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Der Kampf um die Digiwelt (Teil 2)

Rückkehr
von

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Erfahrungen

Es ist jetzt etwas über sechs Jahre her, seit mein großer Bruder und die anderen das erste Mal die Digiwelt betreten haben. Damals wussten sie nichts über diese fremdartige Welt und stolperten von einer Gefahr zur nächsten. Nur durch Glück und ihre Digimonpartner konnten sie lange genug überleben, um schließlich in unsere Welt zurückzukehren. Dort fanden sie heraus, dass auch ich ein Digiritter war und gemeinsam kehrten wir in die Digiwelt zurück, um sie von den Meistern der Dunkelheit zu befreien. Nach langem Kampf und dem Tod vieler Freunde konnten wir sie besiegen und die Digiwelt wurde wiedergeboren.

Drei Jahre danach wurde die Welt erneut von einer großen Dunkelheit bedroht, die sich zuerst in der Gestalt eines Menschen zeigte, der später unser Verbündeter wurde. Die zwei Menschen, die ihn ersetzten, hatten es sich kurz darauf zur Aufgabe gemacht, unser Leben zu zerstören, zusammen mit uns. Sie waren gnadenlos und ihre Macht war gewaltiger als alles, dem wir zuvor gegenübergestanden waren. Doch irgendwie konnten wir sie besiegen, auch wenn sie stärker waren als wir. Sie sind verschwunden, und selbst Gennai glaubte, dass sie nie wieder zurückkommen würden. Koushiro war sich nicht so sicher. Er sollte Recht behalten.
 

Zitat aus dem Tagebuch von Hikari Yagami, verfasst am 9. August, sechs Jahre nach ihrem ersten Abenteuer in der Digiwelt

Das Erscheinen

“Wir werden eingezogen!”, rief Thomas überrascht. Er stand auf Apocalymon, an dessen Körper geklammert, um dem Sog zu widerstehen, den der Strudel hinter ihnen auf sie ausübte. Dies brachte jedoch nicht viel, da auch Apocalymon hineingezogen wurde. Black Fighter-Leomon landete neben seinem Partner und stellte sich beschützend zwischen ihn und das schwarze Loch.

'Was ist hier los? Was für eine Macht ist groß genug, um uns, die wir die gesamte dunkle Macht der Digiwelt beherrschen, aufzuhalten?', dachte Christian, während auch er den Strudel hinter sich beobachtete. Dann musste er wider seinen Willen lachen, als ihm klar wurde, was es bedeuten würde, sollten sie diese Macht ebenfalls beherrschen. Es würde einige Zeit dauern, das war ihm sofort klar, doch wenn es erst einmal so weit war, dann würden sie ohne Frage die wohl mächtigsten Wesen dieser Welt werden.

“Wir werden uns wiedersehen, Digiritter, es ist noch nicht vorbei”, rief er, als Black Fighter-Leomon, Apocalymon, Thomas und er selbst in den Strudel gesaugt wurden und verschwanden.
 

Seit diesem Ereignis sind drei Jahre vergangen. Die Digiritter waren seitdem häufig in der Digiwelt und kümmerten sich um den Wiederaufbau. Einige bösartige Digimon hatten sich jedoch an einen geheimen Ort zurückgezogen, um auf die Rückkehr ihrer Herren zu warten.
 

1. August, 6 Jahre nachdem die Digiritter die Digiwelt zum ersten Mal betreten hatten, reale Welt
 

Ein Klopfen an der Badezimmertür riss Taichi aus seinen Gedanken. Er blickte in den Spiegel und betrachtete die Augenringe, die er noch von gestern Nacht hatte. Er und Yamato waren noch spät unterwegs gewesen, um ihren Geschwistern etwas Privatsphäre zu gönnen, und Taichi hatte nun gerade einmal drei Stunden geschlafen.

"Tai, beeil dich", rief ihm Hikari von außerhalb des Bades zu. "Oder willst du zu spät zum Picknick kommen?" Taichi schüttelte seinen Kopf und spritzte das Wasser aus seinen Haaren durch das ganze Bad.

"Ich komme gleich", antwortete er, durch das Handtuch gedämpft, mit welchem er seine Haare zu trocknen begann. Dann klingelte es an der Tür, woraufhin Taichi klar wurde, dass er wirklich spät dran war. Takeru und Yamato wollten sich hier mit ihnen treffen, so dass sie zusammen zum Park und zu ihrem alljährlichen Picknick gehen konnten. Notdürftig machte er seine Haare fertig, zog sich das T-Shirt über und verließ das Bad.

Vor der Tür zu ihrer Wohnung konnte er Takeru und einen eindeutig übermüdeten Yamato sehen.

"Morgen", meinte letzterer gähnend und hob eine Hand. Taichi nickte ihm zu und griff zu der Jacke, die er schon bereitgelegt hatte. Hikari stand schon an der Tür und blickte ihn streng an.

"Gestern noch so lange feiern können, aber heute nicht fit genug sein", meinte sie mit neckischer Stimme, was ihr genervtes Gegrunze von den beiden älteren einbrachte. Schließlich hatte auch Taichi seine Schuhe übergestreift und sie machten sich gemeinsam auf zum Park, wo sie sich mit den anderen treffen wollten.
 

31. Juli, 1 Tag vor dem 6. Jubiläum der Digiritter, in der Digiwelt
 

In einem unterirdischen Tempel, der dem Tempel Devimons auf der File-Insel sehr ähnlich war, herrschte schon seit dem Verschwinden der dunklen Digiritter vor drei Jahren reges Treiben, denn es war einer der wenigen wirklich sicheren Rückzugspunkte für bösartige Digimon, was hauptsächlich daran lag, dass niemand außer ihnen von diesem Ort wusste. Die Vorräte, die sie in der Zeit von Christian und Thomas für Notfälle angelegt hatten, hatten sich jedoch schon vor beinahe einem halben Jahr dem Ende zugeneigt und mit jedem Tag gab es mehr Streitereien in den Reihen der letzten Gefolgsleute der Dunkelheit.

"So, das wars! Ich verschwinde hier", schrie eines der Ogremon wütend durch den Speisesaal, als es die dünne Suppe sah, die ihnen vorgesetzt wurde. "Soll den Fraß doch essen, wer will. Ich raub ein paar Digimon aus und kauf mir wieder Mal was richtiges zu Essen!" Einige der anderen Digimon, hauptsächlich seine Ogremon-Brüder, pflichteten ihm bei und erhoben sich ebenfalls.

"Ihr wärt so schnell aufgetrieben und verhaftet, das würde Schande über alle bösen Digimon bringen", entgegnete ein Vademon grinsend. "Ihr habt nicht mehr das Zeug dazu, auch nur ein Baby auszurauben." Ein Teil des Saales begann lauthals zu lachen, während die Ogremon wütend ihre Keulen ergriffen und sich Vademon näherten.

"Sag das nochmal, du zu groß geratenes Spaghettibündel", meinte der Anführer der grünen, woraufhin der Saal noch lauter lachte. Schlägereien oder zumindest sehr gehässige Wortgefechte waren hier eine der beliebtesten Arten der Unterhaltung. Und diese Situation würde wohl sehr schnell zu einer wirklich schweren Prügelei führen. Einige der anderen griffen bereits ebenfalls zu ihren Waffen, um mitmischen zu können, sobald es beginnen würde.

"Wie hast du mich genannt?", fragte Vademon gereizt. "Du überdimensioniertes Vakuumgefäß. Das wirst du noch bereuen!" Das Digimon bewegte sich auf seinen Tentakeln zu dem grünen Oger und schüttete ihm die Suppe, die hauptsächlich aus Wasser bestand, ins Gesicht. Der folgenden Faust wich es leicht aus, da Ogremon seine Augen ob der heißen Suppe geschlossen hatte. Das Death Meramon, welches sich hinter Vademon befand, hatte nicht so viel Glück. Die Faust traf es voll im Gesicht, was ihm ein wütendes Stöhnen und von Ogremon einen wütenden Aufschrei hervorrief. Die Hand des grünen Digimon stand kurzzeitig in Flammen, bis mehrere andere sie löschen konnten. Bevor die Schlägerei jedoch wirklich beginnen konnte, gab es einen hellen Blitz in der Mitte des Saales und eine Druckwelle raste durch den Tempel. Sie schleuderte die Digimon gegen die Wände und ließ sie ohnmächtig zusammenbrechen.
 

Nach einiger Zeit erwachte das Ogremon, welches die Schlägerei angezettelt hatte, wieder. Die anderen Digimon um es herum waren noch ohnmächtig. Der Speisesaal war verwüstet, die Tische und Bänke lagen zerstreut in einer Art Kreis, die Schüsseln waren durch den ganzen Saal verteilt, der Inhalt bedeckte Wände, Trümmer und Digimon.

"Was ist hier passiert?", flüsterte Ogremon entsetzt, während es sich noch umsah. 'Was war das? Da war dieses Licht, und dann... ja, was dann?' Das Digimon beugte sich zu Vademon, welches neben ihm gegen die Wand geworfen worden war, doch bevor er es aufwecken konnte, hörte er eine Stimme.

"Endlich bist du wach, Ogremon. Das hat auch lange genug gedauert", sagte eine ungeduldig klingende Stimme, die aus allen Richtungen des Tempels zugleich zu kommen schien. Sofort griff das Digimon zu seiner Keule und sah sich wachsam um, ob es irgendjemanden übersehen hatte. Doch alle Digimon, die es sah, lehnten ohnmächtig an der Wand.

"Wo bist du? Wer ist da?" Panisch blickte sich Ogremon immer schneller um. Doch noch immer konnte er niemanden sehen, der hier nicht hingehörte.

"Du kannst mich nicht sehen, Ogremon, also spar dir die Mühe. Noch bin ich nicht ganz in dieser Welt. Aber du kennst mich. Ich bin der, wegen dem ihr hier ausharrt. Ich bin der erste dunkle Digiritter." In der Luft, in der Mitte des Speisesaals, bildete sich eine dunkle Kugel, die sich langsam, aber sicher, in die Form des dunklen Wappens verformte.

"Ihr seid es wirklich", flüsterte Ogremon ehrfürchtig, als es das Zeichen der Dunkelheit in der Luft vor sich schweben sah. "Wann werdet ihr wiederkehren?"

"Nur zu bald, Ogremon", hörte das Digimon nun eine zweite Stimme, die nicht so ungeduldig klang, aber ebenfalls einen bösartigen Unterton besaß. "Aber jetzt weck die anderen auf. Sie sollen diesen glorreichen Moment miterleben. Und sie werden sich bereitmachen, um uns wieder in diese Welt zu holen!"

"Natürlich, Herr", meinte Ogremon und beugte sich erneut zu Vademon hinunter.
 

1. August, reale Welt
 

"Du hast also auch verschlafen", stellte Yamato gähnend fest, während die vier Digiritter zum Park unterwegs waren, in dem sie sich mit den anderen treffen wollten. Taichi nickte und gähnte ebenfalls, während sie an einem Fußgängerübergang warteten. In der Ferne waren bereits die ersten Bäume zu sehen, doch sie hatten noch beinahe fünf Minuten Fußweg vor sich, bis sie die anderen erreicht hatten.

"Ich weiß nicht, warum, aber ich habe ein komisches Gefühl", meinteTakeru schließlich, als sie noch zwei Minuten vom Park entfernt waren. Die Straßen hier waren wie leergefegt, kein Mensch begegnete ihnen, während sie sich der Grünanlage näherten. Dann hörten sie Schreie aus der Richtung ihres Zieles.

"Es scheint wirklich etwas los zu sein", fluchte Taichi, während er loszulaufen begann. Yamato und die beiden anderen folgten ihm auf dem Fuße durch die leere Straße.

Überraschung

"Sind alle wach?", fragte die Stimme nach einiger Zeit. Man konnte hören, dass es ihr nicht schnell genug ging, auch wenn Ogremon sich alle Mühe gab, alle so schnell wie es ihm möglich war zu wecken.

"Gleich, Herr", entgegnete Ogremon, welches gerade das letzte Digimon wachrüttelte. Es war eines der anderen Ogremon. Die anderen Digimon hatten sich an den Wänden aufgereiht und blickten nervös zu dem in der Luft schwebenden Wappen der Dunkelheit. Bis auf Ogremon hatte noch niemand etwas gesagt.

"Beeil dich, Ogremon", sagte die zweite Stimme. Ogremon war sich inzwischen fast sicher, dass sie dem zweiten dunklen Digiritter gehörte, doch es konnte diese Vermutung nicht beweisen.

"Es ist getan, Herr. Alle sind wach", sagte Ogremon schließlich, nachdem auch sein Bruder sich erhoben hatte.

"Gut. Dann versammelt euch. Wir haben viel zu tun", sagte die erste Stimme. Die Digimon in der Kammer taten, wie es ihnen befohlen wurde. Schnell stellten sie die Tische und Bänke so um, dass sie einen Kreis um das schwebende Symbol bildeten, und ließen sich darauf nieder, so dass jeder einen guten Blick in die Mitte hatte. "Es ist gut zu sehen, dass noch so viele von euch existieren. Und dass ihr uns treu geblieben seid", sagte die erste Stimme, während sich das Wappen in ein Abbild des dunklen Digiritters Christian wandelte. Das Abbild blickte sich im Saal um und begann dann zu grinsen. Es wirkte mehr wie ein Hologramm als einfach nur ein Abbild. Während die Digimon sich noch zu fassen versuchten, trat ein zweiter Mensch aus dem Nichts neben Christian. In seiner Hand hielt er einen Gegenstand, von dem alle Digimon hier bereits gehört und Bilder gesehen hatten. Das Armorei der Finsternis.

"Nun, da wir wieder in dieser Dimension sind, wird es Zeit, unsere vollständige Rückkehr einzuleiten", sagte Thomas. Die Digimon in der Kammer begannen zu jubeln.

"Dies wird von euch viel Mut und Kraft fordern. Doch es wird es wert sein. Wenn ihr eure Mission erfüllt, werdet ihr die obersten Befehlshaber unserer neuen Armee werden!" Christian hatte seine Arme theatralisch ausgebreitet und schloss mit dieser Geste alle Digimon in diesem Raum ein. Diese begannen zu jubeln.

"Wir werden euch ein Tor in die reale Welt öffnen und die Fähigkeit geben, einmalig ein Tor zurück in die Digiwelt zu öffnen. Ihr werdet die reale Welt betreten und morgen, am ersten August, gegen die Digiritter zu Felde ziehen." Thomas blickte in die Reihen der versammelten Digimon, während diese durch seinen Körper hindurchblicken konnten.

"Ihr werdet euch im Park versammeln, in dem sich die Digiritter morgen treffen werden. Wir haben in unserem Exil viel über sie gelernt. Sie werden sich morgen dort versammeln, und sobald sie dort sind, werdet ihr euch um sie kümmern." Die Digimon blickten nervös zwischen den beiden Digirittern hin und her, die den Plan scheinbar abwechselnd vortragen würden. Christian blickte mit einem Blick, der selbst dem Ice Devimon in ihren Reihen kalte Schauer über den Rücken jagte, über die Reihen.

"Euer Anführer wird das Ogremon sein, welches euch aufweckte. Eure Aufgabe wird es sein, die Digiritter zu trennen und zu beschäftigen. Es wird ein Kommandounternehmen werden, angeführt von Ogremon." Thomas deutete auf einige Digimon in der Menge.

"Ihr werdet Ogremon begleiten und euch um jeweils einen Digiritter kümmern. Wir haben euch mit Bedacht ausgewählt, so dass sie sich mehr um euch als um die anderen kümmern werden. Jedem von euch werden wir seine Aufgabe erklären. Der Rest ist vorerst entlassen. Ice Devimon, sobald die anderen zurück sind, wirst du gebraucht werden!" Christian ließ während seiner letzten Worte den Blick auf dem Eis-Digimon ruhen. Es nickte.

"Wie ihr befehlt, Meister", riefen die Digimon im Chor, bevor sich der Großteil erhob und den Saal verließ.

"Nun, dann kommen wir zu euch", meinte Christian und blickte über die wenigen noch versammelten Digimon. Er begann zu erklären. Danach verschwand das Glühen und nur noch die Digimon waren im Saal.
 

1. August, reale Welt
 

Während sich Taichi, Yamato, Hikari und Takeru dem Park noch näherten, wurden die Straßen wieder belebter. Den Digirittern kam eine Menschenmenge entgegen, die panisch schreiend vom Park floh.

"Es scheint, als wäre dort mehr los, als wir dachten", meinte Takeru zwischen zwei Atemzügen.

"AAHHHHHH, MONSTER", konnten sie immer wieder zwischen den unartikulierten Panikschreien heraushören.

"Es scheint, als hätten es einige Digimon in unsere Welt geschafft", meinte Taichi, während sie weiter zum Park rannten.

"Und den Schreien nach zu urteilen sind es nicht unsere Partner", warf Yamato ein. Dann piepsten ihre Digiterminals. Die Gruppe blieb kurz stehen, um zu sehen, von wem die Nachricht war.

"Es ist von Koushiro", sagte Hikari, die ihr Terminal als erste hervorgeholt hatte. Sie las die Nachricht, und was sie las, gefiel ihr nicht.

"Ultralevel, in unserer Welt. Und sie greifen Menschen an", meinte sie, dann lief sie weiter. Die anderen folgten ihr auf dem Fuße.
 

31. Juli, Digiwelt, nachts
 

"In wenigen Minuten ist es soweit", meinte Ogremon zu den anderen Digimon, die von den dunklen Digirittern für diese Unternehmung ausgesucht worden waren. Darunter waren auch die anderen Ogremon, seine Brüder, die als Ablenkung gegen die vier neuen Digiritter dienen sollten. Sie würden nicht lange bestehen müssen, doch sie mussten sie von den anderen trennen.

"Wir sind bereit, Ogremon", meinte Vademon kichernd, während es sich umsah und die anderen Digimon beobachtete. Es war von Ogremon als Stellvertreter benannt worden und tat alles, um diese Rolle perfekt auszufüllen, auch, um vor den beiden dunklen Digirittern gut dazustehen. Während sie sich ein letztes Mal im Speisesaal umsahen, öffnete sich dort, wo zuvor das Wappen der Dunkelheit erschienen war, ein Tor, durch welches man eine in Dunkelheit getauchte Grünanlage erkennen konnte, nur durch einige Laternen erleuchtet.

"Es ist soweit. Digimon-Stoßtrupp, vorwärts!" Ogremon deutete auf das Tor, woraufhin sich die wenigen versammelten Digimon in Bewegung setzten. Ogremon und seine Brüder folgten sofort und gingen als letzte durch das Tor. Es schloss sich und ließ den Speisesaal bis auf ein einzelnes Digimon leer zurück. Keines der anderen Digimon hatte es seit der Auswahl des Eliteteams gewagt, den Raum zu betreten.
 

31. Juli, reale Welt, nachts
 

Der Park war ruhig, nur ein leichter Wind strich durch die Bäume und Büsche, die den Weg säumten. Ein kleiner Fluss schlängelte sich an der Seite des Weges weiter. Eines der Digimon hatte es sich bereits in diesem Wasserlauf gemütlich gemacht. Der Rest hatte sich auf dem Weg daneben gesammelt und blickte zu Ogremon.

"Versteckt euch und wartet auf die Digiritter. Ihr werdet wissen, gegen wen ihr euch zu wenden habt, meine Freunde", sagte dieses nur, bevor es den anderen Ogremon signalisierte, ihm zu folgen. "Wir werden sie zu euch treiben, damit sie keine Zeit haben, ihre Partner zu rufen. Lenkt sie ab und erfüllt euren Auftrag. Vor allem du, LadyDevimon. Wenn du scheiterst, werden wir alle scheitern. Solltest du uns brauchen, wir sind in deiner Nähe!" Das Digimon nickte und blickte sich böse grinsend um.

"Ich werde die Meister nicht enttäuschen. Ich werde sie gefangen nehmen und zurück in den Tempel bringen." LadyDevimon erhob sich in die Lüfte und positionierte sich auf einem der Hochhäuser in der Nähe des Parks, so dass sie eine gute Übersicht hatte. Neben ihr landete ein Devimon.

"Ich werde den Träger der Hoffnung von dir ablenken, so lange es mir möglich ist", meinte es böse grinsend zu seinem weiblichen Gegenstück. "Wenn du es vermasselst, sind wir tot!" LadyDevimon nickte und blickte hinunter zum Park. Beide Digimon wussten, dass sie nicht versagen würden. Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.

Auch die anderen Digimon des Stoßtrupps hatten sich inzwischen versteckt, auf Bäumen, unter Wasser oder in Büschen. Alle warteten sie nur noch darauf, dass die Digiritter erscheinen würden.
 

1. August, reale Welt, vormittags
 

Taichi und die anderen erreichten den Park gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Jyou von einem Ogremon zwischen die Bäume gejagt wurde. Das Digimon schwang seine Keule wild um sich und brach während der Verfolgung einige Äste von den Bäumen. In einiger Entfernung konnten die neu eingetroffenen Digiritter mehrere weitere Ogremon sehen, die sich auf Sora und Mimi warfen. Keiner der Digiritter hatte im Augenblick eine Chance, denn ihre Partner waren noch in der Digiwelt. Sie hatten sich eigentlich dort mit ihnen treffen wollen.

"Wenn doch nur Agumon hier wäre", fluchte Taichi, als ihre Gruppe von zwei Ogremon entdeckt wurde, die scheinbar noch kein Ziel gehabt hatten. Als die grünhäutigen Digimon mit wild geschwungenen Keulen auf sie zugerannt kamen, konnten auch die vier Digiritter nichts tun.

"Verteilt euch!", schrie Taichi, während er nach links ausbrach, in die Richtung, in die vor kurzem Jyou gejagt worden war. Yamato folgte ihm auf dem Fuße, während Takeru und Hikari sich nach rechts wanden. Die Ogremon folgten den beiden älteren.

"Wieso folgen sie nicht uns?", fragte Takeru gerade, als er hinter sich ein böses Lachen hörte. Es kam ihm nur zu bekannt vor. Als er sich umdrehte, sah er ein Devimon und ein LadyDevimon hinter sich und Hikari schweben.

"Ihr gehört uns", zischte LadyDevimon bösartig, dann flog es auf die beiden zu, dicht gefolgt von Devimon.

"Lauf!", schrie Takeru und wandte sich nach links, während Hikari nach rechts rannte. Beide wussten, dass sie ohne ihre Partnerdigimon in diesem Kampf chancenlos waren.
 

Taichi und Yamato blickten während ihrer Flucht immer wieder über die Schulter und es gefiel ihnen gar nicht, dass die Ogremon den Abstand zu ihnen verringerten. Dann schlug ein Feuerball im Gesicht des vorderen Ogremon ein, was beide Digimon dazu brachte, ins Gebüsch auszuscheren und die Verfolgung vorerst aufzugeben.

"Was war das?", rief Taichi erstaunt, nur um Sekunden später Agumon auf sich zurennen zu sehen, begleitet von Koushiro und Tentomon. Gabumon lief einige Schritte dahinter.

"Koushiro. Du hast es geschafft", rief Yamato überglücklich, als er begriff, was der Jugendliche getan hatte. Während die ersten Digimon angegriffen hatten, musste er ein Tor zur Digiwelt geöffnet und ihre Partner geholt haben.

"Ich habe alle geholt, aber es sind noch nicht alle von uns hier", entgegnete der jüngere kurz. "Daisuke und die anderen fehlen noch, aber sie sollten in wenigen Minuten hier sein."

"Das wird euch aber auch nicht viel helfen", hörten sie eine kichernde Stimme. Hinter einem der Bäume kam ein Vademon hervor, welches verschlagen grinste. "Wie sieht es aus, Digiritter? Willst du wieder einmal deine Neugier loswerden? Mein Vetter meinte, er hätte bereits einmal Bekanntschaft mit dir geschlossen." Das Digimon grinste, dann führte es seine Hand zum Mund.

"Runter", schrie Koushiro sofort und die Digiritter taten wie geheißen. Den Steinen, die aus dem Nichts aufzutauchen schienen und über sie hinwegrauschten, entgingen sie um Haaresbreite. 'Nicht schon wieder dieses Digimon', ging ihm durch den Kopf, als Tentomon aufleuchtete und zu Kabuterimon digitierte.

"Ich kümmere mich um Vademon, geht und helft den anderen", meinte der Digiritter des Wissens zu den beiden anderen, dann wandten er und Kabuterimon sich Vademon zu.

Taichi und Yamato wandten sich in Richtung der Schreie, die noch immer aus dem Park kamen, und liefen zusammen mit ihren Partnern los. Sie vertrauten Koushiro genug, um nicht daran zu zweifeln, dass er es schaffen würde.

Déjà-vu

Nur wenige Meter von Koushiro entfernt, mussten die beiden Digiritter bereits wieder scharf abbremsen, da sich ihnen zwei Digimon in den Weg gestellt hatten.

"Das erinnert mich an damals", meinte Yamato, als er das Digitamamon sah, welches sich ihm in den Weg gestellt hatte.

"Du meinst damals in dem Restaurant", antwortete Taichi. "Ja, ich weiß. Genauso wie bei Etemon, bevor ich kurz in diese Welt zurückgekehrt bin!" Etemon hatte bereits sein Mikrofon in der Hand und blickte wissend zu den beiden Digirittern.

"Und dieses Mal werden wir euer Untergang sein, Digiritter", meinten die Ultra-Level-Digimon. Etemon begann sein Mikrofon zu heben, während die Digivices von Taichi und Yamato zu leuchten begannen. Greymon und Garurumon warfen sich den beiden Ultras entgegen, doch der Serenadenschocker von Etemon warf die beiden Champions zu Boden, sie digitierten jedoch nicht zurück.

"Ich hasse das", knurrte Taichi wütend, während er sich die Ohren zuhielt und in die Knie ging. Yamato nickte mit leidendem Gesicht.

"Champions sind viel zu schwach", höhnte Digitamamon, bevor er Garurumon mit voller Kraft ansprang ung ihm die harte Eierschale in den Magen rammte.
 

Koushiro duckte sich währenddessen hinter einen der Bäume am Rand des Weges, während links und rechts davon Steine vorbeiflogen, die Vademon ihm entgegenwarf. Kabuterimon flog währenddessen über dem Ultra-Level und versuchte, es mit seinen Stromschlägen zu treffen. Doch Vademon schleuderte auch dem Champion große Steinbrocken entgegen, so dass das Digimon nicht wirklich zielen konnte. Einer der größeren Steinbrocken traft Kabuterimon frontal, als dieses gerade einigen der kleineren ausgewichen war, und warf es zu Boden.

"Kabuterimon", schrie Koushiro alarmiert, beruhigte sich jedoch wieder ein bisschen, als er sah, dass sein Partner sich sofort wieder aufrappelte. Dann wurde es in den Rücken getroffen, von einigen kleinen Sprengsätzen, die Birdramon verfehlt hatten. Sora warf sich neben Koushiro zu Boden und blickte nervös hinter sich.

"Datamon", meinte sie kurz angebunden, als sie den fragenden Blick des Digiritters sah. Nur Sekunden später schwirrte eine weitere Ladung Digibomben über ihre Köpfe, doch dieses Mal verfehlten sie Kabuterimon und trafen Vademon, welches wütend wieder aufsprang.

"Pass auf, du Trottel", schrie es in die Richtung, aus der die Attacke kam, dann wandte es sich wieder Kabuterimon zu und ließ weitere Felsbrocken gegen das Digimon fliegen. Datamon sprang währenddessen aus dem Unterholz und schoss seine Bomben gegen Birdramon, welches über den Bäumen kreiste und auf die Möglichkeit wartete, anzugreifen.

"Ich erfülle meinen Auftrag, weich eben besser aus", antwortete Datamon gehässig.

"Auftrag?", flüsterte Koushiro beunruhigt. "Was für ein Auftrag? Was wollen sie hier?" Auch in Soras Gesicht konnte man die Sorge sehen, die dieser Satz des Digimon verursacht hatte.
 

Takeru rannte währenddessen quer durch den Park, durch Büsche und unter Bäumen hindurch, während das Devimon hinter ihm sich einen Spaß daraus machte, mit seinen Strahlen aus Dunkelheit knapp daneben zu schießen. Ab und zu zielte es zwar auch genauer, doch diesen konnte Takeru irgendwie ausweichen.

'Was wollen all diese bösartigen Digimon hier?', fragte sich Takeru, als er sich zu Boden warf, um einem weiteren Strahl zu entgehen. Schnell erhob er sich und rannte weiter.

"Du entkommst mir nicht, Digiritter", rief Devimon lachend. "Ich werde dich fangen und dann ganz langsam auseinandernehmen!" Takeru lief ob dieser Androhung noch einmal schneller. Dann stolperte er über eine Wurzel und fiel zu Boden. Devimon, welches schon dicht hinter ihm gewesen war, ergriff ihn am Hals und hob ihn hoch. "Jetzt hab ich dich, Digiritter", flüsterte das Digimon.

"Aber nicht lange, Devimon", erklang hinter dem Digimon eine Stimme. Dann wurde es von einer Luftkugel am Kopf getroffen. Als es sich umdrehte, sah es sich einem Patamon gegenüber, welches das bösartige Digimon mit wütenden Augen anfunkelte.

"Patamon", rief Takeru erleichtert. Dann wandte er sich wieder Devimon zu. "Jetzt wirst du untergehen."

"Ihr wollt mich besiegen? Mit welcher Armee", höhnte das Digimon und drückte leicht zu, was Takeru dazu brachte, zu husten.

"Wir brauchen keine Armee", antwortete Patamon, als es sah, wie Takeru sein Digivice vom Gürtel löste. Dann leuchtete das Rookie-Digimon und digitierte zu einem Angemon, was bei Devimon ein erschrecktes Einatmen verursachte.

"Ein Engel?", fragte es ungläubig, während es seinen Griff um Takerus Hals löste. Der Digiritter fiel zu Boden, während Angemon seine Faust ballte.
 

Jyou war von Ogremon in Richtung des Wasserlaufs getrieben worden und stand nun auf einer Holzbrücke. Und er konnte nicht weg, denn Waruseadramon hatte sich so um die Brücke geschlungen, dass beide Wege von seinem Körper versperrt wurden. Jyou erinnerte dieses Digimon an die dunkle Version von Megaseadramon, welches ihn damals angegriffen hatte, als er die Nebelwand durchquert hatte.

"Jetzt bist du mein", meinte das bösartige Digimon und wandte seinen Kopf dem Digiritter zu, während auf der Klinge, die aus seinem Schädel ragte, bereits Energie zu knistern begann.

"Warum tut ihr das?", fragte Jyou, während er hilflos zusehen musste, wie das Digimon seinen Untergang vorbereitete.

"Ich habe meinen Auftrag zu erledigen", meinte das Ultradigimon nur höhnisch. "Ich werde dich nicht zur Digiritterin des Lichts gelangen lassen!" Dann entlud es seine Attacke gegen den Digiritter. Doch bevor es den Menschen traf, wurde das Digimon von der Seite von mehreren Einschlägen durchgeschüttelt. Die Entladung ging knapp über den Kopf des Digiritters hinweg. Als es sich in die Richtung wandte, aus der der Angriff kam, sah es sich einem Ikkakumon gegenüber.

"Ikkakumon, hier drüben", rief Jyou und sprang über den Körper des abgelenkten bösartigen Digimon hinweg. Dann rannte er zu seinem Partner, während Waruseadramon von weiteren Einschlägen durchgeschüttelt wurde.

"Na wartet", fluchte Waruseadramon, während es eine weitere Attacke auflud. "Ich werde euch fertigmachen!"
 

Mimi und Palmon bewachten derweil einen Weg, auf dem sich noch einige andere Menschen befanden, damit diese sicher fliehen konnten. Zwischen den Bäumen raschelte es seit einiger Zeit, dann schließlich brach ein Warumonzaemon durch die Bäume und wandte sich der Digiritterin zu, während es auch die Zivilisten hinter ihr bemerkte. Es begann zu lachen und rannte auf die Gruppe aus Menschen zu.

"Mimi, wir müssen etwas tun", flüsterte Palmon.

"Wir werden die anderen schützen, Palmon", antwortete Mimi ruhig und griff an den Riemen ihrer Tasche, wo das Digivice befestigt war. Das Display des Digivice und Palmon leuchteten auf, dann stand Togemon auf dem Weg und sprang Warumonzaemon entgegen.

"Wir müssen kämpfen, auch wenn du das nicht magst", flüsterte Togemon, während es seine Fäuste auf das Ultralevel herabregnen ließ. Mimi blickte mit ruhigem, leerem Blick, zu den beiden Digimon, die sich vor ihren Augen prügelten, während die Menschengruppe hinter ihr endlich die Flucht ergriff.

"Warum? Warum kann es nicht endlich enden?", flüsterte Mimi, während Togemon Warumonzaemon auf Distanz hielt. "Warum müssen sie immer wiederkommen und uns angreifen? Was haben wir ihnen getan, um das zu verdienen?" Als sie ihren Kopf nach hinten wendete, konnte sie sehen, wie zwei Ogremon aus den Bäumen brachen und die Gruppe vor sich herjagten. "Warum?", schrie sie so laut, dass sich die Digimon ihr zuwandten und die Menschen genug Zeit hatten, sich von den bösartigen Wesen zu entfernen.

Verschwunden

1. August, reale Welt, Deutschland, kurz nach drei Uhr morgens
 

In einem Zimmer, das nur von einer Nachttischlampe erhellt wurde, saßen zwei Menschen und blickten unruhig an die Wand, während sie zu akzeptieren versuchten, was ihnen gerade klar geworden war.

"Es hat begonnen", sagte einer der beiden, ein Jugendlicher, sechzehn Jahre alt, den die meisten als Stefan kannten. "Du hattest Recht, Sarah", meinte er zu seiner älteren Schwester, die neben ihm saß. Sie blickten unruhig auf ihren Arm, an welchem sich jeweils ein Digivice befand, dann erhob sich der Junge und ging zum Schreibtisch. Er öffnete die oberste Schublade, nahm ein kleines Kästchen heraus und legte die Kette um, an welcher sich ein Amulett befand. Seine Schwester besaß ein ähnliches, welches sie die ganze Zeit trug. Die Visionen, die sie durch ihre Wappen manchmal bekamen, erreichten sie auch, wenn sie ihre Amulette nicht bei sich trugen, doch jetzt würden sie sie brauchen.

"Diese Vision ist also auch wahr geworden", flüsterte die achzehnjährige beunruhigt. "Wir müssen uns beeilen. Wenn wir zu spät kommen und die Digiritterin des Lichts gefangengenommen wird, dann ist vielleicht schon alles verloren", fuhr sie fort. Sie begann, eine kleine Befehlssequenz auf ihrem Digivice, welches eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem von Christian und Thomas hatte, zu tippen, dann öffnete sich vor den beiden Menschen ein Tor.

"Ich weiß, was du meinst", antwortete Stefan, während er sich an die Vision erinnerte, die Sarahs Wappen ihr gezeigt hatte.
 

Einige Stunden zuvor
 

Sarah lag auf ihrem Bett und dachte nach. In ihrer linken Hand hielt sie das Amulett mit dem Wappen, welches sie vor drei Jahren bekommen hatte, welches aus dem Nichts erschienen war. Inzwischen hatten sie und die beiden anderen Digiritter erfahren, warum dies geschehen war und welche Kräfte ihre Wappen besaßen, doch noch immer war es für die drei ein wenig irreal. Sie waren in diesen drei Jahren nur sehr selten in der Digiwelt gewesen, und wenn, dann nur in entlegenen und unbewohnten Gegenden.

Während sie noch darüber nachdachte, warum sie, ihr Bruder und ein alter Freund der beiden zu Digirittern geworden waren, erstrahlte ihr Wappen und sie wurde ohnmächtig.

Als sie ihre Augen öffnete, befand sie sich auf einer trostlosen grauen Ebene, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckte. Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal ein Kieselstein störte die perfekte Ebene. Dann sah sie vor sich eine Gruppe Wesen, die einen Halbkreis gebildet hatten. Die Masse der Wesen kniete, während vier Gestalten im Zentrum des Halbkreises standen, auf einer kleinen Erhöhung, wie es schien. Langsam schlich Sarah näher, um herauszufinden, wen sie dort entdeckt hatte. Als sie sich näherte, erkannte sie zwei Digimon, bei deren Anblick ihr die Luft wegblieb. Es waren ein Black Leomon und ein Devimon, welche hinter zwei in dunkle Kapuzenmäntel gehüllten Personen standen. Die Gesichter der beiden lagen in tiefem Schatten, doch Sarah ahnte, wer es war. Als eine der Personen zu sprechen begann, wurde ihre Vermutung bestätigt.

"Es ist soweit", sagte Christian ruhig, während er seine Kapuze abstreifte und über die Digimon hinwegblickte.

'Was soll das hier?', dachte Sarah, während sie näher heranschlich. Dann stolperte sie über ihren eigenen Fuß, weil sie sich zu sehr auf die beiden dunklen Digiritter konzentriert hatte, und fiel direkt in eines der Digimon. Und sie fiel hindurch zu Boden. 'Eine Vision', stellte sie für sich selbst fest, dann erhob sie sich und verfolgte weiter, was geschah.

"Bald schon wird sich die Prophezeihung erfüllen", fuhr Thomas fort, welcher ebenfalls die Kapuze abgestreift hatte.

'Christian und Thomas', dachte Sarah. 'Sie sind doch seit drei Jahren verschwunden. Seit sie versucht hatten, die Digiwelt zu übernehmen!' Sie blickte zu den beiden dunklen Digirittern, deren Gesichter sie nur zu gut kannte, auch wenn sie älter geworden waren.

"Ein Hoch auf unsere Meister", rief eines der versammelten Digimon. Die Menge begann zu jubeln. Jetzt konnte Sarah auch erkennen, worauf die beiden Digiritter und ihre Partner standen. Es war eine Steintafel, in die etwas in einer sonderbaren Schrift eingemeißelt war. Sarah war sich sicher, dass es die Sprache der Digiwelt war, doch sie konnte die Schrift nicht lesen.

"Das einzige, was sich im Raum hinter dem Himmelstor befand", fuhr Christian fort. Sarah erinnerte sich noch gut daran, als Christian und Thomas gute Freunde von ihr gewesen waren. Schon damals hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht, abwechselnd zu sprechen. Sie waren gut darin, genau zu wissen, was der andere sagen würde und nutzten dies oft zu ihrem Vorteil.

"Erst durch euch ist uns klar geworden, was die Prophezeihung bedeutet", meinte das Digimon, welches zuvor schon die Menge angeheizt hatte. Es war ein Piedmon, soweit Sarah das sagen konnte. Sie hatte schon von diesem Digimon gehört, doch noch keines wirklich gesehen.

