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Evenfall

[Itachi x Sakura | non-massacre AU | dorks to lovers]
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Silver Lining


 

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Tränen überströmten sein Gesicht, als er den schlaffen Körper an sich drückte. Blut klebte an seinen Händen, verkrustet und verkohlt. Dass es nicht sein eigenes war, machte die Realität zu einer Katastrophe. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal geweint hatte? Die Überreste der Gegner lagen zerfetzt auf dem gerodeten Schlachtfeld. Inos Augen waren gerötet, auf ihrer Stirn stand Schweiß, ihre Hände zitterten vor Erschöpfung. Sie hatte ihre letzten Energiereserven für die Heilung aufgebraucht. War dies alles umsonst gewesen? Seine Sharingan erloschen und er presste den Körper der Kunoichi enger an sich; es war ihm egal, dass sein rein weißer ANBU-Brustpanzer dadurch mit Dreck und Blut beschmiert wurde. Sie starb in seinen Armen.

»Uchiha-san«, wisperte Ino mit brüchiger, belegter Stimme. Tränen der Verzweiflung und Trauer rannen über ihre vor Erschöpfung geröteten Wangen. »Wir müssen zurück nach Konoha. Schnell.«
 

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―Vierzehn Stunden zuvor

Uzuki Yūgao schlief friedlich in ihrem Bett, dicht an Shiranui Genma gekuschelt, dem sie nach all den Wochen, in denen sie sich nun schon getroffen hatten, austreiben hatte können, mit einem Senbon im Mund zu schlafen. Die schmatzenden Geräusche, weil ihn die Gewohnheit im Land der Träume mit den Lippen nach dem fehlenden Stück greifen ließ, waren immer noch besser als mitten in der Nacht aufzuwachen und eine Nadel im Arm zu haben. Sie waren beide nicht daran gewöhnt, Gesellschaft im Bett zu haben. Nach dem Tod ihres Verlobten hatte Yūgao sich geweigert, jemals wieder eine Beziehung mit jemandem einzugehen. Sie weigerte sich immer noch. Dies war nicht mehr als eine Affäre aus Verzweiflung, eine Flucht nach vorne, um in einsamen Stunden nicht ganz so alleine zu sein.

Dann tauchte Shisui auf. Dass er so dreist sein konnte, überraschte sie in der Retrospektive nicht sonderlich, hatte ihr dennoch gegenwärtig einen Heidenschreck eingejagt. Als sie mit gezücktem Katana den vermeintlichen Angreifer zu Boden gerungen und ihm mit der geschärften Klinge an seinem Hals jeden Fluchtweg abgeschnitten hatte, konnte sie sich nur mehr vage an den Lufthauch erinnern, der sie geweckt hatte. Shisui musste ihr ins Gesicht gepustet haben. Was ihr in Erinnerung bleiben würde, war das leuchtende Rot der Sharingan, die wie Dämonenaugen im Dunkeln gelauert hatten.

»Y-Yūgao-tan!«, wimmerte Shisui, verzweifelt versuchend, sich aus seinem Gefängnis zu befreien.

Sie nahm das Katana von seiner Kehle und schlug stattdessen auf seinen Kopf. »Erschreck mich nie wieder so, du Armleuchter! Was fällt dir ein, dich um diese Uhrzeit in meine Wohnung zu schleichen?!«

Shisui rieb sich jammernd den Kopf. Yūgaos Kopfnüsse taten längst nicht mehr so weh wie zu Anfang, an dem er sich noch nicht darauf eingestellt gehabt hatte. »Ich wollte dein kleines Stelldichein mit Shiranui ja nicht stören – schläfst du immer mit einem Katana unter der Bettdecke?«

»Was unter meiner Bettdecke geschieht geht dich gar nichts an, Shisui! Was willst du hier?«, fauchte sie voller Entrüstung so leise, dass es heiser klang. Prüfend schickte sie einen Blick nach hinten. Genma schlief seelenruhig wie ein Stein. Und sowas nannte sich Jōnin …

»Itachi schickt mich.«

Yūgao ließ von ihm ab, richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Dass diese bedrohliche Geste in ihrem hautengen Negligé weniger bedrohlich denn einladend wirkte, sagte ihr Shisuis Grinsen. »Was ist? Hast du noch nie eine halbnackte Frau gesehen? Nein, antworte bitte nicht. Ich will es nicht wissen. Was will Itachi von mir?«

»Von uns«, berichtigte Shisui sie ernst. »Es wurden feindliche Aktivitäten in der Nähe des Kitazamapasses lokalisiert. Eine Jutsu ohne Anwender. Wir vermuten Akatsuki dahinter.«

»Kitazama?«, wiederholte Yūgao ungläubig. Sie scherte sich nicht darum, dass Shisui noch immer anwesend war. Wenn Itachi nach ihr schickte, war jede Minute Verzögerung eine Minute zu viel. Sie hatte schon genügend kostbare Zeit mit ihrem tätlichen Angriff auf seinen Cousin verschwendet, darum war es ihr egal, dass sie sich vor diesem umziehen musste, um nicht noch mehr in Verzug zu geraten. Zu ihrem persönlichen Glück schien die Lage ernst genug zu sein, um Shisui seine Professionalität wahren zu lassen. Er gab keinen einzigen lüsternen Kommentar zum Besten, sondern fuhr mit dem Vorbriefing fort.

»Die Lage wäre ideal als Ausgangspunkt für eine Aufklärungsmission. Für beide Fronten. Die natürlichen Gegebenheiten auf beiden Seiten des Passes bieten guten Schutz für unentdecktes Eindringen in Feindgebiet. Sollte diese Jutsu tatsächlich etwas oder jemanden ausspionieren, müssen wir der Sache auf den Grund gehen.«

Sie rief sich die Karte um Kitazama in Erinnerung. Das stark bewaldete, bergige Gebiet markierte die geographische Grenze zwischen Hi no Kuni und Taki no Kuni. »Müsste Takigakure diesem Verdacht nicht nachgehen?«

»Nur, wenn Akatsuki nicht mehr Länder auf seine Seite gezogen hat als wir annehmen konnten«, schränkte er besorgt ein. »Die Jutsu ist mächtig. Sollte jemand aus der feindlichen Fraktion durch Taki marschiert sein, um sie zu wirken, hätte es darüber Meldungen geben müssen. Jedes Dorf hat Ausgangssperren verhängt, um seine Armeen zu staffeln, daher müsste ein ausländischer Ninja auffallen wie ein bunter Hund. Entweder kann er das Raum-Zeit-Kontinuum manipulieren, um Wurmlöcher zu erschaffen, was nebenbei bemerkt äußerst lächerlich klingt, oder Taki hat seine Neutralitätserklärung verletzt.«

»Oder er kam unbemerkt über sämtliche Grenzstationen, weil Takigakure seine Posten von den Wachtürmen abgezogen hat oder jeder, den er auf seinem Weg getroffen hat, konnte nicht lange genug überleben, um Bericht zu erstatten oder es waren mehrere, die zusammen eine Jutsu benutzten können, um unsichtbar zu werden«, komplettierte Yūgao die breite Palette an Möglichkeiten. »Ich schätze, man schickt uns dorthin, um genau das herauszufinden.«

»Vermutlich«, schloss Shisui. Seine Partnerin war fertig angekleidet, schulterte ihre Schwerter und nickte Richtung Fenster, durch das der Eindringling zuvor gekommen war. »Willst du ihm denn keine Nachricht hinterlassen?«

Yūgao sah auf Genma zurück, ehe sie sich abwandte und aus dem Fenster Richtung Nordtor hechtete. Shisui setzte ihr nach, die Antwort blieb sie ihm schuldig. Es ging ihn nichts an, was sie mit wem in ihrer Freizeit tat, ebenso wenig war er ihr Paartherapeut. Es gab Wichtigeres zu tun, vornehmlich diese Mission. Dass man trotz der Ausgangssperre einen ANBU Kader entsandte, um der Jutsu auf den Grund zu gehen, barg alle nötigen Informationen über die Dringlichkeit. Wenn sie sich beeilten, wären sie morgen wieder in Konoha.

Sie hielt auf das Tor zu, vor dem sich zwei Silhouetten abzeichneten, beide mit verschränkten Armen wartend. Yūgao hatte angenommen, Sasuke gehe mit ihnen auf diese Mission, doch die Person, die neben Itachi stand, war eindeutig weiblich. Ihre Kurven zeichneten sich deutlich in der anbrechenden Morgendämmerung ab. Yūgao runzelte die Stirn. Was ging hier vor sich? Auch Shisui schien reichlich verwirrt über diese unübliche Teamkonstellation. Was hatte eine Iryōnin auf einer Aufklärungsmission der ANBU zu suchen?

