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Revealing

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(Geschundene) Nerven

Kapitel 2: (Geschundene) Nerven
 

10. Juli 2010
 

Bevor er sich versehen hatte, waren ein paar Monate vergangen. Es war jetzt Anfang Juli und nur noch knapp eine Woche Zeit blieb, bis die Sommerferien beginnen würden. Für Juli war es ziemlich heiß, um nicht zu sagen, mörderisch. Die Sommerschuluniform bestand aus einem kurzärmligen Hemd, oder einer kurzärmligen Bluse, und wurde von einer dunkelgrauen Hose oder einem dunkelgrauen Rock begleitet.

Die Sonne schien ohne Rücksicht durch das Fenster in Hatake-senseis Klassenzimmer zu scheinen und erwärmte Sasukes Gesicht auf unangenehm hohe Temperaturen. Der Uchiha hatte das Gefühl, die zur Uniform gehörende Krawatte würde ihm jeden Moment die Luftzufuhr abschnüren, doch er hielt sich davon ab das graue Stück Stoff einfach abzureißen.

Mit halb zusammengekniffenen Augen versuchte Sasuke sich auf das aktuelle Thema zu konzentrieren, welches das Lösen von Gleichungssystemen behandelte. „Nun haben wir also zwei Variable, die wir mit einer Gleichung nicht lösen können. Hat jemand eine Idee?“ Hatake-sensei rückte seinen Mundschutz zurecht und sah seine Schüler an. Er war wirklich ein guter Lehrer, wie Sasuke fand; trotz der Angewohnheit, immer zu spät zu kommen und dann Unmengen an Hausaufgaben aufzugeben. Vielleicht war er sogar sein Lieblingslehrer.

Die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen wurde jäh gestört, als ein kleiner, rosafarbener Zettel direkt vor ihm auf seinem Pult landete. Gleichungen und Variablen waren sofort aus seinem Kopf verschwunden. Seine dunklen Augen huschten zuerst zu Hatake-sensei, doch dieser las munter aus dem Mathebuch vor und wirkte nicht, als ob er in nächster Zeit damit aufhören würde.

Dann sah er zu der Absenderin des Zettels.

Die Klasse (1-B) hatte 30 Schüler und jeder Schüler saß an einem Einzelpult. Diese Pulte standen alle mit Blickrichtung zur Tafel und es befand sich immer ungefähr ein Meter Abstand zwischen den Tischen. In jeder Reihe standen sechs Tische, also gab es insgesamt fünf Reihen. Sasuke saß in der vorletzten Reihe links direkt am Fenster. Die Absenderin hatte ihren Platz in der zweiten Reihe, am zweiten Tisch von links. Da sie nicht direkt am Fenster saß, so wie er selbst, konnten sie perfekten Blickkontakt aufnehmen (was oft vorkam in letzter Zeit).

Im Moment sagten ihre grünen Augen: „Mach den verdammten Zettel endlich auf, du Penner“, weswegen Sasuke den Blick nur allzu gerne senkte und das kleine Stück Papier auseinander faltete. Mit einem nicht einzuordnenden Gefühl im Bauch hatte der junge Mann festgestellt, dass Sakura über die letzten paar Monate hinweg zunehmend Hemmungen verlor.

Nach ihrem Ramen-Essen hatten die beiden Jugendlichen mehr und mehr Zeit miteinander verbracht. Mittlerweile gab es nur noch einen Tag in der Woche an dem sich Sakura und er nicht sahen. Und das war Sonntag. (Gleichzeitig auch der langweiligste Tag seiner Woche, aber das musste er ja nicht unbedingt zugeben.) Sie war sogar schon bei ihm Zuhause gewesen! Das dritte Mädchen, was jemals die Tür zu seinem Zimmer durchschritten hatte und irgendwie schien die Rosahaarige das zu wissen. Sie wurde immer frecher.

