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Can You feel my Heart?

The Longing for Love, not for Sympathy...
von

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Rains of Castamere

Die Reiter erwischten sie eine Stunde vor dem Green Fork.

„Haltet die Köpfe gesenkt und Eure Mäuler geschlossen.“, befahl Sandor den Beiden und sie taten lieber gut daran, diesem Befehl zu folgen.

Es waren ein Ritter und zwei Knappen, die ihnen begegneten.

Leicht gerüstet und auf schnellen, zierlichen Pferden.

Er schwang die Peitsche, um die alten Schindmähren, die vor dem Wagen gespannt waren, anzutreiben.

Die Räder quietschten, als sie sich durch den Schlamm kämpften.

Es regnete immer noch und schien einfach nicht aufhören zu wollen.

Stranger und Cloud folgten ihnen hinten angebunden und der Hengst gebar sich wieder ziemlich ungestüm.

Schlug aus und riss wiehernd den Kopf hoch, womit er Alysannes kleine Stute ansteckte, die hektisch mit den Augen rollte.

Die Pferde waren weder gesattelt noch sonst wie gerüstet.

Clegane selbst trug dunkelgrüne Baumwolle, einen grauen Mantel und einen Hut, der seinen Kopf schier verschlang.

Solange er sein Haupt gesenkt hielt, konnte man nichts von seinem Gesicht erkennen, außer das Weiße seiner Augen.

Er wirkte wie irgendein Bauer.

Ein recht großer Bauer.

Alysanne war in ähnliche Kleidung gehüllt.

Ein brauner Rock mit weißer Bluse und ein schwarzer Mantel.

Sie war die Bäuerin.

Und Arya sah aus, als könnte sie ihr Sohn sein oder der Schweinehirte.

Auf ihrem Weg zu den Zwillingen hatten sie einen Bauer und seine Frau getroffen, die gerade auf dem Weg zu irgendeinem Markt gewesen waren.

Sie hatten ihnen, beim Anblick des Hunds, bereitwillig die Sachen gegeben.

Obwohl der Mann von selber Statur wie Clegane gewesen war.

Hinter ihnen im Wagen hatten sie zwei Fässer voll mit Pökelfleisch und eingelegten Schweinefüßen.

Das berittene Trio umkreiste sie abschätzend, bevor sie näher kamen.

Sandor hielt auf der Stelle den Wagen an und wartete einfach ab.

Alysanne bemerkte, dass der Ritter Speer und Schwert bei sich hatte, während die Knappen Langbogen und Pfeile trugen.

Du hast auf der Burg ein Anliegen?“, erkundigte sich der Ritter bei Sandor, der nur nach hinten in den Wagen zeigte.

„Pökelfleisch für die Hochzeitsfeier, wenn es Euch beliebt, Ser.“, murmelte er höflich den Kopf immer noch gen Boden gerichtet.

Der Ritter zog die Nase hoch und spuckte.

„Pökelfleisch beliebte mir noch nie.“, murrte er und schenkte dem Bauern damit nur die nötigste Aufmerksamkeit.

Er richtete seinen ernsten Blick auf Arya und Alysanne, die nicht wussten, was sie davon halten sollten.

„Du hast eine schöne Frau, Bauer. Was willst du für sie haben?“, erkundigte er sich und versuchte nach der jungen Frau zu greifen, die sich wehrte und gegen den Hund drückte.

„Meine Frau ist krank, Ser. Sie hat eiternden Ausschlag auf ihren Schenkeln.“, log Clegane, was den Ritter angewidert abwenden ließ.

Er schenkte dann doch lieber den Pferden seine Beachtung.

Der stattliche schwarze Hengst und die zierliche blaugraue Stute waren von edler Abstammung, das war unverkennbar.

Besonders Strangers feuriges Temperament weckte sein Interesse.

„Wie kommst du an dieses Biest?“, fragte er neugierig, nachdem einer seiner Knappen beinahe von seinem Pferd abgeworfen worden wäre, welches von Sandors Ross gebissen wurde.

„Meine Herrin hat es mir mitgegeben. Er ist ein Geschenk für den jungen Lord Tully. Die Stute für die Lady Roslin Frey.“, erklärte er den Reitern.

