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Hello my Clone

[ Deathstars X Toxic Rose FF]
von

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Hello my Conflict

Finnland begrüßt uns mit einem gnadenlosen Regenschauer am Tag unserer Anreise. Andreas meint, Schnee wäre ihm lieber gewesen, denn wenn es schneit kokse Gott. Regen hingegen stelle seinen Urin dar. Ich enthalte mich meiner Stimme.

Der Freitag verläuft noch ganz gediegen. Die Deathstars werden erst am nächsten Tag die Bühne rocken, heute ist erst mal an Tom samt Mannschaft, das Publikum für uns aufzuwärmen. Ja, okay, für den Rest meiner Band. Ich werde ja bloßer Zaungast sein.

Die giftigen Rosen scheinen in Ordnung zu sein. Andy, Michael und Goran werden uns von Tom kurz vorgestellt, dann verziehen sie sich in den Backstageraum, um noch ein wenig zu proben. Vernünftig, besonders Tom sollte etwas tun, schließlich übte er die ganzen Wochen lediglich die Deathstars-Songs ein. Dafür beherrscht er sie nun auch wirklich gut.

Im Prinzip kann morgen gar nichts schiefgehen. Die Deathstars werden die gefeierten Helden sein, die Publikumslieblinge. Auch ohne mir. Ohne die Quotenkatze. Die Mädchen werden Tom zujubeln und ich kann ihm dabei zusehen, wie er meinen Applaus empfängt, meine Riffs spielt und meinen Platz einnimmt. Er wird die Songs spielen, als wäre er Cat Casino persönlich, nur seinen individuellen Touch wird er nicht ablegen, wie ich bei den Proben bemerkte. Und in diesen Augenblicken wird er für mich wieder nur das verhasste Miststück sein. Das Miststück, welches nicht zu uns gehört und sich an meine Stelle drängt. Doch wenn ich ihn sehe, seine eleganten Bewegungen, seine Leidenschaft, seine dezenten Oberarmmuskeln, dann wird er für mich ebenfalls der schönste Mensch auf Erden sein. Der Mensch, der mir Erektionen beschert, der mich anmacht, mit dem ich schlafen möchte. Wenn ich mir einrede, dass ich es bin, der dort oben steht, mein zweites Ich, welches ich endlich berühren kann, anfassen wie eine andere Person, dann werde ich so empfinden. Doch dann wird mir schmerzlich bewusst, dass hinter dieser schönen Fassade ein anderes Herz als das meine schlägt. Das möchte ich nicht. Ich möchte mich. Nicht ihn.
 

*****
 

Noch eine halbe Stunde bis zum Auftritt. Ich habe Lampenfieber, als müsste ich selbst gleich raus. Schminke mich sogar, werfe mich in Schale. Nur, damit ich am Bühnenrand eine gute Figur mache. Natürlich werde ich mir den Auftritt nicht entgehen lassen. Jeder meiner Blicke wird Tom gelten. Wenn er sich auch nur einen Patzer erlaubt, dann -

"Eric? Ich soll mir deine Lederjacke ausleihen. Darf ich reinkommen?"

Wenn man vom Teufel spricht. Erst schiebt der Schönling lediglich seinen Kopf durch die einen Spalt weit geöffnete Tür, dann aber steht er auch schon, ohne dass ich ihm mein Okay gegeben hätte, neben mir und schaut sich um.

"Moment", murre ich, während ich noch mit meinem Eyeliner zugange bin und mental den Kopf schüttle.

So weit ist es also schon gekommen. Der falsche Cat soll sich mit den Klamotten des echten Cats verkleiden, damit er sich gut in die Riege der Deathstars einfügt. Wie ein offizielles Mitglied soll er aussehen. Ganz klasse. Warum schmeißen die mich eigentlich nicht gleich ganz raus? Übertriebener Gedankengang, ja - aber es ärgert mich einfach so sehr, dass dieser Fremde alles von mir haben möchte und es auch haben kann.
 

Doch ich gebe ihm meine Lederjacke. Natürlich tue ich das. Aber nur, um des lieben Friedens willen. Einen angepissten Emil kann ich mir nämlich sparen.

Wortlos streift Tom sich das Kleidungsstück über. Ich beobachte ihn genau dabei.

