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Unter dem Sternenhimmel

[Fresh PreCure! Love X Setsuna]
von

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Ungesagte Worte


 

Mein Herz schlägt schneller, jedes Mal wenn ich dich ansehe. Es fällt mir schwer zu atmen, wenn ich mit dir zusammen bin.

Ich fühle mich so lebendig und doch so taub.

Doch du wirst nie verstehen, was du für mich bedeutest. Du hast mich gerettet, hast mir eine zweite Chance gegeben, und dennoch weiß ich, dass du es für jeden anderen dasselbe getan hättest.

Denn so bist du. Hilfsbereit. Bereit alles für andere aufs Spiel zu setzen.

Doch so sehr ich mich auch daran erinnere... Mein Herz hört einfach nicht auf zu schlagen.
 

Es war nur ein kurzer Moment der Schwäche, doch es war passiert, ehe sie zu Besinnung kam. Es fühlte sich an, wie ein leichter elektrischer Schock, ein angenehmes Kribbeln, das ihren Körper durchfuhr, gefolgt von einer dunklen Schwere, als sie sich dessen bewusst wurde, was sie gerade tat.

Schnell löste sie ihre Lippen von denen ihrer besten Freundin und richtete sich auf. Hektisch atmend sah sie auf das andere Mädchen hinab, das noch immer ruhig und friedlich auf dem Futon neben ihr schlief.

Ungläubig strich sie sich über die eigenen Lippen. Was hatte sie nur getan? Nein, die eigentliche Frage sollte sein, wieso sie es getan hatte!

„Love“, seufzte sie schwer und rückte ein wenig von dem anderen Mädchen fort.

Dieses drehte sich nun im Schlaf auf die Seite. „Setsuna... Setsu...“, nuschelte es im Schlaf, als hätte es die Stimme der anderen gehört.

Diese zog die Beine an sich heran und legte das Gesicht in ihre Hände. Es wurde mit jedem Mal schlimmer, das sie in diese Welt zurückkehrte. Das Herzklopfen, wenn sie Love sah, das seltsame Gefühl im Bauch und diese furchtbare Unsicherheit.

Sie hatte es doch gewusst. Sie hätte nicht mit hierher kommen dürfen, so verlockend es auch war. Vielleicht war es ein Fehler, überhaupt immer wieder in diese Welt zurückzukehren. Jedes Mal wenn sie herkam, jedes Mal, wenn sie sich wieder verabschieden musste, wurde das Stechen in ihrem Herzen schlimmer.

Am Anfang hatte sie gedacht, dass es Heimweh war. Denn auch wenn sie so viele Jahre ihres Lebens in Labyrinth verbracht hatte, dort sogar aufgewachsen war, so hatte sie dort doch nie eine Familie und lange Zeit nicht einmal Freunde gehabt. Immerhin war Freundschaft ein Fremdwort für sie gewesen, als sie noch Moebius diente. Und auch wenn sie nun Westar und Soular als ihre Freunde bezeichnete, so fehlte ihr ihre Familie, denn eine solche hatte sie, wenn auch nur für kurze Zeit, nur in dieser Welt gehabt.

Und all das hatte sie ihr zu verdanken, Love. Dem Mädchen, das ihr Herz nicht nur von der Dunkelheit befreit hatte, sondern ihr auch gezeigt hatte, was Freundschaft bedeutete und wie es war, eine Familie zu haben.

Ja, zuerst hatte sie gedacht, dass dieses Gefühl nur daher kam, nur aus dieser tiefen Freundschaft resultierte und vielleicht war es auch einmal so gewesen, doch was sie nun empfand, war mit keinem Gefühl zu vergleichen, dass sie für irgendjemand anderen hegte.

Sie schüttelte den Kopf und stand auf, wobei sie ihren Yukata glatt strich. Vorsichtig, um weder Love, noch eins der anderen Mädchen zu wecken, ging sie zur Papiertür des Zimmers und schob diese vorsichtig auf, um auf den Balkon hinaustreten zu können.