„Und wer ist deine Herrin?“, harkte man nach und er brauchte nicht lange zu überlegen.

„Die alte Lady Whent, Ser.“, schoss es aus ihm heraus und der Mann lachte.

Es schien ihn zu amüsieren.

„Denkt sie etwa, sie könnte Harrenhal mit Pferden zurückkaufen?“, brachte er hervor.

Er ließ sie schließlich passieren.

„Mach, dass du voran kommst.“, schimpfte er mit dem vermeintlichen Bauern, der sich an die Hutkrempe tippte.

„Aye, my Lord.“, verabschiedete er sich, doch es dauerte seine Zeit, bis die Mähren den schweren Wagen aus dem Schlamm gekämpft hatten, in welchem die Räder abgesagt waren.

Alysanne blickte noch einmal auf die fortgaloppierenden Männer und hörte dann, wie Sandor verächtlich die Nase hochzog und spuckte.

„Ser Donnel Haigh... Den hab ich schon öfter vom Pferd gehoben, als ich zählen kann. Und aus seiner Rüstung. Einmal hab ich ihn fast getötet bei einer Melée.“, erzählte er ihnen.

Arya sah ihn skeptisch an.

„Wie kommt es, dass er Euch nicht erkannt hat?“, harkte sie argwöhnisch nach.

So ein Gesicht vergaß man doch nicht einfach, wenn man es schon mal mit dem Tod in zusammenhangt gebracht hatte.

„Weil Ritter Idioten sind. Sie würden keinen zweiten Blick an jemanden wie mir vergeuden. Nicht in diesem Aufzug. Halte den Kopf gesenkt, den Ton respektvoll und sagt oft Ser. Dann vergessen sie dich schnell. Sie schenken Pferden mehr Achtung. Er hätte Stranger kennen können, wenn er mich auf ihn hätte reiten sehen.“, sprach er.

Alysanne dachte über das nach.

Es stimmte nicht ganz, was er über Ritter sagte.

Gut, Bettler und Bauern interessierten sie überhaupt nicht.

Aber ein Gesicht mit derartigen Narben würde niemand vergessen.
 

Was sie hörten war Musik.

Noch bevor sie die Burg sehen konnten, dröhnten ihnen Pauken, Hörner und Flöten entgegen, begleitet vom Tosen es Flusses und dem Prasseln des Regens, der auf sie niederfiel.

Sandor räusperte sich auf dem Kutschbock.

„Hört sich so an, als hätten wir die Hochzeit verpasst. So ein Jammer aber auch... Wenigstens sind wir bald diese kleine Ratte los.“, murrte er und meinte mit der Ratte natürlich Arya, die ihren Mund nicht halten konnte.

„Ich werde Euch los sein!“, zischte sie ihm zu, wobei sie nur den Hund damit meinte, was dieser verstand.

Er holte aus und schlug ihr auf den Hinterkopf, sodass sie beinahe vornüber gefallen wäre.

Alysanne griff nach ihrem Kragen und brachte sie zurück auf die Sitzbank, um sie in ihre schützenden Arme zu nehmen.

Ihr empörter Blick traf Clegane, der sich allerdings nicht sehr davon beeindrucken ließ.

Endlich entdeckten sie die Burg.

Die Twins.

Dazu Hunderte Pferde und Tausende Männer.

Die meisten von ihnen sammelten sich um die drei Hauptzelte und es ertönten Stimmen.

Von weiter unten am Fluss konnte man Gesang vernehmen, der aber eher Gegröle war.

Alysanne musste darüber lachen.

„Sie scheinen nicht sehr gut zu sein.“, brachte sie hervor und ihr Sitznachbar beugte sich zu ihrem Ohr vor.

„Du kannst ihnen ja mal zeigen, wie man richtig singt, meine kleine Nachtigall.“, raunte er ihr zu und sie vernahm schon an der Tonlage seiner Stimme, dass er erregt war.

Verführerisch lächelnd wandte sie sich ihm zu.

„Ich zeige es lieber Euch, Sandor. Euch allein...“, flüsterte sie und ihre Lippen legten sich auf seine.

Sofort ließ er die Zügel der Mähren los und packte sie, um ihren Kuss zu erwidern.

Warum tat sie das nun wieder?

