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Call of Duty - One Shot Collection

things no one likes to talk about
von

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Will you?

"Ali, stehst Du bitte auf? Grandma möchte mit uns ausgehen. Zum Essen."

Aber Alison reagierte überhaupt nicht. Sie sah ihren kleinen Bruder nicht einmal. Und der zog wie verrückt an ihrem Arm.

"Alison, Du musst doch mal was essen! Jetzt komm doch bitte wieder hoch!", jammerte er.

Seit Price vorbei gekommen war und allen -Emily war ebenfalls anwesend gewesen- erzählte, dass Soap im Dienst gefallen sei, war Alison in ein tiefes, dunkles Loch gefallen. Sie aß kaum noch, sie redete nur das Nötigste. Das Einzige, was noch funktionierte, war die Arbeit. Es lenkte sie ab. Zwar ging es in ihren Storys immer noch um Helden, aber es waren nun mehr Geschichten ohne Happy End. Natürlich war das den Redakteuren aufgefallen und man hatte sie für eine Weile nach Hause geschickt. Ihr Arzt hatte sie krankgeschrieben und in der ersten Woche ihres aufgezwungenen Urlaubs, hatte sie ein paar Mal versucht, wieder ins Büro zurück zukommen, aber wurde jedes Mal wieder heim geschickt.

Dave stand noch immer vor ihr. Mittlerweile waren seine Augen schon ganz glasig. Natürlich vermisste er John ebenfalls, aber er hatte schon seine Eltern verloren -zwar nicht an den Tod- aber er hatte sich damit eher abfinden können, als Alison. Vermutlich hatten diese Gefühle für John dafür gesorgt, dass Alison völlig übersehen hatte, wie gering die Chancen für John eigentlich waren, wirklich alt zu werden.

Sie war ein sensibler Mensch und hatte ihn derart tief ins Herz geschlossen, dass Price's Worte sie innerlich völlig zerfetzt hatten.

Sie hatte nicht richtig trauern können. Nicht eine Träne hatte sie bisher vergossen. Und das, obwohl sie so viel vermisste.

Ihn nachts neben sich liegen zu haben. Er musste sie nicht im Arm halten, es reichte, wenn sie ihn atmen hörte. Manchmal hatte er undefinierbare Laute von sich gegeben, wenn er einen intensiven Traum hatte.

Es fehlte ihr, ihn morgens beim Frühstück gegenüber von sich sitzen zu haben und zu zusehen, wie er sich den Toast mit den unmöglichsten Dingen belegte. Mit ihm zu baden, mit ihm zu schlafen, ihn dabei beobachten, wie er mit den Fußballspielern im Fernsehen mitfieberte. Es fehlte ihr alles so sehr, dass sie nicht den klaren Gedanken fassen konnte, dass er weg war und nicht mehr wieder kommen würde.

Emily hatte einen anderen Weg gefunden, mit der Trauer klar zukommen. Wenn man das denn so nennen konnte.

Sie hatte einfach ihre sieben Sachen gepackt und war nach Prag gereist. Sie hatte Price nicht geglaubt, dass John tot sein sollte.

Alison hatte nicht einmal darüber nachgedacht, wie verrückt diese Idee eigentlich war.

Und Prag war nicht um die Ecke, was hieß, dass Emily schon eine Weile unterwegs war. Da sie nicht mehr mit Jason zusammen war, hatte sie dazu jetzt wohl einfach mehr Zeit.

-

Dave ließ Alisons Arm wieder los und die eigenen Schultern hängen. "Grandma, Ali will nicht!", rief er die Treppe rauf. Als Antwort folgten nur die Schritte der älteren Frau. Ihre Erscheinung war ziemlich normal. Sie wirkte noch ziemlich jung, war etwas 1,60m groß, wog etwa 70 Kilo und hatte schulterlanges, braun-graues Haar. Ihre grünen Augen waren ein kompletter Kontrast zu Alisons brauen, passten aber wieder zu David's grünen Glubschern.

"Setz Dich, David.", riet sie ihrem Enkel und nahm dann zu Alisons anderer Seite Platz. Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie fest an. Und obwohl Alison der Frau nicht in die Augen sah, wusste sie, dass der Blick voller Sorge und Verständnis war. Aber sie wusste auch, dass der Blick ihr sagen sollte, dass sie endlich abschließen musste.

"Wir mochte ihn doch alle, Kind, aber es wird Zeit, dass auch Du ihn ruhen lässt. Du hast, seit er weg ist, nicht eine Träne vergossen. Und das ist jetzt vier Wochen her."

Alison starrte weiter auf den dunklen Fernsehbildschirm und holt tief Luft, ehe sie kurz mit den Schultern zuckte. "Ich kann nicht.", murmelte sie. "Ich kann einfach nicht. Ich weiß, er ist weg und wird nicht wieder kommen. Aber.. "

Ihr Blick glitt auf ihre Hände, auf denen die andere Hand ihrer Grandma lag.

