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Luftpiratenprinzessin

~ Die Legende von Rainbow-Island ~
von

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Prolog

Raschelnd verwehte der Wind die vergilbten Seiten des alten Logbuches auf dem Schreibtisch in der Kapitänskajüte. Eine einzelne Kerze, spendete flackerndes Licht und dunkle Schatten tanzten über die, in einer winzigen Schrift, gefüllten Seiten.

Als sich die Tür der Kajüte öffnete, erlosch das Flämmchen. Schritte hallten von den Wänden wider und im dämmrigen Licht des endenden Tages war ein Schemen zu sehen. Eine große Männerhand griff nach dem Buch und strich die Seiten glatt. Erst dann entzündete er die Kerze auf ein Neues.

Sakume Shinoma, Kapitän der Yellow Stone, legte das Buch zurück auf seinen Schreibtisch, der vor Karten schier überquoll. Fast zärtlich strich er über den Einband, der an den Kanten bereits starke Gebrauchsspuren zeigte, ehe ein lautes Krachen ihn zusammen zucken ließ.

Eiligen Schrittes verließ er seine Kajüte und trat auf das Deck seines Luftschiffes. Drei Orangen rollten ihm vor die abgewetzten Stiefel und schnell sah er, was den Lärm verursacht hatte.

„Akiru. Du sollst die Kisten verladen und mir nicht mein Schiff auseinander nehmen.“, sagte er und rieb sich dabei die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger um die aufkommenden Kopfschmerzen zu vertreiben.

„‘Tschuldigung Käpt’n.“, erklang es nur verlegen lachend von dem jungen Mann, der sich dabei den Hinterkopf rieb. Sakume hielt große Stücke auf jeden seiner Mannschaft, immerhin segelte er schon seit Jahren mit ihnen und würde jedem blind sein Leben in die Hände legen, aber doch gab es Momente in denen er jeden am liebsten auf den Mond schießen würde.

Am meisten traf es in diesen Überlegungen Akiru, den blonden Kanonier seines Schiffes. So tüchtig er auch war, im Umgang mit den Waffen und den anderen Arbeiten die auf der Yellow Stone anfielen, so tollpatschig war er auch. Sakume war jedes Mal froh, wenn weder einer der Crew, wozu er in den Momenten auch Akiru zählte, noch das Schiff großen Schaden davon trugen.

„Beeil dich einfach. Wir wollen mit den Abendwinden lossegeln.“, sagte der Kapitän nur resignierend und trat an die Reling. Der Wind strich ihm durch die schwarzen Haare und über die sonnengebräunte Haut. Einfach herrlich. Kurz genoss er dieses Gefühl, bevor er seinen Blick über die Stadt zu seinen Füßen schweifen ließ.

Majestätisch, geschaffen aus goldfarbenem Sandstein erhob sich das Schloss der kaiserlichen Familie des Südreiches vor ihm. In vielen der zahllosen Fenster brannten Lichter, aber der Blick des Kapitäns verweilte nur auf einem Fenster. Es unterschied sich einzig in dem Punkt von den anderen, dass hinter den beleuchteten Scheiben eine zierliche Frauengestalt stand. Das leuchtend saphirblaue Kleid, sah Sakume sogar von hier aus und auch wenn er ihn nicht sehen konnte, so wusste er doch, dass die Königin des Südreiches, die Dame hinter dem Fenster, Sirane Rhenoka, auf ihrem Arm ihrer beider Kind hatte. Der Knabe war schon drei und sah seinem Vater viel zu ähnlich. Diese Tatsache bereitete Sakume Bauchschmerzen, denn wenn man so offensichtlich sah, wessen Kind er war, wäre das weder für den Jungen noch für ihn gesund. Denn Sakume war kein Händler, er war kein Marineoffizier. Er war Pirat, ein Luftpirat und seit fünf Jahren auch neuer Piratenkönig und Oberhaupt des geheimen Piratenrates der vier Windrichtungen. Er war der meistgesuchteste Verbrecher im Luftraum der vier Kaiserreiche, vielleicht sogar bis darüber hinaus.

In seiner Position hatte man einfach Feinde und Neider, die seine Beziehung und die Tatsache, dass er Kinder hatte schamlos ausnutzen würden. Aber er liebte seine Frau, auch wenn sie nicht verheiratet waren, denn das hätte für ihn bedeutet an Land zu bleiben und mit Sirane das Südreich regieren zu müssen. Auch liebte er seine Kinder. Den dreijährigen Sohn Sabusu und seine zweijährige Tochter Sasukina, sein kleines Röschen. Sakume seufzte wehmütig und wand schließlich schweren Herzens den Blick ab.

Akiru hatte die Laderampe hochgezogen und sicher vertäut. Der Rest seiner Mannschaft hatte sich an Deck versammelt und war bereit die nötigen Befehle zu empfangen. Sie waren nicht viele, gerade einmal sieben Mann zählte seine Mannschaft. Aber Sakume wusste das jeder einzelne seiner Freunde mindestens zwei bis 4 Männer auf wiegte. Er hatte ihnen feste Verantwortungsbereiche zugeteilt, doch war jeder einzelne im Stande auch in anderen Bereichen problemlos zu Recht zu kommen.

Neben Akiru Shikane, seinem blonden Kanonier, zählte zu seiner Crew auch noch Kioma Chioma, der dafür sorgte, dass das Schiff in Schuss blieb und die Skygleiter immer einwandfrei und einsatzbereit waren. Neben dem rothaarigen Mechaniker, stand der Koch beziehungsweise Schiffsarzt Koral Raikane. Von der Mannschaft würde er allerdings des Öfteren auch Giftmischer gerufen, denn seine Spezialität war es, seine Feinde zu vergiften, mit den Tränken und Seren die er meist gleichzeitig, mit der Mahlzeit für die Mannschaft zubereitete.

Neben Koral, die Arme verschränkt und stets grimmig blickend, wartete Neon Chimade auf die Befehle des Käpt’n. Er war derjenige mit dem Sakume oft Nächte lang über Luftkarten gebeugt hing und mit dem er den besten und schnellsten Kurs ausdiskutierte. Diese Diskussionen hätten schon mehr als einmal in einer wilden Rauferei geendet, wenn nicht Topaz Yukase in letzter Sekunde dazwischen gegangen wäre. Er war der Älteste unter ihnen und der Ruhepol des Schiffes. Fasst immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen, jeder mochte ihn und ab und an holte auch Sakume sich einen Ratschlag von ihm.

Der letzte Mann in der Reihe vor ihm, war sein erster Maat und bester Freund seit Kindertagen. Nejiru Saiteki war der jüngste Sohn von Nejima Saiteki, dem alten Piratenkönig. Sakume hatte seinen Sohn auf dem Schiff des Mannes kennen gelernt und zusammen hatten sie mehr als eine Dummheit angestellt. Als Sakume dann zum König erklärt wurde, war Nejiru schon ziemlich enttäuscht gewesen, aber ihrer Freundschaft hatte das keinen Abbruch getan und so war, der zwei Jahre jüngere Mann, mit ihm gegangen und seit dem seine rechte Hand.

„Lichtet den Anker! Setzt die Segel!“, rief er den Männern zu.

„Kurs in Richtung Tangula!“

„Aye Käpt’n!“, erklang es gemeinschaftlich von der Mannschaft, ehe das gewohnte Geräusch von eilig laufenden Stiefeln auf Holzplanken zu vernehmen war und jeder Mann auf seinen Posten eilte.
 

Es war bereits Nacht. Die Sterne standen silbrig funkelnd am fast wolkenlosen Himmel. Friedliche Stille umfing die Welt, als je lautes Gejohle und Gelächter zu vernehmen war. An Bord der Yellow Stone hoben die Männer um Kapitän Sakume die Flaschen und genossen die Freiheit. Jeder einzelne dieser Männer liebte seine Familie aber noch mehr als Frau und Kind liebten sie den süßen Geschmack der Freiheit, die ihnen die Luftpiraterie versprach.

Darum, so war es Brauch, wurde nach jedem Landgang ein üppiges Fest gefeiert. Immerhin waren die Vorräte da noch frisch und der Rum noch kühl. So war es auch in dieser Nacht. An Deck der Yellow Stone hatte die Mannschaft einen großen Eichentisch aufgestellt. Einige Stühle und leere Rumfässer dienten als Sitzmöglichkeiten. Je mehr sie tranken umso derber wurden die Späße unter ihnen, doch sollte die ausgelassene Stimmung bald ein jähes Ende finden.

Der Erste der es bemerkte war Akiru. Man hatte ihn in den Laderaum geschickt um neuen Rum zu holen, immerhin hatte er die letzte Flasche geleert. Leicht schwankend, steuerte er die Fässer an, doch ehe er die Flaschen wieder füllen konnte, hörte er ein zartes Glucksen und Wimmern. Mit pochendem Herzen sah er auf und versuchte im Dämmerlicht der mitgebrachten Kerze die Quelle des Geräusches auszumachen. Leise schlich er an den vollen Säcken und Kisten entlang, doch hörte er nichts mehr und als heftiges Poltern, gefolgt von schallendem Gelächter von überdeck zu ihm hinab dröhnte, glaubte er schon, sich das Wimmern nur eingebildet zu haben.

Er zuckte also mit den Schultern, wollte die Flaschen füllen und zurück an Deck, als das Wimmern wieder erklang und nun auch noch anschwoll zu dem unverkennbaren Geplärr eines kleinen Kindes.

Der Kanonier fuhr abrupt herum und stürmte auf die Ecke zu aus der er das Geschrei hörte. Er wühlte sich durch mehrere Bündel Trockenfleisch ehe er da, zwischen den Tüchern ein kleines Kind liegen sah, dass ihn nun mit großen blauen Augen neugierig musterte.

Akiru beschaute sich das Kleine kurz, ehe er erleichtert durchatmete. Das Kind hatte keine Verletzungen oder ähnliches, gut. Wieder sah er zu dem Baby hinab und hob es dann sehr vorsichtig aus seinem unfreiwilligen Bettchen.

