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Digimon 24

Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 12 Uhr mittags und 12 Uhr mittags des folgenden Tages statt.
von

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As He Waits Dreaming

DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT DAS IST NICHT TOT WAS RUHT IN EWIGKEIT DENN IN ÄONEN FERN ERLIEGT DER TOD DER ZEIT
 

Nichts war zu hören, außer einem dumpfen Aufprall. Das Tagebuch war ihr aus den Händen gerutscht und zu Boden gefallen.
 

Sie starrte sie noch immer an, diese Hände. Diese Hände konnten das nicht geschrieben haben.
 

Ihr ganzer Körper zitterte. Zitterte wie ein fremdes kleines Tier unter dem gnadenlosen Blick eines Raubtieres. Ihr Atem kam keuchend und stoßweise. Die feinen Linien ihrer Hände verschwammen vor ihren Augen.
 

Wer bist du?
 

Was willst du von mir?
 

Und warum bist du zurückgekommen?
 

* * *
 

Wo will er nur mit mir hin? Ich glaube er weiß es selbst nicht.
 

Das Dickicht endete an einem schmalen Kiesweg, der sich zwischen Büschen und Bäumen hindurchschlängelte. Sie befanden sich mitten im Wald, genauer gesagt, in einem Waldstreifen, am Rand des Odaiba Parks. Sonnenlicht funkelte durch die hohen Baumkronen, und malte geheimnisvolle Muster auf den Boden. Menschen waren keine zu sehen, oder zu hören, das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, waren die Rufe der Vögel, und dann und wann ein Rascheln im Unterholz. Unglaublich, daß es so einen Ort mitten in der Stadt geben konnte.
 

Wir sind allein. Kein Mensch in der Nähe. Perfekt.
 

Ken sah sich um. "Ich meine, was machen wir hier überhaupt?"
 

Nichts da, was man als Waffe benutzen könnte. Nur gut, daß ich Kampfsport betreibe.
 

"Du bist ja überall dreckig, Ichijoji-kun!" zog Daisuke ihn auf. "Keiner hört einem zu, der überall dreckig ist." Daisuke hüpfte auf das hölzerne Geländer, das am Wegrand entlanglief, und turnte darauf herum. "Deine Mutter würde einen Tobsuchtsanfall kriegen, und dich bei lebendigem Leibe in die Waschmaschine stecken.".
 

Er ist wirklich noch ein richtiges Kind, nur Spielereien im Kopf .
 

"Schau dich erstmal selber an, siehst aus wie ein Waldschrat." Ken setzte sich auf das Geländer, und verzog leicht das Gesicht, als er sein verletztes Bein ausstreckte.
 

Wenn er versucht wegzulaufen, kann ich ihn nicht einholen.
 

"Häh? Ein was?" Verständnislos sah Daisuke ihn an. Als er versuchte, über Ken zu steigen, um weiter zu balancieren, verlor er das Gleichgewicht, und plumpste etwas unsanft ins Gras.
 

Ich muß ihn ganz plötzlich überraschen, so daß er keine Chance hat, zu reagieren.
 

"Na, ein Waldschrat. So eine Art Troll, der im Wald lebt." Ken streckte die Hand aus, und zog Daisuke hoch. "Du siehst aus, wie einer, weil deine Haare voller Blätter und Zweigstückchen sind. Die müssen hängengeblieben sein, als wir durchs Dickicht gekrochen sind."
 

Vielleicht fällt er drauf rein. Naiv genug ist er.
 

"Machst du sie mir raus, ja?" Daisuke hockte sich zu Ken aufs Geländer, und Ken fing an die Blätter herauszuplücken. Daisuke schloß genießerisch die Augen, und lehnte den Rücken an Ken's Brust.
 

Jetzt nur nichts überstürzen, sonst wird er mißtrauisch. Ich warte, bis er sich vollkommen sicher fühlt
 

"Du machst das wohl nicht oft, wie?"
 

Außerdem macht es solchen Spaß mit ihm zu spielen. Schade, daß ich nicht mehr Zeit habe.
 

"Was denn?" Ken schien ein ganz besonders hartnäckiges Zweigstückchen hinter Daisuke's rechtem Ohr entdeckt zu haben.
 

Ich könnte ihn einfach behalten. Als mein Spielzeug. Schließlich bekomme ich immer alles, was ich will.
 

"Durchs Dickicht kriechen. Oder unter Zäunen durch. Einfach mal abhauen, und irgendeinen Blödsinn machen. Oder auch einfach mal überhaupt gar nichts."
 

Nein, zu gefährlich. Langsam sollten sich meine Hände mal ein bißchen selbständig machen.
 

"Eigentlich nicht, nein." Ken's linke Hand durchforstete weiterhin Daisuke's Haare, während die rechte über seine Wange streichelte, und schließlich auf dem Kinn liegenblieb. "Ich hab' immer sehr viel zu tun, muß lernen und so. Da bleibt keine Zeit für kindische Spiele."
 

Wärme in meinem Bauch. Dieses Gefühl hatte ich schon einmal. Beim Fußballspiel, als er mich umgerissen hat und plötzlich auf mir gelegen lag.
 

"Kindische Spiele? Aber du bist doch ein Kind!" Daisuke legte den Kopf weit in den Nacken zurück, um Ken ins Gesicht sehen zu können.
 

Wie einfach er es mir macht. Er fordert es ja geradezu heraus!
 

"Schon." Ken nutzte die Gelegenheit, ihn unterm Kinn zu kraulen. "Als ich noch klein war, hab' ich mir oft vorgestellt, ich könnte irgendwohin gehen, wo mir keiner sagen kann, was ich zu tun, oder zu lassen habe. In eine ganz andere Welt eben."
 

Er ist wirklich süß. So unschuldig. Eigentlich schade, daß es keine andere Lösung gibt.
 

Seine Finger glitten über Daisuke's Kehle. "Wo ich die Regeln mache, und immer alles tun kann, was ich will, und wozu ich Lust habe."
 

Aber meine Macht lasse ich mir nicht wegnehmen. Von niemandem. Auch von dir nicht. Selbst schuld.
 

Daisuke strahlte ihn an, und rieb den Kopf an seiner Schulter. "Wenn ich alles tun könnte, wozu ich Lust habe, würd' ich wahrscheinlich den ganzen Tag Fußball spielen. Und essen." Er schluckte, als sich auch die zweite Hand auf seinen Hals legte. "Und nie wieder Proben schreiben. Und vielleicht..."
 

Sayonara, Motomiya Daisuke-kun.
 

Meine Finger drücken zu, und im ersten Moment ist er wirklich viel zu überrascht, um zu reagieren. Erst dann beginnt er sich zu wehren. Seine Hände legen sich auf meine, verzweifelt versucht er den Schraubstock um seinen Hals aufzubrechen. Er zappelt und strampelt, hilflos, wie ein Häschen in der Schlinge. Ich lege meine Beine um seine, damit er nicht nach mir treten kann. Ich bin froh, daß ich ihm nicht ins Gesicht sehen muß. Sein ganzer Körper drückt sich gegen meinen, als er sich ein letztes Mal aufbäumt.
 

Aber jetzt ist es schon zu spät, seine Kräfte lassen langsam, aber sicher nach. Seine Hände lassen los, die Arme fallen nach unten. Sein Kopf sinkt an meine Schulter. Seine Haare streichen über meine Wangen und wischen die Tränen fort. Für einen kurzen Moment vergrabe ich das Gesicht in diesen Haaren, und atme ihren Geruch ein, dann lasse ich den warmen schlaffen Körper zu Boden gleiten.
 

Er liegt vor mir, wie eine verwelkte Blüte. Ich versuche nicht in seine Augen zu sehen, aber schließlich tue ich es doch, sie sind halb geschlossen, Tränen hängen an den langen Wimpern. Ich strecke die Hand aus, um ihm die Augen ganz zu schließen. Ich will sie nicht ansehen.
 

Etwas legt sich auf seine Stirn, als ich mich über ihn beuge. Es ist der zerbrochene Anhänger, den ich am Handgelenk trage.
 

Warum hab' ich diesen Anhänger? Motomiya-kun hat ihn mir nicht geschenkt, und er ist auch nicht zerbrochen.
 

Es ist alles ganz anders!
 

Oder doch nicht? Hab' ich nur geträumt?
 

