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Valeria

Dämonensklavin
von

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Eine heimliche Nachricht


 

Das leise Zirpen der Grillen kündigte die Nacht an, in der Valeria einfach keinen Schlaf fand. Sie drehte sich immer wieder auf die andere Seite, doch sobald sie auf die leere Stelle in Neals Bett starrte, zog sich ihr Magen zusammen. Nachdem dieser sich nämlich bei ihr ausgeweint hatte, war er aufgestanden und gegangen. Seitdem hat sie ihn nicht mehr gesehen. In ihrem Kopf war ein großes Durcheinander. Als sie bei Ashwaht war, hatte sie etwas ausgesprochen, was sie für unmöglich hielt. Nach all der Zeit mit Neal, hatte sie sich mit ihrem Schicksal als Sklavin abgefunden, und sogar den Gedanken gemocht, ihm eine gute Untergebene zu sein. Eigentlich behandelte er sie ja nicht schlecht, es war in den letzten Tagen nur wegen Ashwaht so schlimm geworden. Seufzend drehte sich der junge Engel auf den Rücken und starrte die Zeltdecke an. Wo war ihr Wille geblieben sich den Dämonen zu widersetzen? Einfach verschwunden? Plötzlich kam ihr ein Gedanke: Suchte ihr Vater schon nach ihr? Oder waren die Engel noch immer im Glauben sie sei auf der Erde?
 

„So kann das doch nichts werden!“ Valeria drehte sich wieder um, starrte nun die Zeltwand an und schloss ganz fest ihre Augen in der Hoffnung, der Schlaf möge kommen...

 

„Aufstehen!“ Jemand riss Valeria die warme Bettdecke weg. Verschlafen blickte sie in die blutroten Augen von Neal, der sie grimmig anstarrte.

„A-Aber es ist doch noch so früh...“, murmelte sie und versuchte sich die Decke zurückzuerobern, doch der Dämonenmeister weigerte sich.

„Wir haben noch eine Menge zu erledigen!“, meinte Neal nun etwas sanfter und drehte sich um. „Zieh dich an und dann gehen wir. Ashwaht wird uns heute nach Schlangenzahn begleiten, damit wir mit eigenen Augen sehen können, was sie so treiben!“

„Schon gut, schon gut. Ich steh ja auf!“ Übelst gelaunt richtete sich Valeria auf und wechselte ihre Kleidung. Sie hoffte, Neal würde es wagen sie anzublicken, doch er tat es nicht. Stattdessen kaute er auf einer Brotscheibe rum, die sein Frühstück sein sollte. Die blonde Frau musterte Neal dabei und seufzte. Wengistens war er wieder ganz der Alte, wenn auch nicht so, wie sie ihn haben wollte.

„Wie lange bleiben wir überhaupt hier?“, wollte sie nun wissen und nahm neben ihm Platz, wo sie auch nach einem Stück Brot griff.

„Nicht mehr als eine Woche. Wir beobachten ihre Aktivitäten und ihr Verhalten, dann ziehen wir uns zurück und statten Lilith Bericht. Sie kann sich dann um den Rest kümmern.“

„Gut. Von mir aus.“ Die Enttäuschung, die in ihrer Stimme lag, war nicht zu überhören, trotzdem blieb Neal ganz gelassen.

„ Schön. Du bist ja fertig, also lass uns gehen.“ Ohne Weiteres richtete er sich auf und verließ das Zelt. Hastig eilte Valeria ihm nach. Draußen begegneten sie Igor und Chou, die schon auf die beiden warteten. Sie führten sie zu Ashwahts Zelt und gaben den beiden mit einer Geste zu verstehen, dass sie warten sollten. Chou trat ein und kam wenige Sekunden später wieder raus.

„Meister Ashwaht wird euch nun empfangen.“ Sie hielt die Plane hoch und mit grimmigen Blick traten der Dämonenmeister und seine Sklavin ein.

„Schön, dass ihr so früh gekommen seid!“, meinte Ashwaht leicht lächelnd. Das Gewand, welches er heute trug, war noch edler als das von Gestern. Neal warf ihm böse Blicke zu, die sein Gegenüber nur ignorierte. Valeria dagegen errötete und blickte so schnell wie möglich weg. Ihr war die Situation doch etwas unangenehm. Leicht lächelte sie. Ihr Herz raste wie verrückt und sie konnte sich die Situation nicht erklären. Trotz der Tatsache, dass Neal sehr erbost über das war, was Gestern passiert war.

