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Digimon 24

Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 12 Uhr mittags und 12 Uhr mittags des folgenden Tages statt.
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2002年5月31日 12:00 - 13:00

Disclaimer: Alle Digimon, und Erabareta Kodomo gehören nicht mir, sondern Bandai und Toei Animation. Ich leihe sie mir nur aus, und gebe sie (hoffentlich unbeschädigt) wieder zurück. Dies ist eine Fanfiction und ich mache keinen Profit damit.
 

Author: Yamato

Rating: R (FSK 16)

Spoiler: Große Spoiler für Folge 13 von 02, kleinere für alle Folgen davor

Summary: Eine seltsame Macht entführt Hikari ans Meer der Dunkelheit. Zur gleichen Zeit ereilt die DigiRitter aber ein Hilferuf. File Island wird vom Digimon Kaiser angegriffen.
 

Authors Note: Die Story bezieht sich auf Ashita wa kitto und Mukashi Mukashi kann aber auch unabhängig davon gelesen werden, da die wichtigen Plots aus diesen Geschichten in den Gedankengängen der Charas erklärt werden.
 

Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 12.00 und 13.00 statt.
 

Digitale Welt

Server Continent

Linusbucht

Bunte Scharen an Insektendigimon surrten zwischen den Klippen herum, ohne sich um die schäumende Gischt zu kümmern, die in regelmäßigen Abständen dazwischen hervorspritzte. Dann und wann wurde ein Paar empfindlicher Flügel jedoch so stark durchnässt, dass das dazugehörige Digimon in der Luft das Gleichgewicht verlor und hilflos zu Boden trudelte.
 

Normalerweise waren solche Geschöpfe nicht so unvorsichtig, sich in der Nähe des Wassers aufzuhalten. Diese jedoch wurden von einem Willen beherrscht, der weitaus stärker war als ihr eigener: Jedes einzelne von ihnen trug einen schwarzen Ring um ein Bein, eine Klaue, einen Hals oder Flügelansatz.
 

Eine Weile schon schienen sie alle ungeordnet durcheinander zu kreiseln, als wüssten sie selbst nicht so recht, was sie eigentlich hier taten. Aber wie auf ein geheimes Kommando hin, erhob sich der gesamte Schwarm, um die Verfolgung einer einzelnen fliegenden Gestalt aufzunehmen, welche zwischen den Felsen emporstieg. Diese hielt zunächst aufs offene Meer zu, aber als die ersten Mothmon die Maschinengewehre an ihren Hinterleibern ausfuhren, drehte sie doch ab und suchte wieder Deckung zwischen den Felsen. Keinen Augenblick zu früh, denn im nächsten Moment ratterte das Kanonenfeuer auch schon los.
 

Das Geschöpf war ein Unimon. Sein rubinfarbener Helm hatte inzwischen mehr als nur einen Kratzer abbekommen, auch die Flügel sahen ein wenig zerfleddert aus, und seine Flanken glänzten vor Schweiß. Dennoch schien sein Kampfgeist ungebrochen, seine Nüstern blähten sich wachsam und der Blick seines Visors glitt vorsichtig über den rauen Stein.
 

Spread Neigh!” Windklingen schossen aus der Spitze seines Horns und rissen mindestens drei oder vier der Angreifer zu Boden, welche das Pech hatten, gerade in Reichweite zu sein. Doch der Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten und die Insekten wussten jetzt, wo das mythische Tierdigimon sich aufhielt. Unimon faltete hastig die Schwingen zusammen, um weniger Zielfläche zu bieten und sprang mit großen Sätzen ein paar Felsen weiter.
 

Hier öffneten sich die Klippen zu einem schmalen Canyon, den, ungeachtet der Tatsache, dass diese Version der DigiWelt erst seit zweieinhalb Jahren existierte, vor Millionen von Jahren die See gegraben haben mochte. Der Boden war uneben und steinig, aber dennoch fiel Unimon in Galopp, um so schnell wie möglich wieder irgendwo Deckung nehmen zu können. Im Moment war keine der Felsritzen, die sich links und rechts neben ihm auftaten groß genug, um ihm Schutz zu bieten.
 