Miki hatte sie und die anderen zwei Mädchen eingeladen, da ihre Mutter ihnen hatte umsonst besorgen können. Sie waren in einer kleinen Pension, im Norden von Honshu. Offenbar war die Pension für seinen Onsen bekannt, dem teilweise eine heilende und verjüngende Wirkung zugesprochen wurde. Offenbar war einer der jetzigen Betreiber mit Mikis Mutter befreundet.

Doch nun waren sie hier, schliefen in einem Raum und sie war Love so nah, wie schon lange nicht mehr.

Sie schloss die Tür hinter sich und sah zum sternenklaren Himmel hinauf.

Da es Spätsommer und der Herbst nicht mehr fern war, wurden die Nächte langsam kühler, so dass Setsuna etwas fröstelte, als sie sich an das hölzerner Geländer lehnte, den Blick weiter gen Himmel gewandt.

Hier, fernab von den Lichtern der Stadt, leuchteten die Sterne noch heller, als sie sie in Erinnerung gehabt hätte. Der Anblick war gewaltig und ließ sie sich umso unbedeutender und kleiner vorkommen, während sie in Gedanken versunken hinaufsah.

Die Wahrheit war, dass sie es nicht ertragen konnte, dieser Welt zu lange fern zu bleiben. Denn es war nicht nur Love, der ihre Sehnsucht galt, sondern auch der einfachen Menschen hier, die schon immer gewusst hatten, wie man fröhlich war, und nicht erst lernen mussten, Glück zu verstehen. Es war auch Loves Familie, ihre Freunde und Kaoru, dessen Donuts einfach unnachahmlich waren.

Sie wollte, dass Labyrinth auch einmal ein Ort sein würde, an dem die Leute ohne Anleitung glücklich sein konnten – doch selbst wenn es soweit sein sollte, glaubte sie kaum, dass sie dieser Welt lange fernbleiben könnte.
 

„Stimmt irgendetwas nicht, Setsuna?“, fragte Inori besorgt und drehte sich zu ihr um.

Wie so oft war es Loves Idee gewesen, dass sie ein wenig in den naheliegenden Wald gingen, um die Gegend zu erkunden, und die anderen Mädchen hatten zugestimmt. So war es Love, die nun fröhlich vor sich hinsummte, während sie über den Waldweg voran schritt, auf dem schon einzelne bunte Blätter lagen.

Setsuna, die sich unbewusst hatte hinter den anderen zurückfallen lassen, schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles in Ordnung“, log sie.

Inoris Blick wurde noch besorgter. „Du siehst müde aus. Geht es dir nicht gut?“

Doch das andere Mädchen schüttelte den Kopf. „Es geht schon. Ich habe letzte Nacht nur nicht gut geschlafen.“ Dabei waren diese Worte jedoch stark untertrieben, da sie beinahe die gesamte Nacht kein Auge zugetan hatte.

„Dann solltest du dich etwas ausruhen“, meinte Inori und sah dabei in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Offenbar dachte sie darüber nach mit ihr zusammen zur Pension zurück zu kehren, doch Setsuna winkte schnell ab.

„Es geht schon“, wiederholte sie. „Ich kann mich später noch etwas ausruhen.“ Damit beschleunigte sie ihren Schritt, um wieder zu Miki und Love aufzuschließen, die ihren Vorsprung nun vergrößert hatten.

Mit einem noch immer besorgtem Blick folgte Inori ihr.

Der Pfad gewann schnell an Steigung, so dass Setsuna bald merkte, dass es sie einige Anstrengung kostete, mit den anderen mitzuhalten. Ihr war schwindelig und sie konnte nicht sagen, ob an ihrem Schlafmangel lag oder daran, dass es ihr langsam schwer fiel zu atmen. Doch auch dies war letzten Endes offenbar eine Folge dessen, dass sie kaum geschlafen hatte, denn normal hatte sie eine bessere Ausdauer.

Sie blinzelte, als das Bild vor ihren Augen kurz verschwamm und übersah dabei eine Wurzel, die bis auf den Weg gewachsen war.

„Setsuna!“, hörte sie eine besorgte Stimme, noch ehe ihr selbst ganz bewusst wurde, dass sie gestürzt war.

