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The Order of the Assassin

von

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Kapitel 6: "Zu Hause"

Lächelnd sah ich nach oben. Gut fünf Meter über dem Boden schwebte ein Helikopter und sorgte für jede Menge Wind. Es gab nur eine Person die einen solchen Auftritt hinlegen konnte, ohne vor Scharm zu sterben. Und genau diese Person sprang mit Raubtierhafter Eleganz aus der fliegenden Todesmaschine und landete etwas von uns entfernt auf dem Boden.

Wenn er gute Laune hatte, müsste ich mir keinerlei sorgen machen, wenn jedoch nicht der Fall war…musste ich mir etwas anderes überlegen.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, sah ich ihm zu wie er freudig winkend Helikopter davon schickte, bevor er sich zu uns umdrehte. Anhand seines Blickes konnte ich sagen, dass ihm dieses Bild nicht gefiel. Giotto stand neben mir, sehr nah neben mir, und hatte seinen Arm um meine Taille geschlungen. An sich wäre es nicht schlimm, jedoch trug ich immer noch die knappen Sachen.

Kein guter Anfang.

Eilig machte ich mich von Giotto los, bevor mein Bruder ihm an die Kehle sprang, und flitzte auf diesen zu. So schnell meine Beine mich tragen konnten, und das war nicht gerade langsam, obwohl es längst nicht mehr so schnell war wie damals, rannte ich auf ihn zu und schmiss mich in seine ausgebreiteten Arme.

Lachend fing er mich auf und drehte sich ein Paar Mal um die eigene Achse, zusammen mit mir.

„Halt warte. Mir wird schwindlig“, werte ich mich. Mit einem schelmischen Grinsen ließ er mich wieder runter und betrachtete mich dabei, wie ich vor mich hin schwankte. Irgendwie wurde mir schnell Schwindelig, das war damals als Kleinkind nicht so gewesen. Damals hatte mein Bruder mich Minuten lang so gedreht, ohne dass ich mein halbverdautes über ihn erbrach.

Haltsuchend klammerte ich mich an Giotto, welcher genau in diesem Moment neben mir erschien. Mit harter Miene zog mein Bruder mich von ihm weg und drückte mich an sich.

„Wie kommst du auf die Idee, meiner Schwester so nahe zu kommen?“ knurrte er unfreundlich und entblößte dabei seine Zähne, welche einfach nur strahlend weiß waren und dadurch um einiges bedrohlicher wirkten, wie die Zähne eines Wolfes. Wenn ich meinen Bruder so betrachtete, wie eine normale Frau ihn betrachten würde, verstand ich wieso sie alle auf ihn standen. Immerhin hatte er große braune Augen und blonde Haare, welchen ihn bis zu seinem Hemdkragen reichten und etwas zerzaust aussahen, so als wäre er gerade erst aufgestanden. Verwundert sah mein Romeo zu meinem Bruder und mir. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er Anstalten zu machen etwas zu sagen, doch Valentin drückte mich aus Reflex nur noch fester an sich.

Nun schien Giotto verstanden zu haben.

Mein Bruder hatte einen Schwester Komplex, keine angenehme Sache, besonders da er sie schon so lange hatte, dass ich nicht einmal mehr wusste wann es angefangen hatte und mich mittlerweile sogar daran gewöhnt hatte. Entschuldigend lächelte ich mein Gegenüber an und wand mich dann wieder an meinen Bruder. Freudig schlang ich die Arme um ihn und nuschelte einen Dank nach dem anderen an seine breite Brust. Lachend löste er sich von mir und sah mich mit stolzen Augen an.

„Ich dachte schon, wir müssten alle so ein trostloses Leben führen. Hand in Hand mit dem Tod und unter Mutters Kontrolle. Gott sei Dank hat einer von uns endlich mal den Mut gefunden, etwas gegen sie zu unternehmen“, strahlte er mich an.

Lächelnd löste ich mich nun und ging zurück zu Giotto.