Ich starre meine Hände an, es ist plötzlich so dunkel, daß ich sie kaum noch sehen kann. Und ich sitze nicht mehr auf dem Geländer, ich sitze in meinem Bett. Ich bin zu Hause in meinem Zimmer, also muß es ein Traum gewesen sein. Ich hab' ihn nicht umgebracht, sonst hätte er mir den Anhänger nicht schenken können.
 

Aber wie ist der Anhänger zerbrochen? Und warum kann ich mich nicht daran erinnern?
 

Meine Hände sind feucht und kleben. Ist das Schweiß? Oder Blut? Hab' ich ihn doch umgebracht, war es kein Traum? In meinem Gedächtnis fehlen Stücke der Zeit. Als hätte jemand einen Teil meiner Erinnerungen genommen. Als wäre etwas von mir fortgegangen, und hätte alles mitgenommen, was ihm gehört.
 

Ich weiß es wird zurückkommen
 

Meine Pyjamahose ist auch ganz feucht. Ich muß sie in die Waschmaschine stecken, bevor meine Mutter etwas merkt und einen Schock bekommt, weil ich langsam erwachsen werde. Aber ich glaube, es würde sie gar nicht interessieren. Es interessiert sie nie, was mit mir ist.
 

Ich weiß es wird zurückkommen, und dann wird mein Kopf wieder klar sein. Dann werde ich wieder verstehen, wer ich bin, und was meine Bestimmung ist. Die Digiwelt zu unterwerfen, und überall meine schwarzen Türme aufzustellen. Alle zu vernichten, die sich mir in den Weg stellen. Allem voran die Digiritter.
 

Warum?
 

Ich weiß, es wird zurückkommen, und dann werde ich es wissen. Weil es das Böse ist, und das Böse ist ein Teil von mir. Es kehrt immer zu mir zurück, weil es zu mir gehört. Wenn ich es vernichten wollte, müßte ich mich selbst vernichten.
 

Und wenn es wieder da ist, werde ich das tun, was ich an jenem Tag nicht tun konnte.
 

Ich werde Motomiya Daisuke töten.
 

Tsuzuku....

2002年5月31日 12:00 - 13:00

Disclaimer: Alle Digimon, und Erabareta Kodomo gehören nicht mir, sondern Bandai und Toei Animation. Ich leihe sie mir nur aus, und gebe sie (hoffentlich unbeschädigt) wieder zurück. Dies ist eine Fanfiction und ich mache keinen Profit damit.
 

Author: Yamato

Rating: R (FSK 16)

Spoiler: Große Spoiler für Folge 13 von 02, kleinere für alle Folgen davor

Summary: Eine seltsame Macht entführt Hikari ans Meer der Dunkelheit. Zur gleichen Zeit ereilt die DigiRitter aber ein Hilferuf. File Island wird vom Digimon Kaiser angegriffen.
 

Authors Note: Die Story bezieht sich auf Ashita wa kitto und Mukashi Mukashi kann aber auch unabhängig davon gelesen werden, da die wichtigen Plots aus diesen Geschichten in den Gedankengängen der Charas erklärt werden.
 

Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 12.00 und 13.00 statt.
 

Digitale Welt

Server Continent

Linusbucht

Bunte Scharen an Insektendigimon surrten zwischen den Klippen herum, ohne sich um die schäumende Gischt zu kümmern, die in regelmäßigen Abständen dazwischen hervorspritzte. Dann und wann wurde ein Paar empfindlicher Flügel jedoch so stark durchnässt, dass das dazugehörige Digimon in der Luft das Gleichgewicht verlor und hilflos zu Boden trudelte.
 

Normalerweise waren solche Geschöpfe nicht so unvorsichtig, sich in der Nähe des Wassers aufzuhalten. Diese jedoch wurden von einem Willen beherrscht, der weitaus stärker war als ihr eigener: Jedes einzelne von ihnen trug einen schwarzen Ring um ein Bein, eine Klaue, einen Hals oder Flügelansatz.
 

Eine Weile schon schienen sie alle ungeordnet durcheinander zu kreiseln, als wüssten sie selbst nicht so recht, was sie eigentlich hier taten. Aber wie auf ein geheimes Kommando hin, erhob sich der gesamte Schwarm, um die Verfolgung einer einzelnen fliegenden Gestalt aufzunehmen, welche zwischen den Felsen emporstieg. Diese hielt zunächst aufs offene Meer zu, aber als die ersten Mothmon die Maschinengewehre an ihren Hinterleibern ausfuhren, drehte sie doch ab und suchte wieder Deckung zwischen den Felsen. Keinen Augenblick zu früh, denn im nächsten Moment ratterte das Kanonenfeuer auch schon los.
 

Das Geschöpf war ein Unimon. Sein rubinfarbener Helm hatte inzwischen mehr als nur einen Kratzer abbekommen, auch die Flügel sahen ein wenig zerfleddert aus, und seine Flanken glänzten vor Schweiß. Dennoch schien sein Kampfgeist ungebrochen, seine Nüstern blähten sich wachsam und der Blick seines Visors glitt vorsichtig über den rauen Stein.
 

Spread Neigh!” Windklingen schossen aus der Spitze seines Horns und rissen mindestens drei oder vier der Angreifer zu Boden, welche das Pech hatten, gerade in Reichweite zu sein. Doch der Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten und die Insekten wussten jetzt, wo das mythische Tierdigimon sich aufhielt. Unimon faltete hastig die Schwingen zusammen, um weniger Zielfläche zu bieten und sprang mit großen Sätzen ein paar Felsen weiter.
 

Hier öffneten sich die Klippen zu einem schmalen Canyon, den, ungeachtet der Tatsache, dass diese Version der DigiWelt erst seit zweieinhalb Jahren existierte, vor Millionen von Jahren die See gegraben haben mochte. Der Boden war uneben und steinig, aber dennoch fiel Unimon in Galopp, um so schnell wie möglich wieder irgendwo Deckung nehmen zu können. Im Moment war keine der Felsritzen, die sich links und rechts neben ihm auftaten groß genug, um ihm Schutz zu bieten.
 

Während es immer noch rannte und gleichzeitig versuchte, den Angriffen auszuweichen, schlug der Gegenstand, den es um den Hals trug, rhythmisch gegen seine Brust. Es war ein Spiegel in Form einer Schildkröte, wobei die Spiegelfläche selbst den Panzer darstellte und die einzelnen Gliedmaßen, die aus schwarzem Edelstein gehauen schienen, an verschiedenen Seiten aus dem Rahmen wuchsen. Der Griff des Spiegel war in Form eines Schildkrötenkopfes gefertigt.
 

Shadow Sickle!” Nur ein beherzter Sprung rettete Unimon vor der Schockwelle eines Snimon und es wechselte von seinem Galopp in wilde Zickzacksprünge, die einem Reh ähnlicher waren, als seinem mythischen Artgenossen, dem Einhorn. Einen Augenblick lang zuckten die Flügel an seinen Seiten, als wolle es im nächsten Moment in die Luft aufsteigen, aber das plötzliche Wiedererscheinen einiger Mothmon belehrte es eines Besseren. Stattdessen rammte es sein Horn in die nächste Meereswelle, die vom Ozean auf die Küste zurollte und sich zwischen den Klippen brach.“Corn Thrust!
 

Wasser spritzte in alle Richtung, ausgelöst durch die Explosion an Energie. Hastig stoben die Insekten auseinander und einige ihrer Angriffe, welche auf Unimon gezielt hatten, lösten sich unkontrolliert, um oben in der Luft für Verwirrung zu sorgen.
 

Plötzlich wieherte das Digimon schmerzvoll auf, ein Streuschuss der Mothmon hatte seinen linken Vorderlauf erwischt. Auf drei Beinen hinkend tauchte es ins Wasser, das im Moment den einzigen Schutz bot.
 

Corn Thrust!” Die zweite Wasserexplosion war längst nicht mehr so mächtig wie die erste, erkaufte Unimon aber kostbare Sekunden, um seine Flügel zu spreizen und sich in die Luft zu erheben, der einzige jetzt noch mögliche Fluchtweg. Da es im Gegensatz zu den Insektendigimon Federflügel besaß, machte die Berührung mit dem Wasser ihnen nichts aus, lediglich das verletzte Bein drohte unter der Belastung nachzugeben.
 

