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Weißer Rose Regensturm

von

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Rauschen weiche Regentropfen

Bis auf die gelegentlichen Blitze des Gewitters draußen war es noch vollkommen Dunkel, als Konan erwachte. Sie drehte den Kopf und warf einen Blick auf den Wecker mit den lumineszierenden Zeigern. Kurz vor vier. Sie schwang die Beine aus dem Bett und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie war gewohnte Frühaufsteherin. Wahrscheinlich war niemand außer ihr wach.

Konan genoss die frühen Stunden des Tages, in denen sie noch vollkommen ungestört war. Sie verschwand kurz im Bad und durchstreifte dann die Flure des Hauptquartiers. Sie verzichtete darauf, Licht zu machen. Wie ein Geist. Sie mochte das Gefühl, nichts zu sehen sondern sich nur auf ihre anderen Sinne zu konzentrieren. Das Prasseln des Regens überdeckte das leise Knarren des Holzbodens unter ihren Füßen.

Bis sich plötzlich etwas veränderte. Konan hatte nicht die Gelegenheit auf die Veränderung zu reagieren, als jemand sie schon schmerzhaft hart am Handgelenk packte und gegen die Wand drückte.

„Kein Wort, Konan. Falls Pain es dir noch nicht mitgeteilt hat: Mein jetziger Name ist Tobi.“

Konan schwieg. Ihr Puls war ruhig. Sie hatte ihn bemerkt, kurz bevor er sie angegriffen hatte. Keine Reaktion. Das war der beste Weg, mit ihm fertig zu werden.

Ein leises Scharren drang an ihre Ohren, und sofort ließ er von ihr ab, um zu verschwinden.

Kurz erhellte ein Blitz den Flur, dem ein sofortiges Donnern folgte. Scharf hoben sich seine Züge von der Dunkelheit ab. Itachi war in den Gang eingebogen. Noch einer, der nicht lange in den Federn blieb.

Konan lehnte weiterhin an der Wand. Der Uchiha bewegte sich sicher durch die Dunkelheit, als könne er sehen, obwohl sein Sharingan inaktiv war. So war er genauso blind wie sie.

Sie spürte einen Luftzug an der Wange, als er an das Fenster neben ihr trat und dort stehen blieb. Eine eigenartige Situation. Sie kannten einander kaum.

Konan überbrückte das Schweigen, indem sie die Hand um den Griff des Fensters schloss, um es zu öffnen. Nur kam Itachi auf die gleiche Idee. Seine Hand war warm und schwielenlos trotz des Waffentrainings. Ohne Hast zog er sie zurück.

Einen Moment standen sie wortlos nebeneinander am offenen Fenster. Kalte Luft strich über ihre Gesichter. Bis zum nächsten Blitz und anschließendem Donner.

„Ist der Leader schlechter Laune?“, durchbrach Itachi die neu entstandene Stille.

„Warum?“

„Das Wetter ist schlecht.“

„Ich weiß es nicht“, antwortete sie auf seine Frage, und wieder breitete sich Stille aus, in der jeder seinen Gedanken nachhing.
 

Es wurde nicht besonders hell an diesem Tag, denn das Gewitter beherrschte den Himmel. Eine eigenartige Spannung hatte sich im Hauptquartier ausgebreitet. Besonders die Abneigung, die Deidara Itachi entgegenbrachte, war fast mit Händen zu greifen. Schweigend wechselte Konan seine Verbände. Er hatte Glück. Die Verletzung hatte sich nicht entzündet. Es sah aus, als wäre er noch einmal mit blauem Auge davongekommen. Außerdem stritt er sich in fast jeder freien Minute mit Tobi. Die Partnerin des Leaders enthielt sich eines Kommentars.

Sie ging in Pains Büro, das sie wieder einmal für sich allein hatte und erledigte für ihn einen Großteil des Papierkrams, bis Lärm an ihre Ohren drang. Sie legte den Stift aus der Hand und stand auf. Ohne Eile suchte sie den Ursprung des Lärms: Deidaras lautstarke Stimme.