Zeitgleich hielten sie vor dem Duett an.

»Itachi?«, fragte Shisui wenig präzise. Sein Cousin verstand, auf was er hinauswollte.

»Es gibt neue Entwicklungen, daher musste ich das Team modifizieren.« Er deutete beiläufig auf die Iryōnin neben ihm, die zum Gruß die Hand hob. Auf ihrer Schulter saß ein Nachrichtenvogel. »Ich kann zur Zeit nicht riskieren, absent zu sein, darum wird euch meiner statt Yamanaka-san begleiten. Ihre Shintenshin no Jutsu wird euch nützlicher sein als ich. Ein Paar Sharingan ist für eine Aufklärungsmission ausreichend und wie es aussieht, ist dieser dressierte Vogel ebenfalls nützlich.«

»Zur Zeit?«, wiederholte Shisui die Phrase am Anfang der Erläuterung. »Hast du mit Fugaku-san gesprochen?«

Itachi nickte. »Ich nahm an, meinen Standpunkt deutlich gemacht zu haben, was die Rolle der Uchihas in diesem Krieg betrifft, doch offenbar scheint er nicht gewillt zu sein, Einsicht zu zeigen. Einige Mitglieder des Klans revoltieren gegen das Oberhaupt, andere stellen sich entschieden hinter dessen Haltung. Wir klaffen auseinander, Stück für Stück.«

Yūgao versuchte nicht zu lauschen, denn dieses Gespräch war nur für Uchihaohren bestimmt. Sie war kein Experte für komplexe Klanpolitik, umso mehr überraschte sie das Verständnis über das, was ihr Captain sagte. Itachi war im Hinblick auf klaninterne Konversationen in der Öffentlichkeit immer äußerst kryptisch – wenn er denn einmal darüber sprach. Die starke Einheit der Uchihas brach? Der Erbe versuchte den Anführer zu putschen? Itachis Versuch, Transparenz zu gewährleisten, war Zeugnis der Angespanntheit der Situation innerhalb der Familie. Shisui schien diese Neuigkeit weniger zu überraschen. Selbst wenn er größtenteils versucht hatte, sich aus den Angelegenheiten des Klans herauszuhalten, war er trotzdem ein Mitglied davon. Eines, das hinter dem Erben stand, nicht dem aktuellen Oberhaupt.

»Er will euch heraushalten?«, folgerte sie nachdenklich. Es war die einzige Möglichkeit, wieso die Uchihas zu einem solchen Zeitpunkt in Streit verfallen konnten.

»Soweit wird es nicht kommen.« Itachi schloss für einen Moment die Augen, bloß um sie entschlossener als zuvor wieder zu öffnen. Sein schwarzer Blick streifte durch die Runde, ehe er an Shisui haften blieb. »Du wirst der Anführer dieser Mission sein. Ich vertraue auf deine Kompetenz, Intelligenz und Integrität. Triff Entscheidungen nach deinen Maßstäben, nicht nach meinen. Du weißt alles Nötige über diese Mission, den Rest überlasse ich dir. Yūgao, ich zähle darauf, dass du ihn im Zaum hältst. Yamanaka-san, danke für deine Bereitschaft, dich dieser Gefahr auszusetzen.«

»Ich werde euch nicht enttäuschen«, versprach Ino, faltete ihre Hände und deutete eine respektvolle Verbeugung an.

»Dann los.«
 

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Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Sakura sich aus Sasukes Zimmer schlich. Diesmal waren es nicht Narutos Schnarchen und Sasukes träumerische Schimpftiraden gewesen, die sie wachgehalten hatten, nachdem sie Mikotos Gastfreundschaft zum wiederholten Mal schamlos ausgenutzt hatte. Immer und Immer wieder hatte sie versucht zu verstehen, was dieser Krieg für sie bedeutete. Die Antwort war ernüchternd.

Nichts.

Sie gewann dadurch nichts, das sie nicht gehabt hatte. Im Gegenteil; dieser Krieg würde ihr vielleicht Freunde rauben, Hoffnung und Glauben. Auf ihren Missionen hatte sie die Bösen getötet. Schwerverbrecher, Abtrünnige, Kriminelle. Sie war stets darauf bedacht gewesen, keine Kollateralschäden zu verursachen. Damit war es vorbei. Genau wie sie und ihre Kameraden, waren auch die Ninjas aus Iwa und Kiri nicht schuldig. Und doch würde man sich auf beiden Seiten achtlos auf diesen Umstand niedermetzeln, bis nichts mehr stand. Wie lange würde es dauern, um die Armeen auszurotten? Durch die Ernennungen in den Jōninrang hatte niemand die geringste Ahnung, welche Schlaggewalten aufeinander treffen würden.

Noch nie war die Chance zu sterben so real wie jetzt. Allgegenwärtig.

Darum trieb es Sakura früh aus dem Bett. Lautlos tapste sie den Flur entlang, um ihre spärliche Morgentoilette zu erledigen, wobei sie einen Blick in Itachis Zimmer riskierte, das ordentlich und verwaist so tat, als wohne niemand hier, und schlich sich danach aus dem Uchihaviertel. Wann immer Itachi aufgestanden sein mochte, sehr viel früher als sie konnte es nicht gewesen sein. Die Straßen waren menschenleer, nicht einmal die schlimmsten Frühaufsteher regten sich. Es war die ideale Zeit, ihrer Lehrmeisterin einen unangemeldeten Besuch abzustatten und sich unbemerkt von fremden Augen der stummen Verzweiflung hinzugeben, wie sie es seit Wochen pflegte.

Tsunades Suite wirkte aufgeräumt und steril. Eine Blume stand in einer Vase. Vermutlich war Jiraiya hier gewesen. Das Blümchen wirkte vertrocknet; kein Wunder. Der letzte wandelnde Sannin hatte in der Krisenzeit Wichtigeres zu tun als seiner ehemaligen Teamkameradin jeden Tag einen Besuch abzustatten. Sakura fühlte sich schuldig. Sie hatte weit weniger zu tun, dennoch hatte sie die Frau, die mehr Mutter für sie war als die Frau, die sie geboren hatte, bislang erst dreimal seit dem Überfall auf Konoha besucht. In diesem Wissen ergriff Sakuras das Klemmbrett, auf dem die aktuellsten Werte von Tsunades Vitalfunktionen verzeichnet hatte. Die Messungen waren neun Stunden alt. Hoffnungslos blätterte sie durch die Tabellen darunter, bloß um festzustellen, was sie befürchtet hatte: Tsunades Werte waren über die letzten Tage stabil gewesen. Die besten Chancen, nach einem schweren Trauma aus einem Koma zu erwachen, hatte der Patient kurz vor seiner vollständigen Genesung, wenn der Körper es nicht mehr für notwendig befand, das Bewusstsein von der Physis zu trennen. Der Heilungsprozess dieser besonderen Patientin war bereits weit vorangeschritten. Das Problem war, dass ihre Vitalfunktionen keinen Schwankungen mehr unterlagen. Sie waren kontinuierlich auf einem annehmbaren Level, bloß der Chakrawert war kaum vorhanden. Tsunade besaß fürwahr eine Menge Chakra, dies täuschte leider nicht darüber hinweg, dass es sich zumindest teilweise über die letzten Wochen regeneriert haben müsste.

Sakura ließ sich mit dem Klemmbrett auf den Besucherstuhl am Krankenbett nieder, um die Checkliste abzuhaken. Wenn sie schon hier war, konnte sie auch arbeiten. Gewissenhaft überprüfte sie die Infusionen. Welche Schwester auch immer sie gelegt hatte, sie hatte Lob verdient. Die Versorgung der Hokage hätte nicht besser sein können, was leider nur geringen Trost spendete.

Dann zuckte etwas in Tsunades Gesicht.

Die Gelegenheiten, in denen das Gesicht der Frau fortgeschrittenen Alters Falten zeigte, waren rar, weswegen es schwierig war, unter den Furchen Reaktionen auszumachen. Aber sie war da gewesen: eine kleine Bewegung ihres Mundwinkels. Sakura fuhr auf, das Klemmbrett achtlos auf den Nachttisch werfend, und beugte sich über ihre Meisterin. Sie war keine Expertin für Aufwachphasen nach einem Tiefenkoma, doch ihre Grundausbildung darin ließ sie den erstbesten Stift greifen, den sie fand. Mit der Spitze streifte sie Tsunades Nase, nur hauchzart, als würde eine Fliege darüber wandern. Das zweite Zucken war von einem Rümpfen der Nasenspitze begleitet. Dies war, auf was Sakura abgezielt hatte: kein willkürlicher Nervenimpuls, sondern eine vom Gehirn in Auftrag gegebene Reaktion auf einen äußeren Reiz! Vollgepumpt mit Adrenalin hämmerte sie auf den roten Knopf über dem Bett, auf dessen Geheiß hin eine schlaftrunkene Nachtschwester ins Zimmer getaumelt kam, aschfahl, weil seit Tsunades Einlieferung noch niemand diesen Alarm getätigt hatte.

