Zum Inhalt der Seite

Die Ferne des Himmels

Zurück auf los
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der durch meine Gedanken irrt...

Laut knurrend trat ich gegen die Tür der Umkleide. Diese blöde Kuh hatte mir doch alles versaut. Wie konnte sie es nur wagen sich da ein zum mischen?

Mein bester Freund saß belustigt grinsend auf einer der Bänke. Natürlich ohne jedes Verständnis für das, was mich so aufregte. Das machte mich gleich noch wütender. "Kannst du vielleicht mal aufhören zu grinsen? Diese dämliche Kuh hat mich auf dem Spielfeld voll zum Narren gemacht!", schimpfte ich. Billy zuckte mit den Schultern und winkte ab. "Na da hat sie doch gute Arbeit geleistet. Irgendjemand musste dich doch mal zurecht weisen. So wie du den armen Akira drangsaliert hast auf dem Spielfeld. Du hättest wohl nie erwartet, dass ausgerechnet dieses Mädchen dir den gar aus machen würde. Sie scheint sehr sportlich zu sein.", ich nickte zustimmend. Diese Yui, machte auf den ersten Blick nicht wirklich den Eindruck, dass sie so dermaßen sportlich war. Sie wirkte eher wie ein Einsiedlerkrebs, der keinen Anschluss fand. Aber, dass sie mich ausgerechnet im Sportunterricht so demütigen musste, war doch echt das Letzte! Das hatte noch keiner mit mir gemacht. Schon gar kein Mädchen. Es hatte doch echt schon gereicht, das meine Ex mich so blöd hat dar stehen lassen. Eigentlich müsste sie es sein, die blöd dar steht nicht ich!

"Mach dir nichts draus. Das war doch nur ein Spiel. Nichts weiter.", winkte Billy ab und nahm seine Tasche über die Schulter. "Also ich werde dann mal nach Hause gehen. Meine Mom hat heute Geburtstag.", meinte er dann und ging schon mal vor. Ich knurrte und zog mich weiter zu Ende an. Dann nahm ich ebenfalls meine Tasche und machte mich auf den Weg nach Hause. Meine Laune war eh auf dem Tiefpunkt und ich beschloss für den Rest des Tages in der Sonne zu faulenzen. In meinem Zimmer, auf meinem Bett und von dort aus Fernsehn. Auf mehr hatte ich eh keine Lust. Vielleicht würde ich auch ein bisschen Musik hören. Wurde wohl eher eine spontane Entscheidung. Ja, ich schätzte, das war jetzt angebracht. Doch sobald ich das Schulgebäude verließ traute ich meinen Augen kaum. Da stand dieser Akira und direkt neben ihm,...Jorden! Kannten die sich etwa? Ein Alptraum! Wieso konnte es nicht einfach aufhören? Ich wollte diesem Typen einfach nicht mehr begegnen! Der machte mich nur rasend vor Wut! Wieso also wollte der liebe Gott allen Anschein nach, das sich unsere Wege permanent kreuzten? Das konnte doch schon kein Zufall mehr sein. Das war doch knallhart geplant, von irgendjemanden der mich ärgern wollte! Innerlich raufte ich mir schon die Haare. Als sei das Alles nicht schon genug wurde Jorden auch noch auf mich aufmerksam. "Hey! Dich kenne ich doch. Akira, geht ihr etwa auf die gleiche Schule?", unfassbar, der wagte es doch tatsächlich mich anzusprechen. Akira druckste vor sich hin und wagte es nicht mal mich an zu sehen. Gut so. Braver Junge. Dann kam ein schlichtes, schüchternes, "Ja...". Unglaublich, wie verklemmt und verschüchtert Menschen doch sein konnten, wenn man sie nur ein kleines bisschen verunsicherte. Nur ein Wort genügte oft schon dafür. "Was für ein Zufall. Ich habe ihn neulich am Basketballplatz getroffen und seid dem scheinen sich unsere Wege immer wieder zu kreuzen.", schlaues Kerlchen. Konnte ich er Annahme sein, das er wohl auch langsam verstand, das diese Ereignisse nicht mit rechten Dingen vor sich gehen konnten? Akira schien das recht wenig zu interessieren. War wohl auch besser so. Der kleine Wicht stand total unsicher neben Jorden, der im Gegensatz zu Akira wie immer bestens gelaunt war, und sich von nichts beirren lies. Erstaunlich. Sollte es nicht eher umgekehrt sein? Aber so langsam sollte ich aufhören mich darüber zu wundern. Jorden hatte sich einfach verändert, so unvorstellbar das für mich auch war. Nur glauben, wollte ich das immer noch nicht. Das war ja fast so was wie ein Kulturschock! Ja damit konnte man das umschreiben, was hier abging.
 