"Aber ohne dich hätten wir sie nicht verstanden", entgegnete Christian, als er von der Tafel heruntersprang und sich zu dem eingravierten Text umwandte. "Dunkelheit einst fast die Welt beherrschte, durch dunkle Macht sie verschwand." Thomas sprang neben Christian zu Boden und wandte sich ebenfalls der Steintafel zu, so dass die gesamten Digimon sich in ihrem Rücken befanden.

"Wenn das Licht erlischt, wird sie wiederkehren und verschlingen Meer und Land", beendete der jüngere der beiden dunklen Digiritter den Text. "Unsere Vorbereitungen sind getroffen, ihr treuen Diener der Dunkelheit. Bald werdet ihr mit uns zusammen in die Digiwelt zurückkehren und diese Prophezeihung erfüllen. Wir werden die Digiwelt mit Dunkelheit überziehen und herrschen!"

Die dunklen Digiritter begannen zu lachen und die Masse der Digimon stimmte in das Lachen ein. Sarah wurde schon bei diesem Geräusch mulmig zumute. Erst jetzt realisierte sie wirklich, wie viele Digimon sich um die beiden versammelt hatten. Es waren sicherlich mehrere tausend.

"Was meinten sie mit wenn das Licht erlischt", sagte sie zu sich selbst, als sich auf der Steinplatte ein Tor zu öffnen begann.

"Es ist geschafft", rief Christian mit einer Stimme, die selbst Magma gefroren hätte. Sarah trat unwillkürlich zwei Schritte zurück. "Das Licht ist erloschen. Jetzt kehren wir in die Welt zurück, die schon vor drei Jahren uns hätte gehören sollen!" Der dunkle Digiritter trat, gefolgt von seinem Partner, durch das Tor. Thomas und Black Leomon folgten sofort, dann strömten die anderen Digimon hinterher.

Sarah erwachte schweißgebadet. Sie wusste, wenn die beiden mit dieser Armee bösartiger Digimon zurückkehren würden, wäre ein Sieg über sie fast unmöglich. Die Digiritterin erhob sich, griff zu ihrem Handy und drückte eine Schnellwahltaste, während sie zum Zimmer ihres Bruders eilte.
 

"Dass die beiden wirklich zu so etwas fähig sind, kann ich immer noch nicht glauben", meinte Sarah, während sie daran dachte, wie sie, ihr Bruder, Christian und Thomas damals waren. Zusammen mit ihrem alten Freund Raphael waren die fünf eine untrennbare Gruppe gewesen, die alles gemeinsam gemacht hatte.

"Sie hatten sich geändert, das haben wir gemerkt. Aber ich weiß, was du meinst, Sarah", entgegnete ihr Bruder, während er den Rucksack nahm, den sie schon vorbereitet hatten.

"Raphael geht nicht ran", meinte die Digiritterin, während sie erneut versuchte, den dritten in ihrer Gruppe zu erreichen. "Vielleicht ist er schon los. Wenn sein Wappen ihm etwas ähnliches gezeigt hat wie meines, dann ist er auf jeden Fall schon los." Stefan nickte wissend. Dann trat er zusammen mit seiner Schwester durch das Tor, welches sich hinter ihnen schloss.

Das Zimmer war verlassen, doch noch immer wurde es von der Nachttischlampe erhellt, welche unheimliche Schatten an die Wände warf.
 

1. August, reale Welt, Japan
 

Birdramon und Kabuterimon kreisten gemeinsam am Himmel, während unter ihnen Vademon und Datamon gemeinsam versuchten, die beiden Championdigimon aus der Luft zu holen. Vademons Attacke, die mit riesigen Gesteinsbrocken funktionierte, hatte dabei eine höhere Chance als Datamons Bomben, doch keines der Digimon schaffte es, Birdramon und Kabuterimon zu treffen.

"So kommen wir nicht weiter", stellte Koushiro nüchtern fest, während er gemeinsam mit Sora den Kampf beobachtete. "Sie sind nicht stark genug, um gegen zwei Ultralevel zu gewinnen." Sora nickte mit sorgenvoller Miene, während Koushiro auf ihrer Brust das Wappen der Liebe erkennen konnte. 'Natürlich, sie können ja inzwischen wieder auf das Ultralevel digitieren', dachte er sich, dann wandte er sich wieder dem Kampf zu. Auch auf seiner Brust erstrahlte das Wappen. Birdramon und Kabuterimon leuchteten in der Luft auf und digitierten zu Atlurkabuteriom und Garudamon, welche sofort die beiden bösartigen Digimon angriffen.

"Wir schulden den heiligen Digimon noch mehr", meinte Sora, während sie sah, wie Datamon und Vademon alles aus sich herausholten, um nicht von den Attacken der beiden Ultra-Level getroffen zu werden.
 

Jyou hatte sich hinter Ikkakumon in Sicherheit gebracht, welches mit seinen Harpunen die Angriffe des Waruseadramon abfing.

"Beeil dich, Ikkakumon", rief Jyou gestresst. "Sie sind hinter Hikari her. Wir müssen sie finden!" Ikkakumon begann aufzuleuchten und digitierte zu Zudomon, während auf Jyous Brust das Wappen der Zuverlässigkeit zu sehen war. Das Ultralevel packte seinen Hammer und ging zum Angriff über.

"Ich werde nicht zulassen, dass ihr uns dazwischenfunkt", fluchte Waruseadramon und ließ Zudomon eine weitere Attacke entgegenfliegen, doch das Ultra hob einfach den Hammer und schlug sie zur Seite.

"Es ist getan, zieht euch zurück", hallte plötzlich eine Stimme über den Park und durch die Häuserschluchten daneben. Waruseadramon stockte kurz, dann öffnete sich vor ihm ein Portal.

"Es ist noch nicht vorbei, Digiritter. Es beginnt erst", meinte es, dann durchquerte es das Portal und war verschwunden.

"Schnell, zu den anderen, Zudomon", meinte Jyou, während er auf seinen Partner kletterte. Das Ultralevel begann loszurennen, in die Richtung, aus der gerade eben noch Kampfgeräusche gekommen waren.
 

Als er die anderen Digiritter erreicht hatte, konnte er bereits sehen, dass er zu spät kam. Es waren alle Digiritter anwesend, bis auf Hikari. Gatomon war jedoch ebenfalls bei ihnen, und das verhieß nichts Gutes. Gerade in diesem Augenblick trafen auch Daisuke und die anderen neuen Digiritter ein. Sie hatten die Atmosphäre der Gruppe schon bemerkt und auch die ganzen Ultralevel-Digimon sprachen Bände, was hier gerade passiert war.

"Was ist passiert?", sprach Ichijouji die Frage aus, die sie alle belastete. Gatomon blickte traurig in die Runde.

"Es war LadyDevimon. Es hat Hikari entführt. Ich... ich kam zu... zu spät...", wimmerte es. Die Digiritter sahen sich bestürzt an.
 

"Wir sind zu spät", meinte Sarah, welche in einer Astgabel unweit der Digiritter saß. "Ich hatte irgendwie schon vermutet, dass wir zu spät kommen würden. Wir reden hier schließlich von Christian. Er hat immer alles gut geplant!" Stefan, welcher auf einem Ast unter ihr saß, nickte.

"Diese Ogremon haben uns daran gehindert, Kontakt mit den Digirittern aufzunehmen und sie zu warnen. Warum konnten wir die Zukunft nicht verhindern, Sarah?" Seine Schwester schüttelte traurig den Kopf. Sie ahnten, was nun geschehen würde. Doch solange sie ihre Partner nicht wiedergefunden hatten, konnten sie nicht viel dagegen tun.

"Meinst du, wir hätten es verhindern können, wenn wir früher gekommen wären?", fragte die Digiritterin ihren jüngeren Bruder. Dieser schüttelte nur den Kopf und blickte zu Boden. Dort, unter dem Baum, hatten sich bis gerade eben noch drei Ogremon befunden und sie daran gehindert, sich den Digirittern zu nähern. Als der Schrei erklungen war, hatten sie, so unglaublich es auch schien, ein Tor in die Digiwelt geöffnet und waren verschwunden. Seine Gedanken wurden vom Piepsen seines Digivice unterbrochen. Er blickte auf das Display und war nicht erstaunt, eine Nachricht von Raphael vorzufinden.

"Ich bin schon in der Digiwelt. Ihr solltet auch kommen. Eure Partner warten schon auf euch", las der Digiritter vor. Dann begann er, in einer Nachricht schnell zu erklären was passiert war und dass sie keine Zeit zu verlieren hätten.

"Hoffentlich wendet sich dennoch alles zum Guten", flüsterte Sarah, während sie vom Baum kletterte. Stefan hatte gerade die Nachricht versendet, als sie das Tor in die Digiwelt öffnete.

Die Menschen, die sie waren

"Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie sich so stark verändert haben", meinte Stefan, als er zusammen mit seiner Schwester vor dem Tor stand. "Früher waren sie doch so freundlich und zuvorkommend." Sarah nickte nur stumm. Sie erinnerte sich genau daran, wie Christian und Thomas früher gewesen waren. Christian war schließlich ein guter Freund gewesen. Und mehr.

"Es ist aber wahr", flüsterte sie mit trauriger Stimme, während sie mit ihrem Bruder durch das Tor trat. Sie dachte jedoch nicht daran, was sie erwarten würde, sondern daran, wie es damals war. Bevor die beiden sich so verändert hatten.
 

etwa sieben Jahre zuvor
 

Der erste Ferientag in diesem Jahr war regnerisch, wie bereits die letzen Wochen davor. Doch heute ließen sich davon weder Thomas noch Christian die Laune verderben. Denn endlich hatten sie die Schule für dieses Jahr hinter sich, und beide waren durchgekommen. In den letzten Wochen hatten sie öfter daran gezweifelt.

"Endlich ist das rum", rief Thomas, als er und Christian sein Zimmer betraten. Er warf die Schultasche, die neben der Tür stand, gegen die nächste Wand und ließ sich auf das Sofa fallen, welches in seinem Zimmer stand. Christian fiel in den Sessel daneben.

"Ich kann kaum glauben, dass wir nochmal durchgekommen sind", meinte der ältere und blickte auf sein Zeugnis. "Eine schlechte Note mehr und ich hätte das ganze wiederholen dürfen." Thomas lachte, sein Zeugnis sah nicht wirklich besser aus.

"Und dabei haben wir uns so sehr angestrengt dieses Jahr", meinte der jüngere, während er den Fernseher einschaltete. "Sind die anderen eigentlich schon aus der Schule zurück?", fragte er dann. Christian blickte auf seine Armbanduhr und nickte.

"In etwa zwei Stunden wollten wir uns treffen, T. So lange wirst du wohl noch mit dem einzigen anderen Chaoten hier im Raum aushalten müssen." Beide lachten, während sie überlegten, was sie in den nächsten Wochen tun wollten. Sollte sich das Wetter bessern, dann wäre klar, dass sie sich die meiste Zeit im Freibad aufhalten würden, doch noch beherrschten die Regenwolken den Himmel und verbargen die Sonne.

"Wenn doch nur endlich der Sommer beginnen würde", meinte der jüngere und blickte aus dem Fenster in den strömenden Regen. Dann klappte er den Laptop auf und nickte Christian zu. "Mal sehen, ob du noch immer so gut bist." Christian stand auf, startete den Computer und lachte.

"Ich werde dir zeigen, wie das Spiel funktioniert, T", meinte er. Die nächsten zwei Stunden vergingen für die beiden wie im Fluge.
 

Erst als drei weitere Personen das Zimmer betraten, merkten die beiden, wie schnell die Zeit doch vergangen war.

"Ihr seid echt taub, wenn ihr zockt", meinte Raphael, welcher mit Christian in die selbe Klasse ging. "Wir haben garantiert fünf Minuten geklingelt, bis uns deine Mutter aufgemacht hat, T." Die beiden wartenden grinsten verlegen, während sie das Spiel beendeten.

"Entschuldigt, Leute", meinte Thomas und bedeutete den anderen, sich zu setzen. Christian fuhr den Computer herunter, dann setzte auch er sich zu den anderen.

"Also, wie sehen die Pläne aus", fragte Stefan, der jüngste der Gruppe. "Bei dem Wetter fallen See und Freibad flach, oder?" Die anderen nickten bedrückt.

"Da sind endlich Ferien und die Sonne lässt sich nicht blicken", meinte Raphael und blickte zum Fenster hinaus. "Irgendwer Lust auf ein Kartenspiel oder etwas in der Art?" Christian und Thomas schüttelten genervt den Kopf.

"Danke, meine Hand tut noch genug von gestern weh. Ich hatte richtig Pech gestern, dauernd verloren. Und du kennst ja die anderen, Raph, die lassen einen leiden, wenn man verliert." Raphael nickte wissend, denn auch er hatte in der Vergangenheit einige Runden verloren. Alleine beim Gedanken daran begann seine Hand wieder zu schmerzen. Erst jetzt bemerkte er, dass Christians rechte Hand noch immer in einem der Handschuhe steckte, die er normalerweise zum Fahrrad fahren trug. Unter dem Handschuh ragte etwas weißes heraus, von dem Raphael ahnte, dass es ein Verband war. Die anderen, die in der Schule normalerweise Karten spielten, waren nicht gerade gnädig, wenn es an die Bestrafung der Verlierer ging. Auch der Rest dieser kleinen Gruppe wusste das, und auch sie bemerkten den Verband, den Christian unter seinem Handschuh versteckte. Seine Verletzungen aus dem Kartenspiel mussten schon ziemlich schwer sein, wenn er sie freiwillig bandagierte.

"Wie ist das passiert, Chris?", fragte Sarah, welche ihre Sprache als erste wiedergefunden hatte. Er schüttelte nur den Kopf, um ihnen zu sagen, dass sie sich keine Sorgen machen sollten. Die anderen blickten ihn jedoch nur mit einem Blick an, der deutlich machte, dass er den Handschuh ausziehen sollte.

"Ist ja gut, Leute", meinte Christian schließlich und entledigte sich des Handschuhs. Er hatte den halben Unterarm bedeckt und erst jetzt wurde den anderen wirklich klar, wie oft Christian gestern verloren haben musste. Seine ganze Handfläche war bandagiert, ebenso wie das Gelenk und ein Teil des Unterarmes. An einigen Stellen war der Verband bereits leicht verfärbt, und das nicht nur beim Handrücken. Wieder sagte keiner der anderen etwas. "Ich glaube, ich sollte einen neuen Verband draufmachen", meinte Christian leichthin und wandte sich zur Tür. Bevor einer der anderen reagieren konnte, hatte er das Zimmer bereits verlassen.

"Sie haben ihm im letzten Spiel wirklich schwer zugesetzt", meinte Thomas schließlich leise. "Und das nur, weil er die letzte Bestrafung für mich übernommen hat. Es war der gesamte Stapel." Raphael und Stefan blickten zu der Tür, durch die Christian gerade verschwunden war.

"Ich gehe schauen, wie es ihm geht, Jungs", meinte Sarah schließlich. "Ihr überlegt euch in der Zwischenzeit, was wir tun. Und wehe, es hat irgendwas mit Karten zu tun", fügte sie an Raphael gewandt hinzu. Dann verließ auch sie das Zimmer. Die drei Jungs blieben allein zurück und begannen nach kurzem Schweigen gemeinsam zu überlegen.
 

Christian war inzwischen zwei Stockwerke tiefer ins Badezimmer gegangen und hatte begonnen, den Verband von seiner Hand zu lösen. So praktisch das Zimmer von Thomas auch war, welches sich über das gesamte Dachgeschoss erstreckte, so fehlte ihm doch ein wichtiger Teil. Ein eigenes Bad. Während der vierzehnjährige den Verband löste, zuckte er immer wieder zusammen. Die untersten Schichten des Verbandes waren bereits rotbraun verfärbt.

"Das sieht schlimm aus", meinte Sarah, welche gerade das Badezimmer betrat. Sie blickte auf die offenen Stellen auf der Hand und am Unterarm, dann schüttelte sie den Kopf. "Warum spielt ihr auch immer dieses verdammte Spiel?" Christian zuckte mit den Schultern.

"Weil sie nichts anderes spielen wollen. Nur dieses verfluchte Spiel, wie du schon sagtest. Aber es macht ihnen Spaß, mich und Thomas so hart sie können zu bestrafen. Das ist nicht das erste Mal, dass meine Hand so aussieht." Gerade als er es gesagt hatte, begriff er, was er seiner Klassenkameradin und guten Freundin gerade verraten hatte. Thomas und er hatten es für sich behalten, dass sie manchmal mit solchen Wunden aus den Spielen hervorgingen. Daher hatte er auch versucht, den Verband vor den anderen verborgen zu halten. "Geh schon Mal hoch, ich komme sofort nach", meinte er, um Sarah vom Gesagten und den aktuellen Verletzungen abzulenken. Sie schüttelte jedoch nur den Kopf.

"Ich helfe dir, das richtig zu verbinden, und dann gehen wir beide wieder hoch", bot sie ihm an. Er überlegte kurz, dann nickte er.

"Danke, Sarah", sagte er mit freundlicher Stimme und griff in seine Hosentasche. Er holte eine noch verpackte Mullbinde heraus und begann, sie auszupacken. Sarah nahm sie ihm aus der Hand, öffnete sie und begann, die Hand richtig zu bandagieren. Christian zuckte mehrfach zusammen, doch erwar froh, dass der Verband richtig sitzen würde, nicht wie der vorherige, den er sich selbst mit einer Hand angelegt hatte.

"Hast du immer Verbandsmaterial dabei?", fragte das Mädchen ernst. Christian nickte. Er trug wirklich immer etwas Verbandsmaterial mit sich herum, für solche Tage, an denen er beim Kartenspiel verlor. "Du solltest wirklich nicht mehr mit den anderen dieses Spiel spielen", fuhr Sarah fort, während sie den Verband befestigte.

"Vielleicht höre ich wirklich auf", meinte Christian. "Aber was soll ich dann in den Pausen machen?" Sarah zuckte die Schultern. Als sie fertig war, ergriff er mit der verbundenen Hand eine ihrer Hände und drückte sie leicht. "Danke, Sarah", flüsterte er, bevor er sie mit roten Wangen zurückließ und die Treppe zu Thomas' Zimmer hochzusteigen begann.

"Chris, du Idiot", flüsterte Sarah, als er schon außer Hörweite war. Dann folgte sie ihm.
 

Einige Wochen später hatte das Wetter endlich aufgeklart und die Gruppe verbrachte den Großteil ihrer Zeit im Freibad. Die Wunden an Christians Hand waren verheilt und nur die etwas hellere Haut auf seiner Hand zeugte noch von den Verletzungen. Jetzt, nach drei Wochen Sonne, stach die hellere Haut jedoch deutlich hervor, denn alle in der Gruppe waren gut gebräunt.

"Hey, Chris", meinte Stefan gerade, als die beiden Jungen für sich und den Rest etwas zu Essen holten. "Du scheinst dich gut mit meiner Schwester zu verstehen." Christian zuckte zusammen und hätte beinahe das Tablett, welches er trug, fallenlassen. Er und Sarah hatten sich, seit sie ihm mit dem Verband geholfen hatte, öfter abseits der anderen getroffen. Inzwischen waren sie so etwas wie ein Pärchen, auch wenn eine Beziehung ihnen beiden noch fremd war. Den anderen hatten sie davon jedoch noch nichts gesagt.

"Ähm... ja... wir verstehen uns gut", antwortete der ältere ausweichend und hatte es plötzlich sehr eilig, zu den anderen zu kommen. Stefan hinter ihm konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie rot der ältere geworden war. Sarahs Bruder hatte schon länger einen Verdacht gehabt, ebenso wie die anderen, doch jetzt war es kein Verdacht mehr. Christians Reaktion hatte ihre Theorie bestätigt.

"Ihr seid also wirklich ein Pärchen?", fragte Stefan Christian und seine Schwester, nachdem sie sich zu den anderen gesetzt hatten. Beide hatten ein gequältes Lächeln aufgesetzt, während sie nickten.

"War irgendwie klar bei euch", meinte Raphael grinsend, während er zwischen Christian und Sarah hin und herblickte. "Ihr habt euch ja schon immer gut verstanden."

"Das stimmt allerdings. Und ihr seid wirklich ein süßes Pärchen", fügte Thomas hinzu, was dafür sorgte, dass die beiden, die gerade im Mittelpunkt des Gespräches standen, noch mehr erröteten. Als der Rest das bemerkte, begannen sie zu lachen.
 

1. August, Digiwelt
 

"Und dabei dachte ich, er und ich wären für einander gemacht", flüsterte Sarah, als sie sich umsah. Sie waren an einem Strand in der Digiwelt herausgekommen, der ihr und ihrem Bruder vollkommen unbekannt war. Wäre einer der alten Digiritter dabeigewesen, hätte er sich sicherlich an ihre Begegnungen damals mit Shellmon erinnert. Die beiden neuen Digiritter waren auf der File Insel gelandet.

"Hast du etwas gesagt, Sarah?", fragte ihr Bruder. Sie schüttelte den Kopf.

"Nein, nichts. Lass uns Raphael und unsere Partner suchen", sagte die junge Frau. Gemeinsam gingen die beiden Digiritter los, auch wenn sie nicht genau wussten, wo ihre Partner und ihr alter Freund waren.

Die Menschen, die sie wurden

Während die zwei Digiritter durch den Wald wanderten, der an den Strand anschloss, blickten sie sich neugierig um. Sie waren nur sehr selten in dieser Welt gewesen, und dann meistens an sehr abgelegenen Orten, weit unter der Erde versteckt. Den Himmel hatten sie hier noch nie gesehen.

"Was glaubst du, ist mit ihnen passiert, dass sie sich so verändert haben?", fragte Stefan und sprach die Frage aus, die Sarah seit beinahe sechs Jahren plagte.

"Raphael meinte, er wüsste es, aber er hat es uns nie erzählt", antwortete die Digiritterin und blickte sich um. "Hoffentlich finden wir ihn bald."

"Ihr habt ihn gefunden", erklang hinter ihnen sofort darauf eine Stimme. Als sich die beiden umdrehten, standen sie einem weiteren Menschen gegenüber, der in Begleitung dreier Digimon war. Er hatte gebräunte Haut, braunes Haar und trug leichte Kleidung, wie man sie normalerweise im Sommer trug. Seine Haltung unterschied sich in so vielem von der der anderen, dass sie sich wieder einmal fragten, wieso sie sich eigentlich angefreundet hatten. Der Grund dafür waren die beiden dunklen Digiritter gewesen.

"Raph. Du hast unsere Partner gefunden", rief Stefan erfreut, während er auf den Menschen und die Digimon zulief.

"Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich euch erzähle, was mir mein Wappen damals gezeigt hat, als ich es erhalten habe", meinte der älteste der drei und blickte ruhig zu den beiden anderen. "Ich hatte immer gehofft, dass es niemals nötig sein würde."

"Tun wir das auf dem Weg zur Stadt des ewigen Anfangs, würde ich vorschlagen", fügte Raphaels Partnerdigimon hinzu. Die beiden anderen stimmten zu, und während sie, von den Digimon geführt, losliefen, begann Raphael zu erzählen.

"Wie die beiden zuvor waren, das wisst ihr sicher noch", meinte er. Stefan und Sarah nickten, denn sie konnten sich noch sehr gut an ihre ehemaligen Freunde erinnern. "Das alles hat sich vor sechs Jahren zu verändern begonnen, am ersten August. Dort gelangten sie das erste Mal in die Digiwelt..."
 

Etwa sechs Jahre zuvor
 

Als Devidramon endlich wieder Festland überflog, blickten sich die beiden Menschen aufmerksam um. Unter ihnen lag eine felsige Küste, an der man mit einem Boot fast unmöglich landen konnte. Direkt dahinter befand sich eine weite Ebene, und am Horizont ließ eine grüne Wand auf einen Wald schließen. Einige kleine Flüsse schlängelten sich durch die Landschaft, und sie konnten einige Digimon sehen, die friedlich auf der Ebene wandelten. Irgendwo in der Ferne konnten sie auch einige Zelte oder Hütten oder etwas in dieser Art erkennen. Scheinbar lag dort ein Dorf.

"Diese Welt ist unglaublich", stellte Christian fest, während er all diese Eindrücke und das Landschaftsbild in sich aufnahm. "Und wenn es wahr ist, was Devimon sagt, wird sie eines Tages uns gehören, damit wir sie so formen können, wie wir es wollen." Thomas nickte und blickte sich ebenfalls um. Das Armorei, welches Devimon ihm gegeben hatte, hielt er in seiner Hand. Immer wieder betrachtete er es, so als könne er nicht glauben, dass dies wirklich ihm gehören würde. Das Gerät, welches Devimon ihm dazu gegeben hatte, hatte er bereits an seinem Arm befestigt.

Christian hielt seines noch in der Hand und blickte schließlich wieder darauf. Die Kette mit dem blutroten Wappen darin hing bereits um seinen Hals.

"Es wird eine perfekte Welt werden", meinte Thomas lachend. "Eine Welt, die für uns perfekt ist. Wir werden die unangefochtenen Herrscher sein!" Christian nickte, während er das Digivice nun ebenfalls am Arm befestigte. "Ich verspreche dir uneingeschränkte Loyalität", fuhr Thomas schließlich fort, was ihm einen verwunderten Blick von Christian einbrachte.

"Was soll das denn jetzt plötzlich, T? Wir sind Freunde und ich stehe nicht über dir", antwortete Christian, nachdem er das Gesagte vorerst verarbeitet hatte, was doch einige Sekunden in Anspruch nahm.

"Inzwischen tust du das doch", antwortete Thomas jedoch nur. "Du hast das Wappen, welches meinem Armorei seine Energie gibt. Ohne das Wappen der Dunkelheit ist mein Armorei nur ein nutzloses Stück Schrott. Außerdem bist du ein verdammt guter Stratege, das weiß ich schon von früher. Wenn du also die Rolle des Anführers übernimmst, wäre das besser für uns." Thomas blickte vo Devidramons Rücken aus über die Digiwelt und zu dem Berg in der Ferne, auf den sie nun schon seit einiger Zeit zusteuerten. Christian dachte einige Zeit nach, dann nickte er.

"Wenn es für dich ok ist, dann werde ich der Anführer der dunklen Digimon. Aber du wirst mein Stellvertreter, T. Ohne dein Armorei ist auch mein Wappen nur ein einzelnes Objekt, und auch wenn es kraftvoll zu sein scheint, wird es vielleicht nicht ausreichen." Thomas stimmte seinem alten Freund durch ein leichtes Grinsen zu. Beide blickten noch ein wenig auf den Kontinent, welcher sich unter ihnen erstreckte. Der Rest der Reise verlief schweigend.
 

Als Devidramon im Hof von Vamdemons Schloss gelandet war, sprangen die beiden Menschen auf den Boden und liefen sofort zum Haupttor des Schlosses. Der Hof war komplett verlassen, und niemand bemerkte die beiden Menschen. Genau so war es von Devimon und Vamdemon besprochen worden, als Devimon seinem Meister mitgeteilt hatte, dass die dunklen Digiritter erschienen waren.

Nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatten, erschien aus einem Raum neben der Tür ein kleiner Löwe.

"Seid gegrüßt. Mein Meister erwartet euch bereits", meinte es leise und mit besorgtem Blick. Es drehte sich einmal im Kreis, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete. "Folgt mir bitte, ich werde euch zu ihm bringen." Die Menschen bedeuteten dem Leormon, voranzugehen und gelangten so ungesehen durch das Schloss in die Bibliothek Vamdemons. Das Ultradigimon saß dort in einem Sessel und betrachtete die beiden, als sie eintraten.

"Seid mir willkommen, dunkle Digiritter", sagte es erfreut und erhob sich, bevor es auf ein Knie niedersank. "Was kann dieser Diener der Dunkelheit für euch tun?" Leormon stand neben der Tür, einige Meter hinter den Menschen, und blickte neugierig zu seinem Meister. Noch nie hatte dieser sich vor jemandem verbeugt, soweit Leormon wusste. Auch wusste es nicht, wieso es in diese anscheinend höchst geheime Sache eingeweiht worden war.

"Wir werden hier Quartier beziehen, bis wir einen Weg gefunden haben, in unsere Welt zurückzukehren", meinte Christian leichthin. "Und da scheinbar einiges an Vorkehrungen getroffen wurden, damit niemand von unserer Ankunft erfährt, gehe ich davon aus, dass nur die hier Anwesenden über unsere Anwesenheit informiert bleiben werden." Vamdemon nickte und blickte zu Christian. Dieser bedeutete dem Ultralevel, dass es sich erheben dürfe, was dieses auch tat.

"Wenn ihr erlaubt, Träger des dunklen Wappens, würde ich euch gerne mit Leormon bekannt machen. Dies ist das Digimon, welches mit dem Armorei der Finsternis verbunden ist, auch wenn ihm dies nicht einmal selbst bekannt ist. Leormon, komm her!" Vamdemon deutete auf das Rookie-Digimon, welches an der Tür wartete. Thomas drehte sich bei der Erwähnung seines Armoreis sofort zu dem Digimon um und musterte es eingehend. Nachdem es nähergetreten war, konnte er in einem der Ohren, sehr gut versteckt, das Zeichen der Finsternis erkennen.

"Du solltest dieses Ohr herabhängen lassen", meinte er zu dem Rookie. "Niemand soll vorerst erfahren, wer du bist oder zu was du gehörst. Oh, und ich bin Thomas, der Träger des Armoreis, und somit dein Partner", stellte er sich vor. Leormon verneigte sich sofort, indem es mit dem linken Vorderbein in die Knie ging.

"Du hast dich nicht vor uns zu verneigen, Leormon", sagte Christian, welcher der Begegnung schweigend zugesehen hatte. "Wenn wir erst die Herren sind, werden sich die anderen vor dir verneigen."

"Ja, Herr", antwortete Leormon und erhob sich.

"Ich bin Christian", sagte der ältere schließlich. "Mein Partner wird in einiger Zeit zu uns stoßen. Vamdemon, ich erwarte, dass du ihn sofort zu mir bringst, wenn er endlich eintrifft." Vamdemon signalisierte, dass er den Befehl verstanden hatte, mit einer Verbeugung.

"Ich kenne bereits einen Weg in eure Welt", meinte Vamdemon schließlich, nachdem eine kurze Weile Schweigen geherrscht hatte. "Ich werde in wenigen Wochen aufbrechen und mit einer Armee dort einfallen, um euch bereits jetzt den Weg zu ebnen. Sobald das Tor offen ist, werde ich euch hindurchführen und zu eurem Heim geleiten. Ich kann es leider nur ein einziges Mal öffnen, sonst würde ich euch natürlich sofort nach Hause geleiten."

"Vorerst reicht es, wenn du uns Zimmer gibst, von denen aus wir die Bibliothek hier ungesehen erreichen können. Und in die niemand außer dir, Leormon und uns bei sofortiger Todesstrafe hinein darf." Christian blickte mit kalten Augen zu dem Digimon, welches ihn um gut einen halben Meter überragte. Vamdemon lief es bei diesem Blick kalt den Rücken hinunter.

"Wie ihr befehlt, Meister", antwortete es. "Gleich am Ende dieses Ganges sind zwei Räume, die man nur durch diesen Gang erreichen kann." Er ging zu einem der Bücherregale und zog ein Buch heraus. Das Bücherregal schob sich daraufhin zur Seite und gab den Blick auf einen Gang frei.

"Wenn ihr diesem folgt, werdet ihr in die genannten Räume kommen. Es gibt nur diesen Eingang hier. Leormon ist in meinem Schloss bekannt, es kann euch Essen bringen", erklärte Vamdemon mit ruhiger Stimme. Die beiden dunklen Digiritter nickten.

"Es ist gut zu sehen, dass du solche Dinge vorbereitet hast, Vamdemon", meinte Christian und blickte zu dem geheimen Durchgang. "Ich gehe davon aus, dass du uns in alles einweihen wirst, was du weißt. Wenn sich außer dir niemand in diesem Raum aufhält, dann öffne die Tür. So werden wir wissen, dass es sicher ist, unsere Räume zu verlassen und uns hier mit dir zu beraten." Vamdemon verneigte sich tief.

"Und noch etwas, Vamdemon", sagte Thomas schnell. "Während wir uns nicht zeigen können, wird Leormon für uns sprechen. Folge seinen Befehlen als wären es unsere!" Erneut verneigte sich Vamdemon.

"Wie ihr wünscht, meine Herren", antwortete es. Die beiden dunklen Digiritter begaben sich in den Durchgang und schlossen die Tür mit einem dahinter angebrachten Hebel. Leormon und Vamdemon blieben zurück. "Es ist mir eine Ehre, euch zu Diensten zu sein", sagte das Ultralevel-Digimon dann zu dem Rookie neben sich, welcher die Geschehnisse nicht wirklich glauben konnte.
 

Während der nächsten Wochen verbrachten die beiden dunklen Digiritter jede Minute, die sie konnten, in der Bibliothek von Vamdemon. Er erklärte ihnen viel über die Funktionsweise der Welt, über Legenden und Geschichten der Digimon, gute und bösartige Wesen in dieser Welt, die Arten von Digimon, die Macht ihres Wappens und vieles mehr. Wenn Vamdemon einmal nicht zugegen war, hatten sie die Bücher der Bibliothek als Studienobjekte.

"Es ist unglaublich", meinte Christian gerade, während er in einem Buch über die Saat der Finsternis las. "Dass wir das alles nur einmal lesen müssen und alles wissen. Wir werden besser in der Schule, besser im Sport, in allem. Diese Saat ist unglaublich. Es ist gut, dass jeder von uns eine besitzt. Damit wird unsere Tarnung in der realen Welt viel einfacher." Christian versank wieder in das Buch, während Thomas sich ein weiteres aus dem Regal nahm. Auch dieses behandelte die Saat, allerdings schien es von der Person geschrieben worden zu sein, die auch die Wappen erschaffen hatte. Es war hinter einigen anderen Büchern verborgen gewesen und Thomas war sich sicher, dass nicht einmal Vamdemon wusste, dass es hier stand.

"Das dürfte auch sehr interessant sein", sagte er laut und warf Christian das Buch zu. Der ältere fing es mit einer Hand auf und überflog die ersten Seiten.

"Es ist interessant. Hier steht, wie ich mit meinem Wappen die Saat beeinflussen kann. Wenn ich genug übe, kann ich vielleicht sogar unsere Körper durch die Saat beeinflussen. Dieses Buch nehmen wir auf jeden Fall mit, niemand soll herausfinden, zu was wir fähig sind, wenn wir es nicht wollen." Thomas nickte zustimmend. Dann steckte Leormon seinen Kopf in die Bibliothek.

"Es kommt jemand", sagte es gerade laut genug, dass die beiden Digiritter es hörten. Sofort erhoben sich die Menschen und verschwanden in dem Geheimgang. Sie schlossen ihn hinter sich, und nur Sekunden später trat Vamdemon ein, gefolgt von DemiDevimon und Gatomon. Leormon wartete vor der Tür, denn offiziell war es eine Wache für diesen speziellen Raum.
 

Christian begab sich in sein Zimmer und blickte zu dem schwarzen Digitama, welches auf seinem Bett lag. Vamdemon hatte es ihm etwa eine Woche nach ihrer Ankunft hier gebracht, und Christian wusste, welches Digimon sich darin befand.

"Es ist nicht zu glauben, dass sie dich wirklich besiegen konnten, Partner", flüsterte er wieder einmal, während er das Ei streichelte. "Du bist doch ein mächtiges Digimon gewesen. Wieso mussten sie auch inbedingt einen verfluchten Engel auf ihrer Seite haben. Bald werden sie dafür bezahlen!" Thomas betrat hinter seinem alten Freund das Zimmer.

"Ja, bald werden sie dafür bezahlen, Chris." Während sie noch dastanden, leuchtete das Digitama auf und eine kleine Kugel wurde sichtbar, die sofort von einer Rauchwolke umschlossen wurde, in welcher Zwei Augen aufleuchteten.

"Partner, endlich", flüsterte Christian erleichtert. "Ich dachte schon, ich müsste noch länger warten. Du hast dir Zeit gelassen!" Das Mokumon begann leise zu kichern.

"Moku", meinte es nur, dann schwebte es zu Christian und positionierte sich neben dessen rechter Schulter.

"Jetzt wird uns nichts mehr aufhalten, Partner. Thomas. Sobald wir in unserer Welt sind, werden wir mit den Vorbereitungen beginnen. Und wir müssen unsere Partner trainieren. Sie müssen stärker werden, viel stärker!" Der jüngere nickte und blickte zu der Rauchwolke neben Christian. Dann begann er zu lachen, und die anderen stimmten nur Sekunden später ein.
 

Einige Tage später, in welchen sie noch einiges an Wissen über die Digiwelt und ihr ähnliche Welten gesammelt hatten, betrat Vamdemon schließlich ihre Gemächer. Es sank auf ein Knie und verneigte sich ehrerbietig vor den beiden dunklen Digirittern.

"Es ist soweit. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und meine Armee ist versammelt. Wir werden in vier Stunden aufbrechen", berichtete es seinen beiden Herren. Diese nickten.

"Das ist gut, Vamdemon. Doch wie willst du dafür sorgen, dass niemand herausfindet, dass wir hier sind und mit dir die reale Welt betreten?", entgegnete Christian. Man konnte in seiner Stimme die Sorgen hören, die er sich wegen ihrer Tarnung machte.

"Ich werde mit meiner Kutsche in die reale Welt aufbrechen. Niemand außer mir wird in diese Kutsche einsteigen, wenn ihr euch also in ihr aufhaltet, dann wird niemand etwas von eurer Existenz erfahren. Und sobald ihr in der realen Welt seid, werde ich den Fahrer meiner Kutsche einweihen und euch zurück in eure Heimat bringen lassen. Sobald ihr dort seid, wird er umgehend zu mir zurückkehren."

"Geh sicher, dass er niemandem erzählt, was er getan hat", meinte Thomas mit einem finsteren Blick. Vamdemon nickte.

"Ich werde es sofort vernichten, sobald es zurück ist, ebenso wie das Devidramon, welches die Kutsche zieht." Vamdemon verneigte sich erneut, als es die Zustimmung der beiden zu diesem Plan erhalten hatte. Dann erhob es sich und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Sie taten wie geheißen.

Vamdemon führte sie in die Bibliothek und durch einen weiteren Geheimgang in die Halle, in welcher das Tor stand. Dort bestiegen die beiden die Kutsche Vamdemons zusammen mit ihren Partnern.

Nur kurze Zeit später erbebte das Schloss, als die Digiritter angriffen. Die Kutsche konnte das Tor jedoch ohne Störung durchqueren und so kehrten die beiden dunklen Digiritter fürs erste in die reale Welt zurück.
 

1. August, Digiwelt
 

"Das erklärt manches", meinte Sarah, als Raphael geendet hatte. "Aber es erklärt nicht alles." Die Digiritter wanderten gerade durch den Dschungel, und laut den Digimon hatten sie noch etwa eine halbe Stunde Fußmarsch vor sich, bevor sie die Stadt des ewigen Anfangs erreichten.