Deadly Sting!” Der erste Stachel sauste haarscharf an Unimon’s Flügel vorbei, doch der nächste bohrte sich in seine Flanke. Die Verletzung selbst war zum Glück nicht schwer, aber die Wucht des Angriffs warf das Digimon zur Seite und, obwohl es ein ausgezeichneter Flieger war, hatte es schon viel an Energie verloren. Taumelnd versuchte es das Gleichgewicht wieder zu erlangen, stieß aber dabei mit einem der Flymon zusammen, die es jetzt umkreisten und trudelte zu Boden. Sofort machte der Schwarm kehrt und stürzte auf das mythische Digimon hinunter.
 

Wo war es hingefallen? Millionen winziger Facettenaugen scannten systematisch den Boden ab, suchten im Wasser und zwischen den Klippen, allerdings erfolglos. Langsam zerstreute sich der Schwarm, um ein größeres Gebiet in Augenschein zu nehmen.
 

Zitternd drängte Unimon sich in einen Höhleneingang, der sich zwischen den Klippen auftat. Sein Bein schmerzte und es gab keine Möglichkeit, den Stachel des Flymon, welcher noch in seiner Flanke steckte, zu entfernen. Wie mit nahezu allen digitalen Angriffen, würde er sich irgendwann von selbst auflösen, aber im Moment war er noch massiv.
 

Das Digimon hob seinen Visor, um die Umgebung zu erforschen. Die Höhle, die sich vor ihm auftat, führte tiefer in den Berg hinein, doch da sie eine Biegung machte, war visuell nichts mehr weiter zu erkennen. Dennoch blähte Unimon die Nüstern und durch seinen Körper lief ein plötzliches Zittern, als könne es von dort aus etwas wahrnehmen.
 

Eine plötzliche Berührung am Bein ließ Unimon zurückschrecken.
 

Doch da hatte sich der Tentakel, der zwischen den Felsen hervorwaberte, schon um seine Fessel gelegt.
 


 

Odaiba Grundschule

Klassenzimmer der 5a

Das Kratzen der Kreide war nicht viel mehr als ein störendes Hintergrundgeräusch, welches sich problemlos ausblenden ließ. Seit Beginn der Stunde war Konaka-sensei schon damit beschäftigt irgendwelche Sätze an die Tafel zu kritzeln, die eigentlich Sinn ergeben sollten, es aber irgendwie nicht taten.
 

Daisuke schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, dass all diese unverständlichen Sätze wahrscheinlich Prüfungsstoff darstellten, aber er schaffte es einfach nicht, sich darauf zu konzentrieren. Zu viele Gedanken gingen ihm im Kopf herum und das war sowohl verwirrend, als auch ungewohnt. Er war absolut nicht der Typ für Grübeleien, er zog es vor, zu handeln und Probleme aus der Welt zu schaffen. Aber mit diesem Problem war das nicht so einfach.
 

Das nächste Mal, wenn wir uns wiedersehen, egal ob in der DigiWelt oder irgendeiner anderen, darfst du nicht zögern, sondern musst tun, was getan werden muss.
 

Ken’s Worte. Worte für die Daisuke ihm am liebsten einfach eine reingehauen hätte, nur damit er von diesem Trip runterkam. Als Ken diese Worte ausgesprochen hatte, war es beinahe vier Uhr morgens gewesen, das allein war schon Grund genug, sie nicht ernst zu nehmen.
 

Aber am Tag zuvor hatte Ken versucht, ihn umzubringen. Nein, nicht Ken. Der Digimon Kaiser. Es war besser, den irren Typen mit der blauen Sonnenbrille als Digimon Kaiser zu sehen und nicht als Ken. Das machte alles ein bisschen einfacher, wenn auch nur ein bisschen. Der Digimon Kaiser hatte versucht, ihn umzubringen, und es wäre ihm auch beinahe geglückt.
 

Er versklavte die Digimon, selbst vor Taichi’s Agumon hatte er nicht haltgemacht. Ums Haar waren sie dazu gezwungen gewesen, Taichi’s Partner zu töten. Es war verdammt knapp gewesen und nächstes Mal würde vielleicht alles außer Kontrolle geraten.
 

Ärgerlich kaute Daisuke auf seinem Stift herum. Dieses ganze Geschwätz über Dämonen und böse Kräfte, was sollte das eigentlich? Ken war doch nur ein ganz normaler Junge. Selbst sein ganzer Ruhm als Wunderkind änderte nichts daran. Er war ein ganz normaler Junge gewesen, als Daisuke ihn beim Fußballspiel gegen Tamachi kennen gelernt hatte. Sie hatten sich gut verstanden, und Daisuke hatte darauf gehofft, dass sie sich vielleicht öfter sehen würden. Ken würden ein paar Freunde gut tun, er wirkte sehr einsam. Und außerdem – Daisuke’s Herz klopfte beim Gedanken an diese Erinnerung – hatte Ken ihm einen Kuss gegeben.
 

Eigentlich hatte Daisuke ihm zuerst einen gegeben, aber das war mehr so aus Spaß gewesen, weil Miyako total für Ken geschwärmt und zu Daisuke gesagt hatte, er solle ihm einen Kuss von ihr überbringen. Das hatte er dann auch gemacht, es war ein Bussi auf die Wange gewesen, so eines wie er auch immer von Mama bekam. Und manchmal von seiner Schwester, aber nur, wenn er nicht rechtzeitig ausweichen konnte.
 

Aber Ken hatte ihn zurückgeküsst, richtig geküsst, auf den Mund, so wie man das immer in den Filmen sah. Und es hatte sich total aufregend angefühlt, auch wenn sie nicht zuvor die Welt gerettet oder irgendwelche finsteren außerirdischen Monster besiegt hatten. Es war ein bisschen wie Kirschen essen, nur ohne das Zubeißen. Oder wie Eis schlecken, aber nicht so kalt.
 

Nein, eigentlich konnte man es mit gar nichts vergleichen.
 

Daisuke presste seinen Handrücken gegen den Mund und versuchte sich vorzustellen, es wären Ken’s Lippen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf die weiche, warme Berührung und das leichte Kribbeln, das sein Atem auf der Haut verursachte. Schon fühlte er, wie es unten in seinem Bauch auch zu kribbeln begann.
 

“Motomiya-san? Motomiya-san!“
 

Daisuke schreckte hoch und seine Lippen lösten sich mit einem lauten, ungeschickten Schmatzer. Jetzt fühlte er nicht nur die strengen Augen des Lehrers, sondern die Blicke der gesamten Klasse auf sich gerichtet. Himmel, war das peinlich. Hoffentlich dachten sie nur, er hätte heimlich unterm Pult Schokolade gegessen. Dabei war er einmal erwischt worden und hatte eine Strafarbeit aufbekommen.
 

“Entschuldigen Sie, Konaka-sensei,“ stammelte Daisuke mit hochrotem Kopf. Hoffentlich gab es jetzt keinen Brief an seine Eltern. Das wäre noch peinlicher gewesen.
 

“Beeil dich lieber mit dem Abschreiben, sonst kommst du nicht mehr nach.“ Der Lehrer hatte sich bereits wieder der Tafel zugewandt und Daisuke wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn. Puh, das war ja grade noch mal gutgegangen. Auch die anderen wandten sich wieder ihren Heften zu, nur Okada feixte ihn kurz an, hörte aber sofort wieder damit auf, als Daisuke ihn böse anguckte. Er erinnerte sich wohl noch daran, dass Daisuke ihm letztens eine Abreibung verpasst hatte. Aber er hatte es verdient gehabt, er hatte Hikari-chan gegen die Schließfächer geschubst und zwar so, dass es ihr richtig weh getan hatte. So etwas machte man nicht, gerade nicht bei einem Mädchen.
 

Mit Mädchen prügelte man sich überhaupt nicht. Höchstens mit Schwestern. Das war was anderes.
 

Aber war der Digimon Kaiser nicht noch viel gemeiner als Okada? Auch er würde Hikari wehtun, er würde ihnen allen wehtun, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Wie konnte Ken gleichzeitig so ein fieser Typ sein und gleichzeitig so... das ergab alles keinen Sinn.
 

“Hikari-chan!“
 

Häh? Das war doch Takeru’s Stimme gewesen. Im ersten Moment drehte Daisuke sich zu ihm um und starrte ihn fassungslos an, ebenso wie der Rest der Klasse das auch tat. Aber Takeru hätte nicht ohne Grund Hikari’s Namen gerufen, deshalb wandte er sich sofort zu ihr.
 