„Valentin? Darf ich dir vorstellen? Giotto Vongola. Giotto, mein älterer Bruder Valentin“, stellte ich sie einander Höflicherweise vor. Lächelnd reichte der Mafioso dem Auftragskiller die Hand, welcher dieser nur widerspenstig entgegen nahm. „Komm ich bring dich in mein Zimmer“, unterbrach ich beide, ehe Valentin auf die Idee kam meinen neugewonnenen Freund etwas anzutun. Und so wie seine Augen vor sich her blitzten, war er schon am Planen und er konnte verdammt gut Planen…
 

„Wann wird dieses kleine Opfer hier auftauchen?“ fragte mein Bruder eine Stunde später, wobei seine Ausdrucksweise heftiger war als sonst. Wir hatten seine Sachen nach oben gebracht und saßen uns nun gegenüber am Esstisch in der Küche und tranken gekühlten Eistee. Ich hatte es sogar geschafft mich umzuziehen, was bei dem Aufmerksamkeitsdrang meines Bruders an ein Wunder grenzte.

Nun würde Val wenigstens niemanden mehr töten wollen, nur weil er mich ansah. Über seinem Ausdruck konnte ich nur den Kopf schütteln. Valentin hatte Vincent noch nie leiden können, auf jeden Fall nicht sehr, das gleiche galt auch auf der anderen Seite. Obwohl wir Geschwister waren, und ich beide von ganzen Herzen liebte, hatte Vincent sich irgendwann von uns abgewandt und einen anderen Weg als wir gewählt.

„Val sei nicht so gemein ihm gegenüber. Wir müssen so oder so über dein Benehme reden. Du kannst Giotto doch nicht so dämlich von der Seite an machen. Er hat mich hier aufgenommen und ist dabei alles zu tun, damit wir frei sind“, zischte ich meinen Bruder über den Rand meines Glases an.

Seufzend lehnte er sich zurück und nahm einen großen Schluck aus dem Glas.

„Magst du den Kerl?“ fragte er mit zusammen gebissenen Zähnen. Anscheinend wusste er meine Antwort schon, trotzdem entschied ich mich dafür es laut auszusprechen.

„Ja. Ja ich mag ihn und daher möchte ich, dass du dich ihm gegenüber besser verhältst. Anderenfalls werde ich nie wieder mit dir reden“, demonstrativ wand ich den Kopf ab und sah aus dem Fenster. Ich wollte nicht, dass einer aus meiner Familie sich unhöflich gegenüber Giotto verhielt. „Dann werde ich versuchen, ihn weniger zu Hassen. Also, wann kommt unser Bruder an?“ fragte Val, diesmal um einiges Beherrschter, was mich zu meinem nächsten Punkt brachte. „Jetzt wo du es sagst, fällt mir noch etwas ein. Noah und Mei werden ebenfalls dabei sein. In der Nähe des Kleinen wirst du dich benehmen ansonsten…“ ich ließ den Satz unheilvoll zwischen uns hängen. Der Kleine und noch Unschuldige Noah musste nicht mit solchen Wörtern, welche meine Brüder sich leidenschaftlich gerne gegenseitig an den Kopf warfen, vergiftet werden, auf jeden Fall jetzt noch nicht.

Ergeben nickte er.

Jeder von uns mochte Mei, da war es nicht schwer ihn zu überzeugen, Noah mochte so oder so jeder. „Da fällt mir ein. Elena und Daemon, ihr Verlobter, sind vor gut einer Stunde los gefahren. Ich frage mich wo sie bleiben“, nuschelte ich besorgt.

Die beiden hatten ihr Zimmer verlassen, als ich mit Val hinauf kam und meinten, sie würden sich um die drei anderen kümmern.

Langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen.

Vom Flughafen brauchte man nur zwanzig Minuten, und das bei schlechtem Verkehr.

„Hör mal genau hin. Das klingt nach einem Auto“, holte mein Bruder mich aus den Gedanken. Er schien meine Nervosität zu merken, denn er ergriff lächelnd meine Hand und begann sie zu streicheln. Ängstig blieb ich sitzen, nicht in der Lage mich zu rühren. Als ich die Tür aufgehen hörte und kurz darauf ein paar Stimmen, kniff ich die Augen zusammen und fing unwillkürlich an zu beten.

Bitte, bitte Gott.