"Es ist auch noch nicht alles erzählt", antwortete Raphael nur. "Das war nur ein Teil dessen, was ich erfahren habe." Sarah und Stefan schwiegen, denn sie wussten, dass das nun folgende ebenfalls einige Wichtigkeit besaß.

'Warum musste es ausgerechnet er sein?', dachte Sarah, während die Gruppe weiter durch das Unterholz wanderte.

Die Menschen, die sie sind

'Und warum war ich eines der ersten Opfer seiner Grausamkeit?', führte sie ihre Gedanken schließlich zu der Frage, die sie seit damals beschäftige, aber auf die sie noch keine Antwort gefunden hatte, auch nach all diesen Jahren noch nicht. Sie wusste, dass sie sich verändert hatten, doch erst nach der Erzählung von Raphael verstand sie, warum und wieso. Sie glaubte es zumindest.

"Du fragst dich, warum er dir das angetan hat, stimmts, Sarah?", fragte Raphael schließlich, welcher sie schon seit zwei Minuten beobachtete, ohne ein Wort zu sagen. Die Digiritterin nickte, in ihren Augen hatten sich Tränen gesammelt, wie so oft in den letzten Jahren, wenn sie an ihn dachte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Raphael scheinbar nicht weitererzählt hatte.

"Wieso", war alles, was sie im Augenblick noch sagen konnte. Raphael blickte seine gute Freundin traurig an, dann holte er tief Luft.

"Ich werde dir diese Frage gleich beantworten", meinte er dann, bevor er weitererzählte.
 

Etwa sechs Jahre zuvor
 

Das Devidramon flog schnell und hatte die Strecke bis Deutschland in zwei Stunden zurückgelegt. Als sie sich dem Dorf näherten, in welchem die beiden lebten, wurde das Digimon langsamer und landete im nahegelegenen Wald.

"Wir hätten Schirme in Japan mitnehmen sollen", fluchte Christian, als er mit Thomas die Kutsche verließ. Das Wetter hatte sich nicht gebessert, es goss noch immer in Strömen.

"Das wäre gut gewesen. Aber sie es mal positiv. Wir sind zurück", antwortete Thomas leichthin. "Und ich bin nicht der einzige, der durch dieses verfluchte Wetter durch muss!" Christian grinste bei dieser Äußerung seines guten Freundes, während er loszugehen begann. Ihre Partnerdigimon folgten ihnen in den Regen und begannen fast sofort zu fluchen.

"Wir müssen aufpassen, dass niemand die beiden zu Gesicht bekommt", meinte Christian, während sie, komplett durchnässt, nach Hause gingen. Sie waren diese Strecke früher schon oft gegangen, gejoggt oder gerannt, daher wussten sie, dass sie im besten Falle zehn Minuten brauchen würden.

"Ich würde vorschlagen, wir sehen uns so bald wie möglich diese Welt der Dunkelheit an, von der du gelesen hast, Chris", antwortete Thomas daraufhin. Christian nickte. Auf dem restlichen Weg begannen sie bereits, zu besprechen, wie sie es anstellen wollten, ein Tor in die Welt der Dunkelheit zu öffnen.

Nach einigen Minuten kamen sie schließlich bei Christian zu Hause an, vollkommen durchnässt. Doch dass sie krank werden könnten, daran dachten sie nicht einmal im Traum, denn sie hatten gelesen, dass die Saat ihren Trägern ein verbessertes Immunsystem gewährte. Christian schloss die Tür auf, dann traten sie ein, ließen ihre Partner herein und schlossen die Tür.
 

Nachdem sie ihre nassen Kleider erneut in den Trockner gesteckt und sich jeweils in eine Decke gewickelt hatten, setzten sie sich in Christians Zimmer.

"Also, was machen wir mit unseren Partnern", sprach Christian das Problem an, welches sie auf dem Weg hierher am meisten beschäftigt hatte. "Wir können sie nicht direkt hier bei uns halten, aber in die Digiwelt sollten wir sie auch nicht bringen, dort ist die Gefahr zu groß, dass sie in die Geschehnisse verwickelt werden, bevor wir das wollen. Die Welt der Dunkelheit klingt nach der besten Möglichkeit."

"Da muss ich dir zustimmen, Chris", antwortete Thomas. "Aber wir sollten warten, bis dein Partner zumindest das Rookie-Level erreicht hat. Auf dem jetzigen Level wäre es dauernd in Gefahr." Christian konnte dieser Schlussfolgerung nicht widersprechen. Währenddessen war Mokumon zu einem Demimeramon digitiert und schwebte nun dicht über Christians Schulter. Die Wärme, die das kleine Digimon ausstrahlte, kam den beiden Menschen sehr gelegen.

"Dann warten wir so lange. Aber wenn ihr in der Welt der Dunkelheit seid, ihr beide", meinte Christian und blickte die beiden Digimon an, "dann werdet ihr jeden Tag trainieren und schnell stärker werden. Wir erwarten viel von euch, das ist mir klar, doch ihr müsst stark werden!" die Digimon nickten und begannen leise zu lachen, während sie an die Zukunft dachten, die sie erwartete.

"Demimeramon. Wieso konntest du damals als Devimon nicht gegen die Digiritter gewinnen?", fragte Christian schließlich die Frage, die ihn schon seit dem Tag beschäftigte, an dem Vamdemon ihm das Digiei gebracht hatte. Da Mokumon nicht wirklich sprechen konnte, hatte er mit dieser Frage warten müssen. Demimeramon ließ seinen Kopf ein wenig hängen.

"Ich hätte sie besiegt. Aber dann erschien Angemon", erklärte es kurz angebunden. "Und selbst dann hätte ich noch gewinnen können. Aber dieser verfluchte Engel hat seine ganze Macht zusammengenommen, sein eigenes Leben geopfert, um mich zu besiegen." Christian schüttelte den Kopf.

"Sein eigenes Leben zu opfern... so dumm können wirklich nur gutartige Wesen sein. Aber bald werden wir ihnen zeigen, was mit solchen Wesen passiert." Er und Thomas begannen zu lachen, als sie von der Klingel unterbrochen wurden.

"Das sind die anderen", meinte Christian, nachdem er schnell zum Fenster geeilt war und hinunterschaute. "Leormon, Demimeramon, versteckt euch, schnell. Da, hinter dem Schrank ist ein Loch, das unters Dach führt, da werdet ihr nicht auffallen. Und wehe, du zündest irgendwas da drin an, Partner", fügte der ältere der beiden an seinen Partner gewandt hinzu. Das kleine Flammendigimon nickte, dann verschwanden beide in dem kleinen Loch. Christian rannte sofort darauf die Treppe herunter, um den anderen aufzumachen.

"Wir sollten noch nichts davon erzählen, T. Verhalte dich wie immer", rief Christian seinem Freund währenddessen zu. Thomas nickte, auch wenn Christian das nicht sehen konnte, und streckte sich ein wenig mehr auf dem Sofa aus. Christian kam kurz darauf zurück, mit drei weiteren in Decken eingewickelten Menschen. Ihre Kleidung befand sich ebenfalls im Trockner, da der Regen sich, soweit Christian das sagen konnte, noch verschlimmert hat.

"Das da draußen ist die reinste Sintflut", meinte Stefan, als er sich in einen der Sitzsäcke fallen ließ. Raphael besetzte den anderen, während Sarah und Christian sich zusammen auf dem Sofa niederließen. Thomas lachte leise über diesen Witz, den sie inzwischen bei jedem ihrer Treffen brachten. Die anderen nickten nur genervt.

"Wenigstens sind wir nicht in den USA", meinte Raphael dann. "Sonst wären wir Eiszapfen." Wieder nickte der Rest der Gruppe. Sarah schmiegte sich derweil an Christian, welcher seinen Arm um sie legte. Sie waren seit letztem Sommer mehr oder weniger zusammen und hatten inzwischen zumindest teilweise gelernt, was es hieß, eine Beziehung zu führen.

'Vielleicht sollte ich es gleich beenden', überlegte Christian, während er darüber nachdachte, was sich vor kurzem in seinem Leben geändert hatte. Er war sich sicher, dass diese Veränderung auch sein Leben hier verändern würde. Fast war er versucht, direkt Schluss zu machen, doch dann kam ihm eine viel bessere Idee. Er blickte kurz zu Thomas hinüber und in seinen Augen war ein bösartiges Funkeln zu sehen. Die falsche Farbe, die er durch die Saat hatte hineinfließen lassen, verschwand kurzzeitig und Thomas konnte das tiefe schwarz in Christians Augen genau sehen. Er wusste, was der ältere plante, und nickte leicht, um ihm anzuzeigen, dass er das ebenfalls für eine gute Idee hielt. Christian überlegte, wie er es anfangen sollte, während die Farbe in seine Augen zurückkehrte. Während die anderen überlegten, was man an einem solch regnerischen Tag tun konnte außer in Decken gewickelt im Warmen zu sitzen, überlegte Christian, wie er die anderen manipulieren konnte. Mit Sarah würde er beginnen.
 

Der Regen hörte einige Tage später auf und das Wetter normalisierte sich, während am Himmel eine, für den Großteil der Menschheit fremde Welt erschien. Christian und Thomas wussten, dass es sich dabei um die Digiwelt handeln musste.

"Es scheint, dass Vamdemon versagt hat", meinte Thomas, als die beiden wieder einmal allein waren. Christian wollte später noch mit Sarah etwas unternehmen, der Rest ging später ins Kino, zusammen mit Thomas.

"Hast du etwas anderes erwartet, T? Es war von vorneherein klar, dass es versagen würde. Sonst gäbe es uns nicht, oder?" Christians Worte machten für Thomas Sinn. Er blickte zu den beiden Digimon, die neben ihnen saßen. Thomas' Partner, Leormon, hatte sich auf dem Boden ausgestreckt, während DemiDevimon sich auf Christians Schulter niedergelassen hatte.

"Nein, nicht wirklich. Nur nicht, dass es so schnell geschieht. Nach dem, was man online liest, scheinen die Digiritter in die Digiwelt zurückgekehrt zu sein", entgegnete der jüngere und blickte zum Himmel. Zwei der vier verschiedenen Landschaftsarten waren bereits verschwunden, auch wenn sich die beiden dunklen Digiritter keinen Reim darauf machen konnten, was dies genau bedeutete.

"Ich sollte los", meinte Christian schließlich. "Ich will doch meine Liebste nicht warten lassen." Thomas begann zu lachen, denn er wusste, dass Christian bereits mit zwei weiteren Mädchen Kontakt aufgenommen und begonnen hatte, ebenfalls eine Beziehung mit ihnen aufzubauen. Er wollte testen, wie weit er die Beziehung und die Freundschaft zu Sarah und den anderen belasten konnte. Beide dunklen Digiritter wussten, dass sie nicht mehr lange mit ihnen befreundet sein konnten.

"Ich muss auch, sonst schöpfen die anderen noch Verdacht", entgegnete Thomas, dann blickte er erneut zu den beiden Digimon. "Aber vorher sollten wir sie in die Welt der Dunkelheit senden. Sie sind inzwischen beide auf dem Rookie-Level, und sie sind stark." Christian nickte und begann, auf seinem Digivice eine bestimmte Tastenkombination einzutippen. Vor ihnen öffnete sich in der Luft ein Tor, hinter welchem eine Welt lag, die in Grautönen gehalten zu sein schien. Die Welt der Dunkelheit.

"Wir kommen immer wieder einmal durch, um zu sehen, wie es euch geht", meinte Christian. "Partner, wenn du auf dem Campion-Level bist, beginne, die Wesen dahinter mit deinen Zahnrädern zu versklaven, verstanden?" DemiDevimon nickte, bevor es mit Leormon das Tor durchquerte. Es schloss sich und die beiden Menschen starrten kurz auf die Stelle, an der es sich gerade befunden hatte. Dann stiegen sie auf ihre Fahrräder und fuhren zurück zum Dorf, wo sie sich mit den anderen treffen wollten.

"Soll ich aus Versehen den anderen etwas von deinen anderen erzählen?", fragte Thomas während der Fahrt. Christian überlegte kurz, dann verneinte er.

"Es ist noch zu früh. Ich werde es selbst fallen lassen, sobald ich glaube, dass die Zeit reif ist, T", entgegnete der Anführer der dunklen Digiritter. Sie fuhren schweigend weiter, bis der Weg sie trennte. Christian würde direkt in die Stadt fahren, während Thomas sich bei Raphael zu Hause mit den anderen traf.

"Auf bald, T", meinte Christian noch, bevor er außer Sicht raste.
 

So verstrich ein halbes Jahr, in welchem Christian und Thomas sich einen Spaß daraus machten, die anderen heimlich zu reizen und hinter ihrem Rücken Gerüchte über sie zu verbreiten. Christian trieb sein bösartiges Spiel noch eine Stufe weiter, indem er offiziell die Beziehung mit Sarah aufrechterhielt, sie hinter ihrem Rücken aber mit mehreren anderen betrog, weil er sehen wollte, wie sie reagierte, wenn sie es endlich herausfand. Dieser Tag war endlich gekommen. Er hatte es zufällig erwähnt, das sollte sie zumindest glauben. In Wahrheit war er das Spiel einfach leid geworden. Auch Thomas hatte sich verraten, denn beide waren übereingekommen, dass sie wichtigeres zu tun hatten als ihre Zeit mit den anderen zu verschwenden.

"Wie konntest du?", schrie Sarah ihn an, gerade als er an seinem Fahrrad angekommen war. Den ganzen Tag in der Schule hatte er sie absichtlich gemieden, damit diese Konfrontation nicht direkt vor den anderen stattfand. Es bekamen aber noch immer genug mit.

"Ich wollte einfach wissen, wie andere Mädchen sind", entgegnete er ungerührt, während er das Schloss seines Fahrrades öffnete. Er schien sich gar nicht weiter für sie zu interessieren, was auch stimmte. Er interessierte sich nicht mehr für sie, nur noch für die Zukunft, in der Thomas und er über die Digiwelt regieren würden.

"Du unsensibles Arsch", schrie sie wütend weiter. Als er noch immer keine Reaktion zeigte, trat sie wütend nach ihm. Damit hatte Christian nicht gerechnet. Er hatte nicht gedacht, dass er sie wirklich zu einer solchen Reaktion reizen konnte. Der Tritt traf ihn in den Magen und er brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen. Sarah hatte sich nach diesem Tritt von ihm abgewandt und schenkte ihm nun keinen einzigen Blick mehr.

Christian musste sich sehr beherrschen, um nicht laut loszulachen. Er befestigte das Schloss an seinem Fahrrad, dann fuhr er los, ohne sich noch einmal umzusehen. Er wollte Thomas so schnell wie möglich von den letzten Ereignissen in Kenntnis setzen und hören, wie es sich bei ihm entwickelt hatte. Schließlich hatten sie gerade alle Bande zu ihren Freunden gelöst, die sie hatten.
 

Ein weiteres Jahr später war ihnen ihre Veränderung deutlich anzusehen. Christian machte sich nicht mehr die Mühe, mit der Saat eine falsche Augenfarbe zu erschaffen, ihre Augen waren einfach nur noch schwarz. Es wagten sowieso nur noch sehr wenige Menschen, ihnen wirklich in die Augen zu schauen. Ihre Kleidung war inzwischen ebenfalls komplett schwarz, meistens ohne Motive, nur manchmal trugen sie T-Shirts, auf die bösartig aussehende Totenköpfe gedruckt waren. Ihr Haar trugen sie kurz, beinahe militärisch.

"Es ist kaum zu glauben, wie praktisch die Saat ist", meinte Christian, als er und Thomas bei letzterem zu Hause saßen und ein Tor zur Welt der Dunkelheit öffneten. Sie hatten ihre Partner seit einer Woche nicht besucht und endlich eine Aufgabe für all die Sklaven gefunden, die Devimon inzwischen gesammelt hatte.

"Aber wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet in Politik auf diese Idee kommen würden", entgegnete Thomas grinsend, während er das Tor durchschritt. Auf der anderen Seite empfing sie eine große Menge Wesen, die ein wenig an Digimon erinnerten, wenn man sich nicht zu genau auf sie konzentrierte, angeführt von Devimon und Black Leomon. Die zwei hatten so lange trainiert und waren so stark geworden, dass sie das Championlevel ohne Probleme die ganze Zeit aufrechterhalten konnten.

"Seid willkommen", begrüßte Devimon die beiden, während sich die Masse der Sklaven des Digimon verbeugten.

"Es tut gut, wieder hier zu sein, Devimon", entgegnete Christian.

"Du hast das Gefolge vergrößert", stellte Thomas beeindruckt fest. Die Masse der Wesen, die Devimon beherrschte, war tatsächlich seit ihrem letzten Besuch um fast ein Fünftel gewachsen.

"Es wird einfacher, sie zu fangen, je mehr ich kontrolliere", entgegnete Devimon bescheiden.

"Es ist gut, dass wir so viele Sklaven haben. Endlich haben wir eine Verwendung für sie gefunden", meinte Christian leichthin und zog aus seiner Hosentasche einige Blatt Papier. Darauf war der Grundriss für ein gewaltiges Anwesen, beinahe schon eine Burg, aufgezeichnet, in einem guten Maßstab und leicht zu verstehen.

"Ich werde sie sofort an die Arbeit schicken", meinte Devimon, nachdem er einen Blick auf die Pläne geworfen hatte. "In etwa einem Jahr werden wir damit fertig sein." Christian nickte, er hatte mit dieser Dauer gerechnet.

"Wir werden Geduld haben, Devimon", meinte Thomas. Dann winkte er seinen Partner zu sich, welcher noch nichts gesagt hatte. "Du scheinst noch stärker geworden zu sein, Black Leomon", stellte der jüngere der dunklen Digiritter fest. Das Digimon verneigte sich leicht und entblößte seine Fangzähne, was Thomas inzwischen als Grinsen identifizieren konnte.

"Ihr seht gut aus", meinte der Löwe dann und blickte die beiden Menschen an. Sie trugen lange schwarze Mäntel über ihrer schwarzen Kleidung, an denen Kapuzen befestigt waren, die ihr Gesicht in tiefe Schatten legen würden, sobald sie sie überstreiften. Diese Mäntel trugen sie vorerst nur in der Welt der Finsternis, doch bald schon würden sie sie auch in ihrer Welt tragen. An dem Tag würden sie ihre Welt zum vorerst letzten Mal betreten. Erst, wenn sie die Digiwelt übernommen und eine gewaltige Armee aufgebaut hatten, würden sie zurückkehren und auch ihre Welt übernehmen, das hatten sie inzwischen unter sich ausgemacht.

"Wir werden wiederkommen, wenn die Burg fertiggestellt ist, Devimon. Du weißt, wie du mir eine Nachricht senden kannst." Devimon nickte und wandte sich seinen Sklaven zu, um sofort mit dem Bau zu beginnen.

"Was werdet ihr machen, bis der Bau fertig ist?", fragte Black Leomon die beiden Menschen, während diese bereits wieder ein Tor in die reale Welt geöffnet hatten.

"Wir werden uns vergnügen", antworteten die beiden mit einem bösartigen Lachen. Dann kehrten sie in ihre Welt zurück.
 

Nochmals ein Jahr später hatten die beiden sämtliche Menschlichkeit abgelegt. Sie waren, durch die Saat in ihren Fähigkeiten bestärkt, unangefochten die besten in der Schule, doch das bedeutete ihnen nichts. Niemand wagte es mehr, sich ihnen in den Weg zu stellen. Auch die Mitschüler, die Christian früher beim Kartenspiel gerne fertiggemacht hatten, machten jetzt angsterfüllt Platz, wenn der siebzehnjährige sich ihnen näherte. Die beiden konnten tun und lassen, was sie wollten, und das taten sie auch.

Beide hatten mehrere Freundinnen gleichzeitig, von denen keine wirklich freiwillig ihre Freundin war. Ihre ehemaligen Freunde beachteten sie nicht weiter, auch wenn diese mit Sorge beobachteten, wie Christian und Thomas immer weiter von den Personen wegdrifteten, die sie einst gewesen waren. Vor allem Sarah machte das schwer zu schaffen.

Dann, von einem Tag auf den anderen, waren die beiden verschwunden.
 

1. August, Digiwelt
 

"Wohin sind die zwei eigentlich verschwunden?", unterbrach Stefan den Bericht von Raphael. Dieser schüttelte kurz den Kopf, um sein Missfallen über dieses Verhalten auszudrücken, dann wandte er sich dem jüngeren zu.

"Sie sind in die Welt der Dunkelheit und haben dort die Burg bezogen. Von dort aus haben sie erste Schritte in die Digiwelt unternommen und schließlich den Digimonkaiser, von dem ihr sicher gehört habt, gestürzt, nur um seinen Platz einzunehmen." Die beiden Digiritter nickten. Ihre Partner hatten ihnen von Ken, dem Digimonkaiser, erzählt. Sie hatten ihn gestürzt und ihm die Quelle der Dunkelheit entrissen, nur um dann selbst die Macht der Dunkelheit zu übernehmen und einen Krieg gegen die Digiritter anzuzetteln, in dessen letzter Schlacht sie verschwunden waren.

"Da vorne ist die Stadt des ewigen Anfangs", rief Raphaels Partner, dann leuchtete er auf und digitierte auf sein Champion-Level.

"Entschuldigt mich bitte, aber ich werde an einem anderen Ort erwartet", meinte der älteste der drei, bevor er einen der Arme seines Partners packte und mit diesem zusammen wegflog.

"Er ist genauso stürmisch wie früher, oder?", meinte Stefan, während er ihrem guten Freund hinterherblickte. Sarah nickte. Dann verließen sie die Baumreihen und standen vor der Stadt des ewigen Anfangs. Und vor den anderen Digirittern.

"Das war anders geplant", meinte Sarah leise, als sie die verwunderten und alarmierten Blicke der Digiritter auf sich spürte.

"Wer seid ihr?", rief ihnen Taichi gereizt entgegen. Er hatte bereits sein Digivice in der Hand und Agumon stand kampfbereit vor ihm.

"Oh ja, ganz anders", stimmte ihr Bruder zu. Beide hoben die Hände, um zu signalisieren, dass sie keine Gefahr darstellten.
 

"Du hast ihnen nicht alles erzählt", meinte Raphaels Partner, als sie die anderen hinter sich gelassen hatte. Der Digiritter nickte und blickte unter sich.

"Ich wollte nicht, dass Sarah erfährt, was er in den drei Jahren getan hat, die die beiden verschwunden waren", entgegnete der Mensch und dachte daran zurück, was das Wappen ihm gestern gezeigt hatte. Sie waren in einer Welt gewesen, die dieser ähnlich gewesen war, bis auf den Unterschied, dass Vamdemon erfolgreich gewesen war. Während sie dort ausgeharrt hatten, hatte Christian eine Invasionsstreitmacht angeführt und schnell Deutschland erobert. Dann hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, Sarah als seine persönliche Sklavin zu halten.

"Wenn sie es erfährt, würde sie daran zerbrechen", fuhr er dann fort. Er bekam eine Gänsehaut, während er an all die unaussprechlichen Dinge dachte, die Christian mit dem jungen Mädchen in dieser anderen Welt angestellt hatte.

"Und das weiß er auch", entgegnete das Digimon. Raphael stockte kurz der Atem, als ihm klar wurde, worauf sein Partner hinauswollte. Er zweifelte nicht daran, dass Christian es seiner ehemaligen Freundin erzählen würde, sobald er herausfand, dass sie ebenfall ein Digiritter war.

'Habe ich das richtige getan?', dachte der Mensch, während sich die beiden der Festung näherten.

Das Treffen

Die Digimon, die Stefan und Sarah begleiteten, traten sofort vor ihre Partner, doch auch sie zeigten leere Hände, um die alten Digiritter nicht zu einem Angriff zu provozieren.

"Beruhigt euch, Digiritter", sagte eines der beiden Digimon, ein Leomon. "Dies sind Digiritter wie ihr. Sie sind hier, um euch zu helfen!" Taichi blickte noch immer nervös zu der kleinen Gruppe, die gerade ohne Vorwarnung aus dem Wald aufgetaucht war. Er und die anderen waren selbst erst vor wenigen Minuten hier in der Stadt eingetroffen, wo Gennai sie treffen wollte. Als Koushiro ihn kontaktiert und von Karis Entführung berichtet hatte, war der Wächter der Digiwelt bereits sehr besorgt gewesen.

"Erkennt ihr uns denn nicht?", fügte nun das zweite Digimon hinzu und blickte Taichi und die anderen alten Digiritter an. "Wir haben uns vor sechs Jahren getroffen, und auch wenn ich euch nur kurz kannte, so bin ich doch froh, euch meine Freunde nennen zu dürfen." Taichi blickte zu dem Digimon, welches ein wenig wie ein Zauberer aus einem billigen Film aussah, dann weiteten sich seine Augen, während ihm langsam dämmerte, wer diese Digimon waren.

"Wizardmon? Bist du etwa das Wizardmon, welches...", begann der Mensch.

"Sich zwischen Hikari und Vamdemon warf und ihr Leben rettete? Ja, Taichi, genau dieses Wizardmon bin ich. Einige Zeit, nachdem ich wiedergeboren wurde, wurde ich das Partnerdigimon von Sarah", erklärte es und deutete auf die Jugendliche hinter sich.

"Auch mich solltet ihr noch kennen", fuhr Leomon nun fort. "Auch wenn es nicht nur gute Erinnerungen sind. Ich habe euch damals unter der Kontrolle von Devimon über die File-Insel gejagt", erzählte der Löwe, woraufhin sich die Augen von Taichi und den anderen noch mehr weiteten.

"Das kann doch kein Zufall sein", meinte Koushiro schließlich. "Dass gerade ihr ausgewählt wurdet, die Partnerdigimon von zwei Digirittern zu werden, die uns zu Hilfe kommen, wenn wir von bösartigen Digimon angegriffen werden." Nun, da sich die Identität der Menschen geklärt zu haben schien, verschwand die Spannung, die in der Luft gelegen hatte, und die beiden neuen Digiritter verließen die Deckung ihrer Partner.

"Ich bin Stefan", stellte sich der zweite neue vor, während er und Sarah sich den anderen näherten. Diese nickten leicht, beobachteten die Neuen jedoch noch immer argwöhnisch. Vor drei Jahren hatten sie bereits einmal einen Digiritter getroffen, der vorgegeben hatte, ein Freund zu sein, nur um sie dann zu verraten. Ihr Vertrauen war, seit sie Thomas begegnet waren, nicht mehr so leicht zu verdienen. Zumal die beiden neuen Digiritter in etwa im gleichen Alter sein mussten wie Thomas und Christian. Sie waren auf jeden Fall älter als die Digiritter aus Japan.

"Es ist kein Zufall, Koushiro", sagte schließlich eine Stimme im Rücken der Digiritter. Während sich die Gruppe geschlossen umdrehte, konnten sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Hinter ihnen stand Gennai und betrachtete die beiden neuen Digiritter mit großer Sorge. "Es besitzt nicht zufällig einer von euch ein Wappen?", fragte er sie dann. Die alten Digiritter blickten, mit Ausnahme von Koushiro, verwundert zu Gennai.

"Eigentlich besitzen wir sogar beide eines", antwortete Sarah, was unter den alten Digirittern ein unbehagliches Schweigen hervorrief, denn auch dies erinnerte sie zu sehr an Christian. Auch er war aus dem Nichts mit einem Wappen erschienen, und dieses hatte er genutzt, um Chaos zu stiften. Die Digimon der alten Digiritter hatten wieder eine Haltung eingenommen, die es ihnen erlaubte, sofort loszuschlagen, sollten sich die Neuen als Gefahr herausstellen. Leomon und Wizardmon bemerkten diese Änderung in der Haltung der anderen Digimon sofort und reagierten unbewusst, indem sie ihre Hände in die Nähe ihrer Waffen bewegten.

"Welche Wappen besitzt ihr?", fragte Yamato vorsichtig. Seine Augen lagen auf den Digirittern, die sie gerade getroffen hatten, während sein Partner Gabumon sich in der Umgebung umblickte, ob irgendwo noch weitere Menschen oder Digimon warteten.

"Ich besitze das Wappen der Gegenwart", antwortete Stefan aufrichtig. "Meine Schwester besitzt das Wappen der Zukunft. Es gibt noch einen dritten Digiritter in unserer Gruppe, der das Wappen der Vergangenheit besitzt."

"Was sind das für Wappen", fragte Koushiro sofort nach. "Was erlauben sie euch? Unsere Wappen waren schließlich..." Er verstummte, bevor er verraten konnte, dass ihre Wappen die Eigenschaften ihrer Herzen waren.

"Sie waren die Eigenschaften eurer Herzen", beendete Sarah den Satz des Digiritters. "Wir wissen das, denn Leomon und Wizardmon haben uns in eure Abenteuer eingeweiht. Unsere Wappen sind nicht direkt mit unseren Herzen verbunden. Sie sind Teile der Zeit, und erlauben es uns, Ereignisse in der jeweiligen Eigenschaft zu sehen. Zumindest manchmal."

"Ihr habt dadurch Visionen", fasste Gennai das zusammen. Dann schüttelte er mit traurigem Blick den Kopf. "Von allen Wappen, die hätten erscheinen können, mussten es ausgerechnet diese sein. Koushiro, erinnerst du dich, was ich dir vor drei Jahren sagte?" Jetzt ruhte der Blick der Gruppe auf Gennai und Koushiro, der scheinbar mehr wusste als der Rest von ihnen.

"Du meinst... die Prophezeihung, von der du mir vor drei Jahren erzählt hast? Dass drei Wappen erscheinen, sollten die zwei jemals zurückkehren?" Gennai nickte, und Koushiros Gesicht wurde ernst und bleich. "Sie kehren also wirklich zurück?"

"Ja, in diesem Augenblick", sagte Stefan plötzlich. Als sich die Gruppe alarmiert zu dem Digiritter herumdrehten, sahen sie ein leicht bläuliches Licht auf der Brust unter seinem T-Shirt leuchten. Nachdem das Leuchten verloschen war, ging der Digiritter kurz in die Knie. "Daran werd ich mich nie gewöhnen", flüsterte der Jugendliche.

"Du hast es noch nicht oft genug erlebt. Aber was wichtiger ist, was hast du gesehen?", fragte seine Schwester sofort. Sie half ihm auf die Beine, auf denen er noch einige Sekunden wankte, bevor er sich wieder fasste.

"Ein Tor. Es hat sich geöffnet. Sie sind herausgekommen. Zusammen mit... vielen Digimon. Sehr vielen!" Stefan blickte seine Schwester eindringlich an. "Es ist genau, wie dein Wappen es dir gezeigt hat!" Alarmiert blickte Sarah ihren Bruder an.

"Was genau hast du gesehen?", fragte sie weiter. Ihr Bruder schloss kurz die Augen, während er sich die Szene erneut in Erinnerung rief.

"Es war ein großer Raum. Mit Digimon. Einige Digimon standen oder saßen darin. Sie hatten ein Mädchen dabei, gefesselt. Ein Digimon... ein dunkler Engel oder so etwas... hat sie festgehalten. Dann... ein weißer Teufel... Devimon... ein weißes Devimon. Es hat das Mädchen angestarrt. Sie wurde eingefroren. Dann hat sich das Tor geöffnet."

Während Stefan noch berichtete, was er gesehen hatte, verdunkelte sich der Himmel zunehmend, bis er schließlich vollkommen schwarz war. Es war gerade eben noch Mittag gewesen, daher schlossen die Digiritter sofort, dass dies keinen natürlichen Ursprung hatte.

"Hikari", flüsterte Taichi entsetzt, während die anderen Digiritter zu verarbeiten versuchten, was Stefan gerade erzählt hatte.

"Kann das denn überhaupt stimmen?", fragte Takeru, in der Hoffnung, dass Stefan sich vielleicht irren könnte.

"Es muss stimmen, Takeru", antwortete Gennai anstelle des gefragten Digiritters. "Das Licht der Digiwelt ist verschwunden. Daher herrscht jetzt diese unnatürliche Dunkelheit." Die Digiritter schwiegen verunsichert, während sie sich genauer umschauten. Sie konnten noch immer genauso weit sehen wie zuvor, doch die ganze Welt schien nur noch aus verschiedenen Grautönen zu bestehen.

"Wir müssen sie retten", sagte Sarah schließlich in die unangenehme Stille hinein. "Ohne die Trägerin des Lichtes sind wir in dem Kampf, der uns bevorstehen wird, ohne Chance. Mit ihr... haben wir eine Chance." Die Digiritter bemerkten das Zögern von Sarah zwar, doch auch sie wollten Hikari aus den Händen von Christian und Thomas befreien.

"Wo sind sie?", fragte Yamato schließlich. Ein Piepsen ihrer Digivices erübrigte die Antwort auf diese Frage jedoch.

"Sie fliegen nach Norden", stellte Koushiro kurz darauf fest. "Und im Norden ist die alte Festung. Sie schwebt dort seit drei Jahren über dem Meer, auch wenn wir nicht genau wissen, wer sie dort hingebracht hat. Wir konnten sie nicht mehr betreten, seit die zwei verschwunden waren!"

"Dann sollten wir auch dorthin aufbrechen", schlug Taichi vor. "Wir müssen Hikari befreien." Die Gruppe stimmte sofort zu, und nicht einmal eine Minute später flogen sie mit Kabuterimon, Garudamon, XV-mon, Stingmon und Aquilamon los. Die Festung war ihr Ziel, und wer zuerst ankam, würde die Zukunft entscheiden. Das war allen klar, doch vor allem Sarah, der Trägerin des Wappens der Zukunft. Sie hatte viele Blicke in die Zukunft erhascht, während sie in der realen Welt ausharren musste, und kaum einer davon hatte gut ausgesehen.

Die Rückkehr

Als die anderen Digimon in die reale Welt aufgebrochen waren und sich das Tor geschlossen hatte, stand IceDevimon alleine im Speisesaal. Wieso es ebenfalls ausgewählt worden war, hier zu warten, wenn es doch die anderen nicht in die reale Welt begleiten sollte, war ihm nicht klar, doch es würde den Befehl seiner Herren nicht missachten.

Eine halbe Stunde später erschien in der Luft erneut das Wappen der Dunkelheit, welches sich kurz darauf in die Gestalt von Christian veränderte. Der dunkle Digiritter drehte sich einmal in der Luft, und nachdem er sich sicher war, dass nur ein Digimon im Saal war, wandte er sich dem IceDevimon zu.

"Es ist gut zu sehen, dass meine Untertanen so geduldig sind", meinte der Digiritter mit böser Stimme. "Sicher fragst du dich, warum du hier warten solltest, obwohl du nicht mit in die reale Welt gehen durftest."

IceDevimon blickte nervös zu seinem Herrn auf, bevor es zu sprechen begann. "Ja, Herr. Das frage ich mich in der Tat. Was wollt ihr, dass ich für euch tue?" Christian begann zu grinsen, und allein bei diesem Anblick begann IceDevimon zu zittern. Der Anblick dieses Menschen reichte aus, um das Digimon zu lehren, wie sich andere Digimon bei seinem Anblick fühlen mussten.

"Sobald die anderen Digimon zurückkehren und ihren Auftrag erfüllt haben, IceDevimon, wirst du die Digiritterin des Lichts zu dir nehmen und sie in eine Eisstatue verwandeln. Sie darf dabei jedoch nicht sterben. Du musst sie lebendig einfrieren. Glaubst du, du schaffst das?" IceDevimon überlegte einige Zeit. Es wusste, wenn es versagte, würde der Plan seiner Herren scheitern. Und es würde sterben, denn es war trotz seiner Macht nur ein Champion in einer Gruppe, der viele Ultralevel angehörten. Aber es konnte seinen Herren diese Zweifel nicht offenbaren. "Wenn du daran zweifelst, es tun zu können, dann finde ein Kokatorimon", fuhr Christian fort und sprach damit die Zweifel, die das Digimon plagten, laut aus. IceDevimon fühlte sich vor dem dunklen Digiritter wie ein offenes Buch.

"Ich werde es tun, wie ihr verlangt", meinte es dann unterwürfig. "Sie wird nicht sterben, sie wird eine perfekte Statue werden. Ich werde sie perfekt einfrieren, euch zu Ehren!" Das Digimon sank vor dem Wappen auf ein Knie und blickte zu Boden, damit Christian die Zweifel, die es noch immer plagten, nicht bemerkte. Der dunkle Digiritter lachte.

"Dann sei es so. Doch wisse, solltest du versagen, hast du diese Welt dem Licht geschenkt, und du wirst für dein Versagen bezahlen. Nicht durch Tod, denn du würdest einfach wiedergeboren werden. Ich kenne Mittel und Wege, dich ewig leiden zu lassen." Das Lachen des Digiritters konnte im gesamten Tempel gehört werden und alle Digimon, die sich hier befanden, versuchten so schnell sie konnten, ein Versteck zu finden, denn dieses Lachen verursachte in ihnen eine solche Furcht, dass sie sich nicht mehr wie mächtige bösartige Digimon, sondern wie frisch geschlüpfte Baby-Digimon fühlten.

IceDevimon warf sich am ganzen Körper zitternd von dem dunklen Digiritter zu Boden. Erst mehrere Minuten später fiel ihm auf, dass das Lachen nicht mehr zu hören war. Als es aufblickte, war die Gestalt des dunklen Digiritters verschwunden.

"Ich werde sie niemals enttäuschen", schwor es sich. Auf wackeligen Beinen begab es sich zur nächsten Bank und ließ sich dort nieder, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Den Rest der Nacht verbrachte es schlafend auf einer der Bänke, um sofort zur Stelle zu sein, wenn die anderen zurückkehrten.
 

Es war beinahe Mittag, als sich schließlich mehrere Tore im Saal öffneten, durch die die Digimon, welche zuvor in die reale Welt gesandt worden waren, zurückkehrten. Sobald sich das letzte Tor geschlossen hatte, erklomm Ogremon einen Tisch und blickte über die zurückgekehrten Digimon.

"Fehlt jemand?", fragte es dann Vademon, welches ebenfalls kurz über die Digimon hinwegblickte, kurz nachdachte und sich dann Ogremon zuwandte.

"Etemon und Digitamamon fehlen. Sie waren im Kampf mit den Digirittern des Mutes und der Freundschaft. Ich glaube gesehen zu haben, wie sie starben." Ogremon nickte diesen Bericht ab, dann wandte er sich dem Digimon zu, welches den Rückzugsbefehl gegeben hatte.

"Hast du deinen Auftrag auch wirklich erledigt, LadyDevimon?", fragte das grüne Digimon. "Oder hast du es mit der Angst bekommen?" Zur Antwort hob das gefallene Engel-Digimon Hikari mit seiner linken Hand in die Luft, so dass alle sie sehen konnten.

