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Der Müllersohn

(Klaine AU Fanfiction)
von

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Der Kampf um Ehre und Liebe

„An Prinz Blaine,

Solltet Ihr diesen Brief in den Händen halten, verehrter Feind, dann bedeutet dies, dass mein Plan in wollen Zügen aufgegangen ist. Denn solltet Ihr diese Zeilen lesen, seid Ihr gerade im Haus des Müllers und wundert Euch, wo nun Euer angebeteter Bauer hin verschwunden ist. Sollte dies der Fall sein, bedeutet er Euch wohl so viel, wie ich vermute. Dazu möchte ich anmerken, dass es schrecklich dumm ist, einen Menschen, der Euch so wichtig ist, nicht bewachen zu lassen. Nun ist er in meinen Händen und ich hoffe, es ist Euch klar, dass ich nicht die Mühe auf mich genommen habe, ihn zu entführen, um es nicht gegen Euch und Euer Königreich zu verwenden. Und Ihr werdet ihn nicht so leicht zurückbekommen. Nur solltet Ihr mich in einem fairen Kampf eins gegen eins besiegen, geschätzter Feind, werde ich Euren Gespielen freilassen. Solltet Ihr verlieren oder Ihr meine Forderungen nicht verlieren, werde ich Ihn den Drachen zum Fraß vorwerfen.

Solltet Ihr euch fragen, ob ich scherzte, dann bittet doch Euren Rittmeister eines Verräters um Auskunft darüber, wie ich pflege mit Gefangenen umzugehen. Ich bin mir sicher, dass er euch farbenreich Auskunft geben kann. Vielleicht motiviert es Euch für unseren Kampf. Sollte Euch daran gelegen sein, Euren Geliebten von diesem Schicksal zu retten, wie ich meine, so kommt in sieben Tagen zu Sonnenuntergangen zur Grenze unserer Reiche für weitere Forderungen. Ganz gleich, wie sich der Krieg in dieser Zeit entwickelt, solltet Ihr nicht auftauchen, landet der Bauer, gefesselt und geknebelt in dem Nest eines Drachens. Seid gewarnt.

Ich freue mich auf unseren Kampf, Prinz.

Gezeichnet: Prinz Hunter.“

Es war ungeheuerlich. Blaine wurde übel, als er die Zeilen las. Und er las sie oft. Immer und immer wieder, als wolle dein Kopf nicht realisieren, was gerade passierte. Was passiert war. Was er nicht verhindert hatte. Was er nicht mehr verhindern konnte. Es war so passiert und er war Schuld. Und nun kam noch viel mehr auf ihn zu. Und auf Kurt! Ihm war schlecht. Die Erde unter seinen Füßen drehte sich ungeheuer schnell, viel schneller als zu vor und keiner der Götter hatte ihm vorher Bescheid gesagt, dass das passieren würde. All das, was gerade passierte, wollte ihm das Bewusstsein rauben und das einzige, dass Blaine am Leben hielt war das Wissen, dass es Kurt nicht zurückbringen würde, wenn er nun Schwäche zeigte. Nein, im Gegenteil, er bekäme seinen Geliebten nur zurück, wenn er stark war. Wenn er stark war und den Feind in einem fairen Kampf besiegte. Was konnte daran schon fair sein? Dieser Mann hatte seinen Liebsten als Geisel gefangen genommen, um diesen Kampf zu erpressen! Wie konnte das gerecht sein, wenn er schon schmutzige Tricks verwendete, um den Kampf stattfinden zu lassen. Blaine verstand es nicht, sein Kopf wollte es einfach nicht verstehen, aber sein Herz wusste, dass er keine Wahl hatte. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, wie es dem Prinzen, den Boden unter den Füßen wegriss. Und der Krieg sollte erst beginnen…

Und er würde damit beginnen, dass die Liebe seines Lebens bei dem Feind in Gefangenschaft war. Er wusste nicht, wie es weiter gehen würde. Den ganzen Tag beschlich ihn diese Übelkeit, dieser Schwindel, der ihm einfach nur die Erlösung schenken wollte nicht mehr darüber nachzudenken, aber es ging nicht. Er konnte nicht. Er durfte nicht. Der Krieg musste vorbereitet werden. Und Blaine als Prinz musste den Feldzug anführen. Er musste. Er musste stark sein und Kurt retten. Und das schloss auch ein, dass er den Krieg wie geplant eröffnen würde. Um sein Land zu beschützen. Um Kurt zu retten…
 

Kurt wusste nicht, wie ihm geschah. Es war inzwischen so, als läge die Nacht, in der Hunter ihn mitgenommen hatte, in so weiter Ferne, dabei waren es erst wenige Stunden. Die Soldaten des Prinzen hatten ihn gefesselt. Er saß an ihrem Lager, gefesselt und geknebelt saß er an einen Baum gelehnt da und starrte ans Feuer während die Soldaten und der Prinz beratschlagten, wie sie vorgehen wollten. Was morgen passieren würden, wie der Krieg beginnen würde, all das. Kurt verstand davon nichts, aber er verstand, dass sein Leben ernsthaft in Gefahr war. Er war ein Gefangener des Feindes. Und diese Männer sahen mehr als nur gefährlich aus! Jeder von ihnen trug eine schwere Axt bei sich, ihre Rüstung wirkte auch sehr schwer und robust. Und er hatte nicht einmal eine Waffe, geschweige denn dass er eine Hand heben konnte im aktuellen Moment. Es war einfach nur aussichtslos und er wusste nicht, was als nächstes kommen würde. Stunden vergingen so. Sie waren weit von seinem Zuhause weggeritten, er hatte die Orientierung verloren. Sie waren nun irgendwo im Wald, aber wo, das konnte er nicht sagen.