Während es immer noch rannte und gleichzeitig versuchte, den Angriffen auszuweichen, schlug der Gegenstand, den es um den Hals trug, rhythmisch gegen seine Brust. Es war ein Spiegel in Form einer Schildkröte, wobei die Spiegelfläche selbst den Panzer darstellte und die einzelnen Gliedmaßen, die aus schwarzem Edelstein gehauen schienen, an verschiedenen Seiten aus dem Rahmen wuchsen. Der Griff des Spiegel war in Form eines Schildkrötenkopfes gefertigt.
 

Shadow Sickle!” Nur ein beherzter Sprung rettete Unimon vor der Schockwelle eines Snimon und es wechselte von seinem Galopp in wilde Zickzacksprünge, die einem Reh ähnlicher waren, als seinem mythischen Artgenossen, dem Einhorn. Einen Augenblick lang zuckten die Flügel an seinen Seiten, als wolle es im nächsten Moment in die Luft aufsteigen, aber das plötzliche Wiedererscheinen einiger Mothmon belehrte es eines Besseren. Stattdessen rammte es sein Horn in die nächste Meereswelle, die vom Ozean auf die Küste zurollte und sich zwischen den Klippen brach.“Corn Thrust!
 

Wasser spritzte in alle Richtung, ausgelöst durch die Explosion an Energie. Hastig stoben die Insekten auseinander und einige ihrer Angriffe, welche auf Unimon gezielt hatten, lösten sich unkontrolliert, um oben in der Luft für Verwirrung zu sorgen.
 

Plötzlich wieherte das Digimon schmerzvoll auf, ein Streuschuss der Mothmon hatte seinen linken Vorderlauf erwischt. Auf drei Beinen hinkend tauchte es ins Wasser, das im Moment den einzigen Schutz bot.
 

Corn Thrust!” Die zweite Wasserexplosion war längst nicht mehr so mächtig wie die erste, erkaufte Unimon aber kostbare Sekunden, um seine Flügel zu spreizen und sich in die Luft zu erheben, der einzige jetzt noch mögliche Fluchtweg. Da es im Gegensatz zu den Insektendigimon Federflügel besaß, machte die Berührung mit dem Wasser ihnen nichts aus, lediglich das verletzte Bein drohte unter der Belastung nachzugeben.
 

Deadly Sting!” Der erste Stachel sauste haarscharf an Unimon’s Flügel vorbei, doch der nächste bohrte sich in seine Flanke. Die Verletzung selbst war zum Glück nicht schwer, aber die Wucht des Angriffs warf das Digimon zur Seite und, obwohl es ein ausgezeichneter Flieger war, hatte es schon viel an Energie verloren. Taumelnd versuchte es das Gleichgewicht wieder zu erlangen, stieß aber dabei mit einem der Flymon zusammen, die es jetzt umkreisten und trudelte zu Boden. Sofort machte der Schwarm kehrt und stürzte auf das mythische Digimon hinunter.
 

Wo war es hingefallen? Millionen winziger Facettenaugen scannten systematisch den Boden ab, suchten im Wasser und zwischen den Klippen, allerdings erfolglos. Langsam zerstreute sich der Schwarm, um ein größeres Gebiet in Augenschein zu nehmen.
 

Zitternd drängte Unimon sich in einen Höhleneingang, der sich zwischen den Klippen auftat. Sein Bein schmerzte und es gab keine Möglichkeit, den Stachel des Flymon, welcher noch in seiner Flanke steckte, zu entfernen. Wie mit nahezu allen digitalen Angriffen, würde er sich irgendwann von selbst auflösen, aber im Moment war er noch massiv.
 

Das Digimon hob seinen Visor, um die Umgebung zu erforschen. Die Höhle, die sich vor ihm auftat, führte tiefer in den Berg hinein, doch da sie eine Biegung machte, war visuell nichts mehr weiter zu erkennen. Dennoch blähte Unimon die Nüstern und durch seinen Körper lief ein plötzliches Zittern, als könne es von dort aus etwas wahrnehmen.
 

Eine plötzliche Berührung am Bein ließ Unimon zurückschrecken.
 

Doch da hatte sich der Tentakel, der zwischen den Felsen hervorwaberte, schon um seine Fessel gelegt.
 


 

Odaiba Grundschule

Klassenzimmer der 5a

Das Kratzen der Kreide war nicht viel mehr als ein störendes Hintergrundgeräusch, welches sich problemlos ausblenden ließ. Seit Beginn der Stunde war Konaka-sensei schon damit beschäftigt irgendwelche Sätze an die Tafel zu kritzeln, die eigentlich Sinn ergeben sollten, es aber irgendwie nicht taten.
 