"Dies ist die Digiritterin des Lichts. Der Grund, weshalb unsere Meister uns ausgesandt haben und weshalb unsere Kameraden Etemon und Digitamamon ihr Leben ließen." LadyDevimons Stimme hallte durch den Saal und weckte die Digiritterin aus ihrer Ohnmacht. Als Hikari erkannte, dass sie nicht mehr in der realen Welt und zudem von bösartigen Digimon umringt war, versuchte sie sofort, sich aus dem Griff des Digimon zu befreien. Alles, was dies zur Folge hatte, war jedoch eine Ohrfeige von Devimon.

"Das ist dafür, dass ich wegen dir beinahe durch einen Engel gestorben wäre", meinte das bösartige Digimon wütend. Die Ohrfeige hatte es jedoch geschafft, Hikari zu beruhigen.

"Dann ist jetzt mein Moment gekommen", rief IceDevimon und erhob sich von der Bank, auf der es sich niedergelassen hatte. "Die Meister haben mir meine Befehle bereits erteilt. LadyDevimon, Devimon, bitte sorgt dafür, dass sie nicht fliehen kann." Die angesprochenen Digimon blickten nervös zu IceDevimon, welches sie nicht in die reale Welt begleitet hatte, aber sich jetzt plötzlich wie ihr Vorgesetzter aufführte.

"Tut, was es sagt", meinte Ogremon nach kurzem Überlegen. Es hatte Blickkontakt mit dem Digimon hergestellt und in seinen Augen deutlich erkennen können, was hier geschehen war, während die Digimon unterwegs gewesen waren. Die bösartigen Digimon packten Hikari an den Armen und hielten sie zwischen sich in der Luft, während IceDevimon sich ihr langsam näherte.

'Wenn ich versage', dachte es, dann schüttelte es kurz den Kopf, um sich dieser Gedanken zu entledigen. "Für die Ehre unserer Herren", flüsterte es, dann blickte es in die Augen der Digiritterin. "Gefrierblick", rief das Digimon, woraufhin ein Strahl aus Eis aus seinen Augen strömte und Kari einzuhüllen begann. Die Digimon, die die Digiritterin hielten, ließen sie sofort los, doch noch bevor die Schwerkraft sie zu Boden ziehen konnte, hatte IceDevimon sie vollständig in eine Eissäule gehüllt, die fest auf dem Boden stand.

"Gut gemacht", erklang im Rücken des Eis-Digimon die Stimme des mächtigsten dunklen Digiritters. Sie war lauter und klang noch boshafter als zuvor. Nachdem sich die Digimon umgedreht hatten, traten sie schnell mehrere Schritte zurück und sanken ehrerbietig auf ein Knie.

In der Luft schwebte das Wappen der Dunkelheit, dann veränderte es seine Form. Es wurde zu einem Tor, welches sich immer mehr ausweitete. Dann trat ein Mensch hindurch, in einen Mantel gehüllt, dessen Kapuze er tief ins Gesicht gezogen hatte. Hinter ihm schwebte ein Devimon, dessen Aura selbst das andere Devimon in diesem Raum dazu brachte, sich noch tiefer zu verneigen, um ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein zweiter, ebenso gekleideter Mensch, durchquerte danach das Tor, gefolgt von einem schwarzen Leomon. Dann strömte Digimon über Digimon aus dem Tor und verteilte sich im Saal. Immer mehr folgten, ein goßer Teil davon Vilemon, doch auch andere bösartige Digimon aller Level.

"Wir sind zurückgekehrt", rief Thomas laut. Dann blickte er zu Christian, welcher bereits vor der Eissäule stand, in der Hikari eingefroren war.

"Und, Hikari? Was meinst du? Bist du nicht froh, uns zu sehen?" Der dunkle Digiritter war sich nicht sicher, ob es am Eis lag, aber er glaubte, zu sehen, wie sich die Augen der Digiritterin vor Schreck weiteten.

'Natürlich ist sie das. Wer wäre das nicht?', flüsterte die Stimme in Christians Kopf, die er seit drei Jahren hörte. In ihrem langen Exil hatte er herausgefunden, was damals schief gegangen war. Er hatte die Kontrolle verloren, während er versucht hatte, die Dunkelheit unter seine Kontrolle zu zwingen. Doch statt ihn zu töten, wie er immer gedacht hatte, hatte sie einen Kampf in seinem Inneren begonnen, um seine Persönlichkeit auszulöschen. In ihrer langen Abwesenheit hatte er sich viel Zeit genommen, um diesen Krieg gegen die anarchische Seite der Macht der Dunkelheit in seinem Inneren zu führen und sie endlich vollständig zu unterwerfen. Kurz vor ihrer Rückkehr hierher war er endlich erfolgreich gewesen. Die Stimme und damit die wilde seite der Dunkelheit hatte sich ihm endlich unterworfen. Das glaubte er zumindest. In Wirklichkeit hatte die Dunkelheit begonnen, mit seiner Seele zu verschmelzen.

"Also, meine Diener", sagte er schließlich so laut, dass alle Digimon sich zu ihm zuwandten. "Wir sind endlich zurück. Und jetzt werden wir das ergreifen, was uns seit Jahren zusteht. Die Herrschaft über die Digiwelt. Folgt mir, und sobald wir unsere alte Festung wieder in Betrieb genommen haben, werden wir gegen die Digiritter zu Felde ziehen!" Die Digimon im Saal, der inzwischen heillos überfüllt war, begannen zu jubeln, während noch immer Digimon aus dem Tor zu strömen versuchten.

"Folgt mir bitte, Meister", sagte das Ogremon, welchem Christian den Befehl über die Truppen verliehen hatte. Das grüne Digimon führte die Menschen durch die Armee, welche ehrerbietig Platz machte, und auf den Ausgang des Tempels zu.

Der Rest der Digimon folgte ihnen, angeführt von einem Piedmon, welches ihnen aus dem Portal gefolgt war. Es war der vierte Meister der Dunkelheit, der vor sechs Jahren von HolyAngemon hinter das Himmelstor verbannt worden war. Von dort war es gerade mit den dunklen Digirittern zurückgekehrt. Langsam versagte auch der Strom an Digimon, die aus dem Tor kamen, und nach einigen Hagurumon, die einen wirklich finsteren Blick in ihren Gesichtern hatten, schloss es sich.

Gegen die Zeit

"Wo genau ist die Festung, Ogremon?", fragte Christian das grüne Digimon, welches zitternd vor ihm kniete. Der Mensch und das Digimon befanden sich auf Apocalymon, welches majestätisch über das Meer schwebte. Rings um es herum flogen bösartige Digimon, einige davon trugen andere, während der Rest der Armee auf mehreren WaruSeadramon unter dem Digimon schwamm. Sie waren bereits seit einer halben Stunde unterwegs und hatten das Festland lange hinter sich gelassen. Der Tempel war auf einer kleinen Insel, nicht weit von der File-Insel, versteckt gewesen und von dort aus begaben sie sich nun nach Norden.

"Im... im Norden, Herr", antwortete das Champion-Digimon furchtsam. Seit Devimon zu Apocalymon digitiert war, hatte sich in den Herzen der Digimon Furcht eingenistet.

"Das ist nicht dort, wo wir sie zurückgelassen haben", brachte Thomas das Thema zur Sprache, welches auch Christian beschäftigte. Der jüngere wurde von seinem Partner getragen, welcher

neben Apocalymons Körper flog.

"Es... es heißt, ein... ein Hagurumon blieb zurück. Es hat die Festung... dorthin gebracht... und verriegelt, so dass nur ihr, Meister, sie wieder betreten könnt!" Ogremon blickte furchtsam zu Boden, während er dies erzählte, denn das Digimon wusste nicht, ob diese Gerüchte wahr waren. Von den Digimon, die früher in der Festung gedient hatten, lebte soweit es wusste keines mehr. Sie hatten sich, nach dem Verschwinden der beiden, aus dem Staub gemacht und waren von den gutartigen Digimon bekämpft worden, als sie versucht hatten, sich ein kleines Gebiet zu sichern.

"Wenn dem so ist, dann soll dieses Digimon belohnt werden", meinte Christian ruhig. 'Falls es noch lebt', fügte die Stimme in seinem Kopf hinzu. Der dunkle Digiritter grinste. Hagurumon war ein Maschinendigimon, und selbst wenn es etwas zu Essen benötigen sollte, so waren die Vorräte in der Festung mehr als ausreichend, um selbst eintausend davon für drei Jahre zu verpflegen.

"Hoffen wir nur, dass es uns auch wirklich das Tor öffnet", meinte Thomas und bedeutete Christian, auf sein Digivice zu schauen. Die beiden dunklen Digiritter beobachteten leicht nervös, wie sich ihnen dreizehn Punkte von Süden näherten, aus der Richtung der File-Insel.

"Meine ich das nur oder wurden es mehr?", fragte Christian seinen besten Freund, nachdem er die Punkte drei Mal durchgezählt hatte. In der Ferne konnte man jetzt einen Umriss erkennen, doch noch hatten sie zehn Minuten Strecke vor sich. Es würde ein knappes Rennen werden, denn die Digiritter waren schneller als die beiden bösartigen Menschen.

"Es wurden mehr. Ich bin gespannt, wer das ist", antwortete Thomas mit einem nicht zu übersehenden Hass in seinen Augen. Die beiden bemerkten den kleinen Punkt, der sich im Norden von ihnen befand, nicht, denn sie konzentrierten sich gänzlich auf die näherkommenden Digiritter.
 

"Sie sind vor uns", rief Koushiro den anderen zu, während er den Bildschirm seines Laptops betrachtete. Darauf war eine Karte der Digiwelt zu sehen, die er im Augenblick auf den Bereich nördlich der File-Insel gezoomt hatte. Einige kleine braungrüne Flecken zeigten die winzigen Inseln, die sie überflogen, während sie sich der Masse der dunklen Digimon und der Festung näherten. "Wir kommen näher!" Die guten Digiritter waren augenscheinlich schneller als die dunklen, doch ob sie letztere noch einholen konnten, bevor sie die Festung erreichten, würde sich zeigen.

"Wie lange noch, Koushiro?", fragte Taichi, welcher neben ihm auf Kabuterimon saß.

"Vielleicht fünf Minuten, bis wir sie eingeholt haben. Bei der jetzigen Geschwindigkeit brauchen sie aber warscheinlich genauso lange, um die Festung zu erreichen", entgegnete der Digiritter des Wissens, nachdem er die Strecken kurz überschlagen hatte.

"Es wird ein knappes Rennen. Wir müssen bereit sein, zu kämpfen", rief Yamato den anderen zu, die teilweise auf ihren Digimon, teilweise aber auch auf Garudamons Händen saßen.

"Ich werde dabei keine große Hilfe sein", flüsterte Leomon Stefan zu. "Dieser Kampf wird in der Luft entschieden, und keine meiner Digitationen kann fliegen." Stefan nickte mit einem sichtlich genervten Gesichtsausdruck.

Während der nächsten Minuten waren die Digiritter in Gedanken vertieft. Sie erinnerten sich noch lebhaft an ihre letzte Begegnung mit den beiden und wie sehr sie damals unterlegen waren. Zwar waren ihre Digimon in den drei Jahren stärker geworden, doch ob das ausreichen würde, bezweifelten alle Digiritter. Auch wenn sie weitere Mitstreiter gegen die beiden bekommen hatten.

"Wir werden sie befreien", meinte Sarah plötzlich zu ihrem Bruder. "Wir müssen sie befreien, koste es, was es wolle!" Stefan nickte genervt, während er in die Ferne blickte. Dort glaubte er, eine größere Menge fliegende Gestalten zu erkennen, unter denen eine größere Menge Digimon schwamm.

"Dort sind sie", schrie nun auch Koushiro den anderen zu. Diese schreckten aus ihren Erinnerungen auf und blickten nach vorne.

"Und dahinter ist die Festung", meinte Taichi mit einer Stimme, in der die Sorgen, die er sich um seine kleine Schwester machte, deutlich herauszuhören waren. Es würde sehr knapp werden, das konnten alle sehen.

"Bitte, irgendetwas muss sie aufhalten", flüsterte Sarah, während sie nach vorne blickte. "Irgendetwas!" Dann öffneten sich in der Ferne die Tore des Hangars.
 

"Geschafft", rief Thomas erfreut aus, als die letzten Digimon sich im Hangar versammelten. Die Tore waren gerade dabei sich zu schließen, während die Digiritter noch ein Stück entfernt waren. Zwar hatten sie Wargreymon und Metalgarurumon losgeschickt, als sie gesehen hatten, dass sich die Tore öffneten, doch auch diese Digimon waren zu langsam gewesen.

"Endlich sind wir wieder hier", meinte nun auch Christian und blickte sich im Hangar um. Er war blitzblank, so als wäre hier erst vor kurzem jemand gewesen und hätte alles blitzblank poliert. Wie um seine Gedanken zu bestätigen, öffnete sich das Tor, welches in Innere der Festung führte, und einige Hagurumon strömten in den Hangar. Sie versammelten sich vor den dunklen Digirittern und neigten sich leicht nach vorne, was bei ihrer Art einer Verneigung gleichkam.

"Seid willkommen, Meister", sagte der Anführer der Digimon. "Wir haben auf euch gewartet. Ich hoffe, es ist hier alles so, wie ihr es wünschtet!" Christian blickte sich nochmals im Hangar um, dann nickte er.

"Bringt mich zum Kontrollraum, Hagurumon", sagte er mit ruhiger Stimme. "Es wird Zeit, dass sich die Dunkelheit endlich aus ihrem Schlaf erhebt. IceDevimon, bring Hikari in den Zellentrakt und bewache sie!" Das Champion-Digimon nickte, dann marschierte es, von einem der Hagurumon geführt und mit der eingefrorenen Hikari auf seiner Schulter, ins Innere der Festung davon. Während alle Augen nun auf Christian gerichtet waren, verschwand eine in einen Mantel gehüllte Gestalt ebenfalls durch die Tür, doch niemand bemerkte sie.
 

"Wir sind wirklich drin", flüsterte das Digimon Raphael zu, während sie leise hinter dem IceDevimon herschlichen, darauf bedacht, dass niemand sie bemerkte. Die Gänge der Festung waren in perfektem Zustand, nirgends lag ein Staubkorn herum.

"Ich hätte auch nicht geglaubt, dass es so einfach gehen würde", antwortete der Mensch leise und blickte sich nervös um. Um eine solch große Festung in diesem Zustand zu halten, waren weit mehr Digimon nötig, als zuvor in den Hangar geströmt waren. Wo sich der Rest aber aufhielt, konnte Raphael nicht sagen. Kein einziges Digimon begegnete ihnen auf ihrem Weg, der sie tiefer in die Festung brachte. Schließlich hörten sie die Stimmen von Hagurumon und IceDevimon wieder lauter werden und schlossen daraus, dass sie am Ziel waren.

"Ich werde sie in diesen Raum sperren", sagte IceDevimon gerade. Als Raphael vorsichtig um die Ecke blickte, sah er, dass die beiden Digimon vor etwas gehalten hatten, das aussah wie ein Überwachungsraum für den Zellentrakt. Hagurumon war nicht begeistert über diese Aussage.

"Der Meister hat dir befoglen, sie in den Zellentrakt zu bringen", entgegnete es schlecht gelaunt und wies mit einem der Zahnräder, die an seiner Seite schwebten, auf die vergitterten Räume.

"Ich werde mich nicht mit einer Digiritterin in einen Raum begeben, den man nur von außen öffnen kann", antwortete das Champion-Digimon, dann stieß es die Tür zum Kontrollraum auf und setzte die Eissäule, in welcher die Digiritterin eingefroren war, vorsichtig ab. "Hier habe ich bessere Chancen, einen Angriff abzuwehren." Hagurumon seufzte tief, dann drehte es sich in die Richtung, aus der es gekommen war.

"Ich hoffe, du weißt, was du tust", sagte es noch, bevor es schnell davonschwebte. Raphael und sein Partner konnten sich gerade noch rechtzeitig in einem der angrenzenden Räume verbergen.

"Also, was machen wir jetzt?", fragte sein Partner den Digiritter. Als Antwort leuchtete dessen Digivice und das Wappen. "Gut, befreien wir sie. Ich werde schnell sein!" Raphael nickte seinem Partner zu, während dieser durch das Wappen der Vergangenheit auf das Ultralevel digitierte. Er öffnete seinem Partner die Tür.

Aus dem Raum, in dem sie sich versteckt hatten, trat ein HolyAngemon, die Klinge an seinem rechten Arm bereits ausgefahren, und schoss auf IceDevimon zu. Das bösartige Digimon blickte entsetzt zu dem Engel, der aus dem Nichts erschienen zu sein schien, bevor sich die Klinge in seinen Leib bohrte und es sich aufzulösen begann. Es hatte nicht einmal mehr Zeit, etwas zu sagen.

"Gute Arbeit, Partner", meinte Raphael, als das Digimon wieder zu einem Patamon zurückdigitiert war. Die Eissäule, welche durch IceDevimons Anwesenheit kühl genug gehalten wurde, dass sie nicht schmolz, begann, in der Hitze, die im gesamten Zellenblock herrschte, zu schmelzen. In wenigen Minuten würden sie Hikari befreit haben.

"Hoffentlich kommen wir auch hier raus", meinte das Digimon, während es den Gang im Blick behielt.
 

"Er hat es geschafft", sagte Stefan gerade. Die anderen Digiritter, die mit ihnen auf den Händen von Garudamon saßen, nickten betrübt. Die Tore hatten sich vor ihnen geschlossen, bevor sie die Festung betreten konnten. Nun hatte Christian alle Trümpfe in seiner Hand.

"Wir sind zu spät", sagte Sora betrübt und blickte auf die dicken Metalltore vor ihnen.

"Das meine ich nicht", antwortete der Digiritter der Gegenwart jedoch, sehr zum Erstaunen aller. "Raph ist da drin." Sarah musste unwillkürlich grinsen, als sie verstand. "Er hat Hikari bereits befreit", fuhr Stefan fort, was bei den Digirittern ungläubiges Staunen hervorrief. Doch das leichte Leuchten seines Wappens zeigte ihnen, dass er wohl gerade gesehen hatte, was in der Festung passiert war.

"Wir werden ihn sicher bald schon treffen", sagte Sarah und blickte ebenfalls auf die Tore. Ihre Situation war nun nicht mehr ganz so hoffnungslos wie noch zuvor. Während sie noch überlegte, was wohl als nächstes geschehen würde, öffneten sich die beiden Torflügel ein Stück und ein schwarzer Löwe in einer Rüstung, aus der zwei Flügel zu wachsen schienen, erschien in der Öffnung.

"Das ist nicht gut", fluchte Takeru, als er Black Fighter-Leomon sah. Die anderen Digiritter wussten ebenfalls, was dieses Digimon anrichten konnte. Wargreymon und Metalgarurumon leuchteten auf und verschmolzen zu Omnimon, während X-Vmon und Stingmon ihre Partner ebenfalls auf den Händen von Garudamon absetzten. Nur Sekunden später flog Imperialdramon Fighter Mode neben dem Royal Knight. Gemeinsam erwarteten sie das Armor-Level, welches seine Schwerter zog und auf sie zuflog. Doch noch bevor die Digimon aufeinandertrafen, ertönte aus der Festung heraus ein Alarm und Black fighter-Leomon flog so schnell es konnte zurück. Das Tor öffnete sich erneut einen Spalt und schloss sich direkt hinter dem Digimon.

"Sie haben ihn wohl bemerkt", meinte Sarah, mehr zu sich selbst als zu den anderen Digirittern, die um sie herum auf den Händen von Garudamon saßen. Diese blickten zuerst besorgt zu Sarah, dann zur Festung. Ihre Gedanken befanden sich in diesem Moment bei dem Digiritter, welcher nach Aussage der beiden Neuen im Inneren der Festung war und Hikari zu retten versuchte.
 

"Was ist passiert?", rief Thomas sofort, als er die Kommandozentrale betrat. Christian deutete auf einen der Bildschirme, auf dem der Zellenblock zu sehen war. Dort konnte man in diesem Augenblick einen Digiritter sehen, der Hikari stützte und sich langsam in Richtung des Maschinenraumes bewegte.

"Kannst du mir sagen, wie der hier reingekommen ist?", fluchte Christian und blickte das Hagurumon vor sich an. Das Digimon zitterte ob dem Hass, der in der Stimme mitschwang.

"Es... es tut mir leid, Herr... ich... ich weiß nicht... weiß nicht, wie dieser...", stotterte es. Christian erhob sich wütend und trat nach dem Digimon. Es flog quer durch den Raum und traf einen der Bildschirme, welcher funkensprühend aus seiner Halterung brach und am Boden zerschellte.

"Reparier das", fuhr er das Digimon an, welches unter dem Bildschirm vergraben war. Dann wandte er sich zur Tür, sein Partner nur einen Meter hinter sich. Devimon hatte die gesamte Szene schweigend beobachtet, ebenso wie Thomas, als er Christians Laune bemerkt hatte.

"Lass dir Zeit, Chris", meinte der jüngere der beiden dunklen Digiritter, während er die Position des älteren einnahm. Der Kontrollsessel war schon oft seine Position gewesen, in der Zeit, in welcher sie vor drei Jahren die Digiwelt unterwerfen wollten. Black Leomon erreichte in diesem Augenblick die Kommandozentrale und positionierte sich sofort hinter seinem Partner, ein zweites Paar Augen, das die Bildschirme überwachte.
 

Christian eilte durch die Korridore, so schnell er konnte. Der Zellenblock war ein gutes Stück entfernt, und er wollte nicht zulassen, dass dieser Digiritter entkam, der es gewagt hatte, seinen Plan zu stören. Devimon schwebte hinter ihm, konnte jedoch kaum Schritt halten. Der Zorn, den der dunkle Digiritter fühlte, trieb ihn dazu, immer schneller durch die Gänge zu hetzen.

"Sie sind in Korridor 16", meldete Thomas über die Lautsprecher innerhalb der Festung. Christian wandte sich in den nächsten Quergang nach links, um das genannte Ziel möglichst schnell zu erreichen.

"Was wirst du tun, wenn du ihn erreicht hast?", fragte Devimon. Man konnte hören, wie es sich darauf freute, endlich wieder zum Einsatz zu kommen. Christian setzte ein teuflisches Grinsen auf.

"Ich lasse dir freie Hand", antwortete er dann.

"Chris, gib Gas", kam Thomas' Stimme über die Lautsprecheranlage. "Er ist bei Raum 16-67. Und die Tür ist bald auf!" Christian begann loszusprinten. Raum 16-67 war der Raum mit der Generator-Steuerung. Er durfte nicht zulassen, dass der Digiritter diesen Raum betrat.

"Partner, geh vor. Mach mit ihm, was du willst, aber lass sie am Leben", befahl Christian. Devimon grinste und verschwand durch die nächste Wand. Das Digimon würde den direkten Weg nehmen. Christian wandte sich beim nächsten Quergang wieder nach rechts und war nun noch einen Gang vom Generator-Raum entfernt. Er konnte den erschreckten Aufschrei Hikaris hören, als Devimon sie plötzlich aus dem Nichts angriff. Lachend rannte er weiter, während sein Wappen zu glühen begann.
 

Raphael versuchte noch, die Tür zu öffnen, denn soweit er wusste, sollte sich dahinter einer der Luftschächte befinden, die direkt nach draußen führten. Das war der Weg, den er für seine Flucht geplant hatte. In einer seiner Visionen hatte er gesehen, wie Christian und Thomas einen Grundriss der Festung geöffnet hatten. Er hatte sich alles, was er in dieser kurzen Zeit konnte, eingeprägt, denn irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, es könnte ihm nützlich werden.

"Beeil dich, Raph", flüsterte Patamon seinem Partner zu, als das Digimon die Durchsagen und die Schritte im Gang hörte. Der Digiritter antwortete nicht, sondern versuchte weiter, das Schloss der Tür zu knacken.

"Wer... wer bist du?", sagte schließlich Hikari. Die Digiritterin war zu sich gekommen. Sie saß, an die Wand gelehnt, neben der Tür, und blickte zu dem anderen auf, der mit einem Dietrich-Set versuchte, ihren Fluchtweg zu öffnen.

"Später", meinte Raphael nur kurz angebunden. Dann klickte das Schloss und die Tür öffnete sich. "Na endlich!", rief er erleichtert, während er die Tür aufstieß.

"Nicht so schnell, Digiritter", ertönte eine Stimme aus dem Raum dahinter. Devimon stand hinter der Tür und blickte auf den Digiritter herab. Hikari sah das Digimon und schrie auf, denn die Erinnerungen an dieses Digimon waren noch zu frisch.

"Patamon", rief Raphael sofort seinem Partner zu, welcher aufleuchtete und erneut zu einem HolyAngemon digitierte. Der Engel setzte sich vor die Menschen, während Raphael Hikari hochhalf. "Los, wir müssen weg", sagte Raphael, als er das Lachen von Christian hörte. Es war für seinen Geschmack viel zu nah. Der Engel griff Devimon an, welches schnell zurückwich. Noch war es nur auf dem Champion-Level, und bis Christian nicht hier war, würde es das auch bleiben. Gegen ein heiliges Digimon auf dem Ultralevel hatte es da schlechte Karten. Raphael und Hikari folgten dem Engel durch die Tür und der Digiritter zog sie hinter sich zu. Es würde Christian nicht lange aufhalten, aber das musste es auch nicht.

Devimon war inzwischen zum Angriff übergegangen, denn er hatte gesehen, wie Raphael seinen Partner ausgesperrt hatte. Das dunkle Digimon wollte durch seinen Angriff am Engel vorbeigelangen, um Christian die Tür zu öffnen.

"Oh nein, das tust du nicht", rief HolyAngemon und schlug mit seiner Klinge nach dem bösartigen Digimon. Devimon wich zurück und fluchte. Raphael trat währenddessen zum Lüftungsschacht und riss das Gitter davor heraus. Hikari betrachtete das Engeldigimon und den Menschen nur verwundert, während Devimon sich vorerst zurückzog und im Boden zu versinken schien. Dann öffnete sich die Tür, und Christian und sein Partner standen in der Öffnung.

"Oh, verdammt. Hey, Chris", meinte Raphael noch, während er Hikari in die Öffnung scheuchte, die er geschaffen hatte. "Man sieht sich", fügte der Digiritter hinzu, bevor er hinterherrutschte, gefolgt von seinem Partner, der zu Patamon zurückdigitiert war.

"Das war knapp", meinte das Digimon.

"Noch seid ihr nicht entkommen", rief ihnen Christian hinterher. "Partner, wir müssen sie einholen", sagte er zu Devimon, bevor er ebenfalls in den Lüftungsschacht kletterte und abwärts rutschte. Devimon folgte ihm.
 

Das Ende der Rutschpartie war ein kleines Loch am Boden der Festung, welches normalerweise gut versteckt und mit Gittern versehen war. Diese hatte HolyAngemon jedoch vor ihrem Eindringen zerstört, so dass sie ohne Probleme nach draußen entkommen konnten. Das einzige Problem war nun die Höhe, in welcher die Festung schwebte, und die Tatsache, dass sie sich über dem Meer befand.

"Patamon, dein Einsatz", rief Raphael seinem Partner zu, welcher ihn und auch Hikari überholte und außerhalb des Loches zu HolyAngemon digitierte. Das Digimon fing die beiden Menschen auf und flog sofort von der Festung fort, in Richtung einer kleinen Insel, die man im Norwesten ausmachen konnte. Christian fiel nur wenige Sekunden später aus dem Loch, doch er hatte nicht gewusst, wo es enden würde und fiel nun ungebremst auf die Wasseroberfläche zu.

Devimon, welches kurz nach seinem Partner aus dem Loch gekommen war, digitierte sofort zu Vamdemon und fing seinen Partner mit einem seiner Bloody Streams, doch dadurch konnte es dem Engel nicht sofort folgen.

"Verflucht soll er sein", knurrte der dunkle Digiritter, als Vamdemon ihn zu sich heraufzog und, nachdem er auf den Händen des Digimon stand, zu Devimon zurückdigitierte.

"Sollen wir ihm folgen?", fragte Devimon und blickte in die Ferne, wo ein kleiner Punkt alles war, das man von dem gutartigen Digimon noch erkennen konnte. Christian schüttelte resignierend den Kopf.

"Wir werden sie wieder finden. Jetzt müssen wir uns erst einmal um unsere anderen Gäste kümmern, Partner!" Er deutete in die Richtung, in welcher das Hangartor der Festung lag, vor welchem sich noch immer die anderen Digiritter befanden. "Apocalymon sollte ausreichen, um sie vorerst zu vertreiben. Sobald sie weg sind, wirst du dich darauf konzentrieren, die Digiwelt wieder mit deinen Zahnrädern zu fluten", erklärte der Mensch seinem Partner den Plan, den er gerade geschmiedet hatte. Devimon nickte und wurde schwarz, dann veränderte es seine Form. Apocalymon schwebte in Richtung der anderen Digiritter.

Als diese das Digimon entdeckten, begaben sich Omnimon und Imperialdramon Fighter Mode sofort in seine Richtung und schossen ihre Attacken gegen das Digimon, welches ihnen immer wieder eine Niederlage beigebracht hatte. Doch Apocalymon bildete seine Krallen zu schwarzen Wargreymon um und hielt ihre Schilde dazwischen. Die Schüsse der beiden Megalevel-Digimon verpufften wirkungslos.

"T, wie sieht es mit dem Plan zur Kontrolle der Tore aus?", fragte Christian während des ungleichen Kampfes seinen alten Freund mithilfe seines Digivice. Sie hatten während ihres Exiles ein wenig daran herumgeschraubt und ein Funkgerät integriert.

"Der Plan ist angelaufen. Die Vilemon, die mit uns durch das Tor gekommen sind, haben die Gebiete nördlich von hier bereits abgearbeitet. Sie sind aktuell auf dem Weg, um auch im Süden die Tore zu zerstören", berichtete der jüngere. Christian nickte und musste grinsen, denn der Bericht bedeutete auch, dass Hikari und Raphael in der Richtung, in die sie flohen, nicht aus der Digiwelt herauskonnten.

"Starte dennoch das Programm, T", meinte Christian dann. Sie hatten ein Programm entwickelt, dass es ihnen erlauben würde, alle Tore, ob sie nun durch Fernseher oder anderweitig geöffnet wurden, zeitweise zu stören und so die Digiwelt für einige Tage gänzlich abzuriegeln. "Sobald ich dieses Ungeziefer hier rausgekehrt habe!" Thomas bestätigte und Christian wandte sich wieder der Schlacht zu. "Partner, spiel bitte ein anderes Mal. Wir müssen sie schnell von hier vertreiben", sagte der Mensch zu Apocalymon, welches nickte und nun selbst zum Angriff überging. Während der Beratung der dunklen Digiritter war es nur in der Rolle des Verteidigers gewesen. Die Krallen des Digimon schossen nach vorne und trafen die beiden Megalevel mittig in die Brust. Während diese zurückgeschleudert wurden, wandelte es die Krallen in Mugendramon um und schoss ihnen eine Mugen Cannon-Attacke hinterher. Omnimon und Imperialdramon wurden nochmals beinahe hundert Meter zurückgeworfen und brauchten einige Sekunden, um sich wieder einigermaßen zu fassen.
 

"Sie sind noch stärker geworden", stellte Taichi fest und blickte ungläubig zu Apocalymon, welches Omnimon und Imperialdramon gerade spielend leicht durch die Luft gewirbelt hatte. Die Digiritter hatten sich alle auf Garudamons Händen gesammelt, um zu beraten, als Apocalymon erschienen war.

"Wir sollten fliehen, solange wir noch können", flüsterte Takeru mit eiskalter Stimme. Taichi drehte sich zu dem jüngeren herum, um ihn zu fragen, was er sich dabei dachte, Hikari zurückzulassen, doch als er Takerus Gesicht sah, schwieg der ältere. Er konnte sehen, dass es dem jüngeren genauso wehtat wie Taichi selbst, Hikari zurückzulassen.

"Ihr müsst Raphael vertrauen", meinte Sarah und blickte zu Apocalymon, welches sich Garudamon näherte. Omnimon setzte sich vor das Ultralevel und feuerte mehrere Schüsse aus der Kanone an seinem rechten Arm ab, doch auch diese wurden von Apocalymon mit Leichtigkeit abgewehrt.

"Wir müssen weg", fügte nun auch Koushiro hinzu. Er deutete auf das Tor der Festung, welches sich wieder geöffnet hatte. Einige bösartige Digimon auf dem Champion- und dem Ultra-Level verließen das fliegende Konstrukt, angeführt von Black Fighter-Leomon. Nachdem die Digiritter noch ein letztes Mal zur Festung blickten, wandte sich Garudamon in die Richtung, aus der sie gekommen waren und flog so schnell es konnte, gefolgt von Omnimon und Imperialdramon, welche immer wieder in Richtung der bösartigen Digimon schossen, um ihnen die Verfolgung so schwer wie möglich zu machen. Als schließlich die File-Insel in Sicht kam, brachen die Digimon die Verfolgung ab und kehrten in Richtung der Festung zurück.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Sora besorgt, doch bevor irgendeiner der Digiritter antworten konnte, schossen Energiestrahlen über die Digimon hinweg. Apocalymon war noch immer hinter ihnen her, auch wenn der Rest der dunklen Armee sich zurückgezogen hatte. Es schoss unermüdlich mit Strahlen und seinen kleinen Bomben nach ihnen, während Garudamon bemüht war, auszuweichen.

"Wir sollten an einem ruhigeren Ort weiterreden", rief Sarah mit ernster Stimme. Als Taichi, Koushiro und Takeru ihr zugenickt hatten, richtete sie ihr Digivice in die Richtung, in die sie flohen, und drückte einige Knöpfe. Vor ihnen erschien ein Tor, groß genug, dass Garudamon und die anderen Digimon hindurchpassten. Sie durchquerten es und standen wieder im Park in Tokyo, wo sie vor kurzem von den bösartigen Digimon angegriffen worden waren. Das Tor schloss sich hinter ihnen und ließ Apocalymon in der Digiwelt zurück. Die Digimon waren bei der Durchquerung auf ihr Rookie-Level zurückdigitiert.

"Das war knapp", meinte Yamato und atmete erleichtert aus. Dann weiteten sich seine Augen jedoch vor Schreck. In ihrer Gruppe fehlten drei Personen. "Takeru?", fragte er verunsichert in die Runde. Doch der Digiritter war nirgends zu sehen, ebensowenig wie Patamon. Und auch von den beiden neuen Digirittern war keine Spur zu sehen.

"Sie haben uns doch verraten", fluchte Taichi und wandte sich zu Koushiro. "Schnell, wir müssen zurück!" Der Angesprochene hatte bereits seinen Laptop aus seiner Tasche geholt und wollte ein Tor in die Digiwelt öffnen, doch auf dem Bildschirm erschien eine Warnmeldung, dass alle Tore geschlossen waren.

"Bitte nicht", flüsterte Sora mit sorgenvoller Stimme. Taichi machte seiner Wut etwas lauter Luft, und Yamato schien es sich gerade in diesem Augenblick zur Aufgabe gemacht zu haben, den Anführer der Digiritter in der Lautstärke der Flüche noch zu überbieten.

Getrennt

Kapitel 11

Getrennt
 

Ein weiterer Strahl schoss an Garudamon vorbei, welches das Digimon dazu brachte, leicht nach rechts auszubrechen. Takeru, welcher am Rand der Hand gesessen hatte, verlor dadurch den Halt und stürzte in Richtung Meer hinab, im Augenblick unbemerkt von den alten Digirittern. Nur Sarah und ihr Bruder hatten es gesehen und sprangen sofort hinterher, um den Digiritter nicht alleine Apocalymon zu überlassen. Die Partner der drei folgten, und hinter ihnen durchquerte Garudamon das Tor.

"Verdammt", fluchte Stefan, während sie auf die Wasseroberfläche zurasten. Wizardmon hatte Sarah bereits an der Hand genommen und bremste ihren Sturz ab, während Leomon Stefan an sich drückte und mit seiner Königsfaust das Wasser unter ihnen seiner Oberflächenspannung beraubte. Das Digimon tauchte mit seinem Partner ins Meer ein und kurz darauf schwammen sie an der Oberfläche.

Patamon war währenddessen durch die Geistesgegenwart von Takeru und dessen Armorei zu Pegasmon digitiert und hatte den Digiritter des Lichtes aufgefangen. Es flog zur Wasseroberflüche und Takeru half dem Menschen und dem Digimon, aufzusteigen. Sarah und Wizardmon waren bereits in Richtung File-Insel losgeflogen, welche in einiger Entfernung zu sehen war. Apocalymon war, sehr zu ihrer Freude, bereits abgedreht, als es gesehen hatte, dass sich ein Tor vor dem Digimon geöffnet hatte, und landete gerade in der Festung.

"Wieso seid ihr mir gefolgt?", fragte Takeru schließlich, nachdem Thomas und Leomon hinter ihm auf Pegasmon saßen. "Ihr hättet auch mit den anderen zurückkehren können." Stefan schüttelte den Kopf und blickte nach hinten, in Richtung der Festung.

"Wir können so schnell nicht wieder weg", antwortete Sarah für ihren Bruder. "Nicht, bevor wir nicht Hikari und Raphael gefunden haben. Ohne Hikari sieht die Situation hoffnungslos aus. Ich kann zwar auch nich sagen, wie die Zukunft aussieht, wenn sie mit uns kämpfen wird, aber ich weiß, wie es ohne sie aussehen wird." Die Digiritterin hielt sich noch immer an der Hand ihres Partners fest, während die Gruppe recht schnell auf die File-Insel zuflog. Sie würden in wenigen Minuten dort sein, und dann würden sie ebenfalls ein Tor in die reale Welt öffnen und zu den anderen Digirittern gehen.
 

Apocalymon schwebte in den Hangar der Festung, bevor es zu Devimon zurückdigitierte. Christian sprang währenddessen bereits auf den Boden und eilte in Richtung des Kontrollraumes. Das Programm, das sie entwickelt hatten, um die Tore vorerst zu schließen, war direkt gestartet worden, als die Digiritter durch das Tor verschwunden waren. Nun wollte der dunkle Digiritter überprüfen, ob auch wirklich alle Tore zu waren und kein Fehler in seinem Programm existierte. Schließlich wollte er nicht, dass es den Digirittern gelang, zurückzukehren, bevor er seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte.

"Wenn alles schief geht, Partner, dann greif auf meine letzte Fähigkeit zurück", meinte Devimon, als es zu Christian aufgeholt hatte. Es wusste genau, worüber sich der dunkle Digiritter Sorgen machte.