Er hatte Angst, er wusste nicht, wie es weiter gehen sollte, und auch nicht, was Hunter mit ihm vorhatte. Würde es Blaine erpressen? Vielleicht. Aber würde der auf die Forderungen eingehen? Wenn Hunter nun die Kapitulation im Krieg fordern würde? Das könnte Blaine nicht tun! Er könnte das Königreich nicht aufgeben, um ihn zu retten! Das wäre Kurts Tod, das wusste er. Würde Blaine ihn überhaupt retten kommen? Und wenn ja, würde er es überhaupt können? Oder war Kurt hier bereits zum Tode verurteilt und Hunter überlegte sich nur noch, wie er Blaine am meisten Schmerz zu fügen würde… Wahrscheinlich, wenn er Kurt zerstückeln würde und in Einzelteilen zurück in seine Heimat schickte…

Was sollte nur sein Vater denken! Kurt war nicht nach Hause gekommen. Und Blaine wusste nichts davon! Sie würden sich beide solche Sorgen machen und der Bauernjunge wusste nicht, was er tun wollte! Nur noch dieser Krieg hatte ihn und Blaine getrennt davon, für immer glücklich zu sein! Sie waren bereits auf der Hochzeit gewesen, manche hatten gemunkelt und gefragt, ob sie die Nächsten sein würden. Und nun war er hier. Und nun machte nicht nur er sich Sorgen, dass Blaine den Krieg überleben würde… Sondern sein Lieber wohl auch um ihn. Es war ein grausames Gefühl… Und so zogen die Stunden langsam und schmerzvoll wie Tage an Kurt vorbei, bis schließlich Hunter vom Feuer aufstand und auf ihn zukam.

„Kleiner… Hast du Hunger?“, fragte er grob und nahm ihm den Knebel ab, „Wir wollen ja nicht, dass es dir schlecht geht… Du sollst uns nicht wegsterben, bevor du nicht deine Aufgabe erfüllt hast?“

„Und… die ist?“, fragte Kurt verzweifelt und ängstlich.

„Blaine herlocken“, erzählte der Prinz mit einem teuflischen Grinsen, „Was glaubst du, warum wir dich sonst entführt haben? Du wirst den Prinzen eures kleinen Königreich zu mir locken. Ich werde ihn im Kampf besiegen und wenn das alles so funktioniert hat, kannst du dein Leben sogar gerne wieder haben. Unter meiner Herrschaft versteht sich“, Hunter grinste noch ein wenig breiter und zuckte mit den Schultern, „Versuch dich nicht zu wehren, du kannst nichts mehr tun. Selbst wenn du davonlaufen würdest, dein Prinz wird zum Treffpunkt kommen. Wenn du von hier fliehen würdest, würde es für dich Tage dauern, jemandem in diesem Teil des Waldes zu finden. All das wäre viel zu spät, also akzeptiere dein Schicksal… Du bist Teil von etwas ganz Großem, dem Sieg und dem Beginn der Herrschaft des Westkönigreiches. Davon kannst du später mal deinen Kindern erzählen. Du hast uns immerhin dabei geholfen.“

Es war ein widerliches Gefühl all das mit anhören zu müssen. Kurt dachte, ihm würde alles, was sich in seinem Magen befand wieder hochkommen. Er sollte eine Hilfe bei dem Untergang seines eigenen Königreichs und dem Tod seines Prinzen und Geliebten sein? Das war nicht nur bösartig, es tat auch noch furchtbar weh… Er wollte nicht schuld sein, er wollte all die Menschen nicht ins Verderben stoßen, nur weil er nicht aufgepasst hatte, aber so war es nun einmal. Er war hier, gefesselt, wertlos und sollte darauf warten, dass sein Zuhause zerstört wurde von diesem arroganten und aufgeblasenen Prinzen! Kurt schluckte und nahm all seinen Mut zusammen um die nächste Frage über die Lippen zu bringen: „Was ist wenn Blaine gewinnt?“

Darauf begann der Feind zu lachen und wandte sich ab: „Das wird nicht passieren.“

„Doch…“, hauchte Kurt und sah ihn wütend an, „Blaine wird kommen und mich retten. Und er wird sein Volk beschützen“, er musste selbst Mut haben, damit das geschehen könnte. Er musste daran glauben, dass sei Liebster ihn retten würde, er musste Vertrauen haben, denn nur so könnte es auch funktionieren. „Du wirst schon sehen, du… Du… Du Möchtegern-Herrscher! Blaine wird mich retten. Und du wirst wieder verschwinden in dein armseliges Schloss, aus dem du gekommen bist! Ich habe keine Angst vor dir und Blaine ganz sicher auch nicht! Du wirst schon sehen, was du davon hast! Er wird kommen und mich retten und damit diesen blöden Krieg auch gewinnen!“ Kurt musste sich einfach an dieser Hoffnung festhalten, sonst hätte er gar nichts mehr in diesem trostlosen, schrecklichen Moment…
 

Der alles entscheidende Tag war gekommen. Und wie jeder Krieg brauch er auch Herzen. Jeff zog nicht mit an die Front, er sollte sich um die Verletzten kümmern, die zurückkamen. Er sollte auf das Dorf aufpassen und die Frauen und Kinder mit einigen anderen beschützen, aber Nick als angesehener Ritter fand sein Schicksal nur auf dem Schlachtfeld. Beiden stand eine lange Zeit bevor, in der sie einander nicht sehen könnten und in der sie keinen Kontakt haben konnten. Und Jeff konnte nur hoffen, dass Nick zurückkommen würde, während Nick nur alles daran legen konnte, in die Arme seines Liebsten zurückzukehren, aber keiner von ihnen wusste an diesem Morgen, ob das Schicksal auch das für sie bereit halten würde…

„Hey, ich habe dir doch versprochen, dass ich zurückkomme. Und du hast meinen Ring… Wir haben alles erreicht, was wir wollten, wir dürfen jetzt nicht verzweifeln, in Ordnung Schatz?“, begann Nick und lächelte seinen Geliebten sanft an.

