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The kiss of a host boy

Kiriya und Yoru
von

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Wie alles Begann


 

Prolog


 


 

Wie alles Begann

Shinjuku Ni-chōme

Stadtbezirk Shinjuku, Tokyo
 

Mit einem dumpfen Laut traf die Faust des älteren Mannes den Magen eines Jungen, der sich nun mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch hielt. „Hast du es jetzt verstanden?!“ donnerte der Mann, der bereits auf die 50 Jahre zuging und einiges an Kopfhaar verloren hatte. „Wenn sich noch mal ein neuer Kunde über dich beschwert, wirst du mehr als nur meine Faust zu spüren bekommen! Und jetzt ab mit dir auf die Straße und schaff neue Kunden her!“
 

Kaum, dass die Faust ihn in den Magen traf, taumelte der Junge einen Schritt zurück und sank auf den Boden. Nach Atem ringend blieb er einige Sekunden dort, während er dem Geschrei des Älteren versuchte zuzuhören und sich wieder zu sammeln.

Es war wirklich nicht zu übersehen, geschweige denn zu überhören, dass der Mann wütend auf ihn war. Doch vorerst ließ er ihn wieder in Ruhe und wandte sich wichtigeren Dingen zu.

„Vergebt mir, Master. Es wird nicht wieder vorkommen“, versprach er leise, während er sich aufrichtete und sich tief vor dem Älteren verneigte. In der Verbeugung verharrend, schlich er nun, rückwärtsgehend, aus dem Büro seines Masters. Hielt dabei seine rechte Hand auf seinem schmerzenden Bauch.

Als die schwere, dunkel gestrichene Eichentür vor ihm ins Schloss fiel, wagte er es erst, sich aufzurichten. Ein leises Keuchen entrang sich seiner Kehle, als sich sein Körper mit einem Schmerz für die Bewegung bedankte.
 

„Hat er  dich schon wieder fertig gemacht, mh?“, erklang es hinter dem Jungen, was ihn veranlasste, sich in die Richtung zu drehen und in das besorgte Gesicht seines Arbeitskollegen zu sehen. „Ja, dabei habe ich doch nichts falsch gemacht. Was kann ich dafür, wenn der Kunde sich beim Trinken nicht beherrschen kann und… Ach was soll’s“, seufzte er leise und ging seinem Kollegen entgegen, der lässig an der weißen Wand vor ihm lehnte.

„Nimm es dir nicht so zu Herzen, Youji. Und jetzt komm! Ich helfe dir mit deinen Haaren, denn so kannst du nicht auf die Straße.“ Mit diesen Worten wurde dem angesprochenen jungen Mann ein durchtrainierter Arm um die schmalen Schultern gelegt, der ihn wegzog von dem Büro.  „Vielen Dank, Sho-kun“, nuschelte Youji leise und ging widerstandslos mit dem älteren jungen Mann mit.
 

Den kurzen Weg den Flur entlang zum Vorbereitungsraum schwieg Youji und lief mit leicht gesenktem Kopf neben Sho. Selbst, als er auf dem Stuhl vor dem riesigen Spiegel saß, blieb er immer noch stumm. Erst die Frage, wie er seine Haare heute tragen wollte, riss den jungen Mann aus seinem Schweigen. „Ich weiß nicht, vielleicht hochgesteckt?  Mein Kimono hat zum Glück nichts abbekommen, da muss ich mich wenigstens nicht auch noch umziehen“, murmelte Youji so leise, dass sich Sho vorbeugen musste um ihn zu verstehen. Dabei verlangte es große Selbstbeherrschung, damit er nicht sein Gesicht in die verführerisch duftenden Haare vor seiner Nase vergrub.
 