„Na du kleiner Fratz, wie bist du denn auf unser Schiff gekommen?“, fragte er das Kind. Natürlich erwartete er keine Antwort. Das Mädchen, denn nur Mädchen wurden in diesem Alter so niedliche Kleidchen angezogen, sah ihn mit großen Augen an. Akiru kannte das blau ihrer Augen irgendwoher, doch wollte ihn, mit seinem alkoholumnebelten Verstand, beim besten Willen nicht einfallen woher.

Plötzliches Gepolter auf den Stufen riss den Kanonier aus seinen Gedanken und er sah auf.

„Mensch Akiru. Wie lange brauchst du denn um so ein paar Flaschen voll zu machen?!“, erklang die laute Stimme des Kapitäns. Sakume hielt sich am Geländer fest und man hörte, dass seine Zunge ihm schon reichlich schwer geworden war.

„Käpt’n ich hab keine Ahnung wie sie hier her kam, ehrlich.“, beteuerte er und hielt das Kind fast wie ein giftiges Tier von sich.

Sakume sah verwirrt auf und bemerkte erst jetzt das Kleinkind in den Händen von Akiru.

„Oh Akiru, nein.“, seufzte der Kapitän der Yellow Stone und seine dunkelblauen Augen, trafen den Blick des kleinen Mädchens. Freudig quietschend strampelte sie und streckte die Ärmchen aus.

„Papa!“

Kapitel 1

Blauer Himmel, eine warme Brise und der Geruch von salzigem Wasser und Freiheit. Sasukina atmete diesen Duft tief in ihre Lungen und schloss dabei genießend die Augen. Das rosafarbene Haar wehte im Wind als das schlanke Mädchen sich mit einer Leichtigkeit auf den Kopf des goldenen Seeadlers schwang, der die Galionsfigur der Yellow Stone darstellte. Mit einer Hand in den Tauen lehnte sie sich nach vorn, den Blick in den Wolken unter ihr. Sie hielt Ausschau nach ihrer besten Freundin und treuesten Begleiterin. Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie zwischen den weißen Wolkenbergen, etwas türkisblau aufblitzen sah. Mit ihrer freien Hand angelte sie aus ihrem Hemd eine kleine Knochenpfeife und legte sie an die Lippen. Doch ehe Sasukina ihr auch nur einen Ton entlocken konnte, ließ der wütende Ruf eines Mannes, der von überdeck kam, sie zusammenschrecken und beinahe den Halt verlieren.

Anklagend sah sie hinauf und direkt in die dunkeln Augen ihres Vaters, Sakume, dem Kapitän der Yellow Stone.

„Sasukina Shinoma! Komm augenblicklich wieder an Bord oder du verbringst die Nacht im Krähennest!“, fauchte er sie an. Sein Gesicht war vor Zorn gerötet und auf seiner Stirn zeigte sich die Zornesfalte, die sie als kleines Kind, mit winzigen Fingern immer wieder versucht hatte glatt zu streichen. Auch wenn der stolze Kapitän und Piratenkönig erst 32 Jahre alt war, hatten Wind und Wetter und vor allem die Sorge um seine Tochter, ihm schon einige Fältchen ins Gesicht gegraben.

„Aber Papa! Ich wollte mit Saphir noch ein zwei Runden fliegen!“, rief das Mädchen protestierend zurück und dachte nicht im Traum daran, zurück an Deck zu klettern.

„Nichts da. Du kommst wieder hier rauf oder die überdimensionale Eidechse wird auch die nächsten Wochen allein fliegen müssen, weil du dann Koral beim Kartoffeln schälen helfen wirst!“

Von unterhalb des Schiffes war ein tiefes Grummeln zu hören, welches dem Kapitän signalisierte, dass Saphir, die Drachendame an Sasukinas Seite, ihn sehr wohl gehört hatte und mit dem Kosenamen, den er ihr gab, überhaupt nicht einverstanden war.

„Man Papa, du bist so gemein.“, protestierte sie, doch fügte sie sich schließlich. Es war weniger schlimm für sie und Saphir, wenn sie einen Tag nicht flogen, als wenn sie eine Woche nicht zusammen durch die Wolken segeln konnten. Das Mädchen wusste, dass ihr Vater das, ohne mit der Wimper zu zucken, wahr machen würde. Aber sie wusste auch, dass er sie nach der Hälfte der verbüßten Zeit immer wieder gehen lassen würde, immerhin konnte er ihr, seiner süßen Tochter, einfach nicht lange böse sein. Und das nutzte das Piratenmädchen des Öfteren zu ihrem Vorteil.

Als ihre Stiefel das Holz des Decks berührten, sah sie trotzig zu ihrem Vater auf. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und der grüne Kristall an seiner Kette, glitzerte im Sonnenlicht. Wie oft hatte sie als kleines Kind, diesen Stein vor Augen gehabt, wenn sie sich an seine Brust gekuschelt hatte, während er ihr Geschichten von ihrer Mutter erzählte.

„Manchmal frage ich mich von wem du diesen Hang zu Waghalsigkeiten hast.“, sagte er und sah sie finster an.

‚Von dir, mein lieber Vater.‘, lag ihr schon auf den Lippen, aber sie schluckte die Worte wieder herunter. Er war schon böse, sie wollte es sich nicht mit ihm verscherzen. Vor allem nicht heute, denn heute war immerhin ihr zwölfter Geburtstag, auch wenn ihr Vater den vergessen zu haben schien, sowie alle anderen Männer auf der Yellow Stone. Sie hegte aber dennoch die leichte Hoffnung, dass der Mannschaft noch einfallen würde, dass sie ihr vergessen hatten zu gratulieren. Bis jetzt hatten sie noch keinen Geburtstag vergessen.

„Du gehst jetzt auf dein Zimmer und räumst da auf. Auf einem Schiff hat immer strickte Ordnung zu herrschen, denn ein unordentliches Zimmer, zeugt von einem Unordentlichen Herzen.“, sagte er.

Sasukina unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen. Wenn einer unordentlich war, dann ihr Vater. Auf seinem Schreibtisch und in der Kajüte herrschte des Öfteren ein solches Chaos, dass, wenn er doch mal den Tisch aufräumte, er Speisereste darunter fand, die mittlerweile ein Eigenleben führten. Aber natürlich stritt der Kapitän das regelmäßig ab. Für ihn war es seine „ganz spezielle Art der Ordnung“. Er fand ja auch immer alles, egal unter welchen Tonnen von Büchern, Papieren und Luftkarten, das gesuchte Stück vergraben lag.

„Aber Papa! Mein Zimmer ist überhaupt nicht unordentlich!“

Sakume musste nur eine Augenbraue heben, dass das Mädchen sofort einlenkte.

„Naja, höchstens ein wenig unorganisiert eingerichtet.“, sagte sie. Sie hatte es geschafft. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen verschwand und ein Lächeln zierte sein Gesicht, was ihn gleich um Jahre jünger machte.

„Den muss ich mir merken.“, murmelte er schmunzelnd, bevor er dann wieder ernst wurde, das Lächeln aber immer noch in seinen Augen zu sehen war.

„Dann geh bitte dein Zimmer neu durchorganisieren.“

Sasukina seufzte und fügte sich in ihr Schicksal, auch wenn sie lieber auf Saphirs Rücken durch die Wolken geflogen wäre.
 

Am frühen Nachmittag zog von Westen her eine Gewitterfront auf. Dunkle Wolken türmten sich Meter hoch vor der Yellow Stone. Blitze zuckten und erleuchteten in kurzen Abständen die Sturmfront.

Sakume verzog nachdenkend den Mund. Sie hatten eigentlich Zeit, er könnte die Front umfahren, zumal die Geburtstagsfeier seiner Tochter ja an Deck stattfinden sollte. Die Männer waren bereits dabei den Tisch und das Deck zu schmücken. Zum Glück hatte er Sasukina unter einem Vorwand unter Deck gelockt, dass sie in Ruhe hier arbeiten konnten. Auch wenn er dafür ihr Zimmer selbst etwas verwüstet hatte. Er würde sich noch bei ihr dafür entschuldigen müssen. Er war sich aber sicher, dass sie ihm das verzeihen konnte, auch wenn sie kurz schmollen würde.

Den Blick wieder auf die schwarzen Wolken gewandt, legte er die Stirn wieder in Falten. Irgendetwas stimmte mit diesem Gewitter ganz und gar nicht. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie ihm nicht davonfliegen konnten, aber warum, das konnte er sich nicht erklären.

Die Yellow Stone war mit eines der schnellsten Luftschiffe im Luftraum der vier Kaiserreiche. Sie konnten sogar Tsunamis und Wirbelstürmen davonfliegen, warum sollte es also gerade bei diesem Gewitter nicht klappen?

Mit einer Drehung des Steuerrates, änderte er den Kurs des Schiffes, dass sie Richtung Osten flogen. Bei dem kurzen Wendemanöver hörte er etwas übers deck rollen und sah wie Akiru zwei Äpfel nachhechtete, die ihm scheinbar aus dem Fass gesprungen waren.

Das Gewitter hatten sie nun im Rücken und Sakume wollte die Winde nutzen um die Geschwindigkeit der Yellow Stone zu erhöhen. Wie hätte der Kapitän auch ahnen können, was sich wirklich in den schwarzen Wolken verbarg?

In der Gewitterfront, zwischen Blitzen und regenschwangeren Wolken versteckte sich ein Schiff. Der Rumpf war von dunklem Holz. Am Bug des Schiffes diente der Oberkörper eines schaurig anzusehenden Drachens als Galionsfigur. Die Segel waren zum zerreißen gespannt und so schwarz wie die Seele des Kapitäns. Auf dem Hauptsegel leuchtete ein Totenschädel umrahmt von hellblauen Flammen. Über die, vom Regen glitschigen Planken, eilten die Matrosen und versuchten mit gewachsten Planen und gefetteten Tüchern die Kanonen und Pulverfässer trocken zu halten.

Die Black Soul segelte selten in Gewittern um sich an ihre Beute heran zu schleichen. Ihr Kapitän nutzte lieber den Totenwinkel der Beute und folgte ihr wie ein Schatten, bis der Zeitpunkt reif war. Doch dieses Mal hatte Soul Mikase, Kapitän der Black Soul, sich dafür entschieden, das Gewitter für seinen Vorteil zu nutzen. Seit Tagen harrten sie hier schon aus und warteten darauf, dass ihnen ihre Beute vor die Nase segelte.