Daisuke schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, dass all diese unverständlichen Sätze wahrscheinlich Prüfungsstoff darstellten, aber er schaffte es einfach nicht, sich darauf zu konzentrieren. Zu viele Gedanken gingen ihm im Kopf herum und das war sowohl verwirrend, als auch ungewohnt. Er war absolut nicht der Typ für Grübeleien, er zog es vor, zu handeln und Probleme aus der Welt zu schaffen. Aber mit diesem Problem war das nicht so einfach.
 

Das nächste Mal, wenn wir uns wiedersehen, egal ob in der DigiWelt oder irgendeiner anderen, darfst du nicht zögern, sondern musst tun, was getan werden muss.
 

Ken’s Worte. Worte für die Daisuke ihm am liebsten einfach eine reingehauen hätte, nur damit er von diesem Trip runterkam. Als Ken diese Worte ausgesprochen hatte, war es beinahe vier Uhr morgens gewesen, das allein war schon Grund genug, sie nicht ernst zu nehmen.
 

Aber am Tag zuvor hatte Ken versucht, ihn umzubringen. Nein, nicht Ken. Der Digimon Kaiser. Es war besser, den irren Typen mit der blauen Sonnenbrille als Digimon Kaiser zu sehen und nicht als Ken. Das machte alles ein bisschen einfacher, wenn auch nur ein bisschen. Der Digimon Kaiser hatte versucht, ihn umzubringen, und es wäre ihm auch beinahe geglückt.
 

Er versklavte die Digimon, selbst vor Taichi’s Agumon hatte er nicht haltgemacht. Ums Haar waren sie dazu gezwungen gewesen, Taichi’s Partner zu töten. Es war verdammt knapp gewesen und nächstes Mal würde vielleicht alles außer Kontrolle geraten.
 

Ärgerlich kaute Daisuke auf seinem Stift herum. Dieses ganze Geschwätz über Dämonen und böse Kräfte, was sollte das eigentlich? Ken war doch nur ein ganz normaler Junge. Selbst sein ganzer Ruhm als Wunderkind änderte nichts daran. Er war ein ganz normaler Junge gewesen, als Daisuke ihn beim Fußballspiel gegen Tamachi kennen gelernt hatte. Sie hatten sich gut verstanden, und Daisuke hatte darauf gehofft, dass sie sich vielleicht öfter sehen würden. Ken würden ein paar Freunde gut tun, er wirkte sehr einsam. Und außerdem – Daisuke’s Herz klopfte beim Gedanken an diese Erinnerung – hatte Ken ihm einen Kuss gegeben.
 

Eigentlich hatte Daisuke ihm zuerst einen gegeben, aber das war mehr so aus Spaß gewesen, weil Miyako total für Ken geschwärmt und zu Daisuke gesagt hatte, er solle ihm einen Kuss von ihr überbringen. Das hatte er dann auch gemacht, es war ein Bussi auf die Wange gewesen, so eines wie er auch immer von Mama bekam. Und manchmal von seiner Schwester, aber nur, wenn er nicht rechtzeitig ausweichen konnte.
 

Aber Ken hatte ihn zurückgeküsst, richtig geküsst, auf den Mund, so wie man das immer in den Filmen sah. Und es hatte sich total aufregend angefühlt, auch wenn sie nicht zuvor die Welt gerettet oder irgendwelche finsteren außerirdischen Monster besiegt hatten. Es war ein bisschen wie Kirschen essen, nur ohne das Zubeißen. Oder wie Eis schlecken, aber nicht so kalt.
 

Nein, eigentlich konnte man es mit gar nichts vergleichen.
 

Daisuke presste seinen Handrücken gegen den Mund und versuchte sich vorzustellen, es wären Ken’s Lippen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf die weiche, warme Berührung und das leichte Kribbeln, das sein Atem auf der Haut verursachte. Schon fühlte er, wie es unten in seinem Bauch auch zu kribbeln begann.
 

