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One time, one meeting

Eine OneShot-Sammlung zu Marco/Jean
von

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Sprachübungen

IV. Sprachübungen
 

“You don’t love someone for their looks, or their clothes, or for their fancy car, but because they sing a song only you can hear.”
 

— Oscar Wilde
 


 

1.
 

„Das ist nicht dein Ernst, Jean!“

„Warum, klingt doch gut? Separates Bad, zwei Zimmer, Einbauküche...“

„Hast du dir mal die Straße angesehen, in der die Wohnung liegt?!“

„Ja, und?“

„Ich werde nicht in dem Äquivalent einer italienischen Seitengasse leben, wo die Mafia regiert.“

„So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“

„Hast du nicht den kleinen, fiesen Kerl mit dem Mördergesicht gesehen? Der hat sicher schon die ein oder andere Leiche versenkt.“

„Achja, wo denn? Im Main?“

„Durch Erlangen läuft der Regnitz.“

„Jaja, von mir aus. Trotzdem...“

„Nein.“

„Aber-“

„Ich sagte nein. Jetzt gib die Anzeigen her, ich mache den Rest.“

„Spielverderber.“

„Einer von uns muss ja gesunden Menschenverstand aufbringen.“

„...“

„...“

„...“

„Jean, was tippst du da in dein Handy?“

„Ich habe hier noch eine geniale Wohnung.“

„Habe ich dir nicht gerade vor zwei Minuten verboten, weiterhin irgendwelche Gruselwohnungen rauszusuchen?“

„Du stellst dich an wie ein Mädchen.“

„Zumindest wie ein vernünftiges Mädchen.“

„Es irritiert mich immer wieder, wenn du deine weibische Seite nicht abstreitest.“

„Mädchen sind nun einmal die besseren Jungs.“

„Das ist...dämlich.“

„Findest du?“

„Ja...weswegen ich dir jetzt die geniale Wohnung vorstelle.“

„Jean...“

„Warm nur 480€, ohne Provision, Bad extra, Einbauküche, Zentralheizung, keine Haustiere, womit wir Eren ein für alle Mal auch gesetzlich ausschließen dürfen und sogar mit Innenhof, Baujahr 1856.“

„...“

„Was?“

„...“

„Hey, was tippst du jetzt in dein Handy? Was, warum Google Map? Marco?“

„...ist das dein Ernst?“

„Es ist eine klasse Wohnung.“

„Klar, wenn man den Inder daneben wegrechnet und den Türken und den Mexikaner...bitte wie viele Restaurants kann man in einer Straße unterbringen? Weißt du, was da Abends für Leute rumrennen?“

„Sind wir nicht etwas zu intolerant?“

„Ich habe dich als Freund, toleranter kann kein Mensch sein.“

„Jetzt wirst du pampig.“

„Oh Verzeihung, dass ich nicht jeden Morgen das Fenster öffnen möchte, nur um gleich eine Variation von unterschiedlichen nationalen Düfte einzuatmen.“

„Ist nicht eher der Gedanke wichtig, dass wir zusammen wohnen und alles andere nebensächlich?“

„...“

„...“

„...“

„Ich sehe schon, nicht in romantischer Rummachstimmung?“

„Absolut nicht. Und jetzt gib dein Handy her, bevor du uns noch direkt in die Arme von russischen Sklavenhändler treibst.“

„Es gibt russische Sklavenhändler in Erlangen?“

„Jean.“

„Ja?“

„Halt einfach deinen süßen Mund und sehe unglaublich sexy beim Bedienen des Navis aus, ja?“

„Ich fühle mich ein wenig diskriminiert.“

„Und ich ein wenig lebensmüde tatsächlich mit dir zusammen zu ziehen.“

„...“

„...“

„Aber wäre es nicht äußerst praktisch, wenn wir jeden Abend eine andere kulinarische Speise essen könnten?“

„Jean!“

„Schon gut. Ich sehe ab jetzt nur noch sexy aus.“

„Danke.“

„...“

„...“

„Aber-“
 

2.
 

