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Save my Summer

Von kleinen und großen Pannen des Sommers
von

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"Che"

Ich war bis her nie der Typ gewesen, der sich leicht aufregte. Zwar war ich leicht reizbar, aber ich wusste mich zurückzuhalten. Wie gesagt, bisher, denn dann kam die Sache mit Amerika. Und Lavi.
 

Ich starre den Rotschopf an. Er starrt zurück.

'Ruhig, Kanda Yuu, gaaaanz ruhig.', versuche ich mich zu beruhigen. Vergebens. Ich bin verdammt sauer. Und was macht dieser dumme Hase?

Er grinst. Der Kerl grinst doch tatsächlich.

„Was grinst du so doof?“, motze ich ihn an. Meine Laune ist auf dem absoluten Tiefpunkt. „Ich- ähh...“

Mir reicht es, meine Geduld ist zu Ende und meine Reizbarkeit hat ihr Limit erreicht. Ich packe Lavi am Kragen und ziehe ihn mit einem Ruck zu mir.

„Wie bitte kommst du auf den Scheiß, dass ich ein Weib bin und das du mich flachlegen kannst???“ Bei letzterem Gedanken wird mir bei der Vorstellung etwas flau bis übel. Nicht, dass ich etwas gegen Homosexuelle hätte, aber ich kann mir besseres vorstellen. Vor allem, wenn ich im Bezug damit stehe.

Lavi wahrscheinlich auch, denn ein grünes Auge blickt mich etwas verwirrt an. „Das ist ein Missverständnis .“, versucht er nervös klar zustellen.

Scheinbar hat meine Autorität durch dieses 'Missverständnis' nicht an Eindruck eingebust. Ich bin ehrlich gesagt sehr froh drüber. Mehr als zwei Tiefschläge an einem Tag hätte meine Psyche plus dazugehöriges Ego nicht mitgemacht.

Ich werfe dem dummen Hasen noch einen bösartigen Blick zu, der wahrscheinlich töten könnte, lasse ihn los und gebe ein genervtes „Che!“ von mir. Dann drehe ich mich um und stapfe mit dem letzten Rest Würde, die mir geblieben ist, zu einer Ecke, die den Eindruck erweckt, weniger nervtötend und mit dummen Menschen gefüllt zu sein, als andere Teile des Schulhofes.

 

Ich hasse mein Leben.

Zum wievielten Mal ich diesen heute Satz denke? Ich habe nach dem fünften Mal mit dem Zählen aufgehört. Stattdessen habe ich mich darauf fokusiert, möglichst unsympathisch zu sein und Menschen, die auch nur den Eindruck machen, Gefallen an mir zu finden, einen Todesblick zu zuwerfen.

Mittlerweile habe ich den Großteil des Schultages hinter mir und ich beginne die Minuten zu zählen, ehe ich aus dieser Hölle voller positiver und neugieriger Menschen entfliehen kann.

Als die letzten beiden Stunden beginnen, habe ich für einen kurzen Moment sogar eine recht annehmbare Laune, da mir bewusst wird, dass der Horror, zu mindestens für heute, bald ein Ende hat.

Die ändert sich aber schlagartig, als ich feststelle, dass die letzten beiden Stunden Musik sind.

Nicht, dass ich was gegen Musik hätte, ich höre sogar recht gerne Musik, um mich von der Außenwelt abzukapseln, allerdings habe ich reichlich wenig Lust, mir schräg singende Schüler und irgendwelche ekelhaft euphorische Lehrer anzutun.

Wer hätte das schon?

Innerlich seufzend mache ich mich auf den Weg zum Musikraum, den ich erstaunlicher Weise sogar recht schnell finde.

Als ich in den Raum komme, setze ich mich auf einen der hinteren Plätze fallen, welcher auch noch recht weit vom rothaarigen Monster weg ist, welches mit seinem lauten Organ wieder arme Schüler belästigt und dummes Lachen von sich gibt.

Ich wende mich von Lavi ab und schließe die Augen. Ein eher hilfloser Versuch mich von der Hölle, die sich um mich herum abspielt, abzuwenden.

„Guten Morgen!“, macht eine unangenehm hohe, weibliche Stimme meinen Versuch zunichte.

'Guten Morgen? Wir haben verdammt noch mal halb zwei, bei welcher Person ist das bitte noch Mittag?', regt sich meine innere Stimme auf.

Verdammt, ich bin so mit meinen Nerven am Ende, dass meine innere Stimme wieder einmischt. Ich muss so schnell wie möglich wieder nachhause, mich in meinem Zimmer verkriechen und für den Rest des Tages dort auch bleiben.

Die Frau mit der Mause-Stimme, welche sich als meine Musiklehrerin herausstellt, halt aber scheinbar beschlossen, mich in der Zeit, in welcher ich noch an die Schule gefesselt bin, noch so gut wie möglich zu quälen.

