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Ein Date zu Viert

von

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Liebe T.,
 

der 19.11. - alle, die an diesem Tag Geburtstag haben, haben eines gemein: Sie werden ständig vera***** und veräppelt, auf die Schippe genommen und befummelt. Woher ich das weiß? Ich habe am 19.11. Geburtstag. Ich heiße Hide-zou. Ich liebe dich. Auf Wiedersehen ...
 

Spaß beiseite.
 

Spaß, ja, den hätte ich mir gewünscht. Aber dann: WUSCH! Eine 10-Kilo-Packung Konfetti explodierte mit einer beeindruckenden Geräuschkulisse über meinem Kopf - um 0:01 Uhr Tokioter Ortszeit - während meiner heranrückenden Tiefschlafphase!!! Gleichzeitig klingelte mein Handy und eine Schrille Mischung aus ineinaderkopiertem »Are You Fish?«-Gegackere schallte mir mit voller Lautstärke um die Ohren - in diesem Moment musste mir schon klar gewesen sein, dass ich dieses Spektakel nur Hiroki - unserem Drummer - zu verdanken hatte.
 

Umständlich wühlte ich mich aus dem Haufen bunter Papierfetzen - was meinst du wohl, wie die endlosen Sekunden sich angefühlt haben, in denen ich verzweifelt mein Smartphone suchte. Ich fand es schließlich. Einige Schnipsel hatten sich elektrostatisch aufgeladen und klebten auf dem Retinadisplay, das nun 32.000.000 und äh ... 6 Schnipsel-Farben wiedergeben konnte. »Fish« stand in der Mitte. Hm. Die Nummer gehörte aber Hiroki. Moment mal. Ich habe ihn nicht umbenannt ... und den Ton habe ich DEFINITIV nicht eingestellt! Damn it! Der Trommler war an meinem Telefon!
 

Ich ging ran und ... hörte den schrillsten Geburtstagsgruß, den es je irgendwo auf dieser Welt gegeben hatte.
 

Tja, mit diesem nächtlichen Glückwunsch-Event endete eine ganze Kette komischer und sensationeller, fragwürdiger und sinnlicher Events ... Aber von vorne … Dich erwarten eine Verfolgungsjagd, gleich mehrere heiße Gitarristen (mich eingeschlossen, hehehe ...), ein sonderbarer Kuss, cosmopolitische Selbstfindung und »Hi« wie Hihihi, »de« wie definitiv göttlicher Gitarrenlord und »zou« wie zouwouwou bom chicka wua wua!
 

Dein Hide-zou
 

KAPITEL 1
 

Vier Wochen zuvor.

V-Rock-Festival 2009
 

Festivals. Geballte Energie aus Rhythmus und Melodien, den ganzen Tag. Hide-zou schwebte durch den Vorbereitungsraum der Band ‚D’. Er fühlte sich leicht, mochte die kreative Stimmung hier, war gespannt auf den Austausch mit anderen Musikern des Genres. Das Vibrieren des Basses auf der Hauptbühne brummte wie ein Erdbeben durch das Nebengebäude und brachte seinen Puls in Wallung. Er summte vor sich hin, während er tänzelnd den Raum durchquerte und eine Schlaufe um Tsunehito machte, der immer noch ein wenig verwirrt sein üppiges neues Outfit untersuchte und als er angerempelt wurde, fast den Halt auf den Plateauschuhen verlor.
 

»Hey, Vorsicht!«
 

»Spürst du die Good Vibrations~?«, bekam er als Antwort von Hide-zou gesäuselt, der plötzlich sehr, sehr nahe vor ihm stand und ihn verführerisch angrinste, ein Zucken mit der Augenbraue folgte und sein freches Grinsen wuchs noch weiter in die Breite.
 

Tsunehito blieb regungslos. »Ich spür nur, dass du auf meiner Schnalle stehst«, sagte er trocken und blinzelte gespielt müde mit den Rekordwimpern.
 

Hide-zou ließ seinen Blick taxierend an dem aufwendig gekleideten Bassisten heruntergleiten. »Oh«, machte er schlicht, als er seinen Schuh sah, der tatsächlich die filigrane silberne Schnalle verdeckte, von der Tsunehito nicht so richtig zu wissen schien, wohin sie gehörte. Kurz darauf spürte er auch schon die Hand des anderen auf seiner Brust, die ihn sanft von sich schob.
 

Doch anstatt, dass die Lücke zwischen ihnen größer wurde, veränderte sich der viel zu nahe Abstand zwischen ihren Gesichtern nicht, Hide-zou tat ein paar Schritte zurück und stieß gegen den Schminktisch hinter ihm. Die Lampen, die an den Spiegelkanten Spalier leuchteten, umrandeten seine Erscheinung nun wie ein Heiligenschein in einem Albrecht Dürer-Gemälde. Er war ein wenig irritiert über die sinnliche Geste des anderen, blinzelte heftig, verstand nichts mehr.
 

Tsunehitos Finger wanderten über seinen Stoff, die Lederschnüre auf seiner Brust und setzten sanft auf der Tischkante auf, wanderten langsam voran, etwas klapperte hinter Hide-zous Rücken, der immer noch zu fixiert von den dieses Mal dezent geschminkten Augen des Mannes vor sich war, sich nicht bewegen konnte. So bemerkte er auch nicht das Geräusch des Öffnens eines Lippenstifts hinter sich. Er reagierte nicht einmal, als dieser plötzlich unter seinem Arm hervorgezogen wurde und dann gelassen zu Tsunehitos Mund wanderte und seine satte dunkelrote Farbe auf den Lippen verteilte.
 

Hide-zou traute sich noch immer nicht, sich zu bewegen, während sein Gegenüber den Lippenstift wieder mit einer derartigen Engelsgelassenheit zudrehte und ihm gleichzeitig noch näher kam. Ehe er überhaupt wieder einen Atemzug tun konnte, lagen diese blutroten Lippen schon auf seinen. Er war paralysiert und elektrisiert. Die Welt um ihn herum existierte nicht mehr.
 

Zumindest bis zu der Sekunde nicht, in der Tsunehitos zartes Lippenbekenntnis zu einem ausgewachsenen Knutscher wurde, der sich über sein halbes Gesicht ausweitete, ehe der »in Panik geratene« Gitarrist ihn endlich von sich schieben konnte. Er schaute ihn nur entsetzt an.
 

Tsunehito begegnete diesem Blick mit jener puppenhaften Überraschtheit, mit der er sich gern ablichten ließ. Drei Sekunden Stille folgten, dann brach er in schallendes Gelächter aus.
 

Hide-zou verstand die Welt nicht mehr. Im Augenwinkel bemerkte er Ruiza, der wie versteinert in der Tür stand, die er wohl vor ein paar Sekunden geöffnet hatte und dessen Blick gar nichts sagte außer einem leisen Ausdruck von Hilflosigkeit. Hide-zou drehte sich schnell in seine Richtung und Tsunehito schien ihn ebenfalls bemerkt zu haben, was dafür sorgte, dass er sich nur noch mehr kaputtlachte. Das Gesicht des blonden Gitarristen an der Tür wandelte sich nun auch vorsichtig in ein Lächeln, dann in ein Kichern am Rücken seiner Hand, die sich langsam vor seinen Mund schob.

Ein Hinweis für Hide-zou. Kurz darauf drehte er sich zum Spiegel um und besah das ganze Desaster. Ein Großteil seiner unteren Gesichtshälfte war über und über mit Lippenstift verschmiert. »Ah!« Schnell griff er zur Box mit den Abschminktüchern und versuchte sich sauber zu machen.
 

Tsunehito krümmte sich vor Lachen, griff nebenbei auch in die Box. Sein Schmiermund war jedoch nur minderschwerer Natur.
 

»Du bist doch echt … Mann, ich war schon fertig gestylt …«
 

Wieder lachte der Bassist auf.
 

Ruiza schüttelte nur den Kopf und ging zu seiner Gitarre hinüber, wusste nicht so recht, wie er die Situation bewerten sollte, in die er geplatzt war. Er war ein wenig verunsichert. Schließlich hatte er einen Kuss gesehen – einen Kuss, der etwas ins Lächerliche ausgeartet war. Aber es war ein Kuss … oder nicht? Ein Kuss …
 

Tsunehito hatte ihm, nachdem er sich partiell beruhigt hatte, angesehen, dass ihm die Situation noch nachhing. Deuten konnte er das nicht, beschloss aber spontan, es im Auge zu behalten.
 

»Ist das eigentlich mein Schicksal? Dass mich alle immer nur verar***** müssen?!«, grummelte Hide-zou hinter ihm vor dem Spiegel, Tsunehito begann wieder zu lachen und kassierte dafür einen halbfesten Schlag auf den Oberarm, den er mit einem »Aua!« quittierte.
 

»So geht man aber nicht mit einer Dame um!«, sprach der Bassist mit gekünstelt hoher Stimme und stolzierte, sich ein paar Strähnen zurechtzupfend, davon auf die andere Seite des Raums, um etwas zu trinken.
 

»Dazu sage ich nun nichts«, murmelte Hide-zou in seinen nicht vorhandenen Bart.
 

»Wie meinen?«, kam es spitz vom Catering-Tisch.
 

»Nichts, nichts …«, beschwichtigte der brünette Gitarrist schnell und mit vier schwungvollen großen Schritten war er auch schon bei Ruiza, der hinter seiner Gitarre auf der Sesselkante saß und sein Instrument stimmte. Er schreckte hoch, als Hide-zou ihn antippte. Der zeigte auf seinen Mund. »Hab ich da noch was? Alles weg?«
 

Ruiza stockte einen Moment der Atem. Zwang der Gitarrist ihn gerade seinen Mund anzusehen? Ihm wurde leicht warm. Diese Lippen … »N-nein«, stammelte er, »alles weg …«.
 

»Okay …« Und schon wandte der brünette Gitarrist von D sich seiner eigenen Gitarre zu.
 

Die anderen beiden ignorierten diese Aussage geflissentlich. Nur kurz schaute Hide-zou sich um, bemerkte, dass er keine Beachtung fand. Was war denn heute nur los?
 

Im nächsten Moment polterte Hiroki durch die Tür. Vor seinem Gesicht stapelten sich fünf Kisten, gefüllt mit Geschenken an die Band. »Hey …« Er schwankte gefährlich. »Das haben die Roadies mir in die Hand gedrückt, wir sollen uns schon mal freuen.«
 

Asagi folgte ihm ein wenig lethargisch durch die Tür, er war schon fertig gestylt und bereitete sich offensichtlich unter großer Konzentration innerlich auf den Auftritt in zwei Stunden vor, bedankte sich aber höflich, als Ruiza ihm seine vollgestopfte Kiste reichte. Alle Kisten quollen über mit Geschenken – nur eine nicht: die von Hide-zou. Darin lag eine Packung Dominosteine, nichts weiter …
 

»Hat Aki-san von den Roadies mir so gegeben«, verteidigte sich Hiroki, als ein misstrauischer Blick und eine skeptisch flippende Augenbraue folgten.
 

Nein … heute war wirklich nicht sein Tag … Dennoch öffnete er ohne Umwege die Packung mit der Süßigkeit, freute sich darüber und naschte mit Genuss. »Die schmecken wirklich sehr gut … Besser als alle anderen Süßigkeiten zusammen.«
 

Hiroki trat vor ihn und pattete ihn auf den Kopf. Dann packte er jeweils rechts und links eine Hide-zou-Wange und kniff hinein. »Ohhh …« Das war die berühmte Dose Mitleid.
 

Ein ohrenbetäubender Pfiff ertönte, alle zuckten zusammen. Es öffnete sich wie von Geisterhand die Tür. Es war keiner zu sehen. Dann erschien ein Arm – offensichtlich männlich – der stellte eine Tüte hinein, vollgestopft mit Geschenken.
 

Hide-zou verteilte erst mal Kopfnüsse an alle, an die er gerade herankam. Alle lachten.
 

Eineinhalb Stunden später bereitete man sich dann im Backstagebereich weiter vor. Die Gitarrenfraktion hatte warme Finger und war eingespielt. Hiroki machte noch ein paar Dehnungsübungen. Asagis Lethargie hatte nachgelassen. Seine Aufregung wich Euphorie, so sehr der eher ruhige Sänger eben euphorisch aus sich herauskommen konnte …
 

Sie waren als Vorletzte an diesem Abend dran. Morgen gab es dann das große Finale mit »the GazettE« auf derselben Bühne.
 

Ruiza hatte die Headliner heute schon im Backstagebereich gesehen. Er verfolgte stumm, aber mit einem Lächeln das Publikum in der Halle über den Monitor, der abbildete, was die Kamera am oberen Bühnenrand einfing.
 

»Cool, oder?« Hide-zou stand plötzlich dicht hinter ihm, hatte das Kinn auf seiner Schulter abgelegt.
 

Ruiza hielt die Luft an, musste schlucken. »Ja, es sind megaviele«, meinte er nur, aber in Gedanken war er weit weg. Sein Puls beschleunigte. Dann riss Hide-zous Finger ihn zurück in die Realität, der ihn in die Seite piekte. Er hörte den anderen Gitarristen freundlich lachen. Eine kleine Weile schaute er ihm hinterher, als er sich wieder entfernte. Dann brachte er sich selbst zur Raison, schüttelte leicht den Kopf. »Hör auf mit dem Scheiß«, murmelte er vor sich hin und wurde ein wenig rot, dann besann er sich wieder und stürzte sich noch mal auf die Setlist, um den Ablauf auf der Bühne und die Reihenfolge der Lieder zu verinnerlichen.
 

Tsunehito blätterte das neue Pamphlet von »the GazettE« durch, das auf dem Tisch zum Anschauen neben anderen lag, da blieb er mit seinem Blick an Uruha hängen. »Also wenn das mit dem Gitarrespielen irgendwann mal nichts mehr ist, dann kann der immer noch Model werden«, sprach er mehr oder weniger in Gedanken für sich.
 

»Ja … am besten für Brautkleider«, schnackte Hide-zou hinter ihm und warf ebenfalls einen Blick in das hochwertige Fotobuch.
 

»Hast du was gegen Kleider?«, kam die prompte Reaktion von Tsune. Er liebte pompöse Damenrobe.
 

Hide-zou erstarrte und zuckte zusammen. »Nein, nein, gar nicht«, meinte er schnell beschwichtigend. »Ich finde nur, dass er sich elegant bewegt.« Dann sprang er mit einem Satz zu seiner Gitarre und legte sie sich um. Er setzte ein Katzenlächeln auf und fummelte ein paar Strähnen rechts und links vom Kopf aus seinen Haaren heraus, die sich dadurch und durch ihre mittlerweile natürlich gewordene Getränktheit mit Haarspray aufstellten.
 

Nun war er das (fast-)perfekte Uruha-Double. Er begann Uruhas Part von »Nausea & Shudder« zu spielen und drehte den Arm wie eine kleine Windmühle, »So looong~«, ganz wie Uruha, nach dem zweiten Mal bewegte er sich dann auch schon wie der Leadgitarrist von »the GazettE«. Beim fünften Mal überzog er die Rolle gnadenlos und sie ins Lächerliche.
 

Alle grinsten breit, aber es lachte niemand.
 

Hide-zou schaffte es tatsächlich noch ein Stück weiter zu überziehen und trieb seine Vorstellung nun auf die Spitze, indem er noch dazu katzenhaft im Takt miaute.
 

Nun bekam sich Hiroki nicht mehr ein und entschuldigte sich beim Lachen. Ruiza griff ein. Er packte Hide-zou in dessen Wahn am Arm. »Hide- … Hide-zou!«
 

Der Gitarrist hielt inne, lachte aber nun auch schon über sich. »Wahahahas denn?«
 

Ruiza sagte nichts, er zeigte nur stumm in Richtung Tür. Hide-zou drehte sich um.
 

Und dort stand Uruha … bereits seit einer halben Minute und etwa seit fünfzehn Sekunden mit vor der Brust verschränkten Armen und mahnend wippendem Fuß – und mit undefinierbarem Gesichtsausdruck.
 

»Oh … ähm …« Ein verlegenes Lachen folgte.
 

»Ja, bitte?«, gab der Leadgitarrist von »the GazettE« ohne jede Gesichtsregung zurück. Dann hob er wie zum Nachdruck die Augenbrauen.
 

Hirokis Kichern war die perfekte Geräuschkulisse für diese Situation. Die anderen mussten sich schwer zurück-halten.
 

»Uruha-san … ich …«
 

»Ach, weißt du«, lenkte der GazettE-Gitarrist ein, »du machst das falsch …« Schon sprang er neben den anderen. Ruiza wich erstaunt zur Seite. Es folgte eine Einweisung in »perfekter Uruhahaftigkeit«. Tsunehitos Hand klatschte ohne Umwege an seine Stirn. Das war wieder soo typisch. Na ja, zumindest schien der GazettE-Gitarrist nicht böse zu sen. »Der Arm muss graziler ausgestreckt werden … etwa so …«
 

Hide-zou fühlte sich seltsam … blinzelte verlegen, dann grinste er kumpelhaft und lachte. Er hatte nicht erwartet, dass der Mann, der nun neben ihm stand, so unkompliziert war. Sein Katzenlächeln war einfach nur süß und seine Bewegungen weich, seine Stimme klang angenehm in Hide-zous Ohren.
 

Nach einer Weile schneite Aoi-san, der Rhythmusgitarrist von »the GazettE« herein und sagte kurz Hallo. Nein, er wunderte sich gar nicht über diese zwei Hampelmänner, kicherte ebenfalls vor sich hin, nachdem Tsunehito ihm die Situation erklärt hatte, und setzte ein unbeschreibliches (zugegeben selbstgefälliges) Aoi-Lächeln auf. Mit der Tasse Cappuccino in der Hand und einer Spange im Haar, die wohl noch vom Stylen übrig geblieben war, gab er zwischendurch mal Tipps. Nur beiläufig bemerkte er Ruizas sehnsüchtige Blicke in der Ferne, die offensichtlich Hide-zou galten. Das verstand er sofort. Er kannte diesen Zustand von sich selbst … Sein Blick wurde umsichtig. Ruiza schien diesen ihm geltenden Blick verstanden zu haben. Sofort schoss ihm alle nur mögliche Röte ins Gesicht. Er drehte sich weg und räumte weiter. Aoi tat es nun leid, dass Ruiza seinen Blick sofort gedeutet hatte – richtig gedeutet hatte – und umgekehrt.
 

Er konnte sehen, dass sich sein Herz fast überschlug, seine Hände zitterten sofort heftig – ihm fiel sogar etwas herunter. Betreten wandte er den Blick ab und drehte sich wieder dem tänzelnden Gitarristengespann zu.
 

Hiroki hatte die ganze Szenerie beobachtet und konnte sich nur wundern. Was war denn hier los? Sein Interesse war geweckt.
 