Sie wollten doch zuerst das Starkmädchen loswerden.

Stattdessen legte sie nun eine seiner Hände auf ihre weichen Brüste, die nachgaben, als er seine Finger in die Haut drückte.

„Oh, bin ich froh, wenn wir dieses Gör los sind und ich dich wieder nehmen kann, wann und wo ich will.“, knurrte er heiser und sie kicherte an seinen Hals.

Tat er das nicht trotz Aryas Anwesenheit, wenn es ihm beliebte?

Ihre Hand glitt in seinen Schritt und ließ ihn mit seinem Körper etwas vorpreschen.

Arya, die für beide wie unsichtbar schien, verdrehte bloß die Augen und wandte den Blick ab.

Der Regen verwandelte sich währenddessen in ein sanftes Nieseln und sie beobachteten, wie viele betrunkene Männer und auch halbnackte Huren ihnen entgegen kamen.

Für Alysanne war das eine Erinnerung an ihre Zeit bei Chataya.

Sie war auch immer in die prunkvollen Zelte der feinen Lords und ehrenhaften Sers geholt wurden und hatte mit ihnen Sachen gemacht, die bei Weitem nicht fein und ehrenhaft gewesen waren.

Doch sie hatte jedes Mal mehr verdient, als in manchen Monaten.

Die Räder der Kutsche quietschten unermüdlich weiter durch den schlammigen Boden und sie sahen Männer, die sich auf den Bänken aneinander reihten, so dass man dachte, sie würden sich gegenseitig ersticken, mit Krügen voll Ale in den Händen.

Ihre Toasts gingen auf Lord Edmure, seine junge Lady Roslin und King Robb und Queen Jeyne.

Der Geruch von gebratenem Fleisch lag in der Luft und ließ nicht nur Arya das Wasser im Munde zusammenlaufen.

„Sollten wir nicht anhalten?“, fragte das Mädchen und sog beim vorbeifahren den Duft eines Spanferkels ein.

„Das sind die Männer meines Bruders.“, fügte sie noch hinzu.

Sie erkannte sie an ihren Trinksprüchen und ihrem Auftreten.

Nordmänner waren nicht wie Südländer.

„Dein Bruder ist in der Burg. Deine Mutter auch. Willst du zu ihnen oder nicht?“, brummte Sandor, der auf keinen Fall in eines dieser Zelte gegangen wäre, egal um was für Bannermänner es sich gehandelt hätte.

Jeder von denen wusste genau, wer er war.

Enttäuscht zog die junge Prinzessin den Kopf ein.

„Ja...“, japste sie und er schmunzelte zufrieden.

„Schön.“, beendete Clegane das Gespräch und schlug mit der Peitsche zu, dass die Mähren ihr Tempo anzogen.
 

Als sie auf die Tore der Burg zusteuerten, waren diese nicht verschlossen, so wie ihnen die Reiter gesagt hatten.

Im Gegenteil.

Sie ließen die Brücke gerade herunter.

Arya wirkte mit einem Mal aufgeregt.

„Die Zugbrücke wird runtergelassen. Sie lassen uns doch hinein!“, brabbelte sie drauf los und kaute auf ihrer Lippe herum, da sie sich nicht traute voreilig darüber zu lächeln.

„Das ist gut. Dann bist du bald bei deiner Familie.“, freute sich auch Alysanne und stricht ihr aufmunternd durchs kurze Haar.

Doch scheinbar hatten sie sich viel zu früh gefreut.

Unter ihnen begann der Wagen zu wackeln, als würde er jeden Moment auf die Seite kippen.

„Bei den sieben verfluchten Höllen!“, fluchte Sandor lautstark und nun konnten sie erkennen, dass die Kutsche nach und nach im Schlamm versank.

Der Regen hatte den Untergrund so aufgeschwemmt, dass er dem Gewicht des beladenen Wagens nicht mehr standhielt.

„Runter mit Euch!“, reagierte der Hund und gab Arya einen Schubs, sodass sie unfreiwillig vom Kutschbock befördert wurde.

Sie landete geschmeidig, verpasste sich selbst allerdings eine Matschmaske, als sie versuchte sich abzurollen.

Der Hund sprang ebenfalls ab und griff nach Alysanne, um ihr hinab zu helfen.

