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Architects

Neuer One-Shot: Blaise & Neville
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen bei meinem ersten One Shot zum Bingo. Das gewählte Pairing fällt in Tabelle 1, Zeile 4, Spalte 3 und lautet in knapp und kurz Viktor/Hermione.

Charaktere: Viktor Krum, Hermione Granger
Songinspiration: Voices Off Camera (Rise Against)
Genre: Drama, Hetero
Rating: FSK 12 Komplett anzeigen

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I just need somewhere now

Vierhundertundneunzehn Tage und er konnte den Vorgarten von damals noch immer sehen. Es hatte in Strömen gegossen, ein sintflutartiger Gewitterschauer, der ihn beim Apparieren kalt erwischt und vollkommen durchtränkt hatte. Der Regen hatte die Farben der Blumen gedämpft und die Sträucher am Eingang hatten unter den Fluten die herzförmigen Blätter hängen lassen. Selbst der Geruch eines verfrühten Sommerschauers hing immer noch in seiner Nase.

Damals hatte er nur ihre Eltern angetroffen, weil sie noch oder schon wieder oder überhaupt in der Schule gewesen war – britische Feiertage waren und blieben ihm ein Rätsel.

Heute hoffte er, das hieß, er war sich nicht sicher, was er hoffen wollte.

Es regnete wieder, doch die erfrischende Stimmung blieb aus. Es war ein kriechender Nieselregen, der ihn genauso durchweichte, wie der Platzregen im letzten Jahr. Die Natur erschien ihm genauso grau, wie der Himmel. Der Rasen des Vorgartens war gemäht, doch die Blumen des letzten Jahres hatten entweder schon abgeblüht oder aber waren dieses Jahr gar nicht gewachsen. Britische Pflanzen waren ihm genauso ein Rätsel, wie die Feiertage, also hatte all dass möglicherweise seine Richtigkeit. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass dieser Ort irgendetwas – oder irgendjemanden – vermisste.

Vielleicht zögerte er deshalb, als er das Vordach über der Tür erreichte. Für einen Moment beäugte er die Klingel kritisch, so als würde sie ihn beißen können, wie die Glockenschnüre, die sich manche Reinblüter in seiner Heimat hielten, um Muggel abzuwehren. Doch nein, das war Quatsch. Ihre Eltern mussten keine Muggel abwehren und selbst wenn die Notwendigkeit dazu bestanden hätte, fehlte ihnen die Magie.

Er drückte den Knopf.

Das Läuten, das folgte, echote viel zu laut durch das Haus und ließ die Stille, die ihm folgte dröhnen.

Vermutlich hätte er nicht kommen sollen. Immerhin – es war vierhundertundneunzehn Tage her. Vierhundertundneunzehn Tage, in denen er vor alten Dämonen geflohen war, während sie die Welt rettete, zumindest die britische. Sein Platz war auf dem Quidditchplatz, ihrer jetzt möglicherweise überall nur nicht hier. Natürlich nicht – das Ministerium verlangte nach ihr, ihre alte Schule, ihr Freund.

Er war zu spät, mindestens dreihundert Tage.

Seufzend wandte er sich ab, doch bevor er unter dem Vordach hervortreten konnte, hörte er das Öffnen der Tür, dann Stille, für einen Herzschlag lang. Zwei. Drei.

„Viktor? Ich – Was machst du hier?“

Langsam drehte er sich soweit zurück, dass er sie sehen konnte. Sie war nicht mehr gewachsen, nur ihre braunen Haare erschienen ihm noch länger, als bei ihrem letzten Treffen. Sie wirkte überrascht, doch der erfreute Glanz ihrer Augen, den er so vermisste, die Hibbeligkeit, das davon herrührende leichte Beben in ihren Locken – all das blieb aus.

Er lächelte trotzdem, versuchte es zumindest.

„Hermyow-ny“, erwiderte er und schalt sich noch im gleichen Augenblick einen Narren, ihren Namen immer noch nicht richtig aussprechen zu können. „Ich – war in der Nähe und ich dachte, nun, ich würde dich gern wiederse‘en.“

Sie zog die Augenbrauen hoch, so als glaube sie ihm kein Wort. Er kannte die Geste, genauso, wie er sich an all die anderen Gesichtsausdrücke erinnerte, die er in den letzten Jahren hatte sehen dürfen. Es war nicht unbedingt einer seiner Lieblingsausdrücke, doch er konnte es ihr nicht verübeln – es war ja auch eine kleine Lüge, wenn man es so sehen wollte. Vielleicht war ‚in der Nähe‘ auch nur ein sehr weitläufiger Begriff.