“Was ist denn?“ fragte er besorgt. Aber sie schien nur ebenso verwirrt zu sein wie alle anderen.
 

Einen Augenblick später jedoch seufzte sie auf und sackte in sich zusammen. Sie wäre vom Stuhl gekippt, wäre Alice nicht rechtzeitig aufgesprungen und hätte sie aufgefangen.
 

“Yagami-san, es ist wohl am besten, wenn du gleich zur Schulschwester gehst,“ erklärte Konaka-sensei bestimmt.
 

“Hai, Sensei!“ Hikari rappelte sich hoch und bedankte sich mit einem kurzen Nicken bei Alice. Dann stand sie auf und ging durchs Klassenzimmer zur Tür.
 

Daisuke’s Blick folgte ihr, bis sie auf dem Gang verschwunden war, bevor er sich wieder dem Unterricht zuwandte.
 

Takeru dagegen starrte immer noch auf die geschlossene Tür.
 


 

Digitale Welt

Küste von File Island

“Das ist keine gute Nachricht, die du uns bringst, Hangmon.“ Sorgenvoll zog Leomon die Brauen zusammen. “Wenn der Digimon Kaiser tatsächlich auf dem Weg nach File Island ist, sollten wir besser unsere Verteidigung vorbereiten.“
 

“Ich habe dir nur erzählt, was wir gesehen haben.“ Das amphibische Digimon warf einen vorsichtigen Blick aufs Meer hinaus, als könne er dort bereits Armeen bösartiger Digimon erkennen. “Das muss gar nicht heißen, daß der Digimon Kaiser es auf File Island abgesehen hat. Vielleicht ist er nur wieder auf dem Weg nach Folder.“ Folder war der Kontinent, der auf der anderen Seite des Meeres, quasi gegenüber von Server lag. Auch dort hatte der Digimon Kaiser schon einiges an Gebieten erobert.
 

“Ich muss jetzt zurück ins Meer, mein Schwarm zieht sonst weiter, und ich möchte nicht allein zurückbleiben. Wir sind ständig in Bewegung, jetzt wo die Gefahr so groß ist.“
 

“Natürlich,“ nickte Leomon. “Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu warnen.“
 

“Wo bleibst du, du Schwächling!“ brüllte es aus dem Wald. Der Osaka Akzent in der Stimme war nicht zu überhören. “Wollen wir nun weiterkämpfen, oder was?“
 

“Tut mir leid, Ogremon, heute nicht mehr,“ entgegnete Leomon bestimmt. “Der Digimon Kaiser ist auf dem Weg hierher, und wird möglicherweise File Island angreifen. Wir sollten so schnell wie möglich Gegenmaßnahmen einleiten.“
 

“Der Digimon Kaiser?“ Brüllend kam Ogremon aus dem Wald gerannt, und schwang seine Keule herum. “Den mach‘ ich doch mit links platt!“
 

“Kannst du gerne versuchen, wenn er hier ist, du Angeber,“ grummelte Leomon, “aber jetzt gibt es Wichtigeres zu tun. Wir werden den Rat einberufen. Geh‘ sofort zu Unimon und Yukidarumon, und sag‘ ihnen Bescheid, dass wir uns an Centarumon’s Labyrinth treffen. Ich werde Meramon und Monzaemon Bescheid geben.“
 

“Von dir lass’ ich mir doch keine Befehle geben! Ich übernehm’ Meramon und Monzaemon, und du gehst zu Unimon und Yukidarumon.“
 

Leomon schüttelte den Kopf über soviel Rechthaberei, ließ es jedoch gut sein, die Zeit drängte. “Wie du möchtest, Ogremon.“
 


 

Odaiba Grundschule

Schulgebäude

Schwarzes Wasser...
 

Gurgelnd und wabernd war es am Boden des Klassenzimmers hochgekrochen, an den Beinen ihres Stuhls und letztendlich an ihren eigenen Beinen. Nass und kalt hatte es sich angefühlt und leicht auf der Haut gebrannt. Wie Säure oder ein besonders scharfes Putzmittel.
 

Und Nebel. Überall war Nebel.
 

Erst Takeru’s Stimme hatte sie wieder zurück in die wirkliche Welt gerufen. Zurück in die vertraute Umgebung ihres Klassenzimmers, wo es nach frischgeputztem Boden roch, wo das allgemeine Rascheln und Räuspern und Hüsteln sich mit dem Kratzen der Kreide an der Tafel abwechselte, wo ihr Buch, ihr Federmäppchen, ihr Spitzer und ihr Hello-Kitty-Bleistift sich auf der kleinen Oberfläche ihres Pultes um ihr aufgeschlagenes Heft herum gruppierten. Sie verstand zwar nicht, warum er sie gerufen hatte, aber sie war trotzdem dankbar für den tröstenden Klang seiner Stimme gewesen.
 

Da war noch jemand anderes, der sie gerufen hatte. Oder bildete sie sich das nur ein? Warum fühlte sie sich wieder so seltsam? Es war lange her, dass sie sich so seltsam gefühlt hatte. Wurde sie wieder krank?
 

Ach richtig, sie sollte zur Schulschwester. Konaka-sensei hatte sie aus dem Klassenzimmer geschickt, damit sie zur Schulschwester ging, um sich untersuchen zu lassen. Wo musste sie noch mal lang? Den Gang entlang und dann die Treppe hinunter ins Erdgeschoss.
 

Warum war es so still? Warum konnte sie keine Stimmen aus den anderen Klassenzimmern hören? Das einzige Geräusch, welches jetzt noch an ihre Ohren drang, war das dumpfe Pochen ihrer eigenen Schritte, welches an den Wänden widerhallte.
 

Links, von der breiten Fensterfront her sollte eigentlich soviel Licht einfallen, dass der Gang selbst an regnerischen Tagen relativ hell war. Aber es schien, als habe sich eine komplette Nebelwand vor das Schulgebäude geschoben. Grau in Grau.
 

Und von irgendwoher klang das Tropfen von Wasser.
 

“Es tut mir leid, Onii-chan. Es tut mir so leid, dass ich den Ball nicht anständig getroffen habe.“
 

Sie hatte ihn enttäuscht. Sie hatte ihren Bruder enttäuscht, der sie doch immer beschützte. Sie hatte ihn enttäuscht, weil alles so schummerig und so nebelig war und sie den Ball nicht sehen konnte. Er wollte doch mit ihr Fußball spielen...
 

Tropf, tropf, tropf...
 

Wurde sie jetzt wieder krank, so wie damals? Musste sie zurück ins Krankenhaus, wieder an die ekeligen Schläuche, die sich um sie herum wanden und aus ihrem Körper wuchsen wie kleine Tentakel?
 

Ein Zittern lief durch ihren Körper, ein kaltes Schaudern. Oder war sie es, die ruhig blieb, während das Zittern durch die Welt um sie herum lief?
 

Tropf, tropf, tropf...
 

Sie blieb mitten im Gang stehen, um das Geräusch ihrer Schritte verstummen zu lassen. Sie horchte, horchte auf das Tropfen, aber da war kein Tropfen mehr. Es war jetzt ein Platschen, wie wenn jemand mit großen nassen Füßen in einer flachen Pfütze herumpanschte. Erst war es nur ein Platschen, dann zwei, dann drei, dann immer mehr, als würden mehr und mehr Füße herumpanschen, als würden viele viele platschende Schritte ihr folgen. Und in diesen Schritten lag auch ein seltsames Rauschen, beinahe wie Wellenrauschen.
 

Ein Rauschen, nein ein Raunen. Das Raunen von Stimmen in einer Sprache, die sie nicht verstand. Einer uralten, mächtigen Sprache, und doch.. sie klang seltsam vertraut. So, als ob sie sie schon einmal gehört hatte und sich nur nicht daran erinnern konnte.
 

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn..
 

Lauter und lauter wurde das Raunen und sie schlug die Hände auf die Ohren, um diese furchtbaren Stimmen nicht mehr zu hören.
 

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn..
 

Ein leises Wimmern entfloh ihrer Kehle und wie von selbst, begann ihr Körper sich vorwärts und rückwärts zu wiegen.
 

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu .... nein, nein, seid still! SeidstillseidstillseidstillSEIDSTILL!
 