Ein Mann vom Festival-Staff kam herein. Er gab durch, dass es Zeit wurde, in den Backstagebereich zu wechseln. Die Quelle der Heiterkeit versiegte allmählich und wich schleichend der Konzentration. Aoi zog leicht an Uruhas Oberteil. Uruha streckte Hide-zou die Hand hin, um sich von ihm zu verabschieden. Als dieser beherzt zugriff – ein freches Grinsen auf den Lippen – zog Uruha ihn dicht zu sich heran. Uruhas Gesicht machte dicht neben seinem Halt und kurz darauf – Hide-zou kam geradeso dazu, erschrocken zu schauen – hörte er Uruhas weiche Stimme an seinem Ohr.
 

»Meine Rache wird furchtbar sein …« Es wechselte von leisem Raunen zu einem verführerischen Flüstern. Gleichzeitig verwandelte sich der Händedruck der beiden in ein sanftes Miteinanderringen. Uruha entfernte sich langsam wieder. Das Funkeln in seinen Augen traf Hide-zou wie ein Schlag in den Solar Plexus, ließ ihn wanken. Das anzügliche Grinsen in Uruhas Gesicht verhieß ihm ein: »Wir sehen uns noch …« Der Ältere musste schlucken. Was war das denn jetzt? Die Tür fiel hinter Uruha zu. In seiner Hand fand Hide-zou einen Zettel. Vorsichtig faltete er ihn auseinander. »23 Uhr 30 – am Ausgang H32, sei pünktlich!« Nun hatte er Herzklopfen. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er ihm eine Falle stellen? Sollte er hingehen? Oder nicht? Er hatte das Gefühl, dass er es nicht besser machen würde, wenn er nicht hinginge. Warum war er so nervös? Er hatte die ganze Zeit über doch geglaubt, dass er ihm nicht böse war? War das nur Show? Und wann bitte hatte er diesen Zettel geschrieben?
 

Hiroki rempelte ihn an. »Hey, Schlafmütze … es geht los!«
 

Hide-zou erwachte aus seiner Starre. Dann räumte er aufgeregt seine Sachen zusammen. Auf dem Flur kam ihm schon Reita-san entgegen. The GazettE würden nun also in ihren Raum einziehen. Als der Flurabschnitt zu Ende war und in einen anderen Gang mündete, bog er in genau die entgegengesetzte Richtung ab, aus der die GazettE-Members kamen. Sein Blick traf für eine Sekunde den des Leadgitarristen. Uruha hatte ein Funkeln in den Augen und sein Katzengrinsen war wieder da. Hide-zou blinzelte nur – irgendwie verlegen. Er würde hingehen und über sich ergehen lassen, was auch immer sich dieser Mann für ihn ausgedacht haben mochte.
 

Aois aufmerksamen Blick hatte er nicht bemerkt.
 

~~~
 

Nach ihrem Konzert war Hide-zou aufgekratzt, jedoch nicht gerade müde. Nur fünf ihrer Lieder konnten sie zum Besten geben, aber die Atmosphäre in der Halle war großartig gewesen. Besonders bei ihrem letzten Song »Guardian« hatte es für das Publikum kein Halten mehr gegeben. Am liebsten würde er noch mal und noch mal und noch mal auf die Bühne stürmen, um im Applaus und der Energie zu baden.
 

»Du bist heute echt ein kleiner Traumtänzer!« Tsunehito stupste ihm in die Seite. »Vor dem Auftritt und jetzt schon wieder …« Der rothaarige Bassist schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Sag, wo bist du mit deinen Gedanken?!«
 

»Ich träume gar nicht!« Hide-zous Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich schwelge in Erinnerung und Euphorie …«
 

»Und ich wundere mich manchmal, welche Worte du so kennst«, schmunzelte Asagi, der recht gelassen auf einem der Stühle saß, die Beine übereinandergeschlagen hatte und sich abschminken ließ, während er gelegentlich aus seinem höchst eleganten Plastikbecher ein Schluck Wasser nahm.
 

»Der arme Kerl, ihr seid heute echt wieder so fies zu ihm!«, maulte Hiroki und stopfte sich eine Teigtasche in den Mund.
 

»Das sagt der Richtige«, murmelte Hide-zou und schürzte die Lippen, ehe ein kleines Gebäckstück vor ihm erschien. Er blinzelte es an, es war eine Teigtasche, augenscheinlich mit Hühnchen und Brokkoli gefüllt. Dann taxierte er die schwarz manikürten Finger, die sein Essen hielten. »Für mich?«
 

Ruiza lächelte sanft und nickte. »Du hast seit heute Nachmittag nichts mehr gegessen. Und diese kleinen Dinger sind wirklich lecker. Jetzt nimm schon«, fügte er noch hinzu, als Hide-zou ihm immer noch so schrecklich interessiert in die Augen sah.
 

»Danke dir«, sagte er herzlich, nahm die Teigtasche, biss herzhaft hinein und stieß ein genussvolles Stöhnen aus.
 

Sich ans Herz fassend drehte Ruiza sich weg und schloss die Augen. Er war albern, sich so zu fühlen und sich so zu verhalten. Früher war er doch nicht so leicht zu beeindrucken gewesen, oder? Jetzt reichte schon ein Lächeln, ein Laut, eine kleine Berührung, dass sein Herz anfing zu hüpfen. Wie anstrengend … wie schmerzvoll süß …
 

Hide-zou sprang auf und eilte auf den Catering-Tisch zu. Wie es immer so ist … man arbeitet, arbeitet und arbeitet – und hat man einen Bissen gegessen, fällt einem ein, dass man ja Hunger hat. Und nach geschlagenen sieben Minuten und sechs weiteren Teigtaschen fiel sein Blick auf die Uhr und er fühlte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Fast hätte er sich verschluckt, er war schon hochrot angelaufen, was jetzt Dank einiger Abschminktücher hervorragend zu sehen war.
 

Doch Asagi kam zu ihm, streichelte seinen Rücken und hielt ihm einen weiteren Becher Wasser hin. »Was ist los? Hast du so geschlungen?«
 

»Ähm …« Moment, er konnte ja nicht erzählen, dass er sich noch eine Abreibung abholen musste. »Ja, es schmeckt einfach zu gut, nicht wahr?« Wie zum Beweis schob er sich das verbliebene Stück zwischen die Lippen.
 

»Na dann … schön vorsichtig!« Und nach dem Motto: Immer voran!, schlug Asagi ihm mit der flachen Hand freundschaftlich auf die Schulter.
 

Hide-zou zog die Schultern an und schmollte leicht, ehe er verstohlen auf die Uhr blickte. Es war kurz vor elf Uhr abends. Sie waren heute sehr spät dran. Wie konnte er sich unauffällig zurückziehen, ohne dass seine Kollegen mitbekamen, wohin er mit oder zu wem ging? Wie konnte er unauffällig zu Ausgang H32 gelangen?
 

»So, Leute, ich will los. Mag jemand mitkommen? Hier in Chiba sollte es doch auch noch mindestens eine Möglichkeit geben, um etwas zu feiern!« Hiroki hatte sich schon seine Lederjacke übergezogen und sah aufmunternd in die Runde.
 

»Ja, du hast Recht«, klinkte Tsunehito sich ein, stand von seinem Sessel auf und streckte seine Arme über seinem Kopf aus. »Taka, Yuki-chan, kommt ihr auch mit? Hide, du?«
 

Asagi grinste. Er fand es so schön familiär, wenn sie sich untereinander mit ihren Vornamen ansprachen. Wobei es sich Hide-zou bei seiner Namenswahl einfach gemacht hatte. Von Hidenori, sprich Hide, nach Hide-zou, sprich Hide, gab es ja keinen Unterschied.
 

Ruiza blinzelte. Er war gerade damit beschäftigt gewesen, sich beim Ausziehen seines Bühnenkostüms nicht in den Ärmeln zu verfangen. »Bitte? Feiern gehen?« Ablenkung? Hurra!
 

»Ein bisschen das V-Rock zu feiern?« Der Bassist zwinkerte ihm zu und der blonde Gitarrist reagierte mit einem strahlenden Lächeln, was ihn erleichterte.
 

»Ich bin dafür! Gebt mir noch zehn Minuten, dann bin ich soweit!« Und dann verschwand Ruiza in den nebenan liegenden Duschräumen.
 

»Ich folge ihm mal zufällig«, flötete Asagi und ging Ruiza hinterher.
 

»Tut nichts, was wir nicht auch tun würden!«, rief Hiroki, der sich so wie Tsunehito und Hide-zou schon vorher umgezogen hatte. »Na, Hide? Kommst du mit?«
 

»Ich komm mit raus, ja, aber feiern werde ich heute nicht.« Ein »Awww« erfüllte den Raum, doch Hide-zou schüttelte den Kopf. »Mir saust es etwas in den Ohren. Ich geh schon mal los und spaziere etwas durch die Gegend.« So stand er auf, jubelte innerlich, dass er wohl kein Aufsehen erregte und tigerte zur Tür. »Habt noch viel Spaß! Wir sehen uns spätestens morgen zum Frühstück!«
 

»Hast du den Hotelschlüssel dabei?«, fragte Tsunehito schnell.
 

»Hm …« Er sah an die Decke, während seine Hand in seine Hosentasche wanderte, fündig wurde und eine Chipkarte zu Tage beförderte. »Alles da. Mata ne.« Und damit machte er sich auf den Weg.
 

Nur ein paar Minuten später hoppelte Ruiza auf einem Bein in den Schminkraum zurück, um seinen Stiefel in die richtige Position zu bekommen. »Wo ist Hide?«
 

~~~
 

Es war drei Minuten vor halb zwölf. Er kam sich vor wie ein Verbrecher, wie er so mit aufgestelltem Kragen durch die Nacht wanderte, vom Backstageausgang nach vorn, zum von Uruha bestimmten Treffpunkt. Hier war niemand zu sehen. Außer ihm. Die Fans waren weg und die Security auch. Und wie er sein Glück kannte, würde er wahrscheinlich um ein Uhr morgens immer noch hier stehen und seine Rache war gewesen, dass er in der Kälte gewartet hatte. Es war Ende Oktober. Okay, es war nicht schrecklich kalt, aber wesentlich lieber wäre er lieber in sein wohl temperiertes Zuhause geschlüpft. Oder in ein Hotelzimmer. Warum noch mal übernachteten sie im Hotel, wenn sie doch hier in Tokio spielten? Hatte das etwas mit Bandzusammenhalt zu tun?
 

»Ich mag eure kleinen D-Fähnchen.«
 

»Uruha-san!«
 

Der Gazette-Leadgitarrist war tatsächlich hier! Er hatte ihn nicht einfach so hier herkommen lassen! Innerlich führte Hide-zou einen Freudentanz auf. Uruha trug einen schwarzen Trenchcoat und einen dieser modernen Loopschals. Seine Haare wehten im leichten Wind, der auf dem freien Platz mehr Kraft entwickelte als in der Stadt. »Du siehst überrascht aus.«
 

»Oh, ich … also … ja.« Hide-zou biss sich auf die Unterlippe. Seine Hormone spielten hier eindeutig verrückt. Seit wann bitte bemerkte er das wehende Haar eines Mannes, das er gern berühren würde? »Ich hatte gedacht, du willst mich hier stehen lassen und siehst das als deine Rache.«
 

Einen Moment lang sah Uruha ihn nur erstaunt an, doch dann begann er zu lachen. »Oh, du hast keine Ahnung. Meine Rache sollte zwar furchtbar sein, aber nicht aussichtslos. Komm mal weiter hier ran, da weht es nicht so sehr.« Sie gingen zusammen in die Eingangsgasse und lehnten sich nebeneinander an die Wand.
 

Sie schwiegen.
 

Und dann hielt es Hide-zou nicht mehr aus. »Also los, was hast du Schreckliches für mich geplant?«
 

Uruha antwortete nicht, sondern wippte wieder nur mit dem Fuß und sah hinauf in den sternenklaren Himmel.
 

Der ältere D-Gitarrist kam nicht umhin, das Profil des Jüngeren zu bewundern. Er war perfekt für ihr Genre. Die hübschen Augen, die glatte Stirn, die vollen Lippen. Verdammt. Nicht an Lippen denken. Er hatte hier eine Strafe entgegenzunehmen, da sollte er nicht an irgendwelche Lippen denken, die wahrscheinlich geschickt genug waren, um seine Welt aus den Angeln zu heben. Und heute sollte er überhaupt genug von solchen Bekenntnissen haben, nach dem, was Tsunehito mit ihm veranstaltet hatte. Ja, er war vom Küssen mindestens für die nächsten acht Wochen geheilt. Ein Schatten schob sich vor das Licht einer Laterne auf dem Vorplatz. Er sah zu ihm auf und blickte in blitzende Augen und sich hebende Mundwinkel. »Uruha-san?«
 

Der blonde GazettE-Gitarrist beugte sich über Hide-zou, stützte sich mit beiden Händen seitlich von seinem Kopf ab und fixierte ihn. Er hielt seinen Blick fest, befeuchtete sich die Lippen, eine Geste, die Hide-zou von sich selbst kannte und prompt nachahmte, was Uruha sofort wahrnahm und mit einem Grinsen quittierte. Und dann berührten seine Lippen die von Hide-zou, zart und ganz vorsichtig, wie um abzuwarten, ob er zurückgestoßen oder abgewiesen wurde. Doch dem war nicht so, ganz im Gegenteil.
 

Hide-zou spürte die zarte Haut auf seinem Mund, erahnte die Leidenschaft, die in diesem Mann steckte. Es knisterte. Es kribbelte in seinen Lippen und seinen Fingern. Er sehnte sich danach, sich fallen zu lassen, Dinge zu tun und zu fühlen, die er viel zu lange gemisst hatte. Er wusste nicht, warum Uruha das hier tat. Wusste nicht, warum er selbst ihn nicht zurückstieß, schließlich war das hier mehr als unprofessionell.
 

Und wenn das hier seine Rache war? Sollte er sich doch weiter rächen! Wenn er ihn nach kurzer Zeit zurückwies? Sollte er doch machen! Für Hide-zou gab es dann immer noch zwei Möglichkeiten. Die eine war, damit klarzukommen, darüber zu lachen, sich nochmals höflich bei Uruha zu entschuldigen und dann darüber nachzudenken, was hätte passieren können, wenn er die zweite Möglichkeit genutzt hätte.
 

Um Uruha gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen, ihn zurückzuweisen oder sich von ihm zu entfernen, hob Hide-zou beide Hände und schob sie in den blonden Haarschopf, öffnete die Lippen und drängte seinen Körper an den des jüngeren Gitarristen. Er küsste gern, er küsste wirklich gern und das hier machte ihm Spaß. Uruha schmeckte nach einer Mischung aus Cola und Pfefferminzkaugummi. Ihre Zungen berührten sich sanft, aber dann gab es so etwas wie einen Blitzschlag, eine auf grün umschaltende Ampel, die ihnen gewährte, dass sie sich gegenseitig verschlangen.
 

Uruhas Hände waren von der Wand etwas abgekühlt, doch sie erhitzten sich schnell, als er diese unter Hide-zous Jacke und sein Oberteil auf dessen Rücken schob. Hide-zou zischte vor Kälte und Uruha entschuldigte sich, indem er seine Hand auf den Stoff des Oberteils zurücklegte und diesen bewegte.
 

»Nein«, sagte Hide-zou leise und schob Uruhas Hände zurück auf seine Haut. »Berühre mich, Uruha-san …«
 

Der Jüngere lachte rau auf und biss ihn in den Hals knapp unterm Ohr. »Ich glaube, spätestens, wenn wir hier fertig sind, kannst du dir das –san sparen, Hide …« Um seine Worte zu unterstreichen, verstärkte er seine Küsse und seine Hände wanderten zu den Schulterblättern des Älteren, der diese sanfte und doch fordernde Berührung genoss und in ihre Küsse keuchte. Seine eigenen Hände zerrten an Uruhas Mantelknöpfen, dann schob er sie unter Uruhas Armen hindurch, hakte seine Finger unter die Gürtelschlaufen und zog ihn näher an sich, damit sie sich in der Körpermitte berührten.
 

Sie waren nett anzusehen. Sie passten zusammen. Das dunkle Haar zerzaust, die blonden Strähnen von Händen verwühlt, der eine größer als der andere. Ihr harmonisches Keuchen, das durch die kleine Eingangsgasse hallte. Als Uruha dann Hide-zou gegen die Wand drängte und sich vor ihn kniete, konnte er nicht mehr hinsehen.
 

Aoi drehte den Kopf weg. Diese Szene war ein schlechter Witz. Uruha in den Armen eines anderen Gitarristen, eines anderen Rhythmusgitarristen als in seinen, diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Er war sich nicht bewusst gewesen, dass Uruha keine Hemmungen hatte, außerhalb der Bühne andere Männer zu küssen. Und jetzt hatte er augenscheinlich seine Chance verpasst. Er kannte ihn zu gut. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war er auch in homosexueller Beziehung nicht dazu in der Lage, Gefühle rauszuhalten. Also selbst dann, wenn er in diesem Moment mit Hide-zou nur Spaß hatte, wäre dies keine einmalige Begegnung.
 