„Gut, dann also hochstecken“, stimmte der Ältere zu und nickte ihm kurz bestätigend zu, während er auch schon mit einer Bürste die Knoten löste. Er strich dabei besonders vorsichtig durch die schwarzen, leicht dunkelblau schimmernden Haare. Er schmunzelte und richtete seinen Blick im Spiegel auf Youjis smaragdgrüne Augen und meinte leise: „Weißt du eigentlich, wie sehr dich die anderen um deine Augen beneiden? Keiner von ihnen hat Augen wie du, die so voller Lebenslust leuchten. Sie alle haben nur diese langweiligen Farbtöne von braun und fast schwarz. Nicht einmal mit gefärbten Kontaktlinsen haben sie so schöne Augen wie du, Youji-kun. Ich denke, dass ist einer der Gründe warum sie immer wieder versuchen, dich bei den neuen Kunden schlecht zu machen. Aber mach dir nichts aus ihnen. Der Master weiß schon, was er an dir hat, auch wenn er es nicht zeigt.“
 

Die ganze Zeit über versuchte Sho ihn aufzumuntern und ihm Mut zuzusprechen. „Ich weiß“, kam die leise Antwort von Youji und ein dezentes Grinsen erschien auf seinen Lippen. „Du hättest mich deswegen aber nicht ganz so sehr wie eine Frau frisieren müssen“, feixte er leise und begutachtete seine kunstvoll hochgesteckten Haare, von denen sich nur eine Strähne weigerte, an ihrem Platz zu bleiben und ihm lieber ins Gesicht hing. „Dennoch Danke, Sho-kun.“
 

Fertig frisiert wollte Youji schon aufstehen, als ihn der Ältere zurückhielt und meinte: „Nichts zu danken, aber ich denke, dass dein Outfit noch nicht fertig ist. Und keine Widerrede, du hast dich für den dunkelblauen Kimono entschieden, also wirst du auch nicht halbfertig raus gehen.“ Mit einem Kopfnicken wies Sho auf die ausgebreiteten Make-up Utensilien und noch ehe Youji protestieren konnte, trug er auch schon eine dezente Schicht Make-up auf dessen Gesicht, so dass es perfekt zu den kunstvoll hochgesteckten Haaren passte.
 

Grummelnd saß Youji auf dem Stuhl und ließ die Prozedur über sich ergehen und ärgerte sich darüber, dass er diesen Kimono gewählt hatte. Dennoch konnte er nichts dagegen tun, denn immerhin war heute Themenabend und er wusste genau, dass gegen Mitternacht einer seiner Stammgäste kommen würde. Und das nur, um ihn wieder einmal in diesem Kimono zu sehen, den er ihm geschenkt hatte.

Nachdem Sho auch mit dem Make-up fertig war, begutachtete sich Youji seufzend im Spiegel und schüttelte leicht seinen Kopf. „Ich werde froh sein, wenn die Nacht vorüber ist und ich das verdammte Zeug endlich wieder abwaschen darf. Es stinkt furchtbar“, maulte der junge Mann vor sich hin, während er sich bereits erhob um seinen Kimono zu richten.
 

„Glaub mir, mir geht es nicht anders. Und jetzt beeil dich, du bist schon etwas spät dran. Husch, husch, raus mit dir!“, damit scheuchte Sho den jüngeren auch schon aus der Garderobe hinaus, um sich selbst fertig zu stylen. Er hatte sich, ebenso wie Youji, für einen Kimono entschieden, der allerdings neonpink mit gelbem Blumenmuster war und gut zu seinen wasserstoffblonden Haaren passte.
 

„Ja, ja, hetzt nicht so“, grummelte Youji, noch ehe er vollends aus der Tür hinaus war. Doch darauf bekam er keine Reaktion mehr von Sho, da dieser sich bereits abgewendet hatte und die Tür zufallen ließ, um sich seinem Spiegelbild zu widmen.

//Dann mal auf in den Kampf//, sprach er sich selbst etwas Mut zu und ging langsam zum Fahrstuhl, da er in dem engen Flur nichts anrempeln wollte, was eventuell zu Bruch gehen oder eine Schweinerei verursachen konnte. Während der Fahrt zum Erdgeschoss begutachtete sich Youji im fahlen Licht des Fahrstuhls in dessen Spiegelwand noch einmal, bevor er, unten angekommen, das Gebäude verließ.
 

Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und nur die Neonlichter der Werbetafeln der Hauptstraße beleuchteten die schmale und enge Seitengasse, in der der Eingang des ‚Blue Moon’ lag. Es war ein wenig unheimlich, doch kaum war er auf der Hauptstraße, war er umringt von umherlaufenden Menschen, die hier ihr Vergnügen in Bars, Clubs und anderen Etablissements von Shinjuku suchten. Es war nicht sehr schwer für Youji die Männer anzusprechen, ein wenig mit ihnen zu flirten und in den Club zu locken.

Er war wesentlich erfolgreicher als seine zwei etwas älteren Kollegen, die weniger Glück hatten. Dennoch kamen sie, nachdem jeder von ihnen einen weiteren Kunden abgefangen hatte, nicht mehr auf die Straße zurück. Anscheinend hatten die neuen Gäste sich für die beiden als ihre Begleiter für den heutigen Abend entschieden. Einen anderen Grund konnte sich Youji nicht vorstellen, denn niemand wagte es, die Jagd nach neuen Kunden vorzeitig abzubrechen. Es sei denn, sie hatten sich in den hinteren Teil der Gasse verzogen, um eine zu Rauchen.

//Sollen sie doch machen was sie wollen, falls sie sich drücken. Ich werde meinen Arsch nicht noch mal für die beiden herhalten//, schwor sich Youji in Gedanken und verzog kurz sein Gesicht bei der Erinnerung an seine vorletzte Bestrafung, die er den beiden zu verdanken hatte. //Ich sollte mich von so etwas nicht ablenken lassen. Ich sollte lieber zusehen, dass ich noch ein paar Kunden reinschleppen kann.// Und das setzte er auch in die Tat um, bis ihm der Mann am Empfang mitteilte, dass nur noch ein Tisch frei war, weshalb er nicht noch einmal losgehen sollte. Doch Youji winkte ab. „Ich will nicht bis Mitternacht oder länger warten, bis mein Stammgast kommt. Immerhin verspätet er sich gerne.“

Wieder auf der Straße sah sich der junge Mann genau um und beobachtete die Menschen die an ihm vorbeidrängten und sich teilweise lachend mit anderen unterhielten. Da fiel ihm ein Mann mit langen, blonden Haaren, die ihm durch einen Windhauch ein wenig wirr um den Kopf wehten, auf. Irgendwie wirkte der Mann fehl am Platz und auch ein wenig verloren, so wie er mit seinem Blick durch die Gegend schweifte und etwas skeptisch drein blickte. //Den angel ich mir!//, schoss es Youji sofort durch den Kopf und ohne zu zögern ging er direkt auf den Mann zu.

„Guten Abend, mein Herr. Sie sehen aus, als würden Sie nach etwas Gesellschaft suchen. Möchten Sie nicht auf einen Drink in unseren Club kommen?“, wollte Youji mit honigsüßer Stimme von dem fremden Mann wissen und sah dabei mit einem koketten Lächeln und Wimpernaufschlag zu ihm empor. Dieser überragte ihn sicher um gut 15cm, doch Dank der Geta war Youji ein paar Zentimeter größer als normal, wodurch ihm der Größenunterschied nicht so sehr auffiel. Was ihm allerdings auffiel, war der verblüffte Gesichtsausdruck des Anderen, was ihn leise lachen ließ. Dies verbarg er aber mit einem gespielt schüchternen Blick Richtung Boden hinter seiner rechten Hand. „Verzeiht, mein Herr, wenn ich euch überrascht habe, doch Sie sind mir gleich in der Menge aufgefallen. Sie sahen so verloren aus, da musste ich Sie einfach ansprechen und in unseren Club einladen.“
 

Etwas sprachlos starrte der angesprochene Mann, mit den langen, golden schimmernden Haaren, die Frau vor sich an, ehe er verstand, was diese zu ihm sagte. Als er die Worte endlich auseinandergepflückt hatte und sie einen Sinn für ihn ergaben, färbten sich seine Wangen mit einem dunklen Rot, was zu seinem Glück von der Neonreklame um ihn herum verborgen blieb. Schnell räusperte sich der Mann und verneigte sich leicht vor der jungen Frau und versuchte sie charmant anzulächeln. Zumindest hoffte er, dass es so rüber kam, denn irgendwie fühlte sich sein Gesicht gerade ein wenig merkwürdig an, doch er versuchte es zu ignorieren. „Es... wäre mir eine Freude,... Sie auf einen Drink einzuladen.“ Fast eine halbe Ewigkeit hatte es gedauert, so kam es ihm zumindest vor, bis er diese paar Worte gesagt hatte. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie verlegen er war und dennoch stand er tapfer da und bot der jungen Dame seinen Arm an, wie es sich für einen Gentlemen gehörte.
 