"Das ist nur der allerletzte Ausweg, Devimon", entgegnete der Mensch und blickte seinen Partner ernst an. "Die Folgen für dich sind zu schwer. Es würde unseren Zeitplan ziemlich durcheinanderwerfen. Ich zweifle zwar nicht daran, dass du schnell wieder einsatzbereit bist, aber dennoch. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die drei Jahre, die wir in der Verbannung verbracht haben, waren mehr als genug." Devimon musste seinem Partner zustimmen. Sie hatten schon vor drei Jahren den Sieg in ihren Händen gehalten, bevor dieser Strudel sie aufgehalten hatte. Wären sie damals nicht verschwunden, dann wäre die Digiwelt in ihre Hände gefallen und bald darauf auch die reale Welt unter ihrer Kontrolle gewesen.

"Wir haben ein Problem", begrüßte Thomas seinen langjährigen guten Freund, als dieser die Kommandozentrale betrat. Christian fluchte laut, als er das hörte. Seit sie zurückgekommen waren, war nichts so gelaufen, wie sie es geplant hatten.

"Ich weiß, T. Der Digiritter, der Hikari befreit hat, war Raphael. Er ist ein Digiritter geworden, so wie wir. Nur dass er die falsche Seit gewählt hat!" Christian deutete auf die Aufnahme des Digiritters, der Hikari befreit hatte. Thomas hatte auch schon erkannt, dass es sich um ihren alten Freund handelte.

"Was tun wir jetzt? Er ist mit Hikari irgendwo in der Digiwelt, aber wir können gerade nicht genau sagen, wo." Thomas blickte den anderen Menschen an, während er sich vom Kommandosessel erhob und diesen an den älteren abtrat.

"Devimon wird wie geplant mit der Verbreitung der Zahnräder beginnen. Lass die Vilemon ausschwärmen und sie suchen. Sobald wir wissen, wo sie sind, werden wir gemeinsam aufbrechen und die Digiritterin des Lichts wieder in unsere Gewalt bringen. Wenn wir das Licht unter Kontrolle halten, gibt es nichts, was die Dunkelheit noch aufhalten kann", meinte Christian nach kurzer Überlegung.

'Wie konnte das Digimon von Raphael auf das Ultralevel digitieren?', fragte die Stimme in Christians Kopf. 'Wenn er ein guter Digiritter ist, dann muss er ein Wappen besitzen, oder?' Diese Gedanken waren dem Träger des Wappens der Dunkelheit auch schon gekommen. Doch er würde die Antwort auf diese Frage bekommen, wenn er Raphael zusammen mit Hikari gefangen hatte.

"Die Digimon, die uns noch treu sind, haben nun alle ihre Quartiere bezogen", meldete Black Leomon, welches gerade die Kommandozentrale betrat. Vor der Tür konnte man knapp ein Dutzend Hagurumon, von Datamon angeführt, sehen, die scheinbar auf eine Audienz bei Christian warteten. Doch die Tür schloss sich, ohne dass auch nur eines der Digimon Anstalten machte, vorzutreten.

"Gut. Dann können wir die Festung endlich wieder bewegen", stellte Christian fest. Sofort begann er, auf der Tastatur in der Armlehne einige Befehle einzutippen. Die Festung erzitterte leicht, als sie sich in Bewegung setzte.

"Achtung, Digimon", begann Thomas währenddessen eine Durchsage, die im gesamten Inneren der Festung zu hören war. "Alle Digimon, die fliegen können, haben sich in dreißig Minuten im Hangar zu versammeln. Esst noch etwas, ihr werdet eure Kräfte brauchen!" Er schaltete das Mikrofon aus und blickte zu Christian, welcher hochkonzentriert auf einen der seitlichen Bildschirme blickte. Den Sessel hatte er dorthin umgewandt. Auf dem Bildschirm flogen Code-Zeilen vorüber, die auch Thomas gut kannte. Es war das Programm, welches sie in der anderen Welt entwickelt und getestet hatten. Das Programm zur Kontrolle der Tore.

"Hoffen wir, dass Koushiro nicht so gut ist wie in der anderen Welt", flüsterte Christian so leise, dass niemand sonst es hören konnte. Sie hatten sich den Digiritter des Wissens damals von Vamdemon ausgeliehen und ihm gesagt, sie würden ihn aus der Sklaverei freilassen, wenn er es schaffte, die Tore wieder zu öffnen. Sie hatten ihm nicht gesagt, was sie getan hatten, um sie zu schließen, doch er hatte es innerhalb von drei Tagen geschafft, ihr Programm zu finden, zu entschlüsseln und so umzudrehen, dass die dunklen Digiritter, sobald sie die Digiwelt betreten hatten, nicht mehr aus ihr herauskamen. Als sie Vamdemon davon berichteten, ließ dieser Koushiro foltern, damit er das Programm deaktivierte. Seit dieser Zeit war er kein Sklave mehr, das hatten sie ihm versprochen. Er war in einer kleinen Zelle ohne Kontakt zu anderen Digirittern oder überhaupt anderen Wesen weggesperrt worden.

"Ich werde die Truppen instruieren und selbst mitsuchen", sagte Thomas bestimmt und verließ die Kommandozentrale. Die Digimon standen noch immer davor.

"Ihr dürft eintreten", meinte Christian zu ihnen, als er sie entdeckt hatte. "Und macht euch gefälligst nützlich!" Die Hagurumon machten sich sofort an die Arbeit, während Datamon sich zentral vor dem Sessel aufstellte und in das Netzwerk der Festung einklinkte. Christian wandte sich wieder dem Programm zu und überprüfte es auf Lücken in seiner Sicherheit. In dieser Welt würde Koushiro die Tore nicht öffnen können, das schwor er sich.
 

"Wieso klappt das nicht?", fluchte Stefan und versuchte erneut, ein Tor zu öffnen. Seine Finger flogen über die Tasten an seinem Digivice, doch es schien, als würde es nicht möglich sein, ein Tor zu öffnen. Sarah versuchte es ebenfalls, doch auch sie schaffte es nicht, ein Tor in die reale Welt zu öffnen. Takeru beobachtete die Digiritter nervös, welche immer nervöser wurden. Schließlich ging er zu Sarah und hielt seine Hand über ihr Digivice. Erst jetzt fiel ihm wirklich auf, wie ähnlich diese Digivices denen von Thomas und Christian waren. Er hatte das von Thomas schließlich lange genug gesehen.

"Es geht gerade nicht. Wir müssen überlegen, was wir sonst tun können", meinte der jüngste der drei mit ruhiger Stimme. Sarah atmete mehrmals durch, um ihre Gedanken zu beruhigen, dann nickte sie. Takeru hatte recht, das wusste sie.

"Wir sollten schauen, ob wir Kontakt zu Raphael und Hikari bekommen können", meinte sie schließlich, nachdem sie auch ihren Bruder wieder beruhigt hatte. Dieser nahm dies als Aufforderung und begann, auf seinem Digivice eine Nachricht zu tippen. Takeru holte währenddessen sein DigiTerminal heraus und war nicht erstaunt, eine Nachricht von Miyako darauf vorzufinden.

"Die anderen wollen wissen, wie es mir geht und ob ich euch entkommen konnte", stellte der Digiritter der Hoffnung fest.

"Was? Sie glauben, wir hätten dich hierbehalten?", antwortete Sarah entsetzt. Takeru nickte stumm.

"Wir trauen anderen nicht mehr leicht. Seit Thomas sich mit uns angefreundet hatte, nur um uns dann zu verraten", erklärte Takeru und blickte die beiden neuen Digiritter ernst an. "Könnt ihr mir schwören, dass ihr wirklich auf unserer Seite steht? Verfolgt ihr nicht eigene Ziele? Arbeitet ihr mit den beiden zusammen und wollt uns unterwandern wie Thomas damals? Was tut ihr wirklich in der Digiwelt?" Er blickte die beiden Menschen, die erst vor einer Stunde in ihr Leben getreten waren, mit ernsten und sorgenvollen Augen an.

"Wir...", begann Sarah, doch Stefan ergriff ihren Arm und bedeutete ihr, nichts zu sagen. Sie nickte ihm dankbar zu, während sie sich einige Tränen aus den Augen wischte, was Takeru leicht verblüffte.

"Wir kennen die beiden von früher, Takeru, das solltest du direkt wissen", erklärte der Jugendliche. Jetzt blickte auch Patamon alarmiert zu den Digirittern und flog direkt zwischen sie und seinen Partner.

"Aber wir sind nicht auf ihrer Seite", sagte Sarah sofort mit brüchiger Stimme. Stefan legte seiner großen Schwester die Hand auf die Schulter, dann sprach er wieder weiter.

"Wir kennen sie noch aus der Zeit, bevor sie zu dunklen Digirittern wurden. Sie waren freundliche, ehrliche Menschen, auch wenn du das vielleicht nicht glauben kannst. Wir haben früher viel zusammen unternommen. Dann haben sie sich scheinbar von einem Tag auf den anderen verändert, auch wenn sie diese Zeit als mehrere Wochen erlebt haben. Das war in der Zeit, als ihr das erste Mal in der Digiwelt wart. Sie waren ebenfalls dort, haben Devimon noch vor euch getroffen und sind mit Vamdemon in diese Welt zurückgekehrt." Takeru versuchte, nicht verunsichert zu schauen, als er zu verstehen versuchte, was der Digiritter ihm erzählen wollte. Er hatte damals keine Menschen in der Gruppe gesehen, die Vamdemon durch das Tor geführt hatte. Es gelang ihm scheinbar nicht, seine ernste Miene beizubehalten.

"Es ist kaum zu glauben, ja", meinte Sarah leise, doch mit festerer Stimme. Was auch immer sie gerade hatte, sie schien es vorerst überwunden zu haben.

"Seit dieser Zeit wurden sie bösartiger. Sie haben sich abgesondert, haben sich einen Spaß daraus gemacht, Gerüchte über andere zu verbreiten, Menschen gegeneinander aufzuhetzen, sie emotional zu verletzen", erzählte Stefan weiter. Die letzte Aussage brachte Sarah dazu, heftig einzuatmen, was Takeru einen Einblick ermöglichte, was sie erlebt haben musste. "Und ein halbes Jahr, bevor sie begonnen haben, in der Digiwelt einzugreifen, waren sie plötzlich verschwunden. Nachdem sie im Kampf gegen euch verschwunden sind, erschienen bei uns unsere Wappen und unsere Partner, und erklärten uns, was passiert war."

"Das beweist nicht, dass ihr auf unserer Seite seid", entgegnete Takeru jedoch nur. Stefan nickte, denn Takeru hatte recht. Gerade weil sie die beiden dunklen Digiritter kannten waren sie nicht wirklich vertrauenswürdig. Er konnte die alten Digiritter gut verstehen. Doch sie mussten ihnen vertrauen. Wenn sich die Digiritter untereinander nicht vertrauten, würden Christian und Thomas leichtes Spiel haben.

"Du musst uns vertrauen, Takeru", flüsterte Sarah, wieder mit gebrochener Stimme. In ihren Augen hatten sich Tränen angesammelt, die sie mit aller Macht zurückzuhalten versuchte. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Außerdem zitterte sie leicht.

"Sarah, denk nicht daran", flüsterte ihr Bruder ihr zu. "Vergiss es. Vergiss, was damals war. Lass ihn dir nicht auch noch deine Zukunft zerstören!" Dann blickte der Jugendliche wieder zu Takeru. "Es ist erst einmal unwichtig, ob du uns traust oder nicht. Wir müssen uns sobald als möglich mit Raphael und hikari treffen. Nur gemeinsam werden wir es schaffen, gegen Christian und Thomas zu bestehen." Dann redete der Jugendliche weiter auf seine Schwester ein, welche ihre Beherrschung immer mehr zu verlieren schien. Takeru beobachtete die Szene noch kurz, dann seufzte er resignierend.

"Ich werde euch vorerst vertrauen müssen", stellte er fest. Er klang alles andere als begeistert. "Wir werden sehen, ob ihr euch das Vertrauen wirklich verdienen könnt. Und ob ihr auch das Vertrauen der anderen verdienen könnt."

"Sie werden es verdienen", warf Wizardmon ein, welches sich bisher zurückgehalten hatte. "Wenn es bösartige Digiritter wären, dann würden wir ihnen nicht helfen. Wir verdanken euch zu viel als dass wir euch verraten würden!" Leomon nickte bekräftigend.

"Das mag alles sein, aber sie könnten auch euch belügen", entgegnete Takeru. Nachdem die Digimon nichts erwiederten, wandte der Junge sich wieder seinem D-Terminal zu und sandte den anderen eine Nachricht, dass alles in Ordnung wäre und Stefan und Sarah ihn nicht entführt hatten.
 

"Das ist sehr interessant", sagte Christian schließlich, nachdem er sich die Bilder der Digiritter angesehen hatte, die seine Armee auf dem Weg hierher verfolgt hatten. Er hatte natürlich die Digiritter erkannt, die vor drei Jahren gegen ihn gekämpft hatten, auch wenn sie älter geworden waren, doch es waren zwei weitere Digiritter dabei, die er kannte, von denen er aber nicht gewusst hatte, dass es Digiritter waren.

"Ist alles in Ordnung, Herr?", fragte das Datamon, welches inzwischen die Hagurumon auf der Brücke kommandierte. Christian blickte das Digimon finster an, und Datamon wandte sich sofort von dem Menschen ab. Es würde ihn in nächster Zeit nicht wieder stören, das schwor es sich. Christian öffnete währenddessen einen Kommunikationskanal zu seinem alten Freund.

"Thomas, kannst du mich hören?", fragte er, nachdem die Verbindung stand.

"Ich höre dich gut", antwortete der andere. "Was gibt es? Du würdest dich nicht melden, wenn es nicht wichtig wäre, nehme ich an."

"Du hast recht. Wir haben wohl drei neue Feinde. Es sind drei weitere Digiritter bei der Befreiung der Digiritterin dabei gewesen. Einer war sogar in der Festung, und ich habe noch immer nicht herausgefunden, wie er hereingekommen ist."

"Drei neue? Das sollte kein Problem darstellen, Chris. Du weißt, dass unsere Partner und auch dein Wappen in den letzten Jahren um einiges stärker geworden sind." Christian musste grinsen, als er an die Zeit bei Vamdemon dachte. Ja, ihre Partner waren stärker geworden.

"Deshalb melde ich mich auch nicht, T", sagte der ältere dann. "Ich wollte dir nur sagen, mit wem wir es zu tun haben. Es sind unsere alten Freunde. Raphael, Stefan und Sarah." Das Lachen von Thomas war über die Verbindung laut und deutlich zu hören. Christian ahnte, warum sein Freund lachte. Er musste selbst das Lachen unterdrücken, als er daran dachte. "Was denkst du, soll ich Sarah wieder einmal aufsuchen?", fragte er dann Thomas.

"Das wäre sicher sehr unterhaltsam. Geh sicher, dass das ganze aufgezeichnet wird. Ich will es auch sehen können", meinte Thomas. "Ich glaube, da unten ist jemand. Ich melde mich später", sagte er noch, dann wurde die Verbindung beendet.

"Also, dann wollen wir sie doch mal suchen", sagte Christian zu sich selbst. Er hatte auf ihren Aufnahmen gesehen, wie Stefan und Sarah von Garudamon gesprungen waren und ahnte, wo sie sein würden. Er durchforstete schnell die Daten der Digimon, die in der Festung verblieben waren, und war sehr erfreut zu sehen, dass Thomas ihm scheinbar ein Airdramon hiergelassen hatte. Es war nicht von Anfang an Teil ihrer Armee gewesen, doch Devimons Zahnräder hatten bereits wieder begonnen, die Digiwelt zu fluten, und dieses Digimon war eines der ersten gewesen, das wegen der schwarzen Zahnräder zu ihnen übergelaufen war. Christian erhob sich, sandte dem Digimon den Befehl, ihn im Hangar zu erwarten, und verließ dann die Kommandozentrale. Unterwegs sammelte er noch zwei Ogremon und seinen Partner ein, dann bestieg seine kleine Streitmacht das Airdramon und sie flogen los.

Auf der Flucht

Die drei Digiritter hatten sich in die Spielzeugstadt begeben, da sie gehofft hatten, dass Monzaemon ihnen helfen würde, doch gerade als sie eingetroffen waren, hatten sie am Himmel einige schwarze Zahnräder gesehen, von denen sich mehrere der Spielzeugstadt näherten. Sie waren nicht schnell genug gekommen, um Monzaemon vor diesem Werkzeug Devimons zu schützen. Jetzt versteckten sie sich in einem der Häuser, um nicht von den Digimon, die die Insel abzusuchen schienen, entdeckt zu werden.

"Wer hätte gedacht, dass sie so schnell wieder damit beginnen würden, die Digiwelt zu übernehmen", sagte Takeru besorgt, während er aus einem der Fenster auf die Straße davor spähte. Dort war gerade eine Suchgruppe aus mehreren Numemon zu sehen, bei denen aus dem Rücken deutlich ein kleines schwarzes Zahnrad ragte. "Und dann noch mit diesen verfluchten Zahnrädern!"

"Christian tut alles mit Absicht. Er weiß genau, was der Anblick der Zahnräder bei euch auslöst, und genau daher tut er es", erklärte Stefan ruhig, doch auch wenn man es nicht hörte, war der Digiritter sehr besorgt. Sie hatten noch nichts von Raphael gehört, doch da überall Suchtrupps unterwegs waren, ging Stefan davon aus, dass sie ihn noch nicht gefunden hatten.

"Gibt es etwas neues von den anderen Digirittern", fragte Sarah Takeru, welcher sich vom Fenster entfernt und die beiden älteren besorgt ansah.

"Sie haben geantwortet, aber es scheint, dass sie glauben, ihr hättet die Nachricht geschrieben. Sie glauben mir nicht. Wenn wir Hikari gefunden haben, kann sie die anderen vielleicht überzeugen." Die Digiritter mit den Zeitwappen blickten sich beunruhigt an, dann seufzten sie und ließen sich gegen die Wand fallen. Sie konnten nichts tun, bis Raphael sich nicht bei ihnen gemeldet hatte. Denn seit die Digiritter in die reale Welt verschwunden waren, funktionierte die Ortung der Digivices nicht mehr.
 

Raphael und Hikari waren inzwischen von der Insel nach Server aufgebrochen und flogen seit einiger Zeit über dem Meer. Raphaels Partner war wieder zu einem HolyAngemon digitiert, welches eine Kugel aus Licht geschaffen hatte, in welcher die beiden Digiritter nun saßen und vor dem Digimon herschwebten.

"Das erinnert mich an meine erste Reise in die Digiwelt", meinte Hikari leise, während sie aus der Kugel auf das Meer unter ihnen blickte. "Damals hat Piccolomon uns in eine ähnliche Kugel gehüllt und vor den Meistern der Dunkelheit gerettet."

"Auch dieses Mal rettet dich diese Kugel vor der Dunkelheit", meinte Raphael leichthin, dann wurde sein sonst immer lachendes Gesicht ernst, was gar nicht zu ihm zu passen schien. "Aber jetzt werde ich dir erst einmal einige Fragen beantworten, von denen ich weiß, dass du sie mir gerne stellen möchtest. Mein Name ist Raphael, ich bin ein Digiritter aus Deutschland und hier, um euch gegen die beiden dunklen Digiritter zu unterstützen, soweit mir das möglich ist." Hikari blickte den älteren nervös an, während sie überlegte, ob sie ihn vor drei Jahren, als die Digiritter aus aller Welt sie im Kampf unterstützt hatten, kannte.

"Du bist nicht dabei gewesen", stellte sie schließlich fest und sah ihrem Gegenüber in die Augen. "Du warst nicht vor drei Jahren dabei, als wir mit den anderen Digirittern gegen Christian und Thomas gekämpft haben. Wieso warst du nicht dabei?" Raphael nickte, nun wieder mit einem leichten Lächeln im Gesicht, und seufzte.

"Ich dachte mir schon, dass dir das auffallen würde. Ich bin erst einige Zeit nach dieser Schlacht ein Digiritter geworden, daher war ich damals noch nicht dabei. Doch ich weiß, was ihr erlebt habt. Ich besitze das Wappen der Vergangenheit, welches mir manchmal Einblick in vergangene Erlebnisse gewährt." Er griff an seinen Hals und holte ein goldenes Amulett unter seinem T-Shirt hervor, in dem sich eine kleine graue Platte mit einem Auge darauf befand. Er löste es und reichte es der Digiritterin, die es von allen Seiten betrachtete.

"Es sieht so aus wie unsere", meinte sie schließlich, als sie es dem Digiritter zurückgab. Raphaels Digivice begann zu piepsen, und er las schnell die Nachricht darauf.

"Die anderen fragen, wo wir sind. Es scheint, als wären die Tore zur realen Welt geschlossen." Hikari stockte kurz der Atem, dann blickte sie sich nochmals nervös um. "Keine Sorge, wir werden es schaffen, dich zu den anderen zurückzubringen", versuchte Raphael sofort, sie zu beruhigen. "Sie werden dich nicht wieder gefangen nehmen, das verspreche ich dir!" Hikari nickte, doch die Trauer auf ihrem Gesicht sprach Bände. Sie wollte augenscheinlich nicht, dass sich andere für sie opferten. Doch Raphael wusste von Sarahs früheren Visionen. In ihnen war klar geworden, dass die Digiritter keine Chance auf einen Sieg hatten, wenn Hikari in den Händen der dunklen Digiritter war.

"Was sollen wir jetzt machen?", fragte die Digiritterin. "Wenn wir nicht aus der Digiwelt fort können, dann haben wir keine Möglichkeit, den beiden auf Dauer zu entkommen."

"Sie werden es schon bald zu einer Entscheidung bringen wollen", entgegnete Raphael jedoch nur. "Sie haben drei Jahre warten müssen. Sie sind viel zu ungeduldig, um erst zuzuschlagen, wenn sie dich wieder gefangen haben. Wir müssen noch so lange vor ihnen versteckt sein, bis sie die Geduld verlieren und die Tore wieder öffnen!" Hikari war erstaunt, dass Raphael so viel über die beiden zu wissen schien, das konnte der ältere sehen.

"Woher weißt du so viel über sie?", fragte Hikari. Dann erinnerte sie sich, was Raphael gesagt hatte, als Christian vor ihnen erschienen war. "Du kennst sie, oder? Du kennst die beiden dunklen Digiritter." Sie rutschte im Inneren der Kugel so weit von dem Jugendlichen weg, wie sie konnte. Er seufzte leise, dann nickte er.

"Ja, ich kenne die beiden. Früher waren wir gut befreundet. Doch schon vor sechs Jahren hat sich das zu ändern begonnen", erklärte er. "Inzwischen sind sie zu etwas geworden, das ich hasse, und ich werde alles tun, um sie aufzuhalten, das musst du mir glauben!" Der Digiritter blickte Hikari fast schon flehend an, während sie schweigend in der Kugel saßen. Doch sie antwortete nichts. Inzwischen konnten sie am Horizont Server sehen. HolyAngemon beschleunigte, damit sie so bald wie möglich das Festland erreichten. Der Tag verstrich, und sie mussten einen Ort finden, an dem sie vor den bösartigen und den durch Zahnrädern kontrollierten Digimon sicher waren.
 

Auch am Abend hatten die Suchtrupps noch nichts gefunden. Thomas und Christian waren zur Festung zurückgekehrt und hatten sich in ihren Quartieren, welche von den Hagurumon ebenfalls in perfektem Zustand gehalten worden waren, schlafen gelegt. Sie brauchten all ihre Kraft, um am nächsten Tag weiterzusuchen.

Devimon saß währenddessen in den Tiefen der Festung, in einem Raum, in dem der Digimonkaiser früher seine schwarzen Ringe hergestellt hatte. Das Digimon hatte diese Maschinen jedoch schon vor drei Jahren von einigen Hagurumon umbauen lassen. Jetzt entfesselte es seine Macht und die Maschinen schufen daraus hunderte von schwarzen Zahnrädern in der Zeit, in der Devimon selbst nur ein Dutzend davon hätte herstellen können. Die Manifestationen der dunklen Macht strömten durch verborgene Ausgänge aus der Festung und verteilten sich über die Digiwelt, um die Armee seines Partners zu vergrößern. Die Ringe und Spiralen hatten endgültig ausgedient.

Black Leomon saß währenddessen in der Kommandozentrale und überwachte, was die Suchtrupps berichteten. Zwar hätte auch Datamon diese Aufgabe ausführen können, doch der Löwe traute dem Digimon noch nicht vollkommen. Daher nutzte es die Zeit, die es noch hatte, bevor es sich ausruhte, um selbst die Berichte zu überprüfen. Doch die Digiritter waren noch nirgends gesichtet worden. Das würde Christian und Thomas nicht gefallen, da war sich Leomon sicher.
 

Takeru und die beiden anderen Digiritter hatten sich in dem Haus einquartiert, in welchem sie sich nun schon seit einigen Stunden versteckten. Stefan und Sarah hatten aus ihren Rucksäcken etwas zu Essen herausgeholt und teilten es mit dem dritten Digiritter und den Digimon, während sie immer wieder vorsichtig auf die Straße spähten. Es war inzwischen ruhig geworden, doch alle waren sich sicher, dass sie noch nicht außer Gefahr waren.

Nachdem Takeru sich schließlich schlafen gelegt hatte, weckte Stefan seine Schwester wieder auf, welche bereits eingedöst war.

"Was ist los", fragte die Digiritterin sofort alarmiert, doch Stefan schüttelte den Kopf, um ihr klarzumachen, dass keine akute Gefahr bestand.

"Ich mache mir Sorgen", meinte der Jugendliche dann. "Raphael hat sich immer noch nicht gemeldet. Glaubst du, er und Hikari sind den beiden wirklich entkommen? Oder wurden sie gefangen?" Sarah blickte ihren Bruder nervös an. Dann blickte sie zu dem Digiritter und seinem Partner, die beide ruhig schliefen, auch wenn Patamon eigentlich wach bleiben wollte. Leomon und Wizardmon hatten sich zu beiden Seiten des Fensters niedergelassen, mit Blick zur Tür, damit sie niemand überraschen konnte.

"Er wurde nicht gefangen", antwortete Sarah nur. "Er würde alles tun, um nicht gefangen zu werden. Er weiß zu gut, was davon abhängt." Stefan musste seiner Schwester zustimmen, doch machte er sich weiterhin Sorgen um ihren alten Freund, der nur mit seinem Partner und Hikari irgendwo in der Digiwelt war.

"Ich hoffe, er antwortet bald", sagte Stefan leise, als er merkte, dass seine Schwester bereits wieder eingenickt war. Wie um dies zu beantworten, piepste sein Digivice leise. Als er die Nachricht darauf las, musste er unweigerlich grinsen. Seine Schwester hatte Recht gehabt. Er war nicht gefangen. Der älteste der drei neuen Digiritter hatte nur keine Nachricht schreiben wollen, bevor Hikari ihm nicht wirklich glaubte, dass er auf ihrer Seite war. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie ihm schließlich geglaubt hatte. Der einzige noch wache Digiritter tippte eine Antwort und hoffte, dass sie sich bald treffen konnten.

Wenige Minuten später kam eine Antwort von Raphael. Sie verhieß jedoch nichts Gutes. Raphael war auf dem Kontinent, und selbst wenn Sarahs Partner auf das Megalevel digitieren würde, bräuchten sie beinahe einen ganzen Tag. Und sie wären in dieser Zeit angreifbar. Doch sie mussten es wagen, das war dem Digiritter klar. Mit diesen Gedanken schlief auch er ein.
 

Früh am nächsten Morgen erwachte die Gruppe, die sich in der Spielzeugstadt versteckt hatte. Die Digimon hatten sich bei der Nachtwache abgewechselt, und so war es ihnen allen möglich gewesen, ein wenig zu schlafen und Kraft zu tanken. Nach einem kleinen Frühstück, welches sie aus den Vorräten von Stefan und Sarah einnahmen, erzählte Stefan den beiden anderen, dass Raphael sich endlich gemeldet hatte. Und dass Hikari bei ihm war.

"Sie ist in Sicherheit?", fragte Takeru vorsichtig. Die beiden anderen nickten, und Stefan ließ den anderen Digiritter die Nachricht lesen. Man konnte sehen, wie Takeru ein Stein vom Herzen fiel.

"Sie sind also auf Server", stellte Leomon sachlich fest. "Wir sind auf der File-Insel. Das ist mit dem Schiff eine Reise von mehreren Tagen. Wir haben aber wohl nicht so viel Zeit. Was tun wir also?"

"Wir könnten unsere Partner digitieren lassen und hinüberfliegen", meinte Sarah und blickte zu ihrem Bruder. "Aber dein Partner kann nich fliegen, egal auf welchem Level", führte sie an. Stefan nickte.

"Wir haben eigentlich nur eine Möglichkeit", antwortete dieser dann. "Du musst deinen Partner auf das Megalevel digitieren lassen." Sarah schüttelte den Kopf. Stefan wusste, was sie ihm sagen wollte. Das Megalevel war etwas, das sie wirklich nur im äußersten Notfall nutzen durften. Es schwächte ihre Wappen, und das auf Dauer. Sie waren nicht wie die Wappen der alten Digiritter, die die Kraft aus den Digirittern selbst bezogen. Das Ultralevel konnten sie ohne Kraftverlust erreichen, doch das Mega-Level war für sie limitiert.

"Raphael hat es doch auch ohne Megalevel geschafft, nach allem, was er geschrieben hat, oder?", warf Takeru ein. "Er schrieb etwas von seinem Partner. Was hat er für einen Partner?"

Stefan blickte Takerus Patamon mit ganz neuen Augen an. "Ein Patamon. Er hat es warscheinlich zu HolyAngemon digitieren lassen." Patamon überlegte kurz, dann lachte es.

"Ich kann eine Kugel aus Licht erschaffen, in der ich euch tragen kann, wenn ich zu HolyAngemon digitiere", erklärte es den anderen. Diese blickten etwas ungläubig, doch sie hatten keine andere Wahl als dem Digimon zu vertrauen. Nur einige Minuten später flogen sie los, in einer Kugel aus Licht. Das Digimon beeilte sich und flog so schnell es konnte. Dennoch würden sie wohl bis zum späten Nachmittag über dem Meer sein.

"Wenn du noch Fragen hast, Takeru, dann wäre jetzt wohl der beste Zeitpunkt, sie zu stellen", meinte Sarah und blickte auf das weite Meer unter ihnen. Sie hatten alle Zeit der Welt, um Fragen zu beantworten. Und sonst nichts zu tun.

"Wieso sprecht ihr so gut japanisch?", fragte der jüngste der Gruppe schließlich, nachdem er einige Zeit überlegt hatte. "Und warum sprechen auch die beiden so gut japanisch?"

"Nun, was die beiden angeht, so haben sie wohl nachgeforscht, von wo ihr kommt und eure Sprache gelernt. Die Saat der Dunkelheit unterstützt, wie du sicher von Ken weißt, alles. Sie lernen schneller und leichter, sind sportlicher und so weiter. Daher war es für sie kein Problem, eure Sprache zu lernen. Wir haben sie ebenfalls gelernt, nachdem wir erfahren hatten, von wo ihr kommt. Es sollte uns helfen, wenn wir schließlich auf euch treffen", erklärte die Digiritterin. "Es war für uns allerdings nicht ganz so leicht", fügte sie grinsend hinzu.

"Eure Sprache ist wirklich kompliziert, wenn man vollkommen unvorbereitet auf sie trifft", meinte Stefan leise. "Wir haben fast zwei Jahre gebraucht, in denen wir intensiv geübt haben. Und selbst jetzt verstehen wir noch einiges nicht!" Takeru konnte es sich nur zu gut vorstellen. Er vermutete, dass es ihnen ähnlich ging wie ihm in Englisch.

"Und warum seid ihr erst kurz vor ihrer Rückkehr zu uns gekommen? Warum habt ihr nicht schon zuvor Kontakt aufgenommen?", fragte Takeru weiter, nachdem keiner der beiden mehr etwas sagte.

"Wir hatten gehofft, dass es niemals dazu kommen würde", meinte Stefan ruhig und blickte auf sein Digivice. "Wir hatten gehofft, wir müssten nicht eingreifen."

"Mein Wappen hatte mir auch einige Blicke in die Zukunft gewährt, in welchem die beiden nicht zurückgekehrt sind. Es wäre eine Möglichkeit gewesen. In diesen Varianten der Zukunft habt ihr alles sehr gut alleine geschafft", fuhr Sarah fort.

"Aber es wäre sicherer gewesen, wenn ihr uns kontaktiert hättet", meinte Takeru genervt, als er die Zurückhaltung der beiden anderen bemerkte.

"Und hättet ihr uns damals geglaubt? So kurz, nachdem euch Thomas betrogen hatte? Hättet ihr drei Digirittern geglaubt, die die beiden von früher kannten? Und die Wappen besitzen?" Takeru schwieg bedrückt, als Sarah diese Fragen gestellt hatte. Er wusste genau, was die Digiritterin sagen wollte. Sie alle trauten nicht mehr so leicht, wenn sie neue Digiritter trafen.

Vor allem Daisuke, welcher sich damals gut mit Thomas angefreundet hatte, traute niemandem mehr. Er vertraute nur noch den Digirittern, die er bereits vor dem Erscheinen der beiden kannte. Nicht einmal die internationalen Digiritter genossen sein Vertrauen, auch wenn sie sie ihm Kampf gegen Christian und Thomas unterstützt hatten.

"Nein, ich glaube nicht", sagte er schließlich, nachdem sie eine Weile schweigend weitergeflogen waren. Die anderen nickten wissend, dann blickten sie in die Ferne. Es war bereits Mittag, und in der Entfernung konnte man inzwischen einen dünnen Streifen ausmachen, der wohl Land war. Doch während der gesamten restlichen Flugzeit, einige Stunden, schwiegen die Digiritter. Denn alle von ihnen hatten über einiges nachzudenken.
 

Die dunklen Digiritter hatten auch den gesamten nächsten Tag außerhalb ihrer Festung verbracht, begleitet von vielen bösartigen oder durch Zahnräder kontrollierten Digimon, doch hatte ihre Suche noch immer nichts ergeben. Christian hatte die gesamte File-Insel versklavt und auf den Kopf gestellt, doch schienen ihm die drei Digiritter, die sich dort einige Zeit versteckt hatten, durch die Finger geglitten zu sein. Man hatte ihr Nachtquartier in der Spielzeugstadt gegen Mittag entdeckt, doch die Spur war bereits alt.

"Du hattest also auch nicht mehr Glück", stellte der dunkle Digiritter fest, als er und Thomas in ihrem Quartier saßen und aßen. Sie hatten tagsüber nicht viel zu sich genommen und einiges an Hunger, wie man an dem Berg Essen auf dem Tisch deutlich erkennen konnte. Ihre Partner hatten sich zu den anderen Digimon in die eigens eingerichtete Messe begeben, um sich unter diesen umzuhören.

"Nein, und das weißt du auch", antwortete der jüngere gereizt. "Wir hätten Hikari in unserer Nähe behalten sollen. Sie im Kontrollraum aufstellen, wenn es nicht anders gegangen wäre. Dann hätten wir jetzt nicht dieses Problem!"

'Will er etwa schlauer als du sein?', fragte die Stimme in Christians Kopf, was dieser mit einem genervten Grunzen abtat. Thomas nahm das als Antwort und aß schweigend weiter.

"Du hast recht", meinte der ältere schließlich. "Ich war zu vorschnell zu glauben, dass wir vor den Digirittern sicher wären. Aber wer hätte auch geglaubt, dass Raphael so wahnsinnig ist und sich mitten in unserer Armee in die Festung schleicht?", fragte er sein Gegenüber. Sie hatten inzwischen dank Datamon auf einer Aufnahme deutlich sehen können, wie der Digiritter sich im Schatten der Ogremon, in einen Mantel gehüllt, in die Festung begeben hatte.

"Ich nicht", sagte Thomas leise und biss ein weiteres Stück von dem belegten Brot ab, welches er gerade aß. Christian blickte das Steak vor sich an, bevor er es in kleine Stücke schnitt und herunterschlang.

"Sie sind auf Server", stellte Christian schließlich fest. "Die File-Insel ist gründlich durchsucht worden. Dort gibt es keinen Ort, den wir nicht überprüft haben. Sie können also nur noch auf Server sein. Aber der Kontinent ist groß."

"Unsere Armee ist noch nicht groß genug, um ihn schnell zu durchkämmen", bestätigte Thomas. "Kann Devimon nicht weitere Zahnräder aussenden, durch die wir die Welt beobachten können? Wenn wir Datamon die eingehenden Bilder verarbeiten lassen, sollten wir schneller sein als mit gewöhnlichen Suchtrupps. Wir haben sogar mehrere Datamon, die wir benutzen können!" Christian überlegte kurz, dann stimmte er dem Vorschlag mit einem Nicken zu, während er bereits das nächste Steak verspeiste. Sie würden ihre Kraft für den nächsten Tag brauchen, wenn sie die Digiritter gefunden hatten.

"Ich sorge dafür, dass es sofort in die Tat umgesetzt wird", meinte Thomas, während er sich erhob. "Lass mir auch noch etwas Fleisch übrig, Chris. Ich bin gleich wieder da." Der jüngere verließ ihre Quartiere und lief zielstrebig durch die Gänge. Er musste zur Messe und Devimon und die Datamon von dem Plan und ihrer Aufgabe darin in Kenntnis setzen.
 

Es war später Nachmittag, als HolyAngemon schließlich auf Server landete. Das Digimon war bereits ein wenig landeinwärts geflogen, doch noch waren sie auf einer weiten, hügeligen Ebene, bei der erst in einiger Entfernung ein Wald zu sehen war. Schon als sie gelandet waren, näherte sich ihnen ein weiteres fliegendes Digimon. Als es nahe genug war, war Takeru doch etwas erstaunt, dass es sich ebenfalls um ein HolyAngemon zu handeln schien, auch wenn seine Kleidung eher golden war.

"Jap, das ist Raph", meinte Stefan, als er das goldene Engelsdigimon sah. "Immer wieder ein gelungener Auftritt." Sarah musste ungewollt leise lachen, während auch sie beobachtete, wie das Engeldigimon in einigen Metern Entfernung landete und die Kugel aus Licht, welche es geschaffen hatte, sich auflöste. An der Stelle, an der sie sich eben noch befunden hatte, standen Raphael und Hikari.

"Hikari", rief Takeru glücklich und rannte zu der Digiritterin. Erst, als er sie umarmte, glaubte er wirklich, dass der andere Digiritter sie befreit hatte. Die Digiritterin war erstaunt und zögerte kurz, dann legte auch sie ihre Arme um den Jugendlichen und lehnte ihren Kopf auf seine Schulter.

"Danke, Takeru", flüsterte sie, was den Jungen erröten ließ. Schnell blickte er zu den drei älteren, die sich ebenfalls in die Arme gefallen waren, wenn auch etwas gemäßigter. Es wirkte eher wie eine Umarmung unter guten Freunden.

"Schön zu sehen, dass bei euch alles gut ist", meinte Raphael, als er seine alten Freunde ansah. Sie nickten und erwiderten diesen Gruß. Dann blickten sie alle zu Takeru und Hikari, welche sich noch immer in den Armen hielten.