Kurz musste er an Ruizas sehnsüchtigen Blick denken. Wenn er hiervon erfuhr, wäre er genauso geschockt wie er es jetzt war. Anscheinend war das mit den Gitarristen ein- und derselben Band immer eine komplizierte Angelegenheit.
 

~~~
 

»Guten Morgen, alle zusammen!« Uruha stürmte mit einem breiten Grinsen in den Backstagebereich, während sich drei Köpfe langsam und müde erhoben, um dieses Spektakel zu betrachten. Und dann war da noch Frühaufsteher-Kai.
 

»Nicht doch«, stöhnte Ruki und ließ sich gegen die Couchlehne fallen, wo er liegen blieb und so aussah, als würde er sich für mindestens acht Stunden nicht rühren wollen.
 

»Guten Morgen, Uruha!«, strahlte Kai zurück, der ihm einen Becher Kaffee in die Hand drückte, welche der Gitarrist mit Freuden entgegennahm und sogleich einen Schluck daraus genoss.
 

»Leute, mein Kopf tut weh, nicht so laut«, maulte Aoi im Kansaidialekt und versteckte seine Ohren unter einem Kissen. Dank des vorgeschriebenen Zeitplans hatte er noch nicht mit einer Standpauke ihrer Stylistin zu rechnen. Die er ganz nebenbei sowieso auf »lautlos« stellte.
 

»Ich kann es nicht glauben!«, empörte sich der Leadgitarrist und zog an einer der blonden Strähnen seines Lieblingsbassisten. »Ihr habt gestern nicht wirklich ohne mich gefeiert?!« - Und das vor diesem Auftritt heute.
 

»Schrei doch bitte nicht so!«, brummte Reita und versuchte mit einem geöffneten Auge an Uruhas Haaren Rache zu üben. »Nur, weil du mal einen Spaziergang machen willst, heißt das ja nicht, dass wir auch Askese betreiben müssen.«
 

»Aki~« Ihr gelockter Sänger machte eine Schnute. »Solche Worte übersteigen meinen Wortschatz für diese frühe Morgenstunde.«
 

Leader-sama verschränkte die Arme. »Es ist fast elf. Und ganz nebenbei kommen um elf unsere Leute her, damit sie bis heute Abend fertig werden.«
 

»Warum habt ihr euch eigentlich so sehr betrunken?«, fragte Uruha in die Runde und wunderte sich sehr, da er doch normalerweise derjenige war, der nichts vertrug.
 

»Weil … da war so ein Getränk! Und das war so lecker …« Aoi setzte ein schiefes Grinsen auf und unterdrückte jeglichen Kommentar darüber, dass Uruha schuld daran war, dass er einen Kater hatte.
 

»Ganz nebenbei«, kam es von der Couchlehne mit erhobenem Finger: »Ich glaube nicht, dass Uruha das gemacht hat.«
 

»Was gemacht hat?«, fragte Kai und war kurz davor, einen von Staff anzurufen, damit er noch zur Apotheke ging, um Aspirin einzukaufen.
 

»Na ja …« Der Finger schwang im Kreis. »Das betrieben hat!«
 

»Was betrieben?«
 

»Das, was Aki gesagt hat!«
 

»Askese?«
 

»Ha!«, stieß Ruki aus. »Genau! Seht ihn euch doch mal an: Er strahlt wie ein Honigkuchenpferd! Und so guckt er meist dann, wenn er erfolgreich geflirtet hat!«
 

Aoi schnappte sich die nahestehende Wasserflasche und hielt sie wie ein Mikrofon vor Uruhas Mund. »Uruha-sama, möchten Sie sich uns gegenüber zu Ihrem Sexleben äußern?«
 

Uruha blinzelte, seufzte und schloss die Augen. »Kein Kommentar.«
 

»Ich gebe zurück an Ruki-sama«, ahmte Aoi einen Nachrichtenmoderator nach und warf die Flasche Reita zu, der sie an Rukis Lippen hielt.
 

»Das glaube ich nicht. Aber es reicht auch wieder mit dem Katerdasein.« Der Sänger streckte sich und stand auf, ehe er im Badezimmer verschwand.
 

»Genau.« Aoi gähnte herzhaft und als er die Augen wieder öffnete, stand da ein Asagi in der Tür, begleitet von Tsunehito und Hiroki. »Oh, hallo! Was macht ihr denn hier?« Er stand auf und begrüßte die drei D-Members mit einem Handschlag, Kai und auch Reita und Uruha taten es ihm gleich.
 

»Wir sind nur hier, um die Meister bei der Arbeit zu bewundern.«
 

»Danke, danke, aber euer Auftritt gestern war doch auch nicht von schlechten Eltern.« Kai lächelte wohlwollend und bot ihnen an, Platz zu nehmen.
 

»Wo habt ihr eure Gitarristen gelassen?«, fragte Uruha und sah sogar auf dem Flur nach.
 

Wenn Aoi eine schwule männliche, eifersüchtige Ziege gewesen wäre, hätte er jetzt schnippisch gefragt: >Was, vermisst du ihn schon so sehr? Willst du ihn gleich hier wieder bespringen?<
 

»Die kommen nach. Hide-zou hat verschlafen und Ruiza wollte auf ihn warten.« Hiroki sah Uruha dabei in die Augen, Uruha nickte und wandte sich dann von ihnen ab, tat so, als ob er etwas in seiner Tasche suchen müsste.
 

»Reita, wo habe ich meinen neuen Plektrensatz hingelegt?«
 

»Warte, ich glaube, der ist …« Und so verloren sich die beiden Freunde im unendlichen Universum von Uruhas Handtasche.
 

~~~
 

»Hidenori! Hey, jetzt wach endlich auf!« Ruiza hatte das nicht tun wollen, er wollte Hide-zous Privatsphäre schützen. Ehrlich. Aber es war spät und er war ungeduldig. Also musste er seine Trumpfkarte zücken: Den Generalschlüssel. Die Karte hielt er vor den Scanner, das Licht wurde grün und er trat ein. Die Vorhänge waren geschlossen und die Bettlaken waren zerwühlt. Doch nicht nur das. Im Bett lag ein Hide-zou auf dem Bauch und auf seinem Oberarm war hervorragend das Phönixtattoo zu erkennen. Wieso hielt es dieser Kerl nicht für nötig, seinen Körper mit einem Stück Stoff zu bedecken? »Hide …«
 

Sehnsüchtig betrachtete er die Schultermuskulatur seines Gitarrenpartners, wollte die Haut berühren, die Bewegung spüren. Ruiza setzte sich zu ihm auf die Bettkante und betrachtete sein ruhiges Gesicht, das ihm seitlich zugewandt war. Die Haare, die sich sanft über seine Schultern und ein bisschen über das Kissen ergossen, fühlten sich mit Sicherheit wunderbar an. Die langen Wimpern, die auf seinen Wangen ruhten, waren schön. Er genoss es, in seiner Nähe zu sein, genau so sehr wie es ihn schmerzte.
 

Vielleicht konnte er ihn berühren, ohne ihn zu wecken und sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen? Vorsichtig hob er eine Hand und streichelte den Phönix, dann wanderten seine Finger hinauf zu den Strähnen, die er mit einem erleichterten Seufzen hinter Hide-zous Ohren strich. Dann sah er etwas, das er bei Hide-zou und auch bei jedem anderen Bandmember schon lange nicht mehr gesehen hatte.
 

Hide-zou summte, ehe er die Augen öffnete. Sie leuchteten erfreut, ohne dass Licht auf sie fiel. »Yoshiyuki …« Er gähnte, drehte sich um gab den Blick auf seinen Oberkörper frei.
 

Ruiza versuchte, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren. »Guten Morgen, Hide.«
 

»Es ist schon spät, oder?«
 

»Ja. Die anderen sind schon los und bewundern die Gazetto-Jungs.« Einen Moment wartete er noch, dann sprach er aus, was sein musste: »Komm, steh auf.«
 

»Okay.« Er schnurrte und streckte sich wie eine rollige Katze, was nur mehr Bilder in Ruiza erweckte.
 

»Hide-zou?«
 

»Ja?«
 

»Du hast da rote Flecken. Das sind Knutschflecken, oder?«, fragte er und deutete auf seinen Hals und Teile seiner Brust. »Ich wusste nicht, dass du so darauf stehst, selbst geküsst zu werden.« Er kicherte.
 

Hide-zou räusperte sich und streichelte seine Flecken liebevoll. Wenn du wüsstest, Ruiza … Wohl hatte er auch bemerkt, dass der Mann, der vor ihm saß, ihn liebevoll berührt hatte. Er wunderte sich kurz über diese Geste. Der blonde Gitarrist sah heute rosig aus, aber im gleichen Moment bemerkte er auch Anspannung in seinem Gesicht, Unsicherheit und auch die leichte Röte auf seinen Wangen wich. Der Kleinere wirkte plötzlich wie unter Strom, saß wie starr auf dem Bett. Eine seltsame Wandlung binnen weniger Sekunden.
 

Ruiza war mit einem Mal entrüstet. Gerade war ihm eingekommen, was diese Flecken auf Hide-zous Brust zu bedeuten hatten: Der Gitarrist, den er heimlich anhimmelte, hatte sich heute Nacht wohl nicht allein vergnügt. Er selber hatte im Nebenzimmer geschlafen, aber nichts bemerkt.
 

»Alles okay, was ist denn auf einmal mit dir?«, fragte Hide-zou sehr umsichtig. Seit gestern Abend schienen seine Sinne wieder geschärft zu sein.
 

»Nichts … ich bin nur ein wenig müde …«, erwiderte der andere schnell und drehte sich ein wenig weg.

Hide-zou wusste, dass es gelogen war. Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte.
 

»Du, Hide-zou ...« Ruiza versuchte wieder ein optimistisches Lächeln, wollte nicht, dass der andere Gitarrist wieder anfing zu bohren. »Wo warst du denn gestern noch? Ich hab dich auf dem Flur gar nicht zurückkommen gehört.«
 

Wie ein Blitzlicht schossen Bilder des vergangenen Abends durch seinen Kopf. Es waren zwei Stunden – zwei Stunden, in denen er sich bedingungslos dem GazettE-Gitarristen Uruha hingegeben hatte – aber dennoch hatte er damit ebenso auch seine eigenen Bedürfnisse gestillt. Er erinnerte sich an ein intensives Gefühl nach dem anderen. Die unzähligen Küsse, das seidige Gefühl seiner Haare, seine Hände, den weichen Stoff des Oberteils unter Uruhas Trenchcoat. Zwei Stunden hatten sie schlicht damit zugebracht, Zärtlichkeiten auszutauschen und sich, die Zeit und die Welt um sich herum zu vergessen.
 

»Ähm … ich bin nicht ...«
 

»Was …? Nicht allein nach Hause gekommen?«, riet Ruiza vorsichtig und suchte beiläufig nach Indizien einer zweiten Person in dem Hotelzimmer. »Dann hätte ich ja zumindest Absätze von Stöckelschuhen und Gekicher hören müssen ...«, überlegte er laut. »Sie war wohl eher eine ruhige … «
 

Hide-zou begann wieder sich zu räuspern.
 

»Na ja, die Liebesflecken auf deinem Oberkörper sprechen eine andere Sprache ...«
 

Je mehr der süße blonde Gitarrist darüber nachdachte, desto mehr Farbe bekam sein Gegenüber. »Sie war keine Sie ...«, nuschelte er verlegen.
 

Ruiza hatte es verstanden. Sein Herz macht einen Sprung. Das erklärte so einiges; zum Beispiel auch, warum der brünette Gitarrist bei Tsunehitos Angriff auf seinen Mund nicht einmal gezuckt hatte.
 

»O-okay ...«, sagte der Jüngere schnell, versuchte nicht nervös zu wirken, Hide-zou sollte nicht bemerken, dass ihn das Thema mehr berührte und beschäftigte, als gut für ihn war. Ruiza fühlte sich unbehagen. Sein Herz klopfte unentwegt schneller und schneller. Er kam sich seltsam ertappt vor. Hoffentlich bemerkte Hide-zou seine aufkeimende Panik nicht.
 

Zu spät: »Wirklich? Oder sagst du das nur so?«
 

»Nein, ich meine, es kann doch jeder machen … was ihm gefällt … und … also ...« Hide-zous eindringlicher Blick verunsicherte ihn so sehr, dass seine Ausführung allmählich erstarb. Was blieb, war ein intimer Blickwechsel.
 

Hide-zou hatte die Beine aufgestellt und die Arme darumgeschlungen. Doch seine Haltung signalisierte klar: Ich bin hellwach und habe deine Unsicherheit bemerkt, äußere dich dazu! »Komm schon. Da ist doch noch etwas anderes.«, fing Hide-zou wieder vorsichtig an.
 

Ruiza zitterte. Hide-zou hatte lange schon bemerkt, dass ihn irgendwas bedrückte – ihm war nur nie bewusst gewesen, dass es etwas mit diesem Thema zu tun haben könnte. Der kleine Gitarrist mit den irre schnellen Fingern war doch sonst für jeden Spaß zu haben, wenn die Bandmember miteinander kokettierten. Was war denn das auf einmal für ein Stolperstein?
 

»Ich … ich ...« Was sollte Ruiza denn nun sagen? »Ich habe kein Problem damit – noch nie gehabt – ich bin nur zur Zeit durch den Wind …« Er hoffte, dass er, wenn er nun einfach aufstand, das Thema schneller wechseln und der Situation entfliehen konnte. Aber das war grad nicht drin – Hide-zou hielt ihn am Ärmel fest. »Du solltest dich anziehen – die anderen warten bestimmt schon auf uns«, versuchte er es erneut.
 

Doch Hide-zou ließ ihn nicht gehen. So ernsthaft hatte er den Gitarristen nicht so oft gesehen.
 

»Ich kann darüber nicht reden … Akzeptiere das bitte.« Damit hatte er ihn.
 

Hide-zou ließ ihn los. Ohne Knurren, aber mit ernstem Blick und ohne Worte verschwand er im Badezimmer und wenig später hörte Ruiza das bekannte Geräusch der laufenden Dusche. Er war extrem verunsichert, hatte das Gefühl, den anderen beleidigt zu haben. Er fühlte sich elend. Seine Gedanken flogen hin und her. Er könnte sich ihm auch immer noch anvertrauen. Wovor hatte er Angst? Die Chance, dass er zurückgewiesen werden könnte, hatte sich dezimiert - er wusste ja nun, dass Hide-zou Männern gegenüber nicht abgeneigt war, wenn es um Körperlichkeiten ging. Immerhin hatte er gerade die Nacht mit einem Fremden verbracht.
 

Da war es: Er hatte Angst vor der Zurückweisung, Angst vor einem gebrochenen Herzen …
 

In Gedanken versunken schaute er aus dem Fenster des Hotelzimmers hinaus in die regengraue Stadt. Gerade hatte er das Bedürfnis, in die nächste Metro zu steigen und nach Hause zu fahren. Er wollte sich einfach verkriechen. Dabei war er von einem gebrochenen Herzen noch lange entfernt. Ehe er sich versah, stand Hide-zou fertig angezogen vor der Tür.
 

»Kommst du? Ich hol mit unterwegs was zum Frühstück ...« Obwohl er es nicht erwartet hatte, schwang in Hide-zous Worten keine Kälte mit.
 

Im Flur sprachen sie nicht, auch nicht, als sie auf den Fahrstuhl warteten. Die Türen gingen zu. Eine freundliche Frauenstimme erzählte munter, in welcher Etage sie sich befanden.
 

»Ruiza.« Hide-zou starrte auf den Aufkleber an der Wand vor sich. Er hatte die letzten dreißig Minuten im Bad damit zugebracht, nachzudenken. Wenn ihn eines auszeichnete, dann dass er wusste, was er wollte (meistens zumindest) und dass er bekam, was er wollte (absolut immer).
 

»Was ist denn?«
 

»Ich habe nicht mit Uruha-san geschlafen.«
 

Ruizas Augen wuchsen zu Tellern heran. Er hatte sich gestern mit URUHA-san getroffen?! Das konnte er gar nicht glauben.
 

»Wir sind auf mein Zimmer gegangen und haben rumgemacht. Irgendwann bin ich aber eingeschlafen, weil ich so müde war ...«, gab er zu. Hide-zou wartete aber eine Reaktion des anderen nicht ab. Er machte eine fließende Bewegung und drückte den Stoppknopf an der futuristischen Touchleiste des Fahrstuhls.
 

Dieser hielt fühlbar und hörbar an. »Was machst du?! Hide-zou?!«
 

Der Größere drehte sich zu ihm um und drängte Ruiza an die Wand hinter ihm, ließ dem Blonden durch seine schamlose Nähe keinen Platz zum Fliehen. »Beruhigt dich das jetzt? Los, raus damit! Was ist mit dir los? Oder besser mit uns?!«

KAPITEL 2
 

Ruiza war sprachlos, mit großen Augen starrte er den größeren Mann vor sich an. Sein Atem stockte.
 

»Ich lass dich hier nicht raus, bevor du mir nicht geantwortet hast!«
 

»Ich hab doch gesagt, dass ich nicht darüber reden kann«, stammelte der Eingekesselte zurück und zitterte.
 

»Ich weiß, aber ich weiß auch, dass es was mit mir zu tun hat, ich bin weder blöd noch blind ...«
 

»Es hat keinen Sinn ...«
 

Einen Moment war Hide-zou still – er schluckte, senkte den Blick. »Hat unsere Freundschaft dann auch keinen Sinn?« Dann lehnte er sich zurück, schob die Hände wieder in die Hosentaschen.
 

Ruiza fiel von einem Loch ins andere. Was war denn nur los? Warum eskalierte mit einem Mal die ganze Situation? Nun musste auch er schlucken, sein Kopf neigte sich nach unten und dann zur Seite, sein seitlicher Pony verdeckte sein Gesicht, die Augen, die langsam feucht wurden. Was sollte er denn darauf nun antworten? Er saß wie ein Kaninchen in der Falle. Wenn er etwas sagte, zerstörte er womöglich ihre Freundschaft, wenn er nichts sagte, dann irgendwie auch ... oder bewertete er die Sache gerade über?
 

Warum muss alles auf der Welt immer so kompliziert sein?
 

Seine Hand schlich sich zum Tastenpult, er drückte die Taste erneut, der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Er dachte an die anderen, die warteten.
 

»Ich verstehe«, sagte Hide-zou nur ruhig, endgültig und stellte sich wieder mit dem Gesicht zu den Türen, die gleich aufgleiten würden.
 

»Warte! So ist das nicht gemeint. Unsere Freundschaft bedeutet mir unheimlich viel ... Genau deshalb möchte ich nicht reden ...«
 

Es bingte, die Türen öffneten sich.
 

»Und du meinst, es wird besser, wenn ich weiß, dass da etwas ist – das nebenbei bemerkt etwas mit mir selbst zu tun hat – und ich weiß, dass du es mir verschweigst ...? Ist das dein Ernst?«
 

Es folgte eine Pause. Ruiza wusste nicht, was er auf diesen Vorwurf antworten sollte. Er hatte das Gefühl, es mit jedem Satz schlimmer zu machen.
 

»Pah ... ich könnte platzen!«, spie der Ältere beinahe tödlich beleidigt aus.
 

Ruiza wischte sich hektisch eine Träne weg. Das konnte doch nicht wahr sein! Kaum durch die Tür bogen beide in verschiedene Richtungen ab.
 

Hide-zou blieb verdutzt stehen. »Was soll das denn jetzt?«
 

»Ich muss allein sein ...« Mit zusammengekniffenen Augen rannte Ruiza davon.
 

»Du bist doch kein kleines Kind mehr!« Hide-zou grübelte bereits, als er dem anderen hinterherschaute. Er hatte das Gefühl, dass er zu weit gegangen war, aber er war gerade zu stolz, um dem anderen nachzulaufen. Viel mehr fragte er sich, was er ihm sagen sollte.
 

Wie mit der Gedankenpost klingelte sein Telefon. Tsunehito rief ihn an. Genervt und überfordert von diesem Tagesbeginn ging er ran.
 

»Hallo, Schatz«, ertönte es am anderen Ende. Es war nicht Tsune ... es war ... URUHA!
 

»Schatz?«, fragte er skeptisch. Da war sie wieder, die flippende Augenbraue. Seine Arme überzogen sich sofort mit Gänsehaut.