Der Heiler nickte leicht und sah seinen Mann seufzend an: „Ich weiß… Aber ich habe trotzdem Angst um dich…“

„Und ich habe Angst um dich… Aber wenn wir uns davon verrückt machen lassen, dann wird uns das nichts bringen…“, erklärte der Ritter ihm und lächelte ihn sanft an, „Aber wir haben alles, was wir wollten und wir werden alle Zeit der Welt haben, wenn ich erst zurück bin, all das auch zu nutzen…“, er griff nach der Hand seines Mannes und lächelte ihn sanft an, „Ich liebe dich… Aber wir dürfen jetzt nicht mehr jammern. Wir beide brauchen all unsere Kraft, damit wir das überstehen“, erklärte er ihm und gab Jeff einen Handkuss, „Blaine hat es zur Zeit viel schwerer als wir… Wir sollten uns verabschieden, bevor er hier ist und nicht mehr jammern, über das, was das Schicksal uns auferlegt, während es Blaine die Liebe seines Lebens geraubt hat…“

„Du hast Recht“, gestand Jeff und schlang die Arme um Nicks Hals, „Unser Prinz hat es viel schwerer als wir und dennoch trägt er den Kopf hoch… Ich werde dich vermissen, Nick, ich werde Angst um dich haben, schreckliche Angst… Aber ich werde auch auf dich warten, damit du zurückkommst. Ich liebe dich…“

„Und ich werde zurückkommen“, versprach Nick und küsste ihn, „Die Gewissheit, dass du hier bist… Dass du auf mich wartest, ist der Ansporn, den ich brauche, um alles daran zu geben, diesen Kampf zu gewinnen und nach Hause zu kommen“, erklärte er und küsste seinen Liebsten noch einmal.

„Nick, wir wollen los!“

Erschrocken lösten sich die Beiden voneinander und sahen sich um. „Blaine… Prinz, wie lange steht Ihr da schon?“, fragte Jeff erschrocken.

„Lange genug…“, meinte er und senkte den Kopf, „Nick, komm… Ich trenne euch nur ungern, aber wir müssen uns jetzt auf den Weg machen“, erklärte Blaine ruhig und seufzte dann stark, „Jeff… Wir sehen uns, wenn all das hier vorbei ist…“, meinte er und atmete tief durch, wenn das jemals vorbei war. Keiner der anderen beiden hätte geleugnet, dass ihr Prinz schlecht aussah in diesem Moment. Er hatte wenig geschlafen, Augenringe und seine Augen wirkten leer. Aber niemand von ihnen hätte in diesem Augenblick gewagt das zu sagen, niemand hätte gewagt ihn anzusprechen oder gar ihm einen Vorwurf zu machen. Denn er war da, so schwer es auch war und so sehr man ihm ansehen konnte, dass sein Herz gebrochen war, er war da und wollte für sein Volk in den Krieg ziehen.

„Ich komme wieder“, versprach Nick ein weiteres Mal und küsste seinen Mann.

„Ich werde auf dich warten“, hauchte Jeff und drückte ein letztes Mal die Hand seines Geliebten, während dieser sich zu seinem Pferd aufmachte und aufstieg. Jeff blickte ihm und dem Prinzen nach und sein Herz wurde schwer. Für die Beiden, für die Menschen, die ihm am meisten etwas bedeuteten und die an der vordersten Front kämpfen würden, für sein Leben, für das Volk, für das Land und für Kurt…
 

So zogen sie aus, jeder mit einem anderen Loch in seinem Herzen. Manch einer davon, der diesen Schmerz vergessen wollte, um im Kampf siegreich wieder heimkehren zu können, manch einer, der sich den Schmerz und die leere Stelle nicht eingestehen wollte, die ein anderer zurück gelassen hatte, aber einer von ihnen, der sich all diesem Schmerz bewusst war und ihn mit sich trug, um sich immer daran zu erinnern, wofür er eigentlich kämpfte und was sein Ziel war in seinem Krieg. Denn in wenigen Tagen würde er dem Feind persönlich in die Augen sehen und für seine Liebe und sein Volk kämpfen.

Die ersten Auseinandersetzungen fanden im Wald statt. Einzelne Kämpfe, Vorboten des Westreiches, die versuchten in den verschlungenen Stellen des Waldes die Reiter von ihren Pferden zu holen und sie in aller Enge zu besiegen. Obwohl der Wald zu ihrem Gebiet gehörte musste Blaines Truppe einsehen, dass sie nicht zum Kampf auf diesem Gebiet geschaffen waren. Allgemein sahen sie sich der Stärke von Hunters Truppen zu Beginn nicht gewachsen. Das Königreich des Prinzens war nicht auf den Krieg oder den Kampf ausgerichtet, sie waren schwächer. Ohne die Unterstützung, die sie von Prinzessin Mildreds Königreich bekommen hatten, hätten sie aufgeben müssen und Blaine wollte nicht wissen, was dann mit seinem Liebsten geschehen wäre. So konnten sie mit Hilfe der fremden Unterstützung mit der Kraft der Angreifer mithalten und Sir Nick führte sie zu ihrem Vorteil aus dem Wald heraus. Er kannte den Kampfstil seiner ehemaligen Heimat gut und führte die Ritter somit in einen Kampf, von dem er genau wusste, wie man ihn zu gewinnen hatte.

