wind dessen Seiten bereits stark flatterten.

Um die Feuerstelle herum war der Grund mit hellem Kies ausgelegt, während relativ eckige Steine Sitzgelegenheiten boten.

Gerade als sie das Fleisch auf das ebenfalls zum Platz gehörende Gestell legten, hörten sie eine Stimme hinter sich:

„Ihr Jungs seit ganz schön mutig bei den Wettervorhersagen campen zu fahren.“

Als sie sich umdrehten, kam ein älteres Ehepaar auf sie zu. Beide schienen, zumindest schätzte bereits um die 60 zu sein und trugen Allwetterkleidung. Das halb ergraute, halb aber noch immer dunkle Haar der Frau, war zu einem Pferdeschwanz gebunden, während das komplett ergraute Haar des Mannes schon einen großen, kahlen Fleck auf seinem Kopf gelassen hatte.

„Campen Sie auch hier?“, fragte Steve und sah zu den beiden hinüber.

„Ja, wir sind mit einem Wohnwagen hier“, erwiderte die Frau lächelnd. „Aber mit einem Zelt ist es mutig. Es wird später wahrscheinlich noch regnen.“

„Na super“, seufzte J und ließ die Schultern hängen. „Das hat uns noch gefehlt.“

„Das Zelt sollte halbwegs Wasserfest sein.“ Mike zuckte mit den Schultern. „Ansonsten gehen wir halt zum Auto zurück. Auch wenn es reichlich schade wäre.“ Dabei drehte er nebensächlich ein Stück Fleisch auf dem Rost herum.

„Seid nur vorsichtig“, meinte die Frau und sah die Jungen besorgt an.

Steve lächelte. „Danke für Ihre Besorgnis. Wir passen schon auf. Wir waren letztes Jahr auch schon um diese Zeit hier und die Jahre davor ist mein Vater mit mir und meiner Schwester öfter hierher gefahren.“

Das brachte den Mann dazu zu grinsen. „Na, dann kennst du dich ja aus.“

„Wollen Sie sich zu uns setzen - so lang es noch nicht regnet?“, meinte Mike freundlich.

„Kommt drauf an, ob deine Freunde etwas dagegen haben“, entgegnete die Frau, woraufhin Steve nur den Kopf schüttelte und auch J, wenngleich deutlich weniger erfreut, dem ebenfalls zustimmte.

So kam es, dass das Ehepaar, das sich als Thomas und Jane Rhodes vorstellte zu ihnen gesellte und etwas von ihren eigenen Vorräten - unter anderen Hamburgerbrötchen und Marshmallows - zu ihrem Abendmahl spendete.

Sie erfuhren, das die beiden nun, wo Thomas endlich im Pensionsalter war, ihre freie Zeit nutzten, um ein wenig in ihrem Wohnmobil durch die verschiedenen Staaten zu reisen und auf dem Weg die verschiedenen Landschaften der USA zu genießen.

„Wir waren früher schon viel draußen unterwegs“, meinte Jane Rhodes. „Aber es ist schön, endlich so viel Zeit dafür zu haben.“

Steve musste grinsen. „Kann ich verstehen. Ich bin auch froh, mal wieder raus zu kommen. Studium kann auch ganz schön stressig sein.“

„Warte nur ab, bis du anfängst zu arbeiten“, erwiderte Thomas Rhodes, ebenfalls mit einem grinsen.

In dem Moment wehte eine besonders kräftige Böe über den Platz hinweg und ließ den Rost über dem Feuer bedenklich schwanken, während der Wind auch den deutlichen Geruch von Regen mit sich brachte.

„Na wunderbar“, murmelte J wenig begeistert.

„Noch regnet es ja nicht“, erwiderte Jane aufmunternd.

„Ich hasse Regen“, meinte jemand. Doch es war, wie sie nach kurzem verwirrten Schweigen schnell feststellten, niemand von ihnen. Die Stimme kam direkt von hinter Steve, der auf einem Stein mit dem Rücken zu einem Baum saß.