"Ihr solltet den anderen Digirittern schreiben, dass es euch gut geht", meinte Sarah zu Hikari und Takeru, welche bestätigend nickten. Beide schienen jedoch ein wenig traurig, als sie die Umarmung lösten. Takeru holte sein D-Terminal heraus und begann zu tippen, während Hikari sich noch immer an seinen Arm klammerte.

"Sie sind ein niedliches Pärchen", flüsterte Stefan dem anderen Jungen leise zu, damit Sarah es nicht hörte. Der angesprochene nickte. Dann weiteten sich seine Augen und er blickte sich um.

"Gut, ihr seid alle beisammen", hörten sie in ihrem Rücken eine Stimme. "Das erleichtert es mir extrem. So muss ich euch nicht erst einzeln aus euren Löchern jagen." Ein irres Lachen beendete die kurze Begrüßungsrede. Die Digiritter wandten sich zu der Stimme um. Christian und Thomas standen dort, sie schienen sich in der Nähe aufgehalten zu haben. Wie sie sich auf dieser weiten Ebene ohne Deckung verborgen gehalten hatten, entzog sich dem Wissen der Digiritter.

"Jetzt werdet ihr uns nicht mehr entkommen", meinte der jüngere der beiden und blickte die Digiritter an.

"Das könnte ein Problem werden", stellte Raphael mit ruhiger Stimme fest. Stefan und Sarah nickten, denn sie wussten, wie stark die dunklen Digiritter waren.

Gefangen und entkommen

"Lauft", meinte Sarah, während sie und Wizardmon sich zwischen Christian und die anderen stellten. "Bringt Hikari und Takeru in Sicherheit!" Stefan und Raphael blickten die Digiritterin besorgt an, doch sie schien ihre Entscheidung getroffen zu haben.

"Geh sicher, dass du auch fliehst", meinte ihr Bruder noch, dann wandte er sich mit Raphael um und zog die beiden alten Digiritter mit sich. Sie liefen in Richtung Landesinneres, denn dort gab es Wälder, Berge und Höhlen, in denen sie sich verbergen konnten.

"Wollt ihr ihr nicht helfen?", fragte Hikari ungläubig, während sie rannten. Stefan und Raphael sahen zu der Digiritterin, dann schüttelten sie den Kopf.

"Sie hat ihren Entschluss gefasst", meinte ihr Bruder dann. "Sie hat noch etwas mit Christian zu klären, und das will sie heute tun. Außerdem ist sie nicht so wehrlos wie sie aussieht, glaubt mir!" Hikari blickte nochmals zu der Digiritterin zurück und war sehr erstaunt, als sie das Megalevel sah, welches neben ihr schwebte.

"Takeru", flüsterte sie und deutete zu Sarah zurück. Als der Digiritter ebenfalls zurückblickte, stockte auch ihm kurz der Atem.

"Das ist ein Cherubimon", rief Takerus Partner ungläubig. "Eines der mächtigsten gutartigen Digimon!"

"Sie wird ihn für einige Zeit aufhalten und dann nachkommen", sagte Raphael mit Bestimmtheit. "Also sorgen wir dafür, dass wir auch entkommen."

Stefan nickte bestätigend. Sein Wappen leuchtete auf und Leomon digitierte zu Saberleomon. Er half Hikari und Takeru hinauf, dann blickte er seinen Partner ernst an.

"Bring sie in Sicherheit, wir kommen nach", sagte der jüngste der neuen Digiritter. Saberleomon nickte und lief los, schneller als Stefan oder Raphael es konnten. Patamon digitierte währenddessen zu Magnaangemon, welches Stefan und Raphael hochhob und Saberleomon folgte.

"Hoffen wir, dass sie stark genug ist, das durchzustehen", flüsterte Raphael und blickte besorgt zurück. In der Ferne hinter ihnen bekämpften sich gerade Cherubimon und Thomas' Partner.
 

"Du bist mutig, dich mir allein entgegenzustellen", meinte Christian zu seiner alten Freundin, nachdem die anderen geflohen waren. Es machte ihm nichts, dass diese vorerst entkommen waren. Er würde sie bald wieder eingeholt haben.

"Aber dass ausgerechnet ihr zu Digirittern werdet", fuhr Thomas fort und funkelte die Digiritterin böse an. "Ich hätte gedacht, dass ihr von damals gelernt habt." Sarah zuckte zusammen, dann ballte sie die Fäuste und erwiderte den Blick. Thomas merkte, dass die Digiritterin sich entschieden hatte, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Diese Erkenntnis zeigte ihm auch, dass sie Probleme haben könnten. Auch Christian hatte das bemerkt. Doch ihr Partner war nur ein Champion, sie konnte also so mutig sein, wie sie wollte.

"T, ich denke, du schaffst das hier alleine, oder?", meinte der ältere und blickte das Wizardmon neben Sarah herablassend an. Thomas nickte. "Bring sie lebend zu mir. Ich würde mich gerne mit ihr unterhalten", fügte der Träger des dunklen Wappens hinzu, bevor er einige Schritte nach hinten trat, um seinem Freund das Schlachtfeld zu bereiten.

"Natürlich, Chris", antwortete Thomas. Er wusste, was Christian mit ihr besprechen wollte. Black Fighter-Leomon zog eines seiner Schwerter, nachdem er das Schild am linken Arm befestigt hatte. Dann leuchtete ein kleines orangenes Licht unter Sarahs Bluse und ihr Partner leuchtete weiß. Kurz darauf stand ein Engel neben der Digiritterin.

"Lange habe ich darauf gewartet", meinte sie zu den beiden dunklen Digirittern. "Viel zu lange hast du mich in meinen Erinnerungen heimgesucht, Chris. Aber ich bin über dich hinweg. Ich bin stärker geworden und das wirst du jetzt spüren!" Thomas' Partner packte sein Schwert fester, dann sprang er auf Cherubimon zu. Doch bevor das Digimon auch nur auf Schlagweite an den Engel herangekommen war, wurde es von einer Lanze aus Licht in die Brust getroffen. Es wurde zurückgeschleudert und digitierte zu Black Leomon zurück.

"Partner", rief Thomas besorgt und rannte sofort zu dem Digimon. Christian blickte den Engel abschätzig an, dann warf er Devimon einen kurzen Blick zu. Das Digimon nickte und digitierte zu Piedmon. Dann leuchtete es im starken Kontrast zu Sarahs Digimon schwarz auf und sofort danach schwebte Apocalymon über seinem Partner.

'Die Dunkelheit ist stärker als alles Licht', flüsterte die Stimme in Christians Kopf. 'Sie kann alles korrumpieren! Tu es! Nimm das Digimon als deinen Preis!'

"Dann schauen wir Mal", meinte Christian und bedeutete Apocalymon, loszuschlagen. Cherubimon schleuderte auch nach diesem Digimon einen Speer, doch das bösartige Digimon warf einen seiner Arme dazwischen, den es zu einem Wargreymon geformt hatte. Das Schild auf dem Rücken des Digimon hielt den Speer auf.

'Tu es, dunkler Digiritter. Nimm dir, was du willst!' Die Stimme in Christians Kopf war lauter geworden, doch ihre Aussage hatte sich nicht geändert. Christian lachte und blickte auf den Engel. Dann trat er unter seinem Partner hervor und ging langsam auf den Engel und seine alte Freundin zu. Apocalymon blickte nervös zu seinem Partner hinunter, doch es hielt ihn nicht davon ab. Wenn Christian etwas tat, dann hatte er einen Grund dafür.

"Was willst du, Chris?", fragte Sarah ihren Ex-Freund verwundert. Dieser ignorierte die junge Frau jedoch einfach und blickte den Engel an.

"Je mächtiger sie sind, desto leichter fallen sie", flüsterte er und legte seine Hand auf den Arm des Digimon. Um die Hand herum waberte Dunkelheit und übertrug sich auf das Digimon. Es begann zu zittern und zu wimmern, doch konnte es seinen Arm nicht von der Hand lösen. Auch schien es plötzlich alle Kraft zur Gegenwehr verloren zu haben.

"Was tust du?", schrie Sarah entsetzt, als sie sah, wie ihr Partner vom Arm aus seine Farbe zu verändern begann. Es wurde gräulich, dann nahm es eine blaugraue Färbung an. Christian grinste diabolisch und das Wappen auf seiner Brust leuchtete unglaublich hell. Schließlich, nach einigen weiteren Sekunden, war das Digimon vollkommen dunkel gefärbt. Sarah konnte dem ganzen Schauspiel nur gebannt zusehen, denn ihr Körper weigerte sich, zu reagieren.

"Wem dienst du?", fragte Christian schließlich mit einem verzückten Grinsen, das Sarah einige Schritte zurückweichen ließ. Das Digimon verneigte sich als Antwort vor Christian.

"Partner? Was tust du?" Sarah blickte ihren Digimonpartner verwirrt an, dann erst schien sie zu realisieren, was gerade geschehen war. Sie wich langsam zurück, doch eine Kralle von Apocalymon ergriff sie und hob sie spielend leicht in die Luft.

'Die Dunkelheit korrumpiert alles, was sie berührt', flüsterte die Stimme in Christians Kopf, was ihn dazu brachte, wie ein Wahnsinniger zu Lachen.

"Kehren wir zur Festung zurück", sagte er zu seinem Partner und Thomas. Apocalymon hob die beiden dunklen Digiritter und Leomon zu sich herauf, während Cherubimon neben Christian schwebte. Sarah wurde weiterhin mit der Kralle festgehalten. Sie war bewegungsunfähig und wurde von den dunklen Digirittern zur Festung verschleppt.
 

"Was hast du jetzt mit mir vor?", fragte die Digiritterin, nachdem sie die Festung erreicht hatten. Christian hatte ihr das Digivice und das Wappen abgenommen und an Thomas übergeben, während ein Phantomon die Digiritterin in Ketten gelegt hatte. Christian führte die Digiritterin durch die Festung, in Richtung der Quartiere, die er und Thomas schon damals bewohnt hatten.

"Nun, wie ich schon sagte, ich würde mich gerne mit dir unterhalten", antwortete der dunkle Digiritter und musste wieder lachen, was der Gefangenen einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. "Weißt du, Sarah, auch nachdem wir uns von euch gelöst hatten, konnte ich dich nicht vergessen." Der Digiritter, welcher kurz zuvor ihren Partner vor ihren Augen korrumpiert hatte, blickte sie an und in seinem Gesicht meinte Sarah so etwas wie Wehmut erkennen zu können, doch ob der das nur spielte oder nicht, wusste sie nicht.

"Das glaube ich dir nicht", antwortete sie kalt und erwiderte den Blick mit wütenden Augen. Christian begann erneut zu lachen, dieses schrille Lachen, das Sarah sonst nur aus Horrorfilmen kannte. In seinen Augen konnte sie während dieses Lachens einen Blick auf sein wahres Ich erhaschen. Sie begann zu zittern, als ihr klar war, in welchem Geisteszustand sich ihr alter Freund befand.

"Sogar noch während unserem Exil musste ich an dich denken, meine Liebe", fuhr er dann scheinbar ungerührt fort. "Du weißt vielleicht schon, wo wir gelandet sind. Es war eine Welt, die unserer hier sehr ähnlich ist. Es gab dort auch ein Ebenbild von dir, welches um mich trauerte, denn ich bin in der anderen Welt gestorben. Du warst sehr erstaunt, als ich plötzlich wieder vor dir stand." Sarah blickte den wahnsinnigen Digiritter noch immer abschätzig an, als sie seine Quartiere erreichten. Das Phantomon, welches sie bisher begleitet hatte, löste die Ketten bis auf die Handschellen, mit denen Sarahs Arme auf den Rücken gefesselt waren, dann verneigte es sich vor Christian und schwebte davon. Der Digiritter öffnete die Tür und zerrte Sarah in den Raum dahinter. Es war der Besprechungsraum, in welchem er und Thomas ihre Pläne diskutierten.

"Ich möchte dir erzählen, was ich mit dir in der anderen Welt alles getan habe", begann der junge Mann, nachdem er sie auf einen Stuhl in der Ecke gestoßen hatte. "Ich hatte schließlich drei Jahre Zeit, mich auszutoben, nachdem ich Deutschland erobert hatte. Du weißt gar nicht, was für ein Spaß es war, dich zu brechen, Sarah!" Jetzt war auch für alle anderen zu sehen, dass Christian wahnsinnig war, denn sein Blick hätte selbst Apocalymon zum Zittern gebracht. Er beugte sich nahe über die Digiritterin, welche versuchte, vor ihm zurückzuweichen. Doch der Stuhl, auf dem sie saß, verhinderte das. "Alles, was ich dort getan habe, könnte ich dir hier auch antun, das weißt du, oder?"

"Lass mich in Ruhe", schrie sie ihm direkt ins Ohr, doch das störte ihn augenscheinlich nicht. Er grinste ein wenig, dann begann er, ihr ins Ohr zu flüstern, was er alles mit ihrem anderen Ich getan hatte.

In den Ecken des Raumes schwebten während der gesamten Zeit, in welcher er Sarah hier behielt, kleine von Devimon geschaffene Zahnräder, die alles aufnahmen, was in diesem Raum geschah. Thomas, welcher in der Kommandozentrale saß, beobachtete vergnügt, wie Sarahs Wille immer schwächer wurde. Dabei hatte Christian gerade erst angefangen. Drei Jahre waren schließlich eine lange Zeit. Die nächsten Tage würden garantiert sehr unterhaltsam für die dunklen Digiritter werden. Sie hatten nun einen Vorteil gegenüber den Digirittern. Doch ihre Suche würde weitergehen.
 

Raphael schlug seine Faust gegen die Wand des Kolloseums, in dem sich die geflohenen Digiritter versteckt hatten. Nachdem sie außer Sicht der dunklen Digimon gewesen waren, hatte Raphael seinen Partner zu HolyAngemon digitieren lassen und sie waren schnell weiter ins Innere von Server geflogen. Schließlich hatten sie sich in einer Wüste in einem teilweise zerstörten Kolloseum versteckt. In dessen Innerem schien früher einmal ein Fußballplatz gewesen zu sein, doch die Tore waren zerstört und verrostet und auch das Kolloseum an sich war sicher schon in besserem Zustand gewesen.

"Er hat es wirklich geschafft", fluchte er wütend und schlug erneut zu. Seine Hand blutete bereits und die roten Flecken auf der Wand zeigten, dass er sich bereits seit einiger Zeit selbst malträtierte.

"Das wird ihm nicht viel nützen", antwortete Stefan, der noch nichts von Christians Taten in der anderen Welt wusste. "Sarah wird sich nicht so leicht unterkriegen lassen. Sie kann ziemlich stur sein, wenn sie will, das weißt du sehr gut." Raphael blickte Sarahs Bruder direkt in die Augen, und letzterer erschrak, als er das Leid sah, welches sich in Raphaels Augen spiegelte.

"Es gibt etwas, das ich euch bewusst vorenthalten habe", sagte der älteste der anwesenden Digiritter. "Ich wusste, wenn Sarah es erfahren würde, würde sie daran zerbrechen. Doch unter Garantie weiß sie es jetzt. Christian wird ihr alles erzählen, bis ins kleinste Detail..." Stefan fiel auf die Knie, als ihm klar wurde, was sein Freund ihm gerade erklären wollte, und auch Takeru und Hikari blickten geschockt zu Raphael.

"Dann... er...", stotterte Stefan.

"Er ist wahnsinnig. Das habt ihr warscheinlich geahnt, doch ich kann es bestätigen. Er ist nur noch von Machtgier und der Dunkelheit in ihm getrieben und es macht ihm Spaß, andere Seelen zu zerbrechen. Und Sarah ist sein nächstes Opfer", flüsterte der junge Mann niedergeschlagen. Er schlug weiter auf die Wand ein, ungeachtet des Schadens, den er seiner Hand damit zufügte. Nach einigen weiteren Schlägen hielt Hikari ihn davon ab.

"Das wird sie auch nicht retten", meinte die Digiritterin mit trauriger Stimme. Sie wusste nur zu gut, warum Sarah sich geopfert hatte, doch genausogut wusste sie, dass sie ihr im Augenblick nicht helfen konnten.

"Wenn nur die anderen hier wären", meinte Takeru leise. Wenn alle Digiritter zusammen wären, hätten sie sicherlich eine Chance, doch zu viert waren sie chancenlos. Vor drei Jahren waren sie alle zusammen gewesen und selbst dort hatten sie fast keine Chance gehabt, daran konnte sich der Digiritter noch erinnern.

"Das sind sie aber nicht", flüsterte Stefan niedergeschlagen. Raphael nickte mit leeren Augen, während er die Hand betrachtete, mit der er gerade die Wand malträtiert hatte. Die Haut an seinen Fingern war verschwunden, und das Fleisch darunter war unter seinem Blut kaum zu sehen. Die rote Flüssigkeit tropfte in einem gleichmäßigen Rythmus zu Boden. Sein Partner hielt sich neben ihm in der Luft und wartete ruhig, aber mit besorgtem Blick. Die Hand erinnerte ihn daran, was der Auslöser für die Beziehung zwischen Christian und Sarah gewesen war.

Auch Stefan blickte zu seinem alten Freund. "Wenn du es uns gesagt hättest, dann hätte sie sich nicht geopfert", sagte er plötzlich mit kalter Stimme. "Wenn du es uns erzählt hättest, dann hätte sie sich vielleicht darauf vorbereiten können!" Der junge Digiritter stand auf und ging auf seinen Bekannten zu, seine Hände bereits zu Fäusten geballt. Doch bevor er sich auf den anderen stürzen konnte, packte Leomon seinen Partner an den Schultern und zog ihn in einen der Quergänge, damit sich die beiden Digiritter nicht in die Haare gerieten.

"Glaubst du, sie hätte es ertragen? Ist dir nicht aufgefallen, dass sie ihn immer noch vermisst?", rief ihm Raphael hinterher. "Und wenn du das wirklich nicht bemerkt hast, Stefan, dann bist du blind!" Nun war es an Stefan, seine Faust gegen die Wand zu schlagen. Raphael hatte recht, das musste sich Sarahs Bruder eingestehen. Er hatte es natürlich gemerkt, aber er wollte es nicht wahrhaben, also hatte er es verdrängt.

"Wir werden sie befreien", sagte Takeru schließlich mit Bestimmtheit. "Wir werden einen Weg finden, sie zu befreien!" Und ihnen allen war klar, dass dies bald geschehen musste.

Unerwarteter Besuch

Drei Tage waren inzwischen vergangen, seit Takeru ihnen mitgeteilt hatte, dass Hikari und er in Sicherheit waren. Das war am 2. August gewesen, einen Tag, nachdem die Tore geschlossen worden waren. Seither hatten sie nichts mehr von ihnen gehört. Auch konnten sie keine Nachrichten mehr zu ihnen senden. Während der letzten Tage hatten sich die Digiritter jeden Tag mit Koushiro getroffen, welcher versuchte, die Tore wieder zu öffnen. Doch bisher hatte er dabei keinen Erfolg gehabt.

"Ich glaube ihnen nicht", murmelte Daisuke wieder einmal, während sie in Koushiros Zimmer saßen und auf bessere Nachrichten des Digiritters des Wissens hofften. "Ich glaube nicht, dass Takeru und Hikari wirklich sicher sind mit diesen Neuen." Der Digiritter der zweiten Generation blickte nervös zu Koushiro hinüber, doch nachdem sich dort scheinbar nichts getan hatte, seufzte er und blickte zu seinem Partner.

"Du solltest ihnen mehr vertrauen", antwortete Sora, die sein Gemurmel gehört hatte. "Sie haben Hikari befreit, das musst selbst du zugeben!" Doch auch wenn Sora versuchte, die drei neuen Digiritter in Schutz zu nehmen, so zweifelte sie selbst an ihren Worten. Denn Daisuke hatte einen guten Grund, misstrauisch gegenüber anderen Digirittern zu sein. Thomas war für ihn ein guter Freund geworden, bevor er sie verraten hatte. Der dunkle Digiritter hatte Daisuke eine harte Lektion erteilt, von der sich der jüngere noch immer nicht erholt hatte.

"Du kannst ihnen vertrauen", meinte Ken ruhig und blickte Daisuke mit ernsten Augen an. "Sie sind nicht auf der Seite der beiden, so viel kann ich dir versprechen." Daisuke blickte seinen Freund mit wütenden Augen an.

"Und kannst du mir auch versprechen, dass sie wirklich auf unserer Seite sind?", entgegnete er und deutete auf den Computer, an dem Koushiro gerade arbeitete. "Kannst du mir versprechen, dass nicht vielleicht sie hinter den geschlossenen Toren stecken? Oder dass sie die beiden in ihrer Gewalt haben und in ihrem Namen Nachrichten schreiben? Damit wir ihnen trauen? Kannst du mir das versprechen?" Ken schwieg, doch sein Schweigen sagte alles aus, was zu sagen war. Er konnte das nicht versprechen, doch er wusste, dass er den anderen Digirittern trauen konnte.

"Diese Diskussion bringt uns auch nicht weiter", meinte Taichi schließlich und blickte Daisuke ernst an. Der jüngere hatte in den letzten Tagen immer wieder Streit angezettelt, und langsam ging dies dem Anführer auf die Nerven. "Wir können nur hoffen, dass wir ihnen trauen können. Sie müssen Takeru und Hikari so lange beschützen, bis wir wieder in die Digiwelt gelangen können!"

"Wenn sie sie nicht an die beiden ausgeliefert haben", entgegnete der Besitzer des Armoreis des Mutes und des Armoreis der Freundschaft. Das letztere hatte schon seit Jahren nicht mehr reagiert. "Und sich jetzt über uns totlachen, die wir ihnen trauen wollen!"

"Gennai sagte, wir können ihnen trauen", warf Koushiro in die Diskussion ein. Er hatte sich von seinem Laptop abgewandt, und der frustrierte Gesichtsausdruck sagte einiges darüber aus, wie es voranging. Er hatte inzwischen herausfinden können, dass die Tore durch ein Programm geschlossen worden waren, das wohl von Christian stammte. Aber dieses Programm hatte es in sich. Es schien, als wüsste der dunkle Digiritter genau, wie Koushiro versuchen würde, das Programm auszuhebeln und hatte bereits Gegenmaßnahmen einprogrammiert.

"Gennai ist nicht allwissend", meinte Daisuke trotzig. "Er meinte auch, Christian und Thomas würden nicht wiederkommen!" Er blickte in die Gesichter der anderen, doch merkte, dass er gerade keine Chance hatte, gegen die neuen Digiritter zu argumentieren. Dennoch traute er ihnen nicht.

"Du bist nicht weitergekommen, oder?", fragte Yamato Koushiro, nachdem er den Blick des Jüngeren gesehen hatte. Der Angesprochene schüttelte den Kopf und schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. Die anderen Digiritter blickten erschreckt zu ihm.

"Es ist, als wüsste er genau, was ich tun werde. Er verhindert meine Versuche schon im Ansatz. Ich hab so etwas noch nie erlebt", meinte der Digiritter niedergeschlagen.

"Vielleicht solltest du es nicht alleine versuchen", schlug Iori vor. "Damals bei Diaboromon haben dich auch viele Menschen unterstützt. Und wir wissen, dass es einige Digiritter gibt, die gut darin sind, Programme zu knacken." Koushiro nickte ob dieses Vorschlags. Sofort wandte er sich wieder dem Laptop zu und begann, Freunde aus seinen Foren zu kontaktieren. Ihn alleine konnte Christian vielleicht abwehren, aber nicht sie alle. Iori hatte in diesem Punkt recht. Sie würden alles schaffen, wenn sie zusammenarbeiteten. Das war etwas, was die dunklen Digiritter niemals verstehen würden.
 

"Wird das nicht langweilig?", fragte Thomas, als Christian aus dem Zellenblock zurück in ihr Quartier kam. Er hatte die letzten Stunden wieder einmal damit verbracht, Sarahs Willen weiter zu brechen. Die Digiritterin hatte kaum noch Kraft, sich ihnen zu widersetzen.

"Du kennst die Antwort", meinte der ältere der beiden. Er ließ sich auf das Sofa fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er an die Decke starrte. "Noch ein paar Tage mehr und sie ist eine treue Anhängerin der Dunkelheit." Thomas lachte leise. Christian hatte sich in den letzten Tagen ausgiebig mit ihrer alten Freundin befasst.

"Aber dennoch sollten wir die Suche nach den Digirittern nicht vernachlässigen", meinte der jüngere dann und deutete auf den Tisch, über dem eine holographische Ansicht der Digiwelt schwebte. Große Gebiete davon waren rot gefärbt, als Zeichen dafür, dass die Macht der Dunkelheit hier die Kontrolle übernommen hatte. Doch auf Server war noch immer die Hälfte der Landmasse nicht erobert und die Digiritter hielten sich noch immer irgendwo versteckt. Auch die wachsende Menge der Digimon, welche durch Zahnräder in ihre Armee gezwungen wurden, half nicht. Sie hatten alle auf die Suche ausgesendet, doch noch war kein Erfolg in Sicht.

"Wir vernachlässigen sie nicht, T", meinte der ältere ruhig.

'Tut ihr doch', meinte die Stimme in Christians Kopf. 'Und wenn du sie nicht bald erledigst, dann wirst du verlieren!' Der ältere schüttelte genervt den Kopf. Dann erhob er sich, denn diese nervige Stimme hatte seine gute Laune verdorben.

"Ich werde dafür sorgen, dass diese Tatsache uns nicht mehr behindert, auch wenn wir sie nicht gefunden haben", meinte er, während er auf die Tür zu seinem Quartier zuging. Devimon hielt sich gerade darin auf, denn es musste sich vom Schaffen der Zahnräder erholen. "Such du weiter nach ihnen, ich werde einen weiteren Stein ins Rollen bringen", meinte er zu seinem alten Freund, bevor er auf seinem Digivice ein Tor öffnete. Dahinter war eine graue Welt zu sehen, und in einiger Entfernung eine Burg, die in gutem Zustand und beleuchtet war.

"Pass auf dich auf", meinte der jüngere. "Und beeil dich, ich glaube, dass Koushiro Fortschritte macht. Wir haben nicht mehr viel Zeit." Christian nickte und trat in die Welt der Finsternis. Das Tor schloss sich, und Thomas blieb allein in ihrem Gemeinschaftsraum zurück. Black Leomon saß gerade in der Kommandozentrale und überwachte die Suche.
 

Christian trat aus einer kleinen Gasse auf den Bürgersteig neben der Straße heraus und blickte sich um. Es war lange her, seit er hier in der realen Welt gewesen war. Zumindest in dieser realen Welt. Er grinste leicht, als er an sich herunterblickte. Das Wappen der Dunkelheit hing gut sichtbar um seinen Hals, das Digivice war an seinem linken Arm befestigt und sehr auffällig. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt ohne Aufdruck, doch allein die schwarze Kleidung, sein kurzes Haar im Militär-Schnitt und die Tatsache, dass er Europäer war, ließen ihn aus der Masse herausstechen.

'Ich sollte mir einen Mantel oder zumindest eine Jacke besorgen', dachte er. Den Mantel, den er und Thomas in der Digiwelt trugen, hatte er absichtlich zurückgelassen, denn das Wappen der Dunkelheit, welches inzwischen groß auf den Rücken gedruckt war, würde noch mehr hervorstechen. Er hatte jedoch einiges an Geld bei sich, so dass ihm ein neuer Mantel keine Probleme machen sollte.

"Was soll ich tun, Chris?", fragte Devimon, welches unsichtbar neben ihm schwebte. Sein Partner wich nicht mehr von der Seite des Menschen, wenn sich dieser außerhalb der Festung bewegte, denn die Digiritter waren eine gefährliche Gruppe für sie, auch wenn die Dunkelheit stark war.

"Flieg durch die Stadt. Ich bin mir sicher, dass sie Digimon aufspüren können. Lenke sie ab, lock sie aus ihrem Versteck. Ich muss einen von ihnen treffen." Christian spürte die Hand seines Partners auf seiner Schulter, wertete das als Bestätigung und lief los, in Richtung der Innenstadt und hoffentlich eines Einkaufszentrums, das das führte, was er suchte.

Devimon erhob sich währenddessen hoch über die Stadt und blickte sich um. Es erinnerte sich an das, was vor sechs Jahren im Fernsehen gekommen war und an die Erzählungen von Vamdemon während ihres Exils, und nahm Kurs auf den Fernsehsender. Von dort aus würde es die Digiritter durch die Stadt hetzen lassen, denn wenn es irgendwo eine Reaktion der Digiritter hervorrufen konnte, dann dort. Es lachte, was die Menschen unter ihm mit Ausnahme von Christian dazu brachten, nach der Quelle dieses bösartig klingenden Geräuschs zu suchen. Doch niemand konnte es sehen.
 

Koushiro ließ seine Finger wieder über die Tastatur fliegen, und zum ersten Mal seit Tagen schien er Fortschritte zu machen. Er hatte fast ein Dutzend seiner Internet-Freunde dazu gebracht, ihm zu helfen, und diese Hilfe schien sich bereits auszuzahlen. Dann blinkte ein altes Programm auf und brachte ihn komplett aus dem Konzept.

"Das kann doch nicht wahr sein", fluchte er und öffnete die Karte, die ihm Gennai vor sechs Jahren auf den Laptop geladen hatte. Darauf war ein roter Punkt zu sehen, der schnell über Tokyo hinwegflog, kreuz und quer, ohne erkennbares Ziel. Es war ein bösartiges Digimon. Hier in der realen Welt. "Christian kann uns nicht in Ruhe lassen", sagte er, nachdem er die fragenden Gesichter der anderen Digiritter gesehen hatte. "Er hat ein bösartiges Digimon in unsere Welt geschleust. Die Tore sind immer noch zu, aber irgendwie ist es hergekommen!"

"Wie auch immer es hergekommen ist, wir müssen es finden und aufhalten", meinte Taichi ruhig, seine Hand hatte er bereits an seinem Digivice. Auch die anderen erhoben sich und blickten zu ihren Digimon.

"Es fliegt kreuz und quer über Tokyo und immer wieder über den Fernsehsender. Es verhöhnt uns. Aber wir werden uns aufteilen müssen, wenn wir es stellen wollen", meinte Koushiro, während er den Laptop einpackte und aufstand. "Aber du hast recht, Taichi, wir müssen es aufhalten."

"Wie sollen wir uns aufteilen?", fragte Yamato und blickte in die Gruppe. Aktuell waren sie zu acht, denn Jyou lernte zu Hause, auch wenn er bereit war, jederzeit aufzubrechen und ihnen zu helfen, während Mimi in Amerika saß und somit für diesen Kampf ausfiel.

"Wir müssen einzeln suchen", sagte Koushiro nur und blickte erneut auf den Bildschirm seines Laptops. "Das Digimon ist schnell und wir haben keine Möglichkeit, vorherzusagen, wohin es als nächstes fliegt."

"Ich und Ken werden gemeinsam danach suchen", meinte Daisuke hitzig. "Wenn es sein muss, kann Imperialdramon es schnell besiegen!" Taichi schüttelte den Kopf über diesen ungestümen Digiritter, doch er musste zugeben, dass Daisuke recht hatte.

"Gut, dann sucht ihr gemeinsam, der Rest verteilt sich über die Stadt. Wir müssen schnell sein, es darf keine Schäden anrichten. Und wir auch nicht", sagte der Anführer der Digiritter. Die anderen nickten und machten sich auf den Weg.
 

Christian verließ das Kaufhaus, welches er gefunden hatte, einige Zeit später. Er trug nun eine schwarze Jacke über seinem T-Shirt, deren Ärmel sein Digivice verbergen konnten. Außerdem hatte die Jacke eine Kapuze, welche er tief in sein Gesicht gezogen hatte, so dass nur der untere Teil wirklich sichtbar war. Sofort fühlte er sich wohler, als er durch die Menschenmassen wanderte. Auf seinem Digivice konnte er die Punkte sehen, die die anderen Digiritter darstellten. Sie begannen gerade, sich zu verteilen. Sein Partner hatte es also geschafft. Er selbst würde auf deren Digivices nicht angezeigt werden, dafür hatte er gesorgt.

"Heute verderb ich, morgen vernicht ich, übermorgen erober ich dann die Welt", flüsterte er amüsiert, während die fremde Sprache bei den Menschen um ihn herum für einige erstaunte Blicke sorgte. Er hatte deutsch geredet.

'Märchen haben kein gutes Ende für die Bösen', kicherte die Stimme in Christians Kopf hämisch, doch der dunkle Digiritter ignorierte sie fürs erste. Dieses Märchen würde anders enden, das wusste er.

"Einer von euch wird mir Treue schwör'n, der Rest von euch wird untergeh'n", sprach er lachend weiter, während er mit jeder Silbe einen der einzelnen Punkte abzählte. "Wer wirds werden, wer darf leben?", endete er seinen selbst geschaffenen Abzählreim, während auf seinem Gesicht ein höllisches Grinsen lag. Er hatte sein Ziel gewählt und beeilte sich nun, es zu erreichen. Er hatte nicht so viel Zeit, das wusste der dunkle Digiritter.
 

Eine halbe Stunde später hatte er schließlich sein Ziel erreicht. Er hatte die ganze Zeit darauf geachtet, dass kein anderer Digiritter in die Nähe gekommen war, und nachdem er sich sicher war, dass sein Opfer allein war, griff er mit der rechten Hand zu seinem Wappen. Er schloss kurz die Augen, dann löste er die Hand von dem Talisman und in seinen Fingern hielt er eine kleine, schwarze, stachelige Kugel. Die Saat der Finsternis, die er vor drei Jahren Ken entrissen hatte. Er würde sie nun noch einmal nutzen, um der Dunkelheit einen Vorteil zu schaffen. Die Kapuze weiter tief ins Gesicht gezogen, bog er um die letzte Ecke, die ihn von dem Digiritter trennte. Sein eigenes Digivice hatte er unter dem Ärmel der Jacke verborgen, und die Saat war gut in seiner Faust versteckt.

"Na sieh mal einer an, wen wir da haben", sagte er schließlich, als er auf Höhe des Digiritters war. Noch bevor dieser reagieren konnte, hatte Christian ihm bereits von hinten seine Hand auf den Hals geschlagen und damit die Saat im Körper des Digiritters versenkt. Sofort leuchtete das Wappen des dunklen Digiritters und flutete die Saat mit seiner Macht, damit sie den Digiritter schnell kontrollieren konnte. Das Digimon, welches den Menschen begleitete, sprang sofort auf Christian zu, doch er fing es ab, packte es am Hals und flutete es ebenfalls mit seiner dunklen Macht. Nur kurze Zeit später verneigten sich der Mensch und das Digimon vor Christian, welcher leise lachte.

"Macht euch nützlich und haltet die anderen noch zwei Tage auf, aber behaltet eure Tarnung", befahl er den beiden, welche den Befehl mit einem Nicken entgegennahmen. Dann trennte sich der dunkle Digiritter von seinen beiden Sklaven und machte sich auf den Weg an den Ort, an dem er die reale Welt betreten hatte. Er lachte die ganze Zeit, was ihm mehr als nur einige besorgte Blicke der Menschen um ihn herum einbrachte, doch das störte den dunklen Digiritter nicht. Während er zurückging, tippte er einen Befehl auf seinem Digivice, und als er schließlich wieder an der Gasse angekommen war, in welcher er das Tor geöffnet hatte, stand Devimon bereits dort, im Schatten fast unsichtbar.

"Ist alles gut gelaufen?", fragte er seinen menschlichen Partner. Christian nickte und öffnete ein Tor in die Welt der Dunkelheit.

"Es ist gelaufen, wie es sollte, Partner. Aber ich glaube, ich werde noch etwas hier warten. Du kehrst schon einmal zurück, ich habe noch eine kleine Erledigung zu machen." Devimon verneigte sich vor seinem Partner, bevor er durch das Tor in die Welt der Finsternis trat. Das Tor schloss sich und Christian verschwand aus der Gasse. Nur zwei Minuten später stand Koushiro an der Stelle, an der sich das Tor geöffnet hatte.

"Hier sollte das Digimon gewesen sein", meinte der Digiritter genervt. Es gab keinen Hinweis darauf, dass sich noch ein Digimon hier befand, und auch kein Hinweis auf ein Tor, nicht einmal ein Bildschirm war in der Nähe. Genervt machte sich der Digiritter zurück zu sich nach Hause.
 

Devimon sandte Thomas von der Festung in der Welt der Finsternis aus eine Nachricht und kurz darauf stand es vor Thomas im Kontrollraum der Festung.

"Christian ist in der realen Welt geblieben?", fragte Thomas, welcher noch nichts genaues wusste. Devimon nickte.

"Er meinte, er wolle noch etwas erledigen", antwortete das Digimon, dann wandte es sich dem Ausgang zu. "Er wird sich aber wohl erst etwas ausruhen. Er hat getan, was er tun wollte, was ihn aber viel Energie gekostet hat." Thomas nickte, auch er hatte gespürt, wie die Macht der Dunkelheit schwächer geworden war, wenn auch nur vorübergehend. Es musste schon ein gehöriger Energieaufwand nötig sein, wenn er es in einer anderen Welt fühlen konnte. Und wenn er es fühlen konnte, dann sicher auch die Trägerin des Lichts. Er musste verhindern, dass sie den anderen Digirittern mitteilte, dass die dunklen Digiritter gerade schwächer waren als sonst.

"Devimon, ich werde wohl noch deine Hilfe brauchen", sagte der jüngere der dunklen Digiritter, bevor das Digimon die Kommandozentrale verlassen konnte. "Danach kannst du dich ausruhen. Aber jetzt werden wir erst einmal jeglichen Kontakt mit der realen Welt unterbrechen, mit Ausnahme von Christians Digivice." Devimon begann zu lachen, als ihm klar wurde, was Thomas plante. Es ließ sich neben Black Leomon nieder und begann mit der Arbeit.
 

In der realen Welt hatte Christian sich inzwischen an die Fersen von Koushiro gehängt. Er war dem Digiritter zu seinem Haus gefolgt, und nachdem er sich den Wohnort des Digiritters des Wissens notiert hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Hotel. Er musste sich ausruhen, das merkte der dunkle Digiritter inzwischen.

'Du bist lächerlich schwach', flüsterte die Stimme in Christians Kopf.

"Halt's Maul", fluchte Christian wütend, was die Menschen um ihn herum dazu brachte, ihn nervös anzuschauen. Der dunkle Digiritter sprach gerade deutsch, doch der zornige Unterton ließ den Umstehenden einen Schauer über den Rücken laufen.

'Es ist die Wahrheit. Du hast keine Ahnung von der wahren Macht. Du nutzt noch immer nur einen winzigen Bruchteil', fuhr die Stimme fort, mit einem bösen lachenden Unterton. Christian grunzte nur genervt. Er konnte diese Diskussion in sich natürlich fortführen, doch er wusste, dass es müßig war. Die Stimme würde nicht aufhören, bis er ihr recht gab.