Nach einem ersten Rückschlag kämpften Blaine und seine Leute sich ein ganzes Stück nach vorne, aber sie mussten immer noch zusehen, dass sie nicht zu weit vorrückten um das Schloss nicht zu gefährden. Nach und nach schlug auch Sebastians Strategie mehr an und je länger der Kampf dauerte, desto mehr hatte der Taktiker sie durchschaut und konnte seinen Leuten die richtigen Anweisungen geben. Es sah gut aus für Blaine, aber auch das konnte sein Gemüt in diesem Moment nicht heben, er dachte ununterbrochen an Kurt, er dachte an die Liebe seines Lebens, die in den Händen dieses Verbrechers war. Und was wenn sie den Krieg vorschnell gewinnen würden? Dann wäre Kurt wohl wertlos für sie. Was würde Hunter davon abhalten ihn dann umzubringen? Blaine wollte nicht daran denken. Er konnte auch nicht damit rechnen, er konnte den Kampf nicht strecken und damit sein Volk gefährden. Aber er musste daran glauben, dass er seinen Liebsten retten konnte. So war das Gefühl der Kämpfenden getrübt, auch wenn es für sie an den ersten Tagen gut erschien. Doch von irgendwoher schienen immer mehr Truppen zu kommen. Hunters Leute waren unzählbar und mit jedem Tag rückten mehr an, die den Prinzen und seine Freunde überrollen wollten. Sie konnten sich verteidigen, aber es sah so aus, dass sie nur gewinnen könnten, wenn Blaine den Zweikampf des Widersachers annehme…

„Ich habe nachgedacht“, meinte Sebastian an einem Abend, an dem er mit Blaine zusammen saß, „Hunter muss irgendetwas geplant haben. Sonst würde er dich nicht zu diesem Kampf herausfordern.“

„Vielleicht glaubt er auch einfach, dass er gewinnen kann“, meinte Blaine und verdrehte die Augen.

„Nein… Er hat Kurt entführt. Und wir alle wissen, was für ein verliebter und wahnsinniger Narr du bist, jetzt wohl du die Liebe deines Lebens endlich gefunden hast“, erklärte der Taktiker bissig, „Er könnte die Kapitulation augenblicklich von dir fordern und davon abgesehen, dass es dich in einen Gewissenskonflikt von gigantischem Ausmaß bringen würde, wäre es nicht einmal unwahrscheinlich, dass du dem zustimmen würdest. Warum also soll er einen Kampf fordern, und dabei die Möglichkeit einräumen, dass du gewinnen könntest und seinen ganzen Plan zu Nichte machen würdest? Verstehst du, es macht keinen Sinn, wenn da nicht etwas Größeres hinter steht!“

Der Prinz atmete tief durch: „Vielleicht… Ganz vielleicht hat Hunter aber auch mehr Ehre, als wir ihm einräumen. Und er möchte in einem fairen Kampf gewinnen. Und um diesem zu erzwingen hat er Kurt gefangen genommen, damit er sicher gehen kann, dass ich seinen Anweisungen und Regeln folge.“

„Hunter hat keine Ehre“, mischte sich Nick ein und schüttelte den Kopf, „Ich habe gesehen, wie er Leute hinrichten ließ, nur weil er Angst hatte, sie könnten besser als er sein. Er hat grundsätzlich all seine Konkurrenz vernichten wollen. Deshalb bin ich geflohen“, erklärte er und sah die Beiden an, „Es ist eher ein wahnsinniges, diabolisches Kräftemessen mit Blaine, als ein ehrvoller Kampf. Mir würde es nicht wundern, wenn zu seinen Regeln, die du befolgen musst, damit er Kurt nicht verletzt gehören würde, dass man dir Steine an die Füße bindet. Oder, dass man dir eine Hand auf den Rücken fesselt“, der Ritter seufzte leicht, „Er wird alles dafür tun, dass er gewinnt, nur damit er weiß, dass er gewonnen hat. Ganz gleich auf welchem Weg…“

„Das heißt er will nur kämpfen, damit er einen Kampf gegen mich gewonnen hat. Selbst wenn er ihn manipulieren muss, um zu gewinnen?“, versicherte Blaine sich.

„Das klingt nach dem, was ich auch über Hunter gehört habe“, meinte Sebastian ruhig und schüttelte den Kopf, „Wir müssen diesen Kampf annehmen. Uns bleibt keine Wahl… Sonst können wir den Kampf nicht gewinnen…“

„Und Kurt nicht retten!“

„Auch das“, Sebastian hielt sich den Kopf, „Wir müssen, aber taktisch würde ich dir raten, nicht zu kämpfen. Er hat Kurt in seiner Gewalt, das heißt, er kann dich zu allem zwingen. Es ist unmöglich, dass du gewinnst.“

Nick seufzte schwer: „Das ist genau der Kamp, den Hunter will. Einen Kampf, den er gar nicht verlieren kann. Das sind ihm die Liebsten.“

„Soll das heißen, wir haben schon verloren, wenn wir nicht unseren eigenen Trick planen?“, fragte der Stratege nach und legte die Stirn in Falten.