Er drehte sich vorsichtig um, um eine Gestalt, die einem Löwenjungen glich, wäre es nicht des roten Irokesen und den Piercings in den Ohren des Wesen wegen gewesen, hinter sich sitzen zu sehen.

Die Gestalt, die Steve schnell als ein Leormon erkannte, fixitierte den Hamburger in seiner Hand. „Das riecht gut.“

Die anderen Teilnehmer der Grillrunde sahen das Wesen teils überrascht, teils schockiert und teils ängstlich an.

„Das... Das...“, begann Jane zu stottern. „Das ist doch eins dieser... Dieser Monster.“

„Geh von ihm weg, Junge“, stimmte ihr Mann zu. „Das ist gefährlich.“

J starrte das Leormon nur sprachlos an, schrie jedoch zumindest nicht wie zuvor, als die Poromon über seinen Kopf geflogen waren.

Steve dagegen war überrascht, erholte sich aber vom ersten Schreck sehr schnell. „Willst du auch etwas haben?“

Nun sah das Digimon etwas überrascht aus. „Klingt gut“, erwiderte es dann aber. „Ich habe ziemlichen Hunger. Es ist so unpraktisch, dass man in dieser Welt essen muss.“

Mit seiner Gabel nahm Steve ein Schnitzel vom Grill und wollte es schon vor Leormon auf den Boden schmeißen, als dieses protestierte.

„Hey, ich bin keine Hauskatze. Kann ich vielleicht auch einen von diesen... Äh...“ Es schien zu überlegen, wie das richtige Wort hieß. „Von diesen Pappdingern haben?“ Damit zeigte es mit der Schnauze in Richtung der Pappteller, die die Jungen auf ihren Ausflug mitgenommen hatten.

Steve zuckte nur mit den Schultern und legte das Schnitzel auf den Grill zurück, um einen der Pappteller aus der Plastikfolie, die einen ganzen Stapel umwickelte, zu ziehen, ehe er das Stück Fleisch wieder nahm und auf den Teller legte. „Hier.“

„Super, danke“, meinte das Digimon glücklich und machte sich sehr zufrieden dran das Schnitzel zu vertilgen.

Als Steve wieder aufsah, merkte er, dass alle anderen noch immer mit einer Mischung aus Schock und Angst auf das Digimon sahen.

Er runzelte die Stirn. „Das ist ein Child-Digimon und sicher nicht gefährlich. Normal greifen Digimon eh keine Menschen an.“

Natürlich hatte es einige Ausnahmefälle gegeben - zu denen vor allem der Vorfall von vorletztem Sommer gehörte - doch diese wollte er im Moment besser nicht erwähnen.

Dies nahm ihm ohnehin schon Thomas ab, der Leormon feindselig ansah. „Vor zwei Jahre haben diese Monster eine Menge Menschen getötet!“, rief er mit erstickter Stimme aus. „Natürlich sind diese Viecher gefährlich.“

Steve wollte etwas erwidern, doch dies übernahm Leormon bereits selbst: „Mach einmal halb lang, alter Mann. Ich habe vor zwei Jahren noch gar nicht gelebt und wenn ich einen von euch komischen Menschen angreifen wollte, hätte ich das schon lange getan. Kein Grund, so eine Aufregung zu verbreiten.“ Es knurrte den Mann leise an, ehe es sich - nun viel freundlicher - an Steve wandte: „Das schmeckt gut. Kann ich noch etwas haben?“

Unsicher sah Steve zu J und Mike, da sie immerhin gemeinsam für das Fleisch gezahlt hatten. Doch während J noch immer wie versteinert da saß, zuckte Mike nur mit den Schultern.

„Die Katze scheint ganz schönen Hunger zu haben“, meinte er und bedeutete Steve, dass es ihm nichts ausmachte.

So legte Steve dem Digimon ein Stück Bauchfleisch und eins der Brötchen, die sie selbst mitgebracht hatten, auf den Teller. „Magst du auch etwas Bohnen und Gemüse?“ Zwar hätte eine normale Raubkatze dergleichen kaum gegessen, doch Leormon war ein Digimon und soweit er verstand hatten deren Essgewohnheiten wenig denen etwaiger Tiere, auf denen ihr Aussehen beruhte, zu tun.