Wenn es dich gibt, mach dass es meinen Liebsten gut geht´, betete ich mit voller Kraft.

„Wir sind wieder da“, trällerte Elena fröhlich ins Haus. „Wo seid ihr den alle?!“ setzte sie hinter her. Mit schweren Herzen sah ich auf und wollte Antworten, aber es kamen nur geflüsterte Worte aus meinem Mund.

„In der Küche!“ donnerte mein Bruder ihr entgegen.

Mit einem dankenden Lächeln sah ich ihn an, ehe ich mich wieder zur Tür drehte, diese wurde in diesem Moment nämlich aufgestoßen und ein kleiner Wirbelwind kam auf mich zu gefegt.

„Tantchen!“ krähte es mir entgegen.

Mit Träne in den Augen ließ ich mich automatisch zu Boden gleiten und streckte die Arme aus. Hektisch drückte ich den kleinen Körper an mich und sog den Geruch, welchen nur er und seine Mutter trugen, förmlich auf.

´´Zu Hause´´, schoss es mir durch den Kopf.

Ich hatte endlich das Gefühl zu Hause zu sein.

Ohne ein Wort zu sagen kniete Mei sich zu uns und legte mir einfach nur die Hand auf die Schulter, so blieb sie jedoch nicht lange. Schnell zog ich auch sie in unsere Umarmung. Ihre Haare waren länger geworden und die Körpertemperatur der beiden schien noch kälter geworden zu sein. „Eurer Blutdruck ist unter aller Banane“, nuschelte ich Mei ins Haar. Kichernd ließ sie von mir ab, ihr Sohn jedoch klammerte sich immer noch an mich und ich erkannte bestürzt, dass er weinte. Lächelnd beugte ich mich runter zu ihm und drückte ihm meine Lippen auf beide Wangenseiten, wobei ich leicht hinein biss, aber nur ganz leicht.

Kichernd löste er sich von mir und strahlte mich mit seinen himmelblaue Augen an. „So ist es schon viel besser. Männer weinen nicht. Aber ich nehme mal an, weil ich dein liebes Tantchen bin, ist das schon in Ordnung“, lachte ich ihm entgegen.

Immer noch strahlen schlang der Dreijährige die Arme um meinen Hals, so das mir nichts anderes übrigblieb als ihn mit hoch zu heben. Nur noch Augen für meine kleine Familie, streckte ich Mei die Hand entgegen und zog sie auf die Füße. „Es tut gut dich zu sehen, Schwester“, flüsterte Mei mit herzzerreißender Stimme.

Nicht nur mir schien unser Treffen nahe zu gehen, denn Mei liefen vereinzelte Tränen über die Wange. Wie gerne würde ich jetzt einfach eine Runde mit ihr um die Wetteheulen, aber dies würde nicht sehr erwachsen wirken. Plötzlich durchfuhr mich ein merkwürdiges Gefühl, welches ich nur zu gut kannte. Mit einem schiefen Lächeln drehte ich mich von Mei weg und sah meinem jüngeren Bruder in die Augen. „Lang ist es her, Bruder“, begrüßte ich ihn. Es war nicht einmal nötig Deutsch mit den Erwachsenen zu sprechen. Mei und ich hatten Italienisch zusammen in der Schule gelernt und meine Brüder hatten es ebenfalls lernen müssen. Als Auftragskiller musste man so viele Sprachen wie nur möglich lernen, ein Grund weshalb wir eine Dänische Schule in Deutschland besuchen mussten.

Noch bevor Vincent den Mund aufmachen konnte, schaltete sich auch schon Valentin ein.

„Hast du außer deiner Seele nun auch noch dein Hirn an die Hexe verkauft?“ fragte er ruhig, zu ruhig als das es gut sein könnte. Grinsend lehnte Vincent sich an die Küchentheke, welche genau neben der Tür war, und warf unserem Bruder einen vernichtenden Blick zu. „Du missverstehst da etwas. Ich wurde nicht so geliebt wie du. Also hatte ich mich entschlossen, alles zu tun um sie zufrieden zu stellen. Endresultat: Ich bin nicht so geliebt wie du Bruder, aber auch nicht so verhasst wie du, Schwester“, gab er giftig von sich. So etwas in der Art, hatte ich mir schon gedacht, also keine Überraschung für mich. Aber für Valentin, schien es eine neue Offenbarung zu sein. Bevor die ganze Sache eskalieren konnte, musste ich Mei und Noah hier raus kriegen.