„Soul, die Mannschaft wird ungeduldig.“, erklang eine, dem Kapitän vertraute Stimme, neben ihm. Soul musste den Mann neben sich nicht ansehen um zu wissen, dass sein Bruder und erster Maat, ihn angesprochen hatte.

„Und wenn ich ehrlich bin, hab ich auch langsam die Schnauze voll. Seit fünf Tagen ziehen wir jetzt schon in dieser Front um das Südreich. Die Männer sind durchgeweicht bis auf die Knochen. Ihre Laune ist genau so schlecht, wie das Wetter. Das Pulver für die Kanonen wird nass, das Holz quillt auf und in vereinzelten Ecken des Schiffes, haben die Männer von Schimmelnestern berichtet. Außerdem gehen uns langsam die Vorräte und vor allem der Rum für die Männer aus. Bist du dir sicher, dass er hier auftauchen wird?“

Soul sah auf und seine schwarzen Augen, trafen den Blick der Blauen seines Bruders. Dieser wich kurz einen halben Schritt zurück. Soul wusste, dass sein Bruder schon lange keine Angst mehr vor ihm hatte. Aber er hatte Respekt.

„Das warten hat ein Ende Amaru.“, sagte er ruhig, doch zierte ein kühles Lächeln sein Gesicht.

„Die Yellow Stone hat uns soeben den Rücken zugekehrt und segelt vor unserer Nase Richtung Osten. Ich vermute dass Sakume seiner kleinen Prinzessin den Geburtstag nicht verderben will und das Gewitter umfliegen wird.“, erklärte er.

„Das ist gut. Wie lauten eure Befehle, Käpt’n?“, fragte der jüngere Bruder und auch um seinen Mund spielte ein kaltes Lächeln.

Souls Hand legte sich um den Griff des Säbels an seiner Hüfte. Sein Daumen umkreiste den Totenschädel aus Messing, der den Knauf des Schaftes zierte. Er richtete den Blick nach vorn, dort wo er zwischen den Wolkenlücken, die Beute sah.

„Bereit machen zum Entern. Heute holen wir uns die Karte.“, erklang der Befehl.
 

Auf allen Vieren, vor ihrer Kiste kniend, versuchte Sasukina die wenigen Bücher und Habseligkeiten zu verstauen, die noch vor wenigen Stunden verstreut in ihrem Zimmer gelegen hatten. Sie hätte schwören können, dass sie ihr Zimmer niemals so am Morgen verlassen hatte. Im ersten Moment war sie sauer auf ihren Vater gewesen, denn sie ahnte, dass er hier alles durcheinander gebracht hatte, doch dann hatte sie sich absichtlich Zeit gelassen, dass die Männer alles für die Überraschungsparty hätten vorbereiten können.

Sie schmunzelte still vor sich hin, als sie plötzlichen Kampflärm von Überdeck hörte. Mit klopfendem Herzen öffnete sie schnell die Tür zu dem schmalen Gang und wäre fast mit Akiru zusammengerannt, der, wie von Geistern verfolgt, an ihr vorbeirannte. Ohne lange zu zögern lief sie ihm nach.

An Deck bot sich ihr ein erschreckender Anblick. Längsseits an ihrem Schiff hatte ein zweites festgemacht und über Taue schwangen sich fremde Piraten auf die Yellow Stone und griffen die Besatzung an.

Sofort war das Mädchen alarmiert und zog ihren Säbel, den sie immer bei sich trug, da er ein Geschenk von ihrem Vater, zu ihrem siebten Geburtstag gewesen war. Nejiru hatte bereits begonnen im Alter von fünf Jahren ihr das Kämpfen mit dem Säbel beizubringen. Sie war durchaus geübt im Umgang mit der Waffe und so konnte sie sich der Feinde erwehren.

Mitten im Kampfgeschehen sah sie ihren Vater. Er focht wie kein Zweiter und die feindlichen Piraten fielen einer nach dem anderen. Bis dann zwei Männer auf das Schiff kamen, die sich von den anderen äußerlich kaum unterschieden. Die beiden Männer waren, wie auch die anderen Piraten, triefend nass. Das Haar klebte ihnen am Kopf und das Wasser, das aus ihren Kleidern tropfte, hinterließ dunkle Flecken auf dem hellen Holz an Deck der Yellow Stone. Allerdings sah man an ihrer Haltung, dass sie auf dem Schiff etwas zu sagen hatten.

Einer von ihnen hatte dunklere Haare als der andere. Seine Augen waren schwarz und wachsam suchte er das Deck mit ihnen ab. Er wirkte wie ein Raubtier auf der Suche nach seiner Beute. Der hellhaarige wirkte etwas jünger, aber nicht minder gefährlich. Seine Augen waren von einem stechenden hellblau und auch er ließ seine Blicke wachsam über das Kampffeld schweifen.

Sasukinas Vater stockte als er die beiden sah und schrie nach Nejiru. Der Ruf schien auch die beiden Fremden zu alarmieren, doch zeigten sie sich nicht erschrocken, sondern grinsten gehässig kalt und hielten direkt auf Sakume und seinen ersten Maat zu. Im Gehen zogen sie ihre Säbel in dessen blitzsauberen Klingen sich kurz das Sonnenlicht fing und Sasukina blendete.

In diesem Augenblick wusste das Mädchen, was zu tun war. Sie musste ihren Vater erreichen um ihm zur Seite stehen zu können. Sasukina hatte das Gefühl, dass der braunhaarige Mann, selbst dem Kapitän, gefährlich werden könnte.

In der Takelage hörte sie, als sie sich durch die feindlichen Piraten kämpfte, das schrille Zwitschern von Akirus Eisvögeln, das gelegentlich von erschrockenen Aufschreien der feindlichen Piraten übertönt wurde.

Nur noch wenige Meter trennten sie von ihrem Vater und sie bemerkte voller Schrecken, wie der schwarzäugige Pirat ihren Vater zu Boden stieß und ihm mit seinem schweren Stiefel auf die Brust trat. Über den Kampflärm hinweg hörte sie Sakumes Aufkeuchen.

Sie hörte Nejiru schreien, doch der blonde Fremde, ließ nicht zu dass der erste Maat seinem Kapitän zu Hilfe eilen konnte. Sie sah wie der dunkelhaarige Feind seinen Säbel hob, ein irres Glitzern in den Augen, das kalte Lächeln auf den Lippen.

Sasukina schrie nach ihrem Vater. Der Feind war einen Augenblick abgelenkt und das nutzte der Kapitän der Yellow Stone zu seinem Vorteil und stieß mit seinem Säbel zu. Doch der Fremde schaffte es sich in letzter Sekunde zur Seite zu drehen, so dass die Klinge ihm nur die Seite aufschnitt und ihn nicht gänzlich durchbohrte. Der dunkelhaarige Pirat stieß einen Schmerzendschrei aus und taumelte zur Seite. Sakume war frei und kam eilig auf die Beine. Sasukina sah, wie er auf sie zu rannte und sie kurzerhand um die Taille packte.

Er trug sie in Windeseile unter Deck und verschanzte sich mit ihr in seiner Kajüte. Schwer atmend schob er seinen Schreibtisch, als Blockade vor die Tür und sah sich dann erst zu seiner Tochter um, die ihn verstört anblickte.

„Vater …“

„Keine Zeit!“, fiel er ihr ins Wort und durchmaß den Raum mit drei großen Schritten, ehe er die hinteren Fenster mit dem Knauf seines Säbels einschlug.

„Du must hier weg!“, sagte er und trat auf sie zu. Er griff nach der Knochenpfeife um ihren Hals und blies hinein.

„Aber warum?“ Das Mädchen war verzweifelt. Sie verstand gar nicht was hier los war. Warum musste sie weg?

„Das erklär ich dir ein andermal. Komm jetzt!“, bat Sakume hektisch. Doch Sasukina rührte sich nicht von der Stelle und sah ihn bittend an.

„Erklär es mir jetzt. Wer ist das? Warum greifen sie uns an?“

Doch der Kapitän sagte kein Wort und trat auf sie zu. Wieder packte er sie, doch diesmal zappelte das Mädchen protestierend mit den Beinen.

„Nein, lass mich runter! Vater!“, schimpfte sie verzweifel und die ersten Tränen sammelten sich in ihren Augen.

„Ich will und werde nicht gehen! Ihr braucht mich doch hier!“

Saphir, die Drachendame, war auf dem schmalen Fensterbrett gelandet und wartete ungeduldig auf ihrer Reiterin. Das Blut an Deck und der Kampfeslärm machten sie nervös. Sakume setzte seine Tochter auf den Rücken der Echse und wollte dem Drachen einen Klaps geben, dass sie abfliegen konnte, denn an der Tür der Kajüte waren bereits heftige Schläge zu hören. Das Holz würden den Feinden nicht mehr lange stand halten können.

Aber Sasukina griff nach der Hand ihres Vaters und beide sahen sich an.

„Bitte.“, bat sie noch einmal, doch der Vater seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich will dich in Sicherheit wissen. Du musst mit Saphir fliehen.“

„Vater bitte. Ich bin doch nur bei dir in Sicherheit.“ Die Tränen rannen ihr über die Wangen und ihre zarte Hand krallte sich in die Haut Sakumes.

„Papa.“

Man sah Sakume an, dass es ihm genauso schwer fiel, aber sie musste gehen. Er riss sich die Kette vom Hals, löste ihre Hand von seinem Arm und legte ihr den grünen Kristall in diese.

„Mir wird nichts passieren. Flieg jetzt, ich hole dich später. Und vergiss niemals was ich dir gesagt habe.“, sagte er. Er lächelte sie sanft an und strich ihr eine Strähne hinters Ohr.

„Der Schatz der Welt wird von jedem begehrt. Doch für manche bleibt er auf ewig verwehrt.“

Dann gab er Saphir einen Klaps und der Drache ließ sich fallen.

Als die Drachendame wieder an Höhe gewann und Sasukina zurückblickte, sah sie ihren Vater. Hinter dem ihm splitterte die Tür, er wand ihr den Rücken zu und sie sah den feindlichen Piraten. Er blickte triumphierend, doch dann verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse des Hasses und er hob seinen Säbel und griff an.

„Saphir wir müssen ihnen helfen!“, schrie sie ihre Freundin an, doch die Drachin wendete nicht. Sie flog so schnell es ihr möglich war und brachte so ihre Reiterin in Sicherheit.

„Saphir!“

Doch es hatte keinen Zweck. Verzweifelt sah Sasukina zurück. Die Hand, in der der Kristall lag, presste sie an ihre Brust.

„Vater.“, schluchzte sie und selbst der Flugwind konnte ihre Tränen nicht trocknen.

Kapitel 2

Saphir war erschöpft. Das fühlte Sasukina am Zittern ihrer Flanken und hörte sie am Schnaufen des schönen Tieres. Sie waren schon seit Stunden unterwegs. Die Sonne war bereits untergegangen und der Himmel war übersät von funkelnden Sternen. Aber weder das Mädchen noch der Drache hatten dafür Augen. Beide suchten sie einen möglichen Landeplatz, wo sie die Nacht verbringen konnten.

Aber so sehr sie auch die Augen offen hielten, sie fanden nichts; weit und breit nur Wolken und Meer, Meer und Wolken. Kein Anzeichen auf Land, keine Insel und keine Luftschiffe.

Sasukina war wieder den Tränen nah und ein sachtes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Sie konnte nicht verleugnen, dass sie insgeheim auch Ausschau nach dem Schiff ihres Vaters hielt.

Hatten sie es geschafft die feindlichen Piraten in die Flucht zu schlagen?

Waren sie bereits auf der Suche nach ihr?

Oder hatten sie es nicht geschafft, waren den Feinden unterlegen?

Warum hatten diese Piraten sie überhaupt angegriffen?

Zum ersten Mal, seit der Flucht, öffnete sie ihre Hand, die sie die ganze Zeit verkrampft um die Kette geschlossen hielt. Im Schein der Sterne leuchtete der ovale Stein in einem unwirklichen grünen Schimmer. Sanft strich sie mit dem Daumen über die kühle Oberfläche.

„Vater…“, kam es dünn über ihre Lippen.

Sie schloss wieder die Finger um den Stein und drückte ihn an ihre Brust. Tränen rannen ihr heiß über die, vom Flugwind, ausgekühlten Wangen. Ihr Herz fühlte sich wie eingeschnürt an. In ihrer Kehle brannten die Tränen. Sie hätte ihm beistehen können. Zusammen hätten sie diese Männer schon vertrieben. Immerhin war sie seine Tochter, die Tochter des Piratenkönigs. Es durfte niemanden geben der stärker war als er.

Wieder entrang sich ihr ein Schluchzen, was dann in einen erschrockenen Schrei über ging als Saphir plötzlich an Höhe verlor und der schöne Drache erschöpft zu Boden stürzte.
 

Auf einer kleinen Insel im westlichen Ozean lag ein leicht mitgenommenes Luftschiff vor Anker. Einige der Segel waren zerrissen, Teile des Schiffsrumpfes heraus gebrochen und ein Mast lag im Sand des Strandes. Träge wehte eine schwarze Flagge im Wind auf der ein Totenschädel über einem roten Flügel prangte, das Zeichen der Feather-Skull-Piraten.

„Nie wieder! Hörst du Ryoku, nie wieder!“, knurrte der großgewachsene Jugendliche seinen, neben ihm stehenden Freund, an. Die violetten Augen blitzten wütend auf. Der Blondschopf mit Namen Ryoku zog den Kopf zwischen die Schultern und scharrte leicht verlegen mit seinem Fuß im Sand. Er wagte es aus Scham nicht, den Blick des anderen zu erwidern.

„Es tut mir leid Takuto. Ich konnte doch nicht ahnen, dass sich zwischen den Wolken Bäume verbergen.“, sagte er und sah reumütig zu dem braunhaarigen Älteren auf. Takuto schloss die Augen und unterdrückte den Drang sich die Haare zu raufen. Er atmete nur mehrere Male tief durch, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte. Wut brachte ihn hier nicht weiter und machte ihr Schiff auch nicht wieder flugtüchtig. Viel zu oft hatte sein Vater ihm gesagt, dass er, um ein guter Kapitän zu sein, immer einen kühlen Kopf bewahren müsste. Mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand massierte er sich die Nasenwurzel, während er nachdachte, was nun zu tun sei.

„Takuto?“, erklang eine ruhige Stimme neben dem Jugendlichen und der Angesprochene schlug die Augen auf. Neben ihm stand sein Schiffszimmermann, Zane. Seine Fliegerbrille, ohne die man ihn so gut wie nie antraf, hatte sich der rothaarige Junge auf die Stirn geschoben. Die grünen Augen musterten Takuto aufmerksam. Sein Blick war wach.

„Ich höre, Zane?“

„Es sieht schlimmer aus als es ist.“, sagte Zane und Takuto atmete beruhigt durch.

„ Die Segel lassen sich schnell flicken, und auch Rumpf und Mast können wir mit einigen Brettern und Seilen stabilisieren. Zumindest für so lang, dass wir es bis in den nächsten Hafen schaffen sollten. Da kann sich dann ein Schiffsbauer der Feinarbeiten annehmen.“

Takuto nickte und blickte wieder den schwarzblau lackierten Rumpf entlang. Das würde nicht billig werden, soviel stand fest. Selbst der preiswerteste Schiffsbauer würde ihnen für die Reparatur ein Vermögen abnehmen, was die Jungen allerdings nicht hatten. Alles was sie an Ersparnissen noch besaßen, war damals in das Wrack geflossen, welches sie gefunden hatten, dahin gammelnd in einer wettergeschützten Bucht. Sie hatten sich die Black Star wieder aufgebaut, ihre Black Star.

„Ryoku!“

Der blonde Jugendliche zuckte neben Takuto zusammen und sah dann vorsichtig zu ihm auf.

„Ja?“, kam es zögerlich über seine Lippen.

„Du wirst mit Zane, Koru und Tonbo in den Wald gehen und Holz für die Reparaturen des Schiffes schlagen.“ Das war immerhin das mindeste was er tun konnte, nachdem er dafür verantwortlich war, dass das Schiff nun so vor ihnen lag.

„Was? Aber …“, wollte Ryoku protestieren, doch ein tadelnder Blick von Takuto brachte ihn wieder zum Schweigen.

„Du bist schuld, dass unser Schiff kaputt ist, nun wirst du mithelfen, dass es wieder fliegen kann.“, sagte er. Ryoku verzog schmollend den Mund und blies beleidigt eine Backe auf.

„Man …“, murrte er und machte sich auf den Weg mit den anderen, allerdings tat er dies eher lustlos und mit den Händen in den Hosentaschen.

Takuto sah ihm seufzend nach und wand sich dann an Chupka, den einzigen seiner Mannschaft der, neben ihm, momentan nichts zu tun hatten.

„Komm Chupka, lass uns das Nachtlager aufschlagen.“, sagte der Jugendliche. Chupka nickte und machte sich schweigend ans Werk.
 

Stampfend und Steinchen davon kickend lief Ryoku durch das Unterholz. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er schmollte noch immer.

„Blöder Takuto. Als ob ich das Schiff mit Absicht in die Bäume gesteuert habe.“, murrte er vor sich hin.

„Chupka hätte ja auch mal schneller reagieren können.“

Doch Ryoku wusste, dass Chupka, ihr Steuermann, sie nicht mehr hätte retten können und natürlich wusste er, dass Takutos Ärger auf ihn berechtigt war. Ryoku fühlte sich trotzdem gekränkt. Er hatte es nur gut gemeint, immerhin hatte der Kapitän ja gesagt, sie sollten aus der Gewitterfront raus. Und die Lüfte hatten ihm gesagt, dass in westlicher Richtung die Wolken gar nicht mehr so stark waren. Die Bäume hatte er erst gesehen, als sie aus der trüben Wolkensuppe hervorgetreten waren. Da war es aber schon zu spät gewesen und ihr Schiff, die Black Star, hatte die ersten Wipfel bereits gestreift.

Ryoku blieb stehen und seufzte.

Er würde sich dann noch bei Takuto entschuldigen müssen. Jetzt musste er aber erst mal mit den Anderen Holz schlagen.

„Zane, Koru, Tonbo, ich bin so …“ Ryoku stockte und sah sich um. Wo waren denn die Jungs? Erlaubten sie sich etwa wieder einen Spaß mit ihm, oder hatte er sich am Ende noch verlaufen?

Leichte Panik stieg in ihm auf und kopflos lief er im Kreis.

„Oh Gott! Oh nein! Oh man!“, stotterte er immer wieder, bis er schließlich über etwas stolperte und der Länge nach hinschlug.

Einen Schmerzenslaut von sich gebend rappelte er sich wieder auf und suchte den Boden mit den Augen ab. Vor ihm lag eine dicke, türkisblaue Liane. Verärgert stieß er sie mit dem Fuß weg und wollte wieder zurück stapfen, als ein bedrohliches Knurren ihn zusammen zucken ließ. Ryoku erstarrte in der Bewegung und sah sich ängstlich, mit stark klopfendem Herzen, um.

Aus dem Augenwinkel sah er wie die Liane sich schlängelnd in ein Gebüsch verzog und aus diesem dann zwei rote Augen den blonden Jungen anstarrten. Dabei war wieder das Knurren zu hören und ein heißer Windhauch wehte ihm ins Gesicht. Es roch schweflig und nach Aas.

Ryoku lief es eiskalt den Rücken hinab. Er sah wie die Augen sich auf ihn zu bewegten. Ein riesiges Untier schob sich aus dem Gebüsch und Ryoku versagten die Beine. Hart prallte er auf dem Boden auf und sah zu dem türkisblauen Drachen auf, der sich leicht über ihn gebeugt hatte. Ängstlich zitternd kroch er nach hinten und das Tier folgte ihm.

„Netter Drache. Lieber Drache. Friss mich nicht, ich schmecke ganz widerlich.“, stammelte er leise mit weinerlicher Stimme. Er konnte nur hoffen, dass die Riesenechse schon gefressen hatte. Er war einfach noch zu jung um zu sterben.

„Ryoku!“

Ryoku zuckte schrecklich zusammen und auch der Drache wand den Kopf, in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. In diesem Moment schob sich Koru durch das Dickicht und sah Ryoku auf dem Boden sitzen. Ein paar Blätter hatten sich in seinem weißen Haar verfangen, die er grummelnd abzupfte.

„Mensch Ryoku, was machst du – Verdammter Dreck!“ Koru hatte den Drachen bemerkt, der nun auch ihn anknurrte und die langen Zähne bleckte. Wie erstarrt fixierten Korus braune Augen die langen blanken Zähne des Tieres und ein einzelner Schweißtropfen rann ihm über die Schläfe bis an den Saum seiner Maske, ohne die der Junge nie anzutreffen war.

„Koru, Hilfe.“, erklang das zarte Stimmchen von Ryoku, der gefährlich nahe an der Klaue der Riesenechse hockte. Knurrend fixierte der Drache Koru, der für ihn scheinbar die größere Gefahr darstellte, als der arme Ryoku. Koru starrte zurück und ging langsam und bedächtig zurück. Die Hände hatte er erhoben um dem Tier zu signalisieren, dass er keine Waffen trug und somit eigentlich auch keine Gefahr darstellte.

„Ryoku, ich hole die anderen.“, sagte der weißhaarige leise. Dem Blondschopf allerdings brach der kalte Schweiß aus.

„WAS!?“, quietschte er fast hysterisch. Das war ein Fehler gewesen, denn der Drache wandte sich wieder Ryoku zu und knurrte noch bedrohlicher. Er öffnete das Maul fauchend. Abermals wehte dem Jungen der beißende Atem des Tieres entgegen. Ryoku machte innerlich sein Testament, als es wieder im Gebüsch raschelte und nun auch Zane und Tonbo auf die Lichtung traten.

Als sich der Drachen ihnen allen gegenüber sah, war deutlich zu spüren, wie ihn dieser Umstand verunsicherte. Immer noch knurrend und die Zähne fletschend wich das Tier ein Stück zurück.

Zane und Tonbo standen stocksteif hinter Koru und sahen mit angehaltenem Atem zu, wie der türkisblaue Drache langsam den Rückzug antrat. Die Echse wand ihnen halb den Rücken zu, ohne sie allerdings aus den Augen zu lassen. In diesem Moment entdeckte Tonbo etwas auf dem Rücken des riesigen Tieres.

„Leute. Der Drache hat was auf dem Rücken.“, sagte er. Koru und Zane folgten mit den Augen seinem ausgestrecktem Zeigefinger und sahen nun auch das Bündel aus verwehtem Haar und Stoffen.

„Ist das … ein Mensch?“ Die Worte kamen Zane leise über die Lippen, so als spräche er sie nur zu sich, doch der Drache hatte sie gehört. Schnell verdeckte einer der Flügel den Körper auf dem Rücken und ein warnender Blick, begleitet von einem tiefen Knurren, ließ keinen Zweifel mehr an der Vermutung, die bei Tonbos Worten in Koru aufgeflackert war.

„Der Drache beschützt seinen Reiter.“, stellte dieser sachlich fest.

Die Angst der drei Jungen war leicht abgeklungen, allerdings waren sie noch immer auf der Hut.

„Zane, hol Ryoku. So wie er aussieht, macht er entweder gleich etwas sehr dummes, oder fällt uns in Ohnmacht.“, sagte der weißhaarige Junge, nachdem er dem blonden Kameraden einen kurzen Blick zugeworfen hatte.

Zane nickte und bewegte sich vorsichtig auf Ryoku zu. Die Hände hatte er in einer beschwichtigenden Geste erhoben. Den Drachen behielt er den ganzen Weg über im Auge. Bei seinem Freund angekommen, stupste er ihn mit dem Fuß an.

„Steh auf Ryoku.“, sagte er drängend.

„Ich kann nicht.“, erwiderte der blonde Junge jedoch weinerlich. Er konnte den Blick einfach nicht von den scharfen Klauen und weißen Zähnen, des Tieres vor sich, abwenden.

„Mach schon.“, zischte Zane ungeduldig und stieß ihn dabei stärker an.

„Geht nicht.“

Zane seufzte und sah mit flehendem Blick zum Himmel. Er brauchte schleunigst eine Idee, wie er Ryoku in Sicherheit bringen konnte. Kurz dachte er nach und hatte schließlich den rettenden Einfall auch wenn sein bester Freund ihm das wahrscheinlich im Nachhinein übel nehmen würde. Zane blickte in das Gebüsch hinter Ryoku, als hätte er etwas gehört und meinte dann: „Ryoku. An deiner Stelle würde ich mich jetzt nicht umdrehen, aber hinter dir ist ein Zombie.“

Zanes Einfall trug prompt Früchte. Von einer auf die nächste Sekunde sprang der Blondschopf plötzlich auf und lief laut schreiend davon. Zane sah ihm nach und verkniff sich das Schmunzeln.

Der Drache selbst war bei dem Geschrei zusammen gezuckt und sah ebenfalls dem Blondschopf nach. Ein seufzendes Schnauben erklang und seine Ohren zuckten kurz. In dem Moment hörte man ein sachtes Stöhnen. Das Bündel an wirren Haaren und Stoffen regte sich auf dem Rücken des Drachen und richtete sich auf.

„Was ist denn das für ein Geschrei?“, erklang die zarte Stimme eines Mädchens. Sie sah sich verwirrt um und hielt sich den Kopf. Die andere Hand war zur Faust geballt.

„Huch, wer seid ihr und wo bin ich hier?“

Der Blick des Mädchens streifte die Jungen einen nach dem anderen und Verwirrung war in ihren Augen zu sehen.

Kapitel 3

Wenn sie sie so betrachtete, musste Sasukina gestehen, dass die Jungen, mit denen sie hier am Lagerfeuer saß, ihren Vätern in Aussehen und Verhalten sehr ähnelten. Sie fühlte sich schon fast wie daheim, zwischen diesen vertrauten und doch fremden Personen.

Am Anfang hatte sie ihnen kein Stück getraut, hatten sie durch ihr Gebrüll doch ihre arme Drachin Saphir verschreckt, die immer noch abseits der Jungen und des flackernden Feuers im Sand des Strandes lag und sie alle misstrauisch beobachtete. Ab und an gab sie sogar ein missgestimmtes Schnauben von sich. Sasukina tat Saphir leid, aber sie beide wussten, spürten, dass von den Jungen keine sonderlich große Gefahr ausging.

„Und ich schwöre dir, Chupka, Ryoku hat sich vor Angst in die Hose gemacht.“, beteuerte der weißhaarige Junge, der sich als Koru vorgestellt hatte. Dabei untermalte er seine Erzählungen indem er mit der Kelle gestikulierte. Im Topf vor ihm, brodelte duftend ein Eintopf aus Kaninchenfleisch und Wurzelgemüse, welches die Jungen auf der Insel gefunden hatten.

„Ach echt?“ Chupkas klang eher desinteressiert doch funkelte etwas in seinen Augen auf, das Sasukina sehr an Neons Art des Humors erinnerte. Kurz warf der braunhaarige Junge Ryoku einen amüsierten Blick zu.

„Ich hab mir überhaupt nicht in die Hose gemacht! Das sind infame Unterstellungen, die ihr mir erst mal beweisen müsst!“, ereiferte sich Ryoku, der sich neben Sasukina an das Lagerfeuer gesetzt hatte und nun schmollte. Die Arme vor der Brust verschränkt und mit aufgeblasener Backe zur Seite schielend, saß er im Schneidersitz im warmen Sand und würdigte keinen der Freunde eines Blickes.

Der rothaarige Junge neben ihm, Zane, wie er sich vorgestellt hatte, seufzte.

„Ryoku. Nun sei doch nicht so. Du weist doch, dass dich die beiden nur aufziehen wollen.“, versuchte er dem Freund gut zu zureden, der aber schmollte immer noch und gab nur einen beleidigten Ton von sich.

„Ach, dann lass ihn doch schmollen.“, meinte Koru abwinkend. „ Bleibt mehr für uns.“

Augenblicklich horchte Ryoku auf und sah den Weißhaarigen aufmerksam an. Sasukina sah verwundert zu Koru. Wollte der Kerl ihm etwa nichts zu Essen geben? Das wäre doch nicht fair.

„Eben. Wer schmollt, hat ja keinen Hunger.“, meinte Chupka im selben Tonfall.

„Was?! Boah, Leute! Das könnt ihr doch nicht machen!“ Ryoku war aufgesprungen und sah die beiden Jungen flehend und bettelnd an.

„Kommt schon, ihr müsst mir was geben, denn … denn sonst verhungere ich.“

„So schnell verhungerst du nicht, Ryoku.“, konterte Koru und rührte weiter in der Suppe.

„Aber ich werde schwach und … und dann bin ich so geschwächt, dass ich euch nicht mehr rechtzeitig vor Feinden warnen könnte. Das würde bedeuten, dass wir angegriffen werden würden und dann könnte unser Schiff zerstört werden. Wollt ihr das?“, argumentierte der Blondschopf weiter.

Die Jungen sahen ihn alle samt finster an.

„Unser Schiff ist bereits kaputt, dank dir.“, sagte Chupka monoton.

„Oh…“ war alles was Ryoku dazu einfiel zu sagen. „A-Aber dennoch. Ich meine… also was ich sagen will …“ doch dem Jungen fiel nichts mehr ein, wie er vielleicht doch noch an etwas zu essen kommen würde und sah gab er auf.

Sasukina hatte mitleid und legte ihm eine Hand auf die Schulter dass er sie ansehen musste.

„Wenn du möchtest, dann teile ich meine Portion mit dir.“, sagte sie freundlich Lächelnd. Ryoku sah sie erst verständnislos an doch dann füllte sich sein Blick mit überschwänglicher Freude und Dankbarkeit und stürmisch umarmte er sie, was ihr einen erschrockenen Laut entlockte.

„Danke, vielen, vielen Dank. Du hast mir mein Leben gerettet, … Äh Wie heißt du eigentlich?“, fragte er schließlich verwundert. Sasukina, als sie sich wieder aufrecht hinsetzte, spürte die Blicke der anderen auf sich und geriet ins Schwitzen.

Sie konnte ihnen doch schlecht sagen, wer sie war, oder?

„Das würde mich ebenso interessieren.“ Das war der Kapitän dieser Jungpiraten - Takuto, wenn sie seinen Namen richtig behalten hatte.

Unbemerkt von den Jungen kaute sie an ihrer Lippe herum und überlegte fieberhaft, was sie ihnen nur erzählen konnte. Aber mit leerem Magen denkt es sich schlecht, darum wollte ihr beim besten Willen, keine gescheite Geschichte einfallen. Resignierend seufzend gab sie innerlich schließlich nach. Was sollte sie vor ihnen schon zu befürchten haben. Sie waren ja sowieso nur kleine Jungen die Piraten spielten.

„Mein Name ist Sasukina.“, sagte sie schließlich.

Doch Takuto sah sie skeptisch an.

„Du hast doch sicher noch einen Nachnamen, oder Sasukina?“, fragte er misstrauisch.

„Ja, hab ich, aber der spielt keine Rolle und ist uninteressant.“, meinte sie und hoffte, dass die Jungen ihr das glaubten. Aber in ihren Augen sah sie, dass sie sich so leicht nicht abspeisen lassen würden.

„Wenn du das sagst. Dann interessiert es mich auch nicht, was aus dir wird.“, meinte er ruhig und nahm seine Schale Suppe von Koru entgegen.

Das Mädchen sah ihn verwundert an. War das sein ernst? Wollte er sie hier auf der Insel zurück lassen?

„Das kannst du doch nicht machen Takuto!“ Ryoku war aufgesprungen und sah den Freund und Kapitän ehrlich empör an. „Du kannst doch ein armes, wehrloses Mädchen nicht hier auf der Insel zurück lassen!“

„Sie hat einen Drachen in ihrer Begleitung und einen Säbel an der Hüfte. Sie ist nicht wehrlos.“, erwiderte Takuto und trank einen Schluck der Suppe.

„Mag sein.“, stimmte der Blondschopf zerknirscht zu. „Aber sie ist immer noch ein Mädchen!“

Damit war Ryoku zielsicher ins Fettnäpfchen getreten. Grummelnd wie ihr Drache richtete das Mädchen sich auf und stemmte die Hände in die Hüften.

„Hör mal zu! Ich bin Pirat und kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, im Gegensatz zu euch! Ihr könnt ja nicht mal vernünftig ein Schiff aus den Wolken steuern!“, schimpfte sie.

Ryoku öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch Takuto war es, der erbost aufsprang und sich ihr gegenüber zu voller Größe aufrichtete. Er überragte sie um einen Kopf und doch zeigte das Mädchen keine Angst, sondern sah trotzig zu ihm hinauf.

„Es ist eine Sache, wenn du mich beleidigst, doch erdreiste dich noch einmal meine Freunde zu beleidigen und du lernst mich von einer ganz anderen Seite kennen.“, sagte er bedrohlich ruhig.

„Also entweder, du sagst uns wer du bist und auf welchem Schiff du zuletzt gearbeitet und gelebt hast, oder du kannst deinen überdimensionalen Regenwurm nehmen und gehen.“

Hinter den Jungen erklang ein mehr als bedrohliches Knurren und Fauchen, als der Drache seinem Unmut über die Beleidigung Luft machte. Takuto zuckte nicht einmal aber die anderen sahen mit größter Wachsamkeit in Saphirs Richtung.

Schweigend lieferten sich Sasukina und Takuto ein Blickduell, das das Mädchen dann jedoch abbrach und mit einem empörten Laut zu ihrem Drachen ging.

„Ich hab es doch gewusst. Du siehst nur aus wie dein Vater, aber seine Manieren schienen gänzlich an dir abgeprallt zu sein.“, erwiderte das Mädchen im Weggehen. Takuto horchte auf.

„Mein Vater?“, murmelte er und sah ihr nach.

„Also dann.“ Sasukina schwang sich auf den Rücken ihrer Freundin. „Dennoch, danke für eure Hilfe.“, schnurrte sie schließlich zuckersüß, ehe sie mit Saphir davon fliegen wollte.

„Warte!“, erklang es hinter dem Mädchen und Takuto ging einige Schritte auf sie zu.

„Woher kennst du meinen Vater?“

„Warum sollte ich dir unhöflichem Klotz das sagen?“, konterte sie mit einer Gegenfrage. Sasukina hätte nicht gedacht, dass dieser Satz den jungen Kapitän derart gefangen nahm. Sie hatte nur vermutet, dass er und Nejiru vielleicht verwandt sein könnten, da sie sich doch sehr ähnlich sahen und vom Verhalten auch ähnlich erschienen.

Takuto gab ein Knurren von sich und wendete beleidigt den Blick ab. Sie selbst wollte nun auch los fliegen, als sich jäh ein anderer aus der Mannschaft zu Wort meldete. Es war Zane. Nachdenklich sah er auf einem Punkt in weiter Ferne.

„Sag, Sasukina. Kann es sein, dass du die Tochter des Piratenkönigs bist?“, fragte er frei heraus.

Dem Mädchen brach der kalte Schweiß aus und rann ihr über den Rücken. Ryoku sah seinen Freund jedoch an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank und lachte schließlich.

„Oh man, Zane. Sie ist doch nicht die Tochter von Sakume! Der hat doch keine Kinder!“, lachte er.

Doch Takuto schüttelte den kopf.

„Falsch Ryoku. Er hat ein Kind. Ein Wirbelwind, der ihn und die ganze Mannschaft in Schach hält. Ich dachte allerdings immer, es sei ein Junge.“, meinte er und sah zu Sasukina auf.

„Heißt du zufällig Shinoma, Sasukina Shinoma?“, wand sich der braunhaarige Kapitän nun an Sasukina.

„Ähm …“

„Also doch!“, erklang der Ausruf der Mannschaft, deren Gesichtsausdrücke zwischen Verwirrung und Verwunderung variierten.

Seufzend gab das Mädchen sich schließlich geschlagen und stieg sogar wieder vom Rücken ihrer Drachin, der das aber gar nicht gefiel. Reumütig stand sie vor Nejirus Sohn.

„Ja, ich bin die Tochter des Piratenkönigs.“, bestätigte sie nun das offensichtliche.

„Und warum hast du uns das nicht gleich gesagt?“, fragte Takuto sie in einem versöhnlicherem Ton, hatte dabei aber die Arme vor der Brust verschränkt.

„Ich … Ich kannte euch ja nicht. Ihr hättet auch finstere Piraten sein können.“, gab das Mädchen ehrlich zur Antwort und sah entschuldigend in die Runde.

„Der einzige finstere Pirat hier, ist unser Kanonier.“, gab Koru schließlich von sich und deutete auf Ryoku. „Allerdings bezieht sich das ‚finster‘ nicht auf ‚böse‘ sondern auf ‚umnachtet‘.“

Ryoku sah den weißhaarigen Jungen verständnislos an und rätselte wie der das meinte, doch dann sah man plötzlich, wie Ryoku ein Geistesblitz durch den Kopf jagte.

„Moment. Du bist die Tochter des Piratenkönigs?!“, rief er aus und sah alle erschrocken an, weil sie seine Verwunderung nicht teilten.

„Was hab ich gesagt?“, kam es nur im trockenen Ton von Koru, der dann schließlich weiter die Suppenschalen verteilte.

Sasukina aber stand da und wusste nicht recht ob es angebracht war zu lachen. Ryoku war seinem Vater ja sehr ähnlich, aber am ende verstand das der Junge falsch, wenn sie lachte. Takuto neben ihr seufzte und ging zurück an seinen Platz. Auch das Mädchen kam zögernd zurück und setzte sich neben den immer noch verwirrten Ryoku und den leicht erröteten Zane.

Dankend nahm sie die Suppe entgegen und nahm einen Schluck zu sich, ehe eine ruhige Stimme sich an sie wandte.

„Warum bist du nicht mehr auf der Yellow Stone?“ Die Stimme gehörte Tonbo, dem einzigen der Jungs, dessen Vater scheinbar nicht auf dem gleichen Schiff segelte, wie die der anderen Jungen.

Sasukina schluckte die Brühe langsam runter und sah dann betrübt in ihre Schale. Sie spürte die Blicke auf sich und sah kurz auf. Die Jungs sahen sie aufmerksam an, denn immerhin, so spürte sie, wollten sie ja auch wissen, ob was mit ihren Vätern passiert war.

„Wir – Wir sind angegriffen wurden.“, begann sie leise zu berichten.

„Von einem schwarzen Schiff, mit schwarzen Segeln. Ich weiß nicht mal warum das alles passiert ist. Was ich aber weiß, ist, dass mein Vater mich fortgeschickt hatte mitten im Kampf.“

„Was ist mit der Mannschaft und dem Schiff?“ Chupkas Stimme klang rau, als er das fragte.

„Ich weiß es nicht. Das letzte was ich sah, war mein Vater, der sich dem feindlichen Kapitän entgegen gestellt hatte.“

Nach ihrer Erzählung erfüllte tiefes, betroffenes Schweigen das Lager der Piratenkinder und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie konnten nur hoffen, dass die Mannschaft der Yellow Stone entkommen war.

Kapitel 4

Schwach flatternd, kraftlos, glomm der bläuliche Schmetterling in der Hand des schwarzen Kapitäns, bis die Seele schließlich erstarb und sich das Tier in einem Schwarm blauer Lichtfunken auflöste und verging.

„Lang lebe der König der Piraten.“ Flüsternd erklangen die Worte Souls in der Stille des Raumes, welche nur gelegentlich vom Knarren des Holzes oder dem Knattern der Segel unterbrochen wurde.

Er saß in seiner Kajüte auf dem schmalen Fensterbrett. Einen Fuß hatte er auf das dunkle Holz gestemmt, die Arme waren vor der Brust verschränkt und ausdruckslos starrten seine schwarzen Augen in die Nacht. Am Himmel tanzten die Wolken einen stummen Reigen.

Ein einzelner Tropfen, übrig von den Tagen in der Gewitterfront, schlängelte sich an der Scheibe entlang und ließ das Spiegelbild Soul Mikases eine einzelne Träne weinen.

Ein kühles Schmunzeln schlich sich über die Lippen des Seelendiebes und er wand den Blick ab. Leicht humpelnd schritt er durch den im Dämmerlicht liegenden Raum auf seinen Schreibtisch zu und entzündete dort einige der Kerzen. Warmes, flackerndes Licht breitete sich im Raum aus und übergoss Karten und Bücher mit einem warmen Schimmer. Sehr langsam ließ sich der Kapitän der Black Soul auf seinem Stuhl nieder und gab schließlich ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich. Im Moment fühlte er sich wie ein alter Mann, wo er doch gerade einmal 26 Jahre zählte. Aber bei dem Angriff auf die Yellow Stone war Soul verletzt wurden und der Schmerz erinnerte ihn wieder an die Schmach, die er dank Sakume erlitten hatte.

Nur ungern dachte er daran zurück.
 

Laut splitternd hatte das gelbe Holz der Tür der Kapitänskajüte nachgegeben und endlich stand Soul Sakume gegenüber. Ein triumphierendes Grinsen hatte sich auf seine Lippen geschlichen, doch war es je wie weggewischt als ihm die Details ins Auge fielen.

Der Piratenkönig sah nicht erschrocken aus, sondern grinste ihm frech, fast siegessicher entgegen.

Hinter ihm wehte der Wind, durch das offene Fenster, in den kleinen Raum und wirbelte Papiere und Dokumente durcheinander.

Weit in der Ferne sah Soul einen Drachen sich schnell entfernen und auf seinem Rücken die Tochter Sakumes, die er an ihrem wild wehenden rosafarbenem Haar erkannte.

Doch was seine Augen dann erblickten, als sie sich wieder dem Piratenkönig zuwandten, oder eher nicht erblickten, trieb ihm den blanken Zorn in die Adern.

„Zu spät Soul. Die Kette wirst du dieses Mal nicht in deine Finger bekommen.“ Der blanke Spott klang in der Stimme Sakumes mit, was Soul schier blind vor Wut machte. Mit einem Aufschrei stürzte sich der schwarze Pirat auf seinen gegenüber. Taub für die Rufe des Bruders, der ihn zur Besonnenheit riet. Unüberlegt und hitzig schlug Soul Mikase auf seinen gegenüber ein. Es war sonst nicht seine Art, einfach die Kontrolle zu verlieren, aber er war dem Ziel so unglaublich nahe gewesen. Fast hatte er das in Händen gehabt, nach dem er schon so lange sehnte, fast schon gierte und dann spuckte ihm dieser elende Kerl so in die Suppe.

Metall schabte kreischend über Metall. Funken stoben als die Klingen des Piratenkönigs und des Seelendiebes sich verkeilten und deutlich spürte Soul das Zittern der Klinge seines Gegners.

Er sah den Schweiß auf der Stirn Sakumes, sah eine Spur von Angst in den dunkeln Augen und dieser Umstand schmeckte ihm besser als der süßeste Wein. Er schmeckte den Sieg schon auf den Lippen, als er sich mit der Zunge darüber fuhr um die, vom Wind trockenen Lippen zu befeuchten. Einen kleinen Sieg, eine geringe Genugtuung für die Schmach, die dieser Mann ihm zugefügt hatte.

Sakume stolperte, stürzte nach hinten und schrie schmerzhaft auf, als er auf seiner Hand aufkam. Deutlich hatte Soul ein dumpfes Knacken wahrgenommen und so vermutete er, dass die Hand gezerrt, wenn nicht sogar gebrochen war. Der Säbel des Piratenkönigs schlitterte über das Holz, war außer Reichweite und Soul holte aus zum Gnadenstoß. Wilde Mordlust in den Augen, die in die, vor verzweifelter Angst geweiteten, Augen des Mannes unter ihm blickten.
 

Ein Klopfen riss den Kapitän der Black Soul aus seinen Gedanken und er sah auf.

„Soul? Kann ich rein?“, erklang die Stimme Amarus durch das Holz der schwarzen Tür.

„Es ist offen.“

„Wie geht es dir? Was machen deine Verletzungen?“ Auch wenn Amaru es nicht zugeben würde, so nahm Soul doch an, dass sein kleiner Bruder manchmal besorgter um ihn, als um sich selber war.

„Mach dir keine Gedanken. Ich lebe noch. Auch diese Wunden werden heilen. Konntest du mittlerweile herausfinden wo die Prinzessin hingeflogen sein könnte?“, fragte er stattdessen und wich dem Thema auf diese Weise aus. Soul war nicht erzogen wurden um zu jammern. Seit jeher hatte ihn sein Vater gelehrt stark zu sein und Schmerzen zu ertragen, denn nur so konnte man es als angehöriger des Mikase-Clans wahrhaftig zu etwas bringen. Leider hatte der alte Mann da sehr veraltete Ansichten, wie man einem Kind bei brachte Schmerz zu ertragen.

Amaru seufzte wobei ihm dabei eine Strähne ins Gesicht rutschte, die er fahrig wieder wegwischte.

„Nein, konnten wir nicht.“, sagte der blonde, junge Mann und rieb sich am Hinterkopf. Dieser Umstand schien ihn ebenso zu ärgern, wie Soul, doch hatte sein kleiner Bruder seine Gefühle nicht immer so gut im Griff, wie Amaru es sich wünschte. Soul selbst konnte in ihm sowieso lesen wie in einem offenen Buch.

„Einerseits, weil wir zu viele Männer verloren haben, und andererseits, weil das Schiff doch schwerer beschädigt zu sein scheint als wir zuerst eingeschätzt haben.“, fuhr er fort und sah seinen großen Bruder hilfesuchend an. Es war nicht dieser bettelnde Blick, den er als fünfjähriger immer aufgesetzt hatte, sondern eine abgeschwächte Variante, allerdings mit derselben Aussage: ‚Was soll ich tun? Hast du nicht eine Idee? Hilf mir doch mal, großer Bruder.‘

Soul schloss resignierend die Augen. Das fehlte ihnen gerade noch, wenn ihr Schiff unbrauchbar wurde, oder sie es lange und aufwendig erst wieder in Stand setzen mussten.

„Mach eine Liste über alle Beschädigungen und benötigtes Material zur Reparatur. Ich suche den uns nächst gelegenen Hafen und gebe dir dann die Koordinaten durch.“

Amaru nickte und wand sich ab um seine Aufgaben zu erledigen, doch verharrte er kurz in der Tür und blickte noch einmal zu seinem Bruder zurück. Wieder war da Sorge in seinem Blick, aber auch eine Spur der Wut, die er seit geraumer Zeit so oft in seinem Blick trug. Soul gefiel das nicht, aber was hätte er dagegen tun sollen.

„Glaubst du, dass wir Sakume und seine Mannschaft endlich los sind?“

„Wenn nicht, sollte es mit dem Teufel zugehen. So eine Explosion überlebt man nicht so einfach.“, erwiderte Soul und wand sich schließlich wieder seinen Papieren zu. Für ihn war das Gespräch beendet. Amaru ging nur zögerlich, aber er ging und so war der schwarze Pirat wieder allein und starrte auf die Karten, ohne sie wirklich anzusehen.
 

Sakume war dem Schwertstreich ausgewichen in dem er sich zur Seite gerollt hatte, wobei die blanke Klinge Souls sich tief in die Planken gebohrt hatte, aus denen er sie nur unter äußerster Kraftanstrengung wieder hatte befreien können. In der Zwischenzeit war Sakume zu seiner Klinge gekrochen, was beschwerlich für ihn gewesen sein musste, da er nur eine Hand hatte benutzen können. Die andere, linke Hand, presste er eng an seinen Brustkorb.

Soul setzte ihm augenblicklich nach, als das Holz seine Klinge wieder freigegeben hatte und wollte ihn angreifen, als der warnende Schrei seines Bruders ihn herum schnellen ließ. Gerade rechtzeitig. Einen Augenblick später und der Säbel Nejirus hätte Soul den Schädel gespalten, so aber schabten die Klingen nur kreischend übereinander und auf Souls Armen bildete sich eine Gänsehaut.

Der erste Quartermeister der Yellow Stone war kräftig, das spürte Soul und doch hatte der vorangegangene Kampf mit Amaru auch Nejiru einiges an Kraft geraubt.

„Lass deine dreckigen Griffel von meinem Käpt’n.“, stieß der dunkelhaarige durch zusammengebissene Zähne hervor und stieß Soul schließlich zurück. Der fing sich aber schnell und vermochte den Schlag, zu dem Nejiru angesetzt hatte, zu parieren, die Klinge zur Seite abzulenken und schließlich die Hand nach Nejirus Stirn auszustrecken. Sakume entfuhr ein erschrockener Aufschrei und Nejiru nur ein trockenes Keuchen als die Hand des Seelendiebes jetzt in einem tiefen Violettton erglühte. Ein kaltes Grinsen schlich sich auf Souls Gesicht und seine Hand ruckte ein Stück von der Stirn weg. Die Muskeln waren angespannt.

Die besondere Gabe des Mikase-Clans war es, ihrem gegenüber die Seele entziehen zu können, nur allein durch das auflegen der Hand. Nun ganz so einfach war es dann doch nicht, aber zumindest brauchten sie Körperkontakt. Und genau das geschah gerade mit Nejiru. Soul riss noch einmal an seiner Seele. Diese verhielt sich äußerst widerspenstig, wie der Mann selbst, doch gelang es Soul nicht gänzlich, dem ersten Quartermeister die Seele zu entreißen, denn ein neuerlicher Ausruf von Amaru, ließ Soul alarmiert herumfahren und die Klinge von Sakume parieren. Nejiru musste er dadurch leider los lassen, welcher wie ein nasser Sack zu Boden fiel.

Auge in Auge mit dem Piratenkönig sah Soul, dass diesen neuer Mut bestärkt hatte. Das war nicht gut. Mittlerweile war nämlich auch der schwarze Pirat erschöpft. Deutlich spürte er es in den Muskeln als schwaches Zittern.

„Du wirst alt, Soul.“, kam die spöttische Feststellung Sakumes und ein Grinsen schlich sich über das Gesicht des Mannes. Doch Soul ging nicht darauf ein, er behielt seine störrische Miene. Er würde sich nicht noch einmal dazu hinreißen lassen, blind auf den Mann los zu gehen.