"Aber was?"

"Aber... " Sie seufzte tief und sah ihre Grandma dann endlich an. "Ich weiß es nicht. Es ist eben einfach ein Teil von mir mit ihm gegangen. Es ging immer ein Teil von mir mit ihm, wenn er wieder da raus musste. Und jedes Mal brachte er es wieder zurück. Aber dieses Mal bleibt es eben einfach weg. Und ich werde es nie wieder zurück bekommen. Wenn ich Glück habe, wird etwas Neues wachsen, aber ich weiß nicht, wie es aussehen wird."

Dave verstand ihre Worte nicht. Aber er war dennoch so mitgerissen von der momentanen Stimmung, dass ihm die Tränen wieder liefen. Er hatte sich an Alisons Arm geklammert und den Kopf gegen sie gelehnt.

Ihr Blick ging auch kurz zu ihm und sie küsste seinen dunklen Schopf.

Ihre Grandma war zu jung, um bewusst Verluste im Krieg wahrgenommen zu haben, aber sie verstand dennoch, wie Alison sich fühlen musste. Ihr Mann, Alisons Grandpa, war doch ebenfalls Soldat. Er war zwar nicht im Dienst gefallen, aber sie musste jedes Mal Todesängste ausstehen, wenn er wieder von zu Hause weg musste.

"Ich weiß, es mag altmodisch in Deinen Ohren klingen, Alison, aber Du musst damit endlich abschließen. Um ehrlich zu sein, habe ich eher den Eindruck, dass Du gar nicht akzeptieren kannst, dass er weg ist und dass er nicht mehr wieder kommt. Ich glaube, Du lässt ihn in deinem Kopf immer noch weiter leben, nur um dann aufzuwachen und fest zustellen, dass es doch nur ein Irrtum ist. Und das ist es, was es Dir so schwer macht. Du musst erst noch realisieren, dass er tot ist. Und das lässt sich wohl nur klar machen, wenn Du ihn siehst."

Alison löste sich aus ihrer tröstenden Berührung und stand auf. Dave sah sie verheult an und rutschte zu seiner Grandma, die ihn in den Arm nahm.

"Was auch immer.", murmelte Alison und ging die Treppe nach oben. Man hörte die Schlafzimmertür ins Schloss fallen, bis es nur noch das Geräusch von Daves Schluchzen war, dass den Raum füllte.

-

Drei Tage später bekam Lydia einen Anruf, der sie strahlen ließ. Sofort holte sie Dave von der Schule ab, obwohl noch lange nicht Schluss war und schaffte es dann auch, nach gefühlten fünf Stunden Überzeugungsarbeit, Alison dazu zu bringen, mit zu fahren. Es ging zum Flughafen. Einem Kleineren am Rande der Stadt.

Dort trafen sich meist eher Hobbypiloten und sogar Modellflieger. Aber man wollte Alison nicht nur an die frische Luft bringen, um ihr die Flieger zu zeigen.

Nein, Emily hatte sich gemeldet. Nach fast drei Wochen und einem gefährlich aussehenden Mann, hatte sie es tatsächlich geschafft, den Körper ihres engsten Freundes zu finden.

Es wäre eine Möglichkeit gewesen, Alison endlich klar zu machen, dass es vorbei war. Es musste kein neuer Anfang sein, aber wenigstens ein Ende der alten Geschichte.

Als Emily dann aus dem größeren Hubschrauber kam, lief David direkt auf sie zu. Er drückte sie fest und weinte vor Freude, dass sie endlich wieder da war. Vor allem unversehrt. "Ich hab euch was mitgebracht.", erklärte Emi und drehte sich zum Helikopter um. Zwei Männer waren bereits dabei, eine Liege aus dem Militärhelikopter zu ziehen. Das Gesicht des Mannes, der auf die Matratze geschnallt war, war durchaus bekannt. Und während Dave direkt darauf zu lief, blieb Alison wie angewurzelt stehen. Ihre Großmutter, Lydia, neben ihr. Allerdings sah sie wesentlich entspannter aus, als Alison, da sie ja wusste, was eigentlich Sache war.

Sie nahm Alisons Hand und zog sie mit sich.

"Wie.. wie ist das... möglich?", stammelte Alison und sie fühlte, wie sich ein ungeheuer großes Loch in ihrem Bauch bildete. Sie traute sich irgendwann gar nicht mehr weiter zugehen, weil ihr Herz immer schneller schlug und ihre Beine schwerer wurden.