»Ja, Schatz ... alle sehnen sich hier nach dir ... und ich auch ...«
 

Hide-zou konnte das katzenhafte Grinsen durch die Leitung hören. »Woher hast du dieses Smartphone?«
 

»Hab den Besitzer gefesselt und geknebelt.«
 

»Aha.« Er hörte Tsunehito lachen und etwas mit der Hand vor dem Mund in das Mobiltelefon murmeln. Das hatten sie zusammen ausgeheckt. »Bin auf dem Weg.«
 

»Will ich auch hoffen. Als Lösegeld verlange ich eine Packung feiner Mochis mit Schoko-Geschmack.«
 

»Sonst noch Wünsche?«
 

»Ja, beeil dich! Wenn nicht, bin ich so hungrig auf Süßigkeiten, dass ich den Besitzer dieses Smartphones aufnaschen werde und dann findest du nicht mehr als eine leere Verpackung aus Schnallen und Leder!«
 

Hide-zou hatte mit jedem Worte ein wenig mehr Farbe bekommen. Ja, nachdem gestrigen Abend konnte er sich das lebhaft vorstellen. So wie du mich gestern? Das hätte er am liebsten geantwortet, aber er wusste nicht, ob das Smartphone auf Lautsprecher eingestellt war. Na, da verstehen sich ja welche prächtig, dachte er. »Ich mach mich gleich auf den Weg.«
 

»Und bring bitte auch Ruiza mit, aber keine Polizei! Verstanden?«
 

»Das mit Ruiza ist grad schlecht ... Er ...«
 

»Hm? Was ist denn ...?«
 

»Er braucht ein wenig Ruhe. Wir haben uns gefetzt.«
 

»Oh, habt ihr euch geprügelt?«, fragte Uruha entsetzt und hatte spätestens damit die gesamte Aufmerksamkeit aller im Raum erreicht.
 

»Nein, nein, eine Meinungsverschiedenheit ...«
 

»Das klingt ja nicht so gut ...«
 

Mit einem Wisch hatte Tsunehito sein Telefon in der Hand. »Was ist los? Seid ihr Zwei okay?«, fragte er aufgeregt.
 

»Ja, körperlich jedenfalls ...«
 

»Worum ging es denn?«
 

»Das weiß ich nicht ... Es ging um das, was er mir verschweigt. Das kann ich euch nicht am Telefon erzählen ... Ich komm erst mal zu euch.«
 

»Ruiza kann bei dem Interview für die Zeitung fehlen. Trotzdem mache ich mir Sorgen ... Das ist sonst nicht seine Art. Er muss sehr gekränkt sein.«
 

»Danke, dass du mir ein schlechtes Gewissen einredest ...«
 

»Entschuldige ...«
 

»Schon gut. Ich bin in fünf Minuten bei euch.«
 

»Okay, bis gleich.«
 

»Bis gleich.«
 

~~~
 

»Klingt nach Ärger im Paradies«, sagte Aoi ganz unpassend und bereute es im gleichen Moment wieder.
 

»Ich sehs schon kommen; so heißt unser nächstes Album ... Ärger im Paradies. Ich verstehs nicht«, sagte Hiroki, »seit wir hier sind, läuft alles drunter und drüber ...«
 

»Ja, ich kann auch nicht nachvollziehen, dass die beiden sich so fetzen. So eine Reaktion hätte ich von Ruiza gar nicht erwartet. Er geht doch sonst keiner Konfrontation aus dem Weg, sucht immer zuerst das Gespräch ...« Mit dem Denkerfinger am Kinn setzte sich der Drummer von D wieder.
 

Kai versuchte, alle zu beruhigen: »Vielleicht will er auch nur ein wenig allein sein ...«
 

»Oder noch mal kurz nach Hause ...« Alle drehten sich zu Asagi um. »Er hat gestern schon gesagt, dass er gern für eine kleine Weile rüberfahren und nach dem Rechten sehen wolle.«
 

»Dann wird er das auch gemacht haben«, kam es von Reita, während Ruki wieder vom Duschen zurückkam.
 

»Gibt’s Ärger?«
 

»Ja«, sagte Hiroki. »Ärger im Paradies.«
 

~~~
 

Ruiza war tatsächlich auf dem Weg nach Hause. Gleich, aber bestimmt in fünf Minuten würde er sich beim Bandleader Tsunehito melden, aber was sollte er sagen? Was hatte Hide-zou den anderen wohl berichtet? Mist. Dieser Tag war mit Abstand der schlimmste von allen seit Anfang des Jahres ... Er stieg aus und ein paar Augenblicke später war er auch schon angekommen, schloss auf. Er trat ein, in seine kleine Oase. Als die Tür hinter ihm zufiel, fiel auch seine Maske von ihm ab, die er aufgesetzt hatte, falls doch jemand durch die Gläser der Sonnenbrille seine Augen hätte sehen können. Er hätte mit Hide-zou reden sollen ... ihm alles sagen sollen ... sagen sollen, dass er ... verliebt war, in ihn, oh mein Gott.
 

Wie ein nasser Sack rutschte er zu Boden, schmiss die Sonnenbrille durch den Flur, seine Finger gruben sich in seine Haare. Er schluchzte, verdammt, er war doch kein kleines Kind mehr! Was sollte das denn? Nun fühlte er sich noch viel kleiner als irgendwann zuvor. Er war so ein Idiot. Er war doch sonst kein Hasenfuß gewesen.
 

Dies hier war sein schwacher Moment. Aber schon im nächsten Augenblick musste er wieder stark sein.
 

Er starrte auf die Uhr. Es waren schon zehn Minuten vergangen, er hatte nicht angerufen und sollte es auch in den nächsten zwei Stunden nicht tun ...
 

~~~
 

Aoi flippte die Zigarette in seiner Hand. Gleich würde er seinen »Termin« bei der Stylistin haben. Es war ein Uhr zwanzig, eine kurze Pause war drin, dachte er, schnappte sich sein Zippo und das iPhone, das binnen weniger Monate in harmonischer Symbiose ein Teil seiner Selbst geworden war. Den ganzen Tag über hatte er schon über das nachgedacht, was er gestern Abend gesehen hatte. Uruha und Hide-zou. Das wollte immer noch nicht in seinen Kopf. Es versetzte ihm jedes Mal einen Stich. Aber das war er bereits gewöhnt. Es war ihm immer so gegangen, wenn sein Gitarrenpartner eine neue Flamme hatte. – Allerdings war die bis hier hin immer weiblich gewesen. Oder hatte Uruha schon öfters etwas mit einem Mann gehabt und das immer heimlich getan? Aois Blut geriet in Wallung, sein Herz klopfte bei dem Gedanken, dass er selbst eine Kerbe in seinem Brett sein könnte, eine geheime eingefaltete Seite in dem Tagebuch seines Lebens. Nein, das hätte er sich nie getraut! Entweder aus der Sache mit Hide-zou wurde etwas Ernstes oder die beiden hatten sich getroffen, um sich unverbindlich an der Sinnlichkeit eines anderen zu laben.
 

Er wurde rot bei dem Gedanken daran, ob er einen Trend verpasst hatte, ob man sich neuerdings ganz klammheimlich traf für das ein oder andere Stelldichein ohne Gefühle. Der Reiz des Verbotenen. Früher hätte ihn so ein Gedanke aus der Bahn geworfen – ja, er hätte ihn verleugnet, verleugnet, dass er sich für einen Mann interessierte. Aber er machte gerade eine seltsame Wandlung durch. Die Art, wie er sich nach außen gab, hatte sich nicht geändert, aber seine innere Einstellung war nun anders. Früher hatte ihn der Vorwurf schwul zu sein, wütend gemacht, aber mit Uruha hatte diese Abwandlung eines Techtelmechtels eine Art Schick erhalten. Aber er war sich sicher, sollte das mit Hide-zou nur eine Quick-Affäre gewesen sein und er würde sich Uruha anbieten, würde dieser ihn abweisen – schließlich mussten sie auch weiterhin professionell miteinander zusammenarbeiten können – und wenn nicht? Wenn er ihn nicht zurückweisen würde? Was dann? Wenn er sich kopfüber in so ein Abenteuer stürzen würde – nur eine Nacht – das wusste er, würde er nie wieder die Finger von dem honigblonden Gitarristen lassen können ...
 

Aoi schlenderte durch den Flur, er wollte nun eigentlich aufhören zu grübeln. Es brachte ja eh nichts. Er musste abwarten, was sich da nun mit den anderen beiden entwickelte. Nein, er mochte gar nicht darüber nachdenken.
 

Da kam ihm Ruiza entgegen. Er schaute nochmals auf die Uhr. Mannomann, da war der D-Gitarrist aber mächtig spät dran. Er sah gar nicht gut aus. Aoi erinnerte sich an den sehnsüchtigen Blick von Ruiza auf Hide-zou vom Vortag. Das hatte er vor Schock völlig ausgeblendet!
 

Der Blonde bog in einen abgelegenen Raum ein.
 

Er nutzte die Gelegenheit spontan. Es war blödsinnig, was er vorhatte. Warum kam ihm gerade jetzt der Gedanke mit dem anderen zu reden? Vielleicht weil sie beide im selben Boot saßen?
 

Vorsichtig sah er um die Ecke: Es war tatsächlich niemand anderes im Raum. Einen Moment zögerte er noch, vielleicht wäre es auch besser, wenn er ihn in Frieden ließe, vielleicht wollte er auch einfach allein sein?
 

»Oh, Aoi-san«, sagte Ruiza überrascht.
 

Zu spät ... oh, oh ... mehr oder weniger geschmeidig bog er nun komplett um die Ecke ins Zimmer hinein. War er denn vollkommen bescheuert? Wie sollte er denn das jetzt anfangen?
 

»Du hast bestimmt heute morgen mitbekommen, dass ich zu spät gekommen bin«, fing Ruiza von sich aus an.
 

Der Ältere war überrascht. »Ja, habe ich ... Auch, dass du dich wohl mit eurem zweiten Gitarristen gestritten hast.«
 

»Oh, das auch?«
 

»Ja.«
 

»Es tut mir leid, ich wollte keinen schlechten Eindruck hinterlassen ...«
 

»Hast du nicht. Ich weiß, dass es gerade, wenn man so oft und nur aufeinanderhockt, schwierig ist, sich zu vertragen ...«
 

»Ich schwöre, das war eine Ausnahme ...« Ruiza hob die Hand zum Schwur.
 

»Das glaube ich dir ...«
 

Einen Moment lang wussten beide nicht, was sie sagen sollten.
 

»Aoi-san?«, kam es leise von Ruiza.
 

»Ja.«
 

»Ähm ... gestern Abend ... als ich Hide-zou ...« Weiter kam er nicht. Er drehte sich zur Seite. Ach, dachte er, vielleicht hat Aoi-san auch gar nichts gemerkt, gestern, von meinem ...
 

»Du meinst deinen sehnsüchtigen Blick auf Hide-zou gestern Abend? Den habe ich bemerkt ...«
 

Zum dritten Mal an diesem Tag konnte Ruiza die Augen nicht wieder zubekommen. Also hatte Aoi-san das doch richtig verstanden! Er legte unbewusst die Hand auf sein Herz. Das war ihm peinlich. Ihm wurde kalt. »W-wirklich?«
 

Auch Aoi schaute zur Seite. Er hätte nicht so salopp antworten sollen. Nun hatte er den Kleineren wohl in Verlegenheit gebracht. »Du ...« Oh, jetzt wurde er der Bohrer der Nation. »... empfindest mehr für ihn als nur Freundschaft ... habe ich recht?«
 

Ein paar Sekunden lang war nur das Ticken der Uhr zu hören. Eine Träne fiel von Ruizas Wange zu Boden.
 

»Entschuldige, ich wollte dir nicht ...« Dieses Gespräch war wirklich eine blöde Idee. Da hatte er wohl mehr aufgerissen als er dachte.
 

»Ist schon gut ... ich weiß nur nicht ... was ich dazu sagen soll ...«
 

»Weiß er es denn?«
 

»Nein ...«
 

»Möchtest du, dass er es weiß?«
 

Nun war Ruiza wieder sprachlos. Möchtest du, dass er es weiß? Das war wie ene Schlüsselfrage für sein Problem. »Ich weiß es nicht ...«
 

»Ist die Ungewissheit, die dich quält ...«
 

»Ja. Das belastet mich am meisten«, sagte er und schaute überrascht zu dem schwarzhaarigen Mann vor sich.
 

»Wie lange beschäftigt dich das schon?«
 

»Sehr lange ...«
 

Aoi setzte sich auf den Tisch. »Was heißt ‘sehr lange’ konkret?«
 

»In etwa zwei Jahre ... Ich meine, vor zwei Jahren ist es mir erst so richtig bewusst geworden ...«
 

»Aha ... und wodurch?« Aoi war sich schon wieder unsicher. War er hier nicht einfach zu neugierig?
 

»Ähm ... warum interessiert dich das? Du kennst mich gar nicht.« Ja, er war zu neugierig.
 

Aois offenes Gesicht verdunkelte sich. Er machte ein wenig zu, dennoch wollte er Ruiza keine Antwort schuldig bleiben. »Weil es mir ... ähnlich geht wie dir«, sagte er halblaut. Hatte er das wirklich gesagt? Ja, das hatte er. Er begab sich genauso auf Neuland. Vorsichtig hob er das Gesicht wieder; ihre Blicke trafen sich.
 

Ruiza drehte sich zu ihm. Das Eis war gebrochen. »Also bist du auch unglücklich in ein Mitglied deiner Band verliebt.«
 

Langsam nickte Aoi.
 

»Und in wen ...?« Nun durfte der andere ein Mal neugierig sein.
 

»Uruha«, sagte Aoi ganz verheißungsvoll.
 

Ein kurzes Lächeln ging über Ruizas Gesicht. Er fand den Umstand, dass sie beide ihre Gitarrenpartner liebten, grandios niedlich. Seine Mundwinkel hoben sich weiter. Er blinzelte süß und ließ den Blick zur Seite segeln. »Deshalb wusstest du gleich, was mit mir los ist.«
 

»Ja. Na ja, ich hätte auch genauso gut furchtbar in das größte Fettnäpfchen aller Zeiten springen können. Das wäre so groß, dass dort der ganze Aoi hineinpassen würde ...« Er machte ein Gesicht wie ‘Stell dir das mal vor!’, und fuchtelte mit den Armen, und es stimmte: Aoi hatte einfach ins Blaue gefragt und das hätte gehörig schief gehen können. Beide mussten erleichtert aufkichern.
 

»Hast du’s ihm gesagt?« Ruiza war so aufgeregt, dass er sich zu dem anderen auf den Tisch setzte.
 

»Nein, bisher nicht ...« Entspannter als vorher fing der Ältere an, mit seinem Zippo-Feuerzeug zu spielen. »Aber seit ich gehört habe, dass Uruha durchaus nix dagegen hat, etwas mit einem Mann anzufangen, denke ich jetzt wieder intensiver darüber nach. Ich grübel gerade, ob ich das wirklich sooo hochoffiziell machen muss. Oder ob ihn einfach, na ja, verführen sollte ...«
 

Vier rote Ohren gaben sich glühende Zeichen.
 

»Dann bist du wohl schon ein wenig weiter als ich ... das würde ich mich niemals trauen ...«
 

»Ich hab auch nicht gesagt, dass ich mich das trau, nur, dass ich darüber nachdenke ...« Wieder lächelten sich beide an.
 

»Du meinst, du würdest ihm eine Affäre anbieten?«
 

»Wieso nicht?«
 

»Vielleicht sollte ich das auch nun?!«
 

»Vielleicht ...« Jetzt hatte Aoi sich ein Eigentor geschossen. Was, wenn sich zwischen Uruha und Hide-zou etwas entwickelte? Da konnten beide sich doch nicht dazwischenklinken.
 

»Nein, das trau ich mich nicht ... Nicht nach der Aktion heute Morgen.«
 

»Was ist denn passiert?«
 

»Ach, wir haben uns so in Rage geredet. Und eh ich mich versah, hat Hide-zou mich mit sich in den Fahrstuhl eingesperrt und wollte mich zwingen, ihm zu sagen, was los ist. Ich ... ich hab total dicht gemacht ... ich wusste einfach gar nicht, wie ich reagieren sollte. Ich hätte ihm die Wahrheit sagen sollen ...«
 

»Ja, hättest du. Dann wärst du deine quälende Ungewissheit los.«
 

»Ich hab Angst, dass ich unsere Freundschaft kaputt mache ...«
 

»Ich weiß ...« Diesen Satz hatte Aoi sich schon so oft in Gedanken selbst gesagt. »Ich weiß genau, was du meinst.«
 

Nun waren beide wieder nachdenklich.
 

»Aber du musst auch vorwärts kommen. Kannst nicht immer auf einem Punkt bleiben ...« Ihm diesen Ratschlag zu geben, war schmerzvoller als gedacht. Egal für wen Hide-zou sich entscheiden würde, egal ob er sich entscheiden würde, irgendjemand würde verletzt. Es war einfach ... Er fand innerlich keine Worte dafür. Aber irgendwann musste der Knoten ja mal platzen.
 

»Also, wenn ich mich trauen wollte, dann musst du dich aber auch trauen!«, grinste er frech. »Jetzt ehrlich ... Ich mein das ernst ...« Einen kurzen Moment wurde Aoi erwartungsvoll angesehen. Dieser kleine Blonde meinte das wirklich ernst! Aois Herz klopfte. Aber sie waren nun Brüder im Geiste.
 

»Einverstanden!« Ein Handschlag besiegelte die Sache.
 

»So wie es jetzt ist, sind wir wahrscheinlich beide unzufrieden ... Hide-zou und ich, meine ich.«
 

»Wie war denn die Stimmung heute ...?«
 

»Eisig ... Wir haben auch kein Wort miteinander gesprochen.«
 

»Das ist ja ziemlich böse für eure Zusammenarbeit.«
 

»Das tut mir noch zusätzlich weh ...«
 

»Ja.« Aoi holte sein Smartphone heraus. »Ich gebe dir mal meine Nummer. Dann können wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten ... Und wenn du mal reden möchtest ...«
 

Ruiza hatte verstanden. Aoi musste zu seinem Termin, er brauchte die Zeit später schließlich noch, um sich vorzubereiten. Und er selbst hatte auch noch einiges zu tun.

Sie tauschten die Nummern. Kurz vor der Tür blieben sie stehen.
 

»Hab Mut. Wer es wert ist, geliebt zu werden, der ist auch die Wahrheit wert.«
 

Hide-zou war es, definitiv. Aus irgendeinem Grund hatte Ruiza plötzlich einen Impuls, dem er unbedingt folgen musste.
 

Aois Hand an der Klinke rutschte ab, als der Kleinere von beiden ihn umarmte. Sie kannten sich doch gar nicht, aber dennoch waren sie sich verbunden. Diese höchstunjapanische Geste war Aoi jedoch nicht zu viel. Er erwiderte sie einfach. Die Tür klappte unbemerkt auf.
 

»Hau sie heute alle weg, Aoi!«, sagte Ruiza ruhig mit geschlossenen Augen. Er blinzelte und schaute über Aois Schulter auf die Uhr. »Ich glaube, du musst los ...«
 

Sie ließen einander los und lächelten. Sie bemerkten aber in ihren Abschiedsfloskeln nicht, dass Hiroki die ganze Szenerie beobachtet hatte. Verdutzt schaute er beiden Männern hinterher und zählte eins und eins zusammen.
 