Ekelhaft süß lächelnd sieht sie mich an. „Und du bist?“

„Kanda.“, knurre ich genervt und versuche möglichst grimmig und abweisend drein zu schauen.

„Ah, Yuu, der Japaner.“

Meine Augenbrauen zucken bedrohlich. „Ich bevorzuge Kanda, wenn es recht ist.“, sage ich gezwungen höflich.

Immer noch lächelnd nickt sie und wendet sich zurück an den Rest der Klasse, während ich geistig zu meinem ruhigen, menschenleeren Zimmer abschweife.

Ich weiß nicht, wie lange ich so träumend da sitze doch irgendwann-

„Kanda?“

Oh Gott, nicht wieder diese hohe Stimme, wo ich sie doch gerade ausgeblendet habe.

„Hm?“, knurre ich, langsam wieder in der Realität ankommend.

„Ich hoffe, du denkst so intensiv über den Lied-Text nach.“

Lied-Text? Ach unser Thema. Die Deutung von Lied-Texten.

Ich überfliege den Text schnell. Bah, ist der kitschig.

'And I need you now tonight,

And I need you more than ever.'

Wer verfasst denn bitte so einen Bullshit oder besser noch, wer hört diesen Mist?

„Bist du zu einem Schluss gekommen Kanda?“ Sag mal, hat die nicht noch andere Schüler, die sie nerven kann?

Ich zucke mit den Schultern. „Es ist ein Liebeslied.“, stelle ich trocken fest. Ein sehr mieses noch dazu.

„Und?“ Die Frau gibt nie auf, oder?

„Es geht wahrscheinlich um unerwiderte Liebe und dem Wunsch dazu geliebt zu werden.“ Heilige Scheiße, was gebe ich da von mir? Das ist ja nicht zum Aushalten.

Hilflos sieht mich meine Lehrerin an. „Wenigstens ein Anfang.“, seufzt sie leise. Dass sie bloß nicht mehr von mir erwartet!

Dann wendet sie sich an das langhaarige Hasen-Monster-Anhängsel, dessen Name ich schon wieder vergessen habe, welches natürlich eine perfekte Interpretation abliefert.

Den Rest der Stunde werde ich in Ruhe gelassen und kann wieder meinen Wunschgedenken frönen.

„Zur nächsten Stunde sucht ihr euch bitte einen Song raus, den ihr wegen des Lied-Textes mögt.“

Nur am Rand kriege ich diese Hausaufgaben mit. Vielmehr bin ich damit beschäftigt, mich über das lang ersehnte Schulende zu freuen.

Ich schaffe es sogar, mir ein kleines Lächeln abzuringen, als ich aus Tür in meine Freiheit trete.
 

„Und, wie war die Schule?“, begrüßt mich meine Mutter strahlend, als ich nach hause komme.

„Könnte besser sein.“, sage ich kurz angebunden.

„Okay, in einer halben Stunde gibt es Essen.“, meint sie genau so knapp.

Nein, man kann nicht sagen, wir seien eine Familie der vielen Worte. Vor allem seitdem wir nach Amerika gezogen sind. Zu mindestens ist dies bei mir der Fall.

Ich gehe in mein Zimmer, schließe die Tür und lasse mich auf das Bett fallen.

Endlich Ruhe.

Während ich so auf meinem Bett liege, denke ich über den Tag nach.

Über die nervige Schule, die nervigen Lehrer und die nervigen Schüler, besonders das rothaarige Hasen-Monster hat sich in meinem Gehirn eingebrannt.

Das ich immer müder werde, kriege ich gar nicht mehr mit.

Als meine Mutter mein Zimmer betritt, um mich zum Essen zu holen, schlafe ich bereits tief und fest.
 

knapp 2 Wochen später
 

Ich hätte nie geglaubt, dass es mal passieren würde, aber ich beginne mich tatsächlich in Amerika einzuleben.

Klar, Schule, Lehrer und Schüler sind immer noch totaler Schrott, aber irgendwann gewöhnt man sich daran, von Idioten umgeben zu sein.

Mittlerweile komme ich, trotz einiger Startschwierigkeiten, sogar mit Lavi klar.

Wenn man ihn einfach ignoriert und nur ab und zu im Unterricht sieht, ist seine Anwesenheit nicht durchgehend störend.

Das einzige Problem, was sich mit der Zeit ergeben hat, quietscht, ist aufdringlich und hat Brüste. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie bin ich zum Mädchenschwarm geworden. Da half auch kein herum motzen und miese Laune verbreiten.

Ich schultere mein neues Bambusschwert, welches ich liebevoll 'Mugen' getauft habe und mache mich mit, für meine Verhältnisse, bester Laune zur Kendo-AG.

Der Freitag ist auf dem besten Weg, mein Lieblingstag zu werden. Angenehm wenig mit Lavi zusammen Unterricht, keine dummen Lehrer und Nachmittags die Kendo-AG.

