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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

Vorwort zu diesem Kapitel:
Leider darf ich nur noch ein Bild pro Kapitel hochladen. Wer sich diesen Mist ausgedacht hat... ist wirklich nervig :C
Daher erstmal keine Bilder. Wenn ich dazukomme, dann füge ich die Bilder der Pairings mal zusammen und lade sie dann rein.

Viel Spaß beim Lesen!
Amber Komplett anzeigen

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Weg in die Freiheit - Der zappelnde Fisch

Alessandro
 

Als Alessandro klein gewesen war, war er oft am Meer gewesen und mit seinem Bruder zur See gefahren. Natürlich nie besonders weit.. doch er hatte die Sehnsucht eines Mannes nach dem Meer immer verstanden. Sehr gut verstanden sogar.

Während er und Rodrego unter Deck den Morgen genossen hatten, hatte die Raashno die letzten Kilometer der Themse passiert. Da sie nun "am falschen Ende" Englands in die Nordsee trieben, mussten sie den Ärmelkanal passieren.

Nahe an Englands Küste konnte ihnen kein feindliches Schiff gefährlich werden und so waren die ersten Tage der Reise, durch den Kanal und mit Kurs auf Spaniens Küste sehr entspannt.

Weder Rodrego noch Alessandro bekamen viel davon mit. Natürlich waren sie an Deck gewesen. Wie es die Höflichkeit gebot, hatte Tancred sie zum Abendessen in seine Kajüte eingeladen und die beiden Männer hatten angenommen. Sie hatten Luft geschnappt, das Schiff angesehen, einige Ladung inspiziert und waren dann doch nur wieder in ihrer Kabine verschwunden, um übereinander herzufallen. War es schlimm einander so sehr zu vermissen? Alessio nahm es nicht an und so schämte er sich weiterhin kein bisschen dafür, dass man sie vermutlich hörte. Zumindest sagten ihm das die Augen des Arabers, der ihnen nach wie vor ihr Frühstück brachte. Alessandro kam nicht umhin, sich darüber zu amüsieren, zumal der junge Mann wirklich attraktiv war. Sein gieriger Blick, den er nicht immer ganz verbergen konnte, amüsierte den Kardinal in ihm sehr und auch Rod schien sich inzwischen darüber zu belustigen, auch wenn er am Anfang ein wenig sauer gewesen war.

Nach einer Woche auf See hatten sie bereits gute Sicht auf andere Schiffe am Horizont. Tancrèd hatte von Alessandro eine italienische Flagge bekommen und dazu eine kleinere, mit dem Wappen des Vatikans. Ein Schiff unter dieser Flagge würde die spanische Armada nie einfach so angreifen, denn es bedeutete, dass sich ein hoher kirchlicher Würdenträger an Bord befand. Trotzdem war Tancrèd sehr vorsichtig, ließ zumindest die Deckskanonen sorgfältig so herbeiräumen, dass sie schnell einsatzbereit waren, und verschwand sehr häufig an seinen Schreibtisch, um immer wieder den Kurs zu korrigieren und nachzurechnen. Es war keine Angst, die den Kapitän unter Deck trieb, sondern eine lange gelernte Vorsicht. Alessandro konnte es gut verstehen und als ihnen tatsächlich einmal Schiffe näher kamen, zog er das Kleidungsstück an, das Rodrego am ersten Tag am liebsten über Bord geworfen hätte: seine scharlachrote Robe.

Das Kleidungsstück aus Brokat und Satin war auffällig und leuchtete in der Sonne, die hoch am Himmel stand. Ein Blinder würde ihn so auf Meilen erkennen, erst recht eine andere Mannschaft mit Fernrohr. Deswegen trieb sich Alessandro auch auf dem Deck herum, stand neben dem Kapitän am Steuerrad und ließ den Blick über die weite See schweifen. Die Schiffe eskortierten sie eine Weile lang, kamen ihnen aber nicht näher und drehten schließlich gegen Abend ab. Tancrèd sah das als gutes Zeichen, wollte sich aber dennoch noch einmal sehr genau um die Navigation kümmern und entschuldigte sich daher, dass sie am Abend nicht zusammen essen konnten. Alessandro bedauerte es etwas. Mittlerweile hatte er sich nämlich sehr an die angenehme Gesellschaft des Franzosen gewöhnt, mit dem er und Rodrego losgelöst scherzen konnten. Aber auch ein Abend allein mit Rod oder der Mannschaft an Deck hatte seinen Reiz gehabt wie er gelernt hatte. Die beiden Spanier, die das Krähennest mehr bewohnten als nur besetzten, konnten hervorragend Laute spielen und das ganze Schiff unterhalten. Und auch der Araber, Kadmin, wie Alessandro erfahren hatte, war durchaus ein netter Zeitgenosse. Man musste wissen, wie man ihm zu nehmen hatte, und meistens war Alessio "Opfer" seiner spitzen Bemerkungen gegen die katholische Kirche, doch er konnte kontern und das verschaffte ihm Respekt.