"Passt", stellt er dann fest. Ja, genau. Passt. So gut wie die Jacke passt, so passt du auch in die Band. Sie sitzt, als wäre sie nur für dich gemacht worden. Und du siehst unheimlich scharf aus. Schau mich an. Oh Gott. Ich liebe deine Augen. Ich werde nicht reagieren auf deinen erwartungsvollen Blick. Ich möchte, dass du am besten nie wieder wegschaust.

Als Tom jedoch genau das tut, erwache ich aus meinem leidenschaftlichen Tagtraum. Wahrscheinlich ist ihm sein Spiegelbild gerade wichtiger als meine Bestätigung des guten Aussehens der Jacke an seinem schlanken Körper.

Er zupft sich ein bisschen an seinen schwarzen Haarsträhnen herum. Legt die Stirn in Falten. Wiegt den Kopf.

"Irgendwie habe ich heute einen Bad-Hair-Day", murmelt er unzufrieden. "Es gibt Tage, da findet man sich selbst so richtig hübsch und an anderen erscheinen einem die Augen winzig und die Haut unrein. Aber ich kann so rausgehen, oder?"

Wieder schaut er mich direkt an. Wieder erwartet er eine Reaktion auf sein Gesagtes. Doch ich kann sie ihm nicht wirklich liefern. Ich kann ihn nur anstarren, ihn regelrecht verschlingen, gedanklich mit den Fingerspitzen über seine makellose, weißgepuderte Haut streichen. Meine Lippen auf seine legen. Sie küssen, ihre Wärme fühlen. Und es werden nicht seine Lippen sein. Es wird auch nicht seine Haut sein, die sich so schön anfühlt, so fremd und doch so vertraut.

Ich werde es sein.

"Natürlich kannst du so rausgehen. Du bist wunderschön."

Erst hinterher fällt mir wieder ein, dass Tom dieses Kompliment nun wahrscheinlich auf sich bezieht. Ein kleines Lächeln ziert sein Gesicht und er wirkt ein bisschen verschämt. Leider schaffe ich es nicht mehr, die Situation zu retten, das alles richtigzustellen. Der Soundcheck beginnt. Tom muss weg.

"Du packst das", sage ich noch leicht abwesend, während ich ihn an mir vorbeirauschen sehe.

Ja, du packst das. Aber wer verspricht mir, dass ich es packen werde? Ich weiß wegen dir doch schon gar nicht mehr, was ich denken soll. Ich liebe mich so sehr in dir. Doch ich hasse dich so sehr in mir. In meinen Augen. Meinem Antlitz. Meinen Klamotten. Meinem Körper.

Ich kann es nicht ertragen, dass ich jemand anderes bin.
 

*****
 

Harmonie.

Ja, man kann es wahrhaftig nur mit diesem Wort bezeichnen, was zwischen Tom und den anderen Mitgliedern herrscht. Obwohl sie nur vier, fünf Mal gemeinsam geprobt haben, wirkt es, als wäre Tom schon ewig der zweit Gitarrist der Deathstars. Er ist so gut. So authentisch. Und irgendwie gar nicht so anders als ich. Seine Posen sind den meinen sehr ähnlich. So ähnlich, dass nicht nur ich glaube, mich selbst da oben stehen zu sehen.

Im Scheinwerferlicht kann ich Andreas erkennen. Langsam bewegt er sich auf den rechten Bühnenrand zu und somit auch auf Tom. Als die Lichter düsterer werden, scheinen die beiden Silhouetten zu verschmelzen. Andreas steht nun direkt hinter Tom. Umfasst seine Hüften. Berührt ihn auf eindeutige Weise.

Mir fällt die Kinnlade herunter. Im Augenblick sehe ich nur noch Tom da oben. Tom und Andreas. Nicht Eric und Andreas. Ich sehe einen Tom, der es gerade geschafft hat, restlos alles an sich zu reißen. Diese Illusion meiner selbst schmiegt sich an meine Ex-Affäre, an den Mann, für den ich der Einzige bin. War. Für jeden ist dieser Typ Cat. Nicht Tom. Weil es jedem egal ist, was in diesem Menschen steckt. Welche Gedanken er entwickelt. Welche Absichten er hegt, welche Sehnsüchte ihn ihm wachsen; es spielt keine Rolle. Doch nicht überall wo Cat drauf steht, ist Cat drin. Mir ist dies bewusst. Andernfalls hätte ich diesem Tom schon längst einen Heiratsantrag gemacht.
 

