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The Sin Verse

von

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Gin

„Es hat keinen Sinn zu schweigen“, sagte Gin Blackburn und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den kleinen Tisch im Verhörraum. Der Raum war grau, kahl und verströmte den abartigen Duft von Lügen.

Manchmal bildete sich Gin sogar ein, die Geheimnisse aller Menschen hier drin wahrnehmen zu können, wie Nebel der am Boden kroch. Kein Wunder, dass sie es verabscheute hier drin zu sein. Geheimnisse machten sie krank. Sie lebte in der tiefen Überzeugung, dass Lügen etwas Schreckliches waren. Etwas, dass man fürchten sollte.

Wahrscheinlich habe ich mir den falschen Beruf ausgesucht, dachte sie nicht zum ersten Mal und behielt die Giftprinzessin genauestens im Auge.

Ihr Partner hatte sie empfohlen und gesagt, dass wenn es um Gifte ging, sie genau ‚die Richtige‘ für diesen Job wäre. Es war selten, dass er ihr überhaupt seine Hilfe anbot, daher sah sich Gin irgendwie genötigt, sein Angebot anzunehmen und die berüchtigte Giftprinzessin aufzusuchen. Doch eins wusste Gin jetzt schon – sie konnte Grace Santiago nicht leiden.

„Wie ich schon sagte, das Mal kommt mir nur bekannt vor. Mehr nicht.“ Auch wenn sich die Blondine mit den marineblauen Augen alle Mühe zu geben schien überzeugend zu klingen, so konnte Gin doch sehen, wie sie log.

Die hochgezogenen Schultern, die miteinander verschränkten Fingern, das zu emotionslose Gesicht. All das sagte Gin, dass die Giftprinzessin etwas verheimlichte.

Sie bezweifelte zwar, dass sie konkret etwas mit dem Mord an Andrew Collins zu tun hatte, doch womöglich wusste sie, wer dazu fähig wäre. Welches kranke Gehirn einem armen Jungen Skorpione die Speiseröhre hinab stopfte und ihm giftige Tinte in den Mund ritzte.

Sie konnte nur knapp dem Drang wiederstehen, das Narbengewebe auf ihrem Gesicht zu berühren, das sie an ihre eigene, persönliche Hölle erinnerte.

„Erzählen Sie mir etwas von der Tinte“, lenkte Gin das Gespräch in eine andere Richtung, um sie vorerst in Sicherheit zu wiegen.

Das schien die Giftprinzessin lockerer werden zu lassen. „Die Tinte an sich ist nicht das Problem. Sobald sie aufgetragen wurde, hat sich das darin befundene Gift in Sekundenschnelle ausgebreitet, wie man an den blauen Verfärbungen erkennen konnte. Ich vermute, dass das Gift seine Luftröhre gelähmt hatte, was zum ersticken führte.“

„Wie ist der Name des Giftes?“

Die Giftprinzessin wiegte ihre Worte ab und neigte dabei den Kopf von einer Seite zur anderen. „Man nannte es Sakraha. Die Pflanze, die für die Zubereitung nötig ist, ist schon seit mehr als tausenddreihundert Jahren ausgestorben.“ Sie schien sich sicher.

Wenn es aber nach Gin ging, so hätte diese tödliche Pflanze schon viel früher von der Welt getilgt werden können. „Und wie kommt es bitte in Andrews Körper?“

Nun starrte sie Gin direkt an. Ihre hypnotischen Augen bohrten sich in sie hinein, als würde sie die Antwort nicht wissen wollen und zuckte die Schultern.

Gin setzte an weiter zu bohren, wenn sich die Giftprinzessin nicht plötzlich versteift hätte und ihre Augen glasig wurden, beinahe schon blank, wie es Gin bis jetzt nur bei ihrer schizophrenen Mutter gesehen hatte.

„Was––“

„Psch!“, unterbrach sie die Blondine grob und hob eine Hand. Ihre Augen huschten durch den Raum, als versuchte sie ein Geräusch auszumachen, das nur sie hören konnte.

Gin wurde übel. War die Giftprinzessin auch krank? Psychisch kaputt? Sie hatte sich schon gewundert, warum sie so eine Abneigung gegen sie verspürte. Das wäre jedenfalls eine Erklärung.