Sie kam gerade in die säulengetragene Eingangshalle, als ein Donnern ihr signalisierte, dass mit Wucht die Haupttür zugeworfen wurde.

„Konan?“

Sie drehte sich zu dem Sprecher um. Itachi saß entspannt auf einer der Bänke, die die Säulen säumten.

„Ja?“

„Wer ist dieser Tobi? Deidara regt sich über ihn auf.“

„Ich habe ihn noch nicht kennen gelernt“, log Konan. Er scheint nichts zu wissen, ging es ihr durch den Kopf. Itachi musterte sie durchdringend, doch ihre Miene verriet wie immer nichts über ihre Gedanken. Sie überlegte, ob sie Deidara folgen sollte und entschied sich dagegen. Er kannte die Regeln und würde sich daran halten. Pain brachte man lieber nicht gegen sich auf.

„War es nicht Tobi, mit dem du heute Morgen gesprochen hast?“ Itachi schien nicht gewillt, sich so leicht abwürgen zu lassen.

Was hat er gesehen?, ging es Konan durch den Kopf. Ihr wurde unbehaglich zumute.

„Eine namentliche Vorstellung“, erwiderte sie und ging an dem Uchiha vorbei. Ihre Gedanken eilten ihr voraus zu einigen Unterlagen, die sie noch bearbeiten musste, als sich plötzlich eine Hand um die ihre schloss. Sie erstarrte und wandte ihren Kopf Itachi zu. Sie hasste es, festgehalten zu werden. Er strich ihren Ärmel nach oben, und die violetten Flecken um ihr schmales Handgelenk wurden sichtbar.

„Sieht nicht danach aus.“ Seine dunklen Augen fixierten sie. Pains Partnerin zog ihre Hand zurück, die Itachi widerstandslos aus seinem Griff entließ. Er wusste, wie weit er gehen konnte. Ohne ein weiteres Wort verließ Konan die Einganshalle.
 

Geduldig bürstete sich Konan die kleinen Knoten aus dem feuchten Haar, dann schlüpfte sie in ihre Unterwäsche und ging nach nebenan in ihr Zimmer. Sie trat an das Fenster und öffnete es. Kalte Luft strich über ihre Haut, und das Geräusch des Regens umhüllte sie. Sie fröstelte nicht, obwohl sich die feinen Härchen auf ihren Armen aufstellten.

Mit leisen Schritten trat sie zu ihrem Bett hinüber und legte sich auf die Decke. Konan machte sich gar nicht erst die Mühe, sich einzurollen, denn sie wusste, dass sie freiwühlen würde. Sie möchte keine Einschränkung in ihrer Bewegungsfreiheit, so war ihr sogar eine Decke unangenehm. Auf dem Bauch liegend und einen Arm als Kissen benutzend glitt sie in den Schlaf herüber. Das Flüstern ihrer Erinnerungen manifestierte sich zu Träumen...
 

Konan wehrte sich verzweifelt, kämpfte gegen die Fesseln an, die ihre Handgelenke auf ihrem Rücken zusammenhielten, doch war sie vom Kampf noch zu geschwächt, um sich zu befreien. Zwei Ninjas hielten ihre Oberarme umklammert. Sie warf Hanzou Salamander einen Blick voller Wut zu und blickte dann flehend zu Nagato und Yahiko herab, die einsam unter ihr und dem Aufgebot feindlicher Shinobi standen.

„Du da, mit den orangenen Haaren!“, rief Hanzou Nagato zu. „Töte deinen Freund da, dann kannst du sie wiederhaben!“

Nagato war wie erstarrt, daher war es Yahiko, der reagierte. Er stürmte auf Nagato zu, packte dessen Hand, die noch immer ein Messer umschlossen hielt, und stieß sich die Klinge in den Leib.