»Holen Sie Shizune!«, herrschte Sakura sie hektisch an. Die nicht minder aufgeregte Schwester mittleren Alters erstieß sich über ihre eigenen Füße, als sie sich umdrehte und den Gang entlang Richtung Shizunes Büro preschte. Ihre Schritte verhallten im stillen Gang, der leer und unwirklich wirkte, als Sakura der Nachtschwester nachsah, um ihre Paranoia zu tilgen. Sie wusste, welch großer Dorn Tsunade in Danzōs Augen war.

Immer noch in Ekstase stürzte Sakura zurück in das Krankenzimmer, in dem einer der vier Monitore Unregelmäßigkeiten anhand aufgeregter Pieptöne signalisierte. Sie überprüfte mit flinken Fingern die Versorgungsschläuche, den Blick hektisch zwischen den Gerätschaften und der Patientin wechselnd, um ja keine Bewegung beider Parteien zu übersehen. Die eng beieinanderliegenden Ausschläge flauten zu ihrer großen Erleichterung schnell ab. Hypersensibilität auf externe Reize? Es war kein Wunder, dass die Synapsen nach ihrer Reaktivierung eine grenzwertig niedrige Reizschwelle hatten. Sicherheitshalber notierte sie diesen Umstand auf dem Klemmbrett. Ein anderes Piepen erlahmte nicht so schnell.

»Was zum …?«, hauchte sie, befestigte die Akte am Fußende und tastete sich am Rand des Bettes entlang zu einem anderen Monitor. Sie las die grünen Lettern, die eine wohlbekannte Abkürzung ergaben. EKG.

Dann brach die Hölle los.

Sakura schmetterte ihre Handfläche auf den Schwesternknopf, diesmal mehrmals hintereinander, drei Mal kurz, einmal lang; der interne Code Zero. In ihren Ohren rauschte Blut, als sie sämtliche Infusionen bar jeder Rücksicht aus Tsunades Körper zog. Ihr war egal, dass Blut die Fliesen zu ihren Füßen bespritzte, ebenso ihre eigene Zivilkleidung, deren Ärmel sie beiläufig nach oben schob. Das erste Notfallteam kam in den Raum gestolpert, bewaffnet mit allen obligatorischen Ausrüstungen.

»Haruno-sensei!«, nannte der leitende Oberarzt überrascht ihren Namen. Sakura stand bereits über das Krankenbett gebeugt.

»Helfen Sie mir, Tsunade-samas Körper von allen Kabeln und Elektroden zu trennen!«

Während die begleitenden Schwestern an das Bett eilten, verharrte der Arzt in seiner Position zwischen Tür und Angel. »Sie kappen damit jede Zufuhr lebenswichtiger Nährstoffe!«

»Sie war bei Bewusstsein!«, fauchte Sakura. Ihre Finger werkten in geschäftiger Hektik an den komplizierten Verkabelungen. »Die erste physische Reaktion auf einen externen Reiz trat vor wenigen Minuten auf. Ihre Vitalfunktionen waren bis dahin stabil, aber nun hat sich etwas verändert. Vielleicht ein Nervengift, das durch die erwachten Synapsen im Gehirn über Semiochemikalien weitertransportiert wird. Verstehen Sie, was das bedeutet?«

»Ein Pneumothorax! Ihre Lunge kollabiert!« Es war Shizune, die den störrischen Arzt mit unordentlichem Haar und einem kräftigen Ruck beseite stieß, über ihrem Pyjama ein verknitterter weißer Kittel. Sie trat unter drängendem Alarm der Überwachungsgeräte in die Lücke, die die beiden Schwestern zwischen ihnen geschaffen hatten. Wendig und routiniert half sie Sakura dabei, die Infusionen fachmännisch, aber schnell zu lösen. »Orochimaru hatte schon immer eine Vorliebe für sonderbare Gifte. Es überrascht mich kaum, dass er für seinen Feldzug gegen Konoha den dramatischen Weg gewählt hat. Sakura.« Sie blickte auf, ihre entschlossenen schwarzen Augen blitzen im aufgehenden Licht der Morgensonne. »Wir konnten sie auf ihrem Schlachtfeld nicht retten. Gerade darum werden wir sie nun nicht auf unserem sterben lassen. Ich zähle auf dich.«

Sakura nickte. »Gut. Was sollen wir tun?«

»Wir müssen den Druck aus ihren Lungen lassen, ohne sie dabei zu perforieren«, erklärte Shizune. »Ich habe noch nie in einem akuten Fall mit dieser Methode gearbeitet, aber wenn wir es schaffen, das ganze System zu stabilisieren, müsste sich der Druck nach außen legen. Welche Organe haben den stabilsten Langzeitwert?«

»Die Nieren«, antwortete die Nachtschwester, die sie geholt hatte. Sie stand dicht neben Sakura auf der anderen Seite des Bettes, in dem Tsunades Oberkörper schlagartig nach oben zuckte.

»Halten Sie sie nach unten gedrückt!«, befahl Sakura. Es gab nur eine Methode, für die Shizune Werte außer denen des kritischen Organs erfragen würde. »Shizune, du bist verrückt! Wie soll das funktionieren? Wir haben weder die Zeit, noch das Equipment dafür! Stell dir vor –«

»Jetzt ist keine Zeit zum Zweifeln«, herrschte Shizune sie zähnebleckend an. »Wir schädigen die rechte Niere. Die punktuelle Läsion wird eine temporäre Dysfunktion auslösen. Um den Blutdruck wiederherzustellen, werden die umliegenden Organellen den überschüssigen Druck am Lungenstamm über die Lungenaorta zu den Nieren leiten. Denkst du, du schaffst das?«

Sakura sah sie entgeistert an. »Ich?!«, stieß sie entsetzt aus. Sie hätte argumentieren können, dass sie noch nicht erfahren genug war, ungeübt im Verursachen absichtlicher Läsion … wenn sie Zeit dafür gefunden hätte. Sie hatte instinktiv Chakra in Tsunades System geleitet, um die Vitalfunktionen gegebenenfalls auch ohne die lästigen Monitore überwachen zu können. Darum spürte sie, wie der Druck stetig zunahm. Bald würde er eine Perforation verursachen und die Lungenflügel würden kollabieren. Ein sicheres Ende.

»Sakura!«, schrie Shizune sie an.

»Ja doch!« Nun war nicht die Zeit für Panik. »Ach, Scheiße verdammt, Shizune, das wirst du mir büßen! Sie«, blaffte sie eine der Schwestern neben Shizune an, »Drücken Sie die linke Schulter der Patientin so fest Sie können auf die Matratze! Seien Sie nicht zimperlich, selbst wenn Sie ihr das Schlüsselbein brechen müssen! Sie dort fixieren die rechte Schulter und Sie setzen sich auf ihre Beine!« Sie schickte ein Stoßgebet in den Himmel. Alle Kami, die ihr gerade zusahen, mögen Erbarmen zeigen und sie ihre Lehrerin nicht umbringen lassen.

»Bereit?«, fragte Shizune obligatorisch. Der sturköpfige Arzt war der einzige, der Missfallen über ihr Vorhaben äußerte, dennoch half er mit, indem er sein ganzes Gewicht auf Tsunades Knie gestützt hielt. »Auf drei! Eins, zwei, drei

Sakura hatte noch nie absichtlich etwas mit einer Heiljutsu zerstört. Sie war nicht so naiv zu denken, Shōsen no Jutsu sei bloß zum Heilen da. Man konnte mit medizinischem Chakra allerhand Unfug im menschlichen Körper anstellen. Nervenbahnen zerstören, Rezeptoren verbrennen, neuronale Plastizität lenken oder auch Neurotransmitter umkodieren. Sie wollte niemals eine Iryōnin sein, die ihre Fähigkeit zu heilen für die Schädigung des menschlichen Körpers missbrauchen wollte. Einen Menschen zu Brei zu zerschlagen war eine Sache. Sich hinterlistig in seinen Kreislauf schleichen, um dort rigoros auszuräumen, eine ganz andere. Dementsprechende Schuldgefühle hatte sie, als sie einen geschärften Strahl Chakra durch eine Niere jagte, die unter der schneidenden Attacke zusammenbrach. Nur ein kleiner Riss in einem der Markkegel sorgte für eine gewaltige Umverteilung körperlicher Ressourcen. Sie spürte, wie Blut durch Tsunades Arterien hin zu der Stelle des Gebrechens schoss, wie der gesteigerte Puls gegen den Rippenkäfig hämmerte. Unter seiner humanen Last bäumte der kranke Körper sich auf. Nur mit Mühe gelang es den Schwestern und dem Arzt, ihn eben zu halten. Sakura würde die Niere heilen, sollte sich Tsunades Zustand nicht gleich stabilisieren. Irgendwo weit weg spürte sie vertrautes Chakra.