Als er an diesem Abend wieder hinunter ging, fand er Rod arbeitend vor. Einen Schmied an Bord zu haben, hatte sich für Tancrèd bereits ausgezahlt und Rod war begeistert gewesen, etwas tun zu können. Zwar gab es hier keinen Hochofen, um Metall zu erhitzen, doch vieles ließ sich auch durch einen Hammer sehr gut lösen und in Form bringen. Gerade bog er die Aufhängung eines Schwertgurtes wieder zurecht, der offenbar einmal in die Ankerkette geraten war. Noch immer in die rote Robe gehüllt, ließ Alessio sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen und zog die Schuhe aus. "Er sagt, wir haben Portugal bereits hinter uns gelassen. Morgen passieren wir die Meerenge von Gibraltar und segeln ins Mittelmeer. Da dort mehrere Schiffe aus Italien unterwegs sind, sollte es einfacher werden in der Masse zu verschwinden. Trotzdem müssen wir noch aufmerksamer sein..", fasste er die Worte ihres Kapitäns zusammen. "Er sagte, er wolle noch einmal die Route durchgehen und entschuldigt sich dafür heute Abend.. aber ich habe nichts dagegen.. Stattdessen.." Er legte den Kopf zur Seite. "Ich habe noch eine kleine Rechnung mit unser beider Freund offen. Sag Rodrego... tust du mir den Gefallen?"
 

Rodrego
 

Mit jedem Tag, den sie weiter von England weg segelten, blühte Rodrego mehr und mehr auf.

Jeder Tag, der die Distanz zwischen ihm und England vergrößerte und die Distanz zwischen ihm und Italien verringerte, war eine Wohltat für seine Seele, die sich freier und freier fühlte. Er hatte gelitten unter Henry, nicht weil er schlecht behandelt worden war, sondern einfach, weil er als Leibeigener immer dem Hof verpflichtet gewesen war. Und auch wenn er versucht hatte, dieses Gefühl der Fessel zu unterdrücken, so hatte es doch schwer auf ihm gelastet, wenn er es im Nachhinein betrachtete.

Jeder Tag, an dem er sich an Deck wohler und wohler fühlte, an dem er arbeitete und sein Können der Mannschaft zur Verfügung stellen konnte, tat ihm gut. Sein Körper hatte die Arbeit vermisst, die er in der letzten Zeit nur noch bedingt verrichtet hatte. Und so tat ihm, an Deck zu arbeiten, unheimlich gut.

Jeder Tag und vor allem jede Nacht, die er mit Alessandro verbrachte, ließ ihn lebendiger werden. Bald war nichts mehr von den Strapazen zu sehen, die er in der jüngsten Zeit durchlebt hatte. Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt, wie wenn er neben dem anderen im Bett lag und ihn betrachtete, diesen schönen Mann, den er sein Leben lang vermisst hatte.

Allerdings wurde dieses Glück immer in diesen Momenten getrübt, wenn jener - sicher notwendigerweise - dieses elendige Dreckgewand anzog, das mittlerweile Rodregos manifestierter Hass war. Nun, er wusste, dass der Kardinal in Zukunft nur noch Mittel zum Zweck war. Es war bestimmt hin und wieder sehr gut und wichtig, dass Alessio seinen "Kardinal" hatte, und es war auch schließlich einfach ein Teil von seinem Alessio und solange er ihn so nicht behandelte oder in seiner Gegenwart den Kardinal heraushängen ließ, war auch alles in Ordnung. Aber dennoch suchte er sich umso lieber etwas zu arbeiten, wenn die rote Robe neben Tancred am Steuerrad stand und für alle gut sichtbar dafür sorgte, dass ihr Schiff in Ruhe gelassen wurde.