Sie fuhr herum und blickte direkt in ein Paar rotglühende Augen, welche sie aus der Finsternis heraus unverwandt anstarrten.
 

Tsuzuku...

2002年5月31日 13:00 - 14:00

Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 13.00 und 14.00 statt.
 

Digitale Welt

Server-Kontinent

Emerald Jungle, verborgene Kammer unter der Maya-Pyramide

Ich glaube nicht, dass wir auf diese Weise eine Chance haben, gegen eine Armee der Finsternis zu gewinnen. Dazu müssten unsere Digimon noch viel stärker werden, und aufs Ultralevel digitieren. Aber keiner von uns hat eine Ahnung, wie das funktionieren soll.
 

“Natürlich hast du keine Ahnung, Ihr DigiRitter habt das nie.“
 

Will denkt, wenn wir irgendwo in der DigiWelt eine Energiequelle finden, die stark genug ist, bräuchten wir sie nur anzuzapfen, und dann wäre diese Digitation ein Kinderspiel.
 

“Erst mal finden, ihr Schlaumeier.“
 

Miaka hofft darauf, dass wir eine Lösung finden, wenn wir alle passenden Edelsteine für den Spiegel gesammelt haben. Aber ob die Macht des Spiegels uns da wirklich helfen kann?
 

“Ich bin ja mal gespannt, was dann passiert“
 

Ichi allerdings ist davon überzeugt, dass die Lösung ganz woanders liegt. Vielleicht hat es ja etwas mit den geheimnisvollen Stimmen zu tun, von denen er immer redet. Da aber bisher außer ihm noch niemand diese Stimmen gehört hat, sind wir immer noch nicht sicher, ob es sie überhaupt gibt.
 

“Nein, natürlich nicht, es gibt für alles eine ganz logische Erklärung. Den Göttern sei Dank, können nicht alle Kinder diese Stimmen wahrnehmen, sonst hätten wir’s schwerer.“
 

“Nun ich glaube ja nicht, dass es hier in der DigiWelt noch einen amtierenden Gott gibt,“ ließ sich die spöttische Stimme seiner Partnerin vernehmen. Er hatte sie nicht kommen hören, wie immer bewegte sie sich lautlos. Sie mochte schon eine ganze Weile im niedrigen Eingang der unterirdischen Kammer gestanden sein, Arme vor der Brust gekreuzt, ihr übliches spöttisches Lächeln im Gesicht.
 

Mit einem Mal schlug ihre Stimmung um. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und sie stieß ein wütendes Zischen aus: “Hast du nichts Besseres zu tun, als diesen Kram zu lesen, Mummymon? Ich zerbrech‘ mir hier den Kopf, wie wir die DigiWelt zerstören können, und du liest irgendwelche blöden Bücher über heilige Steine und heilige Jungfrauen. Absolut lächerlich!“
 

“Aber Arachnemon. Ich versuche doch nur, in den Mythen und Legenden der DigiWelt etwas herauszufinden, das uns weiterhelfen könnte. In jedem Mythos steckt doch ein Körnchen Wahrheit. Die Legende von der auserwählten Jungfrau zum Beispiel... “
 

“Blödsinn!“ keifte Arachnemon, “absoluter Blödsinn!“ Hastig schlug er das Buch zu, und steckte es zurück in die Schublade des Tisches, in der er es gefunden hatte. Falls sie auf den Gedanken kam, ihre Wut an ihm auszulassen, wollte er nicht, dass es Schaden nahm.
 

Sie konnte jeden Moment ausrasten, und er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Meistens half es, zu schweigen, und schuldbewusst dreinzublicken, aber manchmal war es auch sinnvoll, etwas zu sagen, was sie auf andere Gedanken brachte. Wenn er allerdings das Falsche sagte...
 

“Du hast vollkommen recht, ich könnte meine Zeit sinnvoller verwenden. Du arbeitest so hart, eigentlich sollte ich mich besser etwas um dich kümmern. Wünschst du ein Bad? Oder eine Massage?“
 

“Pass bloß auf, dass du keine Schleimspuren hinterlässt,“ fauchte sie, “Ich hab‘ keine Lust auszurutschen, und mir meine Frisur zu ruinieren.“
 

Doch die beruhigenden Worte schienen ihre Wirkung bereits getan zu haben. “Aber da wir gerade von Frisur sprechen, du könntest mir eigentlich die Haare kämmen! Aber wehe dir, wenn du mir nur ein einziges ausreißt! Dann kannst du etwas erleben!“
 

Er würde sich hüten. Ihr Haar war das Kostbarste, was sie besaß, die Quelle ihrer magischen Kräfte. Der Erfolg ihrer Pläne würde zu einem großen Teil von diesen Haaren abhängen. Aber zum Glück war er darin geübt, eventuell ausgekämmte Haare in den Falten seines Gewandes verschwinden zu lassen. Das würde also kein Problem darstellen.
 

Sie streckte sich auf dem Diwan aus, ohne sich im geringsten darum zu kümmern, dass dieser mit Staub bedeckt war. Vermutlich war seit ewigen Zeiten niemand mehr in diesem Raum gewesen.
 

“Arbeite ich wirklich so hart?“ schnurrte sie. “Findest du nicht, dass unser zahmer Kaiser die meiste Arbeit für uns erledigt?“
 

Immer diese verzwickten Fragen! Anscheinend war sie darauf aus, ihm irgendwie eine falsche Antwort aus der Nase zu ziehen. Ob es ihr wohl zu langweilig war? Durchaus möglich. Im Moment brauchten sie nichts weiter zu tun, als abzuwarten, bis der Digimon Kaiser seine Dark Towers überall in der DigiWelt verbreitet hatte. Dann erst würde Teil zwei des Plans in Aktion treten.
 

Leider war vor einigen Monaten eine unvorhergesehene Störung aufgetaucht. Eine Gruppe von Kindern, die sich selbst DigiRitter nannten, versuchte mit aller Kraft, die Türme zu zerstören. Vermutlich würde das eine geringfügige Verzögerung bedeuten.
 

“Glaubst du diese DigiRitter könnten dem Kaiser Probleme bereiten?“ fragte er vorsichtig, um sich vor der Antwort auf ihre Frage zu drücken.
 

Sie lachte laut auf. “Probleme? Mit diesen Insekten? Du weißt, wozu Insekten gut sind, mein Freund, zum Mittagessen. Bzzzz, bzzzz, bzzzzz!“
 

Sie zog einen Spiegel aus ihrer Handtasche, um ihr Haar zu begutachten. Es schien ein sehr kostbarer Spiegel zu sein, gestaltet in der Form einer Schildkröte. Die Spiegelfläche selbst stellte ihren Panzer dar und von seinem Rahmen aus, erstreckten sich die vier Beine, ein kleiner Schwanz, der die Spitze bildete und ein Kopf, der den Griff darstellte.
 

Ein äußerst seltsamer Spiegel und er war sich sicher, in irgendeinem seiner Bücher etwas darüber gelesen zu haben. War es nicht sogar das Tagebuch gewesen?
 

Sie sprang so plötzlich auf, dass er kaum Zeit hatte, ihr Haar loszulassen. “Lass’ uns wegfahren, irgendwohin! Ans Meer vielleicht, oder hoch in die Berge. Ich will mir die DigiWelt ansehen, solange sie noch steht.“
 

“Wie du möchtest, meine Liebe.“ Er konnte zwar nicht verstehen, was dieser Ausbruch sollte, aber wenn sie gut gelaunt war, dann war alles in Ordnung. Er öffnete die Schublade, um nach dem Tagebuch zu greifen, überlegte es sich jedoch anders. Das Buch würde sie nur wütend machen. Er würde es hier lassen und ein andermal weiterlesen, wenn sie nicht in der Nähe war.
 

Die unterirdische Kammer war gut verborgen, ebenso ihr Eingang. Und darüber stand nicht nur ein einziger Dark Towerum das Gebiet zu kontrollieren, sondern gleich drei. Niemand würde heil hier hereinkommen.
 


 

Digitale Welt

Net Ocean zwischen Server Continent und File Island

Er hasste es zu schlafen. Mehr als alles andere. Mit dem Schlaf kamen die Träume, und mit den Träumen der Zweifel. Nur solange er wach war, gab alles einen Sinn. Fügte sich zusammen wie ein Puzzle.
 