Mehr muss ich mir nicht geben. Ich habe genug gesehen. Tom in Andreas' Armen schmerzt. Wie ein Fremdkörper kommt er mir vor, kam er mir vor. Wird er mir immer vorkommen. Ich will nicht, dass er existiert. Er soll verschwinden. Und all die Erinnerungen an ihn gleich mit.

Vollkommen breit lasse ich mich auf die Couch im Backstageraum sinken. Selbst der Jack Daniels kann die Bilder in meinem Kopf nicht mehr auslöschen. Ständig sind da die beiden Silhouetten, die die Nähe der jeweils anderen genießen. Die sich berühren und küssen und liebkosen. Ich und Andreas. Doch ich spürte ihn nicht. Ich war es nicht, der den Sänger aufreizte, ihn heißmachte. Doch, ich war es.

Was soll ich eigentlich noch denken? Was glauben, was fühlen? Soll ich jetzt Trübsal blasen, meine Eifersucht in Alkohol zu ertränken versuchen oder masturbieren, vor den grauen Augen, die mich in Gedanken herausfordernd und wild anstarren?

Ich weiß es nicht.

Ich glaube allerdings, dass trinken mir guttun wird. Also nippe ich an meinem Glas. Schenke mir erneut ein, bis mir das zu mühselig wird und ich die Flasche in großen Zügen leere.

Ich bin ersetzbar, schießt es mir durch den Kopf, duelliert sich der Gedanke mit dem Schwindel, der mich überkommt. Doch ich liebe mich, das ist das einzige, was zählt. Ich möchte mir so gern nah sein. Meine Haut streicheln. Die Hände auf meine nackten Hüften legen. Mich küssen.

Ich will Tom. Weil er mir das alles ermöglichen kann. Ich will seinen Körper. Aber seine Seele will ich nicht.
 

*****
 

Ich liege im Bett, als ich die Augen leicht öffne und durch den milchigen Schleier blinzle. Nein, ich glaube nicht, dass dies hier das meine ist. Irgendetwas sagt mir, dass hier mächtig etwas passiert ist. Etwas ist aus dem Ruder gelaufen. Nur was? Ich kann mich an nichts erinnern. Geschweige denn kann ich darüber nachdenken. Mein Kopf fühlt sich an, als wäre eine Herde Rinder darüber galoppiert, die mir zudem auch noch einen deftigen Tritt in den Magen verpasst hat.

Scheiße. Hastig wühle ich in den schwarzen Vorhängen, um sie auseinanderzuschieben. Scheißescheißescheiße. Ist mir schlecht. Doch ich scheine wenigstens einen Engel zu haben, der mir diesen Eimer bereitstellte. Ich kann einfach nicht anders, als ihn zu benutzen. Auch wenn ich somit auch noch meinen letzten Rest Schönheit ruiniere.

Vage Bilder erscheinen plötzlich vor meinem geistigen Auge. Sequenzen von Tom. Von Tom mit Andreas. Beinahe hätte ich vergessen, dass es Tom gibt. Aber da mir die Existenz des anderen bewusst geworden ist, habe ich noch einen Grund, mir die Seele aus dem Leib zu kotzen.

Das ist nicht nur der Alkohol, von dem ich wahrscheinlich etwas zu viel zu mir genommen habe. Der ganze Scheiß der letzten Wochen möchte aus mir weichen. Die fiesen Gedanken. Die Eifersucht. All das soll beseitigt werden mit einem Brüller in die Schüssel. Es ist doch eh alles egal.
 

"Gott."

Ein gedämpftes Murmeln, welches ich kaum wahrnehme. Dann ein recht grober, leicht schmerzhafter Griff in mein Haar. Meine schon halb besabberten Strähnen werden zurückgehalten. Von der ausführenden Person nehme ich allerdings erst Notiz, als ich mich von meinem Kotzanfall beruhigt habe. Durch die Tränen der Anstrengung in meinen Augen kann ich die verschwommenen Gesichtszüge Toms erkennen. Doch es löst im Moment nichts in mir aus. Ich bin zu fertig, um von seiner Schönheit zu zehren, zu fertig, um Hassgefühle zu hegen. Gerade erscheint mir besonders letzteres sinnlos und viel zu anstrengend.