Die Mannschaft hatte ihn gut aufgenommen. Auch wenn die Blicke, die er manchmal zugeworfen bekam, ihn innerlich schmunzeln ließen. Ihm waren diese Blicke egal, sollten sie denken, was sie wollten. Nur bei Kadmin nervte ihn das Grinsen immer wieder. Dessen spitze Kommentare, die er Alessandro immer wieder zuwarf, störten ihn am meisten. Sicher, Alessandro konnte kontern. Aber er wollte nicht, dass jener ständig nur auf den Kardnial reduziert wurde. Kadmin schien der Gedanke, einen Mann der katholischen Kirche zu vögeln, irgendwie besonders anzumachen. Aber auch das trübte ihm die Stimmung nicht. Es ging ihm viel zu gut dafür, sich von dem Araber gestört zu fühlen...

Dass Tancred ihnen aus dem Weg ging, wunderte ihn ein wenig. Er kannte den Kapitän nicht wirklich, aber er war ihm sehr sympathisch. Er wusste nicht so genau, ob er ihnen wirklich aus dem Weg ging, aber es kam ihm so vor. Was auch immer der Grund war, es ging ihn nichts an.
 

Rodrego betrachtete den Schwertgurt und setzte gerade wieder die Zange an, als Alessandro hereinkam und sich ihm gegenüber hinsetzte. Er nickte, auf die Ausführungen des andren hin und fuhr in seiner Arbeit fort, bis Alessandro ihn um Mithilfe bat. Er blickte auf und den Kardinal an. Wollte er das? Einen Moment dachte er nach, aber Kadmin nervte ihn wirklich ein wenig. Er seufzte leicht. "Ist gut", sagte er. "Aber du weißt, wie wenig ich diese Spielchen mag..."
 

Alessandro
 

Als Kadmins Schritte einige Zeit später auf der Treppe erklangen und er klopfte, rief Rod ihn herein. Alessandro kniete vor ihrem kleinen Altar, noch immer in rot gewandet. Kadmin trug einen großen Korb und ein Tablett, von dem her es verführerisch nach fangfrischem Fisch duftete. Hmn.. der Koch hatte es wirklich drauf. Der Araber musterte den Kardinal spöttisch, der ihm nur einen knappen Seitenblick schenkte und stellte das Essen auf dem Tisch ab. "Euer Eminenz beten wohl schon im Voraus um Vergebung für die Unzucht, die ihr heute Nacht im Sinne habt..?", fragte er, wie immer mit diesem frechen Unterton, der zu sagen schien, dass man ihm ohnehin nichts anhaben konnte. Alessandro schmunzelte, bekreuzigte sich und erhob sich. "Nichts dergleichen, Kadmin." Der Araber neigte das Haupt leicht und wollte sich schon wieder auf den Weg zurück machen, als Alessio einschritt. "Wohin so schnell, junger Mann?" Seine Stimme wurde eine Spur kühler. Es gab da diesen Tonfall, den man in der Kirche lernte, wenn man Ungläubige oder Kinder maßregeln wollte, ohne laut zu werden. "Leistet uns doch Gesellschaft beim Essen." Kadmin drehte sich um. Seine Augenbraue rutschte in die Höhe und er schluckte. Der Blick des Kardinals gefiel ihm nicht. "Eure Eminenz sind zu gütig, doch ich habe-" "Das war keine Bitte."
 

Rodrego
 

Rodrego saß auf seinem Stuhl, der hinter der Tür stand, und las in einem der Bücher, die Giulia ihnen offenbar eingepackt hatte. Als er klopfte, bat er den Araber herein, während Alessandro sich in Pose brachte. Der Araber wollte den Kardinal, nun sollte er ihn kennenlernen...

Er legte das Buch zur Seite und beobachtete den durchaus gutaussehenden Mann, der es offensichtlich sehr, sehr nötig hatte, und nirgendwo anders zum Zug zu kommen schien. War es eigentlich nicht in der Welt des Islams besonders schlimm, auf das eigene Geschlecht zu stehen? Nicht, dass er sonderlich religiös wäre - es war nur ein Gedanke. Kadmin stellte das Tablet ab und da war es wieder, dieser Kommentar, den er sich echt schenken konnte. Rodrego stand leise auf und wartete ab. Als Alessandro den anderen aufhielt, schloss er die Tür. Er trat hinter Kadmin, der Alessandro ansah und raunte ihm von hinten ins Ohr. "Du wirst doch dem Kardinal diesen kleinen Wunsch nicht abschlagen, Kadmin!" Er hob die Hand und strich dem Araber kurz übers Haar, ließ seine Hand den Rücken hinunterstreichen und sie dann über den Hintern des anderen gleiten. Dann trat er um ihn herum und stellte sich leicht hinter Alessandro, legte diesem die Hand um die Taille. "Er ist wirklich sehr lecker... der Fisch", sagte er dann halblaut und deutete dem Araber mit einem Kopfnicken an, sich an den Tisch zu setzen. "Er ist frisch und schmeckt sicher nach Meer. Ob der Fisch sehr gezappelt hat, bevor er erlegt worden ist?"
 