„Heute werden wir dann nach Schlangenzahn gehen, wie?“, fragte Neal bissig und trat wieder aus dem Zelt. Valeria folgte ihm, wie es sich gehörte, als Ashwaht ihr einen Zettel zusteckte. Sie sah ihn aus großen Augen an. Hastig blickte sie zu Neal, ob er diese bemerkte , dann erst steckte sie den Papierfetzen in ihr Dekolleté Ashwaht lächelte sie an und verließ ebenso das Zelt. Valerias Herz klopfte so heftig, dass sie alles um sich herum vergaß. Voller Neugierde und Nervosität wollte sie lesen, was es mit dem Zettel auf sich hatte, doch solange sie nicht alleine war, war ihr das unmöglich. Sie würde sich also was überlegen müssen. So sehr ihre Neugierde auch stieg, es ging einfach nicht. Und es musste auch unaufällig sein. Valeria gesellte sich zu Neal und Ashwaht. Letzter tat so, als würde er sie nicht sehen.

„Am schnellsten kommen wir nach Schlangenzahn, wenn wir unsere Kutsche nehmen. Neal, Ihr werdet mit mir und Valeria mitkommen, Chou, Igor und Rock werden uns mit einer anderen folgen. Rock wartet bereits auf uns am Lagerausgang. Ich hoffe, Ihr seid vorbereitet“, meinte der Anführer der Dunklen Ritter geduldig.

„Natürlich bin ich vorbereitet, Ashwaht. Ich kann es kaum erwarten deinen Kopf hängen zu sehen“, murmelte er, was aber niemand mitbekam.

 

„Hier ist Schlangenzahn. Die Bewohner hier sind ziemlich zwiegespalten. Einerseits verehren uns die Armen, weil wir ihnen eine Überlebensmöglichkeit anbieten. Andererseits verachten uns die Reichen, weil wir sie bestehlen. Das Resultat jedoch ist, dass es den ärmeren Bewohnern Schlangenzahns besser geht, die Reichen aber trotzdem reich bleiben. So einfach ist das. Wir versuchen diese Stadt zu retten. Natürlich weiß ich, dass Lilith über so etwas nicht erfreut ist, aber sie kann mir, ehrlich gesagt, gestohlen bleiben!“

„Mir war schon klar, dass dich das nicht besonders interessiert!“, gestand Neal kühl und sah sich um. Das Volk war wie jedes Dämonenvolk sein musste; es arbeitete, verkaufte, amüsierte sich. Nichts besonderes. Keine auffällige Armut. Entweder übetrieb Ashwaht oder aber sie waren noch nicht am richtigen Ort. „Trotzdem sehe ich hier keine Armut“, sprach Neal seinen Gedanken nun laut aus.

„Natürlich nicht. Sie befinden sich alle am Ende des Dorfes, abgeschieden und dorthin verbannt. Im Augenblick kursiert das Gerücht herum, dass sich unter ihnen eine sehr ansteckbare Krankheit verbreitet hat. Deswegen brauchen sie Heilkräuter, die sie sich aber nicht leisten können. Meine Männer sind schon dabei diese zu organisieren. Wir werden Euch unverzüglich dorthin bringen. Sicherheitshalber wird Eure Sklavin hierbleiben. Wir wollen ja nicht, dass sie krank wird!“

Neal bedachte Ashwaht mit einem finsteren Blick, nickte ihm jedoch widerwillig zu. Ihm war  nicht wohl bei dem Gedanken, Valeria könnte etwas passieren.

„Chou, du wirst bei Valeria bleiben bis wir zurück sind. Es wird auch nicht lange dauern!“, befahl ihr Anführer und sie nickte. Mit diesen Worten verschwanden Neal, Ashwaht und dessen Gefolge in Richtung Westen der Stadt. Erleichtert atmete Valeria auf. Jetzt konnte sie den Zettel in aller Ruhe lesen.

„Können wir uns irgendwo niederlassen?“, fragte Valeria die Schmetterlingsdämonin zaghaft.

Diese schüttelte den Kopf. „Nein, wir bleiben genau hier!“

Seufzend verdrehte Valeria genervt die Augen. Da ihr nichts anderes übrig blieb, setzte sie sich auf den Boden um zu warten. Dabei zog sie heimlich den Papierfetzen aus ihrem Dekolté und faltete ihn auseinander. Erst jetzt bemerkte sie, wie zittrig ihre Hände waren. Chou beobachtete sie nicht einmal, sie blickte einfach starr hinaus und wartete. Das war eine gute Gelegenheit befand der junge Engel.

