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Sun Rises

Fairy Tail OS-Sammlung
von

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Blaugrau Pt. 2, Frühlingsgefühle

Es hatte nun lange genug geregnet und spätestens seit Beginn ihres Rückwegs brach der dunkle, wolkenverhangene Himmel stets eine Meile vor Juvia auf und offenbarte eine kleine Strähne der untergehenden Sonne. Der Regen wich vor ihr, wurde von ihr geschoben und die sich öffnende Wolkendecke zeigte ihr, wie auch der Weg zu ihren Füßen, Richtung Heimat. Magnolia. Fairy Tail.

Ihr Herz fühlte sich vor lauter Freude leicht an. Der Weg nach Hause war ihr Liebstes. Es war das erste Mal, dass sie sich willkommen und dazugehörig fühlte und Juvia konnte bis heute nicht genau sagen, wie sie dieses unsagbare Glück verdient hatte. Nicht nach all dem, was sie getan hatte. Aber hier war sie nun. Eine völlig neue Person, die so viel Liebe und Freude empfand, als hätte sie nie etwas anderes getan.
 

Juvia blieb stehen. Die erdige Straße mitten durch Land und Felder war noch immer von dem grade erst aufhörenden Regen nass und sie stand mitten in einer Pfütze. Kurz blinzelte sie gen Sonne, dann fiel ihr Blick auf ihre Reflexion auf der Wasseroberfläche. Sie beugte sich vor, strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und seufzte glücklich. Sie mochte die vornehme Frau, die sie sah. Vornehm und allzeit dazu bereit, ihre Freunde in all ihren Taten zu unterstützen. Der verbitterte und verregnete Einzelgänger mit Regenschirm der sie einmal war ist so weit von ihr gewichen, dass Juvia ab und an vergaß, dass es ihn gab. Sie hatte dazugelernt und wusste, dass das wichtigste im Leben die Liebe zu ihren Freunden, zu ihrer Familie war. Sie wollte nie wieder jemand anderes werden. Zu ihrer Vergangenheit gehörten viele schlechte Taten und trotzdem hatte man ihr eine zweite Chance gegeben. Ihre Aufgabe war es nun, dieser Ehre gerecht zu werden.
 

Sie setzte ihren Weg fort und wäre Juvia mutiger gewesen, hätte sie Pirouetten gedreht, so ausgeglichen war sie. Die Mission war erfolgreich verlaufen, die Bezahlung ihrem eher geringen Schwierigkeitsgrad angemessen und das Wichtigste: dem wirklich verzweifelten Dorf war geholfen und den Bewohnern war sichtbar eine schwere Last von den Schultern gefallen. Sie hatten sich so überschwänglich bei Juvia bedankt und ihr Geschenke angeboten, die sie unmöglich hätte annehmen können, dass sie vor Scham und lauter Freude tomatenrot angelaufen war und versucht hat, sich hinter ihren Händen zu verstecken. Sie war von einem Bein auf das andere gesprungen, hatte gelacht, war gleichzeitig weiterhin berührt und schaffte es schließlich, sich von der Dorfverwaltung und einem Pulk an Bewohnern, die sie allesamt auf Schritt und Tritt verfolgten, zu verabschieden. Ganze vier Male hatte sie versprechen müssen, in spätestens einem Jahr wieder vorbeizuschauen.

Und endlich, endlich ging sie zurück. Es ist lange her gewesen, dass Juvia alleine unterwegs gewesen war, allerdings hätte ihr kein anderer Magier der Gilde helfen können und so konnte sie auf ihrer Reise ganz in Ruhe ihren Gedanken nachgehen und sich auf jedes einzelne Gesicht freuen, dass sie bald wiedersehen würde (und sie brauchte das gesamte Geld, das Ausgezahlt wurde. Die Zahlung ihrer Miete stand in den nächsten Tagen an und ihre Geldbörse gähnte bereits vor Leere).
 

In der Ferne zu ihrer Rechten und Linken befanden sich Berge, deren Spitzen mit Schnee bedeckt waren und sie jedes Mal an Gray erinnerten. Er war wie sie. Beständig, fest und kalt – doch in ihren Höhlen, in ihren Inneren waren sie die schönsten Orte, die Juvia je zu Gesicht bekommen hatte. Funkelnde Steine und Eisblumen, die die Wände bedeckten und eine ungemeine Ruhe verbreiteten. Ihr Zentrum, ihre Mitte war eine so reine und klare Quelle, dass Juvia, wenn sie sie hin und wieder besuchen ging, schlicht die Zeit um sich vergaß. Es waren Plätze, nach denen sich ihr Herz sehnte und bei denen sie schwach und weich wurde.
 