"Ich nutze mehr als je zuvor", entgegnete er noch leise, doch die einzige Reaktion darauf war ein Lachen, welches in seinem Kopf widerhallte und ihm leichte Kopfschmerzen bereitete. Das Wappen auf seiner Brust, welcher er inzwischen unter seinem T-Shirt verborgen hatte, hatte schon seit Tagen nicht mehr aufgehört zu leuchten. Seit er Sarahs Digimon übernommen hatte. Kurze Zeit später hatte er ein Hotel gefunden und mithilfe des Geldes, welches er immer bei sich trug, ein Zimmer gemietet. Auch hatte er sich unterwegs einen Laptop gekauft, und dennoch besaß er noch mehr als genug Geld. Er besaß mehr als er in dieser kurzen Zeit ausgeben konnte. Und nun würde er seinen Teil dazu beitragen, dass ihr Plan anlaufen konnte. Kurz darauf hatte er in einem Chatroom, von dem er wusste, dass Koushiro dort oft online war, Kontakt hergestellt. Der dunkle Digiritter saß in seinem Hotelzimmer und ließ die Finger über die Tastatur fliegen, während er Koushiro half, die Mauern zu überwinden, die er ihm selbst in den Weg gestellt hatte. Ein leichtes Grinsen war in seinem Gesicht zu sehen, während er nebenbei Thomas von der nächsten Phase des Planes in Kenntnis setzte.

Kurzurlaub

Den ganzen nächsten Tag verbrachte Koushiro vor seinem Computer. Mit der Hilfe seiner Bekannten aus aller Welt gelang es ihm, sich durch die Mauern in Christians System zu arbeiten, an denen er zuvor gescheitert war. Vor allem auch durch die Hilfe eines jungen Mannes, den er gestern in einem Chatroom kennengelernt hatte, gelang es ihm, voranzukommen. Die anderen Digiritter hatte er nach Hause geschickt, denn er wusste, dass es noch immer einige Zeit gehen würde, bis er die Tore wieder geöffnet hatte.

"Aber wenigstens geht es jetzt voran", hatte er ihnen gesagt, bevor er sie verabschiedet hatte. Es ging voran, doch Christian hatte viele Sicherheitsmechanismen eingebaut, die verhinderten, dass sich einfach so ein Tor öffnen konnte. Wie er es geschafft hatte, ein Digimon in ihre Welt zu schleusen, war Koushiro noch immer unbegreiflich. Er konnte es sich nur dadurch erklären, dass Christian dafür eine Möglichkeit gelassen hatte, eine Art Einweg-Tor, die allerdings nur er nutzen konnte.

Sie hatten schließlich von Takeru gehört, dass sie in der Digiwelt keine Tore in die reale Welt öffnen konnten. Kurz danach konnten sie auch keine Nachrichten mehr zu den Digirittern senden, die in der Digiwelt gestrandet waren. Es schien, als hätte Christian auch dies verhindert. Genervt wandte sich Koushiro wieder seinem Laptop zu, nachdem er sich etwas zu trinken geholt hatte.

"Er macht sich lustig über mich", sagte er kurz darauf wütend, als er eine weitere Mauer geknackt hatte. Auf seinem Bildschirm war eine Nachricht erschienen, die nur von Christian stammen konnte. Tentomon, welches neben seinem Partner gedöst hatte, schreckte auf.

"Was ist passiert, Koushiro?", fragte das Digimon und blickte auf den Bildschirm. Wütend schüttelte es den Kopf, als es die Nachricht sah.

'Der erste Schritt ist geschafft, Koushiro. Aber du hast noch viel zu tun, mehr als du Zeit hast. Wir sehen uns. Christian', stand auf dem Bildschirm, daneben ein animiertes winkendes Apocalymon. Die winkenden Tentakel bereiteten dem Digiritter Kopfschmerzen.

"Er macht sich über mich lustig", wiederholte Koushiro frustriert. Dann hämmerte er weiter auf die Tastatur ein. Er wollte es so schnell wie möglich schaffen.
 

Christian saß gelangweilt in einem der Sessel in seinem Hotelzimmer. Er hatte sich die Nacht zuvor ausgeruht und nun den Laptop auf dem Schoß, auf welchem er mit Koushiro Kontakt hatte. Es machte dem dunklen Digiritter Spaß, den Digiritter des Wissens mit Absicht in die Richtungen zu leiten, von denen er wusste, dass Koushiro dort keinen Erfolg haben würde. Vor allem die Nachrichten, die er damals eingebaut hatte, brachten den dunklen Digiritter zum Lachen. Er erinnerte sich noch genau an jede einzelne davon. Das Hotelzimmer hatte er mithilfe der Vorhänge ein wenig abgedunkelt. Es war in rötliches Licht getaucht, das von seinem Wappen ausging. Seit er den

Während er gemütlich in seinem Sessel saß, bekam er eine Nachricht von Thomas auf seinem Digivice. In der Digiwelt lief alles wie geplant. Sie hatten das Versteck der geflohenen Digiritter entdeckt. Sobald Christian Koushiro erlaubte, das Tor in die Digiwelt zu öffnen, würde die Falle zuschnappen, die sie geplant hatten. Auch wenn sie diesen mehrfach hatten anpassen müssen, seit sie zurück waren.

"Es läuft alles, wie es laufen soll", sagte Christian zu sich selbst, während er Thomas den Zeitplan sandte, den er zusammengestellt hatte.

'Und doch bist du nicht fähig', antwortete die Stimme in seinem Kopf. 'Du bist nicht fähig, die wahre Macht der Dunkelheit zu entfesseln. Doch bald schon wird sich dir die Gelegenheit bieten, zu beweisen, dass ich mich irre.' Christian nickte, bevor er sich wieder dem Laptop zuwandte. Die Stimme der Dunkelheit machte nur selten Vorschläge dieser Art, was Christian als deutliches Zeichen dafür wertete, dass ihm sich eine sehr große Chance bieten würde.

"Was heißt das?", fragte er dennoch unsicher. Die Stimme lachte so laut, dass Christians Kopf zu platzen schien.

'Du wirst vor eine schwere Entscheidung gestellt. Wenn du zögerst, wirst du untergehen', sagte die Stimme jedoch nur. Dann schwieg sie. Das war selten für die Dunkelheit, die Christians ohnehin schon dunkle Seele langsam übernahm.
 

"Wir sollten überlegen, wo wir uns den dunklen Digirittern stellen wollen", sagte Yamato ruhig, während sich die restlichen Digiritter im Park versammelt hatten. Koushiro wollte ihnen bescheid geben, sobald er soweit war.

"Wir werden uns ihnen dort stellen, wo sie uns begegnen", antwortete Taichi kurz angebunden. Seit Koushiro Fortschritte erzielte, war die Geduld bei dem Anführer der Digiritter am Ende. Keiner der anderen konnte ihm jedoch einen Vorwurf daraus machen, denn Hikari war seit beinahe fünf Tagen in der Digiwelt verschollen, und seit drei Tagen hatten sie keine Nachricht mehr von ihnen bekommen. "Wir haben nicht genug Zeit, uns über alles Gedanken zu machen!"

"Wenn wir aber nicht vorbereitet sind, dann ist das unser Untergang", meinte Ken aufgebracht. "Wir haben alle schon gesehen, zu was die beiden fähig sind. Und ich bin sicher, sie haben bereits verschiedene Pläne, um uns zu besiegen."

"Wenn wir nicht vorsichtig sind, dann könnten sie ihre Drohung wahrmachen", flüsterte Iori besorgt. Er erinnerte sich noch gut daran, was die beiden ihnen bei ihrem ersten Zusammentreffen gesagt hatten.

"Sie würden nicht wirklich so weit gehen und uns töten", entgegnete Jyou mit besorgter Stimme. "Sie sind schließlich auch Menschen. Oder was meint ihr?" Die Blicke der Digiritter brachten den ältesten unter ihnen schnell zum Schweigen. Inzwischen trauten sie den beiden alles zu.

"Sie würden es tun, da bin ich sicher", antwortete Daisuke mit eiskalter Stimme. "Sie haben bisher auch nicht davor zurückgeschreckt, Dinge zu tun, die uns in Lebensgefahr gebracht haben." Die anderen Digiritter blickten stumm zu Daisuke.

"Irgendetwas kommt mir nicht richtig vor", flüsterte Taichi schließlich. "Dieses Digimon, das gestern hier war. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei", erklärte er den anderen, die ihn fragend anblickten.

"Ich weiß, was du meinst", sagte Ken, welcher sich alle paar Minuten nervös umgesehen hatte. Auch Iori nickte, er war ebenfalls um einiges nervöser als sonst.

"Es fühlt sich an, als wäre eine dunkle Macht hier in unserer Nähe", fuhr der jüngste Digiritter fort. Dann blickte er erschrocken zu Ken, welcher sich unbewusst das Genick rieb. Iori ertappte sich dabei, wie er es ebenfalls tat.

"Christian ist hier", sagten beide gleichzeitig. Das Entsetzen auf den Gesichtern der anderen Digiritter sagte alles aus, was zu sagen war. Die Digimon streckten ihre Köpfe aus dem Versteck hervor, als sie hörten, was Iori und Ken gerade gesagt hatten.
 

Thomas hatte in der Digiwelt inzwischen die Digimon zur Festung zurückgerufen. Sie hatten noch immer keine Spuren der Digiritter gefunden, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich von selbst zeigen würden. Der dunkle Digiritter hatte Vorbereitungen getroffen, um die Digiritter dort ankommen zu lassen, wo sie sie haben wollten. Es war die große Ebene an der Küste Servers, die sie als Schlachtfeld gewählt hatten. Die weite, leicht hügelige Landschaft bot genügend Platz für die Digimon, die sie inzwischen besaßen.

"Morgen ist es soweit", meinte Devimon zu dem Menschen, der den Platz auf dem Kommandosessel eingenommen hatte. Thomas nickte und deutete auf den zentralen Bildschirm. Auf diesem war bereits die große Masse der Armee zu sehen, die den Platz umstanden, an dem der Fernseher aufgestellt worden war, durch den die Digiritter erscheinen würden.

"Wir sind bereit. Sobald Christian hier ist, können wir beginnen", antwortete der jüngere der beiden, während er auf seinem Digivice eine Nachricht tippte. Christian würde sich sicher bald melden und bescheid geben, wann er wiederkehren wollte.

Kurz darauf kam die Antwort des Anführers der Dunkelheit. Thomas war nicht sehr erfreut. Christian hatte gerade durch eine nicht näher genannte Quelle herausgefunden, dass die Digiritter bemerkt hatten, dass er noch in der realen Welt war. Doch die Saat, die er ausgestreut hatte, war bereits aktiv und verhinderte, dass sie ihm zu schnell auf die Spur kamen.

"Wie konnten sie ihn entdecken?", fragte Devimon erstaunt, als es die Nachricht ebenfalls gelesen hatte. Thomas zuckte mit den Schultern, denn nicht einmal Christian hatte dazu eine Idee. Das Digimon wandte sich daraufhin wieder der Computerkonsole zu, an der es zur Zeit arbeitete. Es koordinierte die Digimon, die mithilfe seiner Zahnräder kontrolliert wurden, damit sie bereit waren.
 

Die Digiritter hatten sich nach ihrer Erkenntnis in zwei Gruppen aufgeteilt und begonnen, nach Christian zu suchen. Sie wussten, dass er sich in der Nähe befinden musste, denn Iori und Ken meinten, sie würden es spüren, wenn sie sich ihm näherten. Es ging ihnen ähnlich wie Hikari, wenn auch aus anderen Gründen. Hikari wurde durch die Dunkelheit schlecht, denn es war eine Macht, die ihrem Wappen gegengesetzt wirkte. Iori und Ken spürten Christians Wappen, da sie einige Zeit Träger der dunklen Saat waren. Sie waren gezeichnet. Doch da sie nicht mehr die Saat in sich trugen, wurden auch sie von der Macht der Dunkelheit geschwächt, je näher sie dem Wappen kamen.

"Es ist unglaublich, was er sich anmaßt", knurrte Daisuke, während er, Yamato, Sora und Ken durch die Stadt eilten. Sie wurden von Ken geführt, welcher sich danach richtete, in welcher Richtung er sich am unwohlsten fühlte. "Einfach hier mitten unter uns zu sitzen, während Hikari und Takeru gefangen sind!"

"Sie sind aber nicht in seiner Gewalt, sonst würde er sich nicht vor uns verbergen", entgegnete Yamato, welcher zusammen mit Ken den kühlen Kopf ihrer Suchmannschaft bildete. Sora blickte sich immer wieder nervös um, da sie sich Sorgen machte, dass die Menschen ihre Partner entdecken könnten, die sie notdürftig verkleidet begleiteten. Vor sechs Jahren hatten die Menschen es zwar nicht bemerkt, aber seit den Geschehnissen damals war die Aufmerksamkeit der Bevölkerung gegenüber Digimon gestiegen.

"Aber er hat es überreizt", entgegnete Daisuke und ballte die Fäuste. Der junge Digiritter würde sie am liebsten in Christians Gesicht versenken. Aber noch lieber würde er dem anderen dunklen Digiritter eine verpassen. Er hatte ihn damals nach Strich und Faden betrogen.

"Wir kommen näher", sagte Ken in das Gespräch der anderen. Man konnte ihm inzwischen ansehen, dass Christians dunkles Wappen einen stärkeren Einfluss auf ihn hatte, wenn er in der realen Welt war. Vielleicht machte es dem dunklen Digiritter jedoch auch einfach Spaß, ihn und die anderen zu quälen.

"Was sollen wir tun, wenn wir ihn gefunden haben?", fragte Sora die anderen.

"Wir machen ihn so fertig, dass er nicht mehr weiß, wer er ist", antwortete Daisuke kalt. Yamato legte dem jüngeren eine Hand auf die Schulter und drückte zu, fest genug, dass der jüngere zu wimmern begann.

"Wir werden nicht auf ihr Niveau sinken", meinte der ältere Digiritter ernst. Noch immer hatte er den Griff nicht gelockert. "Haben wir uns hier verstanden?" Daisuke nickte wütend, doch in seinem Inneren war auch ihm klar, dass sie so etwas nicht tun würden. Sie waren nicht wie die beiden dunklen Digiritter, Yamato hatte recht.

"Aber wir können nicht untätig herumsitzen", antwortete der jüngere und blickte zu Ken. Diesem ging es inzwischen fast mit jedem Schritt, den sie taten, schlechter. Sora stützte ihn seit kurzer Zeit, damit er sich noch aufrecht halten konnte.

"Wir sind da", sagte der Digiritter in diesem Augenblick. "Hier in der Nähe muss er sein." Die Digiritter standen vor einem großen Hotel, welches zentral in Tokyo gelegen war. Es war ein teures Hotel.

"Wie kann er sich das leisten?", fragte Sora erstaunt, als sie das Gebäude betrachtete.

"Er muss einiges erlebt haben in der Zeit, in der er verschwunden war", stellte Yamato fest. Er klang beunruhigt und alle wussten, warum.
 

"Das habe ich allerdings. Wenn ihr Glück habt, erzähle ich euch irgendwann einmal davon", hörten sie hinter sich eine Stimme. Als sie sich umdrehten, standen sie vor dem dunklen Digiritter. Er trug eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und darüber eine schwarze Kapuzenjacke. Die Kapuze hatte er zurückgeschlagen, und die Jacke trug er offen. Unter seinem T-Shirt war ein rötliches Leuchten zu sehen.

"Dein Wappen", flüsterte Ken entsetzt. Er hatte das Leuchten sofort erkannt.

"Ja, mein Wappen ist mächtiger denn je, Ken. Du spürst es, nicht wahr? Selbst ohne dass du die Saat besitzt, kannst du es spüren!" Christian grinste bösartig, als er sah, wie schwach Ken gerade war. "Du würdest gerade alles geben, um deine Saat wiederzuerhalten, oder, Ken? Du würdest gerne Teil haben an dieser Macht!" Der Angesprochene schüttelte entsetzt den Kopf.

"Wieso bist du hier?", fragte Yamato. Ihre Digimonpartner hatten sich inzwischen vor sie gestellt, um sie vor dem dunklen Digiritter abzuschirmen. Die Menschen um sie herum machten einen Bogen um die Gruppe, als sie die Digimon erblickten.

"Nun, es ist eine Art Urlaub. Ich wollte diese Welt noch einmal so sehen, wie sie jetzt ist. Schließlich werde ich sie bald beherrschen. Und dann wird sich einiges ändern!" Er begann, auf seinem Digivice eine Tastenfolge einzutippen.

"Wir werden nicht zulassen, dass du gewinnst", schrie Daisuke den älteren an, woraufhin dieser nur lachte. Das schrille Geräusch ließ jeden, der es hörte, zusammenzucken, vor allem die Digiritter.

"Das werden wir sehen, Digiritter. Ich habe erledigt, warum ich hier bin. Koushiro sollte euch in etwa zwei Stunden berichten, dass ihr die Tore wieder verwenden könnt." Er beendete die Folge, die er in woraufhin sich unter seinen Füßen eine Art schwarzes Loch öffnete. Er versank im Boden, bevor die Digiritter reagieren konnten. Das Loch verschwand so schnell wie es erschienen war.

"Was sollte das?", fragte Ken sofort. Als Christian verschwunden war, war auch der Druck, der auf ihm lastete, verschwunden. "Und was meinte er damit, dass Koushiro uns bald bescheid geben würde?"

"Wir müssen zu ihm", sagte Yamato sofort. "Was auch immer Christian meinte, es kann nichts gutes bedeuten." Die anderen Digiritter stimmten zu, sandten Taichi und den anderen eine Nachricht und machten sich auf zum Digiritter des Wissens. Gerade als sie loslaufen wollten, sahen sie an der Stelle, an der Christian verschwunden war, einen Laptop liegen. Er war angeschaltet und es war ein Chatfenster geöffnet. Ken hob es auf und ließ das Gerät beinahe wieder fallen. Es war ein Chat mit Koushiro.

"Das hatte er gemeint", flüsterte der Digiritter entgeistert. Sofort lief die Gruppe los. Zu Koushiro zu gelangen würde einige Zeit dauern.

Verräter

"Willkommen zurück", meinte Thomas, als Christian durch ein Tor aus der Welt der Dunkelheit in die Kommandozentrale eintrat. Er nickte seinem alten Freund zu, bevor er das Wappen der Dunklheit unter dem T-Shirt hervorholte. Sofort wurde die Kommandozentrale in ein rotes Licht getaucht.

"Danke, alter Freund", meinte Christian grinsend, während er zu einer der seitlichen Konsolen ging. Thomas war gerade damit beschäftigt, die letzten Befehle auszugeben, daher hatte Christian ihm vorerst den Kommandosessel überlassen. "Sie werden morgen hier sein. Jetzt ist es schon zu spät für sie, und ein Teil von ihnen ist sichtlich erschöpft, deswegen." Der Digiritter deutete auf das Wappen der Dunkelheit, welches die Kommandozentrale beleuchtete.

"Es hat immer noch nicht damit aufgehört, seine Energie in die Umwelt zu entlassen, wie ich sehe", stellte Thomas besorgt fest. Christian schüttelte den Kopf. Devimon und Black Leomon jedoch schienen sich sichtlich wohl zu fühlen.

"Es wird aber nicht schwächer", antwortete Christian entzückt. Die Stimme jagte Thomas einen leichten Schauer über den Rücken, doch er war froh, dass sich die Energie nicht verflüchtigte, schließlich bezog auch er aus dem Wappen seine Energie. Es schien also eher eine Aura zu sein, die das Wappen erschuf. "Aber in einem Punkt bin ich mir sicher", fuhr der Träger des Wappens fort. "Sobald Devimon digitiert, wird diese Energie zurück ins Wappen fließen und Apocalymon stärken."

'Das wird sie allerdings. Aber dass sie diese Aura bildet, zeigt, wie wenig Kontrolle du hast', sagte die Stimme der Dunkelheit in Christians Kopf. Der dunkle Digiritter ignorierte sie vorerst. Er war noch damit beschäftigt zu überlegen, welche große Gelegenheit sie ihm angekündigt hatte. Es musste etwas sein, das mit den Digirittern zu tun hatte. Warscheinlich würde er morgen diese Entscheidung treffen müssen.

"Koushiro wird durchdrehen, wenn die anderen ihm sagen, wer ihm geholfen hat, die Tore wieder zu öffnen", fuhr Christian fort, was ihm einen belustigten Blick von Thomas einbrachte.

"Du hast ihm wirklich dabei geholfen?" Der ältere der beiden nickte.

"Und ich habe ihn gekonnt in jede Sackgasse laufen lassen, die wir so wunderbar markiert hatten!" Jetzt konnte sich Thomas nicht mehr halten, das Lachen war sogar noch vor der geschlossenen Tür zu hören. "Dann ruhen wir uns jetzt aus, bevor es morgen soweit ist." Die beiden Digiritter verließen auf den Vorschlag Christians hin die Zentrale und begaben sich zu ihren Quartieren. Es würde nicht mehr lange gehen, bis sie den endgültigen Sieg über die Digiritter erreichten.
 

"Das ist unglaublich, was er sich anmaßt", fluchte Koushiro, nachdem Ken ihm den Laptop gegeben hatte, den Christian zurückgelassen hatte. Das Chatfenster war offen und der Digiritter konnte eindeutig sehen, dass er sich mit dem dunklen Digiritter über Wege durch die Hindernisse, die Christian ihm vorgesetzt hatte, unterhalten hatte.

"Er hat dir also wirklich geholfen, seine eigenen Hindernisse zu überwinden?", fragte Taichi besorgt. Koushiro nickte bedrückt.

"Es scheint, als wollte er verhindern, das wir zu lange brauchen", antwortete der Digiritter des Wissens und blickte erneut auf den Bildschirm vor sich. Er hatte gerade die letzte Mauer durchbrochen und die Tore wieder geöffnet, als die anderen angekommen waren. Nun lief auf seinem Bildschirm ein kleines Video von Christian auf Dauerschleife.

"Gut gemacht, Koushiro", sagte der dunkle Digiritter darin. "Es war mit der richtigen Hilfe doch gar nicht so schwer, oder? Haben dir meine kleinen Nachrichten zugesagt? Bis bald in der Digiwelt!" Dann begann es wieder von vorne.

"Er hat mir nicht nur geholfen, er hat mich zu jeder einzelnen seiner versteckten Nachrichten geführt. Und eine war demütigender als die andere", fuhr der Junge fort.

"Sie müssen das alles schon lange geplant haben", meinte Iori bestimmt. Taichi nickte, während sein Blick auf dem Video und dem Gesicht des dunklen Digiritters ruhte. In Gedanken war er noch immer bei Hikari und Takeru.

"Können wir den anderen inzwischen wieder Nachrichten senden?", fragte er Koushiro. Der Digiritter schüttelte den Kopf.

"Nein, das ist ein anderes Programm, mit dem ich mich noch nicht befassen konnte. Aber wie ich sie einschätze, werden sie das morgen früh deaktivieren, sobald wir die Digiwelt betreten haben!"

"Wir werden uns ihnen trotzdem stellen müssen", meinte Yamato. Dann blickte er in die Runde und die müden Gesichter der anderen. "Aber ich glaube, wir sollten uns noch einmal ausruhen. Wenn wir uns so in die Digiwelt begeben, dann haben wir von vorneherein verloren!"

"Auch wenn ich es hasse, das zuzugeben, Yamato hat recht", stimmte Taichi zu. Die anderen, allen voran Daisuke, sahen ihn teils entsetzt an. "Ich mache mir noch immer Sorgen um Hikari und Takeru, aber wenn sie gefangen sind, dann werden wir sie nicht befreien, wenn wir nicht komplett ausgeruht sind!"

"Wir treffen uns morgen früh um acht Uhr wieder hier", sagte Koushiro zu ihnen, bevor er sie nach draußen geleitete. "Und erholt euch. Wir haben vielleicht den schwersten Kampf überhaupt vor uns."

'Schwerer als der Kampf gegen die vier Meister zusammen', dachte er, als der letzte Digiritter die Wohnung verlassen hatte.

"Koushiro-han, ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Tentomon, welches den besorgten Blick seines Partners bemerkt hatte.

"Wir werden sehen", antwortete Koushiro, während er mit Tentomon in sein Zimmer zurückkehrte und sich hinlegte.
 

In der realen Welt war es fünf Uhr morgens, als Christian und Thomas wieder erwachten. Sie aßen ein ausgiebiges Frühstück, dann wandten sie sich wieder ihrem Plan zu. Die Fernseher in der Digiwelt waren manipuliert und durch die Saat, die Christian ausgebracht hatte, waren sie sich sicher, dass die Digiritter, die in der realen Welt verblieben waren, dort erscheinen würden, wo es von ihnen erwartet wurde. Eine Woche war erst seit der Rückkehr der dunklen Digiritter vergangen und doch hatten sie bereits eine mächtige Armee versammelt.

"Jetzt bleibt uns nur noch, unsere alten Freunde aus ihrem Versteck zu locken", meinte Christian, während er Sarahs Digivice hochhob.

"Sie werden sich freuen, etwas von Sarah zu hören", sagte Devimon grinsend, während Christian eine Nachricht zu tippen begann.

'Wir werden sehen, ob du mächtig genug bist', sagte die Stimme in Christians Kopf. 'Kannst du die richtige Entscheidung treffen, wenn die Zeit reif ist?' Christian schnaufte genervt, bevor er die Nachricht sendete.

"Sie werden bald schon hier sein", meinte er dann.

"Was hast du ihnen geschrieben?", fragte Thomas interessiert, während er an einer der seitlichen Konsolen im Kontrollraum Platz nahm. Christian hatte bereits den Kommandosessel für sich beansprucht.

"Dass die anderen auf der großen Ebene erscheinen werden und wenn sie sich nicht dort zu ihnen gesellen, werden wir die Digiritter ohne Gnade töten, sobald sie erscheinen!" Thomas nickte anerkennend. Wenn das die versteckten Digiritter nicht aus ihrem Versteck hervorlocken würde, dann konnte das nichts.
 

"Sie haben ihren Zug gemacht", flüsterte Raphael seinem Partner zu. Das Engeldigimon nickte, nachdem es die Nachricht gelesen hatte, die ihnen von Sarahs Digivice gesendet worden war.

"Und jetzt zwingen sie uns, zu handeln. Sie wissen genau, dass wir nicht versteckt bleiben werden, wenn sie die anderen so bedrohen. Und da wir die anderen nicht warnen können, müssen wir uns zeigen."

"Aber können wir wirklich davon ausgehen, dass Christian sie nicht dennoch töten wird? Zusammen mit uns?", fragte der Digiritter der Vergangenheit, während er das Digivice unter seinem Ärmel verbarg. Er war der einzige, der von ihnen eine Nachricht erhalten hatte. Vorerst würde er diese Nachricht geheimhalten, das hatte er beschlossen.

"Was hat er geschrieben?", fragte Stefan leise, nachdem er sich neben Raphael gesetzt hatte. Der Digiritter der Gegenwart hatte sich zuvor vergewissert, dass die beiden japanischen Digiritter sie nicht hörten.

"Wie hast du", begann Raphael, dann fiel sein Blick auf das Wappen des anderen. "Natürlich. Das hier ist viel zu wichtig als dass dein Wappen nicht reagieren würde." Stefan nickte und deutete auf das Digivice des anderen.

"Was sagen sie also?" Raphael berichtete dem anderen von Christians Drohung, was diesem den Atem verschlug.

"Was sollen wir also tun?", fragte Raphael den anderen. "Sollen wir dort hin oder nicht?" Stefan überlegte, doch er war ähnlich unentschlossen wie der ältere Digiritter der Zeit.

"Lassen wir die Zeit entscheiden", meinte der jüngere schließlich. Er nahm sein Wappen in die Hände und schloss die Augen. Raphael tat es ihm gleich.

In weiter Entfernung, im Quartier der dunklen Digiritter in der Festung, leuchtete das Wappen der Zukunft auf, doch da gerade niemand dort war, fiel es niemandem auf.
 

"Sie verschweigen uns etwas", stellte Takeru fest, als er sah, dass sich Thomas und Raphael zusammengesetzt hatten.

"Irgendetwas stimmt nicht", meinte auch Hikari. Sie war bereits seit Tagen blass und unter ihrem T-Shirt schimmerte leicht ein helles Licht hervor. Die Macht ihres Wappens war seit Tagen aktiv, als würde es sie vor der wachsenden Dunkelheit zu schützen versuchen. Die Digiritter waren sich einig, dass dies auf Taten von Christian hindeutete.

"Sie haben aufgehört, nach uns zu suchen", flüsterte Takeru, während er aus einer der Öffnungen des verlassenen Kolloseums in die Wüste hinausschaute. In den letzten zwei Tagen hatten sie hier immer wieder Digimon vorüberfliegen sehen, doch seit dem gestrigen Abend waren alle Digimon verschwunden. "Warum haben sie aufgehört? Sie müssen irgendetwas planen."

"Vielleicht wissen sie, wo wir sind", antwortete Hikari besorgt. "Und warten nur noch darauf, dass wir uns zeigen." Takeru schüttelte jedoch den Kopf.

"Sie sind viel zu ungeduldig, als dass sie darauf warten würden", meinte Patamon, welches sich wie gewöhnlich auf Takerus Kopf niedergelassen hatte.

Der Digiritter ließ sich neben Hikari nieder, woraufhin sie sich an ihn lehnte. In den Tagen, die sie sich hier versteckt gehalten hatten, waren sie sich sehr nahe gekommen.

"Wir müssen uns ihnen stellen, sonst wird das alles hier niemals enden", flüsterte die Digiritterin nach einigen Minuten.

"Dann werden wir uns ihnen morgen stellen", sagte Raphael so laut, dass sie ihn alle hören konnten. Die Wappen der beiden Digiritter der Zeit leuchteten noch immer, doch das Leuchten ließ gerade nach. "Wir haben einen Blick in den Bereich der Zeit erhalten, der sonst Sarah obliegt. Unsere Wappen haben diese Fähigkeit, doch das kostet uns einiges an Energie."

"Unsere Partner können nicht mehr so oft das Megalevel erreichen", fügte Stefan hinzu. "Doch dieser Blick war es uns wert."

"Was meint ihr damit?", fragte Takeru mit deutlicher Sorge. Die beiden Digiritter der Zeit blickten betrübt zu Takeru und Hikari.

"Wenn wir uns ihnen nicht stellen, dann werden die anderen Digiritter sterben, ohne eine Chance auf den Sieg zu haben", sagte Raphaels Partner schließlich, nachdem die Menschen nicht den Mut zu finden schienen, es auszusprechen.

"Dann müssen wir uns ihnen stellen", sagte Takeru mit fester Stimme. Hikari und die anderen blickten den Digiritter der Hoffnung einige Zeit stumm an, dann nickten sie. Gemeinsam verließen die vier Digiritter das Kolloseum und machten sich auf den Weg zu der Stelle, an der sie damals das erste Mal auf Server gelandet waren. Ob es Christian bekannt war oder nicht, er hatte einen weiteren Ort gewählt, der große Bedeutung für die Digiritter besaß.
 

Pünktlich um acht Uhr morgens hatten sich die restlichen Digiritter in der realen Welt versammelt. Koushiro ließ sie in sein Zimmer, wo er bereits ein Tor auf dem Computer geöffnet hatte. Seinen Laptop hatte er bereits so verpackt, dass er ihn mit sich nehmen konnte.

"Es wird auch Zeit, dass wir Hikari und Takeru zu Hilfe kommen können", flüsterte Taichi. Die anderen konnten deutlich hören, wie gereizt der Anführer ihrer Gruppe war.

"Ich habe den anderen Digirittern in unserer Welt bereits bescheid gegeben, dass wir heute aufbrechen werden", sagte Koushiro ruhig, während er die versammelte Gruppe betrachtete. Jyou war heute ebenfalls mit ihnen gekommen und Mimi würde sie in der Digiwelt treffen. "Die Digiritter haben sich darauf vorbereitet, dass Christian und Thomas Digimon in unsere Welt schleußen könnten."

"Also sind wir selbst darauf vorbereitet und können uns komplett auf die beiden konzentrieren", stellte Yamato ruhig fest. Er hatte sein Digivice bereits in der Hand. "Lasst uns aufbrechen!" Die anderen Digiritter nickten. Keiner hatte mehr etwas dazu zu sagen. Sie nahmen ihre Digivices zur Hand und betraten zum ersten Mal seit Tagen wieder die Digiwelt.
 

"Oh verdammt", flüsterte Taichi entsetzt, als er ihre Umgebung wahrgenommen hatte. Sie waren von hunderten Digimon umstanden, deren rotglühende Augen deutlich zeigten, wem sie dienten. Die kleinen Teile von Zahnrädern, die an verschiedenen Stellen aus den Körpern herausragten, löschten die letzten Zweifel aus.

"Willkommen", ertönte die Stimme von Christian über die Masse der Digimon. "Es ist schön, euch endlich wiederzusehen!" Die Digiritter wandten sich zu der Stimme um und sahen sich Apocalymon gegenüber, welches majestätisch, von einer Wolke aus Evilmon umgeben, über der Masse der kontrollierten Digimon schwebte. Christian stand mittig vor dem biologischen Teil des Digimon, Thomas rechts neben ihm. Links von ihm schwebte ein blaugraues Digimon.

"Das ist ein Cherubimon", sagte Koushiro nach einem Blick auf seinen Laptop.

"Es ist der Partner von Sarah", sagte eine weitere Stimme. Als die Digiritter sich zu dieser umdrehten, starrten sie ungläubig zu Hikari, Takeru, Stefan und Raphael. Die vier standen in der Nähe der Fernseher, zusammen mit ihren Digimon. Sie waren im Rücken der Digiritter gewesen, als sie in die Digiwelt gekommen waren. Gatomon sprang sofort auf Hikari zu, welche das Digimon in ihre Arme schloss. Die Armee, die sie umstand, schien sie nicht zu behelligen.

"Was hat das zu bedeuten?", fragte Daisuke wütend. "Steht ihr etwa auf ihrer Seite?" Die angesprochenen Digiritter schüttelten entsetzt den Kopf.

"Entweder sie wären gekommen oder ihr wärt gestorben, bevor ihr auch nur begonnen hättet zu verstehen, was hier passiert", kommentierte Christian das Wiedersehen.

"Sie hatten uns vor einigen Stunden eine Nachricht zugeschickt mit der Drohung", sagte Raphael, bevor er mit den anderen zu Taichi lief. "Und sie hätten sie wahr gemacht. Wir hatten keine Wahl."

"Und jetzt wird es Zeit, endgültig euren Untergang herbeizuführen", meinte Thomas lachend, während er von Apocalymon heruntersprang. Zwei Evilmon packten den Menschen bei den Armen und setzten ihn sanft auf dem Boden ab. Aus der Masse der Digimon trat Black Fighter-Leomon hervor und stellte sich neben den Menschen.

Dann trat aus der Reihe der Digiritter einer von ihnen vor und stellte sich neben den dunklen.

"Wieso?", fragte Taichi entsetzt, als er den Digiritter und dessen Partner ansah. "Wieso seid ihr auf ihrer Seite?"

"Weil er die Saat trägt", antwortete Christian auf die Frage. "Ken, Iori, ihr werdet verstehen, was das bedeutet, oder?" Die beiden Digiritter starrten entsetzt zu Christian, dann wanderten ihre Blicke zum neuen Träger der dritten Saat.

Yamato hatte die Seiten gewechselt. Das Metalgarurumon, welches neben ihm stand, war nicht länger auf ihrer Seite. Auch seine Farbe zeigte das deutlich. Es war pechschwarz.

Angriff der dunklen Macht

„Und nun stelle ich euch vor folgende Wahl“, fuhr Christian fort. „Schließt euch mir an, so wie sich Yamato mir angeschlossen hat, oder geht unter!“ Die Digiritter bildeten als Antwort einen Kreis, in ihrer Mitte die Fernseher, zwischen sich und der dunklen Armee ihre Partner.Yamato reichte währenddessen dem dunklen Digiritter sein Digivice. Thomas warf es in die Luft, wo Apocalymon es mit einem seiner Arme auffing und an Christian weitergab.

„Wir werden uns nie ergeben“, entgegnete Taichi wütend. Agumon leuchtete hell auf und Wargreymon stand vor ihm. Es warf sich auf Metalgarurumon, welches das andere Megaleveldigimon mit einem Hagel von Raketen begrüßte.

Während die Digimon, die noch vor kurzem zu einem Holy Knight verschmelzen konnten, aufeinander einschlugen, schwebte Cherubimon auf die Digiritter zu.

„Überlasst das uns“, flüsterte Raphael Takeru und Hikari zu, welche bereits Anstalten machten, sich diesem Megalevel zuzuwenden.

„Das ist ein Kampf unter den Digirittern der Zeit“, bestätigte Stefan. Sein Partner digitierte zu einem Saberleomon, während Raphaels Partner zu einem goldenen Seraphimon wurde. Die Digimon wandten sich dem Cherubimon zu und gingen zum Angriff über. Seraphimon erschuf sieben Kugeln aus Licht und schleuderte sie dem gefallenen Engel entgegen, während Saberleomon eine Salve spitzer Nadeln auf das Digimon feuerte.

„Worauf warten wir noch?“, fragte Takeru Sekunden später, als die anderen noch immer keine Anstalten machten, ebenfalls einzugreifen. Die Starre, die sie befallen zu haben schien, löste sich und ihre Digivices leuchteten auf.

Kurz darauf standen der Armee der dunklen Digiritter ein Atlur Kabuterimon, ein Zudomon, ein Garudamon, Lillymon, Holy Angemon und Angewomon gegenüber. Ioris Partner war zu Shakkoumon digitiert, während Miyakos Partner – so wie schon vor drei Jahren – noch immer auf dem Championlevel blieb. Doch sehr zur Überraschung der Digiritter blieben auch die Partner von Daisuke und Ken auf dem Championlevel stecken. Früher war die Digitation zu Paildramon kein Problem gewesen, doch wie es schien, waren sie nicht mehr dazu fähig. Ken hatte schon längere Zeit die Befürchtung gehabt, dass er und Daisuke die Verbindung, die sie früher hatten, verloren hatten, nun sah er, dass es stimmte.

„Das ist langweilig“, rief Christian den Digirittern zu, als er sich die wenigen Wesen ansah, die sich seiner Armee entgegenstellten. „Vor allem, wenn nicht einmal mehr Ken und Daisuke es schaffen, über das Championlevel hinauszukommen.“ Die angesprochenen Digiritter starrten wütend zu ihrem Gegner hinauf, welcher sich inzwischen auf Apocalymon gesetzt hatte. Gelangweilt starrte dieser zurück.
 