“Motomiya-san? Motomiya-san!“
 

Daisuke schreckte hoch und seine Lippen lösten sich mit einem lauten, ungeschickten Schmatzer. Jetzt fühlte er nicht nur die strengen Augen des Lehrers, sondern die Blicke der gesamten Klasse auf sich gerichtet. Himmel, war das peinlich. Hoffentlich dachten sie nur, er hätte heimlich unterm Pult Schokolade gegessen. Dabei war er einmal erwischt worden und hatte eine Strafarbeit aufbekommen.
 

“Entschuldigen Sie, Konaka-sensei,“ stammelte Daisuke mit hochrotem Kopf. Hoffentlich gab es jetzt keinen Brief an seine Eltern. Das wäre noch peinlicher gewesen.
 

“Beeil dich lieber mit dem Abschreiben, sonst kommst du nicht mehr nach.“ Der Lehrer hatte sich bereits wieder der Tafel zugewandt und Daisuke wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn. Puh, das war ja grade noch mal gutgegangen. Auch die anderen wandten sich wieder ihren Heften zu, nur Okada feixte ihn kurz an, hörte aber sofort wieder damit auf, als Daisuke ihn böse anguckte. Er erinnerte sich wohl noch daran, dass Daisuke ihm letztens eine Abreibung verpasst hatte. Aber er hatte es verdient gehabt, er hatte Hikari-chan gegen die Schließfächer geschubst und zwar so, dass es ihr richtig weh getan hatte. So etwas machte man nicht, gerade nicht bei einem Mädchen.
 

Mit Mädchen prügelte man sich überhaupt nicht. Höchstens mit Schwestern. Das war was anderes.
 

Aber war der Digimon Kaiser nicht noch viel gemeiner als Okada? Auch er würde Hikari wehtun, er würde ihnen allen wehtun, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Wie konnte Ken gleichzeitig so ein fieser Typ sein und gleichzeitig so... das ergab alles keinen Sinn.
 

“Hikari-chan!“
 

Häh? Das war doch Takeru’s Stimme gewesen. Im ersten Moment drehte Daisuke sich zu ihm um und starrte ihn fassungslos an, ebenso wie der Rest der Klasse das auch tat. Aber Takeru hätte nicht ohne Grund Hikari’s Namen gerufen, deshalb wandte er sich sofort zu ihr.
 

“Was ist denn?“ fragte er besorgt. Aber sie schien nur ebenso verwirrt zu sein wie alle anderen.
 

Einen Augenblick später jedoch seufzte sie auf und sackte in sich zusammen. Sie wäre vom Stuhl gekippt, wäre Alice nicht rechtzeitig aufgesprungen und hätte sie aufgefangen.
 

“Yagami-san, es ist wohl am besten, wenn du gleich zur Schulschwester gehst,“ erklärte Konaka-sensei bestimmt.
 

“Hai, Sensei!“ Hikari rappelte sich hoch und bedankte sich mit einem kurzen Nicken bei Alice. Dann stand sie auf und ging durchs Klassenzimmer zur Tür.
 

Daisuke’s Blick folgte ihr, bis sie auf dem Gang verschwunden war, bevor er sich wieder dem Unterricht zuwandte.
 

Takeru dagegen starrte immer noch auf die geschlossene Tür.
 


 

Digitale Welt

Küste von File Island

“Das ist keine gute Nachricht, die du uns bringst, Hangmon.“ Sorgenvoll zog Leomon die Brauen zusammen. “Wenn der Digimon Kaiser tatsächlich auf dem Weg nach File Island ist, sollten wir besser unsere Verteidigung vorbereiten.“
 

“Ich habe dir nur erzählt, was wir gesehen haben.“ Das amphibische Digimon warf einen vorsichtigen Blick aufs Meer hinaus, als könne er dort bereits Armeen bösartiger Digimon erkennen. “Das muss gar nicht heißen, daß der Digimon Kaiser es auf File Island abgesehen hat. Vielleicht ist er nur wieder auf dem Weg nach Folder.“ Folder war der Kontinent, der auf der anderen Seite des Meeres, quasi gegenüber von Server lag. Auch dort hatte der Digimon Kaiser schon einiges an Gebieten erobert.
 