Alessandro
 

Dass Rod nicht sehr begeistert sein würde, wusste Alessandro. Dabei ging es vermutlich auch weniger um Kadmin an sich, sondern eher um ihn als Kardinal und diese Ränkespiele, die Rodrego so sehr hasste... Alessio verstand ihn in diesem Punkt nicht ganz, aber das lag sicher auch daran, dass er mit derlei Spielerei groß geworden war. Für ihn hatten Spiele seinen Reiz... zumindest dann, wenn nicht gerade sein oder Rodregos Leben davon abhing. Immerhin würde er auf Giannutri keine Chance mehr dazu haben, denn mit Rod zu spielen, das würde er sich nie erlauben.

Kadmin war etwas irritiert stehen geblieben und als sich die Türe hinter ihm schloss, richtete er sich unabsichtlich bereits etwas mehr auf. Anscheinend schien er zu riechen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Kadmin war ein kluger Mann und in der Mannschaft deutlich etabliert und zwar an oberster Stelle. Dorthin war er sicher nicht gekommen, weil er kein Feingefühl für gefährliche Situationen hatte. Er wusste, dass er wohl zu weit gegangen war und das diese beiden Männer jetzt ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden hatten... zumindest rational wusste er das. Als er jetzt jedoch dort stand und Rodrego von hinten an ihn herantrat, sein Haar berührte und dann seinen Rücken hinabfuhr bis zu seinem Hintern, konnte man sehen, dass er sich leicht versteifte. Eine sehr interessante Reaktion für Alessandro. Denn die Berührung zeigte nicht die Abscheu oder das Unbehagen, das der Kardinal erwartet hatte. Es war mehr etwas Bekanntes, das in Kadmins Augen aufblitzte. Er kannte dieses Gefühl, auch das Gefühl des großen Mannes hinter sich und auch die Berührung seiner Kehrseite war Kadmin nicht unbekannt... Alessandro verkniff sich ein Lächeln und wartete, bis Rod zu ihm trat. So wie sie dastanden, wirkte es tatsächlich so wie es im Vatikan 1000fach vorkam: Kardinäle oder Bischöfe, die sich mit Liebhabern umgaben... genau das, was Kadmin offensichtlich so gefiel.

Der Araber sah zu dem Tisch hinüber, auf dem der Fisch lecker zubereitet auf der Platte lag. Auch wenn es ihn anscheinend sehr reizte jetzt einfach auf den Kardinal zuzugehen und die zweite Interpretation dieser Zusammenkunft auf den Prüfstand zu stellen, tat er es nicht. Stattdessen ging er zum Tisch, griff sich das Besteck und fing an, den Fisch sorgsam zu zerlegen. Dass er auch das beherrschte, war auf See kaum ein Wunder.

Alessandro schmunzelte und trat langsam ebenfalls an den Tisch heran, beobachtete was Kadmin tat. Der Araber verteilte das Essen auf den Tellern und sah dann zu ihm auf. Sie waren sich recht nahe gekommen, dadurch dass Alessio sich vorgebeugt hatte - doch Kadmins Vorstoß, ihn zu küssen, verlief im Sande, weil Alessio sich rechtzeitig wieder aufrichtete. "Hervorragend“, erklärte er feierlich und setzte sich formvollendet erhaben auf den Stuhl, während Rod ebenfalls Platz nahm. Kadmin verzog keine Miene und setzte sich ebenfalls. Sie begannen schweigend zu essen, ehe Alessandro Kadmin den Blick wieder zuwandte, kühl und gelassen wie immer. "Wer ist also der Mann, mit dem IHR hier an Deck Unzucht treibt?", fragte er beinahe so, als habe Kadmin ihm das eben im Beichtstuhl gestanden. Der Araber hustete. "Euer Eminenz.. ich glaube ihr verwechselt-" Alessandros Gabel setzte sich beinahe zärtlich auf Kadmins Handrücken am Tisch. "Ich glaube nicht. Gott hat es mir gesagt... und mit seiner Hilfe werde ich es aus euch herausholen, da bin ich mir sicher." Sein Lächeln, noch immer so unendlich freundlich, spiegelte nicht die unterschwellige Drohung wieder. "Also.. erspart uns doch diesen Weg und sagt es einfach - dann haben wir alle unsere Ruhe." Denn sobald sie wussten, zu wem Kadmin sonst ging, der jetzt anscheinend nicht ausreichte, solange Alessandro und Rodrego an Bord waren, würde der Araber sich hüten, noch einmal ein Wort gegen den Kardinal zu sagen oder allzu offensichtlich zu spannen. "Andernfalls..." - Alessio ließ die Worte einen Moment in der Luft hängen - "seid Ihr es, den die Mannschaft an Deck heute schreien hören wird."