Sasuke hatte den starken Verdacht, dass er all die Zeit bis zu dem verhängnisvollen Essen nur eine Light-Version von Sakura gekannt hatte, denn je mehr Zeit sie zusammen verbrachten, desto ungezwungener wurde sie. Es kam öfter vor, dass sie ihn „Penner“, „Idiot“, „Dummkopf“ oder „Trottel“ nannte – Wörter, die er gewöhnlicher Weise für Naruto reserviert hatte. Es war seltsam nun selbst damit bezeichnet zu werden und dass auch noch unter Lachen und einem gelegentlichen Schlag gegen den Hinterkopf.

Die Haruno war außerdem auch stets erpicht darauf, ihm Dinge und Geschichten zu entlocken. Oftmals bestanden ihre Gespräche aus Sakuras Fragefluten, die Sasuke (möglichst kurz) beantwortete, bevor die nächste Flut folgte. Dabei ließ sie sich nicht einmal von seinem Ärger oder seinen frostigen Blicken stören, wenn ihm ein Thema nicht passte.

Und das seltsamste war, dass ihm ihre Fragerei trotz alledem nichts ausmachte. (Na ja. Fast nichts.)

Etwas Hartes traf ihn am Kopf. Verärgert sah er hoch und suchte nach dem Übeltäter, doch es war offensichtlich, dass es der Gegenstand seiner Überlegungen war – Sakura zeigte stumm, aber energisch, auf ihre Handfläche. Er sollte endlich den Zettel lesen. Der Schüler verdrehte die Augen und warf einen prüfenden Blick auf das Geschriebene, was ihm Sakuras hingeschlampte Schrift nicht einfach machte. Bei ihr sahen die eigentlich filigranen Schriftzeichen aus wie kleine Knäule, die teilweise durch ein paar Schnörkel miteinander verbunden waren.

An diese Schrift würde er sich vermutlich nie gewöhnen.
 

„Hi, Sasuke,

Heute nach der Schule Eis? Es ist SO HEIß!

Heute Abend wird gegrillt mit den anderen, näheres nach den Clubs!“
 

Sasuke zog, mit einem halben Grinsen auf den Lippen, seinen Druckbleistift aus seinem Mäppchen und schrieb seine Antwort auf die Rückseite des Zettels.
 

Hi. Ja. Treffen an den Tennisplätzen.
 

Hatake-sensei räusperte sich lautstark und tippte mit seinem Stück Kreide an die Tafel. „Wie ihr hier sehen könnt, hab ich euch jetzt einige Aufgaben notiert. Löst die zusammen mit eurem Sitznachbar.“ Der grauhaarige Mann setzte sich hinter sein Lehrerpult, öffnete das Klassenbuch und vertiefte sich darin. Zumindest hatte es den Anschein, denn – wie alle Schüler wussten – las ihr Lehrer eigentlich einen ziemlich anzüglichen Groschenroman, der „Icha Icha Paradise“ hieß.

Ohne zu zögern schnippste der schwarzhaarige Schüler den Zettel zu Sakura, deren Pult er zielgenau traf, und wandte sich dann seinem Sitznachbar zu. Ino.

„Reger Briefkontakt heute“, neckte die Blondine ihn auch sogleich und lächelt schelmisch, während sie ihr Mathebuch aufschlug. Ihre langen Wimpern brachten ihre Augen heute besonders gut zur Geltung, wie Sasuke feststellte und brachte sich sogar dazu Ino anzulächeln. (Zumindest mit einem einseitigen Heben seines Mundwinkels, was seine Form des Anstrahlens war.)

„Es geht nur ums Grillen“, wiegelte Sasuke ab, bevor Ino anfangen konnte, zu spekulieren. Am besten man nahm ihr gleich den Wind aus den Segeln, denn Ino machte wortwörtlich aus einer Mücke einen Elefanten. Oder in diesem Fall – aus der Ecke eines Notizbuches einen ellenlangen Liebesbrief. „Du brauchst deinen Kopf also gar nicht anzustrengen – das hier wird keine Real Live Version deines Lieblingsromans.“ Ertappt verzog die Blondine ihre Lippen zu einem Schmollmund und zog das Mathebuch näher zu sich heran – man musste ja vorgeben, die Aufgaben auch zu erledigen.