“Ich muss jetzt zurück ins Meer, mein Schwarm zieht sonst weiter, und ich möchte nicht allein zurückbleiben. Wir sind ständig in Bewegung, jetzt wo die Gefahr so groß ist.“
 

“Natürlich,“ nickte Leomon. “Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu warnen.“
 

“Wo bleibst du, du Schwächling!“ brüllte es aus dem Wald. Der Osaka Akzent in der Stimme war nicht zu überhören. “Wollen wir nun weiterkämpfen, oder was?“
 

“Tut mir leid, Ogremon, heute nicht mehr,“ entgegnete Leomon bestimmt. “Der Digimon Kaiser ist auf dem Weg hierher, und wird möglicherweise File Island angreifen. Wir sollten so schnell wie möglich Gegenmaßnahmen einleiten.“
 

“Der Digimon Kaiser?“ Brüllend kam Ogremon aus dem Wald gerannt, und schwang seine Keule herum. “Den mach‘ ich doch mit links platt!“
 

“Kannst du gerne versuchen, wenn er hier ist, du Angeber,“ grummelte Leomon, “aber jetzt gibt es Wichtigeres zu tun. Wir werden den Rat einberufen. Geh‘ sofort zu Unimon und Yukidarumon, und sag‘ ihnen Bescheid, dass wir uns an Centarumon’s Labyrinth treffen. Ich werde Meramon und Monzaemon Bescheid geben.“
 

“Von dir lass’ ich mir doch keine Befehle geben! Ich übernehm’ Meramon und Monzaemon, und du gehst zu Unimon und Yukidarumon.“
 

Leomon schüttelte den Kopf über soviel Rechthaberei, ließ es jedoch gut sein, die Zeit drängte. “Wie du möchtest, Ogremon.“
 


 

Odaiba Grundschule

Schulgebäude

Schwarzes Wasser...
 

Gurgelnd und wabernd war es am Boden des Klassenzimmers hochgekrochen, an den Beinen ihres Stuhls und letztendlich an ihren eigenen Beinen. Nass und kalt hatte es sich angefühlt und leicht auf der Haut gebrannt. Wie Säure oder ein besonders scharfes Putzmittel.
 

Und Nebel. Überall war Nebel.
 

Erst Takeru’s Stimme hatte sie wieder zurück in die wirkliche Welt gerufen. Zurück in die vertraute Umgebung ihres Klassenzimmers, wo es nach frischgeputztem Boden roch, wo das allgemeine Rascheln und Räuspern und Hüsteln sich mit dem Kratzen der Kreide an der Tafel abwechselte, wo ihr Buch, ihr Federmäppchen, ihr Spitzer und ihr Hello-Kitty-Bleistift sich auf der kleinen Oberfläche ihres Pultes um ihr aufgeschlagenes Heft herum gruppierten. Sie verstand zwar nicht, warum er sie gerufen hatte, aber sie war trotzdem dankbar für den tröstenden Klang seiner Stimme gewesen.
 

Da war noch jemand anderes, der sie gerufen hatte. Oder bildete sie sich das nur ein? Warum fühlte sie sich wieder so seltsam? Es war lange her, dass sie sich so seltsam gefühlt hatte. Wurde sie wieder krank?
 

Ach richtig, sie sollte zur Schulschwester. Konaka-sensei hatte sie aus dem Klassenzimmer geschickt, damit sie zur Schulschwester ging, um sich untersuchen zu lassen. Wo musste sie noch mal lang? Den Gang entlang und dann die Treppe hinunter ins Erdgeschoss.
 

Warum war es so still? Warum konnte sie keine Stimmen aus den anderen Klassenzimmern hören? Das einzige Geräusch, welches jetzt noch an ihre Ohren drang, war das dumpfe Pochen ihrer eigenen Schritte, welches an den Wänden widerhallte.
 

Links, von der breiten Fensterfront her sollte eigentlich soviel Licht einfallen, dass der Gang selbst an regnerischen Tagen relativ hell war. Aber es schien, als habe sich eine komplette Nebelwand vor das Schulgebäude geschoben. Grau in Grau.
 

Und von irgendwoher klang das Tropfen von Wasser.
 

“Es tut mir leid, Onii-chan. Es tut mir so leid, dass ich den Ball nicht anständig getroffen habe.“
 

Sie hatte ihn enttäuscht. Sie hatte ihren Bruder enttäuscht, der sie doch immer beschützte. Sie hatte ihn enttäuscht, weil alles so schummerig und so nebelig war und sie den Ball nicht sehen konnte. Er wollte doch mit ihr Fußball spielen...
 

Tropf, tropf, tropf...
 