Der schüchterne Akira rieb sich nervös die Hände. Es war ja gerade zu göttlich mit an zu sehen wie konsequent er es vermied mich an zusehen. Ob er wusste, dass das rein gar nichts brachte? Den Einzigen, den das nicht zu gefallen schien war unser Sonnenschein Jorden, dessen Gesicht plötzlich nicht mehr so strahlte wie noch bis eben. Ein Fortschritt. "Hey Akira ist etwa irgendwas zwischen euch vorgefallen? Du bist ja total eingeschüchtert.", erfasste er plötzlich. Gratulation, zu dieser Erkenntnis. Akira aber schüttelte den Kopf und hielt den Mund. War doch echt erstaunlich, das die Menschen selbst dann noch den Mund hielten, wenn ihnen Hilfe nahte, aus Angst vor den Konsequenzen. Feigling! Gerade sowas machte es einem doch erst leicht ihn zu triezen und zu demütigen. Eben weil man wusste, dass er den Mund nicht aufmachte und man immer so weiter machen konnte. So war es auch bei Jorden damals. Das war doch zu herrlich. Akira war zwar weder fett noch hässlich, aber dafür dürr und schnell einzuschüchtern. Akira war jemand, der sein tiefstes innerstes nicht nach außen kehren konnte wie er wollte. Sicher war er irgendwo wütend, nicht nur auf mich oder die Welt, sondern auch auf sich selbst. Selbst dann wenn es dafür eigentlich keinen Grund geben sollte. Aber das musste man ja auch nicht in die Welt hinausposaunen. Dann war je der ganze Spaß weg. "Also, ich muss dann mal nach Hause.", sagte ich, und wollte gerade gehen, da hielt Jorden mich am Handgelenk fest und sah mich etwas böse an. Man konnte es auch als einen kläglichen Versuch geltend machen, denn Jorden, war nicht gerade ein Meister darin seine Miene wirklich "böse " zu verziehen. Das war er noch nie. Aber irgendwie hatte sich etwas verändert. Jorden war entschlossener und stärker geworden und lies sich nicht mehr so einfach einschüchtern. Nicht mehr so wie früher. Das reizte mich irgendwie. Machte mich innerlich wütend und unruhig. Und diese Berührung an meinem Handgelenk gefiel mir irgend wie auch nicht. Ich zog mich von ihm los. Fast schon schreckhaft. Das war ungewohnt. "Also, was hast du mit ihm gemacht?!", wollte er standhaft wissen. Ich zuckte mit den Schultern. "Hör auf mich zu zulaben und lass mich in Ruhe!", gab ich wieder. "Wenn es dir so wichtig ist, dann fragt doch Akira. Das heißt, wenn er es dann schafft den Mund auf zu machen.", gab ich belustigt von mir. Ich wusste, dass ich mir da sicher sein konnte. Akira würde den Mund nie so einfach aufmachen. Dazu war er gar nicht mutig genug und das nutzte ich natürlich...sagen wir mal schamlos aus. Und nein, ich schämte mich nicht dafür. Wenn ihn irgendwas störte, sollte er den Mund ruhig aufmachen.
 