Kadmin schluckte. Tancred hatte ihm mehr als deutlich eingebläut, in jeder Situation vorsichtig zu sein. Doch so langsam begriff er, dass er es hier nicht mit einem reichen Schnösel und seinem Lustknaben zu tun hatte, auch wenn die beiden vielleicht hinter verschlossenen Türen so klangen. Er war unvorsichtig gewesen... und jetzt gerade bekam er den Preis dafür. Doch Tancred zu verraten, stand ihm absolut nicht im Sinn. Das konnte er sich nicht erlauben, weder für sich noch für den Kapitän. Und überhaupt würden seine Kameraden ihn befreien, wenn die Männer ihm hier unten Gewalt antun wollten. Sobald man hörte, dass er schrie, würden sei mit gezückten Säbeln hier hereinstürmen und.. Kadmins Gesicht wurde etwas blasser, als ihm klar wurde, dass das auch dem Kardinal klar sein musste. "heute schreien hören" bezog sich nicht auf Folter, das wurde ihm gerade sehr schmerzlich klar. Oder eher.. eine andere Art der Folter. Er schluckte erneut und schob sich mit der freien Hand das nächste Stück Fisch in den Mund, um keinen allzu dämlichen Gesichtsausdruck zu machen, während er nachdachte.. sehr verzweifelt nachdachte.
 

Rodrego
 

So, wie Kadmin reagierte - oder eben nicht reagierte - war Kadmin gewohnt, mit Männern, oder zumindest einem Mann, zu schlafen. Denn jemand, der Sex zwischen Männern wirklich als Unzucht betrachtete, hätte auf seine Berührungen sicher mit Widerwille reagiert. Er hätte sich empört, ihn beschimpft, hätte versucht zu gehen. Kadmin aber wehrte sich nicht, schien vielmehr abzuwägen was geschehen würde, ob er darauf einsteigen sollte oder nicht.

Offenbar entschied er sich, mitzumachen und abzuwarten, was geschehen würde. Er setzte sich an den Tisch und bereitete ihnen den Fisch zu. Alessio folgte ihm und setzte das Spiel fort, das dem Araber die vage Hoffnung ließ, endlich auch mal zum Zuge kommen zu können. Alessandro spielte großartig, das musste man ihm lassen, aber Rod konnte da durchaus mithalten. Er spielte die Rolle des hörigen Lustknaben weiter, der dem Kardinal den Stuhl rückte und sich erst setzte, als dieser saß. Rodrego aß, den Blick immer wieder auf Alessio gerichtet, so als sei er diesem verfallen. Erst als Alessandro den anderen fragte, mit wem Kadmin schliefe, blickte er den ersten Maat fragend an. Die Drohungen verunsicherten diesen zusehends. Es war offensichtlich, dass Alessio ins Schwarze getroffen hatte. Die Reaktion des Arabers sprach Bände.

Rodrego schmunzelte und blickte Alessandro an. "Aber mein Liebster", sagte er leise an Alessandro gewandt. "Er sagt uns doch schon genug. Denn vorhin wurde deutlich, dass er der passive Part ist. Er ist es gewohnt, seinen schönen Hintern herzugeben. Gleichzeitig ist er der erste Maat. Es gibt keinen, der über ihm steht, der ihn nehmen dürfte - bis auf einen einzigen..." Sein Blick wanderte zu Kadmin und er blickte ihn fragend an. "Lässt er dich nicht ran? Bist du ihm nicht mehr gut genug? Oder hat er einen anderen, den er deiner vorzieht?" Er lächelte mitleidig. "Das ist schon ein hartes Los! Zwischen all den Männern, die man glauben lässt, nur Frauen zu begehren..." Er seufzte und blickte Alessandro wieder an. "Da kann man schon verstehen, dass ihn das erregt, sich vorzustellen, wie wir uns unserer Lust hingeben..." Er mutmaßte nur, er wusste nicht. Vielleicht würde das den Lockenkopf aus der Reserve holen.
 