~~~
 

Als Aoi nach dem Styling ihren Aufenthaltsraum wieder betrat, hätte er sich am liebsten umgedreht und sich übergeben. Anscheinend hatten D – inklusive Ruiza – ihr Interview bereits beendet, denn der jüngere D-Gitarrist saß auf der Couch gegenüber von Tsunehito und Reita, die anscheinend ziemlich Spaß daran hatten, nur auf ihren Bassgitarren zu schrubben. Hiroki und Kai duellierten sich in der Drumstick-Jonglage und Asagi konnte sich anscheinend nicht entscheiden, ob er sich über diese Szenerie nur wundern oder freuen sollte. Er hob den Blick und nickte Aoi zu, der jetzt schwer schluckte und auf sein persönliches Brechmittel zusteuerte.
 

Uruha strahlte aus sich heraus, während er die neue grüne Hellion nach Gehör stimmte und immer wieder den Kopf hob, weil Hide-zou ihn ansprach. Als er dem älteren D-Gitarristen dann auch noch die Hellion gab, um sie anzuspielen und die Gestimmtheit zu überprüfen, wollte Aois Magen erneut rebellieren, aber er hielt sich zurück und setzte sich auf den freien Platz neben Ruiza.
 

»Wir betreiben hier ziemliches Rudelverhalten, was?«, fragte Ruiza, ohne Aoi anzusehen, aber er wusste, dass der GazettE-Gitarrist ebenfalls die anderen beiden Gitarristen im Auge hatte.
 

Aoi seufzte. »Ja ...« Nach gefühlten zwei Stunden, in denen nichts passiert war, außer dem Lachen der Gitarristen, zufällige Berührungen, Blickwechsel, die Aoi und auch Ruiza beobachtet hatten, holte Aoi sein iPhone heraus – und resignierte. Zähflüssige zehn Minuten waren vergangen. »Hey, Rui-chan?«
 

»Hm?« Dieser Laut klang sehr gedämpft. Ruiza presste sehr verbissen die Lippen aufeinander.
 

»Magst du mit rauskommen? Eine rauchen?«
 

Der blonde D-Gitarrist schaute auf die Uhr und nickte. Dann standen sie gemeinsam auf und verschwanden aus dem Proberaum.
 

Bis zu diesem Augenblick waren Hide-zous Gedanken von Uruha beherrscht gewesen. Ihr Miteinanderumgehen gefiel ihm sehr gut. Er fühlte sich in diesen Momenten frei und gleichzeitig war es so, als würde er ein Geheimnis hüten. Und das tat er ja auch. Aber jetzt zerbiss er sich fast die Unterlippe. Wie konnte er an die Information gelangen, die Ruiza vor ihm verbergen wollte? Er war sich nicht sicher, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Er hatte klar überreagiert. Und Ruiza hatte das sicher nicht als Freundschaftsbruch gemeint, aber es schmerzte ihn, eine wahrscheinlich so wichtige Sache über seinen Partner nicht zu wissen. Das beschäftigte ihn so sehr, dass er erst etwas anderes wieder wahrnahm, als Uruha ihn an der Hand berührte, die fest umklammert den Gitarrenschaft hielt.
 

»Wollen wir uns ein bisschen die Füße vertreten?« Als er das sagte, jedoch war in Uruhas Stimme kein anzügliches Timbre zu finden, nur ehrliche Sorge und Hilfsbereitschaft leuchteten in seinen Augen.
 

»Ja, ein bisschen frische Luft würde mir ganz gut tun«, sagte er und stellte im Hinausgehen die Gitarre auf ihren Ständer zurück.
 

»Wir sind gleich wieder zurück!«, verkündete Uruha und winkte den anderen Kollegen.
 

Tsunehito hob den Kopf und lächelte. »Alles okay bei euch?«
 

»Ja, wir tanken nur ein bisschen Sonnenlicht«, erklärte Hide-zou, der somit die Türklinke in die Hand nahm, die Tür aufzog, damit Uruha hindurchgehen konnte. Dabei wäre der Größere fast gegen den GazettE-Sänger geknallt, der vom Stylingtermin zurückkam.
 

»Ruki, du siehst aus ...« Uruha ließ den Satz unvollendet.
 

»Ähm ...« Ruki verschränkte die Arme vor der Brust, was die roten Handschuhe fast versteckte. »Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten.«
 

»Ich mag das Outfit, ehrlich, aber diese Mütze ... du siehst aus wie ein schwuler Polizist.« Uruha grinste entschuldigend.
 

»Und wenn das meine Absicht war?«, konterte Ruki schnell.
 

»Dann ist es dir sehr gut gelungen, muss man schon sagen. Also, wir gehen raus.« Wieder winkte Uruha und ließ dieses Mal zuerst Hide-zou durch die Tür gehen, ehe er sie hinter sich ranzog. Im Flur hörten sich noch Reita fragen: »Und? Wolltest du als schwuler Polizist auf der Bühne stehen? Dann hättest du auch beim nächsten YMCA-Festival mitmachen können ...« Ruki wusste wieder, was zu antworten war: »Es tut mir leid, Reita, ich hab dir doch schon gesagt, dass ich an dem Tag keine Zeit habe, um dich zu begleiten!« Die Männer im Raum grölten und Uruhas Grinsen verstärkte sich, bevor er die Augen schloss und kopfschüttelnd die ersten Schritte den Flur hinunter machte.
 

»Das hast du mit Absicht gemacht!«, platzte es aus Hide-zou und erntete dafür einen fast bösen Blick.
 

»Was habe ich mit Absicht gemacht?«, erkundigte sich Uruha mit erhobenen Augenbrauen.
 

»Die Aufmerksamkeit unserer Kollegen von uns abgelenkt«, plapperte er weiter. »Du hast gar nichts gegen Ruki-sans Outfit!«
 

»Doch, ich kann diese Mütze wirklich nicht leiden. Überhaupt ist das ganz schön frech von dir, was du mir da unterstellst!« Uruha grinste noch spitzbübischer und grüßte einen weiteren Musikerkollegen, der ihnen entgegenkam. »Als würde ich meine und auch deine Kollegen je linkisch und mit voller Absicht täuschen wollen! Das käme mir doch nie in den Sinn!« Jetzt lachte er. »Aber es hat hervorragend funktioniert, das musst du zugeben!«
 

»Ja, hat es!« Jetzt lachten sie gemeinsam und stiegen die Treppen zum Dach hinauf, wo sie die schwere Tür aufstemmten und sich beim Einrasten der Tür in die Arme fielen und sich küssten. »Verdammt«, fluchte Hide-zou gedämpft zwischen zwei Küssen. »Ich wollte gar nicht ...«
 

Uruha löste sich von ihm und sah ihm unter schweren Lidern in die Augen. »Dann lass uns aufhören ...«
 

»So war das gar nicht gemeint!« Trotz seiner Worte hielt Hide-zou den jüngeren Gitarristen auf Abstand zu sich, drehte sich um und raufte sich die Haare. »Ich meine, deswegen ... sind wir doch eigentlich nicht hier hochgegangen, oder?«
 

Uruha blinzelte.
 

»Ich dachte, du wolltest mit mir reden ...«
 

Dann ließ der Größere die Schultern sinken, die Anspannung verließ seinen Körper. »Ja, ich wollte mit dir reden. Das mit Ruiza reibt dich mehr auf als du vor deinen Kollegen zugeben willst, stimmts?«
 

»Das siehst du mir an?«
 

»Die anderen wahrscheinlich auch, aber sie sind sich unsicher, ob sie die Erlaubnis haben, dich zu fragen, was genau passiert ist. Komm mit.« Gemeinsam gingen sie zum Dachvorsprung und setzten sich dort nebeneinander auf den Fußboden. »Also, was ist geschehen?«
 

»Ruiza hat mich berührt. Zärtlich berührt, während er dachte, dass ich schlafe.«
 

»Oh.« In Gedanken schien Uruha Worte wie Felsen zu wälzen, die er kaum bewegen konnte. »Und daraufhin hast du ihn angesprochen?«
 

»Natürlich. Ich kann doch so etwas nicht einfach auf mir sitzen lassen. Außerdem verhält er sich in letzter Zeit so merkwürdig. Aber ich kann das nicht einordnen.«
 

»Wenn du mich fragst ... vielleicht empfindet er etwas ... mehr für dich?«
 

»Was meinst du mit etwas mehr? Dass er mich liebt oder so etwas?« Hide-zou wäre fast schockiert gewesen, wenn er nicht vergangene Nacht mit dem heißen GazettE-Leadgitarristen rumgemacht hätte. »Sollte er mir so etwas nicht verraten können? Ich meine, wofür sind wir sonst Freunde?«
 

»Und du hättest ihm was geantwortet?« Der blondierte Gitarrist fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. »Oh, Ruiza, tut mir leid, dass du mich magst, aber wir können nicht mehr als Freunde sein?«
 

»Hältst du mich für so kaltherzig?!«, fuhr der Ältere ihn an.
 

»Ich halte dich für vieles, aber Kaltherzigkeit zähle ich nicht zu deinen Attributen«, erwiderte Uruha ruhig und legte eine Hand auf Hide-zous Schulter. »Ich weiß nur, dass man als Jemand, der etwas mehr empfindet als er sollte, sehr kompliziert sein kann, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen.«
 

Hide-zou stockte der Atem. »Uruha, du ... bist du etwa ... in mich?«
 

Ein verlegenes Kichern erkämpfte sich seinen Weg aus seiner Kehle. »Nein, nein, so war das nicht gemeint. Und ich denke, das ist dir auch ganz recht so, oder?«
 

»Ja, denke ich auch.« Schon waren seine Gedanken wieder woanders. Das war also der Moment, in dem sie darüber reden sollten, was da zwischen ihnen ablief. »Ich fand es gestern Abend sehr schön.«
 

»Und heute Morgen«, fügte Uruha frech hinzu.
 

»Ja, auch das ...« Der D-Gitarrist errötete bei der Erinnerung. »Was machen wir in Zukunft?«
 

»Hm ...« Uruha schwang sich verführerisch über Hide-zous Schoß, sodass er ihm ins Gesicht sehen konnte, legte sich aber einen Zeigefinger ans Kinn, als müsste er tatsächlich darüber nachdenken, was er ihm antworten sollte. »Wenn du nichts dagegen hast, dann ... könnten wir uns heute nach unserem Konzert wieder treffen? Und überhaupt könnten wir uns treffen, wenn wir, ja, Lust haben, uns zu sehen?«
 

»Was du da gerade machst, gehört verboten«, säuselte Hide-zou, zog an Uruhas lockerem Schlips, um diesen zu öffnen und zog den Blonden an den Stoffenden zu sich an die Lippen. Ein zarter Kuss wurde getauscht. »Ich bin einverstanden mit deinem Vorschlag.«
 

»Das hoffe ich doch!« Ein erneuter Kuss beendete ihre Unterhaltung für den Augenblick.
 

Hide-zous Hände fanden eine bessere Beschäftigung als den Schlips fest zu halten, denn er wusste, dass er Uruha auch anders auf seinem Schoß halten konnte.
 

~~~
 

»Darum bist du also hier ...« Hiroki lugte um die Türkante und nickte zufrieden, als er sah, wie sich Hide-zous Hände unter Uruhas Hemd stahlen und sogar in dessen schwarzer Hose verschwanden. »Das scheint ja hervorragend zu funktionieren ...« Vorsichtig schloss er die Tür wieder, sodass es kein lautes Geräusch gab. Er war nur schnell verschwunden, angeblich, um auf die Toilette zu gehen, aber eigentlich hatte er herausfinden wollen, wohin Hide und Uruha verschwunden waren. Er hatte sein Ziel erreicht.
 

»Würdest du uns bitte verraten, was hier so hervorragend funktioniert?«

Asagis tiefe Stimme ertönte direkt hinter ihm.
 

Hiroki drehte sich um. Jetzt saß er in der Patsche. Nicht nur Asagi, sondern auch Tsunehito standen hinter ihm und betrachteten ihn mit Argusaugen. »Was macht ihr denn hier?«
 

»Seit gestern das V-Rock-Festival gestartet hat, benehmen sich zwei Mitglieder der Band noch mehrwürdiger als sonst. Und du weißt anscheinend genau, warum sie das tun.« Asagis Stimme wurde nicht freundlicher.
 

»Also, genau genommen ... weiß ich gar nichts ... nur, dass Ruiza unseren lieben Hide-zou gern hat.«
 

Tsunehito und Asagi sahen sich an. Tsunehito war es, der dieser Aussage mit Pfeffer kommentierte: »Dass Ruiza in Hide-zou verliebt ist, ist uns schon seit langer Zeit klar. Aber du bist der Erste, der meint, sich in ihr Liebesleben einmischen zu müssen. Allerdings ist mir nicht klar, was Uruha-san mit dieser Sache zu tun hat.«
 

»Ähm ...«
 

»Und Aoi-san ist auch Teil deines Plans?«
 

»Was zwischen Aoi-san und Ruiza abgeht, kann ich nicht kommentieren, weil ich nichts darüber weiß.«
 

Asagi begann zu grinsen. »Ach, zwischen Aoi-san und Ruiza ist etwas?«
 

»Ähm ... Ich glaube, da ist eigentlich nichts. Nur ...« Hiroki dachte über das nach, was er vor ein paar Stunden zwischen den beiden beobachtet hatte. »Eine Verbundenheit würde ich sagen.«
 

»Verbundenheit?«, wiederholten der Sänger und der Bassist im Chor, was ihnen mit einem Nicken beantwortet wurde.
 

»Ja, so würde ich das nennen. Nichts weniger als Verbundenheit.« Er nickte sich selbst zustimmend erneut.
 

Tsunehito seufzte, verschränkte die Arme und sah Asagi an. »Also weiß er nichts von Ruiza.«
 

»Ja, so scheint es wohl.« Der charismatische D-Sänger kniff die Augen missbilligend zusammen. »Dann bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten, was passieren wird.«
 

»Ja ...« Tsunehito seufzte und drehte sich langsam weg. Diese ganze Situation gefiel ihm nicht. Er hatte gehofft, falls ihre beiden Gitarristen mal zu zweit aufeinander treffen würden, könnte Ruiza Hide-zou endlich seine Gefühle gestehen. Aber das war nicht geschehen. Ruizas Scham und sicherlich auch seine Angst, zurückgewiesen zu werden oder etwas kaputt zu machen, waren zu groß, um diese wahren Worte über die Lippen zu bekommen. Und dass Hide-zou sich wohl gestern Abend schon mit Uruha-san getroffen hatte, war ihnen inzwischen allen klar. Ob sie verliebt waren? Oder war das nur ein Techtelmechtel zwischen ihnen? Oder gar etwas anderes, das er nicht beurteilen konnte?
 

»Tsune, was meinst du?«
 

»Hm? Wozu?«
 

Asagi legte den Kopf leicht schräg. »Hiro fragte, ob wir uns nicht einmischen wollen. Was sagst du dazu?«
 

»Nein.« Tsunehito schüttelte den Kopf. »Es reicht schon, wenn Aoi-san und Uruha-san ‘eingeweiht’ sind. Da sollten wir uns nicht auch noch einmischen. Ich fände es auch nicht gut, wenn ihr euch in mein Liebesleben einmischt.«
 

Hiroki begann zu kichern, Asagi grinste nur breit.
 

»Leute, ich darf euch daran erinnern, dass sich mein Liebesleben nicht innerhalb der Band abspielt.«

Prompt zogen seine Kollegen Schnuten.
 

»Boah, ihr seid doch doof! Warum arbeite ich noch mal mit euch zusammen?!« Tsunehito begann zu schmollen, doch er zog irritiert die Schultern hoch, als sich ein Arm um ihn legte und er Lippen an seiner Halsbeuge spürte.
 

»Weil es mit uns nie langweilig wird?«, fragte Asagi schelmisch und der Bassist lachte leise.
 

»Dass ich euch irgendwie gern hab, hilft auch!«
 

Durch ihr dreistimmiges Lachen hindurch nahmen ihre feinen Ohren noch einen Laut wahr, der ihnen die Nackenhaare aufstellte. Ein Raunen, ein Stöhnen? Sofort war Hiroki wieder an der Tür und schob diese leise auf. Und alle drei hörten, dass eine gewisse Person schimpfte wie ein Rohrspatz.
 

»Sag mal, spinnst du? Du kannst mich doch nicht einfach beißen und dich festsaugen!«
 

Ein tiefes Lachen wurde langsam lauter.
 

»Hide-zou!« Ein Klapsen ertönte.
 

»Au!« Doch das Lachen blieb.
 

»Das ist nicht witzig! Was, wenn ich jetzt nen Fleck bekomme? Weißt du, wie das bei den anderen ankommt? Ich hab so helle Haut, ich hab so leicht Male von solchen Aktionen, das glaubst du gar nicht!« Uruha bekam sich gar nicht mehr ein, aber auch Hide-zou sah anscheinend nicht ein, dass er mit dem Lachen aufhören könnte, um seinen Liebhaber zu beruhigen. »Die wissen doch genau, woher der kommt, wenn sie so was sehen.«
 

»Oh ja, ich bin ziemlich sicher, dass sie wüssten, woher er kommt ...«
 

»Heißt das, da ist einer? Hide-zou!«
 

»Nein«, beruhigte er ihn endlich. »Da ist nichts zu sehen.« Und laut den Geräuschen, die danach zu hören waren, war Uruha wieder versöhnt.
 

»Dein Glück, Hide ...«, hörten sie noch, dann ließ Hiroki die Tür wieder ins Schloss fallen.
 

»Unter anderen Umständen fände ich das ja süß, aber mein Magen sagt mir gerade, dass ich mich in den nächsten paar Minuten mit etwas anderem beschäftigen muss ...« Damit stapfte der Drummer die Treppen herunter. Doch er hielt gleich wieder inne. »Was ist? Kommt ihr mit zum Buffet?«
 

Asagi und auch Tsunehito nickten hektisch, denn der Hunger ärgerte sie schon seit Stunden. So gingen sie zu dritt nach unten zum Buffet.
 