"Hier."

Er reicht mir ein Taschentuch, mit dem ich meine Tränen trocknen kann. Wer weiß, wie ich aussehe. Bestimmt wie dreimal gestorben und wiederbelebt.

"Was mach ich hier?", entweicht es mir stimmlos und heiser. Tom hat sich inzwischen zu mir auf die Bettkante gesetzt und versucht geflissentlich den stinkenden Eimer zu ignorieren. Irgendwie scheint es so. Ja, es tut mir leid. Ich wollte nicht so ekelhaft sein. Es ist gar nicht meine Art.

"Du lagst total betrunken im Backstageraum. Wir wollten dich von dort wegbringen, dich nicht einfach dort lassen. Und dein Bett ist leider oben und ich dachte, da leg ich dich einfach in mein Bett. Hast da hoffentlich nichts dagegen..."

Ich reagiere nicht. Denn ich weiß nicht, ob es mich stört oder nicht. Mein Kopf gibt mir gerade keine Auskunft. Dort herrscht nur gähnende Leere.

"Wieso hast du dich eigentlich so volllaufen lassen, wenn ich fragen darf?"

Dieses Mal zucke ich mit den Schultern, dann lasse ich mich zurück auf die Matratze sinken und bedecke meine brennenden Augen mit der Hand. Tom würde einen Lachkrampf bekommen, würde ich ihm sagen, dass einzig und allein meine Eifersucht für die hohe Promillezahl in meinem Blut verantwortlich ist. Es ist absolut bescheuert. Wie kann man nur so bekloppt sein?

"Okay, ich geh mit den anderen noch eine Runde feiern. Schlaf ruhig noch ein bisschen, du Abstürzer. Hätte ich eigentlich von dir nicht gedacht, dass du dich so gehen lässt. Ich dachte, du seist einer, der immer und in jeder Situation die Contenance bewahrt."

Was war das? Wie nennt er mich? Abstürzer?

"Verpiss dich", murmle ich. Ganz leise.

"Was?", fragt Tom nach. Hat er es akustisch nicht verstanden oder kann er nicht wahrhaben, dass er sich von mir aus zum Teufel scheren soll?

"Verpiss dich", wiederhole ich freundlicherweise. Doch es scheint zwecklos. Entweder Tom möchte es nicht hören oder mit dem Alkohol ist mir auch meine Fähigkeit, mich ordentlich zu artikulieren, abhandengekommen.

"Ich geh dann mal", kündigt Tom noch einmal an. Dann erhebt er sich endlich. Ja, gut so. Mach dich vom Acker. Ich will dich nicht mehr sehen. Jemanden, der sich über mich lustig macht, kann ich nicht gebrauchen. Scheiße, mir ist schon wieder speiübel. Oh Mann.
 

Ich durchlebe eine sehr unruhige Nacht. Vielleicht, weil ich mich nicht aufraffen konnte, um mich in mein eigenes Bett zu begeben. Ich hasse es, in fremden Betten zu schlafen. Da ist stets dieser gewisse Ekel vor der fremden Bettwäsche und diesem nicht vertrauten Geruch, den sie umgibt. Nur wenn ich einen Menschen liebe oder mich anderweitig zu ihm hingezogen fühle, kann ich diese Gegebenheiten ertragen. Sogar schätzen. Doch bei Tom kann ich es nicht. Zumal ich, als ich irgendwann wach werde, bemerke, dass der andere neben mir liegt. Ganz dicht neben mir. Ich höre ihn leise atmen. Schnaufen. Dann schnarcht er sogar etwas.

Aber seine Haare sind schön. Und das Stück seines nackten Rückens, welches unter der Bettdecke hervorschaut. Ob er ganz nackt ist? Keine Ahnung. Es würde mich etwas befremden. Ganz kurz ziehe ich in Erwägung, dass wir vielleicht etwas miteinander gehabt hätten, aber daran glaube ich nicht wirklich. Mit so einem hässlichen und stinkenden Ding wie ich es heute bin wird so ein Schöner wie Tom nichts anfangen wollen. Vielleicht hatte er ja Andreas. Wer weiß das schon. Und nur, weil mein Gehirn gerade eine einzige weiche Masse ist, nutze ich die Gunst der Stunde nicht aus und erwürge den friedlich Schlafenden wegen dieser Vermutung. Nein, das könnte ich sowieso nicht. Am liebsten würde ich ihn anfassen. Nicht, weil ich in diesem Zustand Sex bräuchte. Nein, nur um es einmal getan zu haben.