»Halten«, befahl Shizune ihr, während sie ohne Rücksicht auf Verluste Chakrawogen durch Tsunades Körper schickte. Sakura erkannte, was sie vorhatte. Eine schlichte Spontanheilung, um alle Mängel gleichzeitig auszumerzen. Sie wussten nicht, was die Ursache für den drohenden Kollaps der Lunge war, was diesen Weg zum effektivsten machte. Sakura stimmte in den Heilkanon ein, der Tsunade überschwappte. Nun, da sie sich nicht mehr auf den physischen Teil konzentrierte, spürte sie die Anomalie. Das Keirakukei der Sannin hatte sich noch nie so leer angefühlt. Es war nicht verwunderlich, dass ein Shinobikörper lange brauchte, um nach dem praktisch vollständigem Aufbrauch aller Chakraressourcen die nötigen Energiereserven wieder aufzubauen. Vor allem, wenn der Körper lieber damit beschäftigt war, nicht zu sterben. Ein Kampf, für den sämtliche spärliche neugebildeten Energien aufgewendet worden waren.

»Wir füllen es auf«, entschied Sakura. Shizune nickte nicht nur, weil sie dasselbe vorgehabt hatte. Die Idee war Gold wert – Leben wert. Zusammen schickten sie gebündeltes Chakra in das leere System, wo es in den verstaubten Kanälen herumfuhrwerkte, bis die klaffenden Lücken gestopft waren.

Tsunades Körper hörte auf, sich aufzubäumen. Ihre menschlichen Halterungen hielten ihre Positionen vorsichtshalber noch etliche Sekunden aufrecht, ehe Shizune ihnen bedeutete, dass es geschafft war. Schweißtropfen standen ihnen auf der Stirn, den Armen und im Nacken. eine Strähne fiel Sakura vor die Augen. Sie pustete sie aus dem Gesicht, mit ihr verschwanden die Schuldgefühle. Es war gut, dass sie dagewesen war. Dass sie alle dagewesen waren. Und sie musste zugeben, dass die zerstörerische Macht, die Iryōnin oft ganz unbewusst in den Händen hielten, berauschend war. Sich vorzustellen, wie sie das gesamte humane Zellgefüge so auf den Kopf stellen konnte, dass man am Ende nicht einmal mehr anhand seiner DNS erkennen könnte, wen sie zerstückelt hatte, war ein Gefühl, das ihr aufgeregtes Kribbeln in den Fingern verschaffte. Doch sie war viel zu erschöpft, um sich damit auseinanderzusetzen. Sobald das Adrenalin aus ihrem Körper gewichen war, würde sie hoffentlich keinen Gedanken mehr daran verschwenden.

Blutig und schweißgebadet mit einem Muskelkater sank sie erleichtert auf der Bank an der Wand nieder. Shizune hatte das Notfallteam damit beauftragt, angepasste Infusionen zu legen und sauber zu machen. Sie ließ sich nicht minder blutig und schweißgebadet neben Sakura nieder. Auf ihren Lippen war ein Lächeln. »Ich werde sie in den ersten kritischen achtundvierzig Stunden rund um die Uhr im Auge behalten. Das Komateam ist bereits verständigt. Sie können immer noch nicht fassen, was geschehen ist.«

»Wieso ich?«, fragte Sakura. Ihre Aufmerksamkeit galt der weiß gekachelten Decke über ihr.

Shizunes Hand auf ihrer Schulter spendete Wärme und Trost. »Tsunade-sama nahm mich als ihre Schülerin auf, weil sie sich schuldig fühlte, meinen Onkel nicht gerettet haben zu können. Es war ihre Art, um Vergebung zu bitten. Sie machte mich zu einer sehr guten Iryōnin, so wie sie jeden anderen dazu gemacht hätte. Doch du, Sakura, hast das Talent großartig zu werden. Als du sie anflehtest, ihre Schülerin zu werden, sagte sie zu mir, dass du es eines Tages sein würdest, die sie überträfe. In jeder Hinsicht.«

Sakura lachte rau. »Großartig, hm?«, wiederholte sie ironisch und legte ihre Fingerspitzen an die feuchte Stirn. »Sie hatte schon immer einen Hang zum Drama.«
 

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Es war weniger ein einzelnes Mitglied von Akatsuki denn einem ganzen Lager verschiedenster Ninjas, das drei Konohanin aus dem Schutz eines Hügels aus beobachten konnten.

Die Umgebung hatte sich seit ihrer letzten Durchreise kaum verändert; die Berge, zwischen denen der abgerundete Pass führte, waren rau wie eh und je und von der Klippe hatte man einen perfekten Blick auf das durch Umwelteinflüsse ausgehobene Becken, das einem abgesenktem Plateau glich, zu dem man über eine enge Schlucht Zugang hatte. Bloß, dass der feuchte Boden des Beckens nicht wie gewohnt von Moos überzogen, sondern von Miliz überwuchert war. Shisui konnte die Jutsu spüren, zumindest das pulsierende Chakra, das man dafür aufgewendet hatte.

»Was denkst du tun sie dort?«, wisperte Yūgao. Sie lag neben ihm flach auf dem Bauch inmitten eines ausgemergelten Busches. Sie versuchte den Kopf über die Klippe zu heben, um bessere Sicht auf das Geschehen unter ihr zu haben.

»Wie es aussieht, ist es eine Art Kuchiyose no Jutsu, bis auf dass sie nichts zu beschwören scheint. Ich habe keinen blassen Schimmer, weshalb sie aktiviert wurde. Warten wir, bis Ino-chan in ihren Körper zurückkehrt, dann wissen wir mehr.«

Yūgao sah ihn von der Seite an. »Ino-chan?«

Er erwiderte den Blick unberührt. »Ich pflege ein persönliches Verhältnis zu meinen Teamkameraden, Yūgao.« Seine Erklärung war dürftig, ebenso das Versöhnungsangebot, in dem er ihren Namen ohne Suffix sagte. Wenn es sie störte, ließ sie sich nichts anmerken. Shisui war froh darüber, nicht weiter über die Auswahl seiner Verniedlichungen diskutieren zu müssen. Es war immerhin Yūgao, mit der er sprach. Natürlich hatte es ihn gestört, sie mit Genma vorgefunden zu haben – immerhin waren sie Teamkameraden! Er sorgte sich um ihr Wohl. Jeder wusste, dass Genma eine äußerst verstrickte Beziehung mit Shizune pflegte. Dann war da noch die unbestreitbare Tatsache, dass Yūgao eben Yūgao war. Natürlich war sie eine Frau. Aber irgendwie war sie immer … einfach Yūgao gewesen. Von allem ein bisschen und doch nichts Konkretes.