Wormmon hatte keinerlei Probleme mit dem Schlaf. Das widerliche grüne Ding hatte sich zu seinen Füßen zu einer Kugel zusammengerollt, und atmete ruhig und gleichmäßig.
 

Was hinderte ihn eigentlich daran, es mit einem Tritt ins Meer zu befördern? Anstoß!
 

Er blickte hinunter aufs Meer. Noch immer kein Land in Sicht, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie File Island erreicht hatten. Diese miese kleine Insel zwischen den Kontinenten. Vollkommen nutzlos. Aber wenn man sich vorgenommen hatte, die DigiWelt zu erobern, brauchte man auch vor einem solch mickrigen Stück Land nicht halt machen. Schließlich musste es auch unterworfen und besiegt werden, und besser heute als morgen.
 

Die gleichmäßigen Bewegungen des drachenartigen AirDramon, welches er als Reittier benutzte, wirkten beruhigend und einschläfernd. Aber auf gar keinen Fall durfte er zulassen, dass der Schlaf ihn übermannte. Seit er für immer in die DigiWelt gegangen war, um zum wahren Digimon Kaiser zu werden, war er mit vier Stunden Schlaf pro Nacht ausgekommen, und selbst das war ihm noch zuviel. Vielleicht ließ es sich noch weiter senken. Bis er irgendwann überhaupt nicht mehr schlafen, essen, oder etwas derart Menschliches tun musste. Bis er in der DigiWelt allmächtig war.
 

Allmächtig wie ein Gott.
 

Ein grausames Lächeln spielte um seine Lippen. Das könnte ihm gefallen.
 

Das Meer unter ihm hatte sich verändert. Es war düsterer, nebelhafter, mit einem Wort einfach unwirklicher geworden. Und doch wirkte es seltsam vertraut, wie etwas, das ihn schon seit undenklichen Zeiten begleitete.
 

Dunkelheit. Das Meer der Dunkelheit.
 

Wo Dunkelheit ist, muss es auch Licht geben...
 

Von woher kannte er diesen Satz?
 

Das Licht war wie die Sonne, die sich in den Wellen brach und die winzigen Schaumkronen zum Funkeln brachte. Es war wie der Mond, dessen sanfter Schimmer, die Nacht erfüllte. Es war wie eine Sternschnuppe, die einen Silberstreifen durch Meer und Himmel zog.
 

Es war wie nichts von alledem, und wie etwas, das er noch nie wahrgenommen hatte.
 

Warum war er hier? Wozu hatte er die dunklen Türme und Ringe und was wollte er von der DigiWelt?
 

Das Puzzlespiel verlor seine Teilchen. Stück für Stück..
 

Das Leben verlor seinem Sinn.
 

Wenn es jetzt noch irgend etwas gab, das ihm helfen konnte, dann war es dieses Licht. Wo immer es herkam, was immer seine Ursache war, es war die einzige Möglichkeit Antworten auf seine Fragen zu finden.
 

Aber das Licht zog sich unter die Wasseroberfläche zurück, und verblasste langsam im Meer der Dunkelheit.
 

Wenn er es noch einholen wollte, dann musste er ihm folgen. Ihm. Ihr. Wohin auch immer, er durfte nicht zögern.
 

Aber irgend etwas hinderte ihn daran ins Wasser zu springen. Etwas, das sich an sein Bein klammerte.
 

“Ken-chan,“ quietschte es, “Ken-chan, wach auf! Wach doch auf!“
 

Abgesehen von seiner Mutter, gab es nur ein Wesen, das ihn ‘Ken-chan‘ nannte, und das war ein kleines grünes, nervtötendes Digimon.
 

Er schlug die Augen auf. Es war heller Tag, und er war kurz davor, vom Rücken seines Reittieres ins Wasser zu stürzen. An seinem Bein zappelte Wormmon, und versucht verzweifelt, genau das zu verhindern.
 

Er verpasste dem Vieh einen Tritt, und setzte sich wieder hin. Natürlich, ein Traum. Ein Traum, der ihn von seiner Bestimmung abhalten wollte.
 

Er hatte doch immer gewusst, dass Schlafen gefährlich war.

2002年5月31日 14:00 - 15:00

Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 14.00 und 15.00 statt.
 

Odaiba

Odaiba Grundschule, EDV-Raum

Als Daisuke in den Computerraum gewetzt kam, war er äußerst verwundert, dass Miyako schon vor ihm da war. Normalerweise kam sie als Letzte, bepackt mit Fresstüten aus dem Laden ihrer Eltern. Heute jedoch verkündete das genüssliche Schmatzen der Digimon, dass alle schon mitten in ihrer Mittagsmahlzeit waren.
 

“Es ist doch wirklich eine Gemeinheit,“ jammerte sie abwechselnd Iori und ihr Digimon zu, ohne sich darum zu kümmern, dass keiner von beiden ihr besondere Aufmerksamkeit schenkte. “Wie soll ich denn jemals einen süßen Jungen kennen lernen, wenn ich meine ganze Jugend über dazu verdammt bin, mich mit besessenen Monstern und dunklen Türmen herumzuärgern.“
 

“Es ist so unfair,“ wiederholte sie, in der Hoffnung, dass ihr endlich jemand antworten würde. Aber die Digimon schmatzten vergnügt weiter, offensichtlich nahm das Essen sie zu sehr in Anspruch, als dass sie sich um die pubertären Probleme eines jungen Mädchens kümmern konnten.
 

“Seit du ein DigiRitter bist, “ bemerkte Iori trocken, “hast du schon mehr Jungen kennen gelernt als in deinem ganzen bisherigen Leben.“
 

Sie funkelte ihn an. “Was denn für Jungen, bitte schön? Daisuke-kun ist ein Idiot, und Takeru-kun ist zwar klug und sieht gut aus, aber er ist schon vergeben. Und wenn ich einmal einen treff‘, der klug ist, gut aussieht, und nicht vergeben, dann ist das natürlich ein mieser fieser Digimon Kaiser. Da siehst du mal, was ich für ein Glück hab‘.“
 

Daisuke überlegte noch, ob es sich lohnte, etwas nach Miyako zu werfen, oder ob es besser wäre, den Coolen zu spielen, als sie schon Iori ankeifte: “Und du zählst ja nicht, bist nur ein Kleinkind.“ Schnippisch drehte sie sich herum.
 

“Nun, wenn das deine Meinung ist,“ sagte Iori schlicht.
 

Eine Weile schwiegen sie sich an. Miyako wusste, dass sie zu weit gegangen war, aber sie war noch zu aufgebracht, um sich zu entschuldigen. Und Iori gab es nicht gerne zu, wenn er verletzt war.
 

Daisuke sagte nichts dazu. Sollten Iori und Miyako ihren Krempel doch selber klären, auf ihn hörten sie sowieso nicht. Seine Gedanken waren abgeschweift und er versuchte sie wieder unter Kontrolle zu bringen.
 

Er war nicht der Typ zum Trübsal blasen. In den letzten Wochen war er so albern und aufgedreht wie immer gewesen, vielleicht noch ein bisschen mehr als sonst. Aber bis in alle Ewigkeit würde seine Verdrängungstaktik wohl nicht funktionieren. Besonders dann nicht, wenn man gegen ihn kämpfen musste. Wieder und immer wieder.
 

Schlimmer konnte es ja wohl kaum werden!
 

Es kam schlimmer. Im selben Moment, als die Kinder Takeru’s bleiches Gesicht in der Tür sahen, wussten sie, dass sich etwas Schreckliches ereignet haben musste. Daisuke konnte sich nicht daran erinnern, ihn je so aus der Fassung gesehen zu haben. “Hikari-chan,“ stammelte er, und rang verzweifelt nach Luft.
 

Da Takeru nicht sofort sprechen konnte, übernahmen Tailmon und Patamon das für ihn. “Hikari ist verschwunden“, klärte Tailmon die entsetzte Gruppe auf. “Sie ist über die Straße gegangen, und hat sich einfach in Luft aufgelöst,“ fügte Patamon hinzu.
 

Entsetzt und ungläubig starrten die übrigen Digiritter Takeru an. Auch die Digimon hoben die Köpfe aus der Tüte. Einen verzweifelten Moment lang, war nur das Husten von Chibimon zu hören, das sich vor lauter Schreck verschluckt hatte.
 