„Warum hast du das getan?“, schimpfte Arya empört.

Das war ja klar gewesen.

Seine Freundin wurde nicht rausgeschubst!

Clegane ignorierte ihr Genörgel und holte stattdessen seinen Gürtel, samt Schwert, unter dem Kutschbock hervor, um sich diesen anzulegen.

Und dann kamen sie.

Soldaten strömten aus der Burg, mit Feuer und Stahl bewaffnet.

Die Hufe ihrer Pferde wie Donnergrollen über der Erde.

Tier und Reiter gerüstet und jeder Zehnte hielt eine Fackel in den Händen, der Rest Äxte, kurz und lang, und Speere, deren Klingen Rüstungen mit Leichtigkeit zerschmettern konnten.

Von irgendwoher erklang das langgezogene Heulen eines Wolfes und Stranger und Cloud, immer noch hinten am Wagen angebunden, wurden unruhig.

Auch Alysanne lief es eiskalt den Rücken hinunter.

Es war ein schmerzerfülltes, todbringendes Aufheulen gewesen, dass einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Schnell rannte sie zu dem beiden Rösser, um sie zu beschwichtigen, obwohl sie sich lieber irgendwo verkrochen hätte.

Immer mehr Kämpfer verließen die Burg und es wollte wohl kein Ende nehmen.

Auch hinter ihnen wurde es immer lauter und als sie sich umdrehte, um nachzusehen, standen nur noch zwei der, vorher drei, Zelte.

Das in der Mitte war zusammengebrochen.

Zuerst begriff sie nicht, was eigentlich passiert war.

Eben hatten noch alle friedlich gefeiert.

Doch es vergingen Sekunden, da fielen die beiden anderen Zelte wie Kartenhäuser zusammen und das Erste brannte lichterloh.

Man erkannte, dass die Stoffe der Pavillons mit Öl getränkt worden waren und brennende Pfeile hagelten auf diese herab und steckten auch die beiden Anderen in Brand.

Die Schreie der, in den Trümmern gefangenen, Männer hallten zu ihr hinüber.

Ein Kampf war entfacht!

Sie hatte jedoch keine Zeit mehr weiter darüber nachzudenken.

Es waren überall Schreie, Rufe und sogar einzelne Worte, die an ihre Ohren drangen.

Dazu das Getöse der Musik und des Flusses, der über seine Ufer trat und Zerstörung mit sich brachte.

Das schwarze Wasser wirkte, als ob es alles verschlingen wollte und es stieg so hoch, dass es den Pferden bis zu den Bäuchen reichte, doch die Reiter kannten kein Erbarmen und trieben die Tiere durch die Fluten, angespornt von der Musik.

Alysanne erkannte das Lied.

Sie hatte es häufig in King’s Landing gehört.

Rains of Castamere.

Es war Tywin Lannisters Lied, um zu ehren, dass er Castamere eingenommen hatte.

Was sollte das bedeuten?

Sie wurde jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als einige der Reiter die Kutsche entdeckten und aus sie zusteuerten.

Sandor war sofort neben ihr und schlug das Seil, dass die Pferde am Wagen hielt los, um sich auf Strangers Rücken zu schwingen.

„Bring dich und das Mädchen in Sicherheit.“, befahl er ihr im herrischen Ton, wobei er gegen die Geräuschkulisse ankämpfen musste.

Sein Hengst wusste sofort, was von ihm verlangt wurde.

Er spitzte aufmerksam die Ohren und preschte vorwärts.

„Sandor!“, rief sie ihm verzweifelt nach, doch er konnte sie nicht mehr hören.

Mochten die Götter dafür sorgen, dass ihm nichts passierte, sonst würden sie es mit ihr zu tun bekommen.

Danach versuchte sie Arya zu sich zu holen.

Das Mädchen hingegen reagierte nicht mal auf ihre Rufe.

Sie war wie versteinert.

Um sie herum hallten Schreie und das Gewieher der Hengste über das Feld und Clegane stürzte sich auf seine Gegner.

Es sah so aus, als ob er direkt von dem Ersten getroffen werden würde und Alysannes Herz schien zu stoppen.

Aber im letzten Moment schaffte er es noch, gerade rechtzeitig, der zerstörerischen Axt auszuweichen.