Auf dem Weg zur Sporthalle komme ich an den Musikräumen vorbei, in welchen um diese Uhrzeit die Musik und Theater-AGs proben. Aus einem Raum ertönt schiefes Gejammer, welches sich nicht mal mehr unter Drogeneinfluss als Gesang definierbar ist und ich beschleunige meinen Gang, bis-

'Kamikaze airplanes in the sky,

are we going down or will we fly?

This could be a shipwreck on the shore,

or we could sail away forever more.

This time, it's sink or swim.'

Diese Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen, weshalb es mich auch ehrlich gesagt wundert, warum ich überhaupt stoppe vor der Tür, aus der der Gesang kommt.

„Verdammt Lavi, was ist denn wieder mit dir los? Du bist schon die ganze Zeit über abwesend.“, zickt Lena Lee. Ich werde dieses Weib nie ausstehen können, alleine wegen ihrem lauten Quietschen und ihrem allgemeinen Nerventöten.

„Ich weiß gar nicht, was du hast.“, motzt ein scheinbar ziemlich angepisster Lavi zurück. So könnte er einem fast schon sympathisch sein. Schnell schlage ich mir diesen wirklich absurden Gedanken aus dem Kopf. „Aber ich bin raus!“, fährt das rothaarige Monster fort und stürmt aus der Tür, direkt in meine Arme. Also literarisch gesehen, nicht wortwörtlich. Wäre ja noch schöner.

„Yuu-chan!“ Das ehemals wütende Gesicht beginnt zu lächeln. Och ne, nicht schon wieder!

„Es heißt immer noch Kanda, Baka Usagi!“, knurre ich, drehe mich um und will gerade zum Kendotraining flüchten, als mich ein Hand an der Schulter packt.

„Du gehst jetzt zur Kendo-AG, oder?“ Was geht den das bitte an?

„Ja.“, antworte ich nur kurz angebunden.

„Kann ich mitkommen?“

Ich drehe mich um und starre Lavi entgeistert an. „Warum das denn? Du kannst nicht einmal Kendo!“ Erst jetzt bemerke ich, dass Lavis Hand noch immer auf meiner Schulter liegt. Schnell schlage ich sie von meiner Schulter. Es ist mir unangenehm. Vor allem, da mein Körper Lavis Berührung gar nicht so schlimm zu finden scheint.

Der Hase lacht nur über meine Reaktion. Will der mich etwa beleidigen? „Ich kann dir doch zusehen.“

„Du kannst auch einfach nach hause gehen.“, knurre ich genervt.

„Ich will aber nicht.“

Ich gebe ein genervtes Seufzen von mir. „Ach mach doch was du willst, solange du mich in Ruhe lässt und möglichst wenig Schrott von dir gibst.“ Mit diesen Worten will ich mit endlich auf den Weg zur Turnhalle machen, doch ein dummer Hase macht mir einen Strich durch die Rechnung.

„Danke, Yuu-chan.“, freut er sich und dann tut er etwas, was mich völlig aus dem Konzept bringt.

Der Kerl umarmt mich tatsächlich und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

„Verdammt was soll das, du Idiot?!“ Angewidert stoße ich einen verdutzen Lavi von mir und wische mir über die geküsste Wange. Dummerweise schießt mir das Blut nun ins Gesicht. Ich schiebe es auf die Wut und nicht auf den Scham.

„Das macht man so unter Freunden!“, versucht sich Lavi zu verteidigen, doch vergebens.

„Ich bin aber nicht dein Freund!“, keife ich und werde lauter als geplant, „Ich brauche deine beschissene Freundschaft nicht und wenn du jemanden zum Nerven brauchst, leg dir gefälligst eine Beziehung zu, aber belästige mich nicht.“

Mit diesen Worten mach ich auf dem Absatz kehrt und stapfe sauer aus dem Schulgebäude. Die Lust auf Kendo ist mir gehörig vergangen.

Ich höre nur noch, wie Lena Lee aus dem Klassenraum kommt und Lavi fragt, was denn los sei, dann schalte ich ab und mach, dass ich nach hause komme.

Dabei war der Freitag dabei mein Lieblingstag zu werden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
seit langem mal wieder gemeldet... sorry, dass ich eu hab warten lassen. Dafür is das Chapter mal etwas länger, als sonst *lach* nun gut, ich habe nun eine Facebook-seite, die ihr gerne liken dürft um auf dem neusten Stand zu bleiben *grins* https://www.facebook.com/pages/Chen-Chan/421756897930164
Hinterlasst einen Kommi wenn es euch gefallen hat und joa.... Bis zum nächsten Chapter *lach*
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  NithrilMusic
2013-09-22T19:39:28+00:00 22.09.2013 21:39
Wieder super! Du könntest sogar weiter schreiben. ;)


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