“Es ist, wie unsere Digimon schon sagten,“ nickte Takeru. “Und bis jetzt haben wir keinerlei Erklärung dafür gefunden.“
 

“Erklärung?“ plärrte Daisuke los. “Was brauchst du denn für eine Erklärung, liegt doch auf der Hand, dass sie in der DigiWelt ist! Los, kommt, geh’n wir dorthin!“ Er riss sein D-3 vom Gürtel und streckte es dem Computer entgegen. “Digital Gate Open!“
 

“Das ist mein Spruch!“ beschwerte sich Miyako. “Und vielleicht sollten wir mal überlegen, wo wir eigentlich hinwollen,“ fügte Iori hinzu. “Takeru-san, hat Hikari-san irgend etwas Ungewöhnliches gesagt oder getan? Kannst du dich an etwas erinnern?“
 

Beleidigt, da niemand seine Anführerqualitäten erkennen wollte, zog Daisuke einen Schmollmund, und kreuzte die Arme vor der Brust. “Na dann eben nicht!“
 

“Sie ist nicht in der DigiWelt,“ sagte Takeru langsam. “Sie ist am Meer!“
 

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich auf dem Absatz herum, rannte aus dem Raum, und jagte den Gang entlang. Tailmon und Patamon folgten ihm.
 

“Jetzt ist er völlig übergeschnappt,“ meinte Daisuke kopfschüttelnd.
 

“Nein, ich denke, er weiß genau, was er tut,“ sagte Iori sachlich.
 

“Die Frage ist, was tun wir jetzt? Gehen wir in die DigiWelt, und zerstören Dark Towers, wie wir‘s geplant hatten, oder warten wir lieber auf Nachricht von Takeru-kun?“ wollte Miyako wissen. “Ich meine, wenn wir hier nur rumsitzen und nichts tun, helfen wir auch niemandem!“
 

“Allerdings,“ stimmte Iori zu. “Takeru-san kann uns jederzeit per Mail erreichen, falls er unsere Hilfe braucht, auch wenn wir in der DigiWelt sind.“ Er griff nach seinem DigiTerminal. “Ich schreibe ihm, dass wir dorthin gehen.“
 

“Ach, jetzt tut ihr auf einmal so, als ob es eure Idee wäre!“ schimpfte Daisuke. “Dabei sag‘ ich doch schon die ganze Zeit, wir sollten dorthin! Ha, ich wette, Hikari-chan ist auch dort und wir finden sie lange vor Takeru-kun. Aber auf mich hört ja keiner!“
 

“Bingo!“ Miyako und selbst Iori konnten ein Grinsen nicht unterdrücken. “Sei kein Frosch, Daisuke-kun,“ lachte Miyako versöhnlich, “ich lass‘ dich auch ausnahmsweise mal meinen Spruch sagen.“
 

“Kann ich drauf verzichten,“ knurrte Daisuke.
 

“Digital Gate Open! Erabareshi Kodomo-tachi Start!“
 


 

Meer der Dunkelheit

Am Strand

“Koko wa doko? Digital World janai!“
 

Nein, wo auch immer sie hingeraten sein mochte, dies war auf keinen Fall die DigiWelt. Eine schleichende Düsternis erfüllte alles um sie herum, und tauchte Himmel und Meer in ein gespenstisches Grau. Diese beklemmende Atmosphäre hatte sie in der DigiWelt nur ein einziges Mal erlebt, nämlich als die Dark Masters alles unter ihre Kontrolle gebracht, und nach ihrem Gutdünken verändert hatten. Trotzdem hatte es auch in jenen gefährlichen Zeiten immer noch kleine Stellen und Plätze gegeben, die von der Dunkelheit verschont geblieben waren.
 

Hier gab es nur die Dunkelheit.
 

Sie lief weiter den Strand entlang, zu ihrer Rechten das endlose Meer. Normalerweise hätte sie die Schuhe ausgezogen, um schneller voranzukommen, aber diesen Sand wollte sie auf keinen Fall mit bloßen Füßen berühren. Es war kein normaler Sand, zäh und trocken, und dort wo das Wasser ihn netzte, klebrig wie Teer.
 

Zu ihrer Linken befanden sich hohe, zerklüftete Felsenklippen. Sie hinaufzuklettern, grenzte an Selbstmord, auch wenn es nicht komplett unmöglich schien.
 

Ein zaghaftes Stöhnen ließ sie innehalten. War das der Wind in den Felsen? Doch es war vollkommen windstill, selbst die Luft schien hier eine zähe, unbewegliche Masse zu sein.
 

Gab es hier Lebewesen?
 

Sie horchte. Das Geräusch schien aus einer Höhle zu kommen, die sich zwischen den felsigen Klippen öffnete. Und es kam nicht von einer, sondern von mehreren Stimmen. Wie viele, konnte sie nicht ausmachen.
 

Ihr Herz klopfte so laut, dass es alle Außengeräusche zu übertönen schien, doch sie nahm all ihren Mut zusammen und betrat die seltsame Höhle. Schon bald war es so finster, dass sie die Hand nicht vor Augen erkennen konnte, nur der Eingang blieb als unbestimmter hellgrauer Lichtfleck in ihrem Rücken. Sie drehte sich nicht um, zu groß wäre die Versuchung zurückzurennen, und dieser Grässlichkeit zu entfliehen.
 

Das Stöhnen wurde nicht sehr viel lauter, nur dumpfer, da es gespenstisch von den Wänden widerhallte. Unzählige rote Lichtpunkte blinkten um sie herum auf, und verloschen wieder, wurden eins mit der Finsternis. Jetzt war sie sich sicher, dass sie nicht allein war. Aber wenn sie in Gefahr geriet, konnten ihr weder ihr Digimon, noch ihre Freunde helfen. Sie hatte ja nicht einmal ihr DigiVice, und ihr Terminal dabei, die befanden sich in ihrer Schultasche, in der realen Welt.
 

Plötzlich stolperte sie über etwas, und stürzte zu Boden. Im letzten Moment versuchte sie noch den Sturz mit den Händen abzufangen, konnte aber nicht verhindern, dass sie mit den Knien aufkam.
 

Ihre Handflächen brannten, schienen aber unverletzt. Anders das Knie, sie konnte in der Finsternis zwar nichts erkennen, fühlte aber deutlich etwas Warmes daran hinunterlaufen. Zum Glück schien nichts gebrochen zu sein, das Bein ließ sich ohne Mühe bewegen.
 

Sie war über ein kleines Wesen gestolpert, das auf dem Boden kauerte. Seine roten Augen starrten unverwandt auf ihr blutendes Knie.
 

Furcht kroch in ihr hoch.
 

Vorsichtig streckte sie die Hand aus. Vermutlich hatte das kleine Wesen mehr Angst vor ihr, als sie vor ihm. Vielleicht hatte sie es auch verletzt, als sie darüber gestolpert war.
 

Das Wesen streckte ebenfalls etwas nach vorne, und Sekunden später wurde ihre Hand von einer glitschigen Flosse berührt. Jetzt begannen auch die Augen der anderen Geschöpfe wieder zu leuchten, und so wurde es ein wenig heller in der Höhle.
 

“Welcher Gott hat dich geschickt?“ fragte eine Stimme aus dem Dunkel. Das Wesen vor ihr wich ein wenig zurück. An seinem Arm blitzte kurz etwas Metallisches auf, genauer konnte sie es nicht erkennen.
 

“Ich weiß nicht, wer eure Götter sind. Ich komme aus einer ganz anderen Welt, und kenne mich hier nicht aus.“ Beklommen unterdrückte sie das Zittern in ihrer Stimme. “Aber ich werde euch ganz bestimmt nichts tun.“
 

“Unser Gott war der Gott der Finsternis“, murmelte es um sie herum. “Der schlafende Gott in der dunklen Stadt unter dem Meer. Wir waren immer seine Sklaven. Aber jetzt müssen wir einem neuen Gott dienen, sonst... “
 

Das Geschöpf, das neben Hikari auf dem Boden kauerte, streckte wieder die fischartige Flossenhand aus. Jetzt konnte sie deutlich das Metall erkennen, das sich darum wand.
 

Es war eine Evil Spiral, eine Teufelsspirale des Digimon Kaisers.
 

