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Captain Mary Sue Janeway

VOY
von

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Captain Mary Sue Janeway

Als Captain Kathryn Janeway an diesem Morgen erwachte und sich bereit mache, ihren Dienst wie gewohnt anzutreten, fühlte sie sich so großartig wie noch nie zuvor, seit das Raumschiff Voyager in vom Fürsorger in den Delta-Quadranten geschleudert worden war. Sonst quälten sie immer gewisse Sorgen um Crew und Schiff, Bedenken ob der ungewissen Zukunft und ihres gefährlichen Weges nach Hause, doch heute war keiner der sonst düsteren Gedanken anwesend.

Stattdessen sprang sie so schwungvoll aus dem Bett, dass sie sich kurz fragte, ob Q seine Finger im Spiel haben könnte. Dann verwarf sie den Gedanken wieder. Sie war schließlich Kathryn Janeway, der Captain dieses grandiosen Raumschiffs, und durfte sich schon allein aufgrund dieser Tatsache großartig fühlen.

Als sie ihr Haar kämmte, kam es ihr länger vor als zuletzt. Vor einer ganzen Weile hatte sie es zu einem praktischen kinnlangen Haarschnitt gekürzt – so rutschten wenigstens nicht ständig Haarsträhnen aus der Frisur, wenn die Voyager in kritische Situationen geriet, und lenkten sie nicht zu einem so ungünstigen Zeitpunkt ab. Ja, irgendwie reichten ihr die Haare nun bis auf die Schultern. Seltsam. Und dieser Glanz war auch ein wenig irritierend. Dann zuckte sie mit den Schultern, richtete ihre Uniform und machte sich auf dem Weg ins Casino, um sich ihren morgendlichen Kaffee zu holen. Ohne Kaffee ging schließlich gar nichts!
 

Neelix, Talaxianer, Schiffskoch und Moraloffizier, reichte Janeway routiniert eine Tasse mit heißem Kaffee. Genüsslich schnupperte sie daran, ehe sie den ersten Schluck nahm.

„Och, Neelix, das Zeug ist... ungenießbar!“, beschwerte sich in diesem Augenblick Lieutenant Tom Paris, der Steuermann, über das Frühstück. Janeway warf einen Blick auf seinen Teller. Dieses nudelartige Zeug neben eierfarbener Creme und undefinierbarem Gemüse sah auch wirklich diskussionswürdig aus.

Und während eine hitzige Diskussion zwischen Koch und Steuermann entbrannte, schob sie sich zu den Töpfen, streute einige Gewürze hinzu und schlug Paris trocken vor: „Probieren Sie noch einmal. Es sollte jetzt schmecken.“

Verblüffte Blicke folgten ihr, während sie lächelnd mit ihrem Kaffee das Casino verließ.

Paris probierte vorsichtig das neu gewürzte Essen und nickte anerkennend.

„Sie hat Recht.“

„Aber seit wann kann Sie mit ptarianischen Gewürzen kochen?“, fragte Neelix verwundert.
 

Auf der Brücke erwartete sie die geschäftige Stille des normalen Tages. Tuvok hatte seine Station gerade übernommen und Harry Kim eilte etwas verspätet an seine. Commander Chakotay sah sie an, lächelte und machte ihren Sessel frei.

Janeway erwiderte sein Lächeln und ließ sich nieder.

„Statusbericht?“, fragte sie und schaute ihren ersten Offizier an.

„Alles ist bestens. Der Doktor meldet ein paar kleinere Blessuren bei den Teammitgliedern, die an dem von Tom Paris initiierten Tennis-Turnier teilgenommen haben, ansonsten ist alles ruhig. Auf unserem Kurs haben wir einen Nebel der Klasse drei und zwei potenziell bewohnte Planeten der Klasse M ausgemacht.“

„Klingt nach einem unspektakulären Tag.“ Janeway lächelte.

„Was durchaus positiv ist.“ Chakotay erwiderte ihr Lächeln und kam nicht umhin festzustellen, dass sie heute ungewöhnlich stark zu strahlen schien. Sie wirkte gelöster und fröhlicher als er es üblicherweise gewöhnt war. Normalerweise war Janeway ein Sinnbild des einsamen Captains, der eher für sich blieb und viel vor sich hingrübelte und überlegte, auch wenn sie in den letzten Monaten offener gegenüber der Crew geworden war.