Da jedoch sprang Blaine auf: „Wir werden nichts tun! Jeder Trick, jede Absicherung, alles, was Hunter nicht so gefordert hat, riskiert Kurts Leben! Und das werden wir nicht tun!“, meinte er ernst, „Habt ihr das gehört? Sagt es! Wir werden nichts tun, weil wir Kurts Leben nicht gefährden werden!“ In diesem Moment war Blaine egal, was danach käme, aber wenn er nicht fair und ehrenhaft Kurts Leben zurückgewinnen könnte, dann hatte er es auch nicht verdient sein Volk zu retten. Und er wollte sich nicht auf Hunters schmutziges Spiel einlassen!

Die anderen Beiden seufzten schwer: „Wir werden nichts tun“, gestanden sie dann, auch wenn es ihnen nicht gefiel, welchen Entschluss ihr Prinz dort getroffen hatte. Aber was sollten sie gegen ihn tun? Es war sein Wille und sein Kampf…
 

So vergingen weitere Tage und von beiden Seiten fielen die Soldaten. Langsam schien der frühe Enthusiasmus von Blaines Rittern zu sinken angesichts der Massen, die unter Hunters Kommando standen und unentwegt auf ihre Heimat zu schritten. Es gab nur einen Ausweg; Blaine musste Hunter im Kampf besiegen, aber da war auch ihr eines großes Problem. Wie sollte das passieren? Wenn er Kurt nicht opfern wollte, dann würde Hunter ihm eine Aufgabe auferlegen, die auch für ihren Prinzen nicht machbar war und ihr Königreich fiel in die Hände des Tyrannen. Es war ausweglos und auch das zog an Blaine, aber er durfte nicht aufgeben. Er musste für sie stark sein, sonst war alles verloren. Und das war es noch nicht. Sie schlugen sich dank der Unterstützung und Nicks Sondertraining mit den Soldaten ganz ein klein wenig besser als die Angreifer, sie kamen voran. Aber sie waren zu wenige und mehr Hilfe aus anderen Ländern hatte man nicht mobilisieren können. Niemand wollte sich mit Hunter anlegen. Und so standen sie alleine vor der Übermacht.

Als Blaine dann zum verabredeten Treffpunkt aufbrach sah es sogar besser für sie aus, aber der Sieg wäre noch in weiter und verlustreicher Ferne, das wusste er, als er aufbrach. Sebastian war bei ihm. Nick blieb bei den Truppen, für den Fall Hunter würde mit ihnen ein Spiel spielen und während er sich mit Blaine traf sein Heer vernichten.

Es dauerte eine Weile, aber sie fanden die Stelle, an der sie Hunter treffen sollten. Und sie fanden auch Kurt. Blaines Augen weiteten sich als er seinen Geliebten dort gefesselt am Abgrund liegen sah. Die Tränen stiegen ihm in die Augen. Eine Hand an dem Griff seines Schwertes wollte er losstürmen, da packte Sebastian ihn am Arm und hielt ihn zurück.

„Einen klugen habt ihr da, Prinz Blaine“, schallte es aus einer Ecke und langsam trat Hunter aus den Schatten, „Und eine kluge Wahl, den Verräter hier anzutreffen hätte mich mit Sicherheit nicht so freundlich gestimmt, wie ich es gerade bin“, erklärte er und die anderen konnten nur verfolgen, wie er langsam zu Kurt hinüber trat und sie dann ansah. „Ich möchte dir noch einmal erklären, wie hier die Regeln sind: Ein falscher Schritt von euch und dein Freund hier wird hautnah miterleben können, wie tief es hier runter geht“, meinte er mit einem dunkeln Grinsen und trat mit einem Fuß auf Kurts Brust.

„Geh runter von ihm!“, zischte Blaine.

„So etwas höre ich aber gar nicht gerne.“

„Mach mit mir, was du willst, aber lass ihn gehen!“

„Das gefällt mir schon eher“, mit einem breiten Grinsen trat Hunter ein Stück zurück und sah den Prinzen an, „Zumindest scheinst du die Regeln verstanden zu haben. Und ich sehe dir an, dass du deinem Schatz nicht dabei zu sehen möchtest, wie er dort unten in der Tiefe an den Felsen zerschellt.“

Kurt zitterte schrecklich, er war geknebelt und gefesselt und er lag dort direkt am Abgrund, wo nur die kleines Bewegung in diese Richtung sein Ende bedeuten könnte. Er konnte nichts tun, aber er lag dort, ängstlich und ohne zu wissen, wie es weiter gehen könnte. Blaine blutete das Herz, wie er seinen Liebsten dort sah. „Bitte… Ich werde nichts tun, aber… Ich will nicht, dass er dort liegt und jede Sekunde um seinen Tod bangen muss. Bitte, lasst uns das unter uns klären… Ich will nicht dass er leidet, ich werde nichts tun“, versprach Blaine.

„Nette Idee, aber ich sage nein“, meinte Hunter und trat weiter auf den Prinzen zu, aber kaum hatte er von Kurt abgelassen, da kamen zwei weitere Soldaten, die ihn auf die Beine zogen und ihn nahe am Abgrund festhielten. „Aber solltest du lieb sein, dann wird ihm auch nichts passieren.“

„Was willst du?“, zischte Blaine und umklammerte sein Schwert, das immer schwerer zu werden schien. Was würde jetzt passieren. Könnte er Kurt retten?

Lachend zog Hunter seine Axt und hielt sie in das untergehende Licht. „Ich will einen Kampf“, antwortet er, „Schon vergessen? Ich will gegen Euch kämpfen und wenn ich Euch besiegt habe, dann gehört Euer Geliebter und Euer Königreich mir!“, meinte Hunter und sah ihn mit einem teuflischen Grinsen an.