„Setsuna?“ Inori klang besorgt, doch es war Love, die zurückgelaufen war und nun bereits neben ihr kniete, die Hände auf ihre Schultern gelegt.

„Setsuna?“, fragte sie mit aufgebrachter und gleichzeitig besorgter Stimme. „Setsuna! Ist alles in Ordnung?“

Setsuna blinzelte und sah ihre Freundin an, nur um erneut diesen mittlerweile vertrauten Stich in ihrer Brust zu verspüren. Schnell senkte sie den Blick. „Es geht schon. Ich bin nur gestolpert.“ Hastig versuchte sie aufzustehen, wäre jedoch beinahe erneut umgeknickt, hätte Miki, die nun ebenfalls bei ihnen war, sie nicht gestützt.

„Hast du dich verletzt?“, fragte sie.

Erneut versuchte Setsuna selbst zu stehen, doch ohne Erfolg. Ein Schmerz fuhr durch ihr Bein und ließ sie zusammenzucken, was auch die anderen Mädchen merkten.

„Es ist etwas an deinem Fuß“, stellte Inori fest. „Setz' dich wieder.“

Schon wollte das andere Mädchen widersprechen, aber bevor sie auch nur dazu kam, hatten Love und Miki sie wieder auf den Boden gedrückt. „Es ist schon nichts“, protestierte sie, in der Hoffnung der Situation zu entkommen.

Sie wollte nicht, dass sich die anderen – besonders Love – Sorgen um sie machten; schon gar nicht wegen so einer Kleinigkeit! Außerdem... Sie spürte die Wärme von Loves Händen durch den recht dünnen Stoff ihres Pullovers hindurch.

Inori ließ sich derweil nicht irritieren und tastete ihre Knöchel ab. Als Setsuna zusammenzuckte, als das Mädchen ihr linkes Fußgelenk berührte, zögerte es nicht, ihr den linken Schuh und den dazugehörigen Socken auszuziehen.

Tatsächlich war Setsunas Knöchel gerötet und schien anzuschwellen, noch während Inori ihn betastete.

„Ich fürchte, du hast dir den Fuß verstaucht“, meinte sie schließlich. „Wir sollten dich zurück zur Pension bringen.“

„Es geht schon“, versuchte Setsuna noch einmal die anderen eines besseren zu überzeugen, doch nun sah Inori sie mit eisernem Blick an.

„Du musst den Fuß hochlegen und ihn kühlen! Sonst wird es nur schlimmer.“

Daraufhin seufzte Setsuna nur.

„Bukki hat Recht“, meinte auch Miki. „Wenn du den Fuß nicht schonst, wird es nur noch schlimmer.“

„Ist ja gut“, murmelte das dunkelhaarige Mädchen und ließ sich von Miki stützen, als sie aufstand.

„Du solltest vernünftig sein“, ermahnte das für eine Japanerin großgewachsene Jungmodel sie, warf ihr dabei aber einen mitleidigen Blick zu.

„Ich weiß.“ Setsuna seufzte erneut, als sie merkte, wie sich Love ihren linken Arm über die Schulter legte. „Was machst du?“

„Ich stütze dich“, meinte Love, als sei es selbstverständlich – natürlich war es für sie selbstverständlich. „Du kannst so kaum laufen.“

Wieder spürte Setsuna, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, bis ihr erneut schwindelig wurde und sie zu schwanken begann.

„Alles in Ordnung, Setsuna?“ Die Stimme ihrer Freundin klang nun noch besorgter als zuvor, doch sie traute sich nicht zu ihr zu sehen.

„Es geht schon“, flüsterte sie nur.

„Sie ist müde“, erklärte Inori vorsichtig. „Sie hat letzte Nacht kaum geschlafen.“

Nun schien Love überrascht. „Ist das wahr?“

Ohne sie anzusehen oder etwas zu sagen nickte Setsuna nur.

„Du hättest doch nur etwas sagen müssen“, meinte Miki, woraufhin das andere Mädchen den Blick nur noch weiter senkte.

