Zum Inhalt der Seite

Kristallklar

In a cold december night...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine dünne Schicht aus Schnee hatte sich über die Straßen und Häuser Londons gelegt und es schien, als sei die ganz Stadt mit Puderzucker bestreut. Schon den ganzen Tag lang hatte es geschneit und ich wollte mir vor meinem Musikunterricht die Löwen am Trafalgar Square ansehen.

Meine Eltern und ich waren erst vor einem halben Jahr von Deutschland nach London gezogen, somit brachte der erste Winter, den ich in der englischen Hauptstadt erlebte, für mich umso mehr Faszination.

 

Ich presste meine schwere Notentasche an mich und schlängelte mich durch die überfüllte Tube- Station Charing Cross. Niemand beachtete mich, man drückte sich an mir vorbei, schubste, trat mir auf die Füße, aber genau diese Art von Unsichtbarkeit war es, die ich an London so genoss. Hier war man ein Niemand. Es war unbedeutend, wie du aussahst, wer du bist oder woher du kamst, du wurdest von niemandem komisch angeblickt, es waren einfach zu viele Menschen.

Die Menschenmasse drückte mich nach draußen und ich stolperte unbeholfen die Treppe hoch. Ich spürte ein Kratzen im Hals, als ich die kalte Dezemberluft einatmete. Ich hustete, um das Störgefühl los zu werden und sofort wurde ich von den Umstehenden misstrauisch beäugt.

Die Tube ist DIE Bazillenfarm, das sollten Sie wissen! Warum fahren Sie überhaupt mit ihr?  Ich rümpfte die Nase und beschleunigte mein Tempo, nur raus aus der Masse!

Die Schneeflocken donnerten mir ins Gesicht und obwohl ich erst kurz draußen war fühlte sich meine Nase bereits gefroren an, seltsam, dass so kleine Nasen so schnell einfrieren, oder?

Ich überquerte die Straße zum Platz. Die Springbrunnen, die sonst so hübsch plätscherten waren nun trocken und leer, aber die golden beleuchtete National Gallery, die vier Löwen um Sir Admiral Nelson gaben dem im Dunkeln liegenden Trafalgar Square einen wunderschönen romantischen Hauch.

Nachdenklich blickte ich auf die große Turmuhr der St. Martin in the Fields. Es war erst siebzehn Uhr, ich hatte also noch genug Zeit, bevor mein Klavierunterricht begann.

Ich lief zu einem der Springbrunnen, wischte mit meiner behandschuhten Hand den Schnee vom Rand und setzte mich, doch die Kälte des Marmors ließ mich mit einem kleinen Aufschrei aufschrecken und so beschloss ich, lieber noch etwas herum zu laufen.

Mit großem Interesse schaute ich mir die Bronze- Löwen an, ob sie wohl frierten? Vielleicht sollte man ihnen mal eine Mütze oder so etwas besorgen, dachte ich und schüttelte dann meinen Kopf über so viel kindliches Denken. Du bist doch nicht mehr acht!  Plötzlich schien es, als wäre einer der Löwen lebendig geworden, denn im Schatten vor dem General bewegte sich etwas. Ich kniff die Augen zu, doch als ich wieder rüber sah, war dieses Etwas immer noch da.

Vorsichtig ging ich ein paar Schritte, bis ich erkennen konnte, was sich da im Schatten befand.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück