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Luftpiratenprinzessin

~ Die Legende von Rainbow-Island ~
von

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Prolog

Raschelnd verwehte der Wind die vergilbten Seiten des alten Logbuches auf dem Schreibtisch in der Kapitänskajüte. Eine einzelne Kerze, spendete flackerndes Licht und dunkle Schatten tanzten über die, in einer winzigen Schrift, gefüllten Seiten.

Als sich die Tür der Kajüte öffnete, erlosch das Flämmchen. Schritte hallten von den Wänden wider und im dämmrigen Licht des endenden Tages war ein Schemen zu sehen. Eine große Männerhand griff nach dem Buch und strich die Seiten glatt. Erst dann entzündete er die Kerze auf ein Neues.

Sakume Shinoma, Kapitän der Yellow Stone, legte das Buch zurück auf seinen Schreibtisch, der vor Karten schier überquoll. Fast zärtlich strich er über den Einband, der an den Kanten bereits starke Gebrauchsspuren zeigte, ehe ein lautes Krachen ihn zusammen zucken ließ.

Eiligen Schrittes verließ er seine Kajüte und trat auf das Deck seines Luftschiffes. Drei Orangen rollten ihm vor die abgewetzten Stiefel und schnell sah er, was den Lärm verursacht hatte.

„Akiru. Du sollst die Kisten verladen und mir nicht mein Schiff auseinander nehmen.“, sagte er und rieb sich dabei die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger um die aufkommenden Kopfschmerzen zu vertreiben.

„‘Tschuldigung Käpt’n.“, erklang es nur verlegen lachend von dem jungen Mann, der sich dabei den Hinterkopf rieb. Sakume hielt große Stücke auf jeden seiner Mannschaft, immerhin segelte er schon seit Jahren mit ihnen und würde jedem blind sein Leben in die Hände legen, aber doch gab es Momente in denen er jeden am liebsten auf den Mond schießen würde.

Am meisten traf es in diesen Überlegungen Akiru, den blonden Kanonier seines Schiffes. So tüchtig er auch war, im Umgang mit den Waffen und den anderen Arbeiten die auf der Yellow Stone anfielen, so tollpatschig war er auch. Sakume war jedes Mal froh, wenn weder einer der Crew, wozu er in den Momenten auch Akiru zählte, noch das Schiff großen Schaden davon trugen.

„Beeil dich einfach. Wir wollen mit den Abendwinden lossegeln.“, sagte der Kapitän nur resignierend und trat an die Reling. Der Wind strich ihm durch die schwarzen Haare und über die sonnengebräunte Haut. Einfach herrlich. Kurz genoss er dieses Gefühl, bevor er seinen Blick über die Stadt zu seinen Füßen schweifen ließ.

Majestätisch, geschaffen aus goldfarbenem Sandstein erhob sich das Schloss der kaiserlichen Familie des Südreiches vor ihm. In vielen der zahllosen Fenster brannten Lichter, aber der Blick des Kapitäns verweilte nur auf einem Fenster. Es unterschied sich einzig in dem Punkt von den anderen, dass hinter den beleuchteten Scheiben eine zierliche Frauengestalt stand. Das leuchtend saphirblaue Kleid, sah Sakume sogar von hier aus und auch wenn er ihn nicht sehen konnte, so wusste er doch, dass die Königin des Südreiches, die Dame hinter dem Fenster, Sirane Rhenoka, auf ihrem Arm ihrer beider Kind hatte. Der Knabe war schon drei und sah seinem Vater viel zu ähnlich. Diese Tatsache bereitete Sakume Bauchschmerzen, denn wenn man so offensichtlich sah, wessen Kind er war, wäre das weder für den Jungen noch für ihn gesund. Denn Sakume war kein Händler, er war kein Marineoffizier. Er war Pirat, ein Luftpirat und seit fünf Jahren auch neuer Piratenkönig und Oberhaupt des geheimen Piratenrates der vier Windrichtungen. Er war der meistgesuchteste Verbrecher im Luftraum der vier Kaiserreiche, vielleicht sogar bis darüber hinaus.

In seiner Position hatte man einfach Feinde und Neider, die seine Beziehung und die Tatsache, dass er Kinder hatte schamlos ausnutzen würden. Aber er liebte seine Frau, auch wenn sie nicht verheiratet waren, denn das hätte für ihn bedeutet an Land zu bleiben und mit Sirane das Südreich regieren zu müssen. Auch liebte er seine Kinder. Den dreijährigen Sohn Sabusu und seine zweijährige Tochter Sasukina, sein kleines Röschen. Sakume seufzte wehmütig und wand schließlich schweren Herzens den Blick ab.