Alessandro
 

Auch wenn Rods Begeisterung für dieses Spiel zu wünschen übrig ließ, er spielte es hervorragend. Ein bisschen amüsant war es schon, Rod in der Rolle seines hörigen Lieblings zu sehen. Es zeigte dem Kardinal ein wenig von der schauspielerischen Glanzleistung, die Rod vor dem König und im Tower abgeliefert haben musste, und es war schön zu sehen, dass nicht alle Talente ihrer Jugend einfach so verschwunden waren. Früher hatten sie sich schließlich immer Gegenseitig übertroffen mit ihren Tricks und Streichen.

Kadmin realisierte erst viel zu spät, dass er sich hier zu weit vorgewagt hatte und blind gewesen war für die Momente, in denen er Alessandro anders hätte wahrnehmen können. Der Kardinal war nicht einfach nur ein Gast auf Tancreds Schiff, weil er der Bruder des Heermeisters seiner Majestät war und Tancrèd dem einen Gefallen tat. Nein, Alessandro Sforza wusste anscheinend sehr genau, was er auf diesem Schiff tat und wohin die Reise für ihn ging. Er schalt sich einen Idioten, nicht mehr darauf geachtet zu haben, wer sein Gegner war, und sich von der roten Robe hatte verführen lassen. Rodrego führte ihm außerdem gerade sehr eindrucksvoll vor Augen, dass nicht nur Kadmin selbst spannen konnte, sondern dass auch die Auffassungsgabe der beiden Männer am Tisch sehr ausgeprägt war. Unweigerlich drückte er sich fester in den Stuhl als Rodrego auf seinen "schönen Hintern" zu sprechen kam und dem Kardinal deutlich machte, dass es nur einen Mann auf dem Schiff gab, der dafür in Frage kam. Alessandro musste kein weiteres Mal nachfragen, denn Kadmins Gesichtsfarbe wurde selbst in der spärlich beleuchteten Kammer immer dunkler. Langsam hob der Kardinal die Gabel wieder an und Kadmin zog die Hand zurück, kaum dass sie frei war. Der Blick des Kardinals war forschend milde, so als sei er gerade dabei einem kleinen Jungen zu erklären, dass man keine Äpfel aus Nachbars Garten stahl. Kadmin kroch die Scham ins Gesicht und dieser Gesichtsausdruck machte es kein bisschen besser. Er fühlte sich nackt und bloßgestellt, allein Robe und Auftreten des Mannes, dem er eigentlich unter diese roten Stoffbahnen hatte kommen wollen, schüchterten ihn in dieser Situation deutlich ein. Ein mildes Lächeln legte sich jetzt auf Alessandros Züge, als Rodrego die letzten Worte aussprach und Kadmins Reaktion erneut sehr eindeutig war, als der auf die Frage nach "dem anderen" deutlich die Faust ballte. Nicht dass Alessandro das nicht gewusst hätte. Nico hatte ihm von seinem Gespräch mit dem Kapitän erzählt und natürlich hatte sein Bruder sich darüber ausgelassen, dass der Kapitän einen Narren an John Forbes gefressen hatte. Aber dass es wirklich so ernst war, dass Tancred sich die Reise nicht mit seinem überaus willigen ersten Maat versüßte, sagte viel aus. "Es scheint ganz so zu sein, als haben sich die Interessen des Kapitäns geändert. Und so sehr ich eure missliche Lage verstehe... Ich wünsche keine weitere Einmischung in meine Angelegenheiten, da ich mich ansonsten gezwungen sehe, dieses Wissen unter eurer ganzen Mannschaft zu verbreiten. Und ich bin sicher, dass Ihr das genauso wenig wollt, wie wir gestört werden wollen." Kadmins Hand ballte sich fester, sein dunkelrotes Gesicht wurde nach Möglichkeit noch röter, doch weder tat noch sagte er etwas. Offenbar hatten Rodrego und Alessandro den wunden Punkt gefunden, von dem auch Kadmin hoffte, dass es nie Mitwisser gab. Alessandro richtete sich wieder auf und griff nach seinem Becher. "Ihr könnt gehen."