Jorden sah zu Akra. Doch der machte wie schon gedacht, den Mund, keinen Millimeter auf. Gut für mich. Das ersparte mir Ärger und vielleicht hörte Jorden auch auf mich voll zusülzen. Sollte er den armen, kleinen Akira doch trösten. War mir ja sowas von egal! Der kleine Knirps senkte nur den Kopf und schien einfach nur weg zu wollen. Ja Akira! Nur weiter so. Sollte er mir diese nervige kleine Kröte doch vom Hals halten! Jorden seufzte schwer und sah leicht wütend zu mir, als ahnte er etwas. Ganz sicher tat er das, sonst würde er mich nicht so ansehen. Irgendwie war das ja niedlich. Niedlich...was für ein seltsamer Gedanke. Schlussendlich schien Jorden doch noch einzusehen, dass es nichts brachte mich noch weiter zu nerven und wandte sich wieder Akira zu. "Schon gut Akira, wenn du nicht darüber reden willst, ist das okay. Aber wenn er dir irgendwas angetan hat sagst dus mir ja?", Akira nickte. Das war wohl eine glatte Lüge. Als würde der es je zu Stande bekommen den Mund auf zu machen. Na ja ich sollte nicht weiter darüber nachdenken und mich nicht weiter aufhalten lassen. Mein Bett rief ja schon nach mir. Schön gemütlich und kuschelig, ohne jemanden der mich nervte! "Also wars das dann? Ich habs eilig! Also ich werde dann mal.", teile ich ihnen mit und machte mich so schnell wie möglich aus dem Staub. Alles weitere ignorierte ich, da ich nicht das geringste Interesse noch weitere Pläuschchen mit ihnen zu halten. Das machte ja noch müder, als ich ohnehin schon war.
 

In dem riesigen Haus meiner Eltern angekommen, legte ich erstmal alles im Flur nieder, was ich nicht brauchte. Es war mal wieder leer wie immer eigentlich. Leer und kalt. Ich ging noch eben die Katze füttern, die mich wie immer keines Blickes würdigte und einfach nur wie selbstverständlich neben ihrem Napf stand und auf das Essen wartete. Undankbares Vieh! Dann ging ich ohne Umschweife in mein Zimmer. Dort machte ich den Fernsehr an und pflanzte mich aufs Bett. Für mehr hatte ich einfach keine Motivation. Wirklich mitbekommen, was da in der Flimmerkiste passierte, tat ich nicht. Eher lag ich da und starrte an die weiße Zimmerdecke. Diese war mit diesem hässlichen Stuck verziert, das meine Eltern so toll fanden und überhaupt nicht in dieses Haus zu passen schien, dass ansonsten sehr modern wirkte. Ja...oder gar monoton und unbewohnt. Das Geräusch des Fernsehers nahm ich nur noch verschwommen wahr.Die Worte und Hintergrundgeräusche verschmolzen und waren kaum mehr auseinander zu halten. Ich nahm sie kaum noch wahr.
 

Vielmehr versank ich in meiner Gedankenwelt, in der sich alles um Jorden drehte. Dieser Kerl...machte sich dort unaufhaltsam breit und bestimmte diese Welt, die doch eigentlich nur mir gehören sollte. Da war sein Gesicht, das trotz seiner Sanftheit so entschlossen war. Seine Stimme, die mir klar begreiflich machen wollte, dass er nicht mehr Derselbe war wie früher... aber stimmte das wirklich? War er wirklich komplett anders? Konnte sich ein Mensch so dermaßen verändern, dass von seinem vorigen Ich nichts mehr vorhanden war? ...oder blieben wohl möglich Bruchstücke zurück, die an die Vergangenheit anbanden und ein Stück des alten Fadens zurückließen? Egal wie sehr er sich auch äußerlich verändert hatte und wie stark er nach außen wirkte, war mir sein Innerstes noch verborgen geblieben... und blieb ein Rätsel. Jorden, den ich früher so gern ärgerte und über ihn lachte,...hatte er mich etwa...überholt? Jedes mal, wenn wir uns wieder begegneten blieb das Gefühl zurück, dass er mich einfach überholt hatte...und letztlich er der Jenige war, der über mich lachte...ohne den Eindruck zu vermitteln zurück zu schauen. Schon allein, wie er sich vor diesen kleinen Angsthasen gestellt hatte, scheinbar ohne jede Furcht vor mir, der ihm früher solche Angst einjagte. So unbekümmert...war es das, was mich so wütend machte? Das ich die Angst in seinen Augen nicht mehr sehen konnte?
 

Knurrend legte ich eine Hand auf meine Stirn, “Was denke ich mir da nur für einen Scheiß zusammen!?”, ich setzte mich aufrecht auf mein Bett und griff in meine Hosentasche, aus der ich meine Zigaretten und mein Feuerzeug hervorholte und ging auf meinen Balkon, wo ich mich auf einen kleinen Hocker setzte, um eine zu rauchen.
 