Akiru hatte die Laderampe hochgezogen und sicher vertäut. Der Rest seiner Mannschaft hatte sich an Deck versammelt und war bereit die nötigen Befehle zu empfangen. Sie waren nicht viele, gerade einmal sieben Mann zählte seine Mannschaft. Aber Sakume wusste das jeder einzelne seiner Freunde mindestens zwei bis 4 Männer auf wiegte. Er hatte ihnen feste Verantwortungsbereiche zugeteilt, doch war jeder einzelne im Stande auch in anderen Bereichen problemlos zu Recht zu kommen.

Neben Akiru Shikane, seinem blonden Kanonier, zählte zu seiner Crew auch noch Kioma Chioma, der dafür sorgte, dass das Schiff in Schuss blieb und die Skygleiter immer einwandfrei und einsatzbereit waren. Neben dem rothaarigen Mechaniker, stand der Koch beziehungsweise Schiffsarzt Koral Raikane. Von der Mannschaft würde er allerdings des Öfteren auch Giftmischer gerufen, denn seine Spezialität war es, seine Feinde zu vergiften, mit den Tränken und Seren die er meist gleichzeitig, mit der Mahlzeit für die Mannschaft zubereitete.

Neben Koral, die Arme verschränkt und stets grimmig blickend, wartete Neon Chimade auf die Befehle des Käpt’n. Er war derjenige mit dem Sakume oft Nächte lang über Luftkarten gebeugt hing und mit dem er den besten und schnellsten Kurs ausdiskutierte. Diese Diskussionen hätten schon mehr als einmal in einer wilden Rauferei geendet, wenn nicht Topaz Yukase in letzter Sekunde dazwischen gegangen wäre. Er war der Älteste unter ihnen und der Ruhepol des Schiffes. Fasst immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen, jeder mochte ihn und ab und an holte auch Sakume sich einen Ratschlag von ihm.

Der letzte Mann in der Reihe vor ihm, war sein erster Maat und bester Freund seit Kindertagen. Nejiru Saiteki war der jüngste Sohn von Nejima Saiteki, dem alten Piratenkönig. Sakume hatte seinen Sohn auf dem Schiff des Mannes kennen gelernt und zusammen hatten sie mehr als eine Dummheit angestellt. Als Sakume dann zum König erklärt wurde, war Nejiru schon ziemlich enttäuscht gewesen, aber ihrer Freundschaft hatte das keinen Abbruch getan und so war, der zwei Jahre jüngere Mann, mit ihm gegangen und seit dem seine rechte Hand.

„Lichtet den Anker! Setzt die Segel!“, rief er den Männern zu.

„Kurs in Richtung Tangula!“

„Aye Käpt’n!“, erklang es gemeinschaftlich von der Mannschaft, ehe das gewohnte Geräusch von eilig laufenden Stiefeln auf Holzplanken zu vernehmen war und jeder Mann auf seinen Posten eilte.
 

Es war bereits Nacht. Die Sterne standen silbrig funkelnd am fast wolkenlosen Himmel. Friedliche Stille umfing die Welt, als je lautes Gejohle und Gelächter zu vernehmen war. An Bord der Yellow Stone hoben die Männer um Kapitän Sakume die Flaschen und genossen die Freiheit. Jeder einzelne dieser Männer liebte seine Familie aber noch mehr als Frau und Kind liebten sie den süßen Geschmack der Freiheit, die ihnen die Luftpiraterie versprach.

Darum, so war es Brauch, wurde nach jedem Landgang ein üppiges Fest gefeiert. Immerhin waren die Vorräte da noch frisch und der Rum noch kühl. So war es auch in dieser Nacht. An Deck der Yellow Stone hatte die Mannschaft einen großen Eichentisch aufgestellt. Einige Stühle und leere Rumfässer dienten als Sitzmöglichkeiten. Je mehr sie tranken umso derber wurden die Späße unter ihnen, doch sollte die ausgelassene Stimmung bald ein jähes Ende finden.