„Eindeutig. Am nächsten Tennis-Turnier könnte ich teilnehmen.“ Janeways Lächeln wurde etwas versonnener, während sie eine Haarsträhne zwischen den Fingern drehte. Auch das war etwas, das Chakotay das erste Mal an ihr bemerkte. Seine inneren Alarmglocken begannen, sich bemerkbar zu machen.

„Gibt es etwas Neues zu den Spezifikationsänderungen der Schildmatrix?“, erkundigte sich der Captain nun.

„B‘Elanna arbeitet noch daran.“

„Vielleicht sollte ich mir das einmal ansehen. Immerhin steht uns ja wohl ein ruhiger Tag bevor.“ Janeway zwinkerte Chakotay zu und seine Alarmglocken schrillten laut und vernehmlich los. Irgendetwas stimmte hier nicht.

„B‘Elanna würde sich sicher über die Unterstützung freuen.“

„Ganz sicher.“ Janeway lächelte wieder dieses breite und strahlende Lächeln, das ihn ganz unruhig machte. „Immerhin bin ich eine ausgezeichnete Ingenieurin. Wäre ich nicht Captain geworden, wäre ich Chefingenieur.“ Damit verschwand sie noch immer lächelnd in ihren Bereitschaftsraum.

Chakotay starrte ihr verblüfft nach.

„Sir, darf ich offen sprechen?“, fragte in diesem Augenblick Tuvok.

„Was ist bloß mit dem Captain los?“, platzte Harry Kim einen Wimpernschlag später heraus. Der Fähnrich starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die nun geschlossene Tür des Bereitschaftsraums des Captains. „Und seit wann hat sie eine violette Strähne?“

„Tuvok?“ Chakotay schaute den Sicherheitschef an.

„Ich teile die Beobachtungen von Mr. Kim voll und ganz, auch wenn ich damit nicht so... herausgeplatzt wäre.“ Tuvoks vulkanische Miene ließ ein wenig Herablassung durchklingen.

„Aber, Tuvok, es ist doch...“, wollte sich Kim rechtfertigen, aber Chakotay winkte ab.

„Es ist unübersehbar, dass Sie beide Recht haben. Und ich sehe das Gleiche. Ich glaube, mit dem Captain stimmt etwas nicht.“

„Und was tun wir?“, fragte Kim aufgeregt.

„Ein Check-Up beim Doktor wäre sinnvoll.“ Tuvoks Vorschlag hatte Hand und Fuß, aber ein Problem: „Und wie sollen wir sie davon überzeugen?“ Chakotay zog fragend eine Augenbraue hoch.

„Das dürfte in der Tat das größte Hindernis sein...“, erwiderte der Vulkanier nachdenklich. „Ich fürchte fast, wir müssen sie austricksen.“ Das galt insbesondere angesichts der Tatsache, dass Captain Janeway in der Crew berühmt dafür war, sämtliche notwendigen Routineuntersuchungen so weit wie möglich hinauszuschieben.
 

Und so verbrachte die Brückencrew den Vormittag damit, den Captain mit Argusaugen zu beobachten. B‘Elanna Torres war nach einer Stunde in den Bereitschaftsraum gerufen worden und wutschnaubend ob der Einmischung des Captains und staunend angesichts der von ihr entwickelten Spezifikationen wieder von dannen gezogen, Tom Paris hatte Tricks in Sachen besserer Steuerung der Voyager erhalten und Harry Kim war bezüglich besserer Scantechniken aufgeklärt worden. Selbst Tuvok hatte einen ungebetenen Vorschlag für die Optimierung der Trainingseinheiten seiner Sicherheitsoffiziere erhalten.

Alle fünf waren mittlerweile davon überzeugt, dass sie den Captain auf die Krankenstation schaffen mussten. Sie hatten nur noch keine Ahnung wie.

Es war der Doktor, den sie eingeweiht hatten und der schließlich den vielversprechendsten Vorschlag machte: „Sagen Sie ihr, dass es Probleme mit meiner Holomatrix gibt.“

„Doktor, das ist...“, setzte Tuvok an, doch Chakotay unterbrach ihn.

„...eine grandiose Idee. Da sie nicht an sich halten kann und alle Probleme an Bord gerade selbst lösen muss, wird sie sich auch dieses nicht entgehen lassen.“

„Exakt.“ Der Doktor nickte entschlossen.
 

„Statusbericht.“ Janeway ließ sich in ihren Sessel fallen und blickte Chakotay aufmerksam an. Sie hätte sich die Daten auch eben selbst ansehen können, aber dazu sprach sie dann doch viel zu gerne mit ihrem ersten Offizier.