~~~
 

»Hey ...«
 

Uruha öffnete die Augen und gähnte. Er war auf Hide-zous Schulter eingeschlafen und Hide-zous Kopf ruhte an seiner Brust. »Hm? Ist es sehr spät?«
 

»Nicht sehr spät, aber du solltest langsam losziehen. Deine Band wartet bestimmt auf dich!« Ein Kuss auf seinen Hals folgte.
 

»Hm ... deine bestimmt auch.« Der GazettE-Gitarrist streckte sich und lächelte dann liebevoll auf den anderen Gitarristen herab. »Die Nacht war ganz schön kurz.«
 

»Zu kurz, ja.«
 

Uruha kämpfte sich auf die Beine und streckte sich erneut. Es wurde langsam dunkel. Wahrscheinlich war es wirklich schon spät. »Kommst du mit runter oder bleibst du hier sitzen?«
 

»Ich bleib sitzen«, maulte Hide-zou und rieb sich die Oberschenkel.
 

»Was ist denn?«, fragte Uruha und schnappte sich den Schlips, der auf dem Boden neben Hide-zou lag.
 

»Meine Beine sind eingeschlafen ...«
 

»Oh, wie fies ...« Er ging in die Hocke und band sich dabei den Schlips wieder um. »Na komm, ich warte auf dich!«
 

Hide-zou sah ihn an und erinnerte sich an etwas, das Uruha vorhin gesagt hatte. »Du, sag mal ...«
 

»Hm?« Für ihn so typisch hob er beide Augenbrauen.
 

»Vorhin, als wir über Ruiza gesprochen haben ... Da hast du davon geredet, dass es schwer ist, sich als Verliebter auszumalen, wie derjenige reagieren könnte, wenn er die Wahrheit erfährt. Meintest du das im Allgemeinen? Oder meintest du wirklich von Mann ... zu Mann?«
 

»Oh, das ist dir im Gedächtnis geblieben? Nun ja.« Uruha kratzte sich am Hinterkopf. »Das stimmt schon. Du hast das richtig verstanden.«
 

»Ach ja? Dann bist du also ... doch verliebt? Aber nicht in mich?«
 

Uruha legte den Kopf in den Nacken, wie um sich wieder einen Nerv einzurenken. »Nein, nicht in dich. Aber ja, in einen Mann.«
 

»Kenne ich ihn?«
 

»Das ist nicht so wichtig. Wichtig ist doch, dass du dich mit Ruiza auseinandersetzt. Selbst wenn er nicht direkt auf dich zugeht, um dir zu sagen, dass er dich mag oder begehrt, dann solltest du trotzdem mit ihm reden. Ruhig, ohne ihm zu drohen oder ihm Vorwürfe zu machen. Wahrscheinlich hat er Angst ... dich zu verlieren.«
 

»Du sprichst aus Erfahrung, was?« Hide-zou wartete seine Antwort nicht ab, seine Beine kribbelten. Uruha antwortete ihm nicht. Er stand auf und sah in den Himmel, während er die Hände in die Taille stemmte. »In Ordnung ... Ich werde zu ihm gehen und mit ihm reden.«
 

»Dann ist gut.« Der Jüngere schien erleichtert zu sein. »Lass uns runtergehen. Vielleicht sollten wir auch noch einen Happen essen, bevor es weitergeht.« Freundschaftlich legte er ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn es das übrigens nicht ist«, sagte Uruha und hielt Hide-zou die Dachtür auf, »kannst du ihm auch sagen, dass er dir alles anvertrauen kann. Warum sollte man befreundet sein, wenn man einander nicht auch oft Unaussprechliches verraten könnte?«
 

»Warum hast du es ihm nicht gesagt?«, wollte Hide-zou wissen und fragte nur deshalb offen, weil er sich sicher, dass niemand auf sie achtete, sie also auch nicht belauschte. »Ich meine, wenn du es ihm gesagt hättest und es geklappt hätte, würdest du nicht mit mir herumknutschen.«
 

»Das stimmt, das würde ich wohl nicht. Es ist trotzdem schön mit dir, auch wenn ... meine Gedanken manchmal abschweifen.« Uruha wurde rot im Gesicht und seine Augen begannen zu funkeln.
 

»Ich glaube, ich kann damit leben, wenn du gelegentlich an ihn denkst.« Er kniff dem anderen in die Wange. »Wir können auch darüber reden, wenn du möchtest.«
 