Ohne zu zögern hakte sich Youji bei dem dargebotenen Arm ein und führte seinen Gast in die schmale Seitengasse. Spürte dabei, wie dieser sich ein wenig verspannte, als sie die grell beleuchtete Hauptstraße verließen. „Nur keine Angst, mein Herr, der Eingang zum Club ist gleich da vorn“, mit einer vielsagendem Geste deutete der junge Mann, der wie eine Frau gekleidet, frisiert und geschminkt war, auf den kleinen Eingang über dem ein leise vor sich hinknisterndes Neonschild mit den englischen Buchstaben ‚Blue Moon’ prangte. „Oder haben Sie etwa Angst im Dunkeln?“ Mit einem klimpernden Wimpernaufschlag blickte Youji zum zweiten Mal hoch in das Gesicht seines neuen Gastes und sah ihn mit einem verspielten Lächeln an. Schmunzelte bei dem verlegenen Kopfschütteln des Kunden und führte ihn zum Empfang, wo er sich wieder halb zu ihm drehte. „Waren Sie schon einmal in einem Host Club, mein Herr?“, wollte Youji wissen, während er seinen Gast ein wenig musterte. „Nein, bisher noch nicht, aber ich habe schon etwas darüber gelesen“, bekam er daraufhin als Antwort, was ihn erneut grinsen ließ und er verstehend nickte.

„Mein Herr, um einen Host Club richtig kennen und schätzen zu lernen, müssen Sie einen besuchen und nicht darüber lesen. Ich zeige Ihnen gern unseren Club oder möchten Sie lieber einen der anderen Hosts als Begleitung für heute Abend haben?" Der Gesichtsausdruck, den Youji bei diesen Worten aufsetzte, war sein übliches, charmantes Lächeln, bei dem nur enge und langjährige Freunde erkennen konnten, dass es falsch war. Zu gern hätte Youji diesen neuen Kunden allein für sich gehabt, dennoch zeigte er ihm die Bilder der anderen Hosts, wobei er den Anderen genau beobachtete. Doch dieser warf nur einen flüchtigen Blick auf die Bilder, verzog dabei kaum merklich seinen Mund, ehe er wieder Youji ansah und mit sanften Stimme antwortete: „Nein, Danke. Ich möchte dich als Begleitung.“

Bei diesen Worten strahlte der junge Host förmlich, versuchte es allerdings zu verbergen. „Vielen Dank für Ihre Wahl. Ich fühle mich geehrt, Ihnen Gesellschaft leisten zu dürfen. Kommen Sie bitte mit, ich zeige Ihnen den Club“, sagte er leise mit einem glücklichen Lächeln und deutete auf den Aufzug, in den er seinen Gast führte. Brachte ihn hoch in den 3. Stock und von dort zu einer kleinen Nische in dem großen Raum, der 20 Tische umfasste. Jeder Host hier hatte seinen bevorzugten Stammplatz, der von den anderen in der Regel respektiert wurde. Doch heute war sein Tisch an einen anderen vergeben worden, da sein Stammgast einen Tisch am Rand bevorzugte. Dieser befand sich, verborgen von einer halbhohen Trennwand um die sich Efeu rankte, in einer kleinen Nische, in der man keine all zu große Aufmerksamkeit erregte. Und genau dorthin brachte Youji seinen neuen Kunden, ließ ihn Platz nehmen und reichte ihm die Karte mit den Worten: „Darf ich fragen, was Sie zu Trinken bevorzugen, mein Herr? Mögen Sie lieber Sake, Bier, Wein oder etwas anderes?“