„Und was sind die Regeln?“, Blaine war weiterhin misstrauisch, die Worte prallten an ihm ab, er konnte sich nicht aufregen darüber, aber er hatte Angst um Kurt, Angst vor dem, was kommen würde und es schmerzte die Liebe seines Lebens dort zu sehen, wo sie jeder Zeit tot sein konnten. Es war ein schreckliches Gefühl und unter jeder anderen Bedingung hätte der Prinz lieber gekämpft, aber er konnte nicht wählen und er musste ruhig bleiben, denn wenn er Hunter verärgerte und er konnte sehen, dass dieser nur darauf wartete, dann wäre das Kurts Ende und das durfte er nicht riskieren. Zumindest schien auch Sebastian das zu verstehen, denn er war ruhig und beobachtete nur alles ganz genau.

„Die Regeln?“, Hunter lachte auf, „Nur Ihr und ich. Was sollen da die Regeln sein? Euer Schwert gegen meine Axt. Genau hier bis einer von uns aufgibt oder in den Staub sinkt. Bis einer tot da liegt oder sich davon schleicht. Was Ihr sein werdet“, versprach der fremde Prinz mit einem breiten Grinsen, „Keine weiteren Regeln. Wir beide, ganz allein nur mit unseren Waffen. Klingt das gerecht für dich, Prinz?“

Blaine war verwirrt, das war er wirklich: Nick hatte das doch anderes gesagt, Sebastian hatte es anderes vermutet und wirklich schien der Taktiker nun doch sehr verwirrt zu sein, wenn man ehrlich war. Er schien nicht zu verstehen, was hier los war und Blaine tat es auch nicht. Das klang nach einem ehrenvollen Kampf, einer gegen einen, bis einer aufgab. Das war nur gerecht, er sollte keine Steine in den Weg gelegt bekommen, für beide dieselben Regeln. Keine Hilfe von außen und nur die eine Waffe. Kurt war also nur Hunters Versicherung dafür, dass Sebastian nicht eingriff oder Blaine noch andere Truppen hierher geführt hatte. Ansonsten wollte Hunter den gerechten Kampf, den auch Blaine sich um die Zukunft seines Königreichs und seiner Liebe wünschte. Er sah zu Sebastian, doch der schien noch immer krampfhaft den Harken zu suchen. Da nickte Blaine und lächelte seinen Widersacher an: „Ich nehme an. So sei es, nur wir beide. Um das Ende dieses Krieges und Kurts Leben.“

„Gut gesprochen“, mit beiden Händen umfasste Hunter den Griff der Axt und blickte Blaine an, „Wir beginnen. Denk an Euern kleinen Freund, denn sonst wir er es bereuen! Und das wollen wir doch alle nicht, nicht wahr? Da unten zu landen wir nämlich wehtun und es wäre sein sofortiges Ende. Und selbst sollte er durch den Sturz nicht sterben, gibt es sicherlich einige Kreaturen die ihn auch gerne lebendig zerreißen werden, also… Für sein Ableben wird gesorgt sein.“

„Seid still und lasst uns beginnen, ich will davon nichts mehr hören!“, meinte Blaine wütend.

„Aber ich will. Ich will euch beide vernichten“, in diesem Moment wurde Blaine bewusst, warum er hier war. Er sollte gemeinsam mit Kurt dort unten auf dem Boden aufschlagen, nachdem sie bodenlos die Klippe hinabgestürzt waren. Hunter wollte hier keinen Machtkampf oder sich etwas beweisen, er wollte sie einfach nur vernichten und dafür wollte er ihn auch nicht schwächen, er wollte ihn wenn es nötig war einfach nur die Klippe hinunterdrängen, darum waren sie hier. Blaines einzige Hoffnung war, dass er gewinnen könnte und damit sich, Kurt und auch sein Königreich retten könnte. Denn dieser Kampf würde nicht enden, wenn er aufgeben würde. Hunter wollte sie alles vernichten und wenn Blaine ihm nicht zuvor kam, würde er das auch tun. Davor hatte der Prinz Angst, aber er durfte nicht aufgeben, er musste sein Beste geben, denn aufzugeben war sein Ende.

Ihr Kampf begann, mit Hunters Motivation aufgedeckt fühlte sich Blaine jedoch nicht besser oder stärker oder gar im Vorteil. Im Gegenteil, wann immer sie dem Abgrund näher kamen, wurden seine Hände schweißnass und seine Arme zitterten. Es wäre nicht fair einen Widersacher in einem Schwertkampf von der Klippe zu werfen, aber es war Hunter Recht. Alles, was er wollte, war Blaine im Kampf zu töten und ihn in die Finsternis zu stürzen zählte offenbar in seinem Kopf. Blaine kämpfte für etwas anderes; fürs eine Liebe und sein Volk. Es gab ihm Kraft, aber Hunters Arm hatte so viel Kraft, dass er selbst zweifelte, ob das reichen könnte.

Ihre Klingen trafen immer wieder auf einander, Hunters Kampf mit der Axt war bemerkenswert. Nick hatte nie mit einer Axt gekämpft, aber er kannte den Stil gut. Blaine verfluchte ihn in diesem Moment, dass er es ihm nie hatte beigebracht. Denn sein Feind ging geschickt mit der Waffe um, als wäre sie gar nicht schwer und unhandlich. Und dennoch hatte er unglaubliche Kraft, um Blaine weiter nach hinten zu drücken. Dem Prinz schlug das Herz bis zum Hals, aber er wusste, dass er zu schlagen musste, er wusste, dass es an ihm lag und dass er es für seine Liebe richten musste. Nach und nach schaffte es Hunters Schläge zu durchschauen und ihnen auszuweichen. Denn wann immer er sie abfangen wollte, verlor er den Kraftaustausch. Es musste sich etwas anderes suchen. Ausweichen war eine gute Strategie, das sah er auch in Sebastians Gesicht, auch wenn dieser selbstverständlich den Mund hielt. Wobei, selbstverständlich war das nicht, aber er wollte Kurt offenbar wirklich auch nicht gefährden. Und das machte Blaine wirklich irgendwo froh, dass ihr Streit nun doch vorbei war und er wusste dass sein Taktiker ganz auf seiner Seite stand.