„Ich weiß, dass du es auch gespürt hast. Wenn du mich wiedersehen willst, dann treffen wir uns heute um Mitternacht in meinem Zelt. Ashwaht.“

 

Das Abendmahl durften Valeria und Neal zusammen verbringen. Das Mahl war dieses Mal etwas üppiger , wenn auch nicht so schmackhaft wie der Dämonenmeister es gewohnt war. Währenddessen erzählte er ihr, was er alles bei den Armen herausgefunden hatte. Doch Valeria hörte ihm nicht wirklich zu. Ihre Gedanken kreisten um diese Nacht. Sie war sich unschlüssig, ob sie hingehen sollte oder nicht. Irgendwie juckte es sie in den Fingern. Sie musste gestehen, dass das, was sie mit Ashwaht gestern hatte, wunderschön gewesen war.

„Valeria? Hörst du mir überhaupt zu? Valeria?“ Neal fuchtelte mit seiner Hand vor ihren Augen hin und her, bis er ihre Aufmerksamkeit hatte.

„Äh, ja, natürlich!“, log die Blonde und lächelte verlegen.

Mit scharfem Blick musterte er sie, ließ es dann dabei und redete einfach weiter: „Nun ja, ich hab dann einen der Armen gefragt, wie es zu dieser Armut kommen konnte. Und weißt du, was er mir geantwortet hat?“

Valeria schüttelte höflich den Kopf und tat so, als würde sie ihm zuhören. Doch ihre Gedanken drifteten einfach immer wieder ab.

„Der hat dann einfach gegrinst und gesagt, dass er zu faul zum Arbeiten ist! Wie unverschämt! Und Ashwaht hilft solchen primitiven Dämonen! Wenn ich Lilith das unter die Nase binde, dann wird sie so wirklich ausrasten und aus Ashwaht wird Dämonenbrei!“

„Stimmt, das ist wirklich nicht in Ordnung“, murmelte Valeria und erhob sich. „Ich lege mich hin. Ich hab schon seit vorhin große Kopfschmerzen. Schlaf gut, ja?“ Ohne auch nur auf ein weiteres Wort von Neal zu warten, legte sich Valeria mitsamt ihrer Kleider ins Bett. Sie drehte sich zur Zeltwand, sodass ihr Meister ihr Gesicht nicht sehen konnte und tat so, als würde sie versuchen zu schlafen. Seufzend richtete auch Neal sich auf und deckte den Tisch ab. Das schmutzige Geschirr legte er auf einen Haufen und stellte dieses vor das Zelt, so, wie es sich gehörte. Da ihm nichts anderes übrig blieb, legte auch er sich hin. Der Dämonenmeister hatte ja nicht mal ein Buch, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Zweifel überkamen ihn plötzlich. Er fand, dass Valeria sich sehr, sehr seltsam benahm. Er konnte sich aber nicht erklären warum. Sie hatte den ganzen Tag, nicht eigenartig gewirkt. Ihm war nur aufgefallen, dass sie oft mit dem Kopf wo anders zu schein schien. Doch anstatt sich noch mehr Gedanken darüber zu machen, löschte er das Kerzenlicht auf dem kleinen Nachttisch, welches neben dem Bett stand und schloss die Augen. Der Tag hatte ihn doch mehr geschwächt, als er zugab.

 

Es kam ihm vor als hätte er nur kurz geschlafen. Als wäre er wirklich nur eingenickt. Er hörte wie Valeria aus dem Bett stieg. Ein erleichtertes Knarren drang von dem schon so alten Feldbett, als wäre es froh endlich das Gewicht des Engels nicht mehr tragen zu müssen. Auf Zehenspitzen schlich Valeria sich an Neal vorbei. Er hörte jede einzelne Bewegung und jedes einzelne Flattern ihres Kleides. Für einen kurzen Moment blieb der blonde Engel neben ihm stehen. Doch Neal rührte sich nicht. Er tat einfach so, als würde er weiterschlafen.

„Tut mir leid“, flüsterte Valeria plötzlich und verschwand hastig aus dem Zelt.

Als Neal sicher war, dass sie verschwunden war, seufzte er und richtete sich auf. Gedankenverloren starrte er auf den Zeltausgang.

„Bin ich wirklich so schlimm, dass du schon des Nachts vor mir flüchten musst?“, murmelte Neal traurig. Der Dämon wusste ganz genau, wohin sie ging. Warum nur, war er nicht früher darauf gekommen?! Vielleicht war er wirklich zu streng mit ihr, weshalb sie dies nun tat. Aber, wenn er ehrlich war, tat er es doch nur um sie zu schützen. Doch Neal wusste, dass er ihr das unmöglich sagen konnte. Sie würde nach dem »Warum« fragen, und er müsste ihr dann wohl oder übel die Wahrheit sagen. Und davor hatte er mehr Angst, als vor ihrer Reaktion.

„Valeria... Er wird dir doch nur dein Herz brechen. Dafür siehst du ihr einfach zu ähnlich...“



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