„Ich weiß“, murmelte sie. „Es tut mir leid.“

Doch Love winkte die Entschuldigung ab. „Jetzt können wir nichts mehr daran machen. Wir bringen dich jetzt zur Pension zurück. Da kannst du dich ausruhen.“
 

Rötliches Licht drang in das Zimmer, als die Sonne draußen unterging.

Setsuna lag auf ihren Futon und hatte einen Arm auf ihr Gesicht gelegt, um ihre Augen ein wenig vor dem Licht zu schützen. Inori hatte ihren Fuß verbunden, nachdem sie zur Pension zurück gekommen waren und sie sich gewaschen hatte. Seitdem lag sie hier, nun wieder in einen Yukata gekleidet.

Sie hatte tatsächlich für wenige Stunden Schlaf gefunden, doch irgendetwas hatte sie wieder aufgeweckt. Seither lag sie hier, sah zur Decke hinauf und versuchte erneut zu schlafen, was ihr jedoch nicht wirklich gelang.

Für eine Weile hatte sie überlegt zu den anderen hinunter zu gehen, hatte den Gedanken jedoch schnell verworfen. Wenn sie bei ihnen – bei Love – war, fand sie keine Ruhe. Wieso schaffte sie es nicht ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen?

Sie würde es dem anderen Mädchen nie gestehen können. Es wäre anmaßend zu glauben, dass dieses ihre Gefühle, über die sie sich nicht einmal selbst ganz im Klaren war, erwidern könnte, und nur das Wissen darum würde Love bedrücken. Doch was sollte sie sonst tun? Wieso konnte sie diese Gefühle nicht verdrängen?

Es wäre so viel leichter...

Sie wusste, dass Hayate, dass Westar seinerseits Gefühle für sie hatte. Er war nicht sehr gut darin diese zu verbergen.

Ein weiterer Grund, warum sie herkam: Um ihm aus dem Weg zu gehen, da sie selbst nicht wusste, wie sie ihm sagen konnte, dass sie diese Gefühle nicht erwiderte... Dass sie jemand anderen liebte, der wiederum ihre Gefühle sicher nie auf dieselbe Art erwidern könnte.

Da riss ein Klopfen an der Tür sie aus ihren Gedanken. Einen Moment später wurde die Tür ein Stück aufgeschoben.

„Bist du wach, Setsuna?“, hörte sie Inoris Stimme flüstern.

„Bukki?“, fragte sie und richtete sich auf.

Nun wurde die Tür ganz aufgeschoben und das kleine, braunhaarige Mädchen, dass ebenfalls einen Kimono trug, kam mit einem Tablett in den Raum. „Ich wollte dir Abendessen bringen.“

Setsuna sah zu dem Tablett. „Danke, das ist nett.“ Dabei drängte sich ihr jedoch die Frage auf, warum Inori selbst ihr das Essen brachte, da es in dieser Pension auch Bedienstete für solche Aufgabe gab.

„Hast du schlafen können?“, fragte Inori nun, während sie zu ihr herüberkam. Sei stellte das Tablett ab und machte die Lampe an der Decke des Zimmers an.

Die andere nickte leicht. „Etwas.“ Damit nahm sie das Tablett entgegen und stellte es mit etwas Abstand zu ihrem Futon auf den Boden. Auf ihm fand sie gleich zwei Suppenschüsseln, Reis und Fisch.

Das Mädchen lächelte sie an. „Dann ist gut.“

Setsuna sah zu ihrer Freundin hinüber, ehe sie sich selbst zu einem schwachen Lächeln bringen konnte. „Ja.“ Da sie nicht wusste, was sie weiter sagen sollte, legte sie kurz die Hände ineinander. „Ittadakimasu.“ Damit begann sie zu essen, was nicht ganz so einfach war, da die Beine unter dem Tablett nur kurz waren und sie sich aufgrund des Verstauchten Beines nicht knien konnte.

Inori sagte nichts, sondern sah ihr nur zu, während sie zu Essen begann.