„So?“, fragte sie, klang allerdings nicht böswillig.

„Ich hatte ein Spiel, in Montrrose.“

Noch eine Lüge. Es war vielleicht ein Spiel im wörtlichen Sinne, aber eigentlich war ‚Massaker‘ der passendere Begriff. Diese verdammten Elstern hatten mit ihnen die Torposten gewischt, wie sonst nur mit Drittligisten.

„Oh – ich hoffe, das Spiel lief gut?“

„Ja“, antwortete er. „Für Montrrose.“

„Oh. Ähm“, sie warf einen Blick hinter sich, „ich – komm doch rein, wenn du möchtest. Ich weiß, es ist im Moment vielleicht ein bisschen leer, aber ich habe einen Tisch und zwei Stühle. Oh und Tee.“
 

Im Gegensatz zu ihm log sie nicht.

Bereits als er den Flur betrat, wurde ihm klar, dass sie das mit dem Tisch, den zwei Stühlen und dem Tee ernst meinte. Er war ein paar Mal in diesem Haus gewesen, meistens vor oder nach einem seiner Quidditchspiele, und immer hatte es die eine oder andere kleine Veränderung gegeben – ein Photo mehr, ein anderer Blumenstrauß, ein neuer Teppich. Heute erkannte er den Flur nur an der alten Tapete, die immer die gleiche geblieben war.

Dort, wo Mrs. Granger seinerzeit liebevoll Photos der Familie arrangiert hatten, kündeten heute nur helle, rechteckige Flecken von entfernten Bilderrahmen. Die kleine Kommode, auf dem immer bunte Sträuße standen, fehlte genauso, wie der Schlüsselkasten, auf den eine Fünfjährige bunte Schmetterlinge gemalt hatte.

In der Küche gab es nicht mehr als eine fest in der Wand verankerte Spüle und die Möbel, die Hermione ihm versprochen hatte. Er erinnerte sich an die Küche als einen sonnigen Ort, mit Schränken aus hellem Holz und einem Kuchen im Muggelbackofen. Vielleicht lag es auch einfach an der einsetzenden Dämmerung und am tristen Wetter, doch heute versank der Raum im Dämmerlicht. Ansonsten lag es möglicherweise auch einfach an seiner Stimmung und an ihrer.

Einen Moment lang stand er einfach nur in der Flurtür, unschlüssig, ob sie die Nähe überhaupt wünschte. Vermutlich nicht. Er trat letztendlich trotzdem zu ihr an dem Tisch, während sie mit einem ihm fremden Zauberstab Wasser in zwei Tassen erhitzte. Der Zauber wirkte fahrig und ihre Hände zitterten leicht, ob wegen des Stabes oder aus anderen Gründen vermochte er nicht zu sagen.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er, etwas dass ihm gleich darauf Leid tat.

Sie zuckte zusammen. Das Wasser schlug Blasen und spritzte überall hin. Er hörte, wie sie vor Schmerz die Luft einsog. Er trat eilig noch einen Schritt vor, nur um dann nicht zu wissen, was er tun sollte.

„Entschuldige –“

„Entschuldige!“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich – der Zauberstab … ich habe meinen alten verloren und der hier ist völlig ungeeignet für Haushaltszauber. Ich sollte eine gute Gastgeberin sein und für dich einen Trocknungszauber sprechen, aber am Ende zünde ich dich damit noch an. Ich –“

Sie beendete den Satz nicht, stattdessen atmete sie tief durch. Kurz trafen sich ihre Blicke und er sah ihre Augen verräterisch glänzen. Er lächelte, doch es fühlte sich schief an.

„Das ist nicht schlimm. Ich bin ein furchtbarer Gast- Ich habe nicht einmal ein Geschenk mitgebracht. Ich mach das, ja?“

Hermione schob ihre Unterlippe vor, sicher eine unbewusste Geste, doch er ließ sich nicht beirren. Er zog nun selbst seinen Zauberstab, sprach einen knappen Trocknungszauber, bis der Stoff nur noch klamm war – nicht trocken, denn auch er fürchtete, sich anzuzünden, wenn auch aus anderen Gründen – und zog dann die Tassen zu sich. Er nahm sich Zeit dafür, das Wasser zu erhitzen. Es war nicht so, dass er ein schlechter Zauberer war – nur das mit den Blasen, das hätte ihm auch mit seinem eigenen Zauberstab passieren können. Haushaltszauber waren in Durmstrang nie eines der Hauptfächer gewesen.
 