„Alle Decks melden volle Einsatzbereitschaft. Nur der Doktor scheint momentan einige Probleme mit seiner Holomatrix zu haben. Fähnrich Kim wollte sich gerade darum kümmern.“

„Oh, ich komme mit. Das klingt spannend.“ Gesagt, getan.

Kurz darauf fand sich Harry Kim mit dieser ungewöhnlichen Kathryn Janeway im Turbolift wieder. Und zum ersten Mal ging ihm auf, dass sie irgendetwas mit ihrer Uniform angestellt haben musste. Sie saß an einigen Stellen auf einmal viel körperbetonter als je zuvor. Am liebsten hätte er die Flucht ergriffen.
 

„So, was haben wir denn für ein Problem?“, rief Janeway fröhlich, als sie die Krankenstation betrat und der Doktor – von Torres mit einem harmlosen Flackern versehen – vor ihr stand.

„Das sehen Sie doch!“, fauchte der Doktor sie auf seine grummelige Art an. Die Chefingenieurin stand daneben und zuckte die Achseln.

„So ist er schon die ganze Zeit.“

„Na, dann schauen wir uns das doch mal an.“ Und während sich Janeway der Konsole widmete und die Programmierung des Doktors prüfte, setzte dieser wiederum einen Gesamtscan des Captains an. Torres knetete unruhig ihre Hände und hoffte, dass sie die kleine Flackerergänzung des Programms gut genug versteckt hätte, dass sie dem Captain erst spät auffallen würde – insbesondere, da sie sicherlich mit einer solch simplen Ursache des angeblichen Problems rechnen würde.

„Faszinierend. Ich kann keine Ursache feststellen“, sagte Janeway schließlich mit gerunzelter Stirn und ließ einige Brocken Fachchinesisch fallen, die Torres und Kim mit einem angemessenen Beeindrucktsein quittierten. Eine solch schnelle Untersuchung war wirklich bemerkenswert.

„Papperlapapp. Schauen Sie sich lieber das hier an“, fuhr der Doktor sie an und zeigte auf seinen eigenen Monitor. Wieder flackerte er, doch das war in diesem Augenblick allen egal.

„Was ist das?“ Janeway legte die Stirn in Falten. Diese Daten sahen gar nicht gut aus! Ein Crewmitglied war vollkommen mit außerirdischen Viren verseucht! „Oder besser: Wer ist das? Derjenige muss sofort in Quarantäne.“

„Ist das ein Befehl, Ma‘am?“, fragte Kim vorsichtig nach.

„Natürlich!“ Empört sah sie ihn an.

„Computer, Quarantänefeld der Stufe neun um Captain Janeway errichten“, befahl Harry Kim entschlossen, wenngleich auch mit zitternder Stimme.

„Was soll das, Harry?“ Zornig funkelte der Captain den Fähnrich an, als das Kraftfeld sie eingeschlossen hatte und sich nun nur noch auf Befehl des Doktors aufheben lassen würde.

„Captain, das sind Ihre Daten“, sagte der Doktor ruhig.

„Was...? Aber wie ist das möglich? Ich fühle mich großartig!“

„Genau das dürfte die Wirkungsweise dieser Viren sein“, sagte der Doktor und knurrte dann Torres an: „Schalten Sie endlich dieses elende Geflacker ab, Lieutenant! Ich muss arbeiten!“
 

Gemeinsam mit Janeway gelang es dem Doktor innerhalb kürzester Zeit das Virus aus ihrer Blutbahn zu isolieren und ein Gegenmittel zu entwickeln. Dabei kamen ihnen die neuen schier übermenschlichen Fähigkeiten des Captains sehr entgegen.

„Captain, nur diese Injektion und alles ist vorbei“, sagte der Doktor und hob das Hypospray.

„Genau das ist es, was mir Sorgen macht.“ Janeway lächelte ein schiefes Lächeln. „Mit meinem Wissen und meinen übermenschlichen Fähigkeiten könnte ich der Crew helfen, schneller nach Hause zu kommen. Im Moment kann ich alles erreichen, was ich will.“

„Aber Sie sind nicht mehr die gleiche, Captain.“ Chakotay hatte sich auf der Krankenstation eingefunden, um Janeway bei dieser Entscheidung zu unterstützen. Wie so oft erwies er sich als ihr engster Freund und ihr bester Verbündeter.