Was Sakura für Naruto war, war Ino für Sasuke. Die beiden kannten sich schon seit dem Sandkastenalter und waren zwar nicht direkt unzertrennlich gewesen, aber verbrachten viele Nachmittage damit über den Spielplatz zu streifen und langweilige Geschäftsessen zu einer Kinderparty zu machen. In der Grundschule gesellten sich Neji und Hinata dazu und das Quartett galt auf geschäftlichen Veranstaltungen als ein sicheres Versprechen für Unruhe und Kinderlärm. (Und den ein oder anderen ruinierten Anzug.)

Obwohl Ino zwischenzeitlich (hauptsächlich in der Grund- und Mittelschule) ein Verhalten an den Tag gelegt hatte, bei dem Sasuke ab und an gedacht hatte, seine Kindheitsfreundin könnte mehr für ihn empfinden, hatte sich diese Befürchtung als unwahr erwiesen. Nicht, dass es nicht schmeichelhaft für den Uchiha gewesen wäre, denn Ino war ein sehr hübsches Mädchen.

Mit ihren langen, hellblonden Haaren, den himmelblauen Augen und ihrer wohlgeformten Figur zog sie Jungs in Scharen an. Doch zu Inos Persönlichkeit gehörte das starke und immerzu präsente Bedürfnis sich mitteilen zu müssen. Und das sprach Sasuke so gar nicht an. Als Freund konnte man den Großteil des Mädchen-Blablas ignorieren, aber als fester Freund sollte man die Sachen schon behalten, die einem erzählt wurden.

„Ja, gut, dann hab ich eben gedacht, da könnte was laufen.“ Sasuke sah, aus seinen Gedanken gerissen und dementsprechend verwirrt, die Blondine an, die ihn ihrerseits mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Der männliche Part des Duos war dezent aus dem Konzept gebracht. Er wusste doch schon, dass sie das gedacht hatte, also wieso wiederholte sie das für ihn?

Als auch nach einer Minute von Sasuke keine hörbare Antwort kam, holte Ino erklärend aus. „Na ja, du musst schon zugeben, dass das verdächtig ist!“, verteidigte sie ihre Mutmaßung, obwohl sie keiner deswegen zurecht wies, „Immerhin hattet ihr gar nichts mit einander zu tun. Und dann – BOOM – wie aus dem Nichts hockt ihr 24/7 aufeinander und schreibt euch kleine, rosafarbene Zettel im Unterricht.“ Als ob der harmlose Zettel ein toter Käfer wäre, schnippte Ino das Stückchen Papier von ihrem Pult, auf das es unbeabsichtigt gerutscht war.

Der Uchiha starrte Ino immer noch an und blinzelte einmal, bevor er – zugegebenermaßen nicht besonders taktvoll – fragte: „ Bist du eifersüchtig?“ Weil Ino nichts anderes von ihrem Freund kannte, nickte sie einfach nur. „Ja! Weil sie dich ständig beansprucht und du gar keine Zeit mehr für uns hast.“ Mit uns war die eingeschworene Clique aus Neji, Hinata und ihr selbst gemeint. „Und das nervt“, informierte sie ihn schnippisch, bevor sie ihr Heft heranzog und begann eine Formel aufzuschreiben. Man sah es ihr nicht an, aber Mathe war Inos stärkstes Fach.

Sasuke blieb ruhig. Ino war eifersüchtig, ja. Aber das war sie oft und schnell und das verging wieder. Vor allem weil die Blondine auch eigentlich ganz gut mit Sakura befreundet war. Also wieso sollte sie etwas dagegen haben, dass sich Sasuke ebenfalls (gut) mit ihr anfreundete?

Nachdem der dunkelhaarige Schüler eine Weile gewartet und selbst einige Formeln und Lösungsschritte aufgeschrieben hatte, stieß er Ino mit seinem Ellbogen an. Er hatte einen ungewöhnlich milden Gesichtsausdruck aufgelegt, der Ino weich machen sollte. Was sie wurde, denn Sasuke zeigte so etwas nicht oft. Er lächelte für seine Verhältnisse fast schon liebenswürdig, als er auf ihre erste Formel zeigte. „Erklär mir nochmal die Ausgangsformel“, bat er und ließ seiner Freundin so die Chance, ihm zu helfen. Ein wahres Privileg, denn wie es sich für einen Uchiha gehörte nahm Sasuke so gut wie nie und wenn, dann äußerst ungern Hilfe an.