»Spiel nur nicht mit ihr«, sagte sie plötzlich leise. Ihr Blick glitt zu Yamanaka Inoichis Tochter, deren bewusstseinsloser Körper neben ihr lag. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Die anderen Frauen, die nach eurer Trennung in der Hoffnung, ich könne dich beeinflussen, zu mir kamen, waren schon schwer genug abzuwehren. Ich würde dich nur ungerne zerhacken, weil du mir dieses blonde Gift auf den Hals gehetzt hast.«

»Wir sprechen von Yamanaka Ino«, korrigierte Shisui grinsend. »Sie würde mich zerfleischen, ehe ich mich von ihr trennen könnte. Von ihrem Vater ganz zu schweigen. Nur nebenbei erwähnt, ich habe nicht vor, mit einer zehn Jahre jüngeren Blondine etwas anzufangen. Falls es dich interessiert.«

»Tut es nicht.«

»Wenn du meinst …« Er ließ die Worte ausklingen, als besagte Blondine sich im unbequemen Dickicht regte. Hinter ihr landete der Falke, der bis zu dem Beginn ihrer Shintenshin no Jutsu keine Minute von ihrer Seite gewichen war. Soweit er es mitbekommen hatte, war er eine Art Ninken. Benommen strich sie sich eine blonde Strähne hinters Ohr und manövrierte sich in eine erträglichere Liegeposition. »Was hast du herausgefunden?«

»Nicht so viel wie ich wollte«, erstattete Ino ihren spärlichen Bericht. »Aus der Vogelperspektive konnte ich etwa zwei Dutzend Ninjas ausmachen, alle bewaffnet. Ihre Chakralevel sind in etwa gleichstark, was mich zu dem Schluss bringt, dass sie denselben Rang haben. Sollte es einen Operationsleiter geben, ist er nicht anwesend oder hält sich versteckt. Nichts deutet darauf hin, dass Akatsuki mitmischt. Ich konnte auf Versorgungskisten Kirigakure no Satos Wappen erkennen.«

»Terumī Mei also.« Shisui legte die Stirn in Falten. »Ich hätte mein letztes Hemd darauf verwettet, dass Akatsuki dahintersteckt, um unsere Ressourcen auszukundschaften.«

»Vielleicht ist die Wette noch nicht verloren«, vermutete Yūgao konzentriert auf die Szene unter ihr blickend. »Die Mizukage ist eine leichtgläubige Marionette von Akatsuki, hauptsächlich diesem Mann namens Pain und seiner Gefährtin. Es könnte mehr dahinter stecken.«

»Oder weniger«, warf er ein. »So kurz vor dem Aufmarsch über zwanzig überdurchschnittliche Chūnin auszuschicken, bloß um in Erfahrung zu bringen, was ohnedies irrelevant ist, macht keinen Sinn.«

Ino schob einen Zweig beiseite. »Eine Falle?«

Schweigen legte sich über das Trio. Jeder rechnete für sich alle ihm logisch erscheinenden Möglichkeiten durch, bis Shisui die Sharingan deaktivierte und kopfschüttelnd zum Rückzug ansetzte. »Eher ein Manöver. Oder … womöglich haben wir den falschen Ansatz. Ja. Ja, das wäre möglich.«

»Würdest du uns aufklären, Shisui?« Die Kenjutsuspezialistin reckte neugierig das Kinn nach vorne. Die Antwort blieb er ihr vorerst schuldig, während sie sich langsam durch das Unterholz des Bergwaldes ins bewaldete Innere zurückzogen. Zwischen drei Bäumen richtete Shisui sich auf, nachdenklich gen Himmel starrend. Die Fakten waren eindeutig, doch was bedeuteten sie? Was hätte Itachi vermutet?

Er schob diesen Gedanken beiseite. Itachi war nicht hier und er besaß bei weitem nicht dessen Maß an geistiger Brillanz, um sich in das abstrakte Denken eines perfekten Logikers hineinversetzen zu können. Wenn es nach ihm ging, war es auch gar nicht notwendig. Vielleicht war alles viel einfacher als gedacht. Er hatte viele Möglichkeiten in Betracht gezogen: Chūnin, die da waren, um die halbautomatische Jutsu mit Chakra zu speisen, oder als Wächter, um sie vor fremden Blicken zu schützen. Die Frage lautete: was bewirkte die Jutsu? War sie passiv oder aktiv, konnte sie der Allianz schaden oder ihren Feinden helfen? »Aber vielleicht ist die Frage nach dem 'Was?' gar nicht so wichtig.«

»Was meinst du?«, hakte Ino nach, die ihre Arme um sich geschlungen hatte. Es war kalt hier oben auf neunhundert Metern Seehöhe, wo der Frühling noch keinen Einzug gehalten hatte. Ein weiterer Punkt, der seine Annahme unterstützte.

»Wir können unmöglich herausfinden, was sie beschwören. Nur eines wissen wir mit Sicherheit: sie provozieren.« Ja, er war sich sicher. Dies war eine Provokation. »Akatsuki hält die Fäden immer noch in der Hand, genau wie du sagtest, Yūgao. Ich denke nicht, dass Kiri wirklich etwas damit zu tun hat. Akatsuki hat kein richtiges Interesse an diesem Krieg. Sie fädelten ihn ein, um etwas viel Höhergestelltes zu erreichen. Aber nun haben sie keine Lust mehr, das stille Wettrüsten der Nationen mit zu verfolgen. Sie sind das Warten leid, darum inszenieren sie eine kritische Situation, um uns aus der Reserve zu locken.«

»Akatsuki lenkt die Allianz zum Anfang des Krieges? Das ist doch widersinnig«, warf Yūgao kopfschüttelnd ein. »Kiri, Ame und Iwa stehen unter ihrer Kontrolle. Wenn sie den Krieg beginnen möchte, wieso greifen sie nicht alle einfach an?«

»Sie wollen die letzten verbleibenden Jinchūriki, verstehst du?« Aufgeregt nahm er seine Teamkameradin bei den Schultern. Er hoffte, dass sie in seinen Augen ablesen konnte, wie sehr er Recht hatte, auch ohne Akatsukis Strippenzieher zu kennen. Er konnte sie nicht in das tiefste Geheimnis des Klans einweihen. »Du weißt nicht, was hinter dem Ganzen steht, also vertraue mir bitte. Wir verschwenden hier unsere Zeit, Yūgao. Es bringt Akatsuki nichts, die Allianz getrennt anzugreifen. Ihre Armee ist stark genug, um es mit ihrer geballten Schlagkraft aufnehmen zu können. Wieso sich aufteilen und eine Niederlage riskieren, wenn man beide Bijū auf einen Fleck bekommen kann, in dem man irgendetwas tut, das Misstrauen in unseren Reihen erregt? Sie zählen darauf, dass wir Späher entsenden, um –«

Er brach ab, die Sharingan einsatzbereit aktiviert. Ein Luftzug hatte seinen Nacken gestreift wie die Vorwehe eines Hinterhalts.

»Um was?«, dränge Ino ungeduldig. Yūgao zückte neben ihr mit einer geschmeidigen Bewegung ihr Katana, dessen Klinge in der untergehenden Abendsonne bedrohlich aufblitzte.

»Um ein Exempel zu statuieren!«, brüllte Yūgao und ging mit einem wuchtigen Satz auf den Mann los, der hinter Shisui aufgetaucht war. Ihre geschärfte Klinge durchbohrte seinen Brustkorb, Blut bespritzte ihre wütende Grimasse darüber, dass man sie in einen so banalen Hinterhalt gelockt hatte. Nun gab es keinen Zweifel mehr: man wollte den Spähtrupp töten, ausweiden und Konoha als nettes Präsent schicken, um den finalen Showdown zu provozieren. Shisui verzog seine schmalen Lippen zu einer angriffslustigen Linie. Die Kirinin hatten bloß einen Fehler gemacht: er konnte nicht für Inos Fähigkeiten sprechen, doch Yūgao und er waren gewiss alles, bloß kein normaler Spähtrupp.

»Katon!«, brüllte er über die Köpfe seiner Mitstreiter hinweg, die blitzschnell in Deckung gingen. Etwas explodierte hinter dem Kirinin, das ganz bestimmt nicht zu der Feuertechnik gehörte. Shisui hielt inne, ein Fetzen Kibakufuda segelte vor seinen Augen gen Boden, wo er zu Arsche zerfiel. Die Erschütterung, die folgte, kam einem mittelstarken Erdbeben gleich. Felsen lösten sich vom Gipfel des Berges, kullerten nach unten und bäumten sich zu einer unüberwindbaren Mauer auf. Der Mistkerl hatte den Weg verbaut, von dem sie gekommen waren! Er hatte sie definitiv bereits vor seinem Auftritt entdeckt. Shisui ließ sich nicht beirren. Die Flammen in seinem Mund schwollen zu Hitze an, die nach außen drängte. »Hōsenka no Jutsu!« Ein gutes Dutzend Feuerbälle entkam seinem Mund. Sie flogen unter lautem Knistern auf den Angreifer zu, versengten die umliegenden Pflanzen und schlugen mit lautem Zischen ein. Wo der Rauch des Aufschlages sich lichtete, wurden knöcheltiefe Krater sichtbar. In ihnen gloste verbranntes Fleisch.

»Das nenne ich Feuerwerk …«, staunte Ino. Yūgao war weniger beeindruckt. Sie deutete auf das Lager unter ihnen. In ihm war helles Chaos ausgebrochen.