Erst als die Suppe ihre Lippen berührte, merkte sie, dass sie tatsächlich hungrig war. Immerhin hatte sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Trotzdem beherrschte sie sich, nicht zu schlingen, da sie immerhin nicht allein war.

Doch während sie aß merkte sie, dass Inoris Blick noch immer auf ihr ruhte. Zuerst versuchte sie es zu ignorieren, doch irgendwann konnte sie nicht anders und wandte sich dem Mädchen zu. „Willst du nicht wieder zu den anderen heruntergehen?“

Nun war es Inori, die seufzte, aber lächelnd den Kopf schüttelte. „Eigentlich wollte ich mit dir reden.“

Setsuna stellte die Reisschale auf das Tablett. „Mit mir reden?“

„Ja“, erwiderte ihre Freundin und schwieg kurz. „Du bist seltsam in letzter Zeit.“ Sie zögerte weiterhin. „Es tut mir leid, wenn ich unhöflich klinge. Aber... Es ist nicht nur heute. Auch gestern und... Die letzten Male, dass du hierher gekommen bist.“

Daraufhin schwieg Setsuna nur, da sie erneut nicht wusste, was sie ihr sagen sollte.

„Irgendetwas stimmt nicht“, schloss Inori nur. „Und es ist nichts in Labyrinth?“

Unwillkürlich schüttelte Setsuna den Kopf. „Nein.“

Nun schwieg das andere Mädchen wieder, sah sie nur an. „Ich nehme an, du willst nicht darüber reden.“

„Es ist nicht wegen dir, Bukki.“

Dieses Mal schüttelte Inori abwehrend den Kopf. „Das weiß ich, Setsuna. Aber du sollst wissen, dass du mit mir reden kannst. Genau so, wie du mit Love oder Miki reden kannst. Wir machen uns Sorgen um dich.“

Setsuna sah sie an, bis sie ihren Blick nicht mehr ertragen konnte. „Ich weiß. Es tut mir leid.“

Nun wieder lächelnd nickte Inori nur und stand auf. „Es muss dir nicht leid tun.“ Sie zögerte für einen Moment. „Ich gehe wieder zu den anderen. Du kannst das Tablett einfach vor die Tür stellen, wenn du fertig bist.“

„In Ordnung.“

Damit ging Inori zur Tür und öffnete diese erneut. Dann hielt sie für einen Moment inne. „Du kannst nie wissen, wie andere fühlen, wenn du mit ihnen nicht darüber sprichst, weißt du?“

„Was?“ Beinahe erschrocken sah Setsuna sie an, doch Inori lächelte sie nur wieder an.

„Nichts, nichts“, meinte sie leichthin. „Es war nur ein Gedanke... Bis später. Du solltest nach dem Essen noch etwas versuchen zu schlafen.“

Gedankenverloren sah Setsuna auf die Tür, auch nachdem diese sich bereits hinter Inori geschlossen hatte. Wusste das Mädchen, was sie fühlte? War sie wirklich genau so schlecht wie Westar darin, ihre Gefühle zu verbergen?

Wenn ja... Vielleicht war es das beste, wenn sie erst einmal nach Labyrinth zurückkehrte.
 

Doch auch der nächste Tag verging, ohne dass sie sich dazu bringen konnte, zurück zu kehren, auch wenn sie hin und hergerissen war. Immer wieder suchte sie die Einsamkeit und mehr als einmal hatte sie das Linkrun in der Hand. Doch etwas hielt sie zurück, ohne dass sie sich sicher war, was es genau war.

Den Gedanken, dass Inori und auch Miki etwas ahnten, wurde sie nicht los. Zwar sprachen sie beide nicht mehr darauf an, aber auch kleine Gesten, wie die Tatsache, dass die beiden ihre Futons auf die Seiten Setsunas legten, bevor Love einen der Plätze einnehmen konnte, ließen Setsuna sich immer wieder fragen, wie viel die beiden wussten.

Sie war froh, dass ihr verletzter Fuß ihr eine Ausrede gab, sich zurück zu ziehen – auch am dritten Tag, den sie in der Pension verbrachten. Zwar schlug Love vor, dass sie den Tag über nur Karten spielen könnten, doch nachdem Setsuna abwinkte, schafften Miki und Inori es das Mädchen zu einer weiteren Wanderung zu überreden.