Schließlich kochte das Wasser träge vor sich hin und er warf die beiden bereitliegenden Teebeutel ein. Erst dann setzte er sich und blickte wieder zu ihr auf. Sie zitterte immer noch, auch, nachdem sie seinem Beispiel folgte und sich auf den anderen Stuhl fallen ließ. Sie schob die Unterlippe jetzt noch ein bisschen weiter vor und dass sie die Arme gerade jetzt vor der Brust verschränkte, erschien ihm auch nicht sonderlich zufällig.

Tatsächlich kam sie gleich zum Punkt.

„Na los. Stell deine Frage, Viktor. Ich weiß, dass du sie stellen willst.“

Eigentlich hatte er mehr als nur eine Frage und eigentlich war er sich auch nicht sicher, ob er überhaupt eine davon stellen wollte – weil er sich dumm dabei vorkam, was nichts neues war, weil er sich vor der Antwort fürchtete und weil es ihn den meisten Fällen rein gar nichts anging. Er seufzte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Wasserhahn über der Spüle tropfte. Noch etwas, das so nicht hätte sein sollen. So vieles, das so nicht hätte sein sollen.

Vermutlich hing das alles zusammen. Er gab sich einen Ruck.

„Deine Eltern – sind sie …“

„Tot?“, beendete sie seine Frage. Er spürte sich dumpf nicken, nahm den Blick aber nicht von dem Tropfenden Wasserhahn.

„Nein. Das heißt – ich weiß es nicht. Letztes Jahr, das heißt, vor der Übernahme des Ministeriums durch Voldemort … Mir war klar, dass die Todesser mich verfolgen würden, bei dem, was ich vorhatte, und dass ich sie damit in Gefahr bringe. Also …“

Sie verstummte. Natürlich hätte er sie drängen können, fortzufahren, doch er wusste es besser. Immerhin war er selbst wegen der verschiedensten Gründe zu den meisten Zeiten sprachlos bis wortkarg, nur dass seine Grunde ihm jetzt ziemlich erbärmlich erschienen. Sie verfolgten ihn seit 1994, das hieß nein, zumindest ein Teil von ihnen verfolgte ihn schon länger. Nur die Erinnerung darüber, die Kontrolle zu verlieren, zu tun, was jemand anderes ihm Befahl und sich nicht widersetzen zu können, die hatte sich erst während des Trimagischen Turniers dazugesellt. Die anderen Ängste waren älter. Wirklich verändert hatten sich nur Rettungsseile, nach denen er seine Hände ausstreckte, und das nicht zu seinen Gunsten.

Die neuen Seile, die, die ihn noch heute antrieben, waren längst außer Reichweite. Es gab einfach keine anderthalbtausend Meilen langen Seile. Die alten hingegen hatten ihren sichernden Halt längst verloren, das hatte er zuletzt in Montrose erleben dürfen. Sein Verein hatte versagt und die Schuld fiel immer auf den Sucher und den Hüter zurück. Vermutlich zu Recht. Oberreit und er hatten grottig gespielt und das zumindest in seinem Fall nicht zum ersten Mal in der laufenden Saison.

Vorsichtig streckte er die Finger aus und griff nach der Tasse. Vermutlich würde der Tee nicht schmecken, aber er nippte trotzdem an der heißen Flüssigkeit, die längst zu lange gezogen hatte.
 

„Vielleicht solltest du erst deine Fragen stellen“, schlug er vor. Nicht, dass er wirklich bereit war, ihre Fragen zu beantworten.

Vermutlich nickte sie, zumindest stellte er sie sich so vor. Ein knappes Nicken, braune Locken, die ihr ins Gesicht fielen und die sie entschlossen wieder hinter ihr Ohr strich, bevor sie antwortete. Ob sie all das tat, er wusste es nicht. Sein Blick klebte immer noch auf dem Tropfenden Wasserhahn. Vielleicht tat sie es ja tatsächlich. Er mochte das Bild. Es stand ihr besser, als die verheulten Augen und das Beben in den Schultern.

„Warum bist du hier? Bitte versteh mich nicht falsch – ich freue mich, dass du da bist. Es ist nur … hättest du mir Bescheid gesagt, hätten wir uns woanders treffen können, als … hier.“

Jetzt blickte er doch zu ihr zurück, auch wenn er es vermied, ihr in die Augen zu sehen.