Die Verwirrung wich aus dem Gesicht der Blondine, so schnell wie sie gekommen war und machte ungeduldiger Hektik Platz. „Ich muss jetzt gehen.“

Gin war dermaßen überrumpelt, dass sie erst etwas sagte, als die Giftprinzessin bereits halb aus der Tür war. „Sie können nicht einfach gehen! Wir sind noch nicht fertig!“

Die Blondine drehte sich um. Kompromisslos sagte sie: „Ich für meinen Teil bin fertig. Wenn Sie also keine stichhaltigen Beweise gegen mich vorlegen können, die bestätigen, dass ich etwas mit dem Mord zu tun habe, werde ich Sie nun verlassen, Detective.“

Gin hätte vor Frustration aufschreien können. Oh, was für eine hochnäsige Frau die Giftprinzessin doch war! Aber so leicht würde sie ihr nicht davon kommen. Sie wollte Beweise? Die konnte sie haben.

Gin ging keiner Herausforderung aus dem Weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Info am Rande:
» Das Gift "Sakraha" hab ich frei erfunden.
» nächstes Kapitel hat Dallas seinen ersten Auftritt *-* Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Azahra
2013-06-05T08:22:26+00:00 05.06.2013 10:22
Sehr schön geschrieben und spannend. Gin wird sich bestimmt noch an ihr die Zähne ausbeißen, sie ist ja nicht gerade kooperativ ;)
Der Name des Giftes gefällt mir gut; der hat einfach was.

Liebe Grüße
Azahra
Antwort von:  P-Chi
05.06.2013 19:08
Haha :D da hast du recht!
Danke xD Spontaneinfall~

lg :)
Von:  RaMonstra
2013-05-05T11:02:05+00:00 05.05.2013 13:02
Da ich schon ein Fan von Kaltherzig bin, war es klar, dass ich das hier auch lesen werden.
Schon der Titel hat mich angefixt, denn es gibt nicht viele Perlen im mexxschen Archiv, die Interesse bei mir wecken :D Ich musste allerdings noch etwas abwarten, bevor ich etwas dazu schreibe.

Aber ich finds toll. Grace gefällt mir sehr gut, aber Gin ist mir irgendwie unsympathisch. Sie hat sowas amazonenhaftes, was glaube ich auch schon in Kapitel eins von Grace erwähnt wurde (?)
Ich finde allerdings, dass du das Wort "Giftprinzessin" ein wenig zu oft hier verwendet hast, es sei denn, dass das Gins Spitzname für Grace ist.

Das mit den Skorpionen im hald sind ich fazrinieren. Eklig zwar, aber doch faszinierend.

Grüßle
Antwort von:  P-Chi
05.05.2013 20:47
Und ich freue mich natürlich wie immer, dich als meine Leserin zu haben^^ *yay*
Ist mir ne Ehre, dass du dich durch PP jetzt auch noch kämpfen willst xD

Dann geht's dir ja genauso wie mir. xD Ich mag Gin auch nicht sonderlich, aber sie bringt mehr Pepp in die ganze Angelegenheit :D
Und ja, "Giftprinzessin" wirst du von ihr noch öfters hören. Es ist ihr zuwider, sie beim Namen zu nennen.
Ich frag mich ja, wie du Dallas finden wirst. .... :DDDD

höhö, vielen Dank. :D
lg
Von:  Lianait
2013-05-04T08:56:50+00:00 04.05.2013 10:56
Oh, es geht weiter! <3 Du hattest ja gesagt, dass Freitag das neue Kapitel kommt. :,D
Oh, kurz. ;_; Egal, ich freue mich trotzdem mehr über Gin zu erfahren. :3

> All das sagte Gin, dass die Giftprinzessin etwas verheimlichte.
Wohl wahr. xDDDD

Klein, aber fein. :3
Auch wenn es kurz war, hat mir das Kapitel gefallen, auch weil man Graces mal von außen und Gin von innen sieht. Das mit dem Gift bzw. der eigentlich ausgestorbenen Pflanze war sehr interessant und ich bin schon gespannt, was dahinter steckt und ob Achlys wirklich für den Mord verantwortlich ist oder vielleicht doch eines ihrer anderen Kinder.
Und ich bin schon auf Dallas gespannt~
Wann kommt noch gleich das nächste Kapitel? xD


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