Doch all das änderte nicht, dass Setsunas Herz immer schwerer zu werden schien.

Und langsam glaube sie zu verstehen, woran es lag: In dieser Umgebung war es anders, als wenn sie in Yotsuba waren. Dort waren sie von so vielen Dingen umgeben, die für Setsuna in der Zeit, die sie dort verbracht hatte, normal geworden waren. Es war nicht nur die Stadt selbst, sondern auch Loves Familie, Reika, ihre alten Klassenkameraden und Kaoru. Ja, ab und an kamen auch Tarte, Azuhina und Chiffon sie dort besuchen und es gab so viel, was sie ablenkte.

Doch hier war niemand von ihren anderen Freunden da. Es waren nur sie vier. Es war ruhig und sie war auf eine Art Love näher, als sie es in Yotsuba sein konnte, da sich niemand anderes zwischen sie drängte.

Aber auch das änderte nichts daran, dass sie ihr nicht sagen konnte, wie sie fühlte. Denn sie wusste, sie war sich sicher, dass sie für Love nichts weiter, als ihre beste Freundin war – eine Art Schwester vielleicht, aber nicht mehr. Auf keinen Fall wollte Setsuna, dass sich Love ihr gegenüber genau so schlecht fühlte, wie sie sich gegenüber Westar fühlte.

Dann – und auch das wusste sie – dann würde Love sie nicht mehr so anlächeln, wie sie es bisher immer getan hatte: Ehrlich. Unbefangen.

Seufzend sah sie auf das Linkrun in dessen Hülle sich die Sterne spiegelten.

Es war ihre letzte Nacht hier und tatsächlich freute sie sich, am nächsten Tag nach Labyrinth zurückkehren zu können. Sie hoffte, dass die Anspannung dort verschwinden würde.

Die anderen Mädchen waren noch im Onsen, den sie selbst nicht nutzen konnte. Denn auch wenn der Quelle heilende Fähigkeiten zugeschrieben wurden, so war das heiße Wasser nicht gut für einen verstauchten Fuß, weshalb sie sich auch in den letzten Tagen nur gewaschen, nie aber gebadet hatte.

So stand sie nun auf dem Platz vor der Pension, um etwas Luft zu schnappen. Noch immer trug sie den weiten roten Pullover, den sie den gesamten Tag über getragen hatte, und eine etwas längere Hose.

Der Himmel war auch in dieser Nacht vollkommen klar und die Sterne funkelten deutlich auf dem dunklen Hintergrund. Selbst den Nebel der Milchstraße konnte man von hier aus schwach erkennen, und auf seltsame Art und Weise fand Setsuna diesen Anblick beruhigend.

Der Mond war nur eine dünne Sichel, die nur wenig Licht spendete, doch empfand sie ihn ebenfalls als tröstlich.

Auch jetzt gab es wenig Sterne in ihrer Heimatwelt – Labyrinth, in der es noch immer wenige Orte gab, die noch natürlich wirkten, selbst wenn die Städte nun nicht mehr so trostlos wirkten, wie sie es einst gewesen waren.

„Wow, man sieht wirklich viele Sterne hier draußen!“, hörte sie einen begeisterten Ausruf hinter sich und schreckte zusammen.

„Love?“, fragte sie, als sie sich umdrehte.

Tatsächlich stand ihre beste Freundin dort mit noch immer feuchten Haaren und in ihren Yukata gekleidet, wobei ihre Füße nur in einem Paar Sandalen steckten.

