Zum Inhalt der Seite

Geister

Wenn Wege sich kreuzen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neue Wege

Die Sonne strahlte auf die breite Lichtung mitten im Wald herab.

Mit einem fröhlichen Lachen öffnete Cherrim seine Blätter, als es aus dem Pokéball kam.

„Bunyatto, setz' Schlitzer ein!“

Das Normalpokémon wartete nicht darauf, dass sein Gegner seine Blüte fertig geöffnet hatte, doch dessen Trainerin reagierte schnell.

„Weich aus, Cherrim!“, rief Natane.

Cherrim sprang mit einem Salto Rückwärts und dann in die Luft.

„Setz' Rasierblatt ein!“

Ohne zu zögern setzte das Pokémon der Arenaleiterin die Attacke ein. Blätter schwierten durch die Luft und sausten dann als gefährliche Geschosse auf seinen Gegner hinab.

„Wehr die Attacke mit Schlitzer ab!“, befahl Ran ihrem Pokémon, dessen Klaue daraufhin aufleuchtete, während es versuchte die Blätter abzuwehren, aber nicht verhindern konnte von einigen getroffen zu werden.

„Alles in Ordnung, Bunyatto?“, rief Ran.

Das Pokémon schüttelte sich, maunzte dann aber eine Bestätigung.

Diese Zeit nutzte ihre Gegnerin jedoch. „Cherrim, Solarstrahl!“

Cherrims Blütenblätter leuchteten im Sonnenlicht auf, während es sich noch immer in der Luft befand. Dann leuchtete auch der Kopf des Pokémon auf, ehe es einen Strahl aus purem Sonnenlicht abfeuerte.

„Ruckzuckhieb!“, konterte die andere Trainerin.

Bunyatto tauchte schnell unter der Attacke seines Gegners hinweg, ehe es sich vom Boden abstieß und in die Luft sprang, wo es Cherrim tackelte, so dass auch dieses zu Boden fiel.

„Jetzt setz' Biss ein!“, befahl Ran.

Mit einem leisen Knurren öffnete ihr Pokémon das Maul, doch auch Natane reagierte schnell.

„Lockduft, Cherrim, jetzt!“

Aus den Poren des Pflanzenpokémons strömte ein süßlicher Duft hervor, der Bunyatto wie erstarrt in seiner Bewegung innehalten ließ. Verwirrt und wie in Trance stand es da und reagierte nicht, während sein Gegner sich aufrichtete und mit ein paar Sprüngen Abstand zwischen sie brachte.

„Cherrim, setz' Samenbomben ein!“

Im nächsten Moment flogen Samen durch die Luft, die bei Kontakt mit dem Boden kleine Explosionen erzeugten, und Bunyatto zurückwarfen.

Dieses schüttelte sich nur, richtete sich dann wieder auf, offenbar fest entschlossen weiter zu kämpfen.

„Es reicht für heute, Bunyatto!“, rief Ran ihrem Pokémon zu.

Dieses sah sie irritiert an und protestierte mit einem langgezogenen Maunzen.

Natane lachte. „Bunyatto scheint damit nicht einverstanden zu sein.“

„Sie übertreibt halt gerne“, meinte Ran und ging zu ihrem Pokémon, das sich, wenngleich zuerst zurückhaltend und offenbar schmollend, von ihr kraulen ließ.

Es war nun fast sechs Wochen her, dass Natane die junge Frau in der alten Villa gefunden hatte und seit jenem Tag vor fünf Wochen lebte Ran bei ihr. Tatsächlich überraschte es die Arenaleiterin, dass sie keine Anstalten mehr gemacht hatte davon zu laufen. Ja, langsam hatte sie das Gefühl, dass Ran ihr gegenüber auftaute.

Ab und an lachte sie sogar.

Natane hob ihren Pokéball und rief Cherrim zurück. „Wir trainieren später weiter“, meinte sie zu dem Pokéball, ehe sie ihn an ihrem Gürtel befestigte. Dann ging sie zu Ran hinüber.