Schnell war ein zweiter Reiter zur Stelle und noch einer und sie umkreisten den Hund, wie eine Meute hungriger Schakale.

Stranger drehte sich allerdings wendig hin und her, sodass sein Herr nur noch ausholen musste und den erste Mann mit voller Wucht traf, was dessen Rüstung zerschmetterte und ihn tödlich verwundete.

Der dritte Angreifer kam plötzlich aber auf die Kutsche zu.

Arya, die ihm am nächsten war, griff nach einem großen Stein und erst wirkte es, als ob sie ihn jeden Augenblick auf den Mann werfen würde.

Es passierte nichts.

Konnte sie es nicht, weil sie solche Angst hatte?

Das Mädchen rannte stattdessen zu Alysanne hinter die Kutsche und gemeinsam stiegen sie auf die unruhige graue Stute.

Der Soldat war ein Mann der Freys, wie man an seinem Wappen erkennen konnte.

Alysanne starrte ihm perplex entgegen.

Das verstand sie absolut nicht.

Edmure Tully hatte doch eine Frey geheiratet.

Die Freys waren demnach Robb Starks Bannermänner.

Steckte da etwa eine Verschwörung der Lannisters dahinter?

Das würde Rains of Castamere und alles andere erklären.

Unentwegt ritt der Mann auf die Beiden zu und schwang sein Schwert drohend.

„Kommt nicht näher!“, warnte Alysanne ihn und zog drohend ihren Dolch.

Sie würde ganz bestimmt nicht kampflos sterben, wenn das nun ihr bitteres Ende werden sollte.

In diesem Moment warf Arya den Stein, den sie immer noch in Händen hielt und traf ihn an der Schläfe.

Unglücklich, denn er schien ihn nicht weiter zu interessieren.

Alysanne riss die Grauschimmelstute herum und galoppierte um den Wagen, dann wandte sie das Tier wieder, um im Angesicht mit dem Mann zu sein, der sich Zeit ließ ihnen zu folgen.

Sie trieb das Tier zügig zum rückwärtsgehen an, wobei das Ross beinahe gestolpert wäre.

Die junge Frau ließ den Fremden dabei aber nicht eine Sekunde aus den Augen.

Dann ritt sie erneut um die Kutsche.

Er folgte ihnen, wie ein Scherge des Todes höchstpersönlich.

Es war nicht mal möglich seine Augen durch den Schlitz in seinem Helm zu erkennen.

Sie spielten ihr Spiel ein drittes Mal und langsam verlor er die Geduld.

„Du kannst nicht die ganze Zeit vor mir wegrennen, Weib! Komm her!“, brüllte er sauer und kam ihr diesmal so nah, dass er ihren Arm zu fassen bekam und sie beinahe von dem Rücken des Pferdes geholt hätte.

Instinktiv schlug sie zu und schnitt ihm dabei ins Fleisch seines Unterarms, was ihn kurz schmerzhaft zurückschrecken ließ, ihn dann aber noch wütender machte.

Erneut packte er zu und griff in ihre vollen Locken.

„Du Schlampe! Du wirst meine Belohnung für...“, wollte er ihr versprechen, wurde aber rasch unterbrochen.

Eine Wurfaxt kam herangeflogen und landete in seinem Hinterkopf, wobei sie durch seinen Helm stieß und ihn mit dem Gesicht voran aus dem Sattel fallen ließ.

Alysanne und Arya atmeten erleichtert auf und blickten in die Richtung, aus der die Waffe gekommen war.

Sandor kam auf sie zugeeilt, immer noch auf Strangers Rücken.

Sie wollte ihn erst fragen, woher er eine Axt hatte, bemerkte dann jedoch, dass einer der anderen Freymänner unter seinem sterbenden Pferd gefangen war und in einem Schlammloch langsam ertrank, während der Zweite regungslos auf dem Rücken lag und ein abgebrochenes Schwert aus seinem Kinn ragte.

Das war ihr Erklärung genug.

Das Nächste, was sie hatte tun wollen, war ihm um den Hals zu fallen, wovon sein ernstes Gesicht sie abhielt.

„Was ist hier los, Sandor?“, fragte sie anstelle

Er schenkte ihr nicht mal einen kurzen Blick, sondern wandte sich an Arya.