"Juvia!" Jemand rief ihren Namen aus der Weite. Für einen Moment stockte ihr der Atem, dachte sie doch, es sei Gray. Dann erkannte sie Natsu. Seine Haare waren ein einziger Feuerkranz und auch aus seinen Ärmeln leckten die Flammen, während er ihr enthusiastisch zuwinkte. Neben ihm konnte sie Lucy erkennen. Ihr blonder Haarschopf war einfach nicht zu übersehen.

Als die beiden Näher kamen, konnte Juvia erkennen, dass sogar Happy sie begleitete. Auch wenn er etwas unglücklich aussah, wie er von Lucy, fest eingeklemmt zwischen ihrer Brust und ihren Armen, transportiert wurde. Seine Beine baumelten wild umher und auch der restliche Teil seines Körpers glich Juvias Meinung nach eher einem nassen Kartoffelsack, der vor langer Zeit aufgegeben hatte. Scheinbar hat Happy sich seinem Schicksal ergeben.

Sie blieben voreinander stehen, begrüßten sich und erzählten aufgeregt, wie es ihnen ergangen war. Juvia berichtete also von ihrem erfolgreich beendeten Auftrag, was Natsu, der nun nicht mehr in Flammen stand, blass vor Neid werden ließ (allerdings war sie froh, dass gerade er nicht mitgekommen war. Statt dabei zu helfen, eine Wasserquelle in dem von ständiger Dürre geplagten Dorf zu errichten, hätte er wahrscheinlich mit der Hitze, die er ausstrahlte, die bereits magere Ernte vollends ausgetrocknet. Oder schlimmer noch: Sie einfach gegessen). Lucy hingegen erzählte ihr, dass sie aus dem seit Tagen verregneten Magnolia flüchten wollten und sich daher samt einer großen Angelrute auf den Weg gemacht hatten, um dem Stückchen blauen Himmel zu folgen, das sie am Horizont hatten sehen können und sich nun genau über Juvia befand.

"Es ist schrecklich!", beschwerte sich Lucy und Natsu fing im gleichen Moment an, ihr zustimmend zuzunicken. "Es regnet ununterbrochen und die Hälfte der Gilde ist in eine Depression verfallen."

"Der alte Mann hängt schluchzend über seinen Spielkarten", erklärte Natsu und ahmte dabei Makarov, ihren Gildenmaster nach. "Lily liegt seit heute Morgen unter irgendeiner Bank und beschwert sich über Kopfschmerzen, Gray guckt nur noch aus dem Fenster und Cana hat sogar schon drei Gläser Wasser getrunken. Ich habe ihr ein Weinfass unter die Nase gehalten und es hat sie nicht interessiert!" Er schien ernsthaft verletzt deswegen.

Juvia neigte den Kopf. Das hörte sich nicht gut an. Dabei hatte sie sich so sehr darauf gefreut, wieder zurückzukommen. Gleichzeitig fragte sie sich, was wohl passiert sein mochte. Normalerweise ließen sich Fairy Tails Magier nicht von einem Bisschen Regen stören. Eigentlich herrschte ein ständig buntes Treiben, das ihr so gefiel.

"Mit Juvia ist alles in Ordnung. Sie freut sich, wieder nach Hause zu kommen." Sie umfasste ihre eigenen Hände und bemerkte, dass sie bei diesem Gedanken rot wurde. Ihr Gesicht wurde heiß und das breite, freudige Grinsen ließ sich ebenfalls nicht verbergen.

Happy hob den Kopf in Lucys Klammergriff, murmelte etwas Unverständliches, sackte allerdings gleich darauf wieder wie ein einstürzendes Kartenhaus zusammen.

"Happy hat Recht!", rief Natsu aus. Es war regelrecht zu sehen, dass das Feuer in ihm wieder entfacht war. "Wir sollten weiter! Wir sterben gleich vor Hunger! Bye bye!" Noch ehe Juvia Zeit hatte, um zu antworten, schnappte er Lucy am Oberarm und rannte mit ihr (plus dem Kater) davon. Alles das sie tun konnte war, ihnen halb lächelnd, halb verwundert hinterherzuschauen. Natsu hatte ein Talent dafür, unerwartet aufzutauchen und genauso schnell wieder zu verschwinden.
 

Sie richtete dem blauen Himmel, dem ihre Freunde entgegenliefen, wieder den Rücken zu und setzte ihren eigenen Weg Richtung Grau weiter fort. Es gefiel Juvia, wie die Wolken vor ihr wichen und mittlerweile schien es ihr, als hieße der stets freigelegte Himmel sie auf seine eigene persönliche Art Willkommen.