„Marco, du weißt ich liebe dich.“

„Ja?“

„Sehr sogar.“

„Das freut mich?“

„Eigentlich liebe ich dich über alle erdenkliche Maße hinaus.“

„D-Danke?“

„Aber manchmal, manchmal...“

„Was? Um was geht es überhaupt?“

„Deine Bücher.“

„Meine Bücher?“

„Marco, ich muss dir eine traurige Mitteilung machen.“

„Okay. Warte, was? Ich habe den Faden verloren.“

„Eine sehr traurige Mitteilung, die auch meine grenzenlose Liebe nicht aufhalten konnte.“

„Hast du dir wieder Hachiko mit einer riesigen Portion Eis angesehen? Du weißt, dass du danach immer etwas emotional aufgelöst bist.“

„Was? Nein, nein habe ich nicht! Und ich bin niemals emotional aufgelöst.“

„Wirklich? Und warum kuscheln wir danach immer stundenlang, nur um am nächsten Tag uns kleine süße Hundewelpen im Tierhandel anzusehen?“

„Das ist, ich bin, darum geht es jetzt nicht! Es geht um deine verflixten Bücher!“

„Was haben meine Bücher mit Hachiko zu schaffen?“

„Was? Nichts, rein gar nichts hat gerade mit dem Hund zu tun.“

„Außer deine emotionale Aufgelöstheit.“

„Könnten wir bitte jetzt aufhören über meine Gefühle zu sprechen und zu deinen ollen Büchern zurückkehren?“

„Wenn du meinst. Wenn du aber kuscheln möchtest-“

„Ich will jetzt aber nicht kuscheln!“

„Wirklich nicht?“

„....nachher vielleicht...aber jetzt geht es um deine Bücher. Bücher. Deine. Marcos Bücher. Klar?“

„Glasklar. Also, was ist mit ihnen?“

„Sie türmen sich.“

„Und?“

„Und? Hast du nicht gehört, sie türmen. T-Ü-R-M-E-N. Es ist als würden Mininaturchinesen ihre Mauer um unser Bett errichten. Das ist beängstigend.“

„Findest du?“

„Ja. Ich habe Angst davor in meinem Schlaf von der gewaltigen Macht der Buchstaben erschlagen zu werden.“

„Nun, eventuell haben sich da einige angesammelt.“

„Einige? Ich kann die Dinger als riesige Tischtennisplatte benutzen.“

„Warum kommst du von allen Beispielen genau darauf?“

„Weiß nicht. Hätte Lust eine Runde zu spielen.“

„Es ist noch hell, wollen wir?“

„Hm...“

„Na komm, ich spendiere dir auch ein Eis.“

„Okay, bin dabei. Selbe Regeln wie immer?“

„Wenn du verlierst, kriege ich ein neues Buch und wenn ich verliere, schaue ich mit dir einen dieser grässlichen Horrorfilme.“

„Genau.“

„Jean?“

„Ja?“

„Du bist der Beste.“
 

3.
 

„Es schmeckt grauenhaft, nicht wahr?“

„Nein, es ist klasse. So klasse wie du Marco. So klasse deinem Freund Frühstück zu zubereiten und ans Bett zu bringen. So klasse, dass ich mich kaum zurückhalten kann, noch einen Bissen dieses Toasts zu nehmen. So klasse.“

„Wow, es muss echt furchtbar sein. Tut mir Leid.“

„Nein! Nein, es ist wirklich gut. Der Toast ist vielleicht etwas knackig und der Schinken ein wenig salzig. Aber ich bin mir sicher, dass das Rührei einzigartig schmecken wird.“

„Einzigartig, nun das wäre möglich.“

„...“

„Jean? Oh mein Gott, Jean! Was ist los?!“

„Eierschale...im...Hals...“

„Oh Gott, oh Gott. Das tut mir so Leid! Hier Jean, trink den Orangensaft! - Was? Schau mich nicht so an. Er ist gekauft, keine Sorge....besser?“

„Ich glaube, ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen.“

„So schlimm?“

„Eher peinlich. An Eierschalen gestorben. Das wären Schlagzeilen.“

„Ob ich deswegen ins Gefängnis kommen würde?“

„Vielleicht würden sie dir auch ein Preis für die originellste Tötungsmethode seit Jahrhunderten verleihen.“