„Elena? Würdest du den beiden bitte ihr Zimmer zeigen?“ Einen Moment sah meine Cousine mich verwirrt an, ehe sie begriff was vor sich ging und nickte. Lächelnd wand ich mich Mei zu und drückte ihr ihren Sohn in die Arme. „Mach dir keine Sorgen. Ich lasse nicht zu dass die beiden sich gegenseitig wehtun“, flüsterte ich ihr ins Ohr, während ich meine Nase an ihrer Wange rieb. Das hatten wir damals als Kinder immer gemacht, wenn einer von uns Angst hatte. Nickend folgte sie Elena und Daemon, der gelangweilt von meinen Brüdern zu sein schien. Kaum waren alle aus dem Raum, baute ich mich zwischen meinen Brüdern auf, welche beide gut zwei Köpfe größer waren als ich.

„Das Kind ist ja jetzt aus dem Raum, da kann ich ruhig die Wahrheit sagen. Wie bescheuert muss man sein, seine eigene Schwester verraten zu wollen?“ fauchte Valentin nun ungehalten und auf Deutsch-Italienisch hatten die beiden nur Daemon zur Liebe gesprochen-. Seufzend schubste ich beide in Richtung Garten, bevor sie mir noch etwas im Haus kaputt machen konnten.

„Hey was hast du vor, du verdammtes Weib?“ fragte Vincent mich gereizt. Kopfschüttelnd schmiss ich beide in den Garten. „Hier könnt ihr beide euch austoben, ohne dass ich Angst haben muss, dass ihr etwas kaputt macht. Nur zu, vermöbelt euch. Anders klappt es bei euch beiden ja eh nicht“, warf ich ihnen gelangweilt an den Kopf. Es schein als müsste man es ihnen nicht zweimal sagen müssen, sofort stürzten sie sich mit unheimlicher Geschwindigkeit aufeinander und begannen ihren Kampf. Gelangweilt setzte ich mich in einen der Korbstühle, welche unweit von den beiden standen.

Gähnend zog ich ein Bein auf den Stuhl und lehnte meinen Arm und meinen Kopf auf ihn, die beiden Pappnasen dabei nicht außer Augen lassend.
 

Eine halbe Stunde später waren sie immer noch dabei sich gegenseitig zu verprügeln, an sich hatte ich nichts dagegen, waren beide doch schon alt genug um selber die Verantwortung für ihre Taten zu tragen, doch da wurde die Tür zum Haus geöffnet und Noah kam angerannt, ohne zu gucken wo er hinrannte.

„Noah pass auf!“ hörte ich Meis panische Stimme, als sie sah was im Garten von statten ging, da war es aber schon zu spät. Noah war zu schnell und konnte mit seinen kleinen Beinchen nicht mehr anhalten. Blitzschnell sprang ich auf und rannte auf meine Brüder zu. Diese sahen den Jungen nicht einmal in ihrer Wut. Sie waren komplett von ihrem Hass eingenommen und konzentrierten sich nur auf den letzten Schlag. Gerade noch rechtzeitig gelangte ich zwischen die Beiden. Vincent war mir am nächsten und sein Arm war ausgestreckt, das Beste was ich machen konnte war… Knurrend schnappte ich mir Vincents Arm und schmiss ihn über meine Schulter, direkt auf Valentin. Mit einem überraschten Laut lief der kleine Junge direkt in mich hinein. Lachend hielt ich ihn fest, damit er nicht rückwärts fiel. „Na mein Kleiner. Wieso hast du es denn so eilig?“ Mit großen Augen sah er zu mir auf. „Tantchen wo kommst du den her?“ fragte er verwundert. Es war schon erstaunlich wie gut der Kleine reden konnte, aber uns allen war früh klar gewesen, dass es sich bei ihm um ein Genie handelte. Erleichtert, dass ich schnell und stark genug war, strich ich ihm über den dunklen Haarschopf und hob ihn hoch. „Du musst aufpassen wo du hinläufst“, tadelte ich ihn und zwickte ihn mit den Zähnen kurz in die Wange. Kichernd drückte er seine kleinen feuchten Lippen auf meine Wange. Es war ja wirklich nicht sehr angenehm, aber es ging mir nahe dass er mir einen Kuss gab. Mit Tränen in den Augen kam Mei auf uns zugestürmt, gefolgt von den anderen, und damit meinte ich alle außer Daemon und Alaude, die hatten sich anscheinend ,mal wieder, abgekapselt. Erleichtert drückte Mei ihren Sohn an sich und warf mir lauter Bedeutungsschwangere Blicke zu. Darauf bedacht, dass Noah mein wütendes Gesicht nicht sah, wand ich mich von den anderen ab und schritt auf meine Brüder zu. Mit einem kalten Lächeln ließ ich mich vor beiden in die Hocke fallen und wartete darauf dass sie mich ansahen.