Diese sah auf. „Solltest du nicht zur Arena zurück?“

Die Leiterin seufzte. Natürlich war an den Worten Wahres dran, da dies nur ihre „verlängerte Mittagspause“ war, die sie zum Training genutzt hatten – und zu einem Spaziergang, da das Wetter selbst für die Region heute ungewöhnlich gut war. „Ach, ein wenig Zeit haben wir noch“, beschloss sie schließlich. „Wer will außerdem bei so einem Wetter die Arena herausfordern?“

„Trainer, die bei diesem Wetter durch Hakutai City kommen?“, schlug Ran vor und zog eine Augenbraue hoch, woraufhin die Arenaleiterin einen Schmollmund zog.

„Ja, ja, ich weiß“, seufzte sie und zuckte mit den Schultern.

„Komm“, forderte Ran sie nun auf und ging zum Rand der Lichtung vor, während Bunyatto neben ihr her lief.

„Ja, ja...“ Sich streckend folgte auch Natane, die tatsächlich nicht damit rechnete heute noch einmal herausgefordert zu werden. Das mit Abstand schlimmste am Beruf des Arenaleiters war es an Tagen, wie heute, an dem nicht einmal jemand zum Trainieren in die Arena kam, in dieser festzusitzen und auf eventuelle Herausforderer zu warten.

Aber was sollte sie machen?

Doch auf halben Wege zum Waldrand blieb Ran stehen und drehte sich um.

„Was...“, begann Natane, als ihr klar wurde, wo sie sich befanden: Sie standen am Rand der Lichtung, auf der die alte Villa stand.

Ran zögerte. „Ich möchte etwas nachschauen“, meinte sie mit auf einmal wieder distanziertem Blick.

„Warte!“, rief die Arenaleiterin, als die andere Frau den Weg zur verlassenen Ruine einschlug. Sie lief ihr hinterher und griff nach ihrer Hand. „Du willst da nicht hineingehen, oder?“

Mit fragendem Blick drehte sich Ran zu ihr um. „Doch, wieso?“

„Das... Ist gefährlich!“, protestierte Natane.

„Das Gebäude ist doch noch recht stabil“, warf Ran ein.

„Ja, aber...“, begann die Arenaleiterin. „Aber...“ Sie konnte nicht einfach zugeben, dass sie – auch wenn sie nun schon einmal in der Villa gewesen war – es nicht unbedingt drauf anlegte, einen Geist zu treffen.

Doch dies schien ihrem Gegenüber auch ohne, dass sie es aussprach, nun langsam klar zu werden. „Du glaubst doch nicht etwa an die Geistergeschichten, oder?“, fragte sie und schien nun amüsiert zu sein.

„Nein!“, protestierte Natane rasch. Sie konnte nicht vermeiden, dass sie etwas errötete. „Na ja, vielleicht... Etwas...“

Ran schien sich eine spitze Bemerkung dazu zu verkneifen. „Du musst ja nicht mitkommen. Ich will nur etwas nachsehen.“

„Aber was?“

Daraufhin seufzte Ran. „Ich will nur sehen... Ich hatte zumindest noch ein paar Sachen bei mir... Und ich weiß noch immer nicht wirklich, wie ich überhaupt in diese Villa gekommen bin.“ Mit undeutbarem Blick sah sie zu dem verfallenden Gebäude hinüber.

„Ich habe geschaut, glaub mir, immerhin wollte ich wissen, wer du bist“, meinte Natane vorsichtig, „aber da war nichts.“

Ran antwortete ihr nicht.

„Ist es nicht letzten Endes egal, wie du dorthin gekommen bist?“

Daraufhin zuckte die andere Trainerin mit den Schultern. „Wahrscheinlich schon.“ Noch immer war ihr Blick fest auf die Ruine gerichtet, so als könnte diese ihre Fragen beantworten.

Natane sah sie an. Auf einmal kam ihr eine Frage in den Kopf, die sie in den vergangenen Wochen schon oft verdrängt hatte. „Was hast du eigentlich in den letzten drei Jahren gemacht?“ Dabei rechnete sie nicht einmal damit, eine Antwort zu bekommen.

Doch schließlich, nach kurzem Schweigen, erwiderte Ran ihren Blick. „Ich habe ihn gesucht – Akagi.“

„Aber wieso...“, begann Natane, doch da verstand sie.