“Ja,“ flüsterte sie leise, “jetzt weiß ich, wer euer Gott ist, und warum ihr ihn fürchtet.. Aber ihr müsst keine solche Angst haben, denn er ist kein Gott. Er ist nur ein Mensch, und darum können wir ihn besiegen. Ich werde euch helfen, und euch von seiner Macht befreien.“
 

Ohne zu zögern, legte sie ihre Hand auf die Spirale. Es war das erste Mal, dass sie den grauenerregenden Gegenstand berührte, aber sie würde sich keine Angst einjagen lassen. Damit war es endgültig vorbei.
 

“Du kannst uns nicht helfen. Hier gibt es nur die Dunkelheit.“
 

Ihre Hand hatte zu leuchten begonnen. Ein heller Glanz erstrahlte aus ihrem Körper, breitete sich in der finsteren Höhle aus, verlieh der düsteren Luft einen sanften Schimmer
 

Die Spirale zerbrach mit einem leisen Klirren.
 

“Seht ihr?“ sagte sie, “wo Dunkelheit ist, muss es auch Licht geben.“
 

Dann wurde ihr schwarz vor Augen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  UniverseHeart
2009-09-30T06:41:51+00:00 30.09.2009 08:41
Ich hätte wissen müssen, dass diejenige, die mich und meine CoAutorin mit dem Ctulhu Mythos inspiriert hat auch selbst eine FF mit dem Cthulhu Mythos geschrieben hat.
Du kannst nicht ahnen, wie froh es mich gemacht hat, diese FF zu finden und zu lesen. Als Riesen Fan von Mummymon und Arachnemon musste ich mich auch über die Szene mit den beiden freuen! Es ist, soweit ich weiß auch die einzige andere deutschsprachige FF, die die beiden in Zweisamkeit zeigt, die mal zur abwechslung nicht von mir selbst verfasst wurde.
Auch die Szene aus Folge 13 hat mir gut gefallen, sowie die Digimon, die sich auf File Island versammelt haben, um ihre Lage zu diskutieren. Es ist immer wieder schön, alte Gesichter zu sehen und zu merken, dass man sie alle noch kennt, auch wenn es länger her sein kann, dass man sie gesehen hat.
Die Visonen des Digimon Kaisers vom Meer der Dunkelheit und die Frage, wieso er eigentlich alle seine Pläne so verfolgt, wie er es tut. Ich muss zugeben, auch ich habe mir diese Frage schon mehr als einmal gestellt. Und ich sehe Parallelen zwischen Ken und Oikawa, die beide ihre Menschlichkeit verlieren wollten - Ken, um Gott zu werden, Oikawa, um nicht mehr verletzt zu werden.
Es liest sich wie ein besonders spannender Film und... mir gefällt, dass es die Wesen geschafft haben, Hikari vorerst zu entführen.
also... ich kann es kaum erwarten, weiter zu lesen. FFs wie deine sind besonders schwer zu finden, in denen man neue Handlungen lesen kann, und wo es besonders gut beschrieben ist. Dein Schreibstil hat etwas besonderes, das mich zum Lesen animiert. Vor allem aber ist es diese... wie soll ich sagen..Verbundenheit der Charas in einer FF, die ich so verzweifelt in so vielen FFs suche, ohne sie zu finden. In anderen Geschichten findet man es nicht, den Faden, der alle Charas miteinander verbindet, ob sie wollen oder nicht.
...und ich frage mich, was das Haar meiner geliebten Spinnenfrau wohl damit zu tun hat.
Von:  kawaii_kamy
2007-06-10T18:45:29+00:00 10.06.2007 20:45
Am Anfang war ich dieser Story gegenüber sehr skeptisch aber inzwischen bin ich hin und weg! Ich will nur, das es so schnell wie möglich weiter geht. Wie du zwischen den Sichten von verschiedenen Personen und Digimons wechselst, gefällt mir richtig gut. Es bringt Abwechslung und steigert die Spannung. (auch wenn es manchmal etwas ärgerlich ist ^^')
Die Idee mit den Schwertern finde ich nicht schlecht, es ist schön auch mal ein Daiken zu lesen in dem es nicht nur darum geht die beiden ins Bett zu kriegen. XD

Als der Digimonkaiser mit dem Flammenschwert Dai durchbohren wollte, hatte ich richtig Angst. Hab schon befürchtet das du ihn einfach so sterben läßt o.o ich hätte es dir zugetraut, da du bereits angedeutet hast das es nicht unbedingt ein Happy End gibt. Ich hoffe zwar auf eins aber solte es keins geben, wäre ich dafür das das Böse siegt und Daisuke stirbt... Ken stirbt nämlich total oft >.< ich sehe gar nicht ein das immer er abkratzen soll. Und das Böse gewinnt in solchen Storys sowieso viel zu wenig. *lol*

Nein, nein ^-^ ich will auch das Happy End. So mit Küsschen und 'es tut mir ja alles so leid', rum heul. Und am Ende eine kitschiges Versprechen + Umarmung. So am besten mit Geigenmusik im Hintergrund und Vollmond.
^.~ weißt wie ichs meine, ne?

Also denn, man liest sich *wink*
deine kawaii_kamy =^-^=
Von: abgemeldet
2003-03-01T15:54:09+00:00 01.03.2003 16:54
Ich will unbeding den nächsten Teil haben!!
Aber der Dai und der Ken-chan die kommen doch zusammen, oder??
..... *dasjetztmalhoff*
Du schreibst echt suuuuper!! *breitgrins*

Saphir
Von:  Sylph
2001-10-14T15:46:45+00:00 14.10.2001 17:46
Ich sag nur: WOW! So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr, die Geschichte ist echt unglaublich spannend!! Natürlich hat's auch mal wieder nicht an Dramatik gefehlt... leider hab ich die Story nur etwas spät bemerkt weil ich die Stories immer nach Autoren geordnet les.
Naja, ich freu mich jedenfalls schon wahnsinnig auf den nächsten Teil von Kimi no Heartbeat!!!
Mach weiter so, Ganbatte ne!
CU Yuri
Von:  Sylph
2001-10-14T10:22:27+00:00 14.10.2001 12:22
P.S. Ich glaub ich habs verstanden.. ^^
Von:  Sylph
2001-10-14T10:22:13+00:00 14.10.2001 12:22
*auchdraufwart* ich denke das sagt alles.. ^^*
Von:  Sylph
2001-10-04T19:52:16+00:00 04.10.2001 21:52
Bin natürlich auch für Kimi no Heartbeat, aber der Rest wird bestimmt auch interessant... aber das interessiert mich ehrlich gesagt am meisten.
Ach ja, noch was: Du bist so genial, deine Stories sind immernoch die besten!! *ungeduldigauffordsetzungwart* ^--^
Von: abgemeldet
2001-09-25T01:24:06+00:00 25.09.2001 03:24
uuuuuuuf... man ich habe jetzt das gefühl, als würd ich den fernseher ausschalten, nach dem ich einen echt krassen film gesehen hab... man... wie kann man sich nur so eine fesselnde story ausdenken?! holla.. muß mich erstmal beruhigen. hab noch alles bildlich vor augen. dieses schwert.. das ist alles wie in einem fantasy-film!

walk on the edge ist ja schon unübertrefflich schön geschrieben, aber das hier, mit einer völlig neuen handlung... das gehört verfilmt! wobei das braucht es garnichtmehr^^

ein ganz dickes danke, dass niemand gestorben ist! ich hatt ja schon bammel, als ich die death-warnung am anfang gelesen hab. du hattest also doch nachsehen mit uns^^ wehe, das geht nicht gut aus! *angst hab* naja wobei, solche fantasy-filme gehen doch auch immer gut aus.. *hoff*

deine fantasie möcht ich mal haben*gg*

louis (jetzt offiziell yamato-fan)
Von: abgemeldet
2001-09-24T23:56:52+00:00 25.09.2001 01:56
wenn ich ehrlich sein soll interessiert mich nur der daisuke/ken-teil... schon dieser prolog! spannender kann man das ja garnicht machen! *sigh* oh warten ist ja so was gemeines^__^

ich frag mich wie man nur so ne fantasie haben kann, sich diese ganzen stories auszudenken... *staun* an dir ist echt ein schrifsteller verloren gegangen^^

louis
Von: abgemeldet
2001-09-22T20:40:57+00:00 22.09.2001 22:40
Juhuuu!!! Endlich komm ich auch mal rechzeitig! Deine Geschichten sind jedesmal aufs neue einfach nur geil. Die Story ist soo kawaii! Mach auf jeden Fall weiter so!

Tinka


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