Mit ehrlichem Interesse wartete Youji auf eine Antwort und neigte sich leicht in die Richtung seines Kunden, als dieser antwortete: „Ich bevorzuge Sake. Bring bitte den Tsuki no Katsura Heiankyo (Altes Kyoto, Sake). Und nenn mich doch bitte Kiriya. Bei ‚mein Herr’ fühle ich mich gleich so alt.“

Für Youji war das das erste Mal, dass ein Kunde ihn bei seinem ersten Besuch darum bat, ihn direkt anzusprechen, weshalb er etwas aus dem Konzept geriet. „... Uhm,... wie Sie wünschen, mein He... Kiriya-san.“ stammelte er leise und senkte seinen Blick, bevor er sich wieder an seine Aufgabe erinnerte. „Bitte Entschuldigen Sie mich einen kleinen Moment. Ich werde Ihnen den Sake sofort bringen. Möchten Sie ihn warm oder kalt trinken?“
 

„Kühl, bitte“, antwortete Kiriya lächelnd und sah der Hostess hinterher, wie diese zur Theke eilte, um den gewünschten Sake zu holen. Es störte ihn nicht, dass er sich dadurch ein wenig nach vorn und zur Seite neigen musste, um dabei um die Trennwand sehen zu können. Seinen Blick ließ er dabei langsam über den vom Kimono verhüllten Körper gleiten und war angenehm überrascht, denn der dunkelblaue Stoff betonte die Figur seiner Gastgeberin angenehm. Als sich die junge Frau umdrehte und ihn mit einem Lächeln entgegen kam, setzte sich Kiriya wieder zurück auf das bequeme Ecksofa.

Geduldig wartete er, bis die Hostess um die Trennwand kam und blickte ihr lächelnd in die Augen, als sie das Tablett auf dem Tisch abstellte. Zuerst stellte sie die kleinen Gläser auf den Tisch, ehe sie in diese mit Sake eingoss, die Flasche zur Seite stellte und sich ihm gegenüber auf das u-förmige Sofa setzte. Lächelnd nahm Kiriya sein Glas in die Hand setzte zu einem „Vielen Dank, ...“ an, als ihm erst jetzt auffiel, dass er den Namen seiner Begleitung noch gar nicht erfahren hatte.
 

Youji hörte das kurze Zögern Kiriyas, was ihn veranlasste, von seinem Glas aufzublicken, nachdem er es in die Hand genommen hatte. Er bemerkte den peinlich berührten Blick seines Gastes, als ihm klar wurde, dass er vergessen hatte, sich vorzustellen. Entschuldigend Lächelnd neigte er seinen Kopf in die Richtung des Mannes, als er sich bei diesem entschuldigte. „Verzeiht meine Unachtsamkeit, ... Kiriya-san. Mein Name ist Youji“, stellte sich der Host vor und hob sein Glas an, um mit seinem Gast anstoßen zu können.
 

„Youji...“ murmelte Kiriya ein wenig irritiert und versuchte sich an die Bedeutung des Namens zu erinnern. „Das ist doch ein Jungenname, oder nicht? Ich dachte...“ mitten im Satz brach er ab, als Youji bestätigend nickte. Nun sah er sich im Raum genauer um und errötete verlegen um die Nasenspitze. „Entschuldigt, Youji-san, ich dachte, Sie wären eine Frau.“ Es war dem Mann sichtlich peinlich, dass er seine Begleitung für eine Frau gehalten hatte. Dennoch hob er sein Glas um Youji zuzuprosten. „Kanpai!“
 

„Kanpai!“, erwiderte Youji, der von der Feststellung seines Kunden, dass er ein Mann war und keine Frau, doch ein wenig überrascht war. „Verzeiht, Kiriya-san, dass ich mich nicht früher vorgestellt habe. Aber ich habe nicht erwartet, dass Sie mich wirklich für eine Frau halten würden. Heute ist ein Themenabend, an dem alle besondere Kleidung tragen. Und manche bevorzugen es, sich wie eine Frau herzurichten. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus?“ „Nein, nein, ich war nur etwas überrascht, mehr nicht“, gestand Kiriya, nachdem er sein Glas Sake geleert hatte.