In diesem Moment begann Konan zu schreien.
 

Konan schreckte aus dem Schlaf hoch und fasste sich mit einer zitternden Hand an die Stirn. Schon wieder dieser Traum. Seit Jahren schon folgte ihr diese Erinnerung und nahm Einzug in ihre Nächte, und sie war froh, von keiner Decke eingeschränkt zu sein. Dann versteifte sich die Akatsuki schlagartig. Es war nicht der Traum, der sie geweckt hatte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Es war jemand hier! Ganz deutlich spürte sie die Anwesenheit einer Person, die hier nichts verloren hatte. Ihre Blicke stocherten in der Dunkelheit. Da. Eine leichte Bewegung. Ein ganzer Schwarm Kamishuriken sirrte auf ihren unbekannten Gegner zu, doch die Akatsuki geriet in einen Angriff, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Ein rotes Auge blitzte in der Dunkelheit auf. Genjutsu.

Schrei!
 

Das Nächste, woran Konan sich erinnern konnte, war, dass sie zitternd auf ihren Bett lag. Über ihr ragte eine dunkle Gestalt auf. Madara.

„Du wirst nicht versuchen, mir nachzuspionieren.“ Seine Stimme klang kalt. Er hatte ihr Vorhaben wohl erahnt.

Plötzlich klopfte jemand an die Tür. „Konan?“ Sie wusste, wer es war, und sprang reflexartig auf. Die Tür schwang auf, als Madara gerade zum Fenster hinaus entwischte. Die Tür knarrte leise in ihren Angeln.

„Warum hast du geschrieen?“ Itachis Blick huschte zum Fenster hinüber. Er sah nur noch den Saum eines Mantels. „Wer..?“ Er kam nicht dazu, seine Frage zu beenden, denn ein Zittern durchlief Konans Körper, bevor sie lautlos zusammenbrach. Itachi konnte sie gerade noch fangen, dann schob er sie zum Bett. Ihre Haut schimmerte in dem schwachen Licht, das aufgrund der Straßenlaternen in ihr Zimmer sickerte, wie Seide.

Warum sind die Mitglieder dieser Familie nur derart aufdringlich?!

„Schlecht geschlafen“, erklärte sie, und hoffte, er möge es dabei bewenden lassen. Sie legte, wie sie es gewohnt war, die Hände im Schoß zusammen.

„Nein. Das sind die Auswirkungen eines Genjutsus. Des Sharingans.“

Konan schwieg.

„Madara ist es, der sich unter der Maske Tobis verbirgt, oder?“ Seine Worte klangen nicht wie eine Frage.

„Ja.“ Er hatte es ohnehin herausgefunden.

Itachi war allerdings nicht der einzige, der durch ihren Schrei auf den Plan gerufen wurde. Konan schaute auf in Yahikos Gesicht. Pains Gesicht. Er warf Itachi, der einen Schritt von ihrem Bett entfernt stand, einen Blick zu, den sie in der Dunkelheit nicht deuten konnte.

Die leuchtend roten Augen des Uchihas dagegen sahen mehr. Pains Blick wandte sich seiner Partnerin zu und verriet Itachi mehr, als dem Leader lieb sein konnte. Er sah etwas, das wahrscheinlich nicht einmal Pain bewusst war, und musterte Konan. Sie betrachtete ihre Hände. Sie litt innerlich.

„Was ist los?“, wollte der Leader wissen.

„Madara“, antwortete seine Partnerin knapp. Pain zog eine Augenbraue in die Höhe und fixierte Itachi, der keine Regung zeigte. Konan blieb das nicht verborgen.

„Er hat es selbst herausgefunden“, erklärte sie beschwichtigend.

Nun begriff Itachi gänzlich, welche Rolle sie bei Akatsuki einnahm: Sie war es, die das fragile Gleichgewicht zwischen den Mitgliedern aufrechterhielt. Sie war Puffer und Koordinator; schützte den Waffenstillstand innerhalb der Organisation.