„Du solltest reingehen“, meinte Setsuna schnell. „Du erkältest dich noch!“

„Ach was“, entgegnete Love und winkte ab. „Ich wollte nur nach dir sehen, Setsuna.“ Für einen Moment schwieg sie und sah das andere Mädchen nur mit einem unergründlichen Blick an. „Stimmt irgendetwas nicht?“

Hastig schüttelte Setsuna den Kopf. „Nein, es ist alles in Ordnung. Nun, mein Fuß tut noch immer etwas weh, aber das wird sicher wieder. Mach dir keine Sorgen.“

„Gut“, meinte Love langsam, schien jedoch nicht wirklich erleichtert. Sie zögerte, als wäre sie sich nicht sicher, was sie sagen sollte. „Eigentlich...“, begann sie schließlich in einem für sie untypischen, beinahe unsicheren Tonfall. „Ich meine eigentlich etwas anderes.“ Bevor Setsuna ihrem Blick ausweichen konnte, sah sie ihr in die Augen. „Habe ich etwas getan, dass dich sauer gemacht hat? Habe ich dich irgendwie verletzt? Wenn ja tut es mir leid, Setsuna.“

Überrascht verharrte der Blick des anderen Mädchen an ihr. „Was? Nein, natürlich nicht... Wieso...?“

Love zögerte für einen Moment. „Du bist so seltsam in letzter Zeit. Ich... Ich habe das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst.“ Nach diesen Worten zwang sie sich offenbar zu einem Lächeln und kratzte sich am Hinterkopf. „Aber wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein!“

Setsunas Herz wurde noch schwerer, als sie in die Augen der anderen sah.

Sie hatte nie gewollt, dass sich Love wegen ihr sorgte, sogar sich selbst Vorwürfe machte. Aber was hätte sie anders machen können? „Es tut mir leid“, hauchte sie.

„Was? Das muss es doch nicht“, antworte Love. „Setsuna, du kannst nichts dafür, wenn ich Geister sehe.“ Sie lachte gezwungen. „Es... Ach, ich bilde mir nur Sachen ein. Vielleicht ist es, weil wir uns nicht mehr jeden Tag sehen...“ Damit wandte sie sich wieder der aus traditionell gebauten Pension zu. „Kommst du mit rein?“

„Love...“, brachte Setsuna den Namen ihrer Freundin gequält hervor, woraufhin sich diese umdrehte und sie mit fragendem Blick ansah.

„Ja?“

Innerlich verfluchte sich Setsuna. Sie wusste noch immer nicht, was sie sagen sollten, wusste nicht, was das richtige war. Sie wollte nicht, dass sich Love weiter unnötig um sie sorgte, doch wollte sie auch nicht egoistisch sein. „Ich...“, begann sie unsicher. „Der Grund warum ich...“ Sie schüttelte den Kopf. „Du bildest dir nichts ein. Ich habe deine Nähe tatsächlich gemieden.“

Loves Augen weiteten sich. „Aber warum denn? Magst du mich etwa nicht mehr?“ Bei dieser Frage zitterte ihre Stimme auf einmal.

Setsuna spürte Tränen in ihren Augen brennen und bemühte sich, diese zu schlucken. Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein“, flüsterte sie, „das ist es nicht. Im Gegenteil. Ich... Ich...“ Nun flossen ihr doch Tränen über die Wangen. „Es tut mir leid, Love, aber ich... Ich mag dich.“ Doch als sie merkte, wie die andere bereits zu einer Erwiderung ansetzte, korrigierte sie sich: „Nein, das ist es nicht. Ich...“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. „Ich liebe dich...“

Auf diese Worte reagierte Love nicht. Sie stand einfach nur da und starrte sie an. „Setsu... na...“, keuchte sie leise.

„Es tut mir leid“, flüsterte Setsuna und wandte sich ab. „Ich wollte dich damit nie belasten...“ Sie seufzte. „Es tut mir wirklich leid.“ Während sie sprach machte sie einige Schritte, entfernte sich weiter von Love. Ihre Hand war fest um das rote Linkrun geschlossen.

Da löste sich Love aus ihrer Starre. „Wo willst du hin?“

Doch Setsuna antwortete nicht, sondern streckte das handliche Gerät nur vor sich aus.

Mit einem roten Blitz erschien Akarun und schwebte nun vor seiner Partnerin, wobei es diese erwartungsvoll ansah.

Bevor Setsuna jedoch nach dem kleinen Feenschlüssel greifen konnte, spürte sie, wie sich eine Hand um die ihre legte.