Kadmins Stuhl landete auf dem Boden, so eilig hatte es der Araber, aus dem Raum zu flüchten. Alessandro sah ihm nach, ehe die Türe hinter ihm wieder ins Schloss fiel. "Hmn.. er kann einem beinahe leidtun." Die Kardinalsmaske fiel in sich zusammen und er zupfte sich den Galero vom Kopf. "Hilfst du mir beim Ausziehen? Es ist so warm in diesem Ding...“
 

Rodrego
 

Kadmin hatte weit weniger ein Pokerface, als es Rodrego erwarte hätte. Irgendwie war er fast schon ein wenig enttäuscht, dass der Araber es ihnen so leicht machte, etwas gegen ihn in der Hand zu haben. Aber es war ok und gut, dass jener jetzt vielleicht begriff, dass das alles hier anders war, als er es sich vielleicht in seinen schmutzigen Phantasien ausmalte. Vielleicht würde dann der Rest der Reise, der sich vermutlich auf noch eine Woche belief, als absolut angenehm erweisen. Denn letztlich war Kadmin der einzige, der ihnen hier wirklich ein wenig auf die Nerven ging. Der hochrote Kopf des anderen verriet letztlich, was sie sich schon im Vorfeld ausgerechnet hatten und gab ihnen die Bestätigung. Alessandro brachte auf den Punkt, was sie von Kadmin forderten, damit hier niemand Probleme bekam.

Rodrego musste breit grinsen, als der erste Maat aus dem Zimmer floh. Als Alessandro sein Mitleid ausdrückte, blickte er diesen an. Einen Moment betrachtete er den Mann, den er so sehr liebte. Die Veränderung, die durch ihn ging, war immer wieder faszinierend. Und nie war Alessandro so schön in seinen Augen, wenn er einfach nur er selbst war. "Natürlich", sagte Rod leise. Ihm dieses vermaledeite Ding auszuziehen, war ihm nur recht. Er stellte sich hinter ihn und half ihm, sich von der Last der Robe zu befreien. So sehr er das Ding hasste, er wusste auch, dass sie davon immer wieder profitierten, also legte er sie sorgfältig ab. Seine Gedanken waren bei dem Araber. Ja, ein wenig konnte er einem leidtun.

Er drehte sich zu Alessandro um, der sich hingesetzt hatte, um nun in Ruhe zu essen, und er trat von hinten an ihn heran, küsste ihm sanft den Nacken und umarmte ihn, seine Hände über die Brust streifen lassend. Die Zeit an Bord war so angenehm gewesen, denn es stand nichts mehr zwischen ihnen und Rodrego fühlte sich dem anderen verbundener denn je.

"Er gefällt dir, hab ich recht?", fragte er und löste sich leicht, um sich ebenfalls zu setzen. Er sah den anderen an. "Ich würde dir nie etwas verbieten, solange ich weiß, dass manches nur mir vorbehalten bleibt und dass nur ich Platz in deinem Herzen habe." Und da war er sich sicher, dass dem so war. Sonst wäre er nämlich nicht mehr hier. Alessandro war schon immer jemand, der Bedürfnisse befriedigen musste. Und Rodrego wusste, dass er ihn eher verlieren, als an ihn binden würde, wenn er Alessandro verbieten würde, seinen Gelüsten nachzugeben. Er selbst würde es für sich ja auch nicht anders handhaben. Gelegenheitssex mit jemandem, der einem gefiel, war eine Sache, etwas anderes war, sein Herz jemandem zu schenken.

Und solange er Alessios Herz besaß, war er glücklich.
 

Alessandro
 

Sich endlich aus der Robe zu schälen war die reinste Wohltat für Alessandro. Es war auf dem Meer zwar kühler als an Land, aber immer noch sehr warm. Daher war es wirklich angenehm aus dem schweren warmen Stoff heraus zu kommen und ein wesentlich leichteres Hemd anzuziehen. So konnte er das Essen auch genießen, das wirklich hervorragend zubereitet war. Als Rod ihn auf einmal umarmte sah Alessio auf und lehnte sich leicht an den anderen. Es fühlte sich gut an, ihm immer nah sein zu können, wenn er es wollte und wann immer sie beide es wollten. Auch wenn Alessio sich noch daran gewöhnen musste, es gefiel ihm zweifelsohne und er wollte das auch nie wieder missen müssen. Rodregos Worte allerdings ließen den Kardinal schmunzeln. "Dir nicht..?" Kadmin war immerhin ein attraktiver junger Mann, der es sicher nicht nur wegen seiner vorlauten Art in Tancreds Bett geschafft hatte. Kadmin sah aus wie jemand, der einem wirklich viel Spaß für eine Nacht bereiten konnte und Alessio war dem schönen Araber wirklich nicht abgeneigt, zudem er irgendwie etwas Exotisches an sich hatte.