Den Rest der Mathestunde und auch den restlichen Unterricht lang schnitt Ino das Thema „romantisches Interesse an rosahaarigen Mädchen“ nicht mehr an und mied sogar sämtliche andere Themen, über die sie sich normalerweise mit Sasuke stritt. (Wie zum Beispiel seine mangelnde Begeisterung, seine mangelnden Zukunftspläne, seine Wochenendpläne und so weiter.)

Selbst ihre Verabschiedung nach Unterrichtsende war ungewöhnlich freundlich und süß. „Wir sehen uns dann beim Grillen, Sasuke! Ich freu mich!“ Der Uchiha hatte die Befürchtung, sie plante nur ihre nächste Aktion, um mehr Informationen aus ihm herauszubekommen. Er sah ihr nachdenklich hinterher, als sie zu ihrem Naturwissenschaftsclub ging und ihr ihr blonder Pferdeschwanz hinterhertanzte.

„Sasuke! Seit wann starrst du Ino hinterher?“, blökte eine laute Stimme durch die Gegend und der Besitzer eben jener ließ seine Hand auf Sasukes Schulter niederfallen wie einen Backstein. Wütend schwenkte das Opfer seinen Blick rüber zu Naruto, welcher grinsend auf eine Antwort wartete, seine Hand immer noch auf der Schulter.

„Ich starre niemandem hinterher“, erklärte der Uchiha mürrisch und schüttelte die Hand des Uzumakis ab. Er griff sich seine Sporttasche, die er für ein Gespräch mit Ino auf den Boden gestellt hatte und begann Richtung Sporthalle zu gehen. Naruto schloss gleich zu seinem Freund auf. Die beiden waren nicht in einer Klasse, deswegen konnte der Blondschopf nichts von dem kleinen „Streit“ zwischen zwei seiner Freunde wissen.

Dieses Unwissen konnte Naruto natürlich nicht lange auf sich sitzen lassen, denn er spürte sofort, dass irgendetwas los war. „Was hast du denn?“, fragte er auch gleich ohne viel Federlesen und Sasuke hörte gleich an seinem Ton, dass sein Kumpel nicht locker lassen würde, bis er wusste, was Sache war. „Nichts“, murrte er als Antwort und setzte bei Narutos ungläubigem Blick gleich wieder an, „Außer, dass Ino meint, mir irgendein Verhältnis mit Sakura andichten zu müssen.“ Der blonde Teil des Duos war offensichtlich schockiert, dass das der Grund für schlechte Laune war. „Das lässt dich aussehen wie nach dem heftigsten Streit des Jahrhunderts?“

Der Größere verdrehte seine dunklen Augen und beschleunigte sein Gehtempo. „Es stört mich jedenfalls, dass sie sowas andeutet. Sie soll nichts erfinden, wo nichts ist und außerdem ist das meine Sache.“ Als Naruto gackerte, wusste der Uchiha, dass er die falsche Wortahl getroffen hatte. „Deine Sache? Also hast du mit Sakura-chan doch was am-“

Doch bevor Naruto die Beziehung seiner beiden Freunde weiter definieren konnte, schlug Sasuke dem Blondschopf seine Sporttasche gegen die Brust und verschwand in der Umkleide, ohne auf seinen Freund zu warten.
 

Eineinhalb Stunden später war der Basketballclub vorbei. Sasuke war wie immer nass geschwitzt und beeilte sich ungewöhnlich sehr mit dem Duschen, um Naruto zu entwischen, auf dessen dumme Kommentare er wenig Lust hatte. Man konnte immer schnell erkennen, wann Naruto ein Thema gefiel, denn dann ließ er nur schwerlich wieder davon ab. So hatte er in jeder Spielpause (und auch sonst, wenn sich die Gelegenheit bot) eine interessante Bemerkung einfließen lassen, wie sein ganz persönliches Romeo-und-Julia-Pärchen zueinander finden könnte.