»Du hast ihn zwar verbraten, dafür sind nun alle anderen auf uns aufmerksam geworden.«

Shisui zuckte die Schultern. »Der Kirinin gab unsere Koordinaten bestimmt weiter, ehe er sich uns zeigte. Wenn wir schon dabei sind, seit wann scheut dein Kampfgeist vor einem guten Gemetzel zurück, Yūgao-tan?«

Sie zischte gespielt abfällig. »Eine Herausforderung? Fein, wie du willst. Unser Fluchtweg ist abgeschnitten, also bleibt uns wohl nur die Flucht nach vorne.«

»Yamanaka«, befahl Shisui an die blonde Chūnin gerichtet, »Du hältst dich westlich und versuchst eine Nachricht nach Konoha zu schicken. Ich hoffe, dein kleiner Kautz –«

»Sie ist ein Habicht!«

»– hat eine gute Orientierung. Wir versuchen dir Zeit zu verschaffen. Die Nachricht hat oberste Priorität. Sollten wir sterben, soll Konoha zumindest unsere Informationen bekommen.«

»Und dann?«, fragte sie panisch. Ihr schien der Plan nicht sehr zu gefallen. Hinter ihr ertönte Kampfgebrüll bewaffneter Ninjas, die ungeübt aber viel zu schnell den steilen Bergpfad erklommen, der das Becken mit dem Plateau verband.

»Dann versuchen wir nicht zu sterben.«

Ino stieß angesichts dieser nüchternen Antwort einen Laut der Entrüstung aus. Ihr Gesicht war kalkweiß, ihre Finger zitterten, dennoch versuchte sie ihr Nicken entschlossen aussehen zu lassen. »Verstanden. Soya wird den Weg nach Konoha sicherlich –« Sie hatte keine Zeit für die Komplettierung ihres Satzes, ebenso wenig wie Shisui Zeit hatte, sich über den dämlichen Namen des Habichts lustig zu machen. Die Kirinin waren zu nahe, als dass Shisui und Yūgao weiter tatenlos herumstehen hätten können. Zusammen warfen sie sich mit aller Kraft nach vorne – die Kenjutsukunoichi mit zwei gezückten Schwertern, der Uchiha mit aktiviertem Kekkei Genkei – mitten in die brüllende Horde. Shisui konnte mit prüfendem Seitenblick sehen, wie Ino sich seinem Befehl beugte. Sie visierte die Westseite an, um ein paar hundert Meter in den Wald zu flüchten. Er und Yūgao versuchten die nachdrängenden Kirinin abzuwehren.

Sie waren in der Tat besser als erwartet. Während seine langjährige Partnerin mit sieben Taijutsunutzern einen Kampf um Schnelligkeit ausfocht, war es an ihm, den Rest der Kohorte in Schach zu halten. Neun hielten ihn umzingelt, weitere zehn versuchten ihn großräumig zu umschiffen, um der Schriftführerin nachzusetzen. Nicht jetzt. Nicht mit ihm. Mit einem runden Taijutsutritt verschaffte er sich eine Lücke in dem Kreis um ihn, durch die er drei Kunai schoss. Sie schossen durch die von Kampfgeschrei erfüllte Luft, verfehlten ihre Ziele jedoch knapp.

»Weiter!«, rief der Frontmann der zehnköpfigen Gruppe. Just in diesem Moment verfing er sich in den dünnen Fäden, die von den Kunai vor ihm gespannt worden waren. Seine Kameraden waren dicht hinter ihm, sodass sie nicht mehr ausweichen konnten. Sie versuchten zu bremsen, traten fehl und verhedderten sich ebenso verfänglich in dem dreispännigen Netz. All das hatte Shisui aufgrund der nervigen Notwendigkeit konzentrierter aktiver Verteidigung gegen den Rest seiner aktuellen Gegner nicht mit verfolgen können. Er spürte nur die Spannung der Fäden, deren Enden in seiner Hand zusammenliefen. Siegessicher zurrte er sie fest, schickte zur Ablenkung einen Feuerball aus und setzte zur nächsten Jutsu an.

»Katon! Ryūka no Jutsu!«

Die blutroten Flammen, die die Szenerie erhellten, waren beinahe so majestätisch wie die goldglänzende Sonne, die sich über ihren Köpfen zum Sinkflug geneigt hatte. Sie züngelten in schmalen Striemen die Fäden entlang, unschuldig dünn und kraftlos, ehe sie auf ihren Zielen mit einem Knall explodierten. Yūgao musste ihre Augen schützen, um nicht vom gleißend hellen Licht der Explosion geblendet zu werden. Obwohl sie meterweit entfernt stand, spürte sie die tiefe Hitze die feinen Härchen an ihren Unterarmen versengen. Ihre Haut spannte sich unter dem plötzlichen Temperaturanstieg an, drohte zu verglühen, da traf ein Schlag sie in den Bauch und warf sie nach hinten. Selbst wenn sie nicht die Richtung abgeschätzt hätte, hätte sie ihre Flugbahn blind erkannt. Mit jedem Zentimeter wurde es heißer um sie herum, denn trotzdem sie sich im freien Flug nach hinten umdrehte, um Kontrolle über ihre Bewegung zu erlangen, war sie viel zu nahe an dem Feuerball, der sich immer noch wütend ausdehnte. Shisuis Schrei hallte in ihren Ohren, Inos Kreischen ebenfalls, das weit entfernt klang, aber doch ganz nah. Schweiß verklärte ihre Sicht.

Das metallische Schneiden, wann immer sie eines ihrer Schwerter aus der Scheide zog, wurde vom Lärm der Katonjutsu verschluckt. Mit aller Kraft rammte sie die Klinge in den Boden, spannte ihren Körper an und riss sich in einem fast perfekten rechten Winkel um den eigens geschaffenen Pfahl herum. Ein Stück Glut, das sich zu weit von seinem Epizentrum entfernt hatte, verrauchte auf ihrer Haut, die vom schneidenden Wind gekühlt wurde, als sie auf ihrer neuen Flugbahn Richtung Abgrund rauschte. Endlich berührten ihre Füße den Boden. Mithilfe des Widerstandes konnte sie die siebensekündige Endlosfahrt endlich beenden. Mit ihr verging die Explosion.

Konzentriert aber hektisch orientierte Yūgao sich neu. Vor ihr schlug Shisui zwei Kirinin nieder, unweit davon entfernt versuchte Ino ihren Gegner mittels dürftigster Taijutsu in die Knie zu zwingen. Wann immer sie traf, verwandelte sich der Körper des Ninjas in Wasser. Doch darum konnte Yūgao sich nun nicht kümmern. Sie spürte die stümperhaft unterdrückten Chakren von beiden Seiten auf sie zukommen, was ihr den Vorteil verschaffte, nach oben hin ausweichen zu können. Wo sie vor einem Blinzeln noch gestanden hatte, kollidierten zwei Suitontechniken, deren Tropfen ihre gerötete Haut wohltuend abkühlten. Unter ihr formten die vier letzten ihrer aktuellen Kontrahenten eine neue Jutsu. Sie waren viel zu langsam. Im freien Fall, dessen Ende sie direkt in der Mitte der vier landen ließ, fädelte sie zwei Kibakufuda aus der ledernen Aufbewahrungstasche. Ohne kraftverschwendende Kampfschreie klebte sie sie mittels Chakra am Boden fest, einen links von ihr, einen rechts, formte vier Fingerzeichen und rammte ihre Handflächen auf den Boden, auf dem der aus dem Nichts gekommene Kuchiyosekreis wadenhoch wie ein beleuchtetes Prisma aufflackerte. Die Explosionszettel fingen gleichzeitig an zu knistern, lösten eigenständig ihre Nordenden. Schnell wie sie gekommen war, sprang Yūgao über den Kopf des rechten Kirinin hinweg, geradewegs auf einen Ast zu, den sie ergriff –

Ergreifen wollte.

Sie spürte schweres Ziehen an ihrem Knöchel, doch es war zu spät. Ihre Finger verfehlten den Ast viel zu weit, als dass sie noch eine Chance gehabt hätte, der Falle, die sie gestellt hatte, eigenmächtig zu entkommen. Die Kibakufuda leuchteten weiß auf, dann taten sie, wofür sie geschrieben worden waren und Yūgao spürte zum ersten Mal die Kraft ihrer eigenen Explosion.
 

.

.