Erleichtert darüber lächelte Youji seinen Kunden an und schenkte ihm etwas Sake in das leere Glas ein. „Wenn Sie es wünschen, kann ich Ihnen etwas über Host Clubs erzählen oder wäre Ihnen ein anderes Thema lieber?“ Ehrliches Interesse spiegelte sich in dem femininen Gesicht des Hosts wieder, als er Kiriya bei diesen Worten in die Augen blickte.
 

Dieses Mal nippte Kiriya, nach einem ‚Kanpai’, nur an sein Glas, ehe er eine Antwort auf die Frage wusste. „Erzähl mir etwas über deine Arbeit hier, Youji-san“, bat er schließlich und setzte sich dabei aufrechter hin, um sich etwas über den Tisch mehr in die Richtung seiner Begleitung beugen zu können. Er lauschte gespannt und fasziniert, als Youji von dem Club, seiner Arbeit und Ni-chōme erzählte.

Kiriya war etwas überrascht, als er erfuhr, wo er genau gelandet war: „Oh... dann hab ich mich richtig verlaufen.“ Kopfschüttelnd lachte Kiriya über sich selbst und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. „Eigentlich war ich auf der Suche nach einem bestimmten Restaurant in Kabukichō, das mir von einem Bekannten empfohlen wurde. Aber bei meinem schlechten Orientierungssinn ist es kein Wunder, dass ich mich nach Ni-chōme verlaufen habe.“
 

Youji musste über die Offenheit und Ehrlichkeit seines Gastes schmunzeln und stimmte in dessen Lachen mit ein. „Verzeiht, wenn ich das sage, Kiriya-san, aber da haben Sie sich ganz schön verlaufen. Darf ich fragen, ob Sie nur zu Besuch in Tokyo sind?“
 

„Nein, ich bin nur erst vor kurzem aus den USA für ein Studium hergezogen“, antwortete Kiriya mit einem Lächeln, während sein Blick immer mal wieder über die Gemälde an der Wand hinter Youji glitt, doch meist beobachtete er den jungen Host, der ihm gegenüber saß. Die Unterhaltung genoss er sichtlich, weshalb er nicht bemerkte, wie schnell die Zeit verging.

Irgendwann, nach dem dritten Krug Sake, sah Kiriya auf seine Armbanduhr und zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Es ist ja schon kurz vor Mitternacht... Ich hab gar nicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen ist“, murmelte er leise und konnte ein Gähnen nicht mehr verhindern.
 

Youji hatte die Zeit mit seinem Gast so sehr genossen, dass auch er sie ebenfalls vollkommen vergessen hatte und nun genau so überrascht war wie Kiriya. „Bedeutet das, dass Sie schon gehen müssen?“, wollte er wissen und schenkte den letzten Schluck Sake seinem Gast ein, als dieser ihm das Glas entgegen hielt und auf die Frage hin nickte.
 

„Ja, leider, ich muss morgen früh aufstehen“, begründete Kiriya seine Aufbruchsstimmung. „Ansonsten würde ich sicher noch bleiben, schließlich war das Gespräch nett, ebenso wie meine Begleitung.“ Lächelnd trank Kiriya den letzten Schluck des vorzüglichen Tsuki no Katsura Heiankyo. „Das ist wirklich ein sehr guter Sake“, lobte Kiriya den japanischen Reiswein und stellte das leere Glas wieder zurück auf den Tisch.
 

„Vielen Dank für das Kompliment, Kiriya-san. Soll ich Ihnen ein Taxi bestellen?“, schlug Youji vor, da er sich ein wenig um die Sicherheit seines Gastes sorgte. Denn auch wenn es vielleicht nicht so aussah, war dieser doch schon gut angetrunken, während er selbst kaum den Sake angerührt hatte, um später noch nüchtern genug zu sein. „Wenn Sie möchten, kann ich Sie auch nach Hause begleiten.“ Ein wenig Hoffnung schwang in Youjis Stimme mit, da er sehr gern noch etwas mehr Zeit mit diesem Gast verbracht hätte.
 