Meine erste Zigarette rauchte ich mit 14 und hatte schnell Gefallen daran gefunden. Anfangs nicht unbedingt, weil es mir so gut schmeckte, sondern weil es Aufmerksamkeit auf mich zog. Unzählige Male wurde ich auf dem Schulhof mit Zigaretten erwischt und unzählige Male, wurden meine Eltern über mein nicht sehr vorbildliches Verhalten in Kenntnis gesetzt. Damals hatte ich noch den Hauch einer Hoffnung, dass sie sich vielleicht doch noch für mich interessierten. Doch diese Hoffnung wurden schnell im Keim erstickt. Sie erschienen nicht mal zu den Elterngesprächen. Alles was von ihnen zurückkam waren kurze Telefongespräche mit der Schule in denen sie sich mit den Konsequenzen, die auf mich zukamen einverstanden gaben. Doch in Wirklichkeit war es ihnen egal. Das wusste ich schon, als ich noch in der Grundschule war. Nur weil ich ein Kind war, bedeutete das nicht, dass ich nichts mitbekam.

Heute rauchte ich, weil es mich beruhigte, wenn ich aufgebracht war, schlecht gelaunt oder schlecht geschlafen hatte... und weil es eine Gewohnheit war, die ich mir von niemandem ausreden lassen wollte.
 

Ich zog kräftig an der Zigarette und atmete tief ein und blies kurz darauf den Qualm wieder aus. Genoss den Geruch des Qualms, den viele so abstoßend fanden und schaute in den Himmel. Dünne, weiße Wolken, zogen sich langsam über den weiten, blauen Himmel, der so fern war, wie nichts anderes auf dieser Welt. Wären die Wolken nur einen Ton grauer würden sie der Farbe der Qualmwolken der Zigaretten ähneln und den nervigen Regen ankündigen. Der Himmel war schon etwas trügerisches....

Als sich die Zigarette dem Ende neigte, drückte ich sie aus und ließ sie in dem kleinen, blauen Aschenbecher zurück, der auf einer Ablage stand. Ich steckte meine Hände in meine Hosentaschen und ging zurück in mein Zimmer, in dem noch immer der Fernsehr lief. Stumpf starrte ich auf den Bildschirm mit den sich bewegenden Bildern und beschloss ihn auszuschalten. Danach herrschte wieder Stille. Alles was ab und zu, durch die geöffnete Balkontür zu hören war, war das die Geräuschkulisse die der Wind mit sanften Stößen verursachte. Mit seiner Kraft ließ er die Blätter der Bäume rauschen, und bewegte leicht die Gardine neben der Balkontür. Geräusche die man in einer schnelllebigen Stadt sonst kaum bemerkte, weil sie von der Lautstärke der Menschen, Autos und dem Geschäftsleben übertönt wurde...Diese Stille...beruhigend und beklemmend zu gleich...
 

*

“Also, da du keinen speziellen Wunsch hast, was du essen willst, werde ich jetzt einfach eine Pizza Speziale in den Ofen schmeißen.”, meinte Billy, nachdem er vergebens versuchte mir meinen Essenswunsch zu entlocken. “Tu was du nicht lassen kannst...”, antwortete ich, zurückgelehnt auf einem der Küchenstühle sitzend, während ich in die Richtung der Katze starrte, die wie so oft an Billys Beinen klebte. Die lebte ganz sicher in der Hoffnung, dann noch etwas mehr zu fressen ab zu stauben und genau diese Erfüllte sich auch meistens. Dieses kleine Biest wusste aber auch genau womit es bei Billy punkten konnte. Der verwöhnte sie eindeutig zu sehr. Er war immer der Meinung, dass ich ihr viel zu wenig Aufmerksamkeit schenkte, und sie sich mir schon zuwenden würde, wenn ich sie hin und wieder mal etwas mehr beachtete. Dabei hatte ich daran doch gar kein Interesse.