Shisui erledigte Inos Gegner mit einem Wakizashi, als er die Chakrawoge spürte, die Yūgao immer dann aussandte, wenn sie eine höhere Explosion beschwor. Sie war ihre effektivste Waffe, möglichst viele Gegner in möglichst wenig Zeit möglichst endgültig zu vernichten. Nicht etwa metaphorisch. Es hatte selten Shinobi gegeben, die Erfahrungsberichte über das Erleben dieser speziellen Kuchiyose hätten verfassen können. Gerade noch rechtzeitig rammte er den letzten Kirinin in die Erde, um Yūgao zu Boden fallen zu sehen. Instinktiv wollte er nach vorne preschen, um sie von ihrem Angreifer zu befreien, doch es war zu spät. Er hatte noch keinen Schritt getan, als die Kibakufuda ihr Werk vollbrachten. Sie tauchten die Umgebung in erschreckend weitläufigem Radius in gleißendes Licht. Shisui deaktivierte vorsorglich seine Sharingan, um die empfindlichen visuellen Nerven nicht zu überreizen, Ino wandte sich komplett ab; ob aus Lichtempfindlichkeit oder Entsetzen war schwer zu sagen. Er selbst hatte schon viele Kameraden sterben sehen. Noch nie hatte er sich geweigert, diese Möglichkeit trotz der hohen Wahrscheinlichkeit in Betracht zu ziehen. Uzuki Yūgao konnte nicht so einfach sterben!

Die Druckwelle der Explosion ließ nach und damit ein gerodetes Feld zurück, auf dem verkohlte Leichen lagen. Durch Hitze getrocknetes Blut klebte überall. Es entstammte dem jener Körper, die es zerfetzt hatte. Shisui starrte fassungslos auf die Überbleibsel des Kampfes. Sein Körper fühlte sich taub an, wollte ihm nicht gehorchen, als er ihm befahl, auf die kläglichen Reste seiner Teamkameradin zuzugehen, die er dort vermutete, wo die Kuchiyose ein schwarzes Loch verkohlter Erde hinterlassen hatte. Darum war Ino die erste, die reagierte. Sie hatte Tränen in den Augen, doch ihre Ausbildung zur Iryōnin übernahm sofort das Kommando in ihr. Sie lief nach vorne und fiel vor einer Leiche auf die Knie. Zumindest sah es für Shisui so aus, als sei die Kunoichi, die von der Ärztin auf den Rücken gedreht wurde, tot. Alleine Inos grünglühende Handflächen rüttelten ihn aus seiner Trance. Ihre brüchige, verzweifelte Stimme tat den Rest.

»Uchiha-san! Sie lebt!«

Sofort war er bei den beiden Kunoichis, ließ sich neben ihnen nieder und nahm Yūgaos Hand. Verkohlte Haut blätterte davon ab. Er nahm es nicht wahr. Alles, was er bemerkte, war ihre flache, stoßweise Atmung. Unglaublich! Diese Frau war bei Bewusstsein!

»Sprich mit ihr!«, befahl Ino. »Frag sie irgendetwas oder erzähle ihr eine Geschichte, Hauptsache sie bleibt wach!«

»Was hast du vor?« Wenn er ehrlich war, war es eine Instinktivfrage. Eigentlich war es ihm egal, wie Ino das Leben seiner Kollegin – nein, seiner Freundin retten würde. Die Erklärung, die die Iryōnin ihm bot, flog durch seinen Kopf, ohne dass er sich auch nur eine Silbe davon gemerkt hatte.

»Sag etwas!« Diesmal war Inos Ton harscher. Shisui leistete augenblicklich Folge.

»Yūgao, hörst du mich?« Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. In ihrem geschwärzten Gesicht konnte er nicht sehen, ob sie reagierte. Obgleich es ebenfalls zahlreiche Verbrennungen aufwies, war es wohl doch jener Teil, den sie am meisten schützen hatte können. Sie musste ihr Gesicht mit den Armen abgeschirmt haben.

»Weiter!«, fuhr Ino ihn an. Sie führte ihre Handflächen immer wieder von einem Körperteil zum nächsten. »Uchiha-san, es ist egal, was du sagst, wenn sie dadurch nur wach bleibt! Ihre inneren Organe scheinen halbwegs intakt zu sein, aber wenn sie in ein Koma fällt, stehen die Chancen schlecht, dass sie jemals wieder aufwacht! Du musst sie bei Bewusstsein halten! Hörst du?«

Diese grausame Prognose rüttelte ihn vollends wach. Mit was sollte er sie im Hier und Jetzt halten? Fieberhaft durchforstete er seine Gedanken, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wenn es ein Thema gab, das sie hierbehalten konnte, dann war es ihre latente Affinität zueinander. Yūgao würde sich schon alleine weigern zu sterben, um ihn für die nächsten Worte in den Hintern zu treten.

»Yūgao«, rief er, »Wenn du überlebst, gehen wir miteinander aus!«

»Vergisses …« Yūgaos Stimme war nur ein zarter Hauch, ein Röcheln durch ihre verunreinigten Lungen. Nichtsdestoweniger war es da. Hörbar. Ihre Hand drückte die seine nicht minder schwach. Sie hatte die langsam aufgeschlagenen Augen in die Abendröte gerichtet. Ihr Bewusstsein war so schwach, dass sie nichts fokussieren konnte, außer einen Gedanken: »Du beispielloser … Schwerenöter.« Dann schloss sie die Augen und ihre Hand erschlaffte.

»Yūgao! Yūgao! Verdammt, bleib hier! Ich bitte dich! Was bist du für eine Kunoichi, die an ihrer eigenen Technik krepiert?!«

»Uchiha-san …«, keuchte Ino. Schweiß, Tränen und Erschöpfung standen ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Hände werkten weiterhin geübt an Yūgaos Körper herum. Shisui konnte die stoßweisen Chakrainfusionen spüren, die sie entsandte.

»Ich weigere mich! Yūgao, ich weigere mich, dich sterben zu lassen! Du kannst doch nicht einfach … nicht so … das ist doch kein Ende für jemanden, der sogar jahrelang drei verrückte Uchihas überlebt hat …« Seine Augen fühlten sich feucht an. Wann hatte er das letzte Mal geweint? Ob er ebenso gerötete Lider hatte wie Ino, die sich ihre Lippe blutig gebissen hatte und nun ihr Chakra aus ihrer Patientin zog? Ihre kristallblauen Augen waren entschlossen verengt, als sie aufsah und seinen Blick suchte. Er drückte Yūgaos schlaffen Körper an sich, Tränen überströmten sein Gesicht. Ihm war egal, dass Dreck und Blut auf seinen weißen Brustpanzer übergriffen. Sie starb in seinen Armen. So durfte es nicht enden.

»Uchiha-san, wir müssen zurück nach Konoha. Schnell.«

 
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Dark-san
2014-07-10T19:22:44+00:00 10.07.2014 21:22
Hallo Five!

Dieses Kapitel macht mich wirklich sprachlos. Ich habe lange überlegt, was ich kommentieren könnte, aber dieses Kapitel ist einfach PERFEKT.
Es ist einfach rund.

Die erste Szene ist zunächst einfach so spannungsgeladenen, dass man einfach weiterlesen MUSS.
Der Sprung zu Sakura hat im Nachhinein einfach sehr gut gepasst. Tsunade wurde gerettet und Yugao musste sterben. Das ist ja sogar fast poetisch ;)
Emotionsgeladen war es auch. Sehr gut!

Wie du siehst, weiß ich einfach gerade nicht, wie ich alles, was ich beim Lesen empfunden habe, niederschreiben soll, weil es einfach so vielschichtig ist.

Aber dieses Kapitel hat einfach alles, was ich mir von einer guten Geschichte verspreche. Ich bin froh, dass du auch Charaktere sterben lassen kannst. Das macht in der Geschichte insgesamt sehr viel aus und ich bin auch sehr auf Itachis Reaktion gespannt.

Übrigens habe ich bei der ersten Szene gedacht, dass es Itachi ist, der Sakura an sich drückt. War das beabsichtigt? Auf jeden Fll bin ich aber doch froh, dass sie es nicht war xD

Was ich aber noch bisher zu dieser Geschichte sagen kann: du hast dich als Autorin bisher in jedem Kapitel gesteigert und das finde ich toll. Diese Story zeigt auf jeden Fall dein Können, vor allem, weil sie in meinen Augen in einer viel höheren Liga als zB The Sublime Thrill liegt. Evenfall ist viel runder, viel tiefer und virl besser aufgebaut. Aber auch du schreibst besser oder bist zumindest besser in diese Geschichte hineingekommen.
Also, Five, ich ziehe mal wieder den Hut vor dir. Du hast wahnsinniges Talent, sodass du sogar mich sprachlos lässt. ;)

Ich bin gespannt auf die folgenden Kapitel!

Liebe Grüße,
[ [ Dark-san ] ]

P.S.: Sorry, dass es diesmal wieder so lang gedauert hat, aber ich habe momentan gefühlt 10 Sachen auf einmal zu tun xD Auf deinen GB-Eintrag versuche ich dieses WE zu antworten. :)

Von:  Verovera
2014-01-15T16:27:22+00:00 15.01.2014 17:27
Tolles Kapitel!