Ich wage es. Meine Hand ruht auf seinem warmen Rücken. Gleitet ein Stück nach unten. Selbst wenn Tom aufwachen würde, wäre es mir gleich. Mir ist alles so verdammt egal. Nur, dass meine Finger irgendwann den Stoff seiner Unterhose ertasten, missfällt mir irgendwie. Ich fahre wieder weiter nach oben. Ja, so ist es schön. Sehr schön. Wie gut sich das anfühlt. So viel schöner, als wenn ich meinen eigenen Körper berühre. Nun kann ich wieder in Ruhe meine Augen schließen und dem nächsten Morgen entgegenschnorcheln.
 

*****
 

"...und sie haben dem zugestimmt."

"Ach, wie schön."

Natürlich ist das blanke Ironie. Ich könnte aus der Haut fahren. Wie sehr hatte ich gehofft, dass ich Tom nach dieser furchtbaren Nacht nie wieder sehen müsste. Aber das fällt nun wohl flach. Der Rest der Band hat es ohne meines Wissen fix gemacht, dass Toxic Rose uns bei unserer Europatour unterstützen werden. Na prima! Hört denn dieser Albtraum nie mehr auf?

"Eric...das ist doch immer noch wegen Tom, oder? Verdammt, was hast du gegen den Jungen? Der ist doch in Ordnung und manchmal dachte ich sogar, ihr versteht euch ganz gut. Vor allen Dingen, weil er dich ja auch -"

"Falsch gedacht, Emil. Ich möchte Tom nicht mehr sehen. Kapiert?"

"Aber jetzt nimmt er dir nicht mal mehr etwas weg. Bitte sag mir, was du gegen ihn hast."

Doch ich schweige mich aus.

Ich weiß es selbst nicht so genau. Jedenfalls mittlerweile. Meine Abneigung ist bloße Routine geworden. Lediglich die Sache mit Andreas nehme ich ihm noch mächtig übel. Andreas hat zwar mit mir über den Vorfall gesprochen, aber das löscht die Bilder in meinem Kopf auch nicht aus. Es interessiert meine Birne einfach nicht, dass es ein Versehen gewesen sein soll. Eine Reflexhandlung, gesteuert vom Adrenalin, das einem bei einem Gig schon mal in Strömen fließen kann. Etwas, das nichts bedeutet. Ich sei immer sein Prinzesschen, hatte Andreas mir mit Nachdruck zu verstehen gegeben. Aber netter Versuch, dass er zwischen mir und Tom differenzieren möchte.
 

"Tom hat sich so lieb um dich gekümmert, als du total besoffen und mehr tot als lebendig im Backstageraum lagst. Man, es ist nicht selbstverständlich, dass man jemanden fast Fremdes in seinem eigenen Bett schlafen lässt. Eric, Tom mag dich. Und er ist traurig, wenn du immer so gemein zu ihm bist. Gib dir einen Ruck. Du bist doch sonst immer so anschmiegsam. Man denke nur mal an die Fotos, die du mit Darin, Chris und den Jungs von Sonic Syndicate geschossen hast. Die hast du doch auch alle geliebt. Warum dann nicht auch Tom?"

Weil er mir zu ähnlich sieht. Weil ich ihn nicht mögen will. Und weil er wir trotz der optischen Ähnlichkeiten viel zu verschieden sind. Tom ist etwas rauer als ich, gröber, maskuliner, was sich auch in seinen Gesichtszügen widerspiegelt. Ich kann es einfach nicht aushalten, dass jemand so scharf ist, den ich nicht leiden kann. Den ich ehrlich gesagt nicht leiden können will. Ach, Mist. Ich kapiere das selbst alles kaum.

"Es ist eben so", beharre ich auf meiner Meinung. Gefühle kann man eben nicht erklären. Man kann sie nicht rational beeinflussen. Man kann nur versuchen, sie wegzudrücken. Doch dann überfallen sie einen noch um einiges stärker als jemals zuvor.

In den nächsten Wochen muss ich das am eigenen Leib erfahren.



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