„Ich hätte dir Bescheidd gesagt – hätte ich …“, er schüttelte den Kopf, „nach dem Spiel. Ich konnte das alles nicht mehrr aushalten. Ich wusste nicht, wohin.“

Denn seine Rettungsseile endeten hier.

Jetzt, wo er an diesem Tisch saß und ihre Tasse in den Händen hielt, fragte er sich, warum er überhaupt gekommen war. Um sich zu retten? Möglicherweise – nur ob die Seile seine Rettung waren oder das Durchschneiden derselben – er wusste es nicht.

„Läuft die Liga so schlecht?“

„Montrose ist im Finale.“

Sie waren höchstens in den Zeitungen, mit Spott, den er nicht lesen wollte. Genauso wenig, wie er die Artikel der letzten Wochen hatte lesen wollen. Leider hatten seine Sprachkenntnisse mit seiner Zeit im Profisport exponentiell zugenommen. Bulgarisch, Russisch, Englisch, Deutsch, mittlerweile auch Polnisch und Spanisch, ein bisschen Französisch dank Fleur. Er würde immer eine Zeitung finden, die er verstand. Nicht, dass die meisten Bilder nicht ohnehin für sich sprachen, über jegliche Sprachgrenzen hinweg.

„Man stellt sicher ziemliche Ansprüche an dich und dein Team.“

„Das Finale ist gegen Heidelberg. Es hätte das erste deutsch-deutsche Finale in der Intereuropean League of Quidditch seit siebenundachtzig Jahren sein können.“

Sie hob die Tasse und nahm einen knappen Schluck. Hinter der Tasse sah er sie leise lächeln.

„Nun, hier wird dich niemand suchen.“

Er nickte.

Wenn man ein berühmter Quidditchspieler war, war nichts so weit entfernt, wie die Muggelwelt vor der eigenen Haustür. Nicht einmal New York oder Nowosibirsk.

„Ich hatte gehofft, vielleicht etwas bleiben zu können. Ich verschwinde morgen früh, wenn du willst. Es ist nurr, ich weiß nicht wohin sonst.“

Die Stille, die folgte, zog sich in die Länge. Er hätte sie in seiner Tasse ertränken können, doch er fand keine Worte, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie musste es so verstehen, all das, was er nicht ausdrücken konnte. Die Gründe, warum er seine Augen nicht schließen wollte. Die unsichtbaren Leinen, die ihn an sie banden, wie einen Ertrinkenden.

Vielleicht konnte sie es, heute.
 

Irgendwann stellte sie die Tasse zurück auf den Tisch. Sie klirrte laut auf dem Holz, aber vielleicht war das auch nur Einbildung. Genauso, wie das Echo des über die Fliesen kratzenden Stuhls, als sie aufstand.

„Ich habe oben noch eine Matratze.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo und danke, dass ihr euch für meine Geschichte entschieden habt. Ich hoffe, sie hat euch gefallen. Wenn ja, dann freue ich mich jederzeit über Kommentare, Favoriten und Empfehlungen. :)
Nur für die YUAL-Jury möchte ich euch bitten, mich nicht vorzuschlagen. Sagt mir stattdessen doch einfach, welches Pairing aus dem Pairing-Bingo euch reizen würde, und wenn es nur reizend wie Senfgas ist.

lg
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2013-05-12T22:02:08+00:00 13.05.2013 00:02
Viktor x Hermione zum warm werden also. 
Die Wahl überrascht mich nicht und ich finde die Story ganz gut gelungen. Wenn gleich mich der Rest auf deiner Liste zugegebenermaßen mehr interessiert als die zwei Turteltauben^^

Was mich pairingtechnisch aus den Tabellen interessiert, ist glaub ich recht schnell aufgezählt:
Rita x Sirius finde ich - wie gesagt - interessant, James x Igor hab ich mir ja selbst ausgesucht, Flitwick x Tom Riddle find ich merkwürdig, aber ich würde es wohl lesen, Poppy x Minerva und Rita x Rolanda ebenfalls.

Ebenfalls interessant finde ich Igor x Narcissa, aber das Paar hat es ja leider nicht mit in die Liste geschafft.
Antwort von: Arcturus
13.05.2013 07:51
Viktor / Hermione zum Warm werden, ja. :3
Hätten sie mich nicht bei Zeiten rausgeworfen, ich denke, die FF hätte noch länger werden können.

Und ja, Flitwick/Tom ist merkwürdig und dass du auf Pairings mit Mdm Hooch stehst, wundert mich jetzt nicht zwingend. XD


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