LG
Von:  lunaris-von-aquanta
2014-01-13T05:22:07+00:00 13.01.2014 06:22
Ich kann nur sagen Wahnsinn. Ich hab deine zwanzig Kapitel in den letzten drei Tagen gelesen und konnte nein MUSSTE aufhören weil ich nach n paar Stunden nicht mehr aufs habdy Display schauen konnte... und ich muss sagen ich finde die ff mehr als klasse!

Am Anfang des zwanzigsten Kapitels hab ich n kleinen Herzinfarkt bekommen aber konnte grade aufatmen. Keine saku in Gefahr Q///Q *erleichtert*

Ich muss sagen ich mag das pairing bei dir du schreibstiund beschreibst alles sehr schön authentisch.

Ich werde definitiv weiter lesen sobald du n neues Kapitel hast. *drauf geiert* *looooos mehr mehr meeeehr *

Auf jeden Fall eine sehr spannende Story!

chiriomiep
Von:  MiezMiez
2014-01-12T22:45:25+00:00 12.01.2014 23:45
Hallo,
und es geht spannend weiter in Evenfall. Das vorgezogene Ende dieses Kapitel war wirklich gut gesetzt. Zu Tsunades Zustand: ich frag mich, warum sich ihr Chakra nicht auf baut?! Liegt es an dem Gift oder hat da noch wer anders seine Finger im Spiel?
Die Mission geht für Yûgao nicht unbedingt gut aus. Bin gespannt wie es weiter geht.
lG MiezMiez
Von:  Pamina
2014-01-12T19:36:33+00:00 12.01.2014 20:36
Ich bin dir wirklich ... auch hochgradig auf den Leim gegangen ; )
Glücklicherweise konnte ich mich beherrschen, direkt nach unten zu scrollen!!
Und GsD - es war nicht so, wie ich dachte. Aber das wäre ja auch... naja.. nicht logisch gewesen, sie so schnell sterben zu lassen. Und ich weiß du machst ein Geheimnis um das Ende.. also wäre ein möglicher Hint für das Ende auch nicht logisch gewesen : )

Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel - leider ja, ich hab noch nicht reingesehen, weil ich lernen musste Dx
Aber im Laufe der Woche oder am nächsten WE hast du es : )

Danke dir auch nochmal!

Liebe Grüße
Pamina
Von:  Goetheraserei
2014-01-12T14:46:13+00:00 12.01.2014 15:46
Hey-ho Five!

Bevor ich anfange zu reviewen, wollte ich fragen, wie viele Kapitel 'Evenfall' noch haben wird. Ich möchte mich mental auf ein Ende vorbereiten, denn ob du es glaubst oder nicht: Diese Story lässt mich irgendwie nicht los. Sie gefällt mir nämlich so gut, dass ich fast gar kein Ende haben möchte. Doch gibt es auch einen Punkt, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holt. Es gibt viele Autoren, die gut anfangen und wo am Ende ihnen die Puste ausgeht oder sich die Story so sehr in die Länge zieht, dass man als Leser irgendwann die Lust daran verliert. Das möchte ich hier nicht erleben und deswegen ... muss ich mich dann einfach mit einem Ende zufrieden geben. So! Genug gelabert, kommen wir zum eigentlichen Review.

________________________________________

You feel so lonely and ragged,
You lay here broken and naked,
My love is just waiting,
To clothe you in crimson roses.

---> Allein dieser Spruch hat es mir angetan und ich hab ihn mir gleich gespeichert. Stört es dich, wenn ich ihn irgendwann auch in einer meiner FF's verwende?

________________________________________

Ich fand den Anfang sehr gut gewählt, denn er hat mich in ein tiefes Loch geworfen. Es hat sich angefühlt, als würde mich die Situation verschlingen wollen. Die Verzweiflung Itachis ist deutlich rüber gekommen und Sakura ... scheint wahrhaftig gestorben zu sein. In meinen Ohren hab ich aber keine deutliche Bestätigung vernommen, denn am Ende meinte Ino nur, dass sie schnell wieder nach Konoha müssen. Also vielleicht geht da noch etwas ...

Ich muss zugeben, dass die Szene, in der Tsunades Mundwinkel zuckten, ein wenig berauschend war, doch durch etwas gedämmt wurde. Es kamen ziemlich einige Fachbegriffe vor, über die ich gestolpert bin, sodass ich manchmal ein wenig brauchte, um die Handlung noch im Überblick zu behalten. Ich finde es persönlich einfach schade, denn es wäre spannender gewesen, wenn hierbei vielleicht etwas einfacher geschrieben werden würde ... verständlicher.

Mir ist aufgefallen, dass du Kämpfe sehr gut beschreiben kannst. Ich kann mir alles bildlich vorstellen, werde mit in die Szenen genommen und ja ... so etwas ist einfach nur toll, denn man flüchtet sozusagen in eine neue Welt hinein. Kann praktisch sein, wenn der Tag mal nicht so rosig aussieht. Bei Gelegenheit werde ich dieses Kapitel mal wieder lesen, sollte es mir schlecht gehn. ^^

Ey! Du hast mich mit dem Einstieg voll gelinkt, denn am Ende ging es um Yugao und Shisui! Und was ich noch dazu sagen kann? Es war brilliant, gerade weil ich es nicht erwartet habe. Da hast du wirklich gute Arbeit geleistet und sicherlich nicht nur mich in die Irre geführt! :D

Freue mich bereits aufs nächste Kapitel und joar ... zu diesem konnte ich nicht so viel sagen, denn heute bin ich irgendwie nicht ganz so auf der Höhe, was Reviews angeht. x.x

Bis zum nächsten Mal!

Corni
Von:  lilo1014
2014-01-11T10:01:01+00:00 11.01.2014 11:01
Oh Mein Gott. ICh habe dieses Kapitel abend um elf Uhr noch gelesen. Ich bin fast vom Stuhl gefallen weil ich mich dermaßen erschreckt habe, bei dem Einstieg. In meinem kopf lief nur der Satz hin und her: Oh nein nicht Sakura!

Aber dann dachte ich mir: neeeeeee das wäre zu einfach und zu Schnell!!

DAs Kapitel war mal wiedre echt genial. Auch wenn ich wie gesagt am Anfang echt einen kurzen Herinfakt hatte, weil ich dachte das wäre Sakura.
Von:  fahnm
2014-01-11T02:42:00+00:00 11.01.2014 03:42
Oh mist.
Nicht Yugao.
*schnief*
Bin schon sehr gespannt wie es weiter gehen wird.
Von:  DarkBloodyKiss
2014-01-10T08:00:34+00:00 10.01.2014 09:00
Guten Morgen ^^
Und ein Frohes Neues Jahr !!!!
Super mega tolles Kappi !!!!
Schließe mich den anderen an
bin sehr gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!

glg & einen ganz tollen Freitag DarkBloodyKiss ^^

Von:  JRockfan
2014-01-09T23:34:26+00:00 10.01.2014 00:34
Moin :)

Die Einleitung war wirklich gut ^^
Im Bezug auf den letzten Satz des vorherigen Kapitels wäre das ein Tick zu offensichtlich gewesen,wenn es sich um Sakura gehandelt hätte, aber das hat der Spannung keinen Abbruch getan.
Da ich Sakura ausgeschlossen habe und somit auch Itachi, war die die Frage groß um wenn es sich nun handelt.
Es war raffiniert von dir, da der erster Impuls "Oh nein" war ^^
Die Wendung mit Shisui und Yugao hat mich irgendwie gefesselt.
Es erinnert mich ein bisschen daran, wie Yugao ihren Freund (Hayate oder so?) verloren hat. So aus dem Leben gerissen. Ich bin gespannt, ob wir noch eine Reaktion von Genma lesen.

Ach, herrlich. Tsunade scheint wohl zurück zu kehren ^^
Ich bin beeindruckt von deinen medizinischen Ausdrücken :D

Allerdings fand ich es schon komisch, dass Itachi Shisui die Führung gegeben hat wenn es sich um so eine wichtige Mission hält. Damit möchte ich nicht die Kompetenz von Shisui herunterschrauben, aber dieser hat selbst zugegeben dass er kein perfekter Logiker wäre wie es Itachi zu sein scheint.
Nun, zu Dramatik war es natürlich passend, dass Shisui die Führung über das Team hatte und dann Yugao in seinen Armen stirbt, dessen Sympathien man ja erahnen konnte.

Ino und der Habicht. Das war zwischenzeitlich eine kleine Auflockerung^^


LG JRockfan


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