Ran hatte ihn geliebt. Deswegen war sie ihm gefolgt.

Nun schwieg auch sie, da sie nicht wirklich wusste, was sie dazu sagen sollte.

Derweil wandte sich Ran wieder der Villa zu. „Geister, hmm?“, murmelte sie leise. Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, ehe sie Natane mit einem schwachen Lächeln ansah. „Lass uns zur Arena zurückgehen.“

Verwirrt zögerte die Arenaleiterin. „J-Ja“, antwortete sie schließlich, als Ran nach ihrem Handgelenk griff und sie von der Villa wegzog.

Natane lächelte still.

Eigentlich war sie froh, dass sie Ran in der Villa gefunden hatte – auch wenn sie es weiterhin vermeiden wollte, diese noch einmal zu vermeiden. Denn tatsächlich war es angenehm, nicht mehr allein mit den Pokémon zu leben. Und außerdem...

Sie ließ ihre Hand in die Rans gleiten und beschleunigte ihren Schritt, die andere Frau hinter sich herziehend. „Wir sollten uns beeilen!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shizana
2013-04-20T01:36:58+00:00 20.04.2013 03:36
Besser spät als nie, hier nun endlich die langersehnte Auswertung meines Wettbewerbes „Pokémon ist mehr als nur eine Kinderserie!“.
Zu meinem eigenen Erstaunen hat mir deine FF wirklich sehr gut gefallen. Das klingt sicherlich negativer als es gemeint ist, denn du weißt, dass Shoujo Ai nicht unbedingt meine Passion ist. Aber ich muss gestehen, dass dieser Randfaktor überhaupt keinen großen Einfluss auf deine FF hatte, denn sie war von Anfang bis Ende sowohl interessant als auch spannend und in keinem einzigen Punkt zu aufdringlich. Die Idee mit Natane und Mars, Ran, war auf jeden Fall mal etwas Neues: Ziemlich gewagt, aber genau das macht den unwiderstehlichen Charme deiner FF aus. Eine top Arbeit!

Für die Auswertung hast du mit dieser FF 24/26 Punkten erzielt.
Für die gewagte Idee gibt es die volle Punktzahl, auch weil die FF so voller Entwicklung, Wandlungen und Vielfältigkeit ist, dass jedes einzelne Kapitel eine neue Entdeckung darstellte und keine Zeile langweilig war. Womit ich zum zweiten Bewertungspunkt komme, dem Lesespaß, wofür ich dir ebenfalls die volle Punktzahl vergeben habe. Trotz der Länge hast du es bei dieser FF geschafft, dass ich mit Lesen begonnen habe und nicht aufhören konnte, ehe ich komplett fertig war. Es war einfach zu mitreißend!
Auch für den sehr guten und stimmigen Schreibstil gab es die vollen Punkte und für das Einbinden der kleinen Taschenmonster, was ich hier wirklich top fand. Masukippa hat mich im ersten Kapitel wirklich sehr zum Lachen gebracht, vielen herzlichen Dank dafür!
Den Zusatzpunkt hast du einkassiert, da diese FF extra für den Wettbewerb geschrieben wurde.
Abzüge gab es bei der Rechtschreibung. Ich habe mir nicht alles notiert, aber es gab stellenweise kleine Tipp- und Schusselfehler. Die meisten davon wirst du sicherlich selbst entdecken, wenn du dir die FF in aller Ruhe durchliest. Auch Kommata fehlten stellenweise, aber wie gesagt, ich habe mir leider keine Beispiele für den Kommentar zurechtgelegt. Wenn du magst, kann ich mir aber gern noch einmal die Mühe machen.
Trotz alledem fand ich deine FF so packend, erfrischend und berührend, dass ich ihr sehr gern den zweiten Platz vergebe. Und unter uns: Ginge es nach mir, hätte die FF auch gern noch fünf Kapitel mehr haben können, Shoujo Ai hin oder her. ;)

Damit gratuliere ich dir herzlich und bedanke mich für deine Teilnahme an meinem Schreibwettbewerb. Es war mir ein sehr großes Vergnügen!


Liebe Grüße
Shizana


Zurück