»Danke, aber heute nicht«, lachte Uruha. »Ich sollte heute wirklich die Gedanken beisammen halten. Das ist ein wichtiger Auftritt heute Abend.«
 

~~~
 

»Wir treffen uns in ner halben Stunde zur Vorbereitung«, erzählte Aoi und Ruiza kaute auf seinem Kaugummi herum.
 

Die Zeit mit Aoi zu verbringen tat ihm gut. Notfalls konnte er ihn fragen, was zu tun war, wenn er Hilfe brauchte. Obwohl er wirklich nicht viel jünger als Aoi war, fühlte er sich als Jüngerer – als Lehrling? »Du, Aoi?«
 

»Hm?« Hier im Backstage-Außenbereich waren sie gerade allein. Was ein seltener Moment. Aoi sah sich um und war verwundert. Tatsächlich war niemand außer ihnen hier. Nichtmals jemand vom Staff war zu sehen.
 

»Hast du einen Mann schon mal geküsst? Ernsthaft geküsst, meine ich, nicht Fan-Service.«
 

Irritiert hob Aoi beide Augenbrauen. »Ähm ... wenn ich küsse, meine ich es immer ernsthaft.«
 

»Du meinst also, dass es egal ist, ob es ein Fan-Service-Kuss oder ein privater ist?«
 

»Nein, nicht egal. Ich meine nur, dass es für mich keinen Unterschied macht.« Was ein komisches Thema, um sich hier draußen darüber zu unterhalten. Und Ruiza war feuerlöscherrot im Gesicht, also war ihm die Frage schon unangenehm genug gewesen.
 

»Würdest du mich küssen?«
 

Oder es gab noch eine Steigerung! »Wie bitte?«
 

»Würdest du mich küssen? Jetzt?« Ruizas Hand langte nach dem Ärmel seiner grauen Bluse.
 

»Warum?«
 

»Weil ich ...« Ruiza lachte nervös auf. »Eben hatte ich noch einen plausiblen Grund, tut mir leid, vergiss es wieder!«
 

»Ruiza, bitte ...« Aoi legte seine Hand an Ruizas Wange, eine Geste, die er nur sehr selten vollführte. Seine Finger berührten sein Ohrläppchen, sodass der Kleinere erschauerte. »Ich hab dich gern, okay?«
 

Ruiza nickte.
 

»Und du weißt, dass das ne echt komische und vor allem unkluge Sache ist.«
 

Ruiza nickte.
 

»Aber ich sag dir mal was: Ich war noch nie ein kluger Mensch. Also werde ich dich küssen.«
 

Ruiza nickte. Dann schüttelte er den Kopf. »Was bitte?«
 

Aoi legte sich einen Finger an die Lippen. »Still jetzt. Und Augen zu.«
 

Prompt schloss Ruiza die Augen. Seine Wangen waren immer noch rot, sein Atem ging recht schnell, seine Lippen waren leicht geöffnet.
 

Er beugte sich zu ihm herunter und beglückwünschte sich innerlich zu seinem Mut zu dieser dummen Aktion. Aber ihm gefiel der Gedanke Ruiza zu küssen. Es gab wirklich schlimmere Vorstellungen. Er spürte Ruizas Atem auf seinen Lippen, erahnte die Wärme, die von seinem Körper ausging. Doch dann war da ein anderer Luftzug. Und dann spürte er eine harte Hand, die ihn unbarmherzig im Nacken packte und von Ruiza wegzog. Fast rechnete er damit, dass er gleich Bekanntschaft mit der Betonwand machen würde, aber dem war nicht so.
 

»Du spinnst doch wohl total!«, donnerte eine männliche Stimme über ihm, ehe er sich traute die Augen zu öffnen. Er selbst war gar nicht gemeint. Nein, vor Ruiza stand ein Mann mit schwarzen Haaren und machte ihn verbal rund. »Ich habe ja mit vielen Sachen gerechnet, aber doch nicht damit, dass du dich in ... in Aoi-san verliebt hast!«, schimpfte Hide-zou.
 

Aoi hörte erst nur die Worte, verstand dann deren Bedeutung und hörte dann das Klatschen einer flachen Hand gegen eine Stirn. Uruha war auch da. Na toll, sie waren schon ein Super-Quartett.
 

»Du bist doch ein kompletter Vollidiot!«, schnauzte Ruiza. »Du verstehst und peilst nichts, wie immer!«
 

Und dies war der finale Augenblick, bevor eine Verfolgungsjagd beginnen sollte, die keiner von ihnen je vergessen würde.
 

Fortsetzung folgt ...

KAPITEL 3
 

Ruiza rannte los. Er kannte kein Halten mehr. Alles war ihm zuviel: Der gesamte Stress des Tages, der Streit, dann noch die Szene, die er gleich von Hide-zou erwarten konnte. Er rannte, rannte und rannte, durch die Tür.
 

Hide-zou stürmte ihm nach. Aoi und Uruha blickten sich an, dann folgten sie Hide-zou. Nun war das ganze Chaosquartett in Bewegung. Ruiza verschwand in der Flügeltür zum Innenbereich, kurz darauf schluckte sie auch Hide-zou. Der blonde Gitarrist bekam gerade noch die Kurve, rannte in einen engen Flur hinein. Hide-zou hatte weniger Glück, er krachte in einen Roadie, der ein großes Tablett mit Wasserbechern für die verschwitzten Musiker auf der Bühne trug – so duschte er unfreiwillig gleich noch mit. Er rappelte sich wieder auf, der andere Mann blieb nur verdattert auf dem Boden sitzen und schaute ihm nach. Dann legte er gleich darauf die Arme schützend vor seinen Körper, als er Aoi und Uruha auf sich zukommen sah. Uruha hatte trainierte Beine, er stoppte, fing Aoi ab und zog ihn gleich darauf hinter sich her. Ein weiterer verblüffter und verständnisloser Blick folgte.
 

Ruiza sprintete die Stufen im Treppenhaus hinauf. Auf der übernächsten Etage hörte er die Eingangstür klappen. Er blieb stehen und lugte ins Rondell des Geländers. Er erkannte Hide-zous Hand darauf. Er wurde immer noch verfolgt, musste weiter.
 

Er wollte mit dem anderen jetzt nicht sprechen. Das hätte er nun nicht ertragen. Er war fertig mit der Welt. Er stürmte wieder in einen Gang, musste hier raus. Er verschwand in einem Raum, den er für ein Durchgangszimmer gehalten hatte. Er erschrak, als er nicht weiterkam. Schon hörte er hinter sich Hide-zous Schritte. Das Fenster fiel in seinen Blick. Er stürmte darauf zu, räumte unbeabsichtigt grob ein paar Stühle zur Seite, schob das Fenster auf und sprang raus in den Feuerrettungsgang, der sich – von oben betrachtet – wie ein Bilderrahmen die Fassade des Hauptgebäudes entlang schmiegte. Unten warteten mehrere noch hundert murmelnde Fans auf dem Vorplatz auf Einlass – Oh mein Gott.
 

Schnell kletterte er die Feuerleiter hinauf. Hide-zou war ihm immer noch dicht auf den Fersen. Er war auf dem Dach angekommen, rannte einmal die Kante ab – da war auf der anderen Seite ein Abstieg.
 

»Ruiza«, hörte er Hide-zou rufen, »mach keinen Quatsch!«
 

Er kletterte wieder hinab auf den Rundgang, lief weiter.
 

»Verdammt, wo könnten die beiden sein?«, hechelte Uruha seinem Gitarrenpartner zu.
 

»Die sind schnell ...«
 

Gerade bogen sie in den Gang ein, sie warten einen Blick in den Raum mit den umgeworfenen Stühlen.
 

»Die werden doch nicht ...«
 

»Doch ... Das ist Hide-zous Schal, da am Fensterbrett. Er hat ihn verloren.«
 

»Hoffentlich macht Ruiza keinen Blödsinn!«
 

Beide mussten schlucken, sahen sich kurz an. Dann kletterten auch sie aufs Dach.
 

Ruiza hingegen war fast unten. Über sich hörte er Hide-zou auf der Leiter, die mächtig knarrte. Er rannte zu einem Seitenweg gegenüber. Dort standen mehrere Fahrräder. Das war seine Chance, den anderen abzuhängen! Er schnappte sich eines, sprang auf – zwei andere kippten um. Es schepperte sehr laut. Dann radelte Ruiza davon.
 

Hide-zou kam völlig außer Atem auch bei den Fahrradständen an. Auch er lieh sich eines – er hatte keine Wahl! Die Räder gehörten dem Veranstalter, war also nicht so schlimm – eine gute Haftpflichtversicherung hatte er auch.
 

Ruiza hatte es mit einem Blick über die Schulter gesehen. Er brauchte einen Radikaleingriff. Er drehte vom Weg ab, fuhr eine Böschung hinunter und auf einen Gehweg auf, dann ließ er eine achtzehnstufige Treppe hinter sich. Er hörte Hide-zou schreien, drehte sich schnell um und bremste. Einen Augenblick herrschte Stille. Ruiza wurde schlecht, dem Mann, den er liebte, musste etwas zugestoßen sein. Er wollte schon umdrehen, da schoss der Ältere wie ein Pfeil aus dem Gebüsch, raus auf den Gehweg und dann den Abhang neben der Treppe hinunter. Ruiza erschrak, holte Schwung und fuhr weiter. Dieser Hide-zou war einfach nicht abzuhängen.
 

»Ruiza!«, hörte er wieder ein Rufen. Dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. Plötzlich tauchten vor ihm Menschen auf! Das waren Konzertbesucher – der Vorplatz! Er könnte nicht rechtzeitig bremsen, krachte durch die Absperrung, einen ein Meter fünfzig hohen Zaun.
 

»Zur Seite!«, schrie er nur, so laut er konnte. Einige Mädels reagierten sofort. Dann bog er auf den Mittelgang zwischen den Zuschauern ein. Großes Gelächter war zu hören.
 

Hide-zou folgte ihm, konnte grad noch die Kurve zum Mittelgang kriegen, stoppte kurz vor einem hübschen Mädchen mit blondierten Haaren. »Hallo~«, säuselte er und ließ die Braue flippen. Dann holte er wieder Schwung zum Weiterfahren. Sie kicherte vergnügt und klatschte ihm Applaus hinterher, ebenso wie ihre Freundinnen auch.
 

Währenddessen rumpelte es im Gebüsch auf der Anhöhe. Ein Licht kam durch die Blätter der raschelnden Bäume. Mit lautem Knacken zu schwacher Äste tauchte ein Gabelstapler (!) auf, der wie ein außer Kontrolle geratenes Monster über die Rasenfläche schoss – über und über bedeckt mit Laub und Geäst.
 

»Äh ... ich wusste gar nicht, dass man damit über Berg und Tal fahren kann«, rief Uruha, in seiner Stimme ein Hauch Euphorie – ansonsten Panik.
 

Aoi lenkte geschickt. »Ich hab mal in den Ferien im Lager gearbeitet – ich weiß, was das Ding kann!«, kam die Antwort und Aoi war außer sich vor Freude, grinste selbstgefällig schräg.
 

»Das ist definitiv eine deiner blödesten Ideen!«, mahnte Uruha und klammerte sich an den anderen Gitarristen, weil es sonst nichts zum Festhalten gab, er schob sich noch näher an den Mann vor sich heran.
 

»Wieso? Wir sind schneller!«
 

»Weil wir direkt auf unsere Fans zufahren!!!«
 

Beide schrien unisono.
 

»Was nun?«, fragte Uruha hysterisch.
 

»DRAUFHALTEN!«
 

»Aoi, du hast doch’n Knall!!!« Die Ketten an Aois Oberteil schepperten, als Uruhas Hände von hinten um seine Taille herum auf seine Brust knallten. Wie ein Rucksack klammerte Uruha sich an den anderen und kniff die Augen zu.
 

»AUS DEM WEG!!!«, brüllte Aoi im Kansaidialekt.
 

Die Schneise zwischen den Leuten war groß genug. Die Kurve bekam Aoi nicht, fuhr deshalb weiter auf dem Querweg, den die Leute gebildet hatten. Sie hinterließen nichts als ungläubige Gesichter.
 

»Oh, Kami-sama«, betete Uruha theatralisch, »es ist niemandem etwas passiert!«
 

»Japp, wenn das so bleibt, dann will ich einen Kuss von dir!«, schnackte Aoi von vorne.
 

Uruha hob den Kopf, seine fuchsblonden Strähnen flatterten. »Was?«
 

»Ja! Einen ganz langen!« Aoi lachte! Ihm machte das alles offenbar noch Spaß!
 

Sie ließen die Fans hinter sich. Die Security versuchte alle zu beruhigen und jene von einer Fatahmorgana zu überzeugen, die der festen Meinung waren, dass gerade Aoi-san und Uruha-san von the GazettE auf einem Gabelstapler durch das Dickicht einer Böschung hinunter und mitten durch die rastenden und wartenden Besucher des Festivals, auf dem sie selbst in nicht weniger als einer halben Stunde als Headliner auftreten sollten, gerast waren.
 

Von Ruiza und Hide-zou sprach ja schon fast keiner mehr. Apropos:
 

Ruiza fuhr nun in eine parkähnliche Anlage hinein, war schon verdattert vor lauter Grün. In der Ferne sah er die Metro vorbeirauschen. Da war auch die Metro-Station, die kannte er von früher. Das war seine letzte Möglichkeit, Hide-zou abzuhängen. Er fasste sein Ziel fest ins Auge, am besten in beide! Er war fitter als sein Gitarrenpartner, hatte auch noch Vorsprung und ...

Die Welt drehte sich, der Boden kam näher! Es krachte!
 

Als Ruiza kurz darauf die Augen wieder aufschlug, sah er über sich nur Sterne – echte Sterne. Es war schon schummrig dunkel geworden.
 

»Ruiza! Scheiße ... «, hörte er Hide-zous vertraute, aber aufgeregte Stimme. Er setzte sich schon wieder auf. Das Fahrrad hatte eine dicke Acht vorne und offenbar war ein Vermessungsstein der jenige welcher gewesen, der ihn ausgebremst hatte – ziemlich unliebsam ausgebremst sogar. Im Augenwinkel sah er Hide-zou, hörte das Bremsgeräusch schmaler Reifen auf kiesigem Untergrund, es schepperte erneut, die Klingel gab einen gequälten Laut von sich, als Hide-zou das andere Fahrrad achtlos fallen ließ, während er mit einem Lebensretterhechtsprung davon absprang und mit zwei weiteren Schritten bei ihm war, sich zu ihm hinunterkniete.
 

»Ruiza, hey, alles okay? Oh Gott, ist alles in Ordnung?«
 

»Ich bin kein Gott ...«, quengelte der kleinere Blonde und kniff die Augen zusammen, hielt sich die Hände vor das Gesicht. Schlimmer konnte der Tag nicht werden ... Oh doch! Schlimmer ging’s immer! Das gleichförmig heulende Geräusch eines gasbefeuerten Gabelstaplers kam aus der Ferne immer näher.
 

»Kannst du aufstehen?«, fragte der dunkelhaarige D-Gitarrist besorgt, befürchtete schon Schreckliches.
 

»Lass mich in Ruhe!«, fauchte der Mann neben ihm – gar nicht ruizahaft. War er zunächst ängstlich gewesen und hatte er zwischendurch einen Hauch von Verzweiflung erlebt – so war ihm seine ganze Flucht nun vor allem eines: peinlich. Nicht mal Hide-zous warme Hände auf seinem Rücken konnten von seiner Scham ablenken. War er gerade wie ein Häschen vor dem Wolf davongelaufen? Ja, das war er. Und der GazettE-Fuchs und die diebische GazettE-Elster waren auch gleich zur Stelle. Aoi legte eine Vollbremsung hin. Uruha sprang als erster aus dem halbverglasten Führerhäuschen des Transportomobils, dankte allen guten Geistern, die Aoi verlassen hatten, nun dafür, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Doch im Lauf stoppte er plötzlich.
 

Ein Schluchzen hatte ihn gestoppt. Regungslos blieb er auf der Stelle stehen.
 

Ruiza weinte ...
 

Er musste gerade mit ansehen, wie ein erwachsener Mann, der sonst vor Energie nur so sprühte, auf dem Boden kauerte und weinte, weil er sich schämte. Einen Moment lang hatten Hide-zou und Uruha sich still angesehen.
 

Dann ging der Blick des älteren D-Gitarristen ohne Umwege zu seiner instrumentalen zweiten Hälfte. Dies war der Augenblick, in dem Hide-zou beschloss, einfach gar nichts zu sagen ... und den Kleineren schlicht nur festzuhalten ... Er legte die Arme von der Seite her fest um seinen Rücken und vor dessen Oberkörper und zog ihn dicht zu sich heran, sehr dicht, wippte mit ihm leicht hin und her, um ihn zu beruhigen. Er wusste, dass es dieser gesamte beschissene Tag war, der seinem Freund so zu schaffen machte ...
 

Innerlich verfluchte er sich für die Aktion im Fahrstuhl heute Morgen. Vor allem für den Ausraster von eben. Was war da nur in ihn gefahren? Er hatte nur gesehen, wie Aoi im Begriff war, seinen Ruiza zu küssen. Moment, warum seinen? Er spürte Ruizas Wärme an seiner Brust, seinen aufgeregten steppenden Herzschlag unter seiner Hand. Sie hatten sich beide wehgetan.
 

Eine Träne fiel auf den Ärmel seiner Jacke. Dann drückte er den anderen noch fester. »Es tut mir leid ...«, hauchten seine Lippen durch die blonden Wuschelhaare, kaum hörbar für dessen Ohren. »Ich bin so ein Idiot!«
 

»Allerdings!!«, zerschnitt Aoi die wohlig schwere Luft um die beiden Gitarristen auf dem Boden. Drei Augenpaare schauten ihn entsetzt an.
 

»Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, dass Ruiza-san sich so mir nichts dir nichts binnen weniger Stunden von dir entliebt und sich in mich verliebt?! Das ist doch total beknackt!«, schnaubte der Rhythmusgitarrist von the GazettE und zog den anderen an der Jacke auf die Beine.
 

»Ja, ich habs verstanden!« schnauzte Hide-zou zurück und befreite sich mit einem Ruck von Aois Griff.
 

»Nix hast du verstanden!«, maulte Aoi im Kansai-Dialekt. Uruha griff nach seinem leicht grauen Ärmel. »Lass mich!« Mit einer Handbewegung wehrte Aoi den Fuchsblonden ab. »Das ist bescheuert, total bescheuert! Warum müssen alle Menschen auf der Welt ihre Gefühle in einem Panzerschrank mit sich herumtragen, bis sie unter der Last zusammenbrechen?! Ich will das nicht mehr! Dadurch entstehen nur Missverständnisse – und am Ende wird derjenige am meisten verletzt, der’s am wenigsten verdient hat!« Er deutete auf Ruiza auf dem Boden.
 

»Willst du damit sagen, dass ich ein Mensch bin, der es verdient hat, verletzt zu werden?« Hide-zou tat ein paar Schritte auf Aoi zu. Uruha sprang zwischen die beiden. »Halt dich da raus!«, bellten beide im Chor und schoben den schlanken Mann aus ihrer Mitte an die Seite.
 

»Ihr seid doch ...« Ungläubig ließ Uruha die Hände seitlich auf seine Oberschenkel knallen. »Meinetwegen – schlagt euch ruhig die Köpfe ein ...«, murmelte er nur, doch die beiden Gockel waren schon wieder auf sich fixiert.
 

»Sag mal, bist du blind und taub wie ein Tiefseefisch?«, meldete sich Aoi wieder zu Wort. »Ruiza ist in dich verliebt, das ist so« – und er zeigte die gesamte Spannweite seiner Arme – »offensichtlich! Du kannst mir nicht erzählen, dass du das nicht gesehen hast!«
 

»Ich habs vermutet, okay?!« Nun war Hide-zou wieder dran. »Ich habe es gesehen! Ich bin weder blind noch taub noch doof oder sonst was! Verstanden?«
 

»Du hast ihn verletzt! Weißt du eigentlich, wie viel Angst er um euer beider Freundschaft hat?«
 

»Ja.«
 

»Offensichtlich nicht
 

»Ich hab doch angeboten, mit ihm zu reden!«
 

»Angeboten ...? Ich brech ins Essen ... Du hast ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Wolltest ihn zwingen ...«
 

»Sonst würde ich doch nie erfahren ...«
 

»Oh, ich könnt dir so eine knallen!« Aoi ballte die Fäuste, als er dem anderen das Wort abschnitt.
 

»Dass du ihn verstehen kannst, ist mir klar. Tust hier die ganze Zeit auf ach so hetero, bist tödlich und bis zum Auskotzen beleidigt, wenn man dich als schwul betitelt ... Und kaum dreh ich euch den Rücken zu, schmeißt du dich an Ruiza ran. Wie taktlos ist das denn?! Von falsch ganz zu schweigen!«
 

»Sag mal, hast du mir nicht zugehört, du Honk!? Ich hab gesagt, ich habe keinen Bock mehr irgendwas geheim zu halten – keine Versteckspiele mehr ... und ich kann die allgemeine Situation gerne mal zusammenfassen: Ruiza liebt dich, das interessiert dich nicht. Ich liebe Uruha, das interessiert ihn höchstwahrscheinlich auch nicht – und wahrscheinlich rechnet er damit auch nicht. Ihr habt ein Techtelmechtel – wir sind am Arsch! So sieht’s aus!«
 

»Aoi ...«, quengelte Uruha dazwischen und bekam nur eine gehobene abwehrende Hand als Antwort.
 

»Und außerdem: Was soll’s? Sind wir halt alle schwul! Ist doch egal! Da krächzt kein Hund mehr nach. Mir reicht’s jetzt! Lasst uns doch gleich `ne Nummer zu viert schieben, vielleicht bekommt dann jeder mal ansatzweise, was er will!«
 

Hide-zou konnte diesen außer Rand und Band geratenen Kansaianer vor sich nur entgeistert ansehen wie ein Mondkalb. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ja – hatte er.
 

»Was denn?« Aoi grinste leicht diabolisch. »Hast du jetzt Angst vor mir?«, sagte er ruhiger, dafür so fordernd kokett, dass es Hide-zou entwaffnete.
 

Er wich zurück, als Aoi auf ihn zukam, sein Mund nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Diese Mischung aus dunkler Freude und glühender Wut in Aois Augen war kaum zu ertragen. Doch sein Blick hielt Stand. Er durfte nun nicht noch weiter zurückweichen.
 

»Ich will mich nicht mehr verstecken, will mir nichts mehr verbieten! Das habe ich viel zu lange gemacht und war nur unglücklich. Ebenso unglücklich wie Ruiza gerade. Das ist vorbei! Ich gehe aus, mit wem ich will. Ich schlafe, mit wem ich will. Und ich küsse, wen ich will – und ich bin gut darin!« Einen Moment lang ließ der dunkelhaarige GazettE-Gitarrist diesen Satz wirken ... dann drehte er sich weg, die Fäuste immer noch geballt, nur um sich im gleichen Moment schwungvoll wieder umzudrehen.
 

Uruha zuckte, weil er glaubte, Aoi würde zuschlagen, doch er tat es nicht.
 

Er packte Hide-zou am Kragen, zog ihn dicht zu sich heran – und dann küsste er ihn. Fordernd, verlangend.
 

Ruiza und Uruha waren sprachlos. Ihre Münder klappten beinahe gleichzeitig auf.
 

Hide-zou fühlte sich ausgeliefert. Hatte er Aois Blick standhalten können, so gelang ihm dies bei diesem tiefen Kuss nicht mehr. Er ergab sich willenlos, Gänsehaut überkroch seine Arme, er fing an zu zittern. Aoi war leidenschaftlich und elektrisierte ihn binnen Sekunden. Und als wollte Aoi ihn bestrafen, ließ er im nächsten Augenblick schon wieder von ihm ab. »Na ...?«, hauchte er ihm finster weich auf die Lippen. »Hab ich zuviel versprochen?« Dann stieß er ihn von sich. Er ging Richtung Gabelstapler. »Komm, Uruha, ich hab noch ein paar tausend Fangirls glücklich zu machen!«, flötete er überheblich.
 

Nun fiel es auch den anderen wie Schuppen von den Augen – das Konzert!
 

Geistesgegenwärtig schaltete Uruha auf professionell um. Sie mussten los. So schwer es jetzt auch war, der Situation hier den Rücken zu kehren, nun hieß es: the show must go on! Er drehte sich mit ernstem Gesicht zu Hide-zou um, sah dann Ruiza an. »Können wir euch allein lassen?«
 

»Ihr könnt mitfahren, wenn ihr euch traut!«, rief Aoi, der gerade dabei war, zurück in den Gabelstapler zu steigen.
 

Uruha war irritiert. Leicht lächelnd schüttelte er den Kopf. Schlimm genug, dass sie in diesem Höllengefährt fast einige Fans umgenietet hätten, jetzt sollten sie denselben Weg zurückfinden – wenigstens würden sie zu Viert in dem Fahrerhäuschen nicht viel Platz zum Umfallen haben.
 

Seit langer Zeit meldete sich Ruiza wieder zu Wort: »Wenn ihr die Fahrräder mitnehmen könntet, würde uns das schon sehr helfen.«
 

»Ist gut«, sagte Uruha leise und bückte sich, um das Fahrrad mit dem achtförmigen Speichenrad aufzuheben, bemüht, sich kein Öl oder sonstige Schmiermittel an das weiße Hemd zu schmieren. »Ruiza-san, ich … ich weiß nicht, was ich sagen sollte …« Er senkte die Lider.
 

»Ist schon gut.« Ruiza legte den Kopf in den Nacken, wie um sich wieder einzurenken, und stand dann auf.
 

Hide-zou wollte ihm schon entgegen kommen, doch der blonde D-Gitarrist hob blind die Hand, um ihn aufzuhalten. »Du hast doch nichts weiter gemacht, als auf dein Gefühl zu hören, oder? Das, was ihr … gemacht habt, ist weder Schande noch Sünde.« Er lächelte, als er Uruha ins Gesicht sah, doch der sah auch den Schmerz in den braunen Augen. »Liebst du ihn?«, flüsterte er und bemühte sich weiter zu lächeln. Ja, es war vieles geklärt.
 

In diesem Moment wurde dem jüngeren Gitarristen bewusst, dass er Aoi etwas schuldig war. Er hatte vergangene Nacht mit Hide-zou verbracht, ja, und was hatte er dabei gefühlt? Hide-zou war

attraktiv, er hatte irgendwie seinem Beuteschema entsprochen. Erschreckenderweise hatte er ein Beuteschema, was Männer anging, wie lachhaft. Wie sah sein Beuteschema aus? Er sah zu Hide-zou. Dann zu Aoi, der das andere Fahrrad auf die Zangen des Gabelstaplers hievte. Sein Herz schlug schneller. Dann beachtete er erneut Hide-zou, der etwas unschlüssig in der Gegend stand. »Du meinst Hide?«
 

Ruiza nickte und hoffte, dass ihn die Antwort nicht erneut in die Knie zwang.
 

»Nein.« Uruha lächelte. »Ich mag ihn, wir passen zusammen, aber er berührt nicht so mein Herz …«
 

»Nicht so, wie er es tut?«, mutmaßte Ruiza und war erleichtert. Er hatte nicht verloren. Vielleicht hatte er Chance auf ein bisschen Zuneigung.
 

Der blonde Leadgitarrist lächelte immer noch, während sein Blick Ruizas folgte. Aoi kam mit gesenktem Kopf auf sie zu, berührte kurz – um Erlaubnis bittend – Uruhas Hand, die die Lenkstange festhielt. »Ja, nicht so wie er«, antwortete Uruha wahrheitsgemäß.
 

»Hm?«, machte Aoi und sah ihn mit großen Augen an.
 

»Alles in Ordnung, Aoi.« Der Satz, der besser als Frage ausgesprochen werden sollte, blieb zwischen ihnen hängen. Der dunkelhaarige GazettE-Gitarrist nickte nur, ohne einen weiteren Ton von sich zu geben und ging mit eierndem Fahrrad zum Gabelstapler, wo er es neben das andere stellte und selbst in das Fahrerhäuschen stieg. »Wir … müssen los«, sagte Uruha entschuldigend und verbeugte sich kurz vor Ruiza, winkte Hide-zou zu und lief zum Gabelstapler, vor dem er unschlüssig stehen blieb.
 

»Soll ich dir rauf helfen?«, fragte Aoi und grinste verschmitzt.
 

»Nein, es geht schon.« Uruha seufzte. »Ich befürchte nur, dass wir nicht so leicht mit dieser Sache davonkommen. Mit dem Gabelstapler, mein ich.«
 

»Wir haben ihn ausgeborgt und es wurde niemand verletzt.«
 

Doch, sagte er für sich, es wurde jemand verletzt, wenn auch nicht durch dieses Monstrum. »Ja, noch nicht«, bejahte er leichthin und zog sich am Griff ins Fahrerhäuschen, das sogleich geschlossen wurde. Mit einem Wenden in drei Zügen begaben sich die GazettE-Gitarristen auf den Rückweg zur Makuhari Messe.
 

Hide-zou sah, wie Aoi während des Wegfahrens mit den Händen wie wild gestikulierte und Uruha den Kopf schüttelte, sodass seine Haarspitzen das Gesicht des Rhythmusgitarristen kitzelten. Der lachte darüber und zwinkerte ihm zu. Dieser Aoi … Er schüttelte selbst den Kopf. Er hatte ihn einfach so geküsst – schlimmer war jedoch, dass es ihn nicht kalt gelassen hatte. Dieser Kuss hatte ihn erneut wachgerüttelt. Nicht nur Uruha, ja, machte ihn an. Gewisse Männer ließen ihn nicht kalt. Er hob den Kopf und begegnete Ruizas Blick.
 

Der andere Leadgitarrist sah ihn mit einem Blick an, den er sehr schwer deuten konnte. War das Verlust, der in seinen Augen glänzte? Seine Mundwinkel hoben sich, das Lächeln, das zarte Falten in seinem Gesicht verursachte, war ehrlich. Hoffte Ruiza auf etwas? Auf ihn? »Ruiza, ich … ich weiß nicht, was ich dir sagen soll.«
 

»Weißt du, Hide-zou … Irgendwie hat Aoi-san recht, nicht wahr?« Ruiza begann zu grinsen. »Wir sind erwachsen, wir alle vier sind erwachsene Männer und lange genug im Geschäft, um uns einen Namen als gute Musiker gemacht zu haben. Selbst wenn herauskommen würde, dass wir mit Männern oder … miteinander zusammen sind … wäre es nicht egal, so lange wir dabei glücklich sind?«
 

Hide-zou lächelte schief. »Ja, er hat recht. Für uns sollte es inzwischen egal sein. Und … unsere Kollegen sind bestimmt auch nicht – na ja – homophob.«
 

Ruiza lachte auf. »Ich glaube nicht, nein. Erinnerst du dich daran an die unzähligen Male, wie wir an Tsunehito rumgrabschten, als er das Kostüm als Carbuncle trug? Und glaubst du, Hiroki würde dir auf die Pelle rücken, wenn er sich vor Männern ekeln würde?«
 

»Unterstellst du etwa fast der ganzen Band, dass sie schwul sind?«
 

»Nein, aber ich sage, dass sie keine Skrupel haben, einen Mann zu küssen.«
 

»Richtig.« Er erinnerte sich an Tsunehitos Kussattacke vom gestrigen Tage. Und an Hirokis Knuddel- und andere Liebesattacken. »Hiroki übertreibt es aber auch immer gleich.« Hide-zou zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Ruiza zog an seinem Jackenärmel. »Lass uns auch langsam zurückgehen. Dein Hiroki vermisst dich bestimmt schon.«
 

Hide-zou verstand die Spitze. Doch plötzlich kam ihm eine Idee, es blitzte in seinen Augen.

»Hm?« Der blonde Leadgitarrist sah ihn mit großen Augen an. Sein Herzschlag beschleunigte. Er hatte davon geträumt, dass Hide-zou ihn so ansah, als würde er am liebsten verschlingen. Er befeuchtete sich die Lippen.
 

Hide-zou beobachtete die Bewegung aufmerksam.
 

Ruizas Lippen brannten. Aus einer Laune heraus hatte er Aoi nach einem Kuss gefragt. Aoi hätte ihn geküsst, er war nur ganz kurz davor gewesen. Hide-zou hatte natürlich auch Uruha geküsst – davon war auszugehen. Aoi hatte Hide-zou geküsst – der hatte es ‚über sich ergehen lassen’. Und jetzt? Hide-zou wusste von Ruizas Gefühlen für ihn, doch er hatte sich noch nicht dazu geäußert. Wohl fand er ihn nicht abstoßend, auch seine Liebe nicht. Manchmal könnten sie vielleicht kuscheln … oder sich einfach kurz im Arm halten. Oder sie ließen einfach alles, wie es war: Kamen sich ab und zu nah und Ruiza konnte ihn zu anderer Zeit aus der Ferne anhimmeln.
 

»Yoshiyuki.«
 

Oha. Er nannte ihn beim Vornamen – schon das zweite Mal an diesem Tag. Aber der Tonfall war anders als beim Aufstehen. Nicht so müde, sondern … fordernd. »Ja?«
 

»Ich bin auch nicht schwul«, sagte er. Dieser Tonfall passte so gar nicht zu den leuchtenden Augen.
 

»Ja.« Ruiza ließ die Schultern sinken. Natürlich waren das nur Ausflüge für ihn gewesen. Witzig, erotisch und aufregend. Aber nichts für die Dauer. Sicher würde er ihm …
 

»Aber ich kann dir keinen Korb geben.«
 

Der Blondschopf nickte. Wie er erwartet hatte, hatte Hide-zou ihm … Was?! »Wie bitte?«
 

Jetzt zuckten auch wieder die Mundwinkel des anderen Gitarristen. »Ich mag dich. Das solltest du doch auch wissen.«
 

»Aber nicht so wie ich dich.«
 

»Noch nicht.« Eine seiner Hände hob sich und berührte mit den Fingerspitzen sanft Ruizas Wange. Er seufzte ein Mal schwer. »Seit Uruha gestern über mich hergefallen ist und ich ihn nicht wegstoßen konnte, ist viel passiert. Und ich kann dir nicht einfach ein Nein geben, wenn da doch noch die Möglichkeit besteht, dass ich mehr für dich empfinden kann.«
 

»Du sollst dich doch zu nichts zwingen!«
 

»Tue ich nicht. Ich habe nur eben bemerkt, dass ich nicht so hetero bin, wie man vielleicht von mir erwartet hat …« Er stockte. »Meine Fans werden unheimlich enttäuscht sein!«, stellte er mit Entsetzen fest und legte sich die Finger an die Stirn. »Ich, der einzige Mann in der Band …«
 

Ruiza begann zu prusten.
 

»Lach nicht! Und dann auch noch bisexuell oder schwul!«, erklärte er feierlich und durchaus laut mit einem breiten Grinsen.
 

Vor Schreck legte Ruiza ihm eine Hand über den Mund. »Bist du denn vollkommen plemplem? Da kannst du dich auch gleich bei Gazette auf die Bühne stellen und es deren Fans erzählen, wenn du hier so rumbrüllst …« Er sah noch immer das Lachen in den hübschen Augen, die ihn über seine Hand hinweg anfunkelten, und irgendwie konnte er auf dieses Lachen nichts anderes erwidern als selbst die Mundwinkel zu heben. Versonnen ließ er dann den Kopf zur Seite kippen.
 

Hide-zou küsste ihn. Auf die Handinnenfläche. Und er tat es wieder und wieder, bis Ruiza seine Hand wegnahm. »Yoshiyuki …« Dieses Mal klang er sehnsüchtig – und näherte sich Ruiza sehr vertraulich.
 