„Mein Helm.“, verlangte er und das Mädchen sprang gehorsam von der Stute, um auf den Karren zu klettern und nach dem Helm zu suchen, der unter einem Sack Äpfel versteckt war.

Sie warf ihn ihm zu und er fing ihn mit nur einer Hand auf.

Er fackelte nicht lange und stülpte sich den Stahlhelm über.

Und wo vorher der Mann gesessen hatte, saß nun nur noch ein Hund, der in die Flammen des Schlachtfeldes knurrte.

„Mein Bruder...“, wollte Arya wissen, kam aber nicht weit, denn er unterbrach sie forsch.

„Tot. Meinst du, sie töten seine Männer und lassen ihn am Leben?“, machte er sie nachdenklich und wandte sich dem Zeltplatz zu.

„Schau hin, verdammt, schau!“, forderte er sie auf und das taten beide Frauen.

Der Festplatz war nur mehr ein Kampfplatz.

Nein, er glich eher einem Schlachthaus.

Die Flammen leckten am, von Regenwolken, verhangenen Himmel und züngelten höher und höher.

Von überallher konnte man das Singen der Schwerter hören.

Zwei Reiter ritten einen Mann nieder, der versuchte zu fliehen, und im nächsten Atemzug flog ein Fass in ein Zelt.

Es explodierte und ließ die Flammen noch höher schlagen.

Die Freys hatten ein Katapult.

Von der Burg aus, warfen sie anscheinend mit Pech, Öl oder sonst was, das den Brand beschleunigte.

Sandor lehnte sich zu Arya nach unten und reichte ihr die Hand.

„Komm schon, Kleine. Wir müssen hier weg und zwar sofort.“, verlangte er von ihr, dass sie seine Hand annahm und sich hinter ihm auf Stranger schwang.

Das große schwarze Pferd warf unter ihm ungeduldig den Kopf nach hinten und hatte gleichzeitig die Nüstern stark geweitet.

Blutgeruch lag in der Luft und machte ihn nervös.

Rains of Castamere war nun nicht mehr zu hören, sondern nun mehr eine einzelne Trommel, die unaufhörlich pochte und klang wie ein monströses Herz.

Der schwarze Himmel schien zu weinen, während der Fluss grummelte und die Männer fluchten und starben.

Aryas Gesicht war von Schlamm bedeckt und Alysanne spürte, dass ihres ganz nass war.

Doch es war nicht einzig der Regen, der dafür verantwortlich war.

„Wir sind hier. Mein Bruder ist immer noch in der Burg und meine Mutter auch. Wir müssen zu ihnen. Die Tore sind immer noch offen.“, meinte das Mädchen trotzig und deutete in die Richtung der Zugbrücke.

Sie sah dabei in das traurige Gesicht der jungen Frau und das genervte des Hundes.

Sie glaubten nicht daran, dass noch irgendjemand von ihren Verwandten lebte.

„Wir müssen meine Mutter holen.“, begann sie verzweifelt und ihre Stimme brach in einem Schluchzen ab.

Es war der Hund, der ihr antwortete.

„Kleine, dumme Schlampe!“, tönte er.

Feuer spiegelte sich an der Schnauze seines Helms und ließ die Zähne des Hundekopfes scheinen.

„Wenn du da reingehst, kommst du nicht mehr heraus. Vielleicht lässt Frey dich die Leiche deiner Mutter küssen.“, warnte er sie, aber er konnte sie nicht von ihrem Plan abbringen.

„Vielleicht können wir sie retten...“, versuchte sie es erneut, merkte jedoch schnell an den Gesichtern ihrer bisherigen Gefährten, dass es dazu zu spät war.

„Vielleicht kannst du das. Aber ich bin noch nicht fertig mit dem Leben...“, verriet der Hüne ihr und trieb Stranger näher an sie heran, was ihr Furcht einflößte und sie weiter auf die Kutsche klettern ließ.

„Bleiben oder gehen, kleine Wölfin. Leben oder sterben. Deine...“, wollte er ihr noch klar machen, doch da wendete sie sich blitzschnell von ihm ab und sprang von dem Wagen herunter und begann zu rennen.

Sie rannte geradewegs auf das Tor zu.