"Gleich ist Juvia angekommen", flüsterte sie zu sich selbst und ihre Gedanken wanderten zu Gray. Sie sorgte sich um ihn, fragte sich, was mit ihm sein mochte. Gray war nicht so unruhig wie Natsu, doch hörten sich die Erzählungen ihrer Freunde auch nicht nach dem Magier an, den sie kannte. Und so sehr liebte. So sehr, dass sie fast selber ein wenig traurig geworden wäre, hätte sie nicht aufgepasst. Aber kein Gedanke sollte sie trüben und sobald sie wieder in der Gilde angekommen war, würde Juvia sich persönlich darum kümmern, dass es ihren Freunden und insbesondere Gray wieder besser ging.
 

Ein kleiner Teil in ihr hatte den schönen Gedanken, dass er vielleicht nur deshalb schlecht gelaunt war, weil sie in letzter Zeit nicht bei ihm sein konnte.
 

Die Straßen und Gassen Magnolias waren ihr so wunderbar vertraut, dass ihre Schritte leichtfüßig wurden und sie am liebsten gerannt wäre. Der Himmel war nun beinahe vollkommen aufgeklart, was blieb war ein schönes Blaugrau. Juvias Lieblingsfarbe. Sie verband sie sowohl mit sich selber, als auch mit Gray.

Gray, der in diesen Sekunden ihre Gedanken beherrschte und keinen Raum für Abwegigkeit ließ. Ob er sie in Empfang nehmen und durch die Luft wirbeln würde? Ob er sich über ihre Rückkehr so sehr freuen würde, dass er ihr endlich sagte, dass er ihre Gefühle erwiderte?

Das Dach der Gilde ragte nun vollkommen über die der anderen Häuser empor und Juvia konnte nicht länger in sich halten. Sie musste einfach die letzten Schritte rennen.

Sie stoppte erst, nachdem sie einem Mann und seinen Esel ausgewichen war, der einen Wagen voller roter Äpfel zog, und vor der imposanten Gildentür stehenblieb. Sie richtete sich auf, strich ihre Kleider glatt und überprüfte ihr Haar.

Alles war so, wie es sein sollte.

Hier waren ihr Herz und ihre Lebensfreude. Ihre Heimat.

Für Juvia gab es keinen schöneren Ort mehr, an dem sie leben wollte. Sie führte ein einfaches Leben, in dem es ihr an nichts fehlte. Sie war gesund und glücklich. Sie wurde geliebt.
 

Ihr Blick fiel auf das Fenster zu ihrer Linken. Ihr Herz blieb augenblicklich stehen und doch machte sich ein warmes Lächeln in ihrem Gesicht breit. Gray saß tatsächlich dort und schaute aus dem Fenster. Sein Blick kam ihr leer und nicht fokussiert vor, so als fehlte ihm etwas. Mit dem Kinn auf seiner Hand abgestützt saß er da und regte sich nicht.

Juvia wollte hineinstürzen, doch vorher tat sie das, was sie immer tat, wenn sie wieder nach Hause kam. Langsam, fast schon schüchtern hob sie die Hand zum Gruß und winkte Gray zu. Sie war etwas zaghaft, weil sie ihn nicht erschrecken wollte.
 

Und sie war froh, sich die wenigen Sekunden Zeit genommen zu haben.

Durch Gray ging eine Bewegung und es sah fast so aus, als würde er aus einem tiefen Schlaf aufwachen. Vielleicht war es die Reflexion der Sonne, aber Juvia war der sicheren Meinung, ein aufkommendes Funkeln in seinen Augen zu sehen.

Er hob seine freie Hand und sein Mund verzog sich zu seinem leichten Lächeln.

Vielleicht das erste an diesem Tag.
 

Hier war Juvia zu Hause. Hier war alles, das sie benötigte um glücklich zu sein.

Es war schön, wie oft sie diesen Gedanken aufsagen konnte und er jedes Mal der Wahrheit entsprach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaa, wer hätte es gedacht, dass es Juvia ist, die Gray aus seiner Starre holen kann.
Niemand, habe ich gemerkt. War sehr unoffensichtlich im ersten Teil, jaja.

Mir war es wichtig, kein wirkliches Aufeinandertreffen der beiden zu schreiben, sondern zu schauen, wie Juvia sich auf ihren Rückwegen nach Hause fühlen könnte. Wie sie Aufregung und ein Kribbeln im Körper wiederfahren und sie einfach nur noch glücklich ist, endlich einen Ort wie Fairy Tail zu haben. Ein wenig wie Frühlingsgefühle eben.

Danke, wer die beiden letzten Kapitel gelesen hat! :) Komplett anzeigen

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