„Warum sollten sie mir einen Preis verleihen?“

„Keine Ahnung. Heutzutage verleihen sie einem wegen jedem Mist einen Preis.“

„Nun, dann wohl eher für schlechtestes Frühstück des Jahrhunderts.“

„Ach, der Orangensaft war doch gut.“

„Der war gekauft.“

„Deswegen ja.“

„Dabei wollte ich dir nur etwas Gutes tun.“

„Der Gedanke zählt. Und jetzt komm her, damit ich mich revanchieren kann, denn ich habe jetzt Hunger auf den süßesten Freund des Jahrhunderts.“
 

4.
 

„Psst, Marco.“

„Hm?“

„Bist du noch wach?“

„Nein, hier spricht der Anrufbeantworter von Bodt. Bitte hinterlassen sie eine Nachricht nach dem Schnarchton und versuchen sie es um eine menschliche Zeit noch einmal. Dankeschön.“

„Der ist nicht witzig.“

„Finde ich schon.“

„Du lachst auch über Pantomimen.“

„Nicht jeder verabscheut sie so sehr wie du.“

„Ich trauen ihnen nicht.“

„Warum auch immer...“

„Es sind ihre künstlichen Bewegungen. Das ist einfach nur unnatürlich.“

„Wenn du meinst...“

„Egal, also, du bist wach, richtig?“

„Du würdest auch dann keine Ruhe geben, wenn ich jetzt sagen würde, dass meine spektrales Unterbewusstsein mit dir in einer Zwischendimension spricht, richtig?“

„War irgendwas von dem, was du gerade gesagt hast, wirklich sinnreich?“

„Weiß nicht, möglich.“

„Zumindest bist du wach.“

„Ja, ich bin leider wach. Also, was kann ich für dich tun?“

„Erzähl mir eine Geschichte.“

„Bitte?“

„Na, du weißt schon. Eine Geschichte erzählen über irgendwas. Irgendwelche mutigen Helden, spannende Kampfszenen und so ein Zeug halt.“

„....wieder Alpträume?“

„....ein paar.“

„Ah.“

„...“

„Es war einmal ein starker, blonder Held, der einen sommersprossigen Jungen aus seiner Nachbarschaft vor einer wild gewordenen Kuh rettete. Es war der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte.“

„Hmm, meine Lieblingsgeschichte.“

„Natürlich. Und jetzt komm her und ich flüstere sie dir ins Ohr, bis du sie noch einmal erlebst und niemals vergisst.“
 

5.
 

„Was zählst du da?“

„Deine Sommersprossen.“

„Schon wieder?“

„Manchmal kommen welche hinzu.“

„Und was fängst du dann mit dem Endergebnis an?“

„Ich punkte sie an die Wand.“

„Du kannst sie nicht an die Wand punkten. Wir sind nur Mieter hier.“

„Ist mir egal.“

„Was soll das überhaupt bringen?“

„Damit ich mich erinnere.“

„Woran erinnerst?“

„Wie viel Küsse ich dir zum Schluss geben muss.“

„Bitte was?“

„Für jede Sommersprosse ein Kuss, was ist daran nicht verständlich?“

„Ja, aber warum?“

„Öh, warum?“

„Ja, warum überhaupt mir Küsse geben?“

„Na dafür, dass du geblieben bist.“

„Du meinst, weil ich mit dir weiterhin zusammen wohne?“

„Genau.“

„...“

„Was? Lächle nicht so breit, dass sieht dämlich aus.“

„Was soll ich zählen?“

„Hm?“

„Nun, du zählst meine Sommersprossen. Was soll ich zählen für die Küsse, die ich dir am Ende schulde?“

„Ist doch albern, wenn du es auch machst.“

„Ich glaube, ich nehme es für jedes Mal, wenn du wieder schief unter der Dusche Disneylieder singst.“

„Als würdest du die nicht auch mitsingen.“

„Wie wäre es dann für jedes Mal, dass du rot wirst, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“

„Ach, halt doch die Klappe...“

„Ich liebe dich, Jean.“

„....dreiundzwanzig Sommersprossen, Marco.“



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