„Warte, Setsuna!“, rief Love aus und riss sie herum. „Warte...“ Ihre Stimme klang unsicher und auch ihr Blick schien nicht so fest, wie er es sonst war. „Setsuna, ich...“, setzte sie an, brach dann aber ab und fiel dem anderen Mädchen stattdessen um den Hals.

Überrascht stand dieses dort, das Linkrun noch immer in der Hand. Ihr Herz schien fast zu zerspringen. „Love...“

Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Sag nichts“, flüsterte sie. „Bleib... Bleib einfach nur.“ Sie drückte sich noch enger an ihre Freundin. „Bleib bei mir“, flehte sie dann mit gedämpfter Stimme.

Und da verstand Setsuna, verstand, wie unnötig ihre Sorgen gewesen waren. Während ein leichter Windhauch über sie hinwegwehte, legte sie endlich ihrerseits die Arme um ihre Freundin und schloss die Augen. „Love...“

Sie kam in diese Welt, weil sie hier gelernt hatte, was Glück bedeutet. Doch Glück und Freundschaft waren nicht das einzige gefunden, was sie hier gefunden hatte. Hier, in dieser Welt, die so anders war, als ihre Heimat gab es noch etwas anderes. Etwas, das ihr mehr bedeutete, als alles andere: Der Mensch, den sie liebte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Homumaus
2017-11-21T20:25:35+00:00 21.11.2017 21:25
Unheimlich süße Fanfiction!
Fresh Precure ist nach wie vor meine Lieblingsstaffel und es wundert mich wirklich das ich deine ff nicht früher entdeckt habe D:
Du triffst die Charaktere unheimlich gut, vorallem Setsuna! (Meine absolute lieblingscure >_<)
Du schreibst ihre Gedanken über Love genauso wie ich sie mir in der Serie immer vorgestellt habe *_* Ich liebe dieses Pairing!
Auch ihre Angst über ihre Gefühle zu sprechen hast du 1a widergespiegelt!
Einziges Manko ist für mich das das Ende sehr schwammig ist.
Ich verstehe es jetzt so, dass Love möchte das sie für immer bleibt und nie wieder gehen soll und daran merkt Setsuna das Love ihre Gefühle erwidert oder so? Aber ich kann mich auch irren... ^^"

Miki und Buki ahnen bestimmt was wegen dem Kuss am Anfang >D zumindest sagt mir das meine Fantasie. XD

Ansonsten keep it up👍 ich mag deinen Schreibstil sehr:)
Antwort von:  Alaiya
21.11.2017 21:45
Uh. Danke. :)
Selten, dass man nach so langer Zeit noch Kommentare zu einer Geschichte bekommt!

Hat mich sehr gefreut.
Und ja, Fresh ist (zusammen mit HaCha) auch meine absolute Lieblingsstaffel *-*
Von:  Taroru
2013-02-22T20:37:03+00:00 22.02.2013 21:37
also ich muss ja sagen.... ich glaube nicht das ich wirklich verstanden habe worum das alles ging, also die andeutungen mit dem labyrinth und so.... ich hab gerade erst angefangen die serie zu gucken, weiß also etwas mit den namen anzufangen, mehr aber auch nicht :-/
aber ich muss sagen, auch wenn ich die serie noch nicht so kenne, finde ich das man das hier gut lesen kann, den von den worten her ist es wirklich gut geschrieben. mich hatte es jedenfalls gepackt, ich konnte nicht aufhören zu lesen und würde mir auch gerne mehr dazu wünschen (ich war einfach zu schnell fertig mit lesen)
ich finde ein paar dinge waren schon sehr klischee belastet, aber welche story hat das heut zu tage nicht mehr? es ist ja fast unmöglich wirklich etwas anderes zu machen, von der seite her ist das wirklich super geworden hier. ich hatte spaß beim lesen und kann das geschehen nachvollziehen. die charaktere handeln durchaus realistisch und das hält die story lebendig :-)
gefällt mir wirklich ausgesprochen gut.
ich wünsche mir mehr davon :-D


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