Pain maß den Uchiha mit einem Blick der sowohl abschätzend als auch warnend war. Itachi zuckte kaum merklich mit den Schultern. Eine Weile noch verharrte der Leader unschlüssig und betrachtete seine Partnerin. Sie schien eine Reaktion zu erwarten, doch Pain drehte sich irritiert um und ging.

Konan stand abrupt auf. Ihre Hände verkrampften sich. Itachi wusste Bescheid. Er erkannte ihren Schmerz und war an seinen erinnert, der ihn zu umklammern drohte, wie eine eiserne Faust. Er sah die Toten nach ihm rufen.

„Er liebt dich, ohne es zu begreifen“, sagte er leise. „Wie lange geht das schon so?“

Sie sog scharf die Luft ein. Ihr Kopf ruckte zu Itachi herum. Beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen.

„Zu lange“, erklärte sie und klang niedergeschlagen, doch sie senkte weder den Blick, noch trat sie von ihm zurück. Eine suchende Herausforderung lag in ihrer Miene.

Konan wusste, dass es ein Fehler war, als sie spürte mit welcher Heftigkeit ihr Gegenüber ihr Angebot annahm. Er strich ihr mit weichen Händen über den Rücken, und sie grub die Hände in sein Haar. Sie sollten damit aufhören. Sie liebte ihn nicht, genauso wenig wie er sie. Bei ihm fühlte es sich eher so an, als wolle er einen tiefen Schmerz ertränken. Konan war sich noch nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich wollte. Was also suchte sie bei ihm?

Itachi umschlang ihren Kopf mit den Händen und presste seine Lippen so sehr auf die ihren, dass sie glaubte, Verzweiflung spüren zu können. Sie wehrte sich nicht, sondern gab sich der Intensität seiner Berührungen hin.

Eigentlich sind wir töricht, uns so gehen zu lassen, dachte sie. Letztendlich wird dadurch nichts besser, nur verkomplizierte es zumindest meine Situation. Sie wusste, dass sie gerade dabei war, das zarte Gleichgewicht empfindlich zu stören und Spannungen aufzubauen, die sich nur schwer unter Kontrolle halten ließen, doch im Grunde war ihr das zurzeit ziemlich egal. Sie ließ es zu, dass er sie zum Bett schob, bis sie mit den Unterschenkeln dagegen stieß. Itachi drückte sie in die Kissen, während sie ihm den Mantel von den Schultern strich. Seine Hand wanderte an ihrem Bauch hinauf, und Konan unterdrückte ein Schaudern. Sie schloss die Augen. Es kitzelte.

Ich mache mir später Gedanken, wie ich hier wieder herauskomme. Das Chaos ist angerichtet. Dann stieg ein unangenehmer Veracht in ihr auf. Aber will ich es beenden? Oder gebe ich mich Itachi im Grunde nur deshalb hin, um Nagato eifersüchtig zu machen?

Weich prasselten die Regentropfen auf das das Dach vor ihrem Fenster.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Levisto
2013-06-19T13:46:08+00:00 19.06.2013 15:46
Ich muss sagen eine wirklich tolle FF bisher. Du hast einen guten Schreibstil und auch die Rechtschreibung passt, sodass sich alles flüssig liest. Als einzigen Vorschlag: markier doch Konans Gedanken z. B. mit *...* dann kann man das von dem normalen Text besser unterscheiden.

Sonst auch super Thema, da ich die Zwei so und so super mag. Ich bleib auf jeden Fall dran und hoffe das sich noch mehr zu dieser tollen FF verirren^^

*greetz*
Levisto
Antwort von:  Chibara-sama
19.06.2013 22:25
danke^^
Ich hab die Gedanken eigentlich kursiv, aber das Format wird ja leider nicht automatisch übernommen. Ich arbeite daran^^
LG Chibara


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