Doch dieser lehnte das Angebot ab: „Vielen Dank für das Angebot, aber ein Taxi genügt.“ Damit wollte sich Kiriya erheben, doch Youji bat ihn noch sitzen zu bleiben und einen Moment zu warten.

Geduldig wartend beobachtete Kiriya den Host wieder, als dieser zur Theke ging um das Taxi rufen und sich die Rechnung geben zu lassen, um sie ihm zu bringen. Über den verlangten Preis war Kiriya zwar ein wenig erstaunt, doch ohne zu zögern reichte er Youji den verlangten Betrag und verabschiedete sich mit den Worten: „Vielen Dank für den netten Abend, Youji-san! Ich wünsche eine angenehme Nacht.“
 

„Vielen Dank für Ihren Besuch, Kiriya-san! Ich hoffe, Sie besuchen unseren Club bald wieder“, erwiderte der Host höflich und verneigte sich dabei tief vor Kiriya, bevor er ihn zum Fahrstuhl begleitete. „Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie unseren Club bald wieder besuchen würden“, sagte er leise zu seinem Gast, als sie am Fahrstuhl angekommen waren. Legte ein zuckersüßes Lächeln auf und sah ihm dabei direkt in die Augen, bevor er, gespielt schüchtern, seinen Blick wieder senkte.

„Vielleicht“, war die einzige Antwort, die Youji darauf bekam, ehe sich die Fahrstuhltür vor seinem Gast schloss und ihm die Möglichkeit raubte ihm noch etwas zu sagen oder noch etwas zu hören.

Ein wenig traurig darüber, dass Kiriya nun gegangen war, zog sich Youji an die Theke zurück, bestellte sich ein Wasser und flirtete mit dem Barkeeper, um sich die Zeit bis Mitternacht zu vertreiben. Denn erst um diese Zeit erwartete er seinen Stammgast, der ihn für heute Nacht gebucht hatte.

In Gedanken versunken konnte sich Youji bis zum Eintreffen seines nächsten Gastes nicht von der Erinnerung an Kiriya losreißen. Er hatte ihn wohl heute das erste und letzte Mal als Gast gesehen. //Wirklich zu schade... Er wäre sicher einer von den netten Stammkunden gewesen//, seufzte der Host in Gedanken, bevor ihn sein Stammgast mit seiner Begrüßung aus seinen Gedanken riss. Lächelnd wandte sich Youji seinem Kunden zu und begrüßte ihn mit den Worten: „Ich wünsche euch einen schönen Abend, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Teru_Mikami
2013-02-17T22:29:07+00:00 17.02.2013 23:29
Ach mensch, noch kein Kommi? Na dass muss ich schnell ändern (^_^) .... Also wo fang ich an? Ich finde diese Geschichte toll,ich liebe kabukicho und habe mich über dein kleines Schmuckstück sehr gefreut *nun in der favo*... Es ist zwar erst der Anfang, aber es ist sehr vielversprechend, du hast einen guten Ausdruck bzw. umschreibst sehr schön, benutzt nicht zu häufig die Namen und man merkt dass du sehr gut informiert bist \(*.*)/ Es macht richtig Spass zu lesen, und nun warte ich schon sehnsüchtig auf neue Kapitel denn du hast mich neugierig gemacht... Ganz großes Lob...weiter so
Antwort von:  Ashura-oh
18.02.2013 09:02
Hi Billy,

danke für den lieben Kommi! :)
Ja, hat mich einiges an Zeit und Nerven gekostet, die Infos (und weitere für kommende Szenen) zu finden y.y
Und ja, es ist erst der Prolog fertig, Kapitel 1 hat allerdings schon 1/4 der gewünschten Länge. Ich werd versuchen, diese Woche das Kapitel fertig zu bekommen, damit ich meinen Beta-Leser bezirzen kann, es durchzulesen. ^^'
Die Storyline selbst ist im groben feststehend und ein Konzept liegt vor. Umfasst einige Hundert Wordseiten. ^//^ Kannst also gespannt sein, was auf die beiden noch zukommt und wer später noch alles mitmischt.

Liebe Grüße
Spiky
Antwort von:  Teru_Mikami
18.02.2013 14:12
supi,na dann freu ich mich schonmal ^_^


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