Die Zugbrücke wurde langsam hochgezogen und hob sich ächzend.

Arya versuchte sich zu beeilen, um noch hereinzukommen, schaffte es jedoch nicht, da der Schlamm an ihren Füßen zerrte.

Jeden Moment könnte ein Freymann über sie hinwegreiten und sie töten.

„Sandor, Ihr müsst etwas unternehmen! Wir können sie nicht in ihr Verderben laufen lassen.“, bat Alysanne den großen Mann, der sich ihr seufzend zuwandte.

Dieses Weib machte ihn noch zu einem Weichei!

Ernst blickten seine dunklen Augen in ihre und erneut seufzte er.

Ihr Blick zeriss sein Herz förmlich.

Dabei hatte er immer gedacht, er hätte überhaupt keines.

Sein ernster Gesichtsausdruck wurde nachgiebig und er trieb Stranger voran, um hinter dem Starkmädchen hinterher zu galoppieren.
 

Sie drehte sich um, als sie das Geplatsche hinter sich hörte und sah Stranger und Clegane, der sie verfolgte.

In den Händen hatte er immer noch die lange Axt, deren Klinge noch nass war vom Blut und den Eingeweiden seiner Gegner.

Er wollte sie töten!

Mit letzten Kräften versuchte sie schneller zu rennen.

Diesmal rannte sie nicht für ihren Bruder oder ihre Mutter, sondern für sich selbst.

Es ging um ihr eigenes Leben.

Arya glaubte schneller zu rennen, als sie es je zuvor getan hatte.

So musste auch Mycah vor ihm geflohen sein, als er ihn gejagt hatte.

Sie würde er nicht kriegen.

Er durfte sie einfach nicht kriegen.

Doch mit einem Mal, traf seine Axt sie am Hinterkopf.
 

Sie flohen.

Alysanne trieb ihre graue Stute hinter den schwarzen Hengst her.

Clegane hatte Arya vor sich über Stranger geworfen und sie prügelten ihre Pferde regelrecht durch riesige Schlammlöcher und vorbei an brennenden Lagern und schreienden Menschen.

Beinahe hatten sie das Ende des Schlachtfelds erreicht, da sprang vor ihr jemand aus dem Dickicht und Cloud stieg verschreckt wiehernd in die Höhe, um den Angreifer zu treten, der geschickt den gefährlichen mit Eisen beschlagenen Hufen auswich.

Alysanne hatte Mühe sich auf den Rücken des aufgebrachten Tieres zu halten.

Sie erblickte den Mann, der sich ihr in den Weg gestellt hatte.

Ein junger Ritter mit dem Banner der Karstarks auf seiner Brust.

Sein Gesicht war von Schlamm und Blut bedeckt, doch irgendwie kam es ihr bekannt vor.

Sogar sehr vertraut.

Ihre hellblauen Augen ließen nicht von ihm ab und auch er schien sie zu mustern.

Cloud hatte sich unter ihr mittlerweile soweit beruhigt, dass sie nur noch nervös tänzelte und den Kopf hochwarf.

Nun gab es für Alysanne keine Zweifel mehr.

„Dale?“, fragte sie laut und der Mann zuckte erkannt zurück und senkte das Schwert, dass er eben noch auf sie gerichtet hatte.

Seine blauen Augen, die ihren so ähnlich waren, starrten verwirrt auf die schöne, junge Frau, die vor ihm auf ihrer kleinen Stute saß und auf ihn herabblickte.

Woher kannte sie seinen Namen?

Waren sie sich schon einmal begegnet?

Er hätte sich an ihr Gesicht erinnert, wenn er sie schon einmal unter Robb Starks Gefolge gesehen hätte.

„Wer...?“, wollte er sie fragen, doch da bemerkte sie, dass sie sich sputen musste, um Sandor und Arya nicht zu verlieren.

Mit einem kräftigen Stoß in die Flanken der Stute schoss sie vorwärts und hätte den Mann dabei beinahe umgerannt.

„Warte!“, rief er ihr noch nach, doch alles, was er noch von ihr sehen konnte, waren ihre wehenden schwarzen Locken und der erhobene Schweif des Pferdes.

Jetzt wusste er es.

Sie hatte ihn an seine Mutter erinnert.



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