Doch Rods weitere Erklärung, als der sich wieder setzte, neben ihn dieses Mal, ließ Alessio die Stirn runzeln. Offenbar gefiel ihm nicht, was er zu hören bekam. Er legte die Gabel bei Seite und sah Rod durchdringend an. "Glaubst du ich würde das machen?" Die Entrüstung in seiner Stimme war deutlich zu hören. "Dass ich jetzt da raus gehe und ihn mir zur Brust nehme? Rod, ganz gleich wie sehr er mir gefallen mag... selbst wenn du das gutheißen würdest unter den genannten Bedingungen… niemals würde ich das machen - ohne dich!" Man sah ihm die Entrüstung jetzt auch deutlich an. "Ja, er gefällt mir. Und ja, ich hätte nichts dagegen ein bisschen mit ihm zu spielen, aber nur dann wenn du da bist.. zu dritt“, verdeutlichte er, was er meinte. "Ich will das nicht allein machen. Nicht weil ich glaube es nicht zu können, sondern weil… das gehört sich einfach nicht." Er merkte, dass das wohl etwas schwachsinnig klang. "Gut, gehören klingt falsch. Aber.." Alessio rang sichtlich nach Worten. "Ich würde ihn zwischen uns sehen wollen. Körperlich meine ich. Nicht mich mit ihm allein.. und was deine Privilegien angeht, so hast du recht. Ich würde niemals wollen, dass jemand anders mich so berührt... auch wenn ich manchmal nichts dagegen hätte, den Spieß umzudrehen." Er grinste, griff nach seinem Becher und trank einen großen Schluck. "Bitte.. sprich nicht davon, mir etwas zu verbieten oder von Freiheiten. Weder werde ich dich "betrügen", noch will ich es umgekehrt, ganz gleich, wie sehr man sich diese Freiheiten zugesteht. Kannst du damit leben?"
 

Rodrego
 

Rodrego hatte ehrlich gesagt noch gar nicht darüber nachgedacht, ob ihm Kadmin gefiel oder nicht. Das lag vermutlich daran, dass er gerade einfach nur genoss, Alessandro wieder ganz für sich zu haben. Und es lag vermutlich daran, dass der Araber ihm erstmal eher negativ aufgefallen war.

Dass Alessandro so auf seine Worte reagieren würde, hätte er nicht gedacht. Trotzdem ließ es ihn auch innerlich schmunzeln. Zu hören, dass der andere ihn in seinem Bett nie missen wollte, dass er ihn nicht "betrügen" würde, tat seiner Seele gut. Gleichzeitig brachte er ihn auf Ideen, die er selbst noch nicht erdacht hatte. Rod musste grinsen, als er den Satz "es gehört sich nicht", hörte, und noch mehr, als der andere ihm sagte, dass er durchaus mal Lust hätte, den Spieß umzudrehen. Als Alessio ihm klar machte, wie er ihre Beziehung sah, erwiderte er den Blick einen Moment schweigend.

Dann griff er kurzerhand nach dem Handgelenk des andren und zog diesen auf einen Schoß, umarmte ihn und küsste ihn sanft. "Damit kann ich gut leben", sagte er schließlich und er küsste ihn noch einmal. "Und ich kann auch damit leben, wenn du den Spieß umdrehst", erklärte er dann und zwickte seinem hübschen Italiener leicht in den Hintern. "Und über einen Dreier habe ich zwar noch nicht nachgedacht, aber damit kann ich auch ganz gut leben, solange er dich höflicher behandelt." Er grinste leicht und küsste den anderen noch einmal. Eine Nacht, in der Kadmin in ihrem Bett auch auf seine Kosten kommen könnte, damit würde er kein Problem haben. "Aber ob der hier das Zimmer noch einmal betreten wird?" Er lachte leicht, als er an die Flucht des anderen gerade dachte. "Mal sehen, was passiert..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Laila82
2018-03-11T08:56:39+00:00 11.03.2018 09:56
Ich hätte ja mit vielen gerechnet, aber nicht mit dem Kapitelende. Jetzt bin ich gespannt wie es weitergeht. Zuerst tat mir Kadmin fast leid, so vollendens aufgeflogen zu sein und jetzt ist er ja fast zu beneiden. Zwei heiße Kerle wollen ihn in ihrer Mitte. Das Tancred John treu ist, finde ich sehr löblich.


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