Der Uchiha wollte sich nicht anhören, wie er sich Sakura am besten klar machen konnte, denn erstens wollte er das gar nicht und zweitens waren Narutos Ideen so sinnlos und bescheuert, dass Sasuke seinen Kopf am liebsten gegen die Wand gerammt hätte.

Tatsächlich schaffte es der dunkelhaarige Schüler seinem Freund zu entwischen und joggte zu den Tennisplätzen, wo Sakura bereits wartete. Und scheinbar wartete sie schon länger, denn die Spitze ihres Fußes wippte ungeduldig auf und ab. Die Mädchen des Tennis-Teams bekamen oft eher aus und ganz besonders, wenn es so heiß war wie jetzt. Gai-sensei, der Trainer des Basketballteams, hatte da wenig Gnade. Er nahm die Hitze sogar als „Inspiration“, um „das Feuer der Jugend“ in seinen Spielern zu wecken. Feuer war die treffende Beschreibung – nach dem Training fühlte man sich so, als würde man verbrennen.

Die Rosahaarige schenkte ihrem Freund zur Begrüßung gnädiger Weise ein Lächeln, bevor sie anklagend sagte: „Ich warte schon 20 Minuten.“ Der Uchiha wich ihrem Blick aus und zog lieber seine Wasserflasche aus der Tasche. „Ich kann nichts dafür, wenn Kurenai euch immer eher gehen lässt.“ Inos Worte spukten in seinem Kopf herum und verleiteten ihn zu dem schroffen Zusatz: „Dann geh das nächste Mal halt schon nach Hause.“

Falls diese Bemerkung Sakura in irgendeiner Art und Weise getroffen hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Stattdessen nahm sie ihm seine Wasserflasche weg und ging gar nicht auf seine Worte ein. „Was willst du denn zum Grillen mitbringen?“, fragte sie fröhlich zwischen zwei Schlucken seines Wassers und begann Richtung Supermarkt loszugehen. „Ich wäre für Würstchen! Und Kroketten. Und Schnitzel! Und nicht vergessen dürfen wir Cola, Melon Soda und Süßkram!“

Dem verwirrten jungen Mann blieb nichts anderes übrig, als es der Rosahaarigen gleichzutun und sich ebenfalls nichts anmerken zu lassen. Er schloss zügig auf und nahm ihr die Wasserflasche wieder ab, um selbst daraus zu trinken. Vor einigen Monaten hätte sie die Flasche noch behalten können und er hätte sie wortlos stehen lassen. Hm.

„Wir kaufen nicht alleine für 20 Leute ein“, erinnerte er sie und stoppte an einer roten Ampel. Die leere Wasserflasche steckte er ein. „Die anderen werden wohl auch was mitbringen.“ Sakura kaute auf ihrer Unterlippe – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie etwas auf dem Herzen hatte – und lehnte sich an die Ampel. „Ja“, sagte sie gedehnt, „Aber nicht das Wichtigste! Wir können ja gleich spontan gucken. Hör mal…“

Offenbar hatte die Haruno nun vor, das Thema anzuschneiden, dass ihr etwas Kopfzerbrechen bereitete, denn sie stieß sich von der Ampel weg, stemmte die Hände in die Hüften und sah ihrem Begleiter direkt ins Gesicht. Direkt und forsch, wie Sasuke es von ihr kannte, doch ihre Augenbrauen waren dezent in die Höhe gezogen, was ihre Sorge erkennbar machte.

Ein paar Momente Stille vergingen und die Ampel sprang auf grün, doch keiner von beiden bewegte sich. Sie sahen sich an – sie suchte offensichtlich nach Worten und er wartete, dass sie mal in die Gänge kam, denn er wollte nicht ewig an dieser Ampel stehen bleiben. Er überlegte schon ihr auf die Sprünge zu helfen, doch das, was dann aus ihrem Mund kam, hätte genauso gut drin bleiben können.