So versuchte Blaine den Angriffen Hunters auszuweichen und dann selbst eine Gelegenheit zum Schlag zu erlangen, nachdem der Schlag des Feindes ins Leere ging. Es funktionierte, denn Hunter war stark, aber Blaine war um einiges stärker und so lange er nicht im offenen Schlagabtausch war oder versuchte ihn mit Kraft wegzudrücken konnte er gewinnen! Er musste nur warten und dann kontern.

Nick hatte ihm gesagt, dass je länger er durchhalten würde, desto höher würden seine Chancen auf den Sieg auch steigen. Hunter war nicht für einen langen Kampf gemacht. Er hatte einige schwere und starke Schläge, aber die konnte er nicht ewig durchhalten, auch wenn er vielleicht mehr Kraft hatte als Blaine. Er musste nur durchhalten. Es war schwer, besonders, da Blaine unter Zeitdruck stand. Wer sagte ihm denn nicht, dass Hunter es sich anders überlegen würde? Kurt war noch immer in dieser Position, in der jede Bewegung sein Ende bedeute könnte und Blaine ließ sich Zeit. Er zögerte den Kampf so weit heraus, wie es nötig war um ihn zu gewinnen. Und jede Sekunde, die er länger andauerte war eine Sekunde, die Kurt Todesängste beschwerte. Blaine wollte das nicht hinauszögern, aber er wollte auch riskieren zu verlieren…

Einige unbedachte Schläge riefen Blaine jedoch wieder zur Vernunft, das war seine einzige Chance zu spielen, bis Hunter müde wurde, wenn er versuchte Kurt Leid zu ersparen, dann würde er verlieren und sein Geliebter wäre nicht mehr zu retten, also musste er an dem Plan festhalten. Es war ein mühseliger Kampf, aber Blaines Chancen auf einen guten Angriff stiegen und so schaffte er es Hunter einige Hiebe zu verpassen und ihn selbst wieder zurückzudrängen. Und nachdem Hunter einmal Schwäche gezeigt hatte, fand er nicht zurück in den Kampf. Blaine konnte es nicht glauben, aber er würde gewinnen. Er konnte es sehen und er schaffte es wirklich… Er brachte Hunter zu fall. Er richtete das Schwert an ihn und lächelte leicht. „Ich habe gewonnen“, keuchte er und sah den Feind an, „Lasst Kurt los und rückt aus meinem Land ab!“

Und Hunter staunte nicht schlecht, als er sich am Boden wiederfand und zu Blaine hochsah. Er seufzte leicht und schloss die Augen. „Nehmt die Klinge da weg, dann ist euer Freund frei“, meinte er und knurrte leicht, „Ihr habt gewonnen, ich gebe auf.“

Es war nicht zu glauben, man wollte dem nicht trauen, aber mit Kurt in dieser Position konnte Blaine es sich auch nicht erlauben zu zögern oder seine eigenen Bedingungen zu stellen. Seufzend steckte er das Schwert weg und reichte Hunter die Hand um ihm aufzuhelfen. Doch der Feind schlug seine Hand weg und sprang von selbst wieder auf die Beine. „Glaubst du wirklich, dass ich nachdem ich so weit gekommen bin, so einfach aufgebe?“, fragte er und schüttelte den Kopf, „Oh nein, Ihr mögt gewonnen habe, aber noch habe ich Macht über Euch, Prinz Blaine!“, meinte er und hob die Axt um ihm einen Schlag zu versetzten, der Blaine nach hinten zurückdrängte. Erschrocken blickte der Prinz ihn an, als Hunter bereits auf Kurt zu stürmte und ihn an der Schulter packte.

„Nein! Nein, so war das nicht abgemacht!“, , rief Blaine, als der Widersacher seinen Geliebten gepackt hatte und zu ihm blickte.

„Das mag euer Sieg sein, Prinz Blaine. Aber er schmeckt schon bitter, nicht wahr? Ihr werdet noch bereuen gewonnen zu haben“, rief er und mit einem Mal stürzte er sich gemeinsam mit dem Gefangenen in die Tiefen der Klippe.

„Nein!“, mit geweiteten Augen rannte Blaine an den Abgrund, dieses Mal hielt Sebastian ihn nicht zurück. Ob das nun daran lag, dass er selbst so geschockt war oder dass er Blaine diesen letzten Blick noch gönnen wollte, aber er ließ ihn gehen und Blaine brach an der Klippe auf die Knie. Er konnte es nicht glauben, er hatte wirklich darauf vertraut, dass seinem Freund nichts passieren würde er hatte gerecht gewonnen und dennoch hatte Hunter ihm das weggenommen, das ihm am meisten auf dieser Welt bedeutete. Das durfte nicht sein, es durfte nicht! Blaine wollte das nicht wahr haben. Hatte sich Hunter wirklich selbst geopfert, nur um ihn zu verletzten? Natürlich hatte er recht, das hier schmeckte nicht nach einem Sieg, keineswegs, auch wenn die Truppen des Westreiches jetzt kopflos waren, auch wenn sein Volk gerettet war. Endlich hatte er die Gelegenheit mit Kurt zusammen zu sein und dann nahm man ihn ihm weg. Des fühlte sich nicht wie ein Sieg an.