Wurde sie jetzt wieder krank, so wie damals? Musste sie zurück ins Krankenhaus, wieder an die ekeligen Schläuche, die sich um sie herum wanden und aus ihrem Körper wuchsen wie kleine Tentakel?
 

Ein Zittern lief durch ihren Körper, ein kaltes Schaudern. Oder war sie es, die ruhig blieb, während das Zittern durch die Welt um sie herum lief?
 

Tropf, tropf, tropf...
 

Sie blieb mitten im Gang stehen, um das Geräusch ihrer Schritte verstummen zu lassen. Sie horchte, horchte auf das Tropfen, aber da war kein Tropfen mehr. Es war jetzt ein Platschen, wie wenn jemand mit großen nassen Füßen in einer flachen Pfütze herumpanschte. Erst war es nur ein Platschen, dann zwei, dann drei, dann immer mehr, als würden mehr und mehr Füße herumpanschen, als würden viele viele platschende Schritte ihr folgen. Und in diesen Schritten lag auch ein seltsames Rauschen, beinahe wie Wellenrauschen.
 

Ein Rauschen, nein ein Raunen. Das Raunen von Stimmen in einer Sprache, die sie nicht verstand. Einer uralten, mächtigen Sprache, und doch.. sie klang seltsam vertraut. So, als ob sie sie schon einmal gehört hatte und sich nur nicht daran erinnern konnte.
 

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn..
 

Lauter und lauter wurde das Raunen und sie schlug die Hände auf die Ohren, um diese furchtbaren Stimmen nicht mehr zu hören.
 

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn..
 

Ein leises Wimmern entfloh ihrer Kehle und wie von selbst, begann ihr Körper sich vorwärts und rückwärts zu wiegen.
 

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu .... nein, nein, seid still! SeidstillseidstillseidstillSEIDSTILL!
 

Sie fuhr herum und blickte direkt in ein Paar rotglühende Augen, welche sie aus der Finsternis heraus unverwandt anstarrten.
 

Tsuzuku...



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sylph
2001-10-14T10:22:27+00:00 14.10.2001 12:22
P.S. Ich glaub ich habs verstanden.. ^^
Von:  Sylph
2001-10-14T10:22:13+00:00 14.10.2001 12:22
*auchdraufwart* ich denke das sagt alles.. ^^*
Von: abgemeldet
2001-06-16T11:04:18+00:00 16.06.2001 13:04
Krass!!!
Die story ist voll genial! Wann kommt Kimi no Hartbeat???
Svenni-chan
Von:  Sharu
2001-05-09T19:51:51+00:00 09.05.2001 21:51
Die Story ist voll schön.
Hoffe du schreibst sie beizeiten weiter, dann haben wir alle hier wieder was zu lesen.
*Hoffe es stört keinen das ich "wir alle" geschrieben hab*
Bis demnächst, Sharu
Von: abgemeldet
2001-05-09T17:53:26+00:00 09.05.2001 19:53
Klasse! Wie gesagt, du bist ein Profi... Jedenfalls, weiter so!

Hi no Tori
...Jaja, was wäre das Leben ohne Taito, Kensuke und andere schöne Träume?
Von: abgemeldet
2001-05-09T14:42:44+00:00 09.05.2001 16:42
Ich find sie auch total genial!!! Schreib doch endlich bitte weiter, ja? Sieh zu, ich sitz auf dem Trockenen: Null Lesestoff und deine Stries lese ich besonders gern.
Bitte schreib weiter
Bye Sternschen
Von: abgemeldet
2001-04-20T17:03:41+00:00 20.04.2001 19:03
uhhh super(wie immer)
ich hoffe diesmal gibt es ein happy end! freu mich schon auf den nächsten teil
Von: abgemeldet
2001-04-20T16:11:23+00:00 20.04.2001 18:11
Ich habs glaub ich verstanden...=) Hört sich auf jeden fall super an! Mach bald weidaa!
Von: abgemeldet
2001-04-20T13:39:25+00:00 20.04.2001 15:39
Wow ... starker Teil ... und ich glaube ich sogar halb durchgeblickt ... ^^ Aber auch nur halb ^^°
Freut mich, dass du weiterschreibst, hoffentlich geht's diesmal für die Beiden gut aus!
Nochmal großes Lob! Es war mal wieder klasse, wie all deine Geschichten!
Viele liebe Grüße

ByeBye Merilflower


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