„Was sollte das denn?“ brüllte Vincent mich an.

„Ich hasse es das jetzt zu sagen, aber er hat recht Prinzessin, du hättest verletzt werden können“, brummte Valentin. Als beide mir ins Gesicht sahen, stockten sie und sahen über meine Schulter. Liebevoll streckte ich meine Hände aus und strich beiden über die Gesichter, bis hinauf in die Haare, wo ich dann anhielt.

„Reißt euch beide am Riemen. Ihr seid Erwachsene Männer.“

Schneller als sie gucken konnten schlug ich ihre Köpfe zusammen. „Und wenn ihr meinen kleinen Noah noch einmal in Gefahr bringen solltet, werde ich euch die Wirbelsäulen heraus reißen und euch damit auspeitschen. Haben wir uns verstanden?!“ donnerte ich. Die beiden wussten, dass ich keine Späße machte wenn es um Noah ging. Verwundert sahen sie über meine Schultern und schienen nun die anderen entdeckt zu haben, unteranderem Noah. Mit einem panischem Gesichtsausdruck sprang Vincent auf und raste beinahe schon auf Mei und Noah zu.

Neugierig sah ich von hier aus zu.

Wild gestikulierte mein Bruder vor Mei herum, anscheinend versuchte er sich zu erklären, was meine Freundin jedoch recht kalt ließ. Dann fing er an auf Noah ein zu reden, was Mei nun anscheinend wütend machte, denn sie holte aus und schlug ihm mit der Faust genau ins Gesicht. Ohne weitere Worte drehte sie sich danach um und verschwand mit ihrem Sohn auf dem Arm.

Kichernd half ich Val hoch und ging gemeinsam mit ihm zu den anderen. „Wer von euch Idioten hat ihr so schlagen beigebracht?“ fluchte Vincent als wir bei ihnen ankamen. Mit wütenden Augen hielt er sich die Nase, was das Blut jedoch nicht beim hinaus laufen hinderte, so dass es nun fröhlich auf den Grasteppich tropfte. Mit einem stolzen grinsen konnte ich nur nicken.

„Wunderbar. Ein voller Treffer. Ihr wird die Hand jetzt zwar wehtun, aber sie hat sich wenigstens getraut zu zuschlagen“, zwitscherte ich ihm fröhlich entgegen. Der Anblick von Vinc Blut hob meine Laune um ein vielfaches. Giftig feuerte er einige Blicke auf mich ab, wobei ich einfach nur grinsen konnte. „Du hast doch nicht gedacht, dass ich sie ohne Verteidigung alleine lasse oder?“ schmunzelte ich ihm entgegen. Mit freudigem Gefühl folgte ich meiner Freundin ins Haus, ihre Hand musste wahrscheinlich verbunden werden und sie schien etwas zu aufgebracht um dies alleine zu vollführen.
 