Der Erste der es bemerkte war Akiru. Man hatte ihn in den Laderaum geschickt um neuen Rum zu holen, immerhin hatte er die letzte Flasche geleert. Leicht schwankend, steuerte er die Fässer an, doch ehe er die Flaschen wieder füllen konnte, hörte er ein zartes Glucksen und Wimmern. Mit pochendem Herzen sah er auf und versuchte im Dämmerlicht der mitgebrachten Kerze die Quelle des Geräusches auszumachen. Leise schlich er an den vollen Säcken und Kisten entlang, doch hörte er nichts mehr und als heftiges Poltern, gefolgt von schallendem Gelächter von überdeck zu ihm hinab dröhnte, glaubte er schon, sich das Wimmern nur eingebildet zu haben.

Er zuckte also mit den Schultern, wollte die Flaschen füllen und zurück an Deck, als das Wimmern wieder erklang und nun auch noch anschwoll zu dem unverkennbaren Geplärr eines kleinen Kindes.

Der Kanonier fuhr abrupt herum und stürmte auf die Ecke zu aus der er das Geschrei hörte. Er wühlte sich durch mehrere Bündel Trockenfleisch ehe er da, zwischen den Tüchern ein kleines Kind liegen sah, dass ihn nun mit großen blauen Augen neugierig musterte.

Akiru beschaute sich das Kleine kurz, ehe er erleichtert durchatmete. Das Kind hatte keine Verletzungen oder ähnliches, gut. Wieder sah er zu dem Baby hinab und hob es dann sehr vorsichtig aus seinem unfreiwilligen Bettchen.

„Na du kleiner Fratz, wie bist du denn auf unser Schiff gekommen?“, fragte er das Kind. Natürlich erwartete er keine Antwort. Das Mädchen, denn nur Mädchen wurden in diesem Alter so niedliche Kleidchen angezogen, sah ihn mit großen Augen an. Akiru kannte das blau ihrer Augen irgendwoher, doch wollte ihn, mit seinem alkoholumnebelten Verstand, beim besten Willen nicht einfallen woher.

Plötzliches Gepolter auf den Stufen riss den Kanonier aus seinen Gedanken und er sah auf.

„Mensch Akiru. Wie lange brauchst du denn um so ein paar Flaschen voll zu machen?!“, erklang die laute Stimme des Kapitäns. Sakume hielt sich am Geländer fest und man hörte, dass seine Zunge ihm schon reichlich schwer geworden war.

„Käpt’n ich hab keine Ahnung wie sie hier her kam, ehrlich.“, beteuerte er und hielt das Kind fast wie ein giftiges Tier von sich.

Sakume sah verwirrt auf und bemerkte erst jetzt das Kleinkind in den Händen von Akiru.

„Oh Akiru, nein.“, seufzte der Kapitän der Yellow Stone und seine dunkelblauen Augen, trafen den Blick des kleinen Mädchens. Freudig quietschend strampelte sie und streckte die Ärmchen aus.

„Papa!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Azahra
2013-09-10T14:32:45+00:00 10.09.2013 16:32
Huhu,

ein wirklich sehr schöner Prolog! Ich bin begeistert, von der Idee und deinem (eurem) Schreibstil. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ich bin schon auf das nächste Kapitel gespannt.

cucu Azahra

Von:  YuriUsagi
2013-05-15T07:50:07+00:00 15.05.2013 09:50
Toll. Ist wirklich als würde man den Anfang eines guten Buches lesen. Mir gefällt, wie du die Umgebung beschreibst. Pass bei verschachtelten Sätzen ein bisschen auf:
Das leuchtend saphirblaue Kleid, sah Sakume sogar von hier aus und auch wenn er ihn nicht sehen konnte, so wusste er doch, dass die Königin des Südreiches, die Dame hinter dem Fenster, Sirane Rhenoka, auf ihrem Arm EINES ihrer beider KindER hatte.
Man vergisst da schnell mal ein Wort und dann ist der Sinn weg. Ist aber nicht weiter schlimm oder so. Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen, weil ich den Satz dreimal gelesen habe und immer dachte: Da fehlt doch was.

Ich find die Idee aber richtig gut und freue mich schon auf mehr. ^^
Von:  _Saliona_
2013-05-10T19:40:40+00:00 10.05.2013 21:40
Auch mir gefällt der Prolog richtig gut. :) Du hast einen ganz schönen Erzähl- und Schreibstil und ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Nur weiter so! ^^
Von:  Dragonangel-Jana
2013-05-10T13:16:39+00:00 10.05.2013 15:16
Der Anfang ist wirklich gut geworden ^^ Ich hoffe es folgen bald die nächsten Kapitel :)


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