Als sein müder Blick aber dann den ihren traf, konnte sie ihre Beine gar nicht mehr kontrollieren. Sie lief ihrer Grandma beinahe davon und blieb erst stehen, als ihre Knie gegen das Metallgestell der Liege knallten. Ihr Kopf war knallrot und sie atmete ziemlich hastig.

Von ihm sah sie zu Emily rüber, die zufrieden lächelte. Sie sah müde aus, aber selbst ihr trieb die Situation die Tränen in die Augen. Sie war ja selber heilfroh, dass sie ihn gefunden hatte. Und dann auch noch lebend.

Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, seinen Zustand zu stabilisieren, weil er eben so viel Blut verloren hatte. Man kannte zwar seine Blutgruppe, aber erst einmal jemanden in einem Kriegsgebiet zu finden, der noch genug hatte, war nicht so leicht.

Emily winkte irgendwann mit der Hand in seine Richtung und Alison drehte sich wieder um.

Ihre kleine, zittrige Hand griff nach seiner und, dank Emily, war sie auch nicht mehr so kalt, wie angenommen. Sein Daumen strich langsam über ihren Handrücken und das Lächeln wich nicht von seinen Lippen. Es kam Alison so vor, als würden seine blauen Augen plötzlich leuchten. Als wäre neues Leben in ihn gehaucht worden.

Und das, obwohl sein Gesicht voller Kratzer und Beulen war. Sein linker Arm war in einen Verband gewickelt und das rechte Bein stach unter der Decke mit einem Gips hervor. Zwar war es schon eine Weile her, aber es kam ja nicht direkt zur Behandlung.

Alison wollte etwas sagen, aber ihr fiel nichts ein. Zu viel auf einmal ging ihr durch den Kopf und sie wollte auch keine blöden Fragen stellen, wie 'Ich dachte, du seist tot?'. Aber sie musste auch gar nicht den Anfang machen, weil er das übernahm.

"Es tut mir Leid..."

"Huh?"

Leicht verwirrt sah sie ihn an.

"Das.. muss Dir doch nicht leid tun."

"Das meine ich auch nicht.", erwiderte er müde und ihm fielen für einen Moment die Augen wieder zu.

"Mir ist klar geworden, was wirklich.. wirklich wichtig ist.."

Alisons Blick wurde immer skeptischer. Es klang ja beinahe so, als wollte er etwas zum Abschluss sagen.

Und jetzt, wo sie so darüber nach dachte, fiel ihr auf, dass sie noch immer nicht weinte. Nicht einmal vor Freude.

"Ich liebe Dich, Alison Arkins. Und mir ist klar geworden, dass ich ziemlich unzufrieden gestorben wäre, wäre ich wirklich gestorben. Ich bin darauf gefasst, diese Welt zu verlassen. Jedes Mal, wenn ich deine Wohnung verlasse, bin ich mir im Klaren, dass ich nicht zwangsläufig lebendig zurück kommen muss. Ich will endlich ein vollständiges Leben und nicht mehr .. nur für das Militär existieren..."

Alison blickte ihn noch immer an, mit einem Blick, der ihm sagte, dass sie im Unklaren war.

"Was.. willst Du von mir, John?"

Er drückte ihre Hand und musste sich selbst eingestehen, dass es einfacher war, Emily davon zu erzählen, als es wirklich zu tun.

"Willst Du mich heiraten, Alison?"

Alison überkam ein gewaltiger Schlag. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz blieb stehen. Und obwohl es nur der Bruchteil einer Sekunde war, kam es ihr wie mehrere Stunden vor. Sie blickte ihn mit offenem Mund an und erst als ihre Augen zu brennen begannen und sie spürte, wie die Tränen ihre Wangen runter rannen, als ginge es für sie dabei um Leben und Tod, kam sie wieder zu sich. Sie nickte heftig und konnte die Augen kaum offen halten.

"Ja...", schluchzte sie und beugte sich zu ihm runter. Sie nickte noch immer heftig und spürte, wie dieser Knoten platzte. Alles, was sie in den letzten Wochen angestaut hatte, war plötzlich dabei, aus zuströmen und es fühlte sich so unheimlich gut an.

Sie schob die Arme unter seinen Kopf und drückte ihn fest an sich. "Ich liebe Dich..", murmelte und spürte, wie sich seine Hand auf ihren Rücken legte uns sich fest in ihr Shirt krallte.

"Schön, wieder zu Hause zu sein.", antwortete er nur darauf, ehe Dave die Zwei von einander trennte. Er war noch immer verheult, aber lachte.

"Celtic haben gestern Abend gewonnen!", quiekte er und hob eine Hand hoch, streckte alle Finger, bis auf den Daumen in die Luft. "Vier null!"

John lachte darauf, was ein kurzes Husten hervor rief. Er streckte die Hand nach Dave aus, der sie freudig ergriff und noch breiter grinste.



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