„Ich, äh, wollte eigentlich nur fragen, ob…“ Pause. „Ob da.. uh, zwischen dir und Ino…“ Pause. „Na ja. Ob.“

Wie vom Blitz getroffen starrte Sasuke sie an. „Zwischen mir und Ino“, wiederholte er und klang dabei sicher so intelligent wie eine Scheibe Toastbrot. Sakura nickte. Ihre Bewegung schien Sasuke aus seinem passiv-aggressiven Starren herauszuholen und er gewann seine Contenance zurück. Und dann kühlte er ab. Richtig frostig sah er Sakura an. „Wie kommst du darauf? Da geht gar nichts, Ino ist meine beste Freundin seit Kindertagen und Ende.“

Was war bloß los mit diesen Mädchen? Zuerst Ino, die ihm ein Verhältnis mit Sakura andichten wollte und dann Sakura, die andersherum wissen wollte, ob da „was war“. Allein schon diese Formulierung ging ihm auf die Nerven.

Die Rosahaarige war nicht dumm und merkte gleich, dass ihr Gegenüber in die eisigen Tiefen der Antarktis geglitten war. „Tut mir Leid“, ruderte sie zurück und hatte sogar den Anstand, verlegen den Blick zu senken, „Ich dachte nur, weil ihr im Matheunterricht so getuschelt habt und so nah beieinander saßt und dann wart ihr den ganzen Tag so nett zu einander und habt gar nicht gestritten und dann nach Unterrichtsschluss hast du ihr so nachgeguckt und da dachte ich-“

Es war das zweite Mal heute, dass Sasuke jemanden unterbrechen musste, aber im Gegensatz zu Naruto bekam Sakura keine Tasche gegen die Brust geknallt, sondern eine erhobene Hand vor ihrem Gesicht. „Ruhe jetzt. Ist okay“, meinte er grummelnd und begann, die Straße zu überqueren, „Sprich das Thema nicht mehr an, Ino ist mir damit schon genug auf die Nerven gegangen.“

Den letzten Satz hätte er sich auch sparen können, denn er sah die Neugier in ihren grünen Augen aufleuchten. Sie sagte zwar nichts, aber der dunkelhaarige Schüler hatte das Gefühl, sie würde auf das Thema zurückkommen. Und zwar bald.

„Na ja, auf jeden Fall hättest du für mich spionieren können. Ich glaube nämlich, die anderen haben irgendetwas geplant zu meinem Geburtstag am Wochenende.“ Sie hakte sich entschlossen bei ihm ein, ohne seinen immer noch frostigen Gesichtsausdruck zu beachten. „Und das passt mir gar nicht, weil du weißt ja, dass ich Überraschungen hasse.“ Pause. „Oder?“

Sasuke nickte und wünschte sich irgendwo anders hin. Natürlich wusste er, was für das Wochenende geplant war, aber das würde er ihr nicht auf die Nase binden. Er musste stehen bleiben, weil von rechts ein kleines Kind angerannt kam. Vorwurfsvoll trafen ihn grüne Augen.
 

„Sasuke, du Trottel, pass auf wo du hingehst!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
12.08. noch ungebetat! ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kleines-Engelschen
2013-08-12T19:59:01+00:00 12.08.2013 21:59
ein tolles kapitel. ich freue mich schon sehr auf das nächste!

greetz
Antwort von:  blockhead
12.08.2013 22:26
Hi! Freut mich, dass es dir wieder gefallen hat und du dich aufs nächste freust! :)
Danke für deinen Kommentar. c:

<3
Von:  Farbwolke
2013-08-12T16:43:55+00:00 12.08.2013 18:43
Hallo
Was für ein Kapitel. Ich finde es lustig wie jeder Sasuke was an dichten will. Ich habe mich deswegen köstlich amüsiert :)

Ich hoffe das nächste Kapitel kommt schnell

Grüße
Mashu
Antwort von:  blockhead
12.08.2013 18:45
Vielen Dank erstmal für deine zweiten Kommentar! ♥
Ja, der gute wird noch einiges ertragen müssen. Freut mich, dass du deinen Spaß hattest! :3 Ich versuche für das nächste Kapitel nicht allzu lange zu brauchen! :)

<3


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