„Wäre das nicht ein geringer Preis für all den Nutzen?“

„Captain, wir wissen nicht, wie das Virus auf Dauer wirkt. Es könnte Sie innerhalb kurzer Zeit reglrecht Ausbrennen und dann Sterben lassen“, warf der Doktor ein.

„Ich wiederhole: Wäre das nicht ein geringer Preis für all den Nutzen?“

„Nein. Es wäre ein zu hoher. Denn Sie haben einmal gesagt, dass jedes einzelne Crew-Mitglied für die Voyager äußerst wertvoll ist. Das gilt auch für den Captain. Und außerdem...“ Und jetzt umspielte ein weiches Lächeln die Lippen des Commanders. „Würden Sie uns mit ihrem aktuellen Auftreten noch alle wahnsinnig machen, ehe wir auch nur in die Nähe des Alpha-Quadranten gekommen wären.“

Janeway erwiderte das Lächeln schwach und nickte dann dem Doktor zu, damit er ihr das Hypospray verabreichte.
 

Als Captain Kathryn Janeway an dem nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Sie hatte das Gefühl, als wenn sie die Voyager die letzten Lichtjahre per Hand angeschoben hätte. Müde kletterte sie aus dem Bett und schlich ins Bad. Der Blick in den Spiegel bescherte ihr keinen besonders positiven Anblick. Ihre Augen waren matt und müde und die Sorge, die Crew niemals nach Hause zu bekommen, ergriff sie. Dann straffte sie die Schultern und rief sich zur Ordnung. Sie war schließlich mit vielen großartigen Frauen und Männern auf dieser Reise unterwegs und sie würde es nicht zulassen, dass ihnen etwas geschah. Nein, sie würde sie alle nach Hause bringen.

Mit neuem Optimismus und auf der Suche nach einer Tasse Kaffee verließ sie ihr Quartier und startete in einen weiteren Tag im Delta-Quadranten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  leni1983
2013-12-07T22:00:47+00:00 07.12.2013 23:00
Hallo,
deine Idee ist einfach genial. Die Geschichte zeigt zum einen sehr deutlich das Problem an allen Mary Sue Charakteren und sie enthält meiner Meinung auch noch eine Moral: Perfektion ist eben nicht unbedingt besser, denn Captain Janeway war dadurch nicht mehr sie selbst. Jeder hat Stärken und Schwächen und so sollte es auch sein. Erst dadurch, dass alle wir Schwächen haben, können wir über uns selbst hinaus wachsen und nach etwas streben...
Du hast alle Charaktere toll getroffen, das ist mir an Fanfics immer besonders wichtig. Die Idee mit dem Virus war auch klasse. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen.
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Leni
Von:  Phase
2013-11-26T08:17:05+00:00 26.11.2013 09:17
Ich bin gerade eher durch Zufall über diese FF gestoßen, aber Titel und Kurzbeschreibung haben mich sehr angesprochen, deswegen habe ich dann doch gleich mal in die Geschichte hineingelesen.

Sowohl vom inhaltlichen, als auch von deinem Schreibstil her gefällt mir die Geschichte wirklich gut. Die Idee, dass Janeway zu einer Art Mary Sue wird und ihre Crew ein wenig davon genervt ist und beschließt, dass man da doch was ändern müsste, finde ich wirklich toll umgesetzt.
Das hätte eigentlich mal eine Gag-Episode in der Serie sein müssen - ich konnte mir die Figuren in dieser Geschichte wirklich sehr gut vorstellen.
Der Plan die aktuelle Hilfsbereitschaft des Captains auszunutzen finde ich wirklich schön und es hat ja auch geklappt. Als der Doktor am Ende wegen des Flackerns genervt war, das hat richtig super zu ihm gepasst.
Schade, dass Janeway am Ende doch der Umwandlung zugestimmt hat. Ein bisschen mehr Sue-Janeway-Aktion wäre schon cool gewerden.

Ein toller Kniff ist, dass am Ende dann Janeway in "richtiger" Version am nächsten Tag einmal aufstehen darf und man dann doch den krassen Unterschied bemerkt, der zwischen ihrer Sue-Version und ihr selbst liegt.

Ich als Janeway-Fan habe die FF sehr genossen, eine wirklich sehr schöne Geschichte! :D
Vielen Dank für's Onlinestellen, das hat mir gerade den Morgen sehr versüßt. ^^
Liebe Grüße,
Phase


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