Das goldene Seraphimon wich gerade einem dunklen Blitz aus, während es weitere Lichtkugeln auf den Engel unter Christians Kontrolle abfeuerte. Raphael und Stefan hatten sich etwas von den anderen Digirittern entfernt und warteten, ihre Digivices in der Hand, darauf, dass ihre Partner Cherubimon in ihre Nähe brachten.

„Glaubst du, sie können es schaffen?“, fragte Stefan leise, während er kurz einen Blick über die Schulter warf.

„Wenn sie nicht endlich das Megalevel erreichen, dann haben wir keine Chance, so sehr wir auch kämpfen mögen“, entgegnete der ältere der beiden. Sie hatten mit Takeru und Hikari gesprochen, was sie tun konnten, damit diese endlich das Megalevel erreichten. Während sie noch über ihre Chancen nachdachten, schaffte es Seraphimon, den anderen Engel endlich in die Nähe der beiden Digiritter der Zeit zu bringen, welche sofort das Digivice darauf richteten. Helles, reinigendes Licht badete Cherubimon und fast sofort danach war es wieder weiß. Die Fähigkeit, die Dunkelheit zu vertreiben, hatten die Digivices nicht verloren.

„Danke“, sagte es ruhig, bevor es sich den anderen Digirittern zuwandte.

„Gut, dass du wieder auf unserer Seite stehst“, meinte Raphael. „Wir könnten deine Hilfe brauchen.“ Das Digimon nickte, breitete seine Arme aus und begann hell zu leuchten. Das Licht blendete alle, die hinsahen. Einige Sekunden später war das Licht verschwunden, doch die Armee der Dunkelheit sah sich erstaunt um. Dann wandten sie sich wütend den dunklen Digirittern zu. Auch Yamato und Metalgarurumon waren wieder normal. Das Megadigimon griff sofort zusammen mit Wargreymon Apocalymon an, während Yamato Thomas kräftig in den Magen schlug, bevor er sich zu den anderen Digirittern zurückzog.

Gleichzeitig leuchteten die Digivices der Digiritter des Lichts und der Hoffnung erneut auf, zusammen mit den Partnern von Takeru und Hikari.

Holy Angemon digitierte zu einem Seraphimon, während aus Angewomon ein Ophanimon wurde. Die Engel flogen zu Wargreymon und Metalgarurumon und begannen ebenfalls, gegen Apocalymon zu kämpfen. Nur Sekunden später jedoch musste sich Seraphimon aus dem Kampf zurückziehen und sein Schwert ziehen. Black Fighter-Leomon hatte sich auf den Engel gestürzt und verwickelte es am Himmel über den Digirittern in einen Zweikampf.
 

„Wo ist Sarah?“, fragte Stefan ihr Partnerdigimon. Cherubimon schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Irgendwo in der Festung, aber mehr kann ich nicht sagen. Christian hat selbst vor mir viel verheimlicht, obwohl ich komplett unter seiner Kontrolle stand! Selbst Thomas ist in viele Dinge nicht eingeweiht.“ Die Digiritter der Zeit blickten nervös zu Apocalymon, welches ohne Anstrengung gegen die Partnerdigimon der Digiritter und einen Großteil seiner eigenen Armee ankämpfte, die von Cherubimon befreit worden war. Gerade feuerte Shakkoumon aus seinen Augen Laser gegen den Partner von Christian. Apocalymon hob einfach eine Kralle in die Strahlen, die es zu einem Black Fighter-Leomon geformt hatte. Das Schild wehrte den Strahl ohne Probleme ab. Als Reaktion wandelte das Megalevel die Kralle in die normale Form zurück, packte das Digimon und schleuderte es von sich. Es flog in Richtung der Digiritter, die sofort zur Seite hechteten. Nur Iori starrte wie gebannt auf seinen Partner, der sich ungebremst auf ihn zubewegte.

„Iori!“, schrie Jyou, als er sah, dass der Jüngere keinerlei Anstalten zu machen schien, sich zu bewegen. Der ältere versuchte noch loszulaufen, doch noch ehe er einen Schritt tun konnte, landete das Digimon und begrub seinen Partner unter sich. Entsetzt starrten sowohl Digiritter als auch Digimonpartner zu Shakkoumon, was den dunklen Digirittern ein kurzes Zeitfenster gab, um zu handeln. Black Fighter-Leomon löste sich sofort aus dem Kampf mit Seraphimon, indem es diesem mit voller Wucht gegen die Brust trat, und stürzte sich auf die Digiritter am Boden. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen, den Christian ihm vor Beginn der Kampfhandlungen erteilt hatte. Er wollte die Moral und die Kampfkraft der Digiritter ein für alle Mal brechen, damit sie ihm in Zukunft keine Probleme mehr bereiten würden. Das Digimon packte Daisuke und schlug ihn bewusstlos, während es sofort wieder abhob. Es landete auf Apocalymon und legte den Gefangenen dort ab. Christian hatte für ihn einen großen Nutzen entdeckt. Und nur ein kleiner Teil davon hing damit zusammen, dass durch seine Gefangennahme Imperialdramon nicht mehr in diesem Kampf erscheinen würde, auch wenn es zur Zeit nicht so aussah, als würde es überhaupt eingreifen.

„Gut gemacht“, meinte der dunkle Digiritter. „Und jetzt erfülle deine anderen Aufgaben und vernichte die Digiritter!“ Black Fighter-Leomon nickte Christian zu, während Thomas gerade von Apocalymon zu sich hinaufgehoben wurde. Christian entriss währenddessen dem ohnmächtigen Digiritter dessen Digivice und Digiterminal und steckte es zu dem von Yamato. Er holte einige Kabelbinder, die er zuvor in Japan gekauft hatte, aus seinen Taschen, und fesselte die Arme des gefangenen Digiritters.

Die Evilmon, die das Megadigimon vorher wie eine Wolke umgeben hatten, befanden sich inzwischen am Boden und bekämpften die Digimon, die durch Cherubimon von den Zahnrädern befreit worden waren.

Shakkoumon hatte sich inzwischen wieder vom Boden erhoben und hinterließ eine große Blutlache und seinen zerquetschten Partner. Die panischen Schreie der Digiritter bei diesem Anblick brachten Christian dazu, lauthals zu lachen.

„Ich hatte euch gewarnt“, rief er den Digirittern zu. Dann drückte er einen Knopf auf seinem Digivice, woraufhin Koushiro ungläubig auf seinen Laptop und dann hinter sich blickte. Dort, wo gerade noch die Fernseher gewesen waren, hatte sich ein riesiges Tor geöffnet. Es schien über einer Kreuzung erschienen zu sein, die sehr belebt war. Sekunden später waren mehrere Autos aufeinander gekracht, da ihre Fahrer von dem Portal abgelenkt worden waren.

„In wenigen Minuten ist nicht nur die Digiwelt unser“, meinte Thomas grinsend, während er zu Christian blickte. Der ältere nickte.

„Wir werden dich aufhalten“, rief Taichi entschlossen. Die Digiritter und Digimon, die durch den Tod ihres Freundes wie erstarrt gewesen waren, schüttelten kurz ihre Köpfe und wandten sich dann mit todernstem Blick den beiden Menschen zu, die seit Jahren ihr schlimmster Alptraum waren. Sie hatten ihre Drohung von damals wirklich wahr gemacht. Jetzt mussten sie sie mit allen Mitteln bekämpfen und durften sich nicht zurückhalten. Das waren sie Iori schuldig.

„Iori“, flüsterte Miyako schluchzend, während sie mit Tränen in den Augen am Boden kniete und zu der Leiche ihres Freundes blickte. Aquilamon stand ebenso bedrückt hinter seiner Partnerin. „Wir konnten nichts tun“, schluchzte sie. „Aber das wird nicht ungestraft bleiben.“ Ihr Digivice leuchtete, so wie schon vor drei Jahren, und dieses Mal reagierte das Armorei, welches aus den zweien entstanden war, die sie besaß. Aquilamon leuchtete hell auf und digitierte zu Sylphimon. Das Digimon formte einen Feuerball zwischen seinen Händen und schleuderte sie auf Apocalymon. Miyako nahm davon jedoch nichts wahr. Ihre Augen waren auf den leblosen Körper ihres guten Freundes geheftet. Erst, als ein riesiger Schatten auf sie fiel, blickte sie auf. Apocalymon schwebte fast direkt über der Leiche. Das grinsende Gesicht von Christian ließ Miyako erschaudern und zurückweichen.

„Und nun zu euch“, meinte der ältere und wandte sich Raphael und Stefan zu. Die beiden blickten nervös zu ihrem alten Freund. „Partner, den letzten Arm“, befahl Christian. Das Digimon löste den genannten Arm und offenbarte, was dahinter versteckt war.

„Oh mein Gott“, fluchte Raphael. Hinter dem Arm kam Sarah zum Vorschein. Sie war an den Körper des Digimon gekettet, in Form eines Kreuzes, ihr Kopf hing vornüber, so als wäre sie nicht bei Bewusstsein. Ein leichter Blutfaden rann von ihrer Schläfe abwärts.

„SARAH!“, schrie ihr Bruder panisch. Bevor Raphael reagieren konnte, rannte der jüngere Digiritter der Zeit los, direkt auf Apocalymon zu. Saberleomon folgte seinem Partner, doch nur Sekunden später war das Digimon zu einem Leomon zurückdigitiert, denn die Verbindung zu seinem Partner war erloschen.

„Nein! Nein, Chris. Nicht ihn auch noch“, schrie Raphael entsetzt, als er zusehen musste, wie Stefan den Arm von Apocalymon erklomm. Die Gefangene schien kurz zu flackern, dann war an Sarahs Stelle ein Bakemon, welches zwei große bläuliche Krallen aus den Ärmeln seines Körpers herauskommen ließ. Der jüngere Digiritter der Zeit konnte nicht mehr ausweichen, als das Digimon die Krallen in seinem Körper versenkte. Eine durchstieß den Hals, während die zweite auf Höhe des Herzens in den Körper eindrang und ihn durchbohrte. Der Digiritter fiel zu Boden, während ein großer Teil der Digiritter auf die Knie sank.

„Nein“, flüsterte Hikari entsetzt. Sie schien umzufallen, doch Takeru nahm sie sofort in seine Arme und stützte sie, während auch er leicht schwankte.

„Daisuke“, stellte Ken plötzlich fest, während seine Augen panikerfüllt über die verbliebenen Digiritter strichen. „Wo ist Daisuke?“ XV-Mon und Stingmon hatten den verschwundenen Digiritter sofort entdeckt, als Ken sie auf sein Fehlen hingewiesen hatte. Sofort erhoben sich die beiden Digimon in die Luft und steuerten auf die abgelenkten dunklen Digiritter zu. Sie kamen ohne Probleme an den Armen des Megalevels vorbei, doch gerade als sie auf Apocalymon landeten, wandte Christian sich ihnen mit einem überlegenen Grinsen zu.

„Genau wie ich es wollte“, flüsterte er gerade so laut, dass die Digimon es hören konnten. Er packte beide an einem Arm und durchflutete sie mit Dunkelheit. Kens Blick wechselte zwischen den Leichen der Digiritter und den beiden Digimon bei Christian hin und her, bevor er sich langsam durch das Portal in die reale Welt zurückzog, wo sich immer mehr Menschen sammelten und den Kampf in der Digiwelt beobachteten. Er konnte nichts mehr ausrichten, und den Digirittern schien aktuell nichts zu gelingen. Dann jedoch griffen die Engel-Digimon an und das dunkle Digimon wurde durchgeschüttelt. Die Digimon hielten sich nicht mehr zurück, nicht wie früher. Dort hatten sie es zwar nur unbewusst getan, doch sie hatten es getan.

XV-Mon und Stingmon hatten inzwischen eine schwärzliche Farbe angenommen und verneigten sich leicht.

„Wir haben ein Problem“, meinte Apocalymon kurz darauf, als eine weitere Attacke der Engel auf seinem Würfel einschlug. Auch Wargreymon und Metalgarurumon griffen inzwischen wieder das würfelförmige Digimon an, das gleichbedeutend mit ihrem größten Widersacher war. Ihre Attacken waren, verbunden mit denen der Engel, mächtiger als je zuvor. Apocalymons Arme wurden zurückgeschleudert, wenn es sie als Schilde verwendete, und das Beben ließ Christian auf ein Knie sinken, während Black Fighter-Leomon Thomas an den Schultern packte und aufrecht hielt.

„Ich merke es“, antwortete Christian. Dann wandte er sich den Digirittern zu. Er erhob sich, blickte zu den zwei Toten, die er zu verantworten hatte und begann zu lachen, denn es würden noch viel mehr werden, bis er zufrieden war.

Christians Wahn

Das Lachen des dunklen Digiritters ging den noch Lebenden durch Mark und Bein. Es schien direkt aus der Hölle zu kommen, während der Blick von Taichi und den anderen erneut zu den Leichen von Iori und Stefan gezogen wurde, ohne dass sie ihn abwenden konnten. Der Digiritter der Gegenwart war nicht einmal zwei Meter von Iori entfernt zu Boden gefallen und lag nun ebenfalls in einer Lache seines Blutes, welches sich mit dem von Iori zu vermischen begann. Leomon kniete niedergeschlagen neben seinem Partner, dann nahm er das Wappen und das Digivice an sich und zog sich schnell zum letzten Digiritter der Zeit zurück. Für diese Wappen galten andere Regeln, und irgendwann würde sich Raphael auch als würdig für das Wappen der Gegenwart erweisen. So lange würde Leomon warten und ihn schützen.

„Es werden immer weniger bei euch“, rief Christian schließlich, bevor er wieder ein schrilles Lachen anstimmte, bei dem selbst Thomas fröstelte. „Wieso gebt ihr nicht endlich auf? Es wird euch besser ergehen, wenn wir erst einmal herrschen! Vielleicht gebe ich euch sogar eigene Bereiche, die ihr beherrschen dürft!“ Die Digiritter blickten zu Christian, welcher noch immer auf Apocalymon stand, und dann hinter sich. Dort hatte sich während des Kampfes ein Tor in die reale Welt geöffnet, welches noch immer nicht geschlossen war. Sie blockierten den Zugang, so dass die Reste von Christians Armee nicht hindurchgelangen konnten. Sie hatten die befreiten Digimon zurückgetrieben, denn sie waren noch immer viele. Apocalymon wurde erneut durchgeschüttelt, als weitere Angriffe auf den Schilden einschlugen, in die es seine Arme verwandelt hatte.

„Wieso sollten wir aufgeben?“, schrie Taichi schließlich, mit brüchiger, aber dennoch ernster Stimme. „Apocalymon ist uns unterlegen, das ist deutlich zu sehen!“ Die Antwort war ein weiteres Lachen, während sich auch hinter Apocalymon ein Tor zu öffnen begann, auch wenn dieses um einiges kleiner war. Es erinnerte sehr an das Tor, welches vor drei Jahren dort erschienen war, doch dieses Mal wirkte kein Sog auf die dunklen Digiritter ein. Christian hatte gerade einen weiteren Befehl auf seinem Digivice getippt.

'Entscheide dich', flüsterte die Stimme in Christians Kopf. 'Entscheide dich, willst du herrschen oder untergehen?'

„Partner, es tut mir leid, was ich dir jetzt befehlen muss“, flüsterte Christian, nachdem er an Apocalymons biologischen Körper getreten war. „Aber es gibt keinen anderen Weg. Ich verspreche dir, ich werde dich zurückholen und mächtiger machen als jemals zuvor!“ Apocalymon nickte, denn sie hatten diese Option vor der Schlacht bereits besprochen. Es würde ein Opfer erfordern, doch das Digimon war bereit, es zu bringen. Damals hatte Gennai ihm gesagt, es würde sich mit seiner Seele dem Wappen und seinem Träger hingeben, und das tat es. Und Christian war inzwischen ein Meister darin geworden, die Digiwelt zu beeinflussen. Devimons Digitama würde in wenigen Metern Umkreis von seinem Digivice erscheinen, egal, in welcher Welt er sich aufhielt.

„Ich freue mich auf unser Wiedersehen“, sagte das Digimon ebenso leise, bevor es zu den Digirittern blickte. „Und nun geh, Partner. Aber nimm diejenigen mit, die dir noch nutzen können!“ Der dunkle Digiritter blickte zu Daisuke, welcher von Black Fighter-Leomon auf dem Körper Apocalymos abgelegt worden war. Außerdem blickte er grinsend zu Stingmon und XV-Mon, welche er korrumpiert hatte. Sie würde er mit sich nehmen.

„Gehen wir, alter Freund“, meinte er zu Thomas, welcher sofort durch das Portal sprang. Black Fighter-Leomon folgte seinem Partner, dann kamen Stingmon und XV-Mon, welche Daisuke trugen. Christian ging als letzter, während Apocalymon ebenso schrill zu lachen begann wie Christian.

„Dies ist euer Untergang“, rief es, während sich das Tor hinter ihm zu schließen begann. „Totale Vernichtung!“ Seine Arme zogen sich in den Würfel zurück, ebenso sein biologischer Körper, während der schwarze Würfel weiß zu leuchten begann. Doch trotz der Tatsache, dass sich der Körper ins Innere zurückgezogen hatte, war das wahnsinnige Lachen, das Christians in nichts nachstand, laut und deutlich zu hören.

„Oh nein“, schrie Koushiro entsetzt, als er sich an ihre Begenung mit Apocalymon vor sechs Jahren erinnerte. Damals hatten ihre Digivices die Explosion gestoppt, doch dieses Mal war es Christian gelungen, eines davon an sich zu nehmen. Ohne Yamatos Digivice konnten sie es nicht verhindern. Es brauchte die Digivices, die zu einem Wappen gehörten.

„Rennt. In die reale Welt!“, schrie Raphael ihnen zu, während er ebenfalls losspurtete, das Ei seines Partners in den Armen. Er rannte jedoch auf Apocalymon zu, gefolgt von Leomon. Das Champion-Digimon griff ihn unter den Armen und sprang mit ihm durch das Tor, Christian hinterher, gerade bevor es sich schloss.

Taichi und die anderen, die nach Stefans Tod alle ungewollt näher zu ihren getöteten Freunden gerannt waren, blickten ungläubig und auch panisch auf das Digimon, welches nur noch Sekunden vor der Explosion stand. Sie konnten nicht mehr rechtzeitig entkommen, zumindest nicht alle von ihnen, das war dem Anführer klar. Er und Jyou standen am weitesten vorne, während Hikari und Takeru am nächsten beim Tor standen.

„Rette Hikari!“, schrie er seinem Partner zu, welcher kurz stockte, dann jedoch auf die Digiritterin des Lichts zuflog. Zudomon warf sich währenddessen vor Taichi und Jyou und schirmte sie mit dem Panzer auf seinem Rücken ab. Die anderen Digimonpartner reagierten ebenso. Dann wurde die Umgebung in ein grelles weißes Licht getaucht, in welchem blaue Blitze zu zucken schienen. Zudomon löste sich sofort in Datenschnipsel auf, Taichi und Jyou wurden in Richtung des Tores und hindurch geschleudert, so schnell, dass sie nur noch verschwommen die Wand vor sich sahen, bevor sie damit kollidierten. Sie fühlten nichts mehr, es war zu schnell vorbei.

Sora, welche von Garudamon abgeschirmt wurde, hatte nicht mehr Glück. Auch ihr Partner löste sich auf, ohne die Druckwelle zu verlangsamen. Die Digiritterin verfehlte das Gebäude, in das Taichi und Jyou eingeschlagen waren, doch das nächste Hochhaus stand direkt in ihrer Flugbahn. Auch sie spürte nichts mehr.

Mimi hatte mehr Glück. Ihr Partner Lillymon hatte sie bereits an den Händen gepackt und war mit ihr in Richtung des Tores geflogen, als die Welle aus vernichtender Energie sie erreichte. Das Digimon löste sich nicht sofort auf, wurde aber zusammen mit seiner Partnerin durch das Tor geschleudert. Lillymon brachte sich zwischen Mimi und die Straße, die sie entlangschossen. So wurde Mimi nicht ernsthaft verletzt, bis sie zum Stehen kamen.

„Entschuldige, Mimi“, flüsterte es noch, bevor es sich auflöste. Mimi blickte traurig auf die Schneise, die ihr Partner gerade in den Beton gegraben hatte. Sie war mitten auf einer Kreuzung zum Halten gekommen. Sie sah den Lastwagen nicht kommen, der sie in voller Fahrt erfasste. Die nächsten drei Minuten war sie noch am Leben, doch die Ärzte kamen nicht mehr rechtzeitig, um sie zu retten.

Koushiro und Atlurkabuterimon waren neben Hikari gelandet und versuchten, sie abzuschirmen, doch sie hätten keine Chance gehabt, wenn nicht Ophanimon sich noch vor das Ultralevel gesetzt und einen Schild aus Licht errichtet hätte. Er brach nur Sekunden später, doch die Druckwelle hatte genug Kraft verloren, so dass die beiden Digiritter nur durch das Tor und in ein Auto hineingeschleudert wurden, das auf der Kreuzung stand, über der das Tor erschienen war. Sie waren wie durch ein Wunder nicht schwer verletzt worden, und ihre Partner lagen neben ihnen, auf das Ausbildungslevel zurückdigitiert. Es waren die einzigen Digimon, die auf ihrer Seite die Schlacht überlebt hatten.

Auch Takeru und Seraphimon wurden von der Druckwelle erfasst. Dem Engel gelang es noch, seinen Partner in ein Schild aus Licht zu hüllen, bevor das Digimon sich in der Energiewelle auflöste. Takeru wurde am Tor vorbei in die Digiwelt geschleudert, so wie einige andere Digimon, die kurz zuvor noch in Christians Armee gewesen waren. Es waren einige Digimon, die noch durch Zahnräder kontrolliert worden waren. Die Zahnräder hatten einen unbeabsichtigten Effekt, denn sie schützten die Digimon vor ihrer Vernichtung. Die Zahnräder lösten sich dabei auf und entließen die Digimon in die Freiheit.

Miyako und Yamato standen etwas vor Hikari und Koushiro und wurden nicht durch das Schild geschützt, doch sie hatten Glück im Unglück, da ihre Partner sie abfingen und vor einem sofortigen Tod bewahrten. Die beiden Digiritter wurden dennoch mit gehöriger Kraft gegen eine Wand geschleudert und erlitten schwere Verletzungen. Yamato fiel noch an Ort und Stelle ins Koma, während Miyako halb bei Bewusstsein blieb und hilflos mit ansehen musste, wie das Tor in reines weiß gehüllt zu werden schien.

Ken, welcher sich bereits kurz vor der Explosion in die reale Welt hatte zurückziehen müssen, nachdem sein Partner von Christian korrumpiert worden war, hatte beinahe das meiste Glück unter den Digirittern. Er wurde nur von einigen Steinchen, die von der Druckwelle durch das Tor geschleudert wurden, verletzt. Er hatte einige Schnitte im Gesicht und an Armen und Händen, doch keine ernsten Verletzungen. Zumindest keine körperlichen.

Das Tor schloss sich vor den Augen der Digiritter, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Als die Sanitäter schließlich einige Minuten später an der Kreuzung ankamen, über welcher sich vor einer halben Stunde das Tor zur Digiwelt geöffnet hatte, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Sie machten sich sofort an ihre Arbeit, auch wenn ihnen beim Anblick der Überreste anders wurde. Sie würden nach diesem Tag sicherlich einige Zeit nicht arbeiten können. Schließlich wurden sie nicht jeden Tag mit Menschen konfrontiert, die mit solcher Wucht gegen Hauswände geschleudert wurden, dass sie kaum noch als Menschen zu erkennen waren.

„Das kann ich nicht glauben“, murmelte Hikari immer wieder, während sie zu dem Ort blickte, an dem das Tor geöffnet gewesen war. „Es kann nicht wahr sein.“ Koushiro lag neben ihr, er blutete aus einigen Schnitten an den Armen und einer Wunde am Kopf, doch er war bei Bewusstsein. Auch er blickte ungläubig nach vorne. Die Digiritter blickten nicht hinter sich, zu den Löchern in den Häusern, wo ihre Freunde die Mauern durchschlagen hatten. Als die Sanitäter die verletzten Jugendlichen entdeckten, taten sie alles, damit diese nicht doch hinter sich blickten. Es gelang ihnen jedoch nicht.

Der gequälte Schrei von Hikari hallte durch die Straßen und aus den Lautsprechern der Fernseher, auf denen der Kampf live übertragen worden war. Christian hatte mithilfe der Datamon, die in seiner Armee gewesen waren, die Fernsehübertragungen übernommen, kurz nachdem das Tor sich geöffnet hatte. Das sollten die Digiritter kurz darauf erfahren. Kurze Zeit später wurden die Überlebenden ins Krankenhaus gebracht.
 

In der Welt der Dunkelheit hob Christian ein schwarzes Digitama vom Boden, auf dem ein Totenkopf zu sehen war.

„Es wird nicht lange dauern, Partner“, flüsterte Christian lachend. „Bald wirst du wieder an meiner Seite stehen, und gemeinsam werden wir herrschen!“ Thomas half seinem alten Freund auf die Beine und gemeinsam machten sie sich auf zu der Burg, die in der Nähe zu sehen war. Stingmon und XV-Mon folgten ihnen, das erstere Champion-Digimon hatte sich Daisuke über die Schulter geworfen, der Digiritter war noch immer ohnmächtig. Black Fighter-Leomon sicherte sie nach hinten ab, auch wenn dieser Teil der Welt der Dunkelheit seit Jahren unter ihrer Kontrolle stand.

In einiger Entfernung der beiden beobachteten Raphael und Leomon, wie sich die beiden der Burg näherten.

„Wir haben Probleme“, meinte der Digiritter der Vergangenheit. Leomon nickte bedrückt. Dann strahlte Raphaels Wappen und ihm wurde bewusst, was gerade in der realen Welt geschehen war. „Wir haben sehr große Probleme“, fuhr er fort und erklärte Leomon kurz, was geschehen war.

Vorbei?

Zwei Tage nach dem Kampf
 

Zwei Tage später, am 9. August, wurde Hikari schließlich aus dem Krankenhaus entlassen, da nach den Untersuchungen wie durch ein Wunder keine schweren körperlichen Verletzungen zu Tage getreten waren. Die seelischen Wunden konnten die Ärzte jedoch nicht heilen.

Nachdem ihre Eltern sie nach Hause gebracht hatten, schloss sie sich sofort in ihrem Zimmer ein, warf sich auf das Bett und weinte. Ihre Augen waren schon – seitdem sie vor zwei Tagen im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein gekommen war – rot und blutunterlaufen. Gatomon saß einige Zeit neben seiner Partnerin, doch als diese keinerlei Anstalten machte, aufzustehen, erhob sich das Digimon und verließ leise das Zimmer.

'Wieso ist die Welt so ungerecht?', dachte Hikari und vergrub ihren Kopf tiefer im Kissen. 'Warum muss sie mir alles entreißen, das mir wichtig ist?' In ihrer Erinnerung sah sie ihren Bruder, wie er vor sechs Jahren gewesen war, als er alles gegeben hatte, um sie vor Vamdemon und später vor den Meistern der Dunkelheit zu schützen. Sie erinnerte sich auch noch lebhaft, wie Takeru bereit gewesen war, sich selbst zu opfern, nur um Piedmon aufzuhalten. Alle hatten sie immer verteidigt. Und nun waren sie fast alle tot. Gestorben, um ihr das Leben zu retten. Sie hatten sich zwischen sie und Apocalymon gestellt, als sie bemerkten, was geschehen würde.

Noch immer weinend erhob sich Hikari und setzte sich an den Schreibtisch. Aus einer Schublade holte sie ein leeres Heft heraus und begann, ihre Erlebnisse in wenigen Worten niederzuschreiben, in der Hoffnung, sie so aus ihrem Kopf verbannen zu können. Sie wusste, sie musste etwas tun, um nicht völlig den Verstand zu verlieren.
 

'Es ist jetzt etwas über sechs Jahre her, seit mein großer Bruder und die anderen das erste Mal die Digiwelt betreten haben. Damals wussten sie nichts über diese fremdartige Welt und stolperten von einer Gefahr zur nächsten. Nur durch Glück und ihre Digimonpartner konnten sie lange genug überleben, um schließlich in unsere Welt zurückzukehren. Dort fanden sie heraus, dass auch ich ein Digiritter war und gemeinsam kehrten wir in die Digiwelt zurück, um sie von den Meistern der Dunkelheit zu befreien. Nach langem Kampf und dem Tod vieler Freunde konnten wir sie besiegen und die Digiwelt wurde wiedergeboren.

Drei Jahre danach wurde die Welt erneut von einer großen Dunkelheit bedroht, die sich zuerst in der Gestalt eines Menschen zeigte, der später unser Verbündeter wurde. Die zwei Menschen, die ihn ersetzten, hatten es sich kurz darauf zur Aufgabe gemacht, unser Leben zu zerstören, zusammen mit uns. Sie waren gnadenlos und ihre Macht war gewaltiger als alles, dem wir zuvor gegenübergestanden waren. Doch irgendwie konnten wir sie besiegen, auch wenn sie stärker waren als wir. Sie sind verschwunden, und selbst Gennai glaubte, dass sie nie wieder zurückkommen würden. Koushiro war sich nicht so sicher. Er sollte Recht behalten. Denn vor wenigen Tagen erschienen sie erneut, am ersten August, dem Tag, der für uns Digiritter so etwas wie ein Feiertag war, da dort unser erstes Abenteuer in der Digiwelt begonnen hatte.

Die Kämpfe dauerten mehrere Tage und wir schienen erneut unterlegen, auch mit der Unterstützung von drei weiteren Digirittern und deren Wappen. In unserer letzten Konfrontation jedoch gelang es uns, trotz Christians Versuchen, uns zu spalten, ihn zu besiegen. Sein letzter Ausweg bestand darin, Apocalymon zu befehlen, das zu tun, was es schon vor sechs Jahren tun wollte. Dadurch vernichtete er seine Armee und seinen Partner, doch wir hatten nicht damit gerechnet. Viele von uns wurden von der Explosion erfasst, und nur wenige hatten das Glück, zu überleben. Miyako und Yamato liegen im Koma, Koushiro und Ken sind ebenfalls verletzt, und Takeru ist verschwunden, ebenso wie Daisuke. Die anderen sind tot. Taichi ist tot, die anderen auch. Takeru ist verschwunden. Warscheinlich ist er auch tot. Wieso ausgerechnet er? Wieso gerade, als wir begonnen hatten, zueinander zu finden? Wieso muss diese Welt so ungerecht sein?'
 

Hikari legte den Stift zur Seite und blickte noch einmal auf die Seite, die sie gerade vollgeschrieben hatte. Sie war von Tränen bereits etwas aufgeweicht und manche Stellen waren nicht mehr wirklich zu entziffern. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl und ging langsam zur Balkontür. Ihr Blick schweifte noch einmal durch das Zimmer und landete auf dem Digivice, welches neben dem Heft lag. Es war ihres, das Gerät, das sie mit Gatomon verband.

Gatomon schlief gerade auf der Couch im Wohnzimmer, es war das erste Mal, dass Hikari nicht von Gatomon auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. Leise öffnete sie die Tür und trat hinaus auf den Balkon, in die kühle Nachtluft. Die Wohnung war viel zu leer, seit Taichi und Takeru nicht mehr hier waren. Auch das Digitama, welches auf ihrem Bett lag, änderte nichts daran. Es war weiß mit orangenen Streifen. Nach allem, was sie von Koushiro wusste, war es Takerus Partner. Hikari wusste nicht, warum es hier gelegen hatte, als sie aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war.

„Bald bin ich bei euch“, flüsterte das junge Mädchen, während es auf das Geländer kletterte. Sie blickte in die Tiefe, auf die Straße unter sich, eine schwarze Silhouette vor dem Licht, das aus der Tür herausschien. Ein letztes Mal blickte sie zum Zimmer zurück, und was sie sah, brachte sie fast dazu, herunterzufallen. Schnell kletterte sie wieder auf den Balkon zurück, begab sich in ihr Zimmer und kniete sich neben Takeru auf den Boden. Sie wusste nicht, wo er plötzlich hergekommen war, doch er war wieder da. Das war alles, was für sie in diesem Augenblick zählte.

„Hikari“, flüsterte der Junge, als er sie erkannt hatte.

„Ja, Takeru“, antwortete sie. Sie konnte sehen, dass er verletzt war. Vorsichtig erhob sie sich und lief zum Telefon, um den Krankenwagen zu rufen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit hätten wir noch 2 Kapitel, die ausstehen. Ich bin zuversichtlich, dass ich diese FF bis ende des Monats komplett hochgeladen habe und dann ohne Pause mit Teil 3 weitermachen kann - man sollte vllt noch sagen, dass dieser Teil bereits fertiggestellt ist und nur noch aufs Hochladen wartet ^^
Viel Spaß beim weiteren Lesen, ich hoffe, ihr bleibt dabei
Euer Fudo Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und so endet Teil 2 meiner Fanfiction. Teil 3 ist bereits in Arbeit und ich werde in etwa zwei Wochen beginnen, es hochzuladen.
Danke an alle, die das hier lesen, ihr seid die Besten!
Teil 3 wird auch einige Fragen, die hier noch offen bleiben, klären.
Bis dahin eine gute Zeit
Euer Fudo Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  DigiDestined
2013-09-25T07:32:49+00:00 25.09.2013 09:32
Uiuiui, da hatte ich doch glatt gedacht, dass Du Kari würdest springen lassen.
Mein armes Herz, mach das bloß nie wieder! :P
Nein, mal ehrlich: Wieder mal ein hammer Kapitel und eine tolle FF, die Du da zustande gebracht hast.
Freue mich auf den nächsten Teil! :)
LG, DD
Von:  Taiora87
2013-09-25T06:51:02+00:00 25.09.2013 08:51
Mit dem Tod von Tai und Sora werde ich jetzt dann auch aus dieser FF aussteigen und mir die Fortsetzung nichtmetrisch geben , da die FF ohne diese 2 Charaktere für mich nicht lesenswert ist .
Antwort von:  FudoKajimoto
25.09.2013 12:15
Es ist schade, das zu hören. Aber jeder hat seine eigenen Favoriten unter den Charakteren, daher kann ich das verstehen. In einem Punkt kannst du dir aber sicher sein: Von ihren Partnerdigimon wird man nicht das letzte Mal gehört haben
LG, Fudo
Von:  Taiora87
2013-09-13T17:16:03+00:00 13.09.2013 19:16
Sind Tai , Joe und Sora jetzt auch tot oder nur Mimi ? Und was würde aus Agumon ?
Von:  DigiDestined
2013-09-13T08:11:39+00:00 13.09.2013 10:11
LOL ich weiß nicht recht, was ich noch schreiben soll.
Wie immer ein gelungenes Kapitelchen, mach weiter so! ;)
LG, DD
Von:  Taiora87
2013-09-08T15:37:22+00:00 08.09.2013 17:37
Schade das die Fehde Taichi vs Yamato nicht länger gedauert hatte , ist ein wenig ernüchternd . Und jetzt schließt sich Imperialdramon den Dunklen an und wird zu Black Imperialdramon . Achso es gibt noch nen dritten Teil . Das ist gut :D .
Von:  DigiDestined
2013-09-08T11:28:18+00:00 08.09.2013 13:28
Woha! Ein geiles Kapitel, wie immer.
Hier gibt´s nun Tote, yeah! :D
Gab´s beim alten Teil zwar auch, aber nicht genauer beschrieben und vorallem nicht einzelne Todesfälle. Naja, Du weißt, was ich meine. Irgendwie krieg ich heute schreibmäßig nichts gebacken. lol
Also auf mich kannste auch in den folgenden Teilen zählen. :)
LG, DD
Von:  Taiora87
2013-09-02T23:11:41+00:00 03.09.2013 01:11
Yeah , TIPTOP :D . Ich hatte doch von Anfang an die richtige Vermutung das Matt (erneut) die Seiten wechselt . Er war schon zu Adventure-Zeiten ein Verräter , er ist es jetzt wieder und er wird es immer bleiben . Es geht in die nächste Runde Taichi vs Yamato . Auf gehts Wargreymon und Tai , macht die beiden drecksäcke Blackmetallgaruromon und Matt richtig fertig. Und danach als zweiten Punkt auf der Tagesordnung , Christian und Thomas vernichten , davor aber Yamato , dass hat jetzt höchste prioität :D . Tachi Yagami FOREVER :D .
Antwort von:  FudoKajimoto
03.09.2013 03:05
Klang im Kommentar zu Kapitel 15 aber noch ganz anders ^^
Aber schön, dass ich wenigstens jemanden davon überzeugen konnte, dass es eben NICHT Yamato ist :P
Nun, wir werden sehen, wie es sich weiter entwickelt (ok, ihr werdet es sehen, ich weiß es ja schon ^^)
Viel Spaß noch beim Lesen wünscht Fudo
Antwort von:  Taiora87
05.09.2013 23:35
Ja ok , gebe zu das du mich in Kapitel 15 kurzzeitig auf eine falsche Färte gelenkt hast , weil die 4 auf Christian getroffen waren , aber keiner dabei sich auf seine Seite gestellt hat . Nur im Kommentat zu Kapitel 14 hatte ich es ja schon vermutet und mir es ja auch gewünscht das Christian Matt die Saat eingesetzt hat. Danke das du die Story so durchgezogen hast :D .
Antwort von:  FudoKajimoto
05.09.2013 23:40
War schon recht von Beginn an geplant ^^ Und auch das Zusammentreffen war in der Art gewollt, eben in der Hoffnung, meine Leser ein wenig auf eine falsche Fährte zu senden. Man muss ja interessant bleiben :P
Antwort von:  DigiDestined
06.09.2013 11:09
Ihr ollen Spoilerer (gibt´s das Wort? XD) Ihr. :P
Von:  DigiDestined
2013-09-01T19:39:20+00:00 01.09.2013 21:39
LOL, ich hatte also Recht mit meiner Vermutung. Frag´ mich bitte nicht, wie ich darauf gekommen bin. War ein Bauchgefühl. ;)
Wie immer ein sehr schönes Kapitel.
Bis zum nächsten Mal!
LG, DD
Von:  Taiora87
2013-08-24T18:27:50+00:00 24.08.2013 20:27
Also von den 4 die jetzt auf Christian getroffen waren hat wohl keiner die Saat in sich . Bleibt ja nur Tai übrig .
Von:  DigiDestined
2013-08-24T06:57:06+00:00 24.08.2013 08:57
Moin moin. So, da haste mich wieder.
Ich kann nur schreiben, was ich beim letzten Mal auch schon gesagt hatte: Ein schönes und spannendes Kapitel. Bin mal gespannt was geschieht, wenn die DigiRitter in die DigiWelt zurückkehren. Hörte sich ja ganz schön spannend an, was Du da am Rande erwähnt hattest. :D
Mach weiter so!
LG, DD


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