~~~
 

In der Zwischenzeit waren Aoi und Uruha wieder an der Messehalle angekommen, hatten den Gabelstapler wieder abgestellt. Aoi flüsterte Uruha zu, dass vielleicht niemand bemerkt hätte, dass sie damit gefahren waren. Ja, dachte Uruha angesäuert, außer den Fans, die vor der Halle gewartet hatten, sicher niemand. Äußerst unauffällig für zwei Visual Kei-Stars schlichen sie zurück ins Gebäude, am Buffet vorbei, an dem sie von Asagi höchstpersönlich nebst Hiroki und Tsunehito weitergeschickt wurden, weil man schon nach ihnen gesucht hatte.
 

Mit schuldbewusst gesenktem Kopf zogen sie weiter und erkannten auf dem richtigen Flur angekommen schon von Weitem Kais Rasterzöpfe, die sehr unruhig auf seinem Rücken hin- und herwippten.
 

Reita stand an der Wand gelehnt und hielt sein Handy in der Hand, während er immer wieder etwas sagte, das Kai nur die Arme hochreißen ließ.
 

»Hallo, Leute! Sollten wir nicht langsam auf die Bühne?« Im Graben war Aoi schon immer toll gewesen – besonders gut war er darin, sich selbst Gräber zu schaufeln …
 

»Wo ward ihr, verdammt noch mal?!« Kai stürzte auf sie zu und verpasste Aoi eine nicht ganz liebevolle Kopfnuss. »Wir haben euch beide schon zigtausend Mal angerufen! Wo ward ihr? Und wie seht ihr überhaupt aus?! So können wir doch nicht auf die Bühne!«
 

»Kai …« Uruha versuchte, ihn zu beschwichtigen. »Wir haben immer noch zwanzig Minuten bis zum Auftritt. Und so schlimm sehen wir doch gar nicht aus! Nichts, was unsere Super-Stylisten nicht hinbekommen würden.« Kokett zwinkerte er ihrer Stylistengruppe zu. »Also -« Er packte Aoi am Arm und zog ihn an Kai vorbei. »- werden wir uns dann noch mal aufhübschen lassen. Wir sind in fünf Minuten fertig.«
 

Kai grummelte und blickte den Beiden mit einem tiefen unwilligen Laut in der Kehle nach. Sein neues Image passte sehr hervorragend zu seinem Gesichtsausdruck.
 

Reita konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. »Er hat dich ausgebremst, stimmt’s?«
 

»Pah. Dafür bekommen sie gleich was zu hören. Und wenn sie sich nicht an die Vorgaben halten, gibt es nach dem Konzert Saures!«
 

Dazu sagte der Bassist nichts mehr, sondern schüttelte nur den Kopf.
 

Ruki lachte währenddessen über Aois Gesichtsausdruck, dem einzelne Blätter aus den Haaren gezupft wurden.
 

»Die hätten da gar nicht hingeraten können!«, maulte der Rhythmusgitarrist los. »Ins Fahrerhäuschen sind kaum Äste geschlagen!«
 

Uruha hätte sich gern die flache Hand an die Stirn geknallt, hätte man nicht gerade sein Augen-Make-up aufgefrischt.
 

»Welches Fahrerhäuschen?«, fragte Ruki amüsiert und warf immer wieder einen Blick auf den Fernseher, der die Publikumsränge zeigte, die sich langsam, aber stetig füllten. Ohne Sitzgelegenheiten sah die Halle noch größer und irgendwie ungeordnet aus.
 

»Na das, in dem Uruha und ich – oh.« Seine Haare waren fertig, jetzt waren auch seine Augen dran. »Ich hab nichts gesagt. Vergiss es.« Er schloss die Augen und nahm sich die letzten paar Minuten die Ruhe, die er vor einem Konzert brauchte. Mission Spiegeläffchen ließ er heute einfach mal weg.
 

»Hm?« Ruki sah zu Uruha, der schüttelte nur lächelnd den Kopf.
 

»Die fünf Minuten sind um!« Mama Kai stand in der Tür und deutete auf sein Handgelenk, als würde er noch eine Armbanduhr tragen.
 

»Fertig«, sagte der Stylist an Aoi gerichtet, der ihn anlächelte, sich schnell bedankte und sofort vor Kai erschien.
 

»Alle vollzählig!«, berichtete Reita amüsiert und kassierte einen von Kais bösen Blicken.
 

»So, ab zur Bühne.« Gemeinsam, Kai voran, gingen sie zum hinteren Bühneneingang.
 

Auf dem Weg dorthin griff Uruha nach Aois Hand und verflocht seine Finger mit ihm. Aois Gesicht nahm einen zarten Rosaton an, der durch sein Make-up kaum sichtbar war. Uruha lächelte zuckersüß. Das Rosa wurde stärker.
 

An ihrem Ziel angekommen bildeten sie ihren üblichen Kreis der Verdächtigen und legten einander die Arme auf die Schultern. Kai erhob seine Stimme: »Endlich sind wir hier angekommen …«
 

»Manche früher, manche später«, warf Reita ein.
 

»Kai, das klingt, als wolltest du für den Tokyo Dome üben, in dem wir eines Tages spielen werden!« Aoi lachte.
 

»Mach dich nicht über meine Träume lustig!« Ruki zog eine Schnute.
 

»Das hab ich gar nicht gemacht!« Der Rhythmusgitarrist pustete sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Es ist auch mein Traum, du … Sänger.«
 

Jetzt musste Ruki doch wieder lachen. »Du hast dir auch schon mal bessere Beleidigungen einfallen lassen!«
 

Uruha grinste.
 

Kai drohte langsam, die Geduld zu verlieren. »Haltet endlich die Klappe!«
 

Sehr schuldbewusste Blicke ruhten nun auf ihren Schuhspitzen.
 

»Also, endlich sind wir hier angekommen … das V-Rock-Festival ist einer unserer weiteren Meilensteine, die wir mit Freude erklimmen. Wir wollen heute unser Bestes geben und an unsere Grenzen gehen. Besonders ihr Zwei …« Er sprach nun Aoi und Uruha direkt an, die ihn mit großen Augen bedachten. »Ich will, dass ihr alles gebt … Habt Sex auf der Bühne.« Gemeinschaftliches Zucken in der Runde. »Wir schreiben heute Geschichte. Ich verlange heute alles von euch ab – und so wie ich die Situation einschätze, könnt ihr uns eine ganz gute Show bieten!« Er lächelte wieder. Und zeigte so, dass Leader-sama, obwohl er nicht immer zugegen war, trotzdem fast alles mitbekam. »Unsere Fans sind hier«, erklärte er jetzt wieder an alle gerichtet, »sie haben die

letzten zwei Tage so viel gesehen. Wir wollen ihnen den perfekten Abschluss für ein perfektes Festival bieten!«
 

Uruha wiederholte und sah dabei Aoi in die Augen: »Wir schreiben heute Geschichte …«
 

Kai rief: »GAZETTE!«
 

Er bekam die Antwort: »ROCKZ!«
 

~~~
 

»Da sind ja unsere verlorenen Schafe wieder!« Hiroki sprang auf und ließ die beiden Gitarristen durchgehen.
 

Alle verbliebenen Bands hatten in der Halle leider nicht die Möglichkeit, vollkommen unbemerkt dem Headliner Gehör zu schenken, also saßen auch viele in Räumen Backstage und beobachteten das Spektakel über Monitore.
 

Ruiza hatte seinen Kragen hochgestellt und versteckte seine Lippen dahinter. Hide-zou trug seine Fliegenbrille und grinste etwas schief, als er sich zwischen Hiroki und Asagi setzte. Ruiza nahm zwischen Asagi und Tsunehito Platz. Verkehrte Reihenfolge irgendwie …
 

Asagi stupste Ruiza an. »Alles okay?«, flüsterte er.
 

»Hm«, bejahte der Kleinere.
 

»Hat sich Hide sehr doof angestellt?«, fragte Tsunehito frech und vor allem laut.
 

»Hm?!« Ruiza leuchtete puderrot.
 

»Hat er dir wehgetan?« Der König der Dunkelheit kam wohl in ihm hoch, denn Asagi brummte sehr. Es wirkte, als würde er seinem Ritter an die Gurgel springen, hätte er seinem Lieblingsritter etwas angetan.
 

Der Leadgitarrist saß sofort kerzengerade, sodass sogar sein Hals zu sehen war. »Nein, natürlich nicht!«, sagte Ruiza sofort und wollte sich gleich wieder einmurmeln, doch Tsunehito hielt ihn davon ab, indem er ihn am Kragen festhielt.
 

»Was hast du da?«, fragte er ebenso laut wie zuvor.
 

Hinter ihnen wurde schon Gemurmel laut.
 

»Ja, was hat er denn da?«, schaltete sich Hiroki nun auch noch ein, beugte sich nach vorn, über Hide-zous Schoß hinweg und wollte auch gucken.
 

»Nichts«, versuchte Ruiza die Situation hastig zu entschärfen. »Absolut nichts!«
 

»Dein ‚Absolut nichts’ sieht aber verdammt nach `nem Knutschfleck aus, Rui-chan!« Zero von D’espairsRay saß hinter ihm und schmunzelte vor sich hin.
 

»Hast du ihn dir endlich geschnappt?«, fragte Karyu hinter Asagi.
 

»Wurde aber auch Zeit«, murmelte Hizumi, der hinter Asagi saß und nichts vom Bildschirm sah.
 

»Könntet ihr jetzt endlich die Schnäbel halten?! Es gibt hier tatsächlich Leute, dich sich das Konzert angucken wollen!«, maulte Tsukasa und klatschte mit Hide-zou ab, der ihm die Hand hinhielt.
 

Damit war Ruhe im Raum. Fürs Erste.
 

Ein leichtes Klatschgeräusch hallte durch den Moment der Stille, bevor Gazette ihre neueste Single ‚Before I decay’ zum Besten geben würden. Hide-zou rieb sich den schmerzenden Hinterkopf – und blickte vollkommen entsetzt ihren Sänger an.
 

Mehr Kommentare erfuhren Hide-zou und Ruiza nicht von ihren Kollegen.
 

P. S.
 

Tja, liebe T.,
 

was soll ich zu dem ganzen Chaos noch sagen? Ich hoffe, du hast beim Lesen genauso oft gelacht wie Ruiza und ich, wenn wir uns daran erinnern. Der kleine Blonde liegt übrigens gerade neben mir im Bett und beobachtet mich die ganze Zeit beim Schreiben, und oh, jetzt ist er rot geworden, weil er gemerkt hat, dass ich ihn hier erwähne. (Ich könnte ihn gerade fressen, so niedlich ist er !!)
 

Ich soll dir übrigens schöne Grüße bestellen von den GazettE-Jungs und auch von Asagi, Tsune und Hiroki. Letzteren hab ich – nebenbei bemerkt – dieses ganze Chaos zu verdanken. Er hat mir später im Suff verraten, dass er Uruha auf mich angesetzt hat, um meine ‚schwule Seite’ aus mir herauszukitzeln!
 

Kannst du dir das vorstellen?! Alles Lügner und Verräter hier!!
 

Uruha hat mir gesagt, dass er selbst ganz überrascht war, dass ich so auf sein Flirten angesprungen bin. Aber das mit Aoi war nicht geplant. Hirokis Kommentar dazu war ein schlichtes: »Ich liebe es, wenn Pläne funktionieren …« Dann hat er gelacht und fünf Minuten später ist der Typ doch wahrhaftig auf dem Tresen eingepennt – das sind mir die Richtigen.
 

Und dann hat der uns eben noch so unliebsam aus dem Bett geklingelt. »Are you fish?« Wenn ich das schon höre … aber wenn ich so auf Ruiza schaue, der hier die ganze Zeit halbnackt Konfetti aufsammelt, von dem er mehr im Haar hat als in den Händen, was megasüß ist, muss ich ihm dankbar sein und das bin ich auch von ganzem Herzen. Auch wenn sein

gellend schriller Geburtstagsgruß meinen kleinen Lieblingsgitarristen aus dem Bett hat rumpeln lassen …
 

Ich wollte dir nur sagen, dass die, die am 19.11. geboren wurden, echt coole Typen sind – aber das weißt du

bestimmt aus eigener Erfahrung. Sie sind zielstrebig, ehrlich, witzig und fleißig – und genau deshalb

werde ich Ruiza nun helfen, alle Konfettischnipsel einzeln aufzusammeln und dann …. tja, dann … werde

ich seinen ganzen Körper damit dekorieren. Und wenn ich ganz meine, dann meine ich ganz, denn – wie

du weißt – machen wir am 19.11.-Geborenen keine halben Sachen!
 

Also bis vielleicht bald!
 

Dein Hide-zou



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von: abgemeldet
2014-12-02T21:06:52+00:00 02.12.2014 22:06
Toller FF.^^
Hat mir sehr gut gefallen.^^
Irgendwie schade, dass er schon vorbei ist. ^^

Lg^^
Von: abgemeldet
2014-12-02T18:14:16+00:00 02.12.2014 19:14
Hi,^^
mir gefällt der FF bis jetzt super gut.^^
Werde gleich auch die anderen Kapitels lesen.^^

Lg^^
Von:  Rockryu
2014-02-12T19:15:07+00:00 12.02.2014 20:15
Gott, ich musste so lachen bei der Aktion mit dem Gabelstapler. Das war so absurd und gleizeitig... XDDDDD
Von:  Kanoe
2013-12-27T10:00:54+00:00 27.12.2013 11:00
ich liebe eure ffs *blinker*
auch wenn die etwas schräg war... nur asagi würde mich jetzt brennend intressieren
Von:  Seritoja
2013-12-12T17:27:01+00:00 12.12.2013 18:27
xD OMG Mädels. Das war bisher eindeutig eure aller schrägste Fanfiction, aber ich hatte gut zu lachen und zu schmunzeln.
Von:  BlackAngelKai
2013-11-28T07:38:47+00:00 28.11.2013 08:38
Interessante Story... :D
Das einzige, was ich mich jetzt frage: 2 tolle Stunden mit Uruha, aber kein Sex, und trotzdem ist Uruha gut drauf und anschmiegsam? Ich wäre ziemlich angepisst, wenn jemand unter mir einpennen würde... bin mal auf die Auflösung gespannt... und auf die Verfolgungsjagd! XD Verspricht ja spannend zu werden...

LG
Von:  Kanoe
2013-04-08T16:56:48+00:00 08.04.2013 18:56
weiter weiter weiter bitte
*ruiza unauffällig eine pfanne reicht um hide-zou damit zu schlagen*
bitte weiter
Von:  Seritoja
2013-04-07T22:09:38+00:00 08.04.2013 00:09
O_____________________O
Weiter?
Bitte? *auf knien rumrutsch*

Von:  DragonSoul
2013-04-05T23:01:20+00:00 06.04.2013 01:01
Naaaarrrgh Dx wie könnt ihr denn jetzt aufhören? das geht ja mal so gar nicht XD
Das wieder ein wirklich tolles Kapitel <3
Von Anfang bis Ende gut zu lesen..wie gesagt ich wollt gar nicht das es aufhört XD
Ich Stock zwar ab und an noch was mit den Namen x"D wer wer war, aber das liegt dran das ich mich nicht so wirklich mit "D" auskenne..trotz allem ich muss unbedingt wissen wies denn nun weiter geht ^.^
hoffe wir bekommen das nächste auch bald zu lesen ;) nur weiter so.
Lg sui :)
Von:  ruhapoopie
2013-04-05T21:03:42+00:00 05.04.2013 23:03
Sehnsüchtige habe ich auf Kapitel 2 gewartet, an der ENS am Mittag regelmäßig die Seite aktualisiert, bis es oben war. :D
Okay, ich kann euch nur anflehen, zügig das 3. Kapitel hoch zu Laden! Das Ende macht mich fertig - kommt jetzt alles raus? AAAAH!
Das Kapitel gefiel mir wieder sehr gut und ich finde Uruhas viel versprechende Andeutungen sehr sehr gut ;D
Weiter so!


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