Er hörte Schritte hinter sich und da spürte er eine Hand auf seiner Schulter: „Tut mir leid…“, murmelte Sebastian und seufzte schwer, „Du hast alles getan, was in deiner Macht stand. Selbst wenn wir gewusst hätten, dass es so kommt, hätten wir nichts tun können.“

Aber das war nur ein schwacher Trost, nachdem sein Freund gerade in den Tod gestürzt war. Blaine fühlte sich leer und kraftlos. Doch mit einem Mal drehte sich der Wind. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn aus der Richtung der Klippe kamen einige harte Windstöße und als der Prinz den Blick hob, blickte er einem riesigen Monster ins Gesicht. Ein feuerroter Drache hob seinen Kopf im Gegenüber und dann höher in den Himmel. Auch das konnte Blaine nicht mehr Angst einjagen bis er dann entdeckte, was der Drache auf seinem Rücken trug. Dort thronte Hunter und neben ihn lag Kurt, noch immer gefesselt und am Leben!

„Überrascht, Prinz Blaine?“, lachte Hunter, „Ich habe mich dazu entschieden Euren kleinen Freund zu behalten. Solltest Ihr ihn wiederhaben wollen, besucht unser Königreich und überlegt euch ein Angebot, dass mich vielleicht überzeugen kann“, erklärte er und drückte einen Fuß in Kurts Rücken, „Ansonsten habe ich einen schönen Folterkeller für den Kleinen und ich glaube, das ist nicht in unserem Interesse, nicht wahr Prinz?“, meinte er lachend, „Ihr habt vielleicht gewonnen, aber jetzt liegt es an euch, eure Trophäe wieder zu bekommen“, erklärte er mit einem breiten Grinsen und schüttelte sich kurz vor Lachen, „Also, Prinz Blaine, vielleicht habt Ihr Interesse bald unseren Kampf wieder aufzunehmen?“, er sah ihn herausfordernd an, „Oder Ihr kommt gleich mit der Kapitulation. Es würde Eurem Liebsten gut tun.“

„Ihr Monster!“, schrie Blaine, „Ich habe gewonnen! Wenn ihr diesen Krieg weiterführen wollt, bitte! Wenn Ihr mich quälen wollt, bitte! Aber lasst Kurt frei! Ich bitte Euch!“

„Zu spät“, beantwortete Hunter und zuckte mit den Schultern, „Aber es liegt jetzt in Eurer Hand, Prinz Blaine“, meinte er noch einmal, bevor er den Drachen umlenkte. Ein letztes Mal konnte Blaine in die Augen seines Liebsten sehen, bevor das große Geschöpf sich auf den Weg machte. Den Weg, dem niemand von ihnen folgen konnte…

Einige Zeit war es vollkommen still. Blaine verzweifelte, er schüttelte immer wieder den Kopf und fluchte, dass das nicht sein durfte, leise in sich hinein. Er wollte das nicht, er hatte Kurt retten wollen, doch er hatte versagt. Selbst wenn Hunters Truppen nun abziehen würden, selbst wenn sein Königreich gerettet war, was nützte das? Was bedeutete das, wenn er nicht den Menschen bei sich hatte, den er so sehr liebte. Hunter hatte ihm das weggenommen. Er hatte es ihm geraubt und langsam stieg auch in Blaine der Wunsch auf ihn dafür leiden zu lassen, er sollte dafür bezahlen, aber in erster Linie wollte er Kurt zurück!

„Blaine…“, murmelte Sebastian, der noch immer direkt neben ihm stand.

„Wir müssen…“, murmelte Blaine, „Wir müssen ihn einfach retten, wir müssen ihn wiederholen… Sebastian, ich weiß, dass es dumm ist, aber ich kann so nicht weiter machen, wenn ich ihn nicht bei mir habe. Ich liebe ihn. Und ich will nicht dass er leidet, ich will ihn nicht aufgeben, ich kann nicht. Wir müssen zum Westreich, wir müssen dort hin und ihn retten!“, er stand auf und sah seinen Taktiker an, „Und wenn du nicht mitkommst, dann gehe ich allein, aber ich muss ihn retten und zurückholen!“

Doch auf Sebastians Lippen lag ein Grinsen: „Ich hatte schon Angst, du würdest nie fragen“, erklärte er, „Wir brauchen einen guten Plan, aber du hast ja mich. Nur nicht aufgeben, wir sind weit genug bereits gekommen.“

Blaine bekam große Augen, dann auch wenn nur langsam schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen. Es gab Hoffnung, ein wenig und er würde alles daran setzten, aber es gab noch diese Hoffnung und die würde er nicht mehr verlieren! „Auf zum Westreich“, sagte er noch einmal entschlossen und umklammerte sein Schwert, er würde Kurt retten, Hunter durfte nach alle dem nicht siegen! Und er hatte seinem Geliebten etwas versprochen! Er würde ihn heiraten, sie würden zusammen sein und dafür mussten sie zusammen sein, dafür musste er ihn retten! Und das würde er auch tun! Das wusste Blaine nun ganz genau, nichts und niemand konnte ihn mehr aufhalten. „Für Kurt…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schmusejacke
2013-10-29T12:12:55+00:00 29.10.2013 13:12
Ein anderes Haustierchen würde auch gar nicht zu Hunter passen als ein dicker, roter Drachen xD
Es war wieder ein klasse Kapitel, man konnte nicht aufhören zu lesen oder mitzufiebern. Werde auch gleich weiter lesen was so im Schloß passiert ^^


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