„Verdammt das tut weh“, zischte meine Seelenschwester mit zusammen gebissenen Zähnen. Wie erwartet waren ihre Fingerknöchel aufgeplatzt und bluteten, zwar nicht so sehr wie Vincents Nase, jedoch war es besser sie zu verbinden und somit vor Bakterien zu schützen. Lächelnd stellte ich das Desinfektionsspray zur Seite und klebte ihr das letzte Pflaster auf die Hand. „Ich bin trotzdem stolz auf dich. Das war ein 1A schlag“, gratulierte ich ihr. Mit schiefen grinsen sah sie auf mich runter, dann jedoch mit ernstem Blick zu ihrem Sohn. „Lia wie wird das alles Enden? Wie viele werden sterben?“ Mit Tränen in den sturmblauen Augen sah sie mich an, was mich dazu brachte sie in den Arm zu nehmen. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken. Ich durfte jetzt nicht weinen. Immerhin baute Mei auf mich und nutzte mich als Stützte.

„Ich weiß nicht wie es enden wird. Ich weiß nur, dass du es nicht mit ansehen musst. Hör mir jetzt genau zu, es ist wichtig und ich werde mich nie wieder widerholen. Verstanden?“ Mit rot geränderten Augen nickte sie und sah aufmerksam zu mir auf.

„Sollte es hier eskalieren möchte ich, dass du dir Noah und Vincent schnappst und rüber nach Amerika segelst. In Dellas, Texas, werdet ihr eine Verbündete von mir finden. Bei ihr könntet ihr dann erst einmal unterkommen und dann ein neues Leben anfangen. Hast du alles verstanden? Meine Kontonummern kennst du noch. Ich bitte dich darum, all mein Geld zu nehmen“, schärfte ich ihr ein. Geschockt sah sie mich an und riss den Mund auf, bevor sie jedoch auch nur die Chance hatte etwas zu sagen, legte ich meine Hand darüber.

„Ich geh jetzt schlafen. Sag den anderen nichts davon und denke in Ruhe darüber nach. Ich bin froh dass du an meiner Seite bist“, verabschiedete ich mich und watschelte in mein eigenes Zimmer. Die Sonne war vor kurzem unter gegangen und hatte mich und meine Nerven alleine gelassen.

„Versuchst du dich an mich heranzuschleichen?“

Das Lachen, welches mir aus meinem dunklen Zimmer entgegen kam, war Antwort genug.

„Wie geht es ihr?“ fragte mein Bruder mit einer besorgten Stimme. Schon als Mei und ich noch zur Schule gegangen waren, hatte Vincent eine Schwäche für meine schöne Freundin gehabt. Es war nicht ungewöhnlich das Mei Verehrer hatte, sie war schön, so schön wie eine Porzellanpuppe. Nach der Verkündung ihrer Schwangerschaft jedoch hatten die meisten sich von ihr abgewandt, sogar ehemalige Freunde von uns wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben, und nach Noahs Geburt waren dann letztendlich alle von ihrer Seite gewichen, alle bis auf Vincent und mir. Der Junge hatte sich wirklich in sie verliebt und beschützte sie mit allen was er hatte.

Das war der Ausschlag gebende Grund, weshalb ich ihn als Beschützer auserkoren hatte. Er würde sicher und wachsam über beide Wachen, hatte er den kleinen Noah doch auch schon in sein Herz geschlossen, wenn nicht sogar Vatergefühle für ihn.

„Mach dir keine Sorgen. Ihr tut nur die Hand weh. Ich habe alles verbinden können, es bleiben keinerlei Schäden zurück“, versicherte ich ihm lächelnd. Kurz raschelte es und ich vernahm wie jemand auf mich zukam. Schmunzelnd wand ich das Gesicht und ließ die Faust, welche auf mich zu raste, mich treffen. Schweigend ging ich zu Boden und hielt mir den Bauch, hier würde man den blauen Fleck nicht sehen, klug.

Ohne ein weiteres Wort mit mir zu reden verschwand er aus meinem Zimmer und ließ mich mit einem Stolzen Grinsen zurück.

Ich hatte mich absolut nicht geirrt. Er war der perfekte Beschützer für die beiden. Quälend langsam richtete ich mich auf und ging auf mein Bett zu, nur um darauf zu fallen und so einzuschlafen wie ich war.



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