“Sag mal Benji, wann hast du eigentlich das letzte Mal aufgeräumt, dein Zimmer sieht aus wie ein Schweinestall.”, fragte er eher nebenbei, als er die Pizza aus seiner Folie befreite und in den vorgeheizten Ofen schob. Unwissend zuckte ich mit den Schultern. “Woher soll ich das denn wissen? Du verhältst dich wie ne verdammte Mutter-glucke, Billy.”, brummte ich schlecht gelaunt. Ich hasste es, wenn er das machte. Schließlich machte machte mir sonst keiner hier Vorschriften. Schon mehrere Jahre nicht mehr und seid ich vor einiger Zeit Volljährig wurde ließ ich mir noch weniger sagen als vorher. Eigentlich stand nur noch die Frage im Raum, wann meine Eltern mich raus schmissen und sich ihrem Sohn endgültig entsagten, um endlich ihre Ruhe zu haben. Für sie existierte ich eh nur noch auf dem Papier meiner Geburtsurkunde und wohnen ließen sie mich auch nur hier, um ihren guten Ruf zu wahren. So waren sie eben. Ich hatte mich damit abgefunden.
 

“Mensch Benji, langsam solltest du aber echt mal die Kurve kriegen, du bist fast erwachsen und kannst immer noch keine Ordnung halten.”, schimpfte er, wie er es immer tat. Billy war seid Jahren, der einzige Mensch, der es scheinbar nicht müde wurde mich zurecht zu weisen und mir hinterher zu putzen. So, als hätte er sonst keine Hobbys, außer dem Zocken natürlich. “Bist du nur her gekommen, um mir das zu sagen?”, sagte ich monoton und zündete mir eine Zigarette an. Billy seufzte. “Nein natürlich nicht. In aller erster Linie bin ich ja hier, um dir Gesellschaft zu leisten. Sonst bist du dieses Wochenende doch wieder allein oder? Seid deine Freundin mit dir Schluss gemacht hat, setzt du kaum noch einen Fuß vor die Tür, wenn man dir nicht mal in den Arsch tritt.”, setzte er meiner monotonen Antwort entgegen. “Ach, Partys und shoppen waren eh, eher ihr Ding und weniger meins. Sie hat immer so lange genervt bis ich es nicht mehr ertragen konnte und bin dann eben mitgekommen. Sonst hätte sie mir wieder ewig Vorträge über die Bedeutung einer Beziehung gehalten. Darauf hatte ich halt keine Lust!”, brummte ich pissig. Ja, dieses Weib hatte mich einiges an Nerven gekostet. Sie regte sich einfach wegen jeder Kleinigkeit auf. Was war schon so schlimm daran, wenn man mal ein bisschen flirtete. Auch wenn ich in der Schule als Frauenheld gald, war ich doch keine so treulose Tomate wie immer alle dachten. Doch...wenn man diesen Ruf einmal hatte, wurde man ihn so schnell nicht mehr los. Damit musste ich eben Leben. Es machte mir auch nicht so viel aus, wenn ich ehrlich war. Denn, wenn ich so weitermachte wie bisher, würde ich sicher bald von der Schule fliegen. Dann war es eh egal welchen Ruf ich dort hatte.

"Also ich schlage vor, dass wir beide nach dem Essen erstmal aufräumen. In dem Saustall kann man doch nicht leben.", bestimmte er und so geschah es. Im Grunde machte ich da ja nur mit, damit er mich danach in Ruhe ließ. Mit einigen Unterbrechungen waren wir in etwa ein ein halb Stunden fertig, als Billy und ich die Mülltüten rausbrauchten. "Also Benji so schlimm war das doch nicht oder?", grinste er mich an. "Ach lass mich bloß in Ruhe!", meckerte ich und ging wieder schnurstracks nach drinnen, gefolgt von Billy. "Mensch, jetzt reg dich doch nicht so auf. So schlimm war es ja nun auch wieder nicht.", meinte er. Ich stapfte genervt und vor mich hin knurrend in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Mein Kumpel setzte sich neben mich und seufzte erneut. "Du bist wirklich ein sturer Esel weißt du das?", "Hm...", "Hab schon verstanden, du willst jetzt nicht reden. Morgen ist Samstag. Da findet in der Bar meines Kumpels eine kleine Party statt. Da sollen auch ein paar heiße Mädels auftauchen. Lass uns da doch hingehen. Du brauchst dringend einen Tapetenwechsel mein Freund.", schlug er vor. Na der hatte immer Ideen, aber vielleicht hatte er zur Abwechslung ja mal recht. Mit etwas Ablenkung konnte ich vielleicht diese kleine Kröte aus meinem Kopf verbannen, sei es auch nur für einen Abend.
 