Dies bestätigte das Digimon, als es ihn mit aufgestellten Ohren ansah. „Von mir aus.“

Und während Leormon so sein Essen verspeiste, wandte sich Steve ernsthaft dem Ehepaar zu. „Hätten wir nicht versucht, die digitale Welt anzugreifen, würden jetzt nicht so viele Digimon hier leben. Wir können froh sein, dass sie sich irgendwie dem Leben hier anpassen und nicht so viel kämpfen, wie sie es früher getan haben.“ Genau so, wie ihn Js Angewohnheit, über die Digimon-Spiele zu lästern, störte, so macht es ihn auch sauer, wenn Menschen die Digimon verurteilten oder so taten, als wären es wilde Tiere. Natürlich konnten Digimon gefährlich sein, aber gab es wirklich einen Grund Baby- oder Child-Digimon zu fürchten?

Jane seufzte. „Ist ja schon gut, Junge... Es ist nur... Diese Wesen sind für uns vollkommen fremd. Und nach dem... Na ja, nach allem, was schon passiert ist. Du kannst uns nicht vorwerfen, dass sie etwas... Gruselig sind.“

Daraufhin erwiderte Steve nichts. Stattdessen sah er dem Digimon dabei zu, wie es gierig und doch durchaus Katzenhaft das Essen in sich hinein schlang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Caliburn
2013-07-02T09:06:58+00:00 02.07.2013 11:06
Diese Zwischenmenschlichkeit finde ich sehr schön. =) Und dabei sagt man, sowas gäbe es heutzutage nicht mehr, dass sich die Menschen gegenseitig helfen, etc.
Also sehr gut in Szene gesetzt.
(Ältere Menschen und Allwetterkleidung? Bestimmt von Jack Wolfskin. xD)

Wie Steve Leormon einfach so füttert, finde ich wirklich lustig. Kommt beinahe so rüber, als würde er das jeden zweiten Tag machen. ^^
Mike sagt aber nicht wirklich was zu dem Child-Digimon. Ob da wohl mehr dahinter steckt? ;D
Antwort von:  Selma
03.07.2013 21:01
Was ist so schlimm an den Sachen mit der Wolfspfote? ;)
Von:  fahnm
2013-06-29T20:30:12+00:00 29.06.2013 22:30
Spitzen kapi^^
Antwort von:  Alaiya
01.07.2013 15:55
Danke :D
Von:  Taroru
2013-06-29T20:21:36+00:00 29.06.2013 22:21
ich finde du hast hier sehr gut die Menschen dargestellt, so wie sie vermutlich wirklich reagieren würden, wenn Digimon tatsächlich real wären ^^
das ganze ist wirklich verdammt Realistisch gehalten, das gefällt mir ausgesprochen gut :-)
ich freue mich jetzt schon aufs weiter lesen :-)
wie immer, eigentlich :-D
Antwort von:  Alaiya
01.07.2013 15:57
Danke dir :)
Das nächste Kapitel kommt morgen ^^
Von:  Selma
2013-06-29T20:04:58+00:00 29.06.2013 22:04
Hm, irgendwie klang der erste Absatz heute nicht ganz so flüssig, oder ich bin einfach zu müde...
Hervorgesehenen? Das Wort sagt mir nichts. Vorgesehenen oder Ausgewiesenen Stellen, hätte ich da geschrieben.
Aber so ein BBQ ist wirklich eine gute Gelegenheit um neue Kontakte zu knüpfen. Jedenfalls reicht es, um weitere 'Mitesser' anzulocken. ;)
Aber wenn ich das so lese, glaub ich zu sehen, dass da wohl einige auf die Idee kommen könnten, dass Leomon nicht nur gegrilltes Fleisch vertilgen würde.
Antwort von:  Alaiya
01.07.2013 16:01
Also ich habe alles am Stück geschrieben :P
Aber ja, das zieht mitesser an xD


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