„Fragt sich wer alt wird. Du keuchst schon jetzt. Du kannst nicht mehr.“, erwiderte Soul.

„Du aber auch nicht mehr.“, kam der Konter und Soul gab ein missbilligendes Geräusch von sich. Der alte Fuchs hatte ihn durchschaut. Mist!

„Dann bringen wir es wohl hier zu Ende, oder eure Majestät.“, knurrte Soul und stieß sich von Sakume ab um den letzten Streich zu landen, doch da hörte er das Zischen und stockte.

Der Piratenkönig grinste hämisch, in der verwundeten Hand hielt er eine Granate deren Zündschnur zusehends kürzer wurde, als der Funken sich an ihr entlang fraß.

Soul riss vor Entsetzen die Augen auf und reagierte ohne nachzudenken. Er drehte sich blitzschnell um und riss seinen Bruder zu Boden. Es war ein Reflex des großen Bruders, seinen kleinen Bruder zu beschützen, immer, egal was es kostete. Er hatte es gerade rechtzeitig geschafft, denn da explodierte die Granate und Soul spürte einen heftigen Schmerz im Rücken, anschließend merkte er wie der Boden unter ihnen beiden nachgab und sie dann schließlich im freien Fall hinabstürzten.

Ihr Glück war gewesen, dass zwei ihrer Männer sie hatten fallen sehen und sie so mit den Skygleitern noch auffangen konnten.
 

Mit einem bitteren Beigeschmack dachte er an das rauchende Loch im Rumpf der Yellow Stone zurück, aus dem sie gestürzt waren. Lange hatte er, so erinnerte er sich, hinauf gesehen und versucht, zwischen schwarzem Qualm und regnenden Holzsplittern eine Bewegung aus zu machen. Doch er hatte nichts gesehen. Er ging davon aus, dass Sakume und vielleicht auch Nejiru das nicht überlebt haben konnten. Ein kleiner Funke Genugtuung, der aber nicht lange anhielt, denn schnell kam ihm wieder ins Bewusstsein, dass er die Kette leider nicht bekommen hatte.

Er war seinem Ziel so nahe gewesen und nun, war es wieder so weit entfernt. Wie sollte er also an diese verflixte Karte kommen, wenn er das Mädchen nicht fand. Fieberhaft überlegte er doch lenkte ihn der pochende Schmerz seiner Wunden zu sehr ab. Mit einem Seufzen lehnte er sich zurück, was er augenblicklich bereute und biss sich auf die Unterlippe.

Einige der Granatensplitter hatten ihn im Rücken getroffen. Scheinbar hatte der Arzt doch nicht alle entfernt. Ärgerlich!

Gerade als er für einen Moment die Augen geschlossen hatte, klopfte es wieder an seiner Tür. Eigentlich wollte Soul niemanden mehr empfangen, aber der Störenfried wartete nicht einmal darauf, dass er ihn herein bat, oder überhaupt antworten konnte. Pik kam gleich in den Raum stolziert und Soul verdrehte die Augen.

Pik war ein junger Bursche, der eine Schwäche für auffällige Gesichtsbemalungen zu haben schien, denn sein Gesicht zierten eine Vielzahl von unterschiedlich großen, schwarzen Piksymbolen. Seine Haare waren auffallend rot und im Nacken schwarz und kurz. Der schwarze Pirat hatte den Jungen im letzten Hafen aufgelesen und bisher noch nicht geschafft ihn entsprechend zu erziehen. Darum erlaubte sich der Bengel noch immer diesen ungehörigen Ton, den er gerade wieder anschlug.

„Also Käpt’n. Wie lautet der nächste Kurs?“, fragte er und stellte sich, mit vor der Brust verschränkten Armen vor den Schreibtisch aus dunklem Holz. Soul musterte ihn, als wolle er ihn jeden Moment erdolchen, aber entweder sah dass der junge Mann vor ihm nicht, oder er ignorierte es einfach. Auf jeden Fall verzog er keine Miene.

„Ich höre, alter Mann?“

„Ich würde zu gern einmal die Farbe deiner Seele betrachten.“, kam es Soul wie beiläufig über die Lippen als er den Blick wieder auf die Karten senkte um sie in aller Ruhe zu studieren. Natürlich brodelte der blanke Zorn in Soul, aber er war nicht so dumm Pik gegenüber das zu zeigen und ihm so vielleicht irgendwelche Triumphgefühle zu schenken. Als er kurz aufblickte, war das Gesicht des anderen immer noch unbewegt, aber eine Spur blasser, was dem schwarzen Piraten ein Schmunzeln entlockte.

In aller Ruhe vermaß er die Strecken, nahm verschiedene Inseln ins Visier und verwarf Routen wieder, ehe ihm die Karte des Südreiches in die Hände fiel. Lange sah er auf das Papier. In seinem Kopf entstanden Ansätze, die sich schließlich zu einem handfesten Plan zusammenfügten und den schwarzen Piraten grinsend die Karte wieder auf den Tisch gleiten ließen.

Pik sah Soul an, nachdem sein Blick scheinbar gelangweilt in der, mit Büchern vollgestopften Kajüte umhergewandert war. Soul glaubte nicht, dass er sich für die alten Schriften interessierte, sondern eher dafür welchen Wert sie hätten. Zumindest schätzte er den jungen Mann so ein.

„Nehmt Kurs auf das Südreich. Statten wir einer alten Bekannten einen netten Besuch ab.“

Pik sah ihn eine Weile an, ehe er nickte. Wahrscheinlich hatte er gehofft zu erfahren, wer die „alte Bekannte“ war, aber Soul schwieg sich darüber natürlich aus.

Erst als der junge Mann aus seiner Kajüte getreten war, stand der schwarze Pirat auf und trat wieder ans Fenster. Die Wolken hatten sich wieder verdichtet und kein Stern spendete sein spärliches Licht in dieser Nacht. Die Nacht war finster, finster wie die Seele des Mannes dem ein kaltes Grinsen das Gesicht zu einer dämonisch wirkenden Fratze verzerrte, bevor er in ein dunkles und triumphierendes Lachen einstimmte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  RinkiDeall
2015-10-07T19:17:59+00:00 07.10.2015 21:17
bitte weiter schreiben :( bitte bitte bitte
Von:  LadyAlissa
2013-10-08T11:37:45+00:00 08.10.2013 13:37
*___*
Von:  Azahra
2013-10-08T07:39:10+00:00 08.10.2013 09:39
Ein wirklich schönes Kapitel.
Es war sehr spannend geschrieben und habe richtig mit Sasukina mitgefiebert. Am Schluss tat sie mir dann leid, aber ich kann ihren Vater auch verstehen. Es ist/war die einzige Möglichkeit um sie zu schützen.
Armes Mädchen.....
Von:  Azahra
2013-09-10T14:32:45+00:00 10.09.2013 16:32
Huhu,

ein wirklich sehr schöner Prolog! Ich bin begeistert, von der Idee und deinem (eurem) Schreibstil. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ich bin schon auf das nächste Kapitel gespannt.

cucu Azahra

Von:  _Saliona_
2013-08-12T12:13:20+00:00 12.08.2013 14:13
Ein sehr schönes Kapitel. :)
Ich finde die Gespräche toll und es wird immer spannender. ^^
Ansonsten solltest du vielleicht noch ein bisschen auf kleine Fehlerchen achten, z. B. macht man in der wörtlichen Rede keine Punkte. Beim nächsten Mal, einfach weglassen. ;)
Nur weiter so!
Antwort von: abgemeldet
12.08.2013 14:51
Sorry aber, ich mache immer punkte da ich das so gelernt habe und mir das auch logischer erscheint. oO
Also nicht böse gemeint und auch nciht als Kritik werten, aber das fand ich jetzt seltsam.

Lu
Antwort von:  _Saliona_
12.08.2013 14:53
Oh ach so. O.o Na gut, ist ja nicht so schlimm, dann machst du's einfach so, wie du magst. ^^
Von:  Dragonangel-Jana
2013-08-10T08:47:07+00:00 10.08.2013 10:47
Die Story ist voll spannend. Schön dass es endlich weitergeht. :)

Meine Lieblings Stelle ist die mit dem "überdimensionalen Regenwurm". XD

LG
~DA-Jana~
Von:  YuriUsagi
2013-08-09T20:30:31+00:00 09.08.2013 22:30
Ich liebe diese Geschichte. Es ist toll, dass sie jetzt endlich weiter geht. Niedliche Charaktere und eine spannende Handlung. Freue mich wirklich schon auf das nächste Kapitel!!! :)

Von:  _Saliona_
2013-06-01T12:38:35+00:00 01.06.2013 14:38
Dieses Kapitel ist ebenfalls interessant und schön geschrieben. ^^
Besonders lustig war die Stelle, wo Ryoku stotternd im Kreis rumgerannt ist. XD Ich mag das Kerlchen jetzt schon!
Die Szene, mit dem Drachen hast du sehr schön beschrieben. Bei der "türkisen Liane" musste ich zuerst an eine Schlange denken, aber dann kam ein Knurren und das wäre etwas zu viel für eine Schlange gewesen. ^^
Mach nur so weiter, ich freue mich auf das nächste Kapitel! :)
Von:  Kio4578
2013-05-31T07:32:33+00:00 31.05.2013 09:32
Ich mag die Story bin gespannt was noch alles geschehen wird ^^

Nur ein paar winzig kleine Dinge sind mir bei diesem kappi aufgefallen:
Beide suchten sei<-
unwirtlichen grünen Schimmer
Antwort von: abgemeldet
31.05.2013 14:19
Ich weiß. ^^""

Da sind so einige Druckfehler drinnen.
Ich besser die bei gelegenheit nochmal aus, dennoch danke, dass du die Story magst.
beim nächsten Kapi versuch ich mich wieder etwas zu bessern. ^^
Versprochen.
Von:  YuriUsagi
2013-05-15T08:11:53+00:00 15.05.2013 10:11
Ich finde Sasukina hat einen sehr symphatischer Charakter. Das Kapitel ist wirklich spitze und ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht. Die Hauptpersonen sind alle super beschrieben, vor allem die Oberfieslinge :).
Hoffentlich kommt Akiru noch oft vor. *_* Mein Drittlieblingschar bis jetzt, nach Sasukina und ihrem Vater.


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