Etwa gegen 21 Uhr gingen wir ins Bett. Mag sein, das, das für die meisten Menschen am Wochenende viel zu früh war, aber mir war nicht danach die Nacht durch zu machen. Billy würde spätestens morgen dafür sorgen, dass ich Sonntag wieder völlig zerstört aussah, wenn er mich in diesen Club zerrte und ich hatte ja auch keine Ahnung was mich da erwartete. Also ging ich jetzt lieber schlafen. Billy platzierte sich auf meinem Schlafsofa und schlief schnell ein, während ich noch lange wach lag. Mein Kumpel war daran nicht ganz unschuldig, da dieser bei seinem gesegneten Schlaf, hin und wieder ein entsetzlicher Schnarcher sein konnte. Heute hatte er wieder diese Phase erreicht. Na ja zumindest träumte ich dann nicht von dieser kleinen Kröte. Dafür hatte ich aber jede Menge Zeit mir den Kopf wegen Jorden zu zerbrechen. Ach es war doch einfach nur zum aus der Haut fahren! Nicht aus zuhalten. Wütend über diesen Missstand zog ich mir die Decke über den Kopf. Später wälzte ich mich im Bett, versuchte es mit rauchen, aber...es brachte alles nichts. Und so blieb diese Nacht...ziemlich schlaflos.
 

*
 

Billy, der mir gegenüber saß, legte überrascht den Kopf schief. "Du siehst ziemlich zerstört aus. Hast du etwa wieder die ganze Nacht nicht geschlafen?", na der hatte Nerven. Ich brummte nur genervt, während ich an meinem Kaffee nippte. Der Kerl hatte leicht reden. Der hatte immerhin die ganze Nacht seelenruhig geschlafen. Dazu fast die ganze Zeit laut geschnarcht. Ganz im Gegensatz zu mir. Dazu kam noch, dass er dann pünktlich um viertel vor acht ausgeschlafen hatte und mir spätestens seid um acht tierisch auf die Nerven ging, weil er da bereits fertig geduscht und angezogen war. Innerhalb einer Stunde hatte er mich aus dem Bett gezerrt, mich ins Badezimmer geschliffen, damit ich duschte und in der Zwischenzeit Frühstück gemacht. Manchmal war das ja schon ein bisschen schockierend. Billy gab die perfekte Hausfrau ab. Wenn er mal ne Freundin haben sollte konnte man wohl gespannt sein, wer wegen wessen Pingeligkeit die Beziehung beendete.
 

Nun saßen wir da und frühstückten, oder viel mehr Billy. Meine Wenigkeit hatte noch nichts angerührt. Trotz Dusche war ich noch nicht ganz wach und geraucht hatte ich auch noch nicht. Ohne meine Zigarette am morgen war ich eh nicht zu gebrauchen. Frühstücken war nicht mein Ding, weil ich um diese Uhrzeit noch gar keinen Hunger hatte. Nach all den Jahren war es auch zur Gewohnheit geworden.

"Benji, iss doch auch was. Ich habe extra Brötchen gebacken.", erinnerte er mich, doch ich schob nur mein Frühstücksbrettchen zur Seite. "Entschuldige...aber mir ist nicht danach...", sagte ich und stand auf. Ich ging an die Tür der Terrasse, die von der Küche bis zum Wohnzimmer reichte. Mit einem kurzen Handgriff öffnete ich die Tür und trat hinaus. Mit meinem Feuerzeug zündete ich mir eine Zigarette an, die ich mir zuvor in den Mund steckte. Ich zog kräftig an der Kippe und inhalierte tief. Für einen Moment konnte ich entspannen. Hier draußen herrschte eine angenehme Temperatur. Nicht zu kalt und nicht zu warm. Plötzlich stand Billy neben mir. Er lehnte am Rahmen der geöffneten Tür. Tief atmete er durch. "Wirklich sehr angenehm die frische Luft. Aber ich bin ziemlich enttäuscht, dass du nichts von meinem Frühstück angerührt hast, wo ich mir doch so große Mühe gegeben habe.", sagte er enttäuscht und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie gesagt, der erinnerte einen an eine Mutter-glucke, "Hmm, ich sagte doch, das mir nicht danach ist.", murrte ich, "Kannst du das nicht einfach so hinnehmen?", fragte ich genervt. Billy zog kurz eine beleidigte Schnute und grinste dann wieder. "Ach, ist doch kein Problem, ich weiß ja, das du kein Morgenmensch bist. Ist nur schade, dass du es nicht mal was angerührt hast.", sagte er und ging dann in die Hocke, um die Katze zu streicheln, die sich gerade wieder um seine Beine schleimte. "Guten morgen Molly. Ich hoffe du hast genauso gut geschlafen wie ich.", grinste er. Ich schnaufte verächtlich. "Verwöhn sie bloß nicht zu sehr, sie gewöhnt sich noch dran!", knurrte ich und ging wieder rein. Mein Besucher kicherte vergnügt. "Gibs zu Benji,...du tust zwar immer so als könnte dich nichts erfreuen, aber in Wirklichkeit willst du doch auch nur ein bisschen gestreichelt werden.",gab er mit erhobenen Händen und schwer überzeugt von sich selbst wieder. "Red nicht immer so einen Blödsinn!", murrte ich und machte auf dem Absatz kehrt. Dieser Spinner hatte sie doch nicht mehr alle!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blacksad
2013-10-17T19:07:16+00:00 17.10.2013 21:07
Hey Hey hier ist wieder die Senf,Mayo,Ketchup Tante vom Dienst. Also erstmal gute Neuigkeiten ich finde das Kapitel ist vom Schreibstil wieder besser. Ich hab zwar manchmal noch das Gefühl das Sätze zu viel überflüssige Wörter enthalten oder irgendwie umständlich formuliert sind aber alles in allem liest es sich flüssig und das mit den Wortwiederholungen ist definitiv wieder besser.

Inhaltlich finde ich es toll. Besonders den Teil wo Benji darüber nachdenkt ob eine Person sich wirklich von Grund auf ändern kann oder tief im inneren Immernoch Bruchstücke aus der Vergangenheit existieren fand ich echt geil. Das war ein sehr interessanter und schöner Gedanke.

Kleine Formsache: [... mit diesem hässlichen Stuck verziert, das meine Eltern so toll fanden...] den meine Eltern... es heißt der Stuck, nicht das Stuck. ^^

Was mich ja mal interessieren würde ist warum Billy den Hausmann für Benji gibt. Das er es generell mit ihm aushält finde ich ja schon verwunderlich, weil er auf mich eigentlich wie ein ganz netter Kerl wirkt aber das er ihm auch noch Frühstück macht.. xD Oh man.

LG
Blackii
Von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
2013-10-05T20:30:21+00:00 05.10.2013 22:30
hei :D
Ich verfolge deine story jetzt schon etwas länger mit, habs aber irgendwie noch nicht geschafft ein kommi zu schreiben O.O sorry .__.
Also auf jeden fall gefällt mir die geschichte richtig gut, die idee ist total tol und mal was anderes ^.^
Deinen schreibstil mag ich auch voll gern und man kann sich echt gut in benjamin reinversetzen :3
Und ich bin schon total gespannt zu erfahren warum jorden im rollstuhl sitzt ° ^ °

Also echt ne tolle ff, freu mich schon auf weitere kapitel und ab jetzt werde ich auch immer brav kommentieren, versprochen xD
lg, anna x3
Antwort von:  Midnight
05.10.2013 23:04
Welcome, liebe Anna :D
Ich freue mich, dass dir meine Story gefällt und kann dir versichern, dass ich bereits am nächsten Kapitel schreibe ;)
Und ja, diese Fragestellung ist wohl berechtigt! Das wird sich mit der Zeit alles aufklären.
Und...Wenn ich jetzt keine Blockade bekomme wird es in den nächsten Tagen hochgeladen :D Ich schreibe dir dann eine ENS, die jeder Kommischreiber von mir bekommt, wenn es ein neues Kapitel gibt. ;)

LG Middy<3
Von:  XxLillixX
2013-10-04T16:05:27+00:00 04.10.2013 18:05
Endlich gehts weiter *____________________*
hab mich echt gefreut!

Aber sieht so au aus als würde mit der Zeit in einem
ziemlichen Tief sitzten :O
Ich hoffe er schottet sich nich weiter so ab Q.Q

war wieder echt schönes kap :DD
und freu mich schon direkt aufs nächste ;3

bis dann *wink*
Von:  Neko-Tenshi
2013-10-04T15:31:31+00:00 04.10.2013 17:31
Schön geschrieben. Freu mich